DE10053324A1 - Verfahren zum Kettenabbruch bei der anionischen Polymerisation - Google Patents
Verfahren zum Kettenabbruch bei der anionischen PolymerisationInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von linearen Polymerisaten oder Blockpolymerisaten des Styrols durch anionische Polymerisation, wobei der Kettenabbruch mittels eines n-Alkylglycidylethers oder eines Dialkylketons vorgenommen wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
linearen Polymerisaten oder Blockcopolymerisaten des Styrols
durch anionische Polymerisation von Styrol und gegebenenfalls
Butadien in einem inerten, unpolaren Lösungsmittel in Gegenwart
von lithiumorganischen Initiatoren und anschließendem Abbruch
der "lebenden" Polymerketten.
Bei der anionischen Polymerisation von Styrol und der Copoly
merisation von Styrol und Butadien zu Blockcopolymerisaten muß
das "lebende" Kettenende terminiert werden. Als Kettenabbruch
mittel werden in der Praxis Alkohole, insbesondere Isopropanol,
eingesetzt.
Es hat sich nun gezeigt, daß bei der Herstellung von linearen
Polymerisaten bei Terminierung mit Alkoholen in den Wärmetau
schern zum Aufheizen der Polymerlösung auf 200°C für die Flash
entgasung innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen sich ein Wand
belag bildet, der den Wärmeübergang zunehmend verschlechtert.
Bei längeren Kampagnen muß daher der Wärmetauscher ausgebaut und
gereinigt werden. Auch im Polymerisationskessel selbst wird die
Bildung eines weißen Belags beobachtet, bei dem es sich wahr
scheinlich um Lithiumisopropanolat und Lithiumhydroxid handelt.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, diese Belagbildung
zu unterdrücken. Es wurde gefunden, daß diese Aufgabe gelöst
wird, wenn man als Kettenabbruchmittel einen n-Alkylglycidylether
oder ein Dialkylketon einsetzt.
Gegenstand der Erfindung ist demzufolge ein Verfahren zur Her
stellung von linearen Polymerisaten oder Blockcopolymerisaten des
Styrols durch anionische Polymerisation von Styrol und gegebenen
falls Butadien in einem inerten, unpolaren Lösungsmittel und
anschließendem Abbruch des "lebenden" Polymerketten durch einen
n-Alkylglycidylether oder durch ein Dialkylketon.
Nach Hydrolyse des beim Kettenabbruch entstandenen Lithium
alkoholats wird ein mit Hydroxygruppen terminiertes Polymerisat
erhalten. Die Funktionalisierung von lebenden anionischen Poly
merisaten, insbesondere von Polybutadien und Polyisopren, mit
Hydroxyendgruppen durch Kettenabbruch mit Ethylenoxid ist an sich
bekannt, z. B. aus H. L. Hsieh und R. P. Quirk, "Principles of Anio
nic Polymerization", Marcel Dekker 1996, Seite 267, und S. F.
Reed, Journal of Polymer Science, Part A-1, Col. 10 (1972), Sei
ten 1187-1194. In diesen Veröffentlichungen findet sich jedoch
kein Hinweis darauf, daß durch eine Hydroxyfunktionalisierung
die Belagbildung bei der anionischen Polymerisation von Styrol
unterdrückt werden kann. Bei Verwendung von Ethylenoxid als Ket
tenabbruchmittel müßten wegen seiner Cancerogenität aufwendige
Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, so daß es in einem
technischen Verfahren ohnehin nicht geeignet wäre.
Die anionische Polymerisation von Styrol und die Copolymerisation
von Styrol und Butadien zu Blockcopolymeren sind wohlbekannt.
Blockcopolymere bestehen aus mehreren Polymerblöcken, z. B. Poly
styrol-, Polybutadien- und Butadien/Styrol-Copolymerblöcken. Bei
letzterem kann es sich um statistische Copolymere handeln oder
z. B. um "getaperte" Copolymerblöcke, bei denen sich erst eine Po
lybutadiensequenz bildet, in die bei fortschreitender Polymeri
sation immer mehr Styrol eingebaut wird, so daß schließlich
eine Polystyrolsequenz entsteht. In allen Fällen befindet sich
am Kettenende ein Lithiumatom, das terminiert werden muß.
Die anionische Polymerisation wird in einem inerten, unpolaren
Lösungsmittel, vorzugsweise in Cyclohexan, durchgeführt. Bevor
zugte lithiumorganische Initiatoren sind n-Butyllithium und sec.-
Butyllithium. Bei der Polymerisation können die üblichen Hilfs
mittel zugesetzt werden, wie z. B. Ether, wie Tetrahydrofuran, die
als Aktivatoren für n-Butyllithium und - in größeren Mengen ein
gesetzt - als Randomizer zur Herstellung von statistischen
Copolymerisaten wirken, sowie Kaliumalkoholate, wie Kalium-tert.-
amylat, die ebenfalls als Randomizer wirken.
Nach Beendigung der Polymerisation erfolgt erfindungsgemäß der
Kettenabbruch mittels eines n-Alkylglycidylethers oder eines
Dialkylketons. Bevorzugte Kettenabbruchmittel sind n-Butyl
glycidylether und Diethylketon. Das Kettenabbruchmittel wird
zweckmäßigerweise in stöchiometrischen Mengen, bezogen auf
Lithium, oder in geringem Unterschuß eingesetzt, vorzugsweise im
Molverhältnis 1 : 1 bis 1 : 0,95. Durch Anwendung eines geringen Un
terschusses kann vermieden werden, daß Rückstände des Abbruchmit
tels im Polymerisat enthalten bleiben.
Es hat sich gezeigt, daß bei dem erfindungsgemäßen Kettenabbruch
häufig eine starke Erhöhung der Viskosität der Polymerlösung auf
tritt. Um die Viskosität wieder zu erniedrigen, können in einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung Alkohole, vorzugsweise
Isopropanol oder Glycerin, in unterstöchiometrischen Mengen
zugesetzt werden. Bevorzugt werden auf 100 Mol Lithium 1 bis 99,
insbesondere 5 bis 50 Mol Alkohol zugesetzt.
Im Anschluß an den Kettenabbruch bzw. an die Viskositäts
erniedrigung wird das entstandene Lithiumalkoholat hydrolysiert.
Dies kann mit organischen oder anorganischen Säuren geschehen,
vorzugsweise mit CO2/H2O. Dabei werden auch restliche Carbonionen,
die bei einem Unterschuß an Kettenabbruchmittel vorliegen, termi
niert.
Das bei der Hydrolyse entstehende Lithiumsalz sollte in der Poly
merisatlösung löslich oder zumindest fein dispergierbar sein,
damit das Polymerisat transparent bleibt. Dies ist bei Lithium
carbonat, das bei Hydrolyse mit CO2/H2O entsteht, der Fall.
Nach Kettenabbruch und Hydrolyse wird die Polymerlösung wie
üblich stabilisiert, z. B. mit Trisnonylphenylphosphit, 2,6-Di
tert.butyl-4-methylphenol, Irganox 1076 oder Irganox 3052
(CIBA SC), und nach bekannten Entgasungsverfahren vom Lösungsmit
tel befreit.
In einem inertisierten und mit Stickstoff überlagerten 10 l-Edel
stahlrührbehälter wurden 2991 ml über Aluminiumoxid getrocknetes
Cyclohexan und 1 ml 1,1-Diphenylethen vorgelegt und die Mischung
so lange bei 58°C mit 1,3-molarer sec.-Butyllithium-Lösung in
Cyclohexan versetzt, bis bei 1,6 ml eine leichte Rotfärbung
auftrat. Danach wurden 15,4 ml s-Butyllithium und 1,48 ml Kalium
tert.-Amylat (5,4%ig in Cyclohexan) in den Kessel eingespritzt.
1100 ml Styrol wurden bei 50°C unter Kühlung über 10 min.
zudosiert. Hierbei stieg die Temperatur auf 97°C an. Die Lösung
war tief dunkelrot bis schwärzlich. 2 min nach Erreichen der
Maximaltemperatur und Einsetzen des Temperaturrückgangs wurden
2,86 ml (19 mmol = 95 mol-% bzgl. sec-Butyllithium) Butylglycid
ether zugegeben. Nach 5 min. war die Lösung hellrot. Die Viskosi
tät war deutlich angestiegen. Zur Lösung wurden dann 3,0 g einer
10%igen Isopropanollösung (25 mol-% bzgl. Butyllithium) in
Cyclohexan gegeben, wobei die Viskosität wieder auf den ursprüng
lichen Wert vor der Zugabe von Butylglycidylether abfiel. Nach
Abkühlen auf 40°C wurde die Lösung in einen Kanister abgelassen
und mit 10 g Trockeneis (CO2) und 5 ml Wasser versetzt und ge
schüttelt. Die Lösung war danach wasserklar und farblos. Sie ver
änderte sich über mehrere Tage hinweg nicht.
Die GPC-Messung ergab einen monomodalen Peak mit Mw/Mn = 1,03 und
Mn = 54 000 g/mol (Theorie 50 000).
Die Lösung wurde im Vakuumtrockenschrank eingedampft und der
Rückstand bei 180°C zu 2 mm dicken Pressplatten verarbeitet, an
denen die Transparenz bestimmt wurde: Transmission 88,59%,
Yellownessindex: 1,7; Haze: 4,1.
Die Polymerisation wurde wie in Beispiel 1 durchgeführt, jedoch
zum Terminieren statt Butylglycidylether 12 g 10%ige Isopropa
nollösung zugegeben. Die blassgelbe Lösung wurde dann wie oben
mit 10 g Trockeneis (CO2) und 5 ml Wasser sauergestellt. Sie war
zwar farblos, aber milchig trüb. Nach einem Tag Stehen fiel ein
voluminöser weißer Niederschlag aus, der als feuchtes Li2CO3 iden
tifiziert wurde.
Analog Beispiel 1 wurden statt Butylglycidylether 2,01 ml
Diethylketon eingesetzt und analog aufgearbeitet. Die Lösung war
danach ebenfalls wasserklar und farblos. Sie veränderte sich über
mehrere Tage hinweg nicht.
Die GPC-Messung ergab einen monomodalen Peak mit Mw/Mn = 1,03 und
Mn = 53 000 g/mol (Theorie 50 000).
Die Lösung wurde im Vakuumtrockenschrank eingedampft und der
Rückstand bei 180°C zu 2 mm dicken Pressplatten verarbeitet, an
denen die Transparenz bestimmt wurde: Transmission 89,00%,
Yellownessindex: 1,6; Haze: 2,7.
Analog Beispiel 1 wurden statt Butylglycidylether 1,99 ml Cyclo
hexanon eingesetzt und analog aufgearbeitet. Die Lösung war da
nach ebenfalls wasserklar und farblos. Sie veränderte sich über
mehrere Tage hinweg nicht.
Die GPC-Messung ergab eine bimodale Molmassenverteilung mit
Maxima bei 47 000 und 94 000 g/mol. Der hochmolekulare Anteil
betrug 21%.
Analog Beispiel 1 wurden statt Butylglycidylether 12 g 10%ige
Acetonlösung eingesetzt und analog aufgearbeitet. Die Lösung war
danach ebenfalls wasserklar, aber tief braunrot gefärbt. Sie ver
änderte sich über mehrere Tage hinweg nicht.
Die GPC-Messung ergab eine bimodale Molmassenverteilung mit
Maxima bei 47 000 und 94 000 g/mol. Der hochmolekulare Anteil
betrug 25%.
In einem inertisierten und mit Stickstoff überlagerten 10 l-Edel
stahlrührbehälter wurden 4786 ml über Aluminiumoxid getrocknetes
Cyclohexan und 1 ml 1,1-Diphenylethen vorgelegt und die Mischung
so lange bei 58°C mit 1,4-molarer sec-Butyllithium-Lösung in
Cyclohexan versetzt, bis bei 1,6 ml eine leichte Rotfärbung auf
trat. Danach wurden 10,4 ml (14,6 mmol) 1,4-molares s-Butyl
lithium und 1,16 ml (0,39 mmol) Kalium-tert.Amylat (0,338 molar
in Cyclohexan) in den Kessel eingespritzt. In einem Temperatur
bereich zwischen 40 und 65°C werden sukzessive die folgenden
Monomermengen zugegeben und vollständig auspolymerisiert:
- a) 211 ml (192 g) Styrol,
- b) 146 ml (133 g) Styrol und 335 ml (219 g) Butadien gleich zeitig,
- c) 276 ml (251 g) Styrol und 276 ml (181 g) Butadien gleich zeitig,
- d) 686 ml (624 g) Styrol.
2 min nach Erreichen der Maximaltemperatur und Einsetzen des Tem
peraturrückgangs wurden 1,97 ml (14,5 mmol = 95 mol-% bzgl. sec-
Butyllithium) Butylglycidylether zugegeben. Nach 5 min war die
ursprünglich rot-schwarze Lösung hellrot. Die Viskosität war
deutlich angestiegen. Zur Lösung wurden dann 0,07 ml (2,9 mmol)
Glycerin gegeben, wobei die Viskosität wieder auf den ursprüng
lichen Wert vor der Zugabe von Butylglycidylether abfiel. Nach
Abkühlen auf 40°C wurde die Lösung in einen Kanister abgelassen
und mit 7 g Trockeneis (CO2) und 3,4 ml Wasser versetzt und ge
schüttelt. Die Lösung war danach wasserklar und farblos. Nach
einem Tag wurde sie schwach trüb. Die GPV-Messung ergab einen mo
nomodalen Peak mit Mw/Mn = 1,135 und Mn = 146 000 g/mol.
Der Versuch wurde wie Beispiel 5 durchgeführt, nur daß statt
Butylglycidylether 0,9 g Isopropanol zugegeben wurden. Nach dem
Ansäuern mit CO2/Wasser wurde eine zwar farblose, aber stark trübe
Lösung erhalten, aus der im Laufe eines Tages ein dicker, flocki
ger Niederschlag ausfiel.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung von linearen Polymerisaten oder
Blockcopolymerisaten des Styrols durch anionische Poly
merisation von Styrol und gegebenenfalls Butadien in
einem inerten, unpolaren Lösungsmittel in Gegenwart von
lithiumorganischen Initiatoren und anschließendem Abbruch
der "lebenden" Polymerketten, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kettenabbruch durch einen n-Alkylglycidylether oder
durch ein Dialkylketon vorgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Kettenabbruchmittel n-Butylglycidylether oder Diethylketon
eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kettenabbruchmittel in stöchiometrischen oder gering unter
stöchiometrischen Mengen, bezogen auf Lithium, eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach
dem Kettenabbruch zur Erniedrigung der Viskosität der Lösung
Alkohole, vorzugsweise Isopropanol oder Glycerin, in unter
stöchiometrischen Mengen, bezogen auf Lithium, zugesetzt
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
im Anschluß an den Kettenabbruch nach Anspruch 1 bzw. im
Anschluß an die Viskositätserniedrigung nach Anspruch 4
das entstandene Lithiumalkoholat hydrolysiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Hydrolyse mittels wäßriger Säuren, vorzugsweise mittels
CO2/H2O, durchgeführt wird.
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Legal Events
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8130 | Withdrawal |