DE19509805A1 - Transparente, schnell freisetzende Zubereitungen von nichtsteroidalen Analgetica - Google Patents
Transparente, schnell freisetzende Zubereitungen von nichtsteroidalen AnalgeticaInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft transparente, schnellfreiset
zende Zubereitungen nichtsteroidaler Analgetica mit antipyreti
scher und antiphlogistischer Wirkung, erhältlich durch Extrusion
einer Schmelze, enthaltend neben einem oder mehreren Wirkstoffen
- a) 50 bis 100 Gew.-% Homopolymeren des N-Vinylpyrrolidons mit einem K-Wert nach Fikentscher von 30,
- b) 0 bis 30 Gew.-% an wasserlöslichen Sacchariden oder Zucker alkoholen oder Mischungen daraus, und
- c) 0 bis 20 Gew.-% an einem oder mehreren physiologisch akzep tabler Salze des Natriums oder des Kaliums,
wobei die Mengenangaben sich auf die Summe von a), b) und c) be
ziehen, und anschließender Formgebung.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
solcher Zubereitungen.
Gerade bei Analgetica ist die schnelle Freisetzung des Wirkstoffs
zur Erzielung einer rasch einsetzenden schmerzstillenden Wirkung
von entscheidender Bedeutung.
Im Falle von schlecht wasserlöslichen Wirkstoffen wie sie bei
spielsweise die analgetisch wirksamen organischen Säuren darstel
len, ist eine schnelle Freisetzung ausreichender Dosen oft nicht
so einfach zu erreichen.
In der EP-A 607 467 wird vorgeschlagen, die schnelle Freisetzung
von Ibuprofen durch einen Zusatz von basischen Salzen zu fördern,
welche während des Pelletiervorgangs in Form wäßriger Lösungen
auf den mit einem Hilfsstoff vorgemischten Wirkstoff aufgebracht
werden. Die Pellets werden anschließend auf herkömmliche Weise zu
Tabletten verpreßt. Diese Vorgehensweise ist jedoch relativ auf
wendig und deshalb ökonomisch wenig günstig.
Es ist weiterhin bekannt, daß durch die Extrusion wirkstoffhalti
ger Polymerschmelzen mit anschließender kontinuierlicher Formge
bung die Herstellung von Arzneiformen auf sehr wirtschaftliche
Weise erfolgen kann.
In der EP-B 240 904 wird ein solches Verfahren zur Herstellung
fester pharmazeutischer Formen durch Extrusion wirkstoffhaltiger
Polymerschmelzen beschrieben, wobei als Polymere Homo- oder
Copolymere des N-Vinylpyrrolidons verwendet werden.
Bei einem solchen Verfahren besteht jedoch das grundsätzliche
Problem, daß die matrixbildenden Polymere zum einen bei den Ver
arbeitungstemperaturen ausreichend thermoplastisch verarbeitbar
sind bzw. durch Zusatz einer weichmachenden Substanz verarbeitbar
werden, zum anderen aber unter den üblichen Lagerungsbedingungen
zu stabilen Arzneiformen führen, bei denen kein "kalter Fluß"
eintritt.
Dieses Problem ist umso schwerer lösbar, wenn man schnell frei
setzende Arzneiformen herstellen will. Dazu eignen sich normaler
weise vor allem relativ niedermolekulare Polymere, die sich in
Verdauungssäften schnell auflösen. Gerade diese zeigen aber ver
stärkt das Phänomen des "kalten Flusses" bei den fertigen Arznei
formen. Höhermolekulare Polymere sind üblicherweise nicht schnell
freisetzend und können ohne Weichmacher kaum extrudiert werden,
da die Glastemperatur (DIN 52324) wesentlich höher liegt.
Ein zusätzliches Problem stellt sich, wenn man transparente
Arzneiformen durch Schmelzextrusion herstellen will. Nur in
transparenten Formen ist der Wirkstoff völlig gleichmäßig ver
teilt, ohne daß Kompartimentierung auftritt. Dies ist für eine
schnelle Freisetzung unerläßlich. Zudem vereinfacht der Einsatz
transparenter Formen die Qualitätskontrolle und die Patienten-
Compliance.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es transparente, schnell
freisetzende Zubereitungen nichtsteroidaler Analgetica zu finden,
die auf einfache Weise durch Schmelzextrusion mit anschließender
Formgebung herstellbar sind und eine gute Lagerstabilität aufwei
sen.
Demgemäß wurden die eingangs definierten Zubereitungen gefunden.
Als Wirkstoffe kommen erfindungsgemäß nichtsteroidale Analgetica
mit antipyretischer und antiphlogistischer Wirkung in Betracht,
wie sie auch für die symptomatische antirheumatische Therapie
eingesetzt werden.
Geeignete Wirkstoffe sind demgemäß Derivate der Salicylsäure wie
Acetylsalicylsäure sowie Derivate anderer organischer Säuren und
Pyrazolderivate. So kommen als Wirkstoffe Arylsäurederivate wie
Diclofenac, Tolmetin oder Zomepirac in Betracht, weiterhin Aryl
propylsäurederivate wie Ibuprofen, Naproxen, Fenoprofen, Flur
biprofen oder Ketoprofen oder auch Indol- und Indenessigsäurede
rivate wie beispielsweise Indometacin oder Sulindac. Geeignete
Pyrazolderivate sind beispielsweise Phenazon, Aminophenazon,
Metamizol, Propyphenazon, Phenylbutazon oder Oxyphenbutazon.
Bevorzugte Wirkstoffe sind Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und
Ketoprofen, Gulindac, Indometacin, Flurbiprofen.
Es können auch Wirkstoffgemische eingesetzt werden.
Als Komponenten a) enthalten die erfindungsgemäßen Zubereitungen
ein Homopolymeres des N-Vinylpyrrolidons mit einem K-Wert nach
Fikentscher von 30. Dieses Homopolymere ist gut thermo- und was
serlöslich, wobei "wasserlöslich" bedeutet, daß sich in 100 g
Wasser bei 20°C mindestens 0,5 g, vorzugsweise mindestens 2 g des
Polymeren lösen, gegebenenfalls auch kolloidal. Die Herstellung
des Homopolymeren ist allgemein bekannt.
Als Komponenten b) kommen wasserlösliche Saccharide oder Zucker
alkohole oder deren Mischungen in Betracht. Geeignete Saccharide
sind vor allem Mono- oder Disaccharide wie Galactose, Fructose,
Dextrose, Mannose, Maltose, Isomaltulose (Palatinose), Lactose
oder Saccharose.
Geeignete Zuckeralkohole sind beispielsweise Mannit, Xylit, Sor
bit, Adonit, Dulcit, generell Pentite und Hexite.
Als Komponenten c) kommen physiologisch verträgliche Natrium
und/oder Kaliumsalze in Betracht beispielsweise Natriumacetat,
Kaliumacetat, Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat, Dinatriumhydrogen
carbonat, Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Natriumchlorid oder
Kaliumchlorid, wobei Natriumacetat bevorzugt ist.
Die Mengenverhältnisse der Komponente a), b) und c) werden
erfindungsgemäß so gewählt, daß die Zubereitungen
- a) 50 bis 100 Gew.-%, bevorzugt, 60 bis 90 Gew.-% der Kompo nente a),
- b) 0 bis 30 Gew.-%, bevorzugt 5 bis 20 Gew.-%, der Kompo nente b), und
- c) 0 bis 20 Gew.-%, bevorzugt 5 bis 20 Gew.-% der Komponente c) enthalten
wobei die Mengenangabe sich auf die Summe von a), b) und c) be
ziehen.
Bevorzugte Zubereitungen enthalten 80 bis 95 Gew.-% an Kompo
nente a) und 5 bis 20 Gew.-% an Komponente c), bezogen auf die
Summe von a) und c).
Die Gesamtzusammensetzung der Wirkstoffzubereitungen kann je nach
erforderlicher Wirkdosis und Freisetzungsgeschwindigkeit in wei
ten Grenzen variiert werden. So kann der Anteil an Wirkstoff 0,1
bis 90, vorzugsweise 0,5 bis 60 Gew.-% der gesamten Zubereitung
betragen.
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen können zusätzlich übliche
pharmazeutische Hilfsstoffe in den üblichen Mengen enthalten.
Das Mischen des Wirkstoffs oder der Wirkstoffe mit den polymeren
Bindemitteln und gegebenenfalls galenischen Zusätzen kann vor
oder nach dem Schmelzen des polymeren Bindemittels nach den in
der Technik üblichen Verfahren erfolgen. Bevorzugt wird das Mi
schen im Extruder, vorzugsweise einem Zweischneckenextruder oder
einem Einschneckenextruder mit Mischabteil.
Die Schmelzen sind lösungsmittelfrei. Damit ist gemeint, daß kein
Wasser und kein organisches Lösungsmittel zugesetzt wird.
Die Herstellung erfolgt durch Extrusion bei 50 bis 180°C, vorzugs
weise 60 bis 150°C und anschließende Verformung des noch plasti
schen Stranges, z. B. durch Verformen zu Tabletten, beispielsweise
gemäß EP-A 240 906 durch Hindurchführen des Stranges zwischen
zwei gegenläufig angetriebenen Walzen mit einander gegenüberlie
genden Vertiefungen im Walzenmantel, deren Ausführung die Tablet
tenform bestimmt. Auch Kaltabschlag kommt in Betracht.
Bevorzugt wird der sogenannte Heißabschlag. Dabei werden die
Stränge unmittelbar nach dem Austritt aus der Düsenanordnung am
Extruder durch beispielsweise rotierende Messer oder eine andere
geeignete Anordnung zerkleinert, zweckmäßig in Stücke, deren
Länge etwa gleich dem Strangdurchmesser ist. Diese abgeschlagenen
Schmelzteilchen kühlen im Luft- oder Gasstrom so weit ab, daß die
Oberfläche vor einer Berührung mit anderen Teilchen oder einer
Gefäßwand bereits klebfrei ist, andererseits die Teilchen aber
noch so plastisch sind, daß sie durch Zusammenstöße, z. B. mit der
Wandung eines angeschlossenen Cyclons, eine sphärische Form er
halten. Man erhält so in einfacher Weise weitgehend kugel- oder
linsenförmige Teilchen mit Durchmessern von 0,5 bis 4, vorzugs
weise 0,8 bis 2 mm. Die bevorzugten kleineren Teilchen sind in
erster Linie zum Füllen von Kapseln geeignet.
Die festen Arzneiformen können auch mit einem üblichen Überzug
zur Verbesserung des Aussehens und/oder des Geschmacks (Dragee)
versehen werden.
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen von nichtsteroidalen Analge
tica mit antipyretischer und antiphlogistischer Wirkung sind
transparent, lagerstabil und schnell freisetzend. "Schnell frei
setzend" bedeutet, daß die Freisetzung des Wirkstoffs nach
30 min, gemessen nach der Paddle-Methode nach USP XXII, minde
stens 70% beträgt.
Überraschenderweise waren trotz Verwendung eines relativ hochmo
lekularen Polymers sogar Arzneiformen mit hohen Gewichten wie
1000 mg schnell freisetzend. Vorteilhaft an großen Tabletten ist
auch, daß sie als Lutschtabletten angewendet werden können, ohne
verschluckt zu werden, wobei durch den Zusatz von Zuckeralkoholen
auch keine Geschmacksprobleme auftreten. Gerade bei älteren Pati
enten oder bei Patienten mit Dysphagie ist das Schlucken größerer
Tabletten oft mit Schwierigkeiten verbunden, so daß schnell frei
setzende Lutschtabletten große Vorzüge aufweisen.
Die in den Beispielen jeweils angegebenen Zusammensetzungen wur
den vorgemischt und in den Einzug eines Doppelschnecken-Extruders
(Werner & Pfleiderer, ZSK 30) eingetragen. Die Schmelzextrusion
erfolgte mit einem Produktdurchsatz von 3 bis 4 kg/h. Die Tempe
raturen der einzelnen Temperaturzonen ("Schüsse") des Extruders
sowie die Temperatur der beheizten Düsenleiste ist bei den Versu
chen jeweils angegeben. Aus dem Extrudat wurden gemäß dem in der
EP-B 240 906 beschriebenen Kalandrierverfahren Bolus-Tabletten
mit einem Gewicht von 1000 mg hergestellt.
Die Wirkstofffreisetzung wurde mittels der Rührflügelmethode
(Paddle-Methode nach USP XXIII, US-Arzneibuch) gemessen. Diese
invitro-Prüfungsmethode dient zur Bestimmung der Lösungsrate von
wirkstoffhaltigen Formlingen, z. B. Tabletten.
Hierzu wurden 900 ml eines Phosphatpuffers mit einem pH-Wert von
6,8 mit einem Zusatz von 0,1% Natriumlaurylsulfat in einem 1-L-
Gefäß mit Rundboden auf 37°C temperiert. Eine entsprechende Menge
an Arzneiform wurde eingewogen. Die Wirkstofffreisetzung der Boli
wurde in diesem No-Change-Test nach USP XXI bei einer Paddle-
Drehzahl von 100 Upm nach jeweils 10 Min. Stunden UV-spektrosko
pisch bestimmt.
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 20, 80, 140, 130,
130°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
130°C
Wirkstoff | |
Komponente a | |
Ibuprofen 20 Gew.-% | Polyvinylpyrrolidon |
K-Wert 30, 80 Gew.-% |
Freisetzung nach 30 Min. 82%
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 60, 120, 120,
110, 120°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
120°C
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 60, 120, 120,
120, 130°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
160°C
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 70, 130, 130,
140, 130°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
160°C
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 70, 130, 130,
140, 130°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
160°C
Temperaturen der Extruder-Zonen (Schüsse 1-5) 60, 120, 120,
120, 130°C, Temperatur Extruder-Kopf 130°C, Temperatur Düsenleiste
160°C
Claims (7)
1. Transparente, schnell freisetzende Zubereitungen nichtsteroi
daler Analgetica, mit antipyretischer und antiphlogistischer
Wirkung, erhältlich durch Extrusion einer Schmelze, enthal
tend neben einem oder mehreren Wirkstoffen
- a) 50 bis 100 Gew.-% Homopolymere des N-Vinylpyrrolidons mit einem K-Wert nach Fikentscher von 30,
- b) 0 bis 30 Gew.-% an wasserlöslichen Sacchariden oder Zuckeralkoholen oder Mischungen daraus, und
- c) 0 bis 20 Gew.-% an einem oder mehreren physiologisch akzeptablen Salzen des Natriums oder des Kaliums,
wobei die Mengenangaben sich auf die Summe von a), b) und c)
beziehen,
und anschließender Formgebung.
und anschließender Formgebung.
2. Zubereitung nach Anspruch 1, enthaltend 5 bis 20 Gew.-% der
Komponente c).
3. Zubereitungen nach Anspruch 1 oder 2, enthaltend als
Wirkstoff Ibuprofen.
4. Zubereitungen nach einem der Ansprüche 1 bis 3 enthaltend als
Komponente c) Natriumacetat.
5. Verfahren zur Herstellung transparenter, schnell freisetzen
der Zubereitungen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß man eine Schmelze, enthaltend neben einem
oder mehreren Wirkstoffen
- a) 50 bis 100 Gew.-% Homopolymere des N-Vinylpyrrolidons mit einem K-Wert nach Fikentscher von 30,
- b) 0 bis 30 Gew.-% an wasserlöslichen Sacchariden oder Zuckeralkoholen oder Mischungen daraus, und
- c) 0 bis 20 Gew.-% an einem oder mehreren physiologisch akzeptablen Salzen des Natriums oder des Kaliums,
wobei die Mengenangaben sich auf die Summe von a), b) und c)
beziehen, bei 50-180°C extrudiert und anschließend ver
formt.
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