DE1962586B2 - Verfahren zur entschwefelung von abgasen - Google Patents
Verfahren zur entschwefelung von abgasenInfo
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Description
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die frische Absorptionsmasse
in einem solche Ausmaße der Suspension der weitgehend beladenen Absorptionsmasse zusetzt, daß
der pH-Wert der wäßrigen Aufschlämmung des Absorptionsmittels im Bereich von 6 bis 7, vorzugsweise
6,5 bis 7, liegt.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die regenerierte Absorptionsmasse
als geröstetes Produkt der wäßrigen Aufschlämmung zusetzt und darin zur aktiven Absorptionsmasse
hydratisiert.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man mit Absorptionsmassen
arbeitet, die 1 bis 10 Molteile MgO gemeinsam mit 1 bis 4 Molteilen MnO2 enthalten, wobei Mol-Verhältnisse
von MgO : MnO2 im Bereich von 3 :1 bis 6 : 1 bevorzugt sind.
50
In dem britischen Patent 1144071 ist ein Verfahren zur Entfernung von Schwefel und Schwefelverbindungen
aus industriellen Abgasen, insbesondere Rauchgasen, beschrieben, bei dem das schwefelhaltige
Abgas mit einer festen Absorptionsmasse in Kontakt gebracht wird, die aus einem Gemisch von ampho- eo
teren Komponenten und basischen Komponenten besteht. Als amphotere Komponenten sind insbesondere
Oxide, Oxidhydratc und/oder Hydroxide von Mangan und/oder Eisen herausgestellt. Die basische Komponente
wird durch Oxide bzw. Hydroxide von Erdalkalimetallen und/oder Alkalimetallen gebildet, wobei
dem Magnesium eine besondere Bedeutung zukommen kann. Eine im Rahmen des genannten britischen
Patentes als besonders wichtig bezeichnete Absorpticnsmasse ist das Gemisch aus den entsprechenden
oxidischen Verbindungen des Mangans und des Magnesiums. Gegebenenfalls kann diese Masse
zusätzlich entsprechende Verbindungen des Eisens enthalten.
Nach dem Verfahren des britischen Patents 11 44 071 wird das zu entschwefelnde Abgas mit der Absorptionsmasse
derart zusammengebracht, daß trockene oder wenigsiens weitgehend trocken erscheinende, mit
Schwefel und Schwefelverbindungen beladene Absorptionsmassen anfallen. Diese beladene Masse wird dann
in einem getrennten Verfahrensschritt durch Abrüsten von Schwefel befreit. Man kann dabei derart mehrstufig
arbeiten, daß zunächst die schwefelbeladene Masse mit Kohlenstoff, insbesondere Koks, bei Temperaturen
über 10000C reduziert und dann in einer zweiten Stufe im Temperaturbereich von 3OO-8OO°C
einer oxidativen Behandlung unterworfen wird. Im Falle der technisch besonders bedeutungsvollen Mischungen
aus den oxidischen Verbindungen des Magnesiums und des Mangans sowie gegebenenfalls
Eisens kann man aber die mit Schwefel bzw. Schwefelverbindungen beladene Absorptionsmasse auch direkt
in Mischung mit Kohlenstoff ohne vorherige reduzierende Behandlung oxidierend abrosten. Hierbei
werden Temperaturen von wenigstens 7500C, vorzugsweise zwischen 800 und 1000°C, eingestellt.
Bei dieser Regeneration durch Abrösten tritt die Bildung von Oxidverbindungen zwischen der basischen
und der amphoteren Metallkomponente in der Absorptionsmasse ein, wodurch beide wechselseitig gegen
eine Inaktivierung in dem für die Röststufe notwendigen Temperaturbereich geschützt werden. Im Falle
der Verwendung von Verbindungen des Magnesiums und Mangans können sich gut definierte Magnesium-Manganite
bilden.
Zur Wiederverwendung der derart abgerösteten oxidischen
Absorptionsmasse als hochaktives Absorptionsmittel im Verfahren des britischen Patents
11 44 071 ist es notwendig, das Röstprodukt zu hydratisieren.
Hierzu wird die geröstete Masse in Wasser im Temperaturbereich von 60-1000C aufgeschlämmt
und für den Zeitraum von 2 bis 8 Stunden behandelt.
Eingehende Untersuchungen über die Abhängigkeit der Absorptionsaktivität vom Hydratationsgrad der Absorptionsmasse
haben ergeben, daß wenigstens für die Absorption von SO2 und H2S eine möglichst weitgehende
Annäherung an die theoretisch mögliche Hydratation von entscheidender Bedeutung ist. Sowohl
die Geschwindigkeit der Schwefelaufnahme in der Absorptionsmasse - d. h. damit die Verweilzeit des
zu reinigenden Abgases in Kontakt mit der Absorptionsmasse - als auch der Zeitraum der praktisch
100%igen Aufnahme der jeweiligen schwefelhaltigen Verunreinigung durch die Absorptionsmasse sind eindeutige
Funktionen des Hydratationsgrades. Das geht aus den folgenden vergleichenden Untersuchungen
hervor:
Eine Absorptionsmasse aus 3 MoI MgO und 1 Mol MnO2 - die damit der hypothetischen Formel Mg3MnOs
entspricht - ist theoretisch in der Lage, 25,8 Gew.-% Wasser aufzunehmen. Dieses wäre die maximal mögliche
Hydratisierung unter der Voraussetzung, daß alles MgO in Mg(OH)2 und alles MnO2 in MnO(OH)2
umgewandelt wird.
Bezeichnet man den Hydratationsgrad mit dem Symbol«, so ist dieser = 1, wenn die maximal mögliche
Wasseraufnahme für das analytisch bestimmte Molverhältnis
des vorliegenden Manganits erfolgt ist.
Die Untersuchung über die Abhängigkeit des Hy-
Die Untersuchung über die Abhängigkeit des Hy-
dratationsgrades α von der Dauer der Hydratisierung und der dabei eingesetzten Temperatur ist in der
folgenden Tabelle I zusammengestelli..
Temperatur | Zeit (min) | 30 | 45 | 60 | 90 | 120 | 180 | 240 |
CQ | 10 | a = | a = | a = | a = | a = | a = | a = |
a = | 0,1 | 0,1 | 0,1 | 0,14 | 0,17 | 0,26 | 0,30 | |
20 | 0,1 | 0,32 | 0,48 | 0,52 | 0,58 | 0,60 | 0,64 | 0,62 |
50 | 0,22 | 0,56 | 0,64 | 0,73 | 0,81 | 0,85 | 0,82 | 0,82 |
70 | 0,36 | 0,58 | 0,70 | 0,70 | 0,82 | 0,80 | 0,81 | 0,82 |
90 | 0,35 | |||||||
Bei vergleichenden Untersuchungen wurde keine Abhängigkeit des Hydratationsgrades und der Hydratisierungsgeschwindigkeit
vom Molverhältnis MgO: MnO2 im Bereich von 2:1 bis 6 :1 sowie von
dem Ausmaß der Durchmischung der festen Masse und des Wassers erkannt, vorausgesetzt, daß eine dauernde
gute Durchmischung der Suspension sichergestellt ist. Die Erzeugung selbst starker Scherkräfte
in der Suspension mit Turbinen-oder Zahnkäfigrührern
zeigte keinen Einfluß.
Der Zusammenhang zwischen dem Hydratationsgrad und der Aktivität der Absorptionsmasse geht aus den
folgenden Untersuchungen hervor:
50 g der hydratisierten Absorptionsmasse (jeweils bezogen auf Trockensubstanz entsprechend dem Hydratationsgrad)
werden in 100 ml Wasser aufgeschlämmt und unter dauerndem Rühren mit einem 1 % SO2 enthaltenden Luftstrom begast. Die Einleitungsgeschwindigkeit
beträgt 1 l/Min., die Temperatur der Suspension 7O0C. Die Aktivität der Masse wird
als der Zeitraum - ausgedrückt in Minuten - definiert, der bis zum Durchbruch erster Spuren von
SO2 vergeht.
Die eindeutige Abhängigkeit der Absorptionsaktivität vom Hydratationsgrad geht aus der folgenden
Tabelle II hervor:
Zeitraum der 100%igen
Absorption
in Minuten
0,1 | 2 |
0,26 | 4 |
0,36 | 7 |
0,48 | 17 |
0,52 | 23 |
0,58 | 28 |
0,64 | 32 |
0,70 | 33 |
0,81 | 34 |
Darüber hinaus ergaben Absorptionsversuche mit trockenen oder nur schwach angefeuchteten und vorher
nicht hydratisierten Massen keine meßbare SO2-Absorption
im Temperaturbereich zwischen 20 und 900C. Dies war selbst dann der Fall, wenn der SO2-haltige
Luftstrom vorher mit Wasserdampf gesättigt worden war.
In weiteren Versuchen wurden mit entsprechenden Massen die erforderlichen Verweilzeiten bestimmt,
die zur Absorption von ca. 90% des SO2-Gehaltes
aus einem SO2-Luftgemisch mit einem Gehalt von
0,2% SO2 erforderlich sind. Die Absorptionsmasse wurde dabei als Suspension in den Gasstrom gesprüht.
Unter sonst völlig gleichen Bedingungen bezüglich des Gases, der Temperatur, der Menge und Temperatur
der umlaufenden Suspension sowie Verdüsungsdruck, ergeben sich die folgenden Werte.
Tabelle III | 0,64-0,70 | Erforderliche Verweilzeit in Sekunden |
a | 19 2 ~0,05 |
Diese bei der Absorption von SO2 ermittelten Abhängigkeiten
vom Hydratationsgrad der Absorptionsmasse gelten entsprechend auch für die Absorption
von Schwefelwasserstoff aus Abgasen.
Suspendiert man einen frisch gerösteten Magnesium-Manganit
in Wasser und bringt diese Suspension mit einem schwefelwasserstoffhaltigen Gas in Kontakt,
so erfolgt keinerlei Absorption. Es ist dabei unerheblich, ob man das Gas in die Suspension einleitet
oder diese in den Gasstrom versprüht.
Untersuchungen haben gezeigt, daß erst bei einem so Hydratationsgrad α oberhalb 0,6 die Absorption von
H2S in praktisch interessierendem Umfange einsetzt. Bei α-Werten oberhalb 0,7 wird dann H2S rasch und
weiterhin bei α-Werten um 0,8 praktisch vollständig absorbiert.
Hydratations- Absorption in % des
grad α Ausgangsgehaltes
grad α Ausgangsgehaltes
0,45 | <10% |
0,64 | -50% |
0,72 | 86-90% |
0,80 | 98-100% |
Bei diesen Vergleichsversuchen wurden dabei jeweils die folgenden Versuchsbedingungen eingehalten:
Gasmenge = 300 NmVh, H2S-Gehalt = 2 g/Nm\ Gastemperatur
= 45-48°C und Verweilzeit = ~ 1 see.
Von diesen Erkenntnissen der Abhängigkeit der Absorptionsaktivität
der eingesetzten Masse vom Hydratationsgrad ausgehend wurde nunmehr ein Verfahren
entwickelt, das Verbesserung des in dem britischen Patent 11 44 071 geschilderten allgemeinen Verfahrensprinzips betrifft. Das neue Verfahren ist dabei insbesondere
ausgerichtet auf die möglichst weitgehende Kostenersparnis bei der Abgasentschwefelung. Es berücksichtigt
damit die Wünsche der betroffenen Industrie, für die diese Abgasentschwefelung prinzipiell
ja zwar ein notwendiger aber gleichwohl nur belastender Verfahrensschritt ist, der zur Produktivität des
Betriebes nicht beiträgt.
Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend das im Anspruch 1 beschriebene Verfahren.
Vorzugsweise setzt man dabei die frische Absorplionsmasse der im Kreislauf geführten wäßrigen Aufschlämmung
der weitgehend beladeneii Absorptionsmasse in einem solchen Ausmaße zu, daß der pH-Wert
der wäßrigen Aufschlämmung des Absorptionsmittels im Bereich von etwa 6-7, vorzugsweise etwa 6,5-7,
liegt. Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung und hierbei handelt es sich um eines der wichtigsten
Elemente des neuen Verfahrens - verzichtet man bei der Rückführung der durch Abrösten regenerierten
Absorptionsmasse in die wäßrige Aufschlämmung der Absorptionsstufe auf die vorherige Hydratation der
regenerierten Masse. Man setzt vielmehr die durch Abrösten erhaltenen Magnesium-Manganit-Verbindungen
sowie die gegebenenfalls vorliegenden entsprechenden Eisenverbindungen der wäßrigen Aufschlämmung
als solche zu und hydratisiert sie damit in der Absorptionsstufe in situ. Auf diese Weise wird
die bisher für notwendig gehaltene gesonderte Hydratation der Absorptionsmasse überflüssig. Das Gesamtverfahren
wird damit für den Benutzer wesentlich vereinfacht. Man muß ja berücksichtigen, daß die
Regenerierung der schwefelbeladenen Absorptionsmasse in der Regel nicht von dem Benutzer des
Abgasreinigungsverfahrens durchgeführt wird, sondern von einer mehr oder weniger weit entfernten Schwefelsäurefabrik.
Der Benutzer des Entschwefelungsverfahrens braucht jetzt nur noch die beladene und aus
der Absorptionsstufe abgetrennte Absorptionsmasse dem die Regenerierung durchführenden Betrieb abliefern.
Er erhält dafür regeneriertes frisch geröstetes Produkt, das als solches der Aufschlämmung in der
Absorptionsstufe zugesetzt werden kann.
Daß eine solche Verfahrensvereinfachung möglich ist, geht auf das glückliche Zusammentreffen einer
Mehrzahl von Erscheinungen zurück. Einerseits hat sich nämlich gezeigt, daß die Aktivität der Absorptionsmasse
praktisch unabhängig von ihrem Beladungszustand ist. Solange die Absorptionsmasse unter den
Verfahrensbedingungen noch in der Lage ist, Schwefelverbindungen aufzunehmen, erfolgt dieses mit der sich
vor allem aus dem Hydratationsgrad ableitenden Aktivität. Das bedeutet aber, daß man zur Einstellung
vollwertiger Absorptionsergebnisse nicht mit frischen oder wenig beladenen Aufschlämmungen der Absorptionsmasse
arbeiten muß, sondern daß es möglich wird, mit einer fast vollständig mit Schwefel und Schwefelverbindungen
beladenen Absorptionsmasse zu arbeiten. Die verbliebene Restkapazität in der Absorptionsmasse
reicht aus, hochwertige Entschwefelungsergebnisse zu erhalten, solange sichergestellt ist, daß
tatsächlich die Grenze der Beladbarkeit nicht erreicht wird. Die Kontrolle eines solchen Bsladungszustandes
erfolgt am einfachsten durch Kontrolle des pH-Wertes der wäßrigen Suspension. Beim Einrühren und Hydratisieren
frisch regenerierter Absorptionsmasse in Wasser stellt sich ein pH-Wert der gebildeten wäßrigen
Suspension im Bereich von 8,5—9 ein. Die vollständig mit Schwefel und Schwefelverbindungen beladene Absorptionsmasse
zeigt in wäßriger Suspension einen pH-Wert, der in der Regel im Bereich um 6, insbesondere
knapp unter 6, liegt. Durch Kontrolle des pH-Wertes der Suspension im Bereich von insbesondere
6,5 bis 7, und zwar derart, daß diese pH-Werts-Kontrolle durch Zusatz frisch regenerierter Absorptionsmasse
durchgeführt wird, ist in einfacher Weise die Einstellung eines sehr weitgehenden Beladungszustandes
sichergestellt, ohne daß der Grenzzustand vollständiger Beladung erreicht wird. Gleichzeitig wird
damit sichergestellt, daß der Leerlauf der Absorptionsmasse zwischen Absorption und Regeneration auf ein
Minimum begrenzt wird.
Daß nun weiterhin die Rückführung der gerösteten Absorptionsmasse in die wäßrige Aufschlämmung der
Absorptionsstufe ohne vorherige intensive Hydratisierung möglich wird und trotz der vorher geschilderten
Abhängigkeit der Masseaktivität vom Hydratationsgrad gleichwohl hochaktive Massesuspensionen
entstehen, geht auf die überraschende Feststellung zurück, daß die Hydratationsgeschwindigkeit der hier
betroffenen Metalloxide in entscheidender Weise vom pH-Wert des wäßrigen Mediums beeinflußt wird. Wenn
es unter Verwendung von reinem Wasser bisher erforderlich gewesen war, für die Hydratisierung je nach
Temperatur zwei bis acht Stunden aufzuwenden, so wurde nunmehr überraschenderweise festgestellt, daß
sich diese Hydratationszeit auf wenige Minuten verkürzt, wenn man die trockene frisch regenerierte Masse
direkt der Umlaufsuspension zusetzt, die sich gerade in dem günstigsten pH-Bereich zwischen 6,5 und 7
befindet.
Die Durchführung der Absorption in der hier geschilderten Weise erfordert jedoch eine Senkung der
Gastemperaturen und eine stärkere Befeuchtung der Gase als in dem britischen Patent 11 44 071 vorgesehen.
Bevorzugt wird demgemäß die nasse Entschwefelung im Temperaturbereich des Gases zwischen 40 und
HO0C, vorzugsweise zwischen 70 und 1000C. Es ist
ohne weiteres möglich, auch kalte Gase, z. B. im Temperaturbereich zwischen 10 und 400C zu entschwefeln.
Die sehr hohe Aktivität der hochhydratisierten Massen ermöglicht nunmehr das Arbeiten mit sehr kurzen
Berührungszeiten zwischen Absorptionsmasse, Suspension und Abgasstrom. In der Regel wird mit Verweilzeiten
unter etwa 3 Sekunden gearbeitet, wobei praktisch immer Verweilzeiten von weniger als 1 Sekunde
zur ausreichenden Entschwefelung des Abgasstromes ausreichen. Voraussetzung hierfür ist, daß eine ausreichend
gute Gas-Flüssigkeits-Durchmischung sichergestellt ist. Man kann zu diesern Zweck die Suspension
der Absorptionsmasse in den Abgasstrom hineinverdüsen. Hierbei kann mit herkömmlichen Düsen und
Pumpen gearbeitet werden.
Es hat sich aber darüber hinaus gezeigt, daß auch der Verzicht auf Düsen und Hochdruckpumpen möglich
ist, wenn die Masse-Suspension und der Abgasstrom unter solchen Bedingungen zusammengeführt
werden, daß die Strömungsenergie des Abgasstromes
eine ausreichende Verwirbelung der Masse-Suspension sichergestellt. Auf diese Weise kann auf den
zusätzlichen Energieaufwand für die Feinverteilung der Suspension verzichtet werden. Technisch wird
das in einfacher Weise dadurch erreicht, daß man den Abgasstrom durch einen als Rohr ausgebildeten
Reaktionsraum leitet. Wenn der Rauchgasstrom in einem solchen Rohr eine Gasgeschwindigkeit von wenigstens
5 m/sek und vorzugsweise Gasgeschwindigkeiten im Bereich zwischen 8 und 15 m/sek besitzt,
dann tritt eine ausreichende Verwirbelung der wäßrigen Aufschlämmung der Absorptionsmasse auch dann ein,
wenn man diese Masse-Suspension durch normale Förderleitungen in den Gasstrom am Beginn des Reaktionsrohres
eintreten läßt. Dieses Reaktionsrohr kann insbesondere ein aufrecht stehendes Rohr sein, dem
am Fuße - gegebenenfalls nach einer Befeuchtung und Abkühlung des Rauchgasstromes - durch Zuführung
von kaltem Wasser die wäßrige Masse-Suspension zugeführt wird. Der schnell durch das Rohr hindurchtretende
Abgasstrom reißt die Masse-Suspension in verwirbeltem Zustand mit. Nach Verlassen des
Reaktionsrohres wird die Flüssigphase von der Gasphase abgetrennt und wieder an den Fuß des Reaktionsrohres
zurückgeleitet. Man kann aber auch ebenso gut im Gleichstrom von oben nach unten im Reaktionsrohr
arbeiten. Hier ist dann die Suspension am oberen Ende des Reaktionsrohres einzuspeisen. Es ist
auch nicht unbedingt erforderlich, mit aufrecht stehendem Reaktionsrohr zu arbeiten.
Die überraschend hohe Aktivität der Absorptionsmasse und die sich hieraus ergebenden besonders
vorteilhaften Folgen für die praktische Anwendung wird insbesondere mit Magnesium-Manganiten erhalten,
in denen MgO und MnO2 in den Molverhältnissen von 1 bis 10 MgO gemeinsam mit 1 bis 4 MnO2
vorliegen. Besonders bevorzugt sind Molverhältnisse des Mg0:Mn02 im Bereich von 3:1 bis 6 : 1. 1st
in der Absorptionsmasse gleichzeitig Eisen anwesend, dann beträgt dessen Menge vorzugsweise nicht mehr
als 50%, insbesondere nicht mehr als 25%, desManganantciles
einer eisenfreien Absorptionsmasse aus Mangan- und Magnesiumverbindungen.
Ein weiteres für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wichtiges Element der Erfindung betrifft die Abtrennung
der beladenen Absorptionsmasse aus dem Kreislaufslrom
der Masse-Suspension in der Absorptionsstufe.
Man kann diesen, aus dem Rücklauf abgezweigten Anteil der Suspension einer konventionellen Trocknung,
beispielsweise einem Sprüh- oder Wirbelschichttrockner, zuführen und die Suspension dort mit Hilfe
eines Teilstromcs des heißen Rauchgases trocknen. Es fallt dann eine sandig-körnige, beladene Absorptionsmasse
an, die der Regenerierung zugeführt wird. Dieser zur Trocknung eingesetzte Teilstrom des heißen
Rauchgases wird anschließend vorzugsweise ebenfalls in die Enlschwcfclungsstufe geführt.
Man kann die Gewinnung einer transportfähigen, trockenen, beladenen Absorptionsmasse gegebenenfalls
aber dadurch wesentlich vereinfachen, daß man vor der Behandlung mit dem Heißen Rauchgas die
Suspension filtriert und dann nur den Filterkuchen weiter trocknet, der die beladene Suspensionsmasse
ausmacht. Überraschenderweise wurde nämlich gefunden, daß die Gchallc an gelöstem Schwefel in der
wäßrigen Phase der Umlaufsuspcnsion im pll-Bercich
zwischen 6,5 und 7 bei äußerst niedrigen Werten liegen. Bei einer Temperatur zwischen etwa 30 und
5OX beträgt der Gehalt an gelöstem Schwefel in der Flüssigphase der Suspension nur etwa 30 g/l. Dieser
niedrige Schwefelgehalt ist offenbar auf die Bildung schwerlöslicher schwefelhaltiger Kristallisate unter den
Verfahrensbedingungen zurückzuführen, deren Natur bisher nicht im einzelnen aufgeklärt wurde. Auf jeden
Fall ist es unter Benutzung dieser Erscheinung möglich, die aus dem Absorber abgezogene beladene Masse-Suspension
- gegebenenfalls nach einer geringfügigen Kühlung - zu filtrieren und dabei einen Filterkuchen
zu erhalten, der nur noch begrenzte Mengen Wasser, beispielsweise 40-50 % Wasser, enthält. Hierdurch wird
die zu trocknende Wassermenge nicht nur beträchtlich reduziert, es ist insbesondere möglich, anstelle der aufwendigen
Sprüh- oder Wirbelschichttrockner wesentlich billigere Band- oder Tellertrockner einzusetzen
Zusätzlich ermöglicht diese Arbeitsweise den Vorteil die beladene Masse für eine spätere Regeneration
in der Wirbelschicht direkt in gekörnter Form (Pellets; zu trocknen. Transport und Weiterverarbeitung werder
hierdurch erleichtert. Man kann darüber hinaus der Filterkuchen vor dem Trocknen bzw. vor dem Verformen
zu Pellets mit Kohlenstaub vermischen, und zwar vorzugsweise in der Menge, die zur Reduktior
des Sulfat-Schwefels zu SO2 erforderlich ist. Es isi
auch möglich, die zu Pellets geformte, getrocknete beladene Masse vor dem Regenerieren mit Abfallö
zu tränken und auf diese Weise das Reduktionsmitte
jo an die Schwefelverbindungen heranzubringen, das zui
Regenerierung des Absorptionsmittels erforderlich ist.
Für die Regeneration bleiben die im britischen Paten
1144 071 gemachten Angaben prinzipiell bestehen
Die praktische Weiterentwicklung zeigte jedoch, dal
j-, als Reduktionsmittel nicht nur Kohle oder Koks ein
gesetzt werden können, sondern daß auch anden technische Reduktionsmittel verwendbar sind. So is
eine Abröstung der beladenen Absorptionsmasse ir Gegenwart von Kohle, Koks, Erdöl, Erdgas oder an
4(i deren reduzierenden Gasen möglich. Auch die Ver
wendung von Elementarschwefel als Reduktionsmittel oder wenigstens als ein Teil des Reduktionsmittel:
ist möglich. Die Behandlung kann in herkömmlicher Röstofen aller Art praktisch durchgeführt werden. Vor
4i zugsweise wird mit Etagen- oder mit Wirbelschicht
röstofen gearbeitet, die eine Abhitzeverwertung be sitzen. Es kann weiterhin bevorzugt sein, Gemischf
von kohlenstoffhaltigen Reduktionsmitteln unc Schwefel zu verwenden. Hierdurch werden norma
>o konzentrierte Röstgase gewonnen, die eine Ausnutzunj
der Röstofenkapazität in herkömmlichem Umfange zu lassen.
Ein Gasstrom von 25 00ONmVh bei einer Tempc ratur von 220"C wird in eine Reaktionsstrecke geleitel
die als Rohr von 800 mm Durchmesser und 6 m Längi ausgebildet ist. Am unteren Ende des senkrecht stc
w) henden Rohres wird durch Eindüsung von Wassc
die Temperatur des eintretenden Gases auf eine Tem peratur von ca. 95 C gesenkt. Unmittelbar darübc
befinden sich drei Rohre von je 12 mm Ii. Weite die in jeweils ca. 300-400 mm Abstand voncinandc
(,'s übereinander angeordnet sind. Durch sie wird in
Gleichstrom zu dem hindurchtretenden Gas eine Ab sorptionsmasscsuspension mit dem pH 6,5 cingcpumpl
Die Menge der eingebrachten Suspension betrüg
9500 l/h, die Konzentration der Absorptionsmasse darin 30%.
Vor und hinter der Reaktionsstrecke wird der SO2-Gehalt
des hindurchgeleiteten Rauchgas gemessen. Er
beträgt 2,4 g SO2/Nm3 am Eintritt und 0,165 g/Nm3 >
am oberen Ende, dem Austritt der Absorptionsstrecke. Der Absorptionsgrad beträgt somit 93%. Die Gasgeschwindigkeit
im Rohr beläuft sich auf 15m/sec.
Die vom Gasstrom mitgerissene Absorptionsmassesuspension wird in einem hinter die Absorptionsstrecke ι ο
geschalteten Fliehkraftabscheider zum weitaus größten Teil abgeschieden, die geringe Restmenge durch Ausfiltern
mit einer Schicht aus grobem Koks.
Die Suspension fließt in einen Rührbehälter zurück, aus dem sie von der Förderpumpe wieder in die
Reaktionsstrecke hineinbefördert wird. Kontinuierlich wird aus dem Rücklauf eine gewisse Menge Suspension
abgezweigt und dafür frische regenerierte Absorptionsmasse mittels einer Vibrationsdosierrinne direkt in den
Rührbehälter eindosiert. Diese Dosierung erfolgt pH-gesteuert.
Die aus dem Rücklauf abgezweigte beladene Absorptionsmassesuspension
wird über einen zweiten kleineren Rührbehälter einem Sprühtrockner zugeführt, worin sie mit Hilfe eines Teilstroms des heißen Rauchgases
getrocknet wird.
Die trockene, beladene Absorptionsmasse hat eine sandig-körnige Beschaffenheit und wird der Regenerierung
zugeführt.
Beispiel 2 J"
Eine Rauchgasmenge von 25 300 NmVh und einem Gehalt von 2,6 g SO2/Nm3 wird gemäß Beispiel 1 entschwefelt.
Die Absorptionsmasse-Suspension mit einer Fest- j-5
Stoffkonzentration von rd. 30% wird durch kontinuierlichen Zusatz frischer, trockener, abgerösteter Masse
auf einem pH-Wert von 6,5-6,8 gehalten.
Im vorliegenden Fall werden 94001 Suspension im
Kreislauf geführt. Diese umlaufende Masse-Suspen- w sion nimmt während des Absorptionsprozesses eine
Temperatur von 70-75'C an. Von der aus dem Absorptionsrohr bzw. dem nachgeschalteten Tropfenabscheider
ablaufenden Absorptionsmasse-Suspension wird eine Teilmenge von ca. 530-550 l/h abgezweigt ·τί
und einem Kühler zugeführt. Diese abgezweigte Suspensionsmenge wird auf eine Temperatur von 20-25"C
abgekühlt, wobei die gelösten Sulfate, Sulfite ggf. auch Bisulfite auskristallisieren. In der wäßrigen Phase
verbleibt ein Restgehalt dieser Verbindungen, der r>»
einen praktisch konstanten Wert annimmt und 28 bis 30 g/l S entspricht.
Zur Erzielung eines gleichmäßigen, nicht zu feinkörnigen Kristallisates, wird eine, im Vergleich zu
der kontinuierlich abgezweigten Suspensionsmenge, Γ>·>
wesentlich größere Flüssigkeitsmenge vorgelegt, in die die warme Suspension eingeleitet wird. Auf diese
Weise wird ein großes Angebot an Kristallisationskeimen für die zulaufende beladene Masse-Suspensior
gegeben und durch eine gleichmäßige, nicht zu schnelle Rührung dieser Vorrats-Suspension eine Ausbildung
gut filtrierbarer Kristallisate erzeugt.
Entsprechend der Zulaufmenge an frischer Suspension wird aus dem Rührwerk kontinuierlich eine gleich
große Menge abgekühlter Suspension abgezogen unc filtriert. Hierzu können kontinuierlich arbeitende
Drehfilter verwendet werden, deren Wartung auf eir Minimum beschränkt werden kann.
Der Filterkuchen enthält etwa 30-35% Feuchtigkeit und wird einem Bandtrockner, Tellertrockner odei
ähnlichen, handelsüblichen Apparat zugeführt.
Der getrocknete Filterkuchen enthält ca. 15-19% S und entspricht somit etwa der Beladung der sprühgetrockneten
Masse. Das Filtrat mit dem Restgehall von etwa 28-30 g/l Schwefel, der im wesentlicher
in Form von Magnesium-Sulfat vorliegt, wird der umlaufenden Masse-Suspension wieder zugeführt. Gleichzeitig
wird Wasser in der Menge zugesetzt, die den" Abgang an anhaftender Restfeuchte des Filterkuchens
sowie dem zusätzlichen Verdampfungsverlust währenc des Absorptionsprozesses entspricht.
Diese Arbeitsweise senkt den für die Trocknung der Absorptionsmasse-Suspension erforderlichen Wärmeaufwand
auf rund die Hälfte des bei der Sprühtrocknung erforderlichen Betrages und bewirkt außerdem
Einsparungen an Investitionskosten durch die Möglichkeit, einfachere und dadurch auch billigere
Trocknungsapparaturen zu verwenden.
Dem nach der Arbeitsweise des vorstehenden Beispiels erhaltenen Filterkuchen aus der beladenen Absorptionsmasse
wird Feinkohlenschlamm in einei Menge von 0,5-1 Teil Kohle pro Teil Masse (gerechnei
als Trockensubstanz) zugemischt. Das feuchte plastische Gemisch wird dann mittels Walzenaufgabe
in die Glieder des Kettenbandes eines Bandtrockner! gestrichen und getrocknet. Durch die Schrumpfung
lassen sich die entstandenen harten, trockenen Körnei von, z. B. 6-8 Korngröße, leicht aus dem Band heraus
schütten. Die rieselfähige, nicht staubende beladene Absorptionsmasse ist sehr gut transportfähig. Sie ha
darüber hinaus den Vorteil, daß diese Körner (Pellets' besonders gut in Wirbelschichtröstöfen regenerierbai
sind.
Außer der Kohle kann der Masse vor dem Trockner selbstverständlich auch noch gemahlener (oder ge
fällter) Elementarschwefel zugemischt werden, um die
spätere Röstung weiter zu verbessern.
Die in diesen Beispielen eingesetzte Absorptions masse enthielt MnO2 und MgO im Molverhältnis vor
1 : 3,5 bis 1 : 4,2.
Claims (1)
1. Kontinuierliches Verfahren zum Entfernen von Schwefelverbindungen :uis Abgasen, indem man
diese an basischen Absorptionsmassen auf der Basis von Hydroxiden und/oder Oxidhydraten des Magnesiums
und Mangans sowie gegebenenfalls des Eisens absorbiert, die schwefelbeladene Absorptionsmasse
durch Abrösten in Gegenwart eines Reduktionsmittels regeneriert, anschließend hydratisiert
und die dabei gebildeten Metalloxidverbindungen in die Absorptionsstufe zurückführt, dadurch
gekennzeichnet, daß man
15
a) die Absorptionsmasse in der Absorptionsstufe als wäßrige Aufschlämmung bei Temperaturen
von 40 bis 1100C in feiner Verteilung mit dem Abgasstrom verwirbelt in Kontakt bringt,
b) die wäßrige Aufschlämmung nach Trennung vom behandelten Abgasstrom im Kreislauf
in die Absorption zurückführt, dabei
c) aus dem Kreislaufstrom der wäßrigen Aufschlämmung einen Teil der Absorptionsmasse
abtrennt und der Regenerierung zuführt während man einen entsprechenden Betrag an
regenerierter Absorptionsmasse der wäßrigen Aufschlämmung zusetzt.
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