DE19713917A1 - Verfahren zur Bestimmung von Zuverlässigkeitskennwerten einer technischen Anlage - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung von Zuverlässigkeitskennwerten einer technischen AnlageInfo
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- G05B17/02—Systems involving the use of models or simulators of said systems electric
Description
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Zuverlässigkeitstechnik. Sie geht
aus von einem Verfahren zur Bestimmung von Zuverlässigkeitskennwerten ei
ner technischen Anlage gemäß dem Oberbegriff des ersten Anspruchs.
Ein gattungsgemäßes Verfahren wird bereits in den Lecture Notes in Computer
Science 1150, Dependable Computing - EDCC - 2, "Dependability Evaluation of a
Computing System for Traction Control of Electrical Locomotives", Seite 129-140,
Springer Verlag, Oktober 1996, von Silke Draber und Bernhard Escher
mann beschrieben.
Zunächst wird für die technische Anlage eine FMEA-Tabelle aufgestellt. Unter
FMEA-Tabellen versteht man eine Liste mit den Ausfallarten, Ausfallwahr
scheinlichkeiten und Konsequenzen der Ausfälle aller relevanten Bauteile einer
Anlage (FMEA = Failure Modes and Effects Analysis). Anhand dieser Angaben
ist es möglich, die Zuverlässigkeitskennwerte (z. B. MTTF "mean time to failure")
zu berechnen. Angaben, wie eine FMEA-Tabelle erstellt wird, können dem Buch
"Qualität und Zuverlässigkeit technischer Systeme" von A. Birolini, Springer-
Verlag 1988, 2. Auflage, Seiten 63-66 entnommen werden. Zur Berechnung der
Zuverlässigkeitskennwerte werden die erzeugten FMEA-Tabellen in einem nach
folgenden Schritt in ein Markov-Modell umgewandelt, anhand dessen die Kenn
werte berechnet werden können.
Zuverlässigkeitskennwerte einer technischen Anlage sind für die Auslegung der
Anlage von großer Bedeutung. Werden die Zuverlässigkeitskennwerte bereits
bei der Entwicklung berücksichtigt und gezielt beeinflußt, so können auf Grund
der resultierenden höheren Verfügbarkeit enorme Kosten eingespart werden. So
ist es beispielsweise möglich, durch die Analyse der Zuverlässigkeitskennwerte
erkannte Schwachstellen der Anlage redundant auszuführen oder zu verstärken.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, FMEA-Tabellen entwicklungsbegleitend auf
zustellen und Zuverlässigkeitskennwerte zu berechnen, so daß verschiedene
Anlagenkonfigurationen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit verglichen werden
können. Nach dem Stand der Technik würde man für jede Anlagenkonfiguration
getrennt eine FMEA-Tabelle erstellen und Zuverlässigkeitskennwerte rechne
risch ermitteln müssen, da Ausfallarten, -raten, -wahrscheinlichkeiten und Aus
falleffekte von der Anlagenkonfiguration abhängig sind. Dies läßt sich bei einer
sehr einfachen Anlage mit nur einer Handvoll von Anlagenkonfigurationen noch
bewältigen. In der industriellen Praxis existiert jedoch oft eine nicht mehr über
schaubare Anzahl von Konfigurationen der Anlage, die anhand von Zuverlässig
keitskennwerten miteinander verglichen werden müssen. Es ergeben sich Hun
derte, wenn nicht Tausende von Anlagenkonfigurationen, die ohne Rechnerun
terstützung aufzustellen nahezu unmöglich ist, geschweige denn daß für jede
dieser Konfigurationen jeweils eine spezifische FMEA-Tabelle aufgestellt werden
kann.
Der Arbeitsaufwand wird so groß, daß Fehler kaum zu vermeiden sind. Außer
dem zieht eine kleine Änderung an einer Stelle zahlreiche Anpassungen an
anderen Stellen mit sich, so daß die Berechnung der Zuverlässigkeitskennwerte
sehr unflexibel wird. Insbesondere für eine automatische Berechnung der Zuver
lässigkeitskennwerte aller Anlagenkonfigurationen einer technischen Anlage
wäre es deshalb wünschenswert, wenn der benötigte Aufwand verringert werden
könnte.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Bestimmung von
Zuverlässigkeitskennwerten aller Anlagenkonfigurationen einer technischen
Anlage anzugeben, mittels welchem der Arbeitsaufwand auch für komplizierte
Anlagen so klein gehalten kann, daß Zuverlässigkeitsanalysen für verschiedene
Konfigurationen der Anlage vorgenommen werden können.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art durch die
Merkmale des ersten Anspruchs gelöst.
Kern der Erfindung ist es also, daß zunächst eine einzige FMEA-Tabelle für alle
Konfigurationen der Anlage erstellt wird. Die Tabelle weist in ihren Zeilen, d. h.
der Beschreibung der Fehler und ihrer Konsequenzen, die von der Anlagenkonfi
guration abhängigen Ratenkonstanten, Testperioden, Reparaturzeiten und Aus
fallkonsequenzen auf. Dabei wird explizite festgehalten, wie die konfigurations
abhängigen Einträge von der jeweiligen Anlagenkonfiguration abhängen. Eine
solche FMEA-Tabelle wird im folgenden konfigurationsübergreifende FMEA-Ta
belle genannt. Es müssen somit nicht mehr viele spezifische sondern nur noch
eine einzige konfigurationsübergreifende FMEA-Tabelle erzeugt werden. Aus
dieser Tabelle können in einem weiteren Schritt konfigurationsspezifische, auf
eine spezielle Anlagenkonfiguration zugeschnittene FMEA-Tabellen extrahiert
werden. Anhand der konfigurationsspezifischen FMEA-Tabellen können nach
einer Umwandlung in ein Markov-Modell Zuverlässigkeitskennwerte der Anlage
in der bestimmten Konfiguration berechnet werden.
Um das Aufstellen der konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle zu erleich
tern, ist vorteilhaft, die technische Anlage in eine Anzahl von Teilsystemen zu
unterteilen. Für diese Teilsysteme werden dann einzelne FMEA-Teiltabellen er
zeugt, die zur konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle zusammengefaßt
werden können. Unter globalen Konfigurationen werden im folgenden die Konfi
gurationen der gesamten Anlage verstanden, während lokale Konfiguration die
Konfiguration der Teilsysteme beschreiben. Jede globale Konfiguration ent
spricht einer Kombination von lokalen Konfigurationen. Eine technische Anlage
kann sich somit theoretisch in einer nahezu unendlichen Anzahl von globalen
Konfigurationen befinden. Viele der theoretisch möglichen globalen Konfigura
tionen machen jedoch technisch keinen Sinn, vielmehr stehen die lokalen Konfi
guration der Teilsysteme untereinander in einer beschränkten Anzahl von Re
geln gehorchenden Wechselbeziehungen. Diese Regeln können in einer Regelba
sis notiert werden. Somit kann vor dem Berechnen der Zuverlässigkeitskennwer
te anhand der Regelbasis geprüft werden, ob die anstehende globale Konfigura
tion überhaupt regelkonform ist. Durch die Verwendung einer Regelbasis kann
die Anzahl möglicher globaler Konfigurationen somit drastisch verringert wer
den. Dies stellt auch eine Voraussetzung für die anschließende graphische Dar
stellung dar, anhand derer die geeignete Konfiguration ausgewählt werden
kann.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusam
menhang mit den Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 Eine schematische Darstellung der Extraktion der konfigurationsspe
zifischen FMEA-Tabellen aus der konfigurationsübergreifenden
FMEA-Tabelle der gesamten Anlage;
Fig. 2 Eine schematische Darstellung der Berechnung und graphischen Dar
stellung der Zuverlässigkeitskennwerte anhand von mehreren konfigu
rationsspezifischen FMEA-Tabellen.
Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen und deren Bedeutung sind
in der Bezugszeichenliste zusammengefaßt aufgelistet. Grundsätzlich sind in
den Figuren gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wurde anhand einer gasisolierten Schaltan
lage realisiert. Die Anlage wird zunächst in Teilsysteme unterteilt und analy
siert. Bei den Teilsystemen handelt es sich insbesondere um die Schaltfelder der
Anlage, umfassend eine Anzahl von einander zugeordneten Hochspannungs
schaltern, die von Sensoren, Aktoren und Stromschienen umgeben sind. Die Da
ten für die nach Teilsystemen und Komponenten untergliederten Abschnitte der
konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle werden auf der Grundlage eines
sogenannten symptomatischen Modells gewonnen. Ein symptomatisches Modell
beschreibt das Verhalten eines technischen Systems im Fehlerfall. Ein sympto
matisches Modell erlaubt es, ausgehend vom Fehlerzustand "ok" - d. h. alles in
Ordnung - durch verschiedene Fehlerzustände zu schreiten. Die Fehlerzustände
entsprechen dabei den möglichen Betriebsarten der gesamten Anlage, wenn ir
gendein Bauteil des Teilsystems ausgefallen oder zumindest nur noch einge
schränkt verfügbar ist. Im Zustand, in welchem eine Reparatur des Teilsystems
notwendig wird, kann z. B. über dementsprechende Reparaturmaßnahmen zum
Ausgangszustand "ok" zurückgekehrt werden.
Auf diese Weise wird Teilsystem für Teilsystem verfahren und FMEA-Teil
tabellen werden aufgestellt. In einer Teiltabelle werden nur diejenigen Aus
fälle behandelt, die das entsprechende Teilsystem betreffen. Konfigurationsein
schränkende Regeln werden beim Aufstellen der Tabellen nicht berücksichtigt.
Die FMEA-Tabellen sind konfigurationsübergreifend abgefaßt, d. h. alle von der
Anlagenkonfiguration abhängigen Werte sind auch konfigurationsabhängig be
schrieben. Durch Aneinanderreihen der FMEA-Teiltabellen wird die konfigura
tionsübergreifende FMEA-Tabelle für das Gesamtsystem gewonnen. Aus der so
erzeugten konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle (1) kann eine beliebige,
einer interessierenden Konfiguration entsprechende, konfigurationsspezifische
FMEA-Tabelle (2) extrahiert und in ein Markov-Modell (3) umgewandelt werden
(Fig. 1). Anhand der Markov-Modelle (3) werden anschließend verschiedene Zu
verlässigkeitskennwerte bestimmt und dargestellt (Fig. 2).
Im Falle der gasisolierten Schaltanlage - wie auch in den meisten industriellen
Anwendungsfällen - läßt sich eine Anlagenkonfiguration definieren als Kombi
nation von Teilsystemkonfigurationen. Damit ergibt sich die Zahl der Anlagen
konfigurationen aus dem Produkt der Zahl der Konfigurationen der Teilsysteme.
Ein großer Teil der enorm hohen Anzahl von Anlagenkonfigurationen wäre aber
sinnlos, da sich die Anlage in einer entsprechenden Konfiguration gar nicht be
finden dürfte.
Somit wird außerdem eine Regelbasis aufgestellt, die an Hand von einzelnen
Regeln die gegenseitige Abhängigkeiten unter den Konfigurationen der Teilsy
steme aufzeigt. Auf diese Weise kann die riesige Anzahl möglicher Kombinatio
nen in einem handhabbaren Rahmen gehalten werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren umfaßt also im wesentlichen folgende Schrit
te:
- - Aufstellen einer konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle, zusammen gesetzt aus Teiltabellen;
- - Extraktion von konfigurationsspezifischen FMEA-Tabellen aus der konfi gurationsübergreifenden FMEA-Tabelle für diejenigen Anlagenkonfigura tionen, die der Regelbasis gehorchen;
- - Umwandlung der extrahierten konfigurationsspezifischen FMEA-Tabelle in ein Markov-Modell, Berechnung und Darstellung von Zuverlässigkeits kennwerten.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine zuverlässigkeitstechnische
Analyse einer technischen Anlage bereits in einem frühen Stadium. Insbesonde
re können verschiedene Konfigurationen der Anlage gegeneinander abgewogen
werden, und der Einfluß verschiedener Maßnahmen auf die Zuverlässigkeit
kann berechnet und dargestellt werden. Insgesamt ermöglicht das erfindungs
gemäße Verfahren eine gezielte Planung der technischen Anlage. Dies ist insbe
sondere im Hinblick auf die Betriebszuverlässigkeit und die Verfügbarkeit von
großem Vorteil und eröffnet ein großes Kosteneinsparungspotential.
1
konfigurationsübergreifende FMEA-Tabelle
2
konfigurationsspezifische FMEA-Tabellen
3
Markov-Modell
Claims (4)
1. Verfahren zur Bestimmung von Zuverlässigkeitskennwerten einer
technischen Anlage, die sich in einer Vielzahl von Konfigurationen be
finden kann, wobei in einem ersten Schritt eine konfigurationsüber
greifende FMEA-Tabelle (1) der Anlage, insbesondere umfassend für
jede Konfiguration Ausfallarten und Auswirkungen der Ausfälle der
Bestandteile der technischen Anlage, erzeugt wird, in einem zweiten
Schritt konfigurationsspezifische FMEA-Tabellen (2) aus der konfigu
rationsübergreifenden FMEA-Tabelle (1) extrahiert und anhand dieser
konfigurationsspezifischen FMEA-Tabellen (2) mittels daraus erzeug
ten Markov-Modellen (3) Zuverlässigkeitskennwerte der Anlage be
stimmt und dargestellt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Anlage
eine Anzahl von Teilsystemen umfaßt und für jedes Teilsystem eine
eigene konfigurationsübergreifende FMEA-Teiltabelle erzeugt wird,
die anschließend zur konfigurationsübergreifenden FMEA-Tabelle (1)
zusammengefaßt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die konfi
gurationsübergreifende FMEA-Teiltabellen anhand einer Regelbasis
kombiniert werden, wobei die Regelbasis Wechselbeziehungen zwi
schen den Teilsystemen umfaßt.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Zuverlässigkeitskennwerte in Abhängigkeit der An
schaffungskosten der technischen Anlage dargestellt werden.
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