DE2124564B2 - Unterschenkelprothese - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft eine Unterschenkelprothese, bestehend aus einem Köcher und einem Innentrichter, dessen oberei Rand nach außen umgelegt und über die Randkante des Köcheir gehän·'. ist

Prothesen dieser Art s^;nd bekannt So beschreibt die AT-PS 2 40 519 eine Unterscheff'· elprothese aus einem Köcher, an dessen oberem Innenseitenbereich ein Futter aus Silikonkautschuk angeordnet ist, das zur Aufnahme des Amputationsstumpfes dient und die Körperlast aufnimmt Am oberen Köcherrand ist eine abgerundete, wulstartige Randleiste aufgeklebt, die ein Aufscheuern des Stumpfes an dieser Stelle verhindern soll. Das Silikonkautschukfutter steht über seine gesamte Fläche in kraftschlüssigem, bewegungsspielfreiem Kontakt mit dem Köcherschaft. Die Last des Körpers wird von der inneren Elastizität des Silikonkautschuks aufgenommen und flächig auf den Köcherschaft übertragen. Der Amputationsstumpf sitzt demnach in einem im wesentlichen festen und unbeweglichen Teil, auf dem der Stumpf reibt, so daß ein Wundlaufen und die Bildung von Druckstellen unver- so meidlich sind.

Die aus der DE· PS 4 95 377 bekannte Unterschenkelprothese weist einen Köcher auf, der zur Aufnahme des Stumpfes in seinem Oberteil mit einer durch eine Verstärkungslage aus Kautschuk fest mit dem Köcherinnenrand verbundenen Metallhülse versehen, deren Innenseite mit einer weichen Kautschukschicht belegt ist Diese, den Amputationsstumpf aufnehmende Metallhülse ist ein starres, im Köcherschaft fest sitzendes Gebilde, auf das der Stumpf drückt

Die DE-PS 3 01 849 beschreibt eine Sitzringkonstruktion für künstliche Beine, bei der ein oder mehrere den Stumpf umschließende Federringe angeordnet sind die mit Druckfedern zusammenwirken. Derartige Einsätze sind vor allem für sehr kurze Stümpfe vorgesehen, um durch die Federkraft ein Herausrutschen aus dem Kocher bei starker Anwinkclung des amputierten Beines zu vermeiden. Ein Federt Hehler kann jedoch nur den Zweck erfüllen, Reibungsdrucke am Stumpf während der Entlastungsphase beim Gehen mit der Prothese zu verhindern. Bei Belastung des Stumpfes in den Köcher fest hjneingedrückt, stellt der Federtrichter genau die gleiche starre Stumpfeinbettung dar wie eine Prothese ohne diesen Trichtereinsatz.

Alle diese bekannten Ausführungsformen von Unterschenkelprothesen erfüllen die Anforderungen nicht, die ein Unterschenkelamputierter an eine gu'.i Prothese stellt Jede Art der Auspolsterung des Köchers der Prothese, sei es durch Kautschuk, Silikonkautschuk, Kissen, Kork, Federung oder wie auch immer, ist für den Unterschenkelstumpf in jedem Fall unerträglich, da der Stumpf weder bei vertikaler Belastung, bei der eine Veränderung des Stumpfumfangs auftritt, noch bei seitlicher Lageveränderung in ein und derselben Lage gehalten wird Der Stumpf kann ständig verrutschen und die Stumpfteile werden dabei einem andauernden seitlichen Druck und seitlichen Reibungsstößen ausgesetzt. Dadurch treten nicht nur Druck- und Reibungsstellen auf, sondern es werden auch Blutgefäße abgequetscht, wodurch starke Nervenschmerzen verursacht werden. Eine Unterschenkelprothese ohne Abpolsterung mit weicherem Material verhindert zwar diese Erscheinung, erhöht aber die Reibungsdrucke des Stumpfes an der Köcherinnenwand da diese stan* ist und deshalb in Ihrer Eigenschaft als eine das Gewicht des Amputierten tragende Stumpfhalterung die ständigen Belastungsbewegungen im Köcher nicht mitmachen kann. Die bekannten Köcher, gleichgültig ob sie elastisch ausgepolstert sind oder nicht, bewirken alle eine sich dauernd verändernde Auffangreibung am Stumpf, die den Grund für das Wundlaufen bildet

Aufgabe der Erfindung ist es, eine Unterschenkelprc these zu schaffen, bei der unter minimaler Belastung Oo Amputationsstumpfes ein hervorragender Prothesensitz gewährleistet ist eine optimale individuelle Anpassung der Prothese an den Stumpf erreicht wird und ein Wundlaufen praktisch ausgeschlossen ist

Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der nach außen umgelegte Rand des Innentrichters unter Zwischenlegung eines elastischen Auflagekörpers auf der Randkante des Köchers elastisch federnd aufgelegt und der Innentrichter selbst im Köcher allseitig frei hängend und allseitig frei beweglich angeordnet ist.

Zweckmäßige Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet

Diese erfindungsgemäße Innentrichter-Konstruktion bildet gewissermaßen eine »Prothese in der Prothese«, wobei erstere beweglich ist und aus elastischem Material besteht, letztere dagegen nur als starrer äußerer Träger dieser anpassungsfähigen Innenprothese zu dienen hat Ein derartiger Innentrichter aus elastischem Material, vorzugsweise aus Leder, kann nicht nur besser nach Stumpfform modelliert werden, da das Trichtermaterial dünn und biegsam ist, sondern ist gleichzeitig geeignet den Stumpf in dieser optimal nach den Stumpfkonturen modellierten Form vollständig zu tragen. Dieses geschieht dadurch, daß der neue Innentrichter in der Weise über den oberen Prothesenbzw. Köcherrand aufgehängt ist, daß er im Köcher ein geringes, freies Bewegungsspiel hat. ohne irgendwo an die Köcherinnenwand anzustoßen.

Das freie Bewegungsspiel erfolgt hartelastisch, einerseits über die Nachgiebigkeit des Vollgummiringes, der als Zwischenpuffer der Aufhängung dient, andererseits durch die Eigenelastizität des Trichterleders.

Das seitliche Bewegungsspiel verhindert demnach in

Verbindung mit dem zur Abdämpfung der allseitigen Elastizität des frei hängenden Trichters dienenden Vollgummiring als Aufhängungspuffer, der auch ein vertikales Bewegungsspiel des Trichters zur Folge hat, die sich aus beiden Bewegungsrichtungen des Stumpfes ^r< während seiner Belastung ergebenden Auffangreibungen.

Hinzu kommt die optimale Verteilung des Körpergewichts des Amputierten auf alle Stumpfteile bzw. -konturen gleichmäßig infolge der Nachgiebigkeit der to Wand des Innentrichters. Die Wand des frei hängenden lnnentrichters darf einerseits nicht zu dick sein, damit das sog. Hängemattenprinzip der gleichmäßigen Belastungsaufnahme aller Stumpfkonturen wirken kann, andererseits aber auch nicht zu dünn, damit der Stumpf trotz dieses Prinzips des Druckausgleiches infolge Tragzug von oben während der Belastungsbewegung den notwendigen Halt hat

Dieser Belastungsausgleich wird, und das ist sehr wesentlich, bei allen Winkelstellungen des belasteten Beines des Amputierten beibehalten, was sich besonders beim Treppensteigen, Bergsteigen bzw. Abwärtsgehen oder -steigen angenehm spürbar macht, aber auch beim Schnellauf, Springen, Radfahren usw. Stets werden die Reibungsstöße des belasteten Stumpfes durch das Zusammenwirken der horizontalen und vertikalen Bewegungselastizität des Freihangtrichters sanft abgefangen.

Ganz besonders stark wird vom Unterschenkelamputierten der Unterschied gegenüber einem starren Prothesen-Sitz des Stumpfes empfunden, wenn er auf seine neue Prothese springt oder schwere Lasten trägt.

In dieser Beziehung wird mit der neuen Konstruktion der Entstehung oder Verschlimmerung von Knieschäden wie z. B. Arthrosis deformans äußerst gründlich entgegengewirkt

Im Gegensatz zu einem Prothesensitz aus starrem Material kann der erfindungsgemäße Innentrichter, der von dem normalen Prothesenschaft uanbhängig ist, sehr gut am Gips-Stumpf modelliert werden. Er trägt also den Stumpf des Amputierten schon deswegen besser, abgesehen von den anderen grundlegenden Vorteilen.

Er ist außerdem sehr wirtschaftlich, da nach mehrjährigem Tragen der Unterschenkelprothese nicht diese als Ganzes, sondern nur noch der von ihr unabhängige Freihangtrichter ausgewechselt zu werden braucht

Beim Tragen des Innentrichters wird das Trichterleder infolge der Schweißfeuchtigkeit nach einiger Zeit noch zusätzlich für eine optimale Gewichtsverteilung am Stumpf zurechtgewalkt

Die neue Trichter-Konstruktion kann mit einem bekannten gewöhnlichen Federtrichter kombiniert werden, was sie für sehr kurze Stümpfe noch wertvoller macht

Die Erfindung wird anhand einer in der Zeichnung dargestellten Ausführungsform näher erläutert Die einzige Figur zeigt eine Seitenansicht mit Längsschnitt durch den erfindungsgemäß mit einem Innentrichter 2 versehenen Oberteil eines Köchers einer Unterschenkelprothese 1.

Der allseitig frei bewegliche Innentrichter 2 ist über einen Auflagekörper 4 aus Voügummi elastisch am oberen Rand des Köchers 1 belügt Der in einen Distanzierungs-Gummistreifert 5 -auslaufende Auflagekörper 4 ist unter der Wölbung am oberen Rand des Innentrichters 2 angeklebt, und der Innentrichter 2 ist durch den Auflagekörper 4 über den oberen Rand des Prothesenköchers 1 gehängt Ober diese Gummi-Lagerung kann sich der Innentrichter 2 in einem Abstand von ca. 2 bis 3 mm von der Innenwand des Prothesenköchers 1 bewegen, wobei die Aufhängung des Innentrichters 2 an seinem oberen Rand diess Bewegung derart stabilisiert, daß sie nur minimal und hartelastisch vor sich gehen.

Dieses knappe Bewegungsspiel des Innentrichters in horizontaler Richtung genügt jedoch vollständig, um die seitlichen Bewegungsstöße des Stumpfes bei der ste's ungleichmäßig erfolgenden Prothesenbelastung in Verbindung mit dem vertikalen Auffangstoß in dem freien Zwischenraum 3 elastisch abzudämpfen.

Infolge des gering-elastischen Milgehens des gesamten Innentrichters mit den unregelmäßigen allseitigen Bewegungsstößen des Stumpfes während seiner Belastung werden die bei einem normalen Prothesen-Sitz des Stumpfes üblichen Reibungsdrücke, und damit das Wundiaufen, wirksam verhindert

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen

Claims (4)

Patentansprüche:

1. Unterschenkelprothese, bestehend aus einem Köcher und einem Innentrichter, dessen oberer Rand nach außen umgelegt und über die Randkante s des Köchers gehängt ist, dadurch gekennzeichnet, daß der nach außen umgelegte Rand des Innentrichters (2) unter Zwischenlegung eines elastischen Auflagekörpers (4) auf der Randkante des Köchers (1) elastisch federnd aufgelegt und der Innentrichter (2) selbst im Köcher (1) allseitig frei hängend und allseitig frei beweglich angeordnet ist.

2. Unterschenkelprothese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Auflagekörper (4) der durch den nach außen umgelegten Rand is gebildeten Wölbung des Innentrichters (2) angepaßt ist und in einem an der Köcherinnenwand anliegenden Distanzstreifen (5) ausläuft.

3. Unterschenkelprothese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Auflagekörper (4) aus eißpai Vollgummiring besteht, der in der Wölbung des Innentrichters (2) angeklebt ist

4. Unterschenkelprothese nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Innentrichter (2) aus Leder besteht