Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
Bauprodukts durch Vermischen eines hydraulischen Bindemittels,
vorzugsweise eines Portland-Zements, als Matrix mit einer
Faserverstärkung und ein so hergestelltes Produkt. Insbesondere,
jedoch nicht ausschließlich befaßt sich die Erfindung mit der
Herstellung von faserverstärkten Bauplatten bzw. -tafeln und
der Zusamensetzung der so hergestellten Platten bzw. Tafeln.
Faserverstärkte Bauprodukte der beschriebenen Gestaltung sind
wohl bekannt. Diese Produkte basieren auf einer Matrix, die
hauptsächlich aus einem hydraulischen Bindemittel besteht, wie
beispielsweise Portland-Zement, Aluminiumzement, Flugaschen
zement, Kalk, Gips, Diatomenerde, Puzzolon und Mischungen der
selben.
Für die Verstärkung verwendete Fasern können organische oder
anorganische Fasern oder eine Fasermischung sein; und Fasern,
die vorgeschlagen worden sind, umfassen Asbest, Glasfasern,
Stahlfasern, Mineralfasern, Zellulosefasern und Kunststoff
fasern.
Die Quellen für die Herstellung von faserverstärkten Bau
produkten geeigneten Asbestfasern sind begrenzt, und für viele
Zwecke ist es wünschenswert, die Verwendung von Asbest als
Verstärkungsfasern zu vermeiden. Des weiteren ist es bei der
Verwendung von Glasfasern und Stahlfasern nachteilig, daß diese
Fasern sehr teuer sind und zur Erzielung desselben Verstärkungs
ausmasses der Aufwand gegenüber der Verwendung von Asbest
4 bis 5 mal so groß ist. Nebenbei neigen Glasfasern und Stahl
fasern zu einer Zersetzung in einem bestimmten Ausmaß, die
letzteren zwar nur in unbedeutender Weise und ausschließlich
an der Oberfläche des faserverstärkten Fasermaterials, während
die erstgenannten fortlaufend einer bestimmten Zersetzung als
Folge der Alkali-Natur des Zements unterliegen.
Aus der GB-PS 11 30 612 (entspricht US-PS 35 91 395) ist die Verwendung von
faserigen Verstärkungskomponenten bekannt, die aus einem gedehnten und
anschließend zerfaserten Kunststoffilmmaterial, vorzugsweise
einem Polyolefinfilm, hergestellt sind. Die oben in Verbindung
mit Asbestfasern, Glasfasern und Stahlfasern angegebenen Nach
teile treten nicht auf, wenn das vorstehend genannte Material
in einem Mörtel verwendet wird, der beispielsweise aus Portland-
Zement und Kies besteht; infolge ihrer extrem glatten Oberfläche
wird jedoch nur eine schwache Bindung an die Matrix nach Aus
härtung derselben erreicht. Die aus der GB-PS bekannte Faser
verstärkung besteht aus einem gedrehten bzw. verdrillten Kunst
stoffgarn mit einem Gewicht von 1 bis 1,5 g/m und ist zu
Filamenten von etwa 75 mm Länge zerschnitten. Das Garn ist als
sogenanntes Spaltfasermaterial aus einem film- bzw. folien
förmigen Kunststoffband hergestellt, das nach Extrusion und
Kühlung auf etwa das 10fache seiner ursprünglichen Länge ge
streckt worden ist. Die Streckung bzw. Reckung bewirkt, daß
die Struktur des Kunststoffmaterials stärker orientiert wird
mit einer sich daraus ergebenden, erheblich vergrößerten Zug
festigkeit in Längsrichtung und einer erheblich reduzierten
Zugfestigkeit rechtwinklig hierzu.
Wegen seiner schwachen Zugfestigkeit in Querrichtung besitzt
das verlängerte bzw. gedehnte Material eine natürliche Tendenz
zur Aufspaltung; diese Aufspaltung kann beispielsweise durch
Drehen bzw. Verdrehen des gestreckten Kunststoffilmbandes rund
um seine Längsachse, z. B. dadurch, daß das Kunststoffilmband
zwischen Kautschukplatten oder -walzen geführt wird, und
durch weiteren mechanischen Stoß, bei
spielsweise als eine Folge von Schlägen oder Reibungskräften
von Stein- und Kiespartikeln während des Zumischens in einem
Betonmischer, im Rahmen eines Verfahrens auftreten, bei dem
sie in mehrere dünnere Streifen aufgespalten werden. Durch
die bekannte Aufspaltung findet die Unterteilung in dünnere
Streifen stets entlang der von Haus aus schwächsten Linien oder
Bereiche des Materials parallel zur Richtung der Verlängerung
des Bandes statt. Somit erhalten die gebildeten Fasern recht
eckige Querschnitte, stets vollständig glatte Oberflächen und
einen konstanten Querschnitt über ihre Länge, aber keine gefransten Ecken,
was der Grund dafür ist, warum es vollständig unmöglich war, eine Verankerung
zu erhalten, die zufriedenstellender ist als in dem Fall der
üblichen runden Fasern. Die glatte Oberfläche und der konstante
Querschnitt der bisher verwendeten Kunststoffasern sind auch
für die ungeeignete Kontrolle einer homogenen Rißverteilung
in dem ausgehärteten kunststoffaserverstärkten Produkt verant
wortlich. Dieser Nachteil ist noch schwergewichtiger aufgrund
des Umstandes, daß die quergerichteten Kontraktionseigenschaften
der Kunststoffmaterialien extrem hoch sind, beispielsweise 0,4
bis 0,5 im Vergleich zu etwa 0,2 für den Fall von Glas und etwa
0,3 für den Fall von Stahl. Somit wird die glatte Faser infolge
einer Verlängerung, sobald eine Belastung auf sie einwirkt,
dünner, weshalb sie ihren innigen Kontakt mit der umgebenden
Matrix entlang kleinerer oder größerer Bereiche ihres Umfangs
und entlang ihrer gesamten Längsrichtung verliert.
Zur Abhilfe ist lediglich vorgeschlagen worden, die Aufspaltung
entlang eines Bereichs der Gesamtlänge des Garns versetzt inner
halb des Faserbündels stattfinden zu lassen, so daß bei Ausein
anderspreizen des Bündels ein Material erreicht wird, das einer
Vernetzung mit verschiedenen Maschenweiten ähnelt. Es wird
gesagt, daß hierdurch eine Verankerung erreicht wird, die mit
den üblichen runden Kunststoffasern nicht erreicht werden kann,
daß aber auch diese Verstärkung nicht ausreichend ist. Die ver
hältnismäßig wenigen Kreuzungspunkte, die nebenbei bzw. auf dem
Weg voneinander getrennt verhältnismäßig schwach sind, wenn
bzw. da die Aufspaltung sich gerade fortsetzen kann, sind nicht
in einem bedeutenden Ausmaß geeignet, den Einfluß der sehr
langen Bereiche mit vollständig glatten Spaltungs- bzw. Teilungs
flächen zu überwinden, die auf die Aufspaltung zurückgehen und
an denen eine Zementmatrix nicht anhaften kann und die folglich
nicht den gewünschten Effekt liefern. Das bekannte Kunststoff
fasergarn ist in Fig. 1 dargestellt.
Die bekannte Aufspaltung von Fasern kann dadurch stattfinden,
daß die gereckte bzw. gestreckte Kunststoffolie einer bestimmten
physikalischen Behandlung ausgesetzt wird. Sie bilden jedoch
zusammenhängende Bündel von Faserfilamenten, und zwar auch nach
der heftigen Handhabung, der sie ausgesetzt sind als einer Folge
der Vermischung mit Kies und Stein in dem Betonmischer. Der
Querschnitt der einzelnen Fasern ist noch so groß, daß eine
bestimmte elastische Bewegung auftritt, wenn die Fasern gebogen
bzw. gekrümmt worden sind, was der Fall ist nach der Zusammen
drückung der Fasern enthaltenden Betonmasse, und dies führt
aus sich heraus auch zu einer schwachen Verankerung der Fasern.
Aus der DE-OS 28 16 457 ist eine Baustoffmischung bekannt, je
doch nicht mit Fasern für Verstärkungszwecke, sondern mit
synthetischen Fibriden oder Flocken einer Form, deren einziger
Zweck es ist, durch den Aufbau einer Florschicht auf existieren
den Asbestzementanlagen (Hatschek-Anlagen) eine bessere Retention
von Zementpartikeln zu erreichen, wobei mit einem großen Wasser
überschuß gearbeitet wird, welcher während des Aufbaus der Flor
schicht zu entfernen ist. In dieser Entgegenhaltung befindet
sich kein Hinweis darauf, daß dieses in bezug auf die Material
eigenschaften ganz unspezifizierte Flocken-Pulver einen eigent
lichen Fasercharakter oder Verstärkungseffekt haben könnte.
Dieses Material wurde sowohl an der dänischen technischen Uni
versität als auch in den Laboratorien der Anmelderin getestet
und es konnte, auch bei Verwendung von sehr hohen Zusätzen, kein
Verstärkungseffekt gemessen werden.
Aus der DE-OS 20 63 933 sind füllstoffhaltige Fäden oder Fasern
mit einem hohen Gestalt an anorganischem Füllstoff in feinstver
teilter Form mit einer Denier-Zahl von 3000 und darunter und
Verfahren zu ihrer Herstellung bekannt. In Beispiel 1 werden
Fasern beschrieben, die zwar einen Denierzahl-Bereich von
3-14 haben, die aber keine anderen mit den erfindungsgemäß ver
wendeten Fasern übereinstimmenden Eigenschaften aufweisen.
Aus der DE-OS 27 28 351 ist die Verwendung eines Netzwerks aus
einem kontinuierlichen, fibrillierten organischen Film als Ver
stärkung für eine wasserhärtende Masse bekannt. Diese Entgegen
haltung beschreibt somit keine Einzelfasern, sondern ein Netz
werk, wobei dieses nicht unter Einhaltung der für die vorliegen
de Erfindung kritischen Parameter hergestellt ist und nicht die
für die vorliegende Erfindung entscheidende Eigenschafts
kombination aufweist. In den Diagrammen dieser Entgegenhaltung
zeigen alle Kurven einen deutlichen kritischen Punkt, nach
welchem sich das Material nicht länger als Einkomponentenmaterial
verhält. Dies steht im Gegensatz zu dem Produkt der vorliegenden
Erfindung.
In der GB-PS 10 89 442 wird ein faserhaltiges Baumaterial be
schrieben, welches unter anderem angeblich Polyolefinfasern ent
halten kann. Diese Entgegenhaltung enthält weder Erläuterungen
hinsichtlich der Polyolefinfaser noch Erläuterungen oder An
deutungen hinsichtlich der kritischen Kombination von Eigen
schaften, welche für die Fasern entscheidend sind.
Mittels des neuen erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens
werden Verbesserungen der Faserverstärkung erreicht, wobei
mindestens ein Teil der Fasern in flexiblen organischen Fasern
des Polyolefintyps besteht, die dadurch hergestellt sind, daß
gerecktes bzw. gestrecktes und zu Fasern verarbeitetes, vorzugs
weise wärmestabilisiertes Filmmaterial zu kurzen Längen ver
schnitten bzw. verhäckselt wird, wobei die Verarbeitung zu
Fasern durch mechanisches Aufspalten des gereckten Filmmaterials
bewirkt wird vor der Einmischung in eine Aufschlämmung, um
einzelne Polyolefilamente mit etwa 2 bis 35 Denier dis
pergiert in der Aufschlämmung zu erreichen, der nach der
Formgebung oder Gestaltung eine Aushärtung gestattet ist.
Somit erfolgt bei der Herstellung der Verstärkung in der Form
des gereckten Filmmaterials, gereckt in einer oder mehreren
Stufen bzw. Schritten, die Zerlegung zu Fasern bzw. zu deren
Bildung mit Hilfe von Rollen bzw. Walzen mit Messern oder
Nadeln, die den gestreckten Film teilweise quer zur Richtung der
starken Kerne bzw. Adern des Materials zerschneiden oder auf
spalten.
Die Fasern werden hierbei in einer solchen Weise gebildet,
daß sie an den Rändern ausgefranst sind, wodurch die Bindung
der Fasern in der Matrix verbessert wird. Es ist jedoch wichtig,
daß die Verstärkung erreicht wird, indem eine vollständige
Aufspaltung in einzelne Filamente dispergiert in der Auf
schlämmung stattfindet, die mittels des Verfahrens erreicht
wird.
In bevorzugter Weise sind die Fasern Polypropylenfasern, die
in der Lage sind, direktem oder indirektem Einfluß von Ver
änderungen des Lichts und der Temperatur zu widerstehen, die
bei Bauteilen schwanken kann von etwa -20°C bis etwa 120°C.
Unter Polypropylenfasern werden in diesem Zusammenhang ins
besondere auch ausschließlich aus Polypropylen bestehende
Fasern hergestellt auf der Basis eines Filmmaterials ohne
Polyäthylen verstanden, das üblicherweise beigemischt wird,
um das Ziehen und Strecken des Filmmaterials zu erleichtern
bzw. ermöglichen.
Entsprechend einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
wird das Fasermaterial in einem Teil des Bindemittels dis
pergiert, das hiernach mit dem Rest des Matrixmaterials ver
mischt wird.
Infolge der ausgefransten Ränder und des unglatten Charakters
der Fasern und der vielen befestigten bzw. gebundenen und sehr
dünnen Fibrillen können sich die in Frage stehenden Fasern nur
sehr schwierig entwirren und gleichmäßig in dem Matrixmaterial verteilen.
Zur Erzielung der notwendigen Dispersion der Fasern kann die
Beimischung in einem ersten Schritt vorzugsweise in einem Teil
des Matrixmaterials, beispielsweise in einer reinen Portland-
Zementmatrix, stattfinden.
Hierbei wird der Vorteil erreicht, daß die Dispersion der Faserrn
in einem fetten oder hoch viskosen Fluid erfolgt.
Von der industriellen Betonherstellung her ist es wohl bekannt,
daß eine hohe Festigkeit bei einem kleinen Verhältnis von
Wasser zu Zement erreicht wird, während Asbestzement ein großes
Verhältnis von Wasser zu Zement erforderlich macht, um annehm
bare Festigkeiten der Gegenstände zu erreichen.
In hinreichend überraschender Weise ist festgestellt worden, daß
die Festigkeit von Gegenständen hergestellt in dieser Weise bei
einem kleinen Verhältnis von Wasser zu Zement und mit Fasern
erheblich erhöht ist im Vergleich zu Asbestzementgegenständen
hergestellt mit dem erforderlichen großen Verhältnis von Wasser
zu Zement.
Zur Verbesserung der Anhaftung der flexiblen organischen Fasern
kann deren Oberfläche mit einem anorganischen, feinen, ge
körnten Füllmaterial oder Teil des Bindemittels vor der Ver
mischung mit dem Matrixmaterial behandelt werden. Das feine,
gekörnte Füllmaterial dient auch zur Plastifizierung der
Mischung, um eine gleichmäßige Dispersion der Fasern zu er
reichen.
Weitere Verbesserungen bei der Beimischung können bei einem
erfindungsgemäßen Verfahren erreicht werden, bei dem die
Beimischung der Fasern zu der Matrixmasse unter Zugabe eines
Dispersionsmittels ausgeführt wird.
Das Dispersionsmittel kann zur Verbesserung der Verteilung
der Fasern dienen, und ein Teil der Fasern kann als Dispersions
mittel dienen, wie beispielsweise Zellulosefasern; jedoch
können auch chemische Verbindungen, wie beispielsweise Methyl
zellulose, Hydroxypropylmethylzellulose, Polsiloxane, Silikon
öle, Mineralöle mit Silikonderivaten etc. verwendet werden, um die
Affinität der Fasern zu verbessern und das Zusammenballen der
Fasern zu verhindern und hierdurch die zufällige Orientierung
der Fasern zu verbessern.
Die Beimischung der Fasen in einer Menge bis zu etwa 20 Vol.-%
zu dem Matrixmaterial kann erfolgen in Mixern vorzugsweise
ohne Rühreinrichtungen, beispielsweise in Vibrations-, Schüttel-
oder Trommelmischern.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere anwendbar bei
einem Prozeß, bei dem das Produkt in der Form von Platten bzw.
Tafeln auf einer Faser/Tafel-bildenden Maschinenanlage mit
einer Saugeinrichtung zur Entwässerung der grünen Platten
bzw. Tafeln in dem Formgebungsprozeß hergestellt wird.
Die Mischung der Fasern trägt dazu bei, eine vollständige
Wirksamkeit der Aufschlämmung in der Maschinenanlage der
vorstehend angegebenen Art zu erreichen.
Die anderen Fasern bestehen in Zellulosefasern und vielleicht
Mineralwollfasern oder dgl.; und richtig zugegeben können sie
wegen ihrer sehr großen spezifischen Oberfläche eine gleich
mäßige Verteilung der Zementpartikel in dem komplizierten Gitter
system sicherstellen, das die Kunststoffasern bilden, und dann,
wenn der Wasserüberschuß anschließend während der Aushärtung und
Bildung des Materials abgesaugt wird, bilden die tragenden
Fasern ein Filter, das verhindert, daß die Zementpartikel von
der Oberfläche der Kunststoffasern weggezogen werden.
Ein verbessertes Produkt wird erreicht, wenn erfindungsgemäß
die Tafeln bzw. Platten einer Zusammendrückung während eines
Zeitintervalls nach der Formgebung ausgesetzt werden.
Die vorliegende Erfindung umfaßt des weiteren ein faserver
stärktes Bauprodukt, das aus einer Matrix eines hydraulischen
Bindemittels, vorzugsweise Portland-Zement, und Verstärkungs
fasern besteht, von denen mindestens ein Teil in einzelnen
Filamenten von Polyolefinfasern, vorzugsweise Polypropylen
fasern, besteht, die auf der Basis eines Filmmaterials mit
einer Dicke zwischen 10 und 60 Mikron gestreckt auf mindestens
das 15fache und zu Fasern verarbeitet mit Hilfe von rotieren
den Nadel- oder Schneidrollen bzw. -walzen hergestellt sind,
um ein Fasermaterial mit einer Zugfestigkeit von 390-590 MPa,
einem Elastizitätsmodul von 0,69 bis 0,98 · 104 MPa
und einer Dehnbarkeit bis zu 8% zu erreichen, wobei die Länge
der Fasern zwischen 5 und 25 mm liegt.
Es hat sich erwiesen, daß die erfindungsgemäßen Fasern als
Folge ihrer festen Verankerung in dem Zement in der Lage sind,
die volle Zuglast zu absorbieren bzw. aufzunehmen, wenn der
Zement aufgibt, und daß sie gleichzeitig in Folge der Scher
kräfte entlang der Faseroberfläche durchsetzen können eine
Verteilung von Mikrorissen so extrem fein, daß das Produkt
die Funktion eines homogenen Einkomponenten-Materials bis
zum eigentlichen Bruchpunkt hin bei einer Dehnung erlangt,
die 10 bis 100 mal so groß sein kann wie die in dem Fall
eines nicht verstärkten Matrixmaterials; diese Dehnung ist
unter Verwendung der bisher bekannten kunststoffaserver
stärkten Baumaterialien nicht erreichbar gewesen.
Bei der Aufspaltung des bis nahe zu seiner Reißgrenze ge
streckten Kunststoffilmmaterials mit Hilfe der Schneid- oder
Nadelrollen bzw. -walzen wird der Kunststoffilm in kleine
Streifen und Einheiten etwas unterschiedlicher Breiten auf
gespaltet, normalerweise zwischen dem 3- bis 7fachen der
Abmessung des Kunststoffilms. Fig. 2 zeigt einen Querschnitt
durch ein solches Faserbündel. Bei der Aufspaltung ist es
wichtig, daß das Zerschneiden an Stellen stattfindet, die
nicht mit den von Haus aus schwächsten Bereichen in dem Material
zusammenfallen. Bei dem Zerschneiden wird der Kunststoffilm
irgendwie zufällig durchgeschnitten und häufig in Richtungen,
die von der Dehnungsrichtung abweichen, was vermutlich ge
schieht, weil die Rollenbahn bei Auftreffen von der einen oder
anderen der Nadeln oder Schneidmesser in bestimmte seitwärts
gerichtete Bewegungen in ihrer eigenen Ebene gedrückt wird.
Folglich tritt das Abschneiden der starken Kerne oder Adern
des Materials häufig auf - wodurch eine gewisse Ausfransung
der Schnittbereiche bewirkt wird - und des weiteren unter
schneiden sich die Querschnitte der einzelnen Fasern in der
Längsrichtung. Diese beiden Umstände sind aus den Fig. 3
und 4 zu ersehen. Die feinen Fibrillen und die Ausfransung
sind überall in den Schnittbereichen zu ersehen, und es ist
auch selbstverständlich, daß die beiden Schnittbereiche nicht
ganz parallel sind, wie dies der Fall ist bei dem natürlich
aufgespalteten Streckfilm, sondern daß sie in dem Fall jeder
einzelnen Faser vorstehen und zurückspringen. Diese Beispiele
der Ungleichmäßigkeit bewirken die besonders feine Verankerung
und die mechanische Verflechtung bzw. Fixierung der Fasern in
dem erfindungsgemäßen Baumaterial.
Die Aufspaltung eines Kunststoffilmmaterials mit Hilfe von
Schneid- oder Nadelrollen bzw. -walzen ist an sich bekannt;
neu ist es jedoch, diese zu zerschneiden, um das Material
zu unterteilen, wodurch einzelne Filamente erreicht werden,
und diese nicht-glatten Fasern mit ungleichmäßigen Querschnitten
und den oben angegebenen geforderten Eigenschaften als Kunststoff
faserverstärkung in der Form von einzelnen Filamenten in einem
Baumaterial zu verwenden; der Grund hierfür kann in der Tat
sache gesehen werden, daß die hier genannten Kunststoffasern
als Folge ihrer besonderen Art in einem Zementmaterial sehr
viel schwieriger verteilt werden können als in dem Fall der
bisher verwendeten Materialien mit glatten Kunststoffasern.
Es ist erfolglos versucht worden, Polyolefinfasern in Wasser
zu dispergieren, und zwar entspechend der normalen Verfahrens
weise, die auch bei der Dispergierung beispielsweise von
Asbestfasern in Hinblick auf die Herstellung eines Asbest
zements verwendet wird, oder entsprechend der normalen Ver
fahrensweise in dem Fall von Zellulosefasern. Je mehr gerührt
wird, desto mehr verwirren bzw. verfilzen sich die Fasern bei
Verwendung einer Mischung von tragenden Fasern, beispielsweise
Zellulosefasern, umfassenden Fasern hat sich jedoch heraus
gestellt, daß eine normale Dispersion sogar ohne Zugabe von
dispergierenden Additiven erreicht werden kann. Ausreichend
überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß bei Ver
wendung eines fetten oder hoch viskosen Fluids eine voll
ständige Dispergierung ganz einfach und leicht durchgeführt
werden kann.
Die erfindungsgemäßen faserverstärkten Materialien sind in
Laboratorien und in der tatsächlichen Benutzung untersucht
worden, und im Vergleich zu beispielsweise üblichen asbest
verstärkten Zementprodukten, hergestellt in der gleichen
Weise mit derselben Zusammendrückung, zeigen sie Spannungs-
Dehnungs-Eigenschaften derselben Größenordnung, während fest
gestellt worden ist, daß die Stoß- bzw. Schlagfestigkeit er
heblich größer sind, nämlich 3 bis 5mal so groß wie diejenigen
von asbestverstärkten Zementprodukten. Fig. 5 zeigt Spanungs-
Dehnungs-Kurven von Biegetests mit verschiedenen Materialien.
Die Kurve 1 zeigt eine nichtverstärkte Zementmatrix. Die
Kurve 2 zeigt eine Zementmatrix vestärkt mit glattem Poly
propylengarn und Fig. 3 zeigt ein erfindungsgemäß verstärktes
Produkt. In der Zeichnung bedeuten:
Ordinate δ - Randbiegebeanspruchung
Abszisse ε - Randdehnungen in der Zug- und der Druckzone
(beide positiv dargestellt) in der Form
von ε t und ε c .
Entsprechend einer erfindungsgemäßen Modifikation bestehen
die Polypropylenfasern aus zwei Fasergrößen, wobei das
Längenverhältnis bei etwa 1 : 3 liegt. Durch Verwendung ver
schiedener Fasergrößen wird eine verbesserte Dispersion der
Fasern in einer verflochtenen Weise erreicht, beispielsweise
mit einer Mischung aus Fasern mit 6 mm und 18 mm.
Andere Faserarten, insbesondere Zellulosefaser und/oder
minerale Fasern, werden zur Verbesserung der Filtrations
eigenschaften der Aufschlämmung zugegeben d. h. wie oben
angegeben, um als Filter zu dienen, der in der bereiteten
Aufschlämmung eine Basis bildet, die es möglich macht, Tafeln
bzw. Platten auf einer herkömmlichen entsprechenden Her
stellungsmaschinenanlage herzustellen, in der eine Auf
schlämmungsschicht auf einem Sieb oder Filz bei gleich
zeitiger Entwässerung durch Absaugen aufgebracht wird. Gleich
zeitig dienen diese verhältnismäßig feinen Fasern als eine
feste Bindung der Matrixmasse.
Entsprechend einem wichtigen Merkmal der Erfindung enthält
das Matrixmaterial ein feines, gekörntes, anorganisches Füll
material einer solchen Größenordnung, bei der 85% kleiner als
1 Mikron sind.
Das feine gekörnte Material hat, wie oben angegeben, eine
wichtige Funktion während der Zubereitung der Aufschlämmung
für die Herstellung des Produkts durch Plastifizierung der
Masse und in einigen Fällen auch dadurch, daß es als Temperatur
regelungsadditiv dient, um die Reaktionstemperatur in bestimmten
Grenzen zu halten. In dem hergestellten Produkt dient das feine,
gekörnte Füllmaterial, beispielsweise Puzzolan oder feine ge
körnte Schlacke, jedoch dazu, mit dem stets in dem Produkt
enthaltenen freien Kalk zu reagieren und den freien Kalk zu
kontrollieren bzw. zu regeln und zur Verbesserung der Festig
keit des Produkts.