DE3110491C2 - Verfahren und Anlage zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk anfallenden, Borsäure enthaltenden radioaktiven Abwassers - Google Patents
Verfahren und Anlage zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk anfallenden, Borsäure enthaltenden radioaktiven AbwassersInfo
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- Y10S159/12—Radioactive
Abstract
Bei einem Verfahren bzw. mit einer Anlage zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk anfallenden, Borsäure enthaltenden radioaktiven Abwassers konzentriert man das Abwasser zunächst in einem Verdampfer (1) bis auf eine Borsäurekonzentration auf, die bei Verdampfungstemperatur unterhalb und bei Raumtemperatur oberhalb der Borsäuresättigungskonzentration liegt. Das dabei anfallende Abwasserkonzentrat läßt man in einem nachfolgenden Lagerbehälter (2) abkühlen, wobei Borsäure ausfällt, die man sedimentieren läßt. Anschließend wird das Obenstehende vom Sedimentschlamm getrennt und über eine Rückführleitung (5) wieder dem Verdampfer (1) zugeführt und als Abwasser weiterbehandelt. Im Rahmen dieser Maßnahmen kommt man wirtschaftlich zu einem besonders gut lagerbaren und konditionierbaren Einengungsprodukt, wenn man den pH-Wert des Abwassers bei der Verdampfung im Verdampfer (1) im Bereich dessen Neutralpunktes (6,8 bis 7,2) hält, im Lagerbehälter (2) weitere Borsäure durch Erniedrigung des pH-Wertes ausfällt sowie sedimentieren läßt und abschließend den Sedimentschlamm durch Vakuumdestillation in einem Vakuumdestillator (3) mit Pulverabfülleinrichtung (8) in ein erdfeuchtes Pulver überführt.
Description
Die Erfindung betrifft ein dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 entsprechendes Verfahren und eine
dem Oberbegriff des Patentanspruches 10 entsprechende Anlage zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk
anfallenden, Borsäure enthaltenden radioaktiven Abwassers. — Solche Abwasser enthalten bis zu 400 ppm
Bor, was — als Feststoff gerechnet — einem Borsäuregehalt von 2,4 Gew.-% entspricht und sind schwach
sauer.
Bei einem bekannten Verfahren bzw. einer bekannten Anlage der genannten Art (DE-OS 29 11 272) wird das
Abwasser ohne weitere Maßnahme der Verdampfung zugeführt und der sich dabei ergebende Borsäureschlamm
mit etwa 30 Gew.-% Borsäure zum gegebenen Zeitpuakt durch Einbetten in eine Matrix aus Beton,
Bitumen, Kunststoff oder dergleichen konditioniert. Bis zur Konditionierung muß der Borsäureschlamm im
Kernkraftwerk gelagert werden. Bei bestehenden Kernkraftwerken ist das hierfür zur Verfügung stehende Lagervolumen
beschränkt und es besieht das Bedürfnis, gröbere Mengen eingeengten Abwassers lagern zu können,
nachdem in neuerer Zeit zunehmend Schwierigkeiten bestehen, zu einem vorgegebenen Zeitpunkt, nämlich
bei Erschöpfung des vorhandenen Lagervolumens den Sedimentschlamm aus dem Kernkraftwerk entfernen
zu können.
Bei einem anderen Verfahren zum Einengen eines borsäurehaltigen radioaktiven Abwassers ist zwar auch
schon bekannt (DD-PS 1 06 732), das Abwasser durch Zugabe von Natronlauge bzw. durch Einstellen eines
Mol-Verhältnisses Borsäure/Natronlauge zwischen 3,5 und 4,5 in die Natriumboratform zu überführen und
nach Einstellen eines pH-Wertes zwischen 6,5 und 7,5 bis zu t-inem Borgehalt von 4,5% einzudampfen. Weiterhin
ist es bekannt (Ullmann's Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 8, (1974), Seiten 666 bis
669), daß man Borsäure aus entsprechenden Lösungen durch Ansäuern ausfällen kann. Schließlich ist es bei der
Behandlung von Abwässern aus chemischen Aufbereitungsanlagen von Uranerzen auch bekannt (DE-OS
24 47 471), unter anderem eine Vakuumdestillation durchzuführen. Alles das konnte aber keine Hilfe bei
dem Bestreben sein, die Zwischenlagerkapazität eines Kernkraftwerkes optimal zu nutzen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, anzugeben, wie man die Einengung der erwähnten Abwasser
weiter als bisher treiben kann, und zwar wirtschaftlich bis zu einem Produkt, das später praktisch jeder üblichen
Konditionierung zugänglich ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung in verfahrensmäßiger Hinsicht die im kennzeichnenden
Teil des Patentanspruches 1 angegebenen Merkmale und in anlagenmäßiger Hinsicht die im kennzeichnenden
Teil des Patentanspruches 10 angegebenen Merkmale.
Die Erfindung nutzt hierbei zunächst die überrasehende
Tatsache, daß man im Zuge der Verdampfung die Aufkonzentrierung des Abwassers mehr als doppelt
so weit (24 bis 54 Gew.-% Borsäure) treiben kann, ohne unerwünschte Ausfällungen befürchten zu müssen,
wenn man den pH-Wert unmittelbar vor und während der gesamten Verdampfung etwa beim Neutralpunkt
hält Fällt man darüber hinaus im Abwasserkonzentrat bzw. Borsäureschlamm noch zusätzlich Borsäure durch
Erniedrigung des pH-Wertes aus, so erhält man nach Sedimentation und Abtrennung der überstehenden
Konzentratlösung einen Schlamm mit pastöser bis sirupöser Konsistenz, der bereits 50 bis 70 Gew.-°/o Borsäure
enthält und ohne großen Energieaufwand durch Vakuumdestillation in ein erdfeuchtes Pulver überführt
werden kann. Mit dem gemäß dem bekannten Verfahren (DE-OS 29 11 272) gewonnenen Borsäureschlamm
war das noch nicht möglich. Das erdfeuchte Pulver kann zwecks Lagerung in Fässer abgefüllt werden und zum
gegebenen Zeitpunkt auf praktisch beliebige Art und Weise für die Konditionierung aufgearbeitet werden.
Vorteilhaft ist jedenfalls, daß das erdfeuchte Pulver bezogen auf den Abwasseranfall wesentlich weniger Volumen
beansprucht sowie leichter gelagert wurden kann und daß bezüglich der Anlage lediglich ein verhältnismäßig
kleiner Vakuumdestillator zusätzlich erforderlich ist
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen
2 bis 9.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert, deren
Figur schematisch eine Anlage zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk anfallenden, Borsäure enthaltenden
radioaktiven Abwassers zeigt.
Die Anlage besteht in ihrem grundsätzlichen Aufbau aus einer Reihenschaltung eines Verdampfers !, eines
beheizbaren Lagerbehälters 2 und eines Vakuumdestillators 3. An den Eingang des Verdampfers 1 sind ein
Abwasserstrang 4 und eine Rückführleitung 5 angeschlossen. Der Ausgang des Verdampfers 1 ist über eine
Verbindungsleitung 6 mit dem Einlaß des Lagerbehälters 2 verbunden. Die Rückführleitung 5 ist im Bereich
der Oberhälfte des Lagerbehälters 2 aus letzterem herausgeführt. Ein unterer Schlammauslaß des Lagerbehälters
2 ist über eine Anschlußleitung 7 mit dem Vakuumdestillator 3 verbunden, der noch mit einer Pulverabfülleinrichtung
8 ausgerüstet ist. Die im Verdampfer 1 dem Abwasser bzw. im Vakuumdestillator 3 dem Sedimentschlamm
3 entzogene Flüssigkeit wird über jeweils eine Leitung 9 bzw. 10 abgeführt, beispielsweise in einem
Fluß.
Mit dieser Anlage wird das im Kernkraftwerk anfallende, radioaktive Abwasser mit einem Borsäuregehalt
bis zu 2,4 Gew.-% folgendermaßen eingeengt: Das schwachsaure Abwasser wird durch Zugabe von Natronlauge
auf einen pH-Wert zwischen 6,8 und 7,2, vorzugsweise 7, eingestellt und über den Abwasserstrang 4
in den Verdampfer 1 eingeführt. Im Verdampfer 1 wird
das Abwasser durch Verdampfung bis auf eine bei Verdampfungstemperatur unterhalb sowie bei Raumtemperatur
oberhalb der Borsäuresättigungskonzentration liegende Borsäurekonzentration aufkonzentriert. Durch
weitere gesteuerte Zugabe von Natronlauge wird der pH-Wert des Abwassers während der gesamten Verdampfungszeit
im Bereich des Neutralpunktes gehalten. Hierdurch können im Verdampfer 1 Konzentrationen
zwischen 40 000 und 90 000 ppm Bor (entsprechend 24 bzw. 54 Gew.-% Borsäure) angefahren werden, ohne
daß Ausfällungen zu beobachten sind. Das so erzeugte Abwasserkonzentrat wird nun noch aus der Verdampfungshitze
heraus über die Verbindungsleitung 6 in den Lagerbehälter 2 überführt. In diesem läßt man das Abwasserkonzentrat
abkühlen und die ausfallende Borsäure sedimentieren. Die überstehende Konzentratlösung
wird über die Rückführleitung 5 zum Eingang des Verdampfers 1 zurückgeführt und als Abwasser weiterbehandelt
In dem zurückbleibenden Borsäureschlamm wird durch Erniedrigung des pH-Wertes infolge Oxalsäurezusatzes
weitere Borsäure ausgefällt, die man ebenfalls sedimentieren läßt Die überstehende oxalsäurehaltige
Konzentratlösung wird wieder über die Rückführleitung 5 abgezogen, jedoch vor Einführung in den
Verdampfer 1 zwecks Zerstörung der Oxalsäure mit Kaüumpermanganat versetzt Der im Lagerbehälter 2
zurückgebliebene Borsäureschlamm mit 50 bis 70 Gew.-°/o Borsäure wird nun im Lagerbehälter 2 auf
50 bis 6O0C erwärmt und dann sofort über die Anschlußleitung
7 in den Vakuumdestillator 3 überführt, in welchem er bis zu einem erdfeuchten Pulver getrocknet
wird, das mit Hilfe der Pulverabfülleinrichtung 8 in Fässer abgefüllt wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (10)
1. Verfahren zum Einengen eines in einem Kernkraftwerk anfallenden. Borsäure enthaltenden radioaktiven
Abwassers, wobei das Abwasser zunächst in einem Verdampfer bis auf eine bei Verdampfungstemperatur unterhalb sowie bei Raumtemperatur
oberhalb der Borsäuresättigungskonzentration liegende Borsäurekonzentration aufkonzentriert wird,
das dabei anfallende Abwasserkonzentrat mit noch über Raumtemperatur liegender Temperatur in einen
Lagerbehälter überführt wird, in dem das Abwasserkonzentrat abkühlen gelassen wird, wodurch
Borsäure ausfällt und sedimentiert, und wobei die über dem sedimentierten Borsäureschlamm stehende
Konzentratlösung in den Verdampfer zurückgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß
der pH-Wert des Abwassers unmittelbar vor und während der Verdampfung am Neutralpunkt gehalten
wird, daß in dem Lagerbehälter weitere Borsäure durch Erniedrigung des pH-Wertes ausgefällt und
sedimentiert wird, und daß der sedimentierte Borsäureschlamm durch Vakuumdestillation in ein erdfeuchtes
Pulver überführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß der pH-Wert des Abwassers bei der
Verdampfung zwischen 6,8 und 7,2 gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert des Abwassers bei
der Verdampfung durch Zugabe von Natronlauge eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die durch Abkühlung
des Abwasserkonzentrats einerseits, durch pH-Wert-Erniedrigung andererseits hervorgerufenen
Borsäureausfällungen nacheinander durchgeführt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwischeirden beiden Borsäureausfällungen
die überstehende Konzentratlösung in den Verdampfer zurückgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die pH-Wert-Erniedrigung
durch Zugabe von Oxalsäure vorgenommen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die abgetrennte oxalsäurehaltige überstehende
Konzentratlösung vor der Rückführung in den Verdampfer mit Kaliumpermanganat versetzt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Borsäureschlamm
durch Erwärmung in einen pumpfähigen Zustand versetzt wird und danach außerhalb des Lagerbehälters
der Vakuumdestillation unterworfen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Eorsäureschlamm auf 50 bis 6O0C
erwärmt wird.
10. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9, mit einem Verdampfer,
an dessen Eingang ein Abwasserstrang und eine Rückführleitung angeschlossen sind, und mit einem
Lagerbehälter, dessen Einlaß über eine Verbindungsleitung mit dem Ausgang des Verdampfers
verbunden ist, wobei an der Oberhälfte des Lagerbehälters die Rückführleitung angeschlossen ist und
der Lagerbehälter einen unteren Schlammauslaß aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß der
Schlammauslaß des beheizbaren Lagerbehälters (2) über eine Anschlußleitung (7) mit einem Vakuumdestillator
(3) verbunden ist
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