DE3630937A1 - Verwendung von natuerlichen cellulosefasern als beimischung zu polyvinylchlorid - Google Patents
Verwendung von natuerlichen cellulosefasern als beimischung zu polyvinylchloridInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von natürlichen Cellulosefa
sern als Beimischung zu Polyvinylchlorid zur Einschränkung des Rück
schrumpfes von Bändern und Profilen.
Die Verwendung von natürlichen Cellulosefasern als Füllstoffe in der
verarbeitenden Industrie ist bekannt. Es handelt sich hierbei um
hochreine weiße Pulver oder Fasern mit einem Cellulosegehalt von min
destens 99,5%, bezogen auf die Trockensubstanz. Derartige Cellu
lose-Füllstoffe zeichnen sich durch ausgewogene Schüttgewichte aus,
die eine optimale Einarbeitung in den Grundstoff gewährleisten. Die
Cellulose-Füllstoffe sind nicht abrasiv und weitgehend inert gegen
Säuren, Laugen und Lösungsmittel.
Besonders vorteilhaft bei der Einmischung von Cellulose-Füllstoffen
in fließfähige Grundmaterialien ist die Tatsache, daß die einzelnen
Fasern aufgrund des Herstellungsprozesses eine fibrillierte Oberflä
che aufweisen, die eine optimale Verankerung im Grundmaterial gewähr
leistet. Die Fasern werden aus Holz gewonnen, welches entsprechend
zerkleinert und chemisch von Lignin und anderen Verunreinigungen ge
reinigt wird. Das Cellulose-Rohmaterial wird im Anschluß an den Rei
nigungsprozess zu den verschiedensten Faserlängen vermahlen.
Bei der Herstellung von Bändern und Profilen aus Polyvinylchlorid hat
sich als nachteilig herausgestellt, daß bei der Verwendung der Bänder
oder Profile bei erhöhter Temperatur ein erheblicher Rückschrumpf
auftritt, der z. B. geprüft bei 110°C über eine Stunde, in der Grö
ßenordnung zwischen 2-4% der Ursprungslänge liegt. Eine derartige
Längenreduzierung ist in vielen Fällen nicht akzeptierbar.
Man hat zwar durch den Einsatz spezieller Werkzeuge erreicht, daß der
Rückschrumpf auf ca. 1,5% reduziert werden konnte, jedoch ist auch
dieser Wert noch zu hoch.
Auch die Verwendung von Füllstoffen ist in der Verarbeitung von Poly
vinylchlorid bekannt. Verwendet werden hier beispielsweise kör
nige Füllstoffe wie Kalziumkarbonat u.ä. Das Schrumpfverhalten von
Bändern und Profilen wird durch solche Füllstoffe nur graduell ver
bessert.
Wird Holzmehl als Füllstoff zu Polyvinylchlorid verwendet, so kann
festgestellt werden, daß hier zwar eine Erniedrigung des Rückschrum
pfes zu erzielen ist. Die Schlagzähigkeitswerte dagegen werden ganz
erheblich reduziert und es ist festzustellen, daß die Oberflächengü
te von Bändern und Profilen, die mit Holzmehl als Füllstoff beladen
sind, nicht mehr den gestellten Anforderungen entspricht. Außerdem
hat sich gezeigt, daß bei der Verwendung von Holzmehl als Füllstoff
die Bänder und Profile sich in einer Art verfärben, daß sich in vie
len späteren Anwendungsfällen nicht mehr tolerierbare Einschränkun
gen ergeben.
Bei der Verwendung von Glasfasern als Füllstoffe bei der Herstellung
von Bändern und Profilen aus Polyvinylchlorid ergibt sich ein star
ker Abfall der Schlagzähigkeitswerte sowie eine nicht geschlossene,
rauhe Oberfläche der Bänder und Profile, die bei vielen Anwendungs
bereichen nicht mehr tolerierbar ist. Ferner stellt sich als nach
teilig bei der Verwendung derartiger Füllstoffe heraus, daß sich ein
erhöhter Werkzeugverschleiß bei der Herstellung und auch bei der Wei
terverarbeitung ergibt.
Hier setzt die Erfindung ein, die sich die besonderen Eigenschaften
der natürlichen Cellulosefasern als Füllstoffe bei der Verarbeitung
von fließfähigen Grundstoffen zunutze macht. Erfindungsgemäß wird
vorgeschlagen, daß die natürlichen Cellulosefasern als Beimischung zu
Polyvinylchlorid mit einem Faseranteil von 1-40 Gewichtsprozent, vor
zugsweise von 3-20 Gewichtsprozent, mit einer Faserdicke bis zu 40 µm
und einer Faserlänge, die im Streubereich zwischen dem Faserdurch
messer bis zu einer Abmessung von 400 µm liegt, zur Einschränkung des
Rückschrumpfes sowie zur Verbesserung der mechanischen und/oder Ober
flächeneigenschaften von verstärkten Bändern und Profilen verwendet
werden.
Bänder und Profile aus Polyvinylchlorid, die in der erfindungsgemä
ßen Abmischungstoleranz mit den natürlichen Cellulosefasern gefüllt
sind, weisen bei einer Lagerung von einer Stunde und 110°C einen
Rückschrumpfwert auf, der weit unter 1% liegt. Aufgrund der weichen
Konsistenz der Füllstoff-Fasern wird bei derart gefüllten Bändern und
Profilen eine optimale Oberfläche erzielt, die jede weitere Be
arbeitung wie Lackieren usw. zuläßt. Der hohe Weißgrad der natürli
chen Cellulosefasern ergibt keinerlei Farbbeeinträchtigung der mit
diesem Füllstoff gefüllten Bänder und Profile, wenn die mit diesem
Füllstoff versehenen Bänder und Profile bereits im Urformprozess
durch Zusatz von Farbpigmenten zu dem thermoplastischen Grundstoff
Polyvinylchlorid eingefärbt werden.
Die mit natürlichen Cellulosefasern gefüllten Bänder und Profile aus
Polyvinylchlorid besitzen eine gute Kerbschlagzugzähigkeit, so daß
ein Splittern der Bänder und Profile beispielsweise bei mechanischer
Weiterverarbeitung nicht erfolgt. Daneben ist wesentlich der Vor
teil, der sich durch den vernachlässigbar niedrigen Rückschrumpf der
erfindungsgemäß mit natürlichen Cellulosefasern gefüllten Bänder und
Profile ergibt. Der Begriff Profile umfaßt in seiner Bedeutung alle
profilierten Gegenstände wie Vollprofile, Hohlprofile, Rohre usw.
In besonderen Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn vor
der Beimischung der natürlichen Cellulosefasern in den erfindungsge
mäßen Mischungsbereichen die Fasern mit einem Haftvermittler belegt
werden. Obwohl durch das Herstellungsverfahren bedingte fibrillierte
Oberfläche der Einzelfasern bereits eine sehr gute Haftung der Fa
sern im Grundstoff erzielt werden kann, da der fließfähige, thermo
plastische Grundstoff die einzelnen Fibrillen hintergreift, kann es
in gewissen Anwendungsbereichen vorteilhaft sein, diese Haftung durch
vorheriges Aufbringen von Haftvermittler auf die Fasern noch zu ver
stärken. Der Haftvermittler kann beispielsweise durch Versprühen auf
die Fasern aufgebracht werden. Im Einzelfall kann es erforderlich
sein, die Fasern nach einem solchen Sprühvorgang nochmals einem Mahl
prozess zu unterwerfen.
Die erfindungsgemäß angegebene Länge der natürlichen Cellulosefasern
bis zu 400 µm ist ein Erfahrungswert, der durch Versuche festgestellt
wurde. Bei der Verwendung von Fasern größerer Längenabmessungen wur
de festgestellt, daß sich in diesem Fall die Fasern beim Einmischen
in den thermoplastischen Grundstoff gewissermaßen verknoten, jeden
falls nachteilige Verdickungen bilden, die sich auch an der Oberflä
che der Bänder und Profile abzeichnen können. Solche Verknotungen
können mit den bei der großtechnischen Kunststoffverarbeitung übli
chen Mischverfahren nicht mehr gelöst werden.
Die nachstehenden Beispiele zeigen in der Gegenüberstellung zwischen
Profilen, die erfindungsgemäß mit natürlichen Cellulosefasern ge
füllt sind, und solchen, bei denen andere Füllstoffe verwendet wur
den, die besonders günstigen Eigenschaften der ersteren Profile.
Gefertigt wurde ein extrudiertes Band der Abmessung 23 mm Breite,
3 mm Wanddicke, wie es in der Möbelindustrie zur Kantenbegrenzung von
Platten verwendet wird. Zur Anwendung kam folgende Zusammenset
zung:
100 GewichtsteileSuspensions-PVC K-Wert 65
2 GewichtsteileBleistabilisator
1,5 GewichtsteileGleitmittel
2 GewichtsteilePolymethylmetacrylat-Pulver als Fließhilfe
35 TeileCellulose-Füllstoff in der erfindungsgemäßen Abmischung
Farbpigmente
Bei den Cellulosefasern handelt es sich um einen Füllstoff mit einem
mittleren Faserdurchmesser von 15 µm und einer Faserlänge mit 99%
kleiner als 150 µm. Die Mischungsaufbereitung einschließlich des Einmi
schens der Cellulosefasern erfolgte in einem branchenüblichen
Schnellmischer.
Das extrudierte Profil besaß eine matte, geschlossene Oberfläche. Die
Rückschrumpfprüfung ergab nach Lagerung von einer Stunde bei 110°C
einen Wert von 0,3%. Die Kerbschlagzugzähigkeit gemäß DIN 53448 wur
de mit 45 KJ/m2 bestimmt.
Das gefertigte Band konnte mit diesen optimalen Einstellungen direkt
zur Weiterverarbeitung an die Möbelindustrie ausgeliefert werden.
Gegenüber Beispiel 1 wurde in der Rezeptur der Artikel Cellulose-
Füllstoff durch die gleiche Menge Holzmehl mit einer Teilchenlänge
von 150 µm ersetzt.
Es wurde zwar auch bei diesem Profil ein Schrumpf von nur 0,6% bei
der Rückschrumpfprüfung erreicht, die Profiloberfläche war jedoch
rauh und schuppig. Darüberhinaus fand bei dem Profil durch die bräun
liche Eigenfarbe des Holzmehles eine starke Farbverschiebung statt,
die die in der Möbelindustrie zum Beispiel geforderten hellen Farb
töne nicht mehr zuläßt.
Die Kerbschlagzugzähigkeit gemäß DIN 53448 wurde mit 27 KJ/cm2 be
stimmt. Sie liegt damit erheblich niedriger als bei Beispiel 1.
Hier wurde die abmessungsgleiche Cellulosefaser des Beispiels 1 in
einem völlig anderen Rezepturaufbau verwendet. Aufgabe war die Her
stellung weitgehend antistatischer Profile, die neben geringem
Schrumpf auch hohe Anforderungen an die Oberflächengüte erfüllen muß
ten. Zur Anwendung kam folgende Zusammensetzung:
100 GewichtsteileEmulsions-PVC K-Wert 65
1,2 GewichtsteileZinnstabilisator
2,8 TeileGleitmittelgemisch
1,2 GewichtsteilePolymethylmetacrylat-Pulver als Fließhilfe
5 GewichtsteileCellulosefüllstoff
Farbpigmente
Hergestellt wurde ein Bandprofil mit 24 mm Breite und 2 mm Wanddicke.
Erzielt wurde bei der Herstellung ein Bandprofil mit einer sati
nierten, glatten, geschlossenen Oberfläche und einem einwandfreien
Farbausfall. Der hohe Weißgrad des verwendeten Füllstoffes Cellulo
sefaser hat praktisch keinen selbstfärbenden Einfluß auf den Profil
ausfall.
Der Rückschrumpf wurde nach Lagerung von einer Stunde bei 110°C mit
0,7% bestimmt. Die Kerbschlagzugzähigkeit nach DIN 53448 betrug in
diesem Fall 96 KJ/m2.
Auch dieses Profil konnte aufgrund seiner Eigenschaften ohne weitere
Aufwendungen der späteren Weiterverarbeitung zugeführt werden.
Hier wurde ein Profil der Abmessungen gemäß Beispiel 3 hergestellt,
jedoch nicht mit Cellulosefasern als Füllstoff, sondern mit einem
körnigen Füllstoff. Zur Anwendung kam folgende Zusammensetzung:
100 GewichtsteileEmulsions-PVC K-Wert 65
1,2 GewichtsteileZinnstabilisator
2,8 GewichtsteileGleitmittelgemisch
1,2 GewichtsteilePolymethylmetacrylat-Pulver als Fließhilfe
7 GewichtsteileKalziumkarbonat mittlerer Korngröße von 3 µ
Das extrudierte Profil wies eine matte Oberfläche auf. Bei der Prü
fung auf Rückschrumpf ergab sich nach Lagerung von einer Stunde bei
110°C ein Wert von 2,3%. Die Kerbschlagzugzähigkeit nach DIN 53448
wurde mit 99 KJ/m2 bestimmt.
Hier wurde als Grundstoff ein besonders schlagzäh modifiziertes Poly
vinylchlorid hart verwendet, wie es vielfältig in der weiterver
arbeitenden Industrie eingesetzt wird. Der Mischprozess war iden
tisch mit Beispiel 1, genauso wie die Profilabmessungen. Zur Anwen
dung kam folgende Zusammensetzung:
92 GewichtsteileSuspensions-PVC K-Wert 65
8 GewichtsteileMetacrylat-Butadien-Styrol-Polymer als Schlagzähkomponente
2 GewichtsteileBleistabilisator
1,8 GewichtsteileGleitmittelgemisch
1 GewichtsteilPolymethylmetacrylat als Fließhilfe
18 GewichtsteileCellulose-Füllstoff mit Faserverteilung 99% kleiner
als 250 µm und einem Faserdurchmesser von ca. 25 µm.
Das extrudierte Profil wies eine matte, geschlossene Oberfläche auf.
Bei der Prüfung auf Rückschrumpf ergab sich nach Lagerung von einer
Stunde bei 110°C ein Wert von 0,4%. Die Kerbschlagzugzähigkeit nach
DIN 53448 wurde mit 140 KJ/m2 bestimmt.
Dieses Beispiel dient dem Nachweis, daß auch bei hoher Dosierung kör
nige, nichtfasrige Füllstoffe, die gelegentlich zur Reduzierung des
Rückschrumpfes empfohlen werden, nur graduell wirksam sind.
Es wurde ein Band gemäß Beispiel 1 hergestellt. Zur Anwendung kam
folgende Zusammensetzung:
92 GewichtsteileSuspensions-PVC K-Wert 65
8 GewichtsteileMetacrylat-Butadien-Styrol-Polymer als Schlagzähkomponente
2 GewichtsteileBleistabilisator
1,8 GewichtsteileGleitmittelgemisch
1 TeilPolymethylmetacrylat als Fließhilfe
40 TeileKalziumkarbonat-Füllstoff mittlerer Teilchengröße von 3 µ
Das extrudierte Profil wies eine geschlossene Oberfläche auf. Bei der
Prüfung auf Rückschrumpf ergab sich nach Lagerung von einer Stunde
bei 110°C ein Wert von 2,2%. Die Kerbschlagzugzähigkeit gemäß DIN
53448 wurde mit 145 KJ/m2 bestimmt.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß körnige Füllstoffe wie
Kalziumkarbonat lediglich eine graduelle Verbesserung des Rück
schrumpfes erbringen. Bei der Verwendung von Holzmehl als Füllstoff
ist es zwar prinzipiell möglich, den Rückschrumpf von Bändern und
Profilen aus Polyvinylchlorid zu erniedrigen, jedoch wird die Kerb
schlagzugzähigkeit erheblich reduziert und die Oberflächengüte ent
spricht nicht mehr den Anforderungen. Auch bezüglich der Eigenfär
bung dieses Füllstoffes ergeben sich nicht mehr tolerierbare Ein
schränkungen.
Bei der Verwendung von Glasfasern als Füllstoff ergibt sich als nach
teilig der starke Abfall der Kerbschlagzugzähigkeit sowie die rauhe
Oberfläche mit dem Werkzeugverschleiß.
Claims (2)
1. Verwendung von natürlichen Cellulosefasern als Beimischung zu Po
lyvinylchlorid mit einem Faseranteil von 1-40 Gewichtsprozent,
vorzugsweise von 3-20 Gewichtsprozent, mit einer Faserdicke bis zu
40 µm und einer Faserlänge, die im Streubereich zwischen dem Fa
serdurchmesser bis zu einer Abmessung von 400 µm liegt, zur Ein
schränkung des Rückschrumpfes sowie zur Verbesserung der mechani
schen und/oder der Oberflächeneigenschaften von verstärkten Bän
dern und Profilen.
2. Verwendung von natürlichen Cellulosefasern nach Anspruch 1, da
durch gekennzeichnet, daß die Fasern vor dem Einmischen in das Po
lyvinylchlorid mit einem Haftvermittler belegt sind.
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