DE4243995A1 - Permanente hydrophile Modifizierung für Fluorpolymere und Verfahren zur Erzeugung der Modifizierung - Google Patents
Permanente hydrophile Modifizierung für Fluorpolymere und Verfahren zur Erzeugung der ModifizierungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine permanente hydrophile Mo
difizierung für Fluorpolymere sowie ein Verfahren zur
Herstellung dieser Modifizierung.
Fluorpolymere finden aufgrund ihrer ausgezeichneten
chemischen und thermischen Stabilität in vielen Berei
chen der Technik Verwendung. Fluorpolymere besitzen
jedoch eine hydrophobe Oberfläche, was sich bei be
stimmten Anwendungsgebieten, beispielsweise in der
Flüssigfiltration, als nachteilig erwiesen hat. Reine
Fluorpolymere können so zur Stofftrennung disperser
Partikel in Wasser nicht eingesetzt werden, da sie mit
Wasser nicht benetzbar sind. Um sie trotzdem zur
Stofftrennung aus wäßrigen Medien einzusetzen, wurden
eine Reihe von Methoden entwickelt, welche die Ober
fläche des Fluorpolymers mit Wasser benetzbar machen,
d. h. hydrophil gestalten.
Zahlreiche Vorschläge wurden gemacht, um einer Fluor
polymer-Oberfläche Hydrophilie zu verleihen. Bei
spielsweise wurden Fluorpolymermembranen mit wäßrigen
Alkohol- oder Ketonlösungen benetzt. Hier bleibt die
Hydrophilie nur im feuchten Zustand erhalten, d. h.
eine dauerhafte Hydrophilierung wird nicht erzielt.
Gemäß den US-PSen 4,552,374 und 4,839,296 wird die
Fluorpolymermembran mit einer Mischung aus Lösungsmit
tel und Tensid imprägniert. Gemäß der EP 175 322 wird
eine Membran mit einem hydrophilen Propylenglycolmono
fettsäureester imprägniert. Diese Behandlungsmethoden
weisen den Nachteil auf, daß das Tensid, insbesondere
bei erhöhten Temperaturen, während des Einsatzes der
Membran herausgewaschen wird. Aus den US-PSen
4,298,002 und 4,908,236 ist weiters bekannt, eine mi
kroporöse Fluorpolymermembran mit einem hydrophilen
Monomer zu imprägnieren und anschließend zu polymeri
sieren. Auch die US-PSen 4,113,912, 4,917,773,
4,618,533 und 4,506,035 beschreiben das Imprägnieren
der Fluorpolymermembran mit einem hydrophilen Monome
ren. Anschließend wird zur Fixierung Graft-Polymerisa
tion, Vernetzung, Plasmabehandlung bzw. Behandlung mit
energiereicher Strahlung durchgeführt. Es hat sich ge
zeigt, daß diese Methoden zu einer ungleichmäßigen
Ausrüstung der Membran führen sowie zu einer ungleich
mäßigen Vernetzung. Des weiteren besteht die Gefahr,
daß die Poren einer Fluopolymermembran verstopfen kön
nen. In "Polymer Preprints 31 (1990) 1, M.S. Shoichet,
T.J. McCarthy, der US-PS 3,390,067 und der EP 245 000
wird die chemische Vorbehandlung der Fluorpolymerober
fläche mit reduzierenden Reagenzien und anschließender
Pfropfpolymerisation beschrieben. In J.Appl. Polym.
Sci., 26 (1990) 2637, E.-S.A. Hegazy, N.H. Taher, A.R.
Ebaid und in der US-PS 4,734,112 wird die Vorbehand
lung einer Fluorpolymermembran mit Plasma, Laser oder
durch Glimmentladung beschrieben. Anschließend erfolgt
eine chemische Umsetzung mit einer hydrophilen Sub
stanz. Diese Methoden führen zur Minderung der me
chanischen Stabilität der Membran und zur ungleichmä
ßigen Modifizierung oberflächennaher Bereiche. Aus der
EP 404,900 und EP 456,939 ist die Modifizierung einer
Fluorpolymermembran mit einem hydrophilen Polymeren
und anschließender chemischer Umsetzung der hydrophi
len Gruppen bekannt. Diese Methode weist den Nachteil
auf, daß die Membran eine verminderte
Lösungsmittelstabilität aufweist und ein Verlust der
Hydrophilie bei erhöhten Temperaturen auftritt, der
durch Umorientierungseffekte und thermische Instabili
tät der funktionellen Gruppen hervorgerufen wird. Ge
mäß der EP 408 378 und der US 4,113,912 wird eine
Fluorpolymermembran dadurch hydrophiliert, daß sie mit
einem hydrophilen Polymeren behandelt wird und an
schließend dieses hydrophile Polymer mit einem Kom
plexbildner komplexiert wird. Derart hergestellte hy
drophilierte Membranen weisen zwar eine stabilisierte
Modifizierung auf, die Bindung der hydrophilen Kompo
nenten ist jedoch ungenügend und die Gefahr der Inak
tivierung durch Verlust der Ausrüstung ist gegeben.
Aus der EP 436 720 ist der Einsatz von Polyelektroly
ten, bestehend aus polykationischen und poly
anionischen Verbindungen bekannt, welche bestimmten
Substraten Hydrophilie verleihen können. Es hat sich
jedoch gezeigt, daß diese Komplexe auf Fluorpolymer
membranen völlig unzureichend haften. Polyelektrotoly
komplexe sind weiter aus den DD-Psen 2 80 257 und 280
258 bekannt, die eine kationische Modifizierung von
Substraten bewirken können. Auch hier ist die Haftung
ungenügend.
Zusammenfassend ist demnach festzustellen, daß es im
Stand der Technik keine permanent hydrophile Modifi
zierung für Fluorpolymere gibt, die ausreichende Hy
drophilie, chemische Resistenz, mechanische Festig
keit, Wasserpermeabilität und Dauerhaftigkeit auf
weist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine perma
nente hydrophile Modifizierung für Fluorpolymere,
insbesondere Fluorpolymermembranen zur Verfügung zu
stellen, die eine erhöhte Permanenz aufweist und wobei
gleichzeitig die gewöhnlich guten Eigenschaften, wie
chemische Resistenz und mechanische Festigkeit, der
Fluorpolymeren erhalten bleibt.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine perma
nente hydrophile Modifizierung für Fluorpolymere, die
sich dadurch auszeichnet, daß ein dünner Film aus ei
nem geladenen Polyelektrolyt-Komplex, der um- bzw.
neuorientiert ist, auf der Oberfläche des Fluorpoly
mers gebildet ist. Bevorzugte Ausführungsformen der
Modifizierung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur
Erzeugung einer permanenten hydrophilen Modifizierung
auf Fluorpolymeren, wobei ein Polykation und/oder po
lykationisch modifiziertes Kunstharz auf die Oberflä
che des Fluorpolymeren aufgebracht wird und durch Zu
satz eines Polyanions und/oder anionisch modifizierten
Kunstharzes ein geladener Polyelektrolyt-Komplex aus
gebildet wird, der um- bzw. neuorientiert wird. Bevor
zugte Ausführungsformen ergeben sich wieder aus den
Unteransprüchen.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Modifizierung lie
gen einerseits in dem einfachen Verfahren zu ihrer
Herstellung, z. B. benötigt man lediglich wäßrige oder
wäßrig-alkoholische Ausgangslösungen, die frei von
weiteren organischen Lösungsmitteln sind, sowie ande
rerseits in ihrer guten Permeabilität, thermischen Be
ständigkeit, Dauerhaftigkeit und geringen Einsatz
mengen und Applikationsmöglichkeiten für die unter
schiedlichsten Fluorpolymere mit negativem Zeta-Poten
tial. Das Verfahren kann für die Modifikation einer
Vielzahl von Fluorpolymeren mit negativem Zeta-Poten
tial eingesetzt werden. In Folge der Komplexstabilität
ist ein Ablösen der Schicht auf ein Minimum reduziert.
Bereits eine Monoschicht des Komplexes erzielt eine
optimale Modifizierung, da der Aufzug des Polyions auf
das Substrat abhängig ist von der Art und Anzahl
funktioneller Gruppen und damit vom resultierenden
Zeta-Potential. Dies bedeutet beispielsweise, daß auch
extrem kleinporige Fluorpolymermembranen ausreichend
hydrophiliert werden können, ohne daß die Porenstruk
tur verschlossen wird.
Die erfindungsgemäße Modifizierung besteht einmal aus
einem Polykation, das in geringer Konzentration die
zumeist ein negatives Zeta-Potential aufweisende Ober
fläche des Fluorpolymers überzieht und dem Substrat
ein positives Zeta-Potential verleiht. Die zweite und
zur Verbesserung der hydrophilen Eigenschaften im we
sentlichen verantwortlich zeichnenden Komponente ist
ein polymeres anionaktives Molekül, vorzugsweise ein
Polyanion mit aliphatischen oder alipha
tisch/aromatischen Seitenketten. Die erfindungsgemäße
Modifizierung ist also so aufgebaut, daß sich ein hy
drophiles Polykation und/oder ein polykationisch funk
tionalisiertes Kunstharz auf der Oberfläche des Fluor
polymers befindet und adsorptive Kräfte (physikalische
oder elektrostatische Adsorption) die Verbindung zwi
schen dem Substrat und dem Polykation herstellen. Der
Polyelektrolytfilm weist Überschußladungen auf, die
dem behandelten Polymer ein positives Zeta-Potential
verleihen und zur Reaktion mit zusätzlichen Komponen
ten befähigen. Diese Reaktionsmöglichkeit wird zur
Komplexbildung mit gelösten Polyanionen oder Kunsthar
zen im Folgeschritt genutzt.
Die Modifizierung der Fluorpolymere erfolgt gezielt
mit solchen Komponenten, die einen hohen Ordnungszu
stand der hydrophilen Gruppen auf der Oberfläche aus
prägen und dem Substrat hydrophile Eigenschaften ver
leihen. Eine gezielte Komplexbildung in Kombination
mit einer thermischen Nachfixierung verleiht der Modi
fizierung die gewünschte Permanenz und dient der Um-
oder Neuorientierung der äußersten hydrophilen Kompo
nente, die Überschußladungen aufweist, und geeignet
ist, z. B. mit Wassermolekülen über Wasser
stoffbrückenbildung einen Film auszubilden oder mit
anderen polaren Komponenten Wechselwirkungen einzuge
hen. Die Fixierung des geladenen Komplexes auf ur
sprünglich hydrophoben Fluropolymeren dient zur Anrei
cherung, Fixierung und Bindung anderer Substrate an
der Oberfläche. Art und Anzahl der ionogenen oberflä
chenaktiven Gruppen sind variierbar.
Durch eine Auswahl geeigneter und strukturierter Poly
kationen erfolgt eine permanente Umladung der Polymer
oberfläche, und durch eine Reaktion mit Polyanionen
oder polyanionaktiven Kunstharzen und nachfolgende Fi
xierung erhält man einen stabilen Ordnungszustand, der
Überschußladung basierend auf der Existenz freier io
nogener Gruppen aufweist, und welcher die permanenten
Hydrophilieeffekte bewirkt. Koordinative Molekül
effekte begünstigen den Orientierungseffekt.
Durch diese Art der Beschichtung erhält man permanente
Modifizierungen bei minimalem Auftrag der Komponenten.
Bevorzugt sind Monoschichten bzw. begrenzte Multi
schichten. Je nach gewählter Modifizierungsvariante
können besonders permanent hydrophile Wirkungen er
zielt werden.
Es ist für die Herstellung und Anwendung der erfin
dungsgemäßen Modifizierung von Vorteil, daß das Sub
strat vorbehandelt wird und frei von Ausrüstungsmit
teln, löslichen Rückständen des Verarbeitungsprozesses
und Verunreinigungen vorliegt.
Es erweist sich von Vorteil, solche Fluorpolymere ein
zusetzen, die durch den Einbau funktioneller carboxyl
gruppenhaltiger Endgruppen, wie sie im Patent DE 41 17
281 beschrieben werden, ein negativeres Zeta-Potential
im Vergleich zu reinen Fluorpolymeren aufweisen. Die
Erfindung beschränkt sich nicht auf die Anwendung auf
ein bestimmtes Fluorcarbonpolymer als Ausgangsma
terial. Eingesetzt werden können Polyte
trafluorethylen, Copolymere des Tetrafluorethylens mit
Perfluorvinylethern, Hexafluorpropylen, Monochlor
trifluorethylen oder Ethylen, Polyvinylfluorid oder
Polyvinylidenfluorid. Des weiteren können Compounds,
d. h. gefüllte Fluorpolymere eingesetzt werden. Als
Füllstoffe kommen Glaspulver, Glasfaser, Silikate,
Graphit, Farbpigmente, Metallpulver u. a. in Betracht,
die ebenfalls der Membran ein resultierendes negati
veres Zeta-Potential verleihen können.
Im Ergebnis der Polykationmodifizierung wird im ersten
Schritt dann sowohl das Polymer als auch der Füllstoff
an der Oberfläche umgeladen.
Von besonderem Vorteil ist die Modifizierung für Mem
branen, die dann sowohl auf der inneren als auch der
äußeren Oberfläche hydrophiliert sind. Besonders gün
stige Fluorpolymermembranen stellen uni- oder biaxial
gereckte Polytetrafluorethlyenmembranen dar, die eine
Porengröße von 0,01 bis 15 µm aufweisen. Diese Membra
nen weisen eine symmetrische oder asymmetrische Struk
tur der Porengrößenverteilung auf und eine Porosität
von 40-95%. Die Membranen weisen einen MVTR-Wert
(moisture vapur transport value) von 30000-70000
g/m2/Tag auf.
Die Ausbildung der porösen Struktur der Membran ist
nicht auf eine bestimmte Technologie begrenzt. Poren
bildende Methoden können Reckung, Extraktion einer
Zweitkomponente, Herauslösen einer Komponente, Anwen
dung der Kernspurtechnik und Porenbildung durch Bla
senbildung umfassen.
Das wasserlösliche Polykation muß in kürzester Zeit
die gesamte Oberfläche des Substrats bedecken, bei Mem
branen auch die innere Porenoberfläche, das Substrat
umladen (positives Zeta-Potential) und demzufolge eine
positive Überschußladung des Substrats initiieren, wo
bei gegebenenfalls eine thermische Fixierung von Vor
teil ist. Dieses geladene Substrat muß genügend freie
und leicht zugängliche reaktive Gruppen aufweisen, die
in der Lage sind, einen stabilen Komplex mit Polyanio
nen und geeigneten Kunststoffharzen zu bilden. Diese
funktionellen Verbindungen müssen in der Lage sein,
durch Vororientierung im Molekül und während der Kom
plexbildung sowie durch einen sich anschließenden Fi
xierungsprozeß einen hohen Ordnungszustand an der
Oberfläche auszubilden und eine Überschußladung auf
weisen. Diese Orientierung kann auch durch Anwendung
der Langmuir-Blodgett-Technik auf hydrophobe Polymer
oberflächen erzielt werden. Im Ergebnis der Modifizie
rung des Polymers liegt eine veränderte hydrophilere
Oberfläche mit einem erhöhten Anteil ionogener Gruppen
im Vergleich zum Ausgangspolymer vor. Das bedeutet,
man hat einen Überschuß an Polyanionen einzusetzen,
wobei ein Teil der anionischen Gruppen zur irreversi
blen Komplexbildung mit dem kationisch modifizierten
Polymer, der größere Teil der anionischen Gruppen aber
zur Ausprägung der hydrophilen Eigenschaften benötigt
wird.
Bevorzugte Modifizierung mit mindestens einer Mo
noschicht des Komplexes sind erhältlich, indem man
- a) das Polykation auf der Substratoberfläche adsor biert und die Schicht mit mindestens eine, vorzugs weise zwei, polyfunktionelle Verbindung(en), enthal tenden Kunststoffharzen komplexiert, wobei mindestens eine der polyfunktionellen Verbindungen ionische bzw. Dipolgruppen enthält und nach der Fixierung Überschuß ladungen aufweist, oder
- b) das Polykation auf der Substratoberfläche adsor biert und die Schicht mit mindestens einem Polyanion komplexiert, das nach der Fixierung Überschußladungen aufweist,
- c) ein kationisch modifiziertes hydrophiles Kunst stoffharz auf der inneren und äußeren Substratoberflä che adsorbiert und die Schicht mit mindestens einem Polyanion komplexiert wird, das nach der Fixierung Überschußladungen aufweist.
Eine besonders bevorzugte Variante stellt das Verfah
ren nach b) dar.
Bevorzugte Polykationen sind: quaternisierte Poly
acrylamide, Polyvinylpyrrolidone, Polyvinylamine, Po
lyallylamine, Polyethylenimine, Polyvinylpyridin, NA-
FION mit quaternisierten Endgruppen, Polydimethyldi
allylammoniumchlorid und ionogene synthetische und na
türliche Polymere mit quaternisierten stickstoffhalti
gen Endgruppen.
Bevorzugte Polyanionen sind: Polyethylensulfonat, Po
lystyrensulfonat, NAFION-Lösung, perfluorierte Iono
mere. Sie werden vorzugsweise in Form ihrer Alkali
salze eingesetzt.
Bevorzugte Komplexe bestehen aus Polyallylamin-Poly
styrensulfonat, Polyallylamin-Polyacrylsäure, Poly
vinylamin-Polystyrensulfonat, Polyvinylamin-Polyacryl
säure sowie Polyethylenimin-Polyacrylsäure und Poly
ethylenimin-Polystyrensulfonat. Weitere Verbindungen,
die neben dem Polykation eingesetzt werden können,
sind:
- - Dispersionen mit Polyvinylalkohol, Acrylaten, Ethy len-methacrylsäure-Copolymere, Ethylen-methacrylsäure- Vinylactetat-Copolymere
- - Copolymere des Maleinsäureanhydrids
- - Polyacryl(methacryl)säure bzw. -copolymere
Polyfunktionelle Verbindungen, die mit dem Polykation
chemische Bindungen eingehen können, sind weiterhin
Verbindungen, die additionsfähige Mehrfachbindungen
aufweisen, Epoxidgruppen, Aldehydgruppen, Isocyanat
gruppen, ferner Säureanhydridgruppen und Acylhaloge
nidgruppen.
Wasser ist das bevorzugte Lösungsmittel für die Poly
elektrolyte, obwohl andere Lösungsmittel wie z. B. nie
dere Alkohole allein oder in Kombination mit Wasser
verwendet werden können. Je nach Art der eingesetzten
Polyelektrolyte (Molmasse, Ladungsdichte, Art der
funktionellen Gruppen) und den Reaktionsbedingungen
(Temperatur, pH-Wert, Reaktionszeit) kann so für jedes
Substrat eine optimale Endgruppenaktivität und Be
deckung der Oberfläche erzielt werden.
Die Reaktionszeit variiert zwischen 10 s und 1 h. Über
den pH-Wert kann die Reaktivität der funktionellen
Gruppen beeinflußt werden; optimale Werte für die Kom
plexbildung liegen zwischen pH 4 und pH 8. Nach der
Adsorption des Polyelektrolyten an das Substrat - ein
ausreichender Zeitraum bis zur Ausbildung einer
gleichmäßigen Schicht auf und an der Oberfläche des
Substrates muß gewährleistet sein - wird der Vorgang
wiederholt oder bei ausreichender Bedeckung über
schüssiges Polykation durch Abquetschen bzw. durch
Wasserbehandlung entfernt. Die Komplexbildung erfolgt
wiederum aus wäßriger/alkoholischer Lösung, wobei:
- a) Polykationen, z. B. aus 0,01 bis 30%igen wäßrigen Lösungen appliziert werden. Vorzugsweise enthalten diese Lösungen 0,1 bis 20% Polykation.
- b) modifizierte Kunststoffharze, z. B. aus 0,1 bis 50%igen wäßrigen Lösungen/Dispersionen eingesetzt wer den. Vorzugsweise enthalten diese Lösungen 5 bis 60 Gramm Kunststoffharz auf 1000 ml Wasser.
- c) Polyanionen, z. B. aus 0,01 bis 30%igen wäßrigen Lö sungen appliziert werden. Vorzugsweise enthalten diese Lösungen 0,02 bis 20% Polyanion.
Die Komplexmodifizierung wird bei Temperaturen im Be
reich von 10-80°C durchgeführt, insbesondere im Be
reich zwischen 40 und 60°C. Die Umsetzung kann ein-
oder zweistufig erfolgen. Einstufig bedeutet, daß der
Polyelektrolyt oder das kationische Kunststoffharz und
das Polyanion in einem Bad angewendet werden. Das
trifft besonders im Fall b, d. h. bei Einsatz eines
Kunststoffharzes zu. Ein zweistufiges Verfahren ist zu
bevorzugen. Durch eine schrittweise Behandlung des
Substrates in separaten Reaktionslösungen wird eine
unkontrollierte Komplexbildung in Lösung ausge
schlossen und so eine optimal Hydrophilmodifizierung
bei geringen Ausgangskonzentrationen der Reaktionslö
sungen erreicht. Günstig erweist sich eine Vorbehand
lung des Polymeren in einer wäßrig-alkoholischen Poly
kationlösung. Nach der Modifizierung des Fluoropolyme
ren schließt sich ein Fixierprozeß bei Temperaturen
zwischen 110 und 180°C an. Die Fixierzeit ist
substratabhängig und muß dem jeweiligen
Polyelektrolytsystem angepaßt werden. Vorzugsweise ar
beitet man zwischen 5 s und 15 min.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Beispielen
näher erläutert.
Zur Messung des Zeta-Potentials wird das Elektro
kinetische Meßsystem EKA der Firma PAAR genutzt. Die
Auswertung erfolgt in erster Näherung nach der Methode
von FAIRBROTHER / MASTIN.
Es wurde der Druck ermittelt, der notwendig war, Was
ser in die Porenstruktur der getrockneten Membran zu
treiben. Dazu wird der Druck der Testflüssigkeit lang
sam mit einem Druckgradienten von 10 mbar/s an der Un
terseite der Membran erhöht.
Die Kontaktwinkel der Membran gegen Wasser bei 17°C
wurden mit einem Kontaktwinkelmeßgerät G1 der Firma
KRÜSS bestimmt.
Eine Membran aus expandiertem Polytetrafluorethylen
(ePTFE) (2 µm Porendurchmesser, Zeta-Potential nach
der Anströmmethode -17mV) wird mit i-Propanol benetzt
und in eine 0,1n Lösung von Polyallylamin (PAA) gege
ben. Nach 10 min bei einer Temperatur von 60°C nimmt
man die Membran aus der Lösung, entfernt gegebenen- -
falls überschüssiges PAA mit Wasser oder durch
Abquetschen und trocknet 30 min bei 130°C. Die Ge
wichtszunahme der Membran beträgt 1,5%, und man be
stimmt ein Zeta-Potential nach der Anströmmethode von
+ 20mV. Diese Membran wird anschließend in eine wäß
rig-alkoholische 10-1n Lösung von Polyacrylsäure bei
60°C gegeben, nach 10 min herausgenommen, abgequetscht
und 10 min bei 160°C getempert. Ergebnisse siehe Ta
belle 1.
Eine Membran aus expandiertem PTFE (2 µm Porendurch
messer) wird mit i-Propanol benetzt und in eine 0,1 n
Lösung von Polyallylamin (PAA) gegeben. Nach 10 min
bei einer Temperatur von 60°C nimmt man die Membran
aus der Lösung, entfernt gegebenenfalls überschüssiges
PAA mit Wasser oder durch Abquetschen und trocknet 30
min bei 130°C. Die Gewichtszunahme der Membran beträgt
1,5%, und man bestimmt ein Zeta-Potential nach der An
strömmethode von + 20,1 mV.
Diese Membran wird anschließend in eine wäßrig-alkoho
lische 5 × 10-3 n Lösung des Natriumsalzes der Poly
styrensulfonsäure bei 60°C gegeben, nach 10 min her
ausgenommen, abgequetscht und 10 min bei 160°C getem
pert. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine Membran aus expandiertem PTFE (2 µm Porendurch
messer) wird mit i-Propanol benetzt und in eine 0,1 n
Lösung von Polyallylamin (PAA) gegeben. Nach 10 min
bei einer Temperatur von 60°C nimmt man die Membran
aus der Lösung, entfernt gegebenenfalls überschüssiges
PAA mit Wasser oder durch Abquetschen und trocknet 30
min bei 130°C. Die Gewichtszunahme der Membran beträgt
1,3%. Diese Membran wird anschließend in eine wäßrig
alkoholische 1%ige Lösung von NAFION bei 60°C gegeben,
nach 10 min herausgenommen, abgequetscht und 10 min
bei 160°C getempert. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine Membran aus expandiertem PTFE (2 µm Porendurch
messer) wird mit i-Propanol benetzt und in eine 0,1n
Lösung von Polymin G100 (PEI) gegeben. Nach 10 min bei
einer Temperatur von 60°C nimmt man die Membran aus
der Lösung, entfernt gegebenenfalls überschüssiges Po
lymin mit Wasser oder durch Abquetschen und trocknet
30 min bei 130°C. Die Gewichtszunahme der Membran be
trägt 1%. Diese Membran wird anschließend in eine
wäßrig-alkoholische 0,1n Lösung von Polyacrylsäure bei
60°C gegeben, nach 10 min herausgenommen, abgequetscht
und 10 min bei 160°C getempert. Ergebnisse siehe Ta
belle 1.
Eine Membran aus expandiertem PTFE (1 µm Porendurch
messer) mit erhöhtem Anteil an Carboxylgruppen wird in
einer Lösung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Teilen
einer 0,1n PAA-Lösung 10 min bei 60°C vorbehandelt und
danach weitere 10 min bei 60°C in eine 0,1 n PAA-Lö
sung gegeben. Man entfernt überschüssiges PAA durch
Abquetschen und trocknet 10 min bei 130°C. Danach gibt
man die Membran 10 min bei einer Temperatur von 60°C
in eine 0,1n wäßrig-alkoholische Polystyrensulfonatlö
sung und tempert 10 min bei 160°C. Die Gewichtszunahme
der Membran beträgt 3,4%. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran (2 µm Porendurchmesser) wird in
einer Lösung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Teilen
einer 0,1n PAA-Lösung 10 min bei 60°C vorbehandelt und
danach weitere 10 min bei 60°C in eine 0,1n PAA-Lösung
gegeben. Man entfernt überschüssiges PAA durch Abquet
schen und gibt die Membran in eine 0,5n Polyacrylsäu
relösung für 10 min bei 60°C. Danach tempert man die
Membran bei 160°C für 10 min. Die Gewichtszunahme der
Membran beträgt 7,5%. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran (2 µm Porendurchmesser) wird in
einer Lösung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Teilen
einer 0,1n PAA-Lösung 10 min bei 60°C vorbehandelt und
danach weitere 10 min bei 60°C in einer 0,1n PAA-Lö
sung gegeben. Man entfernt überschüssiges PAA durch
Abquetschen, trocknet 10 min bei 130°C und gibt die
Membran danach in eine 0,1n Polystyrensulfonatlösung
für 10 min bei 60°C. Danach tempert man die Membran
bei 160°C für 10 min. Die Gewichtszunahme der Membran
beträgt 5,0%. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran mit erhöhtem Anteil an Carbon
säuregruppen (1 µm Porendurchmesser) wird in einer Lö
sung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Teilen einer
0,1n PAA-Lösung 10 min bei 60°C vorbehandelt und da
nach weitere 10 min bei 60°C in eine 0,1n PAA-Lösung
gegeben. Man entfernt überschüssiges PAA durch Abquet
schen und gibt die Membran in eine 0,5n Polyacrylsäu
relösung für 10 min bei 60°C. Danach tempert man die
Membran bei 160°C für 10 min. Die Gewichtszunahme der
Membran beträgt 6,5%. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran (2 µm Porendurchmesser) wird in
einer Lösung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Telen
einer 0,1n Polyethylenimin-Lösung 10 min bei 60°C vor
behandelt und danach weitere 10 min bei 60°C in einer
0,1n PEI-Lösung gegeben. Man entfernt überschüssiges
PEI durch Abquetschen und gibt die Membran in eine
0,5n Polyacrylsäurelösung für 10 min bei 60°C. Danach
tempert man die Membran bei 160°C für 10 min. Die Ge
wichtszunahme der Membran beträgt 6,2%. Ergebnisse
siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran mit erhöhtem Anteil an Carbon
säuregruppen (1 µm Porendurchmesser) wird in einer Lö
sung von 100 Teilen i-Propanol und 50 Teilen einer
0,1n PEI-Lösung 10 min bei 60°C vorbehandelt und da
nach weitere 10 min bei 60°C in einer 0,1n PEI-Lösung
gegeben. Man entfernt überschüssiges PEI durch Abquet
schen und gibt die Membran in eine 0,5n Polyacrylsäu
relösung für 10 min bei 60°C. Danach tempert man die
Membran bei 160°C für 10 min. Die Gewichtszunahme der
Membran beträgt 6,4%. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
Eine GORE TEX Membran wird nach Beispiel 1 modifi
ziert. Statt des Tempervorganges trocknet man die Mem
bran 30 min bei 110°C. Die Modifizierung läßt sich in
Wasser problemlos herunterwaschen.
Eine nach Beispiel 5 modifizierte Membran wird in 200
ml Wasser 30 min unter Rückflußbedingungen gekocht.
Der Masseverlust ist < 0.05%.
Claims (30)
1. Permanente hydrophile Modifizierung für Fluorpoly
mere, dadurch gekennzeichnet, daß ein dünner Film aus
einem geladenen Polyelektrolytkomplex, der um- bzw.
neuorientiert ist, auf der Oberfläche des
Fluorpolymers gebildet ist.
2. Modifizierung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Um- oder Neuorientierung
thermisch erfolgt.
3. Modifizierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der geladene Polyelektrolytkomplex
aus wenigstens einer Schicht aus einem Polykation
und/oder kationisch modifiziertem Kunstharz und einem
Polyanion und/oder anionisch modifiziertem hydrophilen
Kunstharz zusammengesetzt ist.
4. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Polykation auf der Fluorpoly
meroberfläche adsorbiert und mit einem Kunstharz, wel
ches wenigstens eine polyfunktionelle Verbindung ent
hält, komplexiert ist.
5. Modifizierung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß das Kunstharz zwei polyfunktionelle Verbin
dungen enthält.
6. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Polykation auf der Fluorpoly
meroberfläche adsorbiert und mit mindestens einem Po
lyanion komplexiert ist.
7. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß ein kationisch modifiziertes
hydrophiles Kunstharz auf der Fluorpolymeroberfläche
adsorbiert und mit einem Polyanion komplexiert ist.
8. Modifizierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß das Polykation ausgewählt
ist aus quaternisierten Polyacrylamiden, Polyvinyl
pyrrolidonen, Polyvinylaminen, Polyallylaminen, Poly
ethyleniminen, Polyvinylpyridin, NAFION mit quaterni
sierten Endgruppen, Polydimethyldiallylammoniumchlorid
und ionogenen synthetischen und natürlichen Polymeren
mit quaternisierten stickstoffhaltigen Endgruppen.
9. Modifizierung nach wenigstens einem der Ansprüche 1
bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyanion aus
gewählt ist aus Polyethylensulfonat, Polystyrensul
fonat, NAFION-Lösung, perfluorierten Ionomeren.
10. Modifizierung nach Anspruch 9, dadurch
gekennzeichnet, daß Alkalisalze dieser Polyanionen
ausgewählt sind.
11. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyallylamin-Poly
styrensulfonat-Komplex ist.
12. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyallylamin-Poly
acrylsäurekomplex ist.
13. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyvinylamin-Poly
styrensulfonat-Komplex ist.
14. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyvinylamin-Poly
acrylsäure-Komplex ist.
15. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyethylenimin-Po
lyacrylsäure-Komplex ist.
16. Modifizierung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Komplex ein Polyethylenimin-
Polystyrensulfonat-Komplex ist.
17. Modifizierung nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluorpolymer
Polytetrafluorethylen (PTFE) ist.
18. Modifizierung nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluorpolymer
in Form eines Compounds vorliegt.
19. Modifizierung nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluorpolymer
Membranstruktur aufweist.
20. Verfahren zur Erzeugung einer permanenten hydro
philen Modifizierung auf Fluorpolymeren, wobei ein
Polykation und/oder polykationisches Kunstharz auf die
Oberfläche des Fluorpolymeren aufgebracht wird und
durch Zusatz eines Überschusses eines Polyanions
und/oder anionisch modifizierten Kunstharzes, ein
geladener Polyelektolytkomplex ausgebildet wird, der
um- bzw. neuorientiert wird.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch
gekennzeichnet, daß diese Um- oder Neuorientierung
durch Tempern erfolgt.
22. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadurch
gekennzeichnet, daß in wäßriger oder wäßrig
alkoholischer Lösung gearbeitet wird.
23. Verfahren nach den Ansprüchen 20 bis 22, dadurch
gekennzeichnet, daß die Umsetzung zum Polyelektrolyt
komplex zweistufig erfolgt.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 23, da
durch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Lösung zwi
schen 4 und 8 eingestellt wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 24, da
durch gekennzeichnet, daß das Polykation aus einer
0.01 bis 30%igen wäßrigen Lösung appliziert wird.
26. Verfahren nach Anspruch 25, dadurch gekennzeich
net, daß die Polykation-Lösung 0,1 bis 20%ig ist.
27. Verfahren nach Ansprüchen 20 bis 24, dadurch ge
kennzeichnet, daß das modifizierte Kunstharz aus einer
0,1 bis 50%igen Lösung appliziert wird.
28. Verfahren nach Anspruch 27, dadurch gekennzeich
net, daß die Lösung 5 bis 60 g Kunstharz auf 1000 ml
Wasser enthält.
29. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 28, da
durch gekennzeichnet, daß das Polyanion aus einer 0,01
bis 30%igen Lösung appliziert wird.
30. Verfahren nach Anspruch 29, dadurch gekennzeich
net, daß die Lösung 0,02 bis 20%ig ist.
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