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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen Knochenersatz mit kontrollierter
anatomischer Form und Makroporosität, der aus chemisch verfestigten
Calciumphosphat-Zementmaterialien hergestellt ist. Der Ersatz kann
durch Formen einer flüssigen
oder plastischen Masse hergestellt werden, die aus Calciumphosphat
und anderen wenig löslichen
Calciumsalzen besteht. Durch das Formen einer Masse mittels Gießen sowie
deren chemische ex-vivo-Verfestigung
können
einerseits ein Ersatz mit mehr oder weniger beträchtlicher Größe, dessen
kontrollierbare anatomische Form derjenigen des zu ersetzenden Knochenblocks
entspricht, und andererseits eine angemessene makroporöse Architektur
erhalten werden, welche die Wiederansiedlung und Resorption des
Ersatzes begünstigt
und gleichzeitig die besten anfänglichen
mechanischen Eigenschaften und deren Beibehaltung bis zum endgültigen Ersatz
des Transplantats durch den neu gebildeten Knochen gewährleistet.
Die Erfindung betrifft ferner verschiedene Verfahren, mit denen
die Form und die porogene Phase hergestellt werden können, welche
die Geometrie bzw. die makroporöse
Architektur des Ersatzes beim Formen mittels Gießen oder Einspritzen einer
Calciumphosphat-Masse bestimmen.
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Dieser
Typ des Ersatzes kann aufgrund seiner Zusammensetzung und seiner
makroskopischen (Größe, anatomische
Form) und mikroskopischen Eigenschaften (poröse Architektur, Mikroporosität), die
perfekt anpassbar sind, als künstliches
Knochentransplantat (resorbierbarer Gegenstand) oder als Knochenimplantat (nicht-resorbierbarer
Gegenstand) verwendet werden, und dies bei einem großen Spektrum
von Anwendungen. Er kann auch als Träger für die in-vitro-Kultur von Knochenzellen
dienen.
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Stand der
Technik
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Im
Rahmen der Reparatur und des Ersatzes harter Gewebe des Skeletts
sehen sich Chirurgen in der Orthopädie und der Traumatologie mehr
und mehr veranlasst, nach neuen synthetischen Materialien zu forschen,
welche die herkömmlichen
Knochentransplantate vorteilhafterweise ersetzen können. Tatsächlich beschränkt sich
das Anwendungsgebiet von Autotransplantaten als Knochenersätze auf
kleine Ausfüllungen;
Allotransplantate können
Probleme mit der immunologischen Toleranz (Übertragung von Viruserkrankung)
und der Gesetzgebung nach sich ziehen; Knochenxenotransplantate
gehen mitunter mit Infektionsübertragungsrisiken
einher. Aus diesem Grund wurden Studien an synthetischen Materialien
des Calciumphosphattyps durchgeführt,
deren chemische Zusammensetzung sehr ähnlich der mineralischen Phase
des Knochens ist, wodurch sie perfekt biologisch verträglich werden.
Außerdem
sind sie im Gegensatz zu inerten Biomaterialien, wie Aluminiumoxid,
biologisch aktiv und osteokonduktiv, d.h. sie fördern den Austausch zwischen
den Zellen und dem Empfängerknochengewebe
sowie die Osteogenese. Diese Calciumphosphat-Materialien liegen hauptsächlich in
Form von Keramiken oder Zementen vor.
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Es
gibt drei hauptsächliche
Zusammensetzungen von Biokeramiken (de Groot et al., 1983). Die HAp-Keramiken
sind an der biologischen Stelle wenig resorbierbar (Jarcho et al.,
1981). Die β-TCP-Keramiken sind
stärker
löslich,
und ihre Resorption bei Kontakt mit biologischen Flüssigkeiten
wurde gezeigt (Eggli et al., 1988). Schließlich gibt es die zweiphasigen
Biokeramiken, Gemische aus HAp und β-TCP, deren intermediäre Eigenschaften
in Abhängigkeit
von den Anteilen der beiden Bestandteile des Gemischs variieren
(LeGeros et al., 1988). Das biologische Verhalten von Biokeramiken,
insbesondere die biologische Abbaubarkeit, hängt von den physikalisch-chemischen
Eigenschaften des Biomaterials (im Wesentlichen vom Ca/P- Verhältnis) ab. Es
wurde auch gezeigt, dass das Einbringen von Makroporen den Rekolonisationsvorgang
des Ersatzes durch den benachbarten Knochen sowie die Wiederherstellung
des neu gebildeten Knochens beschleunigt. Außerdem beeinflussen anscheinend
die Abmessung der Makroporen sowie die Größe und Anzahl der Vernetzungen
zwischen den Makroporen stark den Knochenwiederbesiedlungsvorgang
(Fabbri et al., 1994). So wurden zahlreiche Verfahren zur Synthese
von Biokeramiken mit mehr oder weniger kontrollierter makroporöser Architektur
untersucht. Im Allgemeinen werden makroporöse Keramiken durch Zugabe porogener
Reagentien (Naphthalin-, Kampher-, Polyethylen-, PVB-Partikel) beim Formen
mittels Schlickergießen
oder Trockenpressen hergestellt (Jarco et al., 1981; Driskell et
al., 1973). Diese porogenen Partikel zersetzen sich vor der Verdichtung
und lassen ihre Abdrücke
in Form von Poren in der Keramik zurück. White und Schors (1986)
haben ihrerseits ein Verfahren entwickelt, bei dem Korallen als
Porogen verwendet werden können.
Andere Techniken, wie sie beispielsweise in der europäischen Patentanmeldung
EP-A-253506 oder der WO-Anmeldung 98/38949 beschrieben sind, können ebenfalls
in Betracht gezogen werden. Es ist ebenfalls möglich, den Austausch zwischen
den CO3 2–-Ionen
der Korallen und den PO4 3–-Ionen
einer Phosphatlösung
unter hohem Druck und hoher Temperatur zu bewirken. Die so erhaltene
Keramik hat die kristallographische Struktur von HAp und die Porenarchitektur
von Korallen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass die Calciumphosphat-Keramiken
biologisch wenig aktiv verbleiben, weil sie mittels Sintern bei
hoher Temperatur verfestigt werden. Somit ist es unerlässlich,
eine große
Volumenfraktion an Poren einzubringen, um den Wiederbesiedlungsvorgang
und vor allem die Bioresorption signifikant zu beschleunigen. Mit
den herkömmlichen
Formungsverfahren ist es außerdem
nicht möglich,
Keramiken herzustellen, deren makroporöse Architektur willentlich
kontrollierbar ist.
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Tatsächlich erweist
es sich oft als schwierig, den Volumenanteil und die Geometrie der
Makroporosität unabhängig festzulegen.
Dies wird besonders deutlich bei dem Verfahren, das Naphthalinkugeln
als porogene Mittel verwendet. In diesem besonderen Fall ist es
notwendig, ein ganz beträchtliches
Makroporenvolumen einzubringen, um Vernetzungen zwischen den Makroporen
zu erhalten, deren Anzahl und Größe die Knochenwiederbesiedlung
ermöglicht.
Dies alles hat die Folge, dass die mechanischen Eigenschaften der
makroporösen
Teile stark verringert werden. Somit muss von klinischen Anwendungen,
bei denen dieser Typ des Transplantats erheblichen mechanischen
Belastungen ausgesetzt ist, abgeraten werden.
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Calciumphosphat-Materialien
liegen auch in Form von Zement vor. Die am häufigsten untersuchten Formulierungen
sind: Gemische von Tetracalciumphosphat (TTCP) und Dicalciumphosphatdihydrat
(DCPC) (BoneSource® HA-Zement), Gemische
von α-Tricalciumphosphat
(α-TCP),
Monocalciumphosphatmonohydrat (MCPM) und Calciumcarbonat (Norian
SRS®),
von Calciumcarbonat und wasserfreiem Dicalciumphosphat (DCP) und
schließlich
Gemische auf Basis von β-Tricalciumphosphat
(β-TCP)
und MCPM (Mirtchi A. A., Lemaître
J., & Terao N.,
Biomaterials, 1989). Ihre Resorbierbarkeit und ihr osteokonduktiver
Charakter machen sie zu vielversprechenden künstlichen Knochentransplantatmaterialien.
Wasserhaltige Calciumphosphat-Zemente werden in Form einer injizierbaren
Masse als temporäre
Knochenauffüllung
im Rahmen miniinvasiver chirurgischer Eingriffe eingesetzt oder
als Knochentransplantat in Form ex vivo vorgehärteter Teile verwendet. Aufgrund
ihrer chemischen Verfestigung bei niedriger Temperatur, d.h. bei
unter 900°C,
können
Ersätze
erhalten werden, die biologisch aktiver sind als die Keramiken mit ähnlichen
Zusammensetzungen, die mittels Sintern bei hoher Temperatur verfestigt
werden. Tatsächlich
behalten diese Materialien eine größere intrinsische Mikroporosität bei, was
ihnen eine höhere
biologische Aktivität
als diejenige der Biokeramiken verleiht. Dagegen verringert ihre
kleine Dichte ihre mechanischen Eigenschaften.
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Die
Patente US-A-5714103 und EP-A-0551611 beschreiben als Knochenimplantate
verwendbare Gegenstände
auf Basis von Calciumphosphat-Zement. Er besteht aus einer Mehrzahl
von Schichten, die sich bei der Herstellung des Gegenstands nach
und nach überlagern.
In diesem Fall ähnelt
die Makroporosität
des Gegenstands der natürlichen
schwammartigen Architektur des Knochens.
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Auf
Calciumphosphat-Zement basierende Gegenstände des Standes der Technik
zeigen jedoch mehrere Nachteile. Insbesondere kann ihre Makroporosität nicht
ausreichend genau kontrolliert werden.
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Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung hat insbesondere den Nutzen, dass sie dem
oben genannten Problem abhilft. Sie betrifft einen aus Calciumphosphat-Zementmaterialien
erhaltenen Knochenersatz mit kontrollierter anatomischer Form und
Porenarchitektur sowie verschiedene Verfahren, mit denen er hergestellt
werden kann.
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Genauer
gesagt, betrifft die vorliegende Erfindung einen Knochenersatz nach
Anspruch 1.
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Das
Formen kann entweder durch Gießen
einer flüssigen
Masse oder durch Einspritzen einer plastischen Masse in eine geeignete
Form erfolgen. Die Masse besteht hauptsächlich aus einem Gemisch von
Calciumphosphaten, denen andere wenig lösliche Calciumsalze sowie verschiedene
anorganische oder organische Abbinderegulations-, Ausflockungs-
und Weichmacher-Hilfsstoffe beigemischt werden können. Besondere Sorgfalt wird
bei der Herstellung der Masse ausgeübt, um die für eine gute
Formung benötigten
Eigenschaften der Gießfähigkeit
und Benetzbarkeit zu erhalten. Die Form, mit der die anatomische
Geometrie des Ersatzes festgelegt werden kann, kann entweder aus
Silikonkautschuk oder Gips mithilfe einer Gegenform oder mithilfe
neuerer Schnellprototypisierungsverfahren hergestellt werden. Außerdem lässt sich
durch verschiedene Techniken bei der Formung eine willentliche kontrollierbare
Porenarchitektur erzeugen, die derart bemessen ist, dass Wiederansiedlung
und Resorption des Ersatzes begünstigt
und gleichzeitig die besten anfänglichen mechanischen
Eigenschaften sowie ihre Beibehaltung mit der Zeit gewährleistet
werden. Die porogene Phase, welche die einzubringende makroporöse Architektur
festlegt, kann beispielsweise in den einfachsten Fällen mithilfe
von Polymerfäden
oder bei komplizierteren Geometrien mithilfe von Schnellprototypisierungsverfahren erhalten
werden. Eine angemessene Auswahl der Formulierung der Zementmasse
gestattet es, während
der chemischen Verfestigung auftretende Veränderungen der Abmessungen auf
einem vernachlässigbaren
Niveau zu halten, wodurch die Teile direkt mit den exakten Maßen hergestellt
werden können.
Durch diese Art der Verfestigung auf chemische Weise können ferner
biologisch aktive Teile erhalten werden. Diese Ersätze können aufgrund
ihrer Zusammensetzungen und ihrer makroskopischen (Größe, anatomische
Form) und mikroskopischen Eigenschaften (Porenarchitektur, Mikroporosität), die
perfekt angepasst werden können,
als künstliche
Knochentransplantate bei einem großen Anwendungsspektrum verwendet
werden.
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Der
Ersatz aus Calciumphosphat-Zement kann aus einer flüssigen oder
plastischen Masse hergestellt werden, die aus Calciumphosphaten
und anderen wenig löslichen
Calciumsalzen besteht, denen verschiedene mineralische oder organische
Hilfsstoffe (Abbinderegulatoren, Ausflockungsmittel, Weichmacher)
beigefügt werden
können.
Das Prinzip besteht aus einer Mischung zweier koreaktiver Pulver,
eines sauren und eines basischen, in wässrigem Medium, wodurch die
zwei Reagentien gelöst
werden und eine neue, thermodynamisch stabilere Phase ausgefällt wird.
Im Umfang dieser Erfindung können
verschiedene bekannte Calciumphosphat-Zementformulierungen in Betracht gezogen
werden.
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Beispielsweise
verfestigen sich Zemente des Brushit-Typs, die aus Gemischen von β-Tricalciumphosphat
und Monocalciumphosphatmonohydrat erhalten werden, bei Umgebungstemperatur
schnell und weisen eine erhöhte
Resorbierbarkeit auf (Mirtchi A. A., Lemaitre J. & Terao N., Biomaterials
1989). Außerdem
wurde für
diese Erfindung speziell ein neuer Hydroxyapatit-Zement entwickelt,
der mittels Tempern einer Mischung aus Monetit (wasserfreiem Dicalciumphosphat)
und Calciumcarbonat (Calcit, Aragonit oder Vaterit) in einer feuchtigkeitsgesättigten
Atmosphäre
erhalten wird. Dieser Zement ist besonders zur Herstellung von Ersatzteilen
mittels Schlickerguss geeignet, wobei die Formen und porogenen Phasen
durch Schnellprototypisierungsverfahren erhalten werden (vgl. Beispiel
2.2). Weitere bereits bekannte Formulierungen (Norian SRS®, BoneSource® HA-Zement, α-BSMTM Etex Corporation, CEMENTEK® Teknimed,
...) sind im Rahmen dieser Erfindung ebenfalls einsetzbar.
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Der
Ersatz, der Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, besitzt eine
kontrollierte anatomische Form mit sehr genauer Festlegung der Abmessungen.
Die Größe des Ersatzes
kann von mehreren Millimetern bis zu mehreren zehn Zentimetern variieren.
Seine Gestalt wird genau untersucht, um die Anatomie des zu ersetzenden
Knochens zu reproduzieren; sie bildet insbesondere die gleichen äußeren Abmessungen
nach, wodurch sein Einsetzen an der Empfängerstelle erleichtert wird.
Im Fall langer Knochen, wie Knochendiaphysen, kann zum Beispiel
ein zentraler Kanal, der den Markkanal nachahmt, entlang der Achse
des Ersatzes zu dem Zweck hergestellt werden, die Vaskularisierung
des Blocks nach dem Ersetzen zu beschleunigen.
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Die
Porenarchitektur des Ersatzes kann aus einem hauptsächlichen
Netzwerk von offenen, länglich geformten
Poren (Kanälen)
bestehen, denen gegebenenfalls ein oder zwei sekundäre Porennetzwerke
hinzugefügt
werden können,
die mit dem ersten Netzwerk vernetzt sind. Das hauptsächliche
Netzwerk mit länglichen Poren
kann ein Netz des quadratischen oder zufallsgemäßen, vorzugsweise hexagonalen,
Typs sein. Es kann willentlich ausgerichtet werden, beispielsweise
parallel zu den hauptsächlichen
mechanischen Belastungen, denen der Ersatz widerstehen muss: dadurch
lassen sich die mechanischen Leistungen des Gegenstands optimieren.
Die Poren des hauptsächlichen
Netzwerks liegen in Form länglicher
und zueinander paralleler Kanäle vor.
Diese Kanäle
können
zum Beispiel eine ungefähr
zylindrische Form besitzen. Die Überschneidung
dieser lang gestreckten Kanäle
mit einer zu ihrer Richtung senkrechten Ebene bildet Querschnitte
mit konstanter Oberfläche,
deren Trägheitszentren
vorzugsweise 0,6 bis 2 mm beabstandet sind. Der konstante Querschnitt der
Kanäle
hat einen äußeren Umfang,
der sich allgemein in Form einer geschlossenen, konvexen, ungefähr kreisförmigen Kurve
darstellt. Die von dem konstanten Querschnitt der Kanäle eingenommene
Fläche
beträgt zwischen
8 10–3 und
0,8 mm2, vorzugsweise zwischen 0,1 und 0,3
mm2. Ein oder zwei sekundäre Porennetzwerke
verbinden die länglichen
Poren des hauptsächlichen
Netzwerks und erleichtern so den Stoffwechselaustausch zwischen
dem Ersatz und der physiologischen Umgebung. Sie liegen in Form
von Löchern
vor, die eine zylindrische Gestalt haben können, deren konstanter Querschnitt
zwischen 3 10–3 und
8 10–3 mm2 liegt. Die Trägheitszentren der konstanten
Querschnitte der Poren können
vorzugsweise 1,1 bis 2,1 mm beabstandet sein. Die vernetzte makroporöse Architektur
nimmt je nach dem speziellen Fall eine Volumenfraktion zwischen
10 und 70%, vorzugsweise zwischen 30 und 60%, des apparenten Gesamtvolumens
ein. Dazu kommt außerdem
die intrinsische Mikroporosität
des Calciumphosphat-Zements, die je nach der Formulierung etwa 20–60% des
Gesamtvolumens einnimmt. Schließlich
besitzt der Ersatz eine Gesamtporosität zwischen 28 und 88 Volumen-%.
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Die
Herstellung des Ersatzes erfolgt ex vivo. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird zunächst
bei der Herstellung der (flüssigen
oder plastischen) Masse, welche die koreaktiven Pulver enthält, ganz
besondere Sorgfalt ausgeübt,
damit die für
gute Formung benötigten
Eigenschaften der Gießfähigkeit
und Benetzbarkeit erhalten werden. Gegebenenfalls können die
Rheologie und Homogenität
der Masse durch Zugabe wasserlöslicher,
vorzugsweise biologisch verträglicher,
Polymere (Polyacrylsäure
usw.) optimiert werden. Zum Zerkleinern oder Desagglomerieren der
koreaktiven Pulver werden ebenfalls verschiedene Behandlungen eingesetzt,
damit sie besser dispergiert und so die Massen homogenisiert werden.
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Das
Formen des Ersatzes erfolgt mittels Gießen oder durch Einspritzen
in eine Form. Je nach der gewünschten
anatomischen Form gibt es verschiedene Verfahren, um die Form zu
erhalten, in die die Zementmasse gegossen oder eingespritzt wird.
Bei einfachen Geometrien können
die Formen ausgehend von einer zuvor maschinell hergestellten Gegenform
aus Stahl direkt aus Silikonkautschuk oder Gips hergestellt werden. Es
ist ebenfalls möglich,
Formen mit komplexen Geometrien mithilfe eines Prototypisierungsverfahrens
herzustellen. Das von Sanders Prototype Inc., USA, vertriebene Wachsstrahl-Schnellprototypisierungsverfahren
des Typs ModelMaker II ist besonders geeignet. In diesem speziellen
Fall wird die Gestalt der Form anhand von durch ein CAD-Programm
festgelegten 3-dimensionalen Bildern oder direkt aus digitalisierten
Bildern gestaltet. Der Transfer von Daten an das Programm, das die
Prototypisierungsmaschine steuert, kann in jedem bekannten Format
erfolgen, beispielsweise .IGES, .STL, .DXF, .HPP, .OBJ. Das Programm
verwendet die Informationen dazu, einen Wachsstrahl in horizontaler
Ebene zu dirigieren, um die Form durch aufeinander folgende Schichten
herzustellen. Die porogene Phase, die die endgültige Makroporosität erzeugen
soll, kann bei einfachen Architekturen direkt aus Polymerfaden oder
bei komplexeren makroporösen
Architekturen durch das Schnellprototypisierungsverfahren erfolgen.
Im letzteren Fall wird die porogene Phase gleichzeitig mit der Form
hergestellt und in diese integriert.
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Nach
dem Formen erfolgt die ex-vivo-Verfestigung der Teile durch chemische
Reaktion bei Temperaturen, die vorzugsweise zwischen Umgebungstemperatur
und 121°C
variieren können.
Der Schritt der Aushebung aus der Form kann je nach der Zementformulierung
und der Art des Porogens und der Formungsmaterialien vor oder nach
der chemischen Verfestigung durchgeführt werden. Schließlich kann
die porogene Phase entweder durch einfache mechanische Entnahme
(im Fall von Polymerfäden)
oder durch thermische Zersetzung bei einer Temperatur unter 900°C, chemischen
Angriff oder Auflösen
in einem geeigneten Lösungsmittel beseitigt
werden.
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Ein
anatomischer Ersatz mit kontrollierter makroporöser Architektur hat mehrere
Vorteile. Zunächst kann
der Ersatz aufgrund sehr perfekt kontrollierter Eigenschaften (Zusammensetzung,
Form, Makroporosität) und
seines optimierten mechanischen Verhaltens als synthetischer Knochenersatz
bei zahlreichen klinischen Anwendungen eingesetzt werden. Man kann
Teile herstellen, deren Geometrie und Makroporosität derart
optimiert sind, dass mechanische Eigenschaften, insbesondere das
Elastizitätsmodul,
nahe denjenigen des zu ersetzenden Knochens erhalten werden, wodurch
eine schnelle Resorption und Rekolonisation durch neue Knochengewebe
gefördert
werden. So kann man seinen Einsatz als Makrotransplantat, beispielsweise
im Fall einer Verlängerung
oder eines Ersatzes langer Knochen oder auch einer lumbalen Arthrodese,
in Betracht ziehen, bei denen das Transplantat schnell erheblich
mechanische Belastungen aushalten muss.
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Der
Ersatz kann auch nach Einbringen in ein Knochenzellkulturmedium
in vitro verwendet werden. Durch diesen Schritt lässt sich
die Rekolonisation der makroporösen
Architektur und der Mikroporosität
durch Knochengewebe verkürzen,
so dass das Teil vor seiner Implantation in eine biologische Umgebung
vorverfestigt wird. Das Kulturmedium kann verschiedene aktive Moleküle enthalten,
zum Beispiel Antibiotika oder Knochenwachstumsverfahren (Bone Morphological
Proteins), um die Proliferation der Knochenzellen im Inneren des
Ersatzes zu stimulieren. Es ist ebenfalls möglich, den Ersatz als einfachen
Knochenzellkulturträger
zu verwenden.
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Im
Gegensatz zu einspritzbaren Zementen wird das Material ex vivo vorgehärtet. Unter
diesen Bedingungen ist es möglich,
die Eigenschaften des Ersatzes willentlich zu kontrollieren, nämlich: seine
anatomische Gestalt unter Verwendung einer leicht herzustellenden
Form mit mehr oder weniger komplexer Geometrie, seine Porenarchitektur
durch Einbringen einer porogenen Phase mit definierter und optimierter
Architektur. Im Gegensatz zum Sintern von Keramiken erfolgt der
Schritt der chemischen Verfestigung bei niedriger Temperatur und
zieht keine wahrnehmbare Schwankung der Abmessungen des Teils nach
sich. Gestalt und Porenarchitektur des Ersatzes werden somit beim
Formen festgelegt und verändern
sich nicht während
der Verfestigung. Im Gegensatz zu ähnlichen Zusammensetzungen,
die mittels Sintern bei hoher Temperatur verfestigt werden, verleiht
außerdem
die chemische Verfestigung dem Ersatz einen sehr biologisch aktiven
Charakter. So behält
der Ersatz eine erhebliche Mikroporosität bei, welche die Bioresorption
begünstigt
und seine Durchtränkung
mit verschiedenen aktiven Molekülen
(Antibiotika, Knochenwachstumsfaktoren, ...) ermöglicht. Daher ist es nicht
nötig,
eine erhebliche Makroporosität
einzubringen, um die Knochenwiederansiedlung der Materials signifikant
zu verbessern, wodurch die mechanische Schwächung des Ersatzes minimiert
werden kann.
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Die
für diesen
Typ des Ersatzes entwickelten Formungstechniken gestatten es, eine
perfekt kontrollierte und auf biomechanischer und biologischer Ebene
optimierte Porenarchitektur zu erzeugen. Zum Beispiel kann das hauptsächliche
Porennetzwerk parallel zu den mechanischen Belastungen ausgerichtet
sein, die an Ort und Stelle auf den Ersatz einwirken, wodurch das
anfängliche
mechanische Verhalten des Ganzen verbessert wird. Außerdem kann
der Ersatz trotz einer kleinen Porenvolumenfraktion eine vollständig vernetzte
Makroporosität
besitzen, die für
eine schnelle Knochenrekolonisation vorteilhaft ist. Dies gewährleistet
verstärkte mechanische
Eigenschaften verglichen mit herkömmlichen makroporösen Keramikersätzen, bei
denen eine ausreichende Vernetzung zwischen den Poren eine erhebliche
Gesamtporenfraktion, oft in der Größenordnung von 70%, erfordert.
Ferner wird die Makroporosität
genau untersucht, so dass die Wiederansiedlung des Transplantats
beschleunigt wird, bevor sie durch Bioresorptionsvorgänge gestört wird.
Dies gestattet eine schnelle mechanische Verstärkung durch den neu gebildeten
Knochen und eine gute Beibehaltung der funktionellen Eigenschaften
des Transplantats im Verlauf der ersten Wochen nach dem Einsetzen
des Ersatzes. So begünstigt
diese verringerte Makroporosität
bei optimierter Geometrie ein schnelles Einwachsen des Knochens,
ohne dass das mechanische Verhalten des Ersatzes in erheblicher
Weise geopfert werden müsste.
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Weil
zur Herstellung von Formen und porogenen Phasen verschiedene Verfahren
verwendet werden können,
beispielsweise entweder eine Form aus Silikonkautschuk oder aus
Gips und eine porogene Phase aus Polymerfaden oder Schnellprototypisierung,
können
willentlich kontrollierbare Geometrien und Porenarchitekturen erhalten
werden. Insbesondere bietet das Wachsstrahl-Schnellprototypisierungsverfahren mehrere
Vorteile. Vor allem erfolgt die Konzeption der Teile (porogene Phase
und Form) computergestützt,
wodurch Schnelligkeit und Flexibilität verbessert werden können: zum
Beispiel kann die anatomische Form aus digitalisierten medizinischen
Bildern festgelegt werden, und die vernetzte makroporöse Architektur
kann modelliert werden, um gleichzeitig die endgültigen mechanischen Eigenschaften
des Ersatzes und die Knochenrekolonisation zu optimieren. Außerdem können mit
diesem Verfahren Teile mit sehr komplexen Formen mit hoher Abmessungsgenauigkeit
hergestellt werden.
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Die
Erfindung wird nachstehend mithilfe der folgenden Figuren veranschaulicht:
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1 zeigt
einen Knochenersatz nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung.
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2 zeigt
den Ersatz der 1 von oben und im vorderen Schnitt.
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3 stellt
eine Form zur Herstellung des Ersatzes der 1 und 2 dar.
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4 zeigt
einen Teil der Vorrichtung zur Erzeugung der Makroporosität des Ersatzes
der vorhergehenden Figuren.
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5 zeigt
einen anderen Teil der gleichen Vorrichtung.
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6 veranschaulicht
eine perspektivische Ansicht der gesamten gleichen Vorrichtung.
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7 zeigt
die gleiche Vorrichtung mit Polymerfäden.
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8 zeigt
die gleiche Gruppierung in einer Position mit der Form der vorhergehenden
Figuren.
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9 zeigt
die Gruppierung der 8 in einer anderen Position
mit Implantat.
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10 stellt
einen Knochenersatz nach einer zweiten Ausführungsform der Erfindung dar.
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11 zeigt
den Ersatz der 10 von oben und im vorderen
Schnitt.
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12 veranschaulicht
eine Form zur Herstellung des Ersatzes der 10 und 11.
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13 veranschaulicht
die gleiche Form in perspektivischer Ansicht.
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14 zeigt
die Gruppierung aus der Form und der Vorrichtung zur Erzeugung der
Makroporosität
des Ersatzes der 10 und 11.
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BEISPIEL 1: ZYLINDRISCHER
ERSATZ MIT UNIDIREKTIONALER ODER BIDIREKTIONALER MAKROPORÖSER ARCHITEKTUR
AUS ZEMENT DES BRUSHIT-TYPS.
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Der
Ersatz wird mittels Spritzgießen
einer flüssigen
Masse aus Brushit-Zement in eine Form aus Silikonkautschuk (unidirektionale
Makroporosität)
oder aus nichtrostendem Stahl (bidirektionale Makroporosität) geformt.
Die makroporöse
Architektur wird durch Formung ausgehend von Fäden aus Polymer (z.B. Nylon) oder
aus nichtrostendem Stahl (bidirektional) hergestellt.
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a) Ersatz mit unidirektionaler
makroporöser
Architektur.
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Beschreibung
des Ersatzes (1 und 2) Der Ersatz
hat die Form eines Zylinders mit 10 mm Durchmesser und 10 mm Höhe. Ein
zentraler Kanal (1) mit 2 mm Durchmesser wird entlang der
Achse des Ersatzes hergestellt und simuliert die Markhöhle des
zu ersetzenden Knochens. Die makroporöse Architektur besteht aus
einem hauptsächlichen
hexagonalen Netzwerk zueinander paralleler zylindrischer Poren (2).
Diese Makroporen haben eine Durchmesser von 0,5 mm, und ihre Symmetrieachsen
sind 1,5 mm beabstandet. Die makroporöse Architektur des hexagonalen
Typs nimmt 9 bis 10% des apparenten Gesamtvolumens ohne den Zentralkanal
ein. Die verwendete Brushit-Zementformulierung hat eine intrinsische
Mikroporosität,
die etwa 31% des Gesamtvolumens ohne Makroporosität einnimmt.
Der Ersatz hat eine Gesamtporosität von etwa 37 bis 38 Volumen-%.
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Beschreibung der Elemente
der Vorrichtung (3, 4 und 5)
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Die
Form (3) wird aus einen einzigen Stück Silikonkautschuk durch einfaches
Gießen
in eine Gegenform aus Stahl hergestellt. Sie umfasst zwei Öffnungen
mit unterschiedlichen Durchmessern (4, 5) und einen seitlichen
Schlitz (6) (3). Die zur Herstellung der
unidirektionalen Makroporosität
verwendete Vorrichtung besteht aus zwei Aluminiumteilen (4 und 5),
in die beide zuvor 36 Löcher
(7) mit 0,6 mm Durchmesser gearbeitet wurden, deren Symmetriezentren
1,5 mm beabstandet sind. Durch diese Löcher verlaufen die Polymerfadenstränge mit
0,5 mm Durchmesser und 40 mm Länge.
Ein Stab (9) mit 2 mm Durchmesser wird in der unteren Platte
(8) fixiert, während
die obere Platte (10) eine zentrale Öffnung (11) mit 2,1
mm Durchmesser trägt
(4 und 5).
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Verwendung der Vorrichtung
(6, 7 und 8)
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Die
Vorrichtung, mit der die Makroporosität erzeugt werden kann, ist
derart gestaltet, dass sie wiederverwendet werden kann. Die Platte
(10) mit der zentralen Öffnung
gleitet entlang des Stabs (9), der an der zweiten Platte
(8) befestigt ist (6). Die
Polymerfadenstränge
mit 40 mm Länge
werden durch die 36 Löcher (7)
von 0,6 mm Durchmesser der beiden Platten (8, 10)
eingefädelt.
Diese Stränge
werden anschließend
mittels Verkleben an der Platte (8) befestigt. So bleibt
die Platte (10) beweglich und kann entlang des Stabs und des
Fadennetzwerks gleiten. Die Polymerstränge (12) werden zwischen
den beiden Platten gestrafft, um ein unidirektionales Netzwerk von
Fäden herzustellen.
Ihre Enden auf der Seite der beweglichen Platte (10) werden
dann in einen kleinen Behälter
mit flüssigem
Wachs getaucht. Nachdem es gehärtet
ist, kann das Wachs (13) die Fäden parallel halten (7).
Die bewegliche Platte (10) wird dann entlang des Stabs
(9) und der Fäden
(12) verschoben, bis sie auf die fixierte Platte (8)
trifft. So wird das Netzwerk von Fäden (12) durch die beiden
Platten (8, 10) an einem Ende und durch das gehärtete Wachs
(13) am anderen Ende gehalten (8).
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Das
Netzwerk von Fäden
wird in die Silikonkautschukform (3) durch den in der Seite
der Form gearbeiteten Schlitz (6) eingebracht (8).
Das Ganze wird anschließend
in Bezug zur Achse der Form zentriert: Die Platte (10)
wird in die für
diesen Zweck vorgesehene untere Öffnung
(5) der Silikonkautschukform eingesetzt (8).
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Synthese und Formen der
Brushit-Zementmasse in der Form
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Das
System, das zwei Calciumphosphat-Pulver und Wasser vereinigt, folgt
der folgenden chemischen Reaktion:
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Diese
Brushit-Ausfällungsreaktion
in Gegenwart von Wasser führt
zum Abbinden des Zements. In Abwesenheit von Hilfsstoffen erfolgt
diese Reaktion schnell, und der Zement härtet in weniger als einer Minute, wodurch
seine Verwendung wenig praktikabel wird. Der Einsatz einer verdünnten (0,1
M) H2SO4-Lösung als Anrührlösung kombiniert
mit einer genauen Dosierung von Hilfsstoffen (Pyrophosphat) gestattet
eine gute Kontrolle der Abbindedauer des Zements. Die Abbindedauer
wird hier zur Erleichterung der Durchführung auf zwischen 10 und 15
Minuten einreguliert.
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Das
Feststoff/Flüssigkeits-Verhältnis des
Gemischs wird auf 2,5 g/ml festgelegt, damit eine plastische Masse
mit einer an gutes Formen angepassten Viskosität erhalten wird.
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Die
Mischung besteht aus Folgendem:
- – 1,2 g β-Tricalciumphosphat-(β-TCP-)Pulver,
dessen Ca/P-Verhältnis
zwischen 1,44 und 1,47 liegt. Der mittlere Durchmesser dieses Pulvers
beträgt
2,5 μm,
und seine spezifische Oberfläche
liegt in der Größenordnung
von 1,5 m2/g.
- – 0,8
g Monocalciumphosphatmonohydrat-(MCPM-)Pulver.
- – 0,015
g Natriumpyrophosphat (Na2H2P2O7).
- – 1
ml einer verdünnten
wässrigen
H2SO4-Lösung (0,1
M).
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Die
Schwefelsäure
und die MCPM- und Na2H2P2O7-Pulver werden
in einem Mörser
mit einem Spatel vorsichtig gemischt. Das β-TCP-Pulver wird anschließend hinzugefügt, und
das Gemisch wird etwa eine Minute lang geknetet, bis eine homogene
Masse erhalten wird. Es sollte beachtet werden, dass die Masse bei
Umgebungstemperatur (19–20°C) innerhalb
von 10 Minuten verwendet werden muss.
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Die
Masse wird in eine Spritze überführt und
dann durch die obere Öffnung
(4) in die Silikonkautschukform eingespritzt. Dieser Schritt
erfolgt mehrmals, um gutes Füllen
der Form zu gewährleisten.
Zwischen zwei aufeinander folgenden Zugaben wird die Form etwa 30
Sekunden vibriert, um Luftblasen zu beseitigen, die in der Masse
vorhanden sein können.
Die Form wird bis zum oberen Rand gefüllt.
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Abheben
des Knochenersatzes aus der Form (9) Nach
beendeter Verfestigung des Zements wird der Ersatz durch den Schlitz
(6) aus der Silikonkautschukform entnommen. Das Wachsstück (13)
wird entfernt, wodurch die Enden der Polymerfadenstränge freigesetzt
werden. Schließlich
werden die Polymerfadenstränge und
der zentrale Stab vorsichtig durch einfaches Ziehen an der Basis
(8) zurückgezogen,
wobei die Platte (10) fixiert bleibt (9).
Die Höhe
des Ersatzes wird durch Polieren auf 10 mm eingestellt.
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b) Ersatz mit bidirektionaler
makroporöser
Architektur.
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Beschreibung des Ersatzes
(10 und 11)
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Der
Ersatz hat die Form eines Zylinders mit 10 mm Durchmesser und 10
mm Höhe.
Ein zentraler Kanal (14) mit 2 mm Durchmesser wird entlang
der Achse des Ersatzes hergestellt und simuliert die Markhöhle des zu ersetzenden
Knochens. Die makroporöse
Architektur besteht aus zwei Netzwerken mit miteinander vernetzten
länglichen
Poren. Das hauptsächliche
Porennetzwerk (15) des hexagonalen Typs ist identisch zu
demjenigen der Ersätze
mit unidirektionaler makroporöser
Architektur. Es besteht aus zueinander parallelen zylindrischen
Poren, deren Durchmesser gleich 0,5 mm ist und deren Symmetrieachsen
1,5 mm beabstandet sind. Die zylindrischen Makroporen des sekundären Netzwerks
(16) haben einen Durchmesser von 0,3 mm. Ihre Symmetrieachsen
sind 2 mm in Bezug auf die Achse des Ersatzes und 1,3 mm in Bezug
auf die zu dieser Achse senkrechten Ebenen beabstandet (Schnitt
aa' in 11).
Das sekundäre
Porennetzwerk durchquert den Zentralkanal (14) nicht und
verteilt sich beiderseits von diesem. Die gesamte makroporöse Architektur
nimmt eine Volumenfraktion von 10,2% ein. Die verwendete Brushit-Zementformulierung
hat eine intrinsische Mikroporosität, die etwa 31% des Gesamtvolumens
einnimmt. Der Ersatz hat eine Gesamtporosität von etwa 38 Volumen-%.
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Beschreibung der Elemente
der Vorrichtung (4, 5, 12, 13 und 14)
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Die
Form (12) aus nichtrostendem Stahl
besteht aus vier Teilen: zwei Halbscheiben (17.1 und 17.2),
die aneinander gefügt
einen Sockel (17) mit 30 mm Durchmesser und 2,5 mm Dicke
bilden, in den ein zentrales Loch mit 10 mm Durchmesser gearbeitet
ist; zwei hohle Halbzylinder (18.1 und 18.2),
die jeweils an einem Halbsockel befestigt sind. Jeder Zusammenbau
(Halbscheibe plus Halbsockel) bildet eine Formhälfte aus nichtrostendem Stahl.
Die derart zusammengebaute Form trägt somit einen Sockel (17),
der mit einem Hohlzylinder (18) mit einer Höhe von 14,5
mm, einem Innendurchmesser von 10 mm und einer Wanddicke von 1 mm
ausgestattet ist. Der aus den zwei Halbzylindern (18.1 und 18.2)
bestehende Hohlzylinder (18) ist auf beiden Seiten mit
24 sphärischem
Löchern
(19) von 0,35 mm Durchmesser durchbohrt (12 und 13). Die
Symmetrieachsen dieser Löcher
sind 2 mm in Bezug auf die Achse des Zylinders und 1,3 mm in Bezug auf
die zu dieser Achse senkrechten Ebenen beabstandet. Die zur Herstellung
der Makroporosität
des hauptsächlichen
Netzwerks verwendete Vorrichtung ist identisch zu derjenigen, die
bei den Ersätzen
mit unidirektionaler makroporöser
Architektur verwendet wurde (vgl. nachstehend und 4 und 5).
Sie besteht aus zwei Aluminiumteilen, in die 36 Löcher (7)
mit 0,6 mm Durchmesser gearbeitet sind, deren Symmetriezentren 1,5
mm beabstandet sind und durch die die Polymerfadenstränge mit
0,5 mm Durchmesser und 40 mm Länge hindurch
verlaufen. Ein Stab (9) mit 2 mm Durchmesser wird in der
unteren Platte (8) fixiert, während die obere Platte (10)
eine zentrale Öffnung
(11) mit 2,1 mm Durchmesser aufweist.
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Verwendung der Vorrichtung
(6, 7 und 8)
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Der
erste Schritt der Durchführung
entspricht demjenigen, der für
Ersätze
mit unidirektionaler makroporöser
Architektur verwendet wurde (vgl. vorstehend und 6, 7).
Das Netzwerk unidirektionaler Fäden,
mit dem das hauptsächliche
makroporöse
Netzwerk hergestellt werden kann, wird zwischen die zwei Formhälften aus
nichtrostendem Stahl eingebracht. Das Ganze wird anschließend in
Bezug zur Achse der Form zentriert: Die Platte (10) wird
in die für
diesen Zweck vorgesehene untere Öffnung
der Form aus nichtrostendem Stahl eingesetzt.
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Der
zusätzliche
Schritt besteht somit darin, dass Fadenstränge aus nichtrostendem Stahl
(20) mit 0,3 mm Durchmesser und 30 mm Länge durch die 24 Kanäle (19)
der Form aus nichtrostendem Stahl (21) geleitet werden
(14). Das Ganze bildet ein zweites Netzwerk aus
Stahlfäden
(20), das mit dem hauptsächlichen Netzwerk aus Polymerfäden (12)
vernetzt und dazu senkrecht ist. Jeder Stahlfaden kommt mit Polymerfäden jeder
Reihe des ersten hauptsächlichen
Netzwerks in Kontakt.
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Synthese und Formen der
Brushit-Zementmasse in der Form
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Diese
beiden Schritte sind ähnlich
wie die für
die bereits beschriebenen Ersätze
mit unidirektionaler makroporöser
Architektur verwendeten.
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Abheben des Ersatzes aus
der Form
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Nach
beendeter Verfestigung des Zements werden die Fadenstränge aus
nichtrostendem Stahl (20) nacheinander aus der von der
Form und dem Ersatz gebildeten Gruppierung zurückgezogen. Die beiden Formhälften aus
nichtrostendem Stahl werden entfernt, wodurch der Ersatz freigesetzt
wird. Das Wachsstück (13)
wird abgehoben, wodurch die Enden der Polymerfadenstränge freigesetzt
werden. Schließlich
werden die Polymerfadenstränge
und der zentrale Stab vorsichtig durch einfaches Ziehen an der Basis
(8) aus dem Ersatz zurückgezogen,
wobei die Platte (10) fixiert bleibt. Die Höhe des Ersatzes
wird durch Polieren auf 10 mm eingestellt.
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BEISPIEL 2: ERSATZ AUS
CALCIUMPHOSPHAT-ZEMENT MIT ANATOMISCHER FORM UND MAKROPORÖSER ARCHITEKTUR,
HERGESTELLT DURCH DAS WACHSSTRAHL-SCHNELLPROTOTYPISIERUNGSVERFAHREN
(GERÄT
DES TYPS MODELMAKER II, SANDERS PROTOTYPE, INC.).
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Je
nach dem speziellen Fall ist die mittels Schnellprototypisierung
hergestellte Form des Teils aus Wachs entweder das Positiv oder
das Negativ der anatomischen Form des Ersatzes. Die porogene Phase
wird ebenfalls durch Schnellprototypisierung hergestellt und entspricht
immer dem Negativ der gewünschten
makroporöse
Architektur des Ersatzes. Die Gestaltung der Geometrie der Form
und der porogenen Phase kann mittels digitalisierter medizinischer
Bildgebung oder ausgehend von einem CAD-Programm erfolgen. Die makroporöse Architektur
kann komplex sein, beispielsweise aus einem dreidimensionalen Netzwerk
miteinander vernetzter Zylinder bestehen. Außerdem ist es möglich, die
vernetzte makroporöse
Architektur zu modellieren, um die mechanischen Eigenschaften des
Ersatzes anzupassen und gleichzeitig seine Knochenrekolonisation zu
begünstigen.
Im Fall langer Knochen ist es ebenfalls möglich, einen Zentralkanal einzubringen,
der die Markhöhle
des zu ersetzenden Knochens nachahmt.
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a) Ersatz aus Brushit-Zement
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Ein
Wachsstück
wird mittels Wachsstrahl-Schnellprototypisierung
hergestellt. Seine Geometrie entspricht dem Negativ der anatomischen
Form und der makroporösen
Architektur des Ersatzes. Somit spielt das Wachsstück zwei
Rollen: einerseits legt es die äußere Geometrie
des Ersatzes fest; andererseits dient es als porogene Phase, d.h.
nach seiner Beseitigung verbleibt ein Abdruck in dem Zement, der
der gewünschten
makroporösen
Architektur entspricht. Eine obere Öffnung wird bei der Gestaltung
des Teils vorgesehen, damit es mittels Einspritzen der Brushit-Zementmasse
gefüllt
werden kann. Die Schritte der Synthese der Brushit-Zementmasse und des
Füllens
des Wachsstücks
sind ähnlich
wie bei dem bereits beschriebenen Beispiel 1. Nach Beendigung der
chemischen Verfestigung des Zements wird das Wachs bei niedriger
Temperatur durch Lösen
mithilfe eines Lösungsmittels
beseitigt. Der erhaltene Ersatz aus Brushit-Zement hat eine willentlich kontrollierte
anatomische Form und makroporöse
Architektur.
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b) Ersatz aus Hydroxyapatit-Zement.
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Der
Ersatz wird mittels Gießen
einer flüssigen
Calciumphosphat-Masse in eine Gipsform geformt. Zwei Formhälften aus
Gips werden unter Verwendung von Wachsformguss hergestellt. Dazu
werden zwei Teile aus Wachs, die den Positiven von zwei Halbersätzen entsprechen,
durch Wachsstrahl-Schnellprototypisierung hergestellt. Diese beiden
Teile werden anschließend
getrennt in flüssigen
Gips getaucht: Nach der Verfestigung des Gipses werden die Wachsstücke mithilfe eines
Lösungsmittels
entfernt, wodurch zwei Formhälften
aus Gips erhalten werden können.
Ein drittes Teil aus Wachs wird mittels Wachsstrahl-Prototypisierung hergestellt.
Seine Geometrie entspricht dem Negativ der makroporösen Architektur
des Ersatzes und wurde derart gestaltet, dass es perfekt in die
aus den zwei Gipsformhälften
gebildete Form eingebracht werden kann. Die erhaltene Vorrichtung
(zwei Formhälften
aus Gips und porogene Phase) dienen zur Herstellung des Ersatzes
mittels Gießen
einer flüssigen
Calciumphosphat-Masse. Diese flüssige
Masse besteht aus einem stöchiometrischen
Gemisch von Pulvern aus wasserfreiem Dicalciumphosphat (DCP) und
Calcit (CC) in Gegenwart einer 2 gew.-%igen Polyacrylsäure-Dispergierlösung in
einer Menge von 0,5 ml pro Gramm des (DCP/CC-) Pulvergemischs. Durch
Beschickung der flüssigen
Masse in die Vorrichtung im Durchlauf kann die Höhe des Teils im gleichen Maße kontrolliert
werden, wie ein Schwund aufgrund von Ausschwitzen durch den Gips
erfolgt. Nach Verfestigung des Rohkörpers wird die Gipsform abgehoben,
und die porogene Phase aus Wachs wird bei niedriger Temperatur mithilfe
eines Lösungsmittels
entfernt. Der Rohkörper
wird anschließend
in einen Autoklaven überführt. Die
Verfestigungsreaktion erfolgt bei 121°C für 1 Stunde und führt zur
Ausfällung
von Hydroxyapatit zusammen mit einer Entwicklung von Kohlendioxidgas
und Wasser:
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Der
erhaltene Ersatz aus Hydroxyapatit-Zement hat eine willentlich kontrollierte
makroporöse
Architektur und anatomische Form.