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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Mehrkammerstimulationssystem,
enthaltend eine Impulsgeneratorvorrichtung zum sukzessiven Liefern von
Stimulationsimpulsen zu Herzkammern eines Patienten und IEGM-Signaldetektoren
mit Austastintervallen, die der Ausgabe von Stimulationsimpulsen folgen
und mit Abfühlelementen
zum Abfühlen
von IEGM-Signalen
aus jeder der genannten Herzkammern, wobei jedes der genannten abgefühlten IEGM-Signale
eine allgemein bekannte Morphologie aufweist.
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Im
Folgenden bezeichnet der Ausdruck Herzkammern das rechte und das
linke Atrium wie auch den rechten und den linken Ventrikel des Herzens.
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Hintergrund
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Die
US 6,148,234 beschreibt
ein Zweiort-Stimulationssystem, entweder biventrikulär oder biatrial,
in dem die Signale während
der Refraktärperiode abgefühlt werden,
die auf die Ausgabe von Stimulationsimpulsen folgt. Die Stimulationsimpulse
werden im Wesentlichen gleichzeitig zu den beiden Herzkammern ausgegeben,
obwohl erwähnt
wird, dass für
Patienten mit einem intraatrialen Block das linke Atrium um bis
zu 90 ms später
stimuliert werden kann als das rechte Atrium. Falls in beiden Kammern
ein Capture erzielt wird, können
während
der darauffolgenden Refraktärperiode
keine inneren Depolarisationssignale abgefühlt werden. Falls jedoch die Schwelle
einer Herzkammer über
den Pegel der ausgegebenen Impulse angestiegen ist, erfolgt in der Kammer
kein Capture und diese hat keine auf die Ausgabe der Impulse folgende
Refraktärperiode.
In diesem Fall wird bei Patienten mit einer Leitungsverzögerung von
einer Kammer zur anderen das Erregungssignal aus der anderen Kammer
während
der Refraktärperiode
in der nicht eingefangenen Kammer abgefühlt. Ein solches Abfühlen während der
Refraktärperiode
des Schrittmachers wird als Folge eines Captureverlustes angesehen.
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Falls
zwei Herzkammern zu etwas verschiedenen Zeiten stimuliert werden,
wird die eine Kammer ausgetastet, wenn die andere stimuliert wird.
Die meisten Stimulationssysteme sind so aufgebaut, dass alle Signalkanäle ausgetastet
werden, wenn ein Stimulationsimpuls ausgesandt wird. Demzufolge entsteht
eine Unterbrechung bei den abgefühlten IEGM-Signalen.
Dies ge schieht bei sämtlichen
dualen oder Mehrkammerstimulationssystemen, beispielsweise sowohl
bei biventrikulärer
als auch biatrialer Stimulation. Falls abgefühlte Signale beispielsweise
im Detektionszeitintervall einer evozierten Reaktion von beispielsweise
4 ms bis 50 ms nach einer Stimulation zur Bestimmung der evozierten
Reaktion integriert werden und falls eine Stimulation der anderen
Kammer 10 ms nach der ersten Stimulation stattfindet, entsteht eine
Unterbrechung des Signals im oben genannten Detektionszeitintervall.
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Ziel
der vorliegenden Erfindung ist es, bei einer Mehrkammerstimulation
eine verbesserte Technik zum Rekonstruieren des IEGM-Signals in
einer zuverlässigen
Weise vorzuschlagen, beispielsweise zum Darstellen des IEGM-Signals
in seiner Vollständigkeit
für einen
Arzt oder zum Ausdrucken. Ein solches rekonstruiertes Signal ist
auch für
eine zuverlässige
Detektion einer evozierten Reaktion nützlich.
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Offenbarung der Erfindung
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Dieses
Ziel wird durch ein Stimulationssystem der im einleitenden Teil
des Anspruches 1 definierten Art mit den kennzeichnenden Merkmalen
dieses Anspruches erreicht.
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Somit
ist es die Idee der vorliegenden Erfindung das in einer Herzkammer
während
der Austastintervalle, die aus einer Stimulation in anderen Kammern
resultieren, abgefühlte
IEGM-Signal mathematisch
zu rekonstruieren. Beim Rekonstruieren des Signals wird die Kenntnis
der allgemeinen Signalmorphologie angewandt. Um gemäß der Techniken
nach der Erfindung das IEGM-Signal rekonstruieren zu können, darf
der zweite Stimulationsimpuls in einem Paar aufeinanderfolgender
Stimulationsimpulse nicht innerhalb des Austastintervalls, das auf
den ersten Stimulationsimpuls folgt, geliefert werden. Die Impulsgeneratorvorrichtungen
werden deshalb so gesteuert, dass sie den zweiten Stimulationsimpuls
mit einer Zeitverzögerung
liefern, der die Länge
des Austastintervalls überschreitet,
das auf den ersten der beiden aufeinanderfolgenden Stimulationsimpulse folgt.
Es soll auch bemerkt werden, dass es mit der vorliegenden Erfindung
möglich
ist, das Signal in mehr als einem Austastintervall zu rekonstruieren, das
in dem Signal als Ergebnis von aufeinanderfolgenden Stimulationen
in anderen Herzkammern auftritt. Eine solche Situation kann auftreten,
falls die Zeitverzögerungen
zwischen den Stimulationen in verschiedenen Herzkammern verhältnismäßig kurz sind.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Stimulationssystems
ist die Signalrekonstruktionsvorrichtung ausgelegt, unter verschiedenen
Rekonstruktionsarten des IEGM-Signals im Austastintervall mit Hilfe
der Kenntnis der Signalmorphologie auszuwählen. So wird auf diese Weise
die Kenntnis über
die Signalmorphologie für die
Auswahl der besten Rekonstruktionsart der Signale im Austastintervall
benutzt.
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Falls
ein konstanter Signalpegel u0, der gleich
dem Mittelwert der abgefühlten
IEGM-Signalwerte
bei Beginn u1 und am Ende u2 des
Austastintervalls ist, beispielsweise während des Austastintervalls
innerhalb eines Detektionszeitfensters der evozierten Reaktion zur
Erfassung der evozierten Reaktion integriert wird, kann das Ergebnis
etwas rauschempfindlich sein, da es nur von zwei Abtastwerten u1 und u2 abhängt. Um
diese Rauschempfindlichkeit zu verringern, ist gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Stimulationssystems
eine Filtervorrichtung vorgesehen, um das IEGM-Signal in einem Filterzeitintervall
einer vorbestimmten Länge
zu filtern, um ein rekonstruiertes Signal zu erzeugen, wobei das
Filterzeitintervall das Austastintervall enthält.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Stimulationssystems
werden bei einem Stimulationssystem, das eine implantierbare Leitung
mit einer Spitzen- und
einer Ringelektrode sowie eine Impulsgeneratorvorrichtung mit einem
Gehäuse
enthält,
die IEGM-Signale zwischen der Spitzenelektrode und dem Gehäuse bzw.
zwischen der Ringelektrode und dem Gehäuse gemessen, es ist eine Speichervorrichtung
zum Speichern der IEGM-Signale
vorgesehen und die Signalrekonstruktionsvorrichtung ist ausgelegt,
die zwischen der Spitzenelektrode und dem Gehäuse gemessenen IEGM-Signale
zu rekonstruieren während der
Teil des gespeicherten IEGM-Signals Ringelektrode-zu-Gehäuse, der
dem Austastintervall im rekonstruierten IEGM-Signal entspricht,
für die
Rekonstruktion innerhalb des Austastintervalls benutzt wird. Obwohl
die Ringelektrode im Blut schwebend angeordnet sein kann und die
Spitzenelektrode am Myokard befestigt ist und die Spitzenelektrode
und die Ringelektrode verschiedene Formen aufweisen, sehen die Signale
ziemlich ähnlich
aus. Da sich die Ringelektrode vom Myokard weiter entfernt befindet
als die Spitzenelektrode, trifft das aus der Depolarisation des
Myokards resultierende Signal bei der Spitzenelektrode ein, bevor
es bei der Ringelektrode eintrifft. Somit ist das Ringelektrode-zu-Gehäuse-Signal
gegenüber
dem Spitzenelekt rode-zu-Gehäuse-Signal verzögert. Falls
ein Spitzen-zu-Gehäuse-Signalkanal in
einer Zeitperiode ausgetastet wird, können Informationen über diese
Austastperiode im Ring-zu-Gehäuse-Signal nach einer
bestimmten Zeit gefunden werden, wenn keiner der beiden Signalkanäle mehr ausgetastet
ist.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Stimulationssystems
ist eine Telemetrievorrichtung vorgesehen, um die IEGM-Signale einschließlich von,
in Austastintervallen rekonstruierten Signalteilen zu einem externen Programmiergerät zu senden,
um die IEGMs zusammen mit entsprechenden ECGs auf einem Display darzustellen
und/oder diese auszudrucken. Auf diese Weise werden vollständige IEGMs,
die auch die Austastintervalle einschließen, erhalten.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Um
die Erfindung mehr im Einzelnen zu erläutern, werden im Folgenden
Ausführungsformen des
erfindungsgemäßen Stimulationssystems
anhand der beigefügten
Zeichnungen erläutert,
wobei
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1 ein
vereinfachtes Blockdiagramm einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Stimulationssystems
zeigt,
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2 bis 5 zur
Erläuterung
verschiedener erfindungsgemäßer Rekonstruktionstechniken schematisch
IEGM-Signalabschnitte zeigen, die ein Austastintervall enthalten,
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6 ein
Flussdiagramm ist, das ein Beispiel der Verarbeitung eines evozierten
Reaktionssignals während
der Austastzeit in dem erfindungsgemäßen Stimulationssystem darstellt
und
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7 eine
weitere Ausführungsform
der Rekonstruktion in dem erfindungsgemäßen Stimulationssystem veranschaulicht.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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1 zeigt
schematisch ein Mehrkammerstimulationssystem mit Leitungen 42, 44, 46,
die im rechten Atrium und in den Ventrikeln des Herzens 54 eines
Patienten implantierte bipolare Elektroden 48, 50, 52 besitzen.
Das Impulsgeneratorgehäuse
ist schematisch bei 56 angedeutet.
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Innerhalb
des Impulsgeneratorgehäuses
ist ein IEGM-Signaldetektor 58 mit einer IEGM-Signalabfühlvorrichtung
und Signalrekonstruktionsvorrichtung 60 sowie einer Speichervorrichtung 62 angeordnet.
Diese Komponenten sind vorzugsweise mittels eines Mikroprozessors
verwirklicht.
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Durch
den Detektor 58 werden IEGM-Signale abgefühlt und
integriert. Durch die Signalrekonstruktionsvorrichtung 60 wird
das Signal in den Austastintervallen, die eine Folge der Ausgabe
von Stimulationsimpulsen in anderen Herzkammern sind, rekonstruiert.
In der Speichervorrichtung sind gemessene vollständige IEGM-Signale gespeichert,
so dass die Rekonstruktionsvorrichtung 60 den Teil des
gespeicherten Signals benutzen kann, der dem Austastintervall entspricht.
Ein vollständiges
IEGM-Signal kann vorab gemessen und in der Speichervorrichtung 62 gespeichert
werden. IEGM-Signale können alternativ
gleichzeitig gemessen werden zwischen der Spitzenelektrode, beispielsweise
der Spitzenelektrode 64 im rechten Ventrikel und dem Gehäuse 56 sowie
zwischen der genannten Ringelektrode 66 im rechten Ventrikel
und dem Gehäuse 56.
Die gemessenen IEGM-Signale werden in der Speichervorrichtung 62 gespeichert.
Da das Signal, Ring zu Gehäuse,
gegenüber
dem Signal, Spitze zu Gehäuse, verzögert ist,
ist die Signalrekonstruktionsvorrichtung 60 ausgelegt,
das zwischen der genannten Spitzenelektrode 64 und dem
genannten Gehäuse 56 gemessene
IEGM-Signal zu rekonstruieren, während
der Teil des gespeicherten IEGM-Signals von Ringelektrode 66 zu
Gehäuse 56,
der dem Austastintervall in dem zu rekonstruierenden IEGM-Signal entspricht, verwendet
wird.
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2 zeigt
qualitativ, als Funktion der Zeit, das vereinfachte Erscheinungsbild
eines IEGM-Signals,
das auf die Ausgabe eines Stimulationsimpulses 2 folgt.
Ein durch die Ausgabe eines Stimulationsimpulses in einer anderen
Herzkammer bedingtes Austastinterval 14 ist in der Figur
durch zwei gestrichelte Linien 6, 8 begrenzt.
Die Austastzeit beträgt normalerweise
6 bis 15 ms.
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3 zeigt
in vergrößertem Maßstab einen Abschnitt
des intrakardialen IEGM-Signals von 2. 3 stellt
ein Beispiel dar, bei dem das Signal während des Austastintervalls 4 mathematisch durch
Verwendung der augenblicklichen Neigung am Startpunkt 10 des
Austastintervalls rekonstruiert wird.
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4 zeigt
ein Beispiel, bei dem das Austastintervall 12 im intrakardialen
IEGM-Signal um ein Minimum 14 positioniert ist. Bei dieser
Ausführungsform
wird das Signal im Austastintervall durch Verwendung der augenblicklichen
Neigungen des intrakardialen Signals zu Beginn 16 und am
Ende 18 des Austastintervalls 12, für lineare
Extrapolationen des Signals vom Beginn 16 des Austastintervalls 12 an vorwärts bzw.
vom Ende 18 des Austastintervalls aus rückwärts, benutzt. Diese linearen
Extrapolationen treffen sich in einem Schnittpunkt 20 und
bilden so ein rekonstruiertes Signal im Austastintervall 12.
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Als
eine weitere Alternative kann das abgefühlte intrakardiale Signal während der
Austastung durch einen konstanten Signalpegel u0 rekonstruiert oder
ersetzt werden, der beispielsweise gleich dem Mittelwert der Signalwerte
u1 und u2 an den
Enden des Austastintervalls 22 ist, siehe 5.
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Statt
linearer Annäherungen
des Signals innerhalb der Austastperiode, wie sie oben beschrieben
sind, kann das Signal durch Anwendung eines Polynoms eines geeigneten
Grades auf das Signal rekonstruiert werden, indem eine Vielzahl
von IEGM-Signalabtastungen verwendet werden, die dem Austastintervall
vorhergehen und nachfolgen.
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Wie
aus den 2 bis 5 ersichtlich,
verändert
sich das Signal mit der Zeit stetig ohne Diskontinuitäten. Die
allgemeine Morphologie bzw. der Verlauf des Signals kann im Voraus
durch Einführungsmessungen
bestimmt und für
den nachfolgenden Gebrauch gespeichert werden, vergleiche die Beschreibung
der obigen 1.
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6 ist
ein Flussdiagramm, das ein Beispiel der Signalverarbeitung während der
Austastung in einem erfindungsgemäßen Stimulationssystem mit einem
Detektor für
evozierte Reaktion darstellt. Es wird angenommen, dass die Verarbeitung
des evozierten Reaktionssignals in beispielsweise einer durch einen
Mikroprozessor gesteuerten Signalverarbeitung bekannter Art erfolgt.
Das Beispiel bezieht sich auf eine Verarbeitung eines normalen AutoCapture-Signals,
das während
einer Austastung gerade unterbrochen worden ist, die durch eine
Stimulation in der, der betrachteten Kammer gegenüberliegenden
Herzkammer verursacht wurde. Der in 6 beschriebene
Prozess ersetzt den Prozess, der sonst bei einer AutoCapture-Signalverarbeitung
erfolgen würde,
falls keine Austastung eingetreten wäre. Der Eingang zum Flussdiagramm
in 6 ist das intrakardiale evozierte Reaktionssignal,
das bis zum Beginn des Austastintervalls oder Austastpunktes integriert
worden ist. Das Flussdiagramm stellt dann die Signalverarbeitung
bis zum Ende des Austastintervalls dar, woraufhin das integrierte
Signal der evozierten Reaktion weiter in der normalen, bekannten Weise
für eine
Detektion der evozierten Reaktion verarbeitet wird.
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VBLNK,
siehe 24 in 6, bezeichnet eine ventrikuläre Austastung.
Cnt im Kasten 26 in 6 bezeichnet
den Zählerwert
und Uint bezeichnet das integrierte ER-Signal.
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In
Kasten 28 wird während
VBLNK die Größe Uint integriert. Der Zählerwert entspricht der gezählten Zahl
der Schleifen, d.h. der Anzahl der Abtastungen während VBLNK.
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Kasten 30 stellt
die Addition des während VBLNK
integrierten Wertes des geschätzten
Mittelwertes des Signals mit dem bis zum Beginn von VBLNK integrierten
ER-Signal Uint dar.
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Das
erhaltene evozierte Reaktionssignal Uevokedresponse,
Kasten 32, wird dann bei 34 zur Detektion der
evozierten Reaktion nach bekannter Technik weiter verarbeitet.
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Ein
anderer Weg für
die Betrachtung der in
6 dargestellten Prozedur ist
es, die Abtastungen im ER-Fenster als einen mathematischen Vektor
anzusehen. Indem das Punktprodukt dieses Vektors und der Vektor
genommen werden, dessen Abtastungen in
7 dargestellt
sind, wird U
evokedresponse erhalten. Mit
der Definition des Produktes, wird der Wert der integrierten, linear
interpolierten, evozierten Reaktion
wobei u
i die
individuellen Spannungsabtastungen im ER-Fenster und f
i die
(Filter) Koeffizienten bedeuten, die in
7 gezeigt
sind.
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Der
Wert der Filterkoeffizienten, die der Austastperiode unmittelbar
vorhergehen und unmittelbar folgen ist gleich 1 + n/2, wobei n die
Anzahl der Proben bedeutet, die ausgetastet sind.