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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Das Centromer ist eine spezialisierte
Region des eukaryontischen Chromosoms. Es ist der Ort der Kinetochorenbildung,
einer Struktur, welche während der
Zellteilung die präzise
Segregation von Chromosomen ermöglicht.
Zusätzlich
dazu wurde auch eine mögliche
strukturelle Rolle bei der Organisation höherer Ordnung von eukaryontischen
Chromosomen vorgeschlagen (Hadlaczky (1985), Internatl. Rev., 94: 57–76).
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Die Isolierung und Klonierung von
Centromeren ist nicht nur für
das Verständnis
ihrer molekularen Struktur und Funktion sondern auch für die Konstruktion
stabiler künstlicher
Chromosomen entscheidend. Durch Ausnutzung der Existenz von Genen,
die mit Centromeren verbunden sind, wurden funktionelle Centromere
von niederen Eukaryonten (Hefe) erfolgreich isoliert (Blackburn
et al. (1984), Ann. Rev. Biochem., 53: 163–194; Clarke et al. (1985),
Ann. Rev. Genet. 19: 29–56).
Die Kombination eines funktionellen Centromers mit Telomeren, welche
die Chromosomenenden stabilisieren, ermöglichte die Konstruktion von
künstlichen
Hefechromosomen (Murray et al. (1983), Nature 305: 189–193; Burke
et al. (1987), Science 236: 806–812). Dies
initiierte eine neue Ära
in der Untersuchung von Chromosomenfunktion und genetischer Manipulation.
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Höhere
Eukaryonten (z. B. Säuger)
enthalten im Gegensatz zu Hefe repetitive DNA-Sequenzen, die an beiden Seiten des
Centromers eine Grenze bilden. Diese hoch repetitive, mit bestimmten
Proteinen wechselwirkende DNA, insbesondere in Tierchromosomen,
erzeugt eine genetisch inaktive Zone (Heterochromatin) um das Centromer
herum. Dieses perizentrische Heterochromatin hält jedes selektierbare Markergen
auf einem beträchtlichen
Abstand, und somit verhindert repetitive DNA die Isolation von centromeren
Sequenzen durch "Wandern
entlang des Chromosoms".
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Es besteht somit in der Technik ein
Bedarf für Verfahren
zur Isolierung von Centromer-DNA aus höheren Eukaryonten. Die Isolation
derartiger DNA ist für
eine Konstruktion von künstlichen
Säugerchromosomen
notwendig. Eine Verwendung derartiger Chromosomen könnte Probleme überwinden,
die den derzeitigen Techniken zum Einbringen von Genen in Säugerzellen
inhärent
sind, umfassend die gleichzeitige Erzeugung von Insertionsmutationen,
Größenbeschränkungen
bezüglich
der eingebrachten DNA, und unperfekte Segregation von Plasmidvektoren.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Es ist ein Gegenstand der Erfindung,
ein DNA-Element bereitzustellen, das eine zuverlässige Segregation von insertierter
DNA in Meiose und Mitose sicherstellt.
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Es ist ein weiterer Gegenstand der
Erfindung, ein DNA-Element für
die Bildung von Vektoren, um große DNA-Mengen in Säugerzellen
zu insertieren, bereitzustellen.
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Diese und andere Gegenstände werden durch
eine oder mehrere der nachstehend beschriebenen Ausführungsformen
bereitgestellt.
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In einer Ausführungsform wird eine nicht-humane
Säugerzelllinie
bereitgestellt, umfassend Zellen, die einen Überschuss an Centromeren umfassen,
worin ein Chromosom, enthaltend ein überschüssiges Centromer, human-DNA
umfasst und die human-DNA die in 1 angegebene
Nukleotidsequenz umfasst.
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In einer anderen Ausführungsform
wird eine Nukleinsäuresonde
bereitgestellt, welche an ein DNA-Molekül mit der in 1 gezeigten Sequenz hybridisiert.
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In einer anderen Ausführungsform
wird ein Verfahren bereitgestellt zur Herstellung einer nicht-humanen
Säugerzelle,
die einen Überschuss an
Säugercentromeren
umfasst, umfassend:
- (a) Cotransfizieren von
Zellen mit einem DNA-Fragment, umfassend human-DNA, und einem für einen dominanten selektierbaren
Marker kodierenden Fragment, wobei das human-DNA umfassende DNA-Fragment
die in 1 angegebene
Nukleotidsequenz umfasst;
- (b) Anzüchten
der Zellen und Selektieren von Zellen, welche den dominanten selektierbaren
Marker exprimieren; und
- (c) Bestimmen der Zellen mit einem Überschuss an Säugercentromeren
unter den Zellen, welche den dominanten selektierbaren Marker exprimieren.
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Es wird ein Verfahren zur Isolierung
von Centromer-DNA aus einem Säuger
bereitgestellt, umfassend:
das Isolieren von Metaphase-Chromosomen
einer Säugerzelllinie,
das
Fragmentieren der Chromosomen, wobei eine Chromosomenfragmenteenthaltende
Suspension gebildet wird,
das Inkubieren der Suspension mit
anti-Centromer-Antikörpern
enthaltendem Humanserum, wobei Chromosomenfragmente an die Antikörper binden,
das
Abtrennen von Antikörper-gebundenen
Chromosomenfragmenten aus der Suspension, und
das Entproteinieren
der gebundenen Fragmente, wobei eine Präparation von centromerer DNA
bereitgestellt wird.
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Diese und andere Ausführungsformen
werden nachstehend ausführlicher
beschrieben. Die vorliegende Erfindung stellt somit der Technik
Methoden bereit, um die wichtige Centromer-DNA von Säugerzellen
zugänglich
zu machen und zu isolieren. Insbesondere wird das humane DNA-Fragment
CM8 bereitgestellt, welches für
die Erzeugung von künstlichen
Chromosomen für
die Gentherapie verwendet werden kann.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 stellt
die Sequenz eines 13.863 bp DNA-Fragments bereit, identifiziert
in einer λ Charon 4A
Bibliothek des Humangenoms.
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2 zeigt
die Ergebnisse einer Agarosegelelektrophorese von durch Immunpräzipitation
erhaltenen DNA-Fragmenten.
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Bahnen A und B: DNA, isoliert aus
Chromosomenfragmenten, welche an anti-Centromer-Sepharose ungebunden bleiben.
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Bahnen C und D: DNA aus Chromosomenfragmenten,
welche an anti-Centromer-Sepharose binden.
Die Gegenwart einer Population von DNA-Fragmenten mit hohem Molekulargewicht
ist zu bemerken. Die Proben der Bahnen B und D wurden vor der Elektrophorese
mit 100 μg/ml
RNase A behandelt.
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Bahn M: λ HindIII Marker.
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3 zeigt
die Restriktionskarte des Humangenom-DNA-Inserts des λ Charon 4A
Klons CM8. Der Pfeil zeigt die Position eines 300 bp Alu-Repeats,
dem die flankierenden Direktrepeatsequenzen fehlen.
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4 zeigt
die Ergebnisse einer in situ Hybridisierung von 3H-Thymidin-markierter
CM8-DNA an humane Metaphasechromosomen.
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A:
Präferentielle
Lokalisierung von Silberkörnchen
an den Centromeren von Humanchromosomen (Pfeilspitzen).
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B:
Diagramm, das die Verteilung von Silberkörnchen (•) auf 131 metazentrischen Chromosomen
zeigt. Zahlen zeigen die Häufigkeit
der Lokalisierung von Silberkörnchen
an bestimmten Regionen der Chromosomen an.
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5 zeigt
die Bestimmung von dizentrischen Chromosomen und Minichromosomen
der EC3/7 Zellen durch indirekte Immunfluoreszenz ( A und B) mit anti-Centromer-Antikörpern, und durch
in situ Hybridisierung mit Biotinmarkierten CM8-Sonden (C) und mit einem 1 kb SmaI/BglII-Fragment
eines APH-II Gens (D).
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E und F: DNA-Anfärbung mit Hoechst 33258,
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G und H: DNA-Anfärbung mit Propidiumjodid. Die E–H entsprechen jeweils den A–D. Pfeilspitzen zeigen auf dizentrische
Chromosomen und Minichromosomen.
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6 zeigt
die Duplikation des zusätzlichen Chromosoms
in der Zelllinie EC3/7.
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A–C: In situ Hybridisierung mit Biotin-markierter
CM8-Sonde.
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D–F: Entsprechende DNA-Anfärbung von A–C.
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7 zeigt
die Colokalisierung der integrierten DNA-Sequenzen in der Centromer-Region, bestimmt
durch Immunanfärbung
mit anti-Centromer-Serum (A und D) und anschließende in situ Hybridisierung
mit Biotin-markierter CM8-Sonde (B)
und APHII-Sonde (E) auf den gleichen Metaphasen
der EC3/7 Zellen.
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C und F: DNA-Anfärbung
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG
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Es ist die Entdeckung der vorliegenden
Erfindung, dass ein Segment humaner DNA isoliert und in Mauszellen
eingebracht werden kann, und zu einem funktionellen Centromer führt. Die
DNA-enthaltenden funktionellen Centromere der vorliegenden Erfindung sind
bevorzugt mit einem dominanten selektierbaren Marker verbunden.
Dies kann ein Resistenzmarker sein, wie etwa die Aminoglykosid-3'-phosphotransferase-II, die eine Resistenz
gegen G418 (Sigma) bereitstellt. Andere solche, in der Technik bekannte Marker
können
verwendet werden.
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Das Verfahren zur Isolierung von
Centromer-DNA kann auf jeden höheren
Eukaryonten, insbesondere Säuger
angewandt werden. Bevorzugt wird eine Humanzelllinie verwendet.
Metaphase-Chromosomen werden gemäß in der
Technik bekannten Techniken isoliert. Die Chromosomen werden danach
fragmentiert. Verdau mit Endonukleasen und mechanisches Scheren
können
zur Fragmentierung der Chromosomen verwendet werden. Wünschenswert
liegt die Mehrzahl der Fragmente in einem Größenbereich von kleiner 1 μm, und bleiben manche
Chromosomen unzerbrochen. Unzerbrochene Chromosomen können aus
der Präparation
leicht entfernt werden durch etwa 10-minütige Zentrifugation bei etwa
1.500 G.
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Ein anti-Centromer-Autoantikörper enthaltendes
Humanserum kann in diesem Verfahren verwendet werden. Dies ist aus
Patienten mit dem CREST-Syndrom erhältlich. Alternative Antikörperquellen
können
verwendet werden, wie etwa monoklonale Antikörper oder aus Tieren stammende
polyklonale Seren, die anti-Centromer-Antikörper enthalten.
Die Antikörper
werden mit der Präparation
von Chromosomenfragmenten unter Bedingungen inkubiert, bei denen
sich Antikörper-Antigen-Komplexe bilden
und stabil sind. Es ist günstig,
wenn die Antikörper
an einen festen Träger
gebunden sind. Bevorzugt wird ein Träger wie etwa Protein A-Sepharose CL4B (Pharmacia)
verwendet um die Abtrennung gebundener von nichtgebundenen Chromosomenfragmenten
zu erleichtern. Es können
jedoch andere Methoden verwendet werden um dieses Ziel zu erreichen,
wie in der Technik bekannt, ohne die Verwendung eines an einen festen
Träger
gebundenen Antikörpers.
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Die DNA-Fragmente, welche Centromer-DNA
umfassen, werden durch eine Entproteinierungsbehandlung von den
Antikörpern
und Centromer-Proteinen befreit. Schließlich wird die DNA von allen
Proteinen gereinigt, indem die Proteine abgebaut und aus der Chromosomenfragmentpräparation extrahiert
werden. Jede solche in der Technik bekannte Behandlung kann verwendet
werden, umfassend aber nicht beschränkt auf Proteasen und organische
Lösungsmittel,
wie etwa Proteinase K und Phenol.
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Die Centromer-DNA-Fragmente können für jeden
Zweck oder jede Anwendung, der bzw. die in der Technik bekannt ist,
verwendet werden. Beispielsweise können sie markiert und als Sonden
verwendet werden; sie können
in Vektoren ligiert werden um die Sequenzen teilweise oder vollständig zu
klonieren; und sie können
durch Befestigung an einem festen Träger zur Reinigung von Centromer-Proteinen
verwendet werden.
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In einer besonderen Ausführungsform
der Erfindung werden die Centromer-DNA-Fragmente als Sonden verwendet, um eine
Bibliothek genomischer DNA aus Menschen oder anderen Säugern auf Klone
zu screenen, mit denen sie hybridisieren. Hybridisierende Klone
können
auf ihre Fähigkeit
analysiert werden, Funktionen auszuführen, welche Centromer-DNA
besitzt. Eine derartige Funktion ist, an Centromer-Proteine zu binden.
Eine weitere derartige Funktion ist, in Zellen eine Struktur zu
bilden, die unter Verwendung einer geeigneten Immunanfärbung mit
anti- Centromer-Antikörpern, welche
Centromere besonders färben,
zytologisch nachgewiesen werden kann.
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Gemäß einem Verfahren der vorliegenden Erfindung
wird eine nicht-humane Säugerzelle,
die einen Überschuss
an Säugercentromeren
umfasst, gebildet. Das Centromer kann DNA umfassen, die aus der
gleichen Säugerspezies
wie die Zelle oder einer davon verschiedenen isoliert worden ist.
Das Verfahren umfasst eine Cotransfektion einer Zelle mit zwei DNA-Molekülen: eines
ist eine DNA, welche die DNA-Sequenz von 1 umfasst; das andere ist eine DNA, die
einen dominanten selektierbaren Marker umfasst. Bevorzugt enthalten
diese zwei DNA-Moleküle
Sequenzen, welche eine Concatamerbildung ermöglichen, beispielsweise Phagen-DNA, wie etwa Phage λ. Das erste
DNA-Molekül kann
aus einer Bibliothek genomischer DNA isoliert werden, unter Verwendung
von beispielsweise den oben gelehrten Centromerfragmenten als eine
Sonde. Alternativ kann das erste DNA-Molekül aus der Klonierung der oben
gelehrten Centromerfragmente in einen Phagen, beispielsweise λ, resultieren,
nach Manipulationen um Fragmente mit den geeigneten Größen und
Termini zu erzeugen. Das zweite DNA-Molekül ist für den Fachmann leicht verfügbar, beispielsweise
ein λ Phage,
der einen Arzneimittelresistenzmarker umfasst.
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Es wird angenommen, dass es erwünscht ist, Phage λ-DNA zu verwenden,
da sie concatamerisiert, die absolute Notwendigkeit davon wurde
jedoch nicht bestimmt. Weiter könnten,
sogar wenn diese Eigenschaft notwendig ist, andere virale DNA oder DNA-Konstrukte
geeignet sein, diese Funktion bereitzustellen. Derartige andere
Mittel um eine Concatamerisierung zu erreichen, werden als von diesem Verfahren
umfasst erachtet.
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Nach der Cotransfektion werden Zellen
selektiert, welche den dominanten selektierbaren Marker exprimieren,
beispielsweise mittels Wachstum in G418-Mengen, die für Zellen ohne den Marker zytotoxisch
sind. Diese selektierte Zellpopulation wird weiter gescreent, um
Zellen mit einem Überschuss an
Säugercentromeren
zu bestimmen. Dieses Screening kann durch zytogenetische Standardtechniken sowie
durch Immunanfärbung
mit anti-Centromer-Antikörpern
erfolgen. Wünschenswert
sind die Lambda-DNA, Marker-DNA und Centromer-DNA (aus dem λ-Klon) alle
am Ort des zusätzlichen
Chromosoms lokalisiert. Dies kann durch in situ Hybridisierungsuntersuchungen,
die in der Technik gut bekannt sind, bestimmt werden.
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Eine durch die vorstehend beschriebenen Verfahren
hergestellte Zelllinie ist EC3/7, die bei der European Collection
of Animal Cell Cultures, Porton Down, U. K., unter der Zugangsnummer
90051001 unter den Bedingungen des Budapester Vertrags hinterlegt
ist.
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Die Sequenz des DNA-Inserts in dem
Lambda-Phagen, der zur Herstellung der Zelllinie EC3/7 verwendet
wurde (bezeichnet als CM8) wurde mittels Standardtechniken bestimmt
und ist in 1 gezeigt. Die
Sequenz entspricht keiner Sequenz in DNA-Datenbanken.
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Die vorliegende Erfindung beinhaltet
auch Nukleinsäuresonden,
bevorzugt von mindestens 10 Nukleotiden, welche an ein DNA-Molekül mit der
in 1 gezeigten Sequenz
hybridisieren. Ein derartiges Molekül ist CM8, der Lambda-Phage-Klon
von dem die Sequenz abgeleitet ist. Sonden können beispielsweise radioaktiv
markiert, Biotin-markiert oder auch unmarkiert sein, in Abhängigkeit
von der für
sie gewünschten
Verwendung.
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Die nachfolgenden Beispiele beschränken die
Erfindung nicht auf die besonderen beschriebenen Ausführungsformen,
sondern werden präsentiert um
bestimmte Weisen, auf welche die Erfindung praktiziert werden kann,
besonders zu beschreiben.
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Beispiel 1
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Dieses Beispiel zeigt die Isolierung
von humaner Centromer-DNA. Eine humane Kolonkarzinomzelllinie (Colo320)
wurde in RPMI-Medium, ergänzt
mit 10% fötalem
Kälberserum
(FCS) als eine Suspension angezüchtet.
Metaphase-Chromosomen von Colo320 Zellen wurden mittels unserer
Standardmethode (Hadlaczky et al. (1982), Chromosomes 86: 643–659) isoliert.
Isolierte Metaphase-Chromosomen wurden in 1 ml Puffer (105 mM NaCl,
50 mM Tris-HCl pH 7,5, 10 mM MgCl2, 5 mM
2-Mercaptoethanol)
in einer Konzentration von 1 mg/ml DNA resuspendiert und 1 h mit 500
U Restriktionsendonuklease EcoRI verdaut. Die Suspension wurde mit
4 ml IPP-Puffer
(500 mM NaCl, 10 mM Tris-HCl, 0,5% NP-40, pH 8.0) verdünnt und
5 × 50
s mit einer MSE 5–70
Beschallungsvorrichtung beschallt. Diese Behandlung führte zu
einer Suspension, die Chromosomenfragmente und ein paar (≤ 1%) unzerbrochene kleine
Chromosomen enthielt. Die Suspension wurde 10 min bei 1500 G zentrifugiert,
um unzerbrochene Chromosomenfragmente zu entfernen. Der Überstand
enthielt nur kleine Chromosomenfragmente (≤ 1 μm), wie mittels Lichtmikroskopie
bewertet.
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Zweihundertfünfzig mg Protein A-Sepharose CL4B
(Pharmacia) wurden in IPP-Puffer
gequollen und mit 500 μl
humanem anti-Centromer-Serum LU851 (Hadlaczky et al. (1989), Chromosoma
97: 282–288),
20-fach mit IPP-Puffer verdünnt,
inkubiert. Die Suspension aus beschallten Chromosomenfragmenten
(5 ml) wurde mit anti-Centromer-Sepharose (1
ml) gemischt und 2 h unter sanftem Rollen bei Raumtemperatur inkubiert.
Nach drei nachfolgenden Waschschritten mit 25 ml IPP-Puffer wurde die
Sepharose 10 min bei 200 G zentrifugiert.
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Die Isolierung von DNA aus dem Immunpräzipitat
wurde mittels Proteinase K-Behandlung
(Merck, 100 μg/ml)
in 10 mM Tris-HCl, 2,5 mM EDTA, pH 8,0, enthaltend 1% SDS, über Nacht
bei 50°C,
gefolgt von wiederholten Phenol-Extraktionen
und Präzipitation
mit Isopropanol, durchgeführt.
Alle allgemeinen DNA-Manipulationen
waren gemäß Maniatis
(Maniatis et al. (1982), Molecular Cloning – A Laboratory Manual (Cold
Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY)).
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Ergebnisse einer Elektrophorese von
immunpräzipitierter
DNA und DNA im Überstand
sind in 2 gezeigt. Der
Großteil
an DNA von Chromosomenfragmenten, die nicht an die anti-Centromer-Sepharose
banden (Überstand),
lag in einem Bereich von mehreren hundert Basenpaaren bis 5 kb ( 2, Bahnen A und B), während DNA
von Chromosomenfragmenten, die an die anti-Centromer-Sepharose banden, eine zusätzliche
Fraktion von Fragmenten mit hohem Molekulargewicht (9–20 kb)
enthielt (2, Bahnen
C und D). Diese Verteilung von Fragmentgrößen ist konsistent mit der
Feststellung, dass die centromere DNA die strukturell stabilste
Region von Säugerchromosomen
ist (Hadlaczky et al. (1981), Chromosoma 81: 557–567), was diese DNA somit
gegen enzymatischen Verdau und mechanisches Scheren relativ beständig macht.
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Beispiel 2
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Dieses Beispiel zeigt die Verwendung
der immunpräzipitierten
DNA mit hohem Molekulargewicht als eine Hybridisierungssonde, um
eine genomische DNA-Bibliothek
zu screenen.
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Die DNA mit hohem Molekulargewicht
wurde mittels Elektroelution aus dem in Beispiel 1 beschriebenen
Agarosegel isoliert, mit 32P-dATP markiert, durch
Zufalls-Oligonukleotidprimer
(Feinberg et al. (1983), Anal. Biochem. 132: 6–13), und als eine Sonde zum
Screening einer λ Charon
4A Bibliothek des Humangenoms (Maniatis et al. (1978), Cell 15: 687–701) verwendet.
Es wurde ein hybridisierender Klon (CM8) erhalten, der ein 14 kb
Insert humaner DNA enthält.
Die Restriktionskarte dieses Inserts für manche Restriktionsendonukleasen
ist in 3 gezeigt. Southern-Hybridisierug von
Teilen des 14 kb Inserts an humane genomische DNA von Lymphozyten deutet
darauf hin, dass das 14 kb Insert einen kontinuierlichen DNA-Abschnitt im Genom
darstellt und nicht das Ligationsprodukt aus mehreren Fragmenten
ist.
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Beispiel 3
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Dieses Beispiel zeigt, dass die Anzahl
von Kopien des 14 kb Inserts von Klon CM8 damit konsistent ist,
dass es in jedem Chromosom des menschlichen Genoms vorhanden ist.
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Es wurden Southern Blot-Experimente durchgeführt, bei
denen eine Einzelkopie-DNA-Sonde
(XV2C) (Estivill et al. (1987), Nature 326: 840–845) und das zentrale XhoI-EcoRI-Fragment des
CM8-Inserts (2) gleichzeitig
mit Reihenverdünnungen
von DNA aus peripheren humanen Lymphozyten hybridisiert wurden.
Die Sonden wurden durch Zufalls-Oligonukleotidprimer (Feinberg et
al. (1983), Anal. Biochem. 132: 6–13) markiert. Durch einen
Vergleich des Signals der CM8-Sonde mit dem der bekannten Einzelkopiesonde
wurde die Kopienzahl von CM8 auf 16–32 pro haploides Genom geschätzt.
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Beispiel 4
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Dieses Beispiel zeigt die Verwendung
der CM8-DNA als eine Sonde für
humane Metaphase-Chromosomen.
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Radioaktive in situ Hybridisierung
mit 3H-Thymidin-markierter CM8-DNA an humane (Colo320)
Metaphase-Chromosomen wurde gemäß dem Verfahren
von Pinkel et al. (1986), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 2934–2938, durchgeführt. Es wurde
eine präferentielle
centromere Lokalisierung von Silberkörnchen beobachtet (4).
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Bei einer nicht-radioaktiven in situ
Hybridisierung gemäß dem Verfahren
von Graham et al. ((1973), Virology 52: 456–467), unter Verwendung von
Biotin-markierten Subfragmenten oder dem vollständigen CM8-Insert war es nicht
möglich,
mit unserem Standardverfahren ein positives Hybridisierungssignal
nachzuweisen. Weiterhin wurde unter Verwendung eines Hybridisierungsverfahrens,
das für
den Nachweis eines Einzelkopie-Gens mit einer Biotin-markierten
Sonde geeignet ist (Lawrence et al. (1988), Cell 52: 51–61), neben
dem typischen, R-Banden-ähnlichen
Alu-Hybridisierungsmuster (Korenberg et al. (1988), Cell 53: 391–400) kein
spezifisches Hybridisierungssignal auf irgendeinem der Chromosomen
mit dem vollständigen
14 kb CM8-Insert nachgewiesen. Mögliche
Erklärungen
für dieses negative
Ergebnis sind, dass diese Sequenzen aufgrund ihrer kompakten Verpackung
inmitten der Centromerstruktur für
die Hybridisierungssonde praktisch unzugänglich sind, und dass das Biotinsystem
weniger empfindlich ist als das radioaktive System.
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Beispiel 5
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Dieses Beispiel offenbart die Sequenz
des humanen CM8-Klons.
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Die Sequenz des humanen genomischen
Inserts von λ CM8
wurde unter Verwendung des Didesoxyverfahrens (Sanger et al. (1980),
J. Mol. Biol. 143: 161– 178;
Biggin et al. (1983), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80: 3963–3965) bestimmt.
Siehe 1.
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Die Sequenz des 13.863 bp humanen CM8-Klons
wurde mit einer kompletten Nukleinsäure-Datenbank (MicroGenie,
Beckman) verglichen und zeigte keine Homologie zu irgendeiner bekannten
Sequenz. In dem 2,5 kb EcoRI-XhoI-Fragment wurde jedoch ein 300
bp Alu-Repeat, dem die flankierenden Direktrepeatsequenzen fehlen,
gefunden (3) was das
in situ Hybridisierungsmuster vom Alu-Typ erklärt.
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Beispiel 6
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Dieses Beispiel zeigt die Verwendung
der CM8-DNA, um in Säugerzellen
Centromere zu bilden.
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Um eine in vivo Centromer-Funktion
der CM8-DNA zu bestimmen, wurde sie mit dem selektierbaren APH-II
Gen in Maus LMTK– Fibroblastenzellen
eingebracht. Die Mausfibroblastenzellen wurden als eine Monoschicht
in F12-Medium, ergänzt
mit 10% FCS, gehalten. Das Calciumphosphat-Verfahren (Harper et
al. (1981), Chromosoma 83: 431–439) wurde
verwendet, um die Zellen mit 20 μg λ CM8 und 20 μg λ gtWESneo
DNA pro Petrischale (80 mm) zu transfizieren. Ein 2-minütiger Glyzerinschock
wurde verwendet. λ gtWESneo
wurde hergestellt durch Klonierung des Plasmids pAG60 (Colbere-Garapin
et al. (1981, J. Mol. Biol. 150: 1–14) in einen Bakteriophagenvektor λ gtWES (Leder
et al. (1977), Science 196: 175–177).
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Die ganzen λ CM8 und λ gtWESneo Konstruktionen wurden
aus zwei Gründen
für Transfektionen
verwendet. Erstens, um das Markergen von den CM8-Sequenzen zu trennen,
um eine Inaktivierung des APH-II Gens zu verhindern, ein Vorgang, der
während
der Centromerenbildung auftreten kann. Zweitens kann λ DNA durch
Concatamerisierung lange Anordnungen von DNA-Molekülen hintereinander bilden.
Es war postuliert, dass eine Concatamerisierung zur Bildung von
Centromeren notwendig ist, da in S. pombe 4 bis 15 Kopien konservierter
Sequenzmotive Centromere bilden (Chikashige et al. (1989), Cell
57: 739–751).
Unter Berücksichtigung
dieser zwei Tatsachen könnte
eine Multiplikation der mutmaßlichen
Centromer-DNA durch Concatamerisierung die Chance für eine Centromerenbildung
erhöhen.
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Transformierte Zellen wurden auf
Wachstumsmedium, enthaltend 400 μg/ml
G418 (Genticin, Sigma) selektiert. Individuelle G418-resistente
Klone wurden analysiert. Die Gegenwart von humanen Sequenzen in
den transformierten Klonen wurde unter Verwendung von Southern Blots,
die mit Subfragmenten des CM8-Inserts getestet wurden, überwacht.
Ein Screening auf überschüssige Centromere wurde
durch indirekte Immunfluoreszenz unter Verwendung des humanen anti-Centromer-Serums LU851 (Hadlaczky
et al. (1989), Chromosoma 97: 282–288) erreicht. Die chromosomale
Lokalisierung von "fremden" DNA-Sequenzen wurde
mittels in situ Hybridisierung mit Biotin-markierten Sonden bestimmt.
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Acht transformierte Klone wurden
analysiert. Alle der Klone enthielten humane, in Mauschromosomen
integrierte DNA-Sequenzen. Nur zwei Klone (EC5/6 und EC3/7) zeigten
jedoch die reguläre
Gegenwart von dizentrischen Chromosomen. Individuelle Zellen des
Klons EC5/6, die di-, tri- und multizentromere Chromosomen enthielten,
zeigten eine extreme Instabilität.
In mehr als 60% der Zellen dieser Zelllinie variierte die chromosomale
Lokalisierung der integrierten DNA-Sequenzen von Zelle zu Zelle.
Aufgrund dieser Instabilität
wurde der Klon EC5/6 als ungeeignet erachtet. Zellen des Klons EC3/7
waren jedoch stabil und enthielten entweder ein dizentrisches Chromosom
(85%) oder ein Minichromosom (10%). Durch Immunanfärbung mit
anti-Centromer-Antikörpern waren
die Centromere von dizentrischen Chromosomen und Minichromosomen
von den normalen Mauscentromeren nicht unterscheidbar ( 5A und B).
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Beispiel 7
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Dieses Beispiel zeigt, dass die neu
in die Zelllinie EC3/7 eingebrachte DNA zu Centromerbildung beiträgt.
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In situ Hybridisierung mit Biotin-markiertem CM8,
APH-II Gen und Phage λ DNA
wurde durchgeführt.
Chromosomen wurden für
in situ Hybridisierungsexperimente mit Propidiumjodid gegengefärbt (Pinkel
et al. (1986), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 2934–2938),
während
bei indirekter Immunfluoreszenz mit DNA-bindendem Farbstoff der
Farbstoff Hoechst 33258 verwendet wurde. Alle Beobachtungen und
Mikrophotographie wurden unter Verwendung eines Olympus AHBS Vanox
Mikroskops ausgeführt.
Für Photographien
wurden Forte 400 Schwarzweißfilm
und Fujicolor 400 Super HG Farbfilm verwendet.
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Diese drei Sonden hybridisierten
ohne Ausnahme an die gleichen Punkte: entweder an das distale Centromer
des dizentrischen Chromosoms (5C)
oder an das Centromer des Minichromosoms (5D). In weniger als 5% der EC3/7 Zellen wurde
eine alternative Lokalisierung des Hybridisierungssignals festgestellt.
Diese umfassten Zellen mit mehr als einer Integrationsstelle, Zellen
ohne ein nachweisbares Signal, oder Zellen, an denen die Hybridisierung
auf anderen Chromosomen als denen, die als das dizentrische Chromosom
identifiziert worden waren, aufgefunden wurde.
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In weniger als 0,5% der Zellen wurde
eine hintereinander liegende Mehrfachanordnung des Hybridisierungssignals
auf den dizentrischen Chromosomen beobachtet (6A–C), was nahelegte, dass das zusätzliche
Centromer zu autonomer "Duplizierung" fähig war.
Mindestens manche dieser duplizierten Centromere schienen funktionell
zu sein. Dies wurde durch die Existenz eines Minichromosoms mit doppelten
Centromeren angezeigt. Beide Centromere dieses Minichromosoms zeigten
eine positive Immunanfärbung
mit anti-Centromer-Antikörpern (7A). Minichromosomen, die
doppelte Centromere enthalten, könnten
Bruchstückprodukte
von multicentromeren Chromosomen sein.
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Indirekte Immunfluoreszenz von Maus-Metaphasezellen
wurde durchgeführt,
wie von Hadlaczky et al. (1989), Chromosoma 97: 282–288, beschrieben.
Wenn indirekte Immunfluoreszenz und in situ Hybridisierung an den
gleichen Metaphasen durchgeführt
wurden, wurden mitotische Zellen in einem Glycin-Hexylenglykol-Puffer
(Hadlaczky et al. (1989), Chromosoma 97: 282–288) resuspendiert, 10 min
bei 37°C
gequollen, gefolgt von Zytozentrifugation und Fixierung mit kaltem
(–20°C) Methanol.
Nach der Standardimmunanfärbung
(Hadlaczky et al. (1989), Chromosoma 97: 282– 288) wurden Metaphasen photographiert,
danach wurden Deckgläser
mit Phosphatgepufferter Salzlösung
abgewaschen und Objektträger
wurden in eiskaltem Methanol-Essigsäure fixiert, luftgetrocknet
und für
die in situ Hybridisierung verwendet.
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Um die Integration des humanen CM8-Klons und
des APH-II Gens in der Centromerregion zu zeigen, wurde eine Immunanfärbung von
Centromeren mit anti-Centromer-Antikörpern, gefolgt
von in situ Hybridisierung mit den Sonden CM8 und APH-II auf den
selben Metaphase-Platten von EC3/7 Zellen ausgeführt. Die in situ Hybridisierungssignale
mit den beiden Biotin-markierten Sonden CM8 und APH-II zeigte eine
Colokalisierung innerhalb der immunangefärbten Centromerregion der zusätzliche
Centromere enthaltenden Chromosomen (7).
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Beispiel 8
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Dieses Beispiel beschreibt die Stabilität der Zelllinie
EC3/7.
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Sechsundvierzig unabhängige, von
einer einzigen Zelle abstammende Subklone wurden isoliert und analysiert.
Jeder der Subklone enthielt das dizentrische Chromosom. Der Prozentanteil
von Minichromosom-enthaltenden Zellen variierte in unterschiedlichen
Subklonen zwischen 2% und 30%. Es gelang uns nicht, einen Subklon
zu isolieren, der das zusätzliche
Centromer ausschließlich
in einem Minichromosom enthielt. Dieses Ergebnis legte nahe, dass
die Minichromosomen instabil waren, und sie können als die Produkte eines
regulären
Auseinanderbrechens der dizentrischen Chromosomen angesehen werden.
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Eine vorläufige Analyse von EC3/7 Zellen (103
Metaphasen), die 46 Tage in einem nicht-selektiven Medium kultiviert
worden waren, zeigte, dass 80,6% der Zellen entweder ein dizentrisches
Chromosom (60,2%) oder ein Minichromosom (20,4%) enthielten. Nachfolgende
in situ Hybridisierung mit Biotin-markierten Sonden bewies die Gegenwart
der "fremden" DNA im zusätzlichen
Centromer. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass während dieses Kultivierungszeitraums
unter nicht-selektiven
Bedingungen kein schwerwiegender Verlust oder eine Inaktivierung
der zusätzlichen
Centromere stattgefunden hatte.
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Beispiel 9
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Dieses Beispiel zeigt, dass das CM8-Insert concatamerisierte
um das funktionierende Centromer der Zelllinie EC3/7 zu bilden.
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DNA der Zelllinie EC3/7 und DNA von
humanen Lymphozyten wurden mit Restriltionsendonukleasen verdaut
und in einem Hybridisierungsexperiment nach Southern mit Subfragmenten
des CM8-Inserts getestet. Durch Vergleich der Intensität des Hybridisierungssignals
von EC3/7 zu der von Human-DNA wurde die minimale Anzahl integrierter
Humansequenzen in dem zusätzlichen
Centromer auf ≥ 30
geschätzt.
Die Kopienzahl von CM8 in DNA von Humanlymphozyten wurde bestimmt,
wie vorstehend in Beispiel 3 beschrieben.