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Friedreich-Ataxie
(FRDA) ist die häufigste
erbliche Ataxie, mit einer geschätzten
Häufigkeit
von 1 auf 50 000 und einer abgeleiteten Trägerhäufigkeit von 1/120 in der europäischen Bevölkerung.
FRDA ist eine autosomale rezessive degenerative Krankheit, die durch
fortschreitende Gang- und Gliederataxie, fehlende Sehnenreflexe
in den Beinen, Verlust des Lagesinnes, Dysarthrie und pyramidale
Schwäche
der Beine gekennzeichnet ist. Bei fast allen Patienten findet man
hypertrophe Cardiomyopathie. In etwa 10% der Fälle wird Diabetes mellitus
beobachtet, in weiteren 20% Kohlenhydrat-Intoleranz und in allen
Fällen
eine reduzierte Insulinreaktion auf Argininstimulation. Das Manifestationsalter
liegt gewöhnlich
um die Pubertät
herum und fast immer vor einem Alter von fünfundzwanzig. Die meisten Patienten
sind bis zum Alter von knapp dreißig an den Rollstuhl gefesselt,
und zur Zeit gibt es keine Behandlung gegen das langsame Fortschreiten
der Krankheit.
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Die
ersten pathologischen Veränderungen
treten vermutlich in den Hinterwurzelganglien mit einem Verlust
der großen
sensorischen Neuronen auf, gefolgt von einer Verschlechterung der
sensorischen Hintersäulen,
spinocerebellären
Trakte und corticospinalen motorischen Trakte des Rückenmarks
und einer Atrophie der großen
sensorischen Fasern in peripheren Nerven. Nur gelegentliche leichte
degenerative Veränderungen findet
man im Kleinhirn, Balken und Mark. Während die meisten Symptome
eine Folge der neuronalen Degeneration sind, spiegeln Cardiomyopathie
und Diabetes vermutlich unabhängige
Stellen der primären
Degeneration wider. Insgesamt ist die Pathologie von FRDA von derjenigen
anderer vererbter Ataxien, insbesondere den dominanten Formen und
Ataxia teleangiectatica, wo das Kleinhirn die primäre Stelle
der Degeneration ist, sehr verschieden.
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Das
mutierte Gen bei FRDA wurde auf dem Chromosom 9q13–q21.1 kartiert,
5. Chamberlain et al., Nature, 334: 248 (1988); und der FRDA-Kandidatenbereich
wurde auf ein 150-kb-Segment eingeengt, das vom Z0-2-Gen (distal)
und dem Marker F8101 (proximal) flankiert wird, L. Montermini et
al., Am. J. Hum. Genet., 57: 1061 (1995). Früher vorgeschlagene Kandidatengene
wurden ausgeschlossen: das X104/CSFA1/Z0-2-Gen auf der Basis des
Fehlens einer schädlichen
Mutation bei Patienten und die STM7- und PRKACG-Gene, weil sie ganz
auf der Centromerseite von F8101 liegen (1A).
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Der
Artikel von Doerflinger et al. (1995, American Journal of Human
Genetics, Vol. 56: 1116–1124)
bezieht sich auf diejenige Ataxie mit Vitaminmangel (AVED), die
als autosomale rezessive Krankheit beschrieben wird, welche klinisch
durch neurologische Symptome mit verblüffender Ähnlichkeit mit denjenigen der
Friedreich-Ataxie gekennzeichnet ist. Der AVED-Locus wurde jedoch
auf einem Konfidenzintervall von 5 cM auf dem Chromosom 8q kartiert.
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Der
Artikel von Duclos et al., (1993, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Vol.
90: 109–113)
offenbart, dass das FRDA-Gen im 9q13–q21-Chromosom lokalisiert
wurde.
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Kurzbeschreibung
der Erfindung
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Es
ist ein besonderes Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Bestimmung der Zahl von
GAA-Repeats in einem Intron des X25-Gens umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte der Messung der
Expression des X25-Gens auf dem mRNA- oder Proteinniveau umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt, bereitzustellen,
wobei das Verfahren den Schritt des Nachweisens einer Größenvariation
eines (GAA)n-Repeats in einem ersten Intron
eines X25-Gens, indem man die Länge
des Repeats misst, umfasst, wobei n für normale Individuen im Bereich
von 1–22
liegt und n für
betroffene Individuen größer als
etwa 120–900
ist.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte des Sequenzierens
von DNA von einem Individuum und des Vergleichens der Sequenz von
dem Individuum mit den SEQ ID Nr. 1–12 umfasst, um zu bestimmen,
welche Unterschiede, wenn überhaupt,
zwischen den beiden Sequenzen bestehen.
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Es
ist noch ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Zusammensetzungen
zur Behandlung von Friedreich-Ataxie bei einem Individuum bereitzustellen,
wobei die Behandlung den Schritt des Verabreichens einer effektiven
pharmakologischen Dosis eines Proteins mit einer Aminosäuresequenz,
die SEQ ID Nr. 4 im Wesentlichen ähnlich ist, an das Individuum
umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Zusammensetzungen
zur Behandlung von Friedreich-Ataxie bei einem Individuum bereitzustellen,
die einen Nucleinsäurevektor,
der ein expressionsfähiges X25-Gen
enthält,
in einem pharmakologisch annehmbaren Träger umfassen und dem Individuum
verabreicht werden.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Stoffzusammensetzungen
mit den SEQ ID Nr. 1–32 bereitzustellen.
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Andere
und weitere Ziele, Merkmale und Vorteile gehen aus der folgenden
Beschreibung hervor, und anhand ihrer Lektüre unter Bezugnahme auf die
Begleitzeichnungen, die einen Bestandteil davon bilden, ist die
Erfindung leichter zu verstehen, wobei die Beispiele für die zur
Zeit bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung zu Offenbarungszwecken angegeben sind.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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1(A): Transcriptionskarte des für FRDA kritischen
Intervalls. Abstände
sind in Kilobasenpaaren ab der ersten NotI-Stelle stromaufwärts des
Z0-2-Gens angegeben. Der kritische FRDA-Bereich liegt zwischen dem
F8101-Marker und dem Z0-2-Gen. M: MluI-Stelle; N: NotI-Stelle; E:
EagI-Stelle; S: SacII-Stelle; B: BssHI-Stelle. 1(B):
Abgleich der Exon-5a-haltigen Isoform von Frataxin mit translatierten
ORFs, die in einem G.-elegans-Cosmid (CELT59G1) und einem S.-cerevisiae-EST (T38910)
enthalten sind. Identische Aminosäuren sind mit Kästchen umrandet.
Das mutmaßliche
Signalpeptid ist unterstrichen. Aminosäuren, die von einer Punktmutation
betroffen sind (L106X und I154F) sind durch senkrechte Pfeile gekennzeichnet.
Die Exon-5b-haltige Isoform weicht an Position 161 ab, und ihre
11 COOH-terminalen Aminosäuren
sind RLTWLLWLFHP.
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2:
Northern-Blot-Analyse von X25-Transcripten. Ein 32P-markiertes
5'-RACE-Produkt, das
die Exons 1–5b
enthält,
wurde mit einem multiplen Gewebe-Northern-Blot
(Clontech), der in jeder Spur 2 μg
Poly-A + RNA enthielt, hybridisiert. Die Membran wurde bei 50°C mit 0,1 × SSC, 0,1%
SDS gewaschen und dann 7 Tage lang bei –70°C auf Röntgenfilm einwirken gelassen.
Das untere Bild zeigt eine sukzessive Hybridisierung desselben Blots
mit einer Actinsonde (von dem Blot-Hersteller zur Verfügung gestellt).
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3:
Southern-Blot-Analyse, die FRDA-assoziierte expandierte Restriktionsfragmente
zeigt. Spuren 1 und 12: normale Kontrollen; Spuren 2–7: Individuen
aus einer saudiarabischen FRDA-Familie; Spuren 8–11: Individuen aus einer akadischen
(Cajun) FRDA-Familie aus Louisiana. Betroffene Personen sind in
den Spuren 3–5
und 9–10,
heterozygotische Träger
in den Spuren 2, 6–8
und 11. Die Position von Molekulargewichtsmarkern ist auf der Seite
angegeben. Die konstanten Banden entsprechen den Exons 2 und 3 (15
kb) und einer verwandten Sequenz außerhalb des FRDA-Bereichs (5
kb). Zehn μg
genomische DNA von jedem Individuum wurden mit EcoRI gespalten,
auf einem 0,6% Agarose-Gel laufen gelassen und auf eine Nylonmembran
(Hybond+) geblottet. Der Blot wurde mit einer 32P-markierten
X25-cDNA-Sonde hybridisiert. Nach 5 min Waschen auf höchste Stringenz
mit 0,1 × SSC,
0,1% SDS bei 65°C
wurde der Blot zwei Tage lang bei –70°C auf Röntgenfilm einwirken gelassen.
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4:
Automatisierte Sequenz des FRDA-assoziierten expandierten Bereichs
aus einem Cosmid-Subklon. Der CTT-Strang wurde sequenziert.
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5:
Automatisierte Sequenz des FRDA-assoziierten expandierten Bereichs,
der das expandierte Repeat enthält,
bei einem FA-Patienten. Der CTT-Strang wurde sequenziert. Es ist
interessant, die Anwesenheit von zwei unvollkommenen Repeats bei
dem Patienten festzustellen (das 7. und 8. im sequenzierten Strang),
die auf der normalen Sequenz nicht vorhanden sind und die eine polymorphe
Variante anzeigen könnten,
die auf dem Chromosom vorhanden ist, in dem die ursprüngliche
Expansion erfolgte.
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6(A): Beispiel für eine PCR-Analyse normaler
Allele des GAA-Repeats. Spur 1 ist der 1-kb-Leiter-DNA-Größenmarker,
und die Spuren 2–6
sind normale Kontrollen, die früher
als heterozygot am Repeat identifiziert wurden. Die GAA-F/GAA-R-Primer wurden
zur Amplifikation verwendet. Die Größe der Fragmente variiert im
Bereich von 480–520
bp.
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6(B): PCR-Amplifikation des expandierten
GAA-Repeats bei einem FRDA-Träger (Spur
3) und bei einem Patienten (Spur 4). Spur 1 ist der 1-kb-Leiter-DNA-Marker. Spur
2 ist eine normale Kontrolle. Für
die PCR wurden die Bam/2500-Primer verwendet. Expandierte Allele
haben ein etwas verschwommenes Aussehen. Instabilität des Repeats
wird durch die Anwesenheit von zwei getrennten Banden in der Patientenspur angezeigt,
obwohl der Patient ein Nachkomme von blutsverwandten Eltern ist.
Außerdem
ist der Träger
in Spur 3 die Mutter des Patienten, aber das entsprechende expandierte
Allel passt von der Größe her nicht
genau zu einer der Banden ihres Nachwuchses.
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7:
Segregation der L106X-Mutation und der GAA-Expansion in einer FRDA-Familie.
Das in A gezeigte SSCP-Muster zeigt den väterlichen Ursprung der Punktmutation
an, während
die in B gezeigte Southern-Blot-Analyse den mütterlichen Ursprung der Expansion
anzeigt. NR zeigt eine nicht verwandte normale Kontrolle an.
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8:
RT-PCR-Analyse von X25-mRNA bei FRDA-Patienten, obligatorischen
Trägern
und normalen Kontrollen. Die Reaktionen wurden mit Gesamt-RNA durchgeführt, die
aus Lymphoblastoid-Zelllinien extrahiert wurde. Das Transcript der
Serin-Hydroxymethyltransferase (SHMT) (von einem Gen auf Chromosom
17 codiert) wurde als Kontrolle für die RNA-Menge verwendet.
Scheinreaktionen ohne Reverse Transcriptase (-RT) wurden als negative
Kontrolle ebenfalls durchgeführt.
Im Falle von SHMT erzeugte die PCR nach den -RT-Reaktionen ein Produkt,
das größer war
als das aus der cDNA erwartete Produkt, da ein Fragment der genomischen
DNA (das das RNA-Präparat
kontaminierte), das ein kleines Intron enthielt, amplifiziert wurde. In
allen drei Bildern ist die mit r. t markierte Spur eine negative
Kontrolle (Wasser). Spur 9 entspricht einem normalen Kontrollindividuum,
die Spuren 1 und 4 entsprechen obligatorischen Trägern von
FRDA, und die Spuren 2, 3 und 5 bis 8 entsprechen Individuen mit
FRDA. Zur Erzeugung von cDNA aus dem X25-Transcript wurde die RT-Reaktion
mit dem Oligonucleotid E2R (SEQ ID Nr. 13) als Primer gestartet,
und dann wurde eine PCR zwischen diesem Primer und dem nF-Primer
(SEQ ID Nr. 14) durchgeführt.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Der
Fachmann wird sich darüber
im Klaren sein, dass verschiedene Substitutionen und Modifikationen bei
der hier offenbarten Erfindung vorgenommen werden können, ohne
vom Umfang der Erfindung abzuweichen.
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Der
hier verwendete Ausdruck "FRDA" bezieht sich auf
Friedreich-Ataxie, eine autosomale rezessive degenerative Krankheit,
die das zentrale und periphere Nervensystem sowie das Herz betrifft.
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Der
hier verwendete Ausdruck "GAA-Expansion" bezieht sich auf
multiple (GAA)n-Repeats, die sich 1,4 kb
stromabwärts
von Exon 1 in einem Intron des X25-Gens befinden.
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Der
hier verwendete Ausdruck "X25-Gen" bezieht sich auf
das Gen, das auf Chromosom 9q13 identifiziert wurde und sich im
kritischen Bereich des FRDA-determinierenden
Locus befindet.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Polymerase-Kettenreaktion" oder "PCR" bezieht sich auf
das PCR-Verfahren, das in den Patenten von Mullis et al., US-Patente
Nr. 4,683,195 und 4,683,202, beschrieben ist. Das Verfahren beinhaltet
grundsätzlich
Folgendes: (1) Behandeln extrahierter DNA unter Bildung von einzelsträngigen komplementären Strängen; (2)
Hinzufügen
eines Paars von Oligonucleotidprimern, wobei ein Primer des Paars
im Wesentlichen komplementär
zu einem Teil der Sequenz im Sinnstrang ist und der andere Primer
jedes Paars im Wesentlichen komplementär zu einem anderen Teil derselben
Sequenz im komplementären
Antisinnstrang ist; (3) Assoziieren der gepaarten Primer mit der
komplementären
Sequenz; (4) gleichzeitiges Verlängern
der assoziierten Primer vom 3'-Terminus
jedes Primers aus, so dass ein Verlängerungsprodukt synthetisiert
wird, das zu den mit jedem Primer assoziierten Strängen komplementär ist, wobei
die Verlängerungsprodukte
nach der Abtrennung vom Komplement als Matrizen für die Synthese
eines Verlängerungsprodukts
für den
anderen Primer jedes Paars dienen; (5) Abtrennen der Verlängerungsprodukte
von den Matrizen unter Bildung von einzelsträngigen Molekülen; und
(6) Amplifizieren der einzelsträngigen
Moleküle durch
wenigstens einmaliges Wiederholen der Schritte des Assoziierens,
Verlängerns
und Abtrennens.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Pulsfeld-Gel-Elektrophorese" oder "PFGE" bezieht sich auf
ein Verfahren, das von Schwartz et al., Cold Springs Harbor Symposium,
Quantitative Biology, 47: 189–195
(1982), beschrieben wurde. Das Verfahren umfasst grundsätzlich das
Durchführen
einer Standard-Gel-Elektrophorese (Agarose, Polyacrylamid oder ein
anderes Gel, das dem Fachmann bekannt ist) unter pulsierenden Bedingungen.
Der Fachmann erkennt, dass die Stärke des Feldes sowie die Richtung
des Feldes gepulst bzw. gedreht werden, um Megabase-DNA-Moleküle voneinander
zu trennen. Derzeitige kommerzielle Systeme sind computergesteuert
und wählen
die Stärke,
Richtung und Zeit des Pulses in Abhängigkeit vom Molekulargewicht der
zu trennenden DNA aus.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Gentranscript" soll das RNA-Produkt
bedeuten, das aus der Transcription einer genetischen (DNA-)Matrize
resultiert. "Gen" soll eine Erbeinheit
bedeuten: im molekularen Sinn eine Sequenz von chromosomaler DNA,
die für
die Produktion eines funktionellen Produkts notwendig ist.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Messenger-RNA" oder "mRNA" soll eine RNA bedeuten,
die von der DNA eines Gens transcribiert wurde und die Sequenz von
Aminosäuren
des darin codierten Polypeptids steuert.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Copy-DNA" oder "cDNA" soll DNA bedeuten,
die ausgehend von einem Primer synthetisiert wurde, der mit einer
mRNA-Matrize hybridisiert ist.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Oligonucleotid" soll ein kurzes
Nucleinsäuremolekül (gewöhnlich 8
bis 50 Basenpaare) bedeuten, das zur Verwendung als Sonde oder Primer
synthetisiert wird.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Primer" soll ein kurzes
DNA- oder RNA-Molekül
bedeuten, das mit einer komplementären DNA- oder RNA-Matrize gepaart
wird, wobei das kurze DNA- oder RNA-Molekül einen freien 3'-OH-Terminus liefert,
an dem eine DNA-Polymerase die Synthese einer Nucleotidkette startet.
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Es
ist ein besonderes Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte der Spaltung von
DNA von einem zu testenden Individuum mit einer Restriktions-Endonuclease
und das Messen der Länge
eines Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus
(RFLP) durch Hybridisierung mit Sonden, die einen Bereich erkennen,
der ein GAA- Repeat
in einem ersten Intron eines X25-Gens umfasst, und das Durchführen einer
Southern-Blot-Analyse umfasst, wobei ein RFLP, der einem GAA-Repeat
entspricht, das länger als
der normale Bereich von 7–22
Tripletts, gewöhnlich
länger
als etwa 120, ist, ein Hinweis auf die Mutation ist, die zu Friedreich-Ataxie
führt.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte der Messung der
Expression eines X25-Gens durch Bestimmung der Menge an exprimierter
mRNA von dem X25-Gen und der mRNA von bekannten Kontrollen und Vergleichen
der Menge der mRNA von dem X25-Gen mit der Menge der mRNA von den
bekannten Kontrollen umfasst, wobei eine reduzierte Menge der mRNA
von dem X25-Gen auf Individuen hinweist, die die Mutation haben,
die zu Friedreich-Ataxie führt.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei die Mengen an mRNA bestimmt werden durch
die Schritte des Extrahierens von mRNA von zu testenden Individuen,
des Herstellens von cDNA aus der mRNA, des Amplifizierens der cDNA
unter Bildung von Amplifikationsprodukten und des Vergleichens der
vorhandenen relativen Mengen von X25 und der Kontroll-cDNA, wobei
eine reduzierte Menge der mRNA von dem X25-Gen auf Individuen hinweist, die die
Mutation haben, die zu Friedreich-Ataxie führt.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
durch Nachweisen der Menge an spezifischen Proteinen, die von X25
codiert werden, in Zellen von Patienten unter Verwendung von für die X25-Proteine
spezifischen Antikörpern
bereitzustellen.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt, bereitzustellen,
wobei das Verfahren den Schritt des Nachweisens einer Größenvariation
eines (GAA)n-Repeats in einem ersten Intron
eines X25-Gens, indem man die Länge
des Repeats misst, umfasst, wobei n für normale Individuen im Bereich
von 1–22
liegt und n für
betroffene Individuen größer als
etwa 120–900
ist.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zum Nachweis eines GAA-Polymorphismus in einem ersten Intron eines
X25-Gens bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte der Durchführung eines
PCR-Assays unter Bildung von amplifizierten Produkten des ersten
Introns des X25-Gens und Messen der Länge der amplifizierten Produkte
mit in der Technik bekannten molekularen Techniken umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Durchmusterung von Individuen nach einer Mutation, die zu Friedreich-Ataxie
führt,
bereitzustellen, wobei das Verfahren die Schritte des Sequenzierens
von DNA von einem Individuum und des Vergleichens der Sequenz von
dem Individuum mit den SEQ ID Nr. 1–12 umfasst, um zu bestimmen,
welche Unterschiede, wenn überhaupt,
zwischen der Sequenz von dem Individuum mit den SEQ ID Nr. 1–12 bestehen.
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Es
ist noch ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Zusammensetzungen
zur Behandlung von Friedreich-Ataxie bei einem Individuum bereitzustellen,
die eine pharmakologisch effektive Dosis eines Proteins mit einer
Aminosäuresequenz,
die SEQ ID Nr. 4 entspricht, oder ein Derivat davon umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Zusammensetzungen
zur Behandlung von Friedreich-Ataxie bei einem Individuum bereitzustellen,
die einen Nucleinsäurevektor,
der ein expressionsfähiges X25-Gen
enthält,
und einen pharmakologisch annehmbaren Träger umfassen.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Stoffzusammensetzungen
mit den SEQ ID Nr. 1–32 bereitzustellen.
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Die
therapeutischen Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung können nach
bekannten Verfahren zur Herstellung pharmakologisch nützlicher
Zusammensetzungen zubereitet werden. Die Zusammensetzungen der vorliegenden
Erfindung oder ihre funktionellen Derivate werden mit einem zugemischten
pharmakologisch annehmbaren Träger
kombiniert. Geeignete Träger
und ihre Zubereitungen sind in der Technik wohlbekannt. Um eine
pharmakologisch annehmbare Zusammensetzung zu bilden, die für eine effektive
therapeutische Verabreichung geeignet ist, enthalten solche Zusammensetzungen
eine effektive Menge des X25-Gens oder seines Äquivalents oder seines funktionellen
Derivats oder des Frataxin-Proteins oder seines Äquivalents oder seines funktionellen
Derivats zusammen mit der geeigneten Menge des Trägers.
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Die
therapeutische Nucleinsäure-Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung wird gewöhnlich in einem Vektor zubereitet.
Die therapeutische Frataxin-Protein-Zusammensetzung wird gewöhnlich als
gereinigtes Protein in einem pharmakologisch geeigneten Träger verabreicht.
Die Zusammensetzungen können
durch eine Vielzahl von Verfahren verabreicht werden, einschließlich parenteral,
durch Injektion, Schnellinfusion, nasopharyngeale Resorption, dermale
Resorption oder oral. Die Zusammensetzungen können alternativ dazu auch intramuskulär oder intravenös verabreicht
werden. Außerdem
können
die Zusammensetzungen für
die parenterale Verabreichung weiterhin sterile wässrige oder
nichtwässrige
Lösungen,
Suspensionen und Emulsionen umfassen. Beispiele für bekannte
nichtwässrige
Lösungsmittel
sind Propylenglycol, Polyethylenglycol, Pflanzenöle, wie Olivenöl, und injizierbare
organische Ester, wie Ethyloleat. Träger, Zusätze oder Okklusivverbände können verwendet
werden, um die Gewebepermeabilität
zu erhöhen
und die Resorption zu verstärken. Flüssige Darreichungsformen
für die
orale Verabreichung können
im Allgemeinen eine Liposomenlösung
umfassen. Zu den geeigneten Formen für eine Suspension gehören Emulsionen,
Lösungen,
Sirupe und Elixiere, die in der Technik üblicherweise verwendete inerte
Verdünnungsmittel,
wie gereinigtes Wasser, enthalten. Neben den inerten Verdünnungsmitteln
können
solche Zusammensetzungen auch Netzmittel, Emulgatoren und Suspendiermittel
oder Süßungsmittel,
Aromastoffe, Färbemittel
oder Duftstoffe enthalten.
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Außerdem können pharmazeutische
Verfahren eingesetzt werden, um die Wirkungsdauer zu steuern. Diese
sind in der Technik wohlbekannt und umfassen Präparate mit gesteuerter Freisetzung
und können
geeignete Makromoleküle,
zum Beispiel Polymere, Polyester, Polyaminosäuren, Polyvinyl, Pyrrolidon,
Ethylen-Vinylacetat, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose oder
Protaminsulfat, enthalten. Die Konzentration der Makromoleküle sowie
die Verfahren des Einbaus können
eingestellt werden, um die Freisetzung zu steuern. Außerdem könnte der
Vektor in Teilchen aus polymeren Materialien, wie Polyestern, Polyaminosäuren, Hydrogelen,
Polymilchsäure
oder Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren, eingebaut werden. Außer eingebaut
zu werden, können
diese Mittel auch verwendet werden, um die Vektoren in Mikrokapseln,
einzuschließen.
Diese Techniken sind in der Technik wohlbekannt.
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Eine
Zusammensetzung wird als "pharmakologisch
annehmbar" bezeichnet,
wenn ihre Verabreichung von einem Empfängerpatienten vertragen werden
kann. Von einem solchen Mittel sagt man, es werde in einer "therapeutisch effektiven
Menge" verabreicht,
wenn die verabreichte Menge physiologisch von Bedeutung ist. Ein
Mittel ist physiologisch von Bedeutung, wenn seine Gegenwart zu
einer nachweisbaren Veränderung
der Physiologie eines Empfängerpatienten
führt.
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Im
Allgemeinen wird die zum Erhalten einer effektiven Menge der Zusammensetzung
benötigte
Dosis in Abhängigkeit
von solchen Faktoren wie dem Alter, Zustand und Geschlecht des Empfängers, gegebenenfalls
dem Ausmaß der
Krankheit und anderen Variablen, die vom Fachmann eingestellt werden
können,
variieren.
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Der
Fachmann wird sich ohne weiteres darüber im Klaren sein, dass die
vorliegende Erfindung gut angepasst ist, um die genannten sowie
die ihr innewohnenden Ziele und Vorteile auszuführen. Die beschriebenen Sonden,
Primer, Methoden, Verfahren und Techniken sind zur Zeit repräsentativ
für die
bevorzugten Ausführungsformen,
sollen beispielhaft sein und sind nicht als Einschränkungen
des Umfangs der Erfindung gedacht. Änderungen daran und weitere
Verwendun gen werden dem Fachmann einfallen und sind im Wesen der Erfindung
mitumfasst oder durch den Umfang der beigefügten Ansprüche definiert.
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Beispiel 1: Lokalisierung
und Sequenzierung des für
FRDA kritischen Bereichs
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Potentielle
Exons wurden in dem für
FRDA kritischen Bereich durch direkte cDNA-Selektion, Exon-Amplifikation
und Computervorhersage ausgehend von zufälligen Sequenzen identifiziert.
Zwölf Cosmide,
die 120 kb des kritischen FRDA-Intervalls plus 80 kb unmittelbar
in der Nähe
des Intervalls überspannen, wurden
individuell als BamHI-BgIII-Fragmente in pSPL1- und pSPL3-Exoneinfangende
Vektoren subkloniert und zum Spleißen potentieller Exons in COS-7-(A6)-Zellen transfiziert.
Siehe D. M. Church et al., Nature Genet. 6: 98 (1994). Dieselben
Cosmide wurden für
die Hybridisierung-Selektion ausgehend von unklonierten cDNAs verwendet,
die aus Poly-A + RNA aus menschlichem Kleinhirn und Rückenmark
synthetisiert wurden. Siehe J. G. Morgan et al., Nucl. Acids Res.
20: 5173 (1992). Schließlich
wurden sieben der Cosmide als Sau3AI-, ApoI- und HaeIII-Fragmente
subkloniert, und etwa 1500 zufällige
Single-Pass-Sequenzen wurden erzeugt. Diese Sequenzen wurden unter
Verwendung der Programme GRAIL1a und GRAIL2 (E. C. Uberbacher und
R. J. Mural, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 11261 (1991)) sowie
FEXH (V. V. Solovyev et al., Nucl. Acids Res. 22, 5156 (1994)) analysiert.
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Diese
Analysen ergaben 19, 5 bzw. 17 potentielle codierende Sequenzen,
einschließlich
zweien, die zu bekannten Genen passten, nämlich zu dem Gen für die katalytische
Untereinheit der Protein-Kinase A gamma (erhalten durch cDNA-Selektion und zufälliges Sequenzieren)
und zu dem Pseudogen einer Mitochondrien-Adenylat-Kinase 3 (erhalten
durch zufälliges
Sequenzieren). Ein Exon, das d26 genannt wurde, wurde durch zwei
Ansätze
unabhängig
voneinander identifiziert. Wenn man Nested-Primer auf der Basis
der d26-Sequenz bei einer schnellen Amplifikation in einem cDNA-5'-Ende-(5'-RACE)-Experiment
mit einer Herz-cDNA-Matrize
verwendete, ergaben sie zwei unabhängige, aber überlappende
Produkte. Das 5'-RACE
wurde unter Verwendung des Clontech-RACE-ready-cDNA-Kits gemäß den Anweisungen des Herstellers
durchgeführt. Die
ausgehend von diesen Klonen erhaltene Sequenz passte zu einem amplifizierten
Exon und einem exprimierten Sequenzmarker (EST) von einer humanen
Leber- und Milz-cDNA-Bibliothek
(Homo-sapiens-cDNA-Klon 126314, 5'-Sequenz (GenBank-Zugriffsnummer R06470)).
Dieses Gen, das X25 genannt wird, hatte anscheinend alternative
Transcripte, da die Sequenzen am 3'-Ende der EST- und RACE-Produkte verschieden waren.
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Die
Genstruktur von X25 (1A) wurde aufgelöst, indem
man durch inverse PCR intronische Sequenzen, die die identifizierten
Exons flankierten, erhielt, und durch direktes Sequenzieren von
Cosmiden. Der EST-Klon enthielt 4 Exons, und das längere RACE-Produkt
enthielt ein zusätzliches
5'-Exon. Dieses
Exon stimmte mit der CpG-Insel auf Position 100 auf der genomischen
Karte überein.
Ein Transcriptionsstartpunkt wurde 388 bp stromaufwärts der
Exon-I-Donorspleißstelle
vorhergesagt, und eine TATA-Box wurde vom TSSG-Programm 28 bp weiter
stromaufwärts
gefunden. Fünf
Exons (1 bis 5a, wobei Exon 5a dem 3'-Ende
des EST entspricht) wurden gefunden, die über 40 kb verteilt waren. Sie
enthalten ein offenes Leseraster (ORF), das ein 210-Aminosäuren-Protein
codiert, welches Frataxin genannt wurde (1B).
Ein alternatives Exon (5b), das d26 entsprach, wurde etwa 40 kb
von Exon 5a entfernt in der telomerischen Richtung lokalisiert.
Exon 5b weist auch ein in-frame-Stopcodon auf, so dass das alternative
Transcript ein kürzeres,
171 Aminosäure langes
Protein codiert, dessen 11 COOH-terminalen Reste sich von denen
der Hauptisoform unterscheiden. Die Nucleotidsequenzen der X25-Exons
wurden in der Datenbank GenBank unter den Zugriffsnummern U43748
bis U43753 hinterlegt. Das 3'-Ende
des Transcripts, das die alternative Form codiert, wurde durch 3'-RACE untersucht
(siehe Froman und Martin, Technique 1: 165 (1989)), 2 μg Gesamt-RNA
von HeLa-Zellen wurden mit Nested-Primern in Exon 5b3 verwendet
und zeigten, dass je nach der alternativen Verwendung der 3'-Donorspleißstelle
in Exon 5b entweder ein Transcript, das mit diesem Exon endet, oder
ein längeres
Transcript, das ein zusätzliches
nichtcodierendes Exon 6 enthält,
erzeugt werden konnte. Dieses längere
3'-RACE-Produkt
endete mit dem Poly-A-Schwanz einer stromabwärts gelegenen Alu-Sequenz.
Die genomische Sequenz von Exon 6 zeigte, dass es 3-Alu-Sequenzen
hintereinander enthält,
gefolgt von einem Poly adenylierungssignal 1050 bp weg von der Akzeptorspleißstelle.
Exon 6 wurde 13 kb in telomerischer Richtung zu Exon 5b kartiert
(1A). Die Spleißstellen aller 7 Exons (1 bis
4, 5a, 5b und 6) entsprechen dem kanonischen Consensus.
-
Beispiel 2: Expression
des X25-Transcripts
-
Poly-A+-Northern-Blots
von verschiedenen humanen Geweben zeigten die höchste Expression von X25 in
Herz, mittlere Werte in Leber, Skelettmuskulatur und Pancreas und
eine minimale Expression in anderen Geweben einschließlich des
Vollhirns (2). Ein intensives 1,3-kb-Transcript
wurde im Einklang mit der vorhergesagten Größe einer Exon-5a-haltigen mRNA
identifiziert. Schwächere
Banden von 1,05, 2,0, 2,8 und 7,3 kb wurden ebenfalls nachgewiesen.
Weitere Hybridisierungen des Northern-Blots mit Exon-5a- und -5b-spezifischen
Sonden zeigten, dass die 1,05- und 2,0-kb-Banden das Exon 5b enthielten,
während
Sequenzen, die zu dem Exon 5a passten, in den 1,8- und 7,3-kb-Banden neben der
stärksten
1,3-kb-Bande gefunden wurden. Ein Northern-Blot der Gesamt-RNA aus
ausgewählten
Teilen des Zentralnervensystems (ZNS) zeigte eine hohe Expression
des 1,3-kb-Transcripts im Rückenmark,
mit weniger Expression im Kleinhirn und sehr wenig in der Hirnrinde
(nicht gezeigt). Insgesamt schien die Expression von X25 an den
primären
Stellen der Degeneration bei FRDA sowohl innerhalb als auch außerhalb
des ZNS am höchsten
zu sein.
-
Um
die Natur der größeren Transcripte
zu untersuchen, wurde eine fetale Hirn-cDNA-Bibliothek einem Screening mit
dem EST-Klon (Exons 2–5a)
unterzogen. Unter neun Positiven wurden vier Klone isoliert, deren Sequenz
sich über
die Grenzen der zuvor identifizierten X25-mRNAs hinaus erstreckte.
Die Sequenzanalyse dieser Klone zeigte an, dass sie von einem verwandten
Gen stammten, sich an mehreren Positionen von X25 unterschieden
und Stopcodons in der Sequenz aufweisen, die dem X25-Exon 1 entsprachen.
Drei der cDNAs, die in dem sequenzierten Teil identisch waren, erstrecken
sich 0,5, 1 bzw. 2 kb stromaufwärts
von Exon 1. Ihre Sequenz zeigt zahlreiche Divergenzen gegenüber X25
in dem Teil, der Exon 1 entspricht, meistens CpG-Dinucleotide, die
zu TG oder CA geändert
waren, wobei sie dann in dem Teil, der den Exons 2 bis 4 entspricht, fast
identisch waren.
-
Eine
weitere 1,6-kb-cDNA beginnt mit einer Sequenz, die eng mit Exon
5a übereinstimmt,
selbst in seinem UTR, mit nur gelegentlichen Änderungen einzelner Basen und
kurzen Insertionen/Deletionen. Das X25-verwandte Gen wurde aus dem
kritischen FRDA-Bereich ausgeschlossen, und wenigstens eine intronlose Kopie
existiert in dem Genom, was durch Southern-Blot- und PCR-Analyse
angezeigt wird. Eine Southern-Blot-Analyse mit einer X25-Exon-1-5a-cDNA-Sonde zeigte eine
herausragende 5-kb-Eco-RI-Bande in der genomischen DNA, die keinem
Exon entsprach und in YC und Cosmid-DNA aus dem kritischen FRDA-Bereich
fehlte. Mehrere zusätzliche
Banden, die ebenfalls in klonierter DNA aus dem FRDA-Bereich fehlten,
erschienen, wenn Blots mit geringerer Stringenz gewaschen wurden
(1 × SSC
bei Raumtemperatur). Die Primer nF2 (5'-TCCCGCGGCCGGCAGAGTT-3') [SEQ ID Nr. 14]
und E2R (5'-CCAAAGTTCCAGATTTCCTCA-3') [SEQ ID Nr. 13],
die ein 173-bp-Fragment, das die Exons 1 und 2 der X25-cDNA überspannt,
amplifizieren können,
erzeugte ein PCR-Produkt entsprechender Größe aus genomischer DNA, aber
nicht aus klonierter DNA aus dem FRDA-Bereich, was auf die Anwesenheit
von Sequenzen mit hoher Ähnlichkeit
mit einem verarbeiteten X25-Transcript an anderer Stelle im Genom
hinweist.
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Beispiel 3: Computer-Datenbank-Recherche
-
Eine
BLASTN-DNA-Datenbankrecherche mit der X25-DNA-Sequenz und eine BLASTP-Recherche mit
der translatierten Sequenz zeigte keine wesentliche Übereinstimmung.
Eine TBLASTN-Recherche, bei der die Proteinsequenz mit der sechs-Raster-Translation
der DNA-Datenbanken verglichen wurde, ergab jedoch wesentliche Übereinstimmungen
mit einem offenen Leseraster, das in einem C.-elegans-Cosmid enthalten war (P = 7,6 × 10–13),
und mit einem S.-cerevisiae-EST
(P = 2,0 × 10–10)
(1B). In beiden Fällen beinhaltete die beste Übereinstimmung
ein 27-Aminosäure-Segment
des Proteins (Positionen 141–167),
das in den Exons 4 und 5a codiert ist, und zeigte eine Aminosäureidentität von 25/28 bzw.
22/27 mit der C.-elegans- bzw. S.-cerevisiae-Sequenz und eine Identität von 65%
auf dem DNA-Niveau. Sekundärstruktur-Voraussagen
für das X25-codierte Protein
ließen
eine α-helikale
Struktur für
die NH2-terminalen 30 Aminosäuren und
die Bereiche zwischen den Resten 90–110 und 185–195 vermuten,
mit möglichen
dazwischen eingestreuten β-Faltblatt-Bereichen
um die Reste 125–145
und 175–180
herum. Die Sekundärstruktur-Voraussage
wurde mit den Programmen SSP und NNSSP durchgeführt, die so gestaltet sind,
dass sie Sekundärstrukturelemente
lokalisieren (V. V. Solovyev und A. A. Salamov., CABIOS 10: 661
(1994)). Das Programm TMpred wurde verwendet, um mutmaßliche Transmembran-Domänen vorherzusagen
(K. Hoffmann und W. Stoffel, Biol. Chem. Hoppe-Seyler, 374: 166
(1993)). PSORT-wurde verwendet, um mögliche Proteinsortiersignale
vorherzusagen (K. Nakai und M. Kanehisa, Proteins: Structure, Function,
and Genetics 11: 95 (1991)). Es wurde keine Transmembran-Domäne identifiziert.
Da die Computeranalyse der Aminosäuresequenz vermuten lässt, dass
das Frataxin-Protein ein N-terminales hydrophobes Signal enthält, kann
es ein Vorläufer
eines sezernierten Protein mit einer Wachstumsfaktor- oder hormonartigen
Wirkung sein, so dass Frataxin ein ideales Protein für die Expression
in Bakterien, Hefe und Säugerzellen
ist.
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Beispiel 4: Bestimmen
der Natur der Mutation, die zu FRDA führt
-
Alle
sechs codierenden Exons von X25 bei 184 FRDA-Patienten wurden mit
flankierenden Primern amplifiziert und auf Mutationen hin durchmustert.
Die folgenden intronischen Primer wurden verwendet, um die X25-Exons
zu amplifizieren: Exon 1 (240 bp), F: 5'-AGCACCCAGCGCTGGAGG-3' [SEQ ID Nr. 15];
R:
5'-CCGCGGCTGTTCCCGG-3' [SEQ ID Nr. 16];
Exon 2 (168 bp),
F: 5'-AGTAACGTACTTCTTAACTTTGGC-3' [SEQ ID Nr. 17];
R:
5'-AGAGGAAGATACCTATCACGTG'-3' [SEQ ID Nr. 18],
Exon 3 (227 bp),
F: 5'-AAAATGGAAGCATTTGGTAATCA-3' [SEQ ID Nr. 19];
R:
5'-AGTGAACTAAAATTCTTAGAGGG-3' [SEQ ID Nr. 20];
Exon 4 (250 bp),
F: 5'-AAGCAATGATGACAAAGTGCTAAC-3' [SEQ ID Nr. 21];
R:
5'-TGGTCCACAATGTCACATTTCGG-3' [SEQ ID Nr. 22];
Exon 5a (223 bp),
F: 5'-CTGAAGGGCTGTGCTGTGGA-3' [SEQ ID Nr. 23];
R:
5'-TGTCCTTACAAACGGGGCT-3' [SEQ ID Nr. 24],
Exon 5b (224 bp),
F: 5'-CCCATGCTCAAGACATACTCC-3' [SEQ ID Nr. 25];
R:
5'-ACAGTAAGGAAAAAACAAACAGCC-3' [SEQ ID NO 26].
Die Amplifikationen für
die Exons 2, 3, 4, 5a und 5b bestanden aus 30 Cyclen unter Verwendung
der folgenden Bedingungen: 1 min bei 94°C, 2 min bei 55°C, 1 min
bei 72°C.
Um das hochgradig GC-reiche Exon 1 zu amplifizieren, wurde die Assoziationstemperatur
auf 68°C
erhöht,
und 10% DMSO wurden zu der Reaktion gegeben. Die Suche nach Mutationen
wurde unter Verwendung einer SSCP-Analyse (SSCP: single-strand conformation
polymorphism) (siehe M. Orita et al., Genomics 5: 874 (1989)) bei
168 FRDA-Patienten und von chemischer Spaltung (siehe J. A. Saleeba
et al., Hum. Mutat. 1: 63 (1992)) bei 16 durchgeführt. Dreipunktmutationen,
die Veränderungen
in das X25-Genprodukt einführen,
wurden identifiziert.
-
Punktmutationen.
Die erste Veränderung,
in einer französischen
Familie mit zwei betroffenen Geschwistern, bestand aus einer T → G-Transversion
in Exon 3, die ein Leucin-Codon (TTA) zu einem Stopcodon (TGA) änderte (L106X).
Der zweite Fall, in einer spanischen Familie mit einem betroffenen
Mitglied, war ein A → G-Übergang,
der die Akzeptorspleißstelle
am Ende des dritten Introns zerstörte, indem er das Invariante
AG zu einem GG änderte.
Schließlich
wurde eine Änderung
von Isoleucin nach Phenylalanin (I154F) in Exon 4 bei fünf Patienten
aus drei süditalienischen
Familien gefunden. Diese konservative Änderung einer hydrophoben Aminosäure beeinflusst
eine invariante Position innerhalb der hochgradig konservierten
Domäne,
die Mensch, Wurm und Hefe gemeinsam haben. In allen drei Fällen waren
die betroffenen Individuen heterozygot in Bezug auf die Punktmutation.
Die I154F-Mutation wurde auch bei 1 von 417 Chromosomen aus 210
Kontrollindividuen aus derselben süditalienischen Population gefunden,
was mit der Möglichkeit
verträglich
ist, dass dies eine krankheitsauslösende Mutation ist. (Nimmt
man eine FRDA-Trägerhäufigkeit
in Italien von 1/120 Individuen und eine Häufigkeit von I154F von 1/40
FRDA-Chromosomen
bei Süditalienern
an, so erwartet man, dass ein Individuum auf 3300 in dieser Population
ein Träger
von I154F ist. Dass man ein solches Individuum in einer zufälligen Probe
von 210 Personen findet, kann mit einer Wahrscheinlichkeit von > 6% vorkommen.) Intron-1-Expansion.
Die Southern-Blot-Analyse zeigte keinen Unterschied zwischen FRDA-Patienten
und normalen Kontrollen, wenn mit MspI, TaqI oder BstXI gespaltene
DNAs mit einer X25-cDNA-Sonde hybridisiert wurden, wodurch größere Umlagerungen
ausgeschlossen sind. Die Hybridisierung von mit EcoRI gespaltenen DNAs
von FRDA-Patienten zeigte jedoch, dass das Fragment, das Exon 1
enthält,
im Durchschnitt 2,5 kb größer war
als bei normalen Kontrollen, ohne nachweisbare normale Bande. FRDA-Träger waren
heterozygot in Bezug auf ein vergrößertes Fragment und ein Fragment
normaler Größe. Die
Größe des vergrößerten Fragments
war eindeutig variabel, selbst unter FRDA-Trägern, die miteinander verwandt
waren (3). Der vergrößerte Bereich
wurde weiterhin auf ein 5,2-kb-EcoRI/NotI-Fragment innerhalb des
ersten Introns von X25 lokalisiert, das aus einem Cosmid subkloniert
und sequenziert wurde.
-
Es
wurden Oligonucleotidprimer entworfen, um dieses Fragment zu amplifizieren,
wobei man eine langreichweitige PCR-Technik verwendete, und seine
erhöhte
Größe in FRDA-Patienten
wurde bestätigt.
Der Perkin-Elmer-XL-lang-PCR-Reagenskit
wurde verwendet, um die Reaktionen durchzuführen, wobei man Standardbedingungen,
wie sie vom Hersteller vorgeschlagen werden, und die Primer 5200Eco
(5'-GGGCTGGCAGATTCCTCCAG-3') [SEQ ID Nr. 27]
und 5200Not (5'-GTAAGTATCCGCGCCGGGAAC-3') [SEQ ID Nr. 28]
verwendete. Amplifikationen wurden mit einer Perkin-Elmer-9600-Maschine
durchgeführt
und bestanden aus 20 Cyclen der folgenden Schritte: 94°C während 20
s, 68°C
während
8 min, gefolgt von weiteren 17 Cyclen, in denen die Länge des
Schritts bei 68°C
um 15 s/Cyclus erhöht
wurde. Das erzeugte Amplifikationsprodukt hat 5 kb von normalen
Chromosomen und etwa 7,5 kb von FRDA-Chromosomen.
-
Die
Cosmid-Sequenzanalyse zeigte einen (GAA)9-Repeat,
der anscheinend von einer Poly-A-Expansion der kanonischen A5TACA5-Sequenz abgeleitet
war, die die beiden Hälften
eines Alu-Repeats miteinander verknüpft (wobei 4 die
umgekehrte komplementäre
Sequenz zeigt). Das (GAA)9-Repeat befindet
sich 1,4 kb stromabwärts
von Exon 1, und die Restriktionsanalyse von Fragmenten aus der langreichweitigen
PCR von FRDA-Patienten lokalisierte die abnorme Größenzunahme
innerhalb von 100 bp von diesem Triplett-Repeat. Die Spaltung derselben
Fragmente mit MboII, dessen Erkennungsstelle GAAGA ist, unterdrückte den
Größenunterschied
zwischen Patienten und Kontrollen, was darauf hinweist, dass das
GAA-Repeat vielleicht beteiligt ist. Eine direkte Sequenzierung
bewies, dass die Mutation aus einer fast reinen GAA-Repeat-Expansion
besteht (5). Dann wurden PCR-Primer entworfen,
um die Anwesenheit und Größe der FRDA-Patienten
mit der GAA-Repeat-Expansion und jede Variabilität des Repeats bei normalen
Individuen zu bewerten (6).
-
Die
Primer GAA-F(5'-GGGATTGGTTGCCAGTGCTTAAAAGTTAG-3') [SEQ ID Nr. 29]
und GAA-R(5'-ATCTAAGGACCATCATGGCCACACTTGCC-3') [SEQ ID Nr. 30]
flankieren das GAA-Repeat und erzeugen ein PCR-Produkt von 457 +
3n bp (n = Zahl der GAA-Tripletts). Mit diesen Primern konnte eine
effiziente Amplifikation von normalen Allelen bei Verwendung des
herkömmlichen
PCR-Verfahrens mit
Taq-Polymerase nach 30 Cyclen erhalten werden, die aus den folgenden
Schritten bestanden: 94°C
während
45 s, 68°C
während
30 s, 72°C
während
2 min. Vergrößerte Allele
wurden viel weniger effizient amplifiziert, insbesondere wenn sie
zusammen mit einem normalen Allel vorhanden waren; daher ist die
Verwendung dieser Primer für
den Nachweis von FRDA-Trägern
nicht angezeigt. Eine effizientere Amplifikation von expandierten
Allelen, auch bei FRDA-Trägern,
wird erhalten, wenn man die Primer Bam (5'-GGAGGGATCCGTCTGGGCAAAGG-3') [SEQ ID Nr. 31]
und 2500 (5'-CAATCCAGGACAGTCAGGGCTTT-3') [SEQ ID Nr. 32]
verwendet. Diese Primer erzeugten ein ca. 1,5 kb (1398 bp) großes normales
Fragment. Eine Amplifikation wurde unter Verwendung der lang-PCR-Vorschrift
in 20 Cyclen durchgeführt,
die aus den folgenden Schritten bestanden: 94°C während 20 s, 68°C während 2
min und 30 s, gefolgt von weiteren 17 Cyclen, in denen die Länge des Schritts
bei 68°C
um 15 s/Cyclus erhöht
wurde.
-
Neunundsiebzig
nicht miteinander verwandte FRDA-Patienten mit typischer Krankheit
einschließlich von
fünf Patienten,
von denen man wusste, dass sie X25-Punktmutationen tragen, wurden
durch Southern-Analyse und/oder PCR auf GAA-Expansion getestet.
Die Patienten, von denen zuvor bekannt war, dass sie Punktmutationen
tragen, waren alle heterozygot in Bezug auf die Expansion.
-
Eine
Segregationsanalyse innerhalb von Familien wies darauf hin, dass
die Punktmutation und die GAA-Expansion einen unterschiedlichen
Ursprung bei den Vorfahren hatten (7), was
zeigt, dass die Punktmutationen einschließlich der konservativen Fehlsinn-Mutation
I154F krankheitsverursachend sind. Homozygotie in bezug auf expandierte
Allele wurde in 71 der 74 Patienten ohne zuvor nachgewiesene X25-Punktmutationen
gezeigt, und bei dreien wurde Heterozygotie gezeigt.
-
Insgesamt
war gemäß diesen
Daten die GAA-Expansion für
etwa 98% des FRDA-Phänotyps verantwortlich.
Es zeigte sich, dass die Größen der
vergrößerten Allele
zwischen 200 und mehr als 900 GAA-Einheiten varijerten, wobei die
meisten Allele 700–800
Repeats enthielten. Die Instabilität von expandierten Repeats bei
der Weitergabe von Vorfahren auf Nachkommen wurde eindeutig bewiesen,
sowohl direkt durch Analyse der Vorfahr-Nachkommen-Paare als auch
indirekt durch den Nachweis von zwei unterschiedlichen Allelen bei betroffenen
Kindern von blutsverwandten Eltern, von denen man erwartet, dass
sie am FRDA-Locus homozygot durch Abstammung sind. PCR-Produkte,
die expandierten Repeats entsprachen, erschienen als leicht verschwommene
Banden, was das Auftreten von nur einem begrenzten Grad an somatischem
Mosaik für
Repeats verschiedener Größe aufgrund
von mitotischer Instabilität
vermuten ließ,
zumindest bei Lymphocyten-DNA (6B).
Siebenundsiebzig normale Individuen, die durch Southern-Analyse
getestet wurden, waren homozygot in bezug auf ein normales Allel.
Die PCR-Analyse von zusätzlichen
98 normalen Kontrollen zeigte ebenfalls keine Expansion und zeigte,
dass das GAA-Repeat polymorph ist, wobei seine Länge von 7 bis 22 Einheiten
variiert (6A). Kleinere Allele waren
vorherrschend.
-
GAA-Repeats
mit bis zu 30–40
Einheiten sind in vielen Organismen nichts Ungewöhnliches und sind zuweilen
polymorph, wie im 3'-UTR
des polymeren Ratten-Ig-Rezeptors; sie wurden jedoch bisher noch
nicht mit Krankheiten assoziiert. Ein vor kurzem vorgeschlagenes
theoretisches Modell schlägt
vor, dass die Fähigkeit
zur Bildung einer Haarnadelstruktur entscheidend für die Eigenschaft
von Trinucleotid-Repeats ist, große Expansionen zu bilden (siehe A.
M. Gray et al., Cell 81: 533 (1995)). Gemäß diesem Modell wird vorhergesagt, dass
CAG/CTG- oder CGG/CCG-Repeats der Expansion unterliegen, während das
GAA/CCT-Repeat die geringste Neigung zum Expandieren hat, so dass
die FRDA-Expansion
ein unerwartetes Ergebnis ist. Ein verblüffendes Kopplungs-Ungleichgewicht
zwischen FRDA und einem Polymorphismus in einem neu identifizierten
Exon des Z0-2-Gens (etwa 120 kb in telomerischer Richtung von dem
expandierten Triplett-Repeat) in französischen und spanischen Familien
lässt einen
einzigen Ursprung der FRDA-Expansion vermuten, ist aber auch mit
einer mehrstufigen oder rekurrierenden Expansion auf einem gefährdeten
Allel vereinbar (siehe Imbert et al., Nature Genet. 4: 72 (1993),
wo das absolute Kopplungs-Ungleichgewicht bei myotonischer Dystrophie
durch rekurrierende Mutationen auf einem solchen gefährdeten
Allel expandiert wird). Da RDA autosomal rezessiv ist, ist die natürliche Geschichte
der Mutation auf dem Populationsniveau aufgrund von Trinucleotidexpansionen
verblüffend
anders als bei jeder anderen bekannten Krankheit.
-
Bei
Fragile-X-Syndrom und myotonischer Dystrophie, wo Expansionen von
vergleichbarer Größe in nichtcodierenden
Sequenzen vorkommen, haben die Träger eine schwere, sich früh manifestierende
Krankheit und einen starken Reproduktionsnachteil. Große Expansionen
bei diesen Krankheiten werden aus instabilen Allelen von mittlerer
Größe neu gebildet,
was zu dem Phänomen
der Antizipation führt.
Bei FRDA werden große
expandierte Allele durch asymptomatische Träger weitergegeben, und neue
Expansionsereignisse bei Heterozygotischen würden auf dem Phänotypniveau
unerkannt bleiben. Das Fehlen einer negativen Selektion gegen Heterozygotische
spielt eine entscheidende Rolle beim Aufrechterhalten der Häufigkeit
großer
FRDA-expandierter Allele in der Höhe von 1 pro 250 Chromosomen,
also wenigstens eine Größenordnung
höher als
bei jeder anderen charakterisierten Trinucleotidexpansion.
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Umgekehrt
wurden Deletionen von CTG-Repeats bei myotonischer Dystrophie mit
Reversion zu Allelen normaler Größe beobachtet
(siehe Imbert et al., Nature Genet. 4: 72 (1993)), wobei das absolute
Kopplungs-Ungleichgewicht bei myotonischer Dystrophie durch rückgebildete
Mutationen in einem, solchen gefährdeten
Allel erklärt
wird. In der Stichprobe von FRDA-Familien in der Studie der vorliegenden
Erfindung waren bei allen getesteten symptomatischen Trägern große expandierte
Allele vorhanden, und trotz ihrer Größeninstabilität wurden
weder neue Expansionen, die von einem mittelgroßen Allel abgeleitet sind,
noch Reversionen zur Normalität
nachgewiesen. Obwohl das gelegentliche Auftreten solcher Ereignisse
in der allgemeinen Population in Anbetracht der großen Zahl
von heterozygotischen Individuen nicht ausgeschlossen werden kann, ist
die Häufigkeit
anscheinend gering genug, um keine nachweisbaren Verzerrungen in
das Muster der FRDA-Vererbung, insbesondere keine Inkonsistenzen
bei Kopplungsergebnissen, einzuführen.
-
Beispiel 5: Quantifizierung
des FRDA-Transcripts
-
Wenn
das X25-Transcript mit Primern, die die Exons 1 und 2 miteinander
verbinden, amplifiziert wurde, zeigten FRDA-Patienten im Vergleich
zu Trägern
und nicht verwandten Kontrollen entweder nicht nachweisbare oder äußerst niedrige
mRNA-Niveaus.
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RT-PCR.
RT-PCR wurde mit Lymphoblasten-RNA von zwei normalen Kontrollen,
zwei obligatorischen Trägern
und sechs Patienten durchgeführt,
wobei der Exon-2-Rückwärtsprimer
E2R (5'-CCAAAGTTCCAGATTTCCTGA-3') [SEQ ID Nr. 13]
und der Exon-1-Vorwärtsprimer
nF (5'-CAGGCCAGACCCTCAC-3') [SEQ ID Nr. 14]
verwendet wurden. Als Vorsichtsmaßnahme, um die Amplifikation
von X25-verwandten
Sequenzen, die nicht von dem Transcript des FRDA-Bereichs abgeleitet
sind, zu vermeiden, wurde der nF-Primer so gewählt, dass er keine Übereinstimmung
mit dem nicht-9q13-verwandten Gen aufwies. PCR-Reaktionen wurden über 25 Cyclen
durchgeführt,
um die Linearität
zwischen den Ausgangs- und
Endkonzentrationen von DNA-Fragmenten aufrechtzuerhalten. PCR-Produkte
wurden auf Nylonmembranen geblottet und mit dem 32P-endmarkierten
internen Oligonucleotid nF2 (5'-TCCCGCGGCCGGCAGAGTT-3') [SEQ ID Nr. 15]
hybridisiert. Diese Beobachtung lässt vermuten, dass infolge
der intronischen GAA-Expansion
entweder eine Abnormität
bei der RNA-Verarbeitung oder eine Interferenz mit der Transcriptionsmaschinerie
auftritt.
-
Patienten
mit schädlichen
Punktmutationen, die X25 betreffen, zeigen deutlich, dass kein anderes
Gen in dem Bereich, das im Prinzip von einer GAA-Expansion betroffen
sein könnte,
an der Verursachung von FRDA beteiligt ist. Die eingeschränkte Expression
von X25 in den Stellen der Degeneration oder Fehlfunktion unterscheidet
FRDA von den dominanten Ataxien und von Ataxia teleangiectatica,
wo die Expression des verursachenden Gens ubiquitär ist. Es
wird erwartet, dass eine stark reduzierte reife X25-mRNA zu einem ähnlich niedrigen
Niveau von Frataxin führt.
Reduziertes Frataxin im Rückenmark,
Herz und Pancreas ist wahrscheinlich die primäre Ursache von neuronaler Degeneration,
Cardiomyopathie und erhöhtem
Diabetesrisiko.
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RNase-Schutz.
Um Antisense-Ribosonden zu synthetisieren, wurden zwei Bereiche
der X25-cDNA in einem Plasmidvektor subkloniert, der den T7-RNA-Polymerase-Promotor
enthielt. Zwei getrennte Segmente der X25-cDNA, von denen eines
die Exons 1 und 2 (partiell) enthielt und das andere die Exons 4
(partiell) und 5b enthielt, wurden entsprechend subkloniert. 1 μg linearisiertes
Plasmid wurde in einer Reaktion, die 3 μM α-32P-UTP
enthielt, als Matrize für
eine in-vitro-Transcription (unter Verwendung des Ambion-Maxiscript-Kits) verwendet.
Die Reaktion wurde eine Stunde lang bei 37°C durchgeführt, und danach wurde die DNA-Matrize vollständig durch
RNase-freie DNase-Behandlung abgebaut. Dann wurden markierte Transcripte
der vollen Länge
unter Befolgung einer präparativen
denaturierenden Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese gereinigt. Als Kontrolle
wurde auch eine humane GAPDH-Ribosonde (pTRI-GAPDH human, Ambion)
erzeugt.
-
Der
RNase-Schutzassay wurde unter Verwendung des RPAII-Ribonuclease-Schutzassay-Kits
von Ambion unter Befolgung der Empfehlungen des Herstellers durchgeführt. Kurz
gesagt, 20 μg
Gesamt-RNA, die von Lymphoblastoid-Zelllinien von Patienten und
Kontrollen extrahiert wurde, wurden mit einer mit 8 × 104 cpm markierten Ribosonde in einer 20-μl-Reaktion
gemischt, denaturiert und 16 Stunden lang bei 45°C inkubiert. 2 μg RNA wurden
für die
Kontroll-GAPDH-Reaktion
verwendet. Für
jede Ribosonde wurden auch Kontrollhybridisierungen mit Hefe-RNA
durchgeführt.
Die Behandlung mit RNase (Gemisch von RNase A/RNase T1) erfolgte
30 Minuten lang bei 37°C.
Die Reaktionsprodukte wurden mit Ethanol ausgefällt und in Formamid-Beladungsfarbstoff
resuspendiert. Diese Produkte wurden auf einem vorgeheizten Gel
aus 5% Polyacrylamid/8 M Harnstoff in 1 × Tris-Borat-Puffer mit 35
Watt Gleichstrom denaturiert und einer Elektrophorese unterzogen.
Das Gel wurde getrocknet und 6 Tage lang bei –70°C unter Verwendung von Verstärkerschirmen
auf einen Röntgenfilm
einwirken gelassen. Die Größen der
geschützten
Fragmente wurden unter Verwendung einer Sequenzleiter, die zusammen
mit der Probe der Elektrophorese unterzogen wurde, genau abgeschätzt.
-
Beispiel 6: Therapeutika
-
FRDA
wird durch Abnormitäten
im X25-Gen verursacht, die zu einem Mangel an seinem Proteinprodukt
Frataxin führt,
gelegentlich aufgrund von Punktmutationen, die ein verkürztes Protein
erzeugen, aber am häufigsten
zu einer GAA-Expansion
im ersten Intron, die eine Unterdrückung der Genexpression verursacht. Therapeutische
Zusammensetzungen, die Frataxin enthalten, für FRDA-Patienten sind daher ein Aspekt der vorliegenden
Erfindung. Große
Mengen an rekombinantem Frataxin werden erzeugt, indem man X25-cDNA
in einen Expressionsvektor kloniert, der in einen geeigneten Organismus
transformiert wird. Expressionsvektoren, die zur Erzeugung großer Mengen
von rekombinantem Protein führen,
können
mit mehreren Techniken gereinigt und für die systemische oder lokale
Verabreichung an Patienten präpariert
werden. Eine Computeranalyse der Frataxin-Sequenz lässt vermuten,
dass Frataxin kein Membranprotein ist und wahrscheinlich sezerniert
wird. Aufgrund dieser beiden Merkmale ist Frataxin ein ideales Protein
für die
Verabreichung.
-
Ein
anderer Ansatz besteht in der Untersuchung der Funktion des Frataxin-Proteins und der
Identifizierung von Verbindungen, die eine zelluläre Reaktion
oder Modifikation im Zellstoffwechsel bei Zellen, die Frataxin erzeugen
und/oder darauf reagieren, induzieren können. Solche Verbindungen überwinden
die Folge des Fehlens von Frataxin-Protein in FRDA.
-
Außerdem kann
man das murine X25-Homologe über
eine homologe Rekombination inaktivieren, so dass man ein Tiermodell
für die
Friedreich-Ataxie erhält,
um verschiedene therapeutische Strategien zu testen.
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Schließlich wird
die codierende Sequenz für
Frataxin in einen geeigneten Expressionsvektor eingesetzt, der FRDA-Patienten
verabreicht wird. Die codierende Sequenz von Frataxin wird in das
Genom eines modifizierten RNA- oder DNA-Virus eingesetzt, das Patienten
systemisch oder lokal verabreicht wird, oder es wird verwendet,
um kultivierte Zellen von Patienten zu transduzieren, die dann in
den Körper
des Patienten reimplantiert werden. Alternativ dazu werden nichtvirale
Vektoren verwendet und den Patienten direkt oder den kultivierten
Zellen des Patienten, die in den Patienten reimplantiert werden,
verabreicht.
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Sequenzen
Sequenz
ID (SEQ ID Nr. 1)
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Sequenz
ID 2 (SEQ ID Nr. 2)
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Sequenz
ID Nr. 3 (SEQ ID Nr. 3)
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Sequenz
ID Nr. 4 (SEQ ID Nr. 4)
-
Sequenz
ID Nr. 5 (SEQ ID Nr. 5)
-
Sequenz
ID Nr. 6 (SEQ ID Nr. 6)
-
Sequenz
ID Nr. 7 (SEQ ID Nr. 7)
-
Sequenz
ID Nr. 8 (SEQ ID Nr. 8)
-
Sequenz
ID Nr. 9 (SEQ ID Nr. 9)
-
Sequenz
ID Nr. 10 (SEQ ID Nr. 10)
-
Sequenz
ID Nr. 11 (SEQ ID Nr. 11)
-
Sequenz
ID Nr. 12 (SEQ ID Nr. 12)
-
Sequenz ID Nr. 13 (SEQ
ID Nr. 13)
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- 1 CCAAAGTTCC AGATTTCCTC A
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Sequenz ID Nr. 14 (SEQ
ID Nr. 14)
-
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Sequenz ID Nr. 15 (SEQ
ID Nr. 15)
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Sequenz ID Nr. 16 (SEQ
ID Nr. 16)
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Sequenz ID Nr. 17 (SEQ
ID Nr. 17)
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- 1 AGTAACGTAC TTCTTAACTT TGGC
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Sequenz ID Nr. 18 (SEQ
ID Nr. 18)
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- 1 AGAGGAAGAT ACCTATCACG TG
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Sequenz ID Nr. 19 (SEQ
ID Nr. 19)
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- 1 AAAATGGAAG CATTTGGTAA TCA
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Sequenz ID Nr. 20 (SEQ
ID Nr. 20)
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- 1 AGTGAACTAA AATTCTTAGA GGG
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Sequenz ID Nr. 21 (SEQ
ID Nr. 21)
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- 1 AAGCAATGAT GACAAAGTGC TAAC
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Sequenz ID Nr. 22 (SEQ
ID Nr. 22)
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- 1 TGGTCCACAA TGTCACATTT CGG
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Sequenz ID Nr. 23 (SEQ
ID Nr. 23)
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Sequenz ID Nr. 24 (SEQ
ID Nr. 24)
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Sequenz ID Nr. 25 (SEQ
ID Nr. 25)
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- 1 CCCATGCTCA AGACATACTC C
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Sequenz ID Nr. 26 (SEQ
ID Nr. 26)
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- 1 ACAGTAAGGA AAAAACAAAC AGCC
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Sequenz ID Nr. 27 (SEQ
ID Nr. 27)
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Sequenz ID Nr. 28 (SEQ
ID Nr. 28)
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- 1 GTAAGTATCC GCGCCGGGAA C
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Sequenz ID Nr. 29 (SEQ
ID Nr. 29)
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- 1 GGGATTGGTT GCCAGTGCTT AAAAGTTAG
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Sequenz ID Nr. 30 (SEQ
ID Nr. 30)
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- 1 GATCTAAGGA CCATCATGGC CACACTTGCC
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Sequenz ID Nr. 31 (SEQ
ID Nr. 31)
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- 1 GGAGGGATCC GTCTGGGCAA AGG
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Sequenz ID Nr. 32 (SEQ
ID Nr. 32)
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- 1 CAATCCAGGA CAGTCAGGGC TTT
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Sequenz ID Nr. 33 (SEQ
ID Nr. 33)
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