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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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1. GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Technologie, mittels welcher
Stammzellen aus embryonalem und adultem Gehirn effizient in Kultur
isoliert und einer Propagierung und Differenzierung unterzogen werden, um
eine große
Anzahl von Nervenzellen zu erzeugen. Diese Technologie ermöglicht erstmals
die Erzeugung einer großen
Anzahl vieler unterschiedlicher Arten von Neuronen, welche in normalem
Gehirn vorkommen, und stellt eine neue Grundlage für Gentherapie,
Zelltherapie, für
das Durchmustern auf neue Wachstumsfaktoren, sowie für das Durchmustern
auf Arzneimittel gegen Störungen
des Nervensystems bereit.
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2. BESCHREIBUNG DES VERWANDTEN
STANDES DER TECHNIK
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Das
Gehirn besteht aus höchst
unterschiedlichen Arten von Nervenzellen, welche spezifische Verbindungen
ausbilden, wobei sich die Nervenzellen (Neuronen), sobald sie einmal
zerstört
sind, nicht regenerieren. Darüber
hinaus ist das Gehirn durch eine Blut-Hirn-Schranke, welche den
Zufluss großer
Moleküle
in das Gehirn effizient blockiert, geschützt, was eine periphere Injektion
potentieller, Wachstumsfaktoren enthaltender Arzneimittel ineffektiv
macht. Eine Hauptherausforderung, welcher sich die Biotechnologieindustrie
derzeit gegenüber
sieht, ist es folglich, einen effizienten Mechanismus für eine direkte
Zuführung
potentieller Gentherapieprodukte in das Gehirn zu finden, um Störungen des
Nervensystems zu behandeln.
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Darüber hinaus
könnte
in degenenerativen Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson der
umfassendste Ansatz zur Wiedererlangung einer verloren gegangenen
Neuralfunktion eher ein Ersatz der geschädigten Zellen durch gesunde
Zellen sein als lediglich ein einzelnes Genprodukt. Folglich hängt der
derzeitige und zukünftige
Erfolg der Gentherapie und Zelltherapie von der Entwicklung geeigneter
Zellen ab, welche (1) eine gesunde Kopie eines Krankheitsgens tragen
können
(d. h. ein normales Gen), (2) in das Gehirn transplantiert werden
können,
und (3) in das neurale Netzwerk des Wirts integriert werden können. Diese
Entwicklung erfordert idealerweise Zellen neuronalen Ursprungs,
welche (1) in Kultur zu einer großen Anzahl proliferieren, (2)
verschiedenen Verfahren des Gentransfers zugänglich sind, und sich (3) integrieren
und sich wie die Zellen eines normalen Gehirns verhalten. Allerdings
standen für
therapeutische Zwecke bislang keine derartigen Zellen zur Verfügung, da
sich Neuronen nicht teilen und aus diesem Grund in Kultur keiner
Propagierung unterzogen werden können.
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Als
Alternative wurden verschiedene transformierte Zellen neuralen und
nicht-neuralen Ursprungs,
wie beispielsweise Gliazellen, Fibroblasten und selbst Muskelzellen,
welche in Kultur proliferieren können,
als mögliche
Vehikel für
die Zuführung
eines Gens von Interesse in Gehirnzellen verwendet. Allerdings stellen
derartige Zellen keine neuronalen Funktionen bereit, wobei dies
von derartigen Zellen auch nicht erwartet werden kann. Ein weiterer
alternativer Ansatz war es, eine neurale Zelle unbekannten Ursprungs
in Kultur durch genetisches Modifizieren eines Teils ihrer Eigenschaften
zur Teilung zu bringen, während
sie einen Teil ihrer Fähigkeit,
sich zu einem Neuron zu entwickeln und als solches zu fungieren,
noch beibehält.
Obwohl einige „immortalisierte" Zellen bestimmte
Merkmale eines Neurons zeigen können,
ist unklar, ob diese veränderten
Zellen tatsächlich
eine brauchbare Alternative für
klinische Zwecke darstellen.
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Ein
sich entwickelndes fötales
Gehirn enthält
alle Zellen, welche Keime der Zellen eines adulten Gehirns darstellen,
sowie alle erforderlichen Programme, um diese in Richtung des endgültigen Neuronennetzwerks
zu manipulieren. In frühen
Entwicklungsstufen ist das Nervensystem mit Keimzellen besiedelt,
aus welchen sich alle anderen Zellen, hauptsächlich Neuronen, Astrozyten
und Oligodendrozyten, im Zuge nachfolgender Entwicklungsstufen ableiten.
Es ist offensichtlich, dass derartige Keimzellen, welche Vorläuferzellen der
normalen Gehirnentwicklung darstellen, für alle genbasierten und zellbasierten
Therapien ideal wären, wenn
diese Keimzellen isoliert, einer Propagierung und einer Differenzierung
zu reifen Zelltypen unterzogen werden könnten.
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Die
Zweckmäßigkeit
der isolierten Primärzellen
sowohl für
Grundlagenforschung als auch für
therapeutische Anwendungen hängt
vom Ausmaß ab,
in welchem die isolierten Zellen jenen des Gehirns ähneln. Wie
viele unterschiedliche Arten von Vorläuferzellen im sich entwickelnden
Gehirn vorkommen, ist allerdings unbekannt. Allerdings können mehrere
verschiedene Zelltypen existieren:
ein Vorläufer ausschließlich für Neuronen
(„vorbestimmte
neuronale Vorläuferzelle" oder „Neuroblast"),
ein Vorläufer ausschließlich für Oligodendrozyten
(„Oligodendroblast"),
ein Vorläufer ausschließlich für Astrozyten
(„Astroblast"),
ein bipotenter
Vorläufer,
welcher sich entweder zu einem Neuron oder einem Oligodendrozyten,
zu einem Neuron oder einem Astrozyten, oder zu einem Oligodendrozyten
oder einem Astrozyten entwickeln kann, und
ein multipotenter
Vorläufer,
welcher die Fähigkeit
zur Differenzierung zu einem beliebigen der drei Zelltypen beibehält.
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Eine
Fate-Mapping-Analyse und in vivo-Transplantationsstudien haben gezeigt,
dass unterschiedliche neuronale Zelltypen und unterschiedliche nicht-neuronale
Zellen aus den gleichen Vorläuferzellen
erhalten werden können1-5. In vitro-Analysen lassen ferner darauf
schließen,
dass multipotente Zellen im sich entwickelnden Gehirn vorkommen6,7. Eine Linienanalyse allein identifiziert
die multipotenten Zellen allerdings nicht direkt. Sie definiert
auch den Mechanismus nicht, welcher die Zellen ihrem unterschiedlichen
Schicksal zuführt. Vorläuferzellen
aus dem zentralen Nervensystem (ZNS) wurden in vitro expandiert,
wobei eine Differenzierung zu Neuronen und Gliazellen beobachtet
wurde8-12 und, wie nachstehend ausführlich beschrieben
ist, merklich unterschiedliche Zelltypen erhalten wurden, selbst
wenn die verwendeten Kulturbedingungen anscheinend die gleichen
waren.
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Aufgrund
des derzeit mangelhaften Verständnisses
in Bezug auf die Histogenese während
der Entwicklung des Gehirns haben zahlreiche Forscher äußerst freizügig verschiedene
Begriffe verwendet, um die Zellen zu beschreiben, welche von ihnen
untersucht worden waren, z. B. neuronale Vorläuferzelle, neurale Vorläuferzelle, neuroepitheliale
Vorläuferzelle,
multipotente Stammzelle, etc. Folglich können die Natur der bislang
in der Literatur beschriebenen Zellen sowie die Kulturbedingungen
zu deren Erhalt lediglich anhand ihrer beschriebenen Differenzierungsfähigkeit
miteinander verglichen werden. Der vollständige Gegenstand der Isolierung,
Charakterisierung und Verwendung von Stammzellen aus dem ZNS wurde
vor kurzem in Übersichtsartikeln
dargelegt33,34,38.
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Zusammenfassend
betrachtet wurden bis zum heutigen Tag trotz zahlreicher Berichte
keine Bedingungen gefunden, multipotente Stammzellen erfolgreich
zu identifizieren und einer Propagierung und Differenzierung zu
unterziehen. Eine nützliche
Zusammenstellung von Studien, welche über eine Kultivierung von ZNS-Vorläuferzellen
berichten, findet sich in Tabelle 3, S. 172, eines vor kurzem erschienen Übersichtsartikels34 und nachstehend in ausführlicherer
Form.
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Vicario-Abejon, C., Johe, K., Hazel, T.,
Collazo, D. & McKay,
R., Functions of basic fibroblast growth factor and neurotrophins
in the differentiation of hippocampal neurons, Neuron 15, 105-114
(1995)12.
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Die
von Vicario-Abejon et al. expandierten Zellen unterscheiden sich
signifikant von jenen, welche im Rahmen der vorliegenden Erfindung
beschrieben sind, obwohl das Ausgangsgewebe (embryonaler Hippocampus),
das Mitogen (basischer Fibroblastenwachstumsfaktor, bFGF) und das
Basalmedium (N2) in beiden Berichten ähnlich sind. Nahezu alle der
von Vicario-Abejon et al. expandierten Zellen differenzierten nicht
zu irgendwelchen Zelltypen, sondern starben in Abwesenheit von bFGF
(wie auf S. 106 des Dokuments angegeben). Dies spiegelt sich auch
in 3 des Dokuments wider, in welcher
die Anzahl an MAP2-positiven Neuronen außerordentlich gering ist (50-100
Zellen ausgehend von einer ursprünglichen
Zellanzahl von etwa 80 000 pro Vertiefung, d. h. deutlich weniger
als 1% bei allen angegebenen Bedingungen). Folglich können Unterschiede
in den Kulturbedingungen, so geringfügig sie auch sein mögen, zu
Zellen mit signifikant unterschiedlichen Eigenschaften führen, wobei
dies in der Tat mit der Hauptbeobachtung der vorliegenden Erfindung
im Einklang steht, wonach die extrazelluläre Umgebung zu einer Veränderung
der Entwicklungseigenschaften der ZNS-Stammzellen führen kann.
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Vicario-Abejon
et al. verwendeten die nachfolgenden Kulturbedingungen, welche sich
von jenen unterscheiden, welche im Rahmen der vorliegenden Erfindung
beschrieben sind:
- 1. Sie verwendeten enzymatische
Dissoziation, 0.1-0.25% Trypsin + 0.4% DNAse I für die ursprüngliche Dissoziation des Gewebes
sowie für
nachfolgendes Passagieren. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bewirkt
die enzymatische Dissoziation eine effektive Proteolyse von FGF-Rezeptoren,
bewirkt, dass Zellen auf bFGF nicht weiter ansprechen, und führt zur
Differenzierung.
- 2. Sie verwendeten 10% fötales
Rinderserum, um die Trypsinaktivität zu unterbinden und um die
Zellen zwischen 4 Stunden bis über
Nacht hinweg vor Umstellen auf serumfreies Medium zu aktivieren.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bewirkt Serum selbst bei einer
Konzentration von weniger als 1% eine Veränderung der Stammzellen in
Richtung eines astrozytischen Schicksals.
- 3. Die Zellen wurden in einer sehr viel höheren Dichte von 45000 Zellen
pro cm2 ausgesät und anschließend bis
zur Konfluenz aufgezogen, bevor sie mittels Trypsin und Serum passagiert
wurden. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung hemmt eine hohe Zelldichte
die Proliferation und bewirkt selbst in Gegenwart von bFGF eine
spontane Differenzierung.
- 4. bFGF wurde lediglich intermittierend alle 2-3 Tage und mit
5 ng/ml verabreicht, was weniger ist als die im Rahmen der vorliegenden
Erfindung offenbarte optimale Konzentration. Diese Bedingung führt zur
partiellen Differenzierung von Zellen und zu einer anschließenden Heterogenizität der Zelltypen
in Kultur.
- 5. Aus „N2"-Komponenten bestehendes
Basalmedium bestand aus 5 ng/ml Insulin, was weniger ist als die im
Rahmen der vorliegenden Erfindung offenbarte optimale Konzentration.
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Ray, J., Peterson, D., Schinstine, M. & Gage, F., Proliferation,
differentiation, and long-term culture of primary hippocampal neurons,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 3602-3606 (1993)10.
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Diese
Studie verwendete Kulturbedingungen, welche jenen sehr ähnlich sind,
die von Vicario-Abejon et al. beschrieben wurden, mit bFGF als primärem Mitogen, serumfreiem
Medium und Hippocampus des Stadiums E16. Allerdings wird eine Isolierung
und Expansion einer Vorläuferpopulation
(Neuroblasten) beschrieben, welche sich von den Zellen von Vicario-Abejon
et al. (undefiniert) sowie von den im Rahmen der vorliegenden Erfindung
beschriebenen multipotenten Stammzellen deutlich unterscheidet.
Die beschriebenen Zellen wiesen die nachfolgenden Eigenschaften
auf, welche sich merklich von jenen der ZNS-Stammzellen unterscheiden:
- 1. Bei den expandierten Zellen unter den beschriebenen
Bedingungen handelt es sich um mitotische Neuronen, welche eine
antigene Expression von Neurofilament, Nestin, Neuron-spezifischer
Enolase, Galaktocerebrosid und MAP2 zeigen (Tabelle I, S. 3604).
Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen expandierenden
ZNS-Stammzellen exprimieren lediglich Nestin, sind in Bezug auf
die vorstehend genannten Antigene negativ, und stellen daher eine
Zellpopulation dar, welche sich von der von Ray et al. beschriebenen
Zellpopulation auf molekularer Ebene unterscheidet.
- 2. Eine Ultrastrukturanalyse der expandierten Zellen in Kultur „belegte
ihre histotypische neuronale Morphologie". Die expandierenden ZNS-Stammzellen
weisen eine vollständig
unterschiedliche, nicht-neuronale Morphologie auf.
- 3. Die mitotischen „Neuronen" wiesen eine Verdopplungszeit
von 4 Tagen auf und konnten als kontinuierliche Zelllinien passagiert
und aufgezogen werden. Die ZNS-Stammzellen verdoppeln sich alle
20-24 Stunden und weisen im Zeitablauf eine charakteristische Regression
in Bezug auf Mitose- und Differenzierungsfähigkeit auf, so dass sie nicht
auf unbestimmte Zeit als stabile Zelllinien aufrechterhalten werden
können.
- 4. Das Kultursystem gemäß Ray et
al. erzeugt „fast
reine neuronale Zellkulturen".
Das Kultursystem der vorliegenden Erfindung erzeugt multipotente
Stammzellen, welche zu allen drei bedeutenden Zelltypen des Gehirns
differenzieren können,
d. h. zu Neuronen, Oligodendrozyten und Astrozyten.
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Ray
et al. verwendeten die nachfolgenden Kulturbedingungen, welche sich
von jenen der vorliegenden Erfindung unterscheiden.
- 1. Embryonale Hippocampi wurden mechanisch ohne Verwendung eines
Enzyms trituriert. Allerdings wurden die Zellen mit etwa 100 000
Zellen pro cm2 ausplattiert, was für das Überleben
von Neuronen optimal war, jedoch eine nahezu 10-mal höhere Zelldichte
darstellte, als für
die Expansion von ZNS-Stammzellen optimal
ist.
- 2. bFGF wurde intermittierend alle 3-4 Tage mit 20 ng/ml verabreicht.
- 3. Das „N2"-Basalmedium enthielt
5 μg/ml
Insulin, was weniger war als optimal. Ein Austausch des Mediums
wurde ebenfalls alle 3-4 Tage durchgeführt.
- 4. Die Zellen wurden unter Verwendung von Trypsin passagiert.
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Zusammenfassend
betrachtet können
selbst scheinbar kleine Unterschiede in den Kulturbedingungen zur
Isolierung erheblich unterschiedlicher Zelltypen führen.
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Ray, J. und Gage, F. H., Spinal cord neuroblasts
proliferate in response to basic fibroblast growth factor, J. Neurosci.
14, 3548-3564 (1994)39.
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Ray
und Gage berichten über
die Isolierung und Propagierung von Zellen, „welche bereits einen neuronalen
Signalweg eingeschlagen haben und neuronale Phänotypen (Neuroblasten) exprimieren", aus der Wirbelsäule unter
Verwendung von bFGF. Wiederum unterscheiden sich, obwohl das primäre Mitogen
bFGF ist, ihre Kulturbedingungen, und die erhaltenen Zellen unterscheiden
sich merklich von ZNS-Stammzellen.
- 1. Es wurde Wirbelsäule des Stadiums E14-E16 verwendet,
was eine sehr viel spätere
Entwicklungsstufe darstellt, als sie für Stammzellen optimal ist.
- 2. Das Gewebe wurde enzymatisch mittels Papain und DNase dissoziiert.
- 3. Das ursprüngliche
Ausplattieren wurde in 10% fötalem
Rinderserum durchgeführt.
- 4. Es wurde eine vorhergehende Anreicherung für eine nicht-anhaftende
Zellpopulation durchgeführt.
- 5. Es wurde intermittierend alle 3-4 Tage ein Austausch des
Mediums und eine Ergänzung
des bFGF vorgenommen.
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Gage, F. H., Coates, P. W., Palmer, T.
D., Kuhn, H. G., Fisher, L. J., Suhonen, J. O., Peterson, D. A.,
Suhr, S. T. & Ray,
J., Survival and differentiation of adult neuronal progenitor cells
transplanted to the adult brain, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92,
11879-11883 (1995)35.
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Gage
et al. berichten über
die Isolierung, Propagierung und Transplantation von Zellen aus
adultem Hippocampus. Diese Zellgemische wurden über mehrere Passagen hinweg
für ein
Jahr in Kultur aufrechterhalten. 80% hiervon weisen ziemlich ungewöhnliche
Eigenschaften auf, indem sie beispielsweise gliale und neuronale
Antigene co-exprimieren, während
sie in mitotischem Zustand verbleiben. Stammzellen, welche aus der
striatalen subventrikulären
Zone eines Erwachsenen isoliert werden, weisen diese Eigenschaften
nicht auf.
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Wiederum
erhielten die Autoren bei Verwendung von bFGF als primäres Mitogen
merklich andere Zellen als jene ZNS-Stammzellen, welche im Rahmen
der vorliegenden Erfindung beschrieben sind.
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Gritti, A. et al., Multipotential stem
cells from the adult mouse brain proliferate and self-renew in response
to basic fibroblast growth factor, J. Neurosci. 16, 1091-1100 (1996)40.
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Diese
Autoren berichten über
die Isolierung und Propagierung multipotenter Stammzellen aus der
subventrikulären
Zone von adultem Gehirn unter Verwendung von bFGF. Ein signifikanter
Unterschied in den von Gritti et al. verwendeten Kulturbedingungen
ist, dass die Zellen als aggregierte sphärische Gebilde ohne Anhaftung
an die Plattenoberfläche
einer Propagierung unterzogen werden. Die Kulturbedingungen gemäß Gritti et
al. erfordern diese unter Verwendung von entweder bFGF oder epidermalem
Wachstumsfaktor (EGF) durchgeführte
Aggregation von Zellen zu sphärischen
Gebilden als wesentlichen Schritt zur Propagierung multipotenter
Zellen. Allein dieser Aggregationsschritt unterscheidet das beschriebene
Kultursystem wesentlich von jenem der vorliegenden Erfindung. Die
Aggregation fördert
undefinierte Zell-Zell-Wechselwirkungen und führt zu einer unkontrollierbaren
Differenzierung bzw. zu unkontrollierbaren Veränderungen des Zellschicksals,
und alles in allem betrachtet zu einer sehr viel geringeren Expansion
und Differenzierung. Darüber
hinaus ist dieses Kultursystem und das von Gritti et al. erhaltene
Ergebnis auf adultes Gehirn beschränkt, aus welchem eine extrem
geringe Anzahl an Zellen erhalten wurde (105 Zellen
pro Gehirn), und wurde auch nicht auf verschiedene Regionen des
embryonalen Gehirns ausgedehnt.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung gestattet eine Propagierung
von Stammzellen in allen Teilen des sich entwickelnden ZNS sowie
im Striatum des adulten Gehirns. Es verwendet ferner adhärente Kulturen
und vermeidet aktiv einen Zell-Zell-Kontakt und eine hohe Zelldichte.
Im Ergebnis gestattet es eine sehr viel effizientere Expansion der
Zellen in einem undifferenzierten multipotenten Zustand und eine
sehr viel präzisere
und effizientere Kontrolle der Differenzierung expandierter Zellen.
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Reynolds, B. & Weiss, S., Generation of neurons
and astrocvtes from isolated cells of the adult mammalian central
nervous system, Science 255, 1707-1710 (1992)15.
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Reynolds, B., Tetzlaff, W. & Weiss, S., A
multipotent EGF-responsive striatal embryonic progenitor cell produces
neurons and astrocytes, J. Neurosci. 12, 4565-4574 (1992)9.
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Vescovi, A. L., Reynolds, B. A., Fraser,
D. D., und Weiss, S., bFGF regulates the proliferative fate of unipotent (neuronal)
and bipotent (neuronal/astroglial) EGF-generated CNS progenitor cells, Neuron
11, 951-966 (1993)41.
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Diese
drei Studien beschreiben die ursprünglichen Sphärenkulturen
neuronaler Vorläuferzellen
aus adultem und embryonalem Gehirn unter Verwendung von EGF (epidermaler
Wachstumsfaktor). Die expandierten Zellen differenzieren zu Neuronen
und Astrozyten, jedoch nicht zu Oligodendrozyten, weshalb angenommen
wird, dass sie eher eine bipotente Population darstellen als eine
multipotente Population. Eine weitere charakteristische Eigenschaft
der Zellen ist, dass sie lediglich auf EGF und insbesondere nicht
auf bFGF ansprechen, während
ZNS-Stammzellen sowohl auf EGF als auch auf bFGF in ähnlicher
Weise ansprechen. Wiederum sind die für die sphärischen Gebilde verwendeten
Kulturbedingungen nicht mit jenen vergleichbar, welche im Rahmen
der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden, da sie eine Zellaggregation
erfordern, für welche
angenommen wird, dass viele zusätzliche
undefinierte Wechselwirkungen auftreten.
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Ahmed, S., Revnolds, B. A., und Weiss,
S., BDNF enhances the differentiation but not the survival of CNS
stem cell-derived neuronal precursors, J. Neurosci. 15, 5765-5778 (1995)42.
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Dieses
Dokument berichtet über
die Wirkung von aus Gehirn stammendem Wachstumsfaktor (BDNF) auf
Sphärenkulturen
embryonaler neuraler Vorläuferzellen,
welche unter Verwendung von EGF einer Propagierung unterzogen wurden.
Es wird keine weitere Verbesserung des Kultursystems per se beschrieben.
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Svendsen, C. N., Fawcett, J. W., Bentlage,
C. & Dunnett,
S. B., Increased survival of rat EGF-generated CNS precursor cells
using B27 supplemented medium, Exp. Brain Res. 102, 407-414 (1995)36.
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Diese
Studie nutzt die vorstehend beschriebene Sphärenkultur mit EGF, um ein kommerziell
erhältliches,
als „B27" bezeichnetes Medienergänzungsmittel
zu untersuchen. Die Studie berichtet lediglich, dass die Verwendung
von B27 das Überleben
von Zellen (nicht das Überleben
von Neuronen) in einer Mischkultur, welche Neuronen, Astrozyten
und Oligodendrozyten enthält,
verbessert.
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Kilpatrick, T. J. und Bartlett, P. F.,
Cloning and growth of multipotential neural precursors: requirements
for proliferation and differentiation, Neuron 10, 255-265 (1993)43.
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Die
Autoren berichten über
das Vorkommen multipotenter Vorläuferzellen
im Telencephalon des Stadiums E10 von Mäusen durch Kultivieren einzelner
Zellen aus dem Gehirn in bFGF plus Serum. Die Ergebnisse basierten
auf 700 Zellen, welche klonal für
10 Tage expandiert wurden, wobei einige hiervon, wenn sie in Gegenwart
von bFGF, Serum und Astrozyten-konditioniertem Medium einer Differenzierung
unterzogen wurden, Neuronen bilden können. Es wurde keine Expansion
bezüglich
der Masse der Zellen beobachtet.
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Kilpatrick, T. J. und Bartlett, P. F.,
Cloned multipotential precursors from the mouse cerebrum require
FGF-2, whereas glial restricted precursors are stimulated with either
FGF-2 or EGF, J. Neurosci. 15, 3653-3661 (1995)44.
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Die
Autoren nutzten das in der vorstehend beschriebenen Literaturstelle43 angegebene klonale Kultursystem, um die
mitogene Wirksamkeit von bFGF und EGF auf cortikale Zellen aus Embryonen
des Stadiums E10 und E17 zu untersuchen. Wiederum sind die Kulturbedingungen
strikt auf eine Mikrokultur in Serum-enthaltendem Medium ausgelegt, um die
Existenz unterschiedlicher Vorläuferzellen
im sich entwickelnden Gehirn zu belegen. Über eine Expansion bezüglich der
Masse, eine Langzeitkultur oder ein systematisches Differenzierungsprotokoll
wird nicht berichtet.
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Baetge, E. E., Neural stem cells for CNS
transplantation, Ann. N. Y. Acad. Sci. 695, 285 (1993)45.
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Dieses
stellt ein kurzes Übersichtsdokument
dar, welches verschiedene Studien zusammenfasst, die auf eine Isolierung
von Vorläuferzellen
und ihren Derivaten in Kultur gerichtet sind. Es ist in gewisser
Weise veraltet, wobei die meisten der als relevant erachteten zitierten
Originalstudien vorstehend erläutert
wurden.
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Bartlett, P. F. et al., Regulation of
neural precursor differentiation in the embryonic and adult forebrain,
Clin. Exp. Pharm. Physiol. 22, 559-562 (1995)46.
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Dieses
stellt ebenfalls ein kurzes Übersichtsdokument
dar, welches hauptsächlich
frühere
Arbeiten aus dem Laboratorium der Autoren in Bezug auf ihre Studien
an Mikrokulturen zusammenfasst, wobei die Differenzierungspotentiale
bestimmter Klone von Vorläuferzellen
in Gegenwart von saurem FGF (aFGF), bFGF, Serum und/oder Astrozyten-konditioniertem
Medium untersucht werden.
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Darüber hinaus
berichteten Sabate et al.32 über die
Kultivierung eines humanen neuralen Vorläufers mit undefinierter Differenzierungsfähigkeit.
Davis und Temple6 belegten die Existenz
multipotenter Stammzellen im Cortex, indem sie diese für kurze
Zeit mit Epithelzellen co-kultivierten (alles in allem weniger als
100 Zellen).
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Die
Zelldifferenzierung konnte allerdings in keiner der angegebenen
Studien gesteuert werden, was eine Analyse ihrer linienbedingten
Beziehungen sowie der Mechanismen, welche das Zellschicksal regulieren, ausschloss.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur effizienten Propagierung
der undifferenzierten Keimzellen, d. h. Stammzellen des zentralen
Nervensystems (ZNS), in Kultur bereit und definiert Bedingungen,
um die undifferenzierten Zellen effektiv in reife Zelltypen zu überführen. Diese
undifferenzierten Zellen oder „ZNS-Stammzellen" zeigen die multipotente
Fähigkeit,
zu allen drei bedeutenden Zelltypen eines reifen Gehirns – Neuronen,
Astrozyten und Oligodendrozyten – zu differenzieren. Darüber hinaus
ermöglichen
die gleichen Kulturbedingungen eine Isolierung, Expansion und Differenzierung äquivalenter
multipotenter Zellen aus dem adulten Gehirn.
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Seit
dem Zeitpunkt der ursprünglichen
Offenbarung sind zusätzliche
Berichte erschienen. Die neuesten Forschungen in Bezug auf ZNS-Stammzellen
und neurale Vorläuferzellen
sowie deren Verwendung waren Gegenstand weiterer Übersichtsartikel47-52. Darüber hinaus berichteten Reynolds
und Weiss53, dass embryonale striatale Vorläuferzellen,
welche unter Verwendung von EGF als sphärische Gebilde erzeugt wurden,
in der Lage waren, zu allen drei Zelltypen, umfassend Oligodendrozyten,
Astrozyten und Neuronen, zu differenzieren. Die Häufigkeit
der auf EGF ansprechenden Zellen war auf lediglich 1% der ursprünglichen
Primärkultur beschränkt. Eine
Subklonierung zur Etablierung der Selbsterneuerung war zweifelhaft,
da bis zu 500 Zellen/Vertiefung zur Erzeugung der sekundären „Klone" verwendet wurden.
Die Differenzierung der Zellen wurde durch Einbringen von 1% Serum
in das Medium induziert. Allerdings wurden keinerlei Daten in Bezug
auf aus einzelnen Zellen stammende Klone präsentiert, welche alle drei
Zelltypen zeigen.
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Weiss
et al.54 berichteten, dass multipotente
ZNS-Stammzellen aus adulter Wirbelsäule sowie aus dritten und vierten
Ventrikeln unter Verwendung einer Kombination von EGF und bFGF,
jedoch nicht mit jeweils ausschließlich einem hiervon, isoliert
werden können.
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Svendsen
et al.55 berichteten, dass neurale Vorläuferzellen,
welche aus dem Striatum und dem Mesencephalon von 16 Tage alten
Rattenembryonen (E16) isoliert worden waren, nicht zu Neuronen differenzierten,
wenn sie in läsioniertes
Gehirn von adulten Ratten eingepflanzt wurden. Sie berichteten ferner,
dass Mesencephalonzellen, welche mittels EGF erzeugt worden waren,
nicht jedoch striatale Zellen, zu Tyrosinhydroxylase (TH)-positiven
Neuronen differenzierten, wenn auch ihn sehr geringer Anzahl (0.002%).
Es wurde keine Charakterisierung von Zellen in vitro vorgenommen,
um sicher zu stellen, dass die verwendete Primärkultur keine aus dem Gewebe
eingebrachten postmitotischen Neuronen enthält, insbesondere in Anbetracht
dessen, dass das Ergebnis lediglich mit Geweben des Stadiums E16
erhalten werden konnte, in welchem die meisten TH-Zellen bereits
geboren sind.
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Schinstine
und Iacovitti56 berichteten, dass einige
der aus neuralen Vorläuferzellen,
welche mittels EGF erzeugt worden waren, stammenden Astrozyten neuronale
Antigene wie beispielsweise Tau und MAP2 exprimierten. Qian et al.57 berichteten, dass unterschiedliche Konzentrationen
an bFGF die Proliferation stammzellähnlicher Zellen aus Cortex
des Stadiums E10 von Mäusen
mit variierenden Differenzierungspotentialen bewirken, welche von
ausschließlich
neuronal bis multipotent reichen.
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Palmer
et al.65 berichteten, dass multipotente
ZNS-Stammzellen aus dem Hippocampus von adulten Ratten isoliert
werden können.
84% der von ihnen expandierten Zellen zeigten allerdings eine Co-Expression von
MAP2c und O4, welche Marker unreifer neuronaler und oligodendroglialer
Zellen darstellen. Lediglich 0.2% waren MAP2ab-positiv, und weniger
als 0.01% waren in Bezug auf andere neuronale Marker, wie beispielsweise
Tau und Neurofilament 200, positiv. Derartige Eigenschaften unterscheiden
sich deutlich von den in den Beispielen der vorliegenden Erfindung
beschriebenen Eigenschaften.
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Finley
et al.66 berichteten, dass die aus Maus
stammende embryonale Karzinomzelllinie P19 eine neuronale Polarität ausbilden
und elektrophysiologisch aktiv sein kann, wenn sie mittels Retinolsäure und
Serum induziert wird. Strubing et al.67 berichteten,
dass embryonale Stammzellen, welche in Serum-enthaltendem Medium
aufgezogen worden waren, in vitro zu elektrophysiologisch aktiven
Neuronen differenzieren können. Okabe
et al.68 berichteten ebenfalls von einer
Differenzierung einiger embryonaler Stammzellen zu Neuronen in vitro.
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Gritti
et al.40 berichteten, dass multipotente
Stammzellen mittels EGF und bFGF aus dem Subependym von adulten
Mäusen
isoliert werden können,
welche nach Differenzierung elektrophysiologisch aktiv sein können und
eine Immunreaktivität
gegenüber
GABA, Glutamat und ChAT, nicht jedoch gegenüber anderen Substanzen, zeigen.
Die Häufigkeit
derartiger Neuronen wurde allerdings nicht dokumentiert, weshalb
sich eine Sicherstellung dessen, wie effizient die neuronale Reifung
war, schwierig gestaltet. Darüber
hinaus wurden diese aus sich teilenden Stammzellen erhaltenen neuronalen
Phänotypen
nicht direkt mittels BrdU-Markierung nachgewiesen.
Dies ist besonders relevant, da Aggregatkulturen in Bezug auf eine
Kontamination mit primären Neuronen
aus dem Gewebe extrem anfällig
sind, was sich über
mehrere Passagen überträgt. In der
Tat legten Weiss et al.49 dar, dass lediglich
GABA-positive Zellen aus ihren Kulturen erhalten werden können. Die
meisten der GABA-positiven Zellen können Oligodendrozyten sein.
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Feldman
et al.69 berichteten über elektrophysiologische Studien
an neuralen Vorläuferzellen
aus Ratten, welche mittels EGF erzeugt worden waren. Sie stellten
fest, dass die meisten, wenn nicht gar alle elektrophysiologisch
aktiven Zellen in der Tat nicht-neuronal sind, und dass Gliazellen
keine spannungssensitiven Na-Kanäle
enthalten, welche Aktionspotential-ähnliche Leitfähigkeiten
hervorrufen.
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Ergebnisse
wie diese veranschaulichen, dass die Identifizierung von ZNS-Stammzellen, das
Definieren von Bedingungen, welche die Eigenschaften von ZNS-Stammzellen über einen
längeren
Zeitraum stabil aufrechterhalten, und das Kontrollieren ihrer Differenzierung
zu reifen Zelltypen für
den Fachmann weder nahe liegend noch vorhersagbar ist.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung offenbart eine in vitro-Kultur von Stammzellen
aus dem zentralen Nervensystem eines Säugers, ein Verfahren zur in
vitro-Kultivierung der Stammzellen, sowie ein Verfahren zur Differenzierung
der Stammzellen.
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In
der in vitro-Kultur von Stammzellen aus dem zentralen Nervensystem
eines Säugers
behalten die Stammzellen die multipotente Fähigkeit zur Differenzierung
zu Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten bei. Die Stammzellen
können
aus Gewebe aus dem zentralen Nervensystem eines Menschen, eines
Fötus oder
eines Erwachsenen, stammen. Weiterhin kann das Gewebe aus dem zentralen
Nervensystem Hippocampus, Großhirnrinde,
Striatum, Septum, Diencephalon, Mesencephalon, Rautenhirn oder Wirbelsäule sein.
-
Weiterhin
können
die Stammzellen zu reifen Neuronen differenzieren, welche eine Axon-Dendrit-Polarität, synaptische
Enden, und eine Lokalisierung von Proteinen, die an der Synaptogenese
und an synaptischer Aktivität
beteiligt sind, umfassend Neurotransmitter-Rezeptoren, Transporter
und Prozessierungsenzyme, aufweisen. Darüber hinaus behalten die Stammzellen
ihre Fähigkeit
zur Erzeugung neuronaler Subtypen mit molekularen Unterschieden
zwischen den Subtypen bei.
-
Bereitgestellt
wird ein Verfahren zur in vitro-Kultivierung von Stammzellen, wobei
die Stammzellen die multipotente Fähigkeit zur Differenzierung
zu Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten beibehalten, wobei die
Zellen aus dem zentralen Nervensystem:
- a) durch
mechanisches Triturieren dissoziiert werden,
- b) in einer optimalen ursprünglichen
Dichte von 1 × 106 Zellen (aus Hippocampus und Septum) oder
1.5 × 106 Zellen (aus anderen Regionen des ZNS) pro
10 cm-Platte, welche mit Polyornithin und Fibronektin vorbeschichtet
ist, ausplattiert werden,
- c) in vollständiger
Abwesenheit von Serum kultiviert werden,
- d) täglich
mit einem Wachstumsfaktor ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus
i) basischem Fibroblastenwachstumsfaktor
(bFGF) in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
ii)
EGF in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
iii) TGF-alpha
in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml, und
iv) saurem
FGF (aFGF) in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml plus 1 μg/ml Heparin,
versetzt
werden,
- e) alle zwei Tage 100% des Kulturmediums durch frisches Medium
ersetzt wird,
- f) alle vier Tage nach Ausplattieren durch Behandeln der kultivierten
Zellen mit Kochsalzlösung
und Abkratzen der Zellen von der Platte passagiert werden, und
- g) passagierte Zellen mit 0.5 × 106 Zellen
pro 10 cm-Platte, welche mit Polyornithin und Fibronektin vorbeschichtet
ist, erneut ausplattiert werden.
-
Das
Verfahren ist auf Stammzellen anwendbar, welche aus Gewebe aus dem
zentralen Nervensystem eines Menschen, eines Fötus oder eines Erwachsenen,
stammen. Wiederum kann das Gewebe aus dem zentralen Nervensystem
Hippocampus, Großhirnrinde,
Striatum, Septum, Diencephalon, Mesencephalon, Rautenhirn oder Wirbelsäule sein.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Expansion und in vitro-Kultivierung von Stammzellen aus dem zentralen
Nervensystem eines Säugers,
wobei die Stammzellen die multipotente Fähigkeit zur Differenzierung zu
Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten beibehalten, umfasst die
Schritte:
- a) Dissoziieren von Zellen aus Gewebe
des zentralen Nervensystems durch mechanisches Triturieren in Abwesenheit
zweiwertiger Kationen,
- b) Kultivieren der auf einer Platte anhaftenden dissoziierten
Zellen in einem chemisch definierten, serumfreien Kulturmedium,
- c) Ausplattieren von dissoziierten Zellen in einer Dichte, welche
20 000 Zellen/cm2 nicht übersteigt, und erneutes Ausplattieren
der kultivierten Zellen in nachfolgenden Passagen in einer Dichte,
welche 10 000 Zellen/cm2 nicht übersteigt,
- d) tägliches
Hinzufügen
eines Wachstumsfaktors ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus
i) bFGF in einer Konzentration
von mindestens 10 ng/ml,
ii) EGF in einer Konzentration von
mindestens 10 ng/ml,
iii) TGF-alpha in einer Konzentration
von mindestens 10 ng/ml, und
iv) aFGF in einer Konzentration
von mindestens 10 ng/ml plus 1 μg/ml
Heparin,
zu den kultivierten Zellen,
- e) Ersetzen des Kulturmediums durch frisches Medium alle zwei
Tage,
- f) Passagieren der kultivierten Zellen innerhalb von vier Tagen
nach Ausplattieren, so dass eine 50%ige Konfluenz nicht überschritten
wird, und
- g) Passagieren der kultivierten Zellen durch Behandeln der kultivierten
Zellen mit Kochsalzlösung,
welche frei von zweiwertigen Kationen ist, und Abkratzen der Zellen
von der Platte.
-
Die
Anmeldung offenbart ferner ein Verfahren zur Differenzierung einer
in vitro-Kultur von Stammzellen aus dem zentralen Nervensystem eines
Säugers,
wobei die Stammzellen die multipotente Fähigkeit zur Differenzierung
zu Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten beibehalten, wobei
die Zellen aus dem zentralen Nervensystem:
- a)
durch mechanisches Triturieren dissoziiert werden,
- b) in einer optimalen ursprünglichen
Dichte von × 10S Zellen (aus Hippocampus und Septum) oder
1.5 × 10S Zellen (aus anderen Regionen des ZNS) pro
10 cm-Platte, welche mit Polyornithin und Fibronektin vorbeschichtet
ist, ausplattiert werden,
- c) in vollständiger
Abwesenheit von Serum kultiviert werden,
- d) täglich
mit einem Wachstumsfaktor ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus
i) basischem Fibroblastenwachstumsfaktor
(bFGF) in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
ii)
EGF in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
iii) TGF-alpha
in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml, und
iv) saurem
FGF (aFGF) in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml plus 1 μg/ml Heparin,
versetzt
werden,
- e) alle zwei Tage 100% des Kulturmediums durch frisches Medium
ersetzt wird,
- f) alle vier Tage nach Ausplattieren durch Behandeln der kultivierten
Zellen mit Kochsalzlösung
und Abkratzen der Zellen von der Platte passagiert werden,
- g) passagierte Zellen mit 0.5 × 106 Zellen
pro 10 cm-Platte, welche mit Polyornithin und Fibronektin vorbeschichtet
ist, erneut ausplattiert werden, und
- h) der Wachstumsfaktor entweder durch Spülen der Zellen mit Kochsalzlösung oder
durch Behandeln mit Trypsin und anschließend mit Trypsin-Inhibitor
entfernt wird, und die Zellen anschließend in dem serumfreien Medium
ohne den Wachstumsfaktor weiter kultiviert werden.
-
Weiterhin
kann die Differenzierung durch Hinzufügen eines zweiten Wachstumsfaktors
zu den kultivierten Zellen entweder vor oder nach Entfernen des
ersten Wachstumsfaktors von den kultivierten Zellen spezifisch gesteuert
werden. Der zweite oder hinzugefügte
Wachstumsfaktor kann Blutplättchen-Wachstumsfaktor (PDGF),
ciliärer
neurotropher Faktor (CNTF), Leukämie
inhibierender Faktor (LIF) oder Thyroidhormon, Iodthyronin (T3),
sein.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Differenzierung einer in vitro-Kultur von Stammzellen aus dem zentralen
Nervensystem eines Säugers,
wobei die Stammzellen die multipotente Fähigkeit zur Differenzierung zu
Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten beibehalten, umfasst die
Schritte:
- a) Dissoziieren von Zellen aus Gewebe
des zentralen Nervensystems durch mechanisches Triturieren in Abwesenheit
zweiwertiger Kationen,
- b) Kultivieren der auf einer Platte anhaftenden dissoziierten
Zellen in einem chemisch definierten, serumfreien Kulturmedium,
- c) Ausplattieren von dissoziierten Zellen in einer Dichte, welche
20 000 Zellen/cm2 nicht übersteigt, und erneutes Ausplattieren
der kultivierten Zellen in nachfolgenden Passagen in einer Dichte,
welche 10 000 Zellen/cm2 nicht übersteigt,
- d) tägliches
Hinzufügen
eines ersten Wachstumsfaktors ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus
i) bFGF in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
ii)
EGF in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml,
iii) TGF-alpha
in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml, und
iv) aFGF
in einer Konzentration von mindestens 10 ng/ml plus 1 μg/ml Heparin,
zu
den kultivierten Zellen,
- e) Ersetzen des Kulturmediums durch frisches Medium alle zwei
Tage,
- f) Passagieren der kultivierten Zellen innerhalb von vier Tagen
nach Ausplattieren, so dass eine 50%ige Konfluenz nicht überschritten
wird,
- g) Passagieren der kultivierten Zellen durch Behandeln der kultivierten
Zellen mit Kochsalzlösung,
welche frei von zweiwertigen Kationen ist, und Abkratzen der Zellen
von der Platte, und
- h) Entfernen des ersten Wachstumsfaktors von den kultivierten
Zellen, wobei das Entfernen zur Differenzierung der kultivierten
Zellen zu Neuronen, Astrozyten und/oder Oligodendrozyten führt.
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Die
vorliegende Anmeldung offenbart ferner eine in vitro-Kultur regionspezifischer,
terminal differenzierter reifer Neuronen, welche aus Kulturen multipotenter
ZNS-Stammzellen
eines Säugers
stammen, sowie ein in vitro-Kultivierungsverfahren zur Erzeugung
der differenzierten Neuronen.
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Im
Rahmen des Verfahrens zur in vitro-Erzeugung regionspezifischer,
terminal differenzierter reifer Neuronen aus Kulturen multipotenter
ZNS-Stammzellen eines Säugers
werden multipotente ZNS-Stammzellen aus einer spezifischen Region
in einem chemisch definierten, serumfreien Kulturmedium, welches
einen Wachstumsfaktor enthält,
kultiviert; wird das Medium durch Wachstumsfaktor-freies Medium
ersetzt; werden die Stammzellen durch Trypsinierung geerntet, in
einer Dichte von zwischen 100 000 und 250 000 Zellen pro Quadratzentimeter
ausplattiert, und in einem Glutaminsäure-freien, chemisch definierten,
serumfreien Kulturmedium kultiviert. Die spezifische Region des
ZNS, aus welcher die multipotenten Stammzellen stammen, ist aus
der Gruppe bestehend aus Cortex, olfaktorisches Tuberkel, Retina,
Septum, lateraler Ganglienhügel,
medialer Ganglienhügel,
Amygdala, Hippocampus, Thalamus, Hypothalamus, ventrales und dorsales
Mesencephalon, Hirnstamm, Cerebellum und Wirbelsäule ausgewählt.
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Darüber hinaus
kann das chemisch definierte, serumfreie Kulturmedium aus N2 (DMEM/F12,
Glucose, Glutamin, Natriumbicarbonat, 25 μg/ml Insulin, 100 μg/ml humanes
Apotransferrin, 25 nM Progesteron, 100 μM Putrescin, 30 nM Natriumselenit,
pH 7.28) oder N2-modifiziertem Medium ausgewählt sein.
Der Wachstumsfaktor kann aus der Gruppe bestehend aus bFGF, EGF,
TGF-alpha und aFGF ausgewählt
sein.
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Weiterhin
kann das Glutaminsäure-freie,
chemisch definierte, serumfreie Kulturmedium mit zwischen 10-100
ng/ml an aus Gehirn stammendem neurotrophem Faktor ergänzt sein.
Das Verfahren ist auf multipotente ZNS-Stammzellen anwendbar, welche
aus Gewebe aus dem zentralen Nervensystem eines beliebigen Säugers, umfassend
Ratte und Mensch, stammen.
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Die
vorliegende Anmeldung offenbart ferner in vitro-Kulturen regionspezifischer,
terminal differenzierter reifer Neuronen, welche aus Kulturen von
multipotenten ZNS-Stammzellen
eines Säugers
aus einer spezifischen Region des ZNS stammen. Der spezifische Bereich,
aus welchem die multipotenten Stammzellen stammen, ist aus der Gruppe
bestehend aus Cortex, olfaktorisches Tuberkel, Retina, Septum, lateraler
Ganglienhügel,
medialer Ganglienhügel,
Amygdala, Hippocampus, Thalamus, Hypothalamus, ventrales und dorsales
Mesencephalon, Hirnstamm, Cerebellum und Wirbelsäule ausgewählt. Gleichermaßen kann
die in vitro-Kultur regionspezifischer, differenzierter Neuronen
aus beliebigen multipotenten ZNS-Stammzellen eines Säugers, umfassend
Ratte und Mensch, stammen.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1A zeigt
die kontrollierte Differenzierung von ZNS-Stammzellen bei hoher
Dichte. Sich schnell teilende Nestin-positive Vorläuferzellen
wurden während
der letzten 24 Stunden der Proliferation mit BrdU markiert. Anschließend wurde
die Differenzierung durch Entzug von bFGF (Tag 0) initiiert und
für bis
zu 6 Tage fortgeführt.
Zu den angegebenen Zeitpunkten wurden die Zellen fixiert und auf
BrdU sowie auf neuronale Antigene gefärbt. Die Verhältnisse
der Zellen, welche auf BrdU und jedes neuronale Antigen doppelgefärbt wurden,
zur Gesamtzahl an BrdU-positiven
(BrdU+)-Zellen sind dargestellt. Bis zu
50% an BrdU+-Zellen exprimierten neuronale
Antigene, wobei deren Expression zeitabhängig war. MAP2-positiv (MAP2+), ausgefüllter Kreis; TuJ1-positiv (TuJ1+), graue Raute; Neurofilament L-positiv (Neurofilament
L+), nicht-ausgefülltes Quadrat; Neurofilament
M-positiv (Neurofilament M+), ausgefülltes Dreieck.
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1B zeigt
die Anteile von MAP2+-Neuronen (•), GalC+-Oligodendrozyten (+), und GFAP+-Astrozyten
(o) in differenzierten Klonen. Klone verschiedener Größen im Bereich
von 39 Zellen bis 2800 Zellen wurden für 6 Tage einer Differenzierung
unterzogen und unter Verwendung von Doppelimmunhistochemie in Bezug auf
zwei Zelltypen pro Klon analysiert. Eine partielle Liste ist in
Tabelle I angegeben, und die Immunfärbung ist in 3 dargestellt.
Die Anzahl an Neuronen erhöhte
sich mit steigender Klongröße und begründete 50%
des Klons.
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1C zeigt
einen Vergleich der mitogenen Wirksamkeiten von epidermalem Wachstumsfaktor
(EGF) und basischem Fibroblastenwachstumsfaktor (bFGF). Zellen (ursprüngliche
Dichte von 1 × 104 pro Platte), welche aus Hippocampus (HI)
des Stadiums E16, Cortex (CTX) und Striatum (ST) des Stadiums E14,
und adulter subependymaler Schicht (adult) akut dissoziiert worden
waren, wurden entweder mit EGF (20 ng/ml) oder mit bFGF (10 ng/ml)
expandiert. Die Kolonien, welche nach 10 Tagen Expansion entstanden,
wurden auf Nestin, ein als Zwischenstufe auftretendes Filamentprotein,
welches für
ZNS-Vorläuferzellen
charakteristisch ist13,14, gefärbt. Die
relative Anzahl an Kolonien, welche den Mittelwert aus mindestens
zwei Experimenten für
jede Region bilden, sind dargestellt (bFGF = 1). Zwanzig- bis fünfzigmal
mehr Nestin+-Kolonien pro Platte waren vorhanden,
wenn die embryonalen Zellen in bFGF (gepunkteter Balken) anstelle
in EGF (gestrichelter Balken) aufgezogen wurden. Bei hohen Dichten
(1 × 106 und 2.5 × 106)
ergab die bFGF-Bedingung eine 10-mal höhere Anzahl an BrdU+/Nestin+-Zellen
als EGF. Beide Wachstumsfaktoren waren für die adulten Zellen gleichermaßen mitogen.
Wurden EGF- und bFGF-expandierte Klone einer Differenzierung unterzogen,
wurden Neuronen und Oligodendrozyten in ähnlichen Mengen gefunden. Allerdings
führten
mit EGF expandierte Klone zu einer signifikant höheren Anzahl an GFAP+-Astrozyten.
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Die 2A-D
zeigen einen typischen Klon von ZNS-Stammzellen. Die Zellen wurden
innerhalb von 24 Stunden nach Ausplattieren vor der ersten Mitose
mittels eines Kreises auf der Platte markiert und anschließend für bis zu
10 Tage expandiert (2A). Eine vergrößerte Ansicht
eines weiteren Klons vor der Differenzierung, welcher mit anti-Nestin-Antikörper immungefärbt wurde,
ist in 2B dargestellt. Besonders erwähnenswert
ist die homogene radiale Morphologie der Nestin-positiven Zellen, welche im Einklang
mit der in vivo in Neuroepithel beobachteten Nestin-positiven Morphologie
steht. 2C zeigt einen Schwesterklon
bei geringer Vergrößerung,
welcher für
6 Tage einer Differenzierung unterzogen und mit einem Neuronen-spezifischen
Antikörper,
TuJ1, immungefärbt
wurde. Besonders erwähnenswert
ist die weit verbreitete und nicht-lokalisierte Anwesenheit TuJ1-positiver Neuronen
im gesamten Klon. Eine vergrößerte Ansicht
der gleichen Zellen ist in 2D dargestellt.
Die TuJ1-positiven Zellen nehmen eine typisch neuronale Morphologie
an. In den nicht-neuronalen TuJ1-negativen Zellen sind heterogene
Morphologien ersichtlich.
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Die 3A-J
zeigen Beispiele repräsentativer
Klone embryonaler hippocampaler Zellen (3A, 3C, 3E, 3G, 3I)
sowie adulter subependymaler Zellen (3B, 3D, 3F, 3H, 3J),
welche mit Kombinationen von Antikörpern doppelgefärbt wurden,
um unterschiedliche Zelltypen innerhalb einzelner Klone kenntlich
zu machen: anti-MAP2,
neuronal; anti-GalC, oligodendrozytisch; anti-GFAP, astrozytisch.
Die zwei Immunreaktionen wurden aufeinander folgend entwickelt und
unter Verwendung zweier verschiedener Chromogene mittels alkalische
Phosphatase-Reaktion (blau, durch Pfeile gekennzeichnet) bzw. Meerrettichperoxidase-Reaktion
(rot, durch Pfeilspitzen gekennzeichnet) voneinander unterschieden.
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Die
Zellen in den 3A und 3B wurden
mit anti-MAP2 (neuronal, Pfeile) und anti-GFAP (astrozytisch, Pfeilspitzen)
doppelgefärbt
und zeigen, dass aus embryonalem oder adultem Gehirn stammende,
mit bFGF expandierte Klone sowohl zu Neuronen als auch zu Astrozyten
differenzieren. (Oligodendrozyten werden im Rahmen dieser Färbung nicht
gefärbt).
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Die
Zellen in den 3C und 3D wurden
mit anti-GalC (oligodendrozytisch, Pfeile) und anti-GFAP (astrozytisch,
Pfeilspitzen) doppelgefärbt
und zeigen, dass aus embryonalem oder adultem Gehirn stammende,
mit bFGF expandierte Klone sowohl zu Oligodendrozyten als auch zu
Astrozyten differenzieren. (Neuronen werden im Rahmen dieser Färbung nicht
gefärbt).
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Die 3E und 3F zeigen
Klone, welche in Gegenwart von Blutplättchen-Wachstumsfaktor (PDGF) einer Differenzierung
unterzogen wurden. Die Zellen wurden mit anti-MAP2 (neuronal, Pfeile)
und anti-GFAP (astrozytisch) doppelgefärbt. Die meisten Zellen waren
MAP2+, und lediglich einige wenige waren GFAP+.
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Die 3G und 3H zeigen
Klone, welche in Gegenwart von ciliärem neurotrophem Faktor (CNTF) einer
Differenzierung unterzogen wurden. Die Zellen wurden mit anti-MAP2
(neuronal) und anti-GFAP (astrozytisch, Pfeilspitzen) doppelgefärbt. Alle
Zellen waren intensiv GFAP+.
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Die 3I und 3J zeigen
Klone, welche in Gegenwart von Thyroidhormon, Triiodthyronin (T3), einer
Differenzierung unterzogen wurden. Die Zellen wurden mit anti-GalC
(oligodendrozytisch, Pfeile) und anti-GFAP (astrozytisch, Pfeilspitzen)
doppelgefärbt.
Die Anzahl an GFAP+- und insbesondere GalC+-Zellen erhöhte sich. Die Anzahl an MAP2+-Zellen verringerte sich (Tabelle IV).
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4 zeigt
die Differenzierung humaner ZNS-Stammzellen zu Neuronen in einer
Kultur mit hoher Dichte. Mit bFGF expandierte ZNS-Zellen in hoher
Dichte wurden durch Entzug von bFGF („WD") einer Differenzierung unterzogen.
Die Anzahl an Neuronen, welche Tau-Protein exprimierten, wurde in
Kultur unter Verwendung von Immunzytochemie während der Expansionsphase („vor WD") sowie nach der
Differenzierung („nach
WD") bestimmt. Der
dramatische Anstieg postmitotischer Neuronen ausschließlich nach
dem Entzug von bFGF deutet darauf hin, dass sie aus den sich teilenden
Stammzellen erzeugt wurden.
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Die 5A-F
zeigen humane Stammzellen, welche mit Neuronen identifizierendem,
humanspezifischem anti-Tau-Antiserum (Chemicon) gefärbt wurden.
Proliferierende humane ZNS-Stammzellen in Kulturen mit hoher Dichte
exprimieren kein Tau-Protein, einen neuronalen Marker (5A).
Nach 6 Tagen der Differenzierung exprimieren allerdings viele Zellen
mit typisch neuronaler Morphologie hohe Mengen an Tau-Protein (5B).
Um darüber
hinaus zu belegen, dass diese Neuronen in der Tat aus sich teilenden
Stammzellen stammen, wurden die Stammzellen für 24 Stunden unmittelbar vor
dem Entzug von bFGF mit 10 μM
Bromdesoxyuridin (BrdU), einem Mitoseindikator, markiert. Sie wurden anschließend für 6 Tage
einer Differenzierung unterzogen, mit humanspezifischem anti-Tau-Antiserum
(FITC, grün)
und anti-BrdU-Antikörper
(Rhodamin, rot) doppelgefärbt. 5C zeigt
eine stark vergrößerte Ansicht
nachfolgender Tau-positiver
Neuronen, wie anhand der FITC-Fluoreszenz erkennbar ist. 5D zeigt
das gleiche Gesichtsfeld wie 5D; allerdings
wird zur Kenntlichmachung BrdU-positiver
Kerne die Rhodamin-Fluoreszenz detektiert. Die meisten Tau-positiven Neuronen
sind auch BrdU-positiv, was belegt, dass sie vor dem Entzug von
bFGF aus mitotischen Stammzellen erhalten werden.
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Um
die Multipotenz humaner ZNS-Stammzellen weiter zu belegen, wurden
sie in einer Klondichte, wie sie für Nagerzellen beschrieben ist,
kultiviert. 5E zeigt einen typischen Klon
bei geringer Vergrößerung, welcher
für 20
Tage aus einer einzelnen Zelle expandiert, anschließend für 12 Tage
einer Differenzierung unterzogen, und mit dem Neuronen-spezifischen
anti-MAP2-Antikörper
immungefärbt
wurde. Neuronen sind in dem Klon reichlich vorhanden. 5F zeigt
eine vergrößerte Ansicht
des Klons gemäß 5E,
um darauf aufmerksam zu machen, dass die MAP2-positive Zelle eine
typisch neuronale Morphologie aufweist.
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Die 6A-D
belegen eine gesteuerte Differenzierung humaner ZNS-Stammzellen. Humane ZNS-Stammzellen
wurden nach 16 Tagen Expansion für
weitere 20 Tage klonal aufgezogen, und wurden anschließend in
Gegenwart oder Abwesenheit einzelner Faktoren, PDGF (10 ng/ml),
CNTF (10 ng/ml) oder T3 (3 ng/ml), einer Differenzierung unterzogen. 6A zeigt
einen unbehandelten Kontrollklon mit etwa 50% MAP2-positiven Neuronen
(Pfeile) und 2-10% GFAP-positiven
Astrozyten (Pfeilspitzen). 6B zeigt
einen mit PDGF behandelten Klon, in welchem 75% der Zellen MAP2-positive
Neuronen (Pfeile) und 2-10% GFAP-positive
Astrozyten (Pfeilspitzen) sind. 6C zeigt
einen mit CNTF behandelten Klon, in welchem 85% GFAP-positive Astrozyten
(Pfeilspitzen) und lediglich 9% MAP2-positive Neuronen (Pfeile)
sind. 6D zeigt einen mit T3 behandelten
Klon mit erhöhter
Anzahl an O4- und/oder GalC-positiven Oligodendrozyten (Pfeile) und
GFAP-positiven Astrozyten (Pfeilspitzen).
-
Die 7A-7I zeigen,
dass eine große
Anzahl an reifen Neuronen mit korrekter Axon-Dendrit-Polarität und synaptischer
Aktivität
routinemäßig aus
ZNS- Stammzellen
erhalten werden können,
welche über
einen längeren
Zeitraum expandiert worden waren. Hippocampale Stammzellen aus Rattenembryonen
des Stadiums E16 wurden in Kultur für 16 Tage und über 4 Passagen
expandiert. Unmittelbar vor der letzten Passage wurden die sich
schnell teilenden Zellen über
Nacht mit 10 μM
BrdU markiert, unter Verwendung von Trypsin passagiert, und auf
Objektträgern
ausplattiert. Die Zellen wurden für 21 Tage aufrechterhalten,
um eine konstitutive Differenzierung und Reifung von Neuronen zu
ermöglichen.
Anschließend
wurden das Ausmaß der Reifung
sowie die erzeugten neuronalen Subtypen unter Verwendung von Immunzytochemie
analysiert.
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7A:
Neuronen, welche mit TuJ1-Antikörper
gefärbt
wurden, betrachtet bei geringer Vergrößerung (100×), um zu veranschaulichen,
dass die Produktion von Neuronen effizient ist.
-
7B:
Typische Morphologie von Neuronen, welche mittels TuJ1-Antikörpern kenntlich
gemacht wurden (400×).
-
7C:
Typische Morphologie von Neuronen, welche mittels MAP2-Antikörpern kenntlich
gemacht wurden (400×).
-
7D:
Neuronen, welche mittels Synapsin-Antikörper gefärbt wurden. Ausschließlich synaptische Vesikel
enthaltende reife Neuronen sind gefärbt.
-
7E:
BrdU-Färbung.
Alle Zellen in der Kultur, Neuronen und Gliazellen, sind mit BrdU
markiert.
-
7F:
Synapsin- und BrdU-Doppelfärbung.
Reife Synapsin-positive Zellen sind auch BrdU-positiv, was belegt,
dass sie in Kultur aus mitotischen Stammzellen erhalten werden.
-
7G:
Punktförmige
anti-Synapsin-Antikörper-Färbungen
markieren präsynaptische
Axonenden insbesondere in großen,
reifen Neuronen.
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7H:
Die Synapsin-positiven Strukturen stehen in engem Zusammenhang mit
dendritischen Prozessen, wie mittels MAP2-Antikörper-Färbung kenntlich gemacht wurde.
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7I:
MAP2- und Synapsin-Proteine stehen in enger Beziehung, ohne jedoch
co-lokalisiert zu
sein, was auf eine präsynaptische-postsynaptische
Wechselwirkung schließen
lässt.
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8 zeigt, dass aus Stammzellen stammende
Neuronen verschiedene Neurotransmitter-Rezeptoren und Transporter
exprimieren, von welchen angenommen wird, dass sie an der synaptischen
Transmission beteiligt sind, wie mittels RT-PCR nachgewiesen. Über einen
längeren
Zeitraum expandierte Stammzellen, welche aus Cortex des Stadiums
E16 von Nagern stammten, wurden für 14 Tage einer Differenzierung
unterzogen und zur Herstellung von RNA geerntet. Undifferenzierte
Stammzellen wurden ebenfalls hergestellt, um die differenzierungsspezifische
Induktion zu vergleichen. RNA aus Gesamtgehirn einer adulten Ratte
wurde als Positivkontrolle verwendet. Es wurden Primer verwendet,
welche für
die NMDA (N-Methyl-D-aspartat)- und AMPA (α-Amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolpropionsäure)-Familien
von Glutamatrezeptor-Subtypen sowie für verschiedene GABA-Transporter
spezifisch sind. Besonders erwähnenswert
ist die spezifische Induktion von NMDA R1-, AMPA R1- und AMPA R2-Rezeptoren
in differenzierten Zellen.
-
Die 9A-F
zeigen Beispiele typischer Neuronen, welche aus embryonalen hippocampalen
Stammzellen von Ratten stammen und in vitro für 16 Tage expandiert (etwa
16 Zellteilungen verteilt über
vier Passagen) und für
eine Gesamtdauer von 21 Tagen einer Differenzierung unterzogen wurden.
Mitotische ZNS-Stammzellen wurden mit Bromdesoxyuridin (BrdU) für die letzten
24 Stunden vor der Differenzierung pulsmarkiert. Die resultierenden
Neuronen wurden mit Antikörpern
gegen BrdU (9A), MAP2ab (9B) und
Synapsin (9C) dreifach immungefärbt. Die
kombinierte Ansicht der dreifach gefärbten Zelle ist in 9D dargestellt.
Die BrdU-Markierung belegt, dass das differenzierte Neuron aus einer
mitotischen Vorläuferzelle
der Kultur stammt und dass es sich um ein terminal differenziertes
Neuron handelt, da es die mitotische Markierung während der ausgedehnten
Differenzierungsphase beibehielt. MAP2ab stellt ein wohlbekanntes
Neuronen-spezifisches Protein dar, welches lediglich in reifen Neuronen
vorkommt und hauptsächlich in
Dendriten lokalisiert ist. Synapsin stellt ein wohlbekanntes synaptisches
Vesikelprotein dar und ist in Axonen folglich an den synaptischen
Enden lokalisiert. Die dreifach markierten Neuronen, wie sie in 9D dargestellt sind,
belegten, dass über
einen längeren
Zeitraum expandierte mitotische ZNS-Stammzellen terminal zu reifen Neuronen
mit angemessener subzellulärer
Polarisation differenzieren, welche ausgeprägte dendritische (postsynaptische)
und axonale (präsynaptische)
Strukturen enthalten, die man für
vollfunktionelle Neuronen erwartet. Auch andere synaptische Vesikelproteine
lokalisieren im gleichen Muster von punktförmigen Axonenden, welche auf
Soma und Dendriten aufliegen. 9E und 9F zeigen
eine weitere hippocampale ZNS-Stammzelle, welche aus einem reifen
Neuron stammt, das auf Synaptophysin bzw. MAP2ab doppelgefärbt ist.
-
10 zeigt
ein Feld von Neuronen aus hippocampalen ZNS-Stammzellen, betrachtet
unter Verwendung von Transmissionselektronenmikroskopie. Die reichliche
Anwesenheit von Synapsen, welche synaptische Vesikel und postsynaptische
Dichten enthalten, ist offenkundig.
-
Die 11A-D zeigen intrazelluläre elektrophysiologische Aufnahmen
von einzelnen Neuronen, welche aus septalen ZNS-Stammzellen des
Stadiums E15.5 von Ratten erhalten wurden. Im Einklang mit der Morphologie
zeigen diese Aufnahmen, dass die aus ZNS-Stammzellen erhaltenen
neuronalen Netzwerke auch elektrophysiologisch aktiv sind. Wurden
einzelne Zellen mit einer Elektrode stimuliert, übertrugen sie folglich Aktionspotentiale
(11A), zeigten die Anwesenheit verschiedener spannungssensitiver
Ionenkanäle (11B), und riefen in Reaktion auf eine Badapplikation
des exzitatorischen Neurotransmitters Glutamat exzitatorische und
inhibitorische postsynaptische Potentiale hervor (11C und D). Diese Beispiele belegen zweifelsfrei,
dass ZNS-Stammzellen zu terminal differenzierten, elektrophysiologisch
funktionellen neuronalen Netzwerken führen.
-
Verschiedene
neuronale Phänotypen,
welche in vivo beobachtet werden, werden aus den ZNS-Stammzellkulturen
erhalten. Beispiele einiger dieser neuronalen Phänotypen sind in den 12-18 und in
Tabelle VII dargestellt.
-
12 zeigt die Expression der Dopamin-Rezeptoren
D1 und D2 von ZNS-Stammzellen,
welche aus lateralem und medialem Ganglienhügel des Stadiums E15.5 isoliert
worden waren. Gesamt-RNAs wurden aus entsprechenden ZNS-Stammzellkulturen
isoliert, welche für
unterschiedliche Zeiträume
einer Differenzierung unterzogen worden waren (0-20 Tage). Dargestellt
ist das Elektrophoresemuster der mittels RT-PCR (reverse Transkription-Polymerasekettenrektion)
amplifizierten DNA. Die Ergebnisse aus fünf unabhängigen Kulturzubereitungen,
welche parallel auf einem einzelnen Gel getrennt wurden, sind dargestellt.
Die Nummern über den
Bahnen kennzeichnen die Tage der Differenzierung. D1 = Dopamin-Rezeptor
D1; D2 = Dopamin-Rezeptor D2.
-
Die 13A-D zeigen cholinerge Neuronen aus septalen
ZNS-Stammzellen. ZNS-Stammzellen, welche aus Septum des Stadiums
E16 stammten, wurden für
18-21 Tage einer
Differenzierung unterzogen. Die cholinergen Neuronen wurden unter
Verwendung von Acetylcholinesterase-Histochemie (nicht dargestellt)
sowie Immunfärbung
auf Acetylcholintransferase (13A)
und Acetylcholintransporter (13C)
bewertet. In jedem Fall wurden die ZNS-Stammzellen unmittelbar vor
Wechsel auf Differenzierungsbedingungen für 24 Stunden mit der mitotischen
Markierung BrdU (10 μM)
inkubiert (13B und D).
-
Die 14A-F zeigen Neuropeptid-enthaltende Neuronen,
welche aus ZNS-Stammzellen,
die aus dem lateralen Ganglienhügel
(Striatum) des Stadiums 15.5 von Ratten stammten, erhalten wurden.
Sie zeigen ein Neuropeptid Y-positives (14A),
BrdU-positives (14B) Neuron, ein Met-Enkephalin-positives (14C), BrdU-positives (14D)
Neuron, sowie ein Leu-Enkephalin-positives (14E),
BrdU-positives (14F) Neuron.
-
Die 15A-F zeigen typische Morphologien verschiedener
Subtypen von Neuronen, welche aus ZNS-Stammzellen, die aus dem ventralen
Mesencephalon des Stadiums E12.5 von Ratten stammten, erhalten wurden.
Die 15A und B zeigen ein TH-positives
und BrdU-positives Neuron (15A – TH-Färbung; 15B – BrdU-Färbung).
Die 15C und D zeigen ein weiteres
TH-positives und MAP2ab-positives Neuron (15C – TH-Färbung; 15D – MAP2ab- Färbung). 15E zeigt
Neuronen, welche mit anti-GABA-Antikörper gefärbt sind. 15F zeigt Neuronen, welche unter Verwendung von
Acetylcholinesterase-Histochemie
gefärbt
sind.
-
Die 16A-D zeigen Beispiele von Neuronen aus Stammzellen
der Wirbelsäule. 16A zeigt ein Acetylcholinesterase-positives Neuron,
welches aus ZNS-Stammzellen, die aus der Wirbelsäule des Stadiums E13.5 von
Ratten stammten, erhalten wurde und darüber hinaus BrdU-positiv ist
(16B). Cholinerge Neuronen sind durch Acetylcholintransferase-Färbung dargestellt
(16C) und sind darüber hinaus auch BrdU-positiv
(16D).
-
Die 17A und B zeigen GABAerge Neuronen, welche aus
hippocampalen ZNS-Stammzellen des Stadiums E15.5 von Ratten stammten
und auf Glutaminsäure-Decarboxylase
(17A) und GABA (17B) doppelgefärbt wurden. 17C und D zeigen ein hippocampales, Calretinin-positives
(17C), MAP2ab-positives (17D)
Neuron.
-
Die 18A-F zeigen Neuronen, welche aus ZNS-Stammzellen,
die aus Thalamus und Hypothalamus des Stadiums E13.5 von Ratten
stammten, erhalten wurden. 18A zeigt
thalamische Neuronen, welche auf Tau gefärbt wurden; 18B zeigt das gleiche Gesichtsfeld, welches auf
BrdU gefärbt
wurde. 18C zeigt ein hypothalamisches
Neuron, welches auf Tau gefärbt
wurde; 18D zeigt das gleiche Gesichtsfeld,
welches auf BrdU gefärbt
wurde. Die 18E und F zeigen Synapsin-positive
Neuronen aus thalamischen bzw. hypothalamischen ZNS-Stammzellen.
-
AUSFÜHLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
In
dieser Anmeldung werden Bedingungen definiert, welche in Kultur
eine bis zu 109-fache Expansion bezüglich der Masse sowie eine
kontrollierte Differenzierung multipotenter ZNS-Stammzellen aus
dem embryonalen und adulten Gehirn von Säugern gestatten. In beiden
Fällen
differenzieren Klone, welche aus einzelnen Zellen stammen, zu Neuronen,
Astrozyten und Oligodendrozyten. Die Zugabe einzelner Faktoren kann
den Anteil an Zelltypen innerhalb eines Klons dramatisch verändern.
-
Das
Verfahren zur Isolierung, Propagierung und Differenzierung von ZNS-Stammzellen ist nachstehend
ausführlich
dargelegt. Das Verfahren enthält
vier wesentliche Schritte, welche für eine erfolgreiche Isolierung
und Differenzierung der ZNS-Stammzellen übereinstimmend befolgt werden
müssen.
Die vier wesentlichen Schritte lauten wie folgt:
- (1)
Die ursprüngliche
Dissoziation von Zellen aus Gewebe erfolgt durch mechanisches Triturieren
und nicht durch enzymatischen Verdau. Bei adultem Gewebe ist es
erforderlich, das Gewebe zunächst
enzymatisch zu verdauen und anschließend die Zellen aus dem Gewebe
durch mechanisches Triturieren zu dissoziieren.
-
Triturieren
bedeutet ein behutsames Bewegen von Zellaggregaten verursacht durch
eine Fluidbewegung, welche während
sich wiederholender Pipettierungsvorgänge auftritt und in deren Folge
sich einzelne Zellen lockern und von Nachbarzellen dissoziieren.
Das Triturieren wird in einer Kochsalzlösung durchgeführt, welche
frei von zweiwertigen Kationen ist, deren Abwesenheit das Aufbrechen
von Wechselwirkungen zwischen Zelladhäsionsproteinen auf der Zelloberfläche unterstützt. Sich
schnell teilende Stammzellen in der ventrikulären Zone zeigen lediglich eine
schwache Anhaftung, wobei ein einfaches Entfernen der zweiwertigen Kationen
aus dem Medium und behutsames Bewegen durch Pipettieren ausreichend
sind, um eine Dissoziation des Gewebes in größtenteils einzelne Zellen zu
bewirken. Die Zellen werden anschließend in vollständiger Abwesenheit
von Serum kultiviert. Selbst eine kurze Exposition gegenüber Serum
wirkt sich auf die Differenzierungsfähigkeit der Stammzellen schädlich aus,
so dass sie nicht länger
in der Lage sind, zu Neuronen und Oligodendrozyten zu differenzieren.
Eine Vorbeschichtung der Platten mit Poly-L-Ornithin und Fibronektin
fördert
die Adhäsion
der Zellen an die Platten.
- (2) Die ZNS-Stammzellen
zeigen eine immanente Eigenschaft zur spontanen Differenzierung,
was einen regulatorischen Mechanismus widerspiegelt, welcher den Zellzyklus
in Abhängigkeit
von der freien Konzentration an Wachstumsfaktor, dem Mitogen, kontrolliert.
Um die Differenzierung der Stammzellen zu anderen Zelltypen zu unterdrücken und
die Homogenität
aufrechtzuerhalten, muss der Wachstumsfaktor täglich in einer Konzentration
von 10 ng/ml oder höher
zugesetzt werden. Der Wachstumsfaktor kann aus (1) basischem Fibroblastenwachstumsfaktor
(bFGF), (2) EGF, (3) TGF-alpha, oder (4) saurem FGF (aFGF) ausgewählt sein.
Falls saurer Fibroblastenwachstumsfaktor ausgewählt wird, muss darüber hinaus
Heparin in einer Konzentration von 1 μg/ml zugesetzt werden.
- (3) Selbst eine kontinuierliche Zufuhr von bFGF oder einem anderen
ausgewählten
Wachstumsfaktor ist zur Hemmung der Differenzierung unzureichend,
wenn es der Kultur ermöglicht
wird, eine kritische Dichte von größer als etwa 50% zu erreichen.
Dies ist höchstwahrscheinlich
auf (einen) bislang undefinierte(n) endogene(n) Faktor(en) zurückzuführen, welche(r)
von den sich teilenden Zellen selbst sekretiert wird/werden und
die Wirkung von bFGF antagonisiert/antagonisieren. Folglich müssen die
Zellen, um derartige Faktoren aus der Kultur zu entfernen und Zell-Zell-Wechselwirkungen
so weit wie möglich
zu verringern, alle 4 Tage nach Ausplattieren häufig passagiert werden, wobei
das erneute Ausplattieren in einer geringen Dichte von 0.5 × 106 pro 10 cm-Platte, d. h. im Bereich von
1 × 102 bis 1 × 106 Zellen pro 10 cm-Platte, welche mit Polyornithin
und Fibronektin vorbeschichtet ist, durchgeführt werden sollte.
- (4) Das Passagieren der Zellen mittels Trypsin führt zur
proteolytischen Entfernung einer bFGF-Rezeptorkomponente und inaktiviert
den mitogenen Effekt von bFGF. Die Umsatzgeschwindigkeit des Rezeptors
ist ausreichend langsam, wobei die Zellen das Mitogen während dieses
Zeitraums nicht erkennen und den Differenzierungsweg aktivieren.
-
Um
diesen Prozess zu umgehen, werden die Zellen mit Hank's gepufferter Kochsalzlösung (HBSS) behandelt,
um zweiwertige Kationen aus der Kultur zu entfernen, wodurch die
ionischen Wechselwirkungen zwischen den Cadherinen und Integrinen
auf der Zelloberfläche
und extrazellulären
Matrixproteinen auf der Kulturplatte gestört werden und sich die Zellen
zusammenballen. An diesem Punkt können die Stammzellen von der
Platte mittels eines Schabers abgekratzt werden, ohne die Zellen
zu beschädigen.
-
Andere
in Kultur befindliche Zellen bleiben fest an die Platte gebunden
und werden durch Abkratzen zerstört,
was folglich eine effektive Selektion von sich schnell teilenden
undifferenzierten Stammzellen ermöglicht.
-
Eine
Differenzierung der ZNS-Stammzellen wird durch einfaches Entfernen
des Mitogens, bFGF oder eines anderen ausgewählten Wachstumsfaktors, aus
dem Medium erreicht. Die Ausprägung
der Zelltypen, d. h. Neuronen, Oligodendrozyten und Astrozyten,
erfolgt konstitutiv. Für
eine effektive und kontrollierte Differenzierung müssen sich
die Zellen in einem homogenen Zustand befinden, welcher durch Befolgen
der vorstehend genannten Schritte 1-4 erreicht werden kann.
-
Diese
Verfahren liefern ein Kultursystem zur Bereitstellung einer homogenen
Population der ZNS-Stammzellen, welche kontrolliert und effizient
einer Differenzierung zu Neuronen, Oligodendrozyten und Astrozyten
unterzogen werden können.
Die Höhepunkte
der Merkmale dieses System sind:
- (1) Herstellung
einer großen
Anzahl der ZNS-Stammzellen mit dem Potential zur Bildung vieler
unterschiedlicher neuronaler Subtypen, Oligodendrozyten und Astrozyten,
welche in ein Gehirn transplantiert werden können;
- (2) kontrollierte Differenzierung in vitro unter serumfreien
Bedingungen, was die Suche nach neuen Wachstumsfaktoren und Cytokinen
ermöglicht;
- (3) sich schnell teilende Zellen, welche einer genetischen Manipulation
zur Einbringung fremder Gene zugänglich
sind;
- (4) Erzeugung reifer Neuronen in vitro, welche für genetisches
und pharmakologisches Durchmustern geeignet sind; und
- (5) direkter Erhalt von als Zwischenstufe auftretenden Vorläuferzellen
aus den Stammzellen zur Anreicherung einer einzelnen Zellpopulation.
-
Die
Isolierung der ZNS-Stammzellen auf die vorstehend beschriebene Art
und Weise gestattet weiterhin eine gesteuerte Differenzierung der
Zellen durch Behandeln derselben mit spezifischen Wachstumsfaktoren.
Eine praktische Bedeutung dieser gesteuerten Differenzierung im
Rahmen der Biotechnologie ist, dass ein einzelner Zelltyp in vitro
angereichert werden kann. Folglich wäre es eine neue Anwendung der
bereits früher
entdeckten Wachstumsfaktoren PDGF37 (Blutplättchen-Wachstumsfaktor),
CNTF (ciliärer
neurotropher Faktor) und T3 (Thyroidhormon, Triiodthyronin), die
ZNS-Stammzellen zur Erzeugung von Neuronen, Astrozyten bzw. Oligodendrozyten
zu bringen.
-
Eine
weitere praktische Bedeutung, insbesondere für PDGF, ist, dass PDGF-induzierte Neuronen scheinbar
tatsächlich
neuronale Vorläuferzellen
darstellen, welche mittels PDGF in Kultur weiter proliferieren und
expandieren können.
Diese Zellen differenzieren lediglich zu Neuronen oder zu Neuronen
und Oligodendrozyten und unterscheiden sich von den Stammzellen.
Die Isolierung neuronaler Vorläuferzellen
aus dem ZNS von Säugern
mittels PDGF wurde bislang noch nicht beschrieben.
-
BEISPIELE
-
1. Isolierung von ZNS-Stammzellen aus
embryonalem Rattenhirn
-
Embryonaler
Hippocampus von Ratten (Trächtigkeitstag
16; Tag der Empfängnis
ist Tag 1, Taconic Farm) wurden in Hank's gepufferter Kochsalzlösung (HBSS)
seziert und durch kurzes mechanisches Triturieren in HBSS dissoziiert.
Die Zellen wurden mittels Zentrifugation gesammelt und in einem
serumfreien Medium, welches DMEM/F12, Glucose, Glutamin, Natriumbicarbonat,
25 μg/ml
Insulin, 100 μg/ml
humanes Apotransferrin, 25 nM Progesteron, 100 μM Putrescin, 30 nM Natriumselenit,
pH 7.28, plus 10 ng/ml rekombinanten humanen
basischen Fibroblastenwachstumsfaktor12 (bFGF;
R&D Inc.) enthielt,
resuspendiert.
-
1 × 106 Zellen wurden pro 10 cm-Gewebekulturplatte,
welche aus Kunststoff bestand und mit 15 μg/ml Poly-L-Ornithin und 1 μg/ml Fibronektin
aus Rinderplasma (Gibco) vorbeschichtet war, ausplattiert. Es wurde täglich bFGF
zugesetzt und das Medium alle 2 Tage ausgetauscht. Die Zellen wurden
bei 50%-iger Konfluenz (4 Tage nach dem ursprünglichen Ausplattieren) durch
kurzes Inkubieren in HBSS und Abkratzen mit einem Zellschaber passagiert.
-
Zellen
mit multipotenten Fähigkeiten
wurden in allen Teilen des sich entwickelnden Neuroepithels gefunden.
Unter identischen Kulturbedingungen konnten ähnliche Zellen aus anderen
Regionen des sich entwickelnden ZNS, umfassend Großhirnrinde,
Striatum, Septum, Diencephalon, Mesencephalon, Rautenhirn und Wirbelsäule, hergestellt
werden. Aus Cortex und Striatum des Stadiums E14 sowie aus Hippocampus
des Stadiums E16 sprachen etwa 70% der akut dissoziierten Zellen
innerhalb von 2 Tagen nach Ausplattieren durch Vollzug von Mitose
auf bFGF an.
-
2. Propagierung von ZNS-Stammzellen
aus embryonalem Rattenhirn
-
a) Expansion bezüglich der Masse
-
Hippocampale
Zellen, welche aus embryonalen Rattenhirnen isoliert worden waren,
wurden durch tägliches
Hinzufügen
von basischem Fibroblastenwachstumsfaktor (bFGF) in serumfreiem
Medium expandiert. Der kontinuierliche Zusatz von bFGF war von Bedeutung,
um die Differenzierung zu unterdrücken und um eine homogene Population
von sich schnell teilenden Zellen, welche Nestin, ein als Zwischenstufe
auftretendes Filamentprotein, das für ZNS-Vorläuferzellen charakteristisch
ist13,14, exprimieren, aufrechtzuerhalten.
Weniger als 1% der Zellen exprimierten den astroglialen Marker GFAP
oder die oligidendroglialen Marker O4 und GalC.
-
Die
Zellen wurden 4 Tage nach Ausplattieren passagiert, wobei sich während dieser
Zeit die Zellanzahl bei einer durchschnittlichen Zellverdopplungszeit
von etwa 24 Stunden schnell erhöhte.
Die passagierten Zellen wurden mit 0.5 × 106 Zellen
pro 10 cm-Platte erneut ausplattiert, wobei man eine weitere Propagierung
ermöglichte.
Die Zellen konnten auf diese Weise bis zu einer Gesamtdauer von
20 Tagen bis zu fünfmal
in vitro passagiert werden, wobei während dieses Zeitraums idealerweise
eine Ausbeute von 220 Zellen erwartet werden
kann. Nach dieser Zeitspanne nahm die Mitoserate der Zellen schnell
ab, wobei die Zellen graduell ihre multipotenten Fähigkeiten
verloren, gliale Eigenschaften zeigten und nicht in der Lage waren,
zu Neuronen zu differenzieren.
-
Eine
große
Anzahl von Zellen aus Cortex, Striatum und Septum, welche aus 12-18
Tage nach der Empfängnis
alten Embryonen isoliert worden waren, konnten auf gleiche Art und
Weise in Massenkultur expandiert werden. Der zeitliche Verlauf der
Expansion war ähnlich
jenem von hippocampalen Zellen. Eine kontinuierliche Expansion wurde
wiederum durch den konstitutiven Verlust der Multipotenz nach etwa
20 Tagen der Zellteilung beschränkt.
Folglich scheint dieser Rückgang
eine charakteristische Eigenschaft von ZNS-Stammzellen zu sein.
-
b) Klonale Expansion
-
Es
steht kein einfacher antigener Marker zur Verfügung, welcher in vitro eine
spezifische Identifizierung multipotenter Stammzellen aus anderen
Vorläuferzellen
gestattet. Die Identität
einer Vorläuferpopulation kann
lediglich anhand der Differenzierungsfähigkeit der Zellen ermittelt
werden. Die in dieser Anmeldung für eine Massenkultur definierten
Bedingungen gestatteten darüber
hinaus eine klonale Expansion, wenn die Zellen in einer extrem geringen
Zelldichte ausplattiert wurden, so dass einzelne Zellen gut isoliert
wurden.
-
Die
Differenzierungsfähigkeit
der in Massenkultur expandierten Zellen wurde in jeder Passage durch Ausplattieren
von 200 Zellen pro 10 cm-Platte und Kultivieren unter den vorstehend
beschriebenen Bedingungen bestimmt. Innerhalb von 24 Stunden nach
Ausplattieren wurden wohlisolierte einzelne Zellen mit einem 3 mm-Ring
(Nikon) auf der Unterseite der Platte markiert. Die ursprüngliche
Lebensfähigkeit
der markierten einzelnen Zellen betrug 5-10%, wobei jede Platte
typischerweise 10-20 markierte Klone lieferte. In jedem Kreis befand
sich lediglich eine einzelne Zelle. Die nachfolgende Zellpopulation
innerhalb jedes Kreises stellt eine Nachkommenschaft jener einzelnen
Zelle dar. Die Klone wurden für
bis zu 10 Tage expandiert (500-2000 Zellen). Die durchschnittliche
Verdopplungszeit betrug etwa 24 Stunden.
-
3. Differenzierung und Analyse
von ZNS-Stammzellen aus embryonalem Rattenhirn
-
Das
Entwicklungspotential expandierter Zellen wurde durch direktes Differenzieren
der Zellen untersucht. Der Entzug von bFGF initiierte die Differenzierung
innerhalb von 24 Stunden. Um eine Differenzierung von Zellen bei
hoher Dichte zu initiieren, wurden sich schnell teilende Zellen,
welche sich für
12 Tage in Kultur befanden und dreimal passagiert worden waren,
für die
letzten 24 Stunden vor dem Passagieren mit 10 μM BrdU (Bromdesoxyuridin) inkubiert.
Bei 80-85% der Zellen erfolgte ein Einbau von BrdU. Die Zellen wurden entweder
durch Abkratzen oder unter Verwendung von Trypsin gefolgt von Sojabohne-Trypsin-Inhibitor
in dem serumfreien Medium geerntet. Sie wurden in doppelter Ausführung mit
40 000 Zellen/cm2 auf Objektträgern mit einer
Vielzahl von Vertiefungen (LabTek), welche mit Poly-L-Ornithin und Fibronektin
vorbeschichtet waren, ausplattiert und in dem serumfreien Medium
ohne bFGF kultiviert. Zu den angegebenen Zeitpunkten wurden die
Zellen fixiert und mit verschiedenen Antikörpern gemäß Standardverfahren gefärbt.
-
Immunpositive
Zellen wurden bei 400-facher Vergrößerung ausgezählt. Mindestens
fünf Felder
mit einer Gesamtzahl an Zellen von mehr als 1000 pro Probe wurden
gezählt.
Die gezeigten Ergebnisse (1A) stellen
Zellzählungen
dar, welche den Mittelwert zweier Experimente bilden. Als Antikörperreagenzien
wurden verwendet: anti-Nestin-Antiserum; monoklonales anti-MAP2
(Klon HM-2, Sigma) und anti-Tau-Antiserum
(Sigma), monoklonales anti-Neurofilament L und M (Klone NR4 und
NN18, Boehringer-Mannheim), anti-beta-Tubulin Typ III (TuJ1), monoklonales
anti-GFAP (ICN),
A2B5 (ATCC), O4 und anti-Galactocerebrosid (GalC).
-
Über eine
Zeitspanne von 6 Tagen erfolgte eine fortschreitende Erhöhung der
Anzahl an Zellen, welche verschiedene wohlbekannte Neuronen-spezifische
Antigene, umfassend MAP2a, b und c, beta-Tubulin Typ 3 (TuJ1), Tau,
sowie Neurofilamente L, M und H, exprimierten (1A).
Bis zu 50% der Zellen exprimierten die neuronalen Antigene und wiesen
eine komplexe neuronale Morphologie auf. Die verbleibenden Zellen exprimierten
GFAP, GalC/O4 oder Nestin. Obwohl Neuronen und Gliazellen bereits
früher
in expandierten Kulturen beobachtet worden waren, belegen diese
Beispiele erstmals, dass die Differenzierung proliferierender Vorläuferzellen
zu einem konkreten Zeitpunkt initiiert werden kann, und dass rasch
mehrere Zelltypen entstehen. Diese Bedingungen gestatten in vitro
eine Linienanalyse in großem
Maßstab.
-
Um
zu bestimmen, ob die Vorläuferpopulation
verschiedene vorbestimmte Vorläuferzellen
enthält,
welche unabhängig
voneinander zu Neuronen und Gliazellen führen, wurden sich schnell teilende
Zellen in klonaler Dichte (200 Zellen pro 10 cm-Platte) ausplattiert, und wurden wohlisolierte
einzelne Zellen mit Kreisen, welche einen Durchmesser von 3 mm aufwiesen,
markiert. 5-10% der markierten einzelnen Zellen überlebten und proliferierten
mit einer Verdopplungsgeschwindigkeit von 24 Stunden unter Erzeugung
von Klonen. Nach mehreren Expansionsperioden (Klongrößen im Bereich
von 24 bis 210 Zellen)
wurde die Differenzierung der Klone durch einmaliges Waschen der
Platten mit HBSS und Kultivieren im gleichen Medium, allerdings
in Abwesenheit von bFGF, initiiert (2).
-
Für eine Subklonierung
(Daten in Tabelle II dargestellt) wurden die Klonplatten gewaschen
und für
kurze Zeit in HBSS belassen, bis sich die Zellen zusammenballten.
Klone von 500-2000 Zellen wurden in 50 μl Volumen mit einer verstellbaren
Pipettiervorrichtung aufgenommen, während sie durch ein Mikroskop
betrachtet wurden. Jeder Klon wurde erneut in einer 10 cm-Platte
ausplattiert, wobei einzelne Zellen markiert und wie zuvor beschrieben
kultiviert wurden.
-
Die
Zelltypen innerhalb der Klone wurden während der ersten sechs Tage
der Differenzierung durch Doppelfärbung mit Kombinationen zelltypspezifischer
Antikörper
analysiert, welche mit sich gegenseitig ausschließenden Zellen
reagieren:
Neuronen = MAP2+, Tau+, TuJ1+, Neurofilament
L+, oder Neurofilament M+;
Astrozyten
= GFAP+; und
Oligodendrozyten = O4+ oder GalC+.
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Eine
Doppelfärbung
wurde aufeinander folgend unter Verwendung eines kommerziell erhältlichen
Kits (Zymed) gemäß den Anweisungen
des Herstellers durchgeführt.
Für eine
Färbung
von Oligodendrozyten wurden Zellen, welche mit 4% Paraformaldehyd
fixiert worden waren, zunächst
auf die Zelloberflächenantigene O4
oder GalC ohne Permeabilisierung gefärbt. Der erste Antikörper wurde
mittels alkalische Phosphatase-Reaktion (blau) und der zweite mittels
Peroxidase-Reaktion (rot) (Zymed) entwickelt.
-
Wie
bei Kulturen mit hoher Dichte exprimierten 50% der Zellen in einem
Klon nach 6 Tagen neuronale Antigene, umfassend MAP2, Tau und beta-Tubulin
Typ III (Tabelle I, 3A und C). In Tabelle I wurden
Klone hippocampaler Vorläuferzellen expandiert,
einer Differenzierung unterzogen, und wie vorstehend beschrieben analysiert.
Eine partielle Liste typischer Klone ist vorstehend angegeben. Die
Gesamtzahl der Zellen (Klongröße) sowie
der Zellen, welche eine positive Färbung auf zelltypspezifische
Antigene zeigten, ist dargestellt. Ihr relativer Anteil in Prozent
ist in Klammern angegeben. Es wurde eine Gesamtzahl von 48 Klonen
aus 4 unterschiedlichen Passagen in sechs separaten Experimenten
quantitativ bestimmt. Der Gesamtdurchschnitt gibt die durchschnittliche
Zusammensetzung jedes Zelltyps in den 48 Klonen an.
-
Die
Expression von Neurofilament erfolgte unter diesen Bedingungen verzögert. Durchschnittlich
waren 8% der Zellen in einem Klon GalC+ und
wiesen eine typische Oligodendrozytenmorphologie auf. Zusätzliche
8% exprimierten GFAP und zeigten eine charakteristische Astrozytenmorphologie.
Die verbleibenden Zellen wurden von keinem der für die differenzierten Zelltypen
spezifischen Antikörper
gefärbt,
reagierten jedoch mit A2B5- und/oder anti-Nestin-Antikörpern. Maximal
20% der Zellen starben während
der Differenzierung. Hierbei wurde unabhängig davon, ob die Klone aus
akut dissoziierten Zellen ohne vorheriges Passagieren oder aus Zellen
nach vier Passagen (26 Tage in vitro) erhalten worden waren, identische
Ergebnisse erhalten.
-
Zellen
mit multipotenten Fähigkeiten
wurden in allen Teilen des sich entwickelnden Neuroepithels gefunden.
Unter identischen Kulturbedingungen konnten ähnliche Zellen aus anderen
Regionen des sich entwickelnden ZNS, umfassend Großhirnrinde,
Striatum, Septum, Diencephalon, Mesencephalon, Rautenhirn und Wirbelsäule, hergestellt
werden. Wenn sie klonal expandiert wurden, enthielten nahezu alle
Klone mehrere Zelltypen, welche sowohl über die Morphologie als auch über die
Antigenexpression definiert waren, wobei Neuronen 50% des Klons
bildeten.
-
Proliferierende
Klone der multipotenten Zellen enthielten eine einheitliche Morphologie
sowie einheitliche Antigenexpressionsmuster. Dennoch erfolgte eine
rasche Trennung neuronaler und nicht-neuronaler Morphologie innerhalb
von 24 Stunden und lediglich nach Entzug des Mitogens. Die frühen Neuronen
waren gleichmäßig in allen
Teilen des Klons ohne offensichtliche Polarität oder Lokalisierung verteilt,
was auf die Abwesenheit vorbestimmter neuronaler Vorläuferzellen
während
der klonalen Expansion schließen
lässt.
Darüber hinaus
stieg die Anzahl an Neuronen mit steigender Klongröße linear
an und betrug in reproduzierbarer Weise 50% des Klons (1B).
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Um
weiterhin zu bestimmen, ob expandierende Klone aus proliferierenden,
vorbestimmten Vorläuferzellen
bestehen, wurden Klone aufgenommen und erneut ausplattiert. 10-15%
der Zellen führten
zu Klonen der zweiten Generation. Wiederum enthielten alle Subklone
Neuronen, Astrozyten, Oligodendrozyten sowie nicht-gefärbte Zellen
(Tabelle II). Insbesondere ist die Zelltypzusammensetzung von Subklonen,
welche aus den drei unabhängigen
Klonen HI6, HI8 und HI19 erhalten wurden, in Tabelle II dargestellt.
Es wurde eine Gesamtzahl von 84 Subklonen aus 13 unabhängigen parentalen
Klonen in zwei separaten Experimenten quantitativ bestimmt. Es wird
lediglich eine partielle Liste präsentiert. Der Gesamtdurchschnitt
gibt die durchschnittliche Zusammensetzung eines jeden Zelltyps
der 84 Subklone an. Kein Subklon bestand aus lediglich einem Zelltyp.
Diese Daten deuten darauf hin, dass die multipotenten Vorläuferzellen
symmetrische Teilungen vollziehen, wobei Tochterzellen mit multipotenten
Fähigkeiten
erzeugt werden.
-
4. Isolierung, Propagierung, Differenzierung
und Analyse von ZNS-Stammzellen aus adultem Rattenhirn
-
Die
subependymale Schicht aus adultem Rattenhirn enthält mitotische,
Nestin-positive
Zellen, welche in Gegenwart von epidermalem Wachstumsfaktor (EGF),
nicht jedoch in Gegenwart von bFGF15, in
Aggregatkulturen expandiert werden konnten. Einige der Zellen in
den Aggregaten zeigten neuronale und astrozytische Eigenschaften.
Um ihre Entwicklungsfähigkeit
stärker
zu definieren, wurde die mitotische Population (1% von 1 × 105 Zellen/Gehirn), welche das laterale Ventrikel
des Striatums von adulten Ratten säumte, in Gegenwart von bFGF
expandiert und mit den embryonalen Vorläuferzellen verglichen. Vorderhirnschnitte
aus 250 g schweren adulten Rattengehirnen (10-20 pro Experiment)
wurde präpariert,
wobei die subependymale Region des Striatums, welche die lateralen
Ventrikel säumte,
unter dem Mikroskop in mit Sauerstoff angereichertem HBSS herausgeschnitten
wurde. Die Zellen wurden durch 10-minütiges Inkubieren von zerkleinertem
Gewebe bei Raumtemperatur mit Trypsin (1 mg/ml), Hyaluronidase (0.7
mg/ml) und Kynurensäure
(0.2 mg/ml) in mit Sauerstoff angereichertem HBSS dissoziiert. Sie
wurden einmal in HBSS mit 0.7 mg/ml Ovomucoid und 0.2 mg/ml Kynurensäure gewaschen,
resuspendiert, und in der gleichen Lösung mechanisch trituriert.
Dissoziierte Zellen wurden mittels Zentrifugation gewonnen und in
dem serumfreien Medium plus bFGF (10 ng/ml) kultiviert, wie für die embryonalen
Zellen beschrieben.
-
Die
Morphologie und Wachstumscharakteristiken der Nestin-positiven adulten
Zellen waren ähnlich
jenen von embryonalen Zellen. Im Anschluss an den Entzug von bFGF
differenzierten markierte Klone zu mehreren Zelltypen, welche MAP2,
TuJ1, GFAP und GalC exprimierten (3B und
D). Auffällig
war, dass in differenzierten Klonen adulter Zellen und in den embryonalen
Klonen der gleiche hohe Anteil an Neuronen gefunden wurde (Tabelle
III). Insbesondere zeigt Tabelle III die Zelltypzusammensetzung
differenzierter Klone, welche aus adulten subependymalen Zellen
stammen. 23 Klone aus drei unabhängigen
Experimenten wurden quantitativ bestimmt.
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5. Isolierung, Propagierung, Differenzierung
und Analyse von ZNS-Stammzellen aus embryonalen und adulten Rattenhirnen
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Akut
dissoziierte Zellen aus verschiedenen Regionen des embryonalen Gehirns
wurden in Gegenwart von entweder EGF (20 ng/ml) oder bFGF (10 ng/ml)
unter identischen Bedingungen kultiviert, wie sie vorstehend beschrieben
sind. Akut dissoziierte adulte Zellen wurden wie vorstehend beschrieben
präpariert
und unter identischen Bedingungen wie die embryonalen Zellen kultiviert.
Der mögliche
Effekt der ursprünglichen
Zelldichte auf die mitogene Reaktion wurde durch Variieren der ursprünglichen
Zelldichte von 1 × 104 bis 2.5 × 106 pro
Platte untersucht. Bei geringer Dichte wurde die Wirksamkeit der
Koloniebildung gemessen; bei hoher Dichte wurden die mitotischen
Zellen pro Feld gezählt,
welche BrdU+/Nestin+ waren.
Mit EGF und bFGF expandierte Kolonien wurden ebenfalls durch Entzug
der Mitogene einer Differenzierung unterzogen, und die Zelltypen
wurden wie vorstehend beschrieben analysiert.
-
Unter
den Kulturbedingungen dieser Beispiele stellte EGF ein gleichermaßen effektives
Mitogen für adulte
Zellen dar wie bFGF (1C), wobei Klone, wenn sie einer
Differenzierung unterzogen worden waren, zu allen drei Zelltypen
führten.
Mit EGF expandierte embryonale Klone, ob mit oder ohne Passagieren,
differenzierten ebenfalls zu allen drei Zelltypen. Im Gegensatz
zu adulten Zellen war EGF als Mitogen für embryonale Zellen aus mehreren
unterschiedlichen Regionen, unabhängig von der ursprünglichen
Zelldichte, allerdings mindestens 10-fach weniger effektiv als bFGF
(1C). Mit Ausnahme der proliferativen Effekte von EGF
machen diese Daten somit deutlich, dass die multipotenten Zellen
aus embryonalem und adultem ZNS auffallend ähnlich sind. TGFα (10 ng/ml)
stellte für
die multipotenten Zellen ebenfalls ein Mitogen dar und war von EGF
nicht zu unterscheiden, während
aFGF (10 ng/ml) in Gegenwart von Heparin (1 μg/ml) die Effekte von bFGF nachahmte.
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6. Gesteuerte Differenzierung
von ZNS-Stammzellen aus embryonalem und adultem Rattenhirn
-
Die
klonale Analyse lässt
darauf schließen,
dass die multipotenten Vorläuferzellen
vor dem Entzug von Mitogen nicht vorbestimmt sind, und folglich
extrazelluläre
Signale die Bestimmung des Zelltyps regulieren können. Wir haben untersucht,
ob der Anteil der Zelltypen, welche innerhalb eines Klons erzeugt
werden, mittels Wachstumsfaktoren und Cytokinen entweder während der
Proliferation oder während
der Differenzierung beeinflusst werden kann.
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Der
Einfluss von Wachstumsfaktoren auf die Ausprägung des Zelltyps wurde dadurch
untersucht, dass sie der Kultur 2 Tage vor dem Entzug von bFGF und
während
den 6 Tagen der Differenzierung hinzugefügt wurden. Die Faktoren wurden
täglich
hinzugefügt,
und das Medium wurde alle 2 Tage ausgetauscht. Am Ende der 6 Tage
wurden die Klone im Hinblick auf ihre Zelltypzusammensetzung durch
Doppelfärbung,
wie es vorstehend beschrieben ist, analysiert. Die Endkonzentrationen
der Faktoren betrugen 10 ng/ml PDGF-AA, -AB oder -BB, 10 ng/ml CNTF,
und 3 ng/ml T3.
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In
embryonalen Klonen erhöhte
sich der Anteil an Neuronen in Gegenwart von PDGF (10 ng/ml, -AA, -AB
oder BB) während
der Differenzierung signifikant. Bis zu 80% der Zellen waren bei
einer Expression von MAP2, Tau, TuJ1 oder NF-M neuronal, und eine
geringere Anzahl an Zellen exprimierte O4, GalC und GFAP (3E und
F, Tabelle IV). Insbesondere zeigt Tabelle IV die durchschnittliche
klonale Zusammensetzung eines jeden Zelltyps, welcher erhalten wurde,
wenn die Klone für
6 Tage entweder in Abwesenheit (unbehandelt) oder in Gegenwart unterschiedlicher
Faktoren einer Differenzierung unterzogen worden waren. Klonplatten wurden
aus Zellen nach 0-3 Passagen hergestellt. Die Klongröße lag im
Bereich von 17 bis 5336 Zellen. Differenzierte Zelltypen wurden
wie vorstehend beschrieben analysiert.
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Die
Zellen, welche die neuronalen Antigene exprimierten, zeigten unter
diesen Bedingungen eine weniger reife Morphologie. Wenn sie mit
ciliärem
neurotrophem Faktor (CNTF) behandelt worden waren, führten die
Klone nahezu ausschließlich
zu Astrozyten (3G und H, Tabelle IV). Bemerkenswerterweise
waren unter diesen Bedingungen weniger als 1% der Zellen MAP2-positiv.
Die mit CNTF behandelten Zellen waren intensiv GFAP-positiv und
zeigten allesamt eine flache astrozytische Morphologie. LIF zeigte
identische Effekte wie CNTF.
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Thyroidhormon,
Triiodthyronin (T3), beeinflusste die Differenzierung der multipotenten
Vorläuferzellen in
Richtung eines gemischten glialen Schicksals (3I und
J, Tabelle IV). Astrozyten und Oligodendrozyten waren beide jeweils
3-fach erhöht, wobei
eine merkliche Verringerung des Anteils an Neuronen beobachtet wurde.
Wie in den unbehandelten Klonen zeigten GalC- und O4-positive Zellen
charakteristische Oligodendrozytenmorphologien. Die Klone wiesen
in allen Experimenten eine ähnliche
Größe auf,
wobei eine numerische Analyse der toten Zellen zeigte, dass ein
selektiver Zelltod nicht für
die Veränderungen
des Anteils der Zelltypen verantwortlich sein kann. Ähnliche
Ergebnisse wurden mit multipotenten Stammzellen aus embryonalem
Cortex und Striatum erhalten. Darüber hinaus zeigten die aus
der subependymalen Schicht des adulten Gehirns stammenden multipotenten
Zellen quantitativ ähnliche
Differenzierungsreaktionen auf PDGF, CNTF und T3 (3,
Tabelle IV). Dies unterstreicht die allgemeine Natur dieser Signalwege.
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Andere
Faktoren, welche während
dieser Studie untersucht wurden und keinen aufschlussreichen signifikanten
Effekt im Hinblick auf die Zelltypbestimmung zeigten, waren: NGF,
NT-3, BDNF, TGFb1, IL1b, IL2-11, G-CSF, M-CSF, GM-CSF, Oncostatin
M, Stammzellenfaktor, Erythropoietin, Interferon gamma, 9-cis und
all-trans-Retinolsäure, Retinylacetat,
Dexamethason und Corticosteron.
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7. Isolierung, Expansion, Differenzierung
und Analyse von ZNS-Stammzellen aus humanem fötalem Gehirn
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Gewebe
aus verschiedenen Regionen von humanen fötalen Gehirnen wurden aus Föten einer
Tragzeit von 45 bis 114 Tagen erhalten. Die Gewebe wurden in HBSS
durch mechanisches Triturieren dissoziiert, wie vorstehend beschrieben.
Die Zellen wurden mittels Zentrifugation gesammelt, resuspendiert,
mit 1 × 106 Zellen pro 10 cm-Platte ausplattiert, und
in dem serumfreiem Medium plus 10 ng/ml bFGF unter Bedingungen expandiert,
welche identisch zu den vorstehend für fötale ZNS-Stammzellen aus Nagern beschriebenen
Bedingungen waren.
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Etwa
25-50% der humanen Zellen, abhängig
vom Alter und der Region, wiesen die Morphologie von ZNS-Stammzellen
auf und sprachen auf bFGF mit schneller Zellteilung an. Humane ZNS-Stammzellen
wurden in Kultur für
bis zu 36 Tage expandiert. Die durchschnittliche Verdopplungszeit
betrug etwa 48 Stunden, welche im Gegensatz zu einer Verdopplungszeit
von 24 Stunden bei den als Pendant untersuchten Nagern steht. Nach
dem Entzug von bFGF erfolgte eine rasche Differenzierung humaner
fötaler
ZNS-Stammzellen, wobei mehrere Zelltypen entstanden. In Kulturen
mit hoher Dichte wurden die Zellen für bis zu 13 Tage einer Differenzierung
unterzogen, wobei die anschließend
vorhandenen Zelltypen unter Verwendung von Immunzytochemie analysiert
wurden, wie für
Zellkulturen von Nagern beschrieben. Vor der Differenzierung durch
Entzug von bFGF war in der Kultur eine geringe Anzahl an Tau-positiven
Neuronen vorhanden (4). Im Gegensatz hierzu waren
nach dem Entzug von bFGF bis zu 40% der mit bFGF expandierten humanen
fötalen
Gehirnzellen in der Massenkultur Neuronen, welche eine Immunreaktion
mit humanspezifischem anti-Tau-Antiserum zeigten. Eine Mehrheit
der Tau-positiven Neuronen in der Kultur konnte mit BrdU (Bromdesoxyuridin),
dem Mitoseindikator, innerhalb von 24 Stunden vor dem Entzug von
bFGF markiert werden (5C und D). Dieses Ergebnis belegt,
dass die für
ZNS-Stammzellen von Nagern definierten Kulturbedingungen gleichermaßen gut für eine effiziente
Expansion und Differenzierung humaner ZNS-Stammzellen angewendet
werden können,
um in Kultur eine große
Anzahl an Neuronen zu erzeugen.
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Um
die Multipotenz der humanen fötalen
ZNS-Stammzellen in Massenkultur weiter zu analysieren, wurden sich
teilende Zellen in klonaler Dichte (100-200 Zellen pro 10 cm-Platte)
ausplattiert und für
20 Tage weiter expandiert (Klongröße = 210).
Anschließend
wurden die Klone durch Entzug von bFGF einer Differenzierung unterzogen
und im Hinblick auf Zelltypen analysiert, welche eine Immunreaktion
mit Neuronen-, Astrozyten-, oder Oligodendrozyten-spezifischen Antikörpern zeigen.
Nahezu alle klonal expandierten humanen fötalen Zellen differenzierten,
wobei alle drei Zelltypen – Neuronen,
Astrozyten und Oligodendrozyten – entstanden (5E und
F). Wie bei Stammzellen von Nagern umfassten MAP2-positive Neuronen
etwa 50% des Klons (Tabelle V). Die verbleibenden Zellen wiesen
eine stark gestreckte gliale Morphologie auf. Etwa 10% der Zellen
exprimierten das reife astrozytische Antigen GFAP, und etwa 2% exprimierten
die oligodendrozytischen Antigene O4 oder Galactocerebrosid (GalC)
(Tabelle V). Diese klonale Analyse belegt folglich, dass das hier beschriebene
Kultursystem eine effiziente Isolierung, Expansion bezüglich der
Masse, sowie Differenzierung von multipotenten Stammzellen aus humanem
fötalem
ZNS gestattet.
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8. Gesteuerte Differenzierung von ZNS-Stammzellen
aus humanem fötalem
Gehirn
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Zusätzlich zur
Multipotenz und den selbsterneuernden Eigenschaften von ZNS-Stammzellen stellt
die Fähigkeit
zur Differenzierung zu einem Zelltyp in Reaktion auf ein extrazelluläres Signal
die wesentliche definierende Eigenschaft der ZNS-Stammzellen von Nagern dar, wie vorstehend
gezeigt. Die drei extrazellulären Faktoren
PDGF, CNTF und T3 steuerten auch die Differenzierung der humanen
ZNS-Zellklone in identischer Art und Weise (Tabelle V; 6A-D).
Folglich erhöhte
sich die Anzahl der MAP2-positiven neuronalen Zellen in Gegenwart
von PDGF auf 71% eines Klons, was einen signifikant höheren Wert
darstellt als die 46% in der unbehandelten Kontrollkultur. Im Gegensatz
hierzu verringerte sich die Anzahl der MAP2-positiven Zellen in Gegenwart
von CNTF, und die Anzahl der GFAP-positiven Astrozyten erhöhte sich
dramatisch auf 85% der Klone. T3 erhöhte die Anzahl an O4- oder GalC-positiven
oligodendroglialen Zellen sowie an GFAP-positiven astroglialen Zellen,
während
sich die Anzahl der MAP2-positiven Neuronen verringerte (Tabelle
V). Diese Ergebnisse belegen quantitativ die Ähnlichkeit zwischen humanen
ZNS-Stammzellen und den ZNS-Stammzellen von Nagern sowie die allgemeine
Anwendbarkeit des vorliegenden Kultursystems für eine effiziente Expansion und
Differenzierung der ZNS-Stammzellen von Säugern.
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9. Reifung, Synaptogenese und Diversität von aus
Stammzellen stammenden Neuronen in vitro
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Die
Multipotenz von ZNS-Stammzellen und ihre gesteuerte Differenzierung
durch definierte extrazelluläre
Signale belegten zweifelsfrei, dass Neuronen direkt aus Stammzellen
stammen. Folglich liegt der Ursprung neuronaler Diversität, welche
in reifem Gehirn beobachtet wird, in den ZNS-Stammzellen. Können die in
Kultur expandierten ZNS-Stammzellen für einen längeren Zeitraum die Fähigkeit
zur Reifung aufrechterhalten, um eine axonal-dendritische Polarität auszubilden,
um mit anderen Zellen wechselzuwirken und um Synapsen zu bilden?
Um das Ausmaß zu
untersuchen, in welchem aus ZNS-Stammzellen stammende Neuronen in
vitro unter serumfreien Bedingungen reifen können, ließ man aus embryonalem Hippocampus
von Ratten stammende Stammzellen für bis zu 21 Tage bei hoher
Dichte differenzieren.
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Anschließend wurden
die Neuronen mit verschiedenen Antikörpern, welche entweder Axon-
oder Dendriten-spezifische Proteine erkennen, gefärbt. Synapsin,
Synaptophysin, Synaptobrevin und Syntaxin stellen Proteine dar,
welche in den synaptischen Vesikeln reifer Neuronen an den Axonenden
vorkommen und an der Exozytose von Neurotransmittern beteiligt sind.
Alle vier Proteine waren in den aus Stammzellen stammenden Neuronen
in punktförmigen
Mustern, welche höchstwahrscheinlich
die Axonenden beschreiben, in hohem Maße co-lokalisiert. Die die
synaptischen Vesikelproteine tragenden Fortsätze waren dünn, hoch kompliziert, überwanden
eine große
Entfernung, und zierten den Perimeter benachbarter Neuronen (7G).
Sie enthielten Axon-spezifische Proteine wie beispielsweise Tau und
Neurofilament und waren frei von Dendriten-spezifischen Proteinen
wie beispielsweise MAP2a und MAP2b (7H und 7I).
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Diese
Ergebnisse deuten darauf hin, dass die aus Stammzellen stammenden
Neuronen, ähnlich
wie in vivo erzeugte Neuronen, eine angemessene Axon-Dendrit-Polarität zeigen
und eine synaptische Aktivität aufweisen.
Die aus Stammzellen stammenden Neuronen exprimierten darüber hinaus
bedeutende Neurotransmitter-Rezeptoren,
Transporter sowie Prozessierungsenzyme, welche für die Funktionen der Neurotransmitter
von Bedeutung sind. Diese umfassten Mitglieder von Glutamat-Rezeptoren, GABA-Rezeptoren
und Dopamin-Rezeptoren (8). Darüber hinaus
behalten die Stammzellen ihre Fähigkeit
zur Erzeugung von Neuronensubtypen mit molekularen Unterschieden
zwischen den Subtypen bei.
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10. In vitro-Erzeugung von
allen in reifem Gehirn vorkommenden neuronalen Subtypen durch Differenzierung von
ZNS-Stammzellen
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Das
Verständnis
der molekularen Programme, welche die Organisation der komplexen
neuronalen Diversität
im adulten Gehirn von Säugern
steuern, stellt ein bedeutendes Ziel der Entwicklungsneurobiologie
dar. Die meisten der strukturellen Domänen im adulten Gehirn und Subpopulationen
postmitotischer Neuronen, welche diese umfassen, werden während der
Embryonalentwicklung erzeugt. Die Entwicklungseigenschaften der
unmittelbaren Vorläuferzellen,
welche zu spezifischen Neuronen führen, sind allerdings größtenteils
unbekannt. Darüber
hinaus sind auch das genaue Differenzierungsstadium sowie das allgemeine
molekulare Prinzip, mittels welchem Neuronen ihre Neurotransmitterphänotypen
erlangen, unklar.
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Eine
sich herausbildende Beweisführung
ist, dass von frühen
Entwicklungstadien an dem Neuralrohr und den Gehirnvesikeln durch
räumliche
und zeitliche Expression einer Reihe nukleärer und sekretierter Proteine
ein Muster zukommt58,59. Dieser Beweis steht
im Einklang mit der Hypothese, dass das frühe Neuroepithel aus vorbestimmten
Vorläuferzellen
besteht und dass die Organisation von reifem Cortex beispielsweise
von einem vorbestimmten frühen „Proto-Cortex" herrührt60. Die Vorstellung von einem vorbestimmten
Neuroepithel steht allerdings im Konflikt mit anderen Beobachtungen
aus in vivo durchgeführten
Fate-Mapping-Studien und Transplantationsstudien5,61-63.
Eine Haupterkenntnis aus diesen Experimenten ist, dass (eine) bestimmte
Vorläuferpopulation(en)
in Bezug auf neuronale Linien im Vergleich zu glialen Linien sowie
in Bezug auf neuronale Phänotypen
wie beispielsweise Neurotransmitter-Phänotypen und laminare oder regionale
Bestimmung multipotent und/oder weitestgehend plastisch ist/sind.
Um diese zwei Gruppen scheinbar unvereinbarer Beobachtungen in Einklang
zu bringen, müssen
mehrere bedeutende Gesichtpunkte berücksichtigt werden. Was ist
die Differenzierungsfähigkeit
der Vorläuferzelle,
welche direkt zu terminal differenzierten Neuronen führt? Welche Information,
sofern vorhanden, enthält
die Vorläuferzelle
in Bezug auf den spezifischen Phänotyp
der Neuronen?
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Um
diese Fragen zu beantworten, haben wir erfolgreich multipotente
Vorläuferzellen,
ZNS-Stammzellen, aus dem frühen
Neuroepithel von Ratten isoliert und quantitativ deren Differenzierungsfähigkeit
in vitro64 untersucht (siehe auch Beispiele
1-3, 5 und 6). Unter konstitutiven Bedingungen ohne exogenen Einfluss
differenzierten ZNS-Stammzellklone
zu allen drei bedeutenden Zelltypen – Neuronen, Astrozyten und
Oligodendrozyten. In Gegenwart einzelner extrazellulärer Faktoren
konnte ihr Schicksal allerdings in Richtung einzelner Zelltypen
gesteuert werden. Darüber
hinaus stellten derartige multipotente Stammzellen in Kultur bei
weitem die Mehrheit expandierbarer Populationen dar, was darauf
schließen
lässt,
dass sie im Neuroepithel reichlich vorhanden sind. Diese Eigenschaften
werden auch von ZNS-Stammzellen
aus humanem fötalem
Gehirn geteilt. Folglich stellen dies die definierenden Eigenschaften
der ZNS-Stammzellen von Säugern
dar, welche die Mehrheit des embryonalen ZNS bilden und die direkten
Vorläuferzellen
von Neuronen des adulten Gehirns darstellen.
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Was
ist dann die Entwicklungsfähigkeit
multipotenter ZNS-Stammzellen in Bezug auf neuronale Phänotypen?
In diesem Beispiel untersuchten wir das Ausmaß an Information, welche in
die isolierten ZNS-Stammzellen eingebettet ist, um die terminale
Differenzierung und Reifung von Neuronen zu steuern und um spezifische
Subpopulationen von Neuronen zu erzeugen. Wir stellten fest, dass
aus einer bestimmten Region stammende ZNS-Stammzellen, obwohl ZNS-Stammzellen
in großer
Anzahl in allen Teilen des Neuroepithels weit verbreitet und in
Bezug auf die drei wesentlichen Zelltypen gleichermaßen multipotent
sind, zu neuronalen Phänotypen
führen,
welche lediglich für
jene Region zweckmäßig sind.
Wir schließen
hieraus, dass die Information, welche regionspezifische neuronale
Phänotypen
spezifiziert, im multipotenten Stammzellzustand vorhanden ist, dass
diese Information durch viele Zellteilungen in vitro stabil vererbt
wird, und dass ZNS-Stammzellen,
wenn sie unter konstitutiven Bedingungen in Abwesenheit äußerer Einflusse
einer Differenzierung unterzogen werden, nicht äquivalent sind und jede von
ihnen lediglich zu begrenzten Gruppen von Neuronen führt, welche
für die
Region zweckmäßig sind,
in welcher die ZNS-Stammzellen ihren Ursprung haben.
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In
den Beispielen 1-3, 5 und 6 beschränkten wir die Differenzierung
von ZNS-Stammzellklonen
ausschließlich
auf den frühesten
Reifungszeitpunkt, bei welchem alle drei zellulären Phänotypen, d. h. Neuronen, Astrozyten
und Oligodendrozyten, ohne signifikante Ausmaße an Zelltod erprobt werden
konnten. Daher wurde die neuronale Differenzierung ausschließlich auf
Frühstadien
der Differenzierung beschränkt.
Wir entschieden uns, zu untersuchen, in welchem Ausmaß aus ZNS-Stammzellen stammende
Neuronen in vitro unter konstitutiven Bedingungen, d. h. in serumfreiem,
definiertem Minimalmedium in Abwesenheit exogener Faktoren, differenzieren
können.
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Die
neuronale Differenzierung umfasst viele verschiedene Phasen der
zellulären
Reifung. Eine der frühesten
Eigenschaften eines zu erwartenden funktionsfähigen Neurons ist die Polarisation
eines Neurons in verschiedene Kompartimente, d. h. Soma, Dendrit
und Axon. Wir untersuchten verschiedene definierte Kulturbedingungen,
um die Differenzierung von Klonen multipotenter ZNS-Stammzellen zu polarisierten
Neuronen zu fördern.
Unter klonalen Bedingungen stellten wir fest, dass die Überlebensfähigkeit
von Neuronen zu beschränkt
ist, um eine systematische Charakterisierung später Phänotypen der neuronalen Differenzierung
zu gestatten. Interessanterweise konnte die Zugabe verschiedener
kommerziell erhältlicher
neurotropher Faktoren, umfassend NGF- und FGF-Familien, dieses Hindernis
nicht überwinden.
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Allerdings
war eine einfache Erhöhung
der Zelldichte differenzierender ZNS-Stammzellen für ein effektives Überleben
der Neuronen ausreichend, wobei polarisierte Neuronen mit reifer
Morphologie nach 14-21 Tagen in N2-Medium in Abwesenheit von Glutamat
und jeglichen anderen exogenen Faktoren in reproduzierbarer Weise
erhalten werden konnten. Obwohl es nicht unbedingt notwendig war,
begünstigte
eine gelegentliche Ergänzung
der Kultur mit aus Gehirn stammendem neurotrophen Faktor (BDNF)
das Langzeitüberleben der
Neuronen im Allgemeinen zusätzlich
und wurde daher in diesem Beispiel verwendet.
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Insbesondere
wurden ZNS-Stammzellen unter definierten Bedingungen, wie sie vorstehend
in den Beispielen 1-3, 5 und 6 beschrieben sind, isoliert und expandiert.
Unterschiedliche Neuronen wurden durch Isolieren von ZNS-Stammzellen
aus unterschiedlichen Regionen des zentralen Nervensystems und aus
unterschiedlichen Entwicklungsstadien des ZNS erhalten. Die Differenzierungsbedingungen
zur Erlangung aller neuronalen Phänotypen waren identisch, wobei
unterschiedliche Neuronen lediglich dadurch erhalten wurden, dass
man die Expression inhärenter
Informationen ermöglichte,
welche bereits in den expandierten ZNS-Stammzellen eingebettet waren.
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Insbesondere
wurde die Differenzierung im letzten Mitosezyklus offen durch Entzug
des Mitogens, z. B. bFGF, ausgelöst,
indem das Wachstumsmedium durch mitogenfreies Medium ersetzt wurde.
Gleichzeitig, oder einige Tage später ohne jegliche unterschiedliche
Auswirkungen, wurden die Zellen durch Trypsinierung und Zentrifugation
gemäß herkömmlichen
Verfahren geerntet. Trypsin wurde durch Hinzufügen von Trypsin-Inhibitor inaktiviert.
Das resultierende Zellpellet wurde ohne bFGF oder irgendeinen anderen
Faktor in dem gleichen N2-Wachstumsmedium resuspendiert und bei
hoher Zelldichte, optimalerweise mit 125 000 Zellen pro Quadratzentimeter,
auf Gewebekulturplatten, welche mit Poly-L-Ornithin (15 μg/ml) und
Fibronektin (1 μg/ml) oder
Laminin (1 μg/ml)
vorbeschichtet waren, ausplattiert. Zwei bis vier Tagen später wurde
das N2-Medium durch N2-Medium ohne Glutaminsäure ersetzt. Die hohe Zelldichte
war für
eine effiziente Differenzierung der Neuronen erforderlich, wobei
die Abwesenheit von Glutaminsäure
erforderlich war, um ein Langzeitüberleben der reifen Neuronen
zu ermöglichen.
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Die
Neuronen wurden für
längere
Zeiträume
(bis zu 30 Tage) unter diesen Bedingungen gehalten, wobei das Medium
alle 3-4 Tage ausgetauscht wurde. Eine Ergänzung des Mediums mit 20 ng/ml
an rekombinantem humanem BDNF begünstigte das Überleben
und die Reifung der Neuronen zusätzlich.
Nach 12-30 Tagen der Differenzierung wurden die Zellen mit 4% Paraformaldehyd
fixiert, und wurden die neuronalen Phänotypen unter Verwendung von
Immunzytochemie mittels Markerproteinen identifiziert.
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Um
direkt zu belegen, dass die reifen Neuronen und verschiedene Subtypen
von Neuronen in Kultur direkt von den mitotischen ZNS-Stammzellen
produziert worden waren, wurden ZNS-Stammzellen aus verschiedenen
Regionen des embryonalen Gehirns (siehe unten für Beispiele), welche in vitro über einen
längeren
Zeitraum expandiert worden waren (etwa 16 Tage und 16 Zellteilungen
verteilt über
4 Passagen), für
eine Gesamtdauer von 21 Tagen offen einer Differenzierung unterzogen,
wie vorstehend beschrieben ist. Mitotische ZNS-Stammzellen wurden
mit Bromdesoxyuridin (BrdU) für
die letzten 24 bis 48 Stunden vor der Differenzierung pulsmarkiert.
Aus allen Regionen waren bis zu 86% der MAP2ab-positiven Neuronen auch BrdU-positiv. Durch
24-stündiges
Markieren mit BrdU waren etwa 50%-75% der Neuronen, welche in Bezug
auf die für
unterschiedliche neuronale Subtypen spezifischen Antigene immunpositiv
waren, auch BrdU-positiv. Vor dem offenen Differenzierungsschritt
wurden keine Neuronen, welche MAP2ab oder irgendwelche anderen Subtypen-spezifischen
Antigene exprimierten, in einer der ZNS-Stammzellkulturen beobachtet.
Im Einklang mit den vorhergehenden Beispielen (Beispiele 1-8) wurden
folglich alle nachstehend angegebenen Neuronen und neuronalen Subtypen
ausschließlich
von mitotischen ZNS-Stammzellen produziert, welche über einen
längeren Zeitraum
expandiert worden waren.
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Auf
diese Weise erhaltene Neuronen zeigten eine unterschiedliche Lokalisierung
dendritischer Proteine wie beispielsweise MAP2ab aus axonalen Proteinen,
wie beispielsweise Tau, Neurofilamenten und mehreren synaptischen
Vesikelproteinen. In 9 sind typische
Neuronen dargestellt, welche aus embryonalen hippocampalen Stammzellen
von Ratten stammen. Reife Neuronen wurden mit Antikörpern gegen
BrdU (9a), MAP2ab (9B)
und Synapsin (9C) dreifach immungefärbt. Eine
kombinierte Färbung
ist in 9D dargestellt.
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Die 9E und
F zeigen ein weiteres typisches Beispiel von Neuronen, welche aus
hippocampalen Stammzellen stammen und auf Synaptophysin (9E),
ein Axonenden markierendes synaptisches Vesikelprotein, sowie auf
MAP2ab (9F), das dendritische Prozesse
markiert, doppelgefärbt
sind. Diese mittels Immunfärbung
erhaltenen Ergebnisse belegen eine Polarisation von Neuronen zu
Axonen und Dendriten und lassen in signifikanter Weise auf zahlreiche
synaptische Verbindungen schließen.
Eine weitere Untersuchung dieser Morphologien unter Verwendung von
Elektronenmikroskopie bestätigte
die reichliche Anwesenheit von Synapsen, welche synaptische Vesikel
und synaptische Dichten enthalten (10).
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Diese
neuronalen Netzwerke waren auch elektrophysiologisch funktionsfähig. Sie übertrugen
Aktionspotentiale (11A), enthielten verschiedene
spannungssensitive Ionenkanäle
(11B), und übertrugen
exzitatorische und inhibitorische postsynaptische Potentiale, wenn
sie durch Badapplikation des exzitatorischen Neurotransmitters Glutamat
hervorgerufen worden waren (11C und
D).
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Folglich
belegen diese Ergebnisse zweifelsfrei, dass die gesamte zur Ausbildung
reifer Neuronen sowie zur Synaptogenese aus dem mitotischen Zustand
erforderliche und ausreichende Information innerhalb der über einen
längeren
Zeitraum expandierten ZNS-Stammzellen selbst enthalten und stabil
ist.
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Die über einen
längeren
Zeitraum expandierten ZNS-Stammzellen, welche aus mehreren unterschiedlichen
Regionen des Neuroepithels stammen, führten zu verschiedenen Subpopulationen
von Neuronen. Folglich wurden die ZNS-Stammzellen aus mehreren unterschiedlichen
Regionen des embryonalen ZNS von Ratten zu Zeitpunkten isoliert,
von welchen bekannt ist, dass sie am Beginn oder inmitten der Neurogenese
stehen – Cortex
(CTX), Septum (SEP), lateraler Ganglienhügel (LGE), medialer Ganglienhügel (MGE)
und Hippocampus des embryonalen Reifetags 15.5 (E15.5), Thalamus,
Hypothalamus des Stadiums E13.5, ventrales und dorsales Mesencephalon
des Stadiums E12.5, sowie Wirbelsäulen der Stadien E11.5-E13.5.
Aus jeder dieser Regionen konnten nahezu homogene Kulturen von ZNS-Stammzellen
für einen
längeren
Zeitraum (typischerweise für
16 Tage bei einer durchschnittlichen Verdopplungszeit von 24 Stunden)
gemäß den vorher
beschriebenen Kulturbedingungen expandiert werden.
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Die
allgemeinen Eigenschaften der expandierenden ZNS-Stammzellen, wie
beispielsweise Morphologie, Mitoserate und Differenzierungseigenschaften,
waren zwischen unterschiedlichen Regionen, umfassend Hippocampus,
nicht zu unterscheiden, wie vorstehend ausführlich beschrieben wurde64. Gemäß einer
klonalen Analyse enthält
jede dieser Regionen viele ZNS-Stammzellklone mit multipotenter
Fähigkeit
zur Differenzierung zu Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten
in relativen Anteilen, welche mit den vorher ausführlich für hippocampale
Stammzellklone64 beschriebenen Anteilen
identisch sind.
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Die
zwingende Frage ist nunmehr, ob es lediglich eine Art von Stammzellen
gibt, welche das gesamte Neuroepithel bilden, und die regionale
Ausprägung
und neuronale Diversität
in nachfolgenden Entwicklungsstadien erfolgt, oder ob die ZNS-Stammzellen im multipotenten
Stadium die Information für
regional verschiedene neuronale Phänotypen enthalten.
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Lateraler
und medialer Ganglienhügel
stellen zwei eng benachbarte Strukturen dar, welche sich parallel
in das Striatum und den Globus Pallidus des adulten Gehirns hineinentwickeln.
Die Dopamin-Rezeptoren D1 und D2 werden im Striatum exprimiert;
im Pallidus ist jedoch lediglich D2 vorhanden. Die Expression von D1-
und D2-Rezeptoren in ZNS-Stammzellen, welche aus lateralem und medialem
Ganglienhügel
des Stadiums E16 isoliert worden waren, wurden unter Verwendung
von RT-PCR untersucht (12). Vor der
Differenzierung exprimierten ZNS-Stammzellen
aus jeder der Regionen keine Dopamin-Rezeptoren. Nach 9 Tagen der Differenzierung
wurden D1- und D2-Rezeptoren in aus LGE stammenden Stammzellen exprimiert;
in Zellen aus dem MGE wurde jedoch lediglich D2-Rezeptor exprimiert.
Dieses Differenzierungsmuster war während des gesamten Differenzierungsverlaufs
bis zu einer untersuchten Dauer von 21 Tagen stabil (12).
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Cholinerge
Neuronen des Septums sind mit dem Auftreten von Alzheimer in kritischer
Art und Weise in Verbindung gebracht worden. Diese Neuronen treten
in Ratten während
der Stadien E15-E18 in Erscheinung. ZNS-Stammzellen, welche aus
Septum des Stadiums E16 stammten, wurden für 18-21 Tage unter den vorstehend
beschriebenen definierten Bedingungen einer Differenzierung unterzogen,
und die Anwesenheit cholinerger Neuronen wurde unter Verwendung
von Acetylcholinesterase-Histochemie sowie mittels Immunfärbung auf
Acetylcholintransferase und vesikulären Acetylcholintransporter
bestimmt. 13A zeigt ein septales, aus
ZNS-Stammzellen stammendes cholinerges Neuron, welches auf Acetylcholintransferase
immungefärbt
wurde. 13B zeigt das gleiche Gesichtsfeld
wie 13A, welches auf die mitotische
Markierung BrdU gefärbt
wurde. Die 13C und D zeigen ein weiteres
Beispiel eines cholinergen Neurons, welches auf vesikulären Acetylcholintransporter
bzw. auf BrdU doppelgefärbt
wurde.
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Tabelle
VII fasst die Anzahl der MAP2ab-positiven Neuronen pro Quadratzentimeter
sowie die Anteile unterschiedlicher neuraler Phänotypen in Bezug auf die Gesamtzahl
an MAP2ab-positiven Neuronen, welche aus ZNS-Stammzellen mehrerer
unterschiedlicher Regionen und unterschiedlichen Alters stammten,
zusammen. Etwa 4-5% der MAP2-positiven Neuronen waren cholinerg.
Im Gegensatz hierzu führten
hippocampale und cortikale ZNS-Stammzellen zu keinen cholinergen
Neuronen.
-
Etwa
0.4% der Neuronen, welche aus ZNS-Stammzellen des LGE und MGE stammten,
exprimierten auch vesikulären
Acetylcholintransporter, einen spezifischen Marker für cholinerge
Neuronen (Tabelle VII). Etwa 2.8% bis 10.7% der aus LGE und MGE
stammenden Neuronen enthielten mehrere unterschiedliche Neuropeptide,
wie beispielsweise Neuropeptid Y, Met-Enkephalin und Leu-Enkephalin
(14; Tabelle VII). Die 14A, C und D zeigen typische, aus ZNS-Stammzellen
des LGE stammende Neuronen, welche auf Neuropeptid Y, Met-Enkephalin
und Leu-Enkephalin
gefärbt
wurden. Die 14B, D und F zeigen die Immunfärbung der
gleichen Felder wie jene in den 14A,
C bzw. E auf BrdU.
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Wurden
ZNS-Stammzellen, welche aus ventralem Mesencephalon des Stadiums
E12.5 expandiert worden waren, einer Differenzierung unterzogen,
so exprimierten etwa 2.6 ± 0.3%
der MAP2-positiven Neuronen Tyrosinhydroxylase, das Schlüsselenzym
der Dopaminsynthese und ein wohlbekannter Marker für dopaminerge
Neuronen (Tabelle VII). 15A zeigt
ein typisches, aus einer ZNS-Stammzelle
stammendes TH-positives Neuron, und 15B zeigt
die korrespondierende BrdU-Färbung
des gleichen Felds. Alle TH-positiven Zellen sind Neuronen, wie
mittels Doppelfärbung
auf TH und MAP2ab gezeigt wurde (15C bzw.
D). Die meisten der verbleibenden Neuronen waren in Bezug auf den
Marker GABAerger Neuronen, Glutaminsäuredecarboxylase (GAD), sowie
in Bezug auf GABA selbst (15E)
und/oder in Bezug auf Acetylcholinesterase (15F,
Tabelle VII), von welcher bekannt ist, dass sie in monoaminergen
Neuronen in diesem Bereich exprimiert wird, positiv.
-
Im
Gegensatz hierzu erzeugten ZNS-Stammzellen, welche aus dorsalem
Mesencephalon stammten, keine TH-positiven Neuronen (Tabelle VII).
Nahezu alle Neuronen in diesem Bereich (100.9 ± 9.1%) exprimierten Acetylcholinesterase
(Tabelle VII). Sie stellen höchstwahrscheinlich
monoaminerge Neuronen dar, was im Einklang mit dem in vivo beobachteten
Muster steht. Signifikanterweise entstanden aus ZNS-Stammzellen, welche
aus Cortex, Septum, Hippocampus, Striatum und Wirbelsäule stammten,
keine TH-positiven Neuronen (Tabelle VII). Neben dem bekannten in
vivo-Expressionsmuster war folglich die Erzeugung TH-positiver Neuronen
in ZNS-Stammzellen, welche aus dem ventralen Mesencephalon stammten,
in vitro einzigartig.
-
ZNS-Stammzellen,
welche aus zervikaler und thorakaler Wirbelsäule des Stadiums E13.5 stammten, wurden
expandiert und einer Differenzierung unterzogen. 1.2 ± 0.1%
der MAP2-positiven Neuronen waren cholinerg und enthielten vesikulären Acetylcholintransporter
(Tabelle VII). Cholinerge Neuronen, welche auch Acetylcholintransferase
exprimierten und BrdU-positiv waren, sind in den 16C bzw. D dargestellt. 39.3 ± 2.5% der Neuronen exprimierten
Acetylcholinesterase (Tabelle VII), wobei angenommen wird, dass
die meisten von ihnen monoaminerg sind. Ein typisches Acetylcholinesterase-positives
und BrdU-positives
Neuron ist in 16A bzw. B dargestellt.
-
Neuronen,
welche aus hippocampalen und cortikalen ZNS-Stammzellen des Stadiums
E15.5 stammten, exprimierten keine Tyrosinhydroxylase, keine Acetylcholinesterase,
keine Acetylcholintransferase und keinen vesikulären Acetylcholintransporter
(Tabelle VII). Dies ist für
die in vivo bekannte Abwesenheit dieser Marker im Hippocampus angemessen.
Etwa 30% der MAP2ab-positiven Neuronen waren GABAerg, was durch die
Expression von GAD und GABA angezeigt wurde. Die 17A und B zeigen typische Beispiele einer GAD-
bzw. GABA-positiven
Färbung,
welche vollständig überlappt.
Ein typisches hippocampales, Calretinin- und MAP2ab-positives Neuron
ist in den 17C bzw. D dargestellt.
-
Reife
Neuronen können
mit gleicher Effizienz auch aus Thalamus und Hypothalamus des Stadiums E13.5
erhalten werden. Diese Neuronen enthalten außerordentlich lange axonale
Fortsätze.
Ein typisches thalamisches Neuron, welches auf das axonale Protein
Tau und auf BrdU gefärbt
wurde, ist in den 18A bzw. B dargestellt. Ein
typisches hypothalamisches Neuron, welches auf Tau und BrdU gefärbt wurde,
ist in den 18C bzw. D dargestellt. Eine
Synapsin-Färbung
thalamischer und hypothalamischer Neuronen ist in den 18E bzw. F dargestellt.
-
Die
vorstehend angegebenen Beispiele wurden auf Grundlage ausschließlich wohlbekannter
in vivo-Populationen, welche in der Literatur verfügbar waren,
sowie auch auf Grundlage kommerziell erhältlicher, wohldefinierter Marker
ausgewählt.
Eine Zusammenfassung der Anteile unterschiedlicher neuronaler Phänotypen,
welche aus ZNS-Stammzellen unterschiedlicher Regionen erhalten wurden,
ist in Tabelle VII dargestellt. Diese Beispiele stellen lediglich
einen Teil der neuronalen Diversität dar, welche in den aus ZNS-Stammzellen stammenden
Kulturen vorhanden ist.
-
Zusammenfassend
belegen diese Beispiele in schlüssiger
Art und Weise, dass in Kultur verschiedene Subpopulationen von Neuronen
aus expandierten ZNS-Stammzellen
erzeugt werden, und dass die erzeugten Arten von Neuronen in einer
regionspezifischen Art und Weise beschränkt sind, welche in etwa den
in vivo-Expressionsmustern
entspricht. Die Information, welche die Ausprägung des neuronalen Phänotyps bestimmt,
ist daher in den multipotenten Stammzellzustand eingebettet. Darüber hinaus
ist diese spezifizierende Information über viele Zellteilungen hinweg
erblich stabil und erlangt während
des nachfolgenden Differenzierungsprozesses Wirkung. Diese Ergebnisse
belegen direkt, dass das Neuroepithel von Säugern tatsächlich in ein mosaikartiges
Muster unterschiedlicher Arten multipotenter ZNS-Stammzellen mit
erblich beschränkten
Informationen aufgeteilt ist, welche in Abwesenheit jeglicher anderer
Wechselwirkungen die Ausprägung
der neuronalen Phänotypen
bestimmen. Folglich können
alle neuronalen Subtypen, welche im reifen Gehirn von Säugern vorkommen,
in vitro durch Differenzieren geeigneter ZNS-Stammzellen erzeugt
werden.
-
Diese
Neuronen und die zur Differenzierung in derartige Neuronen befähigten ZNS-Stammzellen stellen
das Schlüsselelement
für Gentherapie,
Zelltherapie und die Identifizierung neuer therapeutischer Moleküle (Proteine,
Peptide, DNA, Oligonukleotide, synthetische und natürliche organische
Verbindungen) bereit, welche auf Störungen des Nervensystems gerichtet
sind.
-
SIGNIFIKANZ DER ZNS-STAMMZELLTECHNOLOGIE
-
Das
in vitro-Verhalten der Stammzellen stellt bedeutende Einsichten
in die Entwicklung des ZNS bereit. Eine effiziente Proliferation
und kontrollierte Differenzierung der Vorläuferzellen gestattete eine
quantitative Analyse ihrer Entwicklungsfähigkeit. Sie zeigen Eigenschaften,
welche man für
Stammzellen erwartet: schnelle Proliferation, Multipotenz und Selbstregeneration.
Darüber
hinaus waren die Zellen aus adultem Gehirn den embryonalen Zellen
quantitativ gleichwertig, was darauf hindeutet, dass Stammzellen
in einem Erwachsenen fortbestehen.
-
Die
multipotenten Zellen konnten aus vielen Regionen des sich entwickelnden
ZNS effizient isoliert werden, was darauf hindeutet, dass sie in
allen Teilen des Neuroepithels reichlich vorhanden sind. Dies steht im
Widerspruch zu der weit verbreiteten Vorstellung, dass Stammzellen
selten sind. Eine Differenzierung der Stammzellen kann effektiv
mittels extrazellulärer
Faktoren gesteuert werden, von welchen bekannt ist, dass sie während der
Entwicklung des ZNS vorhanden sind16-23.
Dies lässt
darauf schließen,
dass unterschiedliche extrazelluläre Faktoren auf eine einzelne
Klasse von Stammzellen wirken können,
wobei unterschiedliche Zelltypen erzeugt werden. Ein ähnlich aufschlussreicher
Mechanismus wurde in vitro auch bei Stammzellen beobachtet, welche
aus dem peripheren Nervensystem isoliert worden waren24.
-
Mehrere
Zelltypen treten rasch in Erscheinung, wenn die Stammzellen in vitro
einer Differenzierung unterzogen werden. Im Gegensatz hierzu treten
Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten in vivo zu verschiedenen
Zeitpunkten in Erscheinung. Es ist offensichtlich, dass in vivo
zusätzliche
Mechanismen das Zellschicksal regulieren müssen. Eine zeitliche und räumliche
Expression extrazellulärer
Faktoren und ihrer Rezeptoren kann ein Teil des Mechanismus sein.
-
Ein
weiterer Mechanismus in Bezug auf die Regulierung des Zellschicksals
in vivo kann Zwischenstadien der Differenzierung umfassen. Die Identifizierung
der bipotenten Oligodendrozyten-Vorläuferzelle O-2A aus postnatalen
Sehnerven belegte direkt, dass während
der Entwicklung beschränkte
Vorläuferzellen
produziert werden25,26. Die Stammzellen
unterscheiden sich von den O-2A-Zellen. Ihr Ursprung, ihre Eigenschaften sowie
ihre Entwicklungsfähigkeit
unterscheiden sich. Wenn man bedenkt, dass die Stammzellen zu Oligodendrozyten
differenzieren, kann der Differenzierungsweg eine obligatorische
Zwischenstufe, einen vorbestimmten Vorläuferzellenzustand wie beispielsweise
die O-2A-Zelle, umfassen. Die ähnliche
Reaktion beider Zellen auf T3 und CNTF27,28 spiegelt
diesen gemeinsamen Schritt möglicherweise
wider.
-
Aus
in vivo und in vitro durchgeführten
Linienanalysen gibt es darüber
hinaus Beweise für
das Vorliegen anderer linienbedingter Beschränkungen, umfassend bipotente
neuronale Vorläuferzellen
und Oligodendrozyten-Vorläuferzellen
sowie vorbestimmte neuronale Vorläuferzellen6,7,29,30.
Diese können
auch aus differenzierenden Stammzellen entstehen. Der hier beschriebene
Klonierungsassay gestattet eine quantitative Definition der relativen
Beiträge
einer linienbedingten Vorbestimmung sowie aufschlussreicher und
selektiver Faktoren für
diese als Zwischenstufen auftretenden Zellen.
-
Zusammenfassend
macht die vorliegende Anmeldung deutlich, dass:
- (1)
die meisten Regionen des fötalen
Gehirns und der Wirbelsäule
dazu gebracht werden können,
sich in Kultur unter vollständig
definierten Kulturbedingungen zu vervielfältigen, wobei eine bis zu 1
000 000 000-fache Erhöhung
der Zellanzahl erhalten wird;
- (2) die homogene Stammzellkultur dazu gebracht werden kann,
unter genau kontrollierten Bedingungen zu differenzieren, wobei
bis zu 50% der Zellen zu Neuronen differenzieren, während sich
die verbleibenden Zellen zu Astrozyten und Oligodendrozyten entwickeln;
- (3) viele unterschiedliche Arten von Neuronen in Kultur erzeugt
werden;
- (4) Wachstumsfaktoren identifiziert wurden, welche eine effektive
Steuerung der Stammzellen im Hinblick auf die Differenzierung zu
einem einzelnen Zelltyp, d. h. Neuron, Astrozyt oder Oligodendrozyt,
bewirken; und
- (5) äquivalente
Stammzellen aus adulter subependymaler Schicht unter Verwendung
eines ähnlichen
Verfahrens isoliert und expandiert wurden.
-
Diese
aufgezählten
Ergebnisse stellen die nachfolgenden Vorteile gegenüber dem
derzeitigen Stand der Technik bereit. Erstens gestattet diese ZNS-Stammzelltechnologie
in großem
Maßstab
die Kultivierung homogener Stammzellen in einem undifferenzierten
Zustand. Je länger
die Zellen im Stammzellzustand gehalten werden können, desto höher ist
die Ausbeute an Neuronen, welche aus der Kultur erhalten werden
können, wodurch
ein effizienterer Gentransfer und eine Selektion jener Zellen, welche
das Gen von Interesse tragen, in großem Maßstab ermöglicht werden.
-
Zweitens
gestattet dieses Kultursystem eine kontrollierte Differenzierung
der Stammzellen, wobei sich nunmehr 50% der expandierten Zellen
in Neuronen umwandeln. Diese effiziente Differenzierung, kombiniert mit
einer effizienten Proliferation, liefert in einem Zeitraum von zwei
Wochen routinemäßig mehr
als 100 Millionen Neuronen aus dem Neocortex eines fötalen Rattengehirns.
-
Drittens
erfolgt die Differenzierung der Stammzellen zu Neuronen, Astrozyten
und Oligodendrozyten konstitutiv, wobei alle drei Zelltypen in Kultur
weiterhin reifen, was höchstwahrscheinlich
eine Folge begünstigender
Wechselwirkungen untereinander ist, wie während der normalen Entwicklung
des Gehirns. Es entstehen viele unterschiedliche Arten von Neuronen,
welche auf viele Wachstumsfaktoren ansprechen und Neurotransmitter
und deren Rezeptoren enthalten. Folglich kann ein signifikanter
Teil der Entwicklung des Gehirns in einer beeinflussbaren Umgebung
wiederholt werden, wodurch das Potential hervorgehoben wird, neue
neurotrophe Faktoren, welche normalerweise von diesen Zellen sekretiert
werden, zu extrahieren und zu untersuchen.
-
Schließlich gestatten
diese Ergebnisse die Etablierung von Bedingungen, mittels welchen
sich teilende unreife Neuronen direkt aus den Stammzellen erhalten
und weiter expandiert werden können,
um in Kultur in großem
Maßstab
die Isolierung spezifischer Arten von Neuronen zu ermöglichen.
-
POTENTIELLE KOMMERZIELLE ANWENDUNGEN
-
Die
Stammzelltechnologie der vorliegenden Erfindung kann für direkte
Anwendungen im Hinblick auf viele unterschiedliche Aspekte betreffend
die Therapie und Entdeckung von Arzneimitteln gegen Störungen des
Nervensystems entwickelt werden. Umrissen werden nachstehend vier
Beispiele für
potentielle kommerzielle Anwendungen, d. h. Gentherapie für Parkinson,
Zelltherapie, Suche nach neuen Wachstumsfaktoren, sowie Assays für ein Durchmustern
auf Arzneimittel.
-
Die
ZNS-Stammzellen werden den technischen Kriterien als Vehikel für Gentherapie
und Zelltherapie im Allgemeinen mehr als gerecht. Die Stammzellen
können
unter genau kontrollierten, reproduzierbaren Bedingungen rasch expandiert
werden. Darüber
hinaus sind diese Zellen allen Standard-Gentransferprotokollen, wie
beispielsweise unter Verwendung von Retroviren, Adenoviren, Liposomen
und Calciumphosphat-Behandlung, sowie nachfolgenden Selektions-
und Expansionsprotokollen leicht zugänglich. Die expandierten Stammzellen
differenzieren in effizienter Art und Weise en masse zu Neuronen.
-
Darüber hinaus
sollte betont werden, dass zwei zusätzliche Eigenschaften der Stammzellen
letztere als fundamentale Grundlage einer auf das humane Nervensystem
gerichteten therapeutischen Entwicklung einzigartig machen. Erstens
sind alle molekularen Wechselwirkungen, welche der Erzeugung, Reifung
und dem Überleben
einer Vielzahl unterschiedlicher Zelltypen und neuronaler Subtypen
dienen, innerhalb des Kultursystems etabliert, sobald die Stammzellen
dazu gebracht werden, zu reifen Zelltypen zu differenzieren. Diese
Wechselwirkungen rekapitulieren einen signifikanten Anteil des natürlichen
Gehirnentwicklungsprozesses. Daher stellen die Stammzellen als Vehikel
für Gentherapie
und Zelltherapie nicht nur ein einzelnes zuzuführendes potentielles Gen oder
einen einzelnen zuzuführenden
potentiellen Faktor bereit, sondern auch die gesamte Infrastruktur
für eine
Regeneration von Nerven.
-
Zweitens
werden die Stammzellen in Kultur aus den multipotenten Vorläuferkeimzellen
der normalen Gehirnentwicklung expandiert. Daher behalten diese
Stammzellen die Fähigkeit
bei, sich nicht nur zu drei unterschiedlichen Zelltypen, sondern
in Abhängigkeit
von Signalen aus der Umgebung, welchen sie ausgesetzt sind, auch
zu vielen unterschiedlichen Arten von Neuronen zu entwickeln. Diese
breite Plastizität,
welche eine inhärente
Eigenschaft von Stammzellen darstellt, lässt eindeutig darauf schließen, dass
die Zellen, sobald sie einmal transplantiert wurden, die Fähigkeit
beibehalten, sich an viele unterschiedliche Wirtsregionen eines
Gehirns anzupassen und zu Neuronen zu differenzieren, welche für diese
besondere Wirtsregion spezifisch sind. Diese intrinsischen Eigenschaften
der primären
Stammzellen unterscheiden sich deutlich von den existierenden tumorigenen
Zelllinien, in welchen unter künstlichen
Bedingungen eine gewisse neuronale Differenzierung induziert werden
kann. Aufgrund dieser einzigartigen Eigenschaften besitzen die expandierbaren
humanen ZNS-Stammzellen bei geringer Weiterentwicklung daher von
sich aus ein signifikantes kommerzielles Potential.
-
1. Gentherapie für Parkinson
-
Parkinson
resultiert hauptsächlich
aus einer Degeneration Dopamin-freisetzender Neuronen in der Substantia
nigra des Gehirns und der resultierenden Depletion von Dopamin-Neurotransmittern
im Striatum. Die Ursache dieser Degeneration ist unbekannt; allerdings
können
die motorischen Degenerationssymptome der Erkrankung durch periphere
Verabreichung des Dopaminvorläufers
L-Dopa bei frühem
Ausbruch der Erkrankung gelindert werden. Wenn sich die Erkrankung
verschlimmert, ist L-Dopa nicht mehr effektiv, wobei derzeit keine
andere Behandlung zur Verfügung
steht. Eine vielversprechende Behandlung, welche entwickelt wird,
ist die Transplantation dopaminreicher Neuronen der Substantia nigra
aus fötalem
Gehirn in das Striatum des Gehirns des Patienten. Ergebnisse, welche
aus verschiedenen klinischen Zentren erhalten wurden, erscheinen äußerst optimistisch.
Allerdings wird geschätzt,
dass bis zu 10 fötale
Gehirne benötigt
werden, um eine ausreichende Anzahl an Zellen für eine Transplantationsoperation
zu erhalten. Dieses Erfordernis macht die breite Anwendung der Transplantation
primärer
Neuronen als therapeutische Realität unmöglich. Dies stellt exakt die
Art von Problem dar, welche mittels der ZNS-Stammzelltechnologie
der vorliegenden Erfindung gelöst
wird, wobei eine geringe Anzahl an Zellen in Kultur bis zu 1 000
000 000-fach expandiert werden kann.
-
Es
ist nunmehr weithin anerkannt, dass die Transplantation Dopamin-produzierender
Zellen die vielversprechendste Therapie für schwere Formen von Parkinson
darstellt, und dass eine stabile Zellpopulation oder Zelllinie,
welche zur Herstellung von Dopamin genetisch verändert wurde, für eine effektive
Therapie wesentlich ist. Tyrosinhydroxylase (TH) stellt das Schlüsselenzym
der Dopaminsynthese dar. Es können
humane ZNS-Stammzellen, welche aus fötalen Basalganglien stammen,
hergestellt werden, welche das Tyrosinhydroxylase (TH)-Gen exprimieren.
Diese Zellen können
expandiert, einer Differenzierung unterzogen und in das Striatum
des Patienten transplantiert werden. Da die Zellen ursprünglich aus
dem primordialen Striatum stammen, besteht die höchste Wahrscheinlichkeit dafür, dass
sie sich in diese Region des Gehirns integrieren. Die Herstellung
derartiger Zellen und ihre erfolgreiche Transplantation in Tiermodelle
führt zur
vielversprechendsten Anwendung der Gentherapie bis zum heutigen
Tag.
-
2. Zelltherapie
-
Im
Gegensatz zu Parkinson können
die den Symptomen zugrunde liegenden Ursachen bei den meisten neurologischen
Erkrankungen nicht einem einzelnen Faktor zugeordnet werden. Dieser
Zustand macht den therapeutischen Ansatz der Einbringung eines einzelnen
Gens unter Verwendung von Gentherapie ineffektiv. Vielmehr ist ein
Ersatz des neuronalen Wirtskomplexes durch gesunde Zellen erforderlich.
Da ZNS-Stammzellen die natürlichen
Keimzellen des sich entwickelnden Gehirns darstellen, welche die
Fähigkeit besitzen,
sich zu den Zellen des reifen Gehirns zu entwickeln, können die
Stammzellen aus der Wirbelsäule und
anderen Regionen des Gehirns direkt dazu verwendet werden, degenerierte
Nerven in verschiedenen Neuropathien neu zu besiedeln.
-
Es
werden mehrere spezifische Stammzelllinien entwickelt, welche verschiedene
derzeit klinisch getestete Wachstumsfaktoren überexprimieren. Diese Anwendung
kombiniert die einzigartige Plastizität der Stammzellen und der Wachstumsfaktor-vermittelten Gentherapie,
um nicht nur den Nutzen einer gezielten Zuführung des Proteins, sondern
auch eine umfangreichere neuronale Regeneration in spezifischen
Bereichen bereitzustellen.
-
Primäre Beispiele
für Wachstumsfaktoren,
welche derzeit klinisch getestet oder gegenwärtig von verschiedenen Unternehmen
entwickelt werden, sind nachstehend in Tabelle VI31 aufgelistet.
Bislang war die Überprüfung von
Wachstumsfaktoren auf eine direkte periphere Injektion hoher Dosen
beschränkt,
was signifikante Risiken in Bezug auf Nebenwirken mit sich bringt,
da die meisten Wachstumsfaktoren viele unterschiedliche Populationen
von Neuronen sowie nicht-neurale Gewebe beeinflussen und eine geringe
Halbwertszeit aufweisen. Diese Probleme können überwunden werden, indem aus
den ZNS-Stammzellen mehrere Zellpopulationen oder Zelllinien erzeugt
werden, welche diese Wachstumsfaktoren stabil exprimieren und ihre
Fähigkeit
demonstrieren, zu Neuronen zu differenzieren und die Wachstumsfaktoren
in spezifischen peripheren und zentralen Regionen zu sekretieren.
-
3. Suche nach neuen Wachstumsfaktoren
-
Eines
der zentralen Prinzipien der modernen Neurobiologie ist, dass jedes
der bedeutenden Projektionsneuronen, wenn nicht gar alle Neuronen,
spezifische Signale (trophische Faktoren) benötigen, um ihre Zielzellen zu
erreichen und um zu überleben.
Neuropathien in einer Vielzahl von Erkrankungen werden möglicherweise
durch einen Mangel an diesen Wachstumsfaktoren verursacht oder umfassen
einen Mangel an diesen Wachstumsfaktoren. Diese Wachstumsfaktoren
repräsentieren
die nächste
Generation präventiv
wirkender oder therapeutischer Arzneimittel gegen Störungen des
Nervensystems, und damit die enorme Kapitalisierung, welche von
Seiten der Biotechnologieindustrie in die Suche und Entwicklung
neuer Wachstumsfaktoren investiert wurde.
-
Aus
der Beobachtung, dass eine Vielzahl an reifen Neuronen aus ZNS-Stammzellen
hergestellt werden kann, ergibt sich implizit, dass von den differenzierenden
Zellen im Hinblick auf die Bestimmung der Zelltypen, die Reifung
sowie eine fortwährende
Unterstützung
ihres Überlebens
verschiedene Wachstumsfaktoren sekretiert werden, und dass die Zellen
die erforderliche Rezeptormaschinerie enthalten, um auf jene Wachstumsfaktoren
und möglicherweise
andere anzusprechen. Die meisten der bislang im Nervensystem bekannten Wachstumsfaktoren
wurden anhand ihrer Effekte auf periphere Nerven entdeckt, wobei
sie höchstwahrscheinlich
einen sehr geringen Anteil der im Gehirn vorkommenden Wachstumsfaktoren
darstellen.
-
Die
Suche nach neuen Wachstumsfaktoren aus dem Gehirn war hauptsächlich deshalb
mit Schwierigkeiten verbunden, da die Isolierung bestimmter neuronaler
Zelltypen aus dem Gehirn und deren Aufrechterhaltung unter definierten
Kulturbedingungen Schwierigkeiten bereitet. Eine Differenzierung
der Stammzellen zu Neuronen überwindet
dieses Problem und eröffnet
neue Assays zum Durchmustern auf potentielle Wachstumsfaktoren.
-
4. Assays zum Durchmustern
auf Arzneimittel
-
Indem
immer mehr Neurotransmitter-Rezeptoren und signaltransduzierende
Proteine aus dem Gehirn identifiziert werden, wird deutlich, dass
das Dogma, wonach ein Neurotransmitter einen Rezeptor aktiviert,
eine zu starke Vereinfachung darstellt. Die meisten Rezeptorkomplexe
in Neuronen bestehen aus Proteinuntereinheiten, welche durch mehrere
Gene kodiert sind, wobei jedes Gen viele unterschiedliche Variationen
des Proteins synthetisiert. Diese Variationen führen zu einer breiten Vielfalt
an möglichen
Rezeptorkombinationen, und nicht zu einem einzelnen Rezeptor, welcher
mit einem Neurotransmitter Wechselwirken kann. Folglich kann durch
eine einzelne Neurotransmitteraktion eine Vielzahl an Signalausstößen erzeugt
werden. Das spezifische Signal, welches mittels eines Neurotransmitters
auf einem Neuron hervorgerufen wird, hängt sodann davon ab, welcher
Rezeptorkomplex von der Zelle produziert wird. Folglich muss die
zelluläre
Diversität
parallel zur molekularen Diversität laufen und ein bedeutendes,
der Komplexität
der Gehirnfunktion zugrunde liegendes Strukturelement darstellen.
-
Die
Entdeckung von Arzneimitteln mittels traditioneller Pharmakologie
wurde ohne das Wissen in Bezug auf eine derartige Komplexität unter
Verwendung von Gesamthirnhomogenisat und Tieren durchgeführt, wobei
meistens Analoga von Neurotransmittern mit breiter Wirkung und umfassenden
Nebenwirkungen produziert wurden. Die nächste Generation pharmazeutischer
Arzneimittel, welche auf die Modifizierung spezifischer Gehirnfunktionen
abzielt, kann durch Durchmustern potentieller Chemikalien gegenüber Neuronen,
welche ein spezifisches Profil von Neurotransmittern, Rezeptorkomplexen
und Ionenkanälen
zeigen, erhalten werden.
-
ZNS-Stammzellen,
welche in Kultur expandiert und einer Differenzierung zu Neuronen
unterzogen wurden, exprimieren mehrere Neurotransmitter und Rezeptorkomplexe.
Es kann eine Vielzahl an Zelllinien entwickelt werden, welche aus
Stammzellen und neuronalen Vorläuferzellen
aus unterschiedlichen Regionen des Gehirns stammen, und welche,
wenn sie einer Differenzierung zu reifen Neuronen unterzogen werden,
ein einzigartiges Profil von Neurotransmitter-Rezeptorkomplexen zeigen. Derartige
neuronale Zelllinien stellen wertvolle Instrumente im Rahmen der
Konzipierung von und des Durchmusterns auf potentielle Arzneimittel dar.
-
Zusammenfassend
bietet die ZNS-Stammzelltechnologie dieser Anmeldung umfassende
und signifikante Möglichkeiten
zur Behandlung von Störungen
des Nervensystems.
-
Die
nachfolgenden wissenschaftlichen Artikel wurden im Rahmen dieser
Anmeldung zitiert.
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-
Obwohl
die Erfindung in Verbindung mit jenen Ausführungsformen beschrieben wurde,
welche gegenwärtig
als am zweckmäßigsten
und am stärksten
bevorzugt angesehen werden, versteht es sich, dass die Erfindung
nicht auf die offenbarten Ausführungsformen
beschränkt
ist. TABELLE I ZELLTYPZUSAMMENSETZUNG DIFFERENZIERTER
KLONE Klone embryonaler hippocampaler Vorläuferzellen
Passage | Klongröße | MAP2+ | (%) | GalC+ | (%) | GFAP+ | (%) |
1 | 319 | 145 | (45) | | | 41 | (13) |
1 | 451 | 245 | (54) | | | 0 | (0) |
1 | 1237 | 634 | (51) | | | 9 | (1) |
1 | 2197 | 956 | (44) | | | 42 | (2) |
1 | 2779 | 1617 | (58) | | | 336 | (12) |
4 | 71 | | | 10 | (14) | 5 | (7) |
4 | 139 | | | 14 | (10) | 4 | (3) |
4 | 296 | | | 21 | (7) | 139 | (47) |
4 | 341 | | | 54 | (16) | 38 | (11) |
4 | 420 | | | 39 | (9) | 25 | (6) |
4 | 600 | | | 35 | (6) | 60 | (10) |
4 | 662 | | | 66 | (10) | 62 | (9) |
4 | 141 | 42 | (30) | 4 | (3) | | |
4 | 427 | 220 | (52) | 15 | (4) | | |
4 | 610 | 306 | (50) | 29 | (5) | | |
Gesamtdurchschnitt | 48.6 ± 1.6% | 8.4 ± 1.0% | 7.8 ± 2.3% |
TABELLE II ZELLTYPZUSAMMENSETZUNG DIFFERENZIERTER
KLONE Subklone aus Klonen embryonaler hippocampaler
Vorläuferzellen
Subklon | Klongröße | MAP2+ | (%) | GalC+ | (%) | GFAP+ | (%) |
HI6.1 | 337 | 22 | (7) | 99 | (29) | | |
HI6.2 | 338 | 13 | (4) | 157 | (46) | | |
HI6.3 | 537 | 132 | (25) | 48 | (9) | | |
HI6.4 | 565 | 98 | (17) | 28 | (5) | | |
HI6.5 | 831 | 96 | (12) | 107 | (13) | | |
HI6.6 | 886 | 158 | (18) | 134 | (15) | | |
HI6.7 | 893 | 135 | (15) | 66 | (7) | | |
HI6.8 | 950 | 154 | (16) | 53 | (6) | | |
HI6.9 | 951 | 112 | (12) | 120 | (13) | | |
HI6.10 | 970 | 105 | (11) | 95 | (10) | | |
HI19.1 | 84 | 11 | (13) | | | 0 | (0) |
HI19.2 | 211 | 45 | (21) | | | 0 | (0) |
HI19.3 | 363 | 61 | (17) | | | 18 | (5) |
HI19.4 | 697 | 172 | (25) | | | 5 | (1) |
HI19.5 | 861 | 135 | (16) | | | 57 | (7) |
HI19.6 | 1469 | 401 | (27) | | | 123 | (8) |
HI19.7 | 1841 | 486 | (26) | | | 179 | (10) |
HI8.1 | 88 | | | 4 | (5) | 0 | (0) |
HI8.2 | 104 | | | 3 | (3) | 0 | (0) |
HI8.3 | 193 | | | 16 | (8) | 28 | (15) |
HI8.4 | 237 | | | 14 | (6) | 39 | (16) |
HI8.5 | 384 | | | 65 | (17) | 119 | (31) |
HI8.6 | 402 | | | 26 | (6) | 75 | (19) |
HI8.7 | 554 | | | 49 | (9) | 45 | (8) |
HI8.8 | 571 | | | 23 | (4) | 49 | (9) |
HI8.9 | 662 | | | 41 | (6) | 118 | (18) |
HI8.10 | 669 | | | 46 | (7) | 46 | (7) |
HI8.11 | 827 | | | 57 | (7) | 18 | (2) |
HI8.12 | 836 | | | 92 | (11) | 97 | (12) |
HI8.13 | 1084 | | | 104 | (10) | 53 | (5) |
HI8.14 | 1268 | | | 124 | (10) | 163 | (13) |
HI8.15 | 1284 | | | 75 | (6) | 193 | (15) |
Gesamtdurchschnitt: | 20.1 ± 1.4% | 8.9 ± 1.1% | 10.0 ± 0.7% |
TABELLE III ZELLTYPZUSAMMENSETZUNG DIFFERENZIERTER
KLONE Klone adulter subependymaler Zellen
Passage | Klongröße | MAP2+ | (%) | GalC+ | (%) | GFAP+ | (%) |
1 | 73 | 6 | (8) | | | 37 | (51) |
1 | 159 | 56 | (35) | | | 42 | (26) |
1 | 173 | 57 | (33) | | | 26 | (15) |
1 | 185 | 71 | (38) | | | 32 | (17) |
1 | 230 | 97 | (42) | | | 39 | (17) |
1 | 273 | 139 | (51) | | | 56 | (21) |
1 | 387 | 117 | (30) | | | 45 | (12) |
1 | 554 | 237 | (43) | | | 84 | (15) |
1 | 675 | 280 | (41) | | | 74 | (11) |
1 | 847 | 399 | (47) | | | 155 | (18) |
1 | 496 | | | 23 | (5) | 92 | (19) |
1 | 526 | | | 7 | (1) | 115 | (22) |
1 | 644 | | | 19 | (3) | 26 | (4) |
1 | 713 | | | 22 | (3) | 179 | (25) |
1 | 1112 | | | 56 | (5) | 235 | (21) |
0 | 278 | 153 | (55) | 6 | (2) | | |
0 | 305 | 145 | (48) | 19 | (6) | | |
1 | 411 | 156 | (38) | 68 | (17) | | |
0 | 513 | 242 | (47) | 3 | (1) | | |
0 | 532 | 246 | (46) | 26 | (5) | | |
0 | 538 | 283 | (53) | 10 | (2) | | |
0 | 584 | 277 | (47) | 32 | (5) | | |
0 | 1012 | 498 | (49) | 5 | (0) | | |
Gesamtdurchschnitt: | 41.7 ± 2.6% | 4.2 ± 1.2% | 19.6 ± 2.7% |
TABELLE IV EFFEKT EXTRAZELLULÄRER FAKTOREN AUF DIE ZELLTYPBESTIMMUNG
| (Antikörper) | unbehandelt (%) | +PDGF
(%) | +CNTF
(%) | +T3
(%) |
A.
Embryonisch | | | | | |
Neuron | (MAP2) | 45.9 | 81.0 | 0.9 | 11.5 |
Neuron | (TuJ1) | 9.9 | 72.4 | N.D. | N.D. |
Neuron | (NF-M) | 1.0 | 53.0 | N.D. | N.D. |
Oligodendrozyt | (GalC) | 7.4 | 2.8 | 4.5 | 21.2 |
Astrozyt | (GFAP) | 6.3 | 2.0 | 97.3 | 20.7 |
B.
Adult | | | | | |
Neuron | (MAP2) | 36.8 | 73.9 | 11.8 | 35.2 |
Neuron | (TuJ1) | 47.9 | 72.4 | N.D. | N.D. |
Oligodendrozyt | (GalC) | 4.8 | N.D. | N.D. | 47.4 |
Astrozyt | (GFAP) | 20.3 | 2.2 | 72.9 | 32.4 |
TABELLE V GESTEUERTE DIFFERENZIERUNG VON HUMANEN
ZNS-STAMMZELLEN; WELCHE MIT bFGF EXPANDIERT WORDEN WAREN
| unbehandelt
(%) | +PDGF
(%) | +CNTF
(%) | +T3
(%) |
Neuron
(MAP2+) | 45.9 ± 2.3 | 71.4 ± 1.9 | 9.4 ± 1.6 | 16.9 ± 2.4 |
Oligodendrozyten (O4+/GalC+) | 2.6 ± 0.8 | 0.8 ± 0.3 | 0.9 ± 0.1 | 25.3 ± 2.8 |
Astrozyten (GFAP+) | 10.7 ± 1.8 | 7.1 ± 1.2 | 85.2 ± 1.9 | 37.1 ± 3.4 |
tot | 5.9 ± 0.7 | 3.5 ± 0.4 | 2.0 ± 0.5 | 8.2 ± 0.6 |
TABELLE VI NEUROTROPHE FAKTOREN UND ERKRANKUNGEN
Neurotropher
Faktor: | Erkrankung |
Nervenwachstumsfaktor: | Alzheimer
diabetische
Neuropathie
Taxol-Neuropathie
kompressive Neuropathie
AIDS-bezogene
Neuropathie |
aus
Gehirn-stammender Wachstumsfaktor: | amyotrophe
Lateralsklerose |
Neurotrophin
3: | Large
Fiber-Neuropathie |
Insulin-ähnlicher
Wachstumsfaktor: |
amyotrophe
Lateralsklerose
Vincristin-Neuropathie
Taxol-Neuropathie |
ciliärer neurotropher
Faktor: | amyotrophe
Lateralsklerose |
aus
Gliazellen stammender neurotropher Faktor: | Parkinson |
-
TABELLE VII LEGENDE
-
- 1Die Anzahl der unterschiedlichen
neuronalen Phänotypen
ist für
jede Region als prozentualer Wert der MAP2ab-positiven Neuronen
pro Quadratzentimeter angegeben. MAP2, Mikrotubuli-assoziiertes
Protein a und b; TH, Tyrosinhydroxylase; AchE, Acetylcholinesterase;
VAT, vesikulärer
Acetylcholintransporter; ChAT, Cholinacetyltransferase; GAD, Glutaminsäuredecarboxylase;
NPY, Neuropeptid Y; L-Enk,
Leu-Enkephalin; M-Enk, Met-Enkephalin.
- 2Regionen, aus welchen die ZNS-Stammzellen
erhalten wurden. SEPT, Septum des Stadiums E15.5; LGE, lateraler
Ganglienhügel
des Stadiums E15.5; MGE, medialer Ganglienhügel des Stadiums E15.5; HI,
Hippocampus des Stadiums E15.5, VM, ventrales Mesencephalon des
Stadiums E12.5; DM, dorsales Mesencephalon des Stadiums E12.5; SPC,
Wirbelsäule
des Stadiums E13.5.
- 3Dargestellt ist die durchschnittliche
Anzahl an MAP2ab-positiven Zellen pro Quadratzentimeter. Die ursprüngliche
Anzahl an ausplattierten Zellen betrug für alle Regionen 125 000 Zellen
pro Quadratzentimeter. ± mittlerer Standardfehler.