Herzschrittmacher
Die Erfindung betrifft einen Herzschrittmacher nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
Ein allgemein bekannter Herzschrittmacher ist der sogenannte QT- oder Stimulus-T-Schrittmacher wie er beispielsweise in der US 422 8 803 beschrieben ist. Ein solcher Herzschrittmacher weist Mittel auf, mit denen die mittlere Stimulationsfrequenz an Änderungen der physischen und psychischen Belastung angepaßt werden kann.
Hierzu ist ein Schaltkreis vorgesehen, der das intrakardial abgeleitete EKG-Signal auswertet, wobei er den Beginn oder das Maximum der T-Welle detektiert. Da sich der zeitliche Abstand zwischen Stimulation und Einsetzen der T-Welle das sogenannte Stim-T- Intervall bei steigender Belastung verkürzt, liefert der Schaltkreis einen physiologischen Meßparameter,
mit dem die Stimulationsfrequenz sich ändernden Belastungen angepaßt werden kann.
Der prinzipielle Nachteil einer derartigen Frequenz- regelung ist dadurch gegeben, daß sich das Stim-T-
Intervall nicht nur bei Anstieg der Belastung sondern in weitaus stärkerem Maße durch den Anstieg der Stimulationsfrequenz selbst verkürzt. Eine derartige Frequenzregelung erfordert dementsprechend spezielle Maßnahmen, um eine positive Rückkoppelung zu vermeiden.
Ein weiterer Nachteil dieser Frequenzregelung ist die Tatsache, daß die gemessenen Stim-T-Intervalle humo- ral bestimmt sind d.h. aufgrund der über die Nebennierenrinde ausgeschütteten, und über den Blutkreislauf transportierten Hormone reagieren.
Grundsätzlich ist bei der Regelung der Stimulations- frequenz in Herzschrittmachern ein wesentliches Ziel, die Stimulationsfrequenz nicht nur an steigende körperliche Belastungen anzupassen, sondern dabei auch die individuelle yokardiale Leistungsfähigkeit des Patienten zu berücksichtigen. Das bedeutet, daß die Stimulationsfrequenz bei steigender Belastung nur solange erhöht wird, wie dadurch eine Steigerung des Herzzeitvolumens HZV erreicht wird. Damit soll verhindert werden, daß der Herzmuskel durch eine zu hohe Stimulationsfrequenz ("Overpacing" ) überlastet und geschädigt wird.
Es wurde versucht, diese Kontrolle durch Messung des Schlagvolumens SV oder eines HZV-abhängigen Meßparameters, wie z.B. der zentralvenösen SauerstoffSättigung (s02) zu erreichen.
Aus der WO 89/06990 ist ein Verfahren zur hämodynami- schen Optimierung der Stimulationsfrequenz bekannt, das die Messung der vom Herzzeitvolumen HZV- abhängigen zentralvenösen SauerstoffSättigung s02 in Kombination mit einer Modulation der Stimulationsfrequenz ΔHR über Phasen von 2 bis 4 Minuten benutzt. Eine Optimierung des Herzzeitvolumens wird dadurch angestrebt, daß der frequenzabhängige Gradient der Sauerstoffsättigung Δs02/ΔHR innerhalb eines vorgege- benen Bereichs gehalten wird, der analog zum Gradienten des Herzzeitvolumens HZV/ΔHR ein physiologisch optimaler Bereich ist.
Dieses Verfahren ist von der Stabilität und der Genauigkeit des s02-Sensorkatheters abhängig, die sich in der Praxis als nicht ausreichend erwiesen haben und es weist den Nachteil auf, daß es wegen der notwendig langen Änderungsperioden nicht in der erforderlichen Zeit von einigen Minuten gelingt zu differenzieren, ob die gemessene s02-Änderung durch die Frequenzänderung oder durch andere Einflußgrößen bewirkt wurde.
Die EP 0 551 355 beschreibt ein Verfahren zur Modulation einzelner Stimulationsintervalle, bei dem die Impedanzmessung zur Erfassung des Schlagvolumens ge- nutzt wird, um den Einsatz eines Sensorkatheters zur Bestimmung des Herzzeitvolumens zu umgehen. Durch die gezielte Modulation einzelner Stimulationsintervalle ΔSI und die phasenspezifische Demodulation der Impedanzänderung ΔZ wurde angestrebt, den Einfluß nicht funktionsspezifischer und somit störender Parameteränderungen zu unterdrücken und zusätzlich das Signal mit Hilfe maximaler Modulation kalibriert.
Dieses Verfahren weist den Nachteil auf, daß das Prinzip der Modulation einzelner Stimulationsinter-
valle hier nur als Filter- und Kalibrierverfahren, d.h. als Zwischenschritt zur Bestimmung des Schlagvolumens und damit des Herzzeitvolumens HZV genutzt wird. Die Optimierung der Frequenzregelung wird dann gleichfalls durch die Optimierung des Gradienten
ΔHZV/ΔHR anhand einer optimalen hämodynamischen Kennlinie angestrebt. Die Bestimmung des Schlagvolumens hat sich trotz Verbesserung des Störabstandes durch die Einzelpulsmodulation in der Praxis als noch zu ungenau erwiesen, um eine zuverlässige hämodynamische Optimierung durchführen zu können. Das heißt, daß eine Optimierung der Stimulation durch Kontrollierung des Herzzeitvolumens sich in der Praxis als problematisch darstellt, da entweder die spezifischen Sensor- katheter zur Messung des Schlagvolumens oder HZV- abhängiger Meßparameter noch keine ausreichende Langzeitstabilität aufweisen oder Messungen des Schlagvolumens mit Standardkathetern über die Impedanz nicht zuverlässig genug sind. Außerdem wird die Auswertung sehr komplex da die das Meßergebnis verfälschenden und miterfaßten mechanischen Übertragungsfunktionen berücksichtigt werden müssen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Herzschrittmacher zu schaffen, der eine schnelle und ge- naue Regelung der Stimulationsfrequenz bzw. der Stimulationsintervalldauer ermöglicht und eine Überlastung durch eine zu hohe Stimulationsfrequenz verhindert .
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Hauptanspruchs gelöst.
Der erfindungsgemäße Herzschrittmacher mit einer individuell optimierten Regelung der Stimulationsintervalldauer umgeht die Notwendigkeit, einen SV- bzw. HZV-abhängigen Meßparameter zu bestimmen und ermög-
licht durch Auswertung der elektrischen Restitution bzw. des Gradienten der elektrischen Restitution mit Hilfe der standardmäßigen Erfassung des endokardialen EKG 's eine Regelung der Stimulationsfrequenz bzw. der Stimulationsintervalldauer mittels eines Funktionsparameters des Herzens, der direkt den Belastungszustand des Patienten wiedergibt, wobei auch Veränderungen der Leistungsfähigkeit des Herzmuskels und akute Verschlechterungen der myokardialen Leistung bei der Frequenzanpassung berücksichtigt werden. Dabei wird die Modulation einzelner Stimulationsintervalle so durchgeführt, daß die mittlere eingestellte Intervalldauer sich nicht ändert.
Durch die in den Unteransprüchen angegebenen Maßnah- men sind vorteilhafte Weiterbildungen und Verbesserungen möglich.
Die Modulation der Stimulationsintervalle um einen positiven und negativen Wert wird sowohl kontinuierlich als auch im Abstand von mehreren Pulsen unter periodischer Wiederholung durchgeführt.
Es wurde gefunden, daß die elektrische Restitutionskurve, die durch Messung der Aktionspotentialdauer bestimmt wird, äquivalent zu der ist, die durch Messung des QT- oder des Stim-T-Intervalls des Elektro- kardiogramms definiert wird.
Weiterhin hat sich gezeigt, daß die Analyse der last- und der frequenzabhängigen Modulation des Stim-T- Intervalls ausreichend zuverlässig ist, wenn die Modulation eines einzelnen Stimulationsintervalls die Ungleichungen ESI (Extrasystolisches Intervall) <600 ms bei ΔESI/BCL > 10% (BCL-basic cycle length) .
Als Auswertegröße der elektrischen Restitution kann vorteilhafterweise eine dimensionslose Größe z.B. der Gradient (ERG) oder die relative Änderung der elektrischen Restitution verwendet werden, um eine lastabhängige Steuerung zu erzielen. Dies ist möglich, da dieser Gradient mit einem Anstieg der physischen Last fällt, während er mit steigender Stimulationsfrequenz steigt. Außerdem konnte gefunden werden, daß die Änderungsreaktion hauptsächlich auf ei- ner Änderung der Zeitkonstanten der exponentiellen Restitutionsfunktion beruht und diese Zeitkonstante reagiert wesentlich schneller und stärker auf Änderungen der Last und der Frequenz als es das Stim-T- Intervall bei einer Regelung nach dem Stand der Tech- nik tut.
Weiterhin ist die erfindungsgemäße Regelung gut anwendbar bei akuter Ischämie, da die elektrische Restitution die myokardialen Bedingungen widerspiegelt. Die Zeitkonstante der exponentiellen elektrischen Re- stitution und dabei der Gradient derselben steigt mit der Ischämie. Dies bewirkt erfindungsgemäß eine Reduktion der Stimulationsfrequenz.
Die Regelung nach der Erfindung durch eine Einzelpulsmodulation und Erfassung der elektrischen Resti- tution bewirkt eine schnelle und genaue Regelung der Stimulationsfrequenz, da die elektrische Restitution hauptsächlich durch einen neuronal gesteuerten, schnellen Reaktionsmechanismus gesteuert wird.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 den charakteristischen Verlauf einer elektrischen Restitutionskurve eines normalen, gesunden Myokards für die Ruhe- und für die Belastungsphase,
Fig. 2 Kennlinien für den elektrischen Restitutionsgradienten als Funktion der Stimulationsfrequenz in der Ruhe- und Belastungsphase,
Fig. 3 Kennlinien des Gradienten der elektrischen
Restitution abhängig von der Stimulations- frequenz beim Auftreten einer Ischämie und
Fig. 4 ein Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels des Herzschrittmachers nach der vorliegenden Erfindung.
Als elektrische Restitution wird die Abhängigkeit der Dauer des Aktionspotentials AP des Herzmuskels als
Funktionsparameter von der Dauer der Diastole ta bezeichnet. Wird diese während eines einzelnen Herzzyklus' spontan geändert, beispielsweise durch eine Extrasystole, dann ändert sich das Aktionspotential bzw. dessen Dauer. Die Dauer des Aktionspotentials wird durch das Intervall zwischen dem Anfang der Stimulation und dem Zeitpunkt definiert, bei dem das Aktionspotential um 90% abgefallen ist, und sie nimmt ab, wenn das Zeitintervall zwischen zwei aufeinander- folgenden Stimulationspulsen kleiner wird. Hier ist zwischen der APD-Änderung nach einem extrasystoli- schen Stimulationsintervall und der APD-Änderung nach einer Änderung der mittleren oder Basisherzfrequenz (HR=1/BCL) entsprechend dem Stand der Technik zu un- terscheiden.
Dieses Änderungsverhalten nach einem extrasystoli- schen Stimulationsintervall läßt sich durch eine dop-
pelt exponentielle Funktion beschreiben, die als elektrische Restitutionskurve ER bezeichnet wird.
Die elektrische Restitutionskurve (ERC) ist somit definiert als Funktion der Aktionspotentialdauer APD von der Zykluslänge eines vorhergehenden extrasysto- lischen Stimulationspulsintervalls ESI, d.h. eines einzelnen Stimulationspulsintervalls, das von der Basiszykluslänge (BCL) , d.h. der mittleren Stimulationsintervalldauer um +ΔESI geändert wird und das der Diastole entspricht.
Die Funktion kann beschrieben werden als
ER APD (ESI) = APDP1* ( 1-Al*exp (-td/Tl ) -A2*exp (-td/T2 ) )
Hierbei sind APDP1 der Plateauwert, AI und Tl Amplitude und Zeitkonstante der schnellen Phase der Resti- tution und A2 und T2 die Amplitude und Zeitkonstante der langsamen Phase der Restitution.
Die Unterscheidung in der Näherungsgleichung zwischen einem langsamen und einem schnellen Anteil beim exponentiellen Anstieg der Restitutionskurve trägt der Tatsache Rechnung, daß Funktion des Herzmuskels bzw. der Herzmuskelzelle wie der Ionenaustausch an der Zellmembran bestimmt sind, d.h. sowohl durch schnelle, autonome Regelprozesse in der Zelle und dem umliegenden Gewebe als auch durch Regelprozesse, die das gesamte Herz-Kreislaufsystem betreffen und über das vegetative Nervensystem und die entsprechenden Drüsenfunktionen gesteuert werden.
Als Meßparameter zur Bestimmung der elektrischen Restitutionskurve wird, wie oben angedeutet, prinzipi- eil die Aktionspotentialdauer APD bestimmt, die durch spezielle Elektroden gemessen werden kann. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß bei Messung des
EKGs auch das sogenannte QT-Intervall, also die Intervalldauer zwischen der Q-Zacke und dem Ende der T- Welle des intrakardialen EKGs die gleiche Restitutionscharakteristik hat wie die APD. Bei Stimulation des Ventrikels durch einen Herzschrittmacher ist es zweckmäßiger, anstelle des QT-Intervalls als Meßintervall das Stim-T-Intervall STI, also den Abstand zwischen Stimulationspuls und T-Welle zu messen.
In FIG. 1 ist als elektrische Restitutionskurve (durchgezogene Linie) der Verlauf der Aktionspotentialdauer APD in Abhängigkeit von der Länge einzelner extrasystolischer Intervalle eines normalen, gesunden Myokards für die Ruhe- und für eine Belastungsphase dargestellt. Dabei wurden in beiden Phasen jeweils die optimal angepaßten Stimulationsfrequenz HRo bzw. der optimalen Basiszykluslänge BCLo = 1/HRo (d.h. die mittlere Stimulationsintervalldauer) in einzelnen ex- trasystolischen Stimulationsintervallen ESI verändert und dann die entsprechende Änderung der Aktionspoten- tialdauer APD gemessen. Die so entstandenen Restitutionskurven entsprechen den durch die obige Gleichung beschriebenen Exponentialfunktionen. Die optimale Basiszykluslänge BCLo für Ruhe (900 ms) und für eine Belastung (500 ms) sind durch die gestrichelten Pfei- le bezeichnet, d.h. die jeweilige Basiszykluslängen bzw. mittlere Intervalldauer wurde um ±ΔESI zur Bildung von extrasystolischen Intervallen geändert und jeweils als Reaktion die Aktionspotientaldauer bzw. das QT- oder das Stim-T-Intervall als Meßparameter gemessen. Dabei wird mittlere Stimulationsintervalldauer abwechselnd um positive und negative ΔESI-Werte so verlängert und verkürzt, daß die eingestellte mittlere Intervalldauer gleich bleibt. Vorzugsweise sind die ±ΔESI bei einer Änderung gleich, d.h. die Intervalldauer wird um den gleichen Wert verkürzt und
verlängert. Die Änderung kann sich im Abstand von mehreren Pulsen periodisch wiederholen, sie kann aber auch kontinuierlich, d.h. jeder Stimulationspuls wird abwechselnd verlängert oder verkürzt, durchgeführt werden.
Die gestrichelten Linien in FIG. 1 stellen die Kurven der QT- oder Stim-T-Intervalle eines EKGs bei kontinuierlicher Veränderung der Basiszykluslänge, bzw. bei kontinuierlicher Modulation, die beispielsweise bei einem QT-Schrittmacher nach dem Stand der Technik verwendet werden. Wie zu erkennen ist, unterscheiden sich diese Kennlinien deutlich von den elektrischen Restitutionskurven bei unterschiedlicher Belastung, wobei mit steigender Belastung neben einer Reduktion des Plateauwertes der jeweiligen Kurve mit entsprechender Verschiebung nach links auch ein steilerer Anstieg der Kurve gemessen wurde.
Die Restitutionskurve kann nun zur physiologischen Regelung der Stimulationsfrequenz HR genutzt werden, wobei, wie erwähnt, wesentlich ist, daß sowohl der Plateauwert APDP1 als auch die Zeitkonstanten Tl und T2 abhängig von der Pulsfrequenz HR und dem myokar- dialen Leistungspegel sind. Die Stimulationsfrequenz sollte daher so geregelt werden, daß das Stimulati- onsintervall bei jeder Belastung im Bereich des Plateauwertes APDpi liegt.
Um eine einfachere Größe für die Regelung verwenden zu können, wird vorteilhafterweise nicht direkt der Bereich um den Plateauwert selber gewählt, sondern der Gradient der Restitutionskurve. Der Gradient der Restitutionskurve im jeweiligen optimalen Arbeitspunkt, der durch die optimale Basiszykluslänge BCLo gegeben ist, ergibt sich dadurch, daß das extrasysto- lische Intervall ESI prozentual (ΔESI/BCL) um einen
definierten positiven +ΔESI und/oder negativen Wert - ΔESI verändert wird und die durch Pfeile 20 in FIG. 1 dargestellte, resultierende Veränderung der Aktionspotentialdauer +ΔAPD bzw. -ΔAPD gemessen wird. Wird dieser Gradient der elektrischen Restitution ERG = +ΔAPD/+ΔESI bzw. ERG = -ΔAPD/-ΔESI als Funktion der Stimulationsfrequenz HR für die Ruhe- und eine Belastungsphase aufgetragen, so ergibt sich der in FIG. 2 dargestellte Verlauf.
FIG. 2 zeigt, daß der exponentielle Anstieg des Gradienten der elektrischen Restitution ERG als Funktion einer steigenden Stimulationsfrequenz HR bei ansteigender Belastung nach rechts verschoben wird. Es ist zu erkennen, daß bei der jeweils optimalen Herzfre- quenz die zugehörigen ERGo-Werte, die den Plateauwerten APDpi in FIG. 1 entsprechen, etwa den gleichen Pegel haben, wobei jedoch die Werte auch unterschiedlich sein können. Diese Werte können bei einer Frequenzregelung als Sollwerte des Gradienten der elek- trischen Restitution ERGs gewählt werden, wobei in
FIG. 2 ein Bereich um den Sollwert ERGs herum als Bereich für eine optimale Stimulationsfrequenz HR angegeben ist, der durch die Schwellenwerte ERG1 und ERG2 begrenzt ist.
Es ist auch denkbar, daß der Gradient der elektrischen Restitution ERG aus der Differenz der positiven und negativen Änderung der Aktionspotentialdauer in Bezug auf die positive und negative Intervalländerung bestimmt wird, nämlich zu ERG = [(+ΔAPD)-(- ΔAPD) ]/[ (+ΔESI) -(-ΔESI) ] .
Anhand der FIGN. 1 und 2 läßt sich erkennen, daß die elektrische Restitutionsfunktion bzw. ihr Gradient ERG die Voraussetzung für die Regelung der Stimulationsfrequenz bietet, da einerseits der Gradient der
elektrischen Restitution ERG bei Anstieg der Stimulationsfrequenz umgekehrt zum Anstieg der körperlichen Belastung reagiert und andererseits innerhalb eines physiologisch fest definierten Bereichs einen für je- de Belastungssituation optimalen Wert ERGo aufweist. Aus der ERG-Charakteristik nach FIG. 2 ist zu erkennen, daß bei der Frequenzregelung eine zu hohe Stimulationsfrequenz (Overpacing) prinzipiell vermieden wird.
Es zeigt sich jedoch auch, daß eine bei Patienten mögliche akute Verschlechterung der myokardialen Leistung erkannt werden kann und bei der Frequenzanpassung berücksichtigt werden kann. In FIG. 3 ist der Gradient der elektrischen Restitution über die Stimu- lationsfrequenz für einen Fall dargestellt, bei dem eine Verschlechterung der myokardialen Leistung durch Ischämie auftritt. FIG. 3 zeigt, daß die Verlängerung des Stim-T-Intervalls beim Auftreten einer Ischämie im Belastungsfall die ERG-Kurve nach links ver- schiebt, d.h. der Gradient der elektrischen Restitution reagiert bei Abfall der myokardialen Leistungsfähigkeit wie bei einem Abfall der körperlichen Belastung. Als Folge davon wird die optimale Stimulationsfrequenz HRo reduziert und so die vorrangige An- forderung erfüllt, daß die ERG-abhängige Frequenzregelung bei einem sich krankhaft verschlechternden Herzmuskel ein Overpacing verhindert.
In einem anderen Ausführungsbeispiel kann auch an- stelle des Gradienten die relative Änderung der elektrischen Restitution durch Bildung des Quotienten ΔAPD/ΔESI verwendet werden, wobei jeweils auch die Mittelwerte über mehrere Änderungszyklen bestimmt werden können.
In FIG. 4 ist ein Ausführungsbeispiel eines Herzschrittmachers dargestellt, mit dem eine Frequenzregelung in Abhängigkeit von den Gradienten der elektrischen Restitutionsfunktion ERG verwendet wird.
Die für die ERG-abhängige Frequenz- bzw. Stimulationsintervallregelung benötigten Funktionsblöcke sind in dem umrandeten Feld dargestellt. Als andere Funk- tionsblöcke, die zur Standardausrüstung eines normalen QT-Schrittmachers gehören sind eine Stimulations- elektrode 1 und ein die Stimulationselektrode 1 versorgender Stimulationspulsgenerator vorgesehen. Weiterhin ist ein EKG-Verstärker 2 einerseits mit der Stimulationselektrode 1 und andererseits mit einer Detektionsstufe zur Erfassung des Stim-T-Intervalls als Meßgröße verbunden. Außerdem enthält ein solches System einer über eine Telemetriestufe 12 programmierbaren Mikroprozessor mit einer Prozess-Steuerung 11.
Die Funktionsblöcke der Frequenzregelung sind ein HRmax/HRmin-Speicher 7 zur Speicherung der Grenzwerte der Stimulationsfrequenz, eine mit dem Speicher verbundene Regelstufe 8, der ein Regelwert ΔERG zugeführt wird, ein Stimulationsintervallmodulator 9 zum Festlegen und Modulieren des Stimulationsintervalls, der mit dem Stimulationspulsgenerator 10 verbunden ist. Weiterhin ist eine Rechnungsstufe 4 vorgesehen, die ein Signal von der Detektionsstufe 3 und vom Modulator 9 empfängt sowie eine Stufe 5 zur Bildung des Mittelwerts, ein Sollwertspeicher 6 und ein Soll-Ist- Wert-Vergleicher 13.
Die Funktionsweise des Herzschrittmachers ist wie folgt. Der Stimulationspulsgenerator 10 liefert ein Stimulationspuls an die Stimulationselektrode und der EKG-Verstärker verstärkt das über die Stimulations-
elektrode 1 abgeleitete intrakardiale EKG-Signal. Aus diesem verstärkten Signal analysiert die Detektionsstufe 3 die Intervalldauer STI zwischen Stimulationspuls und T-Welle, die dem QT-Intervall bzw. der Aktionspotentialdauer entspricht. In der Berechnungsstufe 4 wird der Gradient der elektrischen Restitution ERG berechnet wobei jedoch auch andere oben erwähnte Größen verwendet werden können. Dazu wird zunächst, getriggert durch den Modulator 9, mit dem von der Detektionsstufe gelieferten Stim-T-Intervallwert die Änderung +ΔSTI berechnet, die durch die Änderung ΔESI des Stimulationsintervalls bewirkt wurde und anschließend wird der Quotient ERG = ΔSTI/ΔESI bestimmt. In der Mittelwertstufe 5 wird der Mittelwert ERGm der ERG-Werte über mehrere Änderungszyklen berechnet. Mit dem Pfeil vom Ausgang der Mittelwertstufe 5 zum Sollwertspeicher 6 wird angedeutet, daß der ERGm-Wert, der in körperlichem Ruhestand bei einer mittleren Stimulationsfrequenz von etwa 90/min gemes- sen wird, als Sollwert gespeichert wird.
In dem Soll-Istwert-Vergleich 13 wird die Differenz zwischen dem Mittelwert des Gradienten der elektrischen Restitution ERGm und dem Sollwert ERGs gebildet und als Differenzwert ΔERG an die Regelstufe 8 gege- ben, wobei diese zur Einstellung der mittleren Stimulationsfrequenz HR0 verwendet wird. Diese wird z.B. mit Hilfe folgender Funktionen berechnet:
HRo = HRmin + k*ΔERG
wobei HR so geregelt wird, daß HR < HRmax ist. Dabei sind HRmin und HRmax durch externe Programmierung vorgebbare und im Speicher 7 speicherbare Minimalbzw. Maximalfrequenzen und k ein Proportionalitätsfaktor. HRmin wird üblicherweise durch die optimale mittlere Stimulationsfrequenz HRo im Ruhezustand vor-
gegeben. Die so ermittelte Basisfrequenz HRo wird der Modulationsstufe 9 zugeführt, in der die Basiszykluslänge BCL = 1/HRo periodisch mit einer Intervalländerung ±ΔESI moduliert wird und das resultierende Sti- mulationsintervall ESI = BCLo+ ΔESI gebildet wird. Im anschließenden Stimulationspulsgenerator 10 wird dann abhängig vom ESI-Wert der Stimulationspuls abgegeben. Die Regelung wird solange wiederholt bis der Wert ΔERG null ist.
In dem oben beschriebenen Beispiel wurde als Sollwert für den Gradienten der elektrischen Restitution ERGs der Pegel gewählt, der sich für die einzelnen Belastungskurven entsprechend FIG. 2 bei der optimalen Stimulationsfrequenz HRo ergibt, wobei Regelschwan- kungen zwischen den Werten ERG1 und ERG2 zugelassen sind. Der Sollwert ERGs kann aber auch automatisch an längerfristige Schwankungen des Restitutionsgradienten mit Hilfe eines zweiten, von der Modulation unabhängigen Meßparameters angepaßt werden, mit dem es möglich ist, den Ruhezustand des Patienten zu erkennen. In der Ruhephase wird dann automatisch die minimale Stimulationsrate HRmin eingestellt und der Sollwert ERGs an den in Ruhe gemessenen Restitutionsgradienten angepaßt. Auf diese Weise wird der Sollwert "nachkalibriert". Der von der Modulation unabhängige Meßparameter kann beispielsweise von einem mechanischen Bewegungssensor geliefert werden. Der Sollwert kann auch abhängig von der Frequenz eingestellt werden, beispielsweise kann er im Ruhezustand festgelegt werden und dann mit einer frequenzabhängigen Neigung versehen werden.