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Panorama Mit 25.000 Menschen

Loveparade-Gründer Dr. Motte plant neuen Rave in Berlin

Auch der neue Rave soll durch den Berliner Tiergarten führen – damit werden Erinnerungen an die Loveparade – wie hier 1997 – wach Auch der neue Rave soll durch den Berliner Tiergarten führen – damit werden Erinnerungen an die Loveparade – wie hier 1997 – wach
Auch der neue Rave soll durch den Berliner Tiergarten führen – damit werden Erinnerungen an die Loveparade – wie hier 1997 – wach
Quelle: pa/Helga Lade Fotoagentur GmbH, Ger/G.Schneider
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Die Loveparade hatte ihre besten Zeiten in den 90er-Jahren, sie endete in der Katastrophe von Duisburg. Jetzt plant ihr Gründer einen neuen Rave in Berlin – der nicht zuletzt eine politische Demonstration haben soll.

Loveparade-Gründer Dr. Motte will mit einer Musikparade am 9. Juli in Berlin ein neues Techno-Spektakel auf die Straße bringen. „Wir erzählen die Geschichte des Spirits der Loveparade weiter“, sagte der 61-Jährige am Donnerstag. „Wir demonstrieren, wie wir uns unser Leben vorstellen.“

Laut Veranstalter von „Rave The Planet“ wird bislang mit 25.000 Menschen auf den Straßen gerechnet, es könnten mehr werden. 150 Künstlern und Künstlerinnen sowie 18 Musikwagen („Floats“) werden erwartet. Die geplante Route führt vom Kurfürstendamm, Potsdamer Platz und Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule. Neben Musik sind Reden vorgesehen, außerdem soll 25 Mal ein bedingungsloses Grundeinkommen von 12.000 Euro im Jahr verlost werden.

Mit der Loveparade, die Dr. Motte als Marke seit Langem nicht mehr gehört und in Duisburg katastrophal endete, hat die Neugründung nach seinen Worten nichts zu tun. „Das wird ein freudiger Event werden, indem wir mit den Behörden abgestimmte Sicherheitskonzepte umsetzen werden“, sagte er. Der DJ verwies dabei auf die Erfahrung, die Berlin mit Großveranstaltungen hat.

Dr. Motte, bürgerlich Matthias Roeingh, will mit seiner „Rave The Planet“-Parade an den „Spirit“ der Loveparade anknüpfen
Dr. Motte, bürgerlich Matthias Roeingh, will mit seiner „Rave The Planet“-Parade an den „Spirit“ der Loveparade anknüpfen
Quelle: dpa/Christoph Soeder

Die „Rave The Planet“-Parade versteht sich als politische Demonstration mit einem Katalog von Forderungen, wie die Veranstalter mitteilten. Es geht demnach etwa um die Anerkennung und den Erhalt der elektronischen Tanzmusikkultur als kulturelle Leistung. Die Berliner Technokultur soll immaterielles Kulturerbe der Unesco werden. Der zweite Samstag im Juli soll ein gesetzlicher Feiertag werden, als „Tag der elektronischen Tanzmusikkultur“. Dieses Mal fällt die Parade, die jährlich geplant ist, auf den 62. Geburtstag von Dr. Motte.

Das Motto lautet „Together again“ – wieder zusammen. Neben Aftershow-Partys sind auch eine Müllsammel-Aktion und eine generelle Müllvermeidung geplant. Zigarettenkippen auf den Boden zu werfen, soll tabu sein. Raver sollten laut der Veranstalter bedenken: Glitzer ist auch Plastik.

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Auf der Homepage heißt es, zwei Jahre Pandemie und Social Distancing hätten ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Es sei Zeit, das Trennende zu überwinden und endlich wieder zusammenzufinden. „Auch die aktuelle Weltsituation ist angespannt. Kriege und Schreckensbilder, wie derzeit in der Ukraine, bestimmen unseren Alltag und die Medien. Einmal mehr ist es wichtig, das Gute zu stärken und zu zeigen, dass es auch anders geht.“

Dr. Motte, der bürgerlich Matthias Roeingh heißt, hatte vor mehr als 30 Jahren die Loveparade in Berlin gegründet. 1989 war sie noch ein kleines Fest, bei dem 150 Technofans unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ auf dem Kurfürstendamm tanzten. Fünf Jahre nach dem Start feierten 120.000 Raver. 1999 zählten die Veranstalter 1,5 Millionen Besucher.

Die Love Parade begann als kleines Fest mit 150 Besuchern – 1996 (Foto) kamen schon 600.000 Techno-Fans aus ganz Deutschland nach Berlin
Die Love Parade begann als kleines Fest mit 150 Besuchern – 1996 (Foto) kamen schon 600.000 Techno-Fans aus ganz Deutschland nach Berlin
Quelle: pa/dpa/Peer Grimm

Mangels Sponsoren fiel die Loveparade 2004 und 2005 aus – bis ein Fitnessstudio-Unternehmer einsprang. In Berlin fand die Parade bald mit dem Senat keinen Konsens mehr und wanderte ins Ruhrgebiet ab, wo sie in Essen (2007) und Dortmund (2008) wiederum viele Besucher anlockte.

Bochum verzichtete ein Jahr später aus Platz- und Sicherheitsgründen. 2010 kam es in der Menschenmenge in Duisburg zur Katastrophe: 21 Menschen starben und mehr als 500 weitere wurden verletzt.

Dr. Motte verkaufte alle Anteile 2005

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Diese Veranstaltung hätte niemals genehmigt und durchgeführt werden dürfen, sagte Timm Zeiss, Geschäftsführer von „Rave the Planet“. Es sei ein orchestriertes Unglück der Behörden gewesen, sie sei auf politischen Druck durchgeführt worden. „Wir werden immer wieder damit assoziiert“, so Zeiss. „Warum?“

Dr. Motte sei seit 2003 raus, seit 2005 seien die Anteile veräußert, fünf Jahre vor Duisburg. Die Katastrophe hätte nie geschehen dürfen. Laut Zeiss hätte unter ihrer Verantwortung diese Veranstaltung an diesem Ort, zu diesem Zeitpunkt mit dieser Menschenmenge „definitiv“ so nicht stattgefunden.

dpa/sf

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