Montsûrs

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Montsûrs
Montsûrs (Frankreich)
Montsûrs (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Pays de la Loire
Département (Nr.) Mayenne (53)
Arrondissement Mayenne
Kanton Évron
Gemeindeverband Coëvrons
Koordinaten 48° 8′ N, 0° 33′ WKoordinaten: 48° 8′ N, 0° 33′ W
Höhe 67–131 m
Fläche 68,14 km²
Einwohner 3.193 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 47 Einw./km²
Postleitzahl 53150
INSEE-Code

Kirche Saint-Martin

Montsûrs ist eine französische Gemeinde mit 3.193 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Mayenne in der Region Pays de la Loire. Sie gehört zum Arrondissement Mayenne und zum Kanton Évron.

Sie entstand als namensgleiche Commune nouvelle mit Wirkung vom 1. Januar 2019 durch die Zusammenlegung der früheren Commune nouvelle Montsûrs-Saint-Céneré mit den bisherigen Gemeinden Montourtier, Deux-Évailles und Saint-Ouën-des-Vallons, die in der neuen Gemeinde den Status einer Commune déléguée haben. Auch die in Montsûrs-Saint-Céneré bereits integrierten Gemeinden Montsûrs und Saint-Céneré behalten diesen Status in der neuen Gemeinde. Der Verwaltungssitz befindet sich im Ort Montsûrs.[1]

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsteil ehemaliger
INSEE-Code
Fläche (km²) Einwohnerzahl zum
1. Januar 2021[2]
Montsûrs (Verwaltungssitz)000 53161 10,85 1.965
Deux-Évailles 53092 11,93 .0208
Montourtier 53159 19,09 .0332
Saint-Céneré 53205 18,89 .0490
Saint-Ouën-des-Vallons 53244 07,38 .0198

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt rund 20 Kilometer nordöstlich von Laval. Das Gemeindegebiet wird vom Fluss Jouanne durchquert. Hier münden auch seine Zuflüsse Deux-Évailles und Jarriais. Nachbargemeinden sind Belgeard im Norden, Jublains im Nordosten, Mézangers und Neau im Osten, Brée und Évron im Südosten, La Chapelle-Rainsouin im Süden, Argentré und La Chapelle-Anthenaise im Südwesten, Châlons-du-Maine und Gesnes im Westen sowie La Bazouge-des-Alleux und Commer im Nordwesten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internierungslager La Chauvinerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine in Frankreich lange Zeit verdrängte Geschichte war die der Ausgrenzung jener Menschen, die hier als Nomaden (Nomades) oder Zigeuner (Tsiganes) bezeichnet wurden und werden.[3] Diese Ausgrenzung begann spätestens mit einem Gesetz von 1912, dem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen weitere Verwaltunbgsmaßnahmen zur Regtlementierung des Alltagslebens und zur Überwachung folgten.[4]

Am 6. April 1940 verfügte Albert Lebrun, der Präsident der französischen Republik, in einem Dekret die Isolierung von Nomaden an besonderen Orten unter Polizeiaufsicht.[5] Begründet wurde dies mit einem angeblichen Risiko, das in Kriegszeiten von „Nomaden“ ausgehe.

In der Folge dieses Dekrets wurden in Frankreich etwa 30 Zentren geschaffen, von denen 25 ausschließlich für Sinti und Roma reserviert waren.[6] Das größte dieser Nomaden-Lager befand sich in Montreuil-Bellay[7], und im Département Mayenne entstanden Lager in Grez-en-Bouère und Montsûrs.[8] Das am 23. Oktober 1940 von der Präfektur in Grez-en-Bouère eingerichtete Lager musste aufgrund der unhaltbaren Lebensumstände für die dort internierten Menschen im Dezember 1940 wieder geschlossen und alle Internierten nach Montsûrs verlegt werden.[5]

Bei dem am 16. Dezember 1940 eröffneten Lager La Chauvinerie handelte es sich um das Gelände eines ehemaligen Bauernhofes[9] in der Nähe der Bahnlinie Paris-Brest, auf dem zwei Reihen von Baracken standen, umgeben von Stacheldraht. Das Lager war für 160 Personen ausgelegt, untergebracht waren aber nur 85 Personen, darunter 15 Kinder. Sie wurden von sieben Wachleuten bewacht.[5] Bis zur Schließung des Lagers am 9. April 1942 mussten die arbeitsfähigen Männer überwiegend für deutsche Unternehmen in Laval und Mayenne arbeiten, einige wenige auch auf umliegenden Bauernhöfen. Das hat die Not der Lagerinsassen aber kaum gemildert: In allen von den Lagerleitern verfassten Berichte sei immer die Bedürftigkeit der Nomaden betont worden.[10]

Zum Zeitpunkt der Schließung des Lagers La Chauvinerie Anfang April 1942 befanden sich dort offenbar nur noch 61 Internierte; 23 von ihnen wurden in das Lager von Montreuil-Bellay verlegt, 34 durften im Département Mayenne bleiben, die anderen wurden ins Krankenhaus eingeliefert oder flohen.[5]

Das Mémorial des Déportés de la Mayenne (Gedenkstätte der Deportierten aus der Mayenne) dient dem Gedenken der Deportierten aus der Mayennet, die in die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis geschickt wurden.[11] Dort fand 2016 die Ausstellung Adieu roulottes et chevaux, l’internement des nomades en Mayenne de 1940 à 1942 (Abschied von Zigeunerwagen und Pferden, die Internierung der Nomaden in der Mayenne von 1940 bis 1942) statt. Zum Programm der Ausstellung gehörte auch ein Spaziergang auf den Spuren des ehemaligen Internierungslagers La Chauvinerie.[12]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Théodore Labouré (1883–1944), Ordensgeistlicher und Generaloberer der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Montsûrs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erlass der Präfektur No. 53-2018-12-12-002 über die Bildung der Commune nouvelle Montsûrs vom 12. Dezember 2018.
  2. aktuelle Einwohnerzahlen gemäß INSEE
  3. Nomades und Tsiganes sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden.
  4. Henriette Asseo: Une mémoire française
  5. a b c d Ouest-France: Des Tziganes internés dans un camp à Montsûrs
  6. Einen Überblick über die Chronologie dieser Lager gibt Marie-Christine Hubert: L’internement des Tsiganes en France entre 1940 et 1946: chronologie camp par camp des arrivées, des transferts et des libérations. Die Übersicht kann von der Webseite Les Tsiganes pendant la Seconde Guerre mondiale, 1939-1946 über den Button "Voir la chronologie camp par camp" herunter4geladen werden.
  7. Memoires Tsiganes: Le camp d’internement de Montreuil-Bellay
  8. L'internement des Tsiganes en Mayenne pendant la seconde guerre mondiale actu.fr, 18. März 2011
  9. Fondation pour la mémoire de la déportation: Camp d'internement Montsûrs
  10. Emmanuel Filhol: L'indifférence collective au sort des Tsiganes internés dans les camps français, 1940-1946, dans: Guerres mondiales et conflits contemporains, 2007/2 (n° 226), pages 69 à 82
  11. Mémorial des Déportés de la Mayenne (Homepage)
  12. Montsûrs: une marche en mémoire des Tsiganes déportés, ouest-france.fr, 24. Mai 2016
  13. Zu der Historikerin Henriette Asséo siehe den gleichlautenden Artikel in der französischsprachigen Wikipedia: fr:Henriette Asséo.