GOLDIWIL IN BILDERN, ARNOLD BAUMANN, JÜRG SUTER

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JÜRG SUTER UND ARNOLD BAUMANN GOLDIWIL IN BILDERN VERGLEICH
VON HISTORISCHEN
POSTKARTEN MIT DER GEGENWART

GOLDIWIL IN BILDERN

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2022 Weber Verlag AG, CH-3645 Thun / Gwatt

Autoren Jürg Suter, Arnold Baumann

Fotos Siehe Bildlegenden sowie Verzeichnis ab Seite 176

Weber Verlag AG Satz und Gestaltung Shana Hirschi Korrektorat Heinz Zürcher Bildbearbeitung Simon Rüegg ISBN 978-3-03818-317-4

www.weberverlag.ch

Die Weber Verlag AG wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Struk turbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

neutral Drucksache No. 01-12-409142 www.myclimate.org © myclimate The Climate Protection Partnership

VORWORT

Um die Wende vom achtzehnten zum neunzehnten Jahrhundert spielte der Tourismus in Goldiwil eine grosse Rolle: Es existierten gleich drei Hotels und mehrere Pensionen. In der Zwischenzeit sind die Gastronomiebetriebe fast gänzlich aus Goldiwil verschwunden. Heute erinnern jedoch noch zahlreiche Postkarten an den «Fremdenverkehr», wie der Tourismus damals genannt wurde. Dank wenigen Enthusiasten, die Postkarten erhalten und diese mit grossem Aufwand in ihre Sammlungen aufgenommen haben, können wir noch heute in die Vergangenheit von Goldiwil blicken. Die Postkarten zeigen Ansichten unseres Dorfes, welche heute längst vergessen sind und auch nicht mehr vorstellbar wären.

In diesem Buch wird versucht, die Postkarten aus heutiger Sicht zu reproduzieren und damit Vergleiche über die Zeit hinweg zu erlauben. Diese Vergleiche zeigen, wie sich das Dorf über Jahrzehnte hinweg entwickelt hat. Auf den ersten Blick ist verständlicherweise das Ergebnis der Bautätigkeit im Laufe der Zeit erkennbar. Abgesehen davon zeigen sich aber auch die Veränderungen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft, welche unsere Kulturlandschaft prägen. Bei genauerer Betrachtung fallen zudem zahlreiche Details auf, welche dem Zahn der Zeit widerstanden haben.

Jürg Suter wurde gegen Ende des Jahres 1968 in Thun geboren, ist in Goldiwil aufgewachsen und hat dort die Schule besucht. Nach seiner Lehre bei der damaligen Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn hat er den Wohnsitz Goldiwil aus beruflichen Gründen verlassen und ist im Jahre 2003 wieder zurückgekehrt. Nach dem Absol-

vieren eines Studiums in Geografie an der Universität Bern, der Berufstätigkeit im Bundesamt für Verkehr und einem Promotionsstudium an der TU Braunschweig betätigt sich Jürg Suter heute als Sicherheitsgutachter für Eisenbahnen.

Arnold Baumann wurde im Jahre 1931 in Thun geboren und ist in Goldiwil aufgewachsen. Während seiner Primarschulzeit erlebte er noch das alte Schulhaus im Melli, welches 1947 durch das neue Schulhaus abgelöst wurde. Nach der Verkehrsschule in Biel absolvierte er bei der damaligen PTT (Post-, Telefon-, Telegraphenbetriebe) die Lehre als Postbeamter. Auch während seiner Postlaufbahn wohnte Arnold Baumann, abgesehen von wenigen Ausnahmen, immer in Goldiwil. Im Verlaufe der Jahre hat er, zusammen mit seiner Tochter Monika, eine grosse Sammlung historischer Postkarten aus Goldiwil aufgebaut.

Wir danken allen Personen, die uns bei der Erstellung dieses Buchs geholfen haben. Dazu gehören Rolf Suter, Cornelia und David Baumann sowie Hanni Peter für das Überlassen von Postkarten aus ihren Sammlungen. Simon Jost danken wir herzlich für die Fotoaufnahme mit seiner Drohne. Insbesondere danken wir Rolf Suter und Hanni Peter für die Lektüre des Manuskripts, Romi und Roland Bernasconi, Rosmarie Scheiben, Thomas Zaugg, der Familie Schneider und Markus Gäumann für den Zugang zu den Fotostandorten auf ihrem Grundstück sowie allen weiteren Personen – wie Christoph Peter, Margrit und Fridolin Marti, Christian Schneider, Hansjörg Manz, Jakob Leuenberger und Christian Minder –, die uns mit Rat und Tat unterstützt haben.

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EINLEITUNG

Historische Bilder dienen uns auch als Archive mit Daten und Informationen zum Verständnis von Prozessen und Entwicklungen in Raum und Zeit. So zum Beispiel werden Aufnahmen von Gebirgslandschaften – zusammen mit anderen Daten – für die Rekonstruktion glazialer Prozesse herbeigezogen. Auch im Bereich der Kulturgeografie können historische Bilder wichtige Erkenntnisse mit sich bringen. In diesem Sinne ist die Bedeutung von historischen Fotos den schriftlichen Archivdokumenten mindestens gleichzustellen. In den meisten Fällen ist das Aufnahmedatum der Postkarten von Goldiwil nicht bekannt. Auch wenn wir oft über ein Versanddatum der Postkarten verfügen, stellt die Bestimmung des Zeitpunkts der Aufnahme eine besondere Herausforderung dar. Dabei hat uns das Buch «Goldiwil – Geschichte des Dorfes» von Ernst Schneider aus dem Jahr 2000 1 einen grossen Dienst geleistet. Auch die Karten der Landestopografie haben es uns ermöglicht, das Aufnahmejahr einzelner Postkarten zu bestimmen oder zumindest abzuschätzen.

Dieses Buch zeigt ausschliesslich Bilder von historischen Postkarten, welchen Vergleichsfotos aus den Jahren 2020 und 2022 gegenübergestellt werden können. Bei vielen historischen Aufnahmen können keine genügend genauen Fotos mehr erstellt werden, da der ursprüngliche Aufnahmeort nicht mehr erreichbar ist: Oft sind es Bauwerke oder die Vegetation, welche eine entsprechende Vergleichsaufnahme nicht mehr erlauben. Dennoch erstaunt die Anzahl von 114 Postkarten, welche reproduziert und in dieses Buch aufgenommen werden konnten. Die Bilder sind jeweils nebeneinander oder übereinander angeordnet, wobei sich die Ori-

ginalaufnahme links bzw. oben befindet. Die Bilder beginnen im Winter und gehen weitgehend den Jahreszeiten entlang. Zudem sind sie möglichst nach Aufnahmeorten sortiert. Insbesondere die grösseren Bilder laden zum Entdecken unzähliger Details ein!

Die links abgebildete Karte aus einem historischen Prospekt der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) zeigt den Korridor von Basel bis hin zur italienischen Hauptstadt Rom. Die Karte ist als Ansicht von Süden her gestaltet und soll das Einzugsgebiet der BLS repräsentieren. Bei einem solch kleinen Massstab einer Karte können verständlicherweise nur die wichtigsten Orte aufgeführt werden, da der Platz für die Anschriften beschränkt ist. Umso mehr erstaunt es, dass auf dieser Karte der Ort Goldiwil ebenfalls vertreten ist. [Sammlung Christian Schneider, 30.03.2021]

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ÜBERSICHT UND BILDER

Abbildung 1: Ausschnitt der Landeskarte mit der Ansicht von Goldiwil im Jahre 1921, Quelle: https://map.geo.admin.ch (22.11.2021). Die gelben Punkte zeigen die Standorte, von wo die Originalpostkarten zu ihrer Zeit aufgenommen worden sind.

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Abbildung 2: Ausschnitt der Landeskarte mit der Ansicht von Goldiwil im Jahre 2021, Quelle: https://map.geo.admin.ch (22.11.2021). Die gelben Punkte zeigen die Standorte, von wo die Originalpostkarten zu ihrer Zeit aufgenommen worden sind. Die Zuordnung der Standorte zu den Bildern in diesem Buch befindet sich in den Bildlegenden und im Abbildungsverzeichnis.

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Abbildung 3 (Standort 1): Blick vom Hübeli (Untergoldiwil) her über das frisch verschneite Dorf, schätzungsweise in den 1940er Jahren. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_38)

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Abbildung 4 (Standort 1): Blick vom Hübeli rund 80 Jahre später am 18. März 2021.

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Abbildung 5 (Standort 18): Die Kirche von Goldiwil wurde im Jahr 1950 eingeweiht.

Demnach stammt dieses Bild aus den 1950er oder aus der ersten Hälfte der 1960er Jahre.

Bis ins Jahr 1965 wurden die Glocken manuell geläutet, anschliessend kam ein automatisches Läutwerk in Betrieb. Sammlung Rolf Suter (Nr. RS_1)

Abbildung 6 (Standort 18): Der Anblick rund 60 bis 70 Jahre später am 8. Dezember 2020 zeigt die Kirche praktisch unverändert.

Die Bäume jedoch erlauben keinen Blick mehr auf die umliegenden Häuser mit Ausnahme jenes am Trüelmattweg 15. Ebenso der Blick auf das 1978 eingeweihte Kirchgemeindehaus, welches sich rechts hinter den Tannen befindet, ist verwehrt.

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Abbildung 7 (Standort 17): Blick auf die Kirche aus südwestlicher Richtung in den 1950er oder 1960er Jahren. Rechts im Bild ist u.a. das Haus an der Dorfstrasse 60 mit seinem Schaufenster sichtbar, in welchem damals ein Laden war. Sammlung Rolf Suter (Nr. RS_2)

Abbildung 8 (Standort 17): Die Aufnahme vom 8. Dezember 2020 zeigt die Entwicklung der Vegetation, welche den Blick auf die Kirche heute einschränkt.

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Abbildung 9 (Standort 9): Blick aus dem damaligen Hotel Jungfrau über das frisch verschneite Dorf in den 1950er Jahren. (Sammlung David Baumann (Nr. DB_1)

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Abbildung 10 (Standort 9): Die Ansicht vom 26. Dezember 2020 zeigt auf eindrückliche Weise die Siedlungsentwicklung des Dorfes innerhalb von rund 70 Jahren.

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Abbildung 11 (Standort 8): Blick vom Hang unterhalb des Hotels Jungfrau auf das dominierende Hotel Waldpark und das Dorf in den 1950er Jahren. Die Skifahrer im Vordergrund geben einen Hinweis auf den damals blühenden Tourismus. Sammlung David Baumann (Nr. DB_2)

Abbildung 12 (Standort 8): Am 26. Dezember 2020 ist die gleiche Sicht durch die eindrückli che Siedlungsentwicklung und auch die Vegeta tion eingeschränkt. Im Gegensatz zu den 1950er Jahren ist die Strasse heute asphaltiert und schwarzgeräumt. Die Wintersportler sind jedoch nicht ganz verschwunden – am rechten Bildrand sind Schlittler zu sehen.

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Abbildung 13 (Standort 21): Blick über das Dorf Richtung Alpen in den 1950ern oder der ersten Hälfte der 1960er Jahre. Gut sichtbar sind die alte Pension Blümlisalp, das neue Schulhaus, die Kirche und die damals noch kleinere Bäckerei mit angebautem Tea-Room (von links nach rechts). Sammlung David Baumann (Nr. DB_3)

Abbildung 14 (Standort 21): Auf diesem Bild vom 26. Dezember 2020 fällt die Siedlungs entwicklung des Dorfes nicht so stark auf wie auf den vorangehenden Bildern. Die meisten Häuser auf dem Originalbild sind auch heute noch zu sehen. Insbesondere die Landschaft von Heiligenschwendi-Dörfli gegenüber hat sich nur wenig verändert.

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Abbildung 15 (Standort 28): Der Standort des Fotografen unterhalb des neuen Schulhauses von 1947 erlaubte ihm dieses Bild des Dorfs mit den Hotels Jungfrau und Waldpark, schätzungsweise in den 1950er Jahren, da der Ortsteil Farneren noch keine Häuser aufweist. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_36)

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Abbildung 16 (Standort 28): Die Aufnahme vom 16. März 2021 zeigt deutlich die Entwicklung des Dorfes insbesondere in den Ortsteilen Hubelmatt und Farneren.

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Abbildung 17 (Standort 33): Blick von unterhalb der Kurve beim Hubel auf das Dorf der 1940er Jahre. Auf der linken Bildhälfte sind die Hotels Jungfrau, Waldpark und Blümlisalp zu sehen.

Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_40)

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Abbildung 18 (Standort 33): Die Ansicht vom 16. März 2021 vom gleichen Standort aus zeigt insbesondere die Entwicklung der Ortsteile am Wilerweg, in der Hubelmatt, in der Farneren sowie der unteren Trüelmatt.

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Abbildung 19 (Standort 4): Blick vom Hügel oberhalb Tschabold auf das Dorf mit Hotel Jungfrau und das Bauernhaus am Bödeliweg 31, vermutlich in den 1940er Jahren. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_37)

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Abbildung 20 (Standort 4): Auf der Ansicht am 18. März 2021 fällt die Siedlungsentwicklung an der Schwendibach strasse und im Bereich des Hotels Jungfrau auf. Auf Grund der Wald- und Siedlungsentwicklung bietet der genaue Aufnahmeort des Originalbildes heute keinen Geländeeinblick mehr.

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Abbildung 21 (Standort 2): Die Schlittler und das auffällige Hotel Jungfrau aus dem Jahre 1905 zeugen von der ehemaligen Bedeutung von Goldiwil für den Tourismus. Auf dem Bild sind Goldiwiler-Schlitten zu sehen. Sammlung Arnold Baumann (Nr. AB_3)

Abbildung 22 (Standort 2): Das Bild vom 18. März 2021 lässt das Orignalmotiv kaum mehr erkennen. Die Strasse ist heute asphaltiert und schwarzgeräumt. Der dichte Verkehr würde die Schlittenfahrten kaum mehr zulassen.

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Abbildung 23 (Standort 38): Winterliche Ansicht vermutlich aus den 1930er oder 1940er Jahren auf das alte Hotel Blümlisalp. Links davon sind die ersten drei von insgesamt sechs damals neuen und sogenannten Sans-Souci-Häusern zu sehen. Rechts vom Hotel Blümlisalp befindet sich das Kinderheim Sonnalp, seit 1930 aus zwei Häusern bestehend. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A6_39)

Abbildung 24 (Standort 38): Auf dem Bild vom 16. März 2021 fällt, nebst zahlreichen neueren Häusern, das 1980 neu gebaute und schon wieder ehemalige Hotel Blümlisalp auf.

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Abbildung 25 (Standort 19): Blick über die untere Trüelmatt mit dem 1907 eingeweihten Hotel Waldpark. Das Bild ist möglicherweise in den 1960er Jahren entstanden, nachdem der Farneren-Bauernhof am 1. August 1962 abgebrannt ist. Er wäre wohl auf diesem Bild ganz rechts zu sehen. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_47)

Abbildung 26 (Standort 19): Der gleiche Anblick vom 19. März 2021 zeigt die inzwischen über baute untere Trüelmatt, während sich die Landschaft im Raum Eichholz auf der gegen überliegenden Talseite kaum verändert hat.

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Abbildung 27 (Standort 34): Die Aussicht über das Dorf von der Winteregg aus gesehen in den 1930er oder 1940er Jahren. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_K_92)

Abbildung 28 (Standort 34): Die Sicht vom gleichen Stand ort aus am 12. Dezember 2021.

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Abbildung 29 (Standort 12): Blick über das Dorf vom Hotel Waldpark aus. Links oben am Bildrand ist das Haus im Melli 21 im Bau, welches 1962 fertiggestellt wurde. Sammlung Rolf Suter (Nr. RS_9)

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Abbildung 30 (Standort 12): Blick aus dem ehemaligen Hotel Waldpark zum Vergleich am 13. Dezember 2021.

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Abbildung 31 (Standort 24): Diese Aufnahme mit fünf von sechs Sans-Souci-Häusern am Trüelmattweg im Vordergrund und den beiden Hotels Waldpark und Jungfrau dürfte in den 1930er oder 1940er Jahren entstanden sein. Sammlung Alfred Scherb, StA Thun (Nr. AS_A3_41)

Abbildung 32 (Standort 24): Der Blick am 19. März 2021 vom gleichen Standort oberhalb Melli aus zeigt inzwischen u.a. auch die Kirche sowie die ehemalige Bäckerei an der Dorfstrasse Nr. 58.

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Abbildung 33 (zwischen Standort 13 und 14): Blick über die Farneren auf das Hotel Waldpark in den 1950er oder 1960er Jahren. Die Überbauung der Farneren erfolgte in den Jahren von ca. 1950 bis ca. 1970. Sammlung Arnold Baumann (Nr. AB_43)

Abbildung 34 (zwischen Standort 13 und 14): Ein vergleichender Blick in die gleiche Richtung vom Haus in der Farneren 26 aus am 13. Dezem ber 2021.

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