aktualisiert:

ALTENKUNSTADT

Altenkunstadt: Wo Stadtplaner ins Schwärmen kommen

Wie kann Altenkunstadt noch schöner werden? Darüber machten sich rund 80 Bürger bei der Auftaktveranstaltung zum integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept ihre Gedanken. Foto: Stephan Stöckel

Am Donnerstagabend wurden im katholischen Pfarr- und Jugendheim die Weichen für die zukünftige Entwicklung Altenkunstadts gestellt. „An die Stifte, an die Wand“, forderte der Hofer Architekt Hans Greim die rund 80 anwesenden Bürger auf. Diese ließen sich das nicht zweimal sagen. Mit Elan und allerhand Ideen im Kopf beschrifteten sie einen Zettel nach dem anderen.

Anschließend begaben sie sich an die Tafeln, die im Nu mit Gedanken zu den Schwächen und Stärken Altenkunstadts übersät waren und eine Fülle an Projektideen präsentierten. Die Vorstellungen der Einwohner fließen in das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept ein, mit dem die Gemeinde Altenkunstadt die Entwicklung der Kommune steuern will.

Damit das Ganze nicht in eine unübersichtliche Zettelwirtschaft ausartet, hatten Greim und Landschaftsarchitektin Susanne Augsten jede der vier Tafeln einem bestimmten Themenschwerpunkt zugeordnet: Infrastruktur, Verkehr und Mobilität, Landschaftsbild und Tourismus sowie Ortsbild. Von letzterem hatte sich Greim bei einem sonntäglichen Ausflug nach Altenkunstadt ein Bild gemacht. Eines, das den langjährigen Stadtplaner zum Staunen und Schwärmen brachte: „Mit einer Körperdrehung kann man sich einen anderen Ortsteindruck verschaffen.“

„Altenkunstadt ist weder eine reine Wohngemeinde, noch ein reiner Industrie- und Arbeitsort. Die Gemeinde ist abwechslungsreich und bunt an allen Ecken und Enden.“
Hans Greim, Architekt und Stadtplaner

In den Bildern, die er bei seinem Spaziergang geschossen hatte, spiegelte sich der Facettenreichtum Altenkunstadts zwischen dörflicher Idylle, kleinstädtischem Flair und industrieller Moderne wieder. „Altenkunstadt ist weder eine reine Wohngemeinde, noch ein reiner Industrie- und Arbeitsort. Die Gemeinde ist abwechslungsreich und bunt an allen Ecken und Enden.“

Baulücken schließen, Wohnraum schaffen

Wenn es nach den Bürgern geht, dann soll es noch bunter und lebendiger werden. Bei der Infrastruktur haben sie klare Vorstellungen: Sie wünschen sich eine Schließung der Baulücken, eine Umwandlung leer stehender Läden in Wohnraum und die Schaffung von günstigem Baugrund im Ortskern. Die Errichtung eines Regionalwarenmarktes wird vorgeschlagen und der Fachärztemangel beklagt.

Schmale Fußwege und fehlende Gehwegabsenkungen sind ein Ärgernis für die Altenkunstadter. Auf der Wunschliste im Bereich Verkehr ganz oben stehen Ladesäulen für Elektroautos und E-Bikes. Die Schulwegsicherheit sollte verbessert werden. Geht es nach einem Bürger, dann sollten die Rechtsanwalt-Krauß-Straße und die Missionsstraße zu Einbahnstraßen werden. Auch eine Tempo-30-Zone von der Grundschule bis zur Raiffeisenbank wird gefordert.

Kanufahrten, Brotzeit unter Kastanien, Kneippanlage

Mit Kanufahrten und Stellplätzen für Wohnmobile soll der Tourismus gefördert werden. Bier und Brotzeit unter Kastanien genießen – ermöglichen soll es der Wiederaufbau des nach einem Brand beschädigten Bootshauses am Main mit öffentlichem Biergarten. Auch an den sanften Gesundheitstourismus hat ein Einwohner gedacht. Sein Vorschlag: eine Kneippanlage an der Weismain unweit des Raiffeisenplatzes, der in der Gerbergasse entstehen soll.

Die Sanierung der Porzellanfabrik Nehmzow, die Schaffung eines Barfußpfades und eines Marktplatz-Cafés waren Vorschläge, die sich auf der Tafel zum Thema Ortsbild befanden.

Die Möglichkeiten der finanziellen Förderung

Projekte der Kommunen können im Rahmen der Förderinitiative „Innen statt Außen“ vom Freistaat mit 80 Prozent gefördert werden. „Derzeit wird geprüft, ob auch eine 90-prozentige Förderung möglich ist“, sagte Geschäftsstellenleiter Alexander Pfaff. Dazu müsse die Gemeinde eine bestimmte Punktzahl in den Struktur- und Härtefonds erzielen. Auch private Maßnahmen fördert das Land Bayern im Rahmen der Städtebauförderung. Wer gedacht hatte, die finanziellen Zuwendungen fielen ebenso üppig aus, den musste Pfaff enttäuschen.

Der weitere Fahrplan: Spaziergang und Jugendworkshop

„25 Prozent der Gesamtkosten müssen aus Eigenkapital stammen. Zudem besteht eine Nachrangigkeit der Städtebauförderung gegenüber anderen Fördermöglichkeiten“, stellte der Experte klar.

Wie sieht der weitere Fahrplan aus? Die Karten mit den Anregungen der Bürger werden von Greim und Augsten ausgewertet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse präsentieren die beiden Experten den Bürgern am Freitag, 17. Mai, um 16 Uhr im Rathaus. Es schließt sich ein Ortsspaziergang an. Dabei werden die bereits vorgebrachten Anregungen und Probleme erörtert; es können aber auch weitere Vorschläge eingebracht werden. Bereits am Dienstag, 14. Mai, wird es um 15.30 Uhr im Jugendtreff „Pins“ einen Jugendworkshop geben. Auf die beiden Veranstaltungen folgt eine Workshop-Phase, an der sich alle Altenkunstadter beteiligen können. Am Ende des einjährigen Prozesses haben die Einwohner gemeinsam mit den Experten ein Leitbild von der zukünftigen Entwicklung Altenkunstadts geschaffen.

Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) hatte sich zu Beginn über die rege Bürgerbeteiligung gefreut: „Sie kann auf Defizite aufmerksam machen, die bei den Planern und im Gemeinderat nicht gesehen werden.“ Am Ende blickte er positiv in die Zukunft: „Altenkunstadt ist schön und auf dem Wege, noch schöner zu werden.“

Von Stephan Stöckel

Weitere Artikel