Stille Tage im Kloster Hauterive

Wir rennen das ganze Jahr hindurch. Wäre nicht die kommende Advents- und Weihnachtszeit ein Grund inne zu halten in der Stille mit den Mönchen des Klosters Hauterive im Kanton Freiburg? Ein Tagebuch eines Aufenthaltes.

1. Tag
Der Bus setzt mich an der Landwirtschaftsschule Grangeneve ab und ich muss mit dem Koffer 15 Minuten ins Tal runter laufen in eine Welt, wo 20 Mönche nach den Regeln des heiligen Benedikt von Nursia aus dem 6. Jahrhundert bereits um vier Uhr aufgestanden sind und mich nun einer davon an der Pforte auf französisch empfängt und nach einem Rundgang das Zimmer mit Sicht auf den Park, den Bauernhof und das Saanetal übergibt.
Die Einfachverglasung lässt das Traktorgeräusch durch, wie auch das Läuten der Kirchenglocken. Es reicht nicht mehr für das Gebet in der Kirche vor dem Mittagessen, dass wir vier männlichen Gäste stumm einnehmen, während über einen Lautsprecher die Stimme eines Mönches, der Bibelstellen liest, erklingt und Jesus von einem selbst gemalten Holzbild auf uns runterschaut.
Es gibt mittags immer eine Suppe und Konventionelles zu essen. Veganer und Vegetarier werden nicht berücksichtigt. Von den Mönchen ist nichts zu sehen. Wir essen schnell und zum Dessert gibt es einen Apfel, danach müssen wir selber sauber machen und jeder verkriecht sich auf das Zimmer ausser ich.
Hauterive liegt an der Saane und im Naturschutzgebiet La Sauche hat es viele Wander- und Bademöglichkeiten. Ich wähle den 2,5 Stunden Waldrundweg. Ein idealer Einstieg zum runterkommen und bei sich sein.
 
17.30 Uhr. Das Tor zum Altar in der Kirche wird geöffnet, vier Mönche in weissen Kapuzengewänden ziehen an den Seilen der Glocken, während wir Gäste und Bewohner vom Nachbarsdorf Posieux und Umgebung Platz nehmen und den Tenören des gregoranischen Chorals in der Vesper oder später im Kerzenschein des Nachtgebetes vor acht Uhr anhören.

2. Tag

 Nach dem spärlichen Frühstück werden die letzten Vorbereitungen für die Messe an Allerheiligen getroffen und rund 20 Besucher hören der Predigt zu, als danach ein Mönch uns im das von viel Weihrauch gefüllte Kirchenschiff bittet. wo wir zusammen mit den Zisterzienser Mönchen, die endlich ein Gesicht bekommen, das Abendmahl einnehmen. Sichtlich ergriffen von der feierlichen Stimmung treten wir in den Sonnenschein, wo eine Bise die letzten bunten Blätter von den Bäumen fegt.

Gerade der Herbst bis Spätfrühling sind ideale Zeiten, um das Kloster Hauterive zu besuchen, da sich die Besucherzahl der Kirche und der angrenzenden Natur in Grenzen hält und am Nachmittag auch Zeit bleibt den Klosterladen mit Tees, Kräutern aus dem eigenen Garten neben selber hergestellten Parfüms und Holzfiguren und vielen Büchern aus der Lebenshaltung Arbeit und Gebet der Mönche, zu erkunden.
3. Tag
Die Eurachristifeier um sieben Uhr habe ich verschlafen, den langsam greift das entspannte Klosterleben, wo ich keine dreissig Worte in der Woche gesprochen habe, aber viel über meine Seele gelernt habe, auf mich über und ich befriedigte meine Neugierde bei dem Rundgang durch das Kloster
 mit der Handycam in der Hand, ja auch hier hat man Empfang.
 Das Leben lasse ich später Reuvue passieren bei einem neuen Spaziergang zu den Fuchshöhlen, die abends die Stille der Nacht mit Heulen durchbrechen und spüre Veränderungen.
Die Gäste, mittlerweile sind auch Frauen dazu gekommen, kommen aus allen Teilen der Schweiz, sprechen aber alle gut französisch, den sonst ist man hier verloren. Aber eben sie sprechen wenig, den sowohl mit den Mönchen wie in der Kirche ist man ein passiver Betrachter und ein gutes Buch ist neben der Einkehr sicher ein wertvoller Begleiter in diesen Tagen in der Zone der Stille.
5. Tag
Der letzte Tag ist angebrochen. Ich spüre mein Herz und was es braucht. Während ich die Koffer packe, werfe ich nochmals den Blick über Hauterive, diesem aussergewöhnlichen Ort, der sich gegen die materielle Welt seit dem 12. Jahrhundert mit Glauben stemmt und Gäste für 60 Franken pro Tag bis zu einer Woche daran teilhaben lässt.
Ich trage die Koffer die Treppe hoch, manche kehrt und sehe nochmals auf die Brüder zurück, die ihr ganzes Leben hier verbringen und sage leise: „merci, au revoir“.
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