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Arbeits- und Forschungsberichte zur SÄCHSISCHEN BODENDENKMALPFLEGE Band 57/58 · 2015/2016 HERAUSGEBER: LANDESAMT FÜR ARCHÄOLOGIE SACHSEN ZUR WETTERWARTE 7 · D-01109 DRESDEN Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Die wissenschaftlichen Beiträge in den Arbeits- und Forschungsberichten zur sächsischen Bodendenkmalpflege unterliegen dem Peer-Review-Verfahren durch auswärtige Gutachterinnen und Gutachter. Herausgegeben von Regina Smolnik Redaktion: Hans-Peter Hock, Florian Innerhofer, Petra List, Frank Brodbeck, Linda Burghardt, Stefanie Müller, Georg Singer, Martina Wegner Bilddigitalisierung u. -bearbeitung: Florian Innerhofer und Petra List Satz, Gestaltung, Herstellung: Petra List Produktion: Löhnert-Druck, Markranstädt © Landesamt für Archäologie Sachsen ∙ Dresden 2019 http://www.archaeologie.sachsen.de; info@lfa.sachsen.de; Tel.: 0351/89 26-603 Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung einschließlich fotomechanischer und digitalisierter Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Printed in Germany: ISBN 978-3-943770-45-2 · ISSN 0402-7817 AFSB 57/58 · 2015/2016 5 Inhaltsverzeichnis R. Smolnik (Dresden), Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 M. Conrad und S. Conrad (Dresden), Böhmen und Südosteuropa in Sachsen. Ein Gräberfeld der Glockenbecherostgruppe mit Funden des Kosihy-Čaka/Makó-Komplexes bei Schweta, Lkr. Nordsachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 M. Conrad (Dresden), Die naturwissenschaftliche Datierung des Glockenbechergrabes von Eythra/Zwenkau (ZW-01), Lkr. Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 B. Schneider (Leipzig), M. Conrad und S. Conrad (Dresden), Geochemische Interpretation von Gefäßinhalten des Glockenbecherbestattungsplatzes bei Schweta, Lkr. Nordsachsen, anhand von Bodenanalysen innerhalb und außerhalb der Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 G. Schmalfuß (Dresden), Die Befunde der Mittel- und Spätbronzezeit in den Gemarkungen Battaune, Mockrehna und Doberschütz, Lkr. Nordsachsen, unter besonderer Berücksichtigung des jüngstbronzezeitlichen Gräberfeldes Battaune . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 U. Lische (Jena), Ein Gräberfeld der Lausitzer Kultur bei Weißkollm, Lkr. Bautzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 K. Balfanz, I. Balfanz (Leipzig), K. Beutler (Berlin), S. Buchwald (Halle), S. Tessenow (Leipzig), C. Wagner, T. Wagner (Schkopau) und W. Brestrich (Dresden), Durch Feuer konserviert – Architekturbelege aus eisenzeitlichem Brandschutt. Vorbericht über ein vorgeschichtliches Siedlungsareal in Ragewitz, Lkr. Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 C. Herbig (Rodenbach) und K. Balfanz (Leipzig), Verkohlte Pflanzenreste aus Ragewitz, Lkr. Leipzig. Archäobotanische Untersuchungen an spätneolithischen, frühbronzezeitlichen und eisenzeitlichen Makroresten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 A. Gerdts (Leuna) und R. Heynowski (Dresden), Die Fibel vom Typ Maschwitz – eine Form der jüngeren Völkerwanderungszeit aus dem Leipziger Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 K. Wirth (Mannheim), Archäologische und historische Erkenntnisse zur Infrastruktur im Wohnquartier Altmarkt/Südseite in Dresden (DD-10): Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 S. Müller (Dresden), Ofenkeramik aus dem Abwurf einer Töpferei in der Dresdner Frauenvorstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 S. Bock (Dresden), J. Wicke (Dresden), C. Hemker (Dresden) und S. Krabath (Wilhelmshaven), Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in Zwickaus westlicher Altstadt zwischen Frauentor, Bürgerschule und Domhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 5 6 AFSB 57/58 · 2015/2016 J. Wicke (Dresden), Die Skelettserie von Zwickau/Domhof 2012 (Grabung Z-72) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479 K. Hauswald (Meißen), Die profane mittelalterliche Steinbausubstanz der Stadt Meißen. Ein Beitrag zur Erforschung der Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529 K. Wagner (Berlin) und T. Gerlach (Radebeul), Die Wallanlage auf dem Kanapee bei Dresden-Pillnitz im Licht der archäologischen Grabung von 1974/1975 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595 Besprechung: Thomas Biller, Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum. Ein Handbuch. Teil I: Systematischer Teil; Teil II: Topographischer Teil (Darmstadt 2016) (J. Beutmann, Chemnitz) . . . . . . . 621 Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 B. Schneider u. a. AFSB 57/58 · 2015/2016 · 53–58 53 Geochemische Interpretation von Gefäßinhalten des Glockenbecherbestattungsplatzes bei Schweta, Lkr. Nordsachsen, anhand von Bodenanalysen innerhalb und außerhalb der Befunde Von Birgit Schneider, Matthias Conrad und Sven Conrad 1. Einleitung Bei der Freilegung der Gräber des glockenbecherzeitlichen Bestattungsplatzes bei Schweta (s. Beitrag M. Conrad/ S. Conrad in diesem Band) wurden neben den archäologischen Funden im Hinblick auf naturwissenschaftliche Analysen die Inhalte von drei Gefäßen sowie zwei Referenzproben vom anstehenden Sediment (Tab. 1) geborgen. Dabei handelt es sich um Grab 2 (Bef. 29) mit einem verzierten Glockenbecher, um Grab 1 (Bef. 12) mit einem verzierten Glockenbecher sowie um Grab 7 (Bef. 16) mit zwei verzierten Glockenbechern. Bei Letzterem stammt das Sediment aus der Scherbenkonzentration, die zu zwei verzierten Glockenbechern rekonstruiert werden konnte. Die Proben wurden nach der Bergung der Gefäße entnommen, in Plastiktüten verpackt und in das Geoökologische Labor des Instituts für Geographie der Universität Leipzig übermittelt. 2. Auswertung verschiedener Gefäßinhalte im Vergleich zu Referenzproben Bei der Freilegung des Glockenbechergräberfeldes wurden Gefäße sichergestellt, die mit Bodenmaterialien gefüllt waren. Um herauszufinden, ob die Grabbeigaben in den Gefäßen aus organischem Material wie Getreide oder Fleisch bestanden, wurden einerseits die Bodenmaterialien aus dem Inneren der Gefäße und andererseits unbeeinflusster Boden als Referenz entnommen und geochemisch untersucht. 2.1. Material und Methoden Im Labor wurden die Bodenproben und Gefäßinhalte luftgetrocknet und anschließend mit Hilfe eines 2-mmSiebes in Grob- und Feinboden aufgetrennt. Für alle wei- teren geochemischen Analysen wurde die Feinbodenfraktion < 2 mm eingesetzt. Vor der Ermittlung der Gesamtgehalte musste die Feinbodenfraktion mit der Schwingmühle MM 200 der Firma Retsch homogenisiert und auf eine Korngröße < 63 µm vermahlen werden. Zur Bestimmung des pH-Wertes gemäß DIN ISO 10390 (2005) war die Herstellung einer Bodensuspension mit 0,01 M CaCl2-Lösung im Verhältnis 1: 2,5 Voraussetzung. Nachdem die Suspension kräftig aufgeschüttelt worden war, fand nach zwei Stunden die elektrometrische Messung des pH-Wertes mittels Glaselektrode statt. Der CaCO3-Gehalt wurde an einem Calcimeter der Firma Eijkelkamp entsprechend der Methode von Scheibler ermittelt. Die gasvolumetrische Bestimmung (Scheibler) entspricht der DIN EN ISO 10693 (2014). Das im Boden enthaltene CaCO3 wird mittels dieses Verfahrens mit einem Überschuss an Salzsäure zerstört. Das entweichende CO2 wird aufgefangen, gasvolumetrisch bestimmt und auf den Gehalt an CaCO3 umgerechnet, welcher wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gehalt an anorganischem Kohlenstoff (Canorg) liefert (Schlichting u. a. 1995). Die Quantifizierung der Totalgehalte an Kohlenstoff (Ct) und Stickstoff (Nt) erfolgten am Elementaranalysator vario EL cube der Firma Elementar. Für die Bestimmung werden die mit der Schwingmühle homogenisierten Proben gemeinsam mit WO3 -Pulver zur Bindung der Alkali- und Erdalkaliionen in Zinnschiffchen eingewogen, gepackt und in den Probensampler überführt. Im Verbrennungsofen erfolgt der quantitative Aufschluss bei bis zu 1200 °C. Anschließend werden die Verbrennungsgase in einem zweiten Rohrofen an heißem Kupfer reduziert, sodass im Trägergasstrom die zu bestimmenden Analysegase N2 und CO2 vorhanden sind. Dieses Gemisch wird nun über zwei Adsorptionssäulen aufgetrennt und einem Wärmeleitfähigkeitsdetektor (WLD) zugeführt. Der Corg-Gehalt wurde anschließend aus der Differenz der Ct- und der Canorg-Konzentration berechnet: Corg = Ct – Canorg.