Menschen protestieren gegen die Schließung von Schulen.
Bei der Sitzung des Kreistages in Meiningen gab es auch Proteste gegen die Schließung der Grundschulen in Kühndorf und Frankenheim. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Schmalkalden-Meiningen Kreistag beschließt Aus für Grundschulen - 120 Eltern protestieren

15. Dezember 2023, 15:17 Uhr

Die Schülerzahlen sinken, die Gebäude stehen leer. Nach langer Debatte hat der Kreistag des Landkreises Schmalkalden-Meiningen beschlossen, die Grundschulen in Kühndorf und Frankenheim zu schließen. Das stieß auf Kritik.

Die Grundschulen in den Südthüringer Orten Kühndorf und Frankenheim sollen nach dem Willen des Landkreises Schmalkalden-Meiningen geschlossen werden. Der Kreistag stimmte am Donnerstagabend einem entsprechenden Eckpunktepapier nach mehrstündiger Debatte zu.

In diese Schulen sollen Kinder künftig gehen

Die Pläne sehen vor, dass die Kinder aus Frankenheim künftig im benachbarten Kaltennordheim zur Schule gehen. In Schwarza soll eine neue Gemeinschaftsschule entstehen, in der dann die Kinder aus Kühndorf unterrichtet werden. Beides soll ab dem Schuljahr 2027/28 gelten.

Weiter sieht das Papier eine Kooperation zwischen den Grundschulen in Schmalkalden und Wernshausen vor. Zudem sollen die bestehenden Schulbezirke mit dem Schuljahr 2024/25 aufgehoben werden, sodass Eltern künftig frei bestimmen können, in welche Schule sie ihre Kinder schicken. Bis 2027 sollen die Schulen in Kaltennordheim und Schwarza saniert werden. In dieser Zeit werden die Kinder dieser Standorte vorübergehend mit in Kühndorf und Frankenheim beschult.

Peggy Greiser spricht bei einer Pressekonferenz.
Will mit der Anpassung des Schulnetzplanes die Qualität der Bildung im Kreis sichern: Landrätin Peggy Greiser (parteilos). Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Warum die Schulen aus Sicht der Landrätin schließen müssen

Die Schulschließungen sind laut Verwaltung nötig, weil die Schülerzahlen im Kreis sinken, was wiederum zu Leerstand in den Schulgebäuden führe. Unter diesen Umständen bekäme der Landkreis keine Fördermittel vom Land, so Landrätin Peggy Greiser (parteilos). Notwendige Sanierungen seien dann nicht finanzierbar. Der angepasste Schulnetzplan soll nach Greisers Angaben langfristig die Qualität der Bildung im Kreis sichern. Handlungsdruck erzeuge auch, dass es zu wenig Lehrerinnen und Lehrer gibt.

Erarbeitet wurden die Pläne vom Bildungsausschuss des Kreises. Vorsitzender Fabian Giesder (SPD) sagte, keiner habe sich die Entscheidung leicht gemacht. Die Vorschläge sind laut dem Kreistags-Politiker und Bürgermeister von Meiningen Ergebnis intensiver Beratungen. In dem langwierigen Prozess seien zahlreiche Daten berücksichtigt, sowie die Schulen, das Schulamt, Elternvertreter und Gemeinden miteinbezogen worden.

Protestbanner gegen die Schließung von Schulen.
Bei der Kreistagssitzung waren einige Protestplakate gegen die Schulschließung zu sehen. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

120 Eltern kritisieren Schulschließung

Zu der Sitzung am Donnerstag waren auch rund 120 Einwohner aus Frankenheim gekommen. Mit Wortbeiträgen und Schildern protestierten sie gegen die Pläne. Sie kritisierten, nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen worden zu sein. Es sei nicht nachvollziehbar, warum ihre Schule geschlossen werden soll. Das Gebäude sei in einem guten Zustand, die Schule sei digitalisiert und gut ausgelastet.

Auch der längere Schulweg wurde als Kritikpunkt von Eltern eingebracht. Die Anwesenden sprachen von zwanzig Minuten Fahrtdauer nach Kaltennordheim, der Bildungsausschuss hatte durchschnittliche zehn Minuten errechnet. Frankenheims Bürgermeister Alexander Schmitt sprach insgesamt von einem großen Schock für den Ort.

Ausschuss: Schließung hat nichts mit Qualität des Unterrichts zu tun

Laut Bildungsausschuss wurde die Schule in Frankenheim, genauso wie alle anderen, zu einer Stellungnahme aufgefordert. Dem sei die Leitung auch nachgekommen. Die Gemeinde sei ebenfalls angeschrieben worden. Die Entscheidung, die Schulen in Kühndorf und Frankenheim zu schließen, habe nichts mit der Qualität des Unterrichts oder dem Engagement der Eltern zu tun. In einer schwierigen und für alle Betroffenen schmerzhaften Angelegenheit sei nach der verträglichsten Lösung gesucht worden.

Bildungspolitiker: Langfristig in "Hohe Rhön" nur noch eine Schule nötig

In der Region "Hohe Rhön" gibt es mit Frankenheim, Kaltennordheim und Kaltenwestheim insgesamt drei Grundschulen, die alle nur noch einzügig sind. Bildungsausschuss-Vorsitzender Fabian Giesder sagte, ihm sei es wichtig, offen und ehrlich zu sein. Seiner Einschätzung nach wird es in dem Gebiet längerfristig gesehen nur noch Bedarf und Mittel für eine Grundschule geben.

Abiturientin Pia Roth (Mitte) an ihrem letzten Schultag am Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium Vacha. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden feiert sie das Ende einer zwölfjährigen Schulzeit. 30 min
Abiturientin Pia Roth (Mitte) an ihrem letzten Schultag am Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium Vacha. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden feiert sie das Ende einer zwölfjährigen Schulzeit. Bildrechte: MDR / Robert Löwig

Frühere Pläne sahen noch mehr Schulschließungen vor

Gegen das Eckpunktepapier stimmten AfD, Freie Wähler und FDP. AfD-Vorsitzender Jan Abicht sagte, mit seiner Fraktion gebe es grundsätzlich keine Schulschließungen. Einen Lösungsvorschlag für Lehrermangel, Leerstand und ausbleibende Fördermittel nannte er nicht. Ulrich Töpfer, Vorsitzender der Fraktion Grüne-Piraten, kritisierte die AfD-Fraktion nach Abichts Rede. Die AfD würde Realitäten nicht anerkennen und den Menschen "das Blaue vom Himmel" versprechen, ohne Lösungen für die Probleme vorzutragen.

Wie die vom Land eingeforderten Anpassungen des Schulnetzes aussehen können, wird in Schmalkalden-Meiningen schon seit Monaten diskutiert. Vorherige Pläne hatten auch die Schließung von Schulen in Oberhof, Kaltenwestheim, Oepfershausen und Wernshausen vorgesehen. Nach heftigem Protest war die Entscheidung vertagt worden. Laut Fabian Giesder hat der Bildungsausschuss den Prozess dann noch einmal auf Null gesetzt und die Situation unter zusätzlichen Prämissen neu bewertet - mit dem jetzigen Ergebnis.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. Dezember 2023 | 08:30 Uhr

15 Kommentare

Der Erfurter Bub vor 20 Wochen

Das ist so nicht richtig! In den USA fahren die Schulbusse wie in D zu Haltestellen und zu festen Zeiten. Die Abholung von zu Hause ist hehandicapten Schülern vorbehalten! Dazu kommt das in den USA alle Schüler zur gleichen Uhrzeit anfangen und zur gleichen Uhrzeit Unterrichtsschluss ist.

andreas-beck vor 20 Wochen

Ein landkreisübergreifender Schulbesuch muss in der Tat nicht grundsätzlich falsch sein. Ein positives Beispiel ist hier das Rhoengymnasium Kaltensundheim. Grundsätzlich falsch ist jedoch eine intransparente Entscheidungsfindung. Zum einen hat die Landrätin bereits die erste Antwort auf eine Nachfrage nach den Detailgründen und der Einbeziehung der Kommunen in der Kreistagssitzung verweigert. Beim Thema kreisübergreifender Besuch gleichzeitig dies aber als "diese Orte standen nicht zur Diskussion" gestellt. Sieht so wirklich die Beste Lösung für die Region aus? Bekommt man so das Vertrauen in die Bevölkerung? Ist dies das angepriesene gesamtheitliche Konzept? Dann lasse ich mich gerne davon überzeugen. Ich fordere hiermit die Landrätin und den Bildungsauschuss auf für Transparenz zu sorgen. Wenn sich schon für geschlossene Sitzungen des Bildungsauschusses entschieden wurde und den Bürgern die Möglichkeit zur Teilhabe genommen wurde.

martin vor 20 Wochen

Unabhängig von der etwas ketzerischen Gegenfrage "Wie viele Wintertage (bzw. Schneetage) wird es in der Gegend ab dem Winter 2027/28 noch geben?" gebe ich Ihnen bei Ihrem Hinweis auf die immer längeren Schul- und Transportwege völlig recht. Das belastet nicht nur das Klima sondern produziert auch nicht ganz niedrige Kosten.

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