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Nach Tod von Luise kommt Freudenberg kaum zur Ruhe – Bürgermeisterin sieht „Grenzen weit überschritten“

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Freudenberg in Nordrhein-Westfalen und Bürgermeisterin Nicole Reschke
In Freudenberg hat der Tod von Luise Spuren hinterlassen. Bürgermeisterin Reschke schildert, welche Folgen die Menschen im Ort spürten. © Montage: Merkur.de/Oliver Berg/Christoph Reichwein/dpa

Der Tod von Luise beschäftigt die Menschen bundesweit. Freudenbergs Bürgermeisterin Reschke beklagt, dass einige Pressevertreter skrupellos vorgingen.

München/Freudenberg – Der Tod von Luise hat nicht nur die Menschen in deren Heimatort Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) geschockt. Deutschlandweit können viele Menschen nicht begreifen, warum die 12-Jährige sterben musste. Als die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass mutmaßlich zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren die Täterinnen sind, war der allgemeine Schockzustand umso größer.

Verständlicherweise erregte der grausame Fall Luise die öffentliche Aufmerksamkeit. Wie schwer der Verlust von Luise für ihre Eltern, Angehörigen und Freunde wiegt, lässt sich nur erahnen. Für die Familien der mutmaßlichen Täterinnen ist wohl ebenso nichts mehr so, wie es vor dem Tod von Luise war. Und auch die anderen Menschen in Freudenberg, dem eigentlich so beschaulichen Ort in NRW, spüren die Folgen der schrecklichen Tat.

Nach Tod von Luise: Freudenbergs Bürgermeisterin schildert Folgen – „Alles, was ich befürchtet habe, ist eingetroffen“

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte während einer Presskonferenz gesagt: „Die Tat von Freudenberg wird Spuren über den schrecklichen Tod von Luise hinaus hinterlassen.“ Damit sollte er Recht behalten. Die Bürgermeisterin von Freudenberg offenbarte nun, wie sehr der Fall Luise sich auf den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes auswirkt.

Vor allem die mediale Aufmerksamkeit macht den Menschen dort zu schaffen, schilderte Nicole Reschke. „Alles, was ich befürchtet habe, ist eingetroffen“, meinte Freudenbergs Bürgermeisterin im Gespräch mit der Zeit. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten wären nach dem gewaltsamen Tod von Luise nach Freudenberg gekommen. Und hätten dabei nicht immer nach moralisch vertretbaren Grundsätzen gehandelt.

Im Video: Familie nimmt Abschied

Pressevertreter bedrängten Kinder auf Schulweg, um an Infos zu kommen – „Grenzen weit überschritten“

Reschke hat selbst eine journalistische Vergangenheit. Doch die Bürgermeisterin stellte klar: „Einige Male sind Grenzen weit überschritten worden.“ Zwar sei von der überwiegenden Mehrheit der Medienvertreter seriös und sachlich über den Fall Luise berichtet worden. In Einzelfällen kam es aber offenbar zu unsäglichen Versuchen von Journalistinnen und Journalisten, an Informationen zu gelangen.

Dabei wurde laut Reschke auch nicht vor Schulkindern haltgemacht. Einige der Freudenberger Kinder wurden demnach auf dem Schulweg von Medienvertretern bedrängt und befragt. Diese interessierten sich vorwiegend für die mutmaßlichen Täterinnen. Konkret wollten die Presseleute wissen, wie beide Mädchen aufgewachsen seien, was ihre Hobbys sind oder Einzelheiten zu deren Familien. Später kursierten auch auf TikTok Details zur vermeintlichen Identität der möglichen Täterinnen.

Und auch an Luises Schule machten einige besonders skrupellose Journalisten nicht Halt, berichtete Freudenbergs Bürgermeisterin. So sei es manchen gelungen, nicht nur das Schulgelände zu betreten, sondern sogar bis ins Schulsekretariat zu gelangen. Dabei hatte Reschke die Schule vom örtlichen Ordnungsamt bewachen lassen.

Bürgermeisterin von Freudenberg kämpft um den Zusammenhalt im Ort

Schon auf dem Trauergottesdienst für Luise hatte die Bürgermeisterin in ihrer Ansprache gefragt: „Was macht dieses schreckliche Delikt mit uns? Ist unser Zusammenhalt in Freudenberg stark genug, all das auszuhalten und zueinanderzustehen? Wie sehr lassen wir Hetze und aggressives Besserwissen zu?“ Es ist den Menschen im Ort in Nordrhein-Westfalen zu wünschen, dass sie ihren Weg finden – um gemeinsam den furchtbaren Tod von Luise und dessen Umstände zu verarbeiten. (kh)

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