Erdrutsche in Schwanden im Kanton Glarus haben 38 Gebäude beschädigt

Knapp hundert Personen mussten in Glarus wegen zwei Erdrutschen evakuiert werden. Die Situation ist laut der Gemeinde nach wie vor heikel. Andernorts in der Schweiz hat sich die Lage nach dem tagelangen Regen entspannt.

NZZ-Redaktion 2 min
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In Schwanden (GL) sind aufgrund des Regens Geröll- und Schlammmassen bis ins Dorf gedrungen. (30. 8.)
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Geröll, Schlamm und Bäume sind bis ins Dorf Schwanden gerutscht. (30. 8.)
Auf der Kleinen Scheidegg auf 2061 Meter Höhe hat es am Montag geschneit. (28. 8.)
In Bischofszell im Kanton Thurgau hat die Sitter einen hohen Pegelstand. (28. 8.)
Im Kanton Tessin ist unter anderem der Fluss Brenno über die Ufer getreten und hat in Malvaglia die Strassen überflutet. (28. 8.)
Zwischen Lustenau und der Mündung in den Bodensee überschwemmte der Rhein teilweise seine Vorländer. (28. 8.)
Bei der Rheinbrücke Widnau-Diepoldsau tritt der Rhein über die Ufer. (28. 8.)
Der Fluss Brenno bei Biasca hat einen sehr hohen Stand erreicht. Seit Freitag hält der Regen an. (27. 8.)
Das Unwetter führt in Biasca auch zu einem Felssturz. (27. 8.)
In Ronco sopra Ascona ist eine Strasse aufgrund des Starkregens geschlossen. (27. 8.)
Der Wasserfall Santa Petronilla beim Bahnhof von Biasca stürzt tosend vom Berg herab. (27. 8.)
Ein Unwetter mit Hagelsturm sorgt in der Region Locarno für grosse Schäden. (27. 8.)
Der heftige Hagelsturm beschädigt mehrere Gebäude im Locarnese. (27. 8.)
Auch die Grund- und Mittelschule in Losone ist betroffen: Die Dachfenster sind zerstört, der Unterricht kann nicht stattfinden. (27. 8.)

In Schwanden (GL) sind aufgrund des Regens Geröll- und Schlammmassen bis ins Dorf gedrungen. (30. 8.)

Ennio Leanza / Keystone

Oberhalb von Schwanden im Kanton Glarus haben sich am Dienstagabend zwei Erdrutsche ereignet. Die Erd- und Gesteinsmassen erstreckten sich auf einer Länge von 400 Metern den Hang hinunter in Richtung des Flusses Sernf. Knapp hundert Personen mussten vorsorglich evakuiert werden.

Am Mittwoch folgten aufgrund des vielen Wassers im Rutschgebiet weitere Murgänge mit Wasser, Schlamm und Steinen, was zu einer Ausweitung des Schadengebiets führte. Weitere Evakuierungen waren jedoch nicht nötig, wie der Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer am Mittwochabend an einer Medienkonferenz bekanntgab. Verletzt wurde niemand. Es seien jedoch 38 Gebäude verschüttet oder beschädigt worden.

Die Behörden geben noch keine Entwarnung, weitere Murgänge seien möglich. Laut dem Geologen Markus Gächter stand das Gebiet schon seit längerem unter Beobachtung, dieses Jahr sei es mehrmals zu Verschiebungen gekommen. Die heftigen Regenfälle der letzten Tage hätten die Situation jedoch massiv verschärft. Laut ersten Schätzungen seien bereits 30 000 Kubikmeter Material bei den Erdrutschen freigesetzt worden, weitere 60 000 Kubikmeter könnten sich bewegen. Es sei denkbar, dass weitere Murgänge erst viel später erfolgen würden.

Mobile Hochwasserschutzdämme errichtet

Experten befürchten Rückstauungen und ein Überlaufen von Linth und Sernfbach, sollte ein Murgang bis in die Wasserläufe fliessen. Als Vorsichtsmassnahme haben die Verantwortlichen entlang der Linth mobile Hochwasserschutzdämme aufgebaut. Zudem wird der kleine Stausee Garichti entleert, um im Notfall Wasser aufnehmen zu können.

Die Einsatzkräfte vor Ort haben am Mittwoch laut Gemeindepräsident Forrer die Sperrzonen ausgeweitet und kontrolliert, sowie die Stromversorgung in der Gemeinde sichergestellt. Die für die Bevölkerung eingerichtete Hotline werde rege genutzt.

Bereits vor einer Woche waren in dem Gebiet Wagenrunse grosse Mengen Fels und lockeres Gestein abgerutscht. Seitdem darf der Bereich nicht betreten werden.

Pegelstände sinken

Schweizweit hatte sich die Situation bereits im Verlauf des Dienstags wieder normalisiert. Nach dem Hochwasser vom Montag waren die Pegel der Thurgauer Flüsse Sitter und Thur sowie die des Bündner Inns wieder gesunken. Das Hochwasser an der Sitter hat sich laut dem Naturgefahrenportal des Bundes gelegt. Auch die Warnung für den Inn wurde aufgehoben.

An diesen Orten hat es am meisten geregnet

Niederschlagsmenge in den vergangenen 48 Stunden, in Millimeter
An diesen Orten hat es am meisten geregnet - Niederschlagsmenge in den vergangenen 48 Stunden, in Millimeter

Die Alpenpässe Splügen und Umbrail sind aufgrund der starken Niederschläge der vergangenen Tage gesperrt. Furka, Susten, Grimsel, Simplon, Nufenen und Gotthard sind wieder offen.

Mit Agenturmaterial