In römischen Zeiten
Augusta Raurica war vor rund 2 000 Jahren eine römische Koloniestadt mit rund 20 000 Bewohnern. Damals war es ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Denn hier liefen die Fernstrassen von Italien–Grosser St. Bernhard sowie die West-Ost-Verbindung von Gallien an die obere Donau und nach Rätien mit dem Rhein zusammen, dem eine wichtige Rolle im Gütertransport zukam.
Wichtig war auch die Funktion als Brückensiedlung. Innerhalb der zerfallenen Mauern des Kastells Augst entstand das aargauische Haufendorf Kaiseraugst. Die Siedlung gehörte jahrhundertelang zu Österreich, daher der Name Kaiseraugst (des Kaisers Augst).
Alter Brückenort
Die frühere Landesgrenze zwischen dem vorderösterreichischen Fricktal und dem alten Basler Territorium ist seit 1803 Kantonsgrenze. Die Brücke an der Grenze über das Hochufer der Ergolz war Ausgangspunkt für die Entstehung der Siedlung «Augst an der Bruck» bzw. «Baselaugst». Die Brücke über die Ergolz wurde im Jahr 1363 erstmals erwähnt. Im Laufe der Zeit wurden mindestens viermal Teile der Bausubstanz komplett ersetzt, abgeändert oder ausgewechselt.
Die Brücke aus dem Jahr 1555 wurde erst 1958 abgebrochen und durch eine dem Automobilverkehr angepasste Brücke ersetzt. Die von Basel kommende Strasse musste nach der Ergolzbrücke etwa 80 Meter weiter östlich auch den Violenbach überqueren. Dort war erst 1692 ein Holzsteg erbaut worden, zuvor bestand nur eine
Furt.
Kleine Gemeinde
Die heutige Gemeinde Augst ist im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden relativ klein. Sie ist begrenzt, ja eingeengt zwischen Rhein, den Schlaufen der Ergolz und des Violenbaches sowie der Autobahn im Süden. Ein langer schmaler Uferstreifen zieht sich fast bis Schweizerhalle. Pratteln mit dem Quartier Längi bildet siedlungsmässig eine Einheit mit Augst. Seit den späten 1950er-Jahren dehnt sich das Wohngebiet allmählich nach Süden auf das Gelände der Römerstadt Augusta Raurica aus. Doch diese Entwicklung ist aus archäologischen Gründen sehr eingeschränkt.
Rhein und Ergolz
Die über 600 Meter lange Insel Gwerth teilt den Rhein in zwei Arme: den alten Rhein längs dem deutschen Ufer und den eigentlichen seit 1912 gestauten Rhein. Die Entstehung des Rheinbogens und die Inselbildung hängen ohne Zweifel mit der Ergolz zusammen. Der Jurafluss hat in früheren Zeiten teilweise viel Geschiebe mit sich gebracht. Der daraus entstehende Schwemmkegel führte zum Rheinbogen.
Mit dem Bau der Staustufe Augst-Wyhlen in den Jahren 1907 bis 1912 für das über 100-jährige Zwillingskraftwerk wurde der Wasserspiegels angehoben. Dadurch erhielt der zuvor durch wasserbauliche Massnahmen vom Rhein abgeschnittene und trocken gefallene Altrheinarm wieder Anschluss an den Hochrhein.
Aus dem Staubereich ragt heute nur noch ein schmaler, lang gestreckter Teil der Insel Gwerth heraus. Die Insel und der Altarm gehören heute zu einem Naturschutzgebiet. Dieses ist ein regional bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasservögel.
Die Insel Gwerth
Über die Rheininsel Gwerth führte lange Zeit eine der römischen Brücken über den Rhein. Im 18. und 19. Jh. wurde dort ein markanter grosser entdeckt und aufgezeichnet. Möglicherweise handelte es sich um ein römisches Siegesdenkmal über die Stämme des Nordens. Der Name «Gwerth» stammt vom Namen «Wert» ab. «Wert» oder auch «Werder» ist eine topografische Bezeichnung für Inseln, die zwischen Flüssen und stehenden Gewässern beziehungsweise Altarmen liegen.
Der Biber überwindet das Kraftwerk
Heute lebt der Biber wieder im Naturschutzgebiet Altrhein-Wyhlen und an der Ergolzmündung. Es sind Nachkommen der in der Schweiz vor Jahren ausgesetzten Biber, welche sich von Osten her den Aargauer Hochrhein hinab in Richtung Basel ausbreiteten. Der im September 2004 in Betrieb gegangene Fischpass mit Biberrampen ermöglichte dem Biber das Überqueren des Kraftwerkes rheinabwärts.
HPM