Dauerregen führt zu Hochwasser

Land unter im thüringischen Windehausen

Ein Traktor fährt durch die überflutete Ortschaft Windehausen (Nordthüringen). 

Normale Autos konnten hier wegen des Hochwassers nicht mehr fahren. (zu dpa: «Mit dem Trecker durchs Hochwasser») Foto: Stefan Rampfel/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++

Ein Traktor fährt durch die überflutete Ortschaft Windehausen (Nordthüringen). Normale Autos konnten hier wegen des Hochwassers nicht mehr fahren. (zu dpa: «Mit dem Trecker durchs Hochwasser») Foto: Stefan Rampfel/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++

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Windehausen/Hildburghausen. Sandsäcke stapeln, Wasser abpumpen und Evakuierungen: Zahlreiche Helfer und Einsatzkräfte haben über die Weihnachtsfeiertage gegen das Hochwasser in Thüringen gekämpft. Besonders kritisch war die Lage im Norden und Süden des Freistaates. Im Kreis Nordhausen wurde der kleine Ort Windehausen überflutet und musste daraufhin am ersten Weihnachtsfeiertag weitestgehend geräumt werden.

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„Die Lage ist derzeit noch kritisch, aber stabil“, sagte am Dienstag Matthias Marquardt, Bürgermeister der Stadt Heringen, zu der Windehausen gehört. Im Kreis Hildburghausen konnte die Evakuierung von Oberrod an der Talsperre Ratscher durch ein provisorisches Wehr unter anderem aus Paletten und Sandsäcken verhindert werden.

Die Situation ist noch angespannt, aber unter Kontrolle.

Bernhard Stengele (Grüne),

Umweltminister in Thüringen

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In Thüringen hatte es an mehreren Tagen in Folge stark geregnet, im Bergland geschneit. Zahlreiche Straßen und Brücken mussten wegen Überschwemmungen gesperrt und Wasser aus Kellern gepumpt werden. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat sich die Hochwasserlage in ganz Thüringen wieder beruhigt. „Die Situation ist noch angespannt, aber unter Kontrolle“, sagte Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne), der sich am zweiten Feiertag selbst ein Bild vor Ort in den Hochwassergebieten machte.

Talsperre Ratscher randvoll

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Dienstag alle bestehenden Unwetterwarnungen vor ergiebigen Dauerregen aufgehoben. Es hilft sehr, dass in den nächsten Tagen keine Regenfälle mehr erwartet werden, wie Stengele betonte. Die Böden seien überall vollständig gesättigt. Die Talsperren in Südthüringen seien an der Grenze. In Ratscher etwa fehlten zum Überlaufen der Staumauer noch 30 Zentimeter. Es werde kontrolliert Wasser abgelassen.

Laut der Hochwassernachrichtenzentrale in Thüringen galt am Dienstagmittag noch an drei Pegeln in Südthüringen die Alarmstufe zwei der vierstufigen Skala. Das betraf die Werra bei Gerstungen, die Nahe bei Hinternah und die Schleuse bei Rappelsdorf.

Betreten verboten

Windehausen war auch am Dienstag weiter vom Hochwasser eingeschlossen. An manchen Stellen sei jedoch ein ganz leichter Wasserrückgang zu verzeichnen gewesen, sagte der Kreisbranddirektor für Nordhausen, Daniel Kunze, der Deutschen Presse-Agentur. Entwarnung könne deswegen aber noch nicht gegeben werden. Laut Bürgermeister Marquardt galt am Dienstag ein Verbot zum Betreten des Ortes, um die begrenzte Zufahrt für die Rettungskräfte frei- und Katastrophentouristen abzuhalten.

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Windehausen musste aufgrund der kritischen Lage am ersten Weihnachtsfeiertag weitestgehend evakuiert werden. Von den knapp 500 Einwohnern seien schätzungsweise noch 100 in dem Ort verblieben, so Marquardt. Alle anderen Bewohner seien bei Familien, Freunden und Bekannten untergekommen. Es habe niemand in der bereitgestellten Turnhalle in Heringen die Nacht verbringen müssen. Die Räumung sei auf freiwilliger Basis erfolgt, betonte Marquardt.

Luftaufnahme. Der zweite Weihnachtsfeiertag zeigt sich am Vormittag trocken. Der Dauerregen der vergangenen Tage hat die Sieg über die Ufer wie hier bei Eiserfeld treten lassen. Links die Siegtalstraße. 
Hochwasser im Siegerland am 26.12.2023 in Siegen/Deutschland.

Luftaufnahme. Der zweite Weihnachtsfeiertag zeigt sich am Vormittag trocken. Der Dauerregen der vergangenen Tage hat die Sieg über die Ufer wie hier bei Eiserfeld treten lassen. Links die Siegtalstraße. Hochwasser im Siegerland am 26.12.2023 in Siegen/Deutschland.

Kein Haus sei einsturzgefährdet, allerdings gebe es weiterhin keinen Strom, sagte Marquardt. An diesem Mittwoch wolle der Katastrophenstab entscheiden, ob und wann die Menschen wieder nach Hause zurückkehren können. Das Problem in Windehausen ist das gestiegene Grundwasser, das nicht so schnell abfließen kann. „Das ist wie eine Badewanne, die vollgelaufen ist“, sagte Marquardt.

In der Nacht zu Dienstag haben die Einsatzkräfte laut dem Kreisbranddirektor eine Saatgutproduktion in Windehausen vor Überflutung geschützt. Dafür seien vier Stunden lang mit Pumpen des Technischen Hilfswerkes (THW) 3,5 Millionen Liter Wasser bewegt worden.

Innenminister Georg Maier (SPD) dankte den Einsatzkräften, die in der dritten Nacht in Folge die Hochwassergefahren abwehrten. Das Land stehe bereit, falls Hilfe benötigt werde, schrieb Maier auf der Plattform X (vormals Twitter).

RND/dpa

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