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Bahnhalt

Züge halten weiterhin in Nonnenhorn und Wasserburg

Nonnenhorn / Lesedauer: 4 min

Interregio-Express soll zwischen Stuttgart und Ulm zusätzlich stoppen – Am Bodensee herrschte darüber Aufregung
Veröffentlicht:17.03.2016, 19:16

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Ein für 2021 geplanter neuer Bahnhalt zwischen Stuttgart und Ulm sorgte in Wasserburg und Nonnenhorn für Besorgnis. Der Grund: Die Fahrt des Interregio-Express (IRE) von Stuttgart über Ulm nach Lindau wird sich dadurch um zweieinhalb Minuten verlängern. So viel Zeit braucht ein Zug, um an der neuen Station in Merklingen (Donau-Alb-Kreis) zu stoppen und wieder anzufahren. Ein Gutachten warnte davor, dass dieser Zeitverlust nicht ausgeglichen werden könne, ohne dass Anschlüsse verloren gingen oder andere Haltepunkte wegfielen. Es nannte Wasserburg und Nonnenhorn als mögliche Streichkandidaten.

Der IRE von und nach Stuttgart hält täglich mehrmals in den beiden Gemeinden, wobei derzeit die meisten Züge den Bahnhof in Nonnenhorn anfahren. Mit dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember möchte die Bahn die Schnellzüge auf der Strecke zwischen Lindau und Stuttgart in einem höheren Takt fahren lassen, so dass sie dann sogar im stündlichen Wechsel in den beiden Seegemeinden halten werden. Würden die beiden Bahnhöfe wegfallen, müssten Reisende aus Stuttgart mit dem Schnellzug nach Lindau fahren und von dort die Regionalbahn zurück nach Wasserburg oder Nonnenhorn nehmen. Das könnte mit Wartezeit rund 45 Minuten länger dauern.

Nonnenhorn befürchtet mehr Autoverkehr

Nonnenhorns Bürgermeister Rainer Krauß war darüber sehr besorgt. Er hoffte nicht, dass in Nonnenhorn zukünftig Zugverbindungen wegfallen: „Der Zug ist die einzige Anbindung der Gemeinde an den Öffentlichen Personennahverkehr.“ Er erklärte weiter, dass zudem Touristen mit einer Gästekarte die Bahn zwischen dem Weindorf und Lindau kostenlos nutzen können. Dadurch hätte man den Autoverkehr im Sommer reduzieren und die Fahrgastzahlen ab Nonnenhorn um rund ein Drittel steigern können. „Ein solches Angebot lebt aber natürlich davon, dass ausreichend Verbindungen vorhanden sind und genutzt werden können“, sagt Krauß. Deshalb befürchtete er, dass bei einem Wegfall der Zugverbindungen wieder mehr Menschen auf das Auto umsteigen würden. „Das wäre für unsere Ferienregion ein absoluter Rückschritt und ein Weg in die genau falsche Richtung“, ärgerte er sich und kündigte an, alles zu tun, um dies zu verhindern.

Wasserburgs Bürgermeister Thomas Kleinschmidt war ebenfalls empört: „Darüber ist die Gemeinde Wasserburg nicht informiert worden. Wir werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mittel dagegen wehren.“

Verkehrsministerien geben Entwarnung

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn konnte die beiden Gemeindeoberhäupter beruhigen. Sie teilte auf Anfrage der LZ mit, dass die Bahn den Auftrag habe, die beiden Stationen bis 2026 mit dem Schnellzug anzufahren. Falls es der Wunsch sein sollte, dies zu ändern, müsste der Freistaat Bayern tätig werden.

Derartige Pläne gebe es nicht, versicherte der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann auf Anfrage des Lindauer CSU-Landtagsabgeordneten Eberhard Rotter. Rotter hatte dem Minister bereits im vergangenen Dezember in einem Schreiben mitgeteilt, dass er die Haltestellen in Nonnenhorn und Wasserburg als unverzichtbar ansehe. Herrmann teilt diese Haltung, wie in seiner Antwort versicherte. Er hält es für möglich, die Züge in Stuttgart früher abfahren oder später ankommen zu lassen. Allerdings, so schreibt er, sei die Detailplanung Baden-Württembergs noch nicht abgeschlossen.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den regionalen Schienenverkehr in Bayern zuständig ist, stehe aber mit den Kollegen aus dem benachbarten Bundesland in Kontakt. BEG-Sprecher Wolfgang Oeser bestätigt das. Die BEG habe vom baden-württembergischen Verkehrsministerium die Zusage bekommen, dass die Planungen rechtzeitig mit Bayern abgestimmt würden. Oeser betonte zudem: „Wir haben bereits gegenüber Baden- Württemberg gefordert, dass die beiden klassischen Express-Halte Wasserburg und Nonnenhorn weiterhin berücksichtigt werden.“

Das baden-württembergische Verkehrsministerium versicherte auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Haltepunkte am See sicher seien. Es hat andere Pläne, wie man die zwei Minuten einsparen kann. Eine Minute Zeitverlust soll durch eine verkürzte Standzeit im Bahnhof Friedrichshafen hereingeholt werden. Den Rest sollen die Züge auf der Strecke zwischen Stuttgart und Heilbronn gutmachen, heißt es aus dem Ministerium. Egal wie die Zeit eingespart wird, Nonnenhorns Bürgermeister Krauß hofft, dass sich der Wegfall von Nonnenhorn und Wasserburg als Haltepunkte für die Schnellzüge damit erledigt hat.