Aus Alt wird Neu
90 Jahre, 2 Jahreszahlen, 1 Bild: Härkingen hat sich durch den Bau der Autobahn stark verändert

Teil zwölf unserer historischen Serie widmet sich Härkingen. Einem Dorf, so stark geprägt von der Autobahn, wie fast kein zweites. Auch wenn sich seit 1930 einiges verändert hat, eines ist geblieben: Die Beziehung mit den Fröschen.

Rahel Bühler
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Bruno Kissling

80 bis 90 Jahre liegen zwischen diesen beiden Luftaufnahmen aus Härkingen. Sie zeigen den Blick auf das Dorf Richtung Nordosten. Im Hintergrund ist die erste Jurakette sichtbar. Vergleicht man die zwei Aufnahmen miteinander, wird deutlich, was der Bau der Autobahn, damals noch Nationalstrasse, in den 1960er-Jahren mit sich gebracht hat: Der Bau einer Reihe von Logistik-, Industrie- und Dienstleistungsbetrieben entlang der gesamten Autobahn. In Härkingen angesiedelt (und auf dem aktuellen Foto erkennbar) sind zum Beispiel die Logistikbetriebe Planzer oder Emil Egger. Das Gebiet zwischen Härkingen und Egerkingen, wo heute das Autobahnkreuz Härkingen steht, heisst «Widefäld» und war einst als Getreidekammer bekannt.

Der Bau der Autobahn und die damit nach Härkingen gezogenen Industrie- und Gewerbeunternehmen brachten auch Arbeitsplätze in die Gäuer Gemeinde. Und wo gearbeitet wird, muss gewohnt werden. Das sieht man an der Entwicklung der Einwohnerzahl deutlich: 1900 wohnten in Härkingen 438 Menschen. 1950 waren es bereits 651. 1960 waren es 705 und Ende 2020 sind es 1648.

Eine besondere Beziehung scheint Härkingen mit Amphibien zu haben, genauer gesagt mit Fröschen. Noch heute gibt es das Fröschenfest, den Fröschensaal oder die Fröschengasse. Liest man das Buch «Solothurnisches Gäu» von Jules und Elisabeth Pfluger, kommt man nicht darum herum, folgenden Gedankengang zu machen: Die noch heute präsenten Amphibien haben damit zu tun, dass Härkingen bis 1910 ein wahres Fröscheparadies gewesen sein soll. Vor allem die sumpfigen Äsch- und Lischmatten des Dorfes: «Dass die munteren Härkinger ihr Mundwerk ebenso gern und unermüdlich gebrauchen wie die Bewohner ihrer Gräben und Sümpfe, hat ihnen wohl den Spottnamen Frösche eingetragen.»

Woher allerdings der Dorfname Härkingen kommt, ist laut dem Buch «Solothurnisches Gäu» unbekannt. 1194 schrieb man noch Herkingin, 1226 Herchingen.

Serie: aus alt wird neu

Wie haben sich die Ortschaften im Thal und Gäu in den vergangenen Jahrzehnten in ihren Erscheinungsbildern verändert? Welche Auswirkungen hatten der Bau der Autobahn, die boomende Industrie oder die steigende Nachfrage nach Einfamilienhäusern sowie Bauland? In der aktuellen Serie vergleichen wir jeweils zwei Aufnahmen, die ungefähr am gleichen Standort zu Stande kamen – aber in unterschiedlichen Jahrzehnten. Die alten Aufnahmen stammen aus dem Bildarchiv der ETH Zürich. Im zwölften Teil schauen wir auf Härkingen. (rab)