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Schleswig-Holstein Wolf auf Landstraße überfahren

In Schleswig-Holstein wurde ein junger Wolf überfahren. Experten diskutieren, wie die Wildtiere in Deutschland besser überwacht werden könnten - auch eine Jagderlaubnis ist im Gespräch.
Toter Wolf: Keine Chance auszuweichen

Toter Wolf: Keine Chance auszuweichen

Foto: Jens Matzen/ dpa

Bordesholm - Ein Wolf ist auf einer Landstraße bei Bordesholm in Schleswig-Holstein überfahren worden. Ersten Untersuchungen zufolge handelt es sich um ein junges Tier, wie das Umweltministerium in Kiel mitteilte. Der Kadaver solle im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht werden.

Mit einer genetischen Untersuchung soll nun geklärt werden, woher der Wolf kam. Nach Ministeriumsangaben sind in den vergangenen Jahren allein in Schleswig-Holstein bereits drei Wölfe überfahren worden: 2007 auf einer Bundesstraße bei Süsel, 2013 auf der A1 zwischen Bargteheide und Ahrensburg und im vergangenen Jahr auf der A24 bei Witzhave.

Dass sich die Fälle häufen, liegt wohl daran, dass sich die Tiere zunehmend in Deutschland ausbreiten. Noch im August 2014 schätzten Experten, dass mindestens hundert Wölfe in Deutschland leben, Tendenz steigen; mittlerweile sollen es rund 200 sein. Erst vergangene Woche war ein Exemplar in einem Wohngebiet in Niedersachen im Kreis Oldenburg gesichtet worden. Der dortige Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) forderte daraufhin ein bundesweites Wolfsmanagement - samt einer Meldestelle.

Scheu vor Mensch geht verloren

Befürchtet wird derzeit, dass Wölfe ihre Scheu vor Menschen verlieren könnten. Die Tiere leben nicht nur in der Wildnis. Deshalb könnten sie auch in den Nähe von Siedlungen auftauchen, vor allem neugierige Jungtiere, sagt Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Auch er fordert ein bundesweites Management für den Umgang mit Wildtieren.

Von gesunden Wölfen gehe in der Regel keine Gefahr aus, betonte Tschimpke. Wenn der Wolf aber seine Scheu zu sehr verliere, sei es im Einzelfall nötig, sie ihm wieder beizubringen. Außer Beobachtungen und Forschung sei zudem ein Erfahrungsaustausch der Bundesländer untereinander wichtig. "Wir müssen dem Wolf eine Chance geben und gleichzeitig den Umgang mit Wildtieren wieder lernen", so Tschimpke.

Diskussion um Jagderlaubnis

Nach Angaben des Nabu gibt es zur Zeit 31 Wolfsrudel und vier Paare in den Ländern Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Vor allem in Ostdeutschland haben sich die Tiere, die um das Jahr 2000 aus Osteuropa einwanderten, vermehrt. Sachsen sieht der Nabu bisher als Vorreiter für ein vorbildliches Wolfsmanagement.

Wölfe sind in Deutschland seit 1992 geschützt und dürfen nicht gejagt werden. Trotzdem wurden mindestens 13 bisher illegal getötet, heißt es beim Nabu. Auch derzeit mehrt sich in Niedersachsen der Widerstand gegen "Problemwölfe", die ihre Scheu vor Menschen verlieren und durch Wohnsiedlungen streifen.

Es müsse erlaubt sein, die Bejagung zu diskutieren, teilte Frank Faß, Leiter des niedersächsischen Wolfscenters Dörverden, am Sonntag mit. Auch viele Landwirte sehen die Rückkehr der Raubtiere kritisch. In Mecklenburg-Vorpommern überwies das Land seit 2007 Schadensersatz von 31.000 Euro für getötete Tiere, vor allem Schafe, an die Landwirte.

jme/dpa