Biberli aus Bazenheid

Erstaunliches war beim dritten Dorfrundgang durch Bazenheid zu erfahren. Eingeladen hatte die CVP, die Informationen kamen von Dorfchronist Josef Moser.

Beat Lanzendorfer
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Gruppenbild vor dem Christopherushaus.

Gruppenbild vor dem Christopherushaus.

BAZENHEID. Unter dem Titel «Vom Bauern- zum Industriedorf» lud die CVP der Gemeinde Kirchberg am 30. August 2014 zum ersten Dorfrundgang. Schnell war klar, die zwei Stunden reichen nicht, um den damals 48 Interessierten alles Wissenswerte näherzubringen. 76 Personen waren dann am 25. April dieses Jahres zugegen, als der zweite Teil «Gestern und heute» schwerpunktmässig den Dorfteil Oberbazenheid betraf.

Im dritten und letzten Teil vom letzten Samstag behandelte Dorfchronist Josef Moser Unterbazenheid. 60 Personen, darunter auch einige Schülerinnen und Schüler, bekundeten mit ihrer Anwesenheit Interesse am Wohnort. Ausgangs- und Endpunkt war die im Jahre 1994 eröffnete Ifanghalle. Von dort marschierten die Teilnehmenden zum Kreisel. 2007 errichtet, steht er als Symbol für den Neuanfang im seit dem Jahre 2006 verkehrsberuhigten Dorf. Ziemlich genau in der Mitte zwischen Kreisel und Chrobüelstrasse liegt das einstige Restaurant Rössli. Im alten lebt heute die Familie Ademi, das neue, auf der gegenüberliegenden Strassenseite, dient heute Alex Scherrer als Wohnhaus. Dessen Wirtshaustradition begann 1860 und endete mit der Strassenkorrektion 108 Jahre später.

Patentierung vergessen

Beim dritten Halt (Wilerstrasse 64) war zu hören, dass die heute berühmten Appenzeller Biberli ihren Ursprung in Bazenheid haben. Das Rezept von Konditormeister Eugen Wagner-Dillier entwickelt, ohne dieses allerdings zu patentieren, hat es dessen Sohn Eugen Wagner-Breitenmoser in späteren Jahren nach Appenzell verkauft. Der letzte Bäcker, Fritz Baumgartner, gab den Betrieb 1965 auf. Der Abbruch des Hauses erfolgte 2008. Einschneidend für das Dorf war der Brand 1834, dem neun Wohnhäuser mit dazugehörigen Scheunen ganz und weitere fünf Wohneinheiten teilweise zum Opfer fielen. Spendenaufrufe konnten die Not nur teilweise lindern, auch darum, weil viele Besitzer unterversichert waren. Kam hinzu, dass die meisten nicht am alten Standort ihr Haus aufbauen durften, die engen Verhältnisse verlangten auch hier eine Strassenkorrektion. Etwas zurückversetzt von der heute sehr ruhigen Wilerstrasse steht das wohl schönste Haus des ganzen Dorfes: das Christophorus-Haus. Um 1350 diente es als Kelnhof (für Zinseinnehmer und Richter). Später beherbergte es das Archiv des Unteramtes, war im Besitz der Familie Germann, diente als Sammelplatz der äbtischen Soldaten der Kirchberger Kompagnie und war einst auch einzige Postablage der Gemeinde. Heute ist es im Besitz der Familie Schrepfer. Heinz Schrepfer hat es 1977 umfangreich saniert. Dazu zählt auch das Christophorus-Bild an der Hauswand.

Bevor die Geschichtsinteressierten das Dorf Richtung Mühleweiher verliessen, legten sie beim Wegkreuz am Mühleweg einen Zwischenhalt ein. Der sich dort befindliche Bronzeguss hat den Holzkorpus aus dem 18. Jahrhundert ersetzt. Danach ging's zur Mühle, die 1990 nach 489jährigem Dasein einem Brand zum Opfer fiel. Hier erwähnte Josef Moser im besonderen den ewigen Streit um die Wasserrechte, was diverse Rechtsfälle zur Folge hatte. Nun stieg der Weg steil an, verlief links am Mühleweiher vorbei und führte zum Wasserreservoir «Büchs», dessen Anfänge mit der Wasserversorgung der Dorfkorporation Unterbazenheid auf das Jahr 1899 zurückgehen. Im Jahr zuvor (1898) hatte bereits die Wasserversorgungsgesellschaft Oberbazenheid das Reservoir Cham erbaut.

Antenne im Norenberg

Am Norenberg, dem Ort, der einen herrlichen Blick auf Säntis und Churfirsten bietet, endeten die Ausführungen des Dorfchronisten. Die dort im Jahre 1973 installierte TV-Gemeinschaftsantenne ist heute an Sunrise und Salt vermietet. Josef Moser nahm den Punkt oberhalb des Dorfes zum Anlass, auf die Entstehung des Thurtals näher einzugehen. Die Thurgletscherzunge, die sich während der Eiszeit (20 000 vor Christus) bis nach Bazenheid erstreckte, prägte die heutige, hügelige Landschaft. Ein letzter Blick Richtung Nuetenwil, wo die Messstation der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK) angesiedelt ist und der Strom ins Netz der rwt (Regionalwerk Toggenburg) eingespeist wird, dann ging es zurück via Eichbüelhangweg zum Ifang.

Ein Apéro beendete die Führung vom Samstag. «Ich danke Josef Moser für die informativen Erklärungen. Nun kommt Kirchberg an die Reihe. Wann es so weit ist, erfahrt ihr aus der Presse», schloss Thomas Feller, Präsident der CVP Gemeinde Kirchberg, seine Ausführungen.

Kreisel: Erste Station der Führung durch Unterbazenheid.

Kreisel: Erste Station der Führung durch Unterbazenheid.

Thomas Feller, CVP-Präsident, und Dorfchronist Josef Moser (von links). (Bilder: Beat Lanzendorfer)

Thomas Feller, CVP-Präsident, und Dorfchronist Josef Moser (von links). (Bilder: Beat Lanzendorfer)