Meilensteine Originaldokumente aus 1000 ... - Freistaat Sachsen
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<strong>Meilensteine</strong><br />
<strong>Originaldokumente</strong> <strong>aus</strong> <strong>1000</strong> Jahren sächsischer<br />
Geschichte<br />
Kleiner Führer durch die Zimelien<strong>aus</strong>stellung des Hauptstaatsarchivs<br />
Dresden anlässlich der Wiedereröffnung nach Sanierung und dem<br />
Tag der offenen Tür vom 17. – 19. November 2011
1 Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden schenkt dem Bistum Meißen das<br />
Dorf Rottewitz, Quedlinburg, 25. März 1079<br />
Der schwäbische Herzog Rudolf von Rheinfelden wurde 1077 von oppositionellen<br />
Fürsten, darunter Bischof Benno von Meißen, zum Gegenkönig des Saliers<br />
Heinrich IV. gewählt. Mit der Schenkung des Dorfs Rottewitz (heute Stadtteil<br />
von Meißen) brachte er seine enge politische Verbundenheit mit Benno zum<br />
Ausdruck. Da der Bischof befürchtete, dass die Legitimität der Schenkung von<br />
den Anhängern Heinrichs IV. in Frage gestellt würde, veranlasste er die Herstellung<br />
einer zweiten, auf den Namen Heinrich gefälschten Schenkungsurkunde.<br />
Die Urkunde ist die einzig erhaltene Urkunde Rudolfs überhaupt. Beglaubigt<br />
ist sie mit einem aufgedrückten Majestätssiegel, das den Aussteller mit Krone<br />
und Zepter auf einem Thron zeigt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 32<br />
2 Kaiser Friedrich I. Barbarossa übergibt dem Bistum Meißen das Dorf<br />
Prietitz im Land Bautzen (heute Gemeinde Elstra), das Wladislaw II., König<br />
von Böhmen, von ihm zu Lehen trug, Altenburg, 26. Februar 1165<br />
Mit der Urkunde vollzog Friedrich Barbarossa die fünf Jahre zuvor durch<br />
Wladislaw getätigte Schenkung von Prietitz an die Meißner Bischofskirche. Da<br />
der Böhme mit dem Land Bautzen nur belehnt war, musste der kaiserliche<br />
Lehnsherr als Obereigentümer der Übertragung zustimmen. Dazu hatte<br />
Wladislaw das Dorf an Friedrich zurückgegeben, der es nun als freies Eigentum<br />
an das Bistum weiterreichte. In Layout, Schrift und Besiegelung entspricht das<br />
Stück ganz dem Typus der Kaiser- und Königsurkunden, wie er im 12.<br />
Jahrhundert üblich war. Auch die Vorurkunde König Wladislaws orientierte<br />
sich an diesem Muster.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 69<br />
3 Die „Sächsische Goldene Bulle“, Frankfurt am Main, 10. Juni 1376<br />
Der Herzog von <strong>Sachsen</strong> gehörte als Reichserzmarschall zu den sieben<br />
Kurfürsten, die den römisch-deutschen König wählen durften. Im Fall der<br />
Vakanz des Königsthrons war er Reichsverweser in den Reichsgebieten<br />
sächsischen Rechts. Nachdem die Kurwürde zuvor zwischen den askanischen<br />
Herzögen von <strong>Sachsen</strong>-Wittenberg und <strong>Sachsen</strong>-Lauenburg umstritten war,<br />
wurde sie in der Goldenen Bulle von 1356, die die Modalitäten der Königswahl
detailliert regelte, eindeutig der Wittenberger Linie der Askanier zugesprochen.<br />
Eine Ausfertigung dieses 1356 auf den Reichstagen in Nürnberg und<br />
Metz verabschiedeten Reichsgesetzes ist in <strong>Sachsen</strong> nicht nachweisbar.<br />
Stattdessen existiert jedoch eine Bestätigung der Kurwürde durch Kaiser Karl<br />
IV. für Herzog Wenzel von <strong>Sachsen</strong>-Wittenberg von 1376, die wie das<br />
Reichsgesetz von 1356 mit einer Goldbulle besiegelt wurde. In dieser<br />
Bestätigungsurkunde wird das Recht der Wittenberger Linie der Askanier an<br />
der Kurwürde bekräftigt. Die Festlegungen der Goldenen Bulle zur Vererbung<br />
der Kurwürde nach der Primogeniturerbfolge (Erstgeburtsrecht) werden<br />
wiederholt.<br />
Die Urkunde trägt die eigenhändige Unterschrift des Mainzer Erzbischofs<br />
Ludwig von Meißen in seiner Eigenschaft als Reichserzkanzler. Damit war ein<br />
in den geistlichen Stand getretener Vertreter der Dynastie der Wettiner am<br />
Zustandekommen dieser Bestätigung direkt beteiligt. Damals war noch nicht<br />
abzusehen, dass mit dem Aussterben der askanischen Herzöge von <strong>Sachsen</strong>-<br />
Wittenberg 1422 die sächsische Kurwürde 1423 an die Wettiner gelangen<br />
würde.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 4150<br />
4 Lehnbuch Friedrichs III., Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von<br />
Meißen, 1349/50<br />
Nach dem Tod eines Fürsten hatten dessen Vasallen beim Nachfolger binnen<br />
„Jahr und Tag“ (nach sächsischem Recht ein Jahr, sechs Wochen und drei<br />
Tage) um Neubelehnung mit ihren Gütern nachzusuchen. Die Aufzeichnung<br />
dieser Vorgänge in Buchform zeigt das zunehmende Bedürfnis der fürstlichen<br />
Kanzlei, Verwaltungsvorgänge schriftlich festzuhalten. Es ist nach Ämtern<br />
(Vogteien), den damaligen Verwaltungseinheiten auf der unteren Ebene,<br />
gegliedert. Das Lehnbuch zählt zu den bedeutendsten historischtopographischen<br />
Quellen des mitteldeutschen Raumes <strong>aus</strong> dem Spätmittelalter.<br />
Zahlreiche Orte in den heutigen Ländern <strong>Sachsen</strong>, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt und<br />
Thüringen sind hier erstmals schriftlich belegt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>4 Kopiale, Nr. 24
5 Reichsregister Kaiser Karls IV., 1360/61<br />
Seit dem 14. Jahrhundert führte die Reichskanzlei Ausgangsregister, in denen<br />
die für verschiedene Empfänger <strong>aus</strong>gestellten Urkunden in abschriftlicher<br />
Form festgehalten wurden. Der hier gezeigt Band enthält Abschriften von<br />
Urkunden, die Karl IV. sowohl in seiner Eigenschaft als römisch-deutscher<br />
Kaiser aber auch als König von Böhmen <strong>aus</strong>stellte.<br />
Wie dieses reichsgeschichtlich außerordentlich bedeutsame Stück nach<br />
Dresden gelangte, ist nicht dokumentiert. Zu vermuten ist ein Zusammenhang<br />
mit Markgraf Wilhelm I. (dem Einäugigen) von Meißen (1343 – 1407). Dieser<br />
mit der Tochter Elisabeth Johann Heinrichs von Mähren, eines jüngeren<br />
Bruders Karls IV., verlobte und später verheiratete Fürst unterhielt zeitweilig<br />
enge Beziehungen zum kaiserlichen Hof und fand Aufnahme in den Rat des<br />
Kaisers.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>4 Kopiale, Nr. 1314b<br />
6 Leipziger Teilung 9. November 1485<br />
Bis 1485 regierten die Brüder Ernst und Albrecht gemeinsam diejenigen Territorien,<br />
die ihnen ihr Vater Kurfürst Friedrich II. hinterlassen hatte. Bei dieser<br />
Landesteilung wurde so verfahren, dass Kurfürst Ernst die beiden Teile festlegte<br />
und Herzog Albrecht die Wahl zwischen diesen überließ. Das Herzogtum<br />
<strong>Sachsen</strong>-Wittenberg mit der Kurwürde stand <strong>aus</strong> reichsrechtlichen Gründen<br />
eindeutig Kurfürst Ernst zu und wurde deshalb nicht mit in die Teilung einbezogen.<br />
Das damals gerade neu erschlossene Bergbaugebiet um Schneeberg,<br />
dessen Erträge noch nicht abgeschätzt werden konnten, blieb gemeinsamer<br />
Besitz, ebenso die Herrschaften Beeskow und Storkow sowie das Herzogtum<br />
Sagan in Schlesien. Auch die Einkünfte <strong>aus</strong> den Bergwerken wurden weiterhin<br />
gemeinsam verwaltet.<br />
Die Urkunde beschreibt den Landesteil mit der Mark Meißen, den Albrecht für<br />
sich beanspruchte. In der Überlieferung zur Geschichte <strong>Sachsen</strong>s ist die Leipziger<br />
Teilung ein zentrales Dokument. Während die Nachkommen Albrechts<br />
Dresden zu ihrer Residenz <strong>aus</strong>bauten und ihrem Territorium die L<strong>aus</strong>itzen einverleibten,<br />
errichteten die Erben Ernsts in Thüringen ihre zahlreichen Höfe.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, Ältere Urkunden, Nr. 8578
7 Register und Verzeichnis der Türkensteuer, 1501<br />
Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geriet das Heilige Römische Reich<br />
immer wieder in Konflikte mit dem Osmanischen Reich, das seit dem 14. Jahrhundert<br />
schrittweise in Südosteuropa Fuß gefasst und 1453 Konstantinopel<br />
erobert hatte. Von der Bevölkerung der zum Heiligen Römischen Reich gehörenden<br />
Länder wurde seit 1481 in unregelmäßigen Abständen die Türkensteuer<br />
erhoben, um die Kriege gegen das Osmanische Reich zu finanzieren. Die<br />
Türkensteuer von 1501 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg beschlossen.<br />
Die Türkensteuerlisten dienten zur Ermittlung und Erhebung der Sonderabgaben.<br />
Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind für 1501 in fünf Bänden ca. 75000 Namen<br />
eingetragen.<br />
Die Türkensteuerregister sind eine wichtige Quelle für die Familien-, Wirtschafts-<br />
und Sozialgeschichtsforschung.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10505/08-12<br />
8 Konventssiegelstempel des Benediktinerklosters Pegau, vor 1269<br />
Das 1096 von Wiprecht von Groitzsch gegründete Benediktinerkloster Pegau<br />
war das erste Kloster im Markengebiet östlich der Saale. Ein Abdruck seines<br />
um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Siegelstempels (Petschaft) ist<br />
erstmals an einer Urkunde von 1269 nachweisbar. Das Siegelbild zeigt den<br />
heiligen Jakob, dem das Pegauer Kloster geweiht war. Die Aufschrift<br />
beiderseits des Bildes lautet SA[NCTUS] IACOBUS. Die Umschrift S[IGILLUM]<br />
CO[N]VE[N]TVS MON[ASTERII] PIGAVIEN[SIS] ORD[INIS] S[ANCTI]<br />
BENEDICTI benennt den Konvent, also die Gemeinschaft der Mönche des<br />
Klosters, als Inhaber des Siegels. Das Stück ist der älteste Stempel <strong>aus</strong> der mit<br />
ca. 180 000 Siegeln in Form von Stempeln, Abdrücken, Nachbildungen und<br />
Zeichnungen sehr umfangreichen Siegelsammlung des Hauptstaatsarchivs<br />
Dresden.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel , Nr. 2645<br />
9 Vereinbarung über die Leipziger Disputation, Leipzig, 26. Juni 1519<br />
Das in der Leipziger Pleißenburg veranstaltete theologische Streitgespräch<br />
zwischen dem Ingolstädter Professor Johannes Eck und dessen Wittenberger<br />
Gegenspielern Andreas Karlstadt und Martin Luther ist ein Schlüsselereignis<br />
der Reformation. Einen Tag vor Beginn verständigten sich die Beteiligten über
die einzuhaltenden Regeln. Während der Disputation distanzierte sich Luther<br />
wesentlich deutlicher als zuvor von der Papstkirche.<br />
Wichtige archivalische Überlieferung zu diesem Ereignis befindet sich im<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, denn Herzog Georg von <strong>Sachsen</strong> hatte die<br />
Veranstaltung mitorganisiert. In der Folge wurde der Landesherr ein<br />
entschiedener Gegner Luthers, insbesondere wegen dessen Sympathiebekundungen<br />
für den tschechischen Reformator Jan Hus.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10300/02, Bl. 35<br />
10 Protokoll der ersten evangelischen Kirchenvisitation, 1539/40<br />
Bereits 1539, im Jahr der Einführung der Reformation, begann die erste, im<br />
Auftrag des Landesherrn durchgeführte evangelische Kirchenvisitation im<br />
albertinischen <strong>Sachsen</strong>. Blatt 430b enthält den Bericht der Visitatoren über<br />
ihren Besuch im Benediktinerkloster Pegau. Vom Abt hatten sie dort auf ihre<br />
Vorhaltungen eine <strong>aus</strong>weichende Antwort erhalten. Auf Bl. 431a beginnen die<br />
Aufzeichnungen zu den Einkünften der dem Pegauer Abt unterstehenden<br />
Pfarrei Stöntzsch bei Pegau, die den Visitatoren sehr arm erschien.<br />
Beispielsweise wird vermerkt, dass der Pfarrer eine „sehr wuste beh<strong>aus</strong>unge“,<br />
keine Wiesen und kein Holz habe.<br />
Die Visitationsprotokolle gehören zu den wesentlichen Quellen zur Kirchen-,<br />
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der frühen Neuzeit.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10088 Oberkonsistorium, Loc. 10599, Visitation und derselben Instruktion, 1539-<br />
1540 , Bl 430b, 431a<br />
11 Papst Leo X. droht Martin Luther den Bann an (Bulle „Exsurge domine“),<br />
Rom, St. Peter, 15. Juni 1520<br />
In der Bulle „Exsurge domine“ („Erhebe dich, Herr“) drohte Papst Leo X. Martin<br />
Luther den Bann an, falls er nicht innerhalb von 60 Tagen seine Lehren<br />
widerrufen würde. Ausdrücklich verurteilt wurden 41 Lehrsätze des<br />
Reformators. Die Urkunde erreichte ihr Ziel nicht. Es gelang weder, Luther<br />
zum Widerruf zu bewegen noch ihn von seinen Anhängern zu trennen. Das<br />
Dresdner Exemplar ist eine der drei besiegelten Ausfertigungen, die die<br />
päpstliche Kanzlei von der Bulle herstellte. Die beiden anderen befinden sich<br />
im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und im Vatikanischen Archiv in Rom. Bei dem<br />
Exemplar, das Luther am 10. Dezember 1520 demonstrativ vor dem Elstertor<br />
in Wittenberg verbrannte, handelte es sich sehr wahrscheinlich um einen der
zahlreichen zeitgenössischen Drucke.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 10277<br />
12 Gesuch des Kapellmeisters Heinrich Schütz wegen einer Reise nach<br />
Italien, 1628<br />
Heinrich Schütz (1585-1672) war ab 1615 bei der Dresdner Hofkapelle, zunächst<br />
als Assistent bei Rogier Michael, ab 1618 als Kapellmeister bis zu seinem<br />
Lebensende tätig. Im Jahr 1628 reiste er für ein Jahr nach Italien, um nicht<br />
den Anschluss an die neuesten Entwicklungen im Bereich der Musik zu verlieren.<br />
Die Hofkapelle, der Heinrich Schütz vorstand, bestand <strong>aus</strong> Sängern und<br />
Instrumentalisten und war für die gesamte geistliche und weltliche Musik bei<br />
Hofe zuständig.<br />
Die vorliegende Akte dokumentiert einen bedeutenden Teil Dresdner Musikgeschichte<br />
von der Kantoreiordnung Herzog Moritz´ für den Hofgottesdienst<br />
<strong>aus</strong> dem Jahr 1548 bis hin zur Blütezeit der Hofkapelle unter Heinrich Schütz<br />
und seinen Nachfolgern.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8687/01<br />
13 Instrumentum Pacis Osnabrugensis – Friedensvertrag von Osnabrück zur<br />
Beendigung des Dreißigjährigen Krieges zwischen dem Kaiser, den Kurfürsten<br />
und Ständen des Reiches sowie mit Schweden, 1648<br />
Die Westfälischen Friedensverträge von Münster und Osnabrück beendeten<br />
den Dreißigjährigen Krieg. Die Verhandlungen für Kursachsen führte der<br />
Geheime Rat Dr. Johannes Leuber gemeinsam mit Hanns Ernst Pistoris.<br />
Bereits im März 1646 hatten beide entsprechende Instruktionen erhalten. Für<br />
<strong>Sachsen</strong> brachte der Westfälische Frieden wesentliche Territorialgewinne.<br />
Unter anderem wurde der schon 1635 vollzogene Erwerb der Ober- und<br />
Niederl<strong>aus</strong>itz bestätigt. Im Reichstag übte Kursachsen seit 1648 den Vorsitz im<br />
paritätisch zusammengesetzten Corpus Evangelicorum <strong>aus</strong>.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden Nr. 13164
14 Fahnenbuch kursächsischer Truppen im Dreißigjährigen Krieg, 1632<br />
Das Fahnenbuch (Feldzeichenbuch) „Kurfürst Johann Georgs I. und Burggrafen<br />
zu Magdeburg Leibregiment" enthält im 1. Band 160 und im 2. Band 92<br />
Abbildungen. Diese wurden in den Jahren 1632 und 1633 vom Dresdner Maler<br />
Balthasar Böhme angefertigt. Die Fahnen wurden mit kriegerischen<br />
Sinnbildern, mythologischen Figuren und Sinnsprüchen, dem Wappen des<br />
Kurfürsten oder des Obristen bemalt oder bestickt. In den Gefechten und auch<br />
auf Streifzügen wurden die „feindlichen Feldzeichen“ erbeutet. Allein in der<br />
Schlacht bei Breitenfeld am 23.Oktober/2.November 1642 verlor das<br />
kaiserlich-sächsische Heer 116 Fahnen und 75 Standarten.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 9119/16<br />
15 Der polnische Sejm bestätigt die Wahl Kurfürst Friedrich Augusts I. zum<br />
polnischen König, Warschau, 16. Juni 1699<br />
In der Adelsrepublik Polen wurde der König vom Adel gewählt. Bei den Wahlen<br />
in Warschau-Wola im Juni 1697 gingen mit Hilfe der üblichen<br />
Bestechungszahlungen der französische Prinz Conti und der sächsische<br />
Kurfürst Friedrich August I. als Sieger hervor. Friedrich August, der zur<br />
Erlangung der polnischen Krone Anfang Juni 1697 heimlich zum Katholizismus<br />
konvertiert war, handelte schnell und ließ sich am 15. September in Krakau als<br />
August II. zum polnischen König krönen, während sich sein französischer<br />
Konkurrent noch außerhalb Polens befand. Die Thronstreitigkeiten wurden in<br />
Verhandlungen des Wettiners mit dem polnischen Primas Michał Radziejowski<br />
beigelegt und Friedrich August im Juli 1699 vom polnischen Sejm endgültig als<br />
König anerkannt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 14206<br />
16 Kammerherrenschlüssel, Danzig, 1710<br />
Der Geheime Kammerherr Baron Johannes Baptist Josephus von Bierens<br />
bekam am 11. Dezember 1710 durch König August II. den<br />
Kammerherrenschlüssel verliehen. Ein Kammerherrenschlüssel war ein<br />
sichtbar an einem Band getragenes Rangabzeichen eines Kammerherren mit<br />
zusätzlicher Funktion. Der Träger dieses Zierschlüssels signalisierte damit dem<br />
Hofstaat, dass er permanent Zugang zu den Gemächern und somit zum<br />
Herrscher hatte.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 14367q
17 Stempel für das große Siegel Augusts des Starken als Kurfürst von<br />
<strong>Sachsen</strong>, 1697 oder wenig später<br />
Das Siegel enthält neben den Wappen Kursachsens und Polen-Litauens die der<br />
Nebenländer, die zum sächsischen Herrschaftsbereich Augusts gehörten bzw.<br />
auf deren Titulatur er Anspruch erhob, obwohl sie nicht in seinem Besitz waren<br />
(u. a. Jülich, Kleve und Berg).<br />
Die Umschrift lautet: FRIDERICUS AUGUSTUS D[EI] G[RATIA] SARMATARUM<br />
REX & CETERA SAXONIAE JUL[IAE] CL[IVIAE] MONT[IS] ANGR[IAE] &<br />
WESTPH[ALIAE] DUX SAC[RI] ROM[ANI] IMP[ERII] ARCHIMARSCAL[US] &<br />
ELECTOR LANDGR[AVIUS] THÜR[INGIAE] MARCH[IO] MISN[ENSIS]<br />
SUP[ERIORIS] AC INF[ERIORIS] LUSAT[IAE] BURGG[RVIUS]<br />
MAGDEBURG[ENSIS] C[OMES] PRINC[IPATUS] HENNEBERG[ENSIS]<br />
COM[ES] MARCH[IAE] RAVENSBERG[ENSIS] & BARBY DOMINUS IN<br />
RAVENSTEIN.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel , Nr. 1683<br />
18 Hofnarr Joseph Fröhlich erbittet sich „Maulschellen“ vom König,<br />
Dresden, 1731<br />
Joseph Fröhlich (1694-1757) nimmt Anteil am schlechten Gesundheitszustand<br />
von August dem Starken. Sein eigenhändig geschriebener Brief, mit der<br />
Unterschrift „unterthänigst verbundenster Joseph Fröhlich Graff Saumagen“<br />
vom 13. Januar richtete er an den kranken König. Der Hofnarr erbat sich<br />
„Maulschellen“ vom König, um zu spüren, ob dieser noch bei Kräften sei. Dass<br />
ein Domestike es wagen konnte, den König direkt anzuschreiben, war eine<br />
Ausnahme, die man nur einem Hofnarren zugestehen konnte. Der Brief wurde<br />
nicht beantwortet.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 2090/38<br />
19 Testament Anna Constantias Reichsgräfin von Cosel, Stolpen, 30. Mai<br />
1760<br />
Nach sieben Jahren Pracht und Glanz an der Seite Kurfürst Friedrich Augusts I.<br />
von <strong>Sachsen</strong> wurde die Mätresse 1713 vom Dresdner Hof verbannt. Seit 1716<br />
bis zu ihrem Tod im Jahre 1765 lebte sie auf der Festung Stolpen. Nach testamentarischer<br />
Verfügung vererbte sie ihrem Sohn, Reichsgrafen Friedrich August<br />
von Cosel, das gesamte Vermögen. Friederike Alexandra Gräfin Mos-
zynsky, eine Tochter der Gräfin Cosel, erhielt nur ein Legat von <strong>1000</strong> Reichstalern<br />
<strong>aus</strong>gesetzt.<br />
Testamente beinhalten detaillierte Angaben über Vermögens- und<br />
Verwandtschaftsverhältnisse. Sie sind für jede Bevölkerungsschicht überliefert<br />
und bilden eine wertvolle Quelle für sozialgeschichtliche und genealogische<br />
Forschungen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 30046/7, Bl. 2–4<br />
20 Tasche für das Großsiegel des St.-Heinrich-Ordens, 1768<br />
Kurfürst Friedrich August II. begründete den Militär-St. Heinrichs Orden 1736<br />
zur Anerkennung militärischer Verdienste. Bei den Ordensfeierlichkeiten trug<br />
der Ordenskanzler ein blaues, mit Gold besticktes Gewand und eine<br />
Silberbrokattasche mit Gold und Seidenstickerei. In dieser Tasche, die der<br />
Ordenskanzler dem Großmeister vorantrug, befand sich das große<br />
Ordenssiegel. Das Großmeisteramt übte immer der sächsische Kurfürst, ab<br />
1806 der König von <strong>Sachsen</strong> <strong>aus</strong>. Die Tasche wurde mit der<br />
Original<strong>aus</strong>fertigung des erneuerten Statuts vom 25. August 1768 von der 1918<br />
aufgelösten Ordenskanzlei am 3. Januar 1919 an das Sächsische Hauptstaatsarchiv<br />
übergeben.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel, Nr. 9001<br />
21 Großsiegel und Siegelstempel des St.-Heinrichs-Ordens, um 1768<br />
Der große Siegelstempel des militärischen St.-Heinrichs-Ordens besteht <strong>aus</strong><br />
massivem Silber. Die Umschrift lautet: MAGNUM SIGILLUM ORDINIS<br />
MILITARIS SANCTI HENRICI. Der Schutzherr dieses ältesten deutschen<br />
Militärordens ist der vom Papst Eugen III. heilig gesprochene Kaiser Heinrich II.<br />
(1002-1024) <strong>aus</strong> dem Geschlecht der sächsischen Stammesherzöge. Der<br />
Siegelstempel wurde in einer samtgefütterten Lederkapsel aufbewahrt. Zur<br />
Ordensverleihung präsentierte der Großmeister ihn zusätzlich in einer<br />
prächtigen Tasche. Das Petschaft ließ Prinz Xaver nach der Neustiftung 1868<br />
fertigen. Diese wurden von der Ordenskanzlei zur Ausfertigung der<br />
Verleihungsurkunden benutzt. Die Umschrift lautet: VIRTUTI IN BELLO (für<br />
Tapferkeit im Krieg).<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel, Nr. 2115, 2116 und 2120
22 Zeremonialordnung des Militär-St.-Heinrichs-Ordens, um 1768<br />
Diese Zeichnung ist Beilage zur Beschreibung des Ordenszeremonial vom<br />
4. September 1868.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10026 Geheimes Kabinett Loc. 30285/4<br />
23 „Forstzeichenbücher“ der Dresdner Heide, von Raschütz, Golk und<br />
Liebenwerdaer Heide, 1571<br />
Die amtliche Landesaufnahme <strong>Sachsen</strong>s begann mit der von Kurfürst August<br />
(† 1586) initiierten Kartierung der landesherrlichen Wälder. Die Ergebnisse der<br />
Forstvermessungen, die der Annaberger Markscheider Georg Öder III. († nach<br />
1587) durchführte, wurden zwischen 1570 und 1573 in knapp 60 in der Dresdner<br />
Hofbuchdruckerei gedruckten Bänden dokumentiert. Neben t<strong>aus</strong>enden von<br />
Kompassortungen enthalten diese jeweils nur in einem Exemplar hergestellten<br />
„Forstzeichenbücher“ vor allem Übersichten über Waldorte und Wegeverläufe.<br />
Diese wurden mit graphischen Symbolen gekennzeichnet, wie sie in der<br />
Dresdner Heide und andernorts noch heute gebräuchlich sind. Die prachtvolle<br />
Ausstattung der Bände durch den Hofbuchbinder Jakob Kr<strong>aus</strong>e zeigt die hohe<br />
Bedeutung, die der Kurfürst der Landesvermessung beimaß.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Forstzeichenbuch 11 – 14<br />
24 Von Kurfürst August von <strong>Sachsen</strong> eigenhändige gezeichnete Karte des<br />
Friedewalds, um 1575<br />
Kurfürst August gilt als Vater der sächsischen Landesvermessung. In seinem<br />
Auftrag fertigten der Leipziger Mathematikprofessor Johannes Humelius und<br />
der Annaberger Markscheider Georg Öder II. um 1560 die ersten amtlichen<br />
Karten der kursächsischen Wälder. Daneben war August auch selbst als<br />
Kartograph tätig. Die Karte des Friedewalds bei Moritzburg gehört zu einer<br />
größeren Serie von Umrisskarten landesherrlicher Forsten, die der Kurfürst<br />
eigenhändig, auf der Grundlage persönlich vorgenommener Messungen im<br />
Gelände, gezeichnet hat.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schrank 1, Fach 18, Nr. 12
25 Eigenhändige Notizen Kurfürst Augusts von <strong>Sachsen</strong> über die<br />
Verhüttung von Erzen, 1556<br />
Das „manual oder hantpuch“ dokumentiert die unter Anleitung des Kurfürsten<br />
durchgeführten Experimente zur Erzverhüttung, die seit 1556 in einem eigens<br />
hierzu errichteten „probirh<strong>aus</strong>’“ am Dresdner Schloss stattfanden. Es zeigt die<br />
vielfältigen Interessen Augusts, die besonders auf technische, für das<br />
Landeswohl nutzbare Innovationen gerichtet waren. Eigenhändige Schriftsätze<br />
dieses Kurfürsten finden sich in den Akten des Hauptstaatsarchivs<br />
Dresden vielfach. Sie sind Zeugnisse eines <strong>aus</strong>geprägten persönlichen<br />
Regiments, bei dem August zeitweise sogar die Verwaltung der Staatskasse<br />
selbst besorgte.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4486/05<br />
26 Bartholomaeus Scultetus, Landtafel des Markgraftums Oberl<strong>aus</strong>itz,<br />
Görlitz, 1593<br />
Der Holzschnitt zeigt die Oberl<strong>aus</strong>itz in ihren damaligen Grenzen. Er wurde<br />
von dem Görlitzer Mathematiker Bartholomäus Scultetus (1540 – 1614) entworfen.<br />
Allerdings bildet er die geographische Situation unseren heutigen<br />
Sehgewohnheiten widersprechend „seitenverkehrt“ ab. Der Süden ist am oberen<br />
und der Norden am unteren Kartenrand dargestellt, während der Osten<br />
links und der Westen rechts liegt. Das weist den Druck als ein frühes Beispiel<br />
der Kartographie <strong>aus</strong>.<br />
Unter den zahlreichen gedruckten Karten im Hauptstaatsarchiv Dresden ragt<br />
diese aber vor allem deshalb her<strong>aus</strong>, weil sie als erste eine Sprachgrenze in<br />
Mitteleuropa darstellt. Eine gestrichelte Linie – sie ist manchmal mit den Worten<br />
„Wendisch/Deutsch“ beschriftet – grenzt diejenigen Gebiete ein, in denen<br />
sorbisch gesprochen wurde.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schrank A, Fach 8, Nr. 14<br />
27 Kartographische Landesaufnahme des Kurfürstentums <strong>Sachsen</strong> durch<br />
Matthias Öder und Balthasar Zimmermann, um 1600<br />
1586 beauftragte Kurfürst Christian I. den Markscheider Matthias Öder († 1614)<br />
mit der Vermessung seines gesamten Herrschaftsgebiets. In jahrelanger Arbeit<br />
schuf Öder zusammen mit seinem Neffen Balthasar Zimmermann († 1633/34)<br />
ein handgezeichnetes Kartenwerk, das nach heutigem Überlieferungsstand
etwa 64% der historischen Landesfläche <strong>Sachsen</strong>s (15.000 km 2 ) abbildet. Es<br />
reicht im Westen bis zur Werra, im Osten bis zur Neiße, im Norden bis zur<br />
Havel, im Süden bis auf den Erzgebirgskamm. Der „Ur-Öder“ (Maßstab<br />
1:13.333) und der dar<strong>aus</strong> abgeleitete „Öder-Zimmermann“ (Maßstab 1:53.333)<br />
zählen aufgrund ihrer Größe und Genauigkeit zu den ersten kartographischen<br />
Landesaufnahmen im modernen Sinn. Das <strong>aus</strong>gestellte Blatt des „Öder-Zimmermann“<br />
zeigt – nach Süden orientiert – das Gebiet zwischen Frauenstein<br />
und der böhmischen Grenze.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schrank R, Fach. 1, Nr. XIX<br />
28 Amtserbbuch des Amtes Augustusburg, Augustusburg, 1551<br />
Die Amtserbbücher verzeichnen die Einkünfte der kurfürstlichen Ämter und<br />
stellen eine wichtige Quelle zur ländlichen Sozialstruktur dar. Als Herzog<br />
Moritz von <strong>Sachsen</strong> nach der Schlacht von Mühlberg am 4. Juni 1547 durch<br />
Kaiser Karl V. die Kurwürde erhielt, verband sich damit auch ein beträchtlicher<br />
territorialer Zuwachs. Auf der Grundlage der am 5. August 1547 erlassenen<br />
Kanzleiordnung wurde das kursächsische Territorium deshalb in zunächst fünf,<br />
später acht Kreise gegliedert, denen auf lokaler Ebene Städte und<br />
Grundherrschaften zugeteilt waren. Kurfürst Moritz hatte vor allem ein starkes<br />
Interesse an einer straffen Organisation der Ämter, da die dort<br />
erwirtschafteten Einkünfte einen großen Teil der Landeseinnahmen<br />
<strong>aus</strong>machten.<br />
Ein „Ausschreiben“ vom 9. Juli 1548 an alle Ämter und Städte sorgte zunächst<br />
für eine Bestandsaufnahme der zu erwartenden Einnahmen. Die Ämter waren<br />
angehalten, mit äußerster Gründlichkeit und nach einheitlichem Muster alle<br />
landesherrlichen Besitzungen, Rechte und Einkünfte ihres Verwaltungsbezirks<br />
niederzuschreiben. Ein Exemplar war an die Kanzlei des Hofrates in Dresden zu<br />
senden. Die so entstandenen Amtserbbücher geben detailliert Auskunft über<br />
die Einwohnerschaft in ihrer sozialen Differenziertheit, Flurgröße, Abgaben<br />
und Frondienste, Gerichts-, Grundherrschafts- und kirchliche Verhältnisse.<br />
Das vorliegende Amtserbbuch des Amtes Augustusburg <strong>aus</strong> dem Jahre 1551<br />
beinhaltet Angaben über die zum Amtsgebiet gehörenden 42 Dörfer und die<br />
beiden Städte Oederan und Zschopau. Wir finden Informationen über die<br />
Größe der Dörfer und die dort ansässigen Bauern und Gärtner, samt den zu<br />
leistenden Abgaben und Diensten. So hatte etwa Michel Ranfeld <strong>aus</strong> Falkenau<br />
für H<strong>aus</strong>, Hof und ½ Hufe Land 2 Groschen und 4 Pfennige Erbzins, 5 Groschen<br />
und 3 Pfennige Frongeld, 6 Groschen und 18 Pfennige Holzfuhrengeld, 5<br />
Pfennige Manngeld, je einen Scheffel Korn und Hafer sowie 6 Eier zu<br />
festgelegten Terminen im Jahr an das Amt abzuliefern. Andere Bewohner, wie
Häusler, H<strong>aus</strong>genossen, Gesinde und Dienstboten, suchen wir vergebens. Da<br />
sie über keinerlei Grundbesitz verfügten, kamen sie für die Erbringung von<br />
Leistungen nicht in Betracht. Neben der Planung der Einkünfte erfolgte eine<br />
jährliche Abrechnung der Einnahmen der Ämter an Geld und Naturalien. Diese<br />
seit der Mitte des 16. Jahrhunderts von den Ämtern geführten Intradenrechnungen<br />
sind ebenfalls im Sächsischen Hauptstaatsarchiv überliefert.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10036 Finanzarchiv, Loc. 37864 Augustusburg, Nr. 5<br />
29 Preußische Ratifikationsurkunde zum Frieden von Hubertusburg,<br />
Dahlen, 21. Februar 1763<br />
Die am 15. Februar 1763 auf Schloss Hubertusburg abgeschlossenen<br />
Friedensverträge zwischen Österreich und Preußen sowie zwischen <strong>Sachsen</strong><br />
und Preußen beendeten den Siebenjährigen Krieg. <strong>Sachsen</strong>, das der<br />
antipreußischen Kriegskoalition angehört und durch Kriegsverwüstung und<br />
preußische Besatzung enorme finanzielle und wirtschaftliche Schäden erlitten<br />
hatte, erhielt keinerlei Entschädigung. In den elf Artikeln und drei<br />
Separatartikeln des Friedensvertrags mit Preußen wurde unter anderem das<br />
sofortige Ende preußischer Kriegskontributionen (Artikel 2), ein zügiger Abzug<br />
der preußischen Truppen (Artikel 3) und die Rückführung sächsischer<br />
Kriegsgefangener (Artikel 4) vereinbart. Außerdem stimmte Preußen zu, dass<br />
die vorgesehene Absenkung der Zinsen sächsischer Staatsanleihen auch für<br />
preußische Gläubiger gelten sollte.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 14948<br />
30/31 Leipziger Kaufleute fordern die Vereinheitlichung der Münzgewichte,<br />
Leipzig, 16. März 1773, und Münzgewichte, 1768, 1773<br />
In der frühen Neuzeit hingen der Geldwert und der Edelmetallgehalt von Münzen<br />
noch eng zusammen. Das Schreiben des Leipziger Bürgermeisters Born an<br />
den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. gibt die Probleme dieser Praxis<br />
zu erkennen. Weil die in Umlauf befindlichen Goldmünzen aufgrund der Abnutzung<br />
an Gewicht verloren, verminderte sich ihr Wert. Nennwert und Geldwert<br />
der Münzen differierten dadurch.<br />
Dem Schreiben zufolge führte das im 18. Jahrhundert zu Streit auf der Leipziger<br />
Messe. Außerdem belasteten mangelhafte Münzen die Beziehungen der<br />
Leipziger Kaufleute zu ihren <strong>aus</strong>wärtigen Geschäftspartnern. Sie schlugen daher<br />
vor, verbindliche Gewichte zur Herstellung neuer und zur Bewertung in
Umlauf befindlicher Münzen einzuführen. Mit diesem Vorschlag war die Übersendung<br />
der vorliegenden Proben verbunden. Sie gehören heute zur Siegelsammlung<br />
des Hauptstaatsarchivs, die neben Siegeln und Siegelstempeln<br />
auch Sachzeugnisse enthält.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 5376, Das Geldgewicht, 1570-1765<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel, Nr. 2624<br />
32 Gerichtshandelsbuch des Prokuraturamtes Meißen, 1773-1775<br />
Unter Gerichtsbüchern versteht man alle bis in die Mitte des 19. Jahrhundert<br />
bei den Lokalbehörden geführten Bücher, in denen Handlungen der<br />
freiwilligen Gerichtsbarkeit eingetragen wurden. Vor allem betraf das<br />
Grundstückskäufe und Grundstücksverpfändungen, Nachlass- und Vormundschaftsangelegenheiten.<br />
Diese Eintragungen besaßen den Charakter und die<br />
Beweiskraft von Urkunden. Die Aufzeichnung von Handlungen der freiwilligen<br />
Gerichtsbarkeit und die Aufbewahrung an öffentlicher Stelle begann schon im<br />
13. Jahrhundert. In größerem Umfang geschah dies bei den lokalen Ämtern,<br />
Patrimonialgerichten und kleineren Städten aber erst im 16. Jahrhundert.<br />
Innerhalb der Gruppe der Gerichtsbücher bilden die Gerichtshandelsbücher,<br />
die Kaufbücher und die Konsensbücher die am häufigsten auftretenden Arten.<br />
In der Regel sind in den Gerichtshandelsbüchern Käufe, Pachtverträge und<br />
Grundstücksverpfändungen verzeichnet (Rechtsgeschäfte über Liegenschaften).<br />
Neben diesen, alle Rechtsgeschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit<br />
umfassenden Gerichtshandelsbüchern, gab es bei den Lokalbehörden auch<br />
Kauf-, Konsens-, Lehns-, Vormundschafts-, Testaments-, Verzichts-,<br />
Quittungs- und Depositenbücher. Fast für jede sächsische Gemeinde wurde<br />
ein selbstständiges Kaufbuch angelegt. Das Ausmaß der Untergliederungen<br />
der Gerichtsbücher richtete sich nach der Behördengröße. Die Gerichtsbücher<br />
sind in <strong>Sachsen</strong> in der Regel nicht über die Jahre 1845/1855 hin<strong>aus</strong> geführt<br />
worden. Die nach 1843 angelegten Grund- und Hypothekenbücher enthalten<br />
nicht nur Eintragungen über das Eigentum, sondern auch über die darauf<br />
ruhenden Rechte, Beschränkungen und Lasten in übersichtlicher Art. Die<br />
Gerichtsbucheinträge sind überwiegend chronologisch angelegt, oft ist ein<br />
nach den Namen der Käufer gegliedertes Personenregister vorangestellt. Das<br />
vorliegende Gerichtshandelsbuch stammt vom Prokuraturamt Meißen. Dieses<br />
Amt war für die Verwaltung des 1581 säkularisierten Besitzes des Domkapitels<br />
Meißen zuständig. Enthalten sind v. a. Kaufverträge über Grundstücke und<br />
Häuser, die durch ein Personenregister erschlossen sind. Der Umfang beträgt<br />
876 Blatt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12613 Gerichtsbuch Meißen, Nr. 436
33 Musterungsliste des Chevaulegers-Regiments Albert Prinz von <strong>Sachsen</strong>,<br />
1745<br />
Mit der Einführung eines stehenden Heeres durch Kurfürst Johann Georg III.<br />
erfolgte die periodische Überprüfung der sächsischen Truppen. Die darüber<br />
nach Regimentern zu führenden Listen waren bei der obersten Kriegsverwaltungsbehörde<br />
einzureichen. Erst mit dem Beitritt der sächsischen Armee zum<br />
Bundesheer am 1. Januar 1868 entfiel diese Form der Musterung. Chevaulegers<br />
bezeichnen eine Gattung der leichten Kavallerie und bestanden in <strong>Sachsen</strong><br />
seit 1735<br />
Musterungslisten sind für die Zeit von 1681-1867 überliefert und stellen eine<br />
wichtige genealogische und sozialgeschichtliche Quelle dar. Die Suche nach<br />
Einzelpersonen ist mangels Namensregistern zeitaufwendig und setzt die<br />
Kenntnis der Regimentszugehörigkeit vor<strong>aus</strong>.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11241 Musterungslisten, Nr. 335<br />
34 Adam Friedrich Zürner, Karte des kursächsischen Amts Pretzsch, 18. Jh.<br />
Seit 1713 befasste sich Adam Friedrich Zürner, Pfarrer in Skassa bei Großenhain,<br />
in kurfürstlichem Auftrag mit einer kartographischen Landesaufnahme<br />
<strong>Sachsen</strong>s. Nur wenige seiner Arbeiten wurden gedruckt, da sie der<br />
Geheimhaltung unterlagen. Von Zürners Karten der sächsischen Kreise und<br />
Ämter und seinem bekannten „Atlas Augusteus Saxonicus“ existieren daher<br />
meist nur ein bis zwei handgezeichnete Exemplare, die ihr Autor für die<br />
landesherrlichen Behörden angefertigt hat. Darüber hin<strong>aus</strong> verwahrt das<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden den zeichnerischen Nachlass Zürners, der<br />
zahlreiche Entwurfsfassungen seiner Werke beinhaltet.<br />
Die <strong>aus</strong>gestellte Karte zeigt das Amt Pretzsch (Elbe), heute in <strong>Sachsen</strong>-Anhalt,<br />
bis 1815 im sächsischen Kurkreis gelegen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schrank VIII, Fach 81, Nr. 7<br />
35 Plan der Parkanlagen um Schloss Moritzburg mit eigenhändigen<br />
Zeichnungen Kurfürst Friedrich Augusts I., vor 1726<br />
Zwischen 1723 und 1736 wurde das Schloss Moritzburg bei Dresden unter der<br />
Leitung von Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune<br />
umgestaltet. Kurfürst Friedrich August I. nahm an diesen Baumaßnahmen<br />
persönlichen Anteil. Auf der Rückseite eines Plans der Parkanlagen, der den
Zustand vor dem Umbau zeigt, hat er mit Rötelstift eine eigenhändige<br />
Grundrissskizze angefertigt.<br />
Das Blatt stammt <strong>aus</strong> der Plankammer der kurfürstlichen Bauverwaltung, die<br />
heute zu großen Teilen im Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrt wird.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>6 Oberhofmarschallamt, Plankammer, Cap. V, Nr. 16<br />
36 Übersichtsplan für Park und Schloss Moritzburg, 1703<br />
Zu den besonderen Schätzen des Hauptstaatsarchivs Dresden zählt die<br />
Plankammer der sächsischen Hofbauverwaltung. Die Sammlung umfasst etwa<br />
1.200 Grund- und Aufrisse kurfürstlich-königlicher Schlösser und Parkanlagen<br />
<strong>aus</strong> der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Sie sind nicht nur von kunsthistorischem<br />
Interesse, sondern werden auch für die denkmalgerechte<br />
Sanierung und Rekonstruktion der Anlagen genutzt.<br />
Mit ihren schriftlichen Anmerkungen geben die Pläne genauen Einblick in den<br />
Ablauf höfischer Bauprojekte und erlauben es nicht selten, die geistige<br />
Urheberschaft gestalterischer Ideen nachzuweisen. Besonders häufig hat sich<br />
Kurfürst Friedrich August I. (der Starke) mit eigenen Vorstellungen an der<br />
Planung von Schlossbauten beteiligt. Auch auf diesem Grundriss von Schloss<br />
und Park Moritzburg, der im Zusammenhang mit Umbauplanungen entstand,<br />
finden sich – mit roter Tinte – eigenhändige Anmerkungen des Herrschers.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>6 Oberhofmarschallamt, Plankammer, Cap. V, Nr. 30<br />
37 Damenrennen anlässlich der sächsisch-bayerischen Doppelhochzeit,<br />
Dresden, 1747<br />
1747 vereinbarten die Höfe in Dresden und München eine Doppelhochzeit. Die<br />
beiden Thronfolger der Häuser Wittelsbach und Wettin heirateten eine Prinzessin<br />
des jeweils anderen H<strong>aus</strong>es. Anlässlich der Vermählungsfeierlichkeiten<br />
hielt der Dresdner Hof am 27. Juni des Jahres ein Wagenrennen ab. Dabei wurden<br />
adelige Frauen in geschmückten Kutschen durch den Großen Garten gefahren.<br />
Die Malereien, die dieses Ereignis festgehalten haben, zeugen von der<br />
Prachtentfaltung des Dresdner Hofes in dieser Zeit. Sie gehören zur Überlieferung<br />
des Oberhofmarschallamtes, das bis 1919 für die Verwaltung der Hofhaltung<br />
des H<strong>aus</strong>es Wettin zuständig war.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>6 Oberhofmarschallamt, Plankammer, Hierüber Nr. 32, Bl. 1
38 Musterbuch der Kattunfabrik Großenhain, 1762 – 1775<br />
Hofkommissar Johann Carl Barth gründete 1763 die Großenhainer<br />
Kattunfabrik. Überliefert ist dieses Musterbuch für den Druck auf Kattun<br />
(Baumwollgewebe) mit 434 verschiedenen, für das Barock- und<br />
Rokokozeitalter typischen Motiven in aquarellierten Zeichnungen. Die ersten<br />
Motive wurden schon vor dieser Gründung gezeichnet. Vorreiter war der Vater<br />
von Johann Carl Barth, der Advokat Johann Christian Barth. Für seine<br />
Verdienste auf dem Gebiete der Tuchfärberei (die farbige Schönfärberei) war<br />
ihm der Titel „Kurfürstlich-Sächsischer Bergrat“ verliehen worden. Er hatte<br />
1743 das „Hayner Grün“ erfunden, das mit zunehmender Verbreitung<br />
„Sächsisches Grün“ genannt wurde. Er entwickelte das Lackmusblau und das<br />
blaue Karmin weiter.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 547/01<br />
39 Gefangenent<strong>aus</strong>ch, Wien, 1700<br />
Ibrahim Pascha (Pascha - höchster Titel der Zivil- oder Militärbeamten), teilt<br />
König August II. von Polen mit, dass er von Sultan Mustafa II. zum Botschafter<br />
in Wien ernannt worden ist, mit dem Auftrag, den beschlossenen Frieden zu<br />
festigen. Er schlägt die Freilassung der Gefangenen islamischen Glaubens im<br />
Aust<strong>aus</strong>ch gegen die in den Händen der Türken befindlichen Gefangenen<br />
christlichen Glaubens vor. Am rechten Rand des Schriftspiegels die Pentsche<br />
(Handzeichen), darüber der Petschaftsabdruck. Das Schriftbild gleicht einer<br />
diwanartigen Ryqqa. Diwānī ist ein Schriftstil der arabischen Kalligrafie. Dieser<br />
wurde für Erlasse des Sultans und für die Administration des osmanischen Reiches<br />
entwickelt, um Fälschungen offizieller Dokumente zu erschweren.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden, Nr. 15172<br />
40 Kessen von Türkischen Urkunden<br />
Kessen werden die <strong>aus</strong> Seide oder reich bestickten und verzierten Stoffbeutel<br />
genannt, in denen die osmanischen Urkunden übersandt wurden.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, <strong>1000</strong>1 Ältere Urkunden
41 Ratifizierung des Handelsvertrags mit dem Deutschen Zollverein durch<br />
das Osmanische Reich, 1840<br />
Dem am 1. Januar 1834 in Kraft tretenden Deutschen Zollverein gehörte<br />
<strong>Sachsen</strong> als Gründungsmitglied an. Als Völkerrechtssubjekt schloss der<br />
Zollverein mehrfach Handelsabkommen mit <strong>aus</strong>ländischen Staaten ab.<br />
Nachdem Großbritannien mit der Pforte im August 1838 einen Handelsvertrag<br />
geschlossen hatte, folgten gleichartige Verträge mit Frankreich und anderen<br />
Staaten. Auf Basis des englischen Vertrags schloss Preußen im Oktober 1840<br />
mit der Pforte einen Handelsvertrag ab, dem die anderen Zollvereinsstaaten<br />
beitraten.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10699 Neuere Urkunden, Kasten 589, Nr. 17<br />
42 Empfang einer türkischen Gesandtschaft durch König August II. von<br />
Polen im Senatorensaal des Warschauer Schlosses, 1731<br />
Sultan Mahmud I. (1699-1757) sandte im Februar Mehmed Efendi mit einer<br />
<strong>aus</strong>erlesenen Suite nach Warschau. Beim Eintreffen des Botschafters in den<br />
Audienzsaal erhoben sich die polnischen und litauischen Standespersonen, um<br />
beim Thron des Königs Aufstellung zu nehmen. Währenddessen schritt der<br />
türkische Gesandte auf einem langen türkischen Teppich zum Thron. Das<br />
Schreiben des Sultans trug er auf beiden vorgestreckten Händen. Nach<br />
Überreichung des Schreibens begab sich der Botschafter rückwärts zum<br />
Eingang, wo er sich auf einem karmesinroten Samtkissen mit<br />
untergeschlagenen Beinen niederließ. Nach Beendigung der Antrittsaudienz<br />
begab man sich zur Tafel. Zum Abschluss wurden Geschenke <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht.<br />
August der Starke erhielt ein edles türkisches Pferd, eine golddurchwirkte<br />
Decke und einen Perserkater. Seine Gegengeschenke bestanden <strong>aus</strong> goldenen<br />
Uhren, silbernen Schalen, Waffen und einem Landauer mit einem<br />
sechsspännigen Maultierzeug.<br />
Hautstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schrank 7, Fach 90, Nr. 1, Blatt 3
43 Kartographische Landesaufnahme durch das Ingenieurkorps der<br />
sächsischen Armee („Meilenblätter“), 1826<br />
In den Jahren des Rétablissements nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763)<br />
wuchs in <strong>Sachsen</strong> das Bedürfnis nach einer zeitgemäßen kartographischen<br />
Landesaufnahme, die sowohl für militärische wie zivile Zwecke zu gebrauchen<br />
war. Zwischen 1780 und 1824 führte das Ingenieurkorps der sächischen Armee<br />
eine systematische Vermessungskampagne durch, auf deren Grundlage die so<br />
genannten „Meilenblätter“ entstanden. Das Kartenwerk besteht <strong>aus</strong> etwa 450<br />
Einzelblättern – jeweils im Umfang von einer Quadratmeile – und umfasst<br />
ganz <strong>Sachsen</strong> sowie einige der 1815 an Preußen abgegebenen Gebiete.<br />
Für die Darstellung des Geländereliefs bediente man sich einer besonderen<br />
Schraffentechnik, die für die kartographische Gestaltung späterer Karten weit<br />
über <strong>Sachsen</strong> hin<strong>aus</strong> Vorbild wurde. Das trigonometrische Verfahren und der<br />
große Maßstab von 1:12.000 machten die „Meilenblätter“ zu einem besonders<br />
qualitätsvollen Werk, das zur Grundlage zahlreicher Folgekarten wurde. Die<br />
handgezeichneten „Meilenblätter“ selbst blieben unveröffentlicht. Erst am<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie von moderneren Kartenwerken ersetzt.<br />
Heute existieren drei Exemplare der „Meilenblätter“: Das „Dresdner“ Exemplar<br />
im Hauptstaatsarchiv Dresden, das bis ins 20. Jahrhundert hinein durch die<br />
Einzeichnung von Höhenlinien, Eisenbahnen und Straßen aktualisiert wurde,<br />
das „Freiberger“ Exemplar im Bergarchiv Freiberg, eine ab 1820 für die<br />
Bergverwaltung gefertigte Kopie, und das „Berliner“ Exemplar. Dieses, das<br />
persönliche Exemplar König Friedrich Augusts I., musste 1815 an Preußen<br />
abgegeben werden. Es befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin –<br />
Preußischer Kulturbesitz.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Schr. R, F. 10, Nr. 399<br />
44 Verfassung für das Herzogtum Warschau, 1807<br />
Russland, Preußen und Österreich hatten Polen 1795 unter sich aufgeteilt. Um<br />
seine Gegner zu schwächen, machte Napoleon diese Einverleibungen teilweise<br />
rückgängig und gründete 1807 das Herzogtum Warschau. Dort ließ er eine Verfassung<br />
<strong>aus</strong>arbeiten. Sie gilt heute als die dritte moderne Konstitution. Das<br />
Dokument wurde anlässlich des Aufenthalts Napoleons in Dresden ratifiziert.<br />
Der Kaiser der Franzosen beabsichtigte an die Tradition einer sächsischpolnischen<br />
Verbindung anzuknüpfen und ernannte den sächsischen König<br />
Friedrich August I. zum Herzog von Warschau.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10699 Neuere Urkunden, Kasten 637, Nr. 1
45 Eigenhändige Gedichte Friedrichs de la Motte-Fouqués, 1813<br />
Die Familie von Miltitz bildete mit ihren Schlössern in Scharfenberg und Siebeneichen<br />
bei Meißen eines der Zentren der Romantik in <strong>Sachsen</strong>. Im so genannten<br />
„Scharfenberger Kreis“ versammelte sie Berühmtheiten wie Novalis,<br />
E. T. A. Hoffmann und Theodor Körner um sich.<br />
Im Archiv der Grundherrschaft Siebeneichen finden sich daher zahlreiche literarische<br />
Dokumente zur Romantik, unter anderem Dichterautographen wie<br />
die gezeigten Lyrikmanuskripte Friedrich de la Motte-Fouqués. Ins<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden gelangte das Siebeneichener Archiv in Folge der<br />
Bodenreform. Nach inzwischen erfolgter Rückübertragung besitzt der<br />
<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> noch bis 2014 ein öffentliches Nießbrauchsrecht an den<br />
Unterlagen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10579 Grundherrschaft Siebeneichen, Nr. 113<br />
46 Friedensvertrag zwischen Preußen und <strong>Sachsen</strong>, Wien, 23. Mai 1815<br />
Das Königreich <strong>Sachsen</strong> wurde von den Verbündeten 1813 als Besiegter<br />
behandelt, weil König Friedrich August I. Angebote zum Austritt <strong>aus</strong> dem<br />
Rheinbund abgelehnt und sich <strong>Sachsen</strong> erst im Verlauf der Völkerschlacht von<br />
Napoleon gelöst hatte. Der sächsische König wurde als Gefangener nach<br />
Friedrichsfelde bei Berlin gebracht und ein Generalgouvernement unter dem<br />
russischen Fürsten Repnin-Wolkonski errichtet. Auf dem Wiener Kongress<br />
1815 konnte die von Preußen verlangte Angliederung <strong>Sachsen</strong>s an Preußen<br />
zwar abgewendet werden, doch kam es zur Teilung des Landes. <strong>Sachsen</strong> verlor<br />
fast zwei Drittel seines Territoriums und die Hälfte der Bevölkerung an<br />
Preußen, darunter die Niederl<strong>aus</strong>itz und Teile der Oberl<strong>aus</strong>itz.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10699 Neuere Urkunden, Kasten 639, Nr. 13<br />
47 Kameras der Firma Hüttig und Sohn, 1889<br />
Die Anfänge des Dresdner Kamerab<strong>aus</strong> gehen auch auf die Firma Hüttig und<br />
Sohn zurück. Diese Firma ging 1909 in der Internationale Camerafabriken Aktiengesellschaft<br />
(ICA AG) auf. 1926 wurde die ICA AG mit anderen Firmen zur<br />
Zeiss Ikon AG mit Sitz in Dresden zusammengeführt.<br />
Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind rund 5500 lfm von fast 400 Einrichtungen<br />
(Kapitalgesellschaften, volkseigenen Betrieben, Vereinigungen, Verbänden,<br />
Kombinaten, Geldinstituten, Genossenschaften) der Wirtschaft <strong>aus</strong> der Zeit
von 1666 bis 2000 überliefert.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11722 Zeiss Ikon AG Dresden, Nr. 69<br />
48 Diplom der Brüsseler Welt<strong>aus</strong>stellung zur Verleihung der Silbermedaille<br />
an die Deutschen Werkstätten Hellerau, 1910<br />
Eine Welt<strong>aus</strong>stellung ist eine internationale Ausstellung, die sich in der Zeit der<br />
Industrialisierung als technische und kunsthandwerkliche Leistungsschau etablieren<br />
konnte. Die DWH erhielten für ihre textilen Exponate (Stoffe für Zimmer<strong>aus</strong>stattungen)<br />
eine Silbermedaille. Die Entwicklung der Deutschen Werkstätten<br />
Hellerau, die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Künstlern<br />
und Architekten sowie der Zeitgeist in der Möbelgestaltung spiegeln sich in<br />
der Überlieferung wider. 2004 erfolgte die Eintragung in das Verzeichnis national<br />
wertvoller Archive zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11764 Deutsche Werkstätten Hellerau, Nr. 4263<br />
49 Innen<strong>aus</strong>stattung des Passagierschiffs „Wilhelm Gustloff“ der<br />
nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude (KdF), 1938<br />
Die Deutschen Werkstätten Hellerau haben den Innen<strong>aus</strong>bau des Schiffes<br />
durchgeführt. Die Versenkung vor der Küste Pommerns am 30. Januar 1945<br />
zählt mit möglicherweise mehr als 9000 Opfern zu den größten Katastrophen<br />
in der Seefahrtsgeschichte. Neben den Fotos sind auch noch zahlreiche Pläne<br />
überliefert.<br />
Die Überlieferung der Deutschen Werkstätten Hellerau steht für die gute<br />
Zusammenarbeit zwischen einer nichtstaatlichen Einrichtung und dem<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden. Das Archiv der DWH wird auf der Grundlage eines<br />
Archivvertrags im Hauptstaatsarchiv verwahrt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11764 Deutsche Werkstätten Hellerau, Nr. F4653
50 Verfassung des Königsreichs <strong>Sachsen</strong> vom 4. September 1831<br />
Durch die Revolution von 1830/31 wurde <strong>Sachsen</strong> in eine konstitutionelle<br />
Monarchie umgewandelt. Die Verfassung von 1831 legte die Einheit,<br />
Unteilbarkeit und Einheitlichkeit des Staatsgebietes fest, wobei auch die<br />
Oberl<strong>aus</strong>itz und die Schönburgischen Rezessherrschaften in das Staatsgebiet<br />
eingegliedert wurden. Der Staatsbesitz wurde vom Besitz der Königlichen<br />
Familie getrennt und Bestimmungen zu den Rechten und Pflichten der<br />
Untertanen, zu Kirche, Bildung und Kultus sowie Stiftungen getroffen. Am<br />
Morgen des 4. September 1831 wurde die Verfassung von König Anton und<br />
Prinz Friedrich August als Mitregenten unterzeichnet und vormittags den<br />
Vertretern der Stände feierlich im Schloss übergeben.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10699 Neuere Urkunden, Kasten 613, Nr. 2b<br />
51 Verfassungsmedaille, 1831<br />
Aus Anlass der Verabschiedung der Verfassung für das Königreich <strong>Sachsen</strong><br />
wurden in der königlichen Münzstätte Dresden vier goldene, 242 silberne und<br />
150 kupferne Verfassungsmedaillen geprägt. Diese waren einem <strong>aus</strong>erwählten<br />
Personenkreis vorbehalten. Für die Öffentlichkeit prägte die Dresdner Münze<br />
zur Achtung dieses Ereignisses die sogenannten Verfassungskonventionstaler<br />
für den Zahlungsverkehr in einer Summe von 19.192 Reichstalern.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel, Nr. 2659<br />
52 Die Märzrevolution im Königlichen Hauptstaatsarchiv, Dresden,<br />
1848/1849<br />
In den Sammlungen des Hauptstaatsarchivs Dresden findet sich auch ein<br />
kleines Holzspanschächtelchen, darin ein vergilbter Zettel mit der Aufschrift<br />
„Kugel, welche in den Tagen des Aufstandes des J. 1848 in das Gebäude des<br />
Hauptstaatsarchivs gedrungen“. Die bleierne Gewehrkugel hatte nicht 1848,<br />
sondern am 17. Mai 1849 die Fensterscheiben des Ballh<strong>aus</strong>es am Taschenberg<br />
zerstört, ein heute nicht mehr vorhandenes Gebäude zwischen Schloss und<br />
Schinkelwache, in dem das Archiv zwischen 1809 und 1888 untergebracht war.<br />
Aufgehoben wurden diese vom Staatsarchivdirektor Carl v. Weber, der dieses<br />
Ereignis in seinen Tagebüchern schilderte. Die Archivare beschlossen, den<br />
Zeitzeugen aufzubewahren und fügten ihn – in Ermangelung eines<br />
geeigneteren Bestandes, denn eigentlich sammelt ein Archiv ja keine
dreidimensionalen Gegenstände – der Siegelsammlung zu.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12880 Siegel, Nr. 3064<br />
53 Petschaft der provisorischen Regierung, Dresden, Mai 1849<br />
Die Dresdner provisorische Regierung bildete sich während des Maiaufstandes<br />
1849. Jahre später, am 1. August 1853, informierte das Polizeiamt der Stadt<br />
Leipzig das königliche Ministerium des Innern, dass es gelungen sei, „in den<br />
Besitz der Petschaft zu gelangen, welche von den unter der Benennung: ‚Provisorische<br />
Regierung <strong>Sachsen</strong>’ bestandenen Häuptern der Revolution während des<br />
Aufstandes zu Dresden im Monat May 1849 benutzt worden ist.“<br />
Dieses Siegel wurde mit den Verwaltungsakten des Ministeriums des Innern an<br />
das Sächsische Hauptstaatsarchiv abgegeben. Die Akten enthalten auch eine<br />
Liste der steckbrieflich gesuchten Teilnehmer des Maiaufstandes. Darunter<br />
befinden sich auch Gottfried Semper und Richard Wagner.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10736 Ministerium des Innern, Nr. 11028<br />
54 Barrikadenordnung der „provisorischen Regierung“, Dresden, 5. Mai<br />
1849<br />
Während des Maiaufstands 1849 geriet die Situation in Dresden außer<br />
Kontrolle. Als am 3. Mai Truppen vor dem Zeugh<strong>aus</strong> in die Menge feuerten,<br />
kam es zum Barrikadenbau. In der Nacht zum 4. Mai flohen der König und die<br />
in der Regierung verbliebenen Minister auf den Königstein.<br />
In Dresden bildete sich eine provisorische Regierung, der Samuel Erdmann<br />
Tzschirner, Otto Leonhardt Heubner und Karl Gottlob Todt angehörten. Als<br />
zentralen Sitz wählten sie das Dresdner Rath<strong>aus</strong>. Die provisorische Regierung<br />
organisierte den bewaffneten Aufstand und ließ u. a. diese Barrikadenordnung<br />
drucken.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10684 Stadtgericht Dresden, Nr. 372<br />
55 Barrikadenplan während des Maiaufstands, 1849<br />
Dieser Dresdner Stadtplan war im Buchhandel erhältlich. Mit roter Tusche<br />
wurden die Barrikaden hier eingetragen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Fach 193, Nr. 1
56 Dokumente der Provisorischen Regierung in den Akten des<br />
Stadtgerichtes Dresden, 1848/49<br />
Diese Generalakte des Stadtgerichtes enthält Belege zur Untersuchung der<br />
Tätigkeit der Provisorischen Regierung während des Maiaufstandes in<br />
Dresden. Sie enthält Proklamationen, Befehle, Anweisungen auf Waffen und<br />
Munition, Legitimationszettel zur Ausführung besonderer Befehle,<br />
Lieferscheine, Waffenanforderungen, Passierscheine und von der<br />
provisorischen Regierung beschlagnahmte Schriften und Formulare <strong>aus</strong> den<br />
Revolutionstagen.<br />
Das Stadtgericht Dresden war bis 1856 zuständig für Zivilprozesse,<br />
Nachlasssachen, Konkursverfahren, darüber hin<strong>aus</strong> auch für<br />
Untersuchungssachen in Majestätsbeleidigungen, Einzeluntersuchungen zum<br />
Maiaufstand und sogenannte Pressvergehen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10684 Stadtgericht Dresden, Nr. 372<br />
57 Der Revolutionär Richard Wagner möchte nach <strong>Sachsen</strong> zurück, Zürich,<br />
20. Februar 1858<br />
Nach Niederschlagung des Dresdner Maiaufstandes 1849 wurde auch Richard<br />
Wagner „wegen wesentlicher Teilnahme“ steckbrieflich gesucht. Der Kapellmeister<br />
der Hofoper war mit falschem Pass in die Schweiz geflohen und nach<br />
kurzem Aufenthalt in Paris ins Exil nach Zürich gegangen. Von dort schrieb er<br />
einen Brief an Kronprinz Albert von <strong>Sachsen</strong>, bat um Einstellung des gegen ihn<br />
laufenden Hochverratsverfahren und um Erlaubnis zur Rückkehr.<br />
Der Brief ist in den so genannten „Fürstennachlässen“ des Hauptstaatsarchivs<br />
Dresden überliefert. Sie enthalten zumeist Handschreiben an oder von Mitgliedern<br />
des H<strong>aus</strong>es Wettin, die <strong>aus</strong> Behördenakten entnommen oder im Autographenhandel<br />
erworben wurden.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden,12562 Fürstennachlass Albert, Nr. 28<br />
58 Adelsdiplom für den Staatsminister Bernhard Rabenhorst, Dresden, 3.<br />
Mai 1856<br />
Generalleutnant Bernhard Rabenhorst wurde wegen seiner „mutvollen und<br />
umsichtigen“ Mitwirkung bei der Niederschlagung des Maiaufstandes 1849 in<br />
den erblichen Adelsstand erhoben. Das ihm verliehene Wappen zeigt ein<br />
Schwert mit goldenem Griff und silberner Klinge, das einen Drachen
durchbohrt. In der Krone des Turnierhelms liegt eine brennende Granate.<br />
Treffender konnte man den Kampf gegen die Revolution wohl nicht<br />
symbolisieren.<br />
Der Adelsbrief befindet sich im Nachlass Rabenhorsts, der seit 1887 im<br />
Hauptstaatsarchiv aufbewahrt wird. Private Nachlässe von Politikern, Militärs,<br />
Wissenschaftlern und anderen Persönlichkeiten bilden eine wertvolle Ergänzung<br />
zur amtlichen Überlieferung des Hauptstaatsarchivs Dresden.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 12758 Personennachlass Bernhard Rabenhorst, Nr. 1<br />
59 Verfassung des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong> vom 1. November 1920<br />
Im Ergebnis der Novemberrevolution von 1918 wurde in <strong>Sachsen</strong> die<br />
Monarchie beseitigt. Der sächsische Landtag beschloss am 28. Februar 1919<br />
eine provisorische Verfassung (das „Vorläufige Grundgesetz für den <strong>Freistaat</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>“), worin die wichtigsten verfassungsrechtlichen Fragen übergangsweise<br />
geregelt wurden. Bis Mai 1920 wurde der Entwurf einer neuen<br />
sächsischen Verfassung erarbeitet und am 26. Oktober 1920 vom Parlament<br />
(der Volkskammer) angenommen. Die am 1. November 1920 in Kraft<br />
getretene Verfassung folgte den Vorgaben der Verfassung des Reiches von<br />
1919 („Weimarer Verfassung“) und definierte <strong>Sachsen</strong> als demokratischen<br />
Rechtsstaat.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10699 Neuere Urkunden, Kasten 613, Nr. 7 b<br />
60 Hissen der NSDAP-Fahne auf dem sächsischen Landtagsgebäude, 7.<br />
März 1933<br />
Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933<br />
begann die NSDAP mit der zielstrebigen Übernahme der Macht. Unter Einsatz<br />
massiven Terrors gegen ihre politischen Gegner (besonders nach dem Brand<br />
des Reichstagsgebäudes) bereiteten die Nationalsozialisten die Wahlen vom<br />
5. März 1933 vor, bei denen sie die absolute Mehrheit nur knapp verfehlten. In<br />
den Tagen nach der Wahl organisierten die NSDAP-Anhänger Siegeskundgebungen,<br />
zogen vor die Rathäuser zahlreicher sächsischer Städte und<br />
forderten als Zeichen ihres Sieges das Hissen der Hakenkreuzfahne. Gegen<br />
den Willen des Präsidenten des sächsischen Landtages, Dr. Eckardt, wurde die<br />
Hakenkreuzfahne am 7. März auch auf dem Gebäude des Landtages<br />
aufgezogen.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 10693 Volkskammer/Landtag des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong> 1919-1933, Nr. 3738
61 Die SPD-Fraktion des Landtages begründet beim Landtagsdirektor das<br />
Fernbleiben etlicher Fraktionsmitglieder zur Landtagseröffnung, 16. Mai<br />
1933<br />
Am 31. März 1933 erließ Hitlers Reichsregierung das „Vorläufige Gesetz zur<br />
Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“, wodurch die von den<br />
Nationalsozialisten übernommenen Landesregierungen die Befugnis<br />
erhielten, ohne Mitwirkung der Landtage Gesetze zu erlassen. Zugleich<br />
wurden die Landtage aufgelöst und auf Grundlage des Ergebnisses der<br />
Reichstagswahlen neu gebildet (unter Wegfall der KPD-Mandate). Viele der<br />
SPD-Abgeordneten des sächsischen Landtags konnten ihre Mandate nicht<br />
wahrnehmen, weil sie auf Grundlage der sogenannten Reichstagsbrandverordnung<br />
verhaftet worden waren. Am 22. Juni 1933 wurde die SPD<br />
verboten und ihre Sitze im Reichstag und den Landtagen ersatzlos<br />
eingezogen.<br />
Hauptstaatarchiv Dresden, 10693 Volkskammer/Landtag des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong> 1919-1933, Nr. 2538<br />
62 Judenvermögensabgabe, Frau Vollmann <strong>aus</strong> Dresden-Wachwitz, 1938<br />
Nach dem Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst Eduard vom<br />
Rath und den Novemberpogromen 1938 wurde den Juden deutscher<br />
Staatsangehörigkeit eine „Sühneleistung“ in Höhe von 1 Milliarde Reichsmark<br />
auferlegt. Eine Durchführungsverordnung über die Sühneleistung der Juden<br />
vom 21. November 1938 griff darauf zurück und bestimmte, dass alle Juden<br />
mit einem Vermögen über 5.000 RM 20 % davon in vier Raten bis zum<br />
15. August 1939 an ihr Finanzamt abführen mussten. Später musste noch eine<br />
fünfte Rate bis 15. November 1939 gezahlt werden.<br />
Von den Finanzbehörden sind nur wenige Akten zur Beschlagnahme des<br />
jüdischen Vermögens erhalten geblieben, die meisten Akten sind durch die<br />
Kriegsereignisse vernichtet worden.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11187 Finanzamt Dresden, Nr. 1, Bl. 8, 9<br />
63 Beurteilung des Dresdner Oberbürgermeisters Dr. Hans Nieland durch<br />
die NSDAP-Ortsgruppe Dresden-Niederpoyritz/Wachwitz, 22. August 1941<br />
Der Hamburger Senator und Stadtkämmerer Dr. Hans Nieland wurde 1940<br />
zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden berufen. Auf Anforderung<br />
des Amtes für Kommunalpolitik der NSDAP-Kreisleitung Dresden hatte
der für seinen Wohnsitz zuständige Ortsgruppenleiter eine persönliche und<br />
fachliche Beurteilung abzugeben. Dieser zeichnet in seinem Bericht ein negatives<br />
Bild, da Nieland weder Aktivitäten im Ortsgruppenbereich entfaltete<br />
noch Kontakte zur ortsansässigen Bevölkerung unterhielt.<br />
Die vom Bundesarchiv übernommene regionale Überlieferung <strong>aus</strong> dem<br />
früheren NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR dient<br />
heute als wesentliche Ergänzung für die kriegsbedingten Verluste an<br />
Schriftgut der NSDAP, ihrer Gliederungen und Verbände.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, NS-Archiv des MfS, ZA VI 3190 Akte 2<br />
64 Personalblätter von Fremd- und Zwangsarbeitern in <strong>Sachsen</strong>,<br />
1939 – 1945<br />
In <strong>Sachsen</strong> waren während des Zweiten Weltkriegs mehrere hundertt<strong>aus</strong>end<br />
Fremd- und Zwangsarbeiter im Einsatz. Sie wurden zur Aufrechterhaltung der<br />
Rüstungsproduktion und der Kriegswirtschaft eingesetzt. Der Einsatz erfolgte<br />
sowohl in großen Unternehmen als auch in kleineren Familienbetrieben.<br />
Während westeuropäische Facharbeiter als billig bezahlte Angestellte noch<br />
erträgliche Arbeitsbedingungen vorfanden, geschah der Einsatz der<br />
osteuropäischen Kriegsgefangenen, der Juden und der KZ-Häftlinge unter<br />
unmenschlichen Bedingungen. Die vorliegende Kartei der Firma Radio Mende<br />
enthält Personalkarten von Arbeitern <strong>aus</strong> Rumänien, Frankreich, Böhmen,<br />
Jugoslawien, Kroatien, Estland, Lettland, Italien, Dänemark, Holland,<br />
Bulgarien, Ungarn und Brasilien.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11725 Radio H. Mende & Co., Dresden, Nr. 15<br />
65 Verfassung des Landes <strong>Sachsen</strong>, 1947<br />
Am 28. Februar 1947 verabschiedete der Sächsische Landtag einstimmig eine<br />
neue Verfassung. Sie entstand nach dreimonatigen Beratungen. Vorbilder<br />
waren die Weimarer Reichsverfassung von 1919, sowie die Verfassungen der<br />
Länder Hessen und Thüringen. Sie ist keine Vollverfassung mit einem<br />
Grundrechtskatalog, sondern eine Organisationsverfassung. Sie umfasst u. a.<br />
Artikel zur Einführung der Planwirtschaft und zur Absicherung der<br />
Bodenreform. Sie galt faktisch nur fünf Jahre, bis zur Auflösung des Lands<br />
<strong>Sachsen</strong> 1952.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11375 Sächsischer Landtag, Nr.146, Bl.95 – 97
66 Gesamtkonzeption zur Umgestaltung des Stadtzentrums Dresden,<br />
1969<br />
Die Akte enthält schriftliche Unterlagen, Pläne, sowie Plan- und Modellfotos<br />
zur Erarbeitung einer Vorlage „Die Gestaltung des Stadtzentrums Dresden“ für<br />
das Politbüro der SED. Sie wurde erarbeitet und eingereicht vom Rat der Stadt<br />
Dresden unter Mitwirkung des Rates des Bezirks Dresden. Zur Umgestaltung<br />
waren Altmarkt, Prager Straße, Postplatz, Straßburger Platz, Elbufer und<br />
Albertplatz vorgesehen. Ziel war, einen neuen Charakter Dresdens als<br />
sozialistische Großstadt zu prägen. Obwohl das Büro für architekturbezogene<br />
Kunst erst 1973 gebildet wurde, ist dieses Archivale dem Bestand zugeordnet,<br />
da die Kontinuität der Aufgabenwahrnehmung auch vor der Gründung des<br />
Büros klar zu erkennen ist.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11438 Büro für architekturbezogene Kunst, Nr. 57<br />
67 Eingabe an Hans Modrow, den 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung<br />
Dresden, 5. Mai 1987<br />
Ein Ehepaar – der Name wurde anonymisiert – bittet Hans Modrow um Unterstützung<br />
seines Gesuchs nach Genehmigung der legalen Ausreise in die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Ein transparentes Verfahren existierte hierfür nicht,<br />
weshalb der Ausreiseantrag mit der Entlassung <strong>aus</strong> der Staatsbürgerschaft der<br />
DDR verbunden und formlos bei der zuständigen Abteilung Inneres des Rates<br />
des Kreises bzw. der Stadt eingereicht wurde.<br />
Die stark zunehmende Unzufriedenheit zahlreicher Bürger mit den politischen<br />
und wirtschaftlichen Verhältnissen in der DDR führte zu einer verstärkten Ausreisewelle<br />
und brachte die SED-Führung im Bezirk Dresden immer mehr in Bedrängnis.<br />
Eingaben wegen abgelehnter Ausreiseersuchen wurden deshalb von<br />
der SED-Bezirksleitung Dresden schon gar nicht mehr beantwortet und offensichtlich<br />
nur noch abgelegt.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11857 SED-Bezirksleitung Dresden, AR 12017<br />
68 Konzeption zum weiteren Umgang mit dem Trümmerberg, zur Ruinensicherung<br />
und zur Gestaltung der Ruine der Frauenkirche in Dresden, 1988<br />
Im Auftrag des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamtes <strong>Sachsen</strong> als<br />
Rechtsträger der Frauenkirchenruine entstand diese Konzeption. Wegen der<br />
beginnenden Bebauung des Neumarktes bestand dringender Handlungsbe-
darf, die Sicherung des Mahnmales war unumgänglich. Erste Ziele der Konzeption<br />
waren die Enttrümmerung der Ruine und die Sicherung der vorhandenen<br />
B<strong>aus</strong>ubstanz. Das Archivgut des Rates des Bezirkes Dresden, Abteilung Inneres,<br />
Referat Kirchenfragen ermöglicht detaillierte Forschungen zum Verhältnis<br />
Staat und Kirche in der DDR.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 11430 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Dresden, Nr. 11151<br />
69 Gohrischer Entwurf zur Verfassung des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong>, Gohrisch,<br />
1990<br />
Die Erarbeitung einer neuen sächsischen Verfassung war von entscheidender<br />
Bedeutung für die Neugestaltung des Staatswesens. Die Vorarbeiten<br />
dazu begannen im Januar 1990. Bereits im März 1990 legte die Dresdner<br />
„Gruppe der 20“ unter der Rechtsberatung von Steffen Heitmann einen ersten<br />
Verfassungsentwurf vor. Im Koordinierungs<strong>aus</strong>schuss zur Bildung des Landes<br />
<strong>Sachsen</strong> leitete Steffen Heitmann den Arbeitsstab „Verfassung/Recht/<br />
Gerichtswesen“ und die Arbeitsgruppe „Verfassung“ der gemischten<br />
Kommission Baden-Württemberg/<strong>Sachsen</strong>, die den „Gohrischer Entwurf“<br />
einer Sächsischen Verfassung erstellte. Der politische Nachlass von Steffen<br />
Heitmann ist nach Genehmigung des Depositalgebers benutzbar.<br />
Hauptstaatsarchiv Dresden, 13787 Personennachlass Steffen Heitmann (D), Nr. 254