Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Landesamt für Umwelt und Geologie
Abb. 1: Klappernde Weißstörche auf dem Nest; 14.06.1992, Deutschbaselitz/Lkr. Kamenz Foto: Archiv LfUG, J. Tamke
Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2000<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Rudolf Bäßler, Jan Schimkat, Joachim Ulbricht<br />
mit Beiträgen von Axel Gebauer und Peter Reuße<br />
sowie unter Mitwirkung von über 80 sächsischen Ornithologen<br />
und Weißstorchschützern<br />
R<strong>in</strong>gfundmitteilung<br />
der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee<br />
14/2000<br />
Herausgeber:<br />
Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2000<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Titelbild<br />
Weißstörche (Ciconia ciconia)<br />
Foto: Archiv LfUG, H.-D. Schernick<br />
Rückbild<br />
Weißstorch (Ciconia ciconia)<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />
Herausgeber:<br />
Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie<br />
Zur Wetterwarte 11, D-01109 Dresden<br />
eMail: Poststelle@lfug.smul.sachsen.de<br />
Autoren:<br />
Dr. Rudolf Bäßler, Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V., Albertstraße 24,<br />
D-01097 Dresden<br />
Jan Schimkat, Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V., Albertstraße 24,<br />
D-01097 Dresden<br />
Dr. Joachim Ulbricht, Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz, Park 2,<br />
D-02699 Neschwitz<br />
unter Mitwirkung von über 80 sächsischen Ornithologen und Weißstorchschützern<br />
R<strong>in</strong>gfundmitteilung der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee 14 /2000<br />
4<br />
Impressum<br />
Fachliche Bearbeitung:<br />
R. Bäßler, J. Schimkat, J. Ulbricht (Kap. 1, 2.1, 2.2, 2.4, 2.5, 4)<br />
R. Bäßler, R. Kretzschmar, J. Schimkat (Kap. 6.5)<br />
R. Bäßler, J. Schimkat (Kap. 6)<br />
R. Bäßler (Kap. 3, 5)<br />
A. Gebauer (Kap. 5.5)<br />
P. Reuße (Kap. 2.5.2, 5.3, 5.4)<br />
J. Schimkat (Kap. 2.6, 6.4)<br />
J. Ulbricht, W. Nachtigall (Kap. 2.5.7)<br />
J. Ulbricht, W. Nachtigall, U. Kirchhoff (Kap. 2.3)<br />
Redaktionelle Bearbeitung:<br />
Steffen Rau, Referat Landschaftspflege, Artenschutz<br />
Abteilung Natur- und Landschaftsschutz des Sächsischen<br />
Landesamtes für Umwelt und Geologie<br />
Redaktionsschluss:<br />
11/2000<br />
Zitiervorschlag:<br />
Bäßler, R., J. Schimkat & J. Ulbricht: <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.) –<br />
Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden 2000.<br />
Gestaltung, Satz, Repro:<br />
Werbeagentur Friebel<br />
Pillnitzer Landstr. 37, D-01326 Dresden<br />
Druck und Versand:<br />
Sächsisches Druck- und Verlagshaus AG,<br />
Tharandter Str. 23-27, D-01159 Dresden<br />
Fax: (0351) 42 03 186<br />
eMail: versand@sdv.de<br />
Auflage: 1000<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
Diese Veröffentlichung kann von der Sächsischen Druck- und Verlagshaus<br />
AG, Dresden gegen 25,– DM bezogen werden.<br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des<br />
Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (LfUG) herausgegeben.<br />
Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern im Wahlkampf<br />
zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen<br />
Bezug zu e<strong>in</strong>er bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Weise verwendet werden, die als Parte<strong>in</strong>ahme des Landesamtes zugunsten<br />
e<strong>in</strong>zelner Gruppen verstanden werden kann. Den Parteien ist es gestattet,<br />
die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.<br />
Copyright:<br />
Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe,<br />
s<strong>in</strong>d dem Herausgeber vorbehalten.<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Dezember 2000<br />
Das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie ist im Internet.<br />
Internet-Adresse: http://www.lfug.de
Inhalt<br />
Vorwort ........................................................................................................................................................................ 7<br />
Vorbemerkungen und Danksagung ............................................................................................................................. 9<br />
1 E<strong>in</strong>führung ............................................................................................................................................................... 10<br />
2 Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ..................................................................................................................................... 12<br />
2.1 Verbreitung, Bestand und Bestandsentwicklung ....................................................................................................... 12<br />
2.1.1 Verbreitung ................................................................................................................................................................ 12<br />
2.1.2 Bestand ....................................................................................................................................................................... 14<br />
2.1.3 Bestandsentwicklung ................................................................................................................................................. 15<br />
2.2 Fortpflanzungsergebnisse .......................................................................................................................................... 17<br />
2.3 Zug, Ansiedlungsverhältnisse, Sterblichkeit und Altersstruktur ............................................................................... 19<br />
2.3.1 Vorbemerkungen ....................................................................................................................................................... 19<br />
2.3.2 Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfundmaterial ....................................................................................................................... 19<br />
2.3.3 Zug ............................................................................................................................................................................. 22<br />
2.3.4 Ansiedlungsverhältnisse (Dismigration) .................................................................................................................... 28<br />
2.3.5 Sterblichkeit ............................................................................................................................................................... 33<br />
2.3.6 Altersstruktur ............................................................................................................................................................. 36<br />
2.4 Lebensraum ................................................................................................................................................................ 37<br />
2.4.1 Neststandorte ............................................................................................................................................................. 37<br />
2.4.2 Nahrungshabitate ....................................................................................................................................................... 39<br />
2.4.3 Ökologische Situation an ausgewählten Brutplätzen ................................................................................................. 43<br />
2.5 Gefährdungen ............................................................................................................................................................. 47<br />
2.5.1 Lebensraumveränderungen ........................................................................................................................................ 47<br />
2.5.2 Gefährdungen durch elektrische Freileitungen .......................................................................................................... 48<br />
2.5.3 Gefährdungen am Nest .............................................................................................................................................. 50<br />
2.5.4 E<strong>in</strong>fluß von Bioziden ................................................................................................................................................. 50<br />
2.5.5 Abstürze und Kollision mit Fahrzeugen .................................................................................................................... 51<br />
2.5.6 Gefahren auf dem Zug und im W<strong>in</strong>terquartier .......................................................................................................... 51<br />
2.5.7 Todesursachen anhand von R<strong>in</strong>gfunden .................................................................................................................... 52<br />
2.6 Analyse der Bestandsdynamik mit e<strong>in</strong>em Populationsmodell ................................................................................... 54<br />
2.6.1 Grundlagen ................................................................................................................................................................. 54<br />
2.6.2 Ergebnisse und Schlußfolgerungen ........................................................................................................................... 56<br />
3 Geschichte und aktueller Stand des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ................................................................. 59<br />
4 Strategien und Grundsätze des Weißstorchschutzes ............................................................................................ 61<br />
4.1 Strategische Ziele ....................................................................................................................................................... 61<br />
4.2 Grundsätze im Weißstorchschutz .............................................................................................................................. 61<br />
4.2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze .............................................................................................................................................. 61<br />
4.2.2 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes zur Sicherung des Nahrungsangebotes ............................................ 61<br />
4.2.3 Sicherung und Neuanlage von Niststätten ................................................................................................................. 62<br />
4.2.4 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische Freileitungen ............................................................................. 62<br />
4.2.5 Reduzierung weiterer Gefährdungen ......................................................................................................................... 62<br />
4.2.6 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche ..................................................................................................... 62<br />
4.2.7 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................................................. 63<br />
4.2.8 Forschung ................................................................................................................................................................... 63<br />
5 Handlungsempfehlungen für Schutzmaßnahmen ................................................................................................ 64<br />
5.1 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes zur Sicherung des Nahrungsangebotes ............................................ 64<br />
5.1.1 Erhaltung und Verbesserung vorhandener Nahrungshabitate ................................................................................... 64<br />
5.1.2 Neuanlage von Nahrungshabitaten ............................................................................................................................ 64<br />
5.1.3 Gesetzliche Grundlagen und Organisation der Arbeit ............................................................................................... 65<br />
Seite<br />
5
5.2 Neuanlage und Sicherung von Nistplätzen ................................................................................................................ 66<br />
5.2.1 Auswahl des Standortes ............................................................................................................................................. 66<br />
5.2.2 Anfertigung von Nestunterlagen................................................................................................................................. 67<br />
5.2.3 Nisthilfen auf Gebäuden ............................................................................................................................................ 69<br />
5.2.4 Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en ...................................................................................................................................... 69<br />
5.2.5 Nisthilfen auf Masten ................................................................................................................................................. 69<br />
5.2.6 Nisthilfen auf Bäumen ............................................................................................................................................... 71<br />
5.2.7 Organisation und Kosten ........................................................................................................................................... 71<br />
5.2.8 Sicherung von Nistplätzen ......................................................................................................................................... 71<br />
5.3 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische Freileitungen ............................................................................. 72<br />
5.3.1 Veränderung der Bauweise ........................................................................................................................................ 72<br />
5.3.2 Veränderung der Trassenführung .............................................................................................................................. 73<br />
5.3.3 Verh<strong>in</strong>derung von Leitungsanflügen ......................................................................................................................... 73<br />
5.3.4 Standortwahl für Nestneubauten ................................................................................................................................ 74<br />
5.4 Reduzierung weiterer Gefährdungen ......................................................................................................................... 75<br />
5.5 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche ..................................................................................................... 75<br />
5.5.1 Kriterien für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen ........................................................................................................................................ 75<br />
5.5.2 Ursachen für E<strong>in</strong>lieferungen ...................................................................................................................................... 75<br />
5.5.3 Fang und Transport .................................................................................................................................................... 76<br />
5.5.4 Erste Hilfe und veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung ................................................................................................... 77<br />
5.5.5 Pflegemaßnahmen ...................................................................................................................................................... 77<br />
5.5.6 Auswilderung/Freilassung ......................................................................................................................................... 79<br />
5.5.7 Erfolgsaussichten ....................................................................................................................................................... 79<br />
6 Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es .............................................................................................................. 80<br />
6.1 Objektlisten ................................................................................................................................................................ 80<br />
6.1.1 Zweck und Anwendung der Objektlisten .................................................................................................................. 80<br />
6.1.2 Erarbeitung der Objektlisten ...................................................................................................................................... 80<br />
6.1.3 Gestaltung und Inhalt der Objektlisten ...................................................................................................................... 82<br />
6.2 Durchgeführte praktische Schutzmaßnahmen ........................................................................................................... 82<br />
6.2.1 Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung des Nahrungsangebotes .............................................................. 82<br />
6.2.2 Anlage und Schutz der Niststätten ............................................................................................................................. 87<br />
6.2.3 M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich der Niststätten ........................................................................... 87<br />
6.2.4 Soforthilfe bei Gefährdungen von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen, Jung- und Altvögeln ......................................................... 87<br />
6.3 Erfahrungen bei der Umsetzung ................................................................................................................................ 87<br />
6.4 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................................................. 89<br />
6.5 Organisation und Betreuernetz des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ......................................................................... 91<br />
6.5.1 Verantwortliche Behörden ......................................................................................................................................... 91<br />
6.5.2 Institutionen für den Weißstorchschutz auf privater Grundlage ................................................................................ 91<br />
6.5.3 E<strong>in</strong>richtungen zur Pflege flugunfähiger oder verletzter Weißstörche ....................................................................... 91<br />
6.5.4 Weißstorch-Gebietsbetreuer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> .................................................................................................................... 92<br />
6.5.5 Erfolge und Probleme des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ....................................................................................... 92<br />
7 Literatur ..................................................................................................................................................................... 94<br />
8 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................. 101<br />
9 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................................. 102<br />
10<br />
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................ 106<br />
Anhang ..................................................................................................................................................................... 107<br />
6<br />
Inhalt
Vorwort<br />
Die Erhaltung der Mannigfaltigkeit unserer e<strong>in</strong>heimischen Flora und Fauna setzt voraus, daß geeignete Lebensräume<br />
geschützt und pfleglich behandelt werden. Außerdem müssen solche Landschaftsbestandteile ausreichend vernetzt<br />
se<strong>in</strong>. Grundlage für den Artenschutz und e<strong>in</strong>e dessen wichtigster Aufgaben ist die Berücksichtigung dieses Anliegens<br />
<strong>in</strong> Biotopschutz- und Biotopvernetzungsplanungen. Für ausgewählte Arten, wie z. B. den Weißstorch, besteht zusätzlich<br />
die Notwendigkeit weitergehender, artspezifischer Maßnahmen und Programme.<br />
Der Weißstorch hat e<strong>in</strong>erseits durch se<strong>in</strong>e Entwicklung zum Mitbewohner menschlicher Siedlungen und Element ökologisch<br />
reichhaltiger Agrarlandschaften erstaunliche Fähigkeiten zur Nutzung veränderter Lebensräume bewiesen. Andererseits<br />
ist er wegen der nunmehr <strong>in</strong> den meisten Brutgebieten engen B<strong>in</strong>dung an den Menschen und die von dessen Wirken geprägten<br />
Kulturlandschaften <strong>in</strong> besondere Abhängigkeit geraten. Se<strong>in</strong>e primären Lebensräume <strong>in</strong> Europa – Flußniederungen<br />
und andere große Feuchtgebiete – wurden bereits vor längerer Zeit beg<strong>in</strong>nend durch Kultivierungs-maßnahmen weitgehend<br />
ökologisch entwertet. Zusätzlich zu natürlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen drohen ihm hier seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten Gefährdungen<br />
durch immer <strong>in</strong>tensivere Nutzungsprozesse <strong>in</strong> der Landwirtschaft. H<strong>in</strong>zu kommen beträchtliche Unfallgefahren durch verschiedene<br />
technische Anlagen <strong>in</strong> der Landschaft sowie immer noch zunehmenden Fahrzeug-verkehr. Viele der genannten<br />
Gefährdungen wirken ebenso <strong>in</strong> den Durchzugs- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten.<br />
Die Ergebnisse der seit 1934 <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen weltweit durchgeführten Weißstorchzählungen weisen für bestimmte<br />
Phasen <strong>in</strong> vielen Gebieten drastische Bestandsrückgänge aus, die vielfach zweifelsfrei mit den oben genannten anthropogenen<br />
Faktoren <strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Wenn auch <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> positiver Bestandstrend<br />
festgestellt werden konnte, so bleibt der Weißstorch dennoch vor allem <strong>in</strong> Mitteleuropa e<strong>in</strong>e gefährdete Vogelart, die<br />
<strong>in</strong> den entsprechenden Roten Listen geführt wird. Gegenüber dem 1994/95 ermittelten Gesamtbestand von fast 170 000 Paaren<br />
nimmt sich davon das Vorkommen von etwa 400 Brutpaaren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zunächst recht bescheiden aus. Es besitzt jedoch<br />
am Rand der Kernverbreitung und unter Beachtung des hier schon über mehrere Jahrzehnte anhaltenden leicht positiven Bestandstrends<br />
u. a. besondere Bedeutung für die Wiederbesiedlung angrenzender Landschaften und Länder.<br />
Der Weißstorch ist auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weiterh<strong>in</strong> den bereits erwähnten Gefährdungen ausgesetzt, weshalb für die damit verbundenen<br />
Probleme tragfähige Lösungen gefunden werden müssen. Aus diesem Grund beauftragte das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
für Umwelt und Landesentwicklung das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) mit der Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Artenschutzprogramm</strong>es für den Weißstorch. Dessen Umsetzung sollte und soll vor allem durch Bündelung<br />
von Aktivitäten sowie Konzentration des E<strong>in</strong>satzes von Kapazitäten und Mitteln erfolgen. Neben der allgeme<strong>in</strong>en Beliebtheit<br />
des Vogels fällt dabei <strong>in</strong>s Gewicht, daß der Weißstorch <strong>in</strong> nahezu idealer Weise Eigenschaften e<strong>in</strong>er „Leitart“ aufweist.<br />
Das Programm zielt nicht alle<strong>in</strong> auf den Schutz dieser Vogelart, sondern folgt e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Ansatz. Der differenzierte<br />
Umgang mit ihren Lebensräumen ermöglicht es, weitere Pflanzen- und Tierarten, ja sogar ganze Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
von Feucht-, Agrar- und Offenlandgebieten zu unterstützen. So werden zur Lösung der vorrangigen Zukunftsaufgabe der<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er naturschonenden Landwirtschaft gewichtige Beiträge geliefert. Das Programm dient damit auch dem<br />
ökologischen und emotionalen Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft.<br />
Die vorliegende Veröffentlichung stellt Resultate der Vorbereitung des Programmes und wichtige bisher erreichte Ergebnisse<br />
vor. Bei der Erarbeitung des Manuskriptes erhielten die Autoren des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region Dresden Unterstützung<br />
von der 1999 neu gegründeten Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz. Das LfUG begleitete und förderte dieses Projekt<br />
und übernahm die Redaktion.<br />
Diese Broschüre wendet sich <strong>in</strong>sbesondere an die unmittelbaren Träger der Arbeit im Weißstorchschutz: die Natur-schutzbehörden,<br />
den ehrenamtlichen und privaten Naturschutz sowie weitere Personen. Sie soll Unterstützung und Anregungen<br />
geben bei der Realisierung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es und für weitere wissenschaftliche Arbeiten. Zugleich dient sie zur<br />
Information der Öffentlichkeit. Ich wünsche dem Werk Beachtung und weite Verbreitung.<br />
An dieser Stelle sei allen Mitwirkenden am <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch sowie bei der Erarbeitung der Publikation gedankt.<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael K<strong>in</strong>ze<br />
Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie<br />
7
Abb. 2: Weißstorch auf Nahrungssuche Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski<br />
8
Vorbemerkungen und Danksagung<br />
Bei der Erforschung und dem Schutz des Weißstorches kann <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> auf e<strong>in</strong>e lange Tradition und bemerkenswerte<br />
Erfolge zurückgeblickt werden. Nach 1990 ergaben sich bei veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlich-ökonomischen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auch auf diesem Feld neue Aufgaben, neue Probleme, aber ebenso neue Möglichkeiten.<br />
In Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern, allen voran dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband<br />
<strong>Sachsen</strong> e. V., starteten deshalb das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) und das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
für Umwelt und Landesentwicklung 1994 e<strong>in</strong> <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch, e<strong>in</strong>em der „Flaggschiffe“<br />
des Naturschutzes. In engem Kontakt mit dem LfUG hat dabei das NABU-Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e. V. maßgeblich<br />
Untersuchungen zur komplexen Vorbereitung des Programms sowie Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt – hierbei später<br />
unterstützt von der Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz – und im Regierungsbezirk Dresden auch dessen Umsetzung<br />
wesentlich befördert.<br />
Ohne umfangreiche Freizeitarbeit für Forschung und Schutz war und ist jedoch e<strong>in</strong> <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> undenkbar. So stellt es zum großen Teil e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftswerk vieler sächsischer Ornithologen, Vogelfreunde und<br />
ehrenamtlicher Naturschützer dar. Wir hoffen, daß diese Broschüre bei der weiteren Erarbeitung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>e Hilfe se<strong>in</strong> kann und zu verstärkten Bemühungen zum Schutz des Weißstorches und die durch ihn repräsentierten<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaften motiviert.<br />
An der Erarbeitung der Unterlagen für das <strong>Artenschutzprogramm</strong> sowie zumeist auch an praktischen Schutzmaßnahmen waren<br />
u. a. beteiligt:<br />
H. Bauer (Frankenha<strong>in</strong>), R. Beier (Ottendorf-Okrilla), J. Benitz (Löbau), S. Bruchholz (Rothenburg), S. Büchner (Mücka),<br />
K. Christian (Görlitz), Dr. G. Creutz (ehemals Neschwitz), H. Doms (Torgau), Dr. H. Dorsch (Rohrbach), G. Erdmann (Leipzig),<br />
F. Felix, G. Fiedler (Glücksburg), A. Fischer (Leipzig), F. Förster (Förstgen), J. Frank (Frankenha<strong>in</strong>), H. Fritsche (Glauchau),<br />
G. Fröhlich (Leipzig), O. Gambke (Riesa), G. Gaertner (Görlitz), Dr. A. Gebauer (Görlitz), L. Gliemann (Kamenz), J.<br />
Gosteli (Görlitz), E. Grünke (Weißwasser), H. Ha<strong>in</strong>ke (Wilthen), U. He<strong>in</strong>rich (Crossen), O. He<strong>in</strong>ze (Meschwitz), J. Her<strong>in</strong>g<br />
(Limbach-Oberfrohna), W. Herschmann (Pirna), D. Heyder (Leipzig), P. Heyne (Mücka), A. Hieke (Klitten), B. Holfter<br />
(Grimma), Dr. P. Hummitzsch (Radebeul), B. Kafurke (Dippoldiswalde), B. Katzer (Meißen), W. Klauke (Mücka), W. Kle<strong>in</strong>ert<br />
(Delitzsch), A. Körtel (z. Z. Teheran), Dr. P. Kneis (Merschwitz), W. Köcher (Grimma), H. Köppler (Großenha<strong>in</strong>), R.<br />
Krönert (Oschatz), W. Kunze (Laußig), J. Kupfer (Kirchberg), K. Liebscher (Freiberg), F. Menzel (Niesky), H. Menzel (Lohsa),<br />
M. Müller (Lotzen), J. Müller (Wurzen), D. Neblung (Kirchberg), D. Noack (Mücka), M. Olias (Meerane), G. Opitz<br />
(Ottendorf-Okrilla), W. Reimann (Olbernhau), S. Reusch (Hoyerswerda), P. Reuße (Treugeböhla), R. Schipke (Wartha),<br />
Dr. R. Schlegel (Lippitsch), D. Schneider (Riesa), H. Schölzel (Hauswalde), H. Schöpcke (Bischofswerda), R. Schöpcke<br />
(Luga), U. Schröder (Ranspach), J. Schulenburg (Ros<strong>in</strong>e), R. Schulze, H. Selbmann (Claußnitz), H. Slomma (Döbern), J.<br />
Spänig (Oschatz), D. Sperl<strong>in</strong>g (Bautzen), D. Spittler (Olbersdorf), Chr. Steudel (Dresden), H. Teichmann (Bennewitz),<br />
S. Teschner (Dresden), H. Trapp (Taubenheim), S. Waurisch ( (ehemals Holscha), H. Weidner (Dresden), D. und P. Wend<br />
(Mörtitz), F. Werner (Freiberg), J. Wolle (Zwönitz) und K. Zeller (Kalkreuth).<br />
E<strong>in</strong>igen der Genannten standen weitere Mitarbeiter aus von ihnen geleiteten Gruppen zur Seite. Die Arbeiten im Regierungsbezirk<br />
Leipzig wurden von R. Ehr<strong>in</strong>g (Leipzig) koord<strong>in</strong>iert. Im Regierungsbezirk Chemnitz lösten diese Aufgabe Frau Dr.<br />
He<strong>in</strong>rich und J. Schulenburg.<br />
Zahlreiche Betriebe, E<strong>in</strong>richtungen und Personen halfen bei praktischen Vorhaben, stellvertretend für alle sei die Dresdner<br />
Firma Garten- und Landschaftsbau Achim Bernhardt GmbH erwähnt.<br />
Dr. E. Bahr und Mitarbeiter produzierten mehrere Beiträge zum Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> für das MDR-Fernsehen.<br />
Die Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee stellte freundlicherweise die Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfunddaten für <strong>Sachsen</strong> zur Verfügung,<br />
wofür namentlich Dr. U. Köppen (Neuenkirchen) genannt werden soll. Dr. R. Klenke (Wendorf) führte Berechnungen<br />
zur Mortalität des Weißstorches aus.<br />
Anregende Diskussionen zu Weißstorchschutz und -forschung konnten geführt werden mit Prof. Dr. F. Bairle<strong>in</strong> (Wilhelmshaven),<br />
H. Heckenroth (Langenhagen), Dr. Dr. S. Herzog (Tharandt), Dr. P. Profus (Kraków), Dr. Chr. Kaatz (Loburg) und<br />
Prof. Dr. G. Thielcke (Radolfzell) sowie den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern des NABU-Institutes für Wiesen und Feuchtgebiete<br />
Bergenhusen (Schleswig-Holste<strong>in</strong>) K. Dziewiaty, Dr. H. Schulz und K.-M. Thomsen.<br />
Von den Staatlichen Umweltfachämtern und Naturschutz behörden erhielten wir wichtige Informationen, <strong>in</strong>sbesondere auch<br />
zu Möglichkeiten bzw. Maßnahmen der Lebensraumgestaltung.<br />
U. Kirchhoff (Arnsdorf), R. Kretzschmar (Dresden) und W. Nachtigall (Pulsnitz) haben wichtige fachliche Grundlagen mit<br />
erarbeitet. Zum Schluß seien die Mitarbeiter der Abteilung Natur- und Landschaftsschutz des LfUG besonders erwähnt: S.<br />
Rau, Dr. R. Steffens und Dr. U. Zöphel – sie haben das <strong>Artenschutzprogramm</strong> und das Broschürenprojekt fachlich und redaktionell<br />
begleitet, gaben zahlreiche wertvolle H<strong>in</strong>weise und Anregungen sowie Unterstützung. Frau G. Freymann übernahm e<strong>in</strong>en<br />
großen Teil technischer Arbeiten.<br />
Ihnen allen, e<strong>in</strong>schließlich der hier nicht bzw. erst im folgenden Text genannten Personen und E<strong>in</strong>richtungen, sagen wir herzlichen<br />
Dank.<br />
Dr. R. Bäßler J. Schimkat Dr. J. Ulbricht<br />
9
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Das Brutvorkommen des Weißstorchs (Ciconia ciconia) ist<br />
<strong>in</strong> Mitteleuropa an ökologisch reichhaltig ausgestattete, offene<br />
bis halboffene Kulturlandschaften mit Gewässern und<br />
Feuchtgebieten gebunden. In diesen komplexen Lebensräumen<br />
siedeln zahlreiche weitere gefährdete Tier- und auch<br />
Pflanzenarten. Weißstorchschutz ist deshalb e<strong>in</strong>e Aufgabe,<br />
die weit über Bemühungen zum Erhalt dieser e<strong>in</strong>en Vogelart<br />
h<strong>in</strong>ausreicht. Des weiteren stellt der Weißstorch e<strong>in</strong>en<br />
Teil des Kulturerbes dar und ist Symbol für Aspekte des<br />
Verhältnisses des Menschen zur Natur. Für viele Menschen<br />
bedeutet die Anwesenheit des schwarz-weißen Beschützers<br />
von Haus und Hof sowie Fruchtbarkeitsbr<strong>in</strong>gers e<strong>in</strong> Stück<br />
Lebensqualität. Die Bemühungen um den Weißstorchschutz<br />
können zur Änderung verbreiteter Wertvorstellungen bei -<br />
tragen, h<strong>in</strong> zu der Erkenntnis, daß alle Verantwortung für<br />
die Natur und damit für die Zukunft nachfolgender Generationen<br />
tragen.<br />
Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> muß sich auch an der Situation<br />
der Art <strong>in</strong> Gebieten außerhalb des <strong>Freistaat</strong>es orientieren.<br />
Erst dann wird e<strong>in</strong>e richtige E<strong>in</strong>ordnung möglich. In vielen<br />
Bereichen se<strong>in</strong>es Areals zeigen die Bestände des Weißstorchs<br />
– nach dramatischen Rückgängen vor allem <strong>in</strong> der<br />
ersten Hälfte dieses Jahrhunderts – seit e<strong>in</strong>iger Zeit wieder<br />
positive Trends (s. Tab. 1). So stieg der Weltbestand<br />
der Art von ca. 135.000 Paaren im Jahre 1984 auf ca.<br />
166.000 Paare 1994/95 (SCHULZ 1999), was e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
um etwa 23 % entspricht. Die Ursachen dieses Bestandsanstieges<br />
s<strong>in</strong>d aber nur teilweise bzw. unzureichend bekannt.<br />
Für die westliche Population werden als wesentliche Faktoren<br />
das Ausbleiben von Dürreperioden <strong>in</strong> den afrikanischen<br />
W<strong>in</strong>terquartieren und verbesserte Nahrungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />
Spanien angenommen (SCHULZ 1999). Im östlichen Mitteleuropa<br />
und <strong>in</strong> Osteuropa müssen sich die Verhältnisse für<br />
den Weißstorch ebenfalls günstig entwickelt haben, denn<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Polen nahm der Bestand um etwa 10.000 Paare ge-<br />
10<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
genüber 1984 zu (GUZIAK & JAKUBIEC 1999). Nach SCHULZ<br />
(1999) läßt sich dies teilweise durch die großflächige Aufgabe<br />
der Nutzung von Ackerland erklären.<br />
Auch für Deutschland ist <strong>in</strong>sgesamt seit Anfang der 1990er<br />
Jahre wieder e<strong>in</strong>e positive Bestandsentwicklung zu verzeichnen<br />
(Abb. 3; KAATZ 1999, BAG WEIßSTORCHSCHUTZ<br />
1997–2000). Nach e<strong>in</strong>em Tief im Jahre 1988 erhöhte sich<br />
hier der Bestand auf 4284 Paare im Jahre 1999. Den größten<br />
Anteil daran haben die Vorkommen <strong>in</strong> den neuen Bundesländern.<br />
Für <strong>Sachsen</strong> ist die Besonderheit kennzeichnend, daß – von<br />
e<strong>in</strong>igen Schwankungen abgesehen – seit Mitte der 1950er<br />
Jahre e<strong>in</strong>e anhaltende Bestandszunahme stattfand. Seit 1995<br />
siedeln hier – außer im „Störungsjahr“ 1997 – jährlich mehr<br />
als 400 Paare. Im Jahre 2000 wurde dieser Wert wieder<br />
knapp unterschritten.<br />
Der derzeit hohe Bestand an Brutpaaren des Weißstorchs <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> darf nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, daß die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
für diese Art hier bei weitem nicht durchgängig<br />
optimal s<strong>in</strong>d. Die Reproduktion ist ger<strong>in</strong>ger als z. B.<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Gegenden Osteuropas, so daß auch der<br />
sächsische Bestand vermutlich weiterh<strong>in</strong> von der Zuwanderung<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich vorwiegend aus diesen Gebieten abhängig<br />
se<strong>in</strong> wird. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich die<br />
Situation dort e<strong>in</strong>es Tages verschlechtert und daß auch andere<br />
Faktoren wieder zu e<strong>in</strong>er Destabilisierung führen. So<br />
ist die Verbesserung der Lebensbed<strong>in</strong>gungen für den Weißstorch,<br />
z. B. durch Wiederherstellung oder auch Neuschaffung<br />
von Nahrungshabitaten, nach wie vor e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Naturschutzaufgabe <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />
Nach vorausgegangenen entsprechenden Initiativen konnte<br />
das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie im Auftrag<br />
des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt und Landesentwicklung<br />
1994 e<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>en Zeitraum von mehreren<br />
Jahren laufendes <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />
<strong>in</strong>s Leben rufen. Vor allem im Rahmen zweier Werkverträge<br />
erfolgten dazu 1994/95 umfangreiche Vorbereitungen, u. a.<br />
auf der Grundlage e<strong>in</strong>er Auswertung der vorliegenden um-<br />
Tab. 1: Bestandszahlen (<strong>in</strong> Paaren) des Weißstorches <strong>in</strong> verschiedenen Ländern Mitteleuropas<br />
(Angaben aus BOETTCHER-STREIM & SCHÜZ 1989, SCHULZ 1999) * e<strong>in</strong>schließlich sogenannter Projektstörche<br />
Land 1934 1958 1974 1984 1994<br />
Deutschland (gesamt)* 9035 4999 3985 3371 4155<br />
Deutschland (West)* 4407 2499 1957 649 729<br />
Deutschland (Ost) 4628 2500 2928 2722 3426<br />
Dänemark 859 189 40 19 6<br />
Schweiz* 10 0 32 109 162<br />
Österreich 118 + x 276 392 319 350<br />
Tschechien – – – 652 853<br />
Slowakei 2219 – 1124 1018 1082<br />
Ungarn – 7473 4005 4696 4850<br />
Polen – – 32200 30500 40900
Paare<br />
5000<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999<br />
Abb. 3: Bestandsentwicklung des Weißstorchs <strong>in</strong> Deutschland<br />
von 1983 bis 1999; Angaben aus KAATZ<br />
(1999) und BAG WeIßSTORCHSCHUTZ (1997–2000)<br />
fangreichen Daten und Informationen aus <strong>Sachsen</strong> (NATUR-<br />
SCHUTZINSTITUT REGION DRESDEN 1995a, 1995b). Im <strong>Freistaat</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> werden – wie <strong>in</strong> anderen Bundesländern auch – bereits<br />
seit vielen Jahren sowohl der Brutbestand als auch der<br />
Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs alljährlich flächendeckend<br />
von ehrenamtlichen Mitarbeitern erfaßt und teil -<br />
weise auch publiziert (z. B. ERDMANN 1973, 1975; MENZEL &<br />
MENZEL 1967, 1973, 1980, 1988, 1995). E<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven<br />
Ber<strong>in</strong>gungstätigkeit ist es zu verdanken, daß aus <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong><br />
relativ umfangreiches R<strong>in</strong>gfundmaterial vorliegt, anhand dessen<br />
sowohl Angaben zum Zugverhalten (Migration) als auch<br />
Aussagen zu den Überlebensraten (bzw. zur Sterblichkeit)<br />
und zu den Ansiedlungsverhältnissen (Dismigration) gemacht<br />
werden können. Während Angaben zu den Zugwegen und<br />
Überw<strong>in</strong>terungsgebieten vor allem für die Gefährdungsana -<br />
lyse von Bedeutung s<strong>in</strong>d, stellen die Daten zur Dismigration<br />
und Sterblichkeit – zusammen mit den Angaben zur jähr -<br />
lichen Reproduktion – e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage für das Verständnis<br />
populationsökologischer Zusammenhänge dar. E<strong>in</strong>en<br />
weiteren Schwerpunkt bei der Vorbereitung des Artenschutz-<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Abb. 5: Zwei besetzteWeißstorchnester auf e<strong>in</strong>em Gebäude<br />
mit Weichdach; Dauban/Lkr. NOL (hist. Aufnahme)<br />
Foto: Archiv LfUG, ILN<br />
programmes bildete die Analyse der Lebensraumsituation,<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Nahrungshabitate. Hierzu waren umfangreiche<br />
Erhebungen im Freiland erforderlich.<br />
Vorrangiges Ziel des eigentlichen <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
ist die Aufwertung der Lebensräume und die damit verbundene<br />
Verbesserung des Nahrungsangebotes für den Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (vgl. BÄßLER 1993). Hierzu gibt es e<strong>in</strong>en<br />
ganzen Katalog von Maßnahmen, deren Realisierung zwar<br />
bereits erste Erfolge hatte, nicht selten aber auch auf<br />
Schwierigkeiten stößt. E<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt ist die Erhaltung<br />
der Nistplätze bzw. deren Neuschaffung an geeigneten<br />
Orten. Dazu gehören auch die Nestbetreuung und<br />
ggf. die Abwendung von Gefahren im Nestbereich. Die<br />
wichtigste Verlustursache für den Weißstorch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />
nach wie vor die elektrischen Freileitungen. Die<br />
Reduzierung dieser Gefährdung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> muß deshalb<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es se<strong>in</strong>.<br />
Um alle diese Ziele zu erreichen, s<strong>in</strong>d u. a. auch weiterh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />
Öffentlichkeitsarbeit notwendig.<br />
Abb. 4: Weißstorch bei der Nahrungssuche im Flachwasser Foto: Archiv LfUG, H. Rank<br />
11
2 Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
2.1 Verbreitung, Bestand und Bestandsentwicklung<br />
2.1.1 Verbreitung<br />
Der Weißstorch ist Brutvogel des sächsischen Flach- und<br />
Hügellandes mit Verbreitungsschwerpunkt <strong>in</strong> Höhenlagen<br />
unter 200 m über NN, d. h. <strong>in</strong> den nördlichen (und mittleren)<br />
Kreisen der derzeitigen Regierungsbezirke Dresden und<br />
Leipzig (aktuelle Verbreitung siehe Abb. 8). Hauptbrutgebiete<br />
s<strong>in</strong>d die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mit<br />
e<strong>in</strong>igen angrenzenden Bereichen und die Flußniederungsgebiete<br />
der Neiße, der Großen Röder, der Elbe zwischen Riesa<br />
und Torgau sowie der Mulde.<br />
Abb. 6 bis 8 dokumentieren Veränderungen des Vorkommens<br />
des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Die Ausdehnung des<br />
Verbreitungsgebietes <strong>in</strong> südliche Richtung und damit <strong>in</strong><br />
höhere Lagen erfolgte <strong>in</strong> historischer Zeit wohl immer nur<br />
12<br />
43..<br />
44..<br />
45..<br />
46..<br />
47..<br />
48..<br />
49..<br />
50..<br />
51..<br />
52..<br />
53..<br />
54..<br />
55..<br />
56..<br />
57..<br />
58..<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />
Abb. 6 : Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1961<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen (ZIMMERMANN 1933), vermutlich meistens<br />
im Zusammenhang mit Bestandshochs. So brüteten im<br />
16./17. Jahrhundert Weißstörche im Erzgebirge und im<br />
Vogtland <strong>in</strong> 450 – 500 m über NN (Thum/Landkreis Zscho -<br />
pau, Schneeberg/Landkreis Aue, Adorf/Landkreis Oelsnitz).<br />
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab<br />
es e<strong>in</strong> Vorkommen <strong>in</strong> Altendorf bei Chemnitz, ca. 250 m<br />
über NN (HEYDER 1952). Im ehemaligen Kreis Zittau des<br />
Regierungsbezirkes Dresden existierten höhergelegene<br />
Brutplätze <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>schönau (1860er Jahre) und Drausendorf<br />
(1895-1949) (SCHOLZE & LIEBMANN 1930, MAKATSCH<br />
1953, ZIMMERMANN 1934). E<strong>in</strong>ige Angaben aus neuerer<br />
Zeit zur nach Süden gerichteten Ausbreitung im Regierungsbezirk<br />
Chemnitz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 2 aufgeführt, wobei<br />
jeweils nur der zuerst besiedelte Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis genannt<br />
wird. Die Nistplätze liegen überwiegend <strong>in</strong> den<br />
Flußtälern von Weißer Elster, Zwickauer und Freiberger<br />
Mulde, Flöha sowie Zschopau. E<strong>in</strong>e zusammenfassende<br />
Übersicht zum Vorkommen des Weißstorchs im Regierungsbezirk<br />
Chemnitz gibt HERING (1999).<br />
..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />
Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />
< 300<br />
300 – 500<br />
500 – 800<br />
> 800<br />
Brutpaare je MTB-Q<br />
1<br />
2<br />
3 – 5<br />
6 – 10
43..<br />
44..<br />
45..<br />
46..<br />
47..<br />
48..<br />
49..<br />
50..<br />
51..<br />
52..<br />
53..<br />
54..<br />
55..<br />
56..<br />
57..<br />
58..<br />
43..<br />
44..<br />
45..<br />
46..<br />
47..<br />
48..<br />
49..<br />
50..<br />
51..<br />
52..<br />
53..<br />
54..<br />
55..<br />
56..<br />
57..<br />
58..<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />
#<br />
..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
� � � � �<br />
�<br />
� � � �<br />
� � � �<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
�<br />
� � �<br />
� �<br />
� � �<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
� �<br />
� �<br />
� � �<br />
� � �<br />
�<br />
� � �<br />
� �<br />
� �<br />
� � �<br />
� �<br />
� � �<br />
� �<br />
� � � � � � � �<br />
� � � �<br />
� � � � � � �<br />
� � � � � �<br />
� � �<br />
� � � � � � ��<br />
� �<br />
� � � � � �<br />
� � � �<br />
� � �<br />
� � � � � �<br />
�<br />
� �<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />
Abb. 7: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1979<br />
�<br />
� � � �<br />
�<br />
� � � � � � �<br />
� �<br />
� � � � � � � �<br />
�<br />
�<br />
� � � � � � �<br />
� �<br />
�<br />
� � � �<br />
� � �<br />
� � � � � �<br />
� � � �<br />
� � � � � � � � � �<br />
� �<br />
� � �<br />
� �<br />
� � � � �<br />
� � � �<br />
� � � � � � � � � � � �<br />
�<br />
� � � � � �<br />
� � � � � � �<br />
� � � � � �<br />
� � � � � �<br />
�<br />
�<br />
� � � � � � � � � � � �<br />
�<br />
� � � � � � � �<br />
� �<br />
� � �<br />
� � � � � � �<br />
� �<br />
�<br />
� � � �<br />
� � �<br />
� � � � �<br />
� �<br />
� � � � � �<br />
�<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
� �<br />
�<br />
� �<br />
� �<br />
�<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />
Abb. 8: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1999<br />
#<br />
Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />
< 300<br />
300 – 500<br />
500 – 800<br />
> 800<br />
Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />
< 300<br />
300 – 500<br />
500 – 800<br />
> 800<br />
�<br />
Brutpaare je MTB-Q<br />
1<br />
2<br />
3 – 5<br />
6 – 10<br />
Brutpaare je MTB-Q<br />
1<br />
2<br />
3 – 5<br />
6 – 10<br />
13
Auch <strong>in</strong> den Regierungsbezirken Dresden und Leipzig ist<br />
(wieder?) die Tendenz zur Ausbreitung südwärts feststellbar.<br />
Nach ERDMANN (1978) „schiebt sich der Weißstorch<br />
langsam <strong>in</strong> das südliche Hügelland des Regierungsbezirkes<br />
Leipzig e<strong>in</strong>“. Tab.3 enthält entsprechende Angaben aus dem<br />
Regierungsbezirk Dresden.<br />
Die folgenden Daten charakterisieren die aktuelle Situation<br />
zur Süd- bzw. Höhenausbreitung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />
• südlichster Brutplatz: Weischlitz, Altkreis Plauen:<br />
1996 HPo, 360 m über NN<br />
• höchstgelegene Brutplätze: Großhartmannsdorf,<br />
Altkreis Brand-Erbisdorf<br />
Haselbach-Dörnthal,<br />
Altkreis Marienberg,<br />
beide Brutplätze über 500m<br />
über NN<br />
Seiffen, Altkreis Marienberg<br />
660 m über NN<br />
• Anzahl Brutplätze<br />
≥ 300 m über NN: 18<br />
Im größeren Teil des sächsischen Territoriums ist der Weißstorch<br />
ke<strong>in</strong> Brutvogel (vgl. Abb.8). Vor 1980 betrug der Lan -<br />
desanteil mit brütenden Störchen etwa 25 % der Gesamtfläche.<br />
Mit der Erhöhung der Brutbestandes <strong>in</strong> den letzten Jahren von<br />
ca. 300 Paaren auf ca. 400 Paare (siehe Kap. 2.1.2) g<strong>in</strong>g zwar<br />
e<strong>in</strong>e Neubesiedlung von Gebieten e<strong>in</strong>her, doch vergrößerte<br />
sich die <strong>in</strong>sgesamt besiedelte Fläche dadurch nur auf etwa e<strong>in</strong><br />
14<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 2: Ansiedlungen des Weißstorches im Regierungsbezirk Chemnitz <strong>in</strong> neuerer Zeit<br />
Altkreis Ort Jahr Bemerkungen Quelle<br />
Plauen Pausa-Wallengrün 1962 NSI Freiberg<br />
Auerbach Unterlauterbach 1970 Nestbau SAEMANN (1976)<br />
Freiberg Großschirma 1974 Nestbau SAEMANN (1976)<br />
Glauchau Schlunzig 1974 SAEMANN (1976)<br />
Chemnitz<br />
(ehem. K.-Marx-Stadt)<br />
Wittgensdorf 1983 nur e<strong>in</strong>mal HPo KRONBACH et al. (1987)<br />
Zwickau Wolfersgrün 1984 Brutversuch KRONBACH et al. (1987)<br />
Rochlitz Penna 1986 NSI Freiberg<br />
Brand-Erbisdorf Großhartmannsdorf 1989 NSI Freiberg<br />
Hohenste<strong>in</strong>-Ernstthal Falken 1994 NSI Freiberg<br />
Marienberg Seiffen 1995 Staatliches Umweltfachamt Chemnitz<br />
Tab. 3: Ausdehnung des Weißstorch-Verbreitungsgebietes im Regierungsbezirk Dresden <strong>in</strong> südliche Richtung<br />
Altkreis Ort Jahr Bemerkungen Quelle<br />
Sebnitz Langenwolmsdorf 1960 310 m ü. NN, HPo CREUTZ (1967)<br />
Zittau Zittau 1973 HPo SPITTLER (1990)<br />
Pirna Copitz 1979 HPo NSI Dresden<br />
Dippoldiswalde Dippoldiswalde 1992 HPo NSI Dresden<br />
Drittel des sächsischen Territoriums. Den Großteil der h<strong>in</strong>zugekommenen<br />
Brutpaare nahmen die ohneh<strong>in</strong> schon am dichtesten<br />
besiedelten Gebiete auf. Daß andere Landesteile nur <strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>gem Maße besiedelt wurden, hat sicher auch mit deren<br />
Höhenlage zu tun. Allerd<strong>in</strong>gs nistet z. B. <strong>in</strong> der Tschechischen<br />
Republik mehr als e<strong>in</strong> Drittel des Gesamtbestandes <strong>in</strong> Höhenlagen<br />
von über 400m (REIJMAN 1999). Unabhängig von möglichen<br />
zukünftigen Entwicklungen der Storchenbesiedlung ist<br />
es sicher, daß e<strong>in</strong>ige Gebiete im Bergland als Lebensraum für<br />
den Weißstorch nicht (mehr) geeignet s<strong>in</strong>d.<br />
2.1.2 Bestand<br />
Der sächsische Brutbestand bewegte sich <strong>in</strong> den letzten<br />
10 Jahren zwischen 300 und über 400 Paaren (HPa). Die<br />
Altkreise mit der höchsten Storchendichte s<strong>in</strong>d mit 5–10<br />
HPa/100 km 2 Großenha<strong>in</strong>, Bautzen, Niesky und Torgau,<br />
während mittlere Dichten mit 2 – 5 HPa/100 km 2 <strong>in</strong> den Altkreisen<br />
Wurzen, Eilenburg und Görlitz sowie im Gebiet<br />
nördlich von Dresden erreicht werden (Tab. 4).<br />
Innerhalb Deutschlands s<strong>in</strong>d ähnlich hohe bzw. noch etwas<br />
höhere Storchendichten auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kreisen Mecklenburg-Vorpommerns,<br />
Brandenburgs und – <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem<br />
Maße – <strong>Sachsen</strong>-Anhalts zu verzeichnen (BAG WEIß-<br />
STORCHSCHUTZ 2000). In der benachbarten Republik Polen<br />
liegen dagegen die Storchendichten <strong>in</strong> vielen Gebieten deutlich<br />
höher. So werden <strong>in</strong> Nordostpolen Dichten von bis zu<br />
37 HPa/100 km 2 erreicht (GUZIAK & JAKUBIEC 1999).
2.1.3 Bestandsentwicklung<br />
Die Rekonstruktion der Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts bereitet e<strong>in</strong>ige<br />
Schwierigkeiten. Ursache hierfür s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die im Verlaufe<br />
des Jahrhunderts – <strong>in</strong>sbesondere im nördlichen und öst -<br />
lichen <strong>Sachsen</strong> – veränderten Landesgrenzen. Des weiteren<br />
gibt es große Erfassungslücken, vor allem aus der Zeit des<br />
2. Weltkrieges und <strong>in</strong> den Jahren danach. Und schließlich<br />
haben auch unklare Angaben zum Brutstatus (z. B. Bezeichnungen<br />
wie „besetzte und beflogene Nester“ oder die Addition<br />
von ehemals vorhandenen und noch besetzten Nestern)<br />
dazu geführt, daß die frühere Bestandsentwicklung nicht<br />
exakt nachvollzogen werden kann. Erst mit der Arbeit<br />
von SCHÜZ (1952) und der damit verbundenen Vere<strong>in</strong>heit -<br />
lichung der Bezeichnungen gelang e<strong>in</strong>e Verbesserung.<br />
Bestandsentwicklung vor 1950<br />
Der Brutbestand unterlag stets beträchtlichen Schwankungen,<br />
wobei zwischen kurzfristigen (z. B. „Störungsjahre“)<br />
und langfristigen Veränderungen zu unterscheiden ist. E<strong>in</strong><br />
Tiefpunkt wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erreicht,<br />
nachdem es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> „vor zwei- bis dreihundert<br />
Jahren im Niederlande noch Störche genug gegeben hat“<br />
(DÖRFEL 1926). Westsachsen besaß 1906 10 besetzte Nester;<br />
1924 war der letzte Brutplatz <strong>in</strong> Malkwitz bei Oschatz<br />
verwaist (ZIMMERMANN 1933). Im Jahre 1928 umfaßte der<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 4: Altkreise mit hohen Storchendichten (HPa/100 km 2 ) 1958 und 1999<br />
Regierungsbezirk Altkreis 1958 1999<br />
Dresden Großenha<strong>in</strong> 2,4 9,3<br />
Bautzen 3,3 8,1<br />
Niesky 3,1 6,9<br />
Leipzig Torgau 2,5 5,2<br />
Wurzen 2,3 4,8<br />
Eilenburg 1,4 4,1<br />
Abb. 9: Fliegender Weißstorch<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />
sächsische Bestand nur 13 Brutpaare (DÖRFEL 1926, SCHOL-<br />
ZE & LIEBMANN 1930, GÜNTHER 1960/62). Die 1930er Jahre<br />
brachten e<strong>in</strong>en Bestandsanstieg mit dem Höchststand zwischen<br />
1934 und 1940. In Ostsachsen waren 1934 m<strong>in</strong>destens<br />
83 besetzte Nester zu verzeichnen (ZIMMERMANN<br />
1933), <strong>in</strong> Westsachsen m<strong>in</strong>destens 13 (ZIMMERMANN &<br />
BÖHMER 1941). Die Erfassungen <strong>in</strong> den Kriegs- und Nachkriegsjahren<br />
weisen die bereits erwähnten Lücken auf; der<br />
Bestand hielt sich jedoch trotz zusätzlicher kriegsbed<strong>in</strong>gter<br />
Verluste etwa auf dem Niveau der 1930er Jahre. GÜNTHER<br />
(1956), der sich mit dem Weißstorchbestand der Kreise Riesa<br />
und Großenha<strong>in</strong> nach 1945 befaßte, stellte dazu fest, „daß<br />
früher geäußerte Befürchtungen, der Storch werde bald aussterben,<br />
nicht begründet s<strong>in</strong>d“.<br />
Die Ursachen des zeitweilig starken Bestandsrückganges <strong>in</strong><br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren sowohl Verluste<br />
während des Zuges und im W<strong>in</strong>terquartier (Verfolgung<br />
durch den Menschen, Aufnahme vergifteter Heuschrecken,<br />
vgl. KLENGEL 1918, DÖRFEL 1926) als auch Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
im heimischen Brutgebiet. Dazu werden Zerstörung<br />
des Lebensraumes (Bergbau, Entwässerung), Gefährdungen<br />
durch Elektroanlagen, Abschuß (Jagd, Abwehr von Fischereischäden<br />
[!], Kriegswirren), Niststättenmangel (Gebäudeabriß<br />
bzw. –modernisierung, Baumfällungen) und auch<br />
Kämpfe um den Nistplatz genannt. Zu diesen stellte jedoch<br />
bereits KLENGEL (1918) fest, daß sie ihren Grund offenbar<br />
nicht im Mangel an Niststätten haben, da es „ja auch zahlreiche<br />
leerstehende (geeignete) Nester im Lande gibt“.<br />
Bestandsentwicklung 1950 bis 1999<br />
Die Entwicklung der Weißstorchpopulation <strong>Sachsen</strong>s <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
derzeitigen Grenzen von 1950 bis 1999 ist <strong>in</strong> Abb. 10<br />
dargestellt. Die Werte bis 1957 s<strong>in</strong>d lückenhaft. Im Jahre<br />
1958 erfolgte e<strong>in</strong>e erste (vollständige) Bestandsaufnahme<br />
für das Gebiet der DDR (SCHILDMACHER 1960). Für die ersten<br />
Jahre nach 1958 konnten wiederum nicht alle Daten<br />
ermittelt werden, obwohl durch die sächsischen Weißstorchbetreuer<br />
versucht wurde, die Geschichten aller seit<br />
1950 bestehenden Nester zurückzuverfolgen. Der Brutbestand<br />
zeigt seit 1950 e<strong>in</strong>e stetige Zunahme. Im Jahre 1972<br />
erreichte er erstmals über 200 Nestpaare (HPa) und im Jahre<br />
1980 nisteten bereits 300 HPa <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Seit 1995 weist<br />
der sächsische Bestand mit über 400 Nestpaaren und e<strong>in</strong>er<br />
Dichte von bis zu 2,42 HPa/100 km 2 (1996) e<strong>in</strong>e auch<br />
deutschlandweit bedeutende Charakteristik auf.<br />
15
Begleitet wird die <strong>in</strong>sgesamt positive Brutbestandsentwicklung<br />
naturgemäß vom Auftreten „guter und schlechter Storchenjahre“.<br />
Nach SAUTER & SCHÜZ (1954) s<strong>in</strong>d die Merkmale<br />
von „Störungsjahren“ e<strong>in</strong>e verspätete Ankunft der<br />
Störche im Brutgebiet, e<strong>in</strong> hoher Anteil von Paaren ohne<br />
Junge (HPo) sowie e<strong>in</strong>e niedrige mittlere Jungenzahl je<br />
Nestpaar. Die Ursache hierfür s<strong>in</strong>d ungünstige Wetterlagen<br />
(fehlende Thermik!) <strong>in</strong> den Durchzugsgebieten, welche den<br />
Heimzug beh<strong>in</strong>dern und die Störche verspätet und geschwächt<br />
im Brutgebiet e<strong>in</strong>treffen lassen (GRIESON-PFLIE-<br />
GER 1997). E<strong>in</strong> derartig schlechter Start führt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Schlechtwetterperioden während der Brutzeit (Jungenverluste<br />
durch das Zusammenwirken von Unterkühlung und<br />
Nahrungsmangel) zu e<strong>in</strong>em „Störungsjahr“. Solche Jahre<br />
waren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 1963, 1967, 1968, 1973, 1983, 1986, 1991<br />
und 1997. Diesen „schlechten Storchenjahren“ stehen die<br />
„guten Storchenjahre” 1966, 71, 74, 78, 80, 81, 87, 94, 96,<br />
98 gegenüber (STEFFENS et al. 1998, ergänzt). H<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Auftretens „guter und schlechter Storchenjahre“ gibt es –<br />
selbst <strong>in</strong>nerhalb <strong>Sachsen</strong>s – regionale Unterschiede.<br />
Begünstigend auf die Entwicklung des Weißstorchbestandes<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> haben sich zwei Faktorenkomplexe ausgewirkt:<br />
1. Die relativ mäßige Intensität sowie die spezifische Ausprägung<br />
der Landnutzung <strong>in</strong> den Kerngebieten des<br />
Weißstorchvorkommens <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />
Obwohl die Landwirtschaft <strong>in</strong> der DDR durch Großbetriebe<br />
und <strong>in</strong>tensive Produktion auf großen Schlägen ge-<br />
16<br />
Anzahl Nestpaare<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Nestpaare mit Jungen<br />
Nestpaare ohne Junge<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
0<br />
1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998<br />
Abb. 10: Bestandsentwicklung des Weißstorchs (Nestpaare gesamt) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis 1999<br />
kennzeichnet war und z.T. <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />
auch noch ist, verblieben zahlreiche Flächen, die auf<br />
Grund ihrer Standortqualität und Lage bzw. der zu erwartenden<br />
ger<strong>in</strong>gen Erträge für die Intensivbewirtschaftung<br />
(E<strong>in</strong>satz von Großmasch<strong>in</strong>en-Komplexen) nicht geeignet<br />
waren. Das betraf vor allem Feuchtgebiete, aber auch<br />
Splitterflächen zwischen Großschlägen. Außerdem verh<strong>in</strong>derten<br />
u. a. die Eigentumsverhältnisse <strong>in</strong> der DDR e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tensive Nutzung aller Flächen.<br />
Dem Weißstorch kam auch die verstärkte Erweiterung<br />
der Tierproduktion <strong>in</strong> der DDR, d. h. der Aufbau großer<br />
Tierbestände (z. B. Milchviehanlagen mit 2000 Milchkühen)<br />
mit den dazugehörigen Futterflächen (Grünland<br />
und Feldfutter, z. T. mit Beregnung), zugute. Die Bewirtschaftung<br />
der Futterflächen <strong>in</strong> Form von Beweidung oder<br />
Grünfutterernte bei Stallhaltung der R<strong>in</strong>der ergab ständig<br />
verfügbare Nahrungsflächen während der gesamten Brut -<br />
zeit (CREUTZ 1967, ERDMANN 1973 und 1978).<br />
2. Praktischer Weißstorchschutz<br />
Fördernd auf die Bestandsentwicklung des allgeme<strong>in</strong> beliebten<br />
Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wirkten und wirken sich<br />
zweifellos Schutzmaßnahmen aus: Errichtung und Pflege<br />
von Nisthilfen, Entschärfung gefährlicher elektrischer<br />
Anlagen, Rettung bedrohter oder verletzter Jung- und Altvögel<br />
usw. Desweiteren werden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> seit Anfang<br />
der 1990er Jahre mit der staatlich geförderten, naturschutzgerechten<br />
Pflege von Wiesen sowie der Renaturie-
Abb. 11: Weißstorchgelege Foto: P. Reuße<br />
rung von ehemals meliorierten Feuchtgebieten viele<br />
Bemühungen zur Wiederherstellung von Nahrungsflächen<br />
unternommen. So werden z. B. durch das Landschaftspflegeteam<br />
des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region Dresden<br />
seit 1994 jährlich ca. 120 ha Wiesenflächen im Moritzburger<br />
Teichgebiet naturschutzgerecht bewirtschaftet.<br />
Der Fördervere<strong>in</strong> für die Natur der Oberlausitzer Heideund<br />
Teichlandschaft pflegt seit 1997 4ha Wiesen im Nahfeld<br />
von Niststätten (HIEKE 2000).<br />
2.2 Fortpflanzungsergebnisse<br />
Um die Situation e<strong>in</strong>er Vogelart <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet e<strong>in</strong>schätzen<br />
zu können, s<strong>in</strong>d Kenntnisse über den Populationsparameter<br />
mittlere Zahl Junge je Brutpaar<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
JZa<br />
JZm<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Bruterfolg von entscheidender Bedeutung. Deshalb wird<br />
auch an allen Brutplätzen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> alljährlich das Fortpflanzungsergebnis<br />
des Weißstorches ermittelt. Die Zäh lung<br />
der Jungstörche im Nest erfolgt <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt,<br />
an dem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, daß die Jungen bis<br />
zum Flüggewerden überleben, relativ hoch ist.<br />
Wie der Bestand des Weißstorchs (siehe Kap. 2.1.3) zeigen<br />
auch die Zahlen der Nestpaare ohne Junge (HPo) sowie die<br />
Jungenzahlen der erfolgreichen Paare (JZm) mehr oder weniger<br />
große Schwankungen von Jahr zu Jahr. Hier macht<br />
sich <strong>in</strong>sbesondere der E<strong>in</strong>fluß von Störungsjahren bemerkbar<br />
(vgl. Kap. 2.1.3). Die jährlichen Fortpflanzungserfolge<br />
im Zeitraum 1950 bis 1999 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 12 dargestellt. Ins<br />
Auge fallen die Schwankungen von Jahr zu Jahr, die wohl<br />
vor allem auf den E<strong>in</strong>fluß des Wettergeschehens zurückzuführen<br />
s<strong>in</strong>d. Sichtbar ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abnahme der Reproduktionsrate<br />
über diesen langen Zeitraum. Die l<strong>in</strong>eare<br />
Regression <strong>in</strong> Abb. 12 zeigt e<strong>in</strong>en Rückgang der mittleren<br />
Jungenzahl (JZa) im betrachteten Zeitraum von 2,1 auf<br />
1,75. Allerd<strong>in</strong>gs läßt sich diese fallende Tendenz wegen<br />
der starken jährlichen Schwankungen statistisch nicht sichern.<br />
Die Zusammenfassung der Werte <strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten<br />
zeigt e<strong>in</strong>e Abnahme vor allem im letzten Jahrzehnt<br />
(Abb. 13). Der Rückgang des Bruterfolges der<br />
sächsischen Brutpopulation ist möglicherweise auch e<strong>in</strong><br />
Ausdruck sich verschlechternder Lebensbed<strong>in</strong>gungen für<br />
den Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. In diesem Zusammenhang<br />
kommt dem Nahrungsangebot während der Fortpflanzungsperiode<br />
wohl die größte Bedeutung zu (s. auch Kap.<br />
2.4.2). Daß es nicht nur E<strong>in</strong>flußfaktoren außerhalb des<br />
Brutgebietes mit negativen Auswirkungen auf die Kondition<br />
der Vögel s<strong>in</strong>d, die zum Rückgang der Reproduktionsrate<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> führen können, liegt <strong>in</strong>sofern nahe, als dieses<br />
Phänomen anderswo offenbar (noch) nicht festgestellt<br />
y = -0,0072x + 2,1191<br />
R 2 = 0,0709<br />
0,0<br />
1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998<br />
Abb. 12: Jährlicher Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis 1999<br />
17
mittlerer Fortpflanzungserfolg (JZa)<br />
wurde. So ist zu vermuten, daß im Zuge des Bestandsanstiegs<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zunehmend auch Ansiedlungen an suboptimalen<br />
Plätzen stattfanden bzw. stattf<strong>in</strong>den und die dort<br />
siedelnden Paare durch ihren ger<strong>in</strong>geren Erfolg das gesamte<br />
Fortpflanzungsergebnis negativ bee<strong>in</strong>flussen. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt, daß bei den Neuansiedlungen möglicherweise e<strong>in</strong>e<br />
18<br />
n =<br />
3,50<br />
588 1.475 2.351 2.885 3.663<br />
3,00<br />
2,50<br />
2,00<br />
1,50<br />
1,00<br />
0,50<br />
0,00<br />
1950 – 59 1960– 69 1970 – 79 1980 – 89 1990 – 99<br />
Abb. 13: Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten; dargestellt s<strong>in</strong>d jeweils<br />
das arithmetische Mittel, die Standardabweichung<br />
und die Spanne der Werte<br />
Abb. 14: Nestkampf; 10.04.1981, Wartha/Lkr. Kamenz<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
größere Anzahl von jungen Vögeln mit bekanntermaßen<br />
noch nicht voll ausgeprägter Reproduktionsleistung beteiligt<br />
ist sowie der Neuansiedlungsprozeß ohneh<strong>in</strong> oft erst<br />
nach e<strong>in</strong>iger Zeit mit vollkommenerer ökologischer E<strong>in</strong> -<br />
nischung der Paare e<strong>in</strong>hergeht. E<strong>in</strong>e spe zielle Untersuchung<br />
dazu steht jedoch aus.<br />
Im Vergleich mit anderen Gebieten Deutschlands fällt der relativ<br />
ger<strong>in</strong>ge Fortpflanzungserfolg der sächsischen Weißstörche<br />
aber im großen und ganzen nicht deutlich ab. KAATZ<br />
(1999) gibt für die sechs storchenreichsten Bundesländer die<br />
mittleren Jungenzahlen (JZa) der Jahre 1991, 1994 und 1995<br />
an. Der höchste Wert wurde <strong>in</strong> diesen Jahren im Durchschnitt<br />
mit 2,0 Jungen pro Nestpaar <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>-Anhalt erreicht,<br />
der niedrigste mit 1,2 Jungen/HPa <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />
<strong>Sachsen</strong> rangierte mit 1,6 Jungen/HPa im mittleren<br />
Bereich. Deutlich höher liegen die Reproduktionsraten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Gebieten Polens, wo z.B. im Jahre 1995 im gesamten<br />
Land im Mittel 2,13 Junge je Nestpaar großgezogen wurden<br />
(GUZIAK & JAKUBIEC 1999). In Deutschland lag der Wert <strong>in</strong><br />
diesem Jahr bei 1,6 Jungen je Nestpaar (im sehr guten Storchenjahr<br />
1994 allerd<strong>in</strong>gs bei 2,1; KAATZ 1999). Für Tschechien<br />
gibt REIJMAN (1999) für 1995 2,1 Junge/HPa an; das<br />
Brutergebnis des Jahres 1994 mit im Mittel 2,5 Jungen/HPa<br />
wird als außergewöhnlich hoch bezeichnet.<br />
Abb. 15: Fünf Junge im Nest; 01.08.1993, Böhla/Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong> Foto: Archiv LfUG, P. Reuße
2.3 Zug, Ansiedlungsverhältnisse, Sterb lichkeit<br />
und Altersstruktur<br />
2.3.1 Vorbemerkungen<br />
Seit m<strong>in</strong>destens 70 Jahren werden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> Weißstörche<br />
zu wissenschaftlichen Zwecken ber<strong>in</strong>gt. Damit hat die<br />
Weißstorchber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> diesem Lande e<strong>in</strong>e lange Tradition.<br />
Diente die Ber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten vorwiegend<br />
der Erforschung der Zugwege der Art, so galt <strong>in</strong> jüngerer<br />
Zeit das Interesse zunehmend auch populationsökologischen<br />
Fragestellungen (z.B. CREUTZ 1982). Kenntnisse z. B.<br />
über die Sterblichkeit, das Erstbrutalter und die Ansiedlungsverhältnisse<br />
(Dismigration) s<strong>in</strong>d wichtig für das Verständnis<br />
der Populationsdynamik e<strong>in</strong>er Art und im wesentlichen<br />
nur über die Ber<strong>in</strong>gung zu erhalten. Doch geht es nicht<br />
darum, möglichst viele Vögel mit R<strong>in</strong>gen zu markieren. Die<br />
gezielte Suche nach R<strong>in</strong>gvögeln und die Ablesung der R<strong>in</strong>ge<br />
sowie die Erfassung wichtiger Daten zu diesen Vögeln<br />
(Brutstatus usw.) s<strong>in</strong>d die Grundlage für die ent schei -<br />
denden Schlußfolgerungen. Ber<strong>in</strong>gungsprogramme für den<br />
Weiß storch müssen also die Ber<strong>in</strong>gung und die möglichst<br />
flächendeckende Erfassung von R<strong>in</strong>gvögeln be<strong>in</strong>halten, wie<br />
das schon mehrfach gefordert wurde (z. B. SIEFKE 1989,<br />
KÖPPEN 1996a, b).<br />
Zum Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> liegt e<strong>in</strong> umfangreiches Wiederfundmaterial<br />
vor. Es bot sich an, dieses Material zu analysieren,<br />
um die Ergebnisse <strong>in</strong> das „<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch“ e<strong>in</strong>fließen zu lassen. Dabei sollte man sich<br />
stets dessen bewußt se<strong>in</strong>, daß es sich um e<strong>in</strong>e regionale Auswertung<br />
mit all ihren Vor- und Nachteilen handelt. Die Vorteile<br />
bestehen u. a. <strong>in</strong> der Überschaubarkeit des Materials<br />
Anzahl Ber<strong>in</strong>gungen<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
und dar<strong>in</strong>, daß Aussagen für das Land <strong>Sachsen</strong> möglich<br />
s<strong>in</strong>d, ohne zw<strong>in</strong>gend auf allgeme<strong>in</strong>e Ergebnisse oder Ergebnisse<br />
aus anderen Gebieten (die oft nicht so ohne weiteres<br />
übertragbar s<strong>in</strong>d) angewiesen zu se<strong>in</strong>. Die Nachteile e<strong>in</strong>er<br />
solchen Auswertung liegen z. B. im vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />
Umfang des Materials für e<strong>in</strong>zelne Fragestellungen und<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Wiederfund-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten im<br />
Gebiet bzw. außerhalb des Gebietes.<br />
Von besonderer Naturschutzrelevanz s<strong>in</strong>d die Parameter<br />
Dismigration und Mortalität. In Zusammenhang mit der<br />
Mortalität steht auch die Analyse der Todesursachen, die<br />
Aussagen zur Gefährdung der Art ermöglicht und deren Ergebnisse<br />
deshalb <strong>in</strong> Kap. 2.5.7 dargestellt werden. Und<br />
Kenntnisse zum Zugverhalten, d. h. darüber, <strong>in</strong> welchen Gebieten<br />
sich die Störche im Jahresverlauf aufhalten, s<strong>in</strong>d<br />
nicht nur <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von Interesse.<br />
2.3.2 Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfundmaterial<br />
Ber<strong>in</strong>gungszahlen<br />
Die Daten im Datenspeicher der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee<br />
reichen zurück bis zum Jahr 1929. Bis 1963 wurden<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> R<strong>in</strong>ge der Ber<strong>in</strong>gungszentralen Rossitten/Ra -<br />
dolf zell und Helgoland verwendet. Die Zahl der ber<strong>in</strong>gten<br />
Störche aus dieser Zeit ist nicht bekannt. Vom Jahre 1964 an<br />
erfolgte die Ber<strong>in</strong>gung im gesamten Gebiet der ehemaligen<br />
DDR mit R<strong>in</strong>gen der Vogelwarte Hiddensee. In <strong>Sachsen</strong><br />
wurden seitdem 7.168 Weißstörche markiert (Stichtag<br />
31.5.1999); dabei handelte es sich zu über 99 % um Nest -<br />
l<strong>in</strong>ge. Die jährlichen Ber<strong>in</strong>gungszahlen (bis e<strong>in</strong>schließlich<br />
1998) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 16 dargestellt.<br />
1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997<br />
Abb. 16: Jährliche Anzahl ber<strong>in</strong>gter Weißstörche von 1964 bis 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
19
In den Ber<strong>in</strong>gungszahlen spiegeln sich mehr oder weniger<br />
deutlich die Reproduktionsergebnisse der e<strong>in</strong>zelnen Jahre<br />
(siehe Kap. 2.2, Abb. 12) wieder, doch gibt es auch andere<br />
E<strong>in</strong>flußfaktoren. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre<br />
wurden Diskussionen um die Weiterführung der Weißstorchber<strong>in</strong>gung<br />
geführt. Der Anlaß hierfür war vor allem<br />
e<strong>in</strong> Bericht über gesundheitliche Risiken, die für Weißstörche<br />
durch die Ber<strong>in</strong>gung über dem Intertarsalgelenk entstehen<br />
(SCHULZ 1987, 1988). Diese Diskussion hatte auch E<strong>in</strong>schränkungen<br />
für die Ber<strong>in</strong>gung von Weißstörchen <strong>in</strong><br />
Ostdeutschland zur Folge (SIEFKE 1989), die <strong>in</strong> den sächsischen<br />
Ber<strong>in</strong>gungszahlen ihren Niederschlag fanden. So ist<br />
der Abfall der Ber<strong>in</strong>gungszahlen nach 1988 u. a. durch die<br />
Beschränkung der Ber<strong>in</strong>gungsaktivitäten auf wenige Gebiete<br />
(Kreise) zu erklären. Im Jahre 1990 war die Ber<strong>in</strong>gungszahl<br />
trotz e<strong>in</strong>es guten Brutergebnisses relativ ger<strong>in</strong>g, was<br />
möglicherweise mit der gesellschaftlichen Situation zu tun<br />
hat, während die ger<strong>in</strong>ge Zahl von 1991 vor allem durch die<br />
schlechten Brutergebnisse dieses Jahres zu erklären ist. Im<br />
Jahre 1993 war bereits wieder e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme<br />
der Ber<strong>in</strong>gungszahl zu verzeichnen. Im Gegensatz zu anderen<br />
Gebieten Ostdeutschlands (KÖPPEN 1996a) wurde <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> sogar wieder das Niveau von Mitte bis Ende der<br />
1980er Jahre erreicht. Die deutliche Abnahme der Ber<strong>in</strong>gungszahlen<br />
nach 1994 kann teilweise durch die ger<strong>in</strong>ge<br />
Reproduktion (1995 und 1997), teilweise aber auch durch<br />
verm<strong>in</strong>derte Ber<strong>in</strong>gungs<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kreisen sowie<br />
als Folge des Übergangs zur Arbeit nach Vorgabe e<strong>in</strong>es entsprechenden<br />
Ber<strong>in</strong>gungsprogrammes erklärt werden. Im<br />
Jahre 1998 lag die Zahl der ber<strong>in</strong>gten Störche wieder deutlich<br />
höher. Insgesamt ist die zeitliche Verteilung der Ber<strong>in</strong>gungen<br />
über den betrachteten Zeitraum sehr <strong>in</strong>homogen,<br />
was bei der Auswertung der Wiederfunde Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>den muß. Das gilt auch für die räumliche Verteilung der<br />
Ber<strong>in</strong>gungen im Bezugsgebiet. Der Hauptgrund für die ungleichmäßige<br />
Verteilung der Ber<strong>in</strong>gungen im Lande (Abb.<br />
17, Tab. 5) ist sicher die ungleichmäßige Verteilung der<br />
Brutpaare (s. Kap. 2.1.1, Abb. 6–8).<br />
20<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 5: Ber<strong>in</strong>gungszahlen des Weißstorches <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, aufgeschlüsselt auf die Territorien der heutigen Kreise<br />
Kreis Anzahl Jahre Kreis Anzahl Jahre<br />
Bautzen 2030 35 Löbau-Zittau 16 2<br />
Riesa-Großenha<strong>in</strong> 1652 31 Sächsische Schweiz 11 5<br />
Torgau-Oschatz 926 30 Sächsischer Oberlausitzkreis 11 2<br />
Kamenz 679 33 Leipzig (Stadt) 9 3<br />
Niederschl. Oberlausitzkreis 601 28 Mittweida 6 2<br />
Delitzsch 570 34 Chemnitzer Land 5 2<br />
Muldentalkreis 434 30 Dresden (Stadt) 5 3<br />
Leipziger Land 144 29 Vogtlandkreis 5 1<br />
Görlitz (Stadt) 36 8 Weißeritzkreis 2 1<br />
Meißen 26 10<br />
Doch werden nicht <strong>in</strong> allen Gebieten mit e<strong>in</strong>er hohen Storchendichte<br />
auch viele Störche ber<strong>in</strong>gt, wie e<strong>in</strong> Vergleich<br />
zwischen der Jungenzahl <strong>in</strong>sgesamt und der Zahl der ber<strong>in</strong>gten<br />
nestjungen Störche <strong>in</strong> verschiedenen (Alt-)Kreisen zeigt<br />
(Abb.18). Diese Verhältnisse entstanden gebietsweise erst <strong>in</strong><br />
der Zeit nach der Sperrung des Weißstorches für die all -<br />
geme<strong>in</strong>e Ber<strong>in</strong>gung im Jahre 1988 (SIEFKE 1989) bzw. durch<br />
die Konzentration auf Ber<strong>in</strong>gungsprogramme (KÖPPEN<br />
1996a, b). So erfolgten z. B. im Gebiet des heutigen Niederschlesischen<br />
Oberlausitzkreises von 1989 bis 1995 ke<strong>in</strong>e<br />
Weißstorchber<strong>in</strong>gungen mehr und <strong>in</strong> den Jahren danach nur<br />
noch ganz wenige. Im Kreis Torgau-Oschatz wurde im Zeitraum<br />
1989 bis 1992 die Ber<strong>in</strong>gung von Weißstörchen ausgesetzt.<br />
Im Kreis Kamenz sowie im Muldentalkreis fanden<br />
1997–98 überhaupt ke<strong>in</strong>e Weißstorchber<strong>in</strong>gungen mehr statt.<br />
Verwendete R<strong>in</strong>gtypen<br />
Ziel der Ber<strong>in</strong>gung ist es, Wiederfunde zu erhalten. Die Zahl<br />
der Totfunde ist stets relativ ger<strong>in</strong>g, und Kontrollfänge s<strong>in</strong>d<br />
bei e<strong>in</strong>er Art wie dem Weißstorch kaum möglich bzw. aus<br />
Schutzgründen abzulehnen. Deshalb wurden bereits <strong>in</strong> den<br />
1930er Jahren große R<strong>in</strong>ge (sogenannte Kennr<strong>in</strong>ge) verwendet,<br />
die e<strong>in</strong> Ablesen der Nummern mit Fernglas oder besser<br />
noch Spektiv ermöglichen (s. auch CREUTZ 1988). Die Ablesbarkeit<br />
der R<strong>in</strong>ge konnte später durch das Anlegen über dem<br />
Fersengelenk noch verbessert werden. Da sich aber zeigte,<br />
daß diese Art der Ber<strong>in</strong>gung mit größeren Risiken für das Tier<br />
verbunden ist (SCHULZ 1987, 1988), wurde sie auch <strong>in</strong> der<br />
DDR untersagt (SIEFKE 1989). Seither gibt es Bemühungen<br />
um e<strong>in</strong>e Verbesserung der Ablesbarkeit der (unterhalb des<br />
Fersen gelenkes angelegten) Weißstorch-Kennr<strong>in</strong>ge (KÖPPEN<br />
1996b) bzw. um die Entwicklung e<strong>in</strong>es ganz neuartigen Kennr<strong>in</strong>ges<br />
(Information W. Fiedler, Vogelwarte Radolfzell).<br />
Wiederfunde<br />
Wiederfunde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />
Von den <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gten Weißstörchen liegen bisher<br />
(Stand: Juli 1999) <strong>in</strong>sgesamt 2.088 Wiederfunde von 1.041
9<br />
144<br />
5<br />
570<br />
434<br />
926<br />
Abb. 17: Anzahl der Ber<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen<br />
Anzahl<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
5<br />
6<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
1652<br />
26<br />
2<br />
5<br />
679<br />
11<br />
2030<br />
Torgau Großenha<strong>in</strong> Kamenz Hoyerswerda Bautzen Niesky<br />
Anzahl Jungvögel Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel<br />
Abb. 18: Vergleich zwischen der Jungvogelzahl und der Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel <strong>in</strong> denjenigen Kreisen vor der Kreis -<br />
gebietsreform, <strong>in</strong> denen im Zeitraum 1964 – 94 mehr als 1000 Jungvögel registriert wurden<br />
601<br />
16<br />
36<br />
21
Vögeln vor. Davon beziehen sich 1.915 Rückmeldungen<br />
(von 918 Vögeln) auf seit 1964 mit R<strong>in</strong>gen der Ber<strong>in</strong>gungszentrale<br />
Hiddensee markierte und 173 Rückmeldungen (von<br />
123 Vögeln) auf zwischen 1929 und 1963 mit e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g<br />
der Vogelwarten Rossitten, Radolfzell oder Helgoland markierte<br />
Störche. Tab. 6 zeigt die Verteilung der Wiederfunde<br />
auf die e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer und Staaten.<br />
Bei den 918 wiedergefundenen Hiddensee-R<strong>in</strong>gvögeln liegt<br />
von 613 (67 %) nur e<strong>in</strong> Wiederfund vor, 120 (13 %) wurden<br />
2mal festgestellt, 56 (6 %) 3mal und 36 (4 %) 4mal. Vom<br />
Rest der Vögel gibt es 4 bis maximal 21 Nachweise. Die<br />
Wiederfundrate der 7168 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen<br />
markierten Weißstörche beträgt 12,8 %. In diese Berechnung<br />
g<strong>in</strong>g jeder wiedergefundene Vogel nur e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> (im<br />
Gegensatz z. B. zur Berechnung der Wiederfundrate durch<br />
KÖPPEN 1996a, der auch Mehrfachfunde e<strong>in</strong>bezieht und dadurch<br />
zu e<strong>in</strong>er höheren Wiederfundrate kommt).<br />
Während die jährliche Anzahl der Totfunde – mit Schwankungen<br />
von Jahr zu Jahr – annähernd gleich blieb, erhöhte<br />
sich die Zahl der Ablesungen bis zum Ende der 1980er Jahre<br />
stetig. Seither werden der Ber<strong>in</strong>gungszentrale jährlich im<br />
Durchschnitt 84 (61–100) Ablesungen von Hiddensee-R<strong>in</strong>g -<br />
vögeln gemeldet (Abb. 19).<br />
Wiederfunde außerhalb <strong>Sachsen</strong>s ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Es liegen <strong>in</strong>sgesamt 718 Wiederfunde (354 Vögel) von<br />
außerhalb <strong>Sachsen</strong>s ber<strong>in</strong>gten Störchen vor, bei denen es<br />
sich überwiegend um Vögel handelt, die <strong>in</strong> den anderen ostdeutschen<br />
Bundesländern mit R<strong>in</strong>gen der Ber<strong>in</strong>gungszentrale<br />
Hiddensee markiert wurden (Tab. 7). Wie auch bei den<br />
Wiederfunden sächsischer R<strong>in</strong>gvögel handelt es sich bei<br />
diesen Wiederfunden überwiegend um Ablesungen.<br />
2.3.3 Zug<br />
Allgeme<strong>in</strong>es zum Weißstorchzug<br />
Die mitteleuropäische Population des Weißstorchs wird<br />
durch e<strong>in</strong>e imag<strong>in</strong>äre Trennl<strong>in</strong>ie, die sogenannte Zugscheide,<br />
<strong>in</strong> Ost- und Westzieher geteilt. Das heißt, daß Störche,<br />
die östlich dieser L<strong>in</strong>ie brüten, auf südöstlichem Wege <strong>in</strong>s<br />
afrikanische W<strong>in</strong>terquartier ziehen, während die westlich<br />
der Zugscheide nistenden Weißstörche den südwestlichen<br />
Weg wählen. Der Zugscheidengrat verläuft nach SCHULZ<br />
(1988) „von Holland aus am Weserbergland entlang zum<br />
SW-Fuß des Harzes und zum Kyffhäusergebirge; von hier<br />
Bundesland bzw. Staat Anzahl WF Bundesland bzw. Staat Anzahl WF<br />
<strong>Sachsen</strong> 1376 Jugoslawien 4<br />
<strong>Sachsen</strong>-Anhalt 150 Libanon 4<br />
Brandenburg 140 Kenia 3<br />
Thür<strong>in</strong>gen 19 Libyen 3<br />
Mecklenburg-Vorpommern 15 Schweiz 3<br />
Berl<strong>in</strong> 1 Italien 2<br />
alte Bundesländer 91 Mosambik 2<br />
Tschechien 49 Sambia 2<br />
Polen 43 Slowakei 2<br />
Ungarn 25 Syrien 2<br />
Israel 24 Tansania 2<br />
Südafrika 20 Äthiopien 1<br />
Simbabwe 18 Elfenbe<strong>in</strong>küste 1<br />
Türkei 14 Gabun 1<br />
Frankreich 13 Griechenland 1<br />
Ägypten 9 Jordanien 1<br />
Bulgarien 9 Malawi 1<br />
Spanien 9 Schweden 1<br />
Österreich 8 Tschad 1<br />
Rumänien 6 Uganda 1<br />
Rußland 5 Zaire 1<br />
Sudan 5<br />
22<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 6: Wiederfunde (WF) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Bundesländern Deutschlands und <strong>in</strong> anderen<br />
Staaten
Wiederfundzahl<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Ablesungen<br />
Totfunde<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
0<br />
1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996<br />
Abb.19: entwicklung der Wiederfundzahlen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen markierter Weißstörche im Zeitraum 1964<br />
bis 1998<br />
Tab. 7: Zahlen der mit R<strong>in</strong>gen anderer Ber<strong>in</strong>gungszentralen ber<strong>in</strong>gten und <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
wiedergefundenen Weißstörche<br />
Ber<strong>in</strong>gungszentrale/Land Anzahl der Wiederfunde Anzahl der Vögel<br />
Hiddensee 550 275<br />
davon Brandenburg 251 147<br />
<strong>Sachsen</strong>-Anhalt 237 96<br />
Mecklenburg-Vorpommern 48 26<br />
Thür<strong>in</strong>gen 14 6<br />
Helgoland 55 34<br />
Radolfzell 23 14<br />
Rossitten 3 3<br />
Tschechien 51 16<br />
Polen 22 8<br />
Schweiz 12 2<br />
Niederlande 1 1<br />
Frankreich 1 1<br />
aus zieht er nach Süden, erreicht Bayern und folgt den Flüssen<br />
Lech und Regnitz westlich des 11. Längengrades bis<br />
zum Alpenfuß.“ Östlich und westlich dieser L<strong>in</strong>ie bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong> „Zugscheiden-Mischgebiet“, <strong>in</strong> dem sowohl ostals<br />
auch westziehende Störche vorkommen. Nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Teil der deutschen Störche verläßt das Brutgebiet <strong>in</strong> SW-<br />
Richtung, um über Frankreich und Spanien nach Afrika zu<br />
ziehen. Die W<strong>in</strong>terquartiere dieser Westzieher bef<strong>in</strong>den<br />
sich vor allem im westlichen Afrika. Der weitaus größte<br />
Teil der Brutvögel Deutschlands – darunter die Mehrheit<br />
der sächsischen Vögel – wählt h<strong>in</strong>gegen den südöstlichen<br />
Zugweg über den Balkan, entlang der Küste des Schwarzen<br />
Meeres bis zum Bosporus. Nach Überqueren dieser Meer -<br />
enge fliegen sie weiter <strong>in</strong> Richtung Golf von Iskenderun bei<br />
Adana (Türkei), folgen dann der Mittelmeerküste <strong>in</strong> Richtung<br />
Süden, um schließlich nach Überfliegen der S<strong>in</strong>ai-<br />
Halb<strong>in</strong>sel und des Golfes von Suez den afrikanischen Kont<strong>in</strong>ent<br />
<strong>in</strong> Ägypten zu erreichen. Anschließend fliegen die<br />
Störche den Nil entlang <strong>in</strong> südliche Richtung bis <strong>in</strong> den<br />
Kurzgras-Savannen-Gürtel im Ostsudan, wo sie e<strong>in</strong>e mehrwöchige<br />
Rast e<strong>in</strong>legen, um ihre Energiereserven zu erneuern<br />
(SCHULZ 1988). Danach werden die, von den Brutgebie-<br />
23
ten bis zu 10.000 km entfernten, Überw<strong>in</strong>terungsgebiete im<br />
östlichen oder südlichen Afrika (z. B. Simbabwe, Südafrika)<br />
aufgesucht. Im Frühjahr fliegen die Weißstörche auf<br />
dem gleichen Wege zurück.<br />
In neuerer Zeit sche<strong>in</strong>en gewisse Veränderungen im Zugverhalten<br />
der europäischen Weißstörche stattzuf<strong>in</strong>den. So<br />
nutzen z. B. östlich des Zugscheidenmischgebietes beheimatete<br />
Vögel zunehmend den südwestlichen Zugweg (FIED-<br />
LER 1998). Ferner hat die Anzahl der <strong>in</strong> Spanien überw<strong>in</strong>ternden<br />
Störche <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich zugenommen.<br />
Der Zug der sächsischen Weißstörche<br />
Wiederfunde von Vögeln im ersten Lebensjahr<br />
In diesem Kapitel soll anhand der Wiederfunde dargestellt<br />
werden, wo sich die Jungstörche <strong>in</strong> den ersten Wochen nach<br />
dem Ausfliegen aufhalten, wann sie ihre Heimat verlassen<br />
und welchen Zugweg <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier sie wählen. Insgesamt<br />
standen zur Klärung dieser Fragen – e<strong>in</strong>schließlich des<br />
Aufenthaltes im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet – 307 Funde sächsischer<br />
R<strong>in</strong>gvögel zur Verfügung.<br />
Die meisten Jungstörche verlassen Mitte Juli bis Anfang<br />
August das Nest. In der ersten Zeit halten sie sich noch <strong>in</strong><br />
der näheren Umgebung ihres Geburtsortes auf. So lag der<br />
24<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Median der Wiederfundentfernungen im Juli bei 14 km. In<br />
E<strong>in</strong>zelfällen kann aber bereits <strong>in</strong> diesem Monat e<strong>in</strong>e Abwanderung<br />
über e<strong>in</strong>e große Distanz erfolgen:<br />
Hidd. A 3512 und Hidd. A 3513<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 08.07.1982 <strong>in</strong> Schleife/NOL (51.31 N, 14.38 E)<br />
tot gefunden (Freileitung) am 15.07.1982 Pyskowice<br />
Dzierzno/Polen (50.24 N, 18.38 E)<br />
306 km ESE<br />
Hidd. K 7894<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 29.06.1974 <strong>in</strong> Döbern/Lkr. Torgau-Oschatz<br />
(51.43 N, 12.59 E)<br />
tot gefunden (Freileitung) am 11.07.1974<br />
<strong>in</strong> W<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gen/Lkr. Aschersleben (51.45 N, 11.28 E)<br />
107 km WNW<br />
Auch CREUTZ (1988) nennt e<strong>in</strong>ige Beispiele für weite Abwanderungen<br />
<strong>in</strong> den ersten Wochen nach dem Ausfliegen.<br />
Im August setzt e<strong>in</strong>e stärkere Zerstreuung der Jungstörche<br />
e<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d dann – besonders <strong>in</strong> der 2. Augustdekade – <strong>in</strong><br />
verschiedenen Himmelsrichtungen zu f<strong>in</strong>den (Abb. 21). Die<br />
Zerstreuungswanderungen dienen möglicherweise dem<br />
Kennenlernen der näheren Heimat. Inwieweit sie <strong>in</strong> Bezug<br />
zur späteren Ansiedlung stehen (siehe Kap. 2.3.4), ist<br />
schwer zu beurteilen.<br />
Abb. 20: Weißstorch-Ansammlung am 15.08.1998 bei Lenz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>. Insgesamt hielten sich 170 Weißstörche<br />
auf der Nahrungsfläche auf. Foto: P. Reuße
1. Augustdekade<br />
(n = 27)<br />
0<br />
-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />
3. Augustdekade<br />
(n = 62)<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
Daß sich die Wiederfunde im Verlaufe des Monats August<br />
zunehmend <strong>in</strong> südlichen Richtungen häufen, deutet auf beg<strong>in</strong>nenden<br />
Wegzug h<strong>in</strong>, doch ist der Entfernungsmedian mit<br />
61 Kilometern noch relativ ger<strong>in</strong>g. Erst <strong>in</strong> der ersten Septemberdekade<br />
ist e<strong>in</strong>e stärkere Ausrichtung der Funde <strong>in</strong> die<br />
Richtungen Südost und Südwest zu erkennen. Zu dieser Zeit<br />
hat der weitaus größte Teil der (Jung-)Störche <strong>Sachsen</strong> bereits<br />
verlassen. Der Median der Wiederfunde im Monat September<br />
liegt bei 595 km. Was die Verteilung der Wiederfund<br />
entfernungen <strong>in</strong> den ersten Wochen nach dem Flüg -<br />
gewerden anbetrifft, so kommt BAIRLEIN (1981) bei se<strong>in</strong>er<br />
R<strong>in</strong>gfundanalyse zu e<strong>in</strong>em ähnlichen Ergebnis.<br />
Der weitere Verbleib der Jungstörche im ersten Lebensjahr<br />
ist anhand der Entfernungen <strong>in</strong> Abb. 22 dargestellt. Daraus<br />
geht hervor, daß die meisten Vögel im November dem<br />
Überw<strong>in</strong>terungsgebiet im südöstlichen Afrika zum<strong>in</strong>dest<br />
schon ziemlich nahe gekommen s<strong>in</strong>d. Spätestens im Dezember<br />
dürfte dann der überwiegende Teil im W<strong>in</strong>terquartier<br />
e<strong>in</strong>getroffen se<strong>in</strong>. Störche, die sich zu dieser Zeit noch im<br />
Mittelmeerraum (z. B. Israel) aufhalten, haben vermutlich<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
2. Augustdekade<br />
(n = 86)<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />
1. Septemberdekade<br />
(n = 21)<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />
Abb. 21: Wiederfundentfernungen und -richtungen sächsischer Weißstörche während des ersten Wegzuges<br />
-500<br />
-1000<br />
-1500<br />
vor, dort zu überw<strong>in</strong>tern. Der Aufenthalt im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet<br />
dauert zum<strong>in</strong>dest bis zum Februar des 2. Kalenderjahres.<br />
Im März begibt sich e<strong>in</strong> Teil der Störche dieser<br />
Altersgruppe auf den Heimweg, e<strong>in</strong> Teil verbleibt jedoch<br />
noch bis <strong>in</strong> den Mai h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das Verweilen von Störchen im<br />
Sommer des 2. Kalenderjahres im südlichen Afrika ist für<br />
sächsische R<strong>in</strong>gvögel nicht belegt, doch ist die Anzahl der<br />
zu dieser Frage zur Verfügung stehenden Funde sehr ger<strong>in</strong>g.<br />
Nach BAIRLEIN (1981) verbleibt e<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>jährigen Vögel<br />
zur ersten „Brutzeit“ südlich der Sahara (Westzieher),<br />
und nach LIBBERT (1954) verbr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> großer Teil der e<strong>in</strong>jährigen<br />
Weißstörche (vorwiegend Ostzieher) diese Zeit <strong>in</strong><br />
den Ländern des Vorderen Orients.<br />
Die Zugwege und die mittleren Aufenthaltsorte (mediane<br />
Koord<strong>in</strong>aten) der Störche <strong>in</strong> verschiedenen Monaten bzw.<br />
Zeiträumen im ersten Lebensjahr s<strong>in</strong>d schematisiert <strong>in</strong> Abb.<br />
23a dargestellt. Die Wiederfunddaten zeigen, daß der überwiegende<br />
Teil der sächsischen Weißstörche die südöstliche<br />
Zugroute wählt und nur wenige Tiere auf dem südwestli-<br />
25
mediane Entfernung (km)<br />
26<br />
10000<br />
9000<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
J A S O N D J F M A M J J<br />
Westzug (September)<br />
Monate<br />
Abb. 22: Wiederfundentfernungen sächsischer Weißstörche<br />
im ersten Lebensjahr; dargestellt s<strong>in</strong>d jeweils der<br />
Median und die Spanne der festgestellten entfernungen<br />
(n=307)<br />
Zugwege 1. LJ. (n = 252)<br />
August<br />
September / Oktober<br />
März<br />
November - Februar<br />
Abb. 23a: Zugwege und Aufenthalt sächsischer Weißstörche<br />
im ersten Lebensjahr<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Westzug<br />
(September/Oktober)<br />
Westzug (W<strong>in</strong>ter)<br />
Zugwege 2.– 3. LJ. (n = 39)<br />
August<br />
September / Oktober<br />
November - Februar<br />
Zugwege >3. LJ. (n = 229)<br />
August September / Oktober<br />
März<br />
November - Februar<br />
Abb. 23b und c: Zugwege und Aufenthalt sächsischer<br />
Weißstörche ab dem 2. Lebensjahr
Entfernung (km)<br />
Median 2137 65 31 40<br />
10000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
1. 2. 3. 4.<br />
„Brutzeit“<br />
Abb. 25: Verteilung sämtlicher Wiederfunde sächsischer<br />
Weiß störche während des Zuges (n = 525)<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
100<br />
Abb. 24: Mediane und Spannen der Wiederfundentfernungen<br />
von Weißstörchen sowie der Anteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
200km-Radius während der 1.– 4. „Brutzeit“<br />
(entfernungsachse logarithmisch skaliert)<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Anteil bis 200 km (%)<br />
chen Wege <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier ziehen. <strong>Sachsen</strong> liegt am östlichen<br />
Rand des „Zugscheidenmischgebietes“. E<strong>in</strong>e detaillierte<br />
Darstellung zum Zug des Weißstorchs f<strong>in</strong>det sich z. B.<br />
bei CREUTZ (1988), so daß hier auf nähere Erläuterungen<br />
verzichtet werden kann.<br />
Wiederfunde von Vögeln ab dem 2. Lebensjahr<br />
Die Zugwege der zwei- und dreijährigen bzw. älteren Weißstörche<br />
(Abb. 23b bzw. 23c) unterscheiden sich kaum von denen<br />
der Vögel im ersten Lebensjahr. Doch deuten sich anhand<br />
der Wiederfunde Unterschiede im zeitlichen Verlauf des Zuges<br />
an: Während sich die Jungvögel und auch die (potentiellen)<br />
Brutstörche (>3. Kalenderjahr) im September/Oktober zum<br />
Teil noch <strong>in</strong> Mitteleuropa, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Ungarn, bef<strong>in</strong>den,<br />
hält sich die Mehrzahl der Zwei- bis Dreijährigen zu dieser<br />
Zeit (bereits) <strong>in</strong> Südosteuropa oder noch weiter entfernt auf. Es<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs möglich, daß e<strong>in</strong> Teil dieser Vögel das Heimatgebiet<br />
gar nicht erst aufgesucht hat. Viele Störche jüngeren Alters,<br />
die größtenteils wohl noch nicht brüten, bef<strong>in</strong>den sich<br />
während der Sommermonate noch entfernt ihres Heimatgebietes.<br />
Mit zunehmendem Alter ist <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren jedoch<br />
auch e<strong>in</strong>e zunehmende Nähe zum Geburtsort festzustellen<br />
(Abb. 24). Ab der dritten „Brutzeit“ liegen dann ca. 90 %<br />
der Fundorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radius von 200 km.<br />
Die Verteilung aller Wiederfunde sächsischer Weißstörche<br />
außerhalb der Brutzeit zeigt Abb. 25.<br />
<strong>Sachsen</strong> als Durchzugsgebiet fremder Störche<br />
Während ihres Zuges <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier legen Störche aus<br />
anderen Herkunftsgebieten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>e Rast e<strong>in</strong>. Von<br />
den 109 Jungstörchen, die während ihres ersten Wegzuges<br />
Abb. 26: Herkunftsorte während ihres ersten Wegzuges <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> festgestellter, fremder Weißstörche<br />
(n = 109)<br />
27
im Gebiet festgestellt wurden, stammten alle<strong>in</strong> 57 (52 %) aus<br />
Brandenburg und 30 (28 %) aus <strong>Sachsen</strong>-Anhalt. Für die meisten<br />
der Vögel lag <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> Wegzugsrichtung (Abb. 26). Im<br />
August 1974 gelang es R. Schipke, <strong>in</strong> der Schwarzwasseraue<br />
bei Cam<strong>in</strong>au (Lkr. Bautzen) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rastgeme<strong>in</strong>schaft von 75<br />
Weißstörchen die Herkunft e<strong>in</strong>es Teiles der Vögel durch<br />
R<strong>in</strong>gablesungen festzustellen (CREUTZ 1975). Es handelte sich<br />
überwiegend um Störche, die wenige Wochen zuvor <strong>in</strong> den<br />
o. g. Bundesländern als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt worden waren. Zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong> Teil der jungen Störche begibt sich noch vor den<br />
Altstörchen und somit gesondert von ihnen auf den Weg (vgl.<br />
BERTHOLD 1998). Das zeitliche Auftreten der jungen R<strong>in</strong>gstörche<br />
während des Wegzuges (August/September) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
ist <strong>in</strong> Abb. 27 dargestellt. Der Gipfel des Vorkommens<br />
wird bereits <strong>in</strong> der 2. Augustdekade erreicht. Das deckt sich<br />
mit den Angaben von MENZEL (1967), wonach die Mehrzahl<br />
der Jungstörche <strong>in</strong> der nördlichen Oberlausitz <strong>in</strong> der Zeit vom<br />
13. bis zum 22. August abzieht.<br />
Größere Rasttrupps während des Wegzuges s<strong>in</strong>d – <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Monat August - <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> h<strong>in</strong> und wieder festgestellt<br />
worden (z. B. KNOBLOCH 1966, KÖCHER & KOPSCH 1979; s.<br />
auch Abb. 20, S. 24). Dabei handelte es sich vorwiegend um<br />
junge Weißstörche.<br />
2.3.4 Ansiedlungsverhältnisse (Dismigration)<br />
Erstbrutalter<br />
Wie im vorigen Kapitel dargestellt wurde, halten sich die<br />
noch nicht brutreifen bzw. noch nicht brutwilligen Weißstörche<br />
im Verlaufe der ersten Lebensjahre zunehmend im<br />
Geburtsgebiet auf. Wann die Brutreife frühestens e<strong>in</strong>tritt, ist<br />
nicht bekannt (s. CREUTZ 1988). E<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis darauf gibt<br />
jedoch das nachgewiesene m<strong>in</strong>imale Erstbrutalter. Dieses<br />
28<br />
Anzahl<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
31.<br />
n = 109<br />
10. 20. 31. 10. 20. 30.<br />
August September<br />
Abb. 27: Zeitliches Auftreten von Weißstörchen fremder<br />
Herkunft während des ersten Wegzugs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
lag bisher bei 2 Jahren (CREUTZ 1988). Inzwischen konnte<br />
durch R<strong>in</strong>gablesung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> das Brüten e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>jährigen<br />
Weißstorches festgestellt werden:<br />
Hidd. A 1587<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 04.07.1979 <strong>in</strong> Glischow/Altkr. Lübz,<br />
Mecklenburg-Vorpommern (53.27 N, 12.02 E)<br />
als Brutvogel kontrolliert am 12.07.1980 <strong>in</strong> Belgern/Altkr. Torgau<br />
(51.12 N, 14.34 E) – 304 km SE<br />
Dieser Fall muß als Ausnahme angesehen werden. Auch<br />
Bruten von zweijährigen Störchen s<strong>in</strong>d sehr selten. In unserem<br />
Material (sächsische R<strong>in</strong>gvögel: n = 320) betrug ihr<br />
Anteil an den festgestellten Erstbruten nur 1,2 %. MEYBOHM<br />
& DAHMS (1975) geben mit 3,2 % für NW-Deutschland<br />
e<strong>in</strong>en etwas höheren Wert an. Die Altersverteilung der erstmals<br />
brütend festgestellten sächsischen Weißstörche ist <strong>in</strong><br />
Abb. 28 dargestellt.<br />
Diese Häufigkeitsverteilung weicht mit Sicherheit von der<br />
wirklichen Altersverteilung ab, da – auch bei hoher Kon -<br />
troll <strong>in</strong>tensität – stets e<strong>in</strong> Teil der R<strong>in</strong>gvögel bei der Erst -<br />
ansiedlung unbemerkt bleibt. E<strong>in</strong>ige Vögel wurden erst <strong>in</strong><br />
hohem Alter (im Extremfall im 30. Kalenderjahr!) erstmals<br />
brütend festgestellt. Die anhand der Wiederfunde erhaltene<br />
Verteilung soll dazu dienen, zum<strong>in</strong>dest grob e<strong>in</strong>schätzen zu<br />
können, mit welcher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong> Storch e<strong>in</strong>es<br />
bestimmten Alters Brutvogel se<strong>in</strong> könnte. Diese Angabe ermöglicht<br />
das E<strong>in</strong>beziehen von Brutzeitfunden (ohne Angabe<br />
des Brutstatus) <strong>in</strong> die Auswertung zur Frage der Ansiedlerstreuung<br />
– allerd<strong>in</strong>gs separat betrachtet. Demnach s<strong>in</strong>d<br />
sächsische Weißstörche im 5. Kalenderjahr (d.h. 4jährige<br />
Vögel) mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 34 % Brutvögel.<br />
Dieser Wert muß als M<strong>in</strong>destwert angesehen werden, da –<br />
wie gesagt – nicht alle Vögel bereits im Ansiedlungsjahr<br />
entdeckt werden. Zwischen dem 4. Kalenderjahr und dem<br />
5. Kalenderjahr gibt es <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en markanten qualitativen<br />
Unterschied, als im ersten Fall nur 30 % <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radius<br />
von 50 km um den Geburtsort festgestellt wurden, im<br />
zweiten h<strong>in</strong>gegen 50 %.<br />
Ansiedlungsentfernungen und -richtungen sächsischer<br />
Weiß störche<br />
Ansiedlungen von Weißstörchen im Geburtsnest s<strong>in</strong>d sehr<br />
selten. MEYBOHM & DAHMS (1975) wissen nur von e<strong>in</strong>em<br />
Fall zu berichten. E<strong>in</strong> weiterer Fall von Brüten im Geburtsnest,<br />
e<strong>in</strong>en sächsischen R<strong>in</strong>gvogel betreffend, wurde von<br />
MENZEL (1981) mitgeteilt:<br />
Hidd. K 2142<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 21.06.1965 <strong>in</strong> Hermsdorf/Altkr. Hoyerswerda<br />
(14.25 E, 51.20 N),<br />
als Brutvogel kontrolliert am 28.06.1977 im Geburtsnest.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs handelt es sich hierbei – streng genommen –<br />
nicht um e<strong>in</strong>e Ansiedlung. Der Vogel war bereits 1972 <strong>in</strong><br />
Oppitz, 2,5 km südlich des Ber<strong>in</strong>gungsortes, und <strong>in</strong> den Folgejahren<br />
<strong>in</strong> Königswartha bzw. Neudorf bei Königswartha<br />
als Brutvogel festgestellt worden; es fand also nur e<strong>in</strong>e Umsiedlung<br />
zum Geburtsort statt (CREUTZ 1981a, 1982). War
Anteil (%)<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
um Ansiedlungen im Geburtsnest so selten vorkommen,<br />
darüber können nur Vermutungen angestellt werden. Möglicherweise<br />
s<strong>in</strong>d ansiedlungswillige jüngere Störche den erfahreneren<br />
Störchen (z. B. ihren Eltern) bei der Brutplatzbesetzung<br />
unterlegen. Vielleicht ist aber ihr Bestreben, sich im<br />
Geburtsnest anzusiedeln, gar nicht so groß.<br />
In Entfernungen bis 10 km vom Geburtsort siedelten sich<br />
13,5 % der Weißstörche mit Brutnachweis an (bei den Brutzeitfunden<br />
waren es 10 %). SIEFKE (1981) gibt für diese Entfernungsklasse<br />
15,5 % der Ansiedler an.<br />
Die ger<strong>in</strong>gste Ansiedlungsentfernung betrug zwei Kilometer:<br />
Hidd. A 3678<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 08.07.1979 <strong>in</strong> Bries<strong>in</strong>g/Lkr. Bautzen<br />
(51.14 N, 14.30 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 12.07.1986 <strong>in</strong> Malschwitz/Lkr. Bautzen<br />
(51.14 N, 14.32 E) 2 km E<br />
Ansiedlungen <strong>in</strong> sehr großer Entfernung s<strong>in</strong>d stets mit<br />
großem Interesse registriert worden, liefern sie doch e<strong>in</strong>en<br />
H<strong>in</strong>weis auf das Ausmaß der Dismigration (z. B. FIEDLER<br />
1968, HAUFF 1978, MEYBOHM & FIEDLER 1983, CREUTZ<br />
1984). E<strong>in</strong>ige Beispiele für große Ansiedlungsdistanzen von<br />
Weißstörchen mit sächsischer Herkunft seien deshalb genannt:<br />
Hidd. 221647<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 06.07.1985 <strong>in</strong> Welsau/Altkr. Torgau<br />
(51.35 N, 12.58 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 16.07.1991 <strong>in</strong> Unterwart/Österreich<br />
(47.15 N, 16.03 E) 531 km SSE<br />
Hidd. 207192<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 30.06.1974 <strong>in</strong> Grethen/Muldentalkreis (51.14 N, 12.40 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 06.05.1980 <strong>in</strong> Strasbourg bas Rh<strong>in</strong>/Frankreich<br />
(48.34 N, 7.42 E)<br />
463 km SW<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
n = 320<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Kalenderjahr der Ansiedlung<br />
Abb. 28: Alter sächsischer Weißstörche bei der erstfeststellung als Brutvogel<br />
Hidd. KA 3557<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 20.06.1994 <strong>in</strong> Kalkreuth/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
(51.16 N, 13.37 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 14.05.1997<br />
<strong>in</strong> Sievern b. Cuxhaven/Niedersachsen (53.39 N, 8.36 E)<br />
431 km NW<br />
In unserem Material lagen 9 % der Wiederfunde mit Brutnachweis<br />
bzw. 13 % der Brutzeitfunde <strong>in</strong> Entfernungen von<br />
über 200 km vom Geburtsort. Insbesondere bei diesen Ansiedlungen<br />
<strong>in</strong> großer Distanz stellt man sich die Frage, ob<br />
vielleicht e<strong>in</strong>ige davon – <strong>in</strong>sbesondere die <strong>in</strong> SE- und NW-<br />
Richtung - <strong>in</strong> Beziehung zum Zugverhalten stehen könnten.<br />
CREUTZ (1985) hält Ansiedlungen <strong>in</strong>folge von Zugverlängerung<br />
oder -verkürzung für möglich. Die Verteilung der An-<br />
34<br />
33<br />
37<br />
16<br />
32<br />
12 9<br />
N<br />
8<br />
5<br />
5<br />
Abb. 29: Verteilung der Ansiedlungsrichtungen sächsischer<br />
Weißstörche (nur Brutnachweise, n = 320). Die<br />
Länge der Balken gibt die Häufigkeit der Funde <strong>in</strong><br />
der jeweiligen Richtung an.<br />
9<br />
16<br />
15<br />
18<br />
30<br />
41<br />
29
siedlungen sächsischer Weißstörche – mit e<strong>in</strong>er Häufung <strong>in</strong><br />
W- bis NNW-Richtungen bzw. E- bis ESE-Richtungen (siehe<br />
Abb. 29) – sche<strong>in</strong>t diese These zu stützen, doch können<br />
verschiedene Wiederfundwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten zu e<strong>in</strong>er<br />
Verzerrung führen. SIEFKE (1981) z. B. konnte ke<strong>in</strong>e Vorzugsrichtungen<br />
feststellen.<br />
Die Häufigkeitsverteilung der Ansiedlungsentfernungen<br />
sächsischer R<strong>in</strong>gstörche vom Geburtsort ist <strong>in</strong> Abb. 30 dargestellt.<br />
Für die Feststellungen mit Brutnachweis (n = 320)<br />
ergab sich e<strong>in</strong> Median von 36 km. Der Median der Wiederfundentfernungen<br />
wahrsche<strong>in</strong>licher Brutvögel (n = 292) lag<br />
30<br />
%<br />
%<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Median = 36,5 km<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
-10 -20 -30 -40 -50 -60 -70 -80 -90 -100 -110 -120 -130 -140 -150 -160 -170 -180 -190 -200 > 200<br />
Median = 43 km<br />
Entfernung vom Geburtsort (km)<br />
Brutnachweise (n = 320)<br />
-10 -20 -30 -40 -50 -60 -70 -80 -90 -100 -110 -120 -130 -140 -150 -160 -170 -180 -190 -200 > 200<br />
Abb. 30: Ansiedlungsentfernungen sächsischer Weißstörche<br />
Brutzeitanwesenheit (n = 292)<br />
Entfernung vom Geburtsort (km)<br />
bei 43 km. Als wahrsche<strong>in</strong>liche Brutvögel werden hier Vögel<br />
angesehen, die m<strong>in</strong>destens das 4. Lebensjahr vollendet<br />
haben. Es gibt Grund zu der Annahme, daß bei nicht wenigen<br />
R<strong>in</strong>gablesungen der Status als Brutvogel zwar festgestellt,<br />
jedoch bei der Meldung nicht angegeben wurde, so<br />
daß es sich bei e<strong>in</strong>er Reihe dieser Funde wohl ebenfalls um<br />
Brutnachweise handeln dürfte.<br />
SIEFKE (1981) ermittelte für ostdeutsche Weißstörche e<strong>in</strong>en<br />
deutlich höheren Median der Ansiedlungsentfernungen von<br />
63 km. Dieser Wert kommt vor allem durch e<strong>in</strong>en größeren<br />
Anteil von Wiederfunden <strong>in</strong> Entfernungen von über 100 km<br />
zustande. Bei SIEFKE (1981) betrug dieser Anteil 35 %,
während von den sächsischen Ansiedlern nur 19 % <strong>in</strong> diesem<br />
Entfernungsbereich festgestellt wurden. Auch <strong>in</strong> der<br />
Auswertung von CREUTZ (1982) für die Oberlausitz waren<br />
Ansiedlungen im Bereich >100 km nur mit 22 % vertreten.<br />
Daß Ansiedlungen <strong>in</strong> Entfernungen von über 100 km im<br />
vorliegenden Material möglicherweise unterrepräsentiert<br />
s<strong>in</strong>d, kann u. a. damit zusammenhängen, daß <strong>in</strong> den angrenzenden<br />
Gebieten Polens und Tschechiens viel weniger Störche<br />
abgelesen werden als z. B. <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Relativ wenige Fundmeldungen enthielten Angaben zum<br />
Geschlecht der abgelesenen R<strong>in</strong>gvögel. Um dennoch Aussagen<br />
zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Ansiedlungsverhalten<br />
machen zu können, mußten diese Informationen<br />
nachträglich e<strong>in</strong>geholt werden. Nach diesem Mate rial<br />
betrug der Median der Ansiedlungsentfernungen der Männchen<br />
27 km (n=196) und der Weibchen 30 km (n=139). Es<br />
gibt somit ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen den Geschlechtern.<br />
Lediglich beim Anteil der Vögel, die sich <strong>in</strong> mehr als 200 km<br />
vom Geburtsort angesiedelt haben, deutet sich e<strong>in</strong> Unterschied<br />
an: 4,6 % waren es bei den Männchen und 12,9 % bei<br />
den Weibchen. ZINK (1967) gibt für das Oberrhe<strong>in</strong>gebiet e<strong>in</strong>e<br />
Durchschnittsentfernung von 33 km für die männlichen<br />
Ansiedler (n = 54) und von 61 km für die weiblichen Ansiedler<br />
(n = 37) an. Die entsprechenden Werte für die sächsischen<br />
Weißstörche würden bei 52 km bzw. 74 km liegen.<br />
Von e<strong>in</strong>er Reihe von Vogelarten ist bekannt, daß sich die<br />
Weibchen im Mittel <strong>in</strong> größeren Entfernungen ansiedeln als<br />
die Männchen (ULBRICHT 1988).<br />
Ansiedlung fremder Weißstörche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Bisher s<strong>in</strong>d 102 Weißstörche, die außerhalb <strong>Sachsen</strong>s nestjung<br />
ber<strong>in</strong>gt wurden, als Brutvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> nachgewiesen<br />
worden. H<strong>in</strong>zu kommen 89 Brutzeitfunde nicht-sächsischer<br />
R<strong>in</strong>gvögel. Die Herkunftsorte der Vögel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb.<br />
31 dargestellt.<br />
Die Häufigkeitsverteilung der Wiederfundentfernungen (im<br />
wesentlichen Ablesungen) – die nicht als Ansiedlungskurve<br />
zu verstehen ist – ist aus Tab. 8 zu ersehen.<br />
E<strong>in</strong>ige Beispiele für Ansiedlungen von Weißstörchen mit<br />
weit entfernten Herkunftsorten seien nachfolgend aufgeführt.<br />
Radolfzell BB 14943<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 21.07.1970 <strong>in</strong> Ert<strong>in</strong>gen/Baden-Württemberg<br />
(48.06 N, 9.28 E),<br />
Totalreservate Der Weißstorch und Naturwaldzellen<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
kontrolliert als Brutvogel am 25.07.1975 <strong>in</strong> Neudorf, Spree/Altkr. Bautzen<br />
(51.19 N. 14.33 E)<br />
511 km NE<br />
Helgoland 6891<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1978 <strong>in</strong> Schwabe/Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
(54.15 N, 9.41 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 15.07.1988 <strong>in</strong> Müglenz/Muldentalkreis<br />
(51.24 N, 12.50 E)<br />
381 km SE<br />
PLG VC 009 (Polen)<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 22.07.1987 <strong>in</strong> Wapnik, Lubom<strong>in</strong>o/Polen<br />
(54.04 N, 20.10 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 11.07.1996 <strong>in</strong> Kalkreuth/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
(51.14 N, 13.29 E)<br />
550 km WSW<br />
CSP B 22075<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 11.07.1986 <strong>in</strong> Rohozna, Chrudim/Tschechien<br />
(49.48 N, 15.49 E),<br />
kontrolliert als Brutvogel am 28.05.1989 <strong>in</strong> Bärwalde/Altkr. Dresden-<br />
Land (51.12 N, 13.41 E)<br />
217 km NW<br />
Es stellt sich hier wiederum die Frage, wie diese Ansiedlungen<br />
zustande kommen (s. o.). S<strong>in</strong>d sie nur das Resultat e<strong>in</strong>er<br />
– weitgehend ungerichteten – Zerstreuung (Dispersal)? Oder<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Störche während des Zuges <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> „hängen -<br />
geblieben“? Auf letzteres würde die Häufung der Herkunfts -<br />
orte <strong>in</strong> nordwestlichen Richtungen (Abb. 31) h<strong>in</strong>deuten<br />
(s. auch CREUTZ 1981a, 1985). Vermutlich spielen aber beide<br />
Möglichkeiten im Ansiedlungsverhalten des Weißstorches<br />
e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Verhältnis von Emigranten und Immigranten<br />
Für populationsökologische Betrachtungen ist es von Interesse,<br />
wieviele Vögel sich außerhalb des Bezugsgebietes<br />
ansiedeln und wieviele <strong>in</strong> dieses Gebiet e<strong>in</strong>wandern.<br />
Von den sächsischen R<strong>in</strong>gvögeln mit Ansiedlungsnachweis<br />
(n = 320) haben sich 223 (70 %) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und 97<br />
(30 %) außerhalb <strong>Sachsen</strong>s angesiedelt. Betrachtet man<br />
die Brutzeitfeststellungen potentieller Ansiedler, so s<strong>in</strong>d<br />
die Anteile ähnlich.<br />
Sieht man 325 R<strong>in</strong>gvögel mit nachgewiesenem Brutstatus<br />
als repräsentativ für den sächsischen Weißstorchbestand an,<br />
setzt sich dieser h<strong>in</strong>sichtlich der Herkunft der Ansiedler wie<br />
folgt zusammen: 223 (69 %) stammen aus <strong>Sachsen</strong> und 102<br />
(31 %) wanderten aus anderen Gebieten e<strong>in</strong>.<br />
Tab. 8: entfernungen der Herkunftsorte von fremden Weißstörchen, die sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> angesiedelt bzw. möglicherweise<br />
angesiedelt haben<br />
Entfernung 0 – 51 – 101– 151 – 201 – 251 – 301 – 351 – 401 – 451 – 501 – 551 –<br />
(km) 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600<br />
Brutnachweise<br />
(n=102) <strong>in</strong> %<br />
14,5 25,5 15,5 13,5 17,5 2 5 4 – – 2 –<br />
Brutzeitfeststellungen<br />
(n=89) <strong>in</strong> %<br />
19 15,5 19 17 10 3,5 6,5 3,5 – 1 3,5 1<br />
31
Mit 97 zu 102 halten sich die nachgewiesenen Auswanderer<br />
und E<strong>in</strong>wanderer im sächsischen R<strong>in</strong>gfundmaterial die<br />
Waage. Jedoch bleiben Vögel, die sich <strong>in</strong> Polen oder <strong>in</strong><br />
Tschechien ansiedeln, wahrsche<strong>in</strong>lich größtenteils unentdeckt,<br />
was zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung der Abwanderung <strong>in</strong><br />
diese Gebiete führt. Das wird aber möglicherweise dadurch<br />
ausgeglichen, daß <strong>in</strong> diesen Regionen Weißstörche<br />
<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Zahl ber<strong>in</strong>gt werden und sich deshalb die Zuwanderung<br />
dieser Vögel nach <strong>Sachsen</strong> durch R<strong>in</strong>gfunde<br />
nicht ausreichend nachweisen läßt.<br />
Die o. g. Angaben beziehen sich auf e<strong>in</strong>e Spanne von mehreren<br />
Jahrzehnten. Da <strong>in</strong> diesem Zeitraum deutliche Bestandsveränderungen<br />
stattgefunden haben, ist e<strong>in</strong>e zeitlich<br />
differenzierte Betrachtung von Interesse. Vergleichbar s<strong>in</strong>d<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur Zeitabschnitte mit annähernd gleichen Wiederfundzahlen.<br />
Als solche können die Zeiträume 1980 – 89<br />
und 1990 – 99 betrachtet werden. Im Zeitraum 1980 – 89 betrug<br />
das Verhältnis von Auswanderern zu E<strong>in</strong>wanderern<br />
32:45 (= 1:1,4). Der Anteil der Ansiedler außerhalb <strong>Sachsen</strong>s<br />
von den Vögeln sächsischer Herkunft lag bei 26 %<br />
(n =123). Im Zeitraum 1990 – 99 war das Verhältnis 58:51<br />
32<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 31: Herkunftsorte der Weißstörche, die außerhalb <strong>Sachsen</strong>s als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt und später <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvögel<br />
oder potentielle Brutvögel zur Brutzeit festgestellt wurden (n = 191)<br />
(= 1:0,9), und 36 % der Ansiedlungen erfolgten außerhalb<br />
<strong>Sachsen</strong>s (n=161). Im ersten Zeitraum verblieben also verhältnismäßig<br />
viele Störche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, und die Zahl der<br />
Auswanderer war im Verhältnis zur Zahl der E<strong>in</strong>wanderer<br />
ger<strong>in</strong>ger. Im zweiten Zeitraum dagegen war das Verhältnis<br />
von Emigranten zu Immigranten relativ ausgeglichen.<br />
Brutfolgeansiedlung (Ortstreue und Umsiedlung)<br />
In diesem Kapitel soll anhand des sächsischen Wiederfundmaterials<br />
der Frage nachgegangen werden, <strong>in</strong> welchem<br />
Maße Weißstörche brutortstreu s<strong>in</strong>d bzw. über welche Entfernungen<br />
Brutortswechsel (d. h. Umsiedlungen) stattf<strong>in</strong>den.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d 202 Vögel nach ihrer (Erst-)Ansiedlung<br />
nochmals nachgewiesen worden, so daß Aussagen zu ihrer<br />
ersten Brutfolgeansiedlung möglich s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs hat es<br />
sich vermutlich nicht <strong>in</strong> jedem Falle bei der ersten Feststellung<br />
als Brutvogel auch wirklich um die Erstansiedlung<br />
gehandelt, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen bereits um e<strong>in</strong>e Brutfolgeansiedlung.<br />
Weiterh<strong>in</strong> könnten Vögel, deren erste Brutfolgeansiedlung<br />
zwei oder mehrere Jahre nach der Ansiedlung<br />
festgestellt wurde, zwischenzeitlich anderswo gebrütet
haben. Von den 202 Brutfolgeansiedlern s<strong>in</strong>d 159 (79 %)<br />
ihrem Ansiedlungsort treu geblieben, während 43 (21 %) zu<br />
e<strong>in</strong>em anderen Ort umgesiedelten. Die Häufigkeitsverteilung<br />
der Entfernungen dieser ersten Umsiedlungen ist <strong>in</strong> Tab. 9<br />
dargestellt.<br />
Der Median der Umsiedlungsentfernungen ist mit 4,8 km –<br />
im Vergleich zu dem der Ansiedlungsentfernungen – sehr<br />
ger<strong>in</strong>g. Umsiedlungen über mehr als 50 km s<strong>in</strong>d schon bemerkenswert.<br />
Die zwei weitesten Wiederfunde sollen deshalb<br />
zitiert werden:<br />
Hidd. B 5972<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1988 <strong>in</strong> Ludwigsdorf/NOL (51.12 N, 15.00 E)<br />
als Brutvogel kontrolliert am 14.08.1993 <strong>in</strong> Jänkendorf/NOL<br />
(51.15 N, 14.49 E) 14 km WNW<br />
als Brutvogel kontrolliert am 02.07.1994 <strong>in</strong> Seehausen/Thür<strong>in</strong>gen<br />
(51.20 N, 11.07 E) 257 km W<br />
Hidd. B 3865<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 29.06.1987 <strong>in</strong> Nieska/Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
(51.26 N, 13.22 E)<br />
als Brutvogel kontrolliert am 30.06.1992 <strong>in</strong> Mieste/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />
(52.28 N, 11.13 E) 187 km NW<br />
als Brutvogel kontrolliert am 22.04.1994 <strong>in</strong> Osternienburg/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />
(51.48 N, 12.02 E) 93 km SE<br />
Auch bei späteren Brutfolgeansiedlungen f<strong>in</strong>den nicht selten<br />
Umsiedlungen statt, wobei e<strong>in</strong>ige Vögel stärker zu Ortswechseln<br />
neigen, während andere eher beständig ortstreu<br />
s<strong>in</strong>d (siehe z. B. auch CREUTZ 1982, 1988). Als Beispiel für<br />
häufiges Umsiedeln sei nochmals der Hiddensee-R<strong>in</strong>gvogel<br />
K 2142 erwähnt (s. S. 28). Dieses Männchen war offenbar<br />
mit 5 verschiedenen Weibchen verpaart (CREUTZ 1981a).<br />
Die Frage, ob Brutortswechsel häufig mit e<strong>in</strong>em Partner-<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 9: Umsiedlungsentfernungen bei der ersten Brutfolgeansiedlung<br />
Entfernung (km) 1–5 km 6–10 km 11–20 km 21–30 km 31– 40 km 41– 50 km > 50 km Median<br />
Anzahl 25 10 3 1 - 1 3 4,8 km<br />
Abb. 32: Kunststoff-Schnüre als Todesursache bei e<strong>in</strong>em<br />
nestjungen Weißstorch; 09.07.1994, Re<strong>in</strong>ersdorf /<br />
Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
wechsel <strong>in</strong> Zusammenhang stehen, kann anhand des vorliegenden<br />
Materials nicht beantwortet werden. Als weitere<br />
mögliche Ursachen für Umsiedlungen gibt CREUTZ (1988)<br />
an: Besetzung des Nestes durch andere Störche, Verlust des<br />
Nestes oder grobe Störungen und Brutverlust <strong>in</strong> der vorangegangenen<br />
Brutsaison.<br />
Die festgestellte Brutortstreue bzw. die ger<strong>in</strong>gen Umsiedlungsdistanzen<br />
zeigen, daß Weißstörche ihrem e<strong>in</strong>mal gewählten<br />
Ansiedlungsgebiet <strong>in</strong> der Regel auch <strong>in</strong> den folgenden<br />
Brutzeiten treu bleiben. Dieses ist typisch für Arten mit<br />
e<strong>in</strong>em über die Jahre relativ stabilen Nahrungsangebot (vgl.<br />
ULBRICHT 1988). Im Vergleich zu den Ansiedlungen ist die<br />
populationsökologische Bedeutung der Umsiedlungen beim<br />
Weißstorch ger<strong>in</strong>g (s. auch SIEFKE 1981).<br />
2.3.5 Sterblichkeit<br />
Berechnung der Sterblichkeit (Mortalität) anhand der<br />
Totfunde<br />
Für die Berechnung standen 402 Wiederfunde nestjung ber<strong>in</strong>gter<br />
Weißstörche zur Verfügung. Die Grundlagen für die<br />
Mortalitätsberechnungen s<strong>in</strong>d von KLENKE (1992) ausführlich<br />
dargestellt worden. Es sollen hier zwei Methoden zur<br />
Anwendung kommen. Grundlage für die Berechnung bildet<br />
e<strong>in</strong>e Wiederfundmatrix (Tab. 10) sämtlicher Totfunde. Die<br />
erste, sehr e<strong>in</strong>fache Methode setzt e<strong>in</strong>e vollständige Wiederfundmatrix<br />
voraus bzw. ist nur auf die vollständigen Jahrgänge<br />
- d.h. die Jahrgänge, für die aufgrund des festgestellten<br />
Höchstalters ke<strong>in</strong>e Wiederfunde mehr zu erwarten s<strong>in</strong>d -<br />
anwendbar. Die Sterblichkeit wird aus der Zahl der Totfunde<br />
im jeweiligen Lebensjahr, bezogen auf die zu Beg<strong>in</strong>n des<br />
Lebensjahres noch Lebenden, berechnet. Die Angaben werden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebenstafel nach HICKEY (1952) zusammengestellt<br />
(Tab. 11).<br />
Nach dieser Rechnung, die – wie die anderen Methoden<br />
auch – eher den Charakter e<strong>in</strong>er Schätzung hat, betrug die<br />
Sterblichkeit der Weißstörche im ersten Lebensjahr 57 %<br />
(bzw. die Überlebensrate 43 %). Die Sterblichkeit <strong>in</strong> den<br />
folgenden Lebensjahren bis zum 14. Lebensjahr lag zwischen<br />
7,1 und 37,5 % (Abb. 33).<br />
Wegen der ger<strong>in</strong>gen Fundanzahl pro Altersklasse wurden<br />
diese Werte zusammengefaßt, wodurch sich e<strong>in</strong>e mittlere<br />
Sterblichkeit von 21,2 % (bzw. e<strong>in</strong>e Überlebensrate von<br />
78,8 %) ergab. Die Werte für das 15. bis 17. Lebensjahr<br />
wurden aus methodischen Gründen ausgeklammert. Es deutet<br />
sich hier aber e<strong>in</strong>e altersbed<strong>in</strong>gte Erhöhung der Mortalität<br />
an. Auffällige altersspezifische Unterschiede gibt es<br />
zwischen dem ersten Lebensjahr und den folgenden Jahren.<br />
BAIRLEIN & ZINK (1979) ermittelten nach dieser Methode<br />
33
für südwestdeutsche Weißstörche (1950–59) e<strong>in</strong>e Sterblichkeit<br />
von 60,4 % (bzw. e<strong>in</strong>e Überlebensrate von 39,6 %)<br />
im ersten Lebensjahr und e<strong>in</strong>e Sterblichkeit von 25,8 %<br />
(bzw. Überlebensrate von 74,2 %) ab dem 2. Lebensjahr.<br />
Die Werte für <strong>Sachsen</strong> stimmen damit relativ gut übere<strong>in</strong>.<br />
Auch KLENKE (1992) kam bei se<strong>in</strong>er – mit Hilfe verschiedener<br />
Methoden vorgenommenen – Analyse des Datenmaterials<br />
der Vogelwarte Hiddensee zu ähnlichen Prozentzahlen.<br />
R. Klenke berechnete mittels se<strong>in</strong>es Programmes BirdStaT<br />
(KLENKE 1991) aus dem vorliegenden sächsischen Material<br />
die Überlebensraten und kam zu Ergebnissen, die <strong>in</strong> der<br />
Größenordnung unserer Werte lagen. Für se<strong>in</strong>e Unterstützung<br />
sei ihm an dieser Stelle nochmals gedankt.<br />
34<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 10: Wiederfundmatrix der Totfunde sächsischer Weißstörche (1964–98)<br />
Ber<strong>in</strong>- Ber<strong>in</strong>- Wiederfundalter/-zahl Funde<br />
gungsjahr<br />
gung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
1964 169 4 0 0 2 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8<br />
1965 172 4 1 1 0 2 1 1 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />
1966 188 4 0 0 0 0 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8<br />
1967 84 2 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4<br />
1968 91 3 0 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6<br />
1969 134 4 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 7<br />
1970 158 5 0 0 2 2 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 10<br />
1971 241 9 6 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 20<br />
1972 169 7 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 10<br />
1973 111 2 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 5<br />
1974 202 17 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 19<br />
1975 209 6 1 3 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />
1976 197 3 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 5<br />
1977 215 7 0 2 0 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 12<br />
1978 297 6 0 2 1 0 1 4 2 2 0 0 1 1 0 0 0 0 20<br />
1979 239 9 0 0 0 2 0 0 2 0 1 0 0 0 0 0 1 0 15<br />
1980 294 9 2 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 13<br />
1981 318 6 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 1 0 0 11<br />
1982 160 9 0 0 0 0 2 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />
1983 216 11 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 14<br />
1984 164 3 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5<br />
1985 195 7 0 1 1 3 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 13<br />
1986 227 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9<br />
1987 373 15 4 1 0 2 0 0 0 1 1 0 0 0 24<br />
1988 279 20 2 1 0 2 0 2 1 0 0 0 0 28<br />
1989 216 5 1 0 0 0 0 1 1 0 0 0 8<br />
1990 160 5 0 1 0 0 0 0 0 0 0 6<br />
1991 109 4 0 0 0 0 0 0 0 1 5<br />
1992 158 1 0 1 0 0 1 0 0 3<br />
1993 290 13 0 1 0 0 1 0 15<br />
1994 324 10 1 0 2 2 0 15<br />
1995 196 8 2 0 1 0 11<br />
1996 140 7 0 0 0 7<br />
1997 100 7 0 0 7<br />
1998 322 23 0 23<br />
Summe 7117 264 24 17 17 22 12 15 6 9 2 2 3 3 2 2 1 1 402<br />
Es gibt auch die Möglichkeit, die Wiederfundraten (Totfunde)<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Ber<strong>in</strong>gungsjahrgänge, als Ausdruck der<br />
Sterblichkeit dieser Störche, für verschiedene Zeiträume zusammenzufassen<br />
und zu vergleichen. Für diesen Zweck wird<br />
die Zahl der Totfunde e<strong>in</strong>es jeden Jahrgangs und e<strong>in</strong>er jeden<br />
Altersklasse auf die Zahl der <strong>in</strong> diesem Jahrgang ber<strong>in</strong>gten<br />
Jungvögel bezogen. In e<strong>in</strong>e solche Berechnung können auch<br />
Jahrgänge, für die noch Wiederfunde zu erwarten s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden. Bei dem Vergleich von Zeiträumen wird unterstellt,<br />
daß sich die Wiederfundwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten im<br />
Verlaufe der Zeit nicht wesentlich verändert haben. Die so ermittelten<br />
Sterblichkeitsraten für die Zeiträume 1964 – 81 und<br />
1982 – 98 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 34 vergleichend graphisch dargestellt.
Tab. 11: Lebenstafel sächsischer Weißstörche (1964–83)<br />
jährliche Sterberate (%)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Lebens- Anzahl der zu Beg<strong>in</strong>n des Sterblichkeit<br />
jahr Totfunde Lebensjahres lebend (%)<br />
1. 127 223 57,0<br />
2. 14 96<br />
3. 10 82<br />
4. 12 72<br />
5. 13 60<br />
6. 10 47<br />
7. 12 37 21,2<br />
8. 4 25<br />
9. 7 21<br />
10. 1 14<br />
11. 2 13<br />
12. 3 11<br />
13. 3 8<br />
14. 1 5<br />
15. 2 4 (50,0)<br />
16. 1 2 (50,0)<br />
17. 1 1 (100,0)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
Lebensalter<br />
Abb. 33: Altersspezifische Mortalität sächsischer Weißstörche<br />
Sterblichkeit (% der Ber<strong>in</strong>gung)<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
1964-81<br />
1982-98<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
Lebensjahr<br />
Abb. 34: Vergleich der altersspezifischen Sterblichkeiten<br />
der Jahrgänge 1964 – 81 und 1982 – 98<br />
jährlicher Anteil (%)<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Fundrate 1. LJ.<br />
Leitungsopfer 1. LJ.<br />
0<br />
1960 1970 1980 1990 2000<br />
Abb. 35: Zusammenhang zwischen der allgeme<strong>in</strong>en Totfund -<br />
rate im ersten Lebensjahr und der Rate der durch<br />
Freileitungen verursachten Tot funde von Störchen<br />
im ersten Lebensjahr<br />
Im Zeitraum 1982 – 98 ist gegenüber 1964 – 81 e<strong>in</strong>e Zunahme<br />
der Sterblichkeit der Störche im ersten Lebensjahr zu<br />
verzeichnen. Dieser Anstieg, welcher bereits <strong>in</strong> den 1960er<br />
Jahren e<strong>in</strong>setzte, ist vor allem auf e<strong>in</strong>e Zunahme der Freileitungsopfer<br />
zurückzuführen (Abb. 35, siehe auch Kap. 2.5).<br />
Ferner hat die Sterblichkeit ab dem 2. Lebensjahr ger<strong>in</strong>gfügig<br />
abgenommen, doch ist dieser Trend nicht gesichert.<br />
Berechnung der Sterblichkeit anhand der Letztbeobachtungen<br />
ber<strong>in</strong>gter Brutstörche<br />
Aus den Letztbeobachtungen ber<strong>in</strong>gter Störche läßt sich der<br />
Altersaufbau der Brutpopulation ermitteln (vgl. BAIRLEIN &<br />
35
Anzahl Vögel<br />
ZINK 1979). Hierbei wird davon ausgegangen, daß sich die<br />
Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Vögel im Brutgebiet ab<br />
e<strong>in</strong>em gewissen Alter nicht mehr ändert. Es fanden alle<br />
Brutzeitfunde ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ab dem<br />
5. Lebensjahr Berücksichtigung, wobei bei mehrfacher<br />
Feststellung e<strong>in</strong>es Vogels nur die letzte Beobachtung (d. h.<br />
die im höchsten Alter) verwendet wurde. Der Bestand der<br />
Brutstörche e<strong>in</strong>es jeden Lebensalters wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Überlebenskurve<br />
dargestellt (Abb. 36).<br />
Aus diesen Werten errechnet sich e<strong>in</strong>e mittlere jährliche<br />
Mortalität zwischen 5. und 21. Lebensjahr von 21,1 %. Die<br />
anhand der Totfunde ermittelte Sterblichkeit im 5. bis 14.<br />
Lebensjahr beträgt 23,2 % (s. o.). Die nach den Letztbeobachtungen<br />
bestimmte Adultsterblichkeit ist somit ger<strong>in</strong>ger,<br />
was vor allem dadurch zustande kommt, daß das Höchstalter<br />
der Totfunde 17 Jahre war, während durch Ablesung<br />
e<strong>in</strong>e Reihe von R<strong>in</strong>gstörchen höheren Alters (18 bis 26 Jahre)<br />
nachgewiesen werden konnte. In Anbetracht dessen, daß<br />
beide Methoden nur e<strong>in</strong> ungefähres Abbild der wirklichen<br />
Sterblichkeit liefern können, stimmen die Werte jedoch gut<br />
übere<strong>in</strong>. Das gilt auch für die von BAIRLEIN &ZINK (1979)<br />
angegebenen Werte.<br />
2.3.6 Altersstruktur<br />
Die Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde von Weißstörchen<br />
sächsischer Herkunft auf die verschiedenen Altersklassen<br />
(Kalenderjahre) ist <strong>in</strong> Abb. 37 dargestellt.<br />
Die Darstellung erfolgt getrennt nach Totfunden und Ablesungen.<br />
Dadurch wird sichtbar, daß nur bei den Totfunden<br />
die Altersklasse 1.–3. Kalenderjahr entsprechend repräsentiert<br />
ist. Durch Ablesung wird diese Altersgruppe nicht adäquat<br />
erfaßt, da sich e<strong>in</strong> Teil der Tiere noch <strong>in</strong> Gebieten auf-<br />
36<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Lebensalter (Jahre)<br />
Abb. 36: Überlebenskurve der Weißstörche des sächsischen<br />
Brutbestandes basierend auf den Letztbeobach -<br />
tungen (n = 479)<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
KJ<br />
> 25<br />
22–24<br />
19–21<br />
16–18<br />
13–15<br />
10–12<br />
7–9<br />
4–6<br />
1–3<br />
Totfunde (n = 277) Ablesungen (n = 680)<br />
1964 –1998<br />
10 %<br />
1964 –1998<br />
> 25<br />
22–24<br />
19–21<br />
16–18<br />
13–15<br />
10–12<br />
7–9<br />
4–6<br />
1–3<br />
Abb. 37: Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde sächsischer<br />
Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Altersklassen<br />
KJ<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
N = 308 N = 79 N = 229<br />
10%<br />
Gesamt 1974 – 85 1986 – 98<br />
Median = 6,0 KJ Median = 7,0 KJ Median = 6,0 KJ<br />
Abb. 38: Alterstruktur des sächsischen Weißstorchbrut -<br />
bestandes<br />
hält, <strong>in</strong> denen kaum Ablesungen erfolgen (vgl. Kap. 2.3.3).<br />
Die Alterszusammensetzung e<strong>in</strong>er Population ermöglicht<br />
Rückschlüsse auf ihren Zustand. Der Weißstorch hat e<strong>in</strong>e<br />
für langlebige Vogelarten mit relativ spätem mittleren Erstbrutalter<br />
charakteristische Altersstruktur, die dadurch gekennzeichnet<br />
ist, daß mittlere Jahrgänge den größten Anteil<br />
des Brutbestandes bilden (vgl. BAIRLEIN 1996). Die Altersstruktur<br />
des sächsischen Brutbestandes ist <strong>in</strong> Abb. 38 dargestellt.<br />
Der Altersmedian im Gesamtzeitraum 1974 – 98 lag<br />
im 6. Kalenderjahr, d.h. 50 % des Brutbestandes waren gerade<br />
e<strong>in</strong>mal 5 Jahre alt. Im Zeitraum 1974 – 85 lag der Altersmedian<br />
noch im 7. Kalenderjahr, <strong>in</strong>sbesondere waren die<br />
3-jährigen Störche im Brutbestand ger<strong>in</strong>ger vertreten. Doch<br />
kann von e<strong>in</strong>em „überalterten“ Bestand wohl nicht die Rede<br />
se<strong>in</strong>. In der nachfolgenden Periode (1986 – 98) erhöhte<br />
sich der Anteil der 3- bis 5-jährigen Vögel im sächsischen<br />
Weißstorchbestand, was zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung des Altersmedians<br />
führte. Der älteste bekannte sächsische Weißstorch,<br />
geboren <strong>in</strong> Malkwitz (Altkr. Oschatz), verstarb<br />
35jährig im Tierpark Eilenburg (ERDMANN 1997, 1998).<br />
KJ
2.4 Lebensraum<br />
2.4.1 Neststandorte<br />
Die Nester des Weißstorches stehen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> überwiegend<br />
auf von Menschen errichteten Unterlagen, d. h. Wagenrädern<br />
sowie Holz- und Metallkonstruktionen (G. ERD-<br />
MANN u.a. <strong>in</strong> STEFFENS et al. 1998). Diese bef<strong>in</strong>den sich auf<br />
Gebäuden, vere<strong>in</strong>zelt auf Bäumen oder, was immer häufiger<br />
der Fall ist, auf freistehenden Masten. In der Vergangenheit<br />
häufig auf „Weichdächern“ (mit Stroh oder Schilf bedeckten<br />
Dächern) stehende Nester s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit dem Verschw<strong>in</strong>den<br />
dieses Dachtypes nicht mehr vorhanden. Im Jahre<br />
1934 standen im Landkreis Hoyerswerda noch 80 % aller<br />
Nester auf damals strohgedeckten Gebäuden; 1985 gab<br />
es nur noch Nester auf Hartdächern (MENZEL 1988). MA-<br />
KATSCH (1953) stellte fest, daß sich <strong>in</strong> der Oberlausitz „nur<br />
noch selten“ e<strong>in</strong> Neststandort (n = 90) auf e<strong>in</strong>er strohgedeckten<br />
Scheune bef<strong>in</strong>det. In der benachbarten, brandenburgischen<br />
Niederlausitz (Landkreise Bad Liebenwerda, Calau,<br />
Cottbus, F<strong>in</strong>sterwalde, Forst, Guben, Herzberg, Lübben,<br />
Luckau, Senftenberg, Spremberg) bestand das letzte Brutvorkommen<br />
auf e<strong>in</strong>em Weichdach bis 1993 <strong>in</strong> Sacassne nördlich<br />
Burg im Oberspreewald (KÖHLER 1999). ERDMANN (1973) ver -<br />
weist darauf, daß bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit geeignete Nest -<br />
unterlagen, Nahrungsangebot und Flugbed<strong>in</strong>gungen am Nest<br />
wichtiger waren als das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Weichdaches.<br />
Abb. 39: Nest auf e<strong>in</strong>em Kirchendach <strong>in</strong> Staupitz; 1994,<br />
Lkr. Torgau-Oschatz<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Für das Jahr 1994 wurden zu 434 Nestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (90 %<br />
der <strong>in</strong>sgesamt 481 Nester) Datenblätter erstellt, die e<strong>in</strong>e<br />
Analyse und Bewertung der Nester ermöglichen. In Tab. 12<br />
s<strong>in</strong>d diese 434 Nester auf die e<strong>in</strong>zelnen Standortarten (Gebäude,<br />
Schornste<strong>in</strong>, Masten, Baum) aufgegliedert.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Anteil von 41 % bef<strong>in</strong>den sich doppelt so viele<br />
Nester auf Masten (Gitter-, Beton- und Holzmasten) wie auf<br />
Gebäuden. Die Anzahl von Nestern auf Gebäuden wird auch<br />
von der von Nestern auf Schornste<strong>in</strong>en übertroffen. E<strong>in</strong> bemerkenswerter<br />
Anteil Baumnester existiert im Regierungsbezirk<br />
Dresden. Diese Nester entstanden jedoch fast aus -<br />
schließlich nach Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nisthilfe (Kappen der<br />
Baumkrone oder Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes mit Nestunterlage<br />
„im Baum“). Die aktuelle Analyse (1999) dieser Baumnester<br />
zeigt mit 35 Nestern (Eiche 18, Erle 14, L<strong>in</strong>de, Kiefer und<br />
Fichte jeweils 1) e<strong>in</strong>e nur ger<strong>in</strong>ge Veränderung gegenüber<br />
1994. Erwähnenswert s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> 40 Nester (1999), die<br />
ohne Hilfe des Menschen entstanden. Sie bef<strong>in</strong>den sich vorrangig<br />
(29x) auf Schornste<strong>in</strong>en unterschiedlichster Höhe<br />
(7 bis35 m),7xauf E-Masten sowie je e<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>em Baum,<br />
Gebäude, Schlauchtrockenturm und Stall-Lüfter und werden<br />
seit mehreren Jahren teilweise recht erfolgreich genutzt.<br />
Die Entwicklung der Nutzung der Neststandort-Typen <strong>in</strong><br />
den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> bzw. auch <strong>in</strong> der DDR<br />
und <strong>in</strong> der Niederlausitz kann wie folgt charakterisiert werden<br />
(s. u. a. Abb. 38 bis 41 und 43 sowie Tab. 13 und 14):<br />
Abb. 40: Nest auf Schornste<strong>in</strong>, Fabrikgelände an der Kirche;<br />
1994, Pristäblich/Lkr. Delitzsch<br />
Foto: J. Hennersdorf<br />
37
Abb. 41: Nest auf Giebelstützen; 18.07.1993, Wa<strong>in</strong>sdorf /<br />
Land Brandenburg (an der sächsischen Grenze)<br />
Foto: P. Reuße<br />
Tab. 12: Standorte von Weißstorchnestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (1994)<br />
38<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
1. Abnahme der Neststandorte auf Gebäuden, <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
von 68 % (1974) auf 20 % (1994).<br />
2. Starke Zunahme des Anteils der Nester auf Masten von<br />
10 % (1974) auf 41 % (1994) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Im Jahre 1958 befanden<br />
sich <strong>in</strong> der DDR lediglich 7 (!) von 1609 gemeldeten<br />
Neststandorten auf „Masten oder Pfählen“ (SCHILDMACHER<br />
1960). In der Tschechischen Republik s<strong>in</strong>d es auch 1994/95<br />
nur 7,6 % von n = 1060 (REJMANN 1999).<br />
3. Verstärkte Nutzung von Masten der Energieversorgung<br />
(CREUTZ 1985, MENZEL 1988).<br />
4. Erhöhung des Anteils von Nestern auf Schornste<strong>in</strong>en von<br />
11 % (1974) auf 26 % (1994) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />
5. Im Regierungsbezirk Dresden ist e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil<br />
von Nestern auf Bäumen zu verzeichnen (HABICHT 1985,<br />
MAKATSCH 1953, MENZEL 1988, SCHILDMACHER 1960).<br />
Anzahl auf Gebäudedach auf Schornste<strong>in</strong> auf Gittermast auf Betonmast auf Holzmast auf Baum Sonstige<br />
Altkreise Nester Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> %<br />
Bautzen 68 19 27,9 15 22,1 4 5,9 2 2,9 24 35,3 3 4,4 1 1,5<br />
Bischofswerda 13 2 15,4 5 38,5 0 2 15,4 3 23,1 1 7,8 0<br />
Dippoldiswalde 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />
Dresden 30 8 26,7 9 30,0 2 6,7 0 7 23,3 1 3,3 3 10<br />
Görlitz 9 3 33,3 2 22,2 0 2 22,2 0 1 11,1 1 11,1<br />
Großenha<strong>in</strong> 59 10 16,9 8 13,6 1 1,7 21 35,6 5 8,5 12 20,3 2 3,4<br />
Hoyerswerda 21 3 14,3 0 4 19,5 2 9,5 12 57,1 0 0<br />
Kamenz 35 7 20 5 14,3 2 5,7 8 22,9 2 5,7 3 8,6 8 22,9<br />
Löbau 3 0 1 33,3 0 1 33,3 1 33,3 0 0<br />
Meißen 3 0 2 66,7 1 33,3 0 0 0 0<br />
Niesky 45 8 17,8 3 6,6 1 2,2 23 51,1 4 8,9 6 13,3 0<br />
Riesa 25 2 8 9 36 0 4 16 3 12 7 28 0<br />
Sebnitz 6 0 4 66,6 0 1 16,6 0 1 16,6 0<br />
Weißwasser 14 1 7,1 1 7,1 1 7,1 3 21,4 6 42,9 2 14,3 0<br />
Zittau 3 0 2 66,7 0 0 1 33,3 0 0<br />
Regierungsbezirk<br />
Dresden<br />
335 63 18,8 66 19,7 16 4,8 69 20,6 68 20,3 37 11 15 4,5<br />
Borna 8 2 25 5 62,5 0 0 0 1 12,5 0<br />
Delitzsch 4 1 25 2 50 1 25 0 0 0 0<br />
Eilenburg 17 0 14 82,3 1 5,9 2 11,8 0 0 0<br />
Geitha<strong>in</strong> 5 4 80 0 0 0 1 20 0 0<br />
Leipzig 2 0 2 0 0 0 0 0<br />
Oschatz 7 3 42,9 1 14,3 0 0 3 42,9 0 0<br />
Torgau 33 13 39,4 9 27,2 4 12,1 1 3 6 18,2 0 0<br />
Wurzen 17 1 5,9 8 47,1 2 11,8 5 29,4 0 0 1 5,9<br />
Regierungsbezirk<br />
Leipzig<br />
93 24 25,8 41 44 8 8,6 8 8,6 10 10,8 1 1,1 1 1,1<br />
Brand-Erbisdorf 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />
Glauchau 1 1 100 0 0 0 0 0 0<br />
Hohenst.-E. 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />
Plauen 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />
Rochlitz 1 0 0 0 0 1 100 0 0<br />
Zwickau 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />
Regierungsbezirk<br />
Chemnitz<br />
6 1 16,7 4 66,7 0 0 1 16,7 0 0<br />
Land <strong>Sachsen</strong> 434 88 20,3 111 25,6 24 5,5 77 17,7 79 18,2 38 8,8 16 3,7
Abb. 42: Nest auf Nisthilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eiche; 1994,Viereichen/<br />
Lkr. NOL Foto: W. Klauke<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 13: Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der DDR (SCHILDMACHeR 1960 und 1975)<br />
Jahr Anzahl Gebäude Turm Schornste<strong>in</strong> Baum Mast Sonstige<br />
Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. %<br />
1958 1609 1368 85,0 20 1,4 113 7,0 84 5,2 7 0,4 17 1,0<br />
1974 2676 1757 65,7 72 2,7 293 10,9 230 8,6 262 9,8 62 2,3<br />
Tab. 14: entwicklung der Wahl der Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der Niederlausitz von 1974 bis 1995<br />
(KöHLeR 1999)<br />
Jahr Nest-Mast E-Mast Hartdach Weichdach Schornste<strong>in</strong> Baum Sonstige<br />
1974 7 22 109 42 16 52 1<br />
n = 249 (2,8 %) (8,8 %) (43,8 %) (16,9 %) (6,4 %) (20,9 %) (0,4 %)<br />
1984 53 16 100 9 26 51 2<br />
n = 257 (20,6 %) (6,2 %) (38,9 %) (3,5 %) (10,2 %) 19,8 %) (0,8 %)<br />
1995 177 36 80 0 36 29 1<br />
n = 359 (49,3 %) (10,0 %) (22,3 %) (10 %) (8,1 %) (0,3 %)<br />
2.4.2 Nahrungshabitate<br />
Nahrungszusammensetzung und Nahrungsbedarf<br />
Der Weißstorch hat e<strong>in</strong> relativ breites Nahrungsspektrum.<br />
Neben Kle<strong>in</strong>säugern und Lurchen spielen dar<strong>in</strong> auch Wirbellose,<br />
vor allem Insekten und Regenwürmer, e<strong>in</strong>e größere<br />
Rolle (zur Übersicht s. CREUTZ 1988). Die Nahrungswahl<br />
richtet sich weitgehend nach dem Angebot an geeigneten<br />
Nahrungsobjekten, so daß der Weißstorch als Nahrungsopportunist<br />
bezeichnet werden kann. Das Nahrungsangebot<br />
weist - zum Teil deutliche - regionale und saisonale Unterschiede<br />
auf, wie die Ergebnisse verschiedener nahrungsökologischer<br />
Untersuchungen zeigen. Auch können die Ergeb-<br />
Abb. 43: Nest (Nisthilfe) auf abgestorbener Fichte; 1994,<br />
Rietschen / Lkr. NOL Foto: W. Klauke<br />
39
Abb. 44: Nest auf e<strong>in</strong>em Apfelbaum; 19.06.1983, Volkersdorf<br />
/Lkr. Meißen<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />
nisse durch lokale Besonderheiten, <strong>in</strong>dividuelle Gewohnheiten<br />
e<strong>in</strong>zelner Störche und durch die Untersuchungsmethodik<br />
(Magen- bzw. Speiballenanalysen, Beobachtungen<br />
der Nahrungsaufnahme oder Fütterung) bee<strong>in</strong>flusst se<strong>in</strong>.<br />
Sehr unterschiedliche Angaben werden <strong>in</strong> der Literatur zum<br />
Anteil von Fröschen <strong>in</strong> der Nahrung des Weißstorchs gemacht.<br />
Sowohl STEINBACHER (1936) als auch STAMMER<br />
(1937) fanden bei Magenanalysen Frösche <strong>in</strong> relativ großer<br />
Zahl. Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Untersuchung auf polnischem<br />
Gebiet war der Anteil von Fröschen <strong>in</strong> der Nestl<strong>in</strong>gsnahrung<br />
mit 62% der Biomasse sehr hoch (PINOWSKA & PINOWSKI<br />
1989). LÖHMER & HARMS (1999) stellten bei e<strong>in</strong>em von drei<br />
untersuchten Paaren im Raum Hannover e<strong>in</strong>en sehr hohen<br />
Anteil von Kaulquappen fest. H<strong>in</strong>gegen ergab e<strong>in</strong>e Analyse<br />
der Gewöll<strong>in</strong>halte spanischer Störche (LÁZARO 1986) nur<br />
e<strong>in</strong>en äußerst ger<strong>in</strong>gen Amphibienanteil (dagegen aber sehr<br />
viele Reptilien). Auch LAKEBERG (1995) und BÖHNING-<br />
GAESE (1992) registrierten bei ihren Beobachtungen <strong>in</strong><br />
Oberschwaben ke<strong>in</strong>e bzw. nur sehr wenige Lurche als Nahrung.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Untersuchung der Magen<strong>in</strong>halte sächsischer<br />
Weißstörche konnten weder bei nestjungen noch bei diesjährigen<br />
und adulten Vögeln Lurche festgestellt werden<br />
(NACHTIGALL et al. 1998). In den meisten Untersuchungen<br />
wird e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil an Kle<strong>in</strong>säugern, vorwiegend<br />
40<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Mäusen, angegeben. Das gilt auch für Insekten, die oft <strong>in</strong><br />
solch großer Zahl aufgenommen werden, daß sie e<strong>in</strong>en nennenswerten<br />
Biomasseanteil <strong>in</strong> der Nahrung erreichen.<br />
NACHTIGALL et al. (1998) fanden <strong>in</strong> den Mägen von 34 im<br />
Jahre 1996 <strong>in</strong> Ostsachsen während e<strong>in</strong>er Schlechtwetterperiode<br />
gestorbenen Nestl<strong>in</strong>gen als Nahrungstiere ausschließlich<br />
Käfer. Trotzdem war bei 31 von diesen Jungvögeln e<strong>in</strong>e<br />
normale bis überdurchschnittliche Fettdeposition festzustellen.<br />
Insekten und andere Arthropoden (<strong>in</strong>sbesondere Regenwürmer)<br />
s<strong>in</strong>d als Nahrung für (kle<strong>in</strong>e) Nestl<strong>in</strong>ge offenbar<br />
von besonderer Bedeutung und werden <strong>in</strong> dieser Phase von<br />
den Altvögeln wohl auch selektiv aufgenommen (CREUTZ<br />
1988, LAKEBERG 1995). Reptilien spielen als Nahrung des<br />
Weißstorchs <strong>in</strong> Mitteleuropa ke<strong>in</strong>e große Rolle, während Fische<br />
gebietsweise e<strong>in</strong>en nennenswerten Anteil ausmachen<br />
können (z. B. 19 % bei Adulten sowie bei flüggen Jungvögeln,<br />
NACHTIGALL et al. 1998).<br />
In der Zeit des maximalen Nahrungsbedarfs muß e<strong>in</strong> Weißstorchpaar<br />
– nimmt man e<strong>in</strong>e durchschnittliche Nahrungszusammensetzung<br />
an – täglich ca. 500 g Nahrung pro Jungvogel<br />
heranschaffen (PROFUS 1986). Ungefähr die gleiche<br />
Menge benötigt auch e<strong>in</strong> Altvogel, um se<strong>in</strong>en täglichen Energiebedarf<br />
(e<strong>in</strong>schließlich des Aufwands für Nahrungsflüge<br />
etc.) zu decken. Den Gesamt-Nahrungsbedarf e<strong>in</strong>es<br />
Weißstorchpaares während der Brut- und Jungenaufzucht<br />
(im Mittel 2,5 Junge) <strong>in</strong> Polen schätzt PROFUS (1986) auf<br />
250 kg. Die Nahrungshabitate im Umkreis e<strong>in</strong>es Brutplatzes<br />
müssen den Nahrungsbedürfnissen sowohl <strong>in</strong> quantitativer<br />
als auch <strong>in</strong> qualitativer H<strong>in</strong>sicht gerecht werden.<br />
Aktionsradius während der Bebrütung und Jungenaufzucht<br />
Der Aktionsradius e<strong>in</strong>es Storchenpaares hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab, u. a. vom Nahrungsangebot und<br />
von der Anzahl der Jungvögel. So können die Nahrungsreviere<br />
z. B. <strong>in</strong> „Feldmausjahren“ im Durchschnitt kle<strong>in</strong>er<br />
se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> sonstigen Jahren (THOMSEN &STRUWE 1993).<br />
Bei Untersuchungen <strong>in</strong> der Dannenberger Elbmarsch<br />
(DZIEWIATY 1993) und <strong>in</strong> der Allerniederung (SELLHEIM<br />
1986) wurde e<strong>in</strong> Aktionsradius nahrungssuchender Vögel<br />
von 1,5 km um den Neststandort ermittelt. Relativ kle<strong>in</strong><br />
war auch der Aktionsradius e<strong>in</strong>es Paares <strong>in</strong> Nordpolen, das<br />
im Mittel <strong>in</strong> 800 m Entfernung vom Nistplatz nach Nahrung<br />
suchte (OZGO & BOGUCKI 1999). Die maximale Distanz<br />
betrug bei diesem Paar 3,6 km. LÖHMER et al. (1980)<br />
beobachteten e<strong>in</strong> Weißstorchpaar im Landkreis Hannover<br />
und stellten fest, daß die Nahrungssuche <strong>in</strong> der Bebrütungsphase<br />
und <strong>in</strong> den ersten Wochen der Jungenaufzucht<br />
vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nahbereich bis 2,5 km um das Nest<br />
stattfand und sich dieser Radius bis zum Abzug der Störche<br />
auf ca. 8 km vergrößerte. Untersuchungen von LÖHMER &<br />
HARMS (1999) an drei Brutpaaren im Jahre 1994 ergaben,<br />
daß <strong>in</strong> der Phase der bewachten Jungenaufzucht im Durchschnitt<br />
nur Nahrungflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung bis ca. 1,7<br />
km vom Nest aufgesucht werden. LAKEBERG (1995) kam zu<br />
e<strong>in</strong>em ähnlichen Ergebnis, wobei aber e<strong>in</strong>zelne Nahrungsflüge<br />
<strong>in</strong> dieser Periode bis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Entfernung von maximal
9 Kilometern reichten. Übere<strong>in</strong>stimmend zeigten die genannten<br />
Untersuchungen, daß <strong>in</strong>nerhalb der festgestellten<br />
Aktionsräume stets nur e<strong>in</strong> Teil der Fläche <strong>in</strong>tensiver zur<br />
Nahrungssuche genutzt wird. Detaillierte Angaben zur Nutzung<br />
der Nahrungshabitate s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Publikationen</strong><br />
zu f<strong>in</strong>den (z. B. PINOWSKA & PINOWSKI 1989,<br />
BÖHNING-GAESE 1992, LAKEBERG 1995, LÖHMER & HARMS<br />
1999, OZGO &BOGUCKI 1999).<br />
Bei der 1994 erfolgten Intensivbeobachtung von 10 sächsischen<br />
Brutpaaren (s. Tab.19, S. 45) suchte e<strong>in</strong>s bevorzugt im<br />
4,5 km entfernten Teichgebiet nach Nahrung, m<strong>in</strong>destens drei<br />
wei tere Paare überschritten bei der Nahrungssuche oft die<br />
3 km-Distanz zum Brutplatz. Dafür wurden bei ihnen mehrmals<br />
Fremdstörche nahrungssuchend <strong>in</strong> Nestnähe beobachtet.<br />
Bedeutung des Grünlandes für die Nahrungsversorgung<br />
In allen Studien wird die Bedeutung des Grünlands für die<br />
Nahrungsversorgung hervorgehoben. So hatten die Störche<br />
bei OZGO & BOGUCKI (1999) <strong>in</strong> 65 %, bei LÖHMER & HARMS<br />
(1999) <strong>in</strong> 73 % und bei BOEHNING-GAESE (1992) sogar <strong>in</strong> bis<br />
zu 99 % der Fälle Grünland als Nahrungsfläche gewählt.<br />
Nach LAKEBERG (1995) wird Grünland vor allem dann zur<br />
Nahrungssuche genutzt, wenn es e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />
Wuchshöhe von unter 25 cm aufweist. E<strong>in</strong>e besondere Bedeutung<br />
haben Wiesen zudem zum Zeitpunkt der Mahd<br />
bzw. <strong>in</strong> der Zeit danach. Äcker spielen am ehesten im ab -<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 45: Nahrungssuche auf e<strong>in</strong>er Wiese Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski<br />
geernteten Zustand, d. h. zum Ende der Nestl<strong>in</strong>gsphase h<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>e Rolle (PINOWSKA & PINOWSKI 1989). Große Bedeutung<br />
als Nahrungshabitate für den Weißstorch besitzen Feucht -<br />
gebiete, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Feuchtgrünland gelegene Kle<strong>in</strong> -<br />
gewässer.<br />
Speziell für die neuen Bundesländer stellen die mit der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung nach 1990 verbundenen Zersiedelungen<br />
und Versiegelungen der Landschaft sowie die<br />
Strukturveränderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft e<strong>in</strong>e große Gefahr<br />
für die Stabilität der Weißstorchbestände dar. Die<br />
Strukturänderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft führte zu e<strong>in</strong>em<br />
drastischen Rückgang der Tierproduktion und damit der<br />
Ackerfutterflächen und Grünlandgebiete. Es ist deshalb not -<br />
wendig, die weitere Entwicklung der sächsischen Weißstorchpopulation<br />
und ihrer Lebensräume zu beobachten.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund diente die im Jahr 1994 vorgenommene<br />
Kartierung der Nahrungsflächen <strong>in</strong> der Umgebung<br />
fast aller sächsischen Nester nicht nur zur Beurteilung der<br />
gegenwärtigen Situation, sondern sie liefert auch wichtige<br />
Vergleichsdaten für zukünftige Untersuchungen.<br />
<strong>Sachsen</strong>weit konnten <strong>in</strong>sgesamt von 398 Nestern die Nahrungshabitate<br />
im Radius von 2 km um den Neststandort<br />
nach vorgegebener Methodik erfaßt und ausgewertet werden.<br />
Damit ist es gelungen, die Struktur der Nahrungshabitate<br />
für den Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weitgehend flächendeckend<br />
zu dokumentieren.<br />
41
Abb. 46: Weißstorch-Paar, e<strong>in</strong> Partner br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en „Be -<br />
grü ßungsstrauß“; 10.05.1973, Ste<strong>in</strong>itz/Lkr. Kamenz<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />
Basierend auf diesem Material wurden im Rahmen der Auswertung<br />
für jedes Nest folgende Aspekte untersucht:<br />
1. Wie groß ist der Flächenanteil von Grünland und Feuchtgebieten<br />
im kartierten 2 km-Radius?<br />
2. Wie groß ist die Fläche der vorhandenen Feuchtgebiete<br />
im kartierten Nahrungshabitat?<br />
3. Ermittlung des Flächenanteils von Grünland im Nestnah -<br />
bereich, d. h. im Radius von 1,41 km um den Nest -<br />
standort, und im äußeren Bereich des untersuchten Habitats,<br />
d. h. im verbleibenden äußeren Kreisr<strong>in</strong>g, durch<br />
Zuordnung zu jeweils 3 Klassen:<br />
Nestnahbereich: Klasse a bis 50 ha<br />
Klasse b 50 bis 200 ha<br />
Klasse c > 200 ha<br />
Äußeres Habitat: Klasse d bis 50 ha<br />
Klasse e 50 bis 200 ha<br />
Klasse f > 200 ha<br />
Von 255 sächsischen Brutplätzen, die im Zeitraum 1989– 98<br />
lückenlos beobachtet wurden, betrug bei fast 50 % dieser<br />
Brutplätze die Grünlandfläche im 2 km-Radius 50 bis 150 ha.<br />
Nur <strong>in</strong> 6 % der Fälle waren weniger als 50 ha Grünland vorhanden<br />
(s. Abb. 47).<br />
42<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Prozent<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0-50 51-<br />
100<br />
101-<br />
150<br />
151-<br />
200<br />
201-<br />
250<br />
251-<br />
300<br />
301-<br />
350<br />
Grünlandanteil (ha)<br />
n = 255 Nester<br />
351-<br />
400<br />
401-<br />
450<br />
451-<br />
500<br />
501-<br />
550<br />
Abb. 47: Häufigkeitsverteilung der Gründlandflächen nach<br />
Größenklassen im Umkreis von 2 km um das Nest<br />
von 255 Weißstorchbrutplätzen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Da Grünland – wie oben ausgeführt – offenbar für die Nahrungssuche<br />
<strong>in</strong> der Bebrütungs- und Jungenaufzuchtphase<br />
von großer Bedeutung ist, sollte man annehmen, daß an<br />
Brutplätzen, <strong>in</strong> deren näherem Umkreis wenig Grünland<br />
vorhanden ist, der Bruterfolg im Durchschnitt ger<strong>in</strong>ger ist<br />
als an Plätzen mit hohem Anteil Grünland <strong>in</strong> der Umgebung.<br />
Wie Abb. 48 zeigt, steigt der mittlere Bruterfolg mit<br />
zunehmendem Grünlandanteil ger<strong>in</strong>gfügig, aber nicht signifikant<br />
an. Es ist jedoch auch zu ersehen, daß die Störche an<br />
Plätzen mit relativ wenig Grünland durchaus produktiv se<strong>in</strong><br />
können, während es andererseits Brutplätze mit viel Grünland<br />
im Umfeld gibt, an denen über Jahre nur wenige Jungvögel<br />
großgezogen werden. Das zeigt, daß nicht alle<strong>in</strong> der<br />
Anteil des Grünlandes, sondern vor allem dessen Qualität –<br />
gemessen am Nahrungsangebot – e<strong>in</strong>e Rolle spielt. OZGO &<br />
BOGUCKI (1999) stellten bei ihren Untersuchungen zur<br />
Raum- und Habitatnutzung fest, daß das Nahrungsgebiet<br />
zwar 250 ha umfaßte, davon <strong>in</strong> mehr als 50 % der Aufzuchtzeit<br />
aber nur e<strong>in</strong>e Fläche von <strong>in</strong>sgesamt 30 ha zur Nahrungssuche<br />
genutzt wurde.<br />
mittlerer jährlicher Bruterfolg (1989 – 98)<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
y = 0,001x + 1,3743<br />
R 2 = 0,0196<br />
0,0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Grünlandanteil (ha)<br />
Abb. 48: Beziehung zwischen Grünlandanteil des Umlandes<br />
und mittlerem Bruterfolg im Zeitraum 1989 – 98 an<br />
255 Brutplätzen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>
Tab. 15: Verteilung von Neststandorten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> auf<br />
Grünlandklassen im Nestnahbereich sowie äußeren<br />
Bereich des kartierten Nahrungshabitates (1994).<br />
Kreis I = Grünland im Nestnahbereich, Kreis A =<br />
Grünland im äußeren Bereich des Nahrungshabitates<br />
Grünlandfläche Kreis I (ha) (%) Kreis A (ha) (%)<br />
bis 50 ha 115 28,9 145 36,4<br />
50 –100 ha 236 59,3 241 60,6<br />
ab 200 ha 47 11,8 12 3,0<br />
Von allen untersuchten Neststandorten weisen 57 % <strong>in</strong> deren<br />
beschriebener Umgebung Feuchtgebiete bis zu e<strong>in</strong>er Größen -<br />
ordnung von 165 ha auf. In 92 Fällen (41 %) ist die Fläche<br />
dabei kle<strong>in</strong>er als 10 ha. Feuchtgebiete größer als 80 ha<br />
konnten nur an 13 Standorten festgestellt werden.<br />
2.4.3 Ökologische Situation an ausgewählten Brut -<br />
plätzen<br />
Im Jahre 1994 wurde an ausgewählten Brutplätzen <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> die ökologische Situation, <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick<br />
auf das Nahrungsangebot, näher untersucht. Die<br />
Plätze sowie Aspekte für deren Auswahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tab. 16<br />
aufgeführt.<br />
An neun dieser Plätze wurden durch Beobachtungen der<br />
Störche bei der Nahrungsaufnahme bzw. bei der Fütterung<br />
nach Möglichkeit die Beutetiere festgestellt und ihr Anteil<br />
an der Nahrung e<strong>in</strong>geschätzt. Dabei waren bis zu vier Beobachter<br />
im Umfeld des Nestes und <strong>in</strong> den potentiellen Nahrungshabitaten<br />
gleichzeitig im E<strong>in</strong>satz. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Tab. 17 zusammengestellt.<br />
An e<strong>in</strong>igen Plätzen machten erwartungsgemäß Insekten,<br />
vor allem Heuschrecken, e<strong>in</strong>en großen Anteil der Nahrung<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 16: Untersuchte Brutplätze und Aspekte für deren Auswahl<br />
Abb. 49: Weißstorch und Graureiher nutzen e<strong>in</strong>e Nahrungsquelle<br />
Foto: P. Reuße<br />
aus. Daß Kle<strong>in</strong>säuger nicht häufiger als Nahrung dienten,<br />
hängt damit zusammen, daß 1994 ke<strong>in</strong> Mäusejahr war.<br />
Lurche spielten offenbar nur am Brutplatz Falken e<strong>in</strong>e<br />
größere Rolle. Dieses Paar suchte – wie die Brutpaare <strong>in</strong><br />
Kauppa und Leipgen – auch Teichgebiete zur Nahrungssuche<br />
auf. Es überrascht nicht, daß Fische <strong>in</strong> der Nahrung<br />
dieser Störche e<strong>in</strong>en relativ großen Anteil ausmachten. In<br />
Brutplatz Altkreis Auswahlaspekte<br />
Berbisdorf Dresden-Land „NSG Frauenteich“ (Moritzburg) <strong>in</strong> der Nähe<br />
Ottendorf-Okrilla Dresden-Land zwei benachbarte Nester (Sichtkontakt) <strong>in</strong> der<br />
Röderaue, I (auf e<strong>in</strong>em Baum), II (auf e<strong>in</strong>em Mast)<br />
Leipgen Niesky vielgestaltiger Lebensraum <strong>in</strong> der Oberlausitzer Heideund<br />
Teichlandschaft<br />
Kauppa Bautzen Teichlandschaft mit wenig landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche<br />
Klitten Bautzen Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
Dippoldiswalde Dippoldiswalde Ausbreitung Höhenlage 400 m über NN<br />
Großhartmannsdorf Brand-Erbisdorf Ausbreitung Höhenlage 500 m über NN<br />
Falken Limbach-Oberfrohna 4,5 km Entfernung zu den Limbacher Teichen<br />
Schlunzig Glauchau Muldeaue, über Jahre e<strong>in</strong>ziger erfolgreicher<br />
Brutplatz im Bezirk Chemnitz<br />
Modelwitz Leipzig Großstadtnähe und Nachbarschaft „NSG Luppeaue“<br />
Grubnitz Wurzen Muldeaue<br />
43
44<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 17: e<strong>in</strong>schätzung der Häufigkeit verschiedener Nahrungskomponenten anhand von Beobachtungen an e<strong>in</strong>igen Brutplätzen.<br />
1 = ke<strong>in</strong>e bis wenig, 2 = mäßig, 3 = viel<br />
Standort Regen- Insekten Fische Lurche Reptilien Kle<strong>in</strong>- Bemerkungen<br />
würmer säuger<br />
Berbisdorf 2 3 1 1 1 1–2 1 Maulwurf<br />
Ottendorf-Okrilla 2 3 1 2 1 2<br />
Leipgen 2 2 3 1 2 2 Maulwürfe; Fischteiche<br />
bilden wichtige Nahrungsgebiete<br />
– 10 bis<br />
20 cm lange Fische<br />
Kauppa 2 2 1-2 2 zum Nest gebrachte<br />
Karpfen waren für Jungvögel<br />
zu groß<br />
Klitten 1–2 2 – 3 2 2 1<br />
Großhartmannsdorf 2 2 1 1 2 – 3 Fische im Großhartmannsdorfer<br />
Teichgebiet<br />
werden nicht genutzt<br />
Falken 2 3 3 2 Fischteich außerhalb<br />
3 km-Radius<br />
Schlunzig 2 2 aus Gewöllanalysen<br />
Modelwitz 2 2 1 2 1 Maulwurf<br />
Großhartmannsdorf h<strong>in</strong>gegen konnten Fische als Nahrung<br />
nicht festgestellt werden, obwohl sich e<strong>in</strong> Teichgebiet<br />
ganz <strong>in</strong> der Nähe bef<strong>in</strong>det.<br />
Es wurde jeweils anhand von Probeflächen geprüft, wie<br />
groß das Nahrungsangebot auf Grünland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis<br />
von 3 km um die betrachteten Neststandorte war (Tab. 18).<br />
Das Angebot an Wirbellosen auf den untersuchten Grün-<br />
landflächen wurde überwiegend als „mäßig bis hoch“ e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Kle<strong>in</strong>säuger waren zumeist nur „wenig bis mäßig“<br />
vorhanden. Sowohl <strong>in</strong> Falken als auch <strong>in</strong> Leipgen wiesen<br />
aber nahe gelegene Stoppeläcker höhere Kle<strong>in</strong>säugerdichten<br />
auf als das Grünland.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wurde untersucht, <strong>in</strong> welchem<br />
Maße die Vögel Grünland im Vergleich zu Ackerflächen im<br />
Radius von 3 km um das Nest zur Nahrungssuche nutzten.<br />
Tab. 18: Nahrungsangebot auf ausgewählten Grünlandflächen <strong>in</strong> Brutplatznähe. 1 = ohne bis ger<strong>in</strong>g, 2 = mäßig, 3 = hoch<br />
Standort Anzahl Regen- Insekten Lurche Reptilien Kle<strong>in</strong>säuger<br />
der würmer<br />
erfaßten<br />
Flächen<br />
Berbisdorf 11 1–2 2 – 3 1 1 1<br />
Ottendorf-Okrilla 10 1–2 2 1–2 1 2<br />
Leipgen 10 2 2 1 2 1<br />
2 (Stoppel)<br />
Kauppa 3 1–2 2 2 1<br />
Dippoldiswalde 2 1–2 2 – 3 1 1 1–2<br />
Großhartmannsdorf 8 2 1–2 1–2 1 2 – 3<br />
Falken 1 2 2 1 1 1<br />
3 (Stoppel)<br />
Schlunzig 5 1–2 1–2 1 1 1<br />
Modelwitz 15 2 2 – 3 1–2 1–2 1–2
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 19: Nutzung der potentiellen Nahrungsflächen (= landwirtschaftliche Nutzflächen + Brachland) durch die Weißstorchpaare<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 3 km-Radius um verschiedene Brutplätze. In Spalte 2 ist außer der Gesamtfläche jeweils auch die<br />
Grünland- (G), Feuchtgebiets- (F) und Ackerfläche (A) angegeben.<br />
Standort Potentielle Genutzte Nahrungsfläche Anzahl Gesamt- Bemerkungen<br />
Nahrungsfläche (ha) Beobach- beobach-<br />
(ha) Grün- tungen tungs-<br />
Gesamt land Acker dauer (h)<br />
Berbisdorf 1867 183 127 56 6 56 Störche oft außer-<br />
G 351, F 36, halb des 3km-<br />
A 1214 Radius<br />
Ottendorf-Okrilla I 1360 120 60 60 9 ca. 100 wie oben<br />
G 752, F 0, A 570<br />
Ottendorf-Okrilla II 1360 52 45 7 8 ca. 90 wie oben<br />
G 752, F 0, A 570<br />
Leipgen 1097 340 95 245 42 > 100 Nahrungssuche<br />
G 398, F 12, A 297 auch im Teichgebiet<br />
Kauppa 1220 135 125 10 8 28 Beobachtung auch<br />
G 311, F 0, A 661 auf Sportflugplatz<br />
Klitten 1287 57 45 12 14 77 Nutzung von über-<br />
G 603, F 22, A 528 schwemmter Wiese<br />
Großhartmannsdorf 2345 210 192 18 18 ca. 50<br />
G 895, F 12,<br />
A 1245<br />
Falken 1743 32 6 26 6 17 Nahrungssuche<br />
G 217, F 12, vorwiegend im<br />
A 1514 4,5 km entfernten<br />
Teichgebiet Limbach-Oberfrohna<br />
Schlunzig 1945 70 37 33 8 17<br />
G 361, F 23, Brache<br />
A 1528<br />
Modelwitz 1505 >50 >50 – 7 30<br />
G 299, F 38,<br />
A 1168<br />
Tab.20: Brutberichte zu den untersuchten Standorten für die Jahre 1985 bis 1994<br />
Nest 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994<br />
Ottendorf-Okrilla (Eiche) HB2 HB2 kHB HB1 kHB HPm3 HPm2 HPm3 HPm4 HPm2<br />
Ottendorf-Okrilla (Mast) – – – – – – – HPm3 HPm3 HPm3<br />
Berbisdorf HPm4 HPm2 HPm1 HPm3 HPo HPm4 HPm2 HPm4 HPm5 HPm2<br />
Schlunzig HPm3 HPm2 HPm3 HPm1 HPm4 HPm3 HPm3 HPm4 HPm4 HPm4<br />
Dippoldiswalde – – – – – – – HPo HPm1 HPo<br />
Klitten – – – HPm2 HPm4 HPo HPo HPm3 HPm3 HPm2<br />
Kauppa HPm3 HPm2 HPm3 HPm2 HPm4 HPm3 HPo HPm3 HPo HPm5<br />
Falken – – – – – – – – – HPm3<br />
Grubnitz – – – HPo HPm3 HPm2 HPm3 HPm3 HPm3 HPm3<br />
Leipgen – – – HPo HPm2 HPm2 HPm3 HPm2 HPm4<br />
Großhartmannsdorf HB HB HB HB HPo HPo HPo HPo HPm2 HPm2<br />
Modelwitz – – – – – – – HPo HPm3 HPm1<br />
45
Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 19 zusammengefaßt. Die Kartierung<br />
ergab, daß mit Ausnahme von Leipgen an allen Plätzen<br />
die vorhandenen Grünlandflächen bevorzugt zur Nahrungssuche<br />
aufgesucht wurden.<br />
Im Schrifttum wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, daß es für die<br />
Störche auch wichtig ist, daß sich geeignete Nahrungsflächen<br />
<strong>in</strong> Sichtweite vom Nest bef<strong>in</strong>den. An den aus -<br />
gewählten Plätzen sche<strong>in</strong>en aber – wie beobachtet wurde –<br />
die Sichtbeziehungen ke<strong>in</strong>e ausschlaggebende Rolle zu<br />
spielen. Aus Tab. 20 ist der Bruterfolg für die betrachteten<br />
Standorte ersichtlich.<br />
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß das Vorhandense<strong>in</strong><br />
von Grünlandflächen <strong>in</strong> der Umgebung e<strong>in</strong>es Brutplatzes<br />
zweifellos von Bedeutung ist, daß aber ab e<strong>in</strong>er gewissen<br />
M<strong>in</strong>destfläche mit zunehmendem Grünlandanteil nicht<br />
zw<strong>in</strong>gend günstigere Bed<strong>in</strong>gungen für die Störche vorliegen<br />
müssen. Nicht wenige Brutplätze mit e<strong>in</strong>em relativ hohen<br />
Grünlandanteil im näheren Umkreis hatten e<strong>in</strong>en verhältnismäßig<br />
ger<strong>in</strong>gen mittleren Bruterfolg. Und obwohl der Median<br />
der Grünlandflächen jeweils im Umkreis von 2 km um<br />
46<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
255 Neststandorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich von 151–200 ha lag<br />
(Abb. 47, S. 42), fiel der Bruterfolg der sächsischen Weißstörche<br />
<strong>in</strong>sgesamt doch vergleichsweise ger<strong>in</strong>g aus (siehe<br />
Kap. 2.2). Für die Bewertung stellt die Art und Weise der<br />
Bewirtschaftung des Grünlandes e<strong>in</strong>en wichtigen Gesichtspunkt<br />
dar. Das Abmähen der Flächen und anschließende<br />
Nachwachsen des Grases <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er relativ kurzen Periode<br />
schafft nur kurzzeitig e<strong>in</strong> großes Nahrungsangebot. E<strong>in</strong>e auf<br />
kle<strong>in</strong>ere Flächenanteile bezogene Bewirtschaftung, mit ge -<br />
staffelten Mahdterm<strong>in</strong>en, ist für den Storch mit Sicherheit<br />
die günstigere Variante, da sie den Zugang zur Nahrung<br />
über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum ermöglicht. Dadurch wird verständlich,<br />
warum ausgedehnte Grünländereien – und noch<br />
dazu auf M<strong>in</strong>eralböden – ke<strong>in</strong>e Garantie für e<strong>in</strong>en hohen<br />
Bruterfolg s<strong>in</strong>d. Wichtiger sche<strong>in</strong>t zu se<strong>in</strong>, daß dem Weißstorch<br />
<strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>es Brutplatzes verschiedenartige<br />
Flächen – e<strong>in</strong>schließlich Feuchtgebieten – zur Verfügung<br />
stehen, die e<strong>in</strong>e ausreichende Nahrungsversorgung zu allen<br />
Zeiten des Fortpflanzungszyklus und über die Jahre h<strong>in</strong>weg<br />
ermöglichen.<br />
Abb. 50: Weißstorch im Nahrungsgebiet; 1995, Kodersdorf (Rengersdorf) Lkr. NOL Foto: A. Gebauer
2.5 Gefährdungen<br />
2.5.1 Lebensraumveränderungen<br />
An erster Stelle der Gefährdungsursachen steht für den<br />
Weißstorch auch im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> die Bedrohung se<strong>in</strong>er<br />
Lebensgrundlagen, d.h. die weitere E<strong>in</strong>schränkung se<strong>in</strong>es Le -<br />
bensraumes und dabei besonders se<strong>in</strong>er Nahrungsgrundlagen.<br />
Dieser bereits vor längerer Zeit <strong>in</strong> Gang gekommene wechselvolle<br />
Prozeß wirkt großflächig und langfristig, so daß dessen<br />
Wirkungen nicht sofort sichtbar werden und schwer<br />
quantifizierbar s<strong>in</strong>d. Verursacher s<strong>in</strong>d viele Wirtschafts -<br />
bereiche, vor allem durch den Bau von Wohn-, Industrieund<br />
Gewerbegebieten, Straßen und W<strong>in</strong>dkraftanlagen, durch<br />
Abbau von Bodenschätzen (<strong>in</strong>sbesondere Sand, Kies und<br />
Braunkohle) sowie durch Nutzungs<strong>in</strong>tensivierung und Eutrophierung<br />
im Agrarraum, verbunden mit erheblichen standörtlichen<br />
und funktionellen Veränderungen. In starkem<br />
Maße wirken auch länger zurückliegende Maßnahmen nach.<br />
Bebauung<br />
Die folgenden Zahlen zu Entwicklungstendenzen im Umland<br />
großer Städte <strong>Sachsen</strong>s verdeutlichen diese Aussage<br />
(SCHMIDT et al. 1993). Danach waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 686 km 2<br />
großen Gebiet des Umlandes von Dresden mit e<strong>in</strong>em Weißstorchbestand<br />
von 16 Paaren (Stand 1994) Baugebiete mit<br />
e<strong>in</strong>em Flächenbedarf von 10 bis 17 km 2 ausgewiesen. E<strong>in</strong><br />
weiterer Flächenbedarf von 4–7 km 2 war für die technische<br />
Erweiterung des Flugplatzes Dresden geplant. Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />
zum Flächenbedarf lagen zu den vielen Straßenbauprojekten<br />
vor. SCHMIDT et al. (1993) schrieben: „So ist e<strong>in</strong>e<br />
durchaus ernst zu nehmende Zersiedlungstendenz vor allem<br />
nördlich und östlich von Dresden festzustellen ...“.<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Zwischen 1988 und 1994 vergrößerten sich nach der Auswertung<br />
von Satellitendaten (KNAPP 1996) für den Raum<br />
Dresden (Untersuchungsfläche ca. 1000 km 2 ) die Baugebiete<br />
um 0,9% und die Bebauung um 0,3%. Dafür verr<strong>in</strong>gerte sich<br />
die landwirtschaftliche Nutzfläche um fast 3%.<br />
Im Umland (620 km 2 ) von Leipzig, wo 1994 neun Weißstorchnester<br />
besetzt waren, erfolgten zu diesem Zeitpunkt Planungen<br />
für Baugebiete mit e<strong>in</strong>em Gesamt-Flächenbedarf von 18<br />
bis 36 km 2 . Zusätzlich wurden 8 bis 14 km 2 für Verkehrsbauten,<br />
Flugplatz sowie Ver- und Entsorgung benötigt. SCHMIDT<br />
et al. (1993) führten dazu aus: „Große Teile des Untersuchungsgebietes<br />
werden damit künftig h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bebauung<br />
e<strong>in</strong>e Dichte wie Stadtteile e<strong>in</strong>er Kernstadt erreichen“.<br />
Auch im Umland von Görlitz (267 km 2 ) gab es im Untersuchungszeitraum<br />
e<strong>in</strong>en Flächenbedarf für Baugebiete, technische<br />
Infrastruktur und Verkehrsflächen von 3,0 bis 4,5 km 2 .<br />
Dazu schreiben die gleichen Autoren: „Die bisherigen Planungsabsichten<br />
sehen zu etwa 98 % Neubauten auf bisher unbebauter<br />
Fläche vor.“<br />
Landwirtschaft<br />
E<strong>in</strong>e besondere Stellung bei der Bee<strong>in</strong>trächtigung des Weißstorchlebensraumes<br />
nimmt die Landwirtschaft e<strong>in</strong>. Ände run gen<br />
<strong>in</strong> der Produktionsstruktur <strong>in</strong> Form des Rückganges der Tierproduktion<br />
führen zwangsläufig zur Verr<strong>in</strong>gerung der Futterflächen<br />
als wichtigeNahrungshabitate des Weißstorchs(Tab.21).<br />
Der Ackerfutterbau g<strong>in</strong>g mit Ausnahme von Grün- und Silomais<br />
von 1990 (123 Tha) bis 1993 (76 Tha) kont<strong>in</strong>uierlich<br />
zurück. Das betrifft <strong>in</strong>sbesondere Luzerne, Rotklee und deren<br />
Gemische mit Gräsern, die durch ihre entwicklungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Mahd zwei- bis fünfmal pro Jahr für den Weißstorch<br />
hervorragende Nahrungshabitate darstellen. Das Gegenteil<br />
bilden Grün- und Silomais (1993: 67 Tha) mit Bestellung<br />
Abb. 51: W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong> der näheren Umgebung des Neststandortes; 2000, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf/Lkr. Kamenz<br />
Foto: F. Förster<br />
47
im Mai und Ernte im September. Diese Flächen s<strong>in</strong>d für den<br />
Weißstorch zum Nahrungserwerb ungeeignet.<br />
Parallel dazu erfolgte e<strong>in</strong>e Erweiterung des Anbaus von<br />
Mähdruschfrüchten, <strong>in</strong>sbesondere Ölfrüchten, deren Flä -<br />
chen für den Nahrungserwerb des Weißstorches im wesentlichen<br />
ebenfalls nicht <strong>in</strong> Betracht kommen (Tab. 22).<br />
Tab. 22: entwicklung des Anbaus von Mähdruschfrüchten<br />
im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (% des Ackerlandes)<br />
(Quelle: Sächsischer Agrarbericht 1993, Sächsisches<br />
Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, er -<br />
näh rung und Forsten)<br />
Fruchtart 1989 1993<br />
Getreide, e<strong>in</strong>schl. Körnermais 49,8 48,1<br />
Hülsenfrüchte 0,1 0,6<br />
Ölfrüchte 1,7 12,0<br />
Weitere Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Lebensraumes verursachen<br />
vor allem sowohl die Intensivierung als auch die Extensivierung<br />
der landwirtschaftlichen Produktion, <strong>in</strong>sbesondere des<br />
Grünlandes. Dessen <strong>in</strong>tensive Nutzung mit e<strong>in</strong>förmigen, im<br />
S<strong>in</strong>ne des Ertrages leistungsfähigen Pflanzenbeständen, reichlicher<br />
Düngung und Entwässerung, garantiert zwar hohe Erträge,<br />
verr<strong>in</strong>gert aber das Angebot an Beutetieren für den<br />
Weißstorch. Aus Extensivierungsgründen e<strong>in</strong>geschränkte<br />
bzw. späte Mahd wirkt <strong>in</strong> der gleichen Richtung, da Grünland<br />
nur mit Pflanzenbeständen von ger<strong>in</strong>ger Wuchshöhe als Nahrungsraum<br />
nutzbar ist. Das Förderprogramm „Umweltgerechte<br />
Landwirtschaft im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (UL)“ enthielt im Teilabschnitt<br />
Kulturlandschaftsprogramm Teil 1 (KULAP 1) Bestimmungen,<br />
die zum Schutz bedrohter Tier- und Pflan -<br />
zenarten späte Schnitt-Term<strong>in</strong>e vorschreiben, die für den<br />
Weißstorch aus genannten Gründen jedoch leider nachteilig<br />
waren. Im Wirtschaftsjahr 1992/93 zum Beispiel betraf das im<br />
Regierungsbezirk Dresden 3205 ha und im Regierungsbezirk<br />
Leipzig 289 ha. In diesem Zeitraum wurden aber über KU-<br />
LAP 1 weitere für den Weißstorch relevante, positiv wirkende<br />
Bewirtschaftungsänderungen gefördert, so die extensive<br />
Weidenutzung im Regierungsbezirk Dresden auf 10.950 ha<br />
und im Regierungsbezirk Leipzig auf 3.263 ha sowie die Umwandlung<br />
von 743 ha Ackerland <strong>in</strong> Grünland im Regierungsbezirk<br />
Dresden bzw. 117 ha im Regierungsbezirk Leipzig.<br />
48<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Tab. 21: entwicklung der Tierbestände und Futterflächen im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (Quelle: Sächsische Agrarberichte 1993<br />
und 1998, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, ernährung und Forsten. * Angaben für 1990)<br />
Tierbestände/Futterflächen 1989 1993 1998<br />
R<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt (x 1000) 1262 615 601<br />
davon Milchkühe (x 1000) 459 246 234<br />
Schwe<strong>in</strong>e gesamt (x 1000) 1978 682 634<br />
Dauergrünland (ha x 1000) 236,6* 171,2 184<br />
Ackerland (ha x 1000) 756,2* 676,8 722<br />
Ackerfutter (% des Ackerlandes) 28 21 17<br />
2.5.2 Gefährdungen durch elektrische Freileitungen<br />
Seit Beg<strong>in</strong>n der Elektrifizierung <strong>Sachsen</strong>s gab es Vogelverluste<br />
an Freileitungen (z. B. MEYER & HELM 1880). Bereits<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts berichtet KLENGEL (1917) von<br />
Leitungsopfern unter Störchen, <strong>in</strong> deren Folge e<strong>in</strong>ige der damals<br />
wenigen Nester aufgegeben wurden. Bis zur Gegenwart<br />
gibt es alljährlich Storchenunfälle an Freileitungen <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>. Die Zahl der jährlich verunglückten Störche kann<br />
dabei recht beträchtlich schwanken. Auf dem gut untersuchten<br />
Gebiet des heutigen Landkreises Riesa-Großenha<strong>in</strong> wurden<br />
von 1972 bis 1999 über 150 Freileitungsopfer festgestellt;<br />
im Jahre 1998 waren es alle<strong>in</strong> 26. Obwohl <strong>in</strong> diesem<br />
Landkreis die Erfassung verunglückter Störche recht gut<br />
funktioniert, werden dennoch nicht alle Opfer gemeldet, wie<br />
nachträgliche Meldungen, <strong>in</strong>sbesondere über die Vogelwarten,<br />
immer wieder beweisen. Auch bleibt e<strong>in</strong> Teil der verunglückten<br />
Störche sicher unbemerkt, da unwegsames Gelände<br />
Funde erschwert und Opfer von anderen Tieren, z. B.<br />
Fuchs (Vulpes vulpes), beseitigt werden.<br />
Regional treten verschiedene Typen von Freileitungsbauten<br />
und damit unterschiedliche Gefährdungspotentiale auf, was<br />
bei regionalen Vergleichen zu beachten ist. Betrachtet man<br />
z. B. die Verhältnisse im storchenreichen Landkreis Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong>, so spielt die Häufung von Weißstorch-Ansammlungen<br />
u. a. auch wegen der Elbe als Zugleitl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />
Rolle. Wären <strong>in</strong> diesem Kreis <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
nicht bereits viele gefährliche Trassenabschnitte und E<strong>in</strong>zelmasten<br />
entschärft worden, dann läge die Zahl der Freileitungsopfer<br />
sicher beträchtlich höher.<br />
Unfälle an Freileitungen entstehen durch E<strong>in</strong>wirkung von<br />
Strom und Kollision mit Leitungsteilen. Stromschlag kommt<br />
dabei als Unfallursache wesentlich häufiger vor. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Unfallhäufigkeit liegen die Mittelspannungsleitungen<br />
(1 kV bis 60 kV) deutlich vor Nieder- (bis 1 kV) und Hochspannungsleitungen<br />
(über 60 kV). Der Grad der Gefährlichkeit<br />
e<strong>in</strong>er Leitung hängt von der Bauweise, dem Landschaftsumfeld<br />
und der konkreten Situation des Unfallopfers<br />
ab. Im Verlaufe der Zeit entstanden viele unterschiedliche<br />
Freileitungsbauweisen. Die Art der Masten (Holz, Beton,<br />
Eisen) sowie die Befestigungen (stehend, hängend, waagerecht),<br />
Abstände und Anordnungen der Isolatoren <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Ebenen bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> unterschiedlich großes
Gefahrenpotential. Beim Stromschlag werden Kurz- und Erd -<br />
schluß unterschieden. E<strong>in</strong> Kurzschluß entsteht durch gleichzeitiges<br />
Berühren von zwei spannungsführenden Leitern. Wegen<br />
der Leiterabstände kann es nur im Nieder- und Mittelspannungsbereich<br />
zum Kurzschluß kommen. Während e<strong>in</strong><br />
Kurzschluß im Bereich der Niederspannung meist glimpflich<br />
ausgeht (ger<strong>in</strong>ge Spannung und Leitfähigkeit der Federn und<br />
Hornteile), ist er bei Mittelspannung fast immer tödlich. Zum<br />
Kurzschluß kommt es auf Masten mit ger<strong>in</strong>gen Leiterabständen<br />
oder bei Leitungsanflug. Am betroffenen Vogel s<strong>in</strong>d nach<br />
e<strong>in</strong>em Kurzschluß deutliche Strommarken (Verbrennungen an<br />
den E<strong>in</strong>- und Austrittsstellen des Stromes) zu sehen.<br />
E<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em Mast stehender Storch ist immer geerdet.<br />
Berührt er mit e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>, Flügel, dem Schnabel oder dem<br />
Kotstrahl e<strong>in</strong> Leiterseil, kommt es zum Erdschluß. Die Stärke<br />
des Stromschlages wird bee<strong>in</strong>flußt vom Mastmaterial<br />
(Holz, Beton, Eisen), der Art der Berührung (Federn, Haut)<br />
und der Witterung (Feuchtigkeit). Tritt e<strong>in</strong> Storch vom Mast<br />
auf e<strong>in</strong>en horizontal angebrachten Isolator, kann er Kriechströmen<br />
ausgesetzt se<strong>in</strong>. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere bei kurzen,<br />
verschmutzten oder feuchten Isolatoren der Fall. Am betroffenen<br />
Vogel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen Fällen die E<strong>in</strong>wirkungen vom<br />
Strom äußerlich nur sehr schwer oder gar nicht zu entdecken.<br />
Die Tiere ersche<strong>in</strong>en äußerlich unverletzt. Nach<br />
e<strong>in</strong>em Erdschluß überlebende Störche erleiden e<strong>in</strong>en traumatischen<br />
Schock. Später bilden sich an den stromdurchflossenen<br />
Körperteilen meist ausgedehnte Nekrosen. In der<br />
Regel f<strong>in</strong>det man diese Störche direkt am Mastfuß oder <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Umgebung.<br />
Ob e<strong>in</strong> Mast als Sitzgelegenheit angeflogen wird, hängt von<br />
se<strong>in</strong>em speziellen Standort und der aktuellen Verhaltenssituation<br />
der Störche ab. Insbesondere höhenexponierte Masten<br />
<strong>in</strong> Nestnähe oder günstigen Nahrungsgebieten werden<br />
gern als Sitz- und Schlafplatz benutzt. Jungstörche versuchen<br />
bei ihren ersten Ausflügen oft auf ungewöhnlichen<br />
Stellen wie Elektromasten zu landen. Fremdstörche kommen<br />
öfter <strong>in</strong> die Nähe besetzter Nester und landen dann gern auf<br />
nahegelegenen Masten. Trupps von Nichtbrütern, die <strong>in</strong> günstigen<br />
Nahrungsräumen übersommern, schlafen <strong>in</strong> der Regel<br />
auf relativ freistehenden, kronentrockenen alten Laubbäumen<br />
oder alten Kiefern außerhalb von Ortschaften. Weil geeignete<br />
Rast- und Schlafbäume recht rar s<strong>in</strong>d, werden ersatzweise<br />
gern Elektromasten genutzt. Während der Zugzeit<br />
kann es auch außerhalb traditioneller Storchenlebensräume<br />
zum Rasten größerer Storchentrupps kommen, wenn beispielsweise<br />
nahrungsreiche Felder gepflügt werden. Diese<br />
Zugtrupps bestehen meist zu über 80 % aus Jungstörchen.<br />
Zum Schlafen werden von den unerfahrenen Jungstörchen<br />
oftmals auch schwer anzufliegende Masten benutzt.<br />
Unfälle durch Anflug entstehen meist <strong>in</strong> extremen Situationen,<br />
z. B. bei Horstkämpfen, bei den ersten Ausflügen der<br />
Jungstörche, Störungen oder dem Zusammentreffen mit<br />
fremden Artgenossen, bei denen sich die Vögel weniger<br />
umsichtig verhalten. Bei untersuchten Anflugunfällen handelte<br />
es sich <strong>in</strong> den meisten Fällen um helle (relativ neue)<br />
Leiterseile, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene angeordnet waren. Leitungen,<br />
die <strong>in</strong> mehreren Ebenen angeordnet und mit dünnen, dun-<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
klen Leiterseilen ausgestattet waren, kamen nur ausnahmsweise<br />
vor. Die Annahme, daß gerade von letztgenannten e<strong>in</strong>e<br />
höhere Gefährdung ausgeht, konnte bislang nicht bestätigt<br />
werden. Kollisionen ohne äußere Bee<strong>in</strong>flussung, wie<br />
etwa durch starken W<strong>in</strong>d, Störungen oder Ablenkung durch<br />
fremde Artgenossen, erfolgten ausschließlich an Trassen<br />
mit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene angeordneten hellen Leiterseilen. Bei der<br />
Beurteilung der Gefährlichkeit e<strong>in</strong>er Leitung (Erkennbarkeit<br />
durch den fliegenden Vogel) spielt deren spezielle Lage <strong>in</strong><br />
der Landschaft (Leitung völlig frei oder vor e<strong>in</strong>er dunklen<br />
Baumkulisse) e<strong>in</strong>e nicht unerhebliche Rolle. Anflugopfer<br />
haben meist schwere Frakturen, Rupturen, Prellungen sowie<br />
mechanische Schäden an Haut und Gefieder. Die Verletzungen<br />
bef<strong>in</strong>den sich vor allem am Kopf und an den Gliedmaßen.<br />
Derartig verletzte Vögel entfernen sich oft weit von<br />
der Unfallstelle.<br />
Es gibt jedoch nicht nur Leitungsanflüge. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />
verunglückten Jungstörche durch Aufprall an den Traversen<br />
von Mittelspannungsmasten mit hängenden bzw. waagerechten<br />
Isolatoren. Diese Unfälle traten immer dann auf,<br />
wenn bereits andere Störche auf der Traverse standen und<br />
die Landung mißglückte. Auf den Traversen von Eisengittermasten<br />
können Jungstörche bei Nässe leicht ausrutschen<br />
und mit ihren langen Be<strong>in</strong>en zwischen die Verstrebungen<br />
geraten. Bei ihren Befreiungsversuchen brechen sie sich<br />
dann die Be<strong>in</strong>e oder die Intertarsalgelenke.<br />
Im Zusammenhang mit Verlusten an elektrischen Freileitungen<br />
sei daran er<strong>in</strong>nert, daß <strong>in</strong> früheren Zeiten oftmals<br />
während der Fortpflanzungsperiode selbständig von Störchen<br />
errichtete Nester auf Leitungsmasten durch die örtlichen<br />
Energieversorgungsunternehmen ohne E<strong>in</strong>beziehung<br />
der Naturschutzbehörde entfernt wurden. In diesen Fällen<br />
ist dadurch e<strong>in</strong>e Brut oftmals verh<strong>in</strong>dert worden. Heute<br />
gehören solche Vorfälle der Vergangenheit an.<br />
Abb. 52: Rastende Weißstörche auf Hochspannungsfreileitungsmast;<br />
10.08.1995,<br />
Colmnitz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
49
2.5.3 Gefährdungen am Nest<br />
Witterungse<strong>in</strong>flüsse<br />
Unwetter und starke Niederschläge bedrohen das Nest (Absturzgefahr)<br />
und die Nestl<strong>in</strong>ge (Unterkühlung, Vernässung).<br />
Bei diesen Gefährdungen der Nestl<strong>in</strong>ge dürfte aufgrund<br />
mancher fehlender Nestkontrolle mit e<strong>in</strong>er größeren Dunkelziffer<br />
zu rechnen se<strong>in</strong>.<br />
Im folgenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Beispiele für Nestl<strong>in</strong>gsverluste genannt:<br />
• Kle<strong>in</strong>-Wölkau, Altkreis Delitzsch, Juli 1994: Nestabsturz<br />
bei Unwetter, 5 Jungstörche getötet<br />
• Nauwalde, Altkreis Riesa, Mai 1994: zwei Jungstörche<br />
durch Unterkühlung gestorben<br />
• Gebiet des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heideund<br />
Teichlandschaft, 1993: 35 Jungstörche nach starken<br />
Regenfällen gestorben<br />
• <strong>Sachsen</strong>, 1999: 49 witterungsbed<strong>in</strong>gte Nestl<strong>in</strong>gsverluste<br />
H<strong>in</strong> und wieder werden Altvögel wie auch Nester vom Blitz<br />
getroffen (CREUTZ 1988). So wurden z. B. im Jahre 1993<br />
<strong>in</strong> Langebrück/Altkreis Dresden-Land sowie 1998 <strong>in</strong> Böh -<br />
la/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Altstörche auf dem Nest durch<br />
Blitzschlag getötet (s. auch Abb. 53).<br />
Mülle<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das Nest<br />
Werden B<strong>in</strong>dfäden, Angelschnur, Plastikmaterialien u. a.<br />
als Nistmaterial verwendet, so können sich die Nestl<strong>in</strong>ge<br />
dar<strong>in</strong> verfangen. Dafür zwei Beispiele:<br />
• Jetscheba, Landkreis Bautzen, 1992 (Nestkontrolle bei<br />
Ber<strong>in</strong>gung): e<strong>in</strong> Jungstorch durch B<strong>in</strong>dfaden getötet, der<br />
zweite Jungstorch konnte befreit werden<br />
• Mortka, Altkreis Hoyerswerda, 1993: e<strong>in</strong> Jungstorch <strong>in</strong><br />
B<strong>in</strong>dfaden verfangen, mußte wegen starker Verletzung<br />
getötet werden.<br />
Abb. 53: Auf dem Nest vom Blitz erschlagener Altvogel<br />
(13.08.1998); 15.08.1998, Böhla / Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
50<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 54: Während e<strong>in</strong>es Nestkampfes abgeworfene Weißstorchnestl<strong>in</strong>ge;<br />
04.06.1994, Stölpchen / Lkr.<br />
Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />
Auch können diese Materialien die Be<strong>in</strong>e abschnüren. Fo -<br />
lien reste verzögern oder verh<strong>in</strong>dern unter Umständen das<br />
Versickern von Niederschlagswasser <strong>in</strong> der Nestmulde.<br />
Nestkämpfe<br />
Kämpfe zwischen Weißstörchen um (besetzte) Nester können<br />
Verluste bei Alt- und Jungvögeln sowie Eiern zur Folge<br />
haben. Folgende Beispiele seien dazu genannt:<br />
• Lomske, Landkreis Bautzen, Mai 1992: e<strong>in</strong> Altvogel nach<br />
Nestkampf gestorben<br />
• <strong>Sachsen</strong>, 1998: gemeldete Nestkämpfe mit Verlusten an<br />
11 Brutplätzen<br />
• Regierungsbezirk Leipzig, 1999: Verlust von 2 Eiern und<br />
13 Nestl<strong>in</strong>gen durch beobachtete Nestkämpfe.<br />
2.5.4 E<strong>in</strong>fluß von Bioziden<br />
Zur Gefährdung des Weißstorches im Brutgebiet durch den<br />
E<strong>in</strong>satz von Bioziden liegen ke<strong>in</strong>e aktuellen Informationen<br />
vor. Auf den für den Weißstorch wichtigen Nutzflächen<br />
Grünland und Ackerfutter werden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen Herbizide<br />
(Ampferbekämpfung) und Rodentizide (Feldmausvernichtung,<br />
E<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen der Mittel <strong>in</strong> die Baue) mit e<strong>in</strong>em<br />
Flächenanteil von unter 1 % e<strong>in</strong>gesetzt (Scherer, mdl. Mitt.<br />
1994, Sächsische Lan desan stalt für Landwirtschaft, Abt. Integrierter<br />
Pflanzenschutz).<br />
Die technische Industriechemikalie PCB (polychlorierte Biphenyle),<br />
die durch e<strong>in</strong>e hohe Persistenz und Tendenz zur<br />
Anreicherung <strong>in</strong> lebenden Organismen gekennzeichnet ist,<br />
konnte mit hohen Werten <strong>in</strong> Weißstorcheiern nachgewiesen<br />
werden und führte z. B. bei Zoostörchen <strong>in</strong> Israel zum<br />
Ausfall der Fortpflanzung (SCHULZ 1988, BÜTHE et al.<br />
1989). In der Bundesrepublik Deutschland wird PCB seit<br />
1983 nicht mehr hergestellt, und die Verwendung (nur <strong>in</strong><br />
geschlossenen Systemen!) läuft aus. Es gibt ke<strong>in</strong>e aktuellen<br />
veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen H<strong>in</strong>weise auf Schäden durch PCB<br />
(W. Gle<strong>in</strong>ich, mdl. Mitt. 2000).
2.5.5 Abstürze und Kollision mit Fahrzeugen<br />
Weißstorchverluste können auch durch Abstürze <strong>in</strong> Schornste<strong>in</strong>e<br />
oder durch Zusammenstoß mit Fahrzeugen zustandekommen.<br />
E<strong>in</strong>ige der bekannt gewordenen Vorfälle:<br />
• Großröhrsdorf, Altkreis Bischofswerda, 1991: Zusammenstoß<br />
e<strong>in</strong>es Altvogels mit e<strong>in</strong>em fahrenden Zug<br />
• Radeburg, Altkreis Dresden-Land, Mai 1993: Totfund an<br />
der Autobahn<br />
• Radeburg, Juni 1994: zwei Altstörche stürzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Schornste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Tier stirbt, das andere wird gerettet und<br />
gesund gepflegt<br />
• Regierungsbezirk Leipzig, 1998: Sturz e<strong>in</strong>es Jungstorches<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schornste<strong>in</strong><br />
• Regierungsbezirk Leipzig, 1998: Jungstorch durch Anflug<br />
an Auto getötet<br />
• Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>: seit 1990 alljährliche Verkehrsopfer<br />
(vor 1990 als Todesursache unbekannt);<br />
Grund hierfür ist die erhöhte Verkehrsdichte und v. a. die<br />
zunehmende Geschw<strong>in</strong>digkeit (P. Reuße, schriftl. Mitt.)<br />
Zusammenstöße können nach CREUTZ (1988) auch mit<br />
Flugzeugen auftreten. Auf dem Flughafen Leipzig-Schkeuditz<br />
wurde 1998 e<strong>in</strong> Altstorch von e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e getötet<br />
(G. Erdmann, schriftl. Mitt.). E<strong>in</strong>e diesbezügliche potentielle<br />
Gefährdung besteht für zwei Brutplätze <strong>in</strong> Ottendorf/Okrilla<br />
(Altkreis Dresden-Land), die <strong>in</strong> der Flug-<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 55: Plasteschnüre im Weißstorchnest; 29.06.1998, Seerhausen/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />
schneise des Flughafens Dresden-Klotzsche liegen. Bei<br />
günstiger Witterung kreisen die Brutstörche (und auch<br />
zahlreiche Fremdstörche) <strong>in</strong> Höhe der hier relativ niedrig<br />
fliegenden Flugzeuge.<br />
2.5.6 Gefahren auf dem Zug und im W<strong>in</strong>terquartier<br />
SCHULZ (1988) geht ausführlich auf die Gefahren e<strong>in</strong>, die<br />
den Weißstörchen auf dem Zuge und <strong>in</strong> den Überw<strong>in</strong>terungsgebieten<br />
drohen. Danach s<strong>in</strong>d deren Auswirkungen<br />
auf die Population der „Westzieher“ deutlich ausgeprägter<br />
gewesen als auf die Population der „Ostzieher“, der ja<br />
auch der überwiegende Teil der sächsischen Störche angehört.<br />
In welchem Maße Faktoren im Brutgebiet und Faktoren<br />
<strong>in</strong> den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten jeweils die<br />
Bestandsentwicklung der Art bee<strong>in</strong>flussen, ist schwer zu<br />
entscheiden. So bestehen Wechselwirkungen <strong>in</strong> der Form,<br />
daß Störche, die <strong>in</strong> schlechter Kondition aus dem W<strong>in</strong>terquartier<br />
zurückkehren, dieses Defizit u. U. nicht kompensieren<br />
können.<br />
Die Bejagung spielt besonders <strong>in</strong> Westafrika (Überw<strong>in</strong>terungsgebiet<br />
der Westzieher), <strong>in</strong> Vorderasien und im Sudan<br />
e<strong>in</strong>e Rolle. SCHULZ (1988) schätzt den Anteil der jährlich<br />
auf der Ostroute erjagten Weißstörche auf 3–4 % der Gesamtzahl<br />
der Ostzieher.<br />
Dürreperioden und Habitatveränderungen durch den Menschen<br />
zerstören Lebensräume <strong>in</strong> den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten.<br />
51
Sehr problematisch ist die <strong>in</strong>tensive Bekämpfung von Heuschrecken,<br />
des Afrikanischen Heerwurms (Spodoptera extempta)<br />
und anderer Nahrungstiere des Weißstorchs mit<br />
Pestiziden. Neben direkten Schädigungen durch die Aufnahme<br />
von Giften mit den Nahrungstieren verursachen<br />
diese Maßnahmen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />
und stellen somit auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Gefährdung für<br />
die Störche dar.<br />
2.5.7 Todesursachen anhand von R<strong>in</strong>gfunden<br />
Neben der Gefährdung durch den Verlust von Nahrungshabitaten<br />
und damit e<strong>in</strong>hergehender Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />
<strong>in</strong> den Brutgebieten sowie <strong>in</strong> den Rast- und<br />
Überw<strong>in</strong>terungsgebieten, gibt es für den Weißstorch e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von direkten Gefährdungen. Übersichten hierzu s<strong>in</strong>d<br />
z. B. bei CREUTZ (1988) und SCHULZ (1988) zu f<strong>in</strong>den. An<br />
dieser Stelle sollen vor allem die Gefahren zur Sprache kommen,<br />
die vom Menschen ausgehen und die zu unmittelbaren<br />
Verlusten führen. Um dieses anthropogene Gefahrenpotential<br />
e<strong>in</strong>schätzen zu können, wurden die Angaben zu den Totfunden<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche ausgewertet. Die<br />
Tab. 23: Todesursachen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche (nur Funde mit bekannter Ursache)<br />
Todesursache Totfunde sächsischer alle Totfunde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
R<strong>in</strong>gvögel (n=250) (n=187)<br />
Freileitungsopfer 71% 74%<br />
geschossen 10% 3%<br />
Verkehrsopfer 6% 8%<br />
Tierbeute 3,5% 4%<br />
Tod <strong>in</strong> oder an technischen Anlagen 3% 5%<br />
Wetteropfer 3% 3%<br />
gezielte Nachstellung 2% 0%<br />
Kollision 1% 2%<br />
zufällig getötet 0,5% 1%<br />
Mitteleuropa (n = 208)<br />
Freileitungsopfer 79%<br />
Kollision 1%<br />
Wetteropfer 3%<br />
geschossen 3%<br />
Tierbeute 4%<br />
Anlagen 4%<br />
Verkehrsopfer 6%<br />
Ergebnisse solcher Analysen von Todesursachen wurden<br />
z. B. bereits von RIEGEL & WINKEL (1971), FIEDLER &WIS-<br />
SNER (1980) sowie KÖPPEN (1996) publiziert. Danach stehen<br />
Unfälle an elektrischen Freileitungen mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />
etwa 70 % mit deutlichem Abstand an der Spitze der Verlust -<br />
ursachen ausgewachsener Störche <strong>in</strong> Mitteleuropa.<br />
Wiederfundmeldungen toter Vögel können Auskunft über<br />
die Anteile verschiedener Todesursachen geben. Zu e<strong>in</strong>em<br />
großen Teil der Funde ist die Todesursache allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht angegeben bzw. nicht bekannt. Bei den sächsischen<br />
Weißstörchen s<strong>in</strong>d das 43 % der Funde <strong>in</strong> Mitteleuropa und<br />
sogar 63 % der Funde außerhalb Mitteleuropas. Die Zahl<br />
der Wiederfunde mit Angabe der Todesursache ist trotzdem<br />
noch groß genug, um daraus die wichtigsten Gefährdungsursachen<br />
zu erkennen. Die Todesursachen der Weißstörche<br />
aus dem sächsischen R<strong>in</strong>gfundmaterial s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Tab. 23 zusammengestellt. Der Vergleich zwischen den<br />
Funden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Vögel und den Funden sächsischer<br />
und fremder R<strong>in</strong>gvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zeigt weitgehende<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung.<br />
Die räumlich differenzierte Betrachtung der Funde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
ber<strong>in</strong>gter Weißstörche verdeutlicht, daß die weitaus häu-<br />
außerhalb Mitteleuropas (n = 42)<br />
geschossen 44%<br />
Freileitung 31%<br />
Kollision 2%<br />
Wetteropfer 2%<br />
Tierbeute 2%<br />
zufällig getötet 2%<br />
Verkehrsopfer 5%<br />
gezielte Nachstellung<br />
12%<br />
Abb. 56: Vergleich der Anteile der e<strong>in</strong>zelnen Todesursachen ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> Mitteleuropa und außerhalb Mitteleuropas<br />
52<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>
figste Todesursache <strong>in</strong> Mitteleuropa Anflüge an Elektrofreileitungen<br />
s<strong>in</strong>d (Abb. 56). Auch außerhalb Mitteleuropas –<br />
<strong>in</strong>sbesondere auf dem Zuge – spielt diese Todesursache e<strong>in</strong>e<br />
gewisse Rolle, doch überwiegen hier die Todesursachen „geschossen“<br />
und „gezielte Nachstellung“ mit zusammen 56 %<br />
deutlich. Abb. 57 zeigt die räumliche Verteilung der Funde<br />
mit den bedeutendsten Todesursachen.<br />
Von der Gefährdung durch Freileitungen s<strong>in</strong>d die Störche<br />
aller Jahrgänge betroffen, am häufigsten jedoch die Vögel<br />
im ersten Lebensjahr (Abb. 58). Nicht selten ereignen sich<br />
die Unfälle an Freileitungen <strong>in</strong> den ersten Wochen nach<br />
dem Ausfliegen, wenn die noch unerfahrenen Jungstörche<br />
ihre ersten Ausflüge unternehmen. Dabei können sogar<br />
mehrere Geschwister auf e<strong>in</strong>mal zu Tode kommen, wie folgende<br />
Beispiele zeigen:<br />
DDR A 4129, A 4130, A 4131<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 12.7.1986 <strong>in</strong> Brockwitz/Altkr. Meißen<br />
tot gefunden (Anflug an Mittelpannungsfreileitung)<br />
am 2.8., 8.8., 23.8.86 <strong>in</strong> unmittelbarer Nestnähe<br />
Hidd. A 2851, A 2853 und A 2854<br />
Njg. ber<strong>in</strong>gt am 10.06.1979 <strong>in</strong> Groß Särchen/Altkr. Hoyerswerda<br />
(51.22 N, 14.18 E)<br />
tot gefunden (Anflug an Freileitung) am 03. und 04.08.1979<br />
bei Groß Särchen<br />
Verkehrsopfer, Freileitung<br />
Geschossen, erbeutet<br />
Abb. 57: Räumliche Verteilung der Wiederfunde mit den<br />
wichtigsten Todesursachen<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Der Anteil der Freileitungsopfer an den Totfunden hat gegenüber<br />
den 1960er Jahren zugenommen (Abb. 59).<br />
Das ist sicher nicht mit der Abnahme anderer Todesursachen<br />
zu erklären. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist<br />
e<strong>in</strong> Anstieg der durch Freileitungen verursachten Mortalität<br />
von Weißstörchen im ersten Lebensjahr zu verzeichnen<br />
(siehe auch Kap. 2.3.5).<br />
Nach RIEGEL & WINKEL (1971) wurden 77 % der aus<br />
Deutschland stammenden Totfunde mit bekannter Todes -<br />
ursache durch Freileitungen verursacht. Bezogen auf die<br />
Gesamtzahl der Totfunde mit bekannter Ursache waren es<br />
49 % (Zeitraum 1937–67). In der von FIEDLER & WISSNER<br />
(1980) für den Zeitraum 1971–79 vorgenommenen Auswertung<br />
waren bereits 70 % der Totfunde mit bekannter Ursache<br />
auf Unfälle an Freileitungen zurückzuführen. Dieser<br />
Trend hat sich zwar nicht weiter fortgesetzt, doch liegt zum<strong>in</strong>dest<br />
der für sächsische Störche ermittelte Wert noch <strong>in</strong><br />
dieser Größenordnung.<br />
Anteil<br />
n = 144 13 32 18 6<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Anteil<br />
n = 13 24 67 76 70<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1 2 3–5 6–10 >10<br />
Lebensjahr<br />
1950 –<br />
1959<br />
1960 –<br />
1969<br />
1970 –<br />
1979<br />
1980 –<br />
1989<br />
1990 –<br />
1999<br />
Freileitungsopfer<br />
Wetteropfer<br />
Verkehrsopfer /<br />
Kollisionen<br />
geschossen /<br />
erbeutet<br />
Tierbeute<br />
andere anthropog.<br />
Ursachen<br />
ertrunken<br />
Abb. 58: Anteile der Todesursachen nach Altersklassen<br />
Freileitungsopfer<br />
geschossen /<br />
erbeutet<br />
Verkehrsopfer<br />
/<br />
Kollisionen<br />
Tierbeute<br />
Wetteropfer<br />
andere anthropog.<br />
Ursachen<br />
ertrunken<br />
Abb. 59: Anteile der Todesursachen nach Zeiträumen<br />
53
2.6 Analyse der Bestandsdynamik mit e<strong>in</strong>em<br />
Populationsmodell<br />
Die Dynamik e<strong>in</strong>es Bestandes kann durch die Elemente Stabilität,<br />
Kapazitätsgrenze und Dismigration (Ansiedlungsverhalten)<br />
charakterisiert werden. Mit diesen Elementen<br />
s<strong>in</strong>d die wichtigsten Fragen zur Beurteilung des Zustandes<br />
der Population h<strong>in</strong>sichtlich des Artenschutzes verbunden:<br />
• Ist der sächsische Weißstorchbestand im gegenwärtigen<br />
ökologischen Umfeld stabil?<br />
• Wird <strong>in</strong> der Bestandsgröße schon die ökologische Kapazitätsgrenze<br />
erreicht?<br />
• Wie ist das Dismigrationsverhalten der Population, besteht<br />
e<strong>in</strong>e nennenswerte Emigration oder Immigration?<br />
54<br />
1. Jahr (t 1)<br />
p 1<br />
2. Jahr (t 2)<br />
JZ 1<br />
JZ 2<br />
JZ 3<br />
JZ 4<br />
HP 5<br />
HP 6<br />
HP 16<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
A t2 = T · A t1<br />
0<br />
2.6.1 Grundlagen<br />
Die Lösung dieses Fragenkomplexes ist durch die computergestützte<br />
Simulation der Bestandsdynamik auf der<br />
Grundlage des Generationenmodells von LESLIE (<strong>in</strong> BE-<br />
GON et al. 1997) (s. Abb. 60) möglich. Dabei wird über die<br />
Berechnung der Nettoreproduktion e<strong>in</strong>e jährliche Bilanz gezogen<br />
zwischen den gestorbenen und geborenen Individuen.<br />
Ist die Bilanz über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum von Jahren ausgeglichen<br />
oder positiv, ist der Bestand stabil. Die Größe der<br />
Differenz ist e<strong>in</strong> Maß für den Grad der Stabilität bzw. Instabilität.<br />
E<strong>in</strong> deutliches S<strong>in</strong>ken der Nettoreproduktion, <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei gleichzeitiger Erhöhung des Bestandes und damit<br />
der Storchendichte, kann auf das Erreichen e<strong>in</strong>er<br />
ökologischen Kapazitätsgrenze h<strong>in</strong>weisen. Diese Tendenz<br />
muß über mehrere Jahre erkennbar se<strong>in</strong>, da die Kapazitäts-<br />
JZ 1 JZ 2 J Z 3 JZ 4 HP5 HP 6 HP 16<br />
p 2<br />
k 2<br />
k 1<br />
JZ 1 JZ2 JZ 3 JZ4 HP 5 HP 6 HP 16<br />
A ti =<br />
HPa · JZa · p 0<br />
p 4 · 1<br />
2 p 5 p 15<br />
16<br />
Bestand: HPa = ∑ HP i<br />
i=5<br />
0 0 0 0 R · p0 R · p0 p1 0 0 0 0 0<br />
0 p2 0 0 0 0<br />
T =<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
k1 k2 0<br />
p4/2 0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0 0 0 0 p5 0<br />
k 1 = p 3 · (1 – b 45)<br />
k 2 = p 3 · b 45/ 2<br />
0 0 0 0 0<br />
Abb. 60: Lebenstafel und Matrizenmodell zum Weißstorch (s. auch Abkürzungsverzeichnis)<br />
R · p0 0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
p 15
grenze als Größe von den speziellen jährlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
abhängig ist. So wird sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „guten Storchenjahr“<br />
wesentlich höher als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „schlechten“ se<strong>in</strong>.<br />
Der Realbestand wird neben der Nettoreproduktion auch<br />
von der Dismigration bestimmt. Damit kann die alle<strong>in</strong>ige<br />
Betrachtung des Realbestandes zu falschen Schlüssen bezüglich<br />
der Stabilität führen. Die Dismigration (Emigration<br />
oder Immigration) ist als Differenz zwischen dem aus der<br />
Nettoreproduktion errechneten Bestand und dem Real -<br />
bestand ermittelbar. E<strong>in</strong>e bedeutende Emigration deutet auf<br />
das Erreichen der Kapazitätsgrenze bei ansonsten guten<br />
ökologischen Bed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>.<br />
Die Durchführung der Nettoreproduktionsrechnung erfordert<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von ausreichend gesicherten langjährigen<br />
Daten, die dank der umfangreichen Arbeit der Weißstorchbetreuer<br />
und staatlicher Unterstützung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> vorliegen.<br />
Dazu gehören:<br />
• die lückenlose Erfassung der Brutbestände (HPa) und der<br />
jährlichen Nachwuchsraten (JZa) im <strong>Freistaat</strong> seit 1961<br />
(s. Kap. 2.1, 2.2),<br />
• die Ermittlung der Überlebensraten der e<strong>in</strong>zelnen Storchengenerationen<br />
durch die Auswertung des Wiederfundmaterials<br />
ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.5),<br />
• die Ermittlung des Erstbrutalters aus der Wiederbeobachtung<br />
ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.4).<br />
Bei der Behandlung der Daten ist ihr unterschiedlicher<br />
Charakter zu beachten. Während die Überlebensraten und<br />
das Erstbrutalter statistische Mittelwerte über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />
von 20 – 30 Jahren darstellen, s<strong>in</strong>d die Bestandsangaben<br />
und die Nachwuchsraten jährliche exakte Werte, die<br />
jedoch wesentlich von kurzfristig wirkenden, vielfach zufälligen<br />
Faktoren, wie Wettergeschehen oder speziellen<br />
Zugbed<strong>in</strong>gungen, abhängen. Da bei den vorliegenden Fragestellungen<br />
diese Faktoren nicht vordergründig betrachtet<br />
werden sollen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, für diese Daten e<strong>in</strong>e Glättung<br />
im S<strong>in</strong>ne von Mittelwertsbildungen e<strong>in</strong>zuführen. Bewährt<br />
hat sich dabei die Methode des gleitenden Durchschnitts<br />
(MAKRIDAKIS et al. 1983) aus 3 Werten (Index 3M), wobei<br />
Extremwerte e<strong>in</strong>erseits noch erhalten bleiben, andererseits<br />
aber die <strong>in</strong>teressierenden Tendenzen erkennbar werden.<br />
Die gezeigten Verläufe der Entwicklung von Bestand, Nettoreproduktion<br />
und Dismigration s<strong>in</strong>d nach dieser Methode<br />
bearbeitet worden.<br />
Mit Kenntnis der Parameter Reproduktion, Erstbrutalter und<br />
Mortalität ist die Berechnung der Bestandsentwicklung auf<br />
der Grundlages des Generationenmodells möglich. Entsprechend<br />
der Lebenstafel des Weißstorches (vgl. Abb. 60) wird<br />
im jährlichen Zyklus der Bestand der neuen Generation über<br />
die Überlebensrate pi aus dem der jüngeren Generation des<br />
Vorjahres ermittelt. Mit der 16. Generation wird die Berechnung<br />
abgebrochen, da die Mortalitätsrate ab der 14. Generation<br />
deutlich ansteigt (s. Kap. 2.3.5). Der Brutbestand e<strong>in</strong>es<br />
Jahres ist die Summe der Generationen von 5 bis 16. Er pro-<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 61: Ber<strong>in</strong>gungshelfer bei der Ber<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es Nestl<strong>in</strong>gs;<br />
09.07.1995, Rostig / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
duziert über die Reproduktionsrate JZa e<strong>in</strong>e Jungenanzahl,<br />
die nach der Multiplikation mit der Überlebensrate p0 für<br />
das nächste Jahr die Ausgangsgröße JZ1 bildet.<br />
Auch das Erstbrutalter ist e<strong>in</strong>e wichtige bestandsdynamische<br />
Kenngröße; e<strong>in</strong> niedriges Erstbrutalter erhöht die Nettoreproduktionsrate<br />
der Population. Aus der Wiederbeobachtung<br />
ber<strong>in</strong>gter Tiere wird im Kap. 2.3.5 die Aussage<br />
getroffen, daß m<strong>in</strong>destens 34% der vierjährigen Jungstörche<br />
Brutvögel s<strong>in</strong>d. Für die Simulation wird e<strong>in</strong> Wert von 50 %<br />
gewählt, der <strong>in</strong> der Rechnung verwendete Brutfaktor b wird<br />
damit 0,5. Das bedeutet für die Simulation, daß etwa die<br />
Hälfte aller Vierjährigen Brutvögel s<strong>in</strong>d.<br />
Nach Ordnung der Bestandsgleichungen für die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Storchengenerationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangsmatrix T, die nur<br />
die Parameter JZa, p0, pi und b enthält, ist e<strong>in</strong>e auf die<br />
Rechentechnik zugeschnittene Matrizenrechnung möglich.<br />
Die Altersklassenmatrix Ai enthält die Altersstruktur des<br />
Bestandes der Störche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr i. Sie besteht aus den<br />
Nichtbrütern JZ1 bis JZ4 und den Nestpaaren HP5 bis<br />
HP16. Die für jedes Jahr rechentechnisch vorgenommene<br />
L<strong>in</strong>ksmul tiplikation der Altersklassenmatrix Ai mit der<br />
55
Übergangs matrix T ergibt die jährlichen neuen Bestandsgrößen<br />
für alle Generationen. Wird für e<strong>in</strong>en Zeitraum mit<br />
e<strong>in</strong>em Durchschnittswert der Nachwuchsziffer JZa gerechnet,<br />
bedeutet dies im allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e konstante Übergangsmatrix<br />
T. In diesem Fall führt die wiederholte Multiplikation<br />
entsprechend der aufe<strong>in</strong>ander folgenden Jahre<br />
nach der Matrizentheorie zu zwei bemerkenswerten Eigenschaften:<br />
1. Unabhängig von der Altersklassenmatrix A0 (der „Startmatrix“<br />
mit der ersten angenommenen Verteilung des regionalen<br />
Storchenbestandes auf die e<strong>in</strong>zelnen Altersklassen)<br />
stellt sich e<strong>in</strong>e neue, konstant bleibende Altersstruktur<br />
abhängig von den Elementen von T e<strong>in</strong>.<br />
2. Das Verhältnis entsprechender Elemente (z. B. HP6 i zu<br />
HP6 i+1) der Altersklassenmatrizen der aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />
Jahre wird konstant. Dieses Verhältnis ist die<br />
Nettoreproduktionsrate, ebenfalls nur von den Elementen<br />
von T abhängig.<br />
Im Falle der Verwendung jährlicher Nachwuchsziffern verliert<br />
die Übergangsmatrix ihre Konstanz; die Eigenschaften<br />
1 und 2 gelten dann als grundsätzliche Tendenz.<br />
Die aus der Nettoreproduktion ermittelte Bestandsentwicklung<br />
wird im allgeme<strong>in</strong>en nicht mit der beobachteten<br />
(realen) Bestandsentwicklung übere<strong>in</strong>stimmen. Werden<br />
bestehende Mängel <strong>in</strong> der Berechnung, wie getroffene<br />
Vere<strong>in</strong>fachungen im Modell, Ungenauigkeiten bei der<br />
Festlegung der Parameterwerte und der Struktur der E<strong>in</strong>gangsaltersklassenmatrix<br />
A0 vernachlässigt, muß <strong>in</strong> normalen<br />
Jahren die Bestandsdifferenz das Ergebnis der Dismigration<br />
se<strong>in</strong>. Ist der berechnete Bestand niedriger als der<br />
real festgestellte, hat e<strong>in</strong>e Zuwanderung von Vögeln aus<br />
anderen Regionen stattgefunden. So gilt:<br />
errechneter Bestand Nettoreproduktion + Dismigration =<br />
Realbestand<br />
Als Träger dieser Wanderbewegung s<strong>in</strong>d vor allem die brutwilligen<br />
Jungvögel anzusehen. Auch sie kehren vorzugsweise<br />
<strong>in</strong> ihr Heimatgebiet zurück („Dispersal“). Je nach der<br />
vorliegenden ökologischen Situation f<strong>in</strong>den sie e<strong>in</strong> eigenes<br />
Territorium für die Brut oder sie müssen, <strong>in</strong> den Storchenkämpfen<br />
den Altvögeln meist unterlegen, <strong>in</strong> ihrer weiteren<br />
Wanderung e<strong>in</strong>e andere Region suchen („Spac<strong>in</strong>g“).<br />
Entsprechend ihrer Standorttreue werden sie <strong>in</strong> den folgenden<br />
Jahren dorth<strong>in</strong> wieder zurückkehren. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />
stehen Standorttreue e<strong>in</strong>erseits und Ansiedlung andererseits<br />
beim Weißstorch nicht im Widerspruch (vgl. Kap. 2.3.4).<br />
Für die quantitative Bestimmung der Dismigration wird bei<br />
der Berechnung der ersten Brutgeneration HP5 e<strong>in</strong> weiterer<br />
Summand Z h<strong>in</strong>zugefügt, der die Anzahl der jährlichen<br />
Brutpaare aus Abwanderung (M<strong>in</strong>uswert) oder Zuwanderung<br />
(Pluswert) nachbildet. Damit erhält die Nettoreproduktionsrechnung<br />
e<strong>in</strong>e neue Dimension, sie wird die<br />
Grundlage zur quantitativen Abschätzung der überregionalen<br />
Umsiedlung.<br />
56<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Jahr i i+1<br />
Realbestand<br />
HPG1<br />
(+)<br />
(-)<br />
JZa/b/p<br />
Stab.diff.<br />
DF<br />
• realer Brutpaarbestand des Jahres i HPG1<br />
• realer Brutpaarbestand des Jahres i+1 HPa<br />
• errechneter Brutpaarbestand des Jahres i+1 HPG<br />
• Stabilitätsdifferenz DF = HPG - HPG1<br />
• Dismigration Z = HPa – HPG<br />
• Nettoreproduktionsrate NR = HPG / HPG1<br />
• Dismigrationsrate ZR = Z / HPa<br />
Es wurde das PC-Programm „Nettoreproduktion“ geschaffen,<br />
mit dem die folgenden Beispiele bearbeitet wurden.<br />
Grundsätzlich ist dieses Programm auch für andere Vogelarten<br />
anwendbar.<br />
Die das Ergebnis der Rechnung dokumentierenden Kennziffern<br />
Nettoreproduktion, Stabilitätsdifferenz, Dismigration<br />
und Dismigrationsrate werden <strong>in</strong> Abb. 62 veranschaulicht.<br />
In der Berechnung der Nettoreproduktion wurden entsprechend<br />
der Auswertung der Wiederfunde ber<strong>in</strong>gter Vögel (s.<br />
Kap. 2.3.5) folgende Überlebensraten verwendet:<br />
• p0 = 0.43 1. Lebensjahr<br />
• pi = 0.79 2. – 14. Lebensjahr<br />
• pj = 0.70 15./16. Lebensjahr<br />
Realbestand<br />
HPa<br />
Dismigration<br />
Z<br />
Bestand<br />
Nettoreproduktion<br />
HPG<br />
Abb. 62: Kenngrößen des Populationsmodells<br />
Da für das 15. und 16. Lebensjahr wegen ungenügender<br />
Datenmenge ke<strong>in</strong>e verwertbaren Angaben vorliegen, wurden<br />
die Überlebensraten für diese Lebensjahre auf pj = 0.70<br />
geschätzt.<br />
2.6.2 Ergebnissse und Schlußfolgerungen<br />
Aus den mit dem PC-Programm gewonnenen Ergebnissen<br />
für den Bearbeitungszeitraum von 1961–1999 ergeben sich<br />
die <strong>in</strong> Abb. 63 a) und b) gezeigten Kurvenverläufe DF3M,<br />
Z3M, NR3M und ZR3M (3M = gleitender Durchschnitt,<br />
s. o.). In der Tabelle <strong>in</strong> Anlage 1 s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />
Werte zusammengestellt.
Daraus können folgende Aussagen abgeleitet werden:<br />
1. Der Bestand aus der Nettoreproduktionsrechnung ist<br />
durchgehend <strong>in</strong> jedem Jahr kle<strong>in</strong>er als der Realwert, damit<br />
ist die Nettoreproduktionsrate (NR) immer kle<strong>in</strong>er als<br />
1. Dieses Ergebnis kann angesichts der hohen Mortalitätskennziffern<br />
e<strong>in</strong>erseits und der relativ niedrigen<br />
Nachwuchsziffern andererseits nicht überraschen.<br />
2. Der Wert der Nettoreproduktionsrate bewegt sich im gesamten<br />
Zeitraum, unabhängig vom Bestandsanstieg, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em relativ schmalen Band von 0,87-0,99 mit dem Mittelwert<br />
von 0,94. Diese Unabhängigkeit von der Bestandshöhe<br />
deutet darauf h<strong>in</strong>, daß bisher e<strong>in</strong>e Kapazitätsgrenze<br />
noch ke<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielt. Daraus kann<br />
abgeleitet werden, daß im allgeme<strong>in</strong>en die sächsischen<br />
Weißstorchreviere nicht optimal s<strong>in</strong>d (niedrige Nachwuchsziffer,<br />
hohe Mortalität), aber e<strong>in</strong>e genügende Anzahl<br />
dieser suboptimalen Reviere zur Verfügung steht.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> den letzten 5 Jahren e<strong>in</strong> deutliches Abs<strong>in</strong>ken<br />
der Nachwuchsziffer JZa auf e<strong>in</strong>en Durchschnittswert<br />
von 1.51 festzustellen, welches auch e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>ken der<br />
Nettoreproduktion bed<strong>in</strong>gen wird.<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
HPa<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
1<br />
-100<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39<br />
J h<br />
Abb. 63a: entwicklung des Realbestandes (HPa3M), Dismigration (Z3M) und Stabilitätsdifferenz (DF3M) im Zeitraum<br />
1961–1999<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 3839<br />
-0,2<br />
Jahr<br />
Abb. 63b: entwicklung der Nettoreproduktionsrate (NR3M) und der Dismigrationsrate (ZR3M)<br />
HPa3M<br />
Z3M<br />
DF3M<br />
NR3M<br />
ZR3M<br />
3. Das jährliche Defizit von etwa 6%, das s<strong>in</strong>d im Durchschnitt<br />
des Gesamtzeitraumes jährlich 15 Brutpaare, ersche<strong>in</strong>t<br />
zwar kle<strong>in</strong>, würde aber ohne Zuwanderung über<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum von 10 Jahren e<strong>in</strong>e Bestandsverm<strong>in</strong>derung<br />
auf 73 % und über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 20 Jahren auf<br />
55% bedeuten.<br />
4. Somit muß der sächsische Weißstorchbestand als deutlich<br />
<strong>in</strong>stabil e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die sche<strong>in</strong>bare Stabilität,<br />
die durch den Bestandsanstieg suggeriert wird, kann<br />
nur das Ergebnis e<strong>in</strong>er bedeutenden Zuwanderung von<br />
Fremdstörchen se<strong>in</strong>.<br />
5. Dem durchschnittlichen jährlichen Defizit von 15 Brutpaaren<br />
steht e<strong>in</strong>e durchschnittliche jährliche Zuwanderung<br />
von 22 Brutpaaren gegenüber. Entsprechend Abb. 63<br />
ist sie größeren Schwankungen unterworfen.<br />
6. Für die letzten 25 Jahre ist e<strong>in</strong> deutlicher Gleichlauf <strong>in</strong><br />
der Kurventendenz des Realbestandes und der Zuwanderung<br />
erkennbar. Das bedeutet, daß der sächsische Bestand<br />
im wesentlichen durch die Zuwanderung gesteuert<br />
wird, deren Ursachen außerhalb unserer Region liegen.<br />
7. Rechnungen mit variierten Überlebens- und Reproduk -<br />
tionsraten zeigen, daß bei den sächsischen Verhältnissen<br />
57
die niedrigen Überlebensraten, besonders die der Jungvögel,<br />
e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ierende Bedeutung haben. Haupttodesursache<br />
der Jungvögel ist der Tod an elektrischen Freileitungen<br />
(s. Kap. 2.5.2). Gerade hier besteht aus Sicht des<br />
Naturschutzes e<strong>in</strong>e vordr<strong>in</strong>gliche gesellschaftliche Aufgabe:<br />
die Senkung der Unfälle durch den weiteren Umbau<br />
von aus der Sicht des Vogelschutzes e<strong>in</strong>deutig fehlkonstruierten<br />
elektrischen Leitungsmasten.<br />
Polnische Weißstorchbestände als mögliche Quelle der<br />
Zuwanderung<br />
Bei der offensichtlich von außen abhängigen positiven Bestandsentwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> entsteht die Frage, woher die<br />
Zuwanderer kommen und ob e<strong>in</strong> Zuzug <strong>in</strong> o. g. Größenordnung<br />
real se<strong>in</strong> könnte. Es ist naheliegend, dabei an die benachbarte<br />
Republik Polen zu denken, wo der größte Bestand<br />
Europas mit 40.900 Brutpaaren (1994) siedelt. Trotz der im<br />
Vergleich zu <strong>Sachsen</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Ber<strong>in</strong>gungsquote <strong>in</strong><br />
Polen (ca. 500 –1000 Vögel jährlich, Profus mdl. Mitt. 2000,<br />
Kania mdl. Mitt. 2000) gibt es mehrere H<strong>in</strong>weise, welche die<br />
Immigration aus Polen stützen:<br />
– Nach der Arbeit von KANIA (1985) über die Auswertung<br />
der Wiederfunde der <strong>in</strong> Polen ber<strong>in</strong>gten Weißstörche entfallen<br />
40 % der Wiederfunde außerhalb Polens und abseits<br />
der Zugstrecke nach Afrika auf <strong>Sachsen</strong>. Dabei ist das Alter<br />
von 5 Jahren (brutbereiter Jungvogel) vorherrschend.<br />
– Der <strong>in</strong> Polen beobachtete Bestandsrückgang <strong>in</strong> den<br />
1980er Jahren (z. B. GUZIAK & JAKUBIEC 1999) ist auch<br />
bei der sächsischen Population deutlich erkennbar.<br />
– Aus der Untersuchung der Altersstruktur des sächsischen<br />
Bestandes ergibt sich e<strong>in</strong>e Senkung des Medians des Bestandsalters<br />
von 7 Jahren auf 6 Jahre <strong>in</strong> den letzten 10<br />
Jahren (s. Kap. 2.3.6). Diese Verjüngung könnte mit dem<br />
Zuzug brutbereiter Jungvögel aus Polen erklärt werden.<br />
In Polen besteht <strong>in</strong> Nordost-Südwest-Richtung e<strong>in</strong> deutliches<br />
Gefälle der Storchendichte. Der Schwerpunkt der polnischen<br />
Population bef<strong>in</strong>det sich an der nordöstlichen polnischen Grenze<br />
zu Weißrußland und Litauen, von der sächsischen Grenze<br />
ca. 600 km entfernt. Da <strong>Sachsen</strong> auch nicht <strong>in</strong> der Zugl<strong>in</strong>ie dieser<br />
Bestände liegt, ist kaum anzunehmen, daß sie e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Beitrag zum Wachsen des sächsischen Bestandes leisten.<br />
So müssen die für polnische Verhältnisse schwachen Bestände<br />
an der sächsischen Grenze betrachtet werden. Dazu wurde im<br />
ersten Schritt die Bestandsdynamik <strong>in</strong> den vier Nachbarbezirken<br />
Zielona Gora, Jelenia Gora, Leszno und Legnica untersucht.<br />
Die maximale Entfernung zur sächsischen Grenze beträgt<br />
für diesen Bereich nur ca. 150 km und stellt damit für die<br />
brutbereiten Jungvögel ke<strong>in</strong> besonderes Problem dar (vgl.Tab.8,<br />
S. 31). Diese Landschaft, <strong>in</strong> der Größe mit <strong>Sachsen</strong> vergleichbar,<br />
beherbergt mit 1.305 Brutpaaren (1994) mehr als den dreifachen<br />
Bestand des <strong>Freistaat</strong>es (GUZIAK & JAKUBIEC 1999).<br />
Für das Teilgebiet Leszno (300 HPa) liegt für den Zeitraum<br />
von 1974–1994 e<strong>in</strong>e detaillierte Arbeit von KUZNIAK (1995)<br />
vor, <strong>in</strong> der die jährlich erreichten Reproduktionsraten aufgeführt<br />
s<strong>in</strong>d. Diese JZa-Werte werden <strong>in</strong> der Simulation für<br />
das Gesamtgebiet der vier polnischen Bezirke verwendet.<br />
58<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 64: Nach der Ber<strong>in</strong>gung - neben den Jungen Utensilien<br />
für die Ber<strong>in</strong>gung sowie für die ermittlung von<br />
Maßen und Gewichten; 26.06.1999, Zabeltitz / Lkr.<br />
Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />
Für die Erstbrutalters-Rate wurde der sächsische Wert von<br />
0.5 übernommen. Entsprechend des Status e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriell<br />
schwächer entwickelten Region mit folglich verr<strong>in</strong>gertem<br />
Gefährdungspotential gegenüber dem sächsischen Raum<br />
wurde dagegen die Überlebensrate für die flüggen Jung -<br />
vögel auf 0.54 erhöht.<br />
Die Rechnung mit dem PC-Programm „Nettoreproduktion”<br />
ergibt für die Zeiträume<br />
1975 – 1984 jährlich – 7 Brutpaare und<br />
1985 – 1994 jährlich – 17 Brutpaare,<br />
somit e<strong>in</strong>en Überschuß (rechnerische Bestandszahl größer<br />
als die reale), d. h. e<strong>in</strong>e Abwanderung aus diesen Gebieten.<br />
Damit ist die Aussage möglich, daß schon dieses polnische<br />
Grenzgebiet mit nur reichlich 3 % des polnischen Gesamtbestandes<br />
e<strong>in</strong>en Großteil des sächsischen Nettoreproduk -<br />
tionsdefizits kompensieren kann.<br />
Bei der Bestimmung der Überlebensrate sächsischer Weißstörche<br />
wurden im wesentlichen (methodisch bed<strong>in</strong>gt) nur<br />
Wiederfunde bis zum Jahr 1983 berücksichtigt. Möglicherweise<br />
höhere Überlebensraten <strong>in</strong> den letzten 10 – 15 Jahren<br />
nach dem Umbau von gefährlichen Elektromasten oder<br />
durch den globalen Rückgang der Anwendung gefährlicher<br />
Pestizide und der Jagd <strong>in</strong> den Zug- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten<br />
würden die Nettoreproduktionsrate erhöhen und für<br />
den Bilanzausgleich e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Zuzug von Fremdvögeln<br />
notwendig machen. Auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf e<strong>in</strong>en möglichen<br />
E<strong>in</strong>fluß der politischen und ökonomischen Entwicklung<br />
nach 1990 ist die Auswertung des jeweils neuesten<br />
Datenmaterials zu den Überlebensraten notwendig.<br />
Mit ökonomischen und ökologischen Veränderungen <strong>in</strong><br />
Polen, z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er EU-Mitgliedschaft des Landes,<br />
wird sich vermutlich die Situation für den Weißstorch<br />
ändern. E<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit den Ornithologen<br />
und Naturschützern Polens, <strong>in</strong>sbesondere der südwestpolnischen<br />
Region, ist damit e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen für die<br />
nahe Zukunft.
3 Geschichte und aktueller Stand des<br />
Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Der Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> widerspiegelt e<strong>in</strong> Stück<br />
sächsischer ländlicher Kultur- und Wirtschaftsgeschichte,<br />
welche u. a. <strong>in</strong> jagdlichen Regelungen und Nutzen-Schaden-<br />
Bewertungen für Vogelarten ihren Ausdruck fanden.<br />
Das sächsische Gesetz zur Ausübung der Jagd vom 1.12.1864<br />
erklärte <strong>in</strong> § 1 u. a. „alle wilden Vögel“ zum Gegenstand des<br />
Jagdrechts. Außerdem gehörte zur Jagdberechtigung „das<br />
Befugnis, die Nester wilder Vögel zu zerstören und die Eier<br />
und Jungen derselben auszunehmen“. In den §§ 28 – 29<br />
wurde jedoch e<strong>in</strong>e Schon- und Hegezeit vom 1. Februar bis<br />
31. August festgelegt, die das Verbot der Nestzerstörung sowie<br />
Entnahme der Eier und Jungen e<strong>in</strong>schloß.<br />
Der Abschuß von Weißstörchen als verme<strong>in</strong>tliche Jagd- und<br />
Fischereischädl<strong>in</strong>ge war offenbar um 1900 e<strong>in</strong> Problem<br />
(KRAMER 1916), so daß KLENGEL (1917, 1918) Nahrungserwerb<br />
und Beutespektrum des Storches analysierte, damit<br />
se<strong>in</strong>e Schädlichkeit widerlegte und zu „Zwangsmaßnahmen<br />
gegen die rücksichtslosen Schießer“ aufrief.<br />
Auch das deutsche Reichsjagdgesetz vom 3.7.1934 und<br />
die Naturschutzverordnung vom 18.3.1936 zählten den<br />
Weißstorch zu den jagdbaren Vögeln, welcher jedoch<br />
ganzjährige Schonzeit genoß. Desgleichen waren „die<br />
Gelege und Nester des Federwildes das ganze Jahr über<br />
geschützt“. Trotzdem kam es <strong>in</strong> dieser Zeit auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
zu Abschüssen (G. Erdmann briefl. Mitt. 2000, FICHT-<br />
NER 1931). Erst durch das Gesetz zur Regelung des Jagdwesens<br />
vom 25.11.1953 <strong>in</strong> der DDR mit der 1. Durch -<br />
führungs bestimmung vom 4.3.1954 gehörte der Weiß -<br />
storch nicht mehr zu den jagd baren Tieren. Alle<br />
nachfolgenden Regelungen zählten ihn nun zu den geschützten<br />
Arten (Landeskulturgesetz und Naturschutzverordnung<br />
vom 14.5.1970). Durch die 1. Durchführungsverordnung<br />
(Artenschutz bestimmung) vom 1.10.1984 erhielt<br />
er die Schutzkategorie „geschützte bestandsgefährdete<br />
Art“. Das be<strong>in</strong>haltete u. a. die Erarbeitung von <strong>Artenschutzprogramm</strong>en<br />
sowie die Meldepflicht und Dokumentation<br />
verletzter oder toter Tiere. Die 1. Durchführungsverordnung<br />
vom 18.5.1989 (NSVO) zum Landeskulturgesetz<br />
aktualisierte die Be stimmungen zur Erstellung von<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong>en, welche die Grundlage für staatliche<br />
Maßnahmen zur Erhaltung der Arten bildeten. Nach<br />
der E<strong>in</strong>führung des bundesdeutschen Rechts (Neufassung<br />
der Bundesartenschutzverordnung vom 18.9.1989) <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> zählte der Weißstorch zu den „vom Aussterben<br />
bedrohten“ Arten und seit 1998 (2. Gesetz zur Änderung<br />
des Bundesnaturschutzgesetzes vom 30.4.1998) zu den<br />
„streng geschützten“ Arten.<br />
Der Weißstorch ist <strong>in</strong> der Roten Liste <strong>Sachsen</strong>s <strong>in</strong> der Kategorie<br />
3 („gefährdet“) geführt (RAU et al. 1999). In der aktuellen<br />
Roten Liste Deutschlands (1998) wird die Verantwortung<br />
der Bundesrepublik für die Weißstörche als Teil der<br />
bedeutenden europäischen Population unterstrichen, <strong>in</strong>dem<br />
die Art <strong>in</strong> die Kategorie 3 („gefährdet“) e<strong>in</strong>geordnet ist.<br />
Geschichte des Weißstorchschutzes<br />
Die gesetzlichen Regelungen, welche oftmals unter engagierter<br />
Mitwirkung sächsischer Ornithologen entstanden,<br />
bildeten die Basis für viele Schutzmaßnahmen, die <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts nachweisbar s<strong>in</strong>d. Der<br />
1908 gegründete Landesvere<strong>in</strong> Sächsischer Heimatschutz<br />
setzte ornithologische Vertrauensmänner zur Erhaltung ornithologischer<br />
Naturdenkmale, u.a. des Weißstorches, e<strong>in</strong>.<br />
Sie arbeiteten <strong>in</strong> bestimmten Gebieten, erhielten e<strong>in</strong>e Ausweiskarte<br />
des sächsischen M<strong>in</strong>isteriums des Inneren und<br />
waren gehalten, Verb<strong>in</strong>dungen zu Behörden sowie Jagdund<br />
Fischereiberechtigten aufzunehmen (BEER 1969, KOE-<br />
PERT 1913). Die Öffentlichkeitsarbeit be<strong>in</strong>haltete mit Punkt<br />
6 der Anweisung für die Tätigkeit der Vertrauensmänner<br />
auch die Forderung: „Um auch im großen Publikum Interesse<br />
an den Bestrebungen des Naturschutzes zu erwecken,<br />
wird dem Vertrauensmann die Nutzung der heimischen<br />
Presse dr<strong>in</strong>gend empfohlen“. Für den Weißstorch wirkte <strong>in</strong><br />
diesem Rahmen besonders auch R. Zimmermann. Zahlreiche<br />
Veröffentlichungen enthalten ausführliche Darstellungen<br />
zum Weißstorchschutz, z. B. KRAMER (1916, 1924),<br />
KLENGEL (1917, 1918), MAKATSCH (1924, 1949, 1953),<br />
DÖRFEL (1926), LIEBMANN (<strong>in</strong> SCHOLZE & LIEBMANN<br />
1930), FICHTNER (1931), SCHOLZE (1930, 1933), HERR<br />
Abb. 65: Nest auf Schornste<strong>in</strong>lüfter e<strong>in</strong>es Stallgebäudes;<br />
15.07.1994, Göhra / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
59
(1931), ZIMMERMANN (1933–1941), BÖHMER (1939, 1941),<br />
GÜNTHER (1956, 1960), WOBUS (1963), HUMMITZSCH<br />
(1964), CREUTZ (1967–1985), ERDMANN (1973) und<br />
MENZEL (1988). Diese Autoren berichteten über ihre Untersuchungen<br />
zum Weißstorch und regten die Bevölkerung zur<br />
aktiven Mitarbeit an.<br />
In der DDR entwickelte sich seit den 1960er Jahren e<strong>in</strong> Netz<br />
von Weißstorchbetreuern für Kreise und Bezirke, angeregt<br />
durch landesweite Zählungen. Diese ehrenamtlichen Naturschützer,<br />
mehrheitlich organisiert e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> den ornithologischen<br />
Fachgruppen des Kulturbundes der DDR und andererseits<br />
<strong>in</strong> den Naturschutzkollektiven bei den Räten der<br />
Kreise, ermittelten jährlich die lokalen Brutbestände und<br />
deren Bruterfolge, betreuten und errichteten Niststätten (seit<br />
den 1960er Jahren zunehmend Nestmasten), verm<strong>in</strong>derten<br />
Gefährdungen (u. a. an Elektroenergie-Anlagen) und begannen<br />
mit der Schaffung von Lebensräumen. Im Jahre 1979<br />
gründete sich der Arbeitskreis Weißstorch im Kulturbund,<br />
der die Bemühungen zusammenfaßte und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven<br />
Erfahrungsaustausch (Herausgabe von Mitteilungen des Arbeitskreises),<br />
auch durch die E<strong>in</strong>beziehung von Bezirksbetreuern<br />
und die seit 1990 erfolgte Gew<strong>in</strong>nung von Landesbetreuern,<br />
<strong>in</strong> Gang setzte. Seit 1990 wird diese Arbeit<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Naturschutzbundes (NABU) <strong>in</strong> Form der<br />
Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz (Fachorgan ist e<strong>in</strong><br />
Mitteilungsblatt) fortgesetzt. Weitere Institutionen für den<br />
Weißstorchschutz waren der 1960 gegründete Arbeitskreis<br />
für die vom Aussterben bedrohten Tierarten sowie <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
drei Bezirksarbeitsgruppen für gefährdete Tiere, die<br />
die Anleitung und Koord<strong>in</strong>ierung von Schutzbemühungen<br />
durchführten (STEFFENS et al. 1998).<br />
All diesen langjährigen Anstrengungen ist es mit zu verdanken,<br />
daß der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvogel die beschriebene<br />
positive Entwicklung nehmen konnte. Auf der<br />
Basis des Betreuernetzes (s. Kap. 6.5) müssen die Schutzbemühungen<br />
fortgesetzt und verstärkt werden, um e<strong>in</strong>en stabilen<br />
Weißstorchbestand <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zu erhalten.<br />
Künftig sehr wichtig für die Effizienz der Schutzmaßnahmen<br />
wird die Kooperation mit Bereichen der Wirtschaft,<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Landwirtschaft, se<strong>in</strong>, wofür durch die<br />
1999 erfolgte Bildung des Sächsischen M<strong>in</strong>isteriums für<br />
Umwelt und Landwirtschaft durch Vere<strong>in</strong>igung der ehemaligen<br />
M<strong>in</strong>isterien für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten<br />
sowie für Umwelt und Landesentwicklung günstige<br />
Voraussetzungen geschaffen se<strong>in</strong> sollten. Für den gesetzlich<br />
fixierten Schutz des Weißstorches s<strong>in</strong>d neben dem Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />
als oberste Naturschutzbehörde die oberen und<br />
unteren Naturschutzbehörden (Regierungspräsidien bzw.<br />
Landratsämter) sowie die Naturschutz-Fachbehörden (Landesamt<br />
für Umwelt und Geologie, Staatliche Umwelt-<br />
60<br />
Geschichte des Weißstorchschutzes<br />
fachämter) im <strong>Freistaat</strong> zuständig. Aktiven Weißstorchschutz<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> betreiben die Institute des Naturschutzbundes<br />
<strong>Sachsen</strong> (NSI Region Dresden, NSI Region<br />
Leipzig und NSI Freiberg), Naturschutzstationen (z. B. Naturschutzstation<br />
Neschwitz), e<strong>in</strong>ige Umweltschutz- und<br />
Landschaftspflegeverbände sowie das Biosphärenreservat<br />
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (s. auch Kap.<br />
6.5). Der Behandlung kranker Störche mit dem Ziel der<br />
Auswilderung (s. auch Kap. 5.5) haben sich e<strong>in</strong>zelne Tiergärten<br />
(z.B. der Naturschutz-Tierpark Görlitz) verschrieben.<br />
Die sächsischen Weißstorchschützer sollten künftig ihre Zusammenarbeit<br />
auf Landesebene (z. B. Weißstorchtagungen)<br />
erhalten und weiter <strong>in</strong>tensivieren. Die aktuellen Schutzaufgaben<br />
(z.B. Lebensraumgestaltung) s<strong>in</strong>d häufig zu komplex,<br />
um bei begrenzten f<strong>in</strong>anziellen Mitteln vom e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kreisbetreuer gelöst werden zu können<br />
Abb. 66: Dr. G. Creutz (re.), verdienstvoller sächsischer<br />
Weißstorchforscher und -schützer, geme<strong>in</strong>sam<br />
mit C. Biberste<strong>in</strong> bei der Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />
Weißstorchber<strong>in</strong>gung; 27.06.1971, Wartha/Lkr.<br />
Kamenz Foto: R. Schipke
4 Strategien und Grundsätze desWeiß -<br />
storchschutzes<br />
Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen zu Ökologie<br />
und Gefährdung sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige strategische Ziele<br />
und Grundsätze für den Schutz des Weißstorches im <strong>Freistaat</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> formuliert werden.<br />
4.1 Strategische Ziele<br />
1. Sicherung der Hauptvorkommen <strong>in</strong> der Oberlausitz (v. a.<br />
Landkreise Bautzen, Niederschlesischer Oberlausitzkreis),<br />
<strong>in</strong> der Röderaue (Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>) und <strong>in</strong> der<br />
nordwestsächsischen Elb- sowie der Muldeaue (Landkreise<br />
Torgau-Oschatz, Muldentalkreis und Delitzsch)<br />
2. Förderung der Bestände <strong>in</strong> den an die Hauptvorkommen<br />
angrenzenden Nachbarbereichen (Landkreise Löbau-Zittau,<br />
Kamenz, Meißen und Leipziger Land), <strong>in</strong> denen seit<br />
längerem stabile Brutvorkommen mit steigender Tendenz<br />
existieren<br />
3. Unterstützung aller Bemühungen um den Weißstorchschutz<br />
im gesamten <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> als Beitrag zur Erhaltung<br />
und Entwicklung e<strong>in</strong>er reichhaltigen Kulturlandschaft<br />
4. Entwicklung e<strong>in</strong>er Landnutzung im weitesten S<strong>in</strong>ne, die<br />
ökologisch orientierte, ökonomisch stabile Landwirtschaft,<br />
auch als Träger weißstorchrelevanter Wirtschaftsformen<br />
(umweltschonender Mittele<strong>in</strong>satz, Tierhaltung, Ackerfutterbau,<br />
Grünlandbewirtschaftung), wasserbauliche und energiewirtschaftliche<br />
Vorhaben und Gestaltungsmaßnahmen<br />
im S<strong>in</strong>ne des Sächsischen Naturschutzgesetzes zur dauerhaften<br />
Erhaltung des Kulturgutes Weißstorch be<strong>in</strong>haltet<br />
4.2 Grundsätze im Weißstorchschutz<br />
4.2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze<br />
– Die Maßnahmen des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d als Bestandteil der allgeme<strong>in</strong>en Vorhaben<br />
des Naturschutzes zu betrachten und mit den entsprechenden<br />
Instrumentarien umzusetzen.<br />
– E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit anderen Ressorts, <strong>in</strong>sbesondere<br />
der Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Energiewirtschaft,<br />
ist notwendig zur Erarbeitung großräumiger,<br />
dauerhafter Schutzmaßnahmen, die ökologische, naturschutzfachliche<br />
und ökonomische Grundlagen dem naturschützerischen<br />
Ziel entsprechend berücksichtigen und<br />
e<strong>in</strong>en effektiven E<strong>in</strong>satz der Fonds gewährleisten.<br />
– Die Maßnahmen zum Erhalt des Lebensraumes für den<br />
Weißstorch s<strong>in</strong>d als Biotopschutz auch für andere bedrohte<br />
Pflanzen- und Tierarten wichtig.<br />
– Zwischen den Naturschutzbehörden und dem bewährten<br />
Weißstorch-Betreuersystem ist e<strong>in</strong>e enge fachliche und<br />
organisatorische Zusammenarbeit zu erhalten bzw. herzustellen,<br />
die die Erfüllung sowohl längerfristig zu planender<br />
als auch operativ-kurzfristiger Schutzaufgaben<br />
Strategien des Weiß storchschutzes<br />
sichert. Für den aktiven Weißstorchschutz s<strong>in</strong>d die Öffentlichkeit<br />
aufzuklären und ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
4.2.2 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes<br />
zur Sicherung des Nahrungsangebotes<br />
– Für Naturschutzgebiete, Naturparke, Biosphärenreser vate,<br />
Landschaftsschutzgebiete, Flächennaturdenkmale und geschützte<br />
Landschaftsbestandteile sowie auch Vogelschutzgebiete<br />
nach EG-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie (SPA) mit Weißstorchvorkommen<br />
s<strong>in</strong>d Festlegungen zu Pflege und<br />
Entwicklung, die auch den Weißstorch fördern, rechtsverb<strong>in</strong>dlich<br />
<strong>in</strong> Schutzgebietsverordnungen bzw. Satzungen<br />
und <strong>in</strong> Pflege- und Entwicklungsplänen zu treffen. Bei der<br />
Ausweisung neuer Schutzgebiete ist die Offenlandschaft<br />
als Lebensraum des Weißstorches zu berücksichtigen.<br />
– Für potentielle Weißstorchlebensräume, u. a. gekennzeichnet<br />
durch Biotope, die se<strong>in</strong>e Ernährung ermöglichen<br />
(Feuchtgrünland, Überschwemmungsgebiete, Gewässer<br />
mit flachen Ufern), ist e<strong>in</strong> entsprechender Schutzstatus<br />
festzulegen, der den Erhalt dieser Biotope sichert.<br />
– Durch den besonderen Schutz bestimmter Biotope gem.<br />
§ 26 SächsNatSchG s<strong>in</strong>d die Nahrungsquellen für den<br />
Weißstorch zu erhalten. Das betrifft vor allem Sümpfe,<br />
seggen- und b<strong>in</strong>senreiche Naßwiesen, naturnahe und unverbaute<br />
Bach- und Flußabschnitte, Altarme fließender<br />
Gewässer, naturnahe Kle<strong>in</strong>gewässer sowie magere Frisch -<br />
wiesen.<br />
– Grundstücke gem. § 36 SächsNatSchG, die für den Weißstorch<br />
zum Nahrungserwerb von Bedeutung s<strong>in</strong>d bzw.<br />
entsprechend gestaltet werden können, s<strong>in</strong>d unter Nutzung<br />
des Vorkaufsrechts zu erwerben. Dafür eignen sich<br />
bereits Flächen ab 0,5 ha Größe bei fachgerechter Gestaltung<br />
und Bewirtschaftung.<br />
– In aktuellen und potentiellen Weißstorch-Lebensräumen<br />
s<strong>in</strong>d Maßnahmen durchzuführen, die gemäß der Richt -<br />
l<strong>in</strong>ie des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt und<br />
Landwirtschaft zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltgerechten<br />
Land wirtschaft (UL) im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> vom 08.11.2000<br />
(RL 73/2000) gefördert werden können. Das betrifft<br />
u. a.:<br />
Teil B: Extensive Grünlandwirtschaft (KULAP)<br />
• reduzierter Mittele<strong>in</strong>satz,<br />
• extensive Weide e<strong>in</strong>schließlich Auskopplung von<br />
Gewässern mit Ufer, Quellfluren und Naßstandorten,<br />
• extensive Wiese.<br />
TeilE: Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft (NaK)<br />
• Umwandlung von Ackerland <strong>in</strong> naturschutzgerecht<br />
bewirtschaftetes Grünland,<br />
• naturschutzgerechte Beweidung und Wiesennutzung,<br />
• langfristige Stillegung landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />
zur Biotopentwicklung,<br />
• Naßwiesenpflege.<br />
61
– In aktuellen und potentiellen Weißstorchlebensräumen<br />
sollten bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen<br />
Nahrungshabitate durch folgende Maßnahmen geschaffen<br />
werden, die im o.g. Rahmen e<strong>in</strong>e Förderung erfahren<br />
könnten:<br />
• Wiedervernässung von Grünland durch Beseitigung<br />
von Entwässerungsanlagen, durch Anstau oder oberirdische<br />
Bewässerung,<br />
• Renaturierung von Gräben, Abflachen der Böschungen,<br />
Grabenaufweitung,<br />
• Wiederherstellung der Überschwemmungsdynamik<br />
von Fließgewässern (Anlage künstlicher Altwässer<br />
und Flutmulden),<br />
• Anlegen von flachufrigen Kle<strong>in</strong>gewässern,<br />
• An Teichufern Anlegen von Grünlandstreifen, die<br />
regelmäßig gemäht werden,<br />
• Schaffung von flach auslaufenden Uferzonen <strong>in</strong> aufgelassenen<br />
Tagebaugebieten, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
angrenzenden Wiesen und Äckern günstige Nahrungshabitate<br />
ergeben.<br />
4.2.3 Sicherung und Neuanlage von Niststätten<br />
- Die Bereitstellung von Nistmöglichkeiten besitzt im<br />
Weiß storchschutz herausragende Bedeutung, wobei im<br />
<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> bereits e<strong>in</strong> umfangreicher Bestand zu<br />
verzeichnen ist. In allen Gebieten mit Weißstorchvorkommen<br />
s<strong>in</strong>d im wesentlichen ausreichend Niststätten<br />
vorhanden. Deren Bee<strong>in</strong>trächtigung oder Zerstörung ist<br />
verboten (§ 25 SächsNatSchG).<br />
- Die Neuanlage von Niststätten wird sich auf bisher storchenfreie,<br />
aber potentiell sehr wahrsche<strong>in</strong>lich für e<strong>in</strong>e<br />
Besiedlung geeignete Landesteile sowie auf Orte, an denen<br />
Störche Ansiedlungsversuche unternehmen (längerer<br />
Aufenthalt zu Beg<strong>in</strong>n der Brutzeit, E<strong>in</strong>trag von Nistmaterial)<br />
konzentrieren. Bei Errichtung e<strong>in</strong>er Niststätte s<strong>in</strong>d<br />
die örtlichen Gegebenheiten, das Nahrungsangebot <strong>in</strong> der<br />
Umgebung, die Kosten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Nutzungsdauer<br />
der Anlage, landschaftsästhetische Aspekte und<br />
auch die Erreichbarkeit des Standortes mit fahrbarer<br />
Technik sowie der Nestplattform (Besteigbarkeit!) zu beachten<br />
(s. Kap. 2.4.1).<br />
- Die vorhandenen Niststätten s<strong>in</strong>d zu erhalten. Dies betrifft<br />
die Erneuerung bzw. Sanierung alter Anlagen sowie<br />
den Ersatz bei Veränderungen des Standortes (z.B. im<br />
Falle von Gebäudeabriß), gegebenenfalls verbunden mit<br />
e<strong>in</strong>er Verbesserung der Erreichbarkeit bzw. Besteigbarkeit.<br />
- Alle Aktivitäten s<strong>in</strong>d aus Kostengründen und zur Gewährleistung<br />
e<strong>in</strong>es dauerhaften Erfolges <strong>in</strong> Abstimmung<br />
mit Fachleuten (Naturschutzbehörden, Weißstorchbetreuer)<br />
vorzunehmen.<br />
62<br />
Strategien des Weiß storchschutzes<br />
4.2.4 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische<br />
Freileitungen<br />
Elektrische Freileitungen e<strong>in</strong>schließlich der Masten s<strong>in</strong>d so<br />
zu gestalten, daß Weißstörche (und andere Großvögel!) durch<br />
Berühren stromführender Teile oder Anflug nicht verletzt<br />
oder getötet werden können. Folgende Maßnahmen, vorrangig<br />
im Nestbereich (ungeh<strong>in</strong>derter An- und Abflug der Alt -<br />
vögel, erste Flugversuche der flugunsicheren Jungstörche), <strong>in</strong><br />
Flugschneisen, an Rastplätzen (für Durchzügler unbekannte<br />
Ortsverhältnisse) sowie vor dunklem H<strong>in</strong>tergrund (Wald,<br />
Gebäude) s<strong>in</strong>d ggf. durchzuführen (s. auch Kap. 5.3):<br />
- Vergrößerung des Abstandes zwischen stromführenden<br />
Leitungen<br />
- Entschärfen gefährlicher Isolatoren (Abhängen, Abdeckung,<br />
Verlängerung) auf Masttraversen<br />
- Verh<strong>in</strong>derung der Vogellandung durch Abweiser auf der<br />
Traverse<br />
- Markierung der Leiterseile zur besseren Wahrnehmung<br />
durch die Störche<br />
- Veränderung der Trassenführung im weitesten S<strong>in</strong>ne<br />
(Erdverkabelung, Installation von besser sichtbaren, isolierten<br />
Luftkabeln, räumliche Verlegung der Trasse)<br />
- Berücksichtigung elektrischer Anlagen bei der Standortwahl<br />
für Nestneubauten<br />
Aus mehreren Gründen (fachlich begründete Festlegung der<br />
Rangfolge der Maßnahmen, Planung und Kosten, Sicherheit)<br />
ist e<strong>in</strong>e dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Weißstorch -<br />
betreuern und Energieversorgungsunternehmen unerläßlich.<br />
4.2.5 Reduzierung weiterer Gefährdungen<br />
Gefährdungen im Nestbereich s<strong>in</strong>d zu beseitigen bzw. zu<br />
m<strong>in</strong>imieren (s. auch Kap. 5.4):<br />
- Durchführung regelmäßiger Nestkontrollen zur Prüfung<br />
der Standsicherheit sowie zur Beseitigung von Verdichtungen<br />
der Nestmulde (Wasserstau) und von Müll im<br />
Nest (Gefahr für die Nestl<strong>in</strong>ge),<br />
- dauerhafte Gewährleistung des freien An- und Abfluges<br />
im Nestbereich durch E<strong>in</strong>flußnahme auf bauliche Veränderungen,<br />
- Sicherung von Schornste<strong>in</strong>schloten (Anflugabweiser,<br />
Ab deckung),<br />
- Freischneiden von Baumnestern und Zurückschneiden<br />
von Bäumen <strong>in</strong> Nestnähe,<br />
- Marderschutz.<br />
4.2.6 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche<br />
Behandlung, Pflege und anschließende Auswilderung von<br />
Störchen, die zeitweilig nicht <strong>in</strong> der freien Natur überleben<br />
könnten, tragen zur Erhaltung der Weißstorchbestände bei.<br />
Pflegl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d verletzte oder geschwächte Alt- und Jungstörche<br />
sowie Nestl<strong>in</strong>ge, die abgeworfen wurden oder deren Eltern<br />
ausgefallen s<strong>in</strong>d. Auch Gelege können künstlich erbrütet
Abb. 67: Massensterben von Nestl<strong>in</strong>gen nach Schlechtwetterperiode;<br />
12.07.1996, Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
werden. Wichtigstes Ziel ist die Auswilderung gesunder Tiere,<br />
wobei bei allen Behandlungsmaßnahmen e<strong>in</strong> möglichst ger<strong>in</strong>ger<br />
Kontakt zum Menschen bestehen sollte. Es ist e<strong>in</strong>e<br />
enge Zusammenarbeit zwischen Pflegestation (Tierpark, Vogelpflegestation)<br />
und Weißstorchbetreuer zu sichern, da e<strong>in</strong><br />
schneller Beg<strong>in</strong>n der veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen Versorgung die<br />
Heilungschancen erhöht und z.B.das E<strong>in</strong>setzen erbrüteter oder<br />
gepflegter Nestl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> besetzte Nester mit etwa gleichaltrigen<br />
Jungen e<strong>in</strong>e erfolgreiche „Behandlungsmaßnahme“ darstellt.<br />
4.2.7 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Popularität, die der Weißstorch <strong>in</strong> der Bevölkerung genießt,<br />
sollte auch weiterh<strong>in</strong> für den Schutz der Art genutzt<br />
werden. Dabei kann der Weißstorch als e<strong>in</strong> Symbol des Naturschutzes<br />
dienen, dessen Schutz auch anderen Tier- und<br />
Pflanzenarten zugute kommt. Die Ergebnisse der Bestandserfassungen<br />
sollten jährlich der Öffentlichkeit bekanntgegeben<br />
werden. Wichtig ist, daß künftig e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen im<br />
<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> kompetente Ansprechpartner für den Weißstorchschutz<br />
s<strong>in</strong>d. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, bedarf<br />
es staatlicher Unterstützung. Da sie als Ansprechpartner<br />
für die Bevölkerung e<strong>in</strong>e große Rolle spielen, ist es erforderlich,<br />
die Nestbetreuer nach Möglichkeit mit vielen Informationen<br />
zum Thema Weißstorch zu versorgen (z. B. bei regionalen<br />
Veranstaltungen). Verstärkt sollten die Medien genutzt<br />
werden, um die Anliegen des Weißstorchschutzes zu propagieren.<br />
Der Weißstorch ist auch gut geeignet, um Schüler im<br />
Unterricht an den Naturschutz heranzuführen.<br />
4.2.8 Forschung<br />
Als wichtigste Aufgabe ist die Fortsetzung der praktischen<br />
Naturschutzarbeit anzusehen. Unterstützend dazu ist es<br />
Strategien des Weiß storchschutzes<br />
nötig, e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Grundbetreuung abzusichern.<br />
Dazu gehört auch die Fortführung der jährlichen Erfassung<br />
des Bestandes und der Fortpflanzungsergebnisse. Gerade im<br />
Zusammenhang mit der Immigration von Fremdstörchen<br />
und der fehlenden Eigenstabilität des sächsischen Bestandes<br />
ist diese Kontrolle besonders wichtig. Für die Untersuchung<br />
popula tionsökologischer Fragen ist zudem die Markierung<br />
von Störchen im Rahmen der wissenschaftlichen Vogelber<strong>in</strong>gung<br />
weiterzuführen. Die Auswertung der Wiederfunde<br />
sächsischer Weißstörche hat gezeigt, daß die <strong>in</strong>tensive Ber<strong>in</strong>gung<br />
e<strong>in</strong>er Art auf regionaler Ebene durchaus <strong>in</strong>teressante<br />
Ergebnisse erbr<strong>in</strong>gen kann. Die Ber<strong>in</strong>gung des Weißstorches<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> erfolgt seit e<strong>in</strong>igen Jahren im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
länderübergreifenden Ber<strong>in</strong>gungsprogrammes (KÖPPEN<br />
1999). Ziel dieses Programmes ist es, nicht nur e<strong>in</strong>e ausreichend<br />
große Anzahl von Jungstörchen <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten<br />
zu markieren, sondern zunehmend auch durch R<strong>in</strong>gablesungen<br />
an Brutstörchen zu e<strong>in</strong>er repräsentativen Zahl<br />
von Wiederfunden zu gelangen. Hierbei gibt es jedoch noch<br />
Defizite, die u. a. darauf zurückzuführen s<strong>in</strong>d, daß die derzeit<br />
verwendeten R<strong>in</strong>ge meist nur mit großer Mühe ablesbar<br />
s<strong>in</strong>d. Zur Ablesung von Storchenr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d nicht nur die<br />
beteiligten Ber<strong>in</strong>ger aufgerufen, sondern auch alle anderen<br />
Ornithologen. Dabei ist es wichtig, daß nach Möglichkeit<br />
auch Angaben zum Status (Brutvogel), Geschlecht usw. des<br />
abgelesenen R<strong>in</strong>gvogels festgestellt und mitgeteilt werden.<br />
Durch die Entwicklung neuer Weißstorch-Kennr<strong>in</strong>ge gibt es<br />
die Chance, dass sich künftig die Zahl der Wiederfundmeldungen<br />
(Ablesungen) deutlich erhöht und die Ber<strong>in</strong>gung somit<br />
effektiver wird. Mit steigenden Wiederfundmeldungen<br />
könnten die Validierung von populationsdynamischen Kenn -<br />
größen wie Mortalitäten, Erstbrutalter und Altersstruktur verbessert<br />
sowie zeitliche Veränderungen erkannt werden. Das<br />
bedeutet auch die Fortsetzung der populationsdynamischen<br />
Untersuchungen, wofür nach der nun erfolgten Er arbeitung<br />
der Grundlagen gute Voraussetzungen geschaffen s<strong>in</strong>d.<br />
Wichtig ist das Weiterführen der Untersuchungen zum notwendigen<br />
Lebensraum, <strong>in</strong>sbesondere zu Nahrungshabitaten<br />
und zu Kapazitäten sächsischer Weißstorch-Lebensräume.<br />
Dazu sollten u. a. <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten die Nahrungs -<br />
habitatkartierungen wiederholt und im Zusammenhang mit<br />
Kenngrößen der Bestandsdynamik (Entwicklung von BP-<br />
Zahl, Bruterfolg, Sterblichkeit etc.) ausgewertet werden. Obwohl<br />
von der grundsätzlichen negativen Auswirkung her bekannt,<br />
sollten die zunehmenden Zerschneidungen bzw.<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen der Lebensräume, u. a. durch Verkehrstrassen<br />
oder W<strong>in</strong>dkraftanlagen, h<strong>in</strong>sichtlich ihres E<strong>in</strong>flusses<br />
auf Weißstorchbesiedlung, Verhalten der Vögel, Bruterfolg,<br />
Sterblichkeit u. ä. detailliert untersucht werden. Auf der<br />
Grundlage solcher Forschungsergebnisse lassen sich erforderliche<br />
Schutzmaßnahmen begründen und formulieren,<br />
z. B. h<strong>in</strong>sichtlich des notwendigen M<strong>in</strong>destabstandes von<br />
W<strong>in</strong>dkraftanlagen zu besetzten Nestern oder bevorzugten<br />
Nahrungshabitaten. Da diese Schutzmaßnahmen auch gleich -<br />
zeitig für viele andere gefährdete Tiere und Pflanzen nützlich<br />
s<strong>in</strong>d, stellt der Storch e<strong>in</strong> „Flaggschiff“, e<strong>in</strong>e „Leitart“<br />
der fachlich begründeten Naturschutzarbeit dar.<br />
63
5 Handlungsempfehlungen für Schutz -<br />
maßnahmen<br />
5.1 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes<br />
zur Sicherung des Nahrungsangebotes<br />
5.1.1 Erhaltung und Verbesserung vorhandener Nahrungshabitate<br />
Die Erhaltung vorhandener Nahrungshabitate besitzt aus<br />
verschiedenen Gründen, auch unter Beachtung von Kosten,<br />
oberste Priorität. Das sollte bei Maßnahmen der Landwirtschaft<br />
(Umbruch und Trockenlegung von Grünland, Anbau<strong>in</strong>tensivierung),<br />
aber auch anderer Wirtschaftszweige<br />
(Bauwesen, Wasserwirtschaft, Straßenbau), die für den<br />
Weißstorch wichtige Flächen verbrauchen, beachtet werden.<br />
Es ist erforderlich, daß alle an solchen Vorhaben Beteiligten<br />
<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Verantwortung konsequent nach Möglichkeiten<br />
zur M<strong>in</strong>imierung derartiger E<strong>in</strong>griffe bzw. Durchführung<br />
von Aus gleichs- und Ersatzmaßnahmen suchen.<br />
Auch Umweltverbände können dabei, z.B. im Rahmen von<br />
Gutachtertätigkeit oder Stellungnahmen, e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Beitrag leisten.<br />
E<strong>in</strong> wichtiges Ziel der Grünlandextensivierung ist die Verr<strong>in</strong>gerung<br />
des Nährstoffgehaltes der Böden auf e<strong>in</strong> Niveau,<br />
welches den natürlichen Standortverhältnissen nahekommt.<br />
Im Ergebnis werden Lebensräume für Beutetiere des Weißstorches<br />
aufgewertet.<br />
Die abschnittsweise Mahd von Grünland und Ackerfutter<br />
<strong>in</strong> geeigneten Intervallen (Staffelmahd) schafft ständig Flä -<br />
chen, auf denen der Weißstorch Nahrung f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e ähn -<br />
liche Wirkung besitzt die Mahd von Grünlandbrachen. Bei<br />
Regelungen zur Spätmahd <strong>in</strong>folge landwirtschaftlicher Förderprogramme<br />
sollte nach Möglichkeit die Mahd e<strong>in</strong>iger<br />
Flächen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Nähe von Weißstorchbrutplätzen,<br />
früher erfolgen. Dabei müssen u.a. Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
anderer Arten (Wiesenbrüter, Wiesenpflanzen, Insekten) m<strong>in</strong>imiert<br />
werden.<br />
Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen <strong>in</strong> Uferbereichen von<br />
Stand- und Fließgewässern <strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzten<br />
Gebieten s<strong>in</strong>d u.a. die Anlage e<strong>in</strong>es den Nährstoffe<strong>in</strong>trag<br />
m<strong>in</strong>dernden Schutzstreifens (M<strong>in</strong>destbreite 10 m), der m<strong>in</strong>destens<br />
abschnittsweise ständig von hoher Vegetation freizuhalten<br />
ist, sowie das Abflachen von Uferböschungen. Dabei<br />
ist auszuschließen, daß wertvolle Verlandungsgesellschaften<br />
vernichtet werden.<br />
5.1.2 Neuanlage von Nahrungshabitaten<br />
Anlage von stehenden Kle<strong>in</strong>gewässern<br />
Bei der Anlage von ständig oder zeitweise wasserführenden<br />
Kle<strong>in</strong>gewässern s<strong>in</strong>d folgende Grundsätze zu beachten:<br />
• Der Standort muß sorgfältig geprüft werden, um e<strong>in</strong>e<br />
Zerstörung vorhandener wertvoller Lebensräume auszuschließen.<br />
64<br />
Schutz maßnahmen<br />
• Geeignet s<strong>in</strong>d Flächen mit nassem Untergrund auf wasserstauenden<br />
Bodenschichten <strong>in</strong> der Grünland- bzw.<br />
Ackerflur (evtl. Rückbau von Meliorationsanlagen) und<br />
<strong>in</strong> Flußauen (periodische Überschwemmungen).<br />
• Die Ermittlung des Bodennährstoffgehaltes gibt Aufschluß<br />
über die Eutrophierungsgefährdung des neuen<br />
Kle<strong>in</strong>gewässers.<br />
• Fließgewässer sollten nicht angestaut werden, sondern<br />
über teilweise Wasserumleitung im Nebenschluß e<strong>in</strong><br />
Kle<strong>in</strong>gewässer angelegt werden.<br />
• Die Fläche des Kle<strong>in</strong>gewässers sollte 100 m 2 nicht unterschreiten.<br />
Mehrere kle<strong>in</strong>e Gewässer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe s<strong>in</strong>d<br />
günstiger als e<strong>in</strong>e große Wasserfläche.<br />
• E<strong>in</strong> Teil des Kle<strong>in</strong>gewässers sollte m<strong>in</strong>destens 1 m tief<br />
se<strong>in</strong>, um Amphibien und anderen Tieren e<strong>in</strong> sicheres<br />
Überw<strong>in</strong>tern zu ermöglichen.<br />
• Die Ufer s<strong>in</strong>d flachauslaufend mit e<strong>in</strong>er buchtenreichen<br />
Grenzl<strong>in</strong>ie zwischen Wasser und Land zu gestalten.<br />
• Um das Kle<strong>in</strong>gewässer ist gegebenenfalls e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
10 m breiter Schutzstreifen zu erhalten bzw. anzulegen<br />
(Verm<strong>in</strong>derung der Eutrophierung und als Sicherung<br />
vor Weidevieh).<br />
• E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Wasserpflanzen und Ansiedlung von<br />
Tie ren <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>gewässeranlage s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en<br />
unnötig.<br />
• Kle<strong>in</strong>gewässer bedürfen oftmals der Pflege. Dazu ge hö ren<br />
ggf. die abschnittsweise Entschlammung, Beseitigung zu<br />
starken Pflanzenwuchses und Wasserstands regulierung.<br />
• Entsprechend den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d behörd -<br />
liche Genehmigungen (z. B. untere Wasserbehörde) e<strong>in</strong>zuholen<br />
und Abstimmungen mit Flächeneigentümern<br />
bzw. -nutzern zu treffen.<br />
• Die Grundsätze für die Anlage von Kle<strong>in</strong>gewässern s<strong>in</strong>d<br />
spezifiziert auch bei der Rekonstruktion von Dorfteichen,<br />
Rückhaltebecken, Kle<strong>in</strong>speichern u. ä. (Mehrfachfunktion<br />
von Landschaftselementen) sowie bei der Renaturierung<br />
verfüllter Feuchtgebiete <strong>in</strong> Senken anzuwenden.<br />
Renaturierung von Gräben und anderen Fließgewässern<br />
• Die „Renaturierung“ von Gräben erfolgt mit dem Ziel der<br />
Herstellung ihrer ursprünglichen bzw. e<strong>in</strong>er naturnahen<br />
Gestalt.<br />
• Es gibt die Möglichkeit des Rückbaus der Verrohrung<br />
bzw. naturfremder Sohlbefestigungen.<br />
• Durch die Abflachung der Uferböschungen (Böschungsverhältnis<br />
etwa 1:5) wird die Nahrungssuche für den<br />
Weißstorch erleichtert.<br />
• Es können Grabentaschen angelegt werden (s. Abb. 69).<br />
• Die Sohlentiefe von Gräben bzw. Grabentaschen sollte<br />
möglichst nicht die freie Sicht des Weißstorches <strong>in</strong> die<br />
Umgebung verh<strong>in</strong>dern.<br />
• Die Beseitigung zu starken Pflanzenwuchses wird von<br />
Oktober bis zum e<strong>in</strong>setzenden Frost oder bei Trockenliegen<br />
des Gewässers durchgeführt. Die Beräumung der<br />
Grabenseiten sollte <strong>in</strong> jährlichem Wechsel erfolgen. Starker<br />
Pflanzenwuchs kann auch durch abschnittsweises<br />
e<strong>in</strong>seitiges Bepflanzen mit Gehölzen verh<strong>in</strong>dert werden.
Abb. 68: Beispiel für die Verbesserung von Nahrungshabitaten<br />
– Renaturierung des Scheidebaches; 1996,<br />
Drausendorf / Lkr. Löbau-Zittau Foto: J. Gosteli<br />
Auf geschützte Tiere, Pflanzen bzw. Pflanzengesellschaften<br />
ist entsprechend Rücksicht zu nehmen.<br />
• Der Graben ist soweit wie möglich gegen Nährstoffe<strong>in</strong>trag<br />
und Zerstörung der Uferböschungen durch Weidetiere<br />
zu sichern.<br />
• Renaturierungen von Fließgewässern stellen Projekte dar,<br />
die e<strong>in</strong>en höheren Aufwand für Planung, Projektierung<br />
und Durchführung erfordern. Praktische Erfahrungen liegen<br />
dazu z. B. <strong>in</strong> den Landkreisen Löbau-Zittau (GRAF<br />
1995) und Riesa-Großenha<strong>in</strong> vor.<br />
Grünlandvernässung<br />
Die Grünland(wieder)vernässung verursacht <strong>in</strong> der Regel<br />
e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>geschränkte Nutzungsmöglichkeit der<br />
Flächen. Die Befahrbarkeit mit Erntemasch<strong>in</strong>en nimmt ab<br />
und auch die Beweidung kann nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Umfang<br />
erfolgen. Es sollten deshalb Flächen für diese Maßnahme<br />
vorgesehen werden, deren Mahd <strong>in</strong> Handarbeit oder mit geeigneter<br />
leichter Technik möglich ist. Die Arbeiten erfordern<br />
häufig die Beteiligung von Naturschutzstationen,<br />
Landschaftspflegeverbänden sowie ehrenamtlichen Kräften<br />
<strong>in</strong> Fachgruppen der Naturschutzverbände. Das E<strong>in</strong>beziehen<br />
von Landwirten ist über vertragliche Regelungen möglich,<br />
wodurch auch e<strong>in</strong>e Nutzung des stets abzutransportierenden<br />
Mähgutes gesichert werden kann.<br />
Schnitt B<br />
4 m<br />
1:2<br />
1:2<br />
1:10<br />
A<br />
Schnitt A<br />
30 m<br />
1:2 1:2<br />
Abb. 69: Ausbildung e<strong>in</strong>er Grabentasche<br />
B<br />
B<br />
Schutz maßnahmen<br />
A<br />
Bergbaurekultivierung<br />
Die Bergbaurekultivierung ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sehr aktuelle<br />
Aufgabe, für die umfangreiche staatliche Mittel zur Verfügung<br />
stehen. Die Schaffung von ufernahen Flachwasser -<br />
bereichen <strong>in</strong> den Tagebauseen, von vorgelagerten Kle<strong>in</strong>gewässern,<br />
angrenzendem Feuchtgrünland usw., erfordert das<br />
enge Zusammenwirken von Naturschutz und Bergbau bzw.<br />
Rekultivierungsunternehmen. Diese Maßnahmen eröffnen<br />
die Möglichkeit der Wiederbesiedelung von Gebieten durch<br />
den Weißstorch, <strong>in</strong> denen er ehemals heimisch war.<br />
Weitere Maßnahmen<br />
Im Nah- und Sichtbereich des Nestes können die dargelegten<br />
Maßnahmen ggf. maßvoll ergänzt werden, z. B. durch:<br />
• die Anlage von Komposthaufen (Regenwürmer!), die <strong>in</strong><br />
Schlechtwetterperioden ausgebreitet werden, um dem<br />
Weißstorch den Nahrungserwerb zu erleichtern, oder<br />
• das Aussetzen von Nahrungstieren (z. B. Weißfischen) <strong>in</strong><br />
flachen Kle<strong>in</strong>teichen unter naturschutzfachlicher Abwägung<br />
eventueller Gefährdungen (z.B. Amphibienlaichgewässer!).<br />
5.1.3 Gesetzliche Grundlagen und Organisation der Arbeit<br />
Die gesetzliche Grundlage bildet das Sächsische Naturschutzgesetz<br />
vom 11.10.1994, das im § 1 – Ziele und<br />
Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege –<br />
u. a. vorschreibt, Feuchtgebiete, <strong>in</strong>sbesondere sumpfige Flä -<br />
chen, Teiche und Tümpel zu erhalten und vor Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
nachhaltig zu schützen. In dem Abschnitt, der sich<br />
mit E<strong>in</strong>griffen beschäftigt, die unzulässig bzw. auszugleichen<br />
s<strong>in</strong>d, werden u. a. der Ausbau oberirdischer Gewässer, die<br />
Entwässerung von Feuchtgebieten und der Umbruch von<br />
Dauergrünland genannt. Rechtliche Bestimmungen für die<br />
Herstellung e<strong>in</strong>es Gewässers s<strong>in</strong>d im Bundes-Wasserhaushaltsgesetz<br />
(WHG) vom 23.09.1986 enthalten.<br />
E<strong>in</strong> wichtiges Instrument der Schutzarbeit stellt die Richt -<br />
l<strong>in</strong>ie zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltgerechten Landwirtschaft<br />
(UL) im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> dar, durch die vertragliche Vere<strong>in</strong>barungen<br />
zwischen Naturschutzbehörden und den Bewirtschaftern<br />
landwirtschaftlich genutzter Flächen für die<br />
Durchführung e<strong>in</strong>er naturschutzgerechten Bewirtschaftung<br />
abgeschlossen werden können.<br />
Die Richtl<strong>in</strong>ie des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt<br />
und Landesentwicklung vom 26.06.1997 regelt die Fördermöglichkeiten<br />
der Biotop- und Landschaftspflege, der<br />
Biotopgestaltung sowie des Artenschutzes u. a. für Verbände,<br />
private Grundstückseigentümer und Naturschutzstationen.<br />
Das Mitwirkungsrecht der anerkannten Umweltverbände<br />
bei der Durchführung von Schutzmaßnahmen für Bio -<br />
sphärenreservate, Flächennaturdenkmale und Landschaftsschutzgebiete<br />
ist <strong>in</strong> § 57 des Sächsischen Naturschutzgesetzes<br />
fixiert. Verbände werden auch gegebenenfalls bei der<br />
Vorbereitung von landschaftsverändernden Vorhaben an-<br />
65
gehört bzw. e<strong>in</strong>bezogen und können selbst schutzwürdige<br />
Flächen pachten bzw. kaufen.<br />
Aus der Art der Schutzvorhaben und den gesetzlichen<br />
Grundlagen ergibt sich für engagierte Bürger die Konsequenz,<br />
entsprechende Kontakte zu Naturschutz<strong>in</strong>stitutionen<br />
herzustellen, um Vorschläge zu unterbreiten bzw. auf eigenem<br />
Grund und Boden Vorhaben zu realisieren (s. Kap.<br />
6.5). Durch die Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umweltverband<br />
verbessern sich die Möglichkeiten der Mitwirkung <strong>in</strong> der<br />
Regel wesentlich.<br />
5.2 Neuanlage und Sicherung von Nistplätzen<br />
Die Neuanlage, vor allem aber die Sicherung von Nistplätzen<br />
s<strong>in</strong>d ständig durchzuführende Schutzarbeiten. Unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />
verstärkter Sanierung von Gebäuden und Schornste<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d vorhandene, zumeist ältere Nester gefährdet, so<br />
daß die Errichtung von Nisthilfen (möglichst am alten Platz)<br />
zur Bestandssicherung beiträgt. Weiter können durch neue<br />
Nisthilfen Ansiedlungen des Weißstorches <strong>in</strong> geeigneten, bisher<br />
storchenfreien Gebieten ermöglicht bzw. <strong>in</strong>itiiert werden.<br />
Die Palette der Möglichkeiten ist entsprechend den örtlichen<br />
Gegebenheiten vielgestaltig. Von Bedeutung s<strong>in</strong>d hierbei vor<br />
allem Kosten und Aufwand für Errichtung und Unterhaltung<br />
der Nisthilfe, die Anzahl der Brutpaare im Gebiet (s<strong>in</strong>d weitere<br />
Ansiedlungsversuche z. B. nahrungsökologisch vorstellbar?)<br />
und landschaftsästhetische Aspekte.<br />
Abb. 70: Nestmast mit Trittstellen für Kontrolle und Ber<strong>in</strong>gung;<br />
Kreckwitz / Lkr. Bautzen Foto: S. Teschner<br />
66<br />
Schutz maßnahmen<br />
Abb. 71: Schornste<strong>in</strong>abdeckung zur Vermeidung des H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzens<br />
von Weißstörchen; 1997, Dresden-<br />
Gohlis Foto: S. Teschner<br />
5.2.1 Auswahl des Standortes<br />
Bei der Standortwahl s<strong>in</strong>d folgende Faktoren von Bedeutung:<br />
• Die Beobachtung des Verhaltens von Störchen <strong>in</strong>sbesondere<br />
zu Beg<strong>in</strong>n der Brutzeit (längerer Aufenthalt im Ort,<br />
Versuch e<strong>in</strong>es Nestbaues durch E<strong>in</strong>tragen von Nistmaterial)<br />
läßt ggf. Rückschlüsse auf deren Ansiedlungswilligkeit<br />
zu.<br />
• Nistplätze auf Gebäuden und Schornste<strong>in</strong>en besitzen e<strong>in</strong>en<br />
hohen landschaftsästhetischen und erzieherischen<br />
Wert im S<strong>in</strong>ne des Verhältnisses der Bevölkerung zu<br />
„ihrem Storch“.<br />
• Die Nisthilfe sollte <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 8 m Höhe <strong>in</strong>stalliert<br />
werden. Im Umkreis von m<strong>in</strong>d. 30 m sollte es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>dernisse<br />
geben, die das Nest überragen.<br />
• Für die Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe ist das E<strong>in</strong>holen der<br />
Genehmigung des Grundstückseigentümers erforderlich.<br />
• E<strong>in</strong> freier An- und Abflug, besonders freier Anflug gegen<br />
die Hauptw<strong>in</strong>drichtung, muß für die Störche möglich se<strong>in</strong>.<br />
• In den An- und Abflugkorridoren dürfen sich ke<strong>in</strong>e Leitungsdrähte<br />
und andere gefährliche H<strong>in</strong>dernisse bef<strong>in</strong>den.<br />
Auch sollen ke<strong>in</strong>e E-Masten <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>.<br />
• Die Blitzschlaggefährdung des Standortes ist zu beachten.<br />
• Der Standort sollte sich maximal 100 m entfernt vom<br />
Siedlungsrand mit nahegelegenen Nahrungsflächen, zu<br />
denen möglichst Sichtbeziehung besteht, bef<strong>in</strong>den.<br />
• Es ist an die Erreichbarkeit des Nistplatzes mit fahrbarer<br />
Technik zum Zwecke der späteren Kontrolle oder Sicherung<br />
der Anlage zu denken.
8<br />
1<br />
6<br />
7<br />
4<br />
5<br />
• Wünschenswert ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Ruheplatzes<br />
für die Altstörche im Umkreis von ca. 50 m, welcher sich<br />
etwa <strong>in</strong> gleicher Höhe mit dem Nest (Nutzung bei Größerwerden<br />
der Jungstörche) bef<strong>in</strong>den sollte.<br />
Die Schaffung e<strong>in</strong>es Weißstorch-Nistplatzes be<strong>in</strong>haltet die<br />
Herstellung des eigentlichen Nestes (Nestunterlage), dessen<br />
Anbr<strong>in</strong>gung auf Bauwerken aller Art oder Bäumen oder -<br />
bei deren Nichteignung - das Aufstellen e<strong>in</strong>es Nestmastes.<br />
2<br />
3<br />
Schutz maßnahmen<br />
Tab. 24: Materialliste für Nestunterlage „Modell Großenha<strong>in</strong>“ (siehe Abb. 72)<br />
Nr. Bauteilbezeichnung Material und Abmessungen<br />
1. umgebender Rand Bandeisen 40 mm breit, ca. 5000 mm lang<br />
2. mittlere Querstreben Rundeisen, m<strong>in</strong>d. 15 mm (6 Stück)<br />
3. äußere Querstreben Rundeisen, m<strong>in</strong>d. 10 mm (8 Stück)<br />
4. Mittenaufsatz Riffelblech, m<strong>in</strong>d. 300 x 300 mm<br />
5. E<strong>in</strong>steckrohr (bei Betonmast) 200 mm lang, Außendurchmesser passend zum Mittelloch im Mast<br />
6. Aufsteckhülse (bei Holzmast<br />
mit m<strong>in</strong>d. 150 mm Durchmesser)<br />
200 mm lang, Innendurchmesser passend zum Mastdurchmesser<br />
7. Befestigung für Seitenstützen Bandeisen 40 mm breit (4 Stück) mit Loch für Verschraubungen M 12<br />
8. Reisighalterungen Rundeisen, 5–10 mm, 150 mm lang<br />
Tab. 25: Materialliste für Nestunterlage „Modell Teschner“ (siehe Abb. 73)<br />
Nr. Anzahl Benennung Kurzbezeichnung Bemerkung<br />
1. 1 Felge Fläche 3440 x 45 x 6 mm je 12 Bohrungen 12 mm Durchmesser<br />
2. 1 Nabe 132 mm Durchmesser, 50 x 5 mm unten je 4 x 10 mm auskl<strong>in</strong>ken<br />
3. 12 Speiche Rundeisen, 10 mm, 710 mm lang nach Schweißen 30° hochbiegen<br />
4. 1 Abdeckkappe 8-eckig, 270 x 270 x 3 mm 8-fach 12 x 40 mm auskl<strong>in</strong>ken, biegen,<br />
schweißen<br />
5. 1 Abdeckscheibe 160 x 1 mm CrNiTi 12 x auskl<strong>in</strong>ken für Speichen<br />
5.1. 1 Dämpfungsplatte Tafel PVC 150 x 150 x 2 mm<br />
6. 1 Arretierung Tafel PVC 150 x 150 x 2 mm<br />
7. 4 Strebe Fl. 1000 x 50 x 8 Abkantlängen: Oben 80, unten 120<br />
8. 2 Halbe Maststelle Fl. 8 x 50<br />
9. 1 Betonlichtmast Zapfende Bohrung 145/Bohrung 40<br />
10. 2 Sechskantschraube M16 x 70 mit Muttern<br />
Abb. 72: Nestunterlage ,,Modell Großenha<strong>in</strong>“<br />
(Legende s. Tab. 24)<br />
1<br />
1500<br />
5.2.2 Anfertigung von Nestunterlagen<br />
Es gibt mehrere Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e Nestunterlage:<br />
a) e<strong>in</strong> kreisrundes Metallgitter (Durchmesser möglichst<br />
150 cm, m<strong>in</strong>destens jedoch 110 cm),<br />
b) e<strong>in</strong> quadratischer Holzrost (Kantenlänge 150 cm),<br />
c) e<strong>in</strong> Wagenrad (Durchmesser 110 cm bis 150 cm).<br />
Wegen der längeren Haltbarkeit s<strong>in</strong>d kreisrunde Metallgitter<br />
aus rostfreiem Material zu bevorzugen. Das Metallgitter besitzt<br />
<strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>e Öffnung zur Befestigung auf dem<br />
Mast. Am Außenrand werden im Abstand von 30 cm senkrechte<br />
Haltestifte (Länge 15 cm) angebracht. In das Metallgitter<br />
und die Haltestifte wird Reisig e<strong>in</strong>geflochten (optimal<br />
Weide, Beseng<strong>in</strong>ster), auf das e<strong>in</strong>e Schicht aus Kartoffelkraut,<br />
Queckenrhizomen und Grassoden aufgebracht wird.<br />
Diese Auflage ist <strong>in</strong>sbesondere am Außenrand mit weißer<br />
wasserbeständiger Farbe (lösungsmittelfrei, umweltfreundlich)<br />
zu bespritzen, wodurch e<strong>in</strong>e Lockwirkung auf nestsuchende<br />
Störche entsteht. In den Tab. 24 und 25 ist der Materialbedarf<br />
für zwei Modelle von Nestunterlagen aufgelistet.<br />
Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage:<br />
Zu kle<strong>in</strong>e Nestunterlagen können durch Anbr<strong>in</strong>gen von<br />
schräg nach oben ragenden Speichen auf e<strong>in</strong>en Durchmesser<br />
von ca. 150 cm verbreitert werden (siehe Abb.75). In die<br />
Speichen wird Reisig e<strong>in</strong>geflochten.<br />
67
Abb. 73: Nestunterlage ,,Modell Teschner“<br />
Abb. 74: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage; April 1994, Dresden-Cossebaude<br />
Foto: S. Teschner<br />
68<br />
Schutz maßnahmen<br />
Abb. 75: Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage<br />
(1 Felge, 2 Speiche)
5.2.3 Nisthilfen auf Gebäuden<br />
Es gibt mehrere bewährte Möglichkeiten zur Anbr<strong>in</strong>gung<br />
von Nestunterlagen auf Dächern, die die Unterlage schonen<br />
und sturmsicher s<strong>in</strong>d. Die bevorzugte Methode ist der<br />
Dachreiter. Er liegt beiderseitig vom Dachfirst wie e<strong>in</strong> Sägebock<br />
auf den Dachflächen e<strong>in</strong>es Satteldaches auf. Se<strong>in</strong>e<br />
beweglichen Schenkel passen sich jedem Dachw<strong>in</strong>kel an.<br />
Dachreiter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach herzustellen und handlich. Sie lassen<br />
sich am vorgesehenen Platz zusammensetzen und erleichtern<br />
das Umsetzen bei notwendigen Bauarbeiten. In<br />
Tab. 26 ist das für die Herstellung e<strong>in</strong>es Dachreiters be -<br />
nötigte Material aufgeführt (s. auch Abb. 76).<br />
Die Montage erfolgt durch Aufsetzen des Dachreiters mit<br />
den beweglichen Schenkeln auf den First. Nach Anpassung<br />
an die Dachform werden die Schenkel fixiert und auf der<br />
Dachhaut befestigt. Danach erfolgt die E<strong>in</strong>passung der<br />
Nestunterlage zwischen den vier Schenkelenden und deren<br />
Befestigung mit rostfreiem Material.<br />
E<strong>in</strong>e weitere, jedoch nicht so gebräuchliche Art von Nisthilfen<br />
auf Gebäuden s<strong>in</strong>d Reisigbündel. Die <strong>in</strong> der Mitte verbundenen<br />
Reisigbündel werden beidseitig vom First auf das<br />
Dach aufgelegt und bilden den Träger der Nestunterlage.<br />
Abb. 76: Dachreiter<br />
Tab. 26: Materialliste für Dachreiter<br />
Schutz maßnahmen<br />
Um das Dach zu entlasten, kann die Nestunterlage auch<br />
am Gebäudegiebel mittels W<strong>in</strong>keleisen angebracht werden<br />
(s. Abb. 41, S. 38).<br />
5.2.4 Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en<br />
Nisthilfen können sowohl auf stillgelegten als auch auf<br />
betriebenen Schornste<strong>in</strong>en angebracht werden. Auf e<strong>in</strong>em<br />
beheizten Schornste<strong>in</strong> ist mittels Tragstützen für den Rauch -<br />
abzug e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destabstand von e<strong>in</strong>em Meter zwischen<br />
Schorn ste<strong>in</strong>oberkante und Nisthilfe herzustellen. Unter dem<br />
Metallgestell ist e<strong>in</strong>e feuerfeste Platte als Brandschutz für<br />
das Nistmaterial anzubr<strong>in</strong>gen. Schornste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Nähe von<br />
Weißstorchnestern s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Schutzgitter oder stabförmigen<br />
Abweisern zu versehen, um das H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzen bzw.<br />
Landen der Störche zu verh<strong>in</strong>dern (s. Abb. 71, S. 66).<br />
5.2.5 Nisthilfen auf Masten<br />
Aus landschaftsästhetischer Sicht ist die Errichtung von<br />
Nisthilfen auf Gebäuden oder Schornste<strong>in</strong>en anzustreben.<br />
Ist diese Möglichkeit nicht vorhanden, bildet der Mast e<strong>in</strong>e<br />
sehr gute Alternative. Entsprechend den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
werden Masten aus Beton oder Holz sowie Eisenkonstruktionen<br />
verwendet. Der Betonmast besitzt die größte<br />
Lebensdauer und erfordert den ger<strong>in</strong>gsten Unterhaltungsaufwand.<br />
Die Mastlänge (über dem Boden!) sollte m<strong>in</strong>destens<br />
8 m betragen. Die Nestunterlage wird <strong>in</strong> der Regel vor<br />
dem Aufstellen am Mast befestigt.<br />
Aufstellen des Mastes:<br />
Der e<strong>in</strong>zugrabende Teil muß e<strong>in</strong> Sechstel der gesamten<br />
Mastlänge betragen. Dabei ist zu beachten, daß die Mast -<br />
höhe über dem Boden m<strong>in</strong>destens 8 m beträgt, woraus sich<br />
e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Gesamtlänge von 9,6 m ergibt.<br />
Mastbefestigung am Boden:<br />
Beton- und Eisenmasten werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Betonrohr e<strong>in</strong>betoniert.<br />
Dazu wird der Mast mit e<strong>in</strong>em Kran oder e<strong>in</strong>er Seilw<strong>in</strong>de<br />
von oben <strong>in</strong> das e<strong>in</strong>gegrabene Betonrohr e<strong>in</strong>geführt.<br />
Der verbleibende Zwischenraum wird mit Beton aufgefüllt.<br />
Bauteil<br />
Holzteile<br />
Anzahl Abmessungen Bemerkungen<br />
Träger 4 3000 x 100 x 100 mm geeignete Holzarten: Eiche<br />
(Löcher müssen vorgebohrt werden!)<br />
Bretter<br />
Kle<strong>in</strong>teile<br />
8 1500 x 150 x 25 mm Lärche, Ulme, Rob<strong>in</strong>ie, Kiefer<br />
Holzschrauben 32 verz<strong>in</strong>kt<br />
Sechskantschrauben mit Muttern 2<br />
Haltestifte 8 rund, 5-10 mm, 150 mm lang<br />
69
Abb. 77: Betonmast mit Aufstiegsleiter („Modell Großenha<strong>in</strong>“)<br />
Legende s. Tab. 27<br />
Holzmasten werden an e<strong>in</strong>gegrabenen Betonfüßen verschraubt.<br />
Wegen des Vorteils der schnellen Bodenverfestigung<br />
sollte man möglichst enge Löcher schachten! Zuerst<br />
wird der liegende Mast unten zwischen den Betonfüßen verschraubt<br />
und über diese Achse aufgerichtet, um dann oben<br />
nochmals verschraubt zu werden. Drei Meter lange Betonfüße<br />
werden 1,60 m tief e<strong>in</strong>gegraben, das Erdreich wird mit<br />
e<strong>in</strong>em Rüttelstampfer schichtweise verdichtet. Bei sumpfigem<br />
Boden ist es erforderlich, an der Lochoberseite etwa<br />
1 /4 m 3 Beton aufzufüllen.<br />
Besteigbarkeit des Mastes:<br />
Am Mast s<strong>in</strong>d Vorrichtungen für se<strong>in</strong>e Besteigbarkeit<br />
(Nestpflege, evtl. Ber<strong>in</strong>gung) anzubr<strong>in</strong>gen. Bewährt haben<br />
sich leiterförmig angeordnete Metallstäbe sowie e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Trittplattform unterhalb der Nestunterlage, von der aus der<br />
Betreuer die Arbeiten am Nest durchführen kann. Um unbefugtes<br />
Besteigen des Mastes zu verh<strong>in</strong>dern, endet die Steigleiter<br />
ca. 3 m über dem Boden (s. Abb. 77). Der Material -<br />
bedarf für die Mastbesteigung ist <strong>in</strong> Tab. 27 aufgelistet.<br />
70<br />
Schutz maßnahmen<br />
Tab. 27: Materialliste für Vorrichtungen zur Mastbesteigung (s. Abb. 77)<br />
Abb. 78: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage auf e<strong>in</strong>em Schornste<strong>in</strong><br />
durch zwei Bergsteiger;<br />
1997, Dresden-Leuben Foto: S. Teschner<br />
Nr. Bauteil Anzahl Bemerkungen<br />
1. Seitenstützen 14 W<strong>in</strong>keleisen (L 40x40mm), 120 cm lang<br />
2. Schellen 2 Bandeisen (40 mm breit) mit Befestigung für Seitenstützen<br />
3. Aufstiegsleiter W<strong>in</strong>keleisen (L 60x60 mm), Sprossen rund 15 mm, Sprossenabstand 500 mm,<br />
Verschraubung mit Schellen<br />
4. seitlicher Auftritt Schelle mit W<strong>in</strong>keleisen, 1 m lang, Riffelblech/Gitterrost 500 x 500 m<br />
Beachte: Höhenabstand zwischen Horstunterlage und seitlichem Auftritt max. 800 mm
E<strong>in</strong>e spezielle Variante bildet das Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes<br />
an der Giebelseite des Gebäudes mit entsprechender Befestigung<br />
(sog. „Giebel-Mast“). Diese Anordnung schont das<br />
Dach, und durch den überragenden Mast wird e<strong>in</strong> teilweiser<br />
Marderschutz erreicht.<br />
Aus Sicherheitsgründen für den Weißstorch und die elektrische<br />
Anlage dürfen ke<strong>in</strong>e Nisthilfen auf E-Masten, die<br />
stromführende Leitungen tragen, angebracht werden. Bei<br />
Bauversuchen durch den Weißstorch an solchen Masten ist<br />
umgehend e<strong>in</strong> Ersatznest (z. B. Mast) <strong>in</strong> der Nähe, aber <strong>in</strong><br />
möglichst ungefährlicher Lage anzubieten. Auf dem E-Mast<br />
ist e<strong>in</strong> stabförmiger Abweiser anzubr<strong>in</strong>gen, der die Landung<br />
der Störche und damit die Fortsetzung der Bauversuche verh<strong>in</strong>dert.<br />
5.2.6 Nisthilfen auf Bäumen<br />
Die Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe auf Bäumen wird wegen der<br />
schwierigen Anbr<strong>in</strong>gung und des ständigen Pflegeaufwandes<br />
(Zurückschneiden der über den Nestrand ragenden<br />
Äste) nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen zweckmäßig se<strong>in</strong>. Bei der Anbr<strong>in</strong>gung<br />
der Nestunterlage direkt auf dem Baum s<strong>in</strong>d ausreichend<br />
starke Äste auszuwählen.<br />
E<strong>in</strong>e mögliche Variante, da baumschonend und ger<strong>in</strong>geren<br />
Aufwand erfordernd, ist das Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes „im<br />
Baum“, wodurch der E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es Baumnestes entsteht.<br />
Doch auch <strong>in</strong> diesem Falle ist das Freischneiden von nachwachsenden<br />
Ästen außerhalb der Brutsaison notwendig.<br />
In allen Fällen s<strong>in</strong>d Mardersicherungen <strong>in</strong> Form von Drahtoder<br />
Blechmanschetten anzubr<strong>in</strong>gen, ggf. auch mehrere<br />
Manschetten im Verbund (s. Abb. 79).<br />
Abb. 79: Marderschutz<br />
Schutz maßnahmen<br />
5.2.7 Organisation und Kosten<br />
Zur Planung und Durchführung der dargelegten Weißstorch-Schutzmaßnahmen<br />
sollte <strong>in</strong> jedem Falle e<strong>in</strong>e Abstimmung<br />
mit Weißstorchfachleuten und zuständigen Naturschutzbehörden<br />
erfolgen. Von diesen werden H<strong>in</strong>weise<br />
zu F<strong>in</strong>anzierung sowie technisch-organisatorischer Ausführung<br />
der Vorhaben gegeben. Die Kosten zur Errichtung<br />
e<strong>in</strong>er Nisthilfe betragen etwa 1.500 DM, wobei sich der<br />
Aufwand für Transport und Aufstelltechnik bei entsprechender<br />
Realisierung mehrerer nahe beie<strong>in</strong>ander gelegener<br />
Anlagen reduziert. Das ist aber nur durch gebietsübergreifende<br />
Organisation und Nutzung vorhandener Erfahrungen<br />
möglich. Zu F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten berät die untere<br />
Naturschutzbehörde. Dabei muß e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Eigenanteil<br />
e<strong>in</strong>kalkuliert werden.<br />
Kostenaufschlüsselung (Richtwerte):<br />
Unterlage mit Steigleiter und Trittplattform 400 DM<br />
Reisiggeflecht 150 DM<br />
Mast (Holz) 300 DM<br />
Betonfüße (2) 150 DM<br />
Beton (0,25 m 3 ) 70 DM<br />
Kle<strong>in</strong>material für Montage 30 DM<br />
Transport und Montage (stark abhängig<br />
von der Anzahl der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitsgang<br />
zu errichtenden Nisthilfen) 400–700 DM<br />
5.2.8 Sicherung von Nistplätzen<br />
Weißstorchnistplätze bedürfen e<strong>in</strong>er ständigen Kontrolle<br />
und eventuell notwendiger Pflegemaßnahmen.<br />
a) Gewährleistung der Standsicherheit des Nestes:<br />
Durch das ständige E<strong>in</strong>tragen von Nistmaterial während der<br />
gesamten Brut- und Aufzuchtperiode erreichen Weißstorchnester<br />
beachtliche Gewichte und Höhen. E<strong>in</strong> Abtragen von<br />
Nistmaterial außerhalb der Weißstorchsaison verh<strong>in</strong>dert das<br />
Abstürzen des Nestes. Dabei ist e<strong>in</strong>e Lockerung des Gefüges<br />
und damit Destabilisierung des verbleibenden Nestteils<br />
zu vermeiden.<br />
Regelmäßige Kontrollen des gesamten Neststandortes s<strong>in</strong>d<br />
erforderlich, um bei baulichen Mängeln (Standfestigkeit des<br />
Mastes, Dachschäden, Befestigung der Nestunterlage u. a.)<br />
e<strong>in</strong>greifen zu können.<br />
b) Freihalten des Ausflugbereiches zum Nest<br />
Diese Maßnahme hat vorrangige Bedeutung für Baumnester,<br />
aber auch für Nistplätze mit Bäumen <strong>in</strong> der Nachbarschaft.<br />
E<strong>in</strong> abschnittsweises Zurückschneiden der Brutbäume sowie<br />
e<strong>in</strong>e mit den Grundstückseigentümern abgestimmte Regulierung<br />
des Baumwuchses s<strong>in</strong>d notwendige Schutzmaßnahmen<br />
an derartigen Standorten. Dabei ist die Genehmigungspflicht<br />
entsprechend der örtlichen Baumschutzsatzung zu beachten.<br />
Sichtm<strong>in</strong>dernde Baumaßnahmen im Nestbereich s<strong>in</strong>d zu vermeiden.<br />
71
Abb. 80: e<strong>in</strong> absturzgefährdetes Nest soll verkle<strong>in</strong>ert werden;<br />
06.07.1988, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf / Lkr. Kamenz<br />
Foto: S. Teschner<br />
c) Dra<strong>in</strong>age der Nestmulde:<br />
Der E<strong>in</strong>trag von Nistmaterial kann zu e<strong>in</strong>er wasserundurchlässigen<br />
Verdichtung der Nestmulde führen, die bei Starkregen<br />
die Nestl<strong>in</strong>ge ernsthaft gefährdet. Zeitweilige Abhilfe<br />
wird durch e<strong>in</strong>e Dra<strong>in</strong>age der Nestmulde erreicht, <strong>in</strong>dem<br />
nach Beseitigung der Verdichtung Stroh oder Heu e<strong>in</strong>gebracht<br />
wird (s. Abb. 81). Das Anbieten dieser Materialien <strong>in</strong><br />
Nestnähe hat sich bewährt. Den gleichen Dra<strong>in</strong>ageeffekt bewirkt<br />
das Anbr<strong>in</strong>gen von Röhren <strong>in</strong> der Nestmulde oder deren<br />
Füllung mit schwer verdichtenden Hartholzspänen. E<strong>in</strong>e<br />
verbesserte Wirkung wird durch jährliche Wiederholung der<br />
Arbeiten erreicht.<br />
Abb. 81: Dra<strong>in</strong>age e<strong>in</strong>es Nestes<br />
72<br />
Schutz maßnahmen<br />
5.3 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische<br />
Freileitungen<br />
Die Belange des Vogelschutzes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der DIN VDE 0210<br />
(1985, Überarbeitung 1991) der Vere<strong>in</strong>igung Deutscher<br />
Elektrizitätswerke (VDEW), die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
Natur- und Umweltschutzverbänden und dem Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit entstand,<br />
im wesentlichen berücksichtigt. Bei Neubauten s<strong>in</strong>d<br />
grundsätzlich die Bauteile der Starkstromfreileitungen so<br />
auszubilden, daß den Vögeln ke<strong>in</strong>e Sitzgelegenheit <strong>in</strong> der<br />
Nähe spannungsführender Leiter gegeben wird. Gleiches gilt<br />
natürlich auch für Ersatzneubauten. In heutiger Zeit s<strong>in</strong>d vor<br />
allem die vogelgefährdenden Altbauten das große Problem.<br />
Die anstehenden Aufgaben s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit<br />
mit den jeweiligen Energieversorgungsunternehmen<br />
(EVU) zu lösen. Der Weißstorch ist, wie bereits erwähnt,<br />
e<strong>in</strong>e Vogelart, welche stark unter den Gefahren von Freileitungen<br />
zu leiden hat. Bei der praktischen Arbeit vor Ort<br />
müssen aber auch alle anderen mehr oder weniger <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise betroffenen Vogelarten berücksichtigt werden.<br />
E<strong>in</strong>e ausführliche Behandlung erfuhr dieses Thema u.a. <strong>in</strong><br />
den Arbeiten von FIEDLER & WISSNER (1980, 1986) und<br />
BAUMGÄRTEL et al. (1997). Aktuelle Darlegungen unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
der Oberleitungen der Deutschen Bahn AG f<strong>in</strong>den<br />
sich bei BAUER et al. (2000).<br />
5.3.1 Veränderung der Bauweise<br />
Bei Bekanntwerden von für Vögel besonders gefährlichen<br />
E<strong>in</strong>zelmasten sollten diese über die zuständige untere Naturschutzbehörde<br />
dem jeweiligen EVU umgehend gemeldet<br />
werden, damit <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit für deren Entschärfung<br />
gesorgt werden kann. Die Gefährlichkeit der Masten ergibt<br />
sich aus verschiedenen Faktoren, z. B. aus der Bauweise<br />
und der Befestigung sowie Anordnung der Isolatoren. Zwei<br />
Masttypen der Mittelspannungsklasse (20 kV) mit stehenden<br />
(Stützer) oder horizontalen Isolatoren (Abspannmast) s<strong>in</strong>d<br />
besonders gefährlich. Horizontale Isolatoren können durch<br />
Kettenverlängerung entschärft werden. Zwischen Isolator<br />
und Traverse wird e<strong>in</strong> Verlängerungsstück e<strong>in</strong>gehangen, so<br />
daß e<strong>in</strong>e Schrittweite des Storches den Isolator nicht mehr<br />
erreicht. Stromschlaufen mit stehendem Isolator können unter<br />
dem Querträger abgehangen werden. Bei den sogenannten<br />
Stützern gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe verschiedener Möglichkeiten<br />
der Entschärfung. So werden verschiedene Arten von<br />
Abdeckhauben angeboten (s. Abb. 82). Die Wirksamkeit<br />
e<strong>in</strong>iger Typen von Abdeckhauben und Isolierschläuchen hat<br />
sich <strong>in</strong>zwischen als unzuverlässig herausgestellt. So wurden<br />
durch starken W<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Abdeckhauben vom Isolator<br />
gerissen. Insbesondere bei Nässe treten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Isolierungen<br />
gefährliche Kriechströme auf.<br />
Als bewährte Abweiser gelten die über der Beton- oder<br />
Eisentraverse montierten Plastikrohre. Hierbei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />
wichtige Parameter zu beachten. Die verwendeten Plastik -<br />
rohre sollten UV-beständig und farbneutral se<strong>in</strong> sowie
Abb. 82: Schutzhauben auf stehenden Isolatoren; 1998,<br />
Welxande/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße<br />
den kle<strong>in</strong>sten für die erforderliche Stabilität notwendigen<br />
Durchmesser haben. Durch den relativ schwachen Rohrdurchmesser<br />
und die glatte Oberfläche werden Störche von<br />
vornhere<strong>in</strong> davon abgehalten, e<strong>in</strong>e solche Stange als Sitzplatz<br />
zu benutzen. Vor allem auf den Zugwegen außerhalb<br />
<strong>Sachsen</strong>s treffen die Störche auf gefährliche Freileitungen.<br />
Wenn Störchen die Nutzung von Freileitungsmasten als<br />
Sitzplatz verwehrt wird, können sich evtl. auch weniger Gewöhnungseffekte<br />
entwickeln, die sich später verhängnisvoll<br />
auswirken. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d Traversen mit Hänge -<br />
isolatoren, die ja e<strong>in</strong>e bevorzugte Sitzgelegenheit bieten, als<br />
bedenklich anzusehen, zum<strong>in</strong>dest so lange es noch gefähr -<br />
liche Leitungsmasten gibt. Das über dem Querträger angebrachte<br />
Plastikrohr kann se<strong>in</strong>e Abweiserfunktion jedoch nur<br />
erfüllen, wenn der Abstand zur Traverse nicht zu groß ist<br />
und die äußeren Isolatoren vom Rohr noch überragt werden.<br />
Als Faustregel für den Höhenabstand zur Traverse gilt e<strong>in</strong><br />
Abstand von nicht mehr als zwei Isolatorlängen. Da die<br />
Längen der Querträger oftmals unterschiedlich s<strong>in</strong>d, muß<br />
hier unbed<strong>in</strong>gt auf die M<strong>in</strong>destmaße geachtet werden. S<strong>in</strong>d<br />
diese Anforderungen nicht erfüllt, so daß das Rohr zu hoch<br />
über den Isolatoren angebracht und <strong>in</strong> der Länge zu kurz bemessen<br />
ist, können Störche weiterh<strong>in</strong> auf den gefährlichen<br />
Traversen landen und verunglücken.<br />
5.3.2 Veränderung der Trassenführung<br />
Bei langen Trassen mit gefährlicher Bauweise sieht die Lage<br />
bezüglich der Entschärfung anders als bei E<strong>in</strong>zelmasten aus.<br />
E<strong>in</strong>e kurzfristige Lösung – wie bei E<strong>in</strong>zelmasten meist möglich<br />
– kann bei Leitungs trassen aus betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen nicht sogleich erfolgen. Abhilfe ist hier nur suk -<br />
zessive möglich, z.B. bei planmäßigen Wartungen. Viele der<br />
alten Leitungen s<strong>in</strong>d verschlissen und genügen den heutigen<br />
Anforderungen nicht mehr. Aus diesen Gründen wird von<br />
Seiten der EVU <strong>in</strong> vielen Gebieten auch über veränderte<br />
Trassenführungen nachgedacht. Den EVU sollten deshalb<br />
vorhandene Problem bereiche möglichst schnell angezeigt<br />
Schutz maßnahmen<br />
werden, damit Vogelschutzbelange von vornhere<strong>in</strong> beachtet<br />
werden können. Andererseits sollten die EVU bereits im<br />
Vorfeld solche Planungsabsichten der unteren Naturschutzbehörde<br />
mitteilen. Im Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d auf<br />
diese Weise e<strong>in</strong>ige besonders gefährliche Abschnitte bereits<br />
weggefallen. In der Regel wird bei e<strong>in</strong>er Neutrassierung mehr<br />
alte Freileitungsstrecke abgebaut als neue h<strong>in</strong>zukommt. Oft<br />
gibt es für die Neutrassierung mehrere Varianten, wobei<br />
dann die günstigste gewählt werden kann. Bei der Trassierung<br />
von Freileitun gen sollte man grundsätzlich Wasser- und<br />
Wiesenvogelgebiete sowie Brut- und Nahrungshabitate umgehen.<br />
Aus Vo gelschutzsicht ist e<strong>in</strong>e Erdverkabelung natürlich<br />
die sicherste Lösung, welche aber nicht immer möglich<br />
se<strong>in</strong> wird. Die notwendigen Baumaßnahmen können z. B.<br />
zu negativen Folgen für das Grundwasserregime führen. Bei<br />
pflugfähigen Strecken s<strong>in</strong>d die Kosten der Erdkabelverlegung<br />
gegenüber der Freileitung heute bereits günstiger.<br />
Die zuständigen unteren Naturschutzbehörden haben naturschutzrechtlich<br />
gesicherte Möglichkeiten (E<strong>in</strong>griffsregelung,<br />
Artenschutz, Schutzgebiete) der E<strong>in</strong>flußnahme auf<br />
Trassenführungen und Entschärfung gefährlicher Masten.<br />
Die Gefährlichkeit von Freileitungen für Vögel <strong>in</strong> ihrer gesamten<br />
Komplexität (auch aus Sicht der EVU!) können<br />
aber nur wenige Spezialisten <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit örtlichen<br />
Kennern richtig beurteilen. Bei entsprechenden Planungen<br />
sollten anerkannte Spezialisten e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
5.3.3 Verh<strong>in</strong>derung von Leitungsanflügen<br />
Nieder- und Hochspannungsfreileitungen stehen <strong>in</strong> ihrem<br />
Gefährdungspotential für Störche weit h<strong>in</strong>ter Mittelspannungsfreileitungen<br />
zurück. Während die Gefahrenabwehr bei<br />
Masten im Mittelspannungsbereich als technisch recht gut<br />
gelöst anzusehen ist, erweist sich die Verh<strong>in</strong>derung des Leitungsanfluges<br />
als noch weitgehend unbefriedigend, <strong>in</strong>sbesondere<br />
im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e gewisse Standardisierung. Zum<br />
E<strong>in</strong>satz kamen bisher hauptsächlich Markierungen der Leiterseile<br />
mit sogenannten Markern (verschiedene Formen und<br />
Farben von Wimpeln, Bändern, Kugeln, Spiralen usw.), vorwiegend<br />
im Hochspannungsbereich und <strong>in</strong> Gebieten mit Vogelkonzentrationen,<br />
<strong>in</strong> denen verstärkter Vogelschlag festgestellt<br />
wurde. Da Freileitungen <strong>in</strong> der Regel über lange Zeiträume<br />
existieren, sollten wirksame Markierungen e<strong>in</strong>e lange<br />
Lebensdauer aufweisen und nicht zu Schäden an den Leiterseilen<br />
führen. Durch ihre w<strong>in</strong>dexponierte Lage unterliegen<br />
die Marker Dauerbelastungen, die Abnutzungsersche<strong>in</strong>ungen<br />
verursachen. Die weitaus meisten der betroffenen Vogelarten<br />
reagieren auf Schwarz-Weiß-Effekte, auch bereits<br />
auf größere Entfernung. Farbeffekte spielen bei schlechten<br />
Witterungs- und Sichtverhältnissen kaum noch e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Welche Bedeutung bei der Früherkennung von H<strong>in</strong>dernissen<br />
eventuelle Bewegungen von Markern besitzen und ab welcher<br />
Flächengröße diese mit der richtigen Entfernungse<strong>in</strong>schätzung<br />
wahrgenommen werden, um e<strong>in</strong> rechtzeitiges<br />
Ausweichmanöver zu ermöglichen, sollte weiter gezielt untersucht<br />
werden.<br />
73
Da neue Leiterseile der Mittelspannung e<strong>in</strong>en recht großen<br />
Querschnitt gegenüber früheren haben, wird e<strong>in</strong>e dauer haft<br />
scharfe Hell-Dunkel-Farbmarkierung darauf sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ausreichend se<strong>in</strong>. Nicht nur aus Gründen der<br />
Wirtschaftlichkeit (Installations- und Wartungsaufwand, Ver -<br />
schleiß, Lebensdauer usw.), sondern auch der Erhaltung des<br />
Landschaftsbildes, sollten Möglichkeiten <strong>in</strong> dieser Richtung<br />
geprüft und entwickelt werden.<br />
Um die bestehenden Defizite beim Erkennen von gefährlichen<br />
Freileitungen weiter wirkungsvoll abbauen zu können,<br />
ist die rasche Meldung von verunglückten Störchen an die<br />
unteren Naturschutzbehörden wichtig. So besteht die Möglichkeit,<br />
den Unfallhergang zu rekonstruieren, und Gegenmaßnahmen<br />
können gezielter durchgeführt werden. Oftmals<br />
kann dann auch die Storchenbrut gerettet werden, <strong>in</strong>dem<br />
ggf. Junge dem Nest entnommen und auf andere Nester mit<br />
gleichaltrigen Jungen verteilt werden.<br />
5.3.4 Standortwahl für Nestneubauten<br />
Bei der Standortwahl für Nestneubauten ist die Problematik<br />
der Nieder- und Mittelspannungsfreileitungen <strong>in</strong> besonderer<br />
Weise zu beachten, <strong>in</strong>dem durchschnittliche Abstände von<br />
möglichst 200 m e<strong>in</strong>zuhalten s<strong>in</strong>d. Anflugverluste <strong>in</strong> Nestnähe<br />
geschehen fast ausschließlich bei Nestkämpfen und<br />
während des Ausfliegens der Jungen. Je niedriger der Stan-<br />
74<br />
Schutz maßnahmen<br />
dort des Nestes und je näher die Freileitungen s<strong>in</strong>d, um so<br />
größer ist die Gefährdung. Freileitungen <strong>in</strong> unmittelbarer<br />
Nähe von Nestern auf hohen Industrieschornste<strong>in</strong>en stellen<br />
für die Brutstörche <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Gefahr dar. Die Forderung<br />
von generellen Schutzzonen, <strong>in</strong> denen alle Freileitungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis um das Nest zu entfernen s<strong>in</strong>d,<br />
muß deshalb als nicht gerechtfertigt angesehen werden.<br />
Vielmehr sollten aus der Situation vor Ort konkrete Maßnahmen<br />
abgeleitet werden. Re<strong>in</strong>e Kostengegenrechnungen,<br />
was billiger sei, der Rück- bzw. Umbau e<strong>in</strong>er Freileitung<br />
oder die Umsetzung des Storchennestes, s<strong>in</strong>d bei Verhandlungen<br />
nicht zielführend. Entscheidend sollte vielmehr die<br />
Qualität des Neststandortes se<strong>in</strong>, die vor allem durch die<br />
Höhe und Tradition des Nestes sowie angrenzende Sitzplätze<br />
und Nahrungsflächen bestimmt wird. Die E<strong>in</strong>stellung des<br />
Eigentümers zum Storch ist ebenfalls ganz wichtig. Der<br />
storchenfreundliche Privateigentümer wird immer darauf<br />
achten, daß „se<strong>in</strong>en“ Störchen nichts passiert. Im Zuge von<br />
Ortsnetzumgestaltungen bzw. -erneuerungen sollten gefährliche<br />
Freileitungen im 200m-Bereich um das Nest erdverkabelt<br />
werden. Ist dies nicht möglich, kann auch e<strong>in</strong> Luftkabel<br />
e<strong>in</strong>e Alternative se<strong>in</strong>.<br />
Bestehende Nester auf spannungsführenden Masten der<br />
Nieder- und Mittelspannung sollten aus Gründen der Betriebssicherheit<br />
(Korrosion, Kurzschluß) und des hohen Betreuungsaufwandes<br />
(Beseitigung von Müll, Graswuchs, Abtragen<br />
zu groß gewordener Nester usw.) auf ungefährlichere<br />
Abb. 83: Holzgerüst als Nisthilfe; 1994, Lückersdorf / Lkr. Kamenz Foto: L. Gliemann
Unterlagen umgesetzt werden. Zu beachten ist, daß sich dabei<br />
die Nest- und Standortqualität nicht verschlechtern. Nester<br />
auf Hochspannungsgittermasten sollten auf e<strong>in</strong>e Fischadlernisthilfe<br />
mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destdurchmesser von 1,3 m<br />
umgesetzt werden.<br />
5.4 Reduzierung weiterer Gefährdungen<br />
Neben der Gefährdung durch Freileitungen gibt es weitere<br />
Gefahren für Störche. Viele natürliche Verluste s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht oder kaum bee<strong>in</strong>flußbar, wie etwa E<strong>in</strong>flüsse<br />
durch extreme Witterung, Kämpfe unter Artgenossen, taube<br />
Gelege und Krankheiten. Kle<strong>in</strong>e, oft nur auf spezielle<br />
Standorte beschränkte Unfallquellen können jedoch durch<br />
geeignete Maßnahmen entschärft werden.<br />
In Nahrungsgebieten mit regelmäßig auftretenden Verkehrsopfern<br />
sollten mittelhohe Hecken entlang der betroffenen<br />
Straßenabschnitte angelegt werden, damit die Störche<br />
die Straße <strong>in</strong> sicherer Höhe überfliegen.<br />
Auf Dächern mit Blitzschutzleitungen und Schneezäunen<br />
können Jungstörche abrutschen und sich <strong>in</strong> diesen verfangen.<br />
Erweist sich e<strong>in</strong> Bereich als besonders gefährlich, kann<br />
er während der Brutzeit mit e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ca. 0,5 m Höhe<br />
überspannt werden, damit das Landen verh<strong>in</strong>dert wird.<br />
Verluste von Altvögeln, welche Nestl<strong>in</strong>ge betreuen, kommen<br />
gelegentlich vor. Handelt es sich um e<strong>in</strong>e kopfzahlstarke<br />
Brut, können die Jungen auf andere Nester mit wenigen<br />
Jungen verteilt werden. Diese Methode hat sich <strong>in</strong><br />
der Praxis mehrfach bewährt.<br />
5.5 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche<br />
5.5.1 Kriterien für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen<br />
Über S<strong>in</strong>n und Nutzen der Pflege verletzter Wildtiere und<br />
deren Freilassen nach Genesung bzw. die Ansiedlung von<br />
Weißstörchen ist bereits viel diskutiert worden (z. B. BEZZEL<br />
& PRINZINGER 1990, EPPLE & HÖLZINGER 1986, LÖHMER<br />
1999, RHEINWALD 1989, SCHERZINGER 1985). Von Naturschützern<br />
wird sie meist nur als gut geme<strong>in</strong>ter und mehr humanpsychologisch<br />
wirkender E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den normalen Entwicklungsablauf<br />
der Natur angesehen; Tierschützer sehen<br />
dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e echte Verantwortung des Menschen gegenüber<br />
der lebenden Kreatur.<br />
Die Erfahrungen haben gezeigt, daß es bei Jungtieren und<br />
kle<strong>in</strong>eren Arten ke<strong>in</strong>e positive Bilanz gibt, d. h. daß der<br />
Aufwand unverhältnismäßig groß ist. Deshalb erfolgt die<br />
Aufnahme und Pflege dieser Tiere eher aus ethischen als<br />
aus Gründen des Artenschutzes.<br />
Bei bedrohten Arten, v. a. solchen mit hoher <strong>in</strong>dividueller<br />
Lebensdauer bzw.ger<strong>in</strong>ger Mortalität und Reproduktionsrate,<br />
kann dagegen e<strong>in</strong>e Pflege auch unter Artenschutzaspekten<br />
durchaus s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Das gilt z.B. für Uhu, Seeadler oder<br />
auch den Weißstorch.<br />
Schutz maßnahmen<br />
Die Entscheidung, ob e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>griff wirklich notwendig ist,<br />
sollte immer reiflich überlegt se<strong>in</strong>. Im Eifer schießt man<br />
schnell über das Ziel h<strong>in</strong>aus, vor allem dann, wenn beim<br />
Weißstorch als beliebtem Vogel Emotionen und die Öffentlichkeit<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. Erst wenn durch genaue<br />
Beobachtung Verhaltensänderungen, Verletzungen und drohende<br />
Gefahren erkannt wurden, kann man Hilfsmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>leiten.<br />
Da die Erfahrung für solche Beobachtungen oft nicht vorhanden<br />
ist, sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige wichtige Kriterien aufgelistet<br />
werden, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff rechtfertigen.<br />
a) Alt- und flügge Jungvögel<br />
• sichtbare Verletzungen wie Frakturen, offene Fleisch -<br />
wunden o. ä.<br />
• Flugunfähigkeit <strong>in</strong>folge von Verletzungen, Schwäche o.a.<br />
b) Eier/Nestl<strong>in</strong>ge<br />
• aus dem Nest geworfene Eier<br />
• Verlust von Elterntieren<br />
• Verletzungen<br />
• Unterernährung<br />
• Unterkühlung, Lungenentzündung (erkennbar an kurzer<br />
und flacher Atmung)<br />
• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o. ä.<br />
• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Nestl<strong>in</strong>ge<br />
5.5.2 Ursachen für E<strong>in</strong>lieferungen<br />
Sehr vielfältig s<strong>in</strong>d die Ursachen für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>lieferung<br />
von verletzten, kranken oder geschwächten Weißstörchen.<br />
Gleich beim Auff<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es solchen Storches sollte versucht<br />
werden, die <strong>in</strong> Frage kommenden Ursachen zu klären.<br />
Das hilft gegebenenfalls nicht nur dem Tierarzt bei Diagnose<br />
und Behandlung, sondern unterstützt auch die Weißstorchschützer<br />
bei Ihrer Arbeit. In diesem Zusammenhang können<br />
Maßnahmen ergriffen werden, um <strong>in</strong> Zukunft ähnliche Unfälle<br />
zu vermeiden, z. B. Strommasten oder Schornste<strong>in</strong>e sichern,<br />
Nester sanieren usw. Bisher wurden folgende Ursachen<br />
registriert:<br />
a) Nest/Aufzucht<br />
• Nestkämpfe<br />
• Eier aus dem Nest geworfen<br />
• Altvogel verunglückt, Nahrungsmangel<br />
• Nestvernässung<br />
• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä.<br />
• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Junge<br />
• Verletzungen/Absturz der Jungstörche bei Flugversuchen<br />
• Spätbrut-Junge<br />
• Absturz des Nestes<br />
b) Sonstige E<strong>in</strong>lieferungsursachen<br />
• Anflug an E-Anlagen<br />
• Kollision mit Flugzeugen<br />
• unbekannte äußere Gewalte<strong>in</strong>wirkung<br />
75
• Absturz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schornste<strong>in</strong>, Lüfter o.ä.<br />
• Gefieder verölt<br />
• Schußverletzung<br />
• Vergiftung<br />
• Mißbildung, Federschaden<br />
Häufigste E<strong>in</strong>lieferungsursachen mit nachfolgendem Todesfall<br />
s<strong>in</strong>d nach KAATZ (1997) Frakturen (30 %), B<strong>in</strong>degarn -<br />
abschnürungen (17 %) und Anflüge an elektrotechnische<br />
Anlagen (13 %). Wieder ausgewilderte Störche s<strong>in</strong>d zu 31 %<br />
wegen Verletzungen (v. a. Traumata), zu 23 % als abgedrängte<br />
bzw. Spätbrut-Junge und zu 17 % als Junge von verunglückten<br />
Altvögeln e<strong>in</strong>geliefert worden.<br />
VÖLLM (1995) wertete Untersuchungsberichte von 172<br />
Weißstörchen aus der Schweiz aus, die zur Abklärung der<br />
Todesursache <strong>in</strong> Veter<strong>in</strong>är<strong>in</strong>stitute e<strong>in</strong>geliefert wurden. Bei<br />
nestjungen Vögeln waren <strong>in</strong> unerwarteter Weise Kropf- und<br />
Magenüberladungen (v. a. wegen Fremdkörpern) sehr häufig.<br />
Ebenso regelmäßig traten <strong>in</strong> dieser Altersstufe Infektionen<br />
(Mykose der Lungen, Rotlauf<strong>in</strong>fektion u.a.) und Unterkühlungen<br />
(bei Schlechtwetterlagen) auf. Vögel im Alter<br />
zwischen 2,5 Monaten bis zu e<strong>in</strong>em Jahr s<strong>in</strong>d vor allem<br />
nach Unfällen (im Zusammenhang mit Flugübungen), daneben<br />
wegen Herztodes (aufgrund von Stoffwechselstörungen)<br />
und Infektionen gestorben. Auch bei (sub)adulten<br />
Störchen waren Unfälle und Infektionen die häufigste<br />
Todesursache.<br />
5.5.3 Fang und Transport<br />
Nachdem man sich für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen entschieden hat, beg<strong>in</strong>nt<br />
der mitunter schwierige praktische Teil des E<strong>in</strong>fangens,<br />
Transportes und der ersten Hilfe. Bereits hier sollten<br />
Fachleute beteiligt se<strong>in</strong> oder wenigstens zu Rate gezogen<br />
werden, um als Laie Fehler zu vermeiden, die dem Vogel<br />
schaden.<br />
Als Fangmethoden für flugfähige Weißstörche kommen<br />
die nachfolgend genannten <strong>in</strong> Frage, wobei die jeweilige<br />
Auswahl von den vorhandenen Bed<strong>in</strong>gungen abhängt. In jedem<br />
Fall sollte man die schonendste Methode anwenden.<br />
• Auslegen e<strong>in</strong>er Fußschl<strong>in</strong>ge<br />
• Auslegen von Futter, das mit e<strong>in</strong>em Narkosemittel präpariert<br />
wurde<br />
• Auswerfen e<strong>in</strong>es Netzes per Hand oder mittels Spezial -<br />
gewehr (KAATZ 1999)<br />
• Fang mit Kescher oder per Hand nach Treiben <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Gebäude o.ä.<br />
Das Ergreifen e<strong>in</strong>es Storches ist je nach Temperament, Umfang<br />
der Verletzung bzw. der Schwäche unproblematisch<br />
bis gefährlich, denn mit dem Schnabel kann e<strong>in</strong> Storch<br />
ziemlich wehrhaft se<strong>in</strong>. Deshalb sollte man sich dem Vogel<br />
stets von h<strong>in</strong>ten nähern, schnell um Flügel und Körper greifen<br />
und ihn dann mit dem Kopf nach h<strong>in</strong>ten unter den Arm<br />
76<br />
Schutz maßnahmen<br />
Abb. 84: Verletzter Weißstorch im Transportbehältnis (Jute -<br />
sack), 6.12.99 (Foto: A. Gebauer)<br />
klemmen. So kann die Schnabelspitze zwar <strong>in</strong> die Hose<br />
zwicken, aber nicht das Auge des Fängers erreichen. Ebenso<br />
wichtig ist es, die Be<strong>in</strong>e festzuhalten, damit der Storch<br />
durch Strampeln sich nicht selbst oder den Ergreifer verletzt<br />
(FOWLER 1995).<br />
Auch bei der Untersuchung und Behandlung e<strong>in</strong>es Storches<br />
muß man den richtigen Umgang beachten. Die Fixierung erfolgt<br />
am besten am Boden, auf e<strong>in</strong>em Tisch oder dem<br />
Schoß, wenn vorhanden mit untergelegter Decke. Die Be<strong>in</strong>e<br />
des Vogels sollten angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper liegen,<br />
Kopf und Flügel (ggf. von e<strong>in</strong>er zweiten Person) festgehalten<br />
werden.<br />
Zum Transport s<strong>in</strong>d geeignete Behältnisse zu verwenden.<br />
Nicht jeder hat speziell für Schreitvögel angefertigte Transportkisten<br />
zur Hand, wie sie <strong>in</strong> Tiergärten oder Storchenaufzuchtstationen<br />
genutzt werden. Diese s<strong>in</strong>d an den Seiten und<br />
vor allem im Deckel abgepolstert. Wenn es die Größe des<br />
Fahrzeuges hergibt, tut es e<strong>in</strong> Waschmasch<strong>in</strong>en- oder Kühlschrankkarton<br />
ebenso. E<strong>in</strong>e solcher Karton hat den Vorteil,<br />
daß der Vogel stehen kann. Der Boden muß allerd<strong>in</strong>gs mit<br />
e<strong>in</strong>em rutschfesten Belag (z. B. altem Teppichboden) ausgelegt,<br />
und das untere Kistendrittel mit Lüftungslöchern ausgestattet<br />
werden.<br />
Für e<strong>in</strong>en kurzen und platzsparenden Transport haben sich<br />
leichte Baumwoll-, Jute- oder Gemüsesäcke bewährt. Der<br />
Storch wird dazu rückwärts mit angew<strong>in</strong>kelten Be<strong>in</strong>en so<br />
weit <strong>in</strong> den Sack geschoben, daß Kopf und Hals außen bleiben.<br />
Oberhalb des Nackens wird dann der Sack gerafft und<br />
mit e<strong>in</strong>em festen Strick zusammengebunden.
Für e<strong>in</strong>en längeren Transport und nach der Verabreichung<br />
von Narkosemitteln verwendet man besser e<strong>in</strong>en aufgeschnittenen<br />
Gemüsesack, aus dem der Vogel mit dem Kopf<br />
vorn und ausgestreckten Be<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>ten herausschaut. So<br />
können Kreislaufprobleme vermieden werden, die entstehen,<br />
wenn die Be<strong>in</strong>e zu lange angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper<br />
liegen.<br />
Das Transportfahrzeug sollte geschlossen, warm und ruhig<br />
se<strong>in</strong>. Gut liegen die wie beschrieben verpackten Störche beispielsweise<br />
auf dem Rücksitz e<strong>in</strong>es PKW.<br />
Nestjunge Störche (zur Auswilderung) werden am besten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em oben offenen Weidenkorb/Pappkarton mit Nistmaterial<br />
transportiert.<br />
In jedem Fall muß bei Transporten der Zeitfaktor beachtet<br />
werden. Je schneller der Patient e<strong>in</strong>er veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Versorgung zugeführt wird, desto größer s<strong>in</strong>d die Genesungsaussichten.<br />
Sehr hilfreich für die Übernahme ist e<strong>in</strong> Bericht des F<strong>in</strong>ders/Überbr<strong>in</strong>gers,<br />
der Angaben darüber enthält, wer,<br />
wann, wo, den Storch <strong>in</strong> welchem Zustand gefunden hat,<br />
so daß möglichst genau die Ursache der Verletzung/<br />
Schwäche geklärt werden kann. Alle Angaben sollten spätestens<br />
bei Übergabe an e<strong>in</strong>e Pflegestation unbed<strong>in</strong>gt<br />
schriftlich fixiert werden.<br />
5.5.4 Erste Hilfe und veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />
Nach Auff<strong>in</strong>den bzw. Fang sollte zunächst versucht werden,<br />
Art und Schwere der Verletzung festzustellen. Unter<br />
Umständen können Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich<br />
se<strong>in</strong>. So müssen z. B. stark blutende Wunden gestillt, ggf.<br />
Verbände angelegt oder Flügel ruhiggestellt werden. Der<br />
Vogel braucht Wärme und Ruhe. Dafür ist e<strong>in</strong>e vorüber -<br />
gehende Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dunklen Raum günstig.<br />
Nah rung sollte das Tier bis zur Klärung der Verletzung<br />
nicht erhalten. Zum Beispiel können Störche, die mit e<strong>in</strong>em<br />
Schock e<strong>in</strong>geliefert werden, nicht schlucken und bei gewaltsamer<br />
Fütterung e<strong>in</strong>en Erstickungstod erleiden.<br />
Für Laien gibt es wenig Möglichkeiten e<strong>in</strong>er weitergehenden<br />
Versorgung verletzter Störche. Deshalb sollte der<br />
Patient so schnell wie möglich zu e<strong>in</strong>em Tierarzt oder <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Pflegestation gebracht werden. Beispielsweise hat e<strong>in</strong>e<br />
Kno chenfraktur schon zwei Tage nach dem Entstehen kaum<br />
noch Aussichten auf e<strong>in</strong>e gute Heilung.<br />
Die veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung kann <strong>in</strong> der Regel<br />
nur von e<strong>in</strong>em spezialisierten Fachtierarzt durchgeführt<br />
werden. Gerade für die Behandlung von Großvögeln s<strong>in</strong>d<br />
neben e<strong>in</strong>er entsprechenden apparativen Ausstattung viel<br />
theoretisches Wissen und praktische Erfahrung vonnöten.<br />
Deshalb soll hier auch auf e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung<br />
möglicher Behandlungsmethoden verzichtet werden.<br />
Schutz maßnahmen<br />
NEUMANN (1996) nennt als häufigste Verletzungen bei<br />
Weißstörchen Frakturen, Strikturen (Abschnürungen), Stauchungen,<br />
Weichteil- und Schnabelverletzungen. Daneben<br />
s<strong>in</strong>d mehr oder weniger regelmäßig Schockzustände, Lähmungen<br />
und Funktionsstörungen <strong>in</strong>nerer Organe zu behandeln.<br />
Frakturen lassen sich heute wesentlich besser behandeln als<br />
noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren. Sowohl die Narkosemöglichkeiten<br />
als auch die chirurgische Versorgung mittels Bündelnagelung<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen so weit entwickelt, daß sogar Ständerfrakturen<br />
gut heilen können. Problematischer s<strong>in</strong>d dagegen<br />
Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä., die oft<br />
zu nicht reparablen Deformationen der Gliedmaßen führen.<br />
Weichteilverletzungen (oft auch im Zusammenhang mit<br />
Frakturen) haben gute Heilungsaussichten, weil Weißstörche<br />
wie alle Vögel e<strong>in</strong>e sehr gute Resistenz gegen Wund -<br />
<strong>in</strong>fektionen aufweisen. Als problematisch erweist sich<br />
besonders <strong>in</strong> der warmen Jahreszeit die Gefahr e<strong>in</strong>es Flie -<br />
genmadenbefalls, der oft unter den angelegten Verbänden<br />
nicht bemerkt wird, dann aber zu massiven Schädigungen<br />
bis h<strong>in</strong> zum Tod führen kann.<br />
Es ist wichtig zu wissen, daß nicht alle<strong>in</strong> äußere und sichtbare<br />
Verletzungen, sondern der vielmals dadurch herbeigeführte<br />
schlechte Allgeme<strong>in</strong>zustand e<strong>in</strong>es kranken Storches<br />
die Heilungsaussichten bestimmen. Je später nach e<strong>in</strong>em<br />
Unfall oder e<strong>in</strong>er anders entstandenen Verletzung e<strong>in</strong>e veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische<br />
Versorgung e<strong>in</strong>geleitet wird, desto ger<strong>in</strong>ger<br />
ist die Heilungsrate.<br />
5.5.5 Pflegemaßnahmen<br />
Die Therapien des Tierarztes können nur im Zusammenspiel<br />
mit sachkundigen Fachleuten, die die Pflege des Patienten<br />
übernehmen, zum Erfolg führen. Solche Fachleute<br />
f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> modernen Zoos, Tiergärten, anerkannten<br />
Wildtierhaltungen, Wildtierauffang- oder Naturschutzstationen.<br />
Wichtig ist auch hier die Fachkompetenz<br />
der Tierpfleger, die oft erst über Jahre h<strong>in</strong>weg auf der Basis<br />
praktischer Erfahrungen erarbeitet werden kann.<br />
Das A und O der Pflege ist e<strong>in</strong>e artgerechte Fütterung. Die<br />
Tiere erhalten täglich frisches Wasser und qualitativ hochwertiges<br />
Futter. Es besteht aus E<strong>in</strong>tagsküken, möglichst<br />
frischtoten Mäusen und jungen Ratten, Süßwasser- und begrenzt<br />
auch Seefisch. Besondere Leckerbissen, wie Käferlarven<br />
oder Regenwürmer, können den Speiseplan ergänzen.<br />
Pro Tier sollte e<strong>in</strong>e Menge von etwa 300 – 500g täglich<br />
gereicht werden. Wichtig ist außerdem die Gabe von Vitam<strong>in</strong>en<br />
und M<strong>in</strong>eralstoffen.<br />
Die Fütterung von nestjungen Pflegl<strong>in</strong>gen ist weniger kompliziert<br />
als allgeme<strong>in</strong> angenommen. Je nach dem Alter der<br />
Tiere legt man die o. g. Nahrung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gehackter Form<br />
77
oder ganz an den Nestrand. Von dort wird sie selbständig<br />
durch die jungen Störche aufgenommen. Anfangs muß man<br />
bis zu zehn mal täglich füttern und die Jungen unter e<strong>in</strong>er<br />
Rotlichtlampe wärmen (genauere Angaben bei GANGLOFF &<br />
GANGLOFF 1986, 1987).<br />
Bei schwer verletzten Störchen ist ggf. e<strong>in</strong>e Zwangsfütterung<br />
notwendig, die allerd<strong>in</strong>gs nur mit viel Erfahrung und<br />
E<strong>in</strong>fühlungsvermögen erfolgreich verläuft. Die (am besten<br />
angefeuchtete) Nahrung muß vorsichtig <strong>in</strong> den Schlund gesteckt<br />
werden, ohne dabei die Luftröhre abzudrücken. Danach<br />
wird sie langsam und gefühlvoll am Hals nach unten<br />
gestrichen.<br />
Ebenso kompliziert ist unter Umständen die Medikamentengabe,<br />
wenn der Patient nicht von alle<strong>in</strong> frißt. Gegebenenfalls<br />
versteckt man die verordnete Mediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Futtertier. Da Störche diese im Ganzen abschlucken, spielt<br />
so der mitunter schlechte Geschmack ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
78<br />
Schutz maßnahmen<br />
Abb. 85: Pflege e<strong>in</strong>es verletzten Weißstorches im Naturschutz-Tierpark Görlitz; April 1996 Foto: A. Gebauer<br />
Zeit- und arbeitsaufwendig gestaltet sich die Kontrolle und<br />
Nachbehandlung von offenen Wunden, die z.T.wochenlang<br />
gespült, des<strong>in</strong>fiziert und neu verbunden werden müssen.<br />
Grundsätzlich sollte nur dann die mitunter langwierige und<br />
aufwendige Pflege e<strong>in</strong>geleitet werden, wenn Heilungs- und<br />
Auswilderungschancen bzw. e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Unterbr<strong>in</strong>gung<br />
auf Dauer gewährleistet s<strong>in</strong>d. Ansonsten ist e<strong>in</strong>e Euthanasie<br />
die e<strong>in</strong>zig s<strong>in</strong>nvolle Alternative, die allerd<strong>in</strong>gs nur vom<br />
Tierarzt ausgeführt werden darf.<br />
Hat man sich für e<strong>in</strong>e weitere Pflege des Patienten bis zu<br />
se<strong>in</strong>er Rehabilitation entschlossen, dann gilt es, e<strong>in</strong>e geeignete<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung zu f<strong>in</strong>den. Diese ist selbstverständlich<br />
verschieden für schwer und leicht verletzte bzw. genesende<br />
Vögel. Störche, die nicht stehen können oder sonst noch<br />
größere Verletzungen aufweisen, br<strong>in</strong>gt man am besten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em separaten, ruhigen und beheizbaren Raum unter. Dort<br />
sollte die Möglichkeit bestehen, e<strong>in</strong> Strohlager oder e<strong>in</strong>e
„Hängematte“ (Vorrichtung zum Aufhängen von am Be<strong>in</strong><br />
verletzten Vögeln) e<strong>in</strong>zurichten. In jedem Fall ist mehrmals<br />
täglich e<strong>in</strong>e Kontrolle durchzuführen, bei der der Storch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e physiologische Haltung zu br<strong>in</strong>gen ist.<br />
Leichter verletzte Patienten br<strong>in</strong>gt man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht zu<br />
großen Voliere (ca. 2 x 3 m s<strong>in</strong>d ausreichend) unter, die mit<br />
möglichst weichem Maschendraht oder Volierennetz umgeben<br />
ist. So kann man den Vogel regelmäßig und ohne größeren<br />
Aufwand schonend zur Behandlung e<strong>in</strong>fangen. Vorsicht<br />
ist vor allem anfangs noch mit den Bademöglichkeiten<br />
geboten. Vögel, die lange Zeit ke<strong>in</strong> Bad nehmen konnten,<br />
ertr<strong>in</strong>ken schnell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zu tiefen oder steilufrigen<br />
Becken/Teich.<br />
Genesende Störche und solche, die auf e<strong>in</strong>e Auswilderung<br />
vorbereitet werden sollen, hält man <strong>in</strong> größeren Freiland -<br />
volieren, <strong>in</strong> denen sie sich wieder an e<strong>in</strong>e weitgehend natürliche<br />
Ernährungsweise gewöhnen und notwendige Energiereserven<br />
bilden können. Besonders <strong>in</strong> dieser Phase schafft<br />
die Gabe von (fettarmem) Naturfutter die notwendigen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
für den Stoffwechsel, der nach der Freilassung<br />
besonders gefordert wird (THOMAS 1987).<br />
5.5.6 Auswilderung/Freilassung<br />
Nur e<strong>in</strong> vollständig genesener bzw. gesunder Storch kann <strong>in</strong><br />
die Freiheit entlassen bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Nest gesetzt werden. Über<br />
den richtigen Zeitpunkt entscheiden der Tierarzt und der<br />
Pfleger geme<strong>in</strong>sam. Der Tierarzt beurteilt den Gesundheitszustand,<br />
der Tierpfleger die aufgenommene Futtermenge<br />
und das Verhalten.<br />
In jedem Fall s<strong>in</strong>d die ortsansässigen Weißstorchschützer<br />
rechtzeitig e<strong>in</strong>zubeziehen, um geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en geeigneten<br />
Ort und Term<strong>in</strong> der Freilassung festzulegen, die Vögel zu<br />
markieren und Absprachen für e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle zu<br />
treffen.<br />
Wenig Probleme bereitet die Freilassung erfahrener Altstörche,<br />
wenn man sie <strong>in</strong> der Nähe des Fundortes aussetzt. Sie<br />
kennen <strong>in</strong> der Regel die Umgebung und die vorhandenen<br />
Nahrungsquellen. Flügge Jungstörche sollten schon vor der<br />
Freilassung möglichst nicht alle<strong>in</strong>, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
gehalten werden und danach die Möglichkeit erhalten, sich<br />
e<strong>in</strong>em Zugtrupp anzuschließen.<br />
Nestjunge Störche setzt man im Alter von etwa drei Wochen<br />
am besten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wildstorchnest, das nur 1–2 Junge enthält.<br />
Die Altvögel akzeptieren das im allgeme<strong>in</strong>en ohne Probleme.<br />
So hat man die Gewähr, daß es bei den adoptierten Jungen<br />
zu ke<strong>in</strong>erlei Fehlprägungen kommt und sie ganz normal<br />
flügge werden. Vorsicht ist angeraten, wenn man die Jungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Nest setzen will, <strong>in</strong> dem (auch nur kurzzeitig) ke<strong>in</strong>e<br />
Jungstörche mehr waren. Hier kann es zu aggressiven Verhaltensweisen<br />
der noch anwesenden Altvögel kommen.<br />
Erstrebenswert ist e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle nach der Auswilderung.<br />
Wenn die Tiere ber<strong>in</strong>gt und ggf. farbmarkiert werden,<br />
können das die ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Beobachtung und R<strong>in</strong>gab -<br />
lesung erfahrenen Weißstorchschützer der Region übernehmen.<br />
Schutz maßnahmen<br />
5.5.7 Erfolgsaussichten<br />
Über den Erfolg der Pflege verletzter Weißstörche gibt es<br />
verschiedene Angaben. Sehr große Erfahrungen besitzen<br />
die Mitarbeiter des Storchenhofes <strong>in</strong> Loburg (<strong>Sachsen</strong>-Anhalt).<br />
KAATZ (1997) gibt für die zwischen 1979 und 1996<br />
e<strong>in</strong>gelieferten 616 Störche folgende Zahlen an: 64,2 % wurden<br />
wieder freigelassen, 22,4 % verendeten oder wurden<br />
e<strong>in</strong>geschläfert, der Rest blieb verletzt <strong>in</strong> Menschenobhut.<br />
Die Freilassungsquote für 70 Störche, die <strong>in</strong>nerhalb von<br />
10 Jahren im Naturschutz-Tierpark Görlitz e<strong>in</strong>geliefert wurden,<br />
lag bei 47 %; 20 % s<strong>in</strong>d im Tierpark verblieben und<br />
33 % gestorben bzw. euthanasiert worden.<br />
Selbst wenn man den ger<strong>in</strong>geren der beiden genannten Prozentsätze<br />
betrachtet, s<strong>in</strong>d die Erfolgsaussichten mit m<strong>in</strong>destens<br />
50 % so groß, daß sich der verhältnismäßig große Aufwand<br />
für die Pflege verletzter Weißstörche „lohnt“. Damit<br />
lassen sich durchaus Bestandsstützungen <strong>in</strong> nicht unerheblicher<br />
Höhe erreichen. Bezogen auf den Altkreis Görlitz s<strong>in</strong>d<br />
beispielsweise zwischen 1989 und 1999 so viele Störche<br />
wieder ausgewildert worden, wie e<strong>in</strong> „gutes Storchenjahr“<br />
an flüggen Jungen br<strong>in</strong>gt.<br />
Abb. 86: e<strong>in</strong>gliedern von aus abgeworfenen eiern künst -<br />
lich aufgezogenen jungen Weißstörchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Weißstorchbrut; 25.06.1999, Villa Naturschutz-<br />
Tierpark Gör litz Foto: A. Gebauer<br />
79
6 Umsetzung des<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
6.1 Objektlisten<br />
In der Phase der Vorbereitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
1994/95wurden notwendige Schutzmaßnahmen u.a.unter E<strong>in</strong> -<br />
beziehung unverzichtbarer Informationen der Weißstorchschützer<br />
vor Ort erarbeitet und <strong>in</strong> Objektlisten dokumentiert.<br />
Diese Listen s<strong>in</strong>d Formblätter, die detaillierte Angaben<br />
zu den Schutzvorhaben enthalten.<br />
6.1.1 Zweck und Anwendung der Objektlisten<br />
Die Umsetzung der <strong>in</strong> den Objektlisten dargestellten Maßnahmen<br />
ist e<strong>in</strong>e Aufgabe der zuständigen Naturschutzbe -<br />
hörden, denen demzufolge die Listen übergeben wurden.<br />
Dort können sie von Interessenten auch e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />
Die Naturschutzbehörden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Lage versetzt worden,<br />
mit Hilfe der Listen Partner <strong>in</strong> den jeweiligen Territorien<br />
über die geplanten Maßnahmen und ihre Dr<strong>in</strong>glichkeit zu<br />
<strong>in</strong>formieren und schließlich für die Umsetzung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Das betrifft neben den Weißstorch-Kreisbetreuern und<br />
deren Mitarbeiter <strong>in</strong>sbesondere Naturschutzstationen, Landschaftspflegeverbände,<br />
Grundstückseigentümer und Landnutzer.<br />
E<strong>in</strong>zelpersonen können durch die Beobachtung des<br />
Nestes wichtige Beiträge zur Datensammlung und zum<br />
Schutz des Standortes leisten.<br />
Die Objektlisten liefern die Ausgangsdaten für die weiter-<br />
80<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
führende Planung und gegebenenfalls die Formulierung von<br />
Förderanträgen. Den Naturschutzbehörden dienen die Listen<br />
andererseits als Hilfe bei der Prüfung von Förderanträgen.<br />
Durch die bereits geleisteten fachlichen Vorarbeiten ermöglichen<br />
sie deren beschleunigte Bearbeitung.<br />
Die Objektlisten s<strong>in</strong>d offene Listen, die bei Bedarf zu aktualisieren<br />
s<strong>in</strong>d. Das betrifft die Ergänzung um weitere Objekte<br />
und Maßnahmen, aber auch die Zurückstellung oder Streichung<br />
e<strong>in</strong>es Objektes, z. B. wegen nicht gegebener Zustimmung<br />
von Eigentümern bzw. Nutzern der betroffenen<br />
Flächen, fehlender Bearbeitungskapazität, nicht vorhandener<br />
F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit u. a. Gründe. Mit fortschreitendem<br />
Bearbeitungsstand der Objekte werden die Listen um<br />
weitere Unterlagen ergänzt. Sie dienen bei laufender Aktualisierung<br />
als „Deckblätter“, die e<strong>in</strong>en raschen Überblick zum<br />
aktuellen Stand des Objektes ermöglichen.<br />
6.1.2 Erarbeitung der Objektlisten<br />
Zur Erstellung der Objektlisten wurden <strong>in</strong> der Phase der<br />
Vorbereitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es folgende Grundlagen<br />
erarbeitet:<br />
a) Datenblätter (1994)<br />
Erfassung von 434 Niststätten mit folgenden Angaben:<br />
– Bearbeiter<br />
– Zeitraum Nahrungshabitatkartierung<br />
– Neststandort (Anschrift, Gebäude, Mast u.a.)<br />
– Zustand des Nestes<br />
Abb. 87: errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe; auf dem Schornste<strong>in</strong> im H<strong>in</strong>tergrund „wartet“ das Brutpaar, das 1993 auf der neuen<br />
Nisthilfe 2 Junge aufzog; 02.05.1993, Großdittmannsdorf Foto: M. Schrack
– erforderliche Sanierungsmaßnahmen<br />
– Gefährdungen<br />
– E<strong>in</strong>schätzung des Nahrungsangebotes<br />
– notwendige Maßnahmen<br />
Brutplatzdokumentation Weißstorch<br />
Brutplatz: Berbisdorf/Dachreiter<br />
Nest-Nr.: 00147<br />
Altkreis: Dresden-Land Neukreis: Meißen<br />
MTB-Q.: 4848/1 Naturraum: Westlausitzer Hügel- und Bergland<br />
Hoch-/Rechtswert: 5673420/5410860<br />
Kreisbetreuer: Dr. P. Hummitzsch, Radebeul<br />
Nestbetreuer: E. Platz, Radeburg<br />
Jahr der Erstansiedlung: 1958<br />
Biotoptypenanteile im 2 km-Radius<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
b) Brutplatzdokumentation (1995)<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>er Dokumentation für 730 aktuelle und<br />
ehemalige Niststätten (seit 1950) mit der Möglichkeit<br />
der jährlichen Fortschreibung für Brutstatus und Gefährdungen<br />
(s. nachfolgendes Beispiel).<br />
Biotoptyp Fläche (ha) % der Gesamtfläche<br />
gesamt 0–1,41 km 1,42 – 2 km gesamt 0–1,41 km 1,42 – 2 km<br />
Grünland 218 83 135 17 13 22<br />
Feuchtgrünland 36 16 20 3 2 3<br />
Feuchtgebiete<br />
Acker 513 338 174 41 54 28<br />
Sonstiges 490 191 298 39 30 47<br />
Genutzte Nahrungsflächen außerhalb des 2 km-Radius<br />
Nahrungsfläche Fläche<br />
(Hektar)<br />
Bemerkungen<br />
Grünland 66 Mit 25 ha Sohlwiesen-Großdittmannsdorf<br />
Feuchtgrünland (Weißstorch-Pilotprojekt)<br />
Feuchtgebiete<br />
übriges Offenland<br />
Feuchte bis nasse Uferwiesen im Westteil d. NSG „Frauenteich“ Moritzburg<br />
Jährlicher Bruterfolg ab 1980:<br />
Jahr Brutstatus Bemerkungen/Gefährdungen Jahr Brutstatus Bemerkungen/Gefährdungen<br />
1980 HPm2 1996 HPm3<br />
1981 HPm1 1997 HPm1 Dachreiter muß stabilisiert werden<br />
1982 HPm3 1998 HPm3 Dachreiter ist stabilisiert<br />
1983 HPm3 1999 HPm2 1 Nestl<strong>in</strong>g ist tot<br />
1984 HPo 2000 HPm3<br />
1985 HPm4 2001<br />
1986 HPm2 2002<br />
1987 HPm1 2003<br />
1988 HPm3 2004<br />
1989 HPo 2005<br />
1990 HPm4 2006<br />
1991 HPm2 2007<br />
1992 HPm4 2008<br />
1993 HPm5 2009<br />
1994 HPm2 2010<br />
1995 HPm3 2011<br />
81
c) Nahrungshabitatkartierung (1994)<br />
Erfassung der potentiellen Weißstorch-Nahrungshabitate<br />
im Umkreis (Radius 2 km) von 398 Niststätten. Farbige<br />
Darstellung <strong>in</strong> topographischen Karten (1 : 25.000) mit<br />
Un tergliederung <strong>in</strong> Grünland, Naß-/Feuchtwiesen, Acker,<br />
Brache, Gewässer und sonstige Flächen (s. Anlage 2).<br />
d) Genutzte Nahrungsflächen (1995)<br />
Erfassung von Flächen mit Auftreten nahrungssuchender<br />
Weißstörche durch Flurbegehungen während der<br />
Brut saison 1995 und Befragung von Kreis- bzw. Nest -<br />
betreuern sowie Anwohnern. Untersucht wurden die<br />
Bereiche um 228 aktuelle Niststätten <strong>in</strong> 16 Altkreisen.<br />
Farbige Darstellung <strong>in</strong> 38 topographischen Karten<br />
(1 : 25.000) mit Untergliederung der Nahrungsflächen <strong>in</strong><br />
Grünland, mehrjähriges Ackerfutter (Klee und Luzerne),<br />
Acker und Feuchtgebiete.<br />
6.1.3 Gestaltung und Inhalt der Objektlisten<br />
Die Objektlisten kennzeichnen die e<strong>in</strong>zelnen Objekte mit<br />
Name, genauer Lage, Zielstellung und dazugehörigen Maßnahmen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Teil enthält die beteiligten Personen/Institutionen,<br />
die Bearbeitungsschritte sowie die Kosten.<br />
Entsprechend dem Bearbeitungsstand s<strong>in</strong>d diese Angaben<br />
unterschiedlich detailliert und werden laufend ergänzt.<br />
Das betrifft auch Kartenmaterial, <strong>in</strong>sbesondere zu den<br />
lebensraumbezogenen Objekten. Zur Gewährleistung der<br />
Übersichtlichkeit wurden die E<strong>in</strong>zelobjekte <strong>in</strong> Kreislisten<br />
zusammengefaßt. Darüber h<strong>in</strong>aus enthält jede Objektliste<br />
Informationen, die den <strong>in</strong>haltlichen und räumlichen Bezug<br />
zu anderen Schutzvorhaben darstellen.<br />
Neben der Aktualisierung e<strong>in</strong>zelner Objektlisten im Zuge ihrer<br />
Umsetzung erfolgt auch e<strong>in</strong>e Ergänzung des Gesamtverzeichnisses<br />
um neue Objekte, die sich <strong>in</strong>folge Erkenntniszuwachs,<br />
Bedarfsentwicklung und Verfügbarkeit der Fonds ergeben.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs kann auch das Gegenteil e<strong>in</strong>treten, wenn die Umsetzung<br />
e<strong>in</strong>es Objektes durch Eigentumsfragen oder fehlende<br />
F<strong>in</strong>anzierung verh<strong>in</strong>dert wird.<br />
Bezogen auf das Schutzziel ergibt sich folgende Verteilung<br />
der Objektlisten:<br />
Schutzziel Objektlisten<br />
Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes 79<br />
Sicherung und Neuanlage von Niststätten<br />
Reduzierung der Gefährdung<br />
151<br />
durch elektrische Freileitungen 22<br />
Reduzierung weiterer Gefährdungen 36<br />
Die Zuordnung der Rangfolge für die Umsetzung der Objekte<br />
erfolgte für den Lebensraumschutz unter Berücksich ti -<br />
gung der Bedeutung des Gebietes für den örtlichen/regionalen<br />
Weißstorchbestand, für Niststättenschutzvorhaben un ter<br />
82<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Beachtung des Gefährdungsgrades e<strong>in</strong>er Niststätte und des<br />
Bedarfes. Die Realisierung der e<strong>in</strong>zelnen Objekte wird allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> der Praxis viel mehr von den vorhandenen fachlichen<br />
Kapazitäten (des privaten Projektantragstellers und<br />
-trägers), den verfügbaren F<strong>in</strong>anzen und den Priorisierungen<br />
<strong>in</strong> den jeweiligen bewilligenden (Regierungspräsidien)<br />
bzw. beurteilenden Naturschutzbehörden (Staatliche Umweltfachämter,<br />
untere Naturschutzbehörden) bee<strong>in</strong>flußt.<br />
6.2 Durchgeführte praktische Schutzmaßnahmen<br />
Im Zeitraum 1995 – 99 wurden auf der Grundlage von<br />
1994/95 erarbeiteten Pilotprojekten und Objektlisten Schutzmaßnahmen<br />
realisiert, die sich wie folgt gliedern lassen:<br />
– Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung des<br />
Nahrungsangebotes<br />
– Anlage und Schutz der Niststätten<br />
– M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich der<br />
Niststätten und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
– Soforthilfe bei der Gefährdung von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen,<br />
Jung- und Altvögeln.<br />
6.2.1 Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung<br />
des Nahrungsangebotes<br />
Folgende seit 1995 durchgeführte lebensraumgestaltende<br />
Maßnahmen können dem <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch<br />
zugeordnet werden:<br />
– Großdittmannsdorf, Landkreis Meißen (Sohlwiesen), Ankauf<br />
5,3 ha Grünland, Staffelmahd, Anlage e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>gewässers<br />
(700 m 2 ) mit temporärer Feuchtfläche.<br />
– Papitz/Modelwitz, Landkreis Leipziger Land (Papitzer<br />
Lehmlachen), Renaturierung der Luppeaue<br />
– Limbach-Oberfrohna, Landkreis Chemnitzer Land (Limbacher<br />
Teiche), Ankauf 17,5 ha Grünland, 15,5 ha Acker<br />
(Umwandlung <strong>in</strong> Grünland), Staffelmahd, Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer<br />
– Dauban, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, temporäre<br />
Überflutung von Teilen e<strong>in</strong>er 30 ha-Mähwiese (Grabenanstau)<br />
– Drausendorf, Landkreis Löbau-Zittau, Renaturierung des<br />
Scheidebaches und der Neißeaue, Anlage von sechs<br />
Kle<strong>in</strong>gewässern<br />
– Oberseifersdorf, Landkreis Löbau-Zittau, Renaturierung<br />
des Romereigrabens (Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer und Feuchtwiesen).<br />
– Berbisdorf, Landkreis Meißen, Pacht 1 ha Grünland,<br />
Kauf 1,7 ha Grünland, Anlage von 3 Kle<strong>in</strong>gewässern am<br />
Seifenbach<br />
– Ebersbach, Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>, auf den „Kl<strong>in</strong>gerwiesen“<br />
Schaffung e<strong>in</strong>es flachen, temporären Kle<strong>in</strong>gewässers<br />
durch Vertiefung und Erweiterung e<strong>in</strong>er be-
Abb. 88: Weißstorchnest auf Schornste<strong>in</strong> – im H<strong>in</strong>tergrund<br />
landwirtschaftliche Nutzflächen im elbtal;<br />
08.06.1998, Dresden-Cossebaude<br />
Foto: B. Katzer<br />
reits vorhandenen Hohlform, <strong>in</strong> der sich Hangwasser<br />
sammelt, Pacht 0,26 ha Grünland<br />
– Mücka, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, Renaturierung<br />
des Mühlteiches<br />
– Penna, Landkreis Mittweida, Grabenrenaturierung <strong>in</strong> der<br />
Muldeaue<br />
– Weiterh<strong>in</strong> wurden beispielsweise <strong>in</strong> den Jahren 1997 bis<br />
1999 folgende Wiesenflächen <strong>in</strong> Ostsachsen weißstorchgerecht<br />
gepflegt (1. Schnitt Ende Mai):<br />
Landkreis Kamenz 28 ha<br />
Landkreis Bautzen 50 ha<br />
Landkreis Löbau-Zittau 76 ha<br />
Niederschlesischer Oberlausitzkreis 194 ha.<br />
Über weitere habitatverbessernde Maßnahmen berichtet<br />
HIEKE (2000).<br />
Neben der M<strong>in</strong>derung der Sterblichkeit durch E-Anlagen s<strong>in</strong>d<br />
die Projekte zur Verbesserung der Weißstorch-Nahrungsflächen<br />
langfristig der wichtigste Bestandteil des <strong>Artenschutzprogramm</strong>s.<br />
Deshalb sollen hier drei „Pilotprojekte“<br />
näher beschrieben und die dabei gemachten Erfahrungen herausgestellt<br />
werden.<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Aufgrund der Bedeutung der Sohlwiesen Großdittmannsdorf<br />
als Vorkommensgebiet zahlreicher geschützter oder<br />
bedrohter Tier- und Pflanzenarten (SCHIMKAT & SCHRACK<br />
1997) wurde dieser Teil der Agrarlandschaft im Landkreis<br />
Meißen als e<strong>in</strong> Pilotprojekt ausgewählt. Die Sohlwiesen<br />
Großdittmannsdorf liegen nordwestlich der Geme<strong>in</strong>de<br />
Großdittmannsdorf im Nordteil des LSG „Moritzburger<br />
Kle<strong>in</strong>kuppenlandschaft“. Sie umfassen e<strong>in</strong> etwa 55 ha<br />
großes, grundwassernahes Wiesengebiet, das naturräumlich<br />
zum Teilraum der Westlausitzer Platte des Westlausitzer<br />
Hügel- und Berglandes gehört. Die Wiesen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebettet<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geländewanne mit e<strong>in</strong>zelnen herausragenden feldgehölzbestandenen<br />
Kle<strong>in</strong>kuppen.<br />
Startbed<strong>in</strong>gungen bei der Projektdurchführung waren:<br />
– <strong>in</strong>tensive Grün- und Ackerlandnutzung<br />
– potentielles, zu verbesserndes Nahrungsgebiet für<br />
Weißstörche; im unmittelbaren Randbereich siedeln<br />
6 – 8 Brutpaare<br />
– Brutgebiet charakteristischer Vogelarten der Wiesenlandschaft<br />
(Schafstelze, Braunkehlchen, Rohrammer u.a.)<br />
– Limikolen-Durchzugs- und Rastgebiet (u. a. bis zu<br />
1000 Kiebitze)<br />
– Gänse-Rastplatz (bis zu 3000 nordische Gänse)<br />
– Restvorkommen e<strong>in</strong>er ehemals sehr reichen, zu regenerierenden<br />
Herpetofauna.<br />
Im April 1997 wurde durch das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region<br />
Dresden e. V. mit Fördermitteln des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong><br />
und f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung der Feldschlößchen Aktien -<br />
gesellschaft mit der praktischen Ausführung des Weißstorchprojektes<br />
begonnen. E<strong>in</strong>e neuangelegte flachgründige<br />
Wasserfläche von etwa 700 m 2 Größe ergänzt das aus Erlenbruch,<br />
Röhricht sowie seggen- und b<strong>in</strong>senreicher Naßwiese<br />
bestehende Biotopmosaik. Das an Entwässerungsrohre angeschlossene<br />
Kle<strong>in</strong>gewässer weist e<strong>in</strong>e jahreszeitlich bed<strong>in</strong>gte<br />
Gewässerdynamik mit Höchstwasserstand im Herbst und<br />
Frühjahr sowie Spülichtsäumen <strong>in</strong> den trockenen Jahreszeiten<br />
auf. Das Gewässer fördert das Vorkommen von<br />
Froschlurchen und weiteren Wasserlebewesen und verbessert<br />
damit auch das Nahrungsangebot für den Weißstorch.<br />
Die Feuchtwiese um das Kle<strong>in</strong>gewässer wird mittels Staffelmahd<br />
weißstorchgerecht gepflegt. Die 3,5 ha großen Feuchtwiesen<br />
werden umschichtig (jeweils 0,5 ha) ab Mai im Abstand<br />
von ca. 3 Wochen mit dem Balkenmäher gemäht, von<br />
Hand geschwadet und das Mähgut abtransportiert. Beispielsweise<br />
wurde im Jahr 2000 zu folgenden sieben Term<strong>in</strong>en<br />
gemäht: 4.5., 24.5., 14.6., 15.6., 24.7., 25.8. und 6.9.<br />
Im Rahmen von Beobachtungen zur Erfolgskontrolle wurden<br />
auf dieser Fläche 1999 häufige Vorkommen u.a. von<br />
Sumpfschrecke (Mecostethus grossus), Becher-Azurjungfer<br />
(enallagma cyathigerum), Weidenjungfer (Lestes viridis)<br />
und Schwarzer Heidelibelle (Sympetrum danae) sowie von<br />
Froschlurchen festgestellt. Für die verbesserte Funktion als<br />
Weißstorch-Lebensraum und Lebensraum weiterer beson-<br />
83
Abb. 89: erfolgreiche Weißstorch-Umsiedlung. Rechts im<br />
Bild mit Abweiser versehener alter Neststandort<br />
auf historischem Gebäude (Fasanenschlößchen) –<br />
l<strong>in</strong>ks im Bild neu errichtete Nisthilfe (Mast). 1993,<br />
Moritzburg / Lkr. Meißen Foto: S. Teschner<br />
ders schutzwürdiger Vogelarten stehen die <strong>in</strong> Tab. 28 auf -<br />
geführten Beobachtungen.<br />
Das Pilotprojekt „Sohlwiesen“ wurde durch umfangreiche<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region<br />
Dres den begleitet, u. a. durch Interviews im MDR-Fernsehen,<br />
Beiträge <strong>in</strong> der Tagespresse (Sächsische Zeitung,<br />
Dresdner Neueste Nachrichten) und Veröffentlichungen <strong>in</strong><br />
<strong>Publikationen</strong> des Naturschutzes (z. B. ROCKSTROH &<br />
SCHIMKAT 1997).<br />
Zur Renaturierung des Romereigrabens Oberseifersdorf<br />
startete 1995 der Freiwillige Wählervere<strong>in</strong> Mittelherwigsdorf<br />
e.V. im Kreis Löbau - Zittau die Wiederherstellung von<br />
Nahrungshabitaten für den Weißstorch durch Vernässung<br />
von Wiesenflächen, randliche Gehölzanpflanzungen, Teichbau<br />
und Fließgewässerrenaturierung auf ca.7 ha Fläche. Der<br />
verrohrte Graben wurde geöffnet, die Verrohrung entfernt<br />
und das Bachbett neu gestaltet. Besonderes Augenmerk galt<br />
dabei e<strong>in</strong>er möglichst naturnahen Gestaltung des Gewässers<br />
mit unterschiedlichen Böschungsneigungen, hoher Substratdiversität<br />
und unterschiedlichen Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />
Der gesamte Gewässerverlauf wurde gruppenweise mit<br />
standorttypischen und heimischen Baumarten bepflanzt.<br />
Sumpf- und Wasserpflanzen, wie Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />
Bachbunge oder Schilf wurden hier und an neu angelegten<br />
Teichen als Initialpflanzen ausgebracht.<br />
Die Teiche s<strong>in</strong>d unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten<br />
so angelegt, daß die Wasserspeisung aus schließlich<br />
durch austretendes Quellwasser erfolgt. Bei erhöhtem Wasserstand<br />
kann Teichwasser über e<strong>in</strong>en Überlauf <strong>in</strong> die geschaffenen<br />
Feuchtwiesen ablaufen und durch den Romereigraben<br />
aufgenommen werden.<br />
Die gestalteten Habitate wurden durch Gehölzpflanzungen<br />
zur Ackergrenze abgegrenzt.<br />
84<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Es s<strong>in</strong>d große Röhrichte sowie Hochstaudenflächen mit Mädesüß,<br />
Kohlkratzdistel, Blut- und Gilbweiderich, zum Teil<br />
bereits flächendeckend, anzutreffen. Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />
Bittersüßer Nachtschatten und Froschlöffel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> weiterer<br />
Ausbreitung begriffen. Teichfrosch und Grasfrosch konnten<br />
als erste sich ansiedelnde Amphibien festgestellt werden.<br />
Im Regierungsbezirk Chemnitz wurde als habitatverbessernde<br />
Maßnahme das Pilotprojekt „Limbacher Teiche“<br />
mit folgenden Aktivitäten umgesetzt:<br />
– Kauf e<strong>in</strong>er 3,5 ha großen Fläche und die Anlage von Kle<strong>in</strong> -<br />
gewässern am Ostufer des „Großen Teichs“ bei Limbach<br />
– Kauf e<strong>in</strong>er knapp 11 ha großen renaturierten Feucht -<br />
wiese, dem sogenannten Lohteichtal<br />
– weißstorchgerechte Bewirtschaftung dieser und weiterer<br />
anschließender Flächen<br />
– Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe.<br />
Der NABU kaufte 1995 bis 1996 die Flächen am Ostufer<br />
des Großen Teiches, auf denen im April und Mai die Anlage<br />
flacher Kle<strong>in</strong>gewässer erfolgte. Erdkröten und Grasfrösche<br />
nutzten diese sofort als Laichgewässer. Die Kaulquappen<br />
dienten u. a. zahlreichen Graureihern als Nahrungsquelle.<br />
Die Grünlandflächen um die Gewässer wurden e<strong>in</strong>schürig<br />
gestaffelt gemäht.<br />
Im Jahr 1996 konnte die Agrargenossenschaft die Vere<strong>in</strong>barungen<br />
über die Staffelmahd nicht e<strong>in</strong>halten, weil die Mahd<br />
solch kle<strong>in</strong>er Teilflächen mit dem großen Tages betrieb<br />
schwer zu koord<strong>in</strong>ieren ist. E<strong>in</strong>e Lösung gelang mit der <strong>in</strong><br />
privater Regie von Genossenschaftsmitgliedern durchgeführten<br />
Staffelmahd (7 ha) sowie der Beweidung von 13 ha<br />
<strong>in</strong> Grünland umgewandelter Ackerfläche. Neben dem Weiß -<br />
storch profitierte e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Vogelarten von diesem<br />
Bewirtschaftungsregime, u. a. Mäusebussard, Graureiher,<br />
Lach möwe, Rotmilan, Turmfalke, Kiebitz und Feld lerche.<br />
Erfahrungen mit den Pilotprojekten zur Lebensraum -<br />
gestaltung:<br />
Nur wenn e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong>e Gruppe anhaltend aktiv im<br />
beplanten Gebiet agiert, besteht die Chance, e<strong>in</strong> Projekt von<br />
der Objektliste bis zur Umsetzung durchzuführen und ggf.<br />
danach noch auszuweiten.<br />
Große Betriebe, wie Agrargenossenschaften, können nicht<br />
so flexibel bzw. kle<strong>in</strong>flächig wirtschaften, wie es bei Projektflächen<br />
oft erforderlich ist. Setzen sich alle Beteiligten<br />
zusammen (Regierungspräsidium, StUFA, UNB und Bewirtschafter),<br />
können dennoch befriedigende Lösungen gefunden<br />
werden.<br />
Für Projekte der Lebensraumaufwertung stehen gegenwärtig<br />
ke<strong>in</strong>e ausreichenden Bearbeitungskapazitäten zur Verfügung,<br />
da die Naturschutzbehörden mit „laufenden Arbeiten“<br />
und die überwiegend ehrenamtlichen Weißstorchbetreuer<br />
mit Bestandskontrolle sowie operativer Betreuung der Niststätten<br />
ausgelastet s<strong>in</strong>d.<br />
Art und Umfang der angestrebten Schutzmaßnahmen erfordern<br />
<strong>in</strong> der Mehrzahl als ersten Schritt die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
Projektes, um daraus den F<strong>in</strong>anzbedarf als Grundlage des
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Tab. 28 : Vorkommen ausgewählter Arten im Projektgebiet Sohlwiesen Großdittmannsdorf<br />
Art wissenschaftl. Name Status Bemerkungen/ausgewählte Beobachtungsdaten<br />
Graureiher Ardea c<strong>in</strong>erea rNG Ansammlungen von bis zu 33 nahrungsuchenden Ex. (5.8.1998)<br />
Weißstorch Ciconia ciconia rNG Ansammlungen von bis zu 16 nahrungsuchenden Ex. (5.8.1998)<br />
Rotmilan Milvus milvus rNG bis zu 9 nahrungsuchende Ex. (5.8.1998)<br />
Schwarzmilan Milvus migrans NG bis zu 4 nahrungsuchende Ex. (5.8.1998)<br />
Rohrweihe Circus aerug<strong>in</strong>osus BV 1 BP mit 4 juv. (5.6.1998)/1 imm. (18.7.1998)<br />
Mäusebussard Buteo buteo rNG Maximalanzahl nahrungsuchender Ex.: 25 (18.7.1998)<br />
Baumfalke Falco subbuteo NG erfolgreiche Brut 1999 <strong>in</strong> der weiteren Umgebung<br />
Rebhuhn Perdix perdix BV 1 BP mit 6 juv. (Nachweis: 18.7.1998)<br />
Flußregenpfeifer Charadrius dubius BV 5.6.98: 1, 8.7.97: 1 (Tümpel), 16.6.97: 3<br />
Kiebitz Vanellus vanellus rDZ, BV rastende Trupps mit bis zu 200 (2.11.1998)<br />
Brutzeitbeobachtungen: 8.7.97: 8, 23.4.96: 10<br />
Waldwasserläufer Tr<strong>in</strong>ga ochropus NG 30.6.98: 1, 8.7.97: 2 (Tümpel)<br />
Bekass<strong>in</strong>e Gall<strong>in</strong>ago gall<strong>in</strong>ago DZ 2.11.98: 1 himmelnd, 15.4.96: 11<br />
Hohltaube Columba oenas NG (Tränke!) üfl. Trupps von bis zu 35 Ex. (5.8.1998)<br />
R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus NG (Tränke!) üfl. Trupps von bis zu 45 Ex. (5.8.1998)<br />
Turteltaube Streptopelia turtur NG (Tränke!) 18.7.98: 3, 16.8.97: 2, 16.6.97: 2<br />
Mauersegler Apus apus NG (Tränke!) 18.7.1998: 10<br />
Rauchschwalbe Hirundo rustica NG (Tränke!) Maximalanzahl: 10 am 18.7.1998<br />
Wiesenpieper Anthus pratensis DZ 2.11.98: >10 üfl., 16.6.97: 1, 15.4.96: 40<br />
Schafstelze Motacilla flava BV 18.7.98: 3, 16.6.97: 1,1, 23.4.96: 1<br />
Bachstelze Motacilla alba NG 18.7.98: >20 (+juv.), 5.3.98: 2, 16.6.97: 2<br />
Neuntöter Lanius collurio BV 1 BP mit >2 flüggen juv. (6.8.1997)<br />
Star Sturnus vulgaris DZ rastende Trupps von bis zu 300 (2.11.1998)<br />
(Abkürzungen s.Abkürzungsverzeichnis)<br />
Abb. 90: Neugestalteter Weißstorch-Lebensraum <strong>in</strong> den Sohlwiesen bei Großdittmannsdorf; August 1998, Lkr. Meißen<br />
Foto: T. Rott<br />
85
Abb. 91: Jungstörche vor dem Ausfliegen; 31.07.2000, Großraschütz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />
86<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es
Förderantrages ableiten zu können. Für diese Aufgabe s<strong>in</strong>d<br />
bereits f<strong>in</strong>anzielle Mittel für Organsiation und Koord<strong>in</strong>ierung<br />
notwendig, welche jedoch noch nicht maßnahmespezifisch<br />
untersetzt werden können. F<strong>in</strong>anzen für Organisation,<br />
Koord<strong>in</strong>ierung und Projekterarbeitung standen bisher nur <strong>in</strong><br />
Ausnahmefällen zur Verfügung, so daß der Projektträger –<br />
meistens e<strong>in</strong> Naturschutzvere<strong>in</strong> – bei der Umsetzung von<br />
Lebensraum-Schutzprojekten nicht annähernd kostendeckend<br />
arbeiten kann.<br />
Die Gewährleistung e<strong>in</strong>er dauerhaften Wirksamkeit von<br />
lebensraumbezogenen Weißstorch-Schutzobjekten (eigene<br />
Flächenbewirtschaftung oder Verträge mit Dritten, Sicherung<br />
des F<strong>in</strong>anzbedarfs, Erfolgskontrollen und Management)<br />
erfordert die weitgehende Fixierung dieser Aufgaben<br />
bei den zuständigen Behörden.<br />
Die Zusammenarbeit bei der Planung von Schutzmaßnahmen<br />
mit Institutionen der Landwirtschaft bedarf der Inten -<br />
sivierung (siehe z. B. Flurneuordnung, Förderung der Tier -<br />
produktion durch das SMUL). Ohne die dauerhafte<br />
E<strong>in</strong>beziehung von Landwirten wird arten- bzw. naturschutzgerechte<br />
Flächenbewirtschaftung <strong>in</strong> größerem Umfang nicht<br />
möglich se<strong>in</strong>.<br />
6.2.2 Anlage und Schutz der Niststätten<br />
Im Zeitraum 1995 – 1999 wurden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 145 Niststätten<br />
saniert, 286 neue Nisthilfen errichtet (s. Tab. 29) und<br />
5 Schornste<strong>in</strong>e mit Weißstorchnestern repariert.<br />
6.2.3 M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich<br />
der Niststätten<br />
Seit 1995 wurden von den 22 Objektlisten zur M<strong>in</strong>derung<br />
des Gefährdungspotentials im Bereich der Niststätten folgende<br />
durchgeführt:<br />
– Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>:<br />
Verkabelung, hauptsächlich Erdverkabelung, von 28 km<br />
E-Leitung,<br />
vogelschutzgerechter Neubau von 42 km E-Leitung,<br />
Abriß von 65 km Mittelspannungsleitung,<br />
Sicherung von 50 E-Masten<br />
– Penna, Landkreis Mittweida:<br />
Erdverkabelung e<strong>in</strong>er Mittelspannungs-Ortsleitung (390 m)<br />
und e<strong>in</strong>er Niederspannungsleitung (380 m);<br />
Tab. 29: errichtete Nisthilfen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Verkabelung (besser sichtbare, isolierte Luftkabel) des<br />
Ortsnetzes (550 m)<br />
– Gablenz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis:<br />
Sicherung e<strong>in</strong>es 20-KV-Mastes<br />
– Großhartmannsdorf, Landkreis Freiberg:<br />
Mastsicherung (Schutzkappen) an 2,5 km Freileitung<br />
– Possendorf, Weißeritzkreis:<br />
Sicherung (Schutzkappen) von 30 Masten e<strong>in</strong>er Mittelspannungsleitung<br />
– <strong>Sachsen</strong>:<br />
Schornste<strong>in</strong>abdeckungen <strong>in</strong> der Nähe von 10 Niststätten<br />
6.2.4 Soforthilfe bei Gefährdungen von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen,<br />
Jung- und Altvögeln<br />
In den Naturschutz-Tierpark Görlitz wurden von 1990 bis<br />
1999 70 pflegebedürftige Weißstörche e<strong>in</strong>geliefert. Von<br />
diesen konnten 33 Tiere ausgewildert werden. Im Tierpark<br />
Eilenburg erfolgte von 1992–1998 die E<strong>in</strong>lieferung von<br />
8 Weißstörchen. E<strong>in</strong>zelne pflegebedürf tige Weißstörche<br />
wurden zwischen 1992 und 1998 <strong>in</strong> die Zoos Leipzig und<br />
Dresden, <strong>in</strong> die Tierparks Riesa und Weißwasser, <strong>in</strong> die<br />
Wildvogelauffangstation We<strong>in</strong>böhla (D. Her<strong>in</strong>g) und <strong>in</strong><br />
den Storchenhof Loburg (<strong>Sachsen</strong>-Anhalt) e<strong>in</strong>geliefert.<br />
6.3 Erfahrungen bei der Umsetzung<br />
Die Maßnahmen zu Lebensraumerhaltung und -schaffung<br />
für den Weißstorch stellen <strong>in</strong> der Mehrzahl Projekte dar, die<br />
e<strong>in</strong>e umfassende Planung erfordern. Voraussetzung für Erfolg<br />
ist die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und betreffenden<br />
Wirtschaftszweigen (Landwirtschaft, Bauwesen,<br />
Wasserwirtschaft, Bergbau) bzw. Flächennutzern /-eigentümern.<br />
Das betrifft die fachgerechte Vorbereitung und<br />
Durchführung der Maßnahmen e<strong>in</strong>schließlich der Gewährleistung<br />
der dauerhaften Wirksamkeit, die F<strong>in</strong>anzierung sowie<br />
die Auswahl der geeigneten Flächen.<br />
Die Umsetzung von Lebensraumschutzmaßnahmen erfordert<br />
nach der fachlichen Konzipierung e<strong>in</strong>en z.T.erheblichen<br />
Aufwand:<br />
– Abstimmung mit Flächennutzern und Eigentümern<br />
– Flurstücksvermessung bei geplantem Flächenerwerb<br />
– Durchführung von Genehmigungsverfahren (Medien -<br />
träger, Wasserrecht)<br />
– Bodenuntersuchungen.<br />
Mast Gebäude Schornste<strong>in</strong> Baum nicht zugeordnet Summe<br />
RB Dresden 52 5 6 2 140 205<br />
RB Leipzig 14 11 14 - 17 56<br />
RB Chemnitz 6 7 8 - 4 25<br />
<strong>Sachsen</strong> (Summe) 72 23 28 2 161 286<br />
87
Diese Aufgaben s<strong>in</strong>d z.T.vor der Auftragserteilung für die<br />
Projektierung durchzuführen, so daß bereits hier Zeit- und<br />
F<strong>in</strong>anzbedarf entsteht. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Flächen -<br />
eigentümern und -nutzern kann zur Verh<strong>in</strong>derung der Objektrealisierung<br />
führen, wenn entsprechende Interessen der<br />
Umgestaltung entgegenstehen. Andererseits bietet die enge<br />
Zusammenarbeit mit den genannten Personen bzw. Institutionen<br />
die Möglichkeit, die Kosten für den Flächenerwerb<br />
erheblich zu verr<strong>in</strong>gern. Ideale Voraussetzungen für den Lebensraumschutz<br />
s<strong>in</strong>d gegeben, wenn der Flächeneigentümer<br />
auf dem von ihm selbst bewirtschafteten Land entsprechende<br />
Ziele anstrebt. Auch die weißstorchgerechte Bewirtschaftung<br />
von sogenannten Splitterflächen, die vom Eigen -<br />
tümer z. B. aus Altersgründen nicht mehr bewirtschaftet<br />
werden und für Agrarunternehmen ökonomisch unattraktiv<br />
s<strong>in</strong>d, bildet e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong> der Lebensraumaufwertung<br />
(Netz kle<strong>in</strong>flächiger Nahrungshabitate).<br />
E<strong>in</strong> weiteres Problem stellen Vermessungskosten bei e<strong>in</strong>em<br />
geplanten Flächenerwerb dar. Diese können <strong>in</strong>folge der<br />
agrarstrukturellen Entwicklung <strong>in</strong> der DDR (Beseitigung<br />
von Flurstücksgrenzen) und ungünstiger Flurstücksgestalt<br />
(lang und schmal) derart hoch se<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong> fachlich s<strong>in</strong>nvoller<br />
Flächenerwerb ökonomisch unvertretbar wird.<br />
Die praktische Umsetzung von Lebensraumschutzvorhaben<br />
übersteigt <strong>in</strong> der Regel die Möglichkeiten des ehrenamtlichen<br />
Weißstorchschutzes. Dieser wird <strong>in</strong>sbesondere bei der<br />
fachlichen Konzipierung im Territorium mitwirken. Die<br />
Ausführung ist durch die unteren Naturschutzbehörden und<br />
landschaftspflegerische E<strong>in</strong>richtungen (Landschaftspflegeverbände,<br />
Naturschutzstationen, NABU-Institute u. a.) zu<br />
leisten, wobei nur e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit zwischen diesen<br />
sowie mit übergeordneten Behörden (Stellungnahmen,<br />
Bearbeitung von Förderanträgen) e<strong>in</strong>e Realisierung ermöglicht.<br />
Das gilt auch für die Verb<strong>in</strong>dung zu örtlichen Unternehmen<br />
(Landwirtschafts-, Transport- und Landschaftsbaubetriebe),<br />
die vielfältige Unterstützung über die vertraglich<br />
fixierte Zusammenarbeit h<strong>in</strong>aus geben können.<br />
E<strong>in</strong>en weiteren wichtigen Aspekt des Lebensraumschutzes<br />
bildet die dauerhafte Unterhaltung umgesetzter Objekte.<br />
Der dafür erforderliche materielle und f<strong>in</strong>anzielle Aufwand<br />
(z. B. Bewirtschaftung von Naßflächen, Verwertung des<br />
Mähgutes, Wasserstandsregulierung e<strong>in</strong>schließlich Unterhaltung<br />
der Anlagen, Erfolgskontrolle) muß bereits bei der<br />
Objektplanung exakt ausgewiesen werden, um spätere<br />
„Überraschungen“ zu vermeiden. Diese dargelegten Zusammenhänge<br />
und Probleme verh<strong>in</strong>derten mehrfach die Umsetzung<br />
von geplanten Lebensraumschutz-Vorhaben.<br />
Dem Lebensraumschutz analoge Erfahrungen gibt es für<br />
die Reduzierung der Gefährdung des Weißstorches durch<br />
E-Anlagen vor allem <strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit den Energieversorgungsunternehmen<br />
(EVU). Auch hier liefern ehrenamtliche<br />
Weißstorchschützer wertvolle H<strong>in</strong>weise zu<br />
Gefahrenquellen, deren Beseitigung den zuständigen E<strong>in</strong>-<br />
88<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Abb. 92: Zugewachsenes Weißstorch-Nest; Quersa/Lkr.<br />
Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: H. Köppler<br />
richtungen und Unternehmen obliegt. Erfolg stellt sich nur<br />
bei langfristiger enger Zusammenarbeit mit den EVU e<strong>in</strong><br />
(s. auch MÜLLER 1994), bei denen oftmals die Schutzmaßnahmen<br />
<strong>in</strong> geplante Bauvorhaben <strong>in</strong>tegriert werden. Dabei<br />
s<strong>in</strong>d sowohl der ständige „Druck“ als auch die fachliche<br />
Kompetenz von Bedeutung.<br />
Die vielfältigen Aktivitäten zur Bereitstellung von Weißstorchniststätten<br />
und deren Erhalt ergeben e<strong>in</strong>e entsprechend<br />
große Palette von Erfahrungen und auch Me<strong>in</strong>ungen. Das<br />
betrifft bauliche, technisch-organisatorische und landschaftsästhetische<br />
Aspekte sowie die Frage nach e<strong>in</strong>em vertretbaren<br />
bzw. s<strong>in</strong>nvollen Aufwand an der Niststätte, <strong>in</strong>s -<br />
besondere während der Brutperiode (regelmäßige Nest -<br />
kontrolle, Nestdra<strong>in</strong>age, Zufütterung, Bereitstellung von<br />
trockenem Nistmaterial). E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Me<strong>in</strong>ung besteht<br />
bezüglich der Frage der Errichtung neuer Nisthilfen. Die<br />
Entscheidungen zu Bedarf, Standortauswahl und Art der<br />
Nisthilfe sollten <strong>in</strong> jedem Fall unter Mitwirkung kompetenter<br />
Fachleute (z. B. Weißstorchbetreuer) erfolgen, um Mittel<br />
effektiv e<strong>in</strong>zusetzen und fehlerhafte Standortwahl bzw. Ausführung<br />
zu vermeiden. Das setzt bei den vielfältigen privaten<br />
Möglichkeiten e<strong>in</strong>en engen Kontakt der Betreuer zur Bevölkerung<br />
voraus.<br />
Der Mast als seit längerem bewährte Nisthilfe bietet bei entsprechender<br />
Ausführung zahlreiche Vorteile (ger<strong>in</strong>ger Wartungsaufwand,<br />
gute Erreichbarkeit und Besteigbarkeit, Unabhängigkeit<br />
von anderen Bauwerken), stellt aber nicht den<br />
traditionellen Brutplatz des Weißstorches dar und besitzt<br />
auch nicht den landschaftsästhetischen sowie erzieherischen<br />
Wert e<strong>in</strong>es Schornste<strong>in</strong>-, Gebäude- oder Baumnestes. Dagegen<br />
erfordern jene e<strong>in</strong>en beträchtlich höheren Wartungsaufwand<br />
und setzen die nicht immer gegebene Duldung durch<br />
den Grundstückseigentümer voraus, was im H<strong>in</strong>blick auf<br />
moderne Sanierungsbestrebungen e<strong>in</strong> wichtiger Gesichtspunkt<br />
ist. Trotzdem gibt es Bemühungen zur Errichtung von<br />
Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en und Gebäuden, da diese die<br />
Identifikation der Bevölkerung mit „ihrem Storch“ besonders<br />
fördern.
E<strong>in</strong> bedeutsamer Aspekt der Arbeit mit Nisthilfen ist deren<br />
Erreichbarkeit und Besteigbarkeit für langfristig notwendige<br />
Pflegemaßnahmen und operative Hilfe während der<br />
Brutperiode. Hier bewährt sich der richtig plazierte und ausgerüstete<br />
Mast (Steighilfen, Standplattform), der Unabhängigkeit<br />
von Dritten gewährleistet. Daneben haben jedoch<br />
auch weiterh<strong>in</strong> traditionelle Verb<strong>in</strong>dungen der Weißstorchbetreuer<br />
zu Institutionen mit entsprechender Technik (Feuer -<br />
wehr, Transport- und Baubetriebe) große Bedeutung.<br />
Die persönlichen Verb<strong>in</strong>dungen zwischen Weißstorchbetreuer<br />
und E<strong>in</strong>wohnern <strong>in</strong> der Nähe von Niststätten besitzen<br />
<strong>in</strong> der Brutzeit besonderes Gewicht. Ständige Nestbeobachtung<br />
(baulicher Zustand, Nestkämpfe, Brutstatus, Verhalten<br />
der Altvögel, eventuell Ausfall e<strong>in</strong>es Elternteiles, Abwurf<br />
von Eiern, anormales Verhalten der Nestl<strong>in</strong>ge, eventuell<br />
Abwurf von Jungen) ermöglichte bereits mehrfach schnelle<br />
Hilfe, die zur Verm<strong>in</strong>derung der Sterblichkeit führte. Dieses<br />
Engagement der Bevölkerung dauerhaft zu erhalten, bleibt<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen des zukünftigen Weißstorchschutzes.<br />
6.4 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Pressearbeit und das öffentliche Auftreten der Weißstorchschützer<br />
prägen wesentlich das Bild des Naturschutzes<br />
bei der Bevölkerung und haben damit nicht nur für<br />
den Weißstorchschutz strategische Bedeutung. Das Interesse<br />
von Bevölkerung und Presse an Informationen zu Ankunft,<br />
Abflug, Bestand und Gefährdung des Weißstorches<br />
ist sehr groß und wird <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> durch Behörden, Naturschutzvere<strong>in</strong>e,<br />
Nestbetreuer und ehrenamtliche Fachleute<br />
meistens gut bedient. Neben der positiven Reaktion auf<br />
Nachfragen und Wünsche der Öffentlichkeit bietet der<br />
Storch als e<strong>in</strong>e sehr populäre und beliebte Tierart den Naturschützern<br />
viele Möglichkeiten, aktiv der Bevölkerung eigene<br />
Themen nahe zu br<strong>in</strong>gen, die ansonsten auf weniger Aufmerksamkeit<br />
stoßen würden. Hier s<strong>in</strong>d trotz vieler guter<br />
Beispiele noch große Reserven vorhanden, was vor allem<br />
durch die Aufgabenüberlastung der (zu wenigen) Naturschützer<br />
und mangelnde F<strong>in</strong>anzen für die eigene Öffentlichkeitsarbeit<br />
bed<strong>in</strong>gt ist. Mit Pressemitteilungen, populärwissenschaftlichen<br />
Veröffentlichungen, Vorträgen, Interviews<br />
<strong>in</strong> Funk und Fernsehen, Ausstellungen, Informationsmaterialien,<br />
Websites im Internet usw. kann die Öffentlichkeit<br />
<strong>in</strong>formiert werden, z. B. über den Storch als Symbol e<strong>in</strong>er<br />
schützenswerten Kulturlandschaft, über die ökologischen<br />
Probleme des ländlichen Raumes, über die Notwendigkeit<br />
grenzüberschreitender Zusammenarbeit, aber auch über das<br />
generelle Verhältnis des Menschen zur Natur mit der Aufforderung,<br />
gängige Wertevorstellungen zu überdenken und<br />
die Natur zu schützen. Bezogen auf den praktischen Weißstorchschutz<br />
hat die Öffentlichkeitsarbeit die Aufgabe, die<br />
allgeme<strong>in</strong> hohe Akzeptanz für vorhandene Nester und deren<br />
Pflege zu stärken, unbürokratische Hilfe bei direkten Gefährdungen<br />
des Storches zu geben und die Bereitschaft für<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
die Aufwertung des Lebensraumes besonders unter den<br />
Bauern und Landbesitzern zu erhöhen. Die folgenden Beispiele<br />
aus den sieben Jahren seit dem Start des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
sollen als Anregung für die Fortführung und<br />
Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit dienen.<br />
1994 war der Weißstorch vom Naturschutzbund Deutschland<br />
zum „Vogel des Jahres“ gewählt worden. In der Sendung<br />
„Biotop“ des Mitteldeutschen Rundfunks wurden <strong>in</strong><br />
diesem Jahr die Vorbereitungen für das sächsische <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
ausführlich behandelt (3.8.1994). Dabei<br />
kamen auch mehrere Weißstorchschützer zu Wort. Im April<br />
1999 erfolgte im „<strong>Sachsen</strong>spiegel“ dieses Senders die Vorstellung<br />
des Lebensraum-Pilotprojektes „Sohlwiesen Großdittmannsdorf“.<br />
Über den Bestand, den Schutz und die Gefährdung<br />
des Storches wurden auch im Radio (u. a. Radio<br />
PSR am 2.8.1994, MDR am 3.8.1994, R. Bäßler) Interviews<br />
gegeben sowie der Beitrag „Adebars Lobby“ des NABU gesendet<br />
(Radio Dresden am 9.4.1994, Radio Lausitz am<br />
18.4.1994).<br />
E<strong>in</strong> möglichst großes öffentliches Interesse am sächsischen<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong> sollten u. a. die Beiträge <strong>in</strong> der Tagespresse<br />
„Bekannt als Glücksgarant und K<strong>in</strong>derbr<strong>in</strong>ger:<br />
Der Weißstorch“ (Sächsische Zeitung vom 11.3.1994),<br />
„Meister Adebar hat Sorgen mit dem Nachwuchs“ (Dresdner<br />
Morgenpost vom 25.4.1994), „Nach dem Flug <strong>in</strong> die<br />
Welt lockt wieder die Heimat – Die Lausitz ist heute wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
das storchenreichste Gebiet <strong>in</strong> Deutschland“<br />
(Sächsische Zeitung vom 10.6.1994), „Meister Adebar<br />
flüchtet nach <strong>Sachsen</strong> – Umweltm<strong>in</strong>isterium fördert <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstörche“ (Dresdner Neueste Nachrichten<br />
vom 4.8.1994), „<strong>Sachsen</strong>s Weißstörche im Aufw<strong>in</strong>d<br />
– Mit 400 Horstpaaren Höchststand seit 50 Jahren“ (Säch -<br />
sische Zeitung vom 30./31.3.1996) wecken.<br />
Das Interesse der Tagespresse am jährlichen E<strong>in</strong>treffen, am<br />
Bestand, dem Bruterfolg und dem Abzug der Störche zeigt<br />
sich <strong>in</strong> solchen Schlagzeilen aus Beispielen des Jahres<br />
1995:<br />
– „Storchen-Hochsitz auf Grubnitzer E-Mast – Nun kann<br />
Adebar gefahrlos ausruhen“ (Leipziger Volkszeitung/<br />
Muldentalzeitung vom 14.3.1995)<br />
– „Die ersten Störche wurden schon gesichtet – Nimmt<br />
Adebar neugebaute Nisthilfen an?“ (Dresdner Neueste<br />
Nachrichten vom 12.4.1995)<br />
– „Naturschützer versuchen Neues – Weißstörche s<strong>in</strong>d im<br />
Landkreis willkommen“ (Döbelner Anzeiger vom<br />
21.3.1995“)<br />
– „Der Halbendorfer Acker verwandelte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
großen Storchenflugplatz“ (Sächsische Zeitung vom<br />
7.9.1995)<br />
– „E<strong>in</strong> schweres Jahr für Meister Adebar – Großdittmannsdorfer<br />
Ornithologen zogen Bilanz“ (SZ vom 25.10.1995)<br />
Während der Dresdner Messe „Bio ’96“ fand am Stand des<br />
NABU-Regionalverbandes Meißen-Dresden die Malaktion<br />
89
„Wer malt den schönsten Storch?“ statt. Daran beteiligten<br />
sich fast 80 K<strong>in</strong>der; auch e<strong>in</strong>ige Erwachsene versuchten sich<br />
beim Zeichnen. Sieben K<strong>in</strong>der im Alter zwischen 4 und 9<br />
Jahren erhielten kle<strong>in</strong>e Preise. Den Hauptpreis – e<strong>in</strong>en<br />
Plüschstorch und e<strong>in</strong>e Hörkassette von „Friedrich Fledermaus“<br />
– gewann die sechsjährige Anne aus Dresden. Über<br />
die Aktion wurde auch <strong>in</strong> der Dresdner Morgenpost<br />
(1.10.1996) berichtet.<br />
Das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden gab fünf Faltblätter<br />
zum Schutz des Weißstorches heraus:<br />
• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 1 (1995): Der Weißstorch<br />
braucht unsere Hilfe!<br />
• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 2 (1995): Wie dem<br />
Storch helfen? - Handlungsanleitung für den Weißstorchschutz<br />
• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 3 (1996): Errichtung<br />
von Nisthilfen für den Weißstorch<br />
• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 4 (1996): Anlegen und<br />
Verbessern von Weißstorch-Nahrungshabitaten<br />
• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 5 (1996): Weißstorch-<br />
Schutz an Elektroanlagen und Horstpflege<br />
„Auf unserer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe“<br />
heißt e<strong>in</strong> Informationsblatt über den Weißstorch, welches<br />
1994 vom Naturschutz-Tierpark Görlitz, dem Staatlichen<br />
Museum für Naturkunde Görlitz und dem Biosphärenreservat<br />
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft herausgegeben<br />
wurde. 1996 erarbeitete das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region<br />
Dresden zwei Informations- und Arbeitsmaterialien „E<strong>in</strong><br />
unbekannter Bekannter – Der Weißstorch“ für Biologielehrer<br />
zur Unterstützung des Biologie-Unterrichtes <strong>in</strong> sächsischen<br />
Schulen.<br />
Leider nur wenig Resonanz fanden die vielen Bemühungen<br />
des Naturschutzbundes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, Privatpersonen, mittelständische<br />
und größere Unternehmen für den Schutz des<br />
Weißstorches als Sponsoren zu gew<strong>in</strong>nen. Ursachen dafür<br />
s<strong>in</strong>d u. a. – neben fehlendem Verständnis – die ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Möglichkeiten vieler Personen und kle<strong>in</strong>er Firmen<br />
und die oftmalige B<strong>in</strong>dung von Zweigfirmen an<br />
(langjährige) Naturschutzprojekte bzw. Projektpartner <strong>in</strong><br />
den alten Bundesländern. Selbst sächsische Mittelständler,<br />
die den Weißstorch auf ihren Produkten als Werbeträger<br />
führen, zeigten ke<strong>in</strong>erlei Interesse am Schutz dieses Vogels.<br />
Als positive Ausnahme ist die Feldschlößchen AG zu nennen,<br />
welche das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden bei der<br />
Betreuung von Nestern und der Wiedervernässung der<br />
Großdittmannsdorfer Sohlwiesen f<strong>in</strong>anziell unterstützte.<br />
Die Feldschlößchen AG Dresden zeichnete außerdem im<br />
Rahmen ihres seit 1992 sachsenweit vergebenen Naturschutzpreises<br />
1994 und 1995 jeweils e<strong>in</strong>e Arbeit zum Weißstorchartenschutz<br />
aus.<br />
Mit Hilfe von attraktiven Tafeln, welche nahe des Storchennestes<br />
angebracht s<strong>in</strong>d und auf denen sowohl der Name des<br />
Stifters sowie des Nestbetreuers als auch die Chronik des<br />
Nestes mit Errichtungsdatum, jährlicher Besetzung und<br />
Nachwuchsquote ablesbar s<strong>in</strong>d, versucht das Naturschutz -<br />
90<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Abb. 93: Weißstorch-Informationsveranstaltung <strong>in</strong> der<br />
Schule Re<strong>in</strong>holdsha<strong>in</strong>/Weißeritzkreis<br />
Foto: S. Teschner<br />
<strong>in</strong>stitut Region Dresden Spaziergänger auf den Weißstorchschutz<br />
h<strong>in</strong>zuweisen und weitere F<strong>in</strong>anzen für den praktischen<br />
Weißstorchschutz zu erschließen. Nach der schrift -<br />
lichen Information von über hundert und der persönlichen<br />
Ansprache mehrerer Dutzend potentieller Geldgeber gelang<br />
es gerade e<strong>in</strong>mal, vier Horstpaten für e<strong>in</strong>ige Jahre zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Damit stand der durch viel persönliches Engagement<br />
getragene Aufwand zur Sponsorensuche <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em akzep -<br />
tablen Verhältnis zum Erfolg. Unbed<strong>in</strong>gt noch zu erwähnen<br />
ist, daß im Rahmen e<strong>in</strong>es vom LfUG vergebenen Werk -<br />
vertrages e<strong>in</strong>e Sammlung von filmischen Dokumenten auf<br />
Videobasis zu verschiedenen Aspekten des Weißstorchschutzes<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> erfolgte. W. Gle<strong>in</strong>ich, W. Taubert und<br />
weitere Mitarbeiter haben <strong>in</strong>teressantes und <strong>in</strong>struktives<br />
Material zusammen getragen bzw. selbst aufgenommen, welches<br />
jedoch noch weiter bearbeitet werden muß.<br />
Der Fachwelt wurde das sächsische <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch <strong>in</strong> mehreren Vorträgen sowie Veröffentlichungen<br />
(z.B. BÄßLER 1993, 1994, 1996, 1998; BÄßLER & SCHIMKAT<br />
1999; HUMMITZSCH & BÄßLER 1996; MÜLLER 1994, SCHIM-<br />
KAT & SCHRACK 1997) sowie als Poster auf der Internationalen<br />
Weißstorchtagung des Naturschutzbundes Deutschland<br />
und der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz vom 26.–<br />
29.9.1996 <strong>in</strong> Hamburg vorgestellt (SCHIMKAT 1996).<br />
In <strong>Sachsen</strong> fanden <strong>in</strong> den letzten Jahren drei landesweite<br />
Treffen der Weißstorchschützer statt: das vom Sächsischen<br />
Landesamt für Umwelt und Geologie veranstaltete „Kolloquium<br />
zum <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“ <strong>in</strong> Coswig (21.4.1995), das vom Naturschutz -<br />
<strong>in</strong>stitut AG Region Leipzig ausgerichtete „NABU-Storchensem<strong>in</strong>ar“<br />
im Teichhaus Eschefeld (17./18.3.2000)<br />
sowie zuletzt die „Weißstorch-Tagung“ <strong>in</strong> Neschwitz<br />
(14./15.7.2000) auf E<strong>in</strong>ladung des Sächsischen Landes -<br />
amtes für Umwelt und Geologie, des Landesverbandes<br />
<strong>Sachsen</strong> des Naturschutzbundes und der Sächsischen Vogelschutzwarte<br />
Neschwitz.
6.5 Organisation und Betreuernetz des Weißstorchschutzes<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
6.5.1 Verantwortliche Behörden<br />
Für den Weißstorchschutz s<strong>in</strong>d gemäß den gesetzlichen Bestimmungen<br />
die Naturschutzbehörden (SMUL), Regierungs -<br />
präsidien, untere Naturschutzbehörden bzw. die Fachbe -<br />
hör den (LfUG, StUFÄ) zuständig. Für Vorbereitung und<br />
fach liche Begleitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es ist das<br />
LfUG, für Durchführung und Umsetzung die oberste Naturschutzbehörde<br />
des <strong>Freistaat</strong>es verantwortlich. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
Fragen des örtlichen Weißstorchschutzes stehen zunächst<br />
die unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter als<br />
zuständige Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Zu Fragen der Lebensraumgestaltung, des Nestbaues und<br />
Nestschutzes beraten <strong>in</strong> der Region auch die<br />
Biosphärenreservatsverwaltung<br />
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
Alte Försterei<br />
02906 Mücka<br />
bzw. der<br />
Fördervere<strong>in</strong> für die Natur der Oberlausitzer Heide- und<br />
Teichlandschaft e.V.<br />
Tauerhaus „Im Erlengrund“<br />
02906 Klitten / Tauer<br />
6.5.2 Institutionen für den Weißstorchschutz auf privater<br />
Grundlage<br />
In allen Stadt- und Landkreisen mit Weißstorchvorkommen<br />
arbeiten ehrenamtliche Betreuer (E<strong>in</strong>zelpersonen und Kollektive,<br />
<strong>in</strong>sbesondere NABU-Arbeitsgruppen), die sich vor<br />
allem auf die Bestandserfassung und die Nestbetreuung<br />
konzentrieren. Dabei werden sie durch die Fachgruppen und<br />
die Naturschutz<strong>in</strong>stitute des NABU <strong>in</strong> Dresden, Leipzig und<br />
Freiberg unterstützt, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
weitere Schutzmaßnahmen und Forschungsarbeiten<br />
durchführen.<br />
6.5.3 E<strong>in</strong>richtungen zur Pflege flugunfähiger oder verletzter<br />
Weißstörche<br />
In akuten Notfällen (z. B. verletzte Weißstörche) kann versucht<br />
werden, die Hilfe Zoologischer Gärten, Tierparks und<br />
Wildtierauffangstationen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Dies s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> u. a.:<br />
Naturschutzstation Schloß Neschwitz e. V., Park 1, 02699<br />
Neschwitz<br />
Wildvogelauffangstation D. Her<strong>in</strong>g, Beethovenstraße 22 b,<br />
E<strong>in</strong>gang Brückenstraße, 01689 We<strong>in</strong>böhla<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Abb. 94: Informationstafel am Weißstorchnest <strong>in</strong> Bärwalde/<br />
Lkr. Meißen Foto: U. Materni<br />
Zoologischer Garten Leipzig Zoologischer Garten Dresden<br />
Pfaffendorfer Str. 29 Tiergartenstr. 1<br />
04105 Leipzig 01219 Dresden<br />
Tiergarten Delitzsch Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Rosental 60 Zittauer Str. 43<br />
04509 Delitzsch 02826 Görlitz<br />
Tierpark Chemnitz Tierpark Weißwasser<br />
Nevoigtstr. 14c Teichstr. 56<br />
09117 Chemnitz 02943 Weißwasser<br />
Tiergarten Hoyerswerda Tierpark Hirschfeld<br />
Am Haag 15 08144 Hirschfeld<br />
02977 Hoyerswerda b. Zwickau<br />
Im Grenzgebiet zu <strong>Sachsen</strong>-Anhalt wird der Storchenhof<br />
Loburg (Landkreis Anhalt-Zerbst), Chausseestr. 18, 39279<br />
Loburg weiterhelfen.<br />
Totfunde s<strong>in</strong>d den zuständigen naturkundlichen Museen<br />
(Leipzig, Chemnitz, Dresden, Kamenz und Görlitz) zuzuleiten.<br />
91
6.5.4 Weißstorch-Gebietsbetreuer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Die Basis der E<strong>in</strong>teilung der Betreuer ist die Kreisstruktur<br />
vor der Gebietsreform 1994. In mehreren Kreisen arbeiten<br />
die Betreuer geme<strong>in</strong>sam mit Kollektiven.<br />
Im Regierungsbezirk Chemnitz s<strong>in</strong>d die genannten Personen<br />
im wesentlichen Nestbetreuer, d. h. gegenüber Dresden<br />
und Leipzig (noch) nicht für den jeweiligen gesamten Kreis<br />
zuständig.<br />
Koord<strong>in</strong>atoren auf Landesebene:<br />
W. Herschmann,<br />
J. Schimkat<br />
Koord<strong>in</strong>atoren auf Ebene der Regierungsbezirke:<br />
Regierungsbezirk Dresden W. Herschmann (seit 1987)<br />
Regierungsbezirk Leipzig G. Erdmann (seit 1993)<br />
(Vorgänger:<br />
W. Kle<strong>in</strong>ert 1989 – 1990<br />
W. Engelmann 1970 – 1989<br />
E. Hummitzsch 1949 – 1969)<br />
Regierungsbezirk Chemnitz Dr. U. He<strong>in</strong>rich (seit 1994)<br />
Koord<strong>in</strong>atoren auf Kreisebene:<br />
Regierungsbezirk Dresden<br />
Bautzen Dr. R. Schlegel<br />
Bischofswerda W. Herschmann<br />
Dippoldiswalde B. Kafurke<br />
Dresden Dr. P. Hummitzsch<br />
Freital B. Kafurke<br />
Görlitz Dr. A. Gebauer<br />
Großenha<strong>in</strong> P. Reuße<br />
Hoyerswerda H. Menzel<br />
Kamenz L. Gliemann<br />
Löbau J. Benitz<br />
Meißen B. Katzer<br />
Niesky F. Menzel<br />
Pirna W. Herschmann<br />
Riesa O. Gambke<br />
Sebnitz W. Herschmann<br />
Weißwasser E. Grünke<br />
Zittau D. Spittler<br />
Regierungsbezirk Leipzig<br />
Borna A. Fischer<br />
Delitzsch D. Wend<br />
Eilenburg D. Wend<br />
Geitha<strong>in</strong> H. Bauer<br />
Grimma B. Holfter<br />
Leipzig G. Erdmann<br />
Oschatz R. Krönert<br />
Torgau H. Doms, H. Slomma<br />
Wurzen J. Müller<br />
(Vorgänger: H. Teichmann)<br />
92<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Regierungsbezirk Chemnitz<br />
Brand-Erbisdorf J. Schulenburg<br />
Glauchau H. Fritsche<br />
Ha<strong>in</strong>ichen H. Selbmann<br />
Marienberg W. Reimann<br />
Plauen U. Schröder<br />
Rochlitz H. Selbmann<br />
Zwickau J. Kupfer<br />
Artspezialisten im Auftrag des LfUG<br />
(RAU & ZÖPHEL 2000):<br />
Regierungsbezirk Chemnitz Dr. U. He<strong>in</strong>rich<br />
(als Mitarbeiter<strong>in</strong> des StUFA<br />
Chemnitz)<br />
Regierungsbezirk Dresden J. Schimkat<br />
Regierungsbezirk Leipzig G. Erdmann<br />
<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> J. Schimkat<br />
Für die Ermittlung der jährlichen Brutstatistik werden die<br />
von den Kreisbetreuern erfaßten Daten von den Artspezialisten<br />
(auf Bezirksebene) zusammengefaßt und diese dann<br />
von J. Schimkat (unter Mitarbeit von Dr. R. Bäßler) zum<br />
Landesergebnis zusammengestellt.<br />
6.5.5 Erfolge und Probleme des Weißstorchschutzes <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong><br />
Die positiven Seiten der sächsischen Weißstorchbetreuung<br />
s<strong>in</strong>d derzeit:<br />
1. stabiles Betreuernetz auf den Ebenen Regierungsbezirk,<br />
(Alt-)Kreis sowie Neststandort<br />
2. Sicherung jährlicher Berichte und deren Fortschreibung<br />
für (Alt-)Kreise, Regierungsbezirke und das gesamte<br />
Land <strong>Sachsen</strong><br />
3. gute Öffentlichkeitsarbeit<br />
4. gute Erfolge beim Schutz der Neststandorte und erste Erfolge<br />
beim Lebensraumschutz<br />
5. regelmäßige Mitarbeit <strong>in</strong> der BAG Weißstorchschutz des<br />
NABU (Leiter: Dr. Chr. Kaatz) – zur Zeit alternierend<br />
durch Dr. R. Bäßler, W. Herschmann, G. Erdmann und J.<br />
Schimkat wahrgenommen.<br />
Es gibt jedoch auch e<strong>in</strong>e Reihe von Problemen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />
1. Die Gliederung der Brutberichte nach der neuen Kreisstruktur<br />
wird künftig erforderlich; wegen der notwendigen<br />
Vergleichbarkeit müssen jedoch die Brutberichte<br />
entsprechend der alten Kreisstruktur fortgeführt werden.<br />
Diese Doppelarbeit mit der nestbezogenen Zuordnung zu<br />
Alt- und aktuellem Kreis ist künftig ehrenamtlich kaum<br />
noch zu leisten.
2. Es gibt langfristig Nachwuchssorgen für Nestbetreuer<br />
und Kreisbetreuer.<br />
3. Die ehrenamtlich tätigen Kreisbetreuer s<strong>in</strong>d mit der Erfassung<br />
der Reproduktionsdaten <strong>in</strong> den jetzt abgegrenzten<br />
Bearbeitungsgebieten (Alt-Kreisen), mit der Erfassung<br />
der Verlustursachen, mit Statistiken, Berichten,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und akuten Schutzmaßnahmen<br />
(z. B. Schutz der Nistplätze) ausgelastet. Die nötigen<br />
Anstrengungen zum Lebensraumschutz erfordern e<strong>in</strong>en<br />
hohen Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung<br />
und können zusätzlich von ihnen nicht bzw. nur teilweise<br />
geleistet werden. Andere Kapazitäten s<strong>in</strong>d derzeit nicht<br />
vorhanden.<br />
4. Die Organisation des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es Weißstorch<br />
kann nicht zusätzlich durch die genannten Personen<br />
realisiert werden. Das f<strong>in</strong>anziell begründete Fehlen<br />
e<strong>in</strong>er landesweit tätigen Koord<strong>in</strong>ierungsstelle für das<br />
<strong>Artenschutzprogramm</strong> beh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e zügige Umsetzung<br />
der erarbeiteten Objektlisten zusätzlich.<br />
5. Hauptproblem der Organisation der Weißstorchbetreuung,<br />
der Koord<strong>in</strong>ation des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es und<br />
der Durchführung der lebensraumbezogenen Schutzmaßnahmen<br />
ist die nicht ausreichende f<strong>in</strong>anzielle Förderung.<br />
Trotz e<strong>in</strong>iger Probleme kann jedoch festgestellt werden,<br />
daß mit der E<strong>in</strong>richtung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es e<strong>in</strong><br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Abb. 95: Störche auf den Michelsteichwiesen; Juli 1997,<br />
Mücka/NOL Foto: W. Klauke<br />
beträchtlicher Schub im sächsischen Weißstorchschutz erreicht<br />
wurde. Dies betrifft nicht nur die artenschutzbezogene<br />
Forschung, sondern auch die weitere wissenschaftliche<br />
Beschäftigung mit dieser Tierart. Vor allem jedoch<br />
konnten beachtliche Erfolge beim nistplatzbezogenen<br />
Schutz, Fortschritte beim Beseitigen bzw. M<strong>in</strong>dern von<br />
Gefährdungen und bei der Behandlung verletzter bzw.<br />
kranker Vögel sowie lokale Verbesserungen <strong>in</strong> den Lebensräumen<br />
durch praktische Artenschutzmaßnahmen erreicht<br />
werden.<br />
Abb. 96: Nest auf Gärtnerei-Schornste<strong>in</strong>; 1991, Sproitz / Lkr. NOL Foto: F. Menzel<br />
93
7 Literatur<br />
BAG WEIßSTORCHSCHUTZ (2000): Weißstorcherfassung 1999<br />
<strong>in</strong> Deutschland. – Mitteilungsblatt der NABU-Bundesarbeitsgruppe<br />
Weißstorchschutz Nr. 92<br />
BAIRLEIN, F. (1981): Analyse der R<strong>in</strong>gfunde von Weißstörchen<br />
(Ciconia ciconia) aus Mitteleuropa westlich der<br />
Zugscheide: Zug, W<strong>in</strong>terquartier, Sommerverbreitung<br />
vor der Brutreife. – Vogelwarte 31: 33–44<br />
BAIRLEIN, F. (1991): Population studies of the White Stork<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> Europe. – In: Perr<strong>in</strong>s, C.M., Lebreton,<br />
J.-D. & Hirons, G.J.M. (eds.) Bird population studies.<br />
Oxford University Press, Oxford: 207–229<br />
BAIRLEIN, F. (1994): Vogelzugforschung: Grundlage für den<br />
Schutz wandernder Vögel. – Natur u. Landschaft 69:<br />
547–553<br />
BAIRLEIN, F. (1996): Ökologie der Vögel. G. Fischer Stuttgart.<br />
BAIRLEIN, F. & ZINK, G. (1979): Der Bestand des Weißstorchs<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> Südwestdeutschland: e<strong>in</strong>e<br />
Analyse der Bestandsentwicklung.– J. Ornithol. 120:1–11<br />
BÄßLER, R. (1993): <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – Naturschutzarbeit <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 35:<br />
37– 40<br />
BÄßLER, R. (1994): Weißstorch – Vogel des Jahres 1994. –<br />
Sächs. Heimatbl. 40: 31<br />
BÄßLER, R. (1996): <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>. – Ciconia, Jahresber. Tierpark Görlitz 9: 28–32<br />
BÄßLER, R. (1998): <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – In: Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
für Umwelt und Landesentwicklung (Hrsg.): Aktiv für<br />
die Umwelt – E<strong>in</strong>e Auswahl von Initiativen und Projekten,<br />
Dresden: 90 – 91<br />
BÄßLER, R. & SCHIMKAT, J. (1999): Bestandsentwicklung<br />
und Schutz des Weißstorches <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>/Deutschland. –<br />
In: Schulz, H. (Hrsg.): Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d – White<br />
Storks <strong>in</strong> the up? Proc. Int. Symp. on the White Stork,<br />
Hamburg: 269 – 373<br />
BAUER, H., FIEDLER, G., HÜBNER, F. & LEY, H.-W. (2000):<br />
Feststellung der Vogelverluste durch Stromtod an Mittelspannungsleitungen<br />
(>1 kV) und Oberleitungen der<br />
Deutschen Bahn AG. (Entwurf)<br />
BAUMGÄRTEL, K., JÜRDENS, C. & SCHMIDT, J.T. (1997): Vogelschutzmaßnahmen<br />
an Hochspannungsfreileitungen –<br />
Markierungstechnik. – Vogel u. Umwelt, Sonderheft:<br />
221 – 237<br />
BEGON, M., MORTIMER, M. & THOMPSEN, D.J. (1997): Populationsökologie.<br />
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg<br />
u. Berl<strong>in</strong><br />
94<br />
Literatur<br />
BERNDT, A. (1986): Schutzmaßnahmen beim Weißstorch<br />
(Ciconia ciconia). Sonderdruck. Fürth.<br />
BERTHOLD, P. (1998): Über Familienb<strong>in</strong>dung und Sozialverhalten<br />
<strong>in</strong> Beziehung zum Zugverhalten beim Weißstorch<br />
Ciconia ciconia. – Orn. Mitt. 50: 145 – 199<br />
BEZZEL, E. (1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas:<br />
Nonpasserieformes – Nichts<strong>in</strong>gvögel. Aula-Verlag, Wies -<br />
baden: 93 – 98<br />
BEZZEL, E. & PRINZINGER, R. (1990): Ornithologie. Verlag<br />
E. Ulmer, Stuttgart<br />
BÖHME, F. & ZUPPKE, U. (1974): Der Bestand des Weißstorches<br />
(Ciconia ciconia) im Kreis Wittenberg (Bezirk Halle)<br />
von 1955 bis 1970. – Beitr. Vogelkde. 20: 67–104<br />
BÖHMER, H. (1939): Der Weiße Storch, Ciconia c. ciconia<br />
L., <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1938. – Mitt. Ver. Sächs. Orn. 6:<br />
26 – 31<br />
BÖHNING-GAESE, K. (1992): Zur Nahrungsökologie des<br />
Weißstorchs (Ciconia ciconia) <strong>in</strong> Oberschwaben: Beobachtungen<br />
an zwei Paaren. – J. Ornithol. 133: 61–71<br />
BÜTHE, A., HEIDMANN, W. A., PETERAT, B. & TERNES, W.<br />
(1989): Schadstoffbelastung des Weißstorchs durch<br />
Schwermetalle, persistente Pestizide und Industriechemikalien.<br />
– In: Rhe<strong>in</strong>wald, G., Odgen, J. & Schulz, H.<br />
(Hrsg.): Weißstorch. Proc. I Int. Stork Conserv. Symp.,<br />
Walsrode 1985. Schriftenreihe des DDA Nr. 10:<br />
415–422<br />
CHOZAS, P. (1983): Mortalidad en la poblacion iberica de ciguena<br />
blanca (Ciconia ciconia). – Ardeola 32: 119–123<br />
COOPER, J.E. & GIBSON, L. (1980): The assessment of health<br />
<strong>in</strong> casuality birds of prey <strong>in</strong>tended for release. – Veter<strong>in</strong>ary<br />
Record, April 12.<br />
COOPER, M.E. (1979): First aid and care of wild birds. New -<br />
ton Abot<br />
CREUTZ, G. (1967a): Zum Vorkommen des Weißstorches,<br />
Ciconia ciconia, im mittleren Ostsachsen. – Beitr. Vogelkde.<br />
13: 33 – 40<br />
CREUTZ, G. (1967b): Das Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>. – Sächs. Heimatbl. 13: 88 – 91<br />
CREUTZ, G. (1968): Der Storch braucht Hilfe! – Naturschutzarb.<br />
Berl<strong>in</strong> u. Brandenburg 4 (3): 89 – 95<br />
CREUTZ, G. (1975): Die Zusammensetzung e<strong>in</strong>er Reisegeme<strong>in</strong>schaft<br />
des Weißstorches. – Falke 22: 258 – 261<br />
CREUTZ, G. (1977): Helft dem Storch! – Kulturbund der<br />
DDR – ZFA Ornithologie u. Vogelschutz<br />
CREUTZ, G. (1981a): Die Umsiedlungen des Weißstorches<br />
Hiddensee 2142. – Beitr. Vogelkde. 27: 50 – 51
CREUTZ, G. (1981b): Helft dem Storch! E<strong>in</strong>e Anleitung zum<br />
Handeln. Falke 28: 266 – 272<br />
CREUTZ, G. (1982): Zur Populationsstruktur des Weißstorches<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> der Oberlausitz. – Ber. Vogelwarte<br />
Hiddensee 2: 44 – 58<br />
CREUTZ, G. (1984): Ansiedlung von Weißstörchen (Ciconia<br />
ciconia) <strong>in</strong> großer Entfernung.–Vogelwarte 32: 306–307<br />
CREUTZ, G. (1985): Die Bee<strong>in</strong>flussung der Ansiedlung des<br />
Weißstorches (Ciconia ciconia) durch se<strong>in</strong> Zugverhalten.<br />
– Seevögel 6, Sonderband Festschrift Vauk: 171–172<br />
CREUTZ, G. (1988): Der Weißstorch (Ciconia ciconia).<br />
Neue Brehm-Bücherei 375, 2. Aufl., Ziemsen Verlag,<br />
Wittenberg<br />
DALLINGA, J.H. & SCHOENMAKERS, S. (1989): Population<br />
changes of the White Stork (Ciconia ciconia) s<strong>in</strong>ce the<br />
1850s <strong>in</strong> relation to food ressources. – In: Rhe<strong>in</strong>wald,<br />
G., Odgen, J. & Schulz, H. (Hrsg.): Weißstorch. Proc. I<br />
Int. Stork Conserv. Symp., Walsrode 1985. Schriften -<br />
reihe des DDA Nr. 10: 231–262<br />
DÖRFEL, G. (1926): Verwaiste Storchniststätten im Niederlande<br />
um Oschatz. – Mitt. Landesver. Sächs. Heimatschutz<br />
15: 43 – 49<br />
DZIEWIATY, K. (1993): Der Weißstorch <strong>in</strong> der Elbtalaue:<br />
Nahrungsräume und Bestandsdynamik. – In: Internationale<br />
Weißstorch- und Schwarzstorch-Tagung, März<br />
1992, Tagungsband. Schriftenr. Umwelt u. Naturschutz<br />
Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke Nr. 2: 28 – 39<br />
DZIEWIATY, K. (1994): Nahrungsräume des Weißstorchs<br />
(Ciconia ciconia) an der mittleren Elbe unter Berücksichtigung<br />
der Rühstädter Storchenkolonie. – Artenschutzreport<br />
H. 4: 31–35<br />
EPPLE, W. & HÖLZINGER, J. (1986): Bestandsstützung und<br />
Wiedere<strong>in</strong>bürgerung des Weißstorches (Ciconia cico -<br />
nia) <strong>in</strong> Baden-Württemberg. – Beih. Veröff. Naturschutz<br />
Landschaftspflege Bad.-Württ. 43: 271–282<br />
ERDMANN, G. (1973): Zur Entwicklung des Weißstorchbestandes<br />
(Ciconia ciconia L.) im Bezirk Leipzig. Naturschutzarb.<br />
u. naturkundl. Heimatforschung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
15: 76 – 89<br />
ERDMANN, G. (1975): 1974 e<strong>in</strong> erfolgreiches Storchenjahr. –<br />
Naturschutzarb. u. naturkundl. Heimatforschung 17:<br />
29 – 33<br />
ERDMANN, G. (1978): Vom Weißstorch im Bezirk Leipzig. –<br />
Falke 25: 304 – 307<br />
ERDMANN, G. (1997): Hohes Alter e<strong>in</strong>es Weißstorches (Ciconia<br />
ciconia) – Actitis 32: 69<br />
ERDMANN, G. (1998a): Ergänzung zu „Hohes Alter e<strong>in</strong>es<br />
Weißstorches“ (Ciconia ciconia) – Actitis 33: 105<br />
Literatur<br />
ERDMANN, G., MENZEL, H. & MENZEL, F. (1998b): Weißstorch<br />
– Ciconia ciconia (L., 1758) – In: Steffens, R.<br />
(Hrsg.) Die Vogelwelt <strong>Sachsen</strong>s. G. Fischer, Jena (1998)<br />
FICHTNER, G. (1931): Die Verbreitung des Weißen Storches<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> östlich der Elbe. – Sitzungsber. u. Abh. Naturwiss.<br />
Ges. Isis Dresden 1930: 67 –120<br />
FIEDLER, G. (1968): Weißstorch aus Niedersachsen brütet<br />
im Burgenland. – Vogelwarte 24: 283<br />
FIEDLER, G. & WISSNER, A. (1980): Freileitungen als töd -<br />
liche Gefahr für Störche (Ciconia ciconia). – Ökol. Vögel<br />
2, Sonderheft: 59–109<br />
FIEDLER, G. & WISSNER, A. (1986): Freileitungen als tödliche<br />
Gefahr für Weißstörche. – Beih. Veröff. Naturschutz<br />
Landschaftspflege Bad.-Württ. 43: 257 – 270<br />
FIEDLER, W. (1998): Jo<strong>in</strong>t Vogelwarte Radolfzell – EU-<br />
RING Migration Project: a large scale r<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g recovery<br />
analysis of the migration of European bird species. EU-<br />
RING Newsletter 2: 33 – 35<br />
FOWLER, M.E. (1995): Restra<strong>in</strong>t and handl<strong>in</strong>g of wild and<br />
domestic animals. ames<br />
GANGLOFF, L. & GANGLOFF, B. (1986): Zucht und Wiederansiedlung<br />
des Weißstorches (Ciconia ciconia). – Voliere<br />
9: 51–53<br />
GANGLOFF, L. & GANGLOFF, B. (1987): Aufzucht des Weißstorches<br />
<strong>in</strong> Gefangenschaft. (frz.) – Zool. Garten N.F.<br />
57: 305 – 324<br />
GRAF, J. (1995): Erfahrungen bei der Renaturierung von<br />
Fließgewässern im Landkreis Löbau-Zittau. – Naturschutzarb.<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 37: 9–16<br />
GRIESOHN-PFLIEGER, T. (1997): Das Drama der Oststörche<br />
1997. – Falke 44: 163<br />
GRISHCHENKO, V. N. (1999): Monitor<strong>in</strong>g of the White Stork<br />
Ciconia coconia population <strong>in</strong> Ukra<strong>in</strong>e: results of the<br />
first six years. – Vogelwelt 120, Suppl.: 317–322<br />
GUZIAK, R. & JAKUBIEC, Z. (1999): Der Weißstorch Ciconia<br />
ciconia <strong>in</strong> Polen im Jahr 1995 – Verbreitung, Bestand<br />
und Schutzstatus. – In: Schulz, H. (Hrsg.) Weißstorch im<br />
Aufw<strong>in</strong>d? – Proc. Int. Symp. on the White Stork Ham -<br />
burg 1996. Naturschutzbund Deutschland, Bonn: 171–187<br />
GÜNTHER, M. (1956): Der Weiße Storch <strong>in</strong> den Kreisen Riesa<br />
und Großenha<strong>in</strong>. – Falke 3: 163–164<br />
GÜNTHER. M. (1960): Die Nester des Weißstorches, Ciconia<br />
ciconia. <strong>in</strong> den Kreisen Riesa und Großenha<strong>in</strong> und angrenzenden<br />
Gebieten. – Beitr. Vogelkde. 7: 92–118<br />
HABICHT, W. (1985): Der Bestand des Weißstorches, Ciconia<br />
ciconia, im Kreis Riesa 1974 und 1976 bis 1984. –<br />
Actitis 24: 14–18<br />
HAUFF, P. (1978): Weißstorch siedelt von Mecklenburg <strong>in</strong><br />
die Lausitz. – Falke 25: 425<br />
95
HERING, J. (1999): Die Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />
(Ciconia ciconia) im Regierungsbezirk Chemnitz.<br />
– Mitt. Ver. Sächs. Orn. 8: 337–358<br />
HERR, O. (1931): Der weiße Storch <strong>in</strong> der Oberlausitz. –<br />
Abh. Naturforsch. Ges. Görlitz 31(2): 99–109<br />
HEYDER, R. (1952): Die Vögel des Landes <strong>Sachsen</strong>. Akad.<br />
Verlagsges. Geest & Portig, Leipzig<br />
HICKEY, J.J. (1952): Survival studies of banded birds. – U.S.<br />
Fisch and Wildlife Service, Special Science Report –<br />
Wildlife 15: 1–177<br />
HIEKE, A. (2000): Weißstorchschutz durch den Fördervere<strong>in</strong><br />
für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
e.V. – unveröff. Mskr.<br />
HUMMITZSCH, E. (1964): Der Weißstorch (Ciconia ciconia)<br />
<strong>in</strong> den Kreisen Wurzen, Oschatz und Grimma. – Heimatkalender<br />
Wurzen-Oschatz-Grimma<br />
HUMMITZSCH, P. & BÄßLER, R. (1996): Bericht zur Weißstorcharbeit<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – In: KAATZ, C. & M. (Hrsg.):<br />
Jubiläumsband Weißstorch – 3. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer<br />
Storchentag 21.– 23.10.1994, Loburg: 219<br />
KAATZ, C. (1999): Die Bestandssituation des Weißstorchs<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> Deutschland, unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Jahre 1994 und 1995. – In: Schulz,<br />
H. (Hrsg.): Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d? – Proc. Int. Symp.<br />
on the White Stork, Hamburg 1996. Naturschutzbund<br />
Deutschland, Bonn: 137–155<br />
KAATZ, C. & BERNDT, D. (1990): Helft dem Storch – rettet<br />
se<strong>in</strong>en Lebensraum. BUND, Arbeitskreis Weißstorch<br />
KAATZ, M. (1997): Auswilderungs- und Pflegeergebnisse<br />
der dem Storchenhof übergebenen Weißstörche und<br />
Greifvögel. – 4. und 5. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer Storchentag,<br />
Tagungsband, Loburg: 94–101<br />
KAATZ, M. (1999): Die Begleitung deutscher und polnischer<br />
Weißstörche auf der osteuropäischen Zugroute. Vortrag<br />
auf dem 8. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischen Storchentag <strong>in</strong> Loburg<br />
vom 29. – 31.10.1999<br />
KANIA, W. (1985): Results of bird r<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Poland. Migrations<br />
of the White Stork Ciconia ciconia. – Acta orn. 21:<br />
1–41<br />
KLENGEL, A. (1917): Störche und Storchnester im östlichen<br />
<strong>Sachsen</strong>. – Mitt. Landesver. Sächs. Heimatschutz 6: 99–<br />
112<br />
KLENGEL, A. (1918): Unsere sächsischen Störche und<br />
Storchnester. – Mitt. Landesver. Sächs. Heimatschutz 7:<br />
34 – 46<br />
KLENKE, R. (1991): Kurzdokumentation zu den Programmen<br />
DataSort, Select und BirdStaT. Universität Greifswald,<br />
Vogelwarte Hiddensee, unveröff.<br />
96<br />
Literatur<br />
KLENKE, R. (1992): Zur Sterblichkeit bei Vögeln. Möglichkeiten<br />
und Grenzen e<strong>in</strong>er Auswertung von R<strong>in</strong>gwiederfunden<br />
am Beispiel von Weißstorch (Ciconia ciconia)<br />
und Mäusebussard (Buteo buteo). Dissertation, Universität<br />
Greifswald<br />
KNAPP, C. (1996): Kartierung von Flächennutzungsänderungen<br />
mittels Landsat-TM-Daten. – IÖR-Info 1:5<br />
KNOBLOCH, H. (1966): Zu: Das Nächtigen von Storchen -<br />
flügen <strong>in</strong> Ortschaften. – Falke 13: 318<br />
KOEPERT, O. (1913/14): Jagdzoologisches aus Altsachsen. –<br />
Beil. Jahresber. Vitzthumsch. Gymnas. Dresden: 47 S.<br />
KÖCHER, W. & KOPSCH, H. (1979): Die Vogelwelt der<br />
Kreise Grimma, Oschatz und Wurzen. Teil I. – Aquila<br />
(Grimma), Sonderheft, 92 S.<br />
KÖHLER, W. (1999): Bestandsentwicklung des Weißstorches<br />
<strong>in</strong> der Niederlausitz/Deutschland und Verluste an<br />
Freileitungen <strong>in</strong> Ostdeutschland. – In: Schulz, H. (Hrsg.):<br />
Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d? – White Storks on the up?.<br />
Proc. Int. Symp. White Stork, Hamburg 1996, Naturschutzbund,<br />
Bonn: 381–393<br />
KÖPPEN, U. (1996a): Der Weißstorch (Ciconia ciconia) als<br />
Hiddensee-R<strong>in</strong>gvogel. Ergebnisse aus drei Jahrzehnten<br />
und aktuelle Trends. – In: Kaatz, C. & M. (Hrsg.) Jubiläumsband<br />
Weißstorch – 3. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer<br />
Storchentag 21.– 23.10.1994, Loburg: 134 –140<br />
KÖPPEN, U. (1996b): Länderübergreifendes Ber<strong>in</strong>gungs -<br />
programm Weißstorch (Ciconia ciconia) – e<strong>in</strong> Fortschrittsbericht.<br />
– Ber. Vogelwarte Hiddensee 13:<br />
121–124<br />
KÖPPEN, U. (1999): Länderübergreifendes Ber<strong>in</strong>gungsprogramm<br />
Weißstorch (Ciconia ciconia) – Ergebnisse und<br />
Erfahrungen nach dem dritten Jahr. – In: 6. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer<br />
Storchentag, Loburg: 99–106<br />
KRAMER, H. (1916): Besetzte Storchnester <strong>in</strong> der sächsischen<br />
Oberlausitz im Jahre 1913. – Mitt. Naturwiss.<br />
Ges. Zittau: 95 –104<br />
KRAMER, H. (1924): Die Störche des Kreises Rothenburg im<br />
Jahre 1924. – Volksfreund aus der Oberlausitz 71,<br />
Nr. 98<br />
KUJAWA, K. (1994): The White Stork Ciconia ciconia <strong>in</strong> the<br />
Legnica-Glogów copper <strong>in</strong>dustry district (SW Poland) –<br />
population density and breed<strong>in</strong>g results. – Acta orn. 29:<br />
49 – 57<br />
LAKEBERG, H. (1995): Zur Nahrungsökologie des Weißstorchs<br />
Ciconia ciconia <strong>in</strong> Oberschwaben (S-Deutschland):<br />
Raum-Zeit-Nutzungsmuster, Nestl<strong>in</strong>gsentwicklung<br />
und Territorialverhalten. – Ökol. Vögel 17,<br />
Sonderheft: 1–87<br />
LÁZARO, E. (1986): Beitrag zur Ernährungsbiologie des<br />
Weißstorchs <strong>in</strong> Spanien. – Beih. Veröff. Naturschutz<br />
Landschaftspflege Bad.-Württ. 43: 235 – 242
LIBBERT, W. (1954): Wo verbleiben die Weißstörche aller<br />
Altersstufen <strong>in</strong> den Brutmonaten? – Vogelwarte 17:<br />
100–113<br />
LÖHMER, R. (1999): Zucht, Auswilderung und (Zu-)Fütterung<br />
s<strong>in</strong>d nach wie vor ungelöste Probleme im Storchenschutz.<br />
– Vortrag auf dem 8. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischen Storchentag<br />
<strong>in</strong> Loburg vom 29.– 31.10.1999<br />
LÖHMER, R., JASTER, P. & RECK, F.G. (1980): Untersuchungen<br />
zur Ernährung und Nahrungsraumgröße des Weißstorches<br />
(Ciconia ciconia). – Beitr. Naturkunde Niedersachsen<br />
33: 117–129<br />
LÖHMER, R. & HARMS, S. (1999): Bestandserholung beim<br />
Weißstorch und Besiedlung pessimaler Brutstandorte im<br />
Raum Hannover/Niedersachsen. – In: Schulz, H. (Hrsg.),<br />
Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d? – White Storks on the up?.<br />
Proc. Int. Symp. White Stork, Hamburg 1996, NABU<br />
Bonn: 471– 480<br />
MAKATSCH, W. (1924): Das Vorkommen des Weißen Storches<br />
<strong>in</strong> Ostsachsen. – Oberlausitzer Heimatstudien,<br />
Heft 4. Reichenau<br />
MAKATSCH, W. (1949): Der Bestand des Weißstorches <strong>in</strong><br />
der Oberlausitz <strong>in</strong> den Jahren 1945–1949. – Beitr. Vogelkde.<br />
1: 147 – 168<br />
MAKATSCH, W. (1953): Zum Vorkommen des Weißen Storches<br />
<strong>in</strong> der Oberlausitz. – Vogelwelt 74: 176–181<br />
MAKRIDAKIS, W., WHEELWRIGHT, S.C. & MCGEE, U. E.<br />
(1983): Forecast<strong>in</strong>g, methods and applications. – 2. Aufl.<br />
Wiley, New York<br />
MENZEL, F. & MENZEL, H. (1967): Zum Vorkommen des<br />
Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz.<br />
– Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 42, 6: 1 – 20<br />
MENZEL, F. & MENZEL, H. (1973): Das Vorkommen des<br />
Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />
von 1967 bis 1972. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz<br />
48, 10: 1 – 16<br />
MENZEL, F. & MENZEL, H. (1980): Zum Vorkommen des<br />
Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />
von 1973 bis 1978. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz<br />
53, 8: 1 – 16<br />
MENZEL, F. & MENZEL, H. (1988): Zum Vorkommen des<br />
Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />
von 1979 bis 1985. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz<br />
61, 7: 1 – 16<br />
MENZEL, F. & MENZEL, H. (1995): Zum Vorkommen des<br />
Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />
von 1986 bis 1992. – Ber. naturforsch. Ges. Görlitz 4:<br />
111 – 124<br />
MENZEL, H. (1967): Ankunft und Abzug des Weißstorches<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> der nördlichen Oberlausitz. – Beitr.<br />
Vogelkde. 12: 268 – 273<br />
Literatur<br />
MENZEL, H. (1981): Weißstorch (Ciconia ciconia) siedelt<br />
sich im Geburtsnest an. – Beitr. Vogelkde. 27: 49<br />
MENZEL, H. (1988): Der Weißstorch im Kreis Hoyerswerda.<br />
– Natur u. Umwelt im Kreis Hoyerswerda, Heft 2, 55 S.<br />
MEYBOHM, E. & DAHMS, G. (1975): Über Altersaufbau, Reifealter<br />
und Ansiedlung beim Weißstorch (C. ciconia) im<br />
Nordsee-Küstenbereich. – Vogelwarte 28: 44 – 61<br />
MEYBOHM, E. & FIEDLER, G. (1983): Neue Fälle von hohem<br />
Alter, Ortstreue, Um- und Fernsiedlung und anderen<br />
brutbiologischen Befunden beim Weißstorch (C. ciconia).<br />
– Vogelwarte 32: 14–22<br />
MÜLLER, L. (1994): Große Vögel – große Gefahren. Zur Gefährdung<br />
des Weißstorches durch elektrische Freileitungen.<br />
– Sächs. Heimatbl. 40: 104–105<br />
NACHTIGALL, W., ZINKE, O. & REUSSE, P. (1998): Zur Nahrung<br />
nestjunger Weißstörche Ciconia ciconia <strong>in</strong> Ostsachsen.<br />
– Veröff. Mus. Westlausitz Kamenz 20: 91–<br />
106<br />
NATURSCHUTZINSTITUT REGION DRESDEN (1995a): Vorbereitung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Artenschutzprogramm</strong>s für den Weißstorch <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>. – unveröffentlicht, im Auftrag des LfUG<br />
NATURSCHUTZINSTITUT REGION DRESDEN (1995b): Begleituntersuchungen<br />
und Erarbeitung von Materialien zur<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>s Weißstorch. –<br />
unveröffentlicht, im Auftrag des LfUG<br />
NEUMANN, M. (1996): Spezielle Behandlungen und Untersuchungen<br />
von Störchen <strong>in</strong> der Tierärztlichen Kl<strong>in</strong>ik<br />
Magdeburg. – In : Kaatz, C. & M. (Hrsg.) Jubiläumsband<br />
Weißstorch – 3. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer Storchentag,<br />
21–23.10.1994, Loburg: 176–177<br />
OZGO, M. & BOGUCKI, Z. (1999): Home range and <strong>in</strong>ter -<br />
sexual differences <strong>in</strong> the forag<strong>in</strong>g habitat use of a White<br />
Stork (Ciconia ciconia) breed<strong>in</strong>g pair. – In: Schulz, H.<br />
(Hrsg.), Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d? – White Storks on<br />
the up?. Proc. Int. Symp. White Stork, Hamburg 1996,<br />
NABU Bonn: 481–492<br />
PETERSON, U., JAKUBIEC, Z., OKULEWICZ, P., PROFUS, P. &<br />
HAECKS, J. (1999): Der Weißstorchbestand im Kreis Ketrzyn<br />
(Rastenburg), Masuren/Polen. In: Schulz, H.<br />
(Hrsg.), Weißstorch im Aufw<strong>in</strong>d? – White Storks on<br />
the up?. Proc. Int. Symp. White Stork, Hamburg 1996,<br />
NABU Bonn: 395 – 412<br />
PINOWSKA, B. & PINOWSKI, J. (1989): Feed<strong>in</strong>g ecology<br />
and diet of the White Stork Ciconia ciconia <strong>in</strong> Po land.<br />
– In: Rhe<strong>in</strong>wald, G., Ogden, J. & Schulz, H. (Hrsg.),<br />
Weißstorch – White Stork. Proc. I Int. Stork Conserv.<br />
Symp., Schriftenreihe des DDA 10, Bonn: 381–396<br />
PROFUS, P. (1986): Zur Brutbiologie und Bioenergetik<br />
des Weißstorchs <strong>in</strong> Polen. – Beih. Veröff. Naturschutz<br />
Landschaftspflege Bad.-Württ. 43: 205 – 220<br />
97
RAU, S., STEFFENS, R. & ZÖPHEL, U. (1999): Rote Liste Wirbeltiere.<br />
In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und<br />
Geologie (Hrsg.) – Materialien zu Naturschutz und<br />
Landschaftspflege, Dresden<br />
RAU, S. & ZÖPHEL, U. (2000): Bestandssituation ausgewählter<br />
gefährdeter Tierarten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> – Jahresbericht 1999,<br />
Naturschutzarb. <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 42: 67–76<br />
REIJMAN, B. (1999): Der Bestand des Weißstorchs (Ciconia<br />
ciconia) <strong>in</strong> der Tschechischen Republik <strong>in</strong> den Jahren<br />
1994 und 1995. – In: Schulz, H. (Hrsg.) Weißstorch im<br />
Aufw<strong>in</strong>d? – White Storks on the up?. Proc. Int. Symp.<br />
White Stork Hamburg 1996, Naturschutzbund Deutschland,<br />
Bonn: 189–197<br />
RHEINWALD, G. (1989): Wiedere<strong>in</strong>bürgerungsprogramme<br />
für den Weißstorch. – In: Rhe<strong>in</strong>wald, G., Odgen, J. &<br />
Schulz, H. (Hrsg.): Weißstorch – White Stork. Proc. I<br />
Int. Stork Conserv. Symp., Walsrode 1985. Schriften -<br />
reihe des DDA Nr. 10: 435 – 436<br />
RIEGEL, M. & WINKEL, W. (1971): Über Todesursachen beim<br />
Weißstorch (C. ciconia) an Hand von R<strong>in</strong>gfundangaben.<br />
– Vogelwarte 26: 128–135<br />
ROCKSTROH, A. & SCHIMKAT, J. (1997): Das <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong> wird mit<br />
Leben erfüllt! – NABU-Report 2: 12<br />
SÄCHSISCHES NATURSCHUTZGESETZ (Neufassung 1994): Bekanntmachung<br />
vom 10.11.1994 – Sächs. Gesetz- u.<br />
Verordnungsbl. Nr. 59/1994, Dresden, 17.11.1994<br />
SAUTER, U. & SCHÜZ, E. (1954): Bestandsveränderungen<br />
beim Weißstorch: Dritte Übersicht, 1939 – 1953. – Vogelwarte<br />
17: 81–100<br />
SCHERZINGER, W. (1985): Balanceakt zwischen Schutz und<br />
Schaden: Tier- und Artenschutz. – Nationalpark Nr. 47/85<br />
SCHILDMACHER, H. (1960): Der Bestand des Weißen Storches<br />
<strong>in</strong> der Deutschen Demokratischen Republik. –<br />
Falke 7: 3–7<br />
SCHILDMACHER, H. (1975): Der Bestand des Weißstorches<br />
<strong>in</strong> der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre<br />
1974. – Falke 22: 366 – 371<br />
SCHIMKAT, J. (1996): Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />
und Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – Poster auf der Internationalen<br />
Weißstorchtagung vom 26.– 29.9.1996 <strong>in</strong><br />
Hamburg, NABU Institut für Wiesen und Feuchtgebiete<br />
SCHIMKAT, J. & SCHRACK, M. (1997): NABU-Weißstorchprojekt<br />
„Sohlwiesen Großdittmannsdorf“. – Veröff.<br />
Mus. Westlausitz Kamenz, Tagungsband „Die Moritzburger<br />
Kle<strong>in</strong>kuppenlandschaft – e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> Mitteleuropa“:<br />
108–112<br />
SCHMIDT, R., WIRTH, P., BANSE, J., WITSCHAS, S., BEEG, B.,<br />
WAHL, M. & BELITZ, I. (1993): Entwicklungstendenzen<br />
im Umland großer Städte <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />
am Anfang der 90er Jahre. – IÖR-Schriften 01, Dresden<br />
98<br />
Literatur<br />
SCHOLZE, W. (1933): Der Bestand des Weißen Storches, Ciconia<br />
c. ciconia L., <strong>in</strong> Ostsachsen <strong>in</strong> den Jahren 1931<br />
und 1932. – Mitt. Ver. Sächs. Orn. 4: 23 – 26<br />
SCHOLZE, W. & LIEBMANN, G. (1930): Der Bestand des<br />
Weißen Storches, Ciconia c. ciconia L., <strong>in</strong> Ostsachsen. –<br />
Mitt. Ver. Sächs. Orn. 3: 87–96<br />
SCHULZ, H. (1987): Thermoregulatorisches Be<strong>in</strong>koten des<br />
Weißstorchs (Ciconia ciconia). Analyse des Verhaltens<br />
und se<strong>in</strong>er Bedeutung für Verluste bei ber<strong>in</strong>gten Störchen<br />
im afrikanischen W<strong>in</strong>terquartier. – Vogelwarte 34:<br />
107 – 117<br />
SCHULZ, H. (1988): Weißstorchzug. Ökologie, Gefährdung<br />
und Schutz des Weißstorchs <strong>in</strong> Afrika und Nahost.<br />
WWF-Umweltforschung 3, Königslutter-Lelm<br />
SCHULZ, H. (1999): Der Weltbestand des Weißstorchs (Ciconia<br />
ciconia) – Ergebnisse des 5. Internationalen Weißstorchzensus<br />
1994/95. – In: Schulz, H. (Hrsg.) Weißstorch<br />
im Aufw<strong>in</strong>d? – Proc. Int. Symp. on the White<br />
Stork Hamburg 1996. Naturschutzbund Deutschland,<br />
Bonn: 335 – 350<br />
SCHÜZ, E. (1952): Zur Methode der Storchforschung. –<br />
Beitr. Vogelkde. 2: 287–298<br />
SELLHEIM, H. (1986): Untersuchungen zum Beutefangverhalten<br />
und zur Aktionsraumnutzung der Weißstorchbrutpaare<br />
im Unteren Allertal im Jahre 1985. Diplomarbeit,<br />
Universität Hannover<br />
SIEFKE, A. (1981): Dismigration und Ortstreue beim Weißstorch<br />
(Ciconia ciconia) nach Ber<strong>in</strong>gungsergebnissen<br />
aus der DDR. – Zool. Jb. Syst. 108: 15 – 35<br />
SIEFKE, A. (1989): Ber<strong>in</strong>gung von Weißstörchen (Ciconia<br />
ciconia) <strong>in</strong> der DDR – wie weiter? – Ber. Vogelwarte<br />
Hiddensee 9: 10–15<br />
STAMMER, H.J. (1937): E<strong>in</strong> Beitrag zur Ernährung des<br />
weißen Storches (Ciconia c. ciconia L.). – Ber. Ver.<br />
Schles. Orn. 22: 20 – 28<br />
STEFFENS, R., SAEMANN, D. & GRÖSSLER, K. (Hrsg.) (1998):<br />
Die Vogelwelt <strong>Sachsen</strong>s. G. Fischer, Jena<br />
STEINBACHER, J. (1936): Untersuchungen über die Nahrungsbiologie<br />
des Weißen Storches (Ciconia c. ciconia<br />
[L.]) <strong>in</strong> Ostpreußen 1933 und 1933. – Schr. Phys.-ökon.<br />
Ges. Königsberg 69: 23 – 36<br />
THOMAS, B.T. (1977): Hood<strong>in</strong>g and other techniques for<br />
hold<strong>in</strong>g and handl<strong>in</strong>g nestl<strong>in</strong>g storks. – North Amer.<br />
Bird Bander: 47–49<br />
THOMAS, V.G. (1987): Nutritional, morphological, and<br />
behavioural considerations for rear<strong>in</strong>g birds for release.<br />
– J. Orn. 128: 423 – 430
THOMSEN, K. M. & STRUWE, B. (1993): Der Schreitjäger<br />
liebt kurzrasiges Grünland. Zur Nahrungsökologie des<br />
Weißstorches <strong>in</strong> der Kulturlandschaft. – Landesamt für<br />
Naturschutz u. Landschaftspflege Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />
Bauernblatt/Landpost 47/143 (30): 18–20<br />
ULBRICHT, J. (1988): Das Phänomen der Dismigration bei<br />
Vögeln – se<strong>in</strong>e Ursachen und Konsequenzen. Diss., Universität<br />
Greifswald<br />
VÖLLM, J. (1995): Todesursachen von Weißstörchen. – In:<br />
Biber, O., Enggist, P., Marti, C. & Salathé, T. (eds.):<br />
Proc. Int. Symp. White Stork (Western Population), Basel<br />
1994: 349 – 358<br />
WOBUS, U. (1963): Der Bestand des Weißen Storches,<br />
Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der östlichen Oberlausitz<br />
1954 – 1960. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 38<br />
(9): 1–11<br />
ZIMMERMANN, R. (1933): Der Wiederanstieg des Storch -<br />
bestandes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – Mitt. Landesver. Sächs. Heimatschutz<br />
22: 86 – 92<br />
ZIMMERMANN, R. (1937): Die Bestandsveränderungen beim<br />
Weißen Storch, Ciconia c. ciconia L., <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> seit<br />
dem Jahre 1934. – Mitt. Ver. Sächs. Orn. 5: 151 – 156<br />
ZIMMERMANN, R. & BÖHMER, H. (1941): Über das Vorkommen<br />
des Weißen Storches, Ciconia c. ciconia L., <strong>in</strong><br />
Nordwestsachsen. – Mitt. Ver. Sächs. Orn. 6: 206 – 209<br />
ZIMMERMANN, R. & SCHOLZE, W. (1935): Das Vorkommen<br />
des Storches, Ciconia c. ciconia L., und die Wiederzunahme<br />
se<strong>in</strong>es Bestandes seit 1928. – Mitt. Ver. Sächs.<br />
Orn. 4: 147–174<br />
ZINK, G. (1967): Populationsdynamik des Weißen Storchs,<br />
Ciconia ciconia, <strong>in</strong> Mitteleuropa. – Proc. XIV. Int. Orn.<br />
Congr. Oxford: 191–215<br />
Nicht zitierte Literatur zum Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
BÄßLER, R. (1999): Weißstorch 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> – Rekord<br />
bei Jungenzahlen. – Mitt. für sächsische Ornithologen<br />
1/1998, NABU Landesverband <strong>Sachsen</strong> e. V., LFA Ornithologie/Vogelschutz<br />
(Hrsg.)<br />
BÄßLER, R. (2000): 1999 – e<strong>in</strong> gutes Weißstorchjahr <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>. – Mitt. für Ornithologen 1/1999, NABU Lan des -<br />
verband <strong>Sachsen</strong> e.V.,LFAOrnithologie/Vogelschutz (Hrsg.)<br />
BIBRA, F. Frh. v. (1941): [Lausitzer Storch brütet <strong>in</strong> Franken.]<br />
– Anz. Orn. Ges. Bayern 3: 144<br />
BERGER, R. (1968): Trauer überm Storchennest <strong>in</strong> Mutzschen.<br />
– Rundblick 15: 298<br />
BERGER. R. (1969): Das Mutzschener Storchenpaar 1968. –<br />
Rundblick 16: 121–122<br />
Literatur<br />
BERGER, B. (1970): Das Storchenjahr 1969. – Rundblick 17,<br />
1: 48<br />
BLÜMEL, H. (1984): Zur Brutbiologie des Weißstorches. –<br />
Falke 31: 128–130<br />
BRUCHHOLZ, S. (1978): Der Storch, Ciconia ciconia, im<br />
Karpfenteich. – Beitr. Vogelkde. 24: 112<br />
CREUTZ, G. (1962): Erhaltet unserer Heimat den Storch! –<br />
Mitt. Zentrale Naturschutzverwaltung Berl<strong>in</strong> 7 (2): 1–7<br />
CREUTZ, G. (1968): Der Storch braucht Hilfe! – Naturschutzarb.<br />
<strong>in</strong> Mecklenburg 11: 27–32<br />
CREUTZ, G. (1974): Storks r<strong>in</strong>ged <strong>in</strong> Poland breed <strong>in</strong> Oberlausitz.<br />
– The R<strong>in</strong>g 81: 184 –186<br />
CREUTZ, G. (1978): Störche im Gebirge? – Sächs. Gebirgsheimat:<br />
17<br />
CREUTZ, G. (1979): R<strong>in</strong>gablesungen bei e<strong>in</strong>em Weißstorch<br />
(Ciconia ciconia). – The R<strong>in</strong>g 100: 47–48<br />
CREUTZ, G. (1979): E<strong>in</strong> zweidottriges Ei beim Weißstorch<br />
(Ciconia ciconia). – Vogelwarte 30: 143–145<br />
CREUTZ, G. (1984): Von Störchen im Kreis Bautzen und der<br />
Storchzählung 1984. – Bautzener Kulturschau 34, 7:<br />
13 –14<br />
CREUTZ, G. (1985): Die Entwicklung des Storchenbestandes<br />
<strong>in</strong> der DDR 1958 bis 1984. – Vogelwelt 106: 211–214<br />
CREUTZ, G. (1985): Das Storchenjahr 1985 im Kreis Bautzen.<br />
– Bautzener Kulturschau Heft 11: 9–10<br />
CREUTZ, G. (1986): Zum Vorkommen des Weißstorches<br />
(Ciconia ciconia) <strong>in</strong> der DDR 1974–1984. – Beih. Veröff.<br />
Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 43:<br />
121 – 125<br />
CREUTZ, G. (1986): Der Weißstorch als Objekt der Forschung<br />
und des Naturschutzes. – Falke 33: 91– 96<br />
DORNBUSCH, M. (1982a): Zur Populationsdynamik des<br />
Weißstorches, Ciconia ciconia (L.). – Ber. Vogelwarte<br />
Hiddensee 3: 19 – 28<br />
DORNBUSCH, M. (1982b): Störche! – Falke 29: 222 – 233<br />
EDLER, O. (1959): Zwei Storchenpaare ohne Niststätte. –<br />
Rundblick 6: 390<br />
EGGERS, H. (1978): Zum Stand von R<strong>in</strong>gablesungen beim<br />
Weißstorch <strong>in</strong> der DDR. – Falke 25: 410 – 411<br />
EGGERS, H., RIEMER, F. & GRISK, A. (1978): Zum Vorkommen<br />
chlororganischer Verb<strong>in</strong>dungen (DDT, PCB) <strong>in</strong><br />
Greifvogel- und Weißstorcheiern. – Beitr. Vogelkde. 24:<br />
253 – 256<br />
ERDMANN, G. (1984): Der Weißstorch im Kreis Eilenburg.<br />
In: Aus der Arbeit der Gesellschaft Natur und Heimat im<br />
Kr. Eilenburg: 11–15<br />
99
FEHSE, C. (1967): Bemerkenswerter Durchzug des Weißstorches.<br />
– Falke 14: 354<br />
FIEDLER, G. (1967): Bautzner Storch brütet <strong>in</strong> Hessen. –<br />
Falke 14: 318<br />
GRAF, D. (1979): E<strong>in</strong>e beispielhafte Aktion für den Weißstorch.<br />
– Naturschutzarb. u. naturkundl. Heimatforschung<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 21: 67–68<br />
GRAF, D. (1980): Nachtrag zum Helmsdorfer Storchenpaar.<br />
– Naturschutzarb. u. naturkundl. Heimatforsch. <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
22: 55 – 56<br />
GRÜNKE, E. (1994): Zur Situation des Weißstorches im<br />
Landkreis Weißwasser. – Heimatkundl. Beitr. Landkreis<br />
Weißwasser/Oberl. 11: 80 – 83<br />
HANSCHMANN, E. (1968): Zur Geschichte des Storchen -<br />
nestes <strong>in</strong> Malkwitz. – Rundblick 15: 429 – 431<br />
HANTZSCH, B. (1904): [Storch im Dezember.] – Orn. Mschr.<br />
29: 274<br />
HERR, O. (1927): Der Bestand des weißen und schwarzen<br />
Storches <strong>in</strong> der preußischen Oberlausitz. – Abh. Naturforsch.<br />
Ges. Görlitz 30, 1: 70–92<br />
HERSCHMANN, W. (1996): Schutz und Bestandsentwicklung<br />
des Weißstorches <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. – Jubiläumsband<br />
Weißstorch – 3. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer Storchentag<br />
21.– 23.10.1994, Loburg: 93 – 94<br />
HERSCHMANN, W. (1996): Regionales Ber<strong>in</strong>gungsprogramm<br />
für den Weißstorch (Ciconia ciconia) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. –<br />
3. <strong>Sachsen</strong>-Anhaltischer Storchentag 21.– 23.10.1994,<br />
Loburg: 169<br />
HEYDER, R. (1906): Zum Brutvorkommen des weißen<br />
Storchs im westlichen <strong>Sachsen</strong>. – Falco 2: 76–77<br />
HEYDER, R. (1907): Ciconia ciconia als Brutvogel Westsachsens.<br />
– Orn. Mber. 15: 181–182<br />
HEYDER, R. (1965): Das Nächtigen von Storchflügen <strong>in</strong> Ortschaften.<br />
– Falke l2: 65<br />
KLAUS, A. (1980): Zum ersten Male zwei Storchenpaare <strong>in</strong><br />
Grethen. – Rundblick 27: 174<br />
KLENGEL, A. (1914): Umsetzung e<strong>in</strong>es Storchnestes. – Orn.<br />
Mschr. 39: 417– 420<br />
KNOBLOCH, H. (1957): Weißstorch im November 1955. –<br />
Falke 4: 176<br />
KOPSCH, H. (1980): Das Storchen-Brutjahr 1980. – Rundblick<br />
27: l73–174<br />
KUMMERLÖWE, H. (1936): Zum ehemaligen Brutvorkommen<br />
des Weißen Storches, Ciconia c. ciconia L., im<br />
Böhlitz-Ehrenberg-Gundorfer Gebiet. – Mitt. Ver.<br />
Sächs. Orn. 5: 38 – 39<br />
LEHMANN, H. (1967): Vom Weißen Storch. – Unser Kreis<br />
Torgau 3: 101–106<br />
100<br />
Literatur<br />
MAKATSCH, W. (1928): Der weiße Storch, auch <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />
e<strong>in</strong> aussterbendes Naturdenkmal. – Zool. Garten<br />
(NF) 1: 105–109<br />
MELDE, M. (1975): Außergewöhnliche Beobachtungen bei<br />
der Nahrungsaufnahme e<strong>in</strong>es Weißstorches (Ciconia ciconia)<br />
und e<strong>in</strong>es Graureihers (Ardea c<strong>in</strong>erea). – Beitr.<br />
Vogelkde. 21: 495 – 496<br />
MENZEL, F. (1997): Der Weißstorch (Ciconia c. ciconia L.)<br />
im Niederschlesischen Oberlausitzkreis und der kreisfreien<br />
Stadt Görlitz. – Heimatkundl. Beitr. Niederschles.<br />
Oberlausitzkreis 13: 27–36<br />
MENZEL, H. (1961): Zum Vorkommen des Weißstorches,<br />
Ciconia c. ciconia (L.), im Kreis Hoyerswerda. – Abh.<br />
Ber. Naturkundemus. Görlitz 37, 1: 109–135<br />
MENZEL, H. (1961): Weißstorch aus Polen brütet <strong>in</strong> der<br />
Oberlausitz. – Falke 8: 140<br />
MENZEL, H. (1963): Zum Vorkommen des Weißstorches<br />
(Ciconia c. ciconia) im Kreis Senftenberg. – Abh. Ber.<br />
Naturkundemus. Görlitz 38, 8: 1–10<br />
MENZEL, H. (1964): Bisamratte, Ondratra zibethica, als<br />
Nahrung des Weißstorches, Ciconia ciconia. – Beitr.<br />
Vogelkde. 9: 377<br />
MENZEL, H. (1973): Nestjunger Weißstorch (Ciconia ciconia)<br />
erstickt bei der Nahrungsaufnahme. – Beitr. Vogelke.<br />
19: 222<br />
MENZEL, H. (1998): Weißstorch, Ciconia c. ciconia (L.,<br />
1758). In: Krüger, S., Gliemann, L., Melde, M., Schrack,<br />
M., Mädler, E. & Z<strong>in</strong>ke, O. (Hrsg.) Die Vogelwelt des<br />
Landkreises Kamenz und der kreisfreien Stadt Hoyerswerda.<br />
– Veröff. Mus. Westlausitz Kamenz, Sonderheft:<br />
48 u. 57– 60<br />
SCHÜTZE, B. (1984): E<strong>in</strong>e Storchengeschichte. – Panthera:<br />
25 – 28<br />
SCHÜZ, E. (1961a): R<strong>in</strong>gfundmaterial (Stand 1960) zum<br />
Thema: Westeuropäische Zugscheide des Weißstorches.<br />
– Auspicium 1: 243–269<br />
SCHÜZ, E. (1961b): R<strong>in</strong>gfundmaterial (Stand 1960/61) zum<br />
Thema: Westeuropäische Zugscheide des Weißstorches.<br />
Zweiter Teil. – Auspicium 1: 273 – 310<br />
SCHÜZ, E. & SZIJJ, J. (1975): Bestandsveränderungen beim<br />
Weißstorch, fünfte Übersicht: 1959–1972. – Vogel -<br />
warte 28: 61– 93<br />
TEICHMANN, H. (1983): Der Weißstorch. – Rundblick 30:<br />
121–122<br />
ZELLER, K. (1955): E<strong>in</strong> Storch-Wiederfund <strong>in</strong> Jerusalem. –<br />
Falke 2: 34<br />
ZIMMERMANN, R. (1922): Zur Geschichte des Storches <strong>in</strong><br />
Westsachsen. – Mitt. Landesver. Sächs. Heimatschutz<br />
11: 66 – 68
8 Tabellenverzeichnis<br />
Seite<br />
Tab. 1: Bestandszahlen (<strong>in</strong> Paaren) des Weißstorches<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Ländern Mitteleuropas<br />
(Angaben aus BOETTCHER-STREIM & SCHÜZ<br />
1989, SCHULZ 1999)...........................................10<br />
Tab. 2: Ansiedlungen des Weißstorches im<br />
Regierungsbezirk Chemnitz <strong>in</strong> neuerer Zeit ......14<br />
Tab. 3: Ausdehnung des Weißstorch-Verbreitungsgebietes<br />
im Regierungsbezirk Dresden <strong>in</strong><br />
südliche Richtung ..............................................14<br />
Tab. 4: Altkreise mit hohen Storchendichten<br />
(HPa/100 km 2 ) 1958 und 1999 ..........................15<br />
Tab. 5: Ber<strong>in</strong>gungszahlen des Weißstorches <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>, aufgeschlüsselt auf die Territorien<br />
der heutigen Kreise ............................................20<br />
Tab. 6: Wiederfunde (WF) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter<br />
Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Bundesländern<br />
Deutschlands und <strong>in</strong> anderen Staaten .....22<br />
Tab. 7: Zahlen der mit R<strong>in</strong>gen anderer Ber<strong>in</strong>gungszentralen<br />
ber<strong>in</strong>gten und <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wiedergefundenen<br />
Weißstörche....................................23<br />
Tab. 8: Entfernungen der Herkunftsorte von fremden<br />
Weißstörchen, die sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> angesiedelt<br />
bzw. möglicherweise angesiedelt<br />
haben..................................................................31<br />
Tab. 9: Umsiedlungsentfernungen bei der ersten<br />
Brut folgeansiedlung...........................................33<br />
Tab. 10: Wiederfundmatrix der Totfunde sächsischer<br />
Weiß störche (1964–98) ....................................34<br />
Tab. 11: Lebenstafel sächsischer Weißstörche<br />
(1964 – 83)..........................................................35<br />
Tab. 12: Standorte von Weißstorchnestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
(1994).................................................................38<br />
Tab. 13: Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der DDR<br />
(SCHILDMACHER 1960 und 1975)........................39<br />
Tab. 14: Entwicklung der Wahl der Neststandorte<br />
des Weißstorchs <strong>in</strong> der Niederlausitz von<br />
1974 bis 1995 (KÖHLER 1999) ...........................39<br />
Tab. 15: Verteilung der Neststandorte auf Grünlandklassen<br />
im Nestnahbeich sowie äußeren<br />
Bereich des kartierten Nahrungshabitates<br />
(1994). Kreis I = Grünland im Nestnahbereich,<br />
Kreis A = Grünland im äußeren<br />
Bereich des Nahrungshabitates..........................43<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Seite<br />
Tab. 16: Untersuchte Brutplätze und Aspekte für<br />
deren Auswahl ...................................................43<br />
Tab. 17: E<strong>in</strong>schätzung der Häufigkeit verschiedener<br />
Nahrungskomponenten anhand von Beobachtungen<br />
an e<strong>in</strong>igen Brutplätzen.<br />
1 = ke<strong>in</strong>e bis wenig, 2 = mäßig, 3 = viel............44<br />
Tab. 18: Nahrungsangebot auf ausgewählten Grünlandflächen<br />
<strong>in</strong> Brutplatznähe.<br />
1 = ohne bis ger<strong>in</strong>g, 2 = mäßig, 3 = hoch ..........44<br />
Tab. 19: Nutzung der potentiellen Nahrungsflächen<br />
(= landwirtschaftliche Nutzflächen + Brachland)<br />
durch die Weißstorchpaare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
3 km-Radius um verschiedene Brutplätze.<br />
In Spalte 2 ist außer der Gesamtfläche<br />
jeweils auch die Grünland- (G), Feuchtgebiets-<br />
(F) und Ackerfläche (A) angegeben. .....45<br />
Tab. 20: Brutberichte zu den untersuchten Standorten<br />
für die Jahre 1985 bis 1994................................45<br />
Tab. 21: Entwicklung der Tierbestände und Futterflächen<br />
im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong>. (Quelle:<br />
Sächsische Agrarberichte 1993 und 1998,<br />
Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft,<br />
Ernährung und Forsten)..........................48<br />
Tab. 22: Entwicklung des Anbaus von Mähdruschfrüchten<br />
im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (% des Ackerlandes)<br />
(Quelle: Sächsischer Agrarbericht<br />
1993, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />
Landwirtschaft, Ernährung und Forsten) ...........48<br />
Tab. 23: Todesursachen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />
(nur Funde mit bekannter Ursache).......52<br />
Tab. 24: Materialliste für Nestunterlage „Modell<br />
Großenha<strong>in</strong>“.......................................................67<br />
Tab. 25: Materialliste für Nestunterlage „Modell<br />
Tesch ner“ ............................................................67<br />
Tab. 26: Materialliste für Dachreiter ...............................69<br />
Tab. 27: Materialliste für Vorrichtungen zur Mastbesteigung<br />
..........................................................70<br />
Tab. 28: Vorkommen ausgewählter Arten im Projektgebiet<br />
Sohlwiesen Großdittmannsdorf...............85<br />
101
9 Abbildungsverzeichnis<br />
Seite<br />
Abb. 1: Klappernde Weißstörche auf dem Nest;<br />
14.06.1992, Deutschbaselitz/Lkr. Kamenz<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Tamke ...........................2<br />
Abb. 2: Weißstorch auf Nahrungssuche<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski......................8<br />
Abb. 3: Bestandsentwicklung des Weißstorchs <strong>in</strong><br />
Deutsch land von 1983 bis 1999; Angaben<br />
aus KAATZ (1999) und BAG WEIßSTORCH-<br />
SCHUTZ (1997–2000)........................................11<br />
Abb. 4: Weißstorch bei der Nahrungssuche im<br />
Flach wasser, Foto: Archiv LfUG, H. Rank.......11<br />
Abb. 5: Zwei besetzte Weißstorchnester auf e<strong>in</strong>em<br />
Gebäude mit Weichdach; Dauban/Lkr.<br />
NOL (hist. Aufnahme)<br />
Foto: Archiv LfUG, ILN .................................11<br />
Abb. 6 : Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
im Jahre 1961...................................................12<br />
Abb. 7: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
im Jahre 1979...................................................13<br />
Abb. 8: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
im Jahre 1999...................................................13<br />
Abb. 9: Fliegender Weißstorch<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Schipke.......................15<br />
Abb. 10: Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />
(Nestpaare gesamt) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum<br />
1950 bis 1999............... ............................16<br />
Abb. 11: Weißstorchgelege<br />
Foto: P. Reuße .................................................17<br />
Abb. 12: Jährlicher Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis<br />
1999 .................................................................17<br />
Abb. 13: Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten; dargestellt<br />
s<strong>in</strong>d jeweils das arithmetische<br />
Mittel, die Standardabweichung und die<br />
Spanne der Werte.............................................18<br />
Abb. 14: Nestkampf; 10.04.1981, Wartha/Lkr.<br />
Kamenz, Foto: Archiv LfUG, R. Schipke .......18<br />
Abb. 15: Fünf Junge im Nest; 01.08.1993, Böhla/<br />
Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ..........18<br />
102<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Seite<br />
Abb. 16: Jährliche Anzahl ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />
von 1964 bis 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> .........................19<br />
Abb. 17: Anzahl der Ber<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kreisen.............................................................21<br />
Abb. 18: Vergleich zwischen der Jungvogelzahl und<br />
der Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel <strong>in</strong> denjenigen<br />
Kreisen vor der Kreis gebietsreform,<br />
<strong>in</strong> denen im Zeitraum 1964 – 94 mehr als<br />
1000 Jungvögel registriert wurden ..................21<br />
Abb.19: Entwicklung der Wiederfundzahlen <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen markierter<br />
Weißstörche im Zeitraum 1964 bis 1998 ........23<br />
Abb. 20: Weißstorch-Ansammlung am 15.08.1998<br />
bei Lenz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>. Insgesamt<br />
hielten sich 170 Weißstörche auf<br />
der Nahrungsfläche auf. Foto: P. Reuße........24<br />
Abb. 21: Wiederfundentfernungen und -richtungen<br />
sächsischer Weißstörche während des<br />
ersten Wegzuges..............................................25<br />
Abb. 22: Wiederfundentfernungen sächsischer<br />
Weißstörche im ersten Lebensjahr; dargestellt<br />
s<strong>in</strong>d jeweils der Median und die<br />
Spanne der festgestellten Entfernungen<br />
(n =307) ...........................................................26<br />
Abb. 23a: Zugwege und Aufenthalt sächsischer Weißstörche<br />
im ersten Lebensjahr ...........................26<br />
Abb. 23b und c: Zugwege und Aufenthalt sächsischer<br />
Weißstörche ab dem 2. Lebensjahr..................26<br />
Abb. 24: Mediane und Spannen der Wiederfundentfernungen<br />
von Weißstörchen sowie der<br />
Anteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 200km-Radius während<br />
der 1.– 4. „Brutzeit“ (Entfernungsachse<br />
logarithmisch skaliert) .....................................27<br />
Abb. 25: Verteilung sämtlicher Wiederfunde<br />
sächsischer Weiß störche während des<br />
Zuges (n = 525).............................................27<br />
Abb. 26: Herkunftsorte während ihres ersten Wegzuges<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> festgestellter, fremder<br />
Weißstörche (n = 109) ..................................27<br />
Abb. 27: Zeitliches Auftreten von Weißstörchen<br />
fremder Herkunft während des ersten<br />
Wegzugs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ........................................28<br />
Abb. 28: Alter sächsischer Weißstörche bei der<br />
Erstfeststellung als Brutvogel..........................29
Seite<br />
Abb. 29: Verteilung der Ansiedlungsrichtungen sächsischer<br />
Weißstörche (nur Brutnachweise,<br />
n=320). Die Länge der Balken gibt die<br />
Häufigkeit der Funde <strong>in</strong> der jeweiligen<br />
Richtung an......................................................29<br />
Abb. 30: Ansiedlungsentfernungen sächsischer<br />
Weißstörche .....................................................30<br />
Abb. 31: Herkunftsorte der Weißstörche, die außerhalb<br />
<strong>Sachsen</strong>s als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt und<br />
später <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvögel oder<br />
potentielle Brutvögel zur Brutzeit festgestellt<br />
wurden (n = 191).................................32<br />
Abb. 32: Kunststoff-Schnüre als Todesursache bei<br />
e<strong>in</strong>em nestjungen Weißstorch; 09.07.1994,<br />
Re<strong>in</strong>ersdorf / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße .................................................33<br />
Abb. 33: Altersspezifische Mortalität sächsischer<br />
Weiß störche .......................................................35<br />
Abb. 34: Vergleich der altersspezifischen Sterblichkeiten<br />
der Jahrgänge 1964 – 81 und 1982 –<br />
98 .....................................................................35<br />
Abb. 35: Zusammenhang zwischen der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Tot fund rate im ersten Lebensjahr und der<br />
Rate der durch Freileitungen verursachten<br />
Tot funde von Störchen im ersten<br />
Lebensjahr .......................................................35<br />
Abb. 36: Überlebenskurve der Weißstörche des<br />
sächsischen Brutbestandes basierend auf<br />
den Letzt beobach tungen (n = 479) .................36<br />
Abb. 37: Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde sächsischer<br />
Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Altersklassen....................................................36<br />
Abb. 38: Alterstruktur des sächsischen Weißstorchbrut<br />
bestandes......................................36<br />
Abb. 39: Nest auf e<strong>in</strong>em Kirchendach <strong>in</strong> Staupitz;<br />
1994, Lkr. Torgau-Oschatz<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf.................37<br />
Abb. 40: Nest auf Schornste<strong>in</strong>, Fabrikgelände an der<br />
Kirche; 1994, Pristäblich/Lkr. Delitzsch<br />
Foto: J. Hennersdorf ........................................37<br />
Abb. 41: Nest auf Giebelstützen; 18.07.1993,<br />
Wa<strong>in</strong>sdorf/ Land Brandenburg (an der<br />
sächsischen Grenze), Foto: P. Reuße...............38<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Seite<br />
Abb. 42: Nest auf Nisthilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eiche; 1994,<br />
Vier eichen/ Lkr. NOL, Foto: W. Klauke ........39<br />
Abb. 43: Nest (Nisthilfe) auf abgestorbener Fichte;<br />
1994, Rietschen / Lkr. NOL<br />
Foto: W. Klauke ..............................................39<br />
Abb. 44: Nest auf e<strong>in</strong>em Apfelbaum; 19.06.1983,<br />
Volkersdorf /Lkr. Meißen<br />
Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf.................40<br />
Abb. 45: Nahrungssuche auf e<strong>in</strong>er Wiese<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski....................41<br />
Abb. 46: Weißstorch-Paar, e<strong>in</strong> Partner br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en<br />
„Be grü ßungsstrauß“; 10.05.1973, Ste<strong>in</strong>itz/<br />
Lkr. Kamenz<br />
Foto: Archiv LfUG, R. Schipke.......................42<br />
Abb. 47: Häufigkeitsverteilung der Gründlandflächen<br />
nach Größenklassen im Umkreis<br />
von 2 km um das Nest von 255 Weißstorchbrutplätzen<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ...........................42<br />
Abb. 48: Beziehung zwischen Grünlandanteil des<br />
Umlandes und mittlerem Bruterfolg im<br />
Zeitraum 1989–98 an 255 Brutplätzen<br />
des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.............................42<br />
Abb. 49: Weißstorch und Graureiher nutzen e<strong>in</strong>e<br />
Nahrungsquelle, Foto: P. Reuße......................43<br />
Abb. 50: Weißstorch im Nahrungsgebiet; 1995,<br />
Kodersdorf (Rengersdorf) Lkr. NOL<br />
Foto: A. Gebauer .............................................46<br />
Abb. 51: W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong> der näheren Umgebung<br />
des Neststandortes; 2000, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf,<br />
Kle<strong>in</strong>röhrsdorf/Lkr. Kamenz<br />
Foto: F. Förster .............................................S.47<br />
Abb. 52: Rastende Weißstörche auf Hochspannungsfreileitungsmast;<br />
10.08.1995,<br />
Colmnitz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße .................................................49<br />
Abb. 53: Auf dem Nest vom Blitz erschlagener<br />
Altvogel (13.08.1998); 15.08.1998, Böhla/<br />
Lkr. Riesa-Gro ßen ha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße .................................................50<br />
Abb. 54: Während e<strong>in</strong>es Nestkampfes abgeworfene<br />
Weißstorchnestl<strong>in</strong>ge; 04.06.1994,<br />
Stölpchen/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße .................................................50<br />
103
Seite<br />
Abb. 55: Plasteschnüre im Weißstorchnest;<br />
29.06.1998, Seerhausen /Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................51<br />
Abb. 56: Vergleich der Anteile der e<strong>in</strong>zelnen Todesursachen<br />
ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />
und außerhalb Mitteleuropas ..................52<br />
Abb. 57: Räumliche Verteilung der Wiederfunde<br />
mit den wichtigsten Todesursachen.................53<br />
Abb. 58: Anteile der Todesursachen nach Altersklassen<br />
..........................................................53<br />
Abb. 59: Anteile der Todesursachen nach Zeiträumen<br />
.............................................................53<br />
Abb. 60: Lebenstafel und Matrizenmodell zum<br />
Weißstorch (s. auch Abkürzungsverzeichnis)......................................................54<br />
Abb. 61: Ber<strong>in</strong>gungshelfer bei der Ber<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es<br />
Nestl<strong>in</strong>gs; 09.07.1995, Rostig / Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................55<br />
Abb. 62: Kenngrößen des Populationsmodells...............56<br />
Abb. 63a: Entwicklung des Realbestandes (HPa3M),<br />
Dismigration (Z3M) und Stabilitätsdifferenz<br />
(DF3M) im Zeitraum 1961–1999...........57<br />
Abb. 63b: Entwicklung der Nettoreproduktionsrate<br />
(NR3M) und der Dismigrationsrate<br />
(ZR3M) ............................................................57<br />
Abb. 64: Nach der Ber<strong>in</strong>gung - neben den Jungen<br />
Utensilien für die Ber<strong>in</strong>gung sowie für die<br />
Ermittlung von Maßen und Gewichten;<br />
26.06.1999, Zabeltitz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>,<br />
Foto: P. Reuße ........................................58<br />
Abb. 65: Nest auf Schornste<strong>in</strong>lüfter e<strong>in</strong>es Stallgebäudes;<br />
15.07.1994, Göhra / Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................59<br />
Abb. 66: Dr. G. Creutz (re.), verdienstvoller sächsischer<br />
Weißstorchforscher und -schützer,<br />
geme<strong>in</strong>sam mit C. Biberste<strong>in</strong> bei der Vorbereitung<br />
e<strong>in</strong>er Weißstorchber<strong>in</strong>gung;<br />
27.06.1971, Wartha /Lkr. Kamenz<br />
Foto: R. Schipke............................................60<br />
Abb. 67: Massensterben von Nestl<strong>in</strong>gen nach<br />
Schlechtwetterperiode; 12.07.1996, Lkr.<br />
Riesa-Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ..................63<br />
104<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Seite<br />
Abb. 68: Beispiel für die Verbesserung von<br />
Nahrungshabitaten – Renaturierung des<br />
Scheidebaches; 1996, Drausendorf /<br />
Lkr. Löbau-Zittau, Foto: J. Gosteli..................65<br />
Abb. 69: Ausbildung e<strong>in</strong>er Grabentasche.......................65<br />
Abb. 70: Nestmast mit Trittstellen für Kontrolle und<br />
Ber<strong>in</strong>gung; Kreckwitz / Lkr. Bautzen<br />
Foto: S. Teschner.............................................66<br />
Abb. 71: Schornste<strong>in</strong>abdeckung zur Vermeidung<br />
des H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzens von Weißstörchen;<br />
1997, Dresden-Gohlis, Foto: S. Teschner........66<br />
Abb. 72: Nestunterlage ,,Modell Großenha<strong>in</strong>“ ..............67<br />
Abb. 73: Nestunterlage ,,Modell Teschner“...................68<br />
Abb. 74 Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage; April<br />
1994, Dresden-Cossebaude<br />
Foto: S. Teschner.............................................68<br />
Abb. 75: Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage<br />
(1 Felge, 2 Speiche).........................................68<br />
Abb. 76: Dachreiter ........................................................69<br />
Abb. 77: Betonmast mit Aufstiegsleiter („Modell<br />
Großenha<strong>in</strong>“) ..................................................70<br />
Abb. 78: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage auf e<strong>in</strong>em<br />
Schornste<strong>in</strong> durch zwei Bergsteiger; 1997,<br />
Dresden-Leuben, Foto: S. Teschner ................70<br />
Abb. 79: Marderschutz ...................................................71<br />
Abb. 80: E<strong>in</strong> absturzgefährdetes Nest soll verkle<strong>in</strong>ert<br />
werden; 06.07.1988, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf /<br />
Lkr. Kamenz, Foto: S. Teschner......................72<br />
Abb. 81: Dra<strong>in</strong>age e<strong>in</strong>es Nestes......................................72<br />
Abb. 82: Schutzhauben auf stehenden Isolatoren;<br />
1998, Welxande/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: P. Reuße .................................................73<br />
Abb. 83: Holzgerüst als Nisthilfe; 1994, Lückersdorf<br />
/ Lkr. Kamenz, Foto: L. Gliemann...........74<br />
Abb. 84: Verletzter Weißstorch im Transportbehältnis<br />
(Jute sack), 6.12.99<br />
(Foto: A. Gebauer)...........................................76
Seite<br />
Abb. 85: Pflege e<strong>in</strong>es verletzten Weißstorches im<br />
Naturschutz-Tierpark Görlitz; April 1996<br />
Foto: A. Gebauer .............................................78<br />
Abb. 86: E<strong>in</strong>gliedern von aus abgeworfenen Eiern<br />
künst lich aufgezogenen jungen Weißstörchen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Weißstorchbrut; 25.06.1999, Villa Naturschutz-Tierpark<br />
Gör litz<br />
Foto: A. Gebauer .............................................79<br />
Abb. 87: Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe; auf dem<br />
Schornste<strong>in</strong> im H<strong>in</strong>tergrund „wartet“ das<br />
Brutpaar, das 1993 auf der neuen Nisthilfe<br />
2 Junge aufzog; 02.05.1993, Großdittmannsdorf,<br />
Foto: M. Schrack..........................80<br />
Abb. 88: Weißstorchnest auf Schornste<strong>in</strong> – im<br />
H<strong>in</strong>tergrund landwirtschaftliche Nutzflächen<br />
im Elbtal; 08.06.1998, Dresden-<br />
Cossebaude, Foto: B. Katzer ...........................83<br />
Abb. 89: Erfolgreiche Weißstorch-Umsiedlung.<br />
Rechts im Bild mit Abweiser versehener<br />
alter Neststandort auf historischem Gebäude<br />
(Fasanenschlößchen) – l<strong>in</strong>ks im Bild neu<br />
errichtete Nisthilfe (Mast). 1993, Moritzburg<br />
/ Lkr. Meißen, Foto: S. Teschner .............84<br />
Abb. 90: Neugestalteter Weißstorch-Lebensraum<br />
<strong>in</strong> den Sohlwiesen bei Großdittmannsdorf;<br />
August 1998, Lkr. Meißen<br />
Foto: T. Rott.....................................................85<br />
Abb. 91: Jungstörche vor dem Ausfliegen;<br />
31.07.2000, Großraschütz/Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................86<br />
Abb. 92: Zugewachsenes Weißstorch-Nest;<br />
Quersa/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />
Foto: H. Köppler..............................................88<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Seite<br />
Abb. 93: Weißstorch-Informationsveranstaltung <strong>in</strong><br />
der Schu le Re<strong>in</strong>holdsha<strong>in</strong>/Weißeritzkreis<br />
Foto: S. Teschner.............................................90<br />
Abb. 94: Informationstafel am Weißstorchnest <strong>in</strong> Bärwalde/Lkr.<br />
Meißen<br />
Foto: U. Materni..............................................91<br />
Abb. 95: Störche auf den Michelsteichwiesen;<br />
Juli 1997, Mücka/NOL<br />
Foto: W. Klauke ..............................................93<br />
Abb. 96: Nest auf Gärtnerei-Schornste<strong>in</strong>; 1991,<br />
Sproitz/Lkr. NOL, Foto: F. Menzel.................93<br />
Abb. 97: Wiesenmahd; 1998, Friedewald/Lkr.<br />
Meißen, Foto: U. Materni..............................110<br />
Abb. 98: Mahd zieht Weißstörche zur Nahrungs suche an;<br />
1999, Schönborn/Lkr.<br />
Kamenz, Foto: B. Lichtenberger ...................112<br />
Abb. 99: Nahrungssuchender Weißstorch auf abgeweideter<br />
Fläche; Mai 1996, Biehlen/Lkr. Oberspreewald-Lausitz<br />
(Brandenburg)<br />
Foto: R. Kam<strong>in</strong>ski..........................................112<br />
Abb. 100: Weißstorch auf 20kV-Mast mit Hängeisolatoren<br />
– weißstorchgerechte Ausbildung von Energie -<br />
freileitungs-Systemen – e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> Zukunft<br />
wichtigsten Aufgaben im Weißstorchschutz;<br />
1998, südlich von Thiendorf/Lkr. Riesa-<br />
Gro ßen ha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ...........................113<br />
Abb. 101: Nestsanierung; März 1993, Zodel/NOL<br />
Foto: W. Klauke ............................................114<br />
Abb. 102: Nest auf Nisthilfe an e<strong>in</strong>er Ru<strong>in</strong>e;<br />
18.07.1998, Folbern/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>,<br />
Foto: P. Reuße ......................................115<br />
105
10 Abkürzungsverzeichnis<br />
Ai<br />
Altersklassenmatrix<br />
A0<br />
Startmatrix<br />
b45<br />
Anteil der brütenden Vögel bei den Vierjährigen<br />
BAG Bundesarbeitsgruppe<br />
BP Brutpaar<br />
BV Brutvogel<br />
E- Elektro-<br />
Ex. Exemplar<br />
DF Stabilitätsdifferenz<br />
DF3M Mittelwert des jährlichen Fehlbetrags von<br />
Brutpaaren entsprechend der Nettoreproduk -<br />
tion bei drei aufe<strong>in</strong>ander folgenden Jahren<br />
DZ Durchzügler<br />
HPa Nestpaar (=Brut- oder Nestpaar) zur Brutzeit<br />
am Nest anwesend (HPm + HPo)<br />
HP5 – HP16 Nestpaare (5. – 16. Lebensjahr)<br />
HPa3M Mittelwert der Werte HPa dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />
folgender Jahre<br />
HPa realer Brutbestand des Jahres i +1<br />
HPG errechneter Brutpaarbestand des Jahres i +1<br />
HPG1 realer Brutbestand des Jahres i<br />
HPm Nestpaar mit flüggen (ausgeflogenen) Jungen<br />
HPm1 Nestpaar mit 1 flüggen Jungen (analog bei<br />
2–5 Jungen)<br />
HPo Nestpaar ohne flügge Junge, doch <strong>in</strong> der<br />
Brutzeit m<strong>in</strong>destens 4 Wochen am Nest<br />
HE Nest von E<strong>in</strong>zelstorch besetzt<br />
imm. immatur<br />
juv. juvenil<br />
JZ Anzahl der Jungen<br />
JZ1 Jungvögel im 1. Lebensjahr<br />
JZ1 – JZ4 Nichtbrüter, 1. – 4. Lebensjahr<br />
JZa Anzahl flügger Junge pro Nestpaar<br />
(HPa + HPo) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />
JZG Gesamtzahl flügger Junge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />
im Jahr<br />
JZm Anzahl flügger Junge pro Nestpaar mit Jungen<br />
(HPm) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />
106<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
KULAP Kulturlandschaftsprogramm<br />
kV Kilovolt<br />
L Lebensjahr<br />
LfUG Sächsisches Landesamt für Umwelt und<br />
Geologie<br />
Lkr. Landkreis<br />
MTB-Q Meßtischblattquadrant<br />
NABU Naturschutzbund Deutschland<br />
NG Nahrungsgast<br />
Njg. Nestjunges<br />
NOL Niederschlesischer Oberlausitzkreis<br />
NR Verhältnis des Brutpaarbestandes aus der<br />
Nettoreproduktion zum Ausgangsbestand<br />
NR3M Mittelwert der Werte NR dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />
folgender Jahre<br />
NSI Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V.<br />
pi<br />
Überlebensrate (altersabhängig)<br />
RB Regierungsbezirk<br />
rDZ regelmäßiger Durchzügler<br />
rNG regelmäßiger Nahrungsgast<br />
SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz<br />
sM s<strong>in</strong>gendes Männchen<br />
SMUL Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt<br />
und Landwirtschaft<br />
StUFA Staatliches Umweltfachamt<br />
t1<br />
1 Jahr<br />
T Übergangsmatrix<br />
Tha Tausend Hektar<br />
üfl. überfliegend<br />
UNB Untere Naturschutzbehörde<br />
Z3M Mittelwert der jährlichen Dismigration Z<br />
dreier aufe<strong>in</strong>ander folgender Jahre<br />
ZR Verhältnis der jährlichen Dismigration Z<br />
zum Brutpaarbestand<br />
ZR3M Mittelwert der Werte ZR dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />
folgender Jahre<br />
„H“ steht bei den entsprechenden Abkürzungen ursprünglich für „Horst“ und wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
hier so belassen. Ansonsten wurde der Begriff „Nest“ verwendet.
Anhang<br />
107
Anlage 1<br />
108<br />
Anhang<br />
Entwicklung Realbestand, Nettoreproduktion und Dismigration (1960–1999)<br />
Jahr HPa JZa HPa3M Z3M DF3M NR ZR NR3M ZR3M<br />
1961 119 1,55 0,871 0,341 0 0<br />
1962 144 2,33 117,67 0,938 0,225 0 0<br />
1963 128 1,8 130,33 22,71 -10,05 0,922 -0,038 0,91 0,176<br />
1964 143 2,31 138,33 18,64 -10,64 0,896 0,198 0,919 0,129<br />
1965 162 2,12 144,33 19,35 -13,35 0,891 0,213 0,903 0,125<br />
1966 186 2,24 163,67 32,24 -12,91 0,939 0,182 0,909 0,198<br />
1967 159 1,46 169 18,49 -13,15 0,924 -0,081 0,918 0,105<br />
1968 164 1,45 169,67 11,16 -10,49 0,953 0,076 0,939 0,059<br />
1969 175 1,78 166 4,79 -8,45 0,977 0,084 0,951 0,026<br />
1970 183 2,16 174 12,28 -4,28 0,991 0,052 0,974 0,071<br />
1971 199 2,39 185,67 16,87 -5,2 0,944 0,132 0,971 0,09<br />
1972 200 2,38 194 19,41 -11,08 0,893 0,112 0,942 0,099<br />
1973 187 1,52 195,33 18 -16,67 0,908 0,029 0,915 0,091<br />
1974 257 2,15 214,67 35,31 -15,98 0,956 0,304 0,919 0,148<br />
1975 248 1,98 230,67 29,47 -13,47 0,946 0,019 0,937 0,118<br />
1976 250 1,91 251,67 31,67 -10,67 0,96 0,048 0,954 0,124<br />
1977 260 2,03 252,67 15,73 -14,73 0,918 0,117 0,941 0,061<br />
1978 291 2,44 267 30,03 -15,7 0,936 0,164 0,938 0,11<br />
1979 274 1,88 275 24,83 -16,83 0,954 -0,013 0,936 0,089<br />
1980 313 1,96 292,67 32,48 -14,81 0,948 0,17 0,946 0,107<br />
1981 335 2,01 307,33 30,87 -16,21 0,933 0,128 0,945 0,095<br />
1982 282 1,45 310 18,97 -16,3 0,959 -0,14 0,947 0,053<br />
1983 306 1,75 307,67 11 -13,34 0,981 0,096 0,958 0,028<br />
1984 288 1,72 292 -4,72 -10,94 0,955 -0,015 0,965 -0,019<br />
1985 259 1,9 284,33 -0,63 -7,03 0,993 -0,105 0,976 -0,008<br />
1986 280 1,42 275,67 0,11 -8,78 0,959 0,113 0,969 -0,002<br />
1987 261 2,71 266,67 0,74 -9,74 0,941 -0,009 0,964 0<br />
1988 260 2,07 267 12,84 -12,51 0,961 0,036 0,953 0,047<br />
1989 299 2,29 273,33 19,27 -12,93 0,954 0,17 0,952 0,066<br />
1990 304 1,98 287,67 30,62 -16,29 0,911 0,104 0,942 0,103<br />
1991 285 1,33 296 25,72 -17,39 0,955 -0,019 0,94 0,085<br />
1992 311 1,82 300 19,8 -15,8 0,975 0,107 0,947 0,064<br />
1993 369 2,07 321,67 32,52 -10,85 0,962 0,189 0,964 0,092<br />
1994 356 2,33 345,33 36,35 -12,69 0,948 0,017 0,962 0,104<br />
1995 402 1,08 375,67 52,02 -21,69 0,904 0,2 0,938 0,135<br />
1996 445 1,47 401 57,09 -31,76 0,896 0,191 0,916 0,136<br />
1997 346 1,02 397,67 32,72 -36,05 0,928 -0,194 0,909 0,066<br />
1998 409 2,24 400 27,46 -25,13 0,996 0,158 0,94 0,052<br />
1999 413 1,77 389,33 11,01 -21,67 0,923 0,086 0,949 0,017<br />
Mittelwerte<br />
262,87 0,941 0,088
Anlage 2 Beispiel für Nahrungshabitatkartierung<br />
M Mähwiese<br />
GVW Großviehweide<br />
KVW Kle<strong>in</strong>viehweide<br />
Tr Mr Trocken-/Magerrasen<br />
Röhricht<br />
Naß-/Feuchtwiese<br />
➜<br />
➜<br />
Anhang<br />
Kartierungsfläche: Nest Kreckwitz, Lkr. Bautzen, Nestumkreis mit Radius 2km<br />
Legende:<br />
Gewässer<br />
Brache<br />
Weißstorchnest<br />
R Raps<br />
G Getreide<br />
M Mais<br />
Maßstab 1:25000<br />
K Klee<br />
L Luzerne<br />
FG Futtergetreide<br />
H Hackfrüchte<br />
GM Gemüse<br />
Sonstiges<br />
Darstellung auf Grundlage der Topographischen Karte 1 : 25 000 RD mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes<br />
<strong>Sachsen</strong>, Genehmigungsnummer: DN 692/01. Änderungen und thematische Ergänzungen durch den Herausgeber.<br />
Jede weitere Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Landesvermessungsamtes <strong>Sachsen</strong> und des Herausgebers.<br />
109
110<br />
Anhang<br />
Anlage 3 Aufwand zur Realisierung e<strong>in</strong>es Projektes für den Weißstorch-Lebensraumschutz<br />
Aufgabe Durchzuführende Arbeiten [nache<strong>in</strong>ander und / oder parallel]<br />
Fachliche Konzipierung – Auswertung <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>Sachsen</strong><br />
– Abstimmung mit Zustimmung der Flächennutzer<br />
(Term<strong>in</strong>absprache, persönliches Gespräch)<br />
– Gestaltung der Nutzungsänderung (Pachtvertrag, o.ä.)<br />
– Bereitstellung Projektunterlagen der Kommune<br />
– persönliche Absprachen<br />
Erstellung fachspezifischer – Auftragserteilung<br />
Unterlagen – projektspezifische Begleitung (Boden, Flora, Fauna u.a.)<br />
Projektierung – Auftragserteilung und Bereitstellung der Unterlagen<br />
– Abstimmung mit Naturschutzbehörden<br />
– Fachliche Begleitung der Projektierung<br />
– Projektabnahme<br />
E<strong>in</strong>holung Stellungnahme der Träger – Bereitstellung Projektunterlagen<br />
öffentl. Belange – Bearbeitung der Auflagen (u.a. wasserrechtl. Genehmigung)<br />
– Ausschreibung (Bereitstellung der Unterlagen, Zuschlagsvergabe)<br />
– Bauleitung<br />
– Abnahme<br />
Durchführung des Dauerbetriebes – Flächenbewirtschaftung<br />
– Objektsicherung<br />
– Kontrolle<br />
– Dokumentation<br />
Abb. 97: Wiesenmahd; 1998, Friedewald/Lkr. Meißen Foto: U. Materni
Anhang<br />
Anlage 4 Objektliste am Beispiel Niederschlesischer Oberlausitzkreis<br />
Objektliste – Übersicht 1995<br />
Regierungsbezirk: Dresden Kreis: Niederschl. Ol. – Kr.<br />
Nr. Objekt Priorität MTB-Q Bemerkungen Stand 2000<br />
Nestbezogene Maßnahmen:<br />
8 Maßnahmen an 32 Neststandorten<br />
Maßnahmen mit Bezug zu Elektroenergie-Anlagen:<br />
E<strong>in</strong>zelmaßnahmen:<br />
25 Förstgen hoch 4653-4 Grabenrenaturierung, Umwandlung<br />
Acker <strong>in</strong> Grünland,<br />
Renaturierung Mooraue am<br />
Tauerwiesenteich<br />
<strong>in</strong> Bearbeitung<br />
31 Zodel (Neißeaue) hoch 4755-4 Grünlandvernässung, Anlage Realisierung<br />
Kle<strong>in</strong>gewässer 2000<br />
45 Klitten / Kaschel hoch 4653-3 Vernässung durch Graben-<br />
Anstau, Wiesenpflege durch<br />
Staffelmahd<br />
realisiert<br />
76 Ebersbach-Königsha<strong>in</strong> niedrig 4855-2 Bachrenaturierung und Grün- nicht realisiert<br />
(Königsha<strong>in</strong>er Wasser) landvernässung<br />
77 Daubitz hoch 4554-4 Grünlandbewirtschaftung und<br />
Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer<br />
nicht realisiert<br />
78 Kunnersdorf<br />
(Aue des Weißen Schöps)<br />
hoch 4755-3 Renaturierung Feuchtbiotop realisiert<br />
79 Ebersbach-Girbigsdorf-<br />
Kunnersdorf<br />
(Aue des Weißen Schöps)<br />
hoch 4855-2 Extensive Wiesenpflege KULAP<br />
80 Schleife-Trebendorf hoch 4455-3 Extensive Wiesenpflege KULAP<br />
94 Ödernitz mittel 4754-2 Grabenrenaturierung nicht realisiert<br />
95 Förstgen-Ölsa hoch 4754-1 Meliorationsrückbau, Umwandlung<br />
Acker <strong>in</strong> Grünland<br />
nicht realisiert<br />
96 Kosel mittel 4654-2 Umwandlung Acker <strong>in</strong> Feuchtgrünland,<br />
Meliorationsrückbau<br />
nicht realisiert<br />
97 Mücka mittel 4654-3 Renaturierung Mühlteich realisiert<br />
98 Quolsdorf mittel 4655-1 Grabenrenaturierung, Grünlandvernässung,<br />
Errichtung<br />
Nisthilfe<br />
nicht realisiert<br />
99 Hähnichen hoch 4655-1 Schaffung Feuchtgebiet auf<br />
Ruderalfläche, Grabenrenaturierung,<br />
Grünlandvernässung<br />
nicht realisiert<br />
100 Großsaubernitz hoch 4753-4 Wiederherstellung Feuchtgrünland<br />
(10 ha), Schaffung Gewässerrandstreifen<br />
mit anschl.<br />
Dauergrünland<br />
nicht realisiert<br />
113 Förstgen-Tauer niedrig 4653-4 Anlage Feuchtsenken,<br />
Vernässung durch Grabenstau<br />
realisiert<br />
Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Abt. Natur- und Landschaftsschutz<br />
111
112<br />
Anhang<br />
Abb. 98: Mahd zieht Weißstörche zur Nahrungssuche an; 1999, Schönborn/Lkr. Kamenz Foto: B. Lichtenberger<br />
Abb. 99: Nahrungssuchender Weißstorch auf abgeweideter Fläche; Mai 1996, Biehlen/Lkr. Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg)<br />
Foto: R. Kam<strong>in</strong>ski
Anhang<br />
Abb. 100: Weißstorch auf 20kV-Mast mit Hängeisolatoren – weißstorchgerechte Ausbildung von energiefreileitungs-Systemen<br />
– e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> Zukunft wichtigsten Aufgaben im Weißstorchschutz; 1998, südlich von Thiendorf/Lkr. Riesa-<br />
Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />
113
Abb. 101: Nestsanierung; März 1993, Zodel, NOL Foto: W. Klauke<br />
114
Abb. 102: Nest auf Nisthilfe an e<strong>in</strong>er Ru<strong>in</strong>e; 18.07.1998, Folbern/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße
Sächsisches<br />
Landesamt<br />
für Umwelt<br />
und Geologie<br />
Ber<strong>in</strong>gter Weißstorch; 1994, Pressel/Landkreis Delitzsch<br />
Foto: J. Hennersdorf