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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

Weißstorch<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt und Geologie


Abb. 1: Klappernde Weißstörche auf dem Nest; 14.06.1992, Deutschbaselitz/Lkr. Kamenz Foto: Archiv LfUG, J. Tamke


Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2000<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Rudolf Bäßler, Jan Schimkat, Joachim Ulbricht<br />

mit Beiträgen von Axel Gebauer und Peter Reuße<br />

sowie unter Mitwirkung von über 80 sächsischen Ornithologen<br />

und Weißstorchschützern<br />

R<strong>in</strong>gfundmitteilung<br />

der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee<br />

14/2000<br />

Herausgeber:<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie


Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2000<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Titelbild<br />

Weißstörche (Ciconia ciconia)<br />

Foto: Archiv LfUG, H.-D. Schernick<br />

Rückbild<br />

Weißstorch (Ciconia ciconia)<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />

Herausgeber:<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie<br />

Zur Wetterwarte 11, D-01109 Dresden<br />

eMail: Poststelle@lfug.smul.sachsen.de<br />

Autoren:<br />

Dr. Rudolf Bäßler, Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V., Albertstraße 24,<br />

D-01097 Dresden<br />

Jan Schimkat, Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V., Albertstraße 24,<br />

D-01097 Dresden<br />

Dr. Joachim Ulbricht, Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz, Park 2,<br />

D-02699 Neschwitz<br />

unter Mitwirkung von über 80 sächsischen Ornithologen und Weißstorchschützern<br />

R<strong>in</strong>gfundmitteilung der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee 14 /2000<br />

4<br />

Impressum<br />

Fachliche Bearbeitung:<br />

R. Bäßler, J. Schimkat, J. Ulbricht (Kap. 1, 2.1, 2.2, 2.4, 2.5, 4)<br />

R. Bäßler, R. Kretzschmar, J. Schimkat (Kap. 6.5)<br />

R. Bäßler, J. Schimkat (Kap. 6)<br />

R. Bäßler (Kap. 3, 5)<br />

A. Gebauer (Kap. 5.5)<br />

P. Reuße (Kap. 2.5.2, 5.3, 5.4)<br />

J. Schimkat (Kap. 2.6, 6.4)<br />

J. Ulbricht, W. Nachtigall (Kap. 2.5.7)<br />

J. Ulbricht, W. Nachtigall, U. Kirchhoff (Kap. 2.3)<br />

Redaktionelle Bearbeitung:<br />

Steffen Rau, Referat Landschaftspflege, Artenschutz<br />

Abteilung Natur- und Landschaftsschutz des Sächsischen<br />

Landesamtes für Umwelt und Geologie<br />

Redaktionsschluss:<br />

11/2000<br />

Zitiervorschlag:<br />

Bäßler, R., J. Schimkat & J. Ulbricht: <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.) –<br />

Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden 2000.<br />

Gestaltung, Satz, Repro:<br />

Werbeagentur Friebel<br />

Pillnitzer Landstr. 37, D-01326 Dresden<br />

Druck und Versand:<br />

Sächsisches Druck- und Verlagshaus AG,<br />

Tharandter Str. 23-27, D-01159 Dresden<br />

Fax: (0351) 42 03 186<br />

eMail: versand@sdv.de<br />

Auflage: 1000<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

Diese Veröffentlichung kann von der Sächsischen Druck- und Verlagshaus<br />

AG, Dresden gegen 25,– DM bezogen werden.<br />

H<strong>in</strong>weis:<br />

Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (LfUG) herausgegeben.<br />

Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern im Wahlkampf<br />

zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen<br />

Bezug zu e<strong>in</strong>er bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Weise verwendet werden, die als Parte<strong>in</strong>ahme des Landesamtes zugunsten<br />

e<strong>in</strong>zelner Gruppen verstanden werden kann. Den Parteien ist es gestattet,<br />

die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.<br />

Copyright:<br />

Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe,<br />

s<strong>in</strong>d dem Herausgeber vorbehalten.<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Dezember 2000<br />

Das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie ist im Internet.<br />

Internet-Adresse: http://www.lfug.de


Inhalt<br />

Vorwort ........................................................................................................................................................................ 7<br />

Vorbemerkungen und Danksagung ............................................................................................................................. 9<br />

1 E<strong>in</strong>führung ............................................................................................................................................................... 10<br />

2 Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ..................................................................................................................................... 12<br />

2.1 Verbreitung, Bestand und Bestandsentwicklung ....................................................................................................... 12<br />

2.1.1 Verbreitung ................................................................................................................................................................ 12<br />

2.1.2 Bestand ....................................................................................................................................................................... 14<br />

2.1.3 Bestandsentwicklung ................................................................................................................................................. 15<br />

2.2 Fortpflanzungsergebnisse .......................................................................................................................................... 17<br />

2.3 Zug, Ansiedlungsverhältnisse, Sterblichkeit und Altersstruktur ............................................................................... 19<br />

2.3.1 Vorbemerkungen ....................................................................................................................................................... 19<br />

2.3.2 Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfundmaterial ....................................................................................................................... 19<br />

2.3.3 Zug ............................................................................................................................................................................. 22<br />

2.3.4 Ansiedlungsverhältnisse (Dismigration) .................................................................................................................... 28<br />

2.3.5 Sterblichkeit ............................................................................................................................................................... 33<br />

2.3.6 Altersstruktur ............................................................................................................................................................. 36<br />

2.4 Lebensraum ................................................................................................................................................................ 37<br />

2.4.1 Neststandorte ............................................................................................................................................................. 37<br />

2.4.2 Nahrungshabitate ....................................................................................................................................................... 39<br />

2.4.3 Ökologische Situation an ausgewählten Brutplätzen ................................................................................................. 43<br />

2.5 Gefährdungen ............................................................................................................................................................. 47<br />

2.5.1 Lebensraumveränderungen ........................................................................................................................................ 47<br />

2.5.2 Gefährdungen durch elektrische Freileitungen .......................................................................................................... 48<br />

2.5.3 Gefährdungen am Nest .............................................................................................................................................. 50<br />

2.5.4 E<strong>in</strong>fluß von Bioziden ................................................................................................................................................. 50<br />

2.5.5 Abstürze und Kollision mit Fahrzeugen .................................................................................................................... 51<br />

2.5.6 Gefahren auf dem Zug und im W<strong>in</strong>terquartier .......................................................................................................... 51<br />

2.5.7 Todesursachen anhand von R<strong>in</strong>gfunden .................................................................................................................... 52<br />

2.6 Analyse der Bestandsdynamik mit e<strong>in</strong>em Populationsmodell ................................................................................... 54<br />

2.6.1 Grundlagen ................................................................................................................................................................. 54<br />

2.6.2 Ergebnisse und Schlußfolgerungen ........................................................................................................................... 56<br />

3 Geschichte und aktueller Stand des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ................................................................. 59<br />

4 Strategien und Grundsätze des Weißstorchschutzes ............................................................................................ 61<br />

4.1 Strategische Ziele ....................................................................................................................................................... 61<br />

4.2 Grundsätze im Weißstorchschutz .............................................................................................................................. 61<br />

4.2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze .............................................................................................................................................. 61<br />

4.2.2 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes zur Sicherung des Nahrungsangebotes ............................................ 61<br />

4.2.3 Sicherung und Neuanlage von Niststätten ................................................................................................................. 62<br />

4.2.4 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische Freileitungen ............................................................................. 62<br />

4.2.5 Reduzierung weiterer Gefährdungen ......................................................................................................................... 62<br />

4.2.6 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche ..................................................................................................... 62<br />

4.2.7 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................................................. 63<br />

4.2.8 Forschung ................................................................................................................................................................... 63<br />

5 Handlungsempfehlungen für Schutzmaßnahmen ................................................................................................ 64<br />

5.1 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes zur Sicherung des Nahrungsangebotes ............................................ 64<br />

5.1.1 Erhaltung und Verbesserung vorhandener Nahrungshabitate ................................................................................... 64<br />

5.1.2 Neuanlage von Nahrungshabitaten ............................................................................................................................ 64<br />

5.1.3 Gesetzliche Grundlagen und Organisation der Arbeit ............................................................................................... 65<br />

Seite<br />

5


5.2 Neuanlage und Sicherung von Nistplätzen ................................................................................................................ 66<br />

5.2.1 Auswahl des Standortes ............................................................................................................................................. 66<br />

5.2.2 Anfertigung von Nestunterlagen................................................................................................................................. 67<br />

5.2.3 Nisthilfen auf Gebäuden ............................................................................................................................................ 69<br />

5.2.4 Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en ...................................................................................................................................... 69<br />

5.2.5 Nisthilfen auf Masten ................................................................................................................................................. 69<br />

5.2.6 Nisthilfen auf Bäumen ............................................................................................................................................... 71<br />

5.2.7 Organisation und Kosten ........................................................................................................................................... 71<br />

5.2.8 Sicherung von Nistplätzen ......................................................................................................................................... 71<br />

5.3 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische Freileitungen ............................................................................. 72<br />

5.3.1 Veränderung der Bauweise ........................................................................................................................................ 72<br />

5.3.2 Veränderung der Trassenführung .............................................................................................................................. 73<br />

5.3.3 Verh<strong>in</strong>derung von Leitungsanflügen ......................................................................................................................... 73<br />

5.3.4 Standortwahl für Nestneubauten ................................................................................................................................ 74<br />

5.4 Reduzierung weiterer Gefährdungen ......................................................................................................................... 75<br />

5.5 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche ..................................................................................................... 75<br />

5.5.1 Kriterien für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen ........................................................................................................................................ 75<br />

5.5.2 Ursachen für E<strong>in</strong>lieferungen ...................................................................................................................................... 75<br />

5.5.3 Fang und Transport .................................................................................................................................................... 76<br />

5.5.4 Erste Hilfe und veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung ................................................................................................... 77<br />

5.5.5 Pflegemaßnahmen ...................................................................................................................................................... 77<br />

5.5.6 Auswilderung/Freilassung ......................................................................................................................................... 79<br />

5.5.7 Erfolgsaussichten ....................................................................................................................................................... 79<br />

6 Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es .............................................................................................................. 80<br />

6.1 Objektlisten ................................................................................................................................................................ 80<br />

6.1.1 Zweck und Anwendung der Objektlisten .................................................................................................................. 80<br />

6.1.2 Erarbeitung der Objektlisten ...................................................................................................................................... 80<br />

6.1.3 Gestaltung und Inhalt der Objektlisten ...................................................................................................................... 82<br />

6.2 Durchgeführte praktische Schutzmaßnahmen ........................................................................................................... 82<br />

6.2.1 Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung des Nahrungsangebotes .............................................................. 82<br />

6.2.2 Anlage und Schutz der Niststätten ............................................................................................................................. 87<br />

6.2.3 M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich der Niststätten ........................................................................... 87<br />

6.2.4 Soforthilfe bei Gefährdungen von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen, Jung- und Altvögeln ......................................................... 87<br />

6.3 Erfahrungen bei der Umsetzung ................................................................................................................................ 87<br />

6.4 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................................................. 89<br />

6.5 Organisation und Betreuernetz des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ......................................................................... 91<br />

6.5.1 Verantwortliche Behörden ......................................................................................................................................... 91<br />

6.5.2 Institutionen für den Weißstorchschutz auf privater Grundlage ................................................................................ 91<br />

6.5.3 E<strong>in</strong>richtungen zur Pflege flugunfähiger oder verletzter Weißstörche ....................................................................... 91<br />

6.5.4 Weißstorch-Gebietsbetreuer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> .................................................................................................................... 92<br />

6.5.5 Erfolge und Probleme des Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ....................................................................................... 92<br />

7 Literatur ..................................................................................................................................................................... 94<br />

8 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................. 101<br />

9 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................................. 102<br />

10<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................ 106<br />

Anhang ..................................................................................................................................................................... 107<br />

6<br />

Inhalt


Vorwort<br />

Die Erhaltung der Mannigfaltigkeit unserer e<strong>in</strong>heimischen Flora und Fauna setzt voraus, daß geeignete Lebensräume<br />

geschützt und pfleglich behandelt werden. Außerdem müssen solche Landschaftsbestandteile ausreichend vernetzt<br />

se<strong>in</strong>. Grundlage für den Artenschutz und e<strong>in</strong>e dessen wichtigster Aufgaben ist die Berücksichtigung dieses Anliegens<br />

<strong>in</strong> Biotopschutz- und Biotopvernetzungsplanungen. Für ausgewählte Arten, wie z. B. den Weißstorch, besteht zusätzlich<br />

die Notwendigkeit weitergehender, artspezifischer Maßnahmen und Programme.<br />

Der Weißstorch hat e<strong>in</strong>erseits durch se<strong>in</strong>e Entwicklung zum Mitbewohner menschlicher Siedlungen und Element ökologisch<br />

reichhaltiger Agrarlandschaften erstaunliche Fähigkeiten zur Nutzung veränderter Lebensräume bewiesen. Andererseits<br />

ist er wegen der nunmehr <strong>in</strong> den meisten Brutgebieten engen B<strong>in</strong>dung an den Menschen und die von dessen Wirken geprägten<br />

Kulturlandschaften <strong>in</strong> besondere Abhängigkeit geraten. Se<strong>in</strong>e primären Lebensräume <strong>in</strong> Europa – Flußniederungen<br />

und andere große Feuchtgebiete – wurden bereits vor längerer Zeit beg<strong>in</strong>nend durch Kultivierungs-maßnahmen weitgehend<br />

ökologisch entwertet. Zusätzlich zu natürlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen drohen ihm hier seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten Gefährdungen<br />

durch immer <strong>in</strong>tensivere Nutzungsprozesse <strong>in</strong> der Landwirtschaft. H<strong>in</strong>zu kommen beträchtliche Unfallgefahren durch verschiedene<br />

technische Anlagen <strong>in</strong> der Landschaft sowie immer noch zunehmenden Fahrzeug-verkehr. Viele der genannten<br />

Gefährdungen wirken ebenso <strong>in</strong> den Durchzugs- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten.<br />

Die Ergebnisse der seit 1934 <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen weltweit durchgeführten Weißstorchzählungen weisen für bestimmte<br />

Phasen <strong>in</strong> vielen Gebieten drastische Bestandsrückgänge aus, die vielfach zweifelsfrei mit den oben genannten anthropogenen<br />

Faktoren <strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Wenn auch <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> positiver Bestandstrend<br />

festgestellt werden konnte, so bleibt der Weißstorch dennoch vor allem <strong>in</strong> Mitteleuropa e<strong>in</strong>e gefährdete Vogelart, die<br />

<strong>in</strong> den entsprechenden Roten Listen geführt wird. Gegenüber dem 1994/95 ermittelten Gesamtbestand von fast 170 000 Paaren<br />

nimmt sich davon das Vorkommen von etwa 400 Brutpaaren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zunächst recht bescheiden aus. Es besitzt jedoch<br />

am Rand der Kernverbreitung und unter Beachtung des hier schon über mehrere Jahrzehnte anhaltenden leicht positiven Bestandstrends<br />

u. a. besondere Bedeutung für die Wiederbesiedlung angrenzender Landschaften und Länder.<br />

Der Weißstorch ist auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weiterh<strong>in</strong> den bereits erwähnten Gefährdungen ausgesetzt, weshalb für die damit verbundenen<br />

Probleme tragfähige Lösungen gefunden werden müssen. Aus diesem Grund beauftragte das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

für Umwelt und Landesentwicklung das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) mit der Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Artenschutzprogramm</strong>es für den Weißstorch. Dessen Umsetzung sollte und soll vor allem durch Bündelung<br />

von Aktivitäten sowie Konzentration des E<strong>in</strong>satzes von Kapazitäten und Mitteln erfolgen. Neben der allgeme<strong>in</strong>en Beliebtheit<br />

des Vogels fällt dabei <strong>in</strong>s Gewicht, daß der Weißstorch <strong>in</strong> nahezu idealer Weise Eigenschaften e<strong>in</strong>er „Leitart“ aufweist.<br />

Das Programm zielt nicht alle<strong>in</strong> auf den Schutz dieser Vogelart, sondern folgt e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Ansatz. Der differenzierte<br />

Umgang mit ihren Lebensräumen ermöglicht es, weitere Pflanzen- und Tierarten, ja sogar ganze Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

von Feucht-, Agrar- und Offenlandgebieten zu unterstützen. So werden zur Lösung der vorrangigen Zukunftsaufgabe der<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er naturschonenden Landwirtschaft gewichtige Beiträge geliefert. Das Programm dient damit auch dem<br />

ökologischen und emotionalen Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft.<br />

Die vorliegende Veröffentlichung stellt Resultate der Vorbereitung des Programmes und wichtige bisher erreichte Ergebnisse<br />

vor. Bei der Erarbeitung des Manuskriptes erhielten die Autoren des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region Dresden Unterstützung<br />

von der 1999 neu gegründeten Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz. Das LfUG begleitete und förderte dieses Projekt<br />

und übernahm die Redaktion.<br />

Diese Broschüre wendet sich <strong>in</strong>sbesondere an die unmittelbaren Träger der Arbeit im Weißstorchschutz: die Natur-schutzbehörden,<br />

den ehrenamtlichen und privaten Naturschutz sowie weitere Personen. Sie soll Unterstützung und Anregungen<br />

geben bei der Realisierung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es und für weitere wissenschaftliche Arbeiten. Zugleich dient sie zur<br />

Information der Öffentlichkeit. Ich wünsche dem Werk Beachtung und weite Verbreitung.<br />

An dieser Stelle sei allen Mitwirkenden am <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch sowie bei der Erarbeitung der Publikation gedankt.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Michael K<strong>in</strong>ze<br />

Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie<br />

7


Abb. 2: Weißstorch auf Nahrungssuche Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski<br />

8


Vorbemerkungen und Danksagung<br />

Bei der Erforschung und dem Schutz des Weißstorches kann <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> auf e<strong>in</strong>e lange Tradition und bemerkenswerte<br />

Erfolge zurückgeblickt werden. Nach 1990 ergaben sich bei veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlich-ökonomischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auch auf diesem Feld neue Aufgaben, neue Probleme, aber ebenso neue Möglichkeiten.<br />

In Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern, allen voran dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband<br />

<strong>Sachsen</strong> e. V., starteten deshalb das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) und das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

für Umwelt und Landesentwicklung 1994 e<strong>in</strong> <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch, e<strong>in</strong>em der „Flaggschiffe“<br />

des Naturschutzes. In engem Kontakt mit dem LfUG hat dabei das NABU-Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e. V. maßgeblich<br />

Untersuchungen zur komplexen Vorbereitung des Programms sowie Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt – hierbei später<br />

unterstützt von der Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz – und im Regierungsbezirk Dresden auch dessen Umsetzung<br />

wesentlich befördert.<br />

Ohne umfangreiche Freizeitarbeit für Forschung und Schutz war und ist jedoch e<strong>in</strong> <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> undenkbar. So stellt es zum großen Teil e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftswerk vieler sächsischer Ornithologen, Vogelfreunde und<br />

ehrenamtlicher Naturschützer dar. Wir hoffen, daß diese Broschüre bei der weiteren Erarbeitung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>e Hilfe se<strong>in</strong> kann und zu verstärkten Bemühungen zum Schutz des Weißstorches und die durch ihn repräsentierten<br />

Lebensgeme<strong>in</strong>schaften motiviert.<br />

An der Erarbeitung der Unterlagen für das <strong>Artenschutzprogramm</strong> sowie zumeist auch an praktischen Schutzmaßnahmen waren<br />

u. a. beteiligt:<br />

H. Bauer (Frankenha<strong>in</strong>), R. Beier (Ottendorf-Okrilla), J. Benitz (Löbau), S. Bruchholz (Rothenburg), S. Büchner (Mücka),<br />

K. Christian (Görlitz), Dr. G. Creutz (ehemals Neschwitz), H. Doms (Torgau), Dr. H. Dorsch (Rohrbach), G. Erdmann (Leipzig),<br />

F. Felix, G. Fiedler (Glücksburg), A. Fischer (Leipzig), F. Förster (Förstgen), J. Frank (Frankenha<strong>in</strong>), H. Fritsche (Glauchau),<br />

G. Fröhlich (Leipzig), O. Gambke (Riesa), G. Gaertner (Görlitz), Dr. A. Gebauer (Görlitz), L. Gliemann (Kamenz), J.<br />

Gosteli (Görlitz), E. Grünke (Weißwasser), H. Ha<strong>in</strong>ke (Wilthen), U. He<strong>in</strong>rich (Crossen), O. He<strong>in</strong>ze (Meschwitz), J. Her<strong>in</strong>g<br />

(Limbach-Oberfrohna), W. Herschmann (Pirna), D. Heyder (Leipzig), P. Heyne (Mücka), A. Hieke (Klitten), B. Holfter<br />

(Grimma), Dr. P. Hummitzsch (Radebeul), B. Kafurke (Dippoldiswalde), B. Katzer (Meißen), W. Klauke (Mücka), W. Kle<strong>in</strong>ert<br />

(Delitzsch), A. Körtel (z. Z. Teheran), Dr. P. Kneis (Merschwitz), W. Köcher (Grimma), H. Köppler (Großenha<strong>in</strong>), R.<br />

Krönert (Oschatz), W. Kunze (Laußig), J. Kupfer (Kirchberg), K. Liebscher (Freiberg), F. Menzel (Niesky), H. Menzel (Lohsa),<br />

M. Müller (Lotzen), J. Müller (Wurzen), D. Neblung (Kirchberg), D. Noack (Mücka), M. Olias (Meerane), G. Opitz<br />

(Ottendorf-Okrilla), W. Reimann (Olbernhau), S. Reusch (Hoyerswerda), P. Reuße (Treugeböhla), R. Schipke (Wartha),<br />

Dr. R. Schlegel (Lippitsch), D. Schneider (Riesa), H. Schölzel (Hauswalde), H. Schöpcke (Bischofswerda), R. Schöpcke<br />

(Luga), U. Schröder (Ranspach), J. Schulenburg (Ros<strong>in</strong>e), R. Schulze, H. Selbmann (Claußnitz), H. Slomma (Döbern), J.<br />

Spänig (Oschatz), D. Sperl<strong>in</strong>g (Bautzen), D. Spittler (Olbersdorf), Chr. Steudel (Dresden), H. Teichmann (Bennewitz),<br />

S. Teschner (Dresden), H. Trapp (Taubenheim), S. Waurisch ( (ehemals Holscha), H. Weidner (Dresden), D. und P. Wend<br />

(Mörtitz), F. Werner (Freiberg), J. Wolle (Zwönitz) und K. Zeller (Kalkreuth).<br />

E<strong>in</strong>igen der Genannten standen weitere Mitarbeiter aus von ihnen geleiteten Gruppen zur Seite. Die Arbeiten im Regierungsbezirk<br />

Leipzig wurden von R. Ehr<strong>in</strong>g (Leipzig) koord<strong>in</strong>iert. Im Regierungsbezirk Chemnitz lösten diese Aufgabe Frau Dr.<br />

He<strong>in</strong>rich und J. Schulenburg.<br />

Zahlreiche Betriebe, E<strong>in</strong>richtungen und Personen halfen bei praktischen Vorhaben, stellvertretend für alle sei die Dresdner<br />

Firma Garten- und Landschaftsbau Achim Bernhardt GmbH erwähnt.<br />

Dr. E. Bahr und Mitarbeiter produzierten mehrere Beiträge zum Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> für das MDR-Fernsehen.<br />

Die Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee stellte freundlicherweise die Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfunddaten für <strong>Sachsen</strong> zur Verfügung,<br />

wofür namentlich Dr. U. Köppen (Neuenkirchen) genannt werden soll. Dr. R. Klenke (Wendorf) führte Berechnungen<br />

zur Mortalität des Weißstorches aus.<br />

Anregende Diskussionen zu Weißstorchschutz und -forschung konnten geführt werden mit Prof. Dr. F. Bairle<strong>in</strong> (Wilhelmshaven),<br />

H. Heckenroth (Langenhagen), Dr. Dr. S. Herzog (Tharandt), Dr. P. Profus (Kraków), Dr. Chr. Kaatz (Loburg) und<br />

Prof. Dr. G. Thielcke (Radolfzell) sowie den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern des NABU-Institutes für Wiesen und Feuchtgebiete<br />

Bergenhusen (Schleswig-Holste<strong>in</strong>) K. Dziewiaty, Dr. H. Schulz und K.-M. Thomsen.<br />

Von den Staatlichen Umweltfachämtern und Naturschutz behörden erhielten wir wichtige Informationen, <strong>in</strong>sbesondere auch<br />

zu Möglichkeiten bzw. Maßnahmen der Lebensraumgestaltung.<br />

U. Kirchhoff (Arnsdorf), R. Kretzschmar (Dresden) und W. Nachtigall (Pulsnitz) haben wichtige fachliche Grundlagen mit<br />

erarbeitet. Zum Schluß seien die Mitarbeiter der Abteilung Natur- und Landschaftsschutz des LfUG besonders erwähnt: S.<br />

Rau, Dr. R. Steffens und Dr. U. Zöphel – sie haben das <strong>Artenschutzprogramm</strong> und das Broschürenprojekt fachlich und redaktionell<br />

begleitet, gaben zahlreiche wertvolle H<strong>in</strong>weise und Anregungen sowie Unterstützung. Frau G. Freymann übernahm e<strong>in</strong>en<br />

großen Teil technischer Arbeiten.<br />

Ihnen allen, e<strong>in</strong>schließlich der hier nicht bzw. erst im folgenden Text genannten Personen und E<strong>in</strong>richtungen, sagen wir herzlichen<br />

Dank.<br />

Dr. R. Bäßler J. Schimkat Dr. J. Ulbricht<br />

9


1 E<strong>in</strong>führung<br />

Das Brutvorkommen des Weißstorchs (Ciconia ciconia) ist<br />

<strong>in</strong> Mitteleuropa an ökologisch reichhaltig ausgestattete, offene<br />

bis halboffene Kulturlandschaften mit Gewässern und<br />

Feuchtgebieten gebunden. In diesen komplexen Lebensräumen<br />

siedeln zahlreiche weitere gefährdete Tier- und auch<br />

Pflanzenarten. Weißstorchschutz ist deshalb e<strong>in</strong>e Aufgabe,<br />

die weit über Bemühungen zum Erhalt dieser e<strong>in</strong>en Vogelart<br />

h<strong>in</strong>ausreicht. Des weiteren stellt der Weißstorch e<strong>in</strong>en<br />

Teil des Kulturerbes dar und ist Symbol für Aspekte des<br />

Verhältnisses des Menschen zur Natur. Für viele Menschen<br />

bedeutet die Anwesenheit des schwarz-weißen Beschützers<br />

von Haus und Hof sowie Fruchtbarkeitsbr<strong>in</strong>gers e<strong>in</strong> Stück<br />

Lebensqualität. Die Bemühungen um den Weißstorchschutz<br />

können zur Änderung verbreiteter Wertvorstellungen bei -<br />

tragen, h<strong>in</strong> zu der Erkenntnis, daß alle Verantwortung für<br />

die Natur und damit für die Zukunft nachfolgender Generationen<br />

tragen.<br />

Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> muß sich auch an der Situation<br />

der Art <strong>in</strong> Gebieten außerhalb des <strong>Freistaat</strong>es orientieren.<br />

Erst dann wird e<strong>in</strong>e richtige E<strong>in</strong>ordnung möglich. In vielen<br />

Bereichen se<strong>in</strong>es Areals zeigen die Bestände des Weißstorchs<br />

– nach dramatischen Rückgängen vor allem <strong>in</strong> der<br />

ersten Hälfte dieses Jahrhunderts – seit e<strong>in</strong>iger Zeit wieder<br />

positive Trends (s. Tab. 1). So stieg der Weltbestand<br />

der Art von ca. 135.000 Paaren im Jahre 1984 auf ca.<br />

166.000 Paare 1994/95 (SCHULZ 1999), was e<strong>in</strong>er Zunahme<br />

um etwa 23 % entspricht. Die Ursachen dieses Bestandsanstieges<br />

s<strong>in</strong>d aber nur teilweise bzw. unzureichend bekannt.<br />

Für die westliche Population werden als wesentliche Faktoren<br />

das Ausbleiben von Dürreperioden <strong>in</strong> den afrikanischen<br />

W<strong>in</strong>terquartieren und verbesserte Nahrungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />

Spanien angenommen (SCHULZ 1999). Im östlichen Mitteleuropa<br />

und <strong>in</strong> Osteuropa müssen sich die Verhältnisse für<br />

den Weißstorch ebenfalls günstig entwickelt haben, denn<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Polen nahm der Bestand um etwa 10.000 Paare ge-<br />

10<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

genüber 1984 zu (GUZIAK & JAKUBIEC 1999). Nach SCHULZ<br />

(1999) läßt sich dies teilweise durch die großflächige Aufgabe<br />

der Nutzung von Ackerland erklären.<br />

Auch für Deutschland ist <strong>in</strong>sgesamt seit Anfang der 1990er<br />

Jahre wieder e<strong>in</strong>e positive Bestandsentwicklung zu verzeichnen<br />

(Abb. 3; KAATZ 1999, BAG WEIßSTORCHSCHUTZ<br />

1997–2000). Nach e<strong>in</strong>em Tief im Jahre 1988 erhöhte sich<br />

hier der Bestand auf 4284 Paare im Jahre 1999. Den größten<br />

Anteil daran haben die Vorkommen <strong>in</strong> den neuen Bundesländern.<br />

Für <strong>Sachsen</strong> ist die Besonderheit kennzeichnend, daß – von<br />

e<strong>in</strong>igen Schwankungen abgesehen – seit Mitte der 1950er<br />

Jahre e<strong>in</strong>e anhaltende Bestandszunahme stattfand. Seit 1995<br />

siedeln hier – außer im „Störungsjahr“ 1997 – jährlich mehr<br />

als 400 Paare. Im Jahre 2000 wurde dieser Wert wieder<br />

knapp unterschritten.<br />

Der derzeit hohe Bestand an Brutpaaren des Weißstorchs <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> darf nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, daß die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

für diese Art hier bei weitem nicht durchgängig<br />

optimal s<strong>in</strong>d. Die Reproduktion ist ger<strong>in</strong>ger als z. B.<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Gegenden Osteuropas, so daß auch der<br />

sächsische Bestand vermutlich weiterh<strong>in</strong> von der Zuwanderung<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich vorwiegend aus diesen Gebieten abhängig<br />

se<strong>in</strong> wird. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich die<br />

Situation dort e<strong>in</strong>es Tages verschlechtert und daß auch andere<br />

Faktoren wieder zu e<strong>in</strong>er Destabilisierung führen. So<br />

ist die Verbesserung der Lebensbed<strong>in</strong>gungen für den Weißstorch,<br />

z. B. durch Wiederherstellung oder auch Neuschaffung<br />

von Nahrungshabitaten, nach wie vor e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Naturschutzaufgabe <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />

Nach vorausgegangenen entsprechenden Initiativen konnte<br />

das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie im Auftrag<br />

des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt und Landesentwicklung<br />

1994 e<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>en Zeitraum von mehreren<br />

Jahren laufendes <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />

<strong>in</strong>s Leben rufen. Vor allem im Rahmen zweier Werkverträge<br />

erfolgten dazu 1994/95 umfangreiche Vorbereitungen, u. a.<br />

auf der Grundlage e<strong>in</strong>er Auswertung der vorliegenden um-<br />

Tab. 1: Bestandszahlen (<strong>in</strong> Paaren) des Weißstorches <strong>in</strong> verschiedenen Ländern Mitteleuropas<br />

(Angaben aus BOETTCHER-STREIM & SCHÜZ 1989, SCHULZ 1999) * e<strong>in</strong>schließlich sogenannter Projektstörche<br />

Land 1934 1958 1974 1984 1994<br />

Deutschland (gesamt)* 9035 4999 3985 3371 4155<br />

Deutschland (West)* 4407 2499 1957 649 729<br />

Deutschland (Ost) 4628 2500 2928 2722 3426<br />

Dänemark 859 189 40 19 6<br />

Schweiz* 10 0 32 109 162<br />

Österreich 118 + x 276 392 319 350<br />

Tschechien – – – 652 853<br />

Slowakei 2219 – 1124 1018 1082<br />

Ungarn – 7473 4005 4696 4850<br />

Polen – – 32200 30500 40900


Paare<br />

5000<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999<br />

Abb. 3: Bestandsentwicklung des Weißstorchs <strong>in</strong> Deutschland<br />

von 1983 bis 1999; Angaben aus KAATZ<br />

(1999) und BAG WeIßSTORCHSCHUTZ (1997–2000)<br />

fangreichen Daten und Informationen aus <strong>Sachsen</strong> (NATUR-<br />

SCHUTZINSTITUT REGION DRESDEN 1995a, 1995b). Im <strong>Freistaat</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> werden – wie <strong>in</strong> anderen Bundesländern auch – bereits<br />

seit vielen Jahren sowohl der Brutbestand als auch der<br />

Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs alljährlich flächendeckend<br />

von ehrenamtlichen Mitarbeitern erfaßt und teil -<br />

weise auch publiziert (z. B. ERDMANN 1973, 1975; MENZEL &<br />

MENZEL 1967, 1973, 1980, 1988, 1995). E<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven<br />

Ber<strong>in</strong>gungstätigkeit ist es zu verdanken, daß aus <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong><br />

relativ umfangreiches R<strong>in</strong>gfundmaterial vorliegt, anhand dessen<br />

sowohl Angaben zum Zugverhalten (Migration) als auch<br />

Aussagen zu den Überlebensraten (bzw. zur Sterblichkeit)<br />

und zu den Ansiedlungsverhältnissen (Dismigration) gemacht<br />

werden können. Während Angaben zu den Zugwegen und<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebieten vor allem für die Gefährdungsana -<br />

lyse von Bedeutung s<strong>in</strong>d, stellen die Daten zur Dismigration<br />

und Sterblichkeit – zusammen mit den Angaben zur jähr -<br />

lichen Reproduktion – e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage für das Verständnis<br />

populationsökologischer Zusammenhänge dar. E<strong>in</strong>en<br />

weiteren Schwerpunkt bei der Vorbereitung des Artenschutz-<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Abb. 5: Zwei besetzteWeißstorchnester auf e<strong>in</strong>em Gebäude<br />

mit Weichdach; Dauban/Lkr. NOL (hist. Aufnahme)<br />

Foto: Archiv LfUG, ILN<br />

programmes bildete die Analyse der Lebensraumsituation,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Nahrungshabitate. Hierzu waren umfangreiche<br />

Erhebungen im Freiland erforderlich.<br />

Vorrangiges Ziel des eigentlichen <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

ist die Aufwertung der Lebensräume und die damit verbundene<br />

Verbesserung des Nahrungsangebotes für den Weißstorch<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (vgl. BÄßLER 1993). Hierzu gibt es e<strong>in</strong>en<br />

ganzen Katalog von Maßnahmen, deren Realisierung zwar<br />

bereits erste Erfolge hatte, nicht selten aber auch auf<br />

Schwierigkeiten stößt. E<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt ist die Erhaltung<br />

der Nistplätze bzw. deren Neuschaffung an geeigneten<br />

Orten. Dazu gehören auch die Nestbetreuung und<br />

ggf. die Abwendung von Gefahren im Nestbereich. Die<br />

wichtigste Verlustursache für den Weißstorch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

nach wie vor die elektrischen Freileitungen. Die<br />

Reduzierung dieser Gefährdung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> muß deshalb<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es se<strong>in</strong>.<br />

Um alle diese Ziele zu erreichen, s<strong>in</strong>d u. a. auch weiterh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit notwendig.<br />

Abb. 4: Weißstorch bei der Nahrungssuche im Flachwasser Foto: Archiv LfUG, H. Rank<br />

11


2 Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

2.1 Verbreitung, Bestand und Bestandsentwicklung<br />

2.1.1 Verbreitung<br />

Der Weißstorch ist Brutvogel des sächsischen Flach- und<br />

Hügellandes mit Verbreitungsschwerpunkt <strong>in</strong> Höhenlagen<br />

unter 200 m über NN, d. h. <strong>in</strong> den nördlichen (und mittleren)<br />

Kreisen der derzeitigen Regierungsbezirke Dresden und<br />

Leipzig (aktuelle Verbreitung siehe Abb. 8). Hauptbrutgebiete<br />

s<strong>in</strong>d die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mit<br />

e<strong>in</strong>igen angrenzenden Bereichen und die Flußniederungsgebiete<br />

der Neiße, der Großen Röder, der Elbe zwischen Riesa<br />

und Torgau sowie der Mulde.<br />

Abb. 6 bis 8 dokumentieren Veränderungen des Vorkommens<br />

des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Die Ausdehnung des<br />

Verbreitungsgebietes <strong>in</strong> südliche Richtung und damit <strong>in</strong><br />

höhere Lagen erfolgte <strong>in</strong> historischer Zeit wohl immer nur<br />

12<br />

43..<br />

44..<br />

45..<br />

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47..<br />

48..<br />

49..<br />

50..<br />

51..<br />

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56..<br />

57..<br />

58..<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />

Abb. 6 : Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1961<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen (ZIMMERMANN 1933), vermutlich meistens<br />

im Zusammenhang mit Bestandshochs. So brüteten im<br />

16./17. Jahrhundert Weißstörche im Erzgebirge und im<br />

Vogtland <strong>in</strong> 450 – 500 m über NN (Thum/Landkreis Zscho -<br />

pau, Schneeberg/Landkreis Aue, Adorf/Landkreis Oelsnitz).<br />

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab<br />

es e<strong>in</strong> Vorkommen <strong>in</strong> Altendorf bei Chemnitz, ca. 250 m<br />

über NN (HEYDER 1952). Im ehemaligen Kreis Zittau des<br />

Regierungsbezirkes Dresden existierten höhergelegene<br />

Brutplätze <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>schönau (1860er Jahre) und Drausendorf<br />

(1895-1949) (SCHOLZE & LIEBMANN 1930, MAKATSCH<br />

1953, ZIMMERMANN 1934). E<strong>in</strong>ige Angaben aus neuerer<br />

Zeit zur nach Süden gerichteten Ausbreitung im Regierungsbezirk<br />

Chemnitz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 2 aufgeführt, wobei<br />

jeweils nur der zuerst besiedelte Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis genannt<br />

wird. Die Nistplätze liegen überwiegend <strong>in</strong> den<br />

Flußtälern von Weißer Elster, Zwickauer und Freiberger<br />

Mulde, Flöha sowie Zschopau. E<strong>in</strong>e zusammenfassende<br />

Übersicht zum Vorkommen des Weißstorchs im Regierungsbezirk<br />

Chemnitz gibt HERING (1999).<br />

..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />

Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />

< 300<br />

300 – 500<br />

500 – 800<br />

> 800<br />

Brutpaare je MTB-Q<br />

1<br />

2<br />

3 – 5<br />

6 – 10


43..<br />

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43..<br />

44..<br />

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57..<br />

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Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />

#<br />

..37 ..38 ..39 ..40 ..41 ..42 ..43 ..44 ..45 ..46 ..47 ..48 ..49 ..50 ..51 ..52 ..53 ..54 ..55 ..56<br />

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0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />

Abb. 7: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1979<br />

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0 10 20 30 40 50 Kilometer<br />

Abb. 8: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Jahre 1999<br />

#<br />

Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />

< 300<br />

300 – 500<br />

500 – 800<br />

> 800<br />

Höhenstufen <strong>in</strong> m<br />

< 300<br />

300 – 500<br />

500 – 800<br />

> 800<br />

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Brutpaare je MTB-Q<br />

1<br />

2<br />

3 – 5<br />

6 – 10<br />

Brutpaare je MTB-Q<br />

1<br />

2<br />

3 – 5<br />

6 – 10<br />

13


Auch <strong>in</strong> den Regierungsbezirken Dresden und Leipzig ist<br />

(wieder?) die Tendenz zur Ausbreitung südwärts feststellbar.<br />

Nach ERDMANN (1978) „schiebt sich der Weißstorch<br />

langsam <strong>in</strong> das südliche Hügelland des Regierungsbezirkes<br />

Leipzig e<strong>in</strong>“. Tab.3 enthält entsprechende Angaben aus dem<br />

Regierungsbezirk Dresden.<br />

Die folgenden Daten charakterisieren die aktuelle Situation<br />

zur Süd- bzw. Höhenausbreitung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />

• südlichster Brutplatz: Weischlitz, Altkreis Plauen:<br />

1996 HPo, 360 m über NN<br />

• höchstgelegene Brutplätze: Großhartmannsdorf,<br />

Altkreis Brand-Erbisdorf<br />

Haselbach-Dörnthal,<br />

Altkreis Marienberg,<br />

beide Brutplätze über 500m<br />

über NN<br />

Seiffen, Altkreis Marienberg<br />

660 m über NN<br />

• Anzahl Brutplätze<br />

≥ 300 m über NN: 18<br />

Im größeren Teil des sächsischen Territoriums ist der Weißstorch<br />

ke<strong>in</strong> Brutvogel (vgl. Abb.8). Vor 1980 betrug der Lan -<br />

desanteil mit brütenden Störchen etwa 25 % der Gesamtfläche.<br />

Mit der Erhöhung der Brutbestandes <strong>in</strong> den letzten Jahren von<br />

ca. 300 Paaren auf ca. 400 Paare (siehe Kap. 2.1.2) g<strong>in</strong>g zwar<br />

e<strong>in</strong>e Neubesiedlung von Gebieten e<strong>in</strong>her, doch vergrößerte<br />

sich die <strong>in</strong>sgesamt besiedelte Fläche dadurch nur auf etwa e<strong>in</strong><br />

14<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 2: Ansiedlungen des Weißstorches im Regierungsbezirk Chemnitz <strong>in</strong> neuerer Zeit<br />

Altkreis Ort Jahr Bemerkungen Quelle<br />

Plauen Pausa-Wallengrün 1962 NSI Freiberg<br />

Auerbach Unterlauterbach 1970 Nestbau SAEMANN (1976)<br />

Freiberg Großschirma 1974 Nestbau SAEMANN (1976)<br />

Glauchau Schlunzig 1974 SAEMANN (1976)<br />

Chemnitz<br />

(ehem. K.-Marx-Stadt)<br />

Wittgensdorf 1983 nur e<strong>in</strong>mal HPo KRONBACH et al. (1987)<br />

Zwickau Wolfersgrün 1984 Brutversuch KRONBACH et al. (1987)<br />

Rochlitz Penna 1986 NSI Freiberg<br />

Brand-Erbisdorf Großhartmannsdorf 1989 NSI Freiberg<br />

Hohenste<strong>in</strong>-Ernstthal Falken 1994 NSI Freiberg<br />

Marienberg Seiffen 1995 Staatliches Umweltfachamt Chemnitz<br />

Tab. 3: Ausdehnung des Weißstorch-Verbreitungsgebietes im Regierungsbezirk Dresden <strong>in</strong> südliche Richtung<br />

Altkreis Ort Jahr Bemerkungen Quelle<br />

Sebnitz Langenwolmsdorf 1960 310 m ü. NN, HPo CREUTZ (1967)<br />

Zittau Zittau 1973 HPo SPITTLER (1990)<br />

Pirna Copitz 1979 HPo NSI Dresden<br />

Dippoldiswalde Dippoldiswalde 1992 HPo NSI Dresden<br />

Drittel des sächsischen Territoriums. Den Großteil der h<strong>in</strong>zugekommenen<br />

Brutpaare nahmen die ohneh<strong>in</strong> schon am dichtesten<br />

besiedelten Gebiete auf. Daß andere Landesteile nur <strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Maße besiedelt wurden, hat sicher auch mit deren<br />

Höhenlage zu tun. Allerd<strong>in</strong>gs nistet z. B. <strong>in</strong> der Tschechischen<br />

Republik mehr als e<strong>in</strong> Drittel des Gesamtbestandes <strong>in</strong> Höhenlagen<br />

von über 400m (REIJMAN 1999). Unabhängig von möglichen<br />

zukünftigen Entwicklungen der Storchenbesiedlung ist<br />

es sicher, daß e<strong>in</strong>ige Gebiete im Bergland als Lebensraum für<br />

den Weißstorch nicht (mehr) geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

2.1.2 Bestand<br />

Der sächsische Brutbestand bewegte sich <strong>in</strong> den letzten<br />

10 Jahren zwischen 300 und über 400 Paaren (HPa). Die<br />

Altkreise mit der höchsten Storchendichte s<strong>in</strong>d mit 5–10<br />

HPa/100 km 2 Großenha<strong>in</strong>, Bautzen, Niesky und Torgau,<br />

während mittlere Dichten mit 2 – 5 HPa/100 km 2 <strong>in</strong> den Altkreisen<br />

Wurzen, Eilenburg und Görlitz sowie im Gebiet<br />

nördlich von Dresden erreicht werden (Tab. 4).<br />

Innerhalb Deutschlands s<strong>in</strong>d ähnlich hohe bzw. noch etwas<br />

höhere Storchendichten auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kreisen Mecklenburg-Vorpommerns,<br />

Brandenburgs und – <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem<br />

Maße – <strong>Sachsen</strong>-Anhalts zu verzeichnen (BAG WEIß-<br />

STORCHSCHUTZ 2000). In der benachbarten Republik Polen<br />

liegen dagegen die Storchendichten <strong>in</strong> vielen Gebieten deutlich<br />

höher. So werden <strong>in</strong> Nordostpolen Dichten von bis zu<br />

37 HPa/100 km 2 erreicht (GUZIAK & JAKUBIEC 1999).


2.1.3 Bestandsentwicklung<br />

Die Rekonstruktion der Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts bereitet e<strong>in</strong>ige<br />

Schwierigkeiten. Ursache hierfür s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die im Verlaufe<br />

des Jahrhunderts – <strong>in</strong>sbesondere im nördlichen und öst -<br />

lichen <strong>Sachsen</strong> – veränderten Landesgrenzen. Des weiteren<br />

gibt es große Erfassungslücken, vor allem aus der Zeit des<br />

2. Weltkrieges und <strong>in</strong> den Jahren danach. Und schließlich<br />

haben auch unklare Angaben zum Brutstatus (z. B. Bezeichnungen<br />

wie „besetzte und beflogene Nester“ oder die Addition<br />

von ehemals vorhandenen und noch besetzten Nestern)<br />

dazu geführt, daß die frühere Bestandsentwicklung nicht<br />

exakt nachvollzogen werden kann. Erst mit der Arbeit<br />

von SCHÜZ (1952) und der damit verbundenen Vere<strong>in</strong>heit -<br />

lichung der Bezeichnungen gelang e<strong>in</strong>e Verbesserung.<br />

Bestandsentwicklung vor 1950<br />

Der Brutbestand unterlag stets beträchtlichen Schwankungen,<br />

wobei zwischen kurzfristigen (z. B. „Störungsjahre“)<br />

und langfristigen Veränderungen zu unterscheiden ist. E<strong>in</strong><br />

Tiefpunkt wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erreicht,<br />

nachdem es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> „vor zwei- bis dreihundert<br />

Jahren im Niederlande noch Störche genug gegeben hat“<br />

(DÖRFEL 1926). Westsachsen besaß 1906 10 besetzte Nester;<br />

1924 war der letzte Brutplatz <strong>in</strong> Malkwitz bei Oschatz<br />

verwaist (ZIMMERMANN 1933). Im Jahre 1928 umfaßte der<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 4: Altkreise mit hohen Storchendichten (HPa/100 km 2 ) 1958 und 1999<br />

Regierungsbezirk Altkreis 1958 1999<br />

Dresden Großenha<strong>in</strong> 2,4 9,3<br />

Bautzen 3,3 8,1<br />

Niesky 3,1 6,9<br />

Leipzig Torgau 2,5 5,2<br />

Wurzen 2,3 4,8<br />

Eilenburg 1,4 4,1<br />

Abb. 9: Fliegender Weißstorch<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />

sächsische Bestand nur 13 Brutpaare (DÖRFEL 1926, SCHOL-<br />

ZE & LIEBMANN 1930, GÜNTHER 1960/62). Die 1930er Jahre<br />

brachten e<strong>in</strong>en Bestandsanstieg mit dem Höchststand zwischen<br />

1934 und 1940. In Ostsachsen waren 1934 m<strong>in</strong>destens<br />

83 besetzte Nester zu verzeichnen (ZIMMERMANN<br />

1933), <strong>in</strong> Westsachsen m<strong>in</strong>destens 13 (ZIMMERMANN &<br />

BÖHMER 1941). Die Erfassungen <strong>in</strong> den Kriegs- und Nachkriegsjahren<br />

weisen die bereits erwähnten Lücken auf; der<br />

Bestand hielt sich jedoch trotz zusätzlicher kriegsbed<strong>in</strong>gter<br />

Verluste etwa auf dem Niveau der 1930er Jahre. GÜNTHER<br />

(1956), der sich mit dem Weißstorchbestand der Kreise Riesa<br />

und Großenha<strong>in</strong> nach 1945 befaßte, stellte dazu fest, „daß<br />

früher geäußerte Befürchtungen, der Storch werde bald aussterben,<br />

nicht begründet s<strong>in</strong>d“.<br />

Die Ursachen des zeitweilig starken Bestandsrückganges <strong>in</strong><br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren sowohl Verluste<br />

während des Zuges und im W<strong>in</strong>terquartier (Verfolgung<br />

durch den Menschen, Aufnahme vergifteter Heuschrecken,<br />

vgl. KLENGEL 1918, DÖRFEL 1926) als auch Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im heimischen Brutgebiet. Dazu werden Zerstörung<br />

des Lebensraumes (Bergbau, Entwässerung), Gefährdungen<br />

durch Elektroanlagen, Abschuß (Jagd, Abwehr von Fischereischäden<br />

[!], Kriegswirren), Niststättenmangel (Gebäudeabriß<br />

bzw. –modernisierung, Baumfällungen) und auch<br />

Kämpfe um den Nistplatz genannt. Zu diesen stellte jedoch<br />

bereits KLENGEL (1918) fest, daß sie ihren Grund offenbar<br />

nicht im Mangel an Niststätten haben, da es „ja auch zahlreiche<br />

leerstehende (geeignete) Nester im Lande gibt“.<br />

Bestandsentwicklung 1950 bis 1999<br />

Die Entwicklung der Weißstorchpopulation <strong>Sachsen</strong>s <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

derzeitigen Grenzen von 1950 bis 1999 ist <strong>in</strong> Abb. 10<br />

dargestellt. Die Werte bis 1957 s<strong>in</strong>d lückenhaft. Im Jahre<br />

1958 erfolgte e<strong>in</strong>e erste (vollständige) Bestandsaufnahme<br />

für das Gebiet der DDR (SCHILDMACHER 1960). Für die ersten<br />

Jahre nach 1958 konnten wiederum nicht alle Daten<br />

ermittelt werden, obwohl durch die sächsischen Weißstorchbetreuer<br />

versucht wurde, die Geschichten aller seit<br />

1950 bestehenden Nester zurückzuverfolgen. Der Brutbestand<br />

zeigt seit 1950 e<strong>in</strong>e stetige Zunahme. Im Jahre 1972<br />

erreichte er erstmals über 200 Nestpaare (HPa) und im Jahre<br />

1980 nisteten bereits 300 HPa <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Seit 1995 weist<br />

der sächsische Bestand mit über 400 Nestpaaren und e<strong>in</strong>er<br />

Dichte von bis zu 2,42 HPa/100 km 2 (1996) e<strong>in</strong>e auch<br />

deutschlandweit bedeutende Charakteristik auf.<br />

15


Begleitet wird die <strong>in</strong>sgesamt positive Brutbestandsentwicklung<br />

naturgemäß vom Auftreten „guter und schlechter Storchenjahre“.<br />

Nach SAUTER & SCHÜZ (1954) s<strong>in</strong>d die Merkmale<br />

von „Störungsjahren“ e<strong>in</strong>e verspätete Ankunft der<br />

Störche im Brutgebiet, e<strong>in</strong> hoher Anteil von Paaren ohne<br />

Junge (HPo) sowie e<strong>in</strong>e niedrige mittlere Jungenzahl je<br />

Nestpaar. Die Ursache hierfür s<strong>in</strong>d ungünstige Wetterlagen<br />

(fehlende Thermik!) <strong>in</strong> den Durchzugsgebieten, welche den<br />

Heimzug beh<strong>in</strong>dern und die Störche verspätet und geschwächt<br />

im Brutgebiet e<strong>in</strong>treffen lassen (GRIESON-PFLIE-<br />

GER 1997). E<strong>in</strong> derartig schlechter Start führt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit Schlechtwetterperioden während der Brutzeit (Jungenverluste<br />

durch das Zusammenwirken von Unterkühlung und<br />

Nahrungsmangel) zu e<strong>in</strong>em „Störungsjahr“. Solche Jahre<br />

waren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 1963, 1967, 1968, 1973, 1983, 1986, 1991<br />

und 1997. Diesen „schlechten Storchenjahren“ stehen die<br />

„guten Storchenjahre” 1966, 71, 74, 78, 80, 81, 87, 94, 96,<br />

98 gegenüber (STEFFENS et al. 1998, ergänzt). H<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Auftretens „guter und schlechter Storchenjahre“ gibt es –<br />

selbst <strong>in</strong>nerhalb <strong>Sachsen</strong>s – regionale Unterschiede.<br />

Begünstigend auf die Entwicklung des Weißstorchbestandes<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> haben sich zwei Faktorenkomplexe ausgewirkt:<br />

1. Die relativ mäßige Intensität sowie die spezifische Ausprägung<br />

der Landnutzung <strong>in</strong> den Kerngebieten des<br />

Weißstorchvorkommens <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />

Obwohl die Landwirtschaft <strong>in</strong> der DDR durch Großbetriebe<br />

und <strong>in</strong>tensive Produktion auf großen Schlägen ge-<br />

16<br />

Anzahl Nestpaare<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Nestpaare mit Jungen<br />

Nestpaare ohne Junge<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

0<br />

1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998<br />

Abb. 10: Bestandsentwicklung des Weißstorchs (Nestpaare gesamt) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis 1999<br />

kennzeichnet war und z.T. <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />

auch noch ist, verblieben zahlreiche Flächen, die auf<br />

Grund ihrer Standortqualität und Lage bzw. der zu erwartenden<br />

ger<strong>in</strong>gen Erträge für die Intensivbewirtschaftung<br />

(E<strong>in</strong>satz von Großmasch<strong>in</strong>en-Komplexen) nicht geeignet<br />

waren. Das betraf vor allem Feuchtgebiete, aber auch<br />

Splitterflächen zwischen Großschlägen. Außerdem verh<strong>in</strong>derten<br />

u. a. die Eigentumsverhältnisse <strong>in</strong> der DDR e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive Nutzung aller Flächen.<br />

Dem Weißstorch kam auch die verstärkte Erweiterung<br />

der Tierproduktion <strong>in</strong> der DDR, d. h. der Aufbau großer<br />

Tierbestände (z. B. Milchviehanlagen mit 2000 Milchkühen)<br />

mit den dazugehörigen Futterflächen (Grünland<br />

und Feldfutter, z. T. mit Beregnung), zugute. Die Bewirtschaftung<br />

der Futterflächen <strong>in</strong> Form von Beweidung oder<br />

Grünfutterernte bei Stallhaltung der R<strong>in</strong>der ergab ständig<br />

verfügbare Nahrungsflächen während der gesamten Brut -<br />

zeit (CREUTZ 1967, ERDMANN 1973 und 1978).<br />

2. Praktischer Weißstorchschutz<br />

Fördernd auf die Bestandsentwicklung des allgeme<strong>in</strong> beliebten<br />

Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wirkten und wirken sich<br />

zweifellos Schutzmaßnahmen aus: Errichtung und Pflege<br />

von Nisthilfen, Entschärfung gefährlicher elektrischer<br />

Anlagen, Rettung bedrohter oder verletzter Jung- und Altvögel<br />

usw. Desweiteren werden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> seit Anfang<br />

der 1990er Jahre mit der staatlich geförderten, naturschutzgerechten<br />

Pflege von Wiesen sowie der Renaturie-


Abb. 11: Weißstorchgelege Foto: P. Reuße<br />

rung von ehemals meliorierten Feuchtgebieten viele<br />

Bemühungen zur Wiederherstellung von Nahrungsflächen<br />

unternommen. So werden z. B. durch das Landschaftspflegeteam<br />

des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region Dresden<br />

seit 1994 jährlich ca. 120 ha Wiesenflächen im Moritzburger<br />

Teichgebiet naturschutzgerecht bewirtschaftet.<br />

Der Fördervere<strong>in</strong> für die Natur der Oberlausitzer Heideund<br />

Teichlandschaft pflegt seit 1997 4ha Wiesen im Nahfeld<br />

von Niststätten (HIEKE 2000).<br />

2.2 Fortpflanzungsergebnisse<br />

Um die Situation e<strong>in</strong>er Vogelart <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet e<strong>in</strong>schätzen<br />

zu können, s<strong>in</strong>d Kenntnisse über den Populationsparameter<br />

mittlere Zahl Junge je Brutpaar<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

JZa<br />

JZm<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Bruterfolg von entscheidender Bedeutung. Deshalb wird<br />

auch an allen Brutplätzen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> alljährlich das Fortpflanzungsergebnis<br />

des Weißstorches ermittelt. Die Zäh lung<br />

der Jungstörche im Nest erfolgt <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt,<br />

an dem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, daß die Jungen bis<br />

zum Flüggewerden überleben, relativ hoch ist.<br />

Wie der Bestand des Weißstorchs (siehe Kap. 2.1.3) zeigen<br />

auch die Zahlen der Nestpaare ohne Junge (HPo) sowie die<br />

Jungenzahlen der erfolgreichen Paare (JZm) mehr oder weniger<br />

große Schwankungen von Jahr zu Jahr. Hier macht<br />

sich <strong>in</strong>sbesondere der E<strong>in</strong>fluß von Störungsjahren bemerkbar<br />

(vgl. Kap. 2.1.3). Die jährlichen Fortpflanzungserfolge<br />

im Zeitraum 1950 bis 1999 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 12 dargestellt. Ins<br />

Auge fallen die Schwankungen von Jahr zu Jahr, die wohl<br />

vor allem auf den E<strong>in</strong>fluß des Wettergeschehens zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d. Sichtbar ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abnahme der Reproduktionsrate<br />

über diesen langen Zeitraum. Die l<strong>in</strong>eare<br />

Regression <strong>in</strong> Abb. 12 zeigt e<strong>in</strong>en Rückgang der mittleren<br />

Jungenzahl (JZa) im betrachteten Zeitraum von 2,1 auf<br />

1,75. Allerd<strong>in</strong>gs läßt sich diese fallende Tendenz wegen<br />

der starken jährlichen Schwankungen statistisch nicht sichern.<br />

Die Zusammenfassung der Werte <strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten<br />

zeigt e<strong>in</strong>e Abnahme vor allem im letzten Jahrzehnt<br />

(Abb. 13). Der Rückgang des Bruterfolges der<br />

sächsischen Brutpopulation ist möglicherweise auch e<strong>in</strong><br />

Ausdruck sich verschlechternder Lebensbed<strong>in</strong>gungen für<br />

den Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. In diesem Zusammenhang<br />

kommt dem Nahrungsangebot während der Fortpflanzungsperiode<br />

wohl die größte Bedeutung zu (s. auch Kap.<br />

2.4.2). Daß es nicht nur E<strong>in</strong>flußfaktoren außerhalb des<br />

Brutgebietes mit negativen Auswirkungen auf die Kondition<br />

der Vögel s<strong>in</strong>d, die zum Rückgang der Reproduktionsrate<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> führen können, liegt <strong>in</strong>sofern nahe, als dieses<br />

Phänomen anderswo offenbar (noch) nicht festgestellt<br />

y = -0,0072x + 2,1191<br />

R 2 = 0,0709<br />

0,0<br />

1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998<br />

Abb. 12: Jährlicher Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis 1999<br />

17


mittlerer Fortpflanzungserfolg (JZa)<br />

wurde. So ist zu vermuten, daß im Zuge des Bestandsanstiegs<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zunehmend auch Ansiedlungen an suboptimalen<br />

Plätzen stattfanden bzw. stattf<strong>in</strong>den und die dort<br />

siedelnden Paare durch ihren ger<strong>in</strong>geren Erfolg das gesamte<br />

Fortpflanzungsergebnis negativ bee<strong>in</strong>flussen. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, daß bei den Neuansiedlungen möglicherweise e<strong>in</strong>e<br />

18<br />

n =<br />

3,50<br />

588 1.475 2.351 2.885 3.663<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

1950 – 59 1960– 69 1970 – 79 1980 – 89 1990 – 99<br />

Abb. 13: Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten; dargestellt s<strong>in</strong>d jeweils<br />

das arithmetische Mittel, die Standardabweichung<br />

und die Spanne der Werte<br />

Abb. 14: Nestkampf; 10.04.1981, Wartha/Lkr. Kamenz<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

größere Anzahl von jungen Vögeln mit bekanntermaßen<br />

noch nicht voll ausgeprägter Reproduktionsleistung beteiligt<br />

ist sowie der Neuansiedlungsprozeß ohneh<strong>in</strong> oft erst<br />

nach e<strong>in</strong>iger Zeit mit vollkommenerer ökologischer E<strong>in</strong> -<br />

nischung der Paare e<strong>in</strong>hergeht. E<strong>in</strong>e spe zielle Untersuchung<br />

dazu steht jedoch aus.<br />

Im Vergleich mit anderen Gebieten Deutschlands fällt der relativ<br />

ger<strong>in</strong>ge Fortpflanzungserfolg der sächsischen Weißstörche<br />

aber im großen und ganzen nicht deutlich ab. KAATZ<br />

(1999) gibt für die sechs storchenreichsten Bundesländer die<br />

mittleren Jungenzahlen (JZa) der Jahre 1991, 1994 und 1995<br />

an. Der höchste Wert wurde <strong>in</strong> diesen Jahren im Durchschnitt<br />

mit 2,0 Jungen pro Nestpaar <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>-Anhalt erreicht,<br />

der niedrigste mit 1,2 Jungen/HPa <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />

<strong>Sachsen</strong> rangierte mit 1,6 Jungen/HPa im mittleren<br />

Bereich. Deutlich höher liegen die Reproduktionsraten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Gebieten Polens, wo z.B. im Jahre 1995 im gesamten<br />

Land im Mittel 2,13 Junge je Nestpaar großgezogen wurden<br />

(GUZIAK & JAKUBIEC 1999). In Deutschland lag der Wert <strong>in</strong><br />

diesem Jahr bei 1,6 Jungen je Nestpaar (im sehr guten Storchenjahr<br />

1994 allerd<strong>in</strong>gs bei 2,1; KAATZ 1999). Für Tschechien<br />

gibt REIJMAN (1999) für 1995 2,1 Junge/HPa an; das<br />

Brutergebnis des Jahres 1994 mit im Mittel 2,5 Jungen/HPa<br />

wird als außergewöhnlich hoch bezeichnet.<br />

Abb. 15: Fünf Junge im Nest; 01.08.1993, Böhla/Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong> Foto: Archiv LfUG, P. Reuße


2.3 Zug, Ansiedlungsverhältnisse, Sterb lichkeit<br />

und Altersstruktur<br />

2.3.1 Vorbemerkungen<br />

Seit m<strong>in</strong>destens 70 Jahren werden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> Weißstörche<br />

zu wissenschaftlichen Zwecken ber<strong>in</strong>gt. Damit hat die<br />

Weißstorchber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> diesem Lande e<strong>in</strong>e lange Tradition.<br />

Diente die Ber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten vorwiegend<br />

der Erforschung der Zugwege der Art, so galt <strong>in</strong> jüngerer<br />

Zeit das Interesse zunehmend auch populationsökologischen<br />

Fragestellungen (z.B. CREUTZ 1982). Kenntnisse z. B.<br />

über die Sterblichkeit, das Erstbrutalter und die Ansiedlungsverhältnisse<br />

(Dismigration) s<strong>in</strong>d wichtig für das Verständnis<br />

der Populationsdynamik e<strong>in</strong>er Art und im wesentlichen<br />

nur über die Ber<strong>in</strong>gung zu erhalten. Doch geht es nicht<br />

darum, möglichst viele Vögel mit R<strong>in</strong>gen zu markieren. Die<br />

gezielte Suche nach R<strong>in</strong>gvögeln und die Ablesung der R<strong>in</strong>ge<br />

sowie die Erfassung wichtiger Daten zu diesen Vögeln<br />

(Brutstatus usw.) s<strong>in</strong>d die Grundlage für die ent schei -<br />

denden Schlußfolgerungen. Ber<strong>in</strong>gungsprogramme für den<br />

Weiß storch müssen also die Ber<strong>in</strong>gung und die möglichst<br />

flächendeckende Erfassung von R<strong>in</strong>gvögeln be<strong>in</strong>halten, wie<br />

das schon mehrfach gefordert wurde (z. B. SIEFKE 1989,<br />

KÖPPEN 1996a, b).<br />

Zum Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> liegt e<strong>in</strong> umfangreiches Wiederfundmaterial<br />

vor. Es bot sich an, dieses Material zu analysieren,<br />

um die Ergebnisse <strong>in</strong> das „<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

Weißstorch“ e<strong>in</strong>fließen zu lassen. Dabei sollte man sich<br />

stets dessen bewußt se<strong>in</strong>, daß es sich um e<strong>in</strong>e regionale Auswertung<br />

mit all ihren Vor- und Nachteilen handelt. Die Vorteile<br />

bestehen u. a. <strong>in</strong> der Überschaubarkeit des Materials<br />

Anzahl Ber<strong>in</strong>gungen<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

und dar<strong>in</strong>, daß Aussagen für das Land <strong>Sachsen</strong> möglich<br />

s<strong>in</strong>d, ohne zw<strong>in</strong>gend auf allgeme<strong>in</strong>e Ergebnisse oder Ergebnisse<br />

aus anderen Gebieten (die oft nicht so ohne weiteres<br />

übertragbar s<strong>in</strong>d) angewiesen zu se<strong>in</strong>. Die Nachteile e<strong>in</strong>er<br />

solchen Auswertung liegen z. B. im vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />

Umfang des Materials für e<strong>in</strong>zelne Fragestellungen und<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Wiederfund-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten im<br />

Gebiet bzw. außerhalb des Gebietes.<br />

Von besonderer Naturschutzrelevanz s<strong>in</strong>d die Parameter<br />

Dismigration und Mortalität. In Zusammenhang mit der<br />

Mortalität steht auch die Analyse der Todesursachen, die<br />

Aussagen zur Gefährdung der Art ermöglicht und deren Ergebnisse<br />

deshalb <strong>in</strong> Kap. 2.5.7 dargestellt werden. Und<br />

Kenntnisse zum Zugverhalten, d. h. darüber, <strong>in</strong> welchen Gebieten<br />

sich die Störche im Jahresverlauf aufhalten, s<strong>in</strong>d<br />

nicht nur <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von Interesse.<br />

2.3.2 Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfundmaterial<br />

Ber<strong>in</strong>gungszahlen<br />

Die Daten im Datenspeicher der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee<br />

reichen zurück bis zum Jahr 1929. Bis 1963 wurden<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> R<strong>in</strong>ge der Ber<strong>in</strong>gungszentralen Rossitten/Ra -<br />

dolf zell und Helgoland verwendet. Die Zahl der ber<strong>in</strong>gten<br />

Störche aus dieser Zeit ist nicht bekannt. Vom Jahre 1964 an<br />

erfolgte die Ber<strong>in</strong>gung im gesamten Gebiet der ehemaligen<br />

DDR mit R<strong>in</strong>gen der Vogelwarte Hiddensee. In <strong>Sachsen</strong><br />

wurden seitdem 7.168 Weißstörche markiert (Stichtag<br />

31.5.1999); dabei handelte es sich zu über 99 % um Nest -<br />

l<strong>in</strong>ge. Die jährlichen Ber<strong>in</strong>gungszahlen (bis e<strong>in</strong>schließlich<br />

1998) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 16 dargestellt.<br />

1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997<br />

Abb. 16: Jährliche Anzahl ber<strong>in</strong>gter Weißstörche von 1964 bis 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

19


In den Ber<strong>in</strong>gungszahlen spiegeln sich mehr oder weniger<br />

deutlich die Reproduktionsergebnisse der e<strong>in</strong>zelnen Jahre<br />

(siehe Kap. 2.2, Abb. 12) wieder, doch gibt es auch andere<br />

E<strong>in</strong>flußfaktoren. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre<br />

wurden Diskussionen um die Weiterführung der Weißstorchber<strong>in</strong>gung<br />

geführt. Der Anlaß hierfür war vor allem<br />

e<strong>in</strong> Bericht über gesundheitliche Risiken, die für Weißstörche<br />

durch die Ber<strong>in</strong>gung über dem Intertarsalgelenk entstehen<br />

(SCHULZ 1987, 1988). Diese Diskussion hatte auch E<strong>in</strong>schränkungen<br />

für die Ber<strong>in</strong>gung von Weißstörchen <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland zur Folge (SIEFKE 1989), die <strong>in</strong> den sächsischen<br />

Ber<strong>in</strong>gungszahlen ihren Niederschlag fanden. So ist<br />

der Abfall der Ber<strong>in</strong>gungszahlen nach 1988 u. a. durch die<br />

Beschränkung der Ber<strong>in</strong>gungsaktivitäten auf wenige Gebiete<br />

(Kreise) zu erklären. Im Jahre 1990 war die Ber<strong>in</strong>gungszahl<br />

trotz e<strong>in</strong>es guten Brutergebnisses relativ ger<strong>in</strong>g, was<br />

möglicherweise mit der gesellschaftlichen Situation zu tun<br />

hat, während die ger<strong>in</strong>ge Zahl von 1991 vor allem durch die<br />

schlechten Brutergebnisse dieses Jahres zu erklären ist. Im<br />

Jahre 1993 war bereits wieder e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme<br />

der Ber<strong>in</strong>gungszahl zu verzeichnen. Im Gegensatz zu anderen<br />

Gebieten Ostdeutschlands (KÖPPEN 1996a) wurde <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> sogar wieder das Niveau von Mitte bis Ende der<br />

1980er Jahre erreicht. Die deutliche Abnahme der Ber<strong>in</strong>gungszahlen<br />

nach 1994 kann teilweise durch die ger<strong>in</strong>ge<br />

Reproduktion (1995 und 1997), teilweise aber auch durch<br />

verm<strong>in</strong>derte Ber<strong>in</strong>gungs<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kreisen sowie<br />

als Folge des Übergangs zur Arbeit nach Vorgabe e<strong>in</strong>es entsprechenden<br />

Ber<strong>in</strong>gungsprogrammes erklärt werden. Im<br />

Jahre 1998 lag die Zahl der ber<strong>in</strong>gten Störche wieder deutlich<br />

höher. Insgesamt ist die zeitliche Verteilung der Ber<strong>in</strong>gungen<br />

über den betrachteten Zeitraum sehr <strong>in</strong>homogen,<br />

was bei der Auswertung der Wiederfunde Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den muß. Das gilt auch für die räumliche Verteilung der<br />

Ber<strong>in</strong>gungen im Bezugsgebiet. Der Hauptgrund für die ungleichmäßige<br />

Verteilung der Ber<strong>in</strong>gungen im Lande (Abb.<br />

17, Tab. 5) ist sicher die ungleichmäßige Verteilung der<br />

Brutpaare (s. Kap. 2.1.1, Abb. 6–8).<br />

20<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 5: Ber<strong>in</strong>gungszahlen des Weißstorches <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, aufgeschlüsselt auf die Territorien der heutigen Kreise<br />

Kreis Anzahl Jahre Kreis Anzahl Jahre<br />

Bautzen 2030 35 Löbau-Zittau 16 2<br />

Riesa-Großenha<strong>in</strong> 1652 31 Sächsische Schweiz 11 5<br />

Torgau-Oschatz 926 30 Sächsischer Oberlausitzkreis 11 2<br />

Kamenz 679 33 Leipzig (Stadt) 9 3<br />

Niederschl. Oberlausitzkreis 601 28 Mittweida 6 2<br />

Delitzsch 570 34 Chemnitzer Land 5 2<br />

Muldentalkreis 434 30 Dresden (Stadt) 5 3<br />

Leipziger Land 144 29 Vogtlandkreis 5 1<br />

Görlitz (Stadt) 36 8 Weißeritzkreis 2 1<br />

Meißen 26 10<br />

Doch werden nicht <strong>in</strong> allen Gebieten mit e<strong>in</strong>er hohen Storchendichte<br />

auch viele Störche ber<strong>in</strong>gt, wie e<strong>in</strong> Vergleich<br />

zwischen der Jungenzahl <strong>in</strong>sgesamt und der Zahl der ber<strong>in</strong>gten<br />

nestjungen Störche <strong>in</strong> verschiedenen (Alt-)Kreisen zeigt<br />

(Abb.18). Diese Verhältnisse entstanden gebietsweise erst <strong>in</strong><br />

der Zeit nach der Sperrung des Weißstorches für die all -<br />

geme<strong>in</strong>e Ber<strong>in</strong>gung im Jahre 1988 (SIEFKE 1989) bzw. durch<br />

die Konzentration auf Ber<strong>in</strong>gungsprogramme (KÖPPEN<br />

1996a, b). So erfolgten z. B. im Gebiet des heutigen Niederschlesischen<br />

Oberlausitzkreises von 1989 bis 1995 ke<strong>in</strong>e<br />

Weißstorchber<strong>in</strong>gungen mehr und <strong>in</strong> den Jahren danach nur<br />

noch ganz wenige. Im Kreis Torgau-Oschatz wurde im Zeitraum<br />

1989 bis 1992 die Ber<strong>in</strong>gung von Weißstörchen ausgesetzt.<br />

Im Kreis Kamenz sowie im Muldentalkreis fanden<br />

1997–98 überhaupt ke<strong>in</strong>e Weißstorchber<strong>in</strong>gungen mehr statt.<br />

Verwendete R<strong>in</strong>gtypen<br />

Ziel der Ber<strong>in</strong>gung ist es, Wiederfunde zu erhalten. Die Zahl<br />

der Totfunde ist stets relativ ger<strong>in</strong>g, und Kontrollfänge s<strong>in</strong>d<br />

bei e<strong>in</strong>er Art wie dem Weißstorch kaum möglich bzw. aus<br />

Schutzgründen abzulehnen. Deshalb wurden bereits <strong>in</strong> den<br />

1930er Jahren große R<strong>in</strong>ge (sogenannte Kennr<strong>in</strong>ge) verwendet,<br />

die e<strong>in</strong> Ablesen der Nummern mit Fernglas oder besser<br />

noch Spektiv ermöglichen (s. auch CREUTZ 1988). Die Ablesbarkeit<br />

der R<strong>in</strong>ge konnte später durch das Anlegen über dem<br />

Fersengelenk noch verbessert werden. Da sich aber zeigte,<br />

daß diese Art der Ber<strong>in</strong>gung mit größeren Risiken für das Tier<br />

verbunden ist (SCHULZ 1987, 1988), wurde sie auch <strong>in</strong> der<br />

DDR untersagt (SIEFKE 1989). Seither gibt es Bemühungen<br />

um e<strong>in</strong>e Verbesserung der Ablesbarkeit der (unterhalb des<br />

Fersen gelenkes angelegten) Weißstorch-Kennr<strong>in</strong>ge (KÖPPEN<br />

1996b) bzw. um die Entwicklung e<strong>in</strong>es ganz neuartigen Kennr<strong>in</strong>ges<br />

(Information W. Fiedler, Vogelwarte Radolfzell).<br />

Wiederfunde<br />

Wiederfunde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />

Von den <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gten Weißstörchen liegen bisher<br />

(Stand: Juli 1999) <strong>in</strong>sgesamt 2.088 Wiederfunde von 1.041


9<br />

144<br />

5<br />

570<br />

434<br />

926<br />

Abb. 17: Anzahl der Ber<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen<br />

Anzahl<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

5<br />

6<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

1652<br />

26<br />

2<br />

5<br />

679<br />

11<br />

2030<br />

Torgau Großenha<strong>in</strong> Kamenz Hoyerswerda Bautzen Niesky<br />

Anzahl Jungvögel Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel<br />

Abb. 18: Vergleich zwischen der Jungvogelzahl und der Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel <strong>in</strong> denjenigen Kreisen vor der Kreis -<br />

gebietsreform, <strong>in</strong> denen im Zeitraum 1964 – 94 mehr als 1000 Jungvögel registriert wurden<br />

601<br />

16<br />

36<br />

21


Vögeln vor. Davon beziehen sich 1.915 Rückmeldungen<br />

(von 918 Vögeln) auf seit 1964 mit R<strong>in</strong>gen der Ber<strong>in</strong>gungszentrale<br />

Hiddensee markierte und 173 Rückmeldungen (von<br />

123 Vögeln) auf zwischen 1929 und 1963 mit e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g<br />

der Vogelwarten Rossitten, Radolfzell oder Helgoland markierte<br />

Störche. Tab. 6 zeigt die Verteilung der Wiederfunde<br />

auf die e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer und Staaten.<br />

Bei den 918 wiedergefundenen Hiddensee-R<strong>in</strong>gvögeln liegt<br />

von 613 (67 %) nur e<strong>in</strong> Wiederfund vor, 120 (13 %) wurden<br />

2mal festgestellt, 56 (6 %) 3mal und 36 (4 %) 4mal. Vom<br />

Rest der Vögel gibt es 4 bis maximal 21 Nachweise. Die<br />

Wiederfundrate der 7168 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen<br />

markierten Weißstörche beträgt 12,8 %. In diese Berechnung<br />

g<strong>in</strong>g jeder wiedergefundene Vogel nur e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> (im<br />

Gegensatz z. B. zur Berechnung der Wiederfundrate durch<br />

KÖPPEN 1996a, der auch Mehrfachfunde e<strong>in</strong>bezieht und dadurch<br />

zu e<strong>in</strong>er höheren Wiederfundrate kommt).<br />

Während die jährliche Anzahl der Totfunde – mit Schwankungen<br />

von Jahr zu Jahr – annähernd gleich blieb, erhöhte<br />

sich die Zahl der Ablesungen bis zum Ende der 1980er Jahre<br />

stetig. Seither werden der Ber<strong>in</strong>gungszentrale jährlich im<br />

Durchschnitt 84 (61–100) Ablesungen von Hiddensee-R<strong>in</strong>g -<br />

vögeln gemeldet (Abb. 19).<br />

Wiederfunde außerhalb <strong>Sachsen</strong>s ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Es liegen <strong>in</strong>sgesamt 718 Wiederfunde (354 Vögel) von<br />

außerhalb <strong>Sachsen</strong>s ber<strong>in</strong>gten Störchen vor, bei denen es<br />

sich überwiegend um Vögel handelt, die <strong>in</strong> den anderen ostdeutschen<br />

Bundesländern mit R<strong>in</strong>gen der Ber<strong>in</strong>gungszentrale<br />

Hiddensee markiert wurden (Tab. 7). Wie auch bei den<br />

Wiederfunden sächsischer R<strong>in</strong>gvögel handelt es sich bei<br />

diesen Wiederfunden überwiegend um Ablesungen.<br />

2.3.3 Zug<br />

Allgeme<strong>in</strong>es zum Weißstorchzug<br />

Die mitteleuropäische Population des Weißstorchs wird<br />

durch e<strong>in</strong>e imag<strong>in</strong>äre Trennl<strong>in</strong>ie, die sogenannte Zugscheide,<br />

<strong>in</strong> Ost- und Westzieher geteilt. Das heißt, daß Störche,<br />

die östlich dieser L<strong>in</strong>ie brüten, auf südöstlichem Wege <strong>in</strong>s<br />

afrikanische W<strong>in</strong>terquartier ziehen, während die westlich<br />

der Zugscheide nistenden Weißstörche den südwestlichen<br />

Weg wählen. Der Zugscheidengrat verläuft nach SCHULZ<br />

(1988) „von Holland aus am Weserbergland entlang zum<br />

SW-Fuß des Harzes und zum Kyffhäusergebirge; von hier<br />

Bundesland bzw. Staat Anzahl WF Bundesland bzw. Staat Anzahl WF<br />

<strong>Sachsen</strong> 1376 Jugoslawien 4<br />

<strong>Sachsen</strong>-Anhalt 150 Libanon 4<br />

Brandenburg 140 Kenia 3<br />

Thür<strong>in</strong>gen 19 Libyen 3<br />

Mecklenburg-Vorpommern 15 Schweiz 3<br />

Berl<strong>in</strong> 1 Italien 2<br />

alte Bundesländer 91 Mosambik 2<br />

Tschechien 49 Sambia 2<br />

Polen 43 Slowakei 2<br />

Ungarn 25 Syrien 2<br />

Israel 24 Tansania 2<br />

Südafrika 20 Äthiopien 1<br />

Simbabwe 18 Elfenbe<strong>in</strong>küste 1<br />

Türkei 14 Gabun 1<br />

Frankreich 13 Griechenland 1<br />

Ägypten 9 Jordanien 1<br />

Bulgarien 9 Malawi 1<br />

Spanien 9 Schweden 1<br />

Österreich 8 Tschad 1<br />

Rumänien 6 Uganda 1<br />

Rußland 5 Zaire 1<br />

Sudan 5<br />

22<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 6: Wiederfunde (WF) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Bundesländern Deutschlands und <strong>in</strong> anderen<br />

Staaten


Wiederfundzahl<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Ablesungen<br />

Totfunde<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

0<br />

1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996<br />

Abb.19: entwicklung der Wiederfundzahlen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen markierter Weißstörche im Zeitraum 1964<br />

bis 1998<br />

Tab. 7: Zahlen der mit R<strong>in</strong>gen anderer Ber<strong>in</strong>gungszentralen ber<strong>in</strong>gten und <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

wiedergefundenen Weißstörche<br />

Ber<strong>in</strong>gungszentrale/Land Anzahl der Wiederfunde Anzahl der Vögel<br />

Hiddensee 550 275<br />

davon Brandenburg 251 147<br />

<strong>Sachsen</strong>-Anhalt 237 96<br />

Mecklenburg-Vorpommern 48 26<br />

Thür<strong>in</strong>gen 14 6<br />

Helgoland 55 34<br />

Radolfzell 23 14<br />

Rossitten 3 3<br />

Tschechien 51 16<br />

Polen 22 8<br />

Schweiz 12 2<br />

Niederlande 1 1<br />

Frankreich 1 1<br />

aus zieht er nach Süden, erreicht Bayern und folgt den Flüssen<br />

Lech und Regnitz westlich des 11. Längengrades bis<br />

zum Alpenfuß.“ Östlich und westlich dieser L<strong>in</strong>ie bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> „Zugscheiden-Mischgebiet“, <strong>in</strong> dem sowohl ostals<br />

auch westziehende Störche vorkommen. Nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Teil der deutschen Störche verläßt das Brutgebiet <strong>in</strong> SW-<br />

Richtung, um über Frankreich und Spanien nach Afrika zu<br />

ziehen. Die W<strong>in</strong>terquartiere dieser Westzieher bef<strong>in</strong>den<br />

sich vor allem im westlichen Afrika. Der weitaus größte<br />

Teil der Brutvögel Deutschlands – darunter die Mehrheit<br />

der sächsischen Vögel – wählt h<strong>in</strong>gegen den südöstlichen<br />

Zugweg über den Balkan, entlang der Küste des Schwarzen<br />

Meeres bis zum Bosporus. Nach Überqueren dieser Meer -<br />

enge fliegen sie weiter <strong>in</strong> Richtung Golf von Iskenderun bei<br />

Adana (Türkei), folgen dann der Mittelmeerküste <strong>in</strong> Richtung<br />

Süden, um schließlich nach Überfliegen der S<strong>in</strong>ai-<br />

Halb<strong>in</strong>sel und des Golfes von Suez den afrikanischen Kont<strong>in</strong>ent<br />

<strong>in</strong> Ägypten zu erreichen. Anschließend fliegen die<br />

Störche den Nil entlang <strong>in</strong> südliche Richtung bis <strong>in</strong> den<br />

Kurzgras-Savannen-Gürtel im Ostsudan, wo sie e<strong>in</strong>e mehrwöchige<br />

Rast e<strong>in</strong>legen, um ihre Energiereserven zu erneuern<br />

(SCHULZ 1988). Danach werden die, von den Brutgebie-<br />

23


ten bis zu 10.000 km entfernten, Überw<strong>in</strong>terungsgebiete im<br />

östlichen oder südlichen Afrika (z. B. Simbabwe, Südafrika)<br />

aufgesucht. Im Frühjahr fliegen die Weißstörche auf<br />

dem gleichen Wege zurück.<br />

In neuerer Zeit sche<strong>in</strong>en gewisse Veränderungen im Zugverhalten<br />

der europäischen Weißstörche stattzuf<strong>in</strong>den. So<br />

nutzen z. B. östlich des Zugscheidenmischgebietes beheimatete<br />

Vögel zunehmend den südwestlichen Zugweg (FIED-<br />

LER 1998). Ferner hat die Anzahl der <strong>in</strong> Spanien überw<strong>in</strong>ternden<br />

Störche <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich zugenommen.<br />

Der Zug der sächsischen Weißstörche<br />

Wiederfunde von Vögeln im ersten Lebensjahr<br />

In diesem Kapitel soll anhand der Wiederfunde dargestellt<br />

werden, wo sich die Jungstörche <strong>in</strong> den ersten Wochen nach<br />

dem Ausfliegen aufhalten, wann sie ihre Heimat verlassen<br />

und welchen Zugweg <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier sie wählen. Insgesamt<br />

standen zur Klärung dieser Fragen – e<strong>in</strong>schließlich des<br />

Aufenthaltes im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet – 307 Funde sächsischer<br />

R<strong>in</strong>gvögel zur Verfügung.<br />

Die meisten Jungstörche verlassen Mitte Juli bis Anfang<br />

August das Nest. In der ersten Zeit halten sie sich noch <strong>in</strong><br />

der näheren Umgebung ihres Geburtsortes auf. So lag der<br />

24<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Median der Wiederfundentfernungen im Juli bei 14 km. In<br />

E<strong>in</strong>zelfällen kann aber bereits <strong>in</strong> diesem Monat e<strong>in</strong>e Abwanderung<br />

über e<strong>in</strong>e große Distanz erfolgen:<br />

Hidd. A 3512 und Hidd. A 3513<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 08.07.1982 <strong>in</strong> Schleife/NOL (51.31 N, 14.38 E)<br />

tot gefunden (Freileitung) am 15.07.1982 Pyskowice<br />

Dzierzno/Polen (50.24 N, 18.38 E)<br />

306 km ESE<br />

Hidd. K 7894<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 29.06.1974 <strong>in</strong> Döbern/Lkr. Torgau-Oschatz<br />

(51.43 N, 12.59 E)<br />

tot gefunden (Freileitung) am 11.07.1974<br />

<strong>in</strong> W<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gen/Lkr. Aschersleben (51.45 N, 11.28 E)<br />

107 km WNW<br />

Auch CREUTZ (1988) nennt e<strong>in</strong>ige Beispiele für weite Abwanderungen<br />

<strong>in</strong> den ersten Wochen nach dem Ausfliegen.<br />

Im August setzt e<strong>in</strong>e stärkere Zerstreuung der Jungstörche<br />

e<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d dann – besonders <strong>in</strong> der 2. Augustdekade – <strong>in</strong><br />

verschiedenen Himmelsrichtungen zu f<strong>in</strong>den (Abb. 21). Die<br />

Zerstreuungswanderungen dienen möglicherweise dem<br />

Kennenlernen der näheren Heimat. Inwieweit sie <strong>in</strong> Bezug<br />

zur späteren Ansiedlung stehen (siehe Kap. 2.3.4), ist<br />

schwer zu beurteilen.<br />

Abb. 20: Weißstorch-Ansammlung am 15.08.1998 bei Lenz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>. Insgesamt hielten sich 170 Weißstörche<br />

auf der Nahrungsfläche auf. Foto: P. Reuße


1. Augustdekade<br />

(n = 27)<br />

0<br />

-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />

3. Augustdekade<br />

(n = 62)<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

-500<br />

-1000<br />

-1500<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />

-500<br />

-1000<br />

-1500<br />

Daß sich die Wiederfunde im Verlaufe des Monats August<br />

zunehmend <strong>in</strong> südlichen Richtungen häufen, deutet auf beg<strong>in</strong>nenden<br />

Wegzug h<strong>in</strong>, doch ist der Entfernungsmedian mit<br />

61 Kilometern noch relativ ger<strong>in</strong>g. Erst <strong>in</strong> der ersten Septemberdekade<br />

ist e<strong>in</strong>e stärkere Ausrichtung der Funde <strong>in</strong> die<br />

Richtungen Südost und Südwest zu erkennen. Zu dieser Zeit<br />

hat der weitaus größte Teil der (Jung-)Störche <strong>Sachsen</strong> bereits<br />

verlassen. Der Median der Wiederfunde im Monat September<br />

liegt bei 595 km. Was die Verteilung der Wiederfund<br />

entfernungen <strong>in</strong> den ersten Wochen nach dem Flüg -<br />

gewerden anbetrifft, so kommt BAIRLEIN (1981) bei se<strong>in</strong>er<br />

R<strong>in</strong>gfundanalyse zu e<strong>in</strong>em ähnlichen Ergebnis.<br />

Der weitere Verbleib der Jungstörche im ersten Lebensjahr<br />

ist anhand der Entfernungen <strong>in</strong> Abb. 22 dargestellt. Daraus<br />

geht hervor, daß die meisten Vögel im November dem<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiet im südöstlichen Afrika zum<strong>in</strong>dest<br />

schon ziemlich nahe gekommen s<strong>in</strong>d. Spätestens im Dezember<br />

dürfte dann der überwiegende Teil im W<strong>in</strong>terquartier<br />

e<strong>in</strong>getroffen se<strong>in</strong>. Störche, die sich zu dieser Zeit noch im<br />

Mittelmeerraum (z. B. Israel) aufhalten, haben vermutlich<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

2. Augustdekade<br />

(n = 86)<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />

1. Septemberdekade<br />

(n = 21)<br />

-500<br />

-1000<br />

-1500<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

-1500 -1000 -500 0 500 1000 1500<br />

Abb. 21: Wiederfundentfernungen und -richtungen sächsischer Weißstörche während des ersten Wegzuges<br />

-500<br />

-1000<br />

-1500<br />

vor, dort zu überw<strong>in</strong>tern. Der Aufenthalt im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet<br />

dauert zum<strong>in</strong>dest bis zum Februar des 2. Kalenderjahres.<br />

Im März begibt sich e<strong>in</strong> Teil der Störche dieser<br />

Altersgruppe auf den Heimweg, e<strong>in</strong> Teil verbleibt jedoch<br />

noch bis <strong>in</strong> den Mai h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das Verweilen von Störchen im<br />

Sommer des 2. Kalenderjahres im südlichen Afrika ist für<br />

sächsische R<strong>in</strong>gvögel nicht belegt, doch ist die Anzahl der<br />

zu dieser Frage zur Verfügung stehenden Funde sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

Nach BAIRLEIN (1981) verbleibt e<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>jährigen Vögel<br />

zur ersten „Brutzeit“ südlich der Sahara (Westzieher),<br />

und nach LIBBERT (1954) verbr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> großer Teil der e<strong>in</strong>jährigen<br />

Weißstörche (vorwiegend Ostzieher) diese Zeit <strong>in</strong><br />

den Ländern des Vorderen Orients.<br />

Die Zugwege und die mittleren Aufenthaltsorte (mediane<br />

Koord<strong>in</strong>aten) der Störche <strong>in</strong> verschiedenen Monaten bzw.<br />

Zeiträumen im ersten Lebensjahr s<strong>in</strong>d schematisiert <strong>in</strong> Abb.<br />

23a dargestellt. Die Wiederfunddaten zeigen, daß der überwiegende<br />

Teil der sächsischen Weißstörche die südöstliche<br />

Zugroute wählt und nur wenige Tiere auf dem südwestli-<br />

25


mediane Entfernung (km)<br />

26<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

J A S O N D J F M A M J J<br />

Westzug (September)<br />

Monate<br />

Abb. 22: Wiederfundentfernungen sächsischer Weißstörche<br />

im ersten Lebensjahr; dargestellt s<strong>in</strong>d jeweils der<br />

Median und die Spanne der festgestellten entfernungen<br />

(n=307)<br />

Zugwege 1. LJ. (n = 252)<br />

August<br />

September / Oktober<br />

März<br />

November - Februar<br />

Abb. 23a: Zugwege und Aufenthalt sächsischer Weißstörche<br />

im ersten Lebensjahr<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Westzug<br />

(September/Oktober)<br />

Westzug (W<strong>in</strong>ter)<br />

Zugwege 2.– 3. LJ. (n = 39)<br />

August<br />

September / Oktober<br />

November - Februar<br />

Zugwege >3. LJ. (n = 229)<br />

August September / Oktober<br />

März<br />

November - Februar<br />

Abb. 23b und c: Zugwege und Aufenthalt sächsischer<br />

Weißstörche ab dem 2. Lebensjahr


Entfernung (km)<br />

Median 2137 65 31 40<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

1. 2. 3. 4.<br />

„Brutzeit“<br />

Abb. 25: Verteilung sämtlicher Wiederfunde sächsischer<br />

Weiß störche während des Zuges (n = 525)<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

100<br />

Abb. 24: Mediane und Spannen der Wiederfundentfernungen<br />

von Weißstörchen sowie der Anteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

200km-Radius während der 1.– 4. „Brutzeit“<br />

(entfernungsachse logarithmisch skaliert)<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anteil bis 200 km (%)<br />

chen Wege <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier ziehen. <strong>Sachsen</strong> liegt am östlichen<br />

Rand des „Zugscheidenmischgebietes“. E<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Darstellung zum Zug des Weißstorchs f<strong>in</strong>det sich z. B.<br />

bei CREUTZ (1988), so daß hier auf nähere Erläuterungen<br />

verzichtet werden kann.<br />

Wiederfunde von Vögeln ab dem 2. Lebensjahr<br />

Die Zugwege der zwei- und dreijährigen bzw. älteren Weißstörche<br />

(Abb. 23b bzw. 23c) unterscheiden sich kaum von denen<br />

der Vögel im ersten Lebensjahr. Doch deuten sich anhand<br />

der Wiederfunde Unterschiede im zeitlichen Verlauf des Zuges<br />

an: Während sich die Jungvögel und auch die (potentiellen)<br />

Brutstörche (>3. Kalenderjahr) im September/Oktober zum<br />

Teil noch <strong>in</strong> Mitteleuropa, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Ungarn, bef<strong>in</strong>den,<br />

hält sich die Mehrzahl der Zwei- bis Dreijährigen zu dieser<br />

Zeit (bereits) <strong>in</strong> Südosteuropa oder noch weiter entfernt auf. Es<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs möglich, daß e<strong>in</strong> Teil dieser Vögel das Heimatgebiet<br />

gar nicht erst aufgesucht hat. Viele Störche jüngeren Alters,<br />

die größtenteils wohl noch nicht brüten, bef<strong>in</strong>den sich<br />

während der Sommermonate noch entfernt ihres Heimatgebietes.<br />

Mit zunehmendem Alter ist <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren jedoch<br />

auch e<strong>in</strong>e zunehmende Nähe zum Geburtsort festzustellen<br />

(Abb. 24). Ab der dritten „Brutzeit“ liegen dann ca. 90 %<br />

der Fundorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radius von 200 km.<br />

Die Verteilung aller Wiederfunde sächsischer Weißstörche<br />

außerhalb der Brutzeit zeigt Abb. 25.<br />

<strong>Sachsen</strong> als Durchzugsgebiet fremder Störche<br />

Während ihres Zuges <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>terquartier legen Störche aus<br />

anderen Herkunftsgebieten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>e Rast e<strong>in</strong>. Von<br />

den 109 Jungstörchen, die während ihres ersten Wegzuges<br />

Abb. 26: Herkunftsorte während ihres ersten Wegzuges <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> festgestellter, fremder Weißstörche<br />

(n = 109)<br />

27


im Gebiet festgestellt wurden, stammten alle<strong>in</strong> 57 (52 %) aus<br />

Brandenburg und 30 (28 %) aus <strong>Sachsen</strong>-Anhalt. Für die meisten<br />

der Vögel lag <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> Wegzugsrichtung (Abb. 26). Im<br />

August 1974 gelang es R. Schipke, <strong>in</strong> der Schwarzwasseraue<br />

bei Cam<strong>in</strong>au (Lkr. Bautzen) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rastgeme<strong>in</strong>schaft von 75<br />

Weißstörchen die Herkunft e<strong>in</strong>es Teiles der Vögel durch<br />

R<strong>in</strong>gablesungen festzustellen (CREUTZ 1975). Es handelte sich<br />

überwiegend um Störche, die wenige Wochen zuvor <strong>in</strong> den<br />

o. g. Bundesländern als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt worden waren. Zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong> Teil der jungen Störche begibt sich noch vor den<br />

Altstörchen und somit gesondert von ihnen auf den Weg (vgl.<br />

BERTHOLD 1998). Das zeitliche Auftreten der jungen R<strong>in</strong>gstörche<br />

während des Wegzuges (August/September) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

ist <strong>in</strong> Abb. 27 dargestellt. Der Gipfel des Vorkommens<br />

wird bereits <strong>in</strong> der 2. Augustdekade erreicht. Das deckt sich<br />

mit den Angaben von MENZEL (1967), wonach die Mehrzahl<br />

der Jungstörche <strong>in</strong> der nördlichen Oberlausitz <strong>in</strong> der Zeit vom<br />

13. bis zum 22. August abzieht.<br />

Größere Rasttrupps während des Wegzuges s<strong>in</strong>d – <strong>in</strong>sbesondere<br />

im Monat August - <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> h<strong>in</strong> und wieder festgestellt<br />

worden (z. B. KNOBLOCH 1966, KÖCHER & KOPSCH 1979; s.<br />

auch Abb. 20, S. 24). Dabei handelte es sich vorwiegend um<br />

junge Weißstörche.<br />

2.3.4 Ansiedlungsverhältnisse (Dismigration)<br />

Erstbrutalter<br />

Wie im vorigen Kapitel dargestellt wurde, halten sich die<br />

noch nicht brutreifen bzw. noch nicht brutwilligen Weißstörche<br />

im Verlaufe der ersten Lebensjahre zunehmend im<br />

Geburtsgebiet auf. Wann die Brutreife frühestens e<strong>in</strong>tritt, ist<br />

nicht bekannt (s. CREUTZ 1988). E<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis darauf gibt<br />

jedoch das nachgewiesene m<strong>in</strong>imale Erstbrutalter. Dieses<br />

28<br />

Anzahl<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

31.<br />

n = 109<br />

10. 20. 31. 10. 20. 30.<br />

August September<br />

Abb. 27: Zeitliches Auftreten von Weißstörchen fremder<br />

Herkunft während des ersten Wegzugs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

lag bisher bei 2 Jahren (CREUTZ 1988). Inzwischen konnte<br />

durch R<strong>in</strong>gablesung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> das Brüten e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>jährigen<br />

Weißstorches festgestellt werden:<br />

Hidd. A 1587<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 04.07.1979 <strong>in</strong> Glischow/Altkr. Lübz,<br />

Mecklenburg-Vorpommern (53.27 N, 12.02 E)<br />

als Brutvogel kontrolliert am 12.07.1980 <strong>in</strong> Belgern/Altkr. Torgau<br />

(51.12 N, 14.34 E) – 304 km SE<br />

Dieser Fall muß als Ausnahme angesehen werden. Auch<br />

Bruten von zweijährigen Störchen s<strong>in</strong>d sehr selten. In unserem<br />

Material (sächsische R<strong>in</strong>gvögel: n = 320) betrug ihr<br />

Anteil an den festgestellten Erstbruten nur 1,2 %. MEYBOHM<br />

& DAHMS (1975) geben mit 3,2 % für NW-Deutschland<br />

e<strong>in</strong>en etwas höheren Wert an. Die Altersverteilung der erstmals<br />

brütend festgestellten sächsischen Weißstörche ist <strong>in</strong><br />

Abb. 28 dargestellt.<br />

Diese Häufigkeitsverteilung weicht mit Sicherheit von der<br />

wirklichen Altersverteilung ab, da – auch bei hoher Kon -<br />

troll <strong>in</strong>tensität – stets e<strong>in</strong> Teil der R<strong>in</strong>gvögel bei der Erst -<br />

ansiedlung unbemerkt bleibt. E<strong>in</strong>ige Vögel wurden erst <strong>in</strong><br />

hohem Alter (im Extremfall im 30. Kalenderjahr!) erstmals<br />

brütend festgestellt. Die anhand der Wiederfunde erhaltene<br />

Verteilung soll dazu dienen, zum<strong>in</strong>dest grob e<strong>in</strong>schätzen zu<br />

können, mit welcher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong> Storch e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Alters Brutvogel se<strong>in</strong> könnte. Diese Angabe ermöglicht<br />

das E<strong>in</strong>beziehen von Brutzeitfunden (ohne Angabe<br />

des Brutstatus) <strong>in</strong> die Auswertung zur Frage der Ansiedlerstreuung<br />

– allerd<strong>in</strong>gs separat betrachtet. Demnach s<strong>in</strong>d<br />

sächsische Weißstörche im 5. Kalenderjahr (d.h. 4jährige<br />

Vögel) mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 34 % Brutvögel.<br />

Dieser Wert muß als M<strong>in</strong>destwert angesehen werden, da –<br />

wie gesagt – nicht alle Vögel bereits im Ansiedlungsjahr<br />

entdeckt werden. Zwischen dem 4. Kalenderjahr und dem<br />

5. Kalenderjahr gibt es <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en markanten qualitativen<br />

Unterschied, als im ersten Fall nur 30 % <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radius<br />

von 50 km um den Geburtsort festgestellt wurden, im<br />

zweiten h<strong>in</strong>gegen 50 %.<br />

Ansiedlungsentfernungen und -richtungen sächsischer<br />

Weiß störche<br />

Ansiedlungen von Weißstörchen im Geburtsnest s<strong>in</strong>d sehr<br />

selten. MEYBOHM & DAHMS (1975) wissen nur von e<strong>in</strong>em<br />

Fall zu berichten. E<strong>in</strong> weiterer Fall von Brüten im Geburtsnest,<br />

e<strong>in</strong>en sächsischen R<strong>in</strong>gvogel betreffend, wurde von<br />

MENZEL (1981) mitgeteilt:<br />

Hidd. K 2142<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 21.06.1965 <strong>in</strong> Hermsdorf/Altkr. Hoyerswerda<br />

(14.25 E, 51.20 N),<br />

als Brutvogel kontrolliert am 28.06.1977 im Geburtsnest.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs handelt es sich hierbei – streng genommen –<br />

nicht um e<strong>in</strong>e Ansiedlung. Der Vogel war bereits 1972 <strong>in</strong><br />

Oppitz, 2,5 km südlich des Ber<strong>in</strong>gungsortes, und <strong>in</strong> den Folgejahren<br />

<strong>in</strong> Königswartha bzw. Neudorf bei Königswartha<br />

als Brutvogel festgestellt worden; es fand also nur e<strong>in</strong>e Umsiedlung<br />

zum Geburtsort statt (CREUTZ 1981a, 1982). War


Anteil (%)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

um Ansiedlungen im Geburtsnest so selten vorkommen,<br />

darüber können nur Vermutungen angestellt werden. Möglicherweise<br />

s<strong>in</strong>d ansiedlungswillige jüngere Störche den erfahreneren<br />

Störchen (z. B. ihren Eltern) bei der Brutplatzbesetzung<br />

unterlegen. Vielleicht ist aber ihr Bestreben, sich im<br />

Geburtsnest anzusiedeln, gar nicht so groß.<br />

In Entfernungen bis 10 km vom Geburtsort siedelten sich<br />

13,5 % der Weißstörche mit Brutnachweis an (bei den Brutzeitfunden<br />

waren es 10 %). SIEFKE (1981) gibt für diese Entfernungsklasse<br />

15,5 % der Ansiedler an.<br />

Die ger<strong>in</strong>gste Ansiedlungsentfernung betrug zwei Kilometer:<br />

Hidd. A 3678<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 08.07.1979 <strong>in</strong> Bries<strong>in</strong>g/Lkr. Bautzen<br />

(51.14 N, 14.30 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 12.07.1986 <strong>in</strong> Malschwitz/Lkr. Bautzen<br />

(51.14 N, 14.32 E) 2 km E<br />

Ansiedlungen <strong>in</strong> sehr großer Entfernung s<strong>in</strong>d stets mit<br />

großem Interesse registriert worden, liefern sie doch e<strong>in</strong>en<br />

H<strong>in</strong>weis auf das Ausmaß der Dismigration (z. B. FIEDLER<br />

1968, HAUFF 1978, MEYBOHM & FIEDLER 1983, CREUTZ<br />

1984). E<strong>in</strong>ige Beispiele für große Ansiedlungsdistanzen von<br />

Weißstörchen mit sächsischer Herkunft seien deshalb genannt:<br />

Hidd. 221647<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 06.07.1985 <strong>in</strong> Welsau/Altkr. Torgau<br />

(51.35 N, 12.58 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 16.07.1991 <strong>in</strong> Unterwart/Österreich<br />

(47.15 N, 16.03 E) 531 km SSE<br />

Hidd. 207192<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 30.06.1974 <strong>in</strong> Grethen/Muldentalkreis (51.14 N, 12.40 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 06.05.1980 <strong>in</strong> Strasbourg bas Rh<strong>in</strong>/Frankreich<br />

(48.34 N, 7.42 E)<br />

463 km SW<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

n = 320<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Kalenderjahr der Ansiedlung<br />

Abb. 28: Alter sächsischer Weißstörche bei der erstfeststellung als Brutvogel<br />

Hidd. KA 3557<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 20.06.1994 <strong>in</strong> Kalkreuth/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

(51.16 N, 13.37 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 14.05.1997<br />

<strong>in</strong> Sievern b. Cuxhaven/Niedersachsen (53.39 N, 8.36 E)<br />

431 km NW<br />

In unserem Material lagen 9 % der Wiederfunde mit Brutnachweis<br />

bzw. 13 % der Brutzeitfunde <strong>in</strong> Entfernungen von<br />

über 200 km vom Geburtsort. Insbesondere bei diesen Ansiedlungen<br />

<strong>in</strong> großer Distanz stellt man sich die Frage, ob<br />

vielleicht e<strong>in</strong>ige davon – <strong>in</strong>sbesondere die <strong>in</strong> SE- und NW-<br />

Richtung - <strong>in</strong> Beziehung zum Zugverhalten stehen könnten.<br />

CREUTZ (1985) hält Ansiedlungen <strong>in</strong>folge von Zugverlängerung<br />

oder -verkürzung für möglich. Die Verteilung der An-<br />

34<br />

33<br />

37<br />

16<br />

32<br />

12 9<br />

N<br />

8<br />

5<br />

5<br />

Abb. 29: Verteilung der Ansiedlungsrichtungen sächsischer<br />

Weißstörche (nur Brutnachweise, n = 320). Die<br />

Länge der Balken gibt die Häufigkeit der Funde <strong>in</strong><br />

der jeweiligen Richtung an.<br />

9<br />

16<br />

15<br />

18<br />

30<br />

41<br />

29


siedlungen sächsischer Weißstörche – mit e<strong>in</strong>er Häufung <strong>in</strong><br />

W- bis NNW-Richtungen bzw. E- bis ESE-Richtungen (siehe<br />

Abb. 29) – sche<strong>in</strong>t diese These zu stützen, doch können<br />

verschiedene Wiederfundwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten zu e<strong>in</strong>er<br />

Verzerrung führen. SIEFKE (1981) z. B. konnte ke<strong>in</strong>e Vorzugsrichtungen<br />

feststellen.<br />

Die Häufigkeitsverteilung der Ansiedlungsentfernungen<br />

sächsischer R<strong>in</strong>gstörche vom Geburtsort ist <strong>in</strong> Abb. 30 dargestellt.<br />

Für die Feststellungen mit Brutnachweis (n = 320)<br />

ergab sich e<strong>in</strong> Median von 36 km. Der Median der Wiederfundentfernungen<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher Brutvögel (n = 292) lag<br />

30<br />

%<br />

%<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Median = 36,5 km<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

-10 -20 -30 -40 -50 -60 -70 -80 -90 -100 -110 -120 -130 -140 -150 -160 -170 -180 -190 -200 > 200<br />

Median = 43 km<br />

Entfernung vom Geburtsort (km)<br />

Brutnachweise (n = 320)<br />

-10 -20 -30 -40 -50 -60 -70 -80 -90 -100 -110 -120 -130 -140 -150 -160 -170 -180 -190 -200 > 200<br />

Abb. 30: Ansiedlungsentfernungen sächsischer Weißstörche<br />

Brutzeitanwesenheit (n = 292)<br />

Entfernung vom Geburtsort (km)<br />

bei 43 km. Als wahrsche<strong>in</strong>liche Brutvögel werden hier Vögel<br />

angesehen, die m<strong>in</strong>destens das 4. Lebensjahr vollendet<br />

haben. Es gibt Grund zu der Annahme, daß bei nicht wenigen<br />

R<strong>in</strong>gablesungen der Status als Brutvogel zwar festgestellt,<br />

jedoch bei der Meldung nicht angegeben wurde, so<br />

daß es sich bei e<strong>in</strong>er Reihe dieser Funde wohl ebenfalls um<br />

Brutnachweise handeln dürfte.<br />

SIEFKE (1981) ermittelte für ostdeutsche Weißstörche e<strong>in</strong>en<br />

deutlich höheren Median der Ansiedlungsentfernungen von<br />

63 km. Dieser Wert kommt vor allem durch e<strong>in</strong>en größeren<br />

Anteil von Wiederfunden <strong>in</strong> Entfernungen von über 100 km<br />

zustande. Bei SIEFKE (1981) betrug dieser Anteil 35 %,


während von den sächsischen Ansiedlern nur 19 % <strong>in</strong> diesem<br />

Entfernungsbereich festgestellt wurden. Auch <strong>in</strong> der<br />

Auswertung von CREUTZ (1982) für die Oberlausitz waren<br />

Ansiedlungen im Bereich >100 km nur mit 22 % vertreten.<br />

Daß Ansiedlungen <strong>in</strong> Entfernungen von über 100 km im<br />

vorliegenden Material möglicherweise unterrepräsentiert<br />

s<strong>in</strong>d, kann u. a. damit zusammenhängen, daß <strong>in</strong> den angrenzenden<br />

Gebieten Polens und Tschechiens viel weniger Störche<br />

abgelesen werden als z. B. <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Relativ wenige Fundmeldungen enthielten Angaben zum<br />

Geschlecht der abgelesenen R<strong>in</strong>gvögel. Um dennoch Aussagen<br />

zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Ansiedlungsverhalten<br />

machen zu können, mußten diese Informationen<br />

nachträglich e<strong>in</strong>geholt werden. Nach diesem Mate rial<br />

betrug der Median der Ansiedlungsentfernungen der Männchen<br />

27 km (n=196) und der Weibchen 30 km (n=139). Es<br />

gibt somit ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen den Geschlechtern.<br />

Lediglich beim Anteil der Vögel, die sich <strong>in</strong> mehr als 200 km<br />

vom Geburtsort angesiedelt haben, deutet sich e<strong>in</strong> Unterschied<br />

an: 4,6 % waren es bei den Männchen und 12,9 % bei<br />

den Weibchen. ZINK (1967) gibt für das Oberrhe<strong>in</strong>gebiet e<strong>in</strong>e<br />

Durchschnittsentfernung von 33 km für die männlichen<br />

Ansiedler (n = 54) und von 61 km für die weiblichen Ansiedler<br />

(n = 37) an. Die entsprechenden Werte für die sächsischen<br />

Weißstörche würden bei 52 km bzw. 74 km liegen.<br />

Von e<strong>in</strong>er Reihe von Vogelarten ist bekannt, daß sich die<br />

Weibchen im Mittel <strong>in</strong> größeren Entfernungen ansiedeln als<br />

die Männchen (ULBRICHT 1988).<br />

Ansiedlung fremder Weißstörche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Bisher s<strong>in</strong>d 102 Weißstörche, die außerhalb <strong>Sachsen</strong>s nestjung<br />

ber<strong>in</strong>gt wurden, als Brutvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> nachgewiesen<br />

worden. H<strong>in</strong>zu kommen 89 Brutzeitfunde nicht-sächsischer<br />

R<strong>in</strong>gvögel. Die Herkunftsorte der Vögel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb.<br />

31 dargestellt.<br />

Die Häufigkeitsverteilung der Wiederfundentfernungen (im<br />

wesentlichen Ablesungen) – die nicht als Ansiedlungskurve<br />

zu verstehen ist – ist aus Tab. 8 zu ersehen.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele für Ansiedlungen von Weißstörchen mit<br />

weit entfernten Herkunftsorten seien nachfolgend aufgeführt.<br />

Radolfzell BB 14943<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 21.07.1970 <strong>in</strong> Ert<strong>in</strong>gen/Baden-Württemberg<br />

(48.06 N, 9.28 E),<br />

Totalreservate Der Weißstorch und Naturwaldzellen<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

kontrolliert als Brutvogel am 25.07.1975 <strong>in</strong> Neudorf, Spree/Altkr. Bautzen<br />

(51.19 N. 14.33 E)<br />

511 km NE<br />

Helgoland 6891<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1978 <strong>in</strong> Schwabe/Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

(54.15 N, 9.41 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 15.07.1988 <strong>in</strong> Müglenz/Muldentalkreis<br />

(51.24 N, 12.50 E)<br />

381 km SE<br />

PLG VC 009 (Polen)<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 22.07.1987 <strong>in</strong> Wapnik, Lubom<strong>in</strong>o/Polen<br />

(54.04 N, 20.10 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 11.07.1996 <strong>in</strong> Kalkreuth/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

(51.14 N, 13.29 E)<br />

550 km WSW<br />

CSP B 22075<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 11.07.1986 <strong>in</strong> Rohozna, Chrudim/Tschechien<br />

(49.48 N, 15.49 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 28.05.1989 <strong>in</strong> Bärwalde/Altkr. Dresden-<br />

Land (51.12 N, 13.41 E)<br />

217 km NW<br />

Es stellt sich hier wiederum die Frage, wie diese Ansiedlungen<br />

zustande kommen (s. o.). S<strong>in</strong>d sie nur das Resultat e<strong>in</strong>er<br />

– weitgehend ungerichteten – Zerstreuung (Dispersal)? Oder<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Störche während des Zuges <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> „hängen -<br />

geblieben“? Auf letzteres würde die Häufung der Herkunfts -<br />

orte <strong>in</strong> nordwestlichen Richtungen (Abb. 31) h<strong>in</strong>deuten<br />

(s. auch CREUTZ 1981a, 1985). Vermutlich spielen aber beide<br />

Möglichkeiten im Ansiedlungsverhalten des Weißstorches<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Verhältnis von Emigranten und Immigranten<br />

Für populationsökologische Betrachtungen ist es von Interesse,<br />

wieviele Vögel sich außerhalb des Bezugsgebietes<br />

ansiedeln und wieviele <strong>in</strong> dieses Gebiet e<strong>in</strong>wandern.<br />

Von den sächsischen R<strong>in</strong>gvögeln mit Ansiedlungsnachweis<br />

(n = 320) haben sich 223 (70 %) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und 97<br />

(30 %) außerhalb <strong>Sachsen</strong>s angesiedelt. Betrachtet man<br />

die Brutzeitfeststellungen potentieller Ansiedler, so s<strong>in</strong>d<br />

die Anteile ähnlich.<br />

Sieht man 325 R<strong>in</strong>gvögel mit nachgewiesenem Brutstatus<br />

als repräsentativ für den sächsischen Weißstorchbestand an,<br />

setzt sich dieser h<strong>in</strong>sichtlich der Herkunft der Ansiedler wie<br />

folgt zusammen: 223 (69 %) stammen aus <strong>Sachsen</strong> und 102<br />

(31 %) wanderten aus anderen Gebieten e<strong>in</strong>.<br />

Tab. 8: entfernungen der Herkunftsorte von fremden Weißstörchen, die sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> angesiedelt bzw. möglicherweise<br />

angesiedelt haben<br />

Entfernung 0 – 51 – 101– 151 – 201 – 251 – 301 – 351 – 401 – 451 – 501 – 551 –<br />

(km) 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600<br />

Brutnachweise<br />

(n=102) <strong>in</strong> %<br />

14,5 25,5 15,5 13,5 17,5 2 5 4 – – 2 –<br />

Brutzeitfeststellungen<br />

(n=89) <strong>in</strong> %<br />

19 15,5 19 17 10 3,5 6,5 3,5 – 1 3,5 1<br />

31


Mit 97 zu 102 halten sich die nachgewiesenen Auswanderer<br />

und E<strong>in</strong>wanderer im sächsischen R<strong>in</strong>gfundmaterial die<br />

Waage. Jedoch bleiben Vögel, die sich <strong>in</strong> Polen oder <strong>in</strong><br />

Tschechien ansiedeln, wahrsche<strong>in</strong>lich größtenteils unentdeckt,<br />

was zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung der Abwanderung <strong>in</strong><br />

diese Gebiete führt. Das wird aber möglicherweise dadurch<br />

ausgeglichen, daß <strong>in</strong> diesen Regionen Weißstörche<br />

<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Zahl ber<strong>in</strong>gt werden und sich deshalb die Zuwanderung<br />

dieser Vögel nach <strong>Sachsen</strong> durch R<strong>in</strong>gfunde<br />

nicht ausreichend nachweisen läßt.<br />

Die o. g. Angaben beziehen sich auf e<strong>in</strong>e Spanne von mehreren<br />

Jahrzehnten. Da <strong>in</strong> diesem Zeitraum deutliche Bestandsveränderungen<br />

stattgefunden haben, ist e<strong>in</strong>e zeitlich<br />

differenzierte Betrachtung von Interesse. Vergleichbar s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur Zeitabschnitte mit annähernd gleichen Wiederfundzahlen.<br />

Als solche können die Zeiträume 1980 – 89<br />

und 1990 – 99 betrachtet werden. Im Zeitraum 1980 – 89 betrug<br />

das Verhältnis von Auswanderern zu E<strong>in</strong>wanderern<br />

32:45 (= 1:1,4). Der Anteil der Ansiedler außerhalb <strong>Sachsen</strong>s<br />

von den Vögeln sächsischer Herkunft lag bei 26 %<br />

(n =123). Im Zeitraum 1990 – 99 war das Verhältnis 58:51<br />

32<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 31: Herkunftsorte der Weißstörche, die außerhalb <strong>Sachsen</strong>s als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt und später <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvögel<br />

oder potentielle Brutvögel zur Brutzeit festgestellt wurden (n = 191)<br />

(= 1:0,9), und 36 % der Ansiedlungen erfolgten außerhalb<br />

<strong>Sachsen</strong>s (n=161). Im ersten Zeitraum verblieben also verhältnismäßig<br />

viele Störche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, und die Zahl der<br />

Auswanderer war im Verhältnis zur Zahl der E<strong>in</strong>wanderer<br />

ger<strong>in</strong>ger. Im zweiten Zeitraum dagegen war das Verhältnis<br />

von Emigranten zu Immigranten relativ ausgeglichen.<br />

Brutfolgeansiedlung (Ortstreue und Umsiedlung)<br />

In diesem Kapitel soll anhand des sächsischen Wiederfundmaterials<br />

der Frage nachgegangen werden, <strong>in</strong> welchem<br />

Maße Weißstörche brutortstreu s<strong>in</strong>d bzw. über welche Entfernungen<br />

Brutortswechsel (d. h. Umsiedlungen) stattf<strong>in</strong>den.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d 202 Vögel nach ihrer (Erst-)Ansiedlung<br />

nochmals nachgewiesen worden, so daß Aussagen zu ihrer<br />

ersten Brutfolgeansiedlung möglich s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs hat es<br />

sich vermutlich nicht <strong>in</strong> jedem Falle bei der ersten Feststellung<br />

als Brutvogel auch wirklich um die Erstansiedlung<br />

gehandelt, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen bereits um e<strong>in</strong>e Brutfolgeansiedlung.<br />

Weiterh<strong>in</strong> könnten Vögel, deren erste Brutfolgeansiedlung<br />

zwei oder mehrere Jahre nach der Ansiedlung<br />

festgestellt wurde, zwischenzeitlich anderswo gebrütet


haben. Von den 202 Brutfolgeansiedlern s<strong>in</strong>d 159 (79 %)<br />

ihrem Ansiedlungsort treu geblieben, während 43 (21 %) zu<br />

e<strong>in</strong>em anderen Ort umgesiedelten. Die Häufigkeitsverteilung<br />

der Entfernungen dieser ersten Umsiedlungen ist <strong>in</strong> Tab. 9<br />

dargestellt.<br />

Der Median der Umsiedlungsentfernungen ist mit 4,8 km –<br />

im Vergleich zu dem der Ansiedlungsentfernungen – sehr<br />

ger<strong>in</strong>g. Umsiedlungen über mehr als 50 km s<strong>in</strong>d schon bemerkenswert.<br />

Die zwei weitesten Wiederfunde sollen deshalb<br />

zitiert werden:<br />

Hidd. B 5972<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1988 <strong>in</strong> Ludwigsdorf/NOL (51.12 N, 15.00 E)<br />

als Brutvogel kontrolliert am 14.08.1993 <strong>in</strong> Jänkendorf/NOL<br />

(51.15 N, 14.49 E) 14 km WNW<br />

als Brutvogel kontrolliert am 02.07.1994 <strong>in</strong> Seehausen/Thür<strong>in</strong>gen<br />

(51.20 N, 11.07 E) 257 km W<br />

Hidd. B 3865<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 29.06.1987 <strong>in</strong> Nieska/Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

(51.26 N, 13.22 E)<br />

als Brutvogel kontrolliert am 30.06.1992 <strong>in</strong> Mieste/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />

(52.28 N, 11.13 E) 187 km NW<br />

als Brutvogel kontrolliert am 22.04.1994 <strong>in</strong> Osternienburg/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />

(51.48 N, 12.02 E) 93 km SE<br />

Auch bei späteren Brutfolgeansiedlungen f<strong>in</strong>den nicht selten<br />

Umsiedlungen statt, wobei e<strong>in</strong>ige Vögel stärker zu Ortswechseln<br />

neigen, während andere eher beständig ortstreu<br />

s<strong>in</strong>d (siehe z. B. auch CREUTZ 1982, 1988). Als Beispiel für<br />

häufiges Umsiedeln sei nochmals der Hiddensee-R<strong>in</strong>gvogel<br />

K 2142 erwähnt (s. S. 28). Dieses Männchen war offenbar<br />

mit 5 verschiedenen Weibchen verpaart (CREUTZ 1981a).<br />

Die Frage, ob Brutortswechsel häufig mit e<strong>in</strong>em Partner-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 9: Umsiedlungsentfernungen bei der ersten Brutfolgeansiedlung<br />

Entfernung (km) 1–5 km 6–10 km 11–20 km 21–30 km 31– 40 km 41– 50 km > 50 km Median<br />

Anzahl 25 10 3 1 - 1 3 4,8 km<br />

Abb. 32: Kunststoff-Schnüre als Todesursache bei e<strong>in</strong>em<br />

nestjungen Weißstorch; 09.07.1994, Re<strong>in</strong>ersdorf /<br />

Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

wechsel <strong>in</strong> Zusammenhang stehen, kann anhand des vorliegenden<br />

Materials nicht beantwortet werden. Als weitere<br />

mögliche Ursachen für Umsiedlungen gibt CREUTZ (1988)<br />

an: Besetzung des Nestes durch andere Störche, Verlust des<br />

Nestes oder grobe Störungen und Brutverlust <strong>in</strong> der vorangegangenen<br />

Brutsaison.<br />

Die festgestellte Brutortstreue bzw. die ger<strong>in</strong>gen Umsiedlungsdistanzen<br />

zeigen, daß Weißstörche ihrem e<strong>in</strong>mal gewählten<br />

Ansiedlungsgebiet <strong>in</strong> der Regel auch <strong>in</strong> den folgenden<br />

Brutzeiten treu bleiben. Dieses ist typisch für Arten mit<br />

e<strong>in</strong>em über die Jahre relativ stabilen Nahrungsangebot (vgl.<br />

ULBRICHT 1988). Im Vergleich zu den Ansiedlungen ist die<br />

populationsökologische Bedeutung der Umsiedlungen beim<br />

Weißstorch ger<strong>in</strong>g (s. auch SIEFKE 1981).<br />

2.3.5 Sterblichkeit<br />

Berechnung der Sterblichkeit (Mortalität) anhand der<br />

Totfunde<br />

Für die Berechnung standen 402 Wiederfunde nestjung ber<strong>in</strong>gter<br />

Weißstörche zur Verfügung. Die Grundlagen für die<br />

Mortalitätsberechnungen s<strong>in</strong>d von KLENKE (1992) ausführlich<br />

dargestellt worden. Es sollen hier zwei Methoden zur<br />

Anwendung kommen. Grundlage für die Berechnung bildet<br />

e<strong>in</strong>e Wiederfundmatrix (Tab. 10) sämtlicher Totfunde. Die<br />

erste, sehr e<strong>in</strong>fache Methode setzt e<strong>in</strong>e vollständige Wiederfundmatrix<br />

voraus bzw. ist nur auf die vollständigen Jahrgänge<br />

- d.h. die Jahrgänge, für die aufgrund des festgestellten<br />

Höchstalters ke<strong>in</strong>e Wiederfunde mehr zu erwarten s<strong>in</strong>d -<br />

anwendbar. Die Sterblichkeit wird aus der Zahl der Totfunde<br />

im jeweiligen Lebensjahr, bezogen auf die zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

Lebensjahres noch Lebenden, berechnet. Die Angaben werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebenstafel nach HICKEY (1952) zusammengestellt<br />

(Tab. 11).<br />

Nach dieser Rechnung, die – wie die anderen Methoden<br />

auch – eher den Charakter e<strong>in</strong>er Schätzung hat, betrug die<br />

Sterblichkeit der Weißstörche im ersten Lebensjahr 57 %<br />

(bzw. die Überlebensrate 43 %). Die Sterblichkeit <strong>in</strong> den<br />

folgenden Lebensjahren bis zum 14. Lebensjahr lag zwischen<br />

7,1 und 37,5 % (Abb. 33).<br />

Wegen der ger<strong>in</strong>gen Fundanzahl pro Altersklasse wurden<br />

diese Werte zusammengefaßt, wodurch sich e<strong>in</strong>e mittlere<br />

Sterblichkeit von 21,2 % (bzw. e<strong>in</strong>e Überlebensrate von<br />

78,8 %) ergab. Die Werte für das 15. bis 17. Lebensjahr<br />

wurden aus methodischen Gründen ausgeklammert. Es deutet<br />

sich hier aber e<strong>in</strong>e altersbed<strong>in</strong>gte Erhöhung der Mortalität<br />

an. Auffällige altersspezifische Unterschiede gibt es<br />

zwischen dem ersten Lebensjahr und den folgenden Jahren.<br />

BAIRLEIN & ZINK (1979) ermittelten nach dieser Methode<br />

33


für südwestdeutsche Weißstörche (1950–59) e<strong>in</strong>e Sterblichkeit<br />

von 60,4 % (bzw. e<strong>in</strong>e Überlebensrate von 39,6 %)<br />

im ersten Lebensjahr und e<strong>in</strong>e Sterblichkeit von 25,8 %<br />

(bzw. Überlebensrate von 74,2 %) ab dem 2. Lebensjahr.<br />

Die Werte für <strong>Sachsen</strong> stimmen damit relativ gut übere<strong>in</strong>.<br />

Auch KLENKE (1992) kam bei se<strong>in</strong>er – mit Hilfe verschiedener<br />

Methoden vorgenommenen – Analyse des Datenmaterials<br />

der Vogelwarte Hiddensee zu ähnlichen Prozentzahlen.<br />

R. Klenke berechnete mittels se<strong>in</strong>es Programmes BirdStaT<br />

(KLENKE 1991) aus dem vorliegenden sächsischen Material<br />

die Überlebensraten und kam zu Ergebnissen, die <strong>in</strong> der<br />

Größenordnung unserer Werte lagen. Für se<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

sei ihm an dieser Stelle nochmals gedankt.<br />

34<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 10: Wiederfundmatrix der Totfunde sächsischer Weißstörche (1964–98)<br />

Ber<strong>in</strong>- Ber<strong>in</strong>- Wiederfundalter/-zahl Funde<br />

gungsjahr<br />

gung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

1964 169 4 0 0 2 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8<br />

1965 172 4 1 1 0 2 1 1 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />

1966 188 4 0 0 0 0 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8<br />

1967 84 2 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4<br />

1968 91 3 0 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6<br />

1969 134 4 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 7<br />

1970 158 5 0 0 2 2 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 10<br />

1971 241 9 6 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 20<br />

1972 169 7 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 10<br />

1973 111 2 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 5<br />

1974 202 17 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 19<br />

1975 209 6 1 3 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />

1976 197 3 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 5<br />

1977 215 7 0 2 0 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 12<br />

1978 297 6 0 2 1 0 1 4 2 2 0 0 1 1 0 0 0 0 20<br />

1979 239 9 0 0 0 2 0 0 2 0 1 0 0 0 0 0 1 0 15<br />

1980 294 9 2 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 13<br />

1981 318 6 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 1 0 0 11<br />

1982 160 9 0 0 0 0 2 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 12<br />

1983 216 11 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 14<br />

1984 164 3 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5<br />

1985 195 7 0 1 1 3 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 13<br />

1986 227 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9<br />

1987 373 15 4 1 0 2 0 0 0 1 1 0 0 0 24<br />

1988 279 20 2 1 0 2 0 2 1 0 0 0 0 28<br />

1989 216 5 1 0 0 0 0 1 1 0 0 0 8<br />

1990 160 5 0 1 0 0 0 0 0 0 0 6<br />

1991 109 4 0 0 0 0 0 0 0 1 5<br />

1992 158 1 0 1 0 0 1 0 0 3<br />

1993 290 13 0 1 0 0 1 0 15<br />

1994 324 10 1 0 2 2 0 15<br />

1995 196 8 2 0 1 0 11<br />

1996 140 7 0 0 0 7<br />

1997 100 7 0 0 7<br />

1998 322 23 0 23<br />

Summe 7117 264 24 17 17 22 12 15 6 9 2 2 3 3 2 2 1 1 402<br />

Es gibt auch die Möglichkeit, die Wiederfundraten (Totfunde)<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Ber<strong>in</strong>gungsjahrgänge, als Ausdruck der<br />

Sterblichkeit dieser Störche, für verschiedene Zeiträume zusammenzufassen<br />

und zu vergleichen. Für diesen Zweck wird<br />

die Zahl der Totfunde e<strong>in</strong>es jeden Jahrgangs und e<strong>in</strong>er jeden<br />

Altersklasse auf die Zahl der <strong>in</strong> diesem Jahrgang ber<strong>in</strong>gten<br />

Jungvögel bezogen. In e<strong>in</strong>e solche Berechnung können auch<br />

Jahrgänge, für die noch Wiederfunde zu erwarten s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. Bei dem Vergleich von Zeiträumen wird unterstellt,<br />

daß sich die Wiederfundwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten im<br />

Verlaufe der Zeit nicht wesentlich verändert haben. Die so ermittelten<br />

Sterblichkeitsraten für die Zeiträume 1964 – 81 und<br />

1982 – 98 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 34 vergleichend graphisch dargestellt.


Tab. 11: Lebenstafel sächsischer Weißstörche (1964–83)<br />

jährliche Sterberate (%)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Lebens- Anzahl der zu Beg<strong>in</strong>n des Sterblichkeit<br />

jahr Totfunde Lebensjahres lebend (%)<br />

1. 127 223 57,0<br />

2. 14 96<br />

3. 10 82<br />

4. 12 72<br />

5. 13 60<br />

6. 10 47<br />

7. 12 37 21,2<br />

8. 4 25<br />

9. 7 21<br />

10. 1 14<br />

11. 2 13<br />

12. 3 11<br />

13. 3 8<br />

14. 1 5<br />

15. 2 4 (50,0)<br />

16. 1 2 (50,0)<br />

17. 1 1 (100,0)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Lebensalter<br />

Abb. 33: Altersspezifische Mortalität sächsischer Weißstörche<br />

Sterblichkeit (% der Ber<strong>in</strong>gung)<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

1964-81<br />

1982-98<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Lebensjahr<br />

Abb. 34: Vergleich der altersspezifischen Sterblichkeiten<br />

der Jahrgänge 1964 – 81 und 1982 – 98<br />

jährlicher Anteil (%)<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Fundrate 1. LJ.<br />

Leitungsopfer 1. LJ.<br />

0<br />

1960 1970 1980 1990 2000<br />

Abb. 35: Zusammenhang zwischen der allgeme<strong>in</strong>en Totfund -<br />

rate im ersten Lebensjahr und der Rate der durch<br />

Freileitungen verursachten Tot funde von Störchen<br />

im ersten Lebensjahr<br />

Im Zeitraum 1982 – 98 ist gegenüber 1964 – 81 e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

der Sterblichkeit der Störche im ersten Lebensjahr zu<br />

verzeichnen. Dieser Anstieg, welcher bereits <strong>in</strong> den 1960er<br />

Jahren e<strong>in</strong>setzte, ist vor allem auf e<strong>in</strong>e Zunahme der Freileitungsopfer<br />

zurückzuführen (Abb. 35, siehe auch Kap. 2.5).<br />

Ferner hat die Sterblichkeit ab dem 2. Lebensjahr ger<strong>in</strong>gfügig<br />

abgenommen, doch ist dieser Trend nicht gesichert.<br />

Berechnung der Sterblichkeit anhand der Letztbeobachtungen<br />

ber<strong>in</strong>gter Brutstörche<br />

Aus den Letztbeobachtungen ber<strong>in</strong>gter Störche läßt sich der<br />

Altersaufbau der Brutpopulation ermitteln (vgl. BAIRLEIN &<br />

35


Anzahl Vögel<br />

ZINK 1979). Hierbei wird davon ausgegangen, daß sich die<br />

Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Vögel im Brutgebiet ab<br />

e<strong>in</strong>em gewissen Alter nicht mehr ändert. Es fanden alle<br />

Brutzeitfunde ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ab dem<br />

5. Lebensjahr Berücksichtigung, wobei bei mehrfacher<br />

Feststellung e<strong>in</strong>es Vogels nur die letzte Beobachtung (d. h.<br />

die im höchsten Alter) verwendet wurde. Der Bestand der<br />

Brutstörche e<strong>in</strong>es jeden Lebensalters wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Überlebenskurve<br />

dargestellt (Abb. 36).<br />

Aus diesen Werten errechnet sich e<strong>in</strong>e mittlere jährliche<br />

Mortalität zwischen 5. und 21. Lebensjahr von 21,1 %. Die<br />

anhand der Totfunde ermittelte Sterblichkeit im 5. bis 14.<br />

Lebensjahr beträgt 23,2 % (s. o.). Die nach den Letztbeobachtungen<br />

bestimmte Adultsterblichkeit ist somit ger<strong>in</strong>ger,<br />

was vor allem dadurch zustande kommt, daß das Höchstalter<br />

der Totfunde 17 Jahre war, während durch Ablesung<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von R<strong>in</strong>gstörchen höheren Alters (18 bis 26 Jahre)<br />

nachgewiesen werden konnte. In Anbetracht dessen, daß<br />

beide Methoden nur e<strong>in</strong> ungefähres Abbild der wirklichen<br />

Sterblichkeit liefern können, stimmen die Werte jedoch gut<br />

übere<strong>in</strong>. Das gilt auch für die von BAIRLEIN &ZINK (1979)<br />

angegebenen Werte.<br />

2.3.6 Altersstruktur<br />

Die Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde von Weißstörchen<br />

sächsischer Herkunft auf die verschiedenen Altersklassen<br />

(Kalenderjahre) ist <strong>in</strong> Abb. 37 dargestellt.<br />

Die Darstellung erfolgt getrennt nach Totfunden und Ablesungen.<br />

Dadurch wird sichtbar, daß nur bei den Totfunden<br />

die Altersklasse 1.–3. Kalenderjahr entsprechend repräsentiert<br />

ist. Durch Ablesung wird diese Altersgruppe nicht adäquat<br />

erfaßt, da sich e<strong>in</strong> Teil der Tiere noch <strong>in</strong> Gebieten auf-<br />

36<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Lebensalter (Jahre)<br />

Abb. 36: Überlebenskurve der Weißstörche des sächsischen<br />

Brutbestandes basierend auf den Letztbeobach -<br />

tungen (n = 479)<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

KJ<br />

> 25<br />

22–24<br />

19–21<br />

16–18<br />

13–15<br />

10–12<br />

7–9<br />

4–6<br />

1–3<br />

Totfunde (n = 277) Ablesungen (n = 680)<br />

1964 –1998<br />

10 %<br />

1964 –1998<br />

> 25<br />

22–24<br />

19–21<br />

16–18<br />

13–15<br />

10–12<br />

7–9<br />

4–6<br />

1–3<br />

Abb. 37: Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde sächsischer<br />

Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Altersklassen<br />

KJ<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

N = 308 N = 79 N = 229<br />

10%<br />

Gesamt 1974 – 85 1986 – 98<br />

Median = 6,0 KJ Median = 7,0 KJ Median = 6,0 KJ<br />

Abb. 38: Alterstruktur des sächsischen Weißstorchbrut -<br />

bestandes<br />

hält, <strong>in</strong> denen kaum Ablesungen erfolgen (vgl. Kap. 2.3.3).<br />

Die Alterszusammensetzung e<strong>in</strong>er Population ermöglicht<br />

Rückschlüsse auf ihren Zustand. Der Weißstorch hat e<strong>in</strong>e<br />

für langlebige Vogelarten mit relativ spätem mittleren Erstbrutalter<br />

charakteristische Altersstruktur, die dadurch gekennzeichnet<br />

ist, daß mittlere Jahrgänge den größten Anteil<br />

des Brutbestandes bilden (vgl. BAIRLEIN 1996). Die Altersstruktur<br />

des sächsischen Brutbestandes ist <strong>in</strong> Abb. 38 dargestellt.<br />

Der Altersmedian im Gesamtzeitraum 1974 – 98 lag<br />

im 6. Kalenderjahr, d.h. 50 % des Brutbestandes waren gerade<br />

e<strong>in</strong>mal 5 Jahre alt. Im Zeitraum 1974 – 85 lag der Altersmedian<br />

noch im 7. Kalenderjahr, <strong>in</strong>sbesondere waren die<br />

3-jährigen Störche im Brutbestand ger<strong>in</strong>ger vertreten. Doch<br />

kann von e<strong>in</strong>em „überalterten“ Bestand wohl nicht die Rede<br />

se<strong>in</strong>. In der nachfolgenden Periode (1986 – 98) erhöhte<br />

sich der Anteil der 3- bis 5-jährigen Vögel im sächsischen<br />

Weißstorchbestand, was zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung des Altersmedians<br />

führte. Der älteste bekannte sächsische Weißstorch,<br />

geboren <strong>in</strong> Malkwitz (Altkr. Oschatz), verstarb<br />

35jährig im Tierpark Eilenburg (ERDMANN 1997, 1998).<br />

KJ


2.4 Lebensraum<br />

2.4.1 Neststandorte<br />

Die Nester des Weißstorches stehen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> überwiegend<br />

auf von Menschen errichteten Unterlagen, d. h. Wagenrädern<br />

sowie Holz- und Metallkonstruktionen (G. ERD-<br />

MANN u.a. <strong>in</strong> STEFFENS et al. 1998). Diese bef<strong>in</strong>den sich auf<br />

Gebäuden, vere<strong>in</strong>zelt auf Bäumen oder, was immer häufiger<br />

der Fall ist, auf freistehenden Masten. In der Vergangenheit<br />

häufig auf „Weichdächern“ (mit Stroh oder Schilf bedeckten<br />

Dächern) stehende Nester s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit dem Verschw<strong>in</strong>den<br />

dieses Dachtypes nicht mehr vorhanden. Im Jahre<br />

1934 standen im Landkreis Hoyerswerda noch 80 % aller<br />

Nester auf damals strohgedeckten Gebäuden; 1985 gab<br />

es nur noch Nester auf Hartdächern (MENZEL 1988). MA-<br />

KATSCH (1953) stellte fest, daß sich <strong>in</strong> der Oberlausitz „nur<br />

noch selten“ e<strong>in</strong> Neststandort (n = 90) auf e<strong>in</strong>er strohgedeckten<br />

Scheune bef<strong>in</strong>det. In der benachbarten, brandenburgischen<br />

Niederlausitz (Landkreise Bad Liebenwerda, Calau,<br />

Cottbus, F<strong>in</strong>sterwalde, Forst, Guben, Herzberg, Lübben,<br />

Luckau, Senftenberg, Spremberg) bestand das letzte Brutvorkommen<br />

auf e<strong>in</strong>em Weichdach bis 1993 <strong>in</strong> Sacassne nördlich<br />

Burg im Oberspreewald (KÖHLER 1999). ERDMANN (1973) ver -<br />

weist darauf, daß bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit geeignete Nest -<br />

unterlagen, Nahrungsangebot und Flugbed<strong>in</strong>gungen am Nest<br />

wichtiger waren als das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Weichdaches.<br />

Abb. 39: Nest auf e<strong>in</strong>em Kirchendach <strong>in</strong> Staupitz; 1994,<br />

Lkr. Torgau-Oschatz<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Für das Jahr 1994 wurden zu 434 Nestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (90 %<br />

der <strong>in</strong>sgesamt 481 Nester) Datenblätter erstellt, die e<strong>in</strong>e<br />

Analyse und Bewertung der Nester ermöglichen. In Tab. 12<br />

s<strong>in</strong>d diese 434 Nester auf die e<strong>in</strong>zelnen Standortarten (Gebäude,<br />

Schornste<strong>in</strong>, Masten, Baum) aufgegliedert.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Anteil von 41 % bef<strong>in</strong>den sich doppelt so viele<br />

Nester auf Masten (Gitter-, Beton- und Holzmasten) wie auf<br />

Gebäuden. Die Anzahl von Nestern auf Gebäuden wird auch<br />

von der von Nestern auf Schornste<strong>in</strong>en übertroffen. E<strong>in</strong> bemerkenswerter<br />

Anteil Baumnester existiert im Regierungsbezirk<br />

Dresden. Diese Nester entstanden jedoch fast aus -<br />

schließlich nach Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nisthilfe (Kappen der<br />

Baumkrone oder Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes mit Nestunterlage<br />

„im Baum“). Die aktuelle Analyse (1999) dieser Baumnester<br />

zeigt mit 35 Nestern (Eiche 18, Erle 14, L<strong>in</strong>de, Kiefer und<br />

Fichte jeweils 1) e<strong>in</strong>e nur ger<strong>in</strong>ge Veränderung gegenüber<br />

1994. Erwähnenswert s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> 40 Nester (1999), die<br />

ohne Hilfe des Menschen entstanden. Sie bef<strong>in</strong>den sich vorrangig<br />

(29x) auf Schornste<strong>in</strong>en unterschiedlichster Höhe<br />

(7 bis35 m),7xauf E-Masten sowie je e<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>em Baum,<br />

Gebäude, Schlauchtrockenturm und Stall-Lüfter und werden<br />

seit mehreren Jahren teilweise recht erfolgreich genutzt.<br />

Die Entwicklung der Nutzung der Neststandort-Typen <strong>in</strong><br />

den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> bzw. auch <strong>in</strong> der DDR<br />

und <strong>in</strong> der Niederlausitz kann wie folgt charakterisiert werden<br />

(s. u. a. Abb. 38 bis 41 und 43 sowie Tab. 13 und 14):<br />

Abb. 40: Nest auf Schornste<strong>in</strong>, Fabrikgelände an der Kirche;<br />

1994, Pristäblich/Lkr. Delitzsch<br />

Foto: J. Hennersdorf<br />

37


Abb. 41: Nest auf Giebelstützen; 18.07.1993, Wa<strong>in</strong>sdorf /<br />

Land Brandenburg (an der sächsischen Grenze)<br />

Foto: P. Reuße<br />

Tab. 12: Standorte von Weißstorchnestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> (1994)<br />

38<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

1. Abnahme der Neststandorte auf Gebäuden, <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

von 68 % (1974) auf 20 % (1994).<br />

2. Starke Zunahme des Anteils der Nester auf Masten von<br />

10 % (1974) auf 41 % (1994) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>. Im Jahre 1958 befanden<br />

sich <strong>in</strong> der DDR lediglich 7 (!) von 1609 gemeldeten<br />

Neststandorten auf „Masten oder Pfählen“ (SCHILDMACHER<br />

1960). In der Tschechischen Republik s<strong>in</strong>d es auch 1994/95<br />

nur 7,6 % von n = 1060 (REJMANN 1999).<br />

3. Verstärkte Nutzung von Masten der Energieversorgung<br />

(CREUTZ 1985, MENZEL 1988).<br />

4. Erhöhung des Anteils von Nestern auf Schornste<strong>in</strong>en von<br />

11 % (1974) auf 26 % (1994) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />

5. Im Regierungsbezirk Dresden ist e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil<br />

von Nestern auf Bäumen zu verzeichnen (HABICHT 1985,<br />

MAKATSCH 1953, MENZEL 1988, SCHILDMACHER 1960).<br />

Anzahl auf Gebäudedach auf Schornste<strong>in</strong> auf Gittermast auf Betonmast auf Holzmast auf Baum Sonstige<br />

Altkreise Nester Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> %<br />

Bautzen 68 19 27,9 15 22,1 4 5,9 2 2,9 24 35,3 3 4,4 1 1,5<br />

Bischofswerda 13 2 15,4 5 38,5 0 2 15,4 3 23,1 1 7,8 0<br />

Dippoldiswalde 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />

Dresden 30 8 26,7 9 30,0 2 6,7 0 7 23,3 1 3,3 3 10<br />

Görlitz 9 3 33,3 2 22,2 0 2 22,2 0 1 11,1 1 11,1<br />

Großenha<strong>in</strong> 59 10 16,9 8 13,6 1 1,7 21 35,6 5 8,5 12 20,3 2 3,4<br />

Hoyerswerda 21 3 14,3 0 4 19,5 2 9,5 12 57,1 0 0<br />

Kamenz 35 7 20 5 14,3 2 5,7 8 22,9 2 5,7 3 8,6 8 22,9<br />

Löbau 3 0 1 33,3 0 1 33,3 1 33,3 0 0<br />

Meißen 3 0 2 66,7 1 33,3 0 0 0 0<br />

Niesky 45 8 17,8 3 6,6 1 2,2 23 51,1 4 8,9 6 13,3 0<br />

Riesa 25 2 8 9 36 0 4 16 3 12 7 28 0<br />

Sebnitz 6 0 4 66,6 0 1 16,6 0 1 16,6 0<br />

Weißwasser 14 1 7,1 1 7,1 1 7,1 3 21,4 6 42,9 2 14,3 0<br />

Zittau 3 0 2 66,7 0 0 1 33,3 0 0<br />

Regierungsbezirk<br />

Dresden<br />

335 63 18,8 66 19,7 16 4,8 69 20,6 68 20,3 37 11 15 4,5<br />

Borna 8 2 25 5 62,5 0 0 0 1 12,5 0<br />

Delitzsch 4 1 25 2 50 1 25 0 0 0 0<br />

Eilenburg 17 0 14 82,3 1 5,9 2 11,8 0 0 0<br />

Geitha<strong>in</strong> 5 4 80 0 0 0 1 20 0 0<br />

Leipzig 2 0 2 0 0 0 0 0<br />

Oschatz 7 3 42,9 1 14,3 0 0 3 42,9 0 0<br />

Torgau 33 13 39,4 9 27,2 4 12,1 1 3 6 18,2 0 0<br />

Wurzen 17 1 5,9 8 47,1 2 11,8 5 29,4 0 0 1 5,9<br />

Regierungsbezirk<br />

Leipzig<br />

93 24 25,8 41 44 8 8,6 8 8,6 10 10,8 1 1,1 1 1,1<br />

Brand-Erbisdorf 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />

Glauchau 1 1 100 0 0 0 0 0 0<br />

Hohenst.-E. 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />

Plauen 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />

Rochlitz 1 0 0 0 0 1 100 0 0<br />

Zwickau 1 0 1 100 0 0 0 0 0<br />

Regierungsbezirk<br />

Chemnitz<br />

6 1 16,7 4 66,7 0 0 1 16,7 0 0<br />

Land <strong>Sachsen</strong> 434 88 20,3 111 25,6 24 5,5 77 17,7 79 18,2 38 8,8 16 3,7


Abb. 42: Nest auf Nisthilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eiche; 1994,Viereichen/<br />

Lkr. NOL Foto: W. Klauke<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 13: Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der DDR (SCHILDMACHeR 1960 und 1975)<br />

Jahr Anzahl Gebäude Turm Schornste<strong>in</strong> Baum Mast Sonstige<br />

Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. %<br />

1958 1609 1368 85,0 20 1,4 113 7,0 84 5,2 7 0,4 17 1,0<br />

1974 2676 1757 65,7 72 2,7 293 10,9 230 8,6 262 9,8 62 2,3<br />

Tab. 14: entwicklung der Wahl der Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der Niederlausitz von 1974 bis 1995<br />

(KöHLeR 1999)<br />

Jahr Nest-Mast E-Mast Hartdach Weichdach Schornste<strong>in</strong> Baum Sonstige<br />

1974 7 22 109 42 16 52 1<br />

n = 249 (2,8 %) (8,8 %) (43,8 %) (16,9 %) (6,4 %) (20,9 %) (0,4 %)<br />

1984 53 16 100 9 26 51 2<br />

n = 257 (20,6 %) (6,2 %) (38,9 %) (3,5 %) (10,2 %) 19,8 %) (0,8 %)<br />

1995 177 36 80 0 36 29 1<br />

n = 359 (49,3 %) (10,0 %) (22,3 %) (10 %) (8,1 %) (0,3 %)<br />

2.4.2 Nahrungshabitate<br />

Nahrungszusammensetzung und Nahrungsbedarf<br />

Der Weißstorch hat e<strong>in</strong> relativ breites Nahrungsspektrum.<br />

Neben Kle<strong>in</strong>säugern und Lurchen spielen dar<strong>in</strong> auch Wirbellose,<br />

vor allem Insekten und Regenwürmer, e<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle (zur Übersicht s. CREUTZ 1988). Die Nahrungswahl<br />

richtet sich weitgehend nach dem Angebot an geeigneten<br />

Nahrungsobjekten, so daß der Weißstorch als Nahrungsopportunist<br />

bezeichnet werden kann. Das Nahrungsangebot<br />

weist - zum Teil deutliche - regionale und saisonale Unterschiede<br />

auf, wie die Ergebnisse verschiedener nahrungsökologischer<br />

Untersuchungen zeigen. Auch können die Ergeb-<br />

Abb. 43: Nest (Nisthilfe) auf abgestorbener Fichte; 1994,<br />

Rietschen / Lkr. NOL Foto: W. Klauke<br />

39


Abb. 44: Nest auf e<strong>in</strong>em Apfelbaum; 19.06.1983, Volkersdorf<br />

/Lkr. Meißen<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf<br />

nisse durch lokale Besonderheiten, <strong>in</strong>dividuelle Gewohnheiten<br />

e<strong>in</strong>zelner Störche und durch die Untersuchungsmethodik<br />

(Magen- bzw. Speiballenanalysen, Beobachtungen<br />

der Nahrungsaufnahme oder Fütterung) bee<strong>in</strong>flusst se<strong>in</strong>.<br />

Sehr unterschiedliche Angaben werden <strong>in</strong> der Literatur zum<br />

Anteil von Fröschen <strong>in</strong> der Nahrung des Weißstorchs gemacht.<br />

Sowohl STEINBACHER (1936) als auch STAMMER<br />

(1937) fanden bei Magenanalysen Frösche <strong>in</strong> relativ großer<br />

Zahl. Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Untersuchung auf polnischem<br />

Gebiet war der Anteil von Fröschen <strong>in</strong> der Nestl<strong>in</strong>gsnahrung<br />

mit 62% der Biomasse sehr hoch (PINOWSKA & PINOWSKI<br />

1989). LÖHMER & HARMS (1999) stellten bei e<strong>in</strong>em von drei<br />

untersuchten Paaren im Raum Hannover e<strong>in</strong>en sehr hohen<br />

Anteil von Kaulquappen fest. H<strong>in</strong>gegen ergab e<strong>in</strong>e Analyse<br />

der Gewöll<strong>in</strong>halte spanischer Störche (LÁZARO 1986) nur<br />

e<strong>in</strong>en äußerst ger<strong>in</strong>gen Amphibienanteil (dagegen aber sehr<br />

viele Reptilien). Auch LAKEBERG (1995) und BÖHNING-<br />

GAESE (1992) registrierten bei ihren Beobachtungen <strong>in</strong><br />

Oberschwaben ke<strong>in</strong>e bzw. nur sehr wenige Lurche als Nahrung.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Untersuchung der Magen<strong>in</strong>halte sächsischer<br />

Weißstörche konnten weder bei nestjungen noch bei diesjährigen<br />

und adulten Vögeln Lurche festgestellt werden<br />

(NACHTIGALL et al. 1998). In den meisten Untersuchungen<br />

wird e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil an Kle<strong>in</strong>säugern, vorwiegend<br />

40<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Mäusen, angegeben. Das gilt auch für Insekten, die oft <strong>in</strong><br />

solch großer Zahl aufgenommen werden, daß sie e<strong>in</strong>en nennenswerten<br />

Biomasseanteil <strong>in</strong> der Nahrung erreichen.<br />

NACHTIGALL et al. (1998) fanden <strong>in</strong> den Mägen von 34 im<br />

Jahre 1996 <strong>in</strong> Ostsachsen während e<strong>in</strong>er Schlechtwetterperiode<br />

gestorbenen Nestl<strong>in</strong>gen als Nahrungstiere ausschließlich<br />

Käfer. Trotzdem war bei 31 von diesen Jungvögeln e<strong>in</strong>e<br />

normale bis überdurchschnittliche Fettdeposition festzustellen.<br />

Insekten und andere Arthropoden (<strong>in</strong>sbesondere Regenwürmer)<br />

s<strong>in</strong>d als Nahrung für (kle<strong>in</strong>e) Nestl<strong>in</strong>ge offenbar<br />

von besonderer Bedeutung und werden <strong>in</strong> dieser Phase von<br />

den Altvögeln wohl auch selektiv aufgenommen (CREUTZ<br />

1988, LAKEBERG 1995). Reptilien spielen als Nahrung des<br />

Weißstorchs <strong>in</strong> Mitteleuropa ke<strong>in</strong>e große Rolle, während Fische<br />

gebietsweise e<strong>in</strong>en nennenswerten Anteil ausmachen<br />

können (z. B. 19 % bei Adulten sowie bei flüggen Jungvögeln,<br />

NACHTIGALL et al. 1998).<br />

In der Zeit des maximalen Nahrungsbedarfs muß e<strong>in</strong> Weißstorchpaar<br />

– nimmt man e<strong>in</strong>e durchschnittliche Nahrungszusammensetzung<br />

an – täglich ca. 500 g Nahrung pro Jungvogel<br />

heranschaffen (PROFUS 1986). Ungefähr die gleiche<br />

Menge benötigt auch e<strong>in</strong> Altvogel, um se<strong>in</strong>en täglichen Energiebedarf<br />

(e<strong>in</strong>schließlich des Aufwands für Nahrungsflüge<br />

etc.) zu decken. Den Gesamt-Nahrungsbedarf e<strong>in</strong>es<br />

Weißstorchpaares während der Brut- und Jungenaufzucht<br />

(im Mittel 2,5 Junge) <strong>in</strong> Polen schätzt PROFUS (1986) auf<br />

250 kg. Die Nahrungshabitate im Umkreis e<strong>in</strong>es Brutplatzes<br />

müssen den Nahrungsbedürfnissen sowohl <strong>in</strong> quantitativer<br />

als auch <strong>in</strong> qualitativer H<strong>in</strong>sicht gerecht werden.<br />

Aktionsradius während der Bebrütung und Jungenaufzucht<br />

Der Aktionsradius e<strong>in</strong>es Storchenpaares hängt von verschiedenen<br />

Faktoren ab, u. a. vom Nahrungsangebot und<br />

von der Anzahl der Jungvögel. So können die Nahrungsreviere<br />

z. B. <strong>in</strong> „Feldmausjahren“ im Durchschnitt kle<strong>in</strong>er<br />

se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> sonstigen Jahren (THOMSEN &STRUWE 1993).<br />

Bei Untersuchungen <strong>in</strong> der Dannenberger Elbmarsch<br />

(DZIEWIATY 1993) und <strong>in</strong> der Allerniederung (SELLHEIM<br />

1986) wurde e<strong>in</strong> Aktionsradius nahrungssuchender Vögel<br />

von 1,5 km um den Neststandort ermittelt. Relativ kle<strong>in</strong><br />

war auch der Aktionsradius e<strong>in</strong>es Paares <strong>in</strong> Nordpolen, das<br />

im Mittel <strong>in</strong> 800 m Entfernung vom Nistplatz nach Nahrung<br />

suchte (OZGO & BOGUCKI 1999). Die maximale Distanz<br />

betrug bei diesem Paar 3,6 km. LÖHMER et al. (1980)<br />

beobachteten e<strong>in</strong> Weißstorchpaar im Landkreis Hannover<br />

und stellten fest, daß die Nahrungssuche <strong>in</strong> der Bebrütungsphase<br />

und <strong>in</strong> den ersten Wochen der Jungenaufzucht<br />

vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nahbereich bis 2,5 km um das Nest<br />

stattfand und sich dieser Radius bis zum Abzug der Störche<br />

auf ca. 8 km vergrößerte. Untersuchungen von LÖHMER &<br />

HARMS (1999) an drei Brutpaaren im Jahre 1994 ergaben,<br />

daß <strong>in</strong> der Phase der bewachten Jungenaufzucht im Durchschnitt<br />

nur Nahrungflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung bis ca. 1,7<br />

km vom Nest aufgesucht werden. LAKEBERG (1995) kam zu<br />

e<strong>in</strong>em ähnlichen Ergebnis, wobei aber e<strong>in</strong>zelne Nahrungsflüge<br />

<strong>in</strong> dieser Periode bis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Entfernung von maximal


9 Kilometern reichten. Übere<strong>in</strong>stimmend zeigten die genannten<br />

Untersuchungen, daß <strong>in</strong>nerhalb der festgestellten<br />

Aktionsräume stets nur e<strong>in</strong> Teil der Fläche <strong>in</strong>tensiver zur<br />

Nahrungssuche genutzt wird. Detaillierte Angaben zur Nutzung<br />

der Nahrungshabitate s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Publikationen</strong><br />

zu f<strong>in</strong>den (z. B. PINOWSKA & PINOWSKI 1989,<br />

BÖHNING-GAESE 1992, LAKEBERG 1995, LÖHMER & HARMS<br />

1999, OZGO &BOGUCKI 1999).<br />

Bei der 1994 erfolgten Intensivbeobachtung von 10 sächsischen<br />

Brutpaaren (s. Tab.19, S. 45) suchte e<strong>in</strong>s bevorzugt im<br />

4,5 km entfernten Teichgebiet nach Nahrung, m<strong>in</strong>destens drei<br />

wei tere Paare überschritten bei der Nahrungssuche oft die<br />

3 km-Distanz zum Brutplatz. Dafür wurden bei ihnen mehrmals<br />

Fremdstörche nahrungssuchend <strong>in</strong> Nestnähe beobachtet.<br />

Bedeutung des Grünlandes für die Nahrungsversorgung<br />

In allen Studien wird die Bedeutung des Grünlands für die<br />

Nahrungsversorgung hervorgehoben. So hatten die Störche<br />

bei OZGO & BOGUCKI (1999) <strong>in</strong> 65 %, bei LÖHMER & HARMS<br />

(1999) <strong>in</strong> 73 % und bei BOEHNING-GAESE (1992) sogar <strong>in</strong> bis<br />

zu 99 % der Fälle Grünland als Nahrungsfläche gewählt.<br />

Nach LAKEBERG (1995) wird Grünland vor allem dann zur<br />

Nahrungssuche genutzt, wenn es e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />

Wuchshöhe von unter 25 cm aufweist. E<strong>in</strong>e besondere Bedeutung<br />

haben Wiesen zudem zum Zeitpunkt der Mahd<br />

bzw. <strong>in</strong> der Zeit danach. Äcker spielen am ehesten im ab -<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 45: Nahrungssuche auf e<strong>in</strong>er Wiese Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski<br />

geernteten Zustand, d. h. zum Ende der Nestl<strong>in</strong>gsphase h<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e Rolle (PINOWSKA & PINOWSKI 1989). Große Bedeutung<br />

als Nahrungshabitate für den Weißstorch besitzen Feucht -<br />

gebiete, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Feuchtgrünland gelegene Kle<strong>in</strong> -<br />

gewässer.<br />

Speziell für die neuen Bundesländer stellen die mit der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung nach 1990 verbundenen Zersiedelungen<br />

und Versiegelungen der Landschaft sowie die<br />

Strukturveränderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft e<strong>in</strong>e große Gefahr<br />

für die Stabilität der Weißstorchbestände dar. Die<br />

Strukturänderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft führte zu e<strong>in</strong>em<br />

drastischen Rückgang der Tierproduktion und damit der<br />

Ackerfutterflächen und Grünlandgebiete. Es ist deshalb not -<br />

wendig, die weitere Entwicklung der sächsischen Weißstorchpopulation<br />

und ihrer Lebensräume zu beobachten.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund diente die im Jahr 1994 vorgenommene<br />

Kartierung der Nahrungsflächen <strong>in</strong> der Umgebung<br />

fast aller sächsischen Nester nicht nur zur Beurteilung der<br />

gegenwärtigen Situation, sondern sie liefert auch wichtige<br />

Vergleichsdaten für zukünftige Untersuchungen.<br />

<strong>Sachsen</strong>weit konnten <strong>in</strong>sgesamt von 398 Nestern die Nahrungshabitate<br />

im Radius von 2 km um den Neststandort<br />

nach vorgegebener Methodik erfaßt und ausgewertet werden.<br />

Damit ist es gelungen, die Struktur der Nahrungshabitate<br />

für den Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weitgehend flächendeckend<br />

zu dokumentieren.<br />

41


Abb. 46: Weißstorch-Paar, e<strong>in</strong> Partner br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en „Be -<br />

grü ßungsstrauß“; 10.05.1973, Ste<strong>in</strong>itz/Lkr. Kamenz<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Schipke<br />

Basierend auf diesem Material wurden im Rahmen der Auswertung<br />

für jedes Nest folgende Aspekte untersucht:<br />

1. Wie groß ist der Flächenanteil von Grünland und Feuchtgebieten<br />

im kartierten 2 km-Radius?<br />

2. Wie groß ist die Fläche der vorhandenen Feuchtgebiete<br />

im kartierten Nahrungshabitat?<br />

3. Ermittlung des Flächenanteils von Grünland im Nestnah -<br />

bereich, d. h. im Radius von 1,41 km um den Nest -<br />

standort, und im äußeren Bereich des untersuchten Habitats,<br />

d. h. im verbleibenden äußeren Kreisr<strong>in</strong>g, durch<br />

Zuordnung zu jeweils 3 Klassen:<br />

Nestnahbereich: Klasse a bis 50 ha<br />

Klasse b 50 bis 200 ha<br />

Klasse c > 200 ha<br />

Äußeres Habitat: Klasse d bis 50 ha<br />

Klasse e 50 bis 200 ha<br />

Klasse f > 200 ha<br />

Von 255 sächsischen Brutplätzen, die im Zeitraum 1989– 98<br />

lückenlos beobachtet wurden, betrug bei fast 50 % dieser<br />

Brutplätze die Grünlandfläche im 2 km-Radius 50 bis 150 ha.<br />

Nur <strong>in</strong> 6 % der Fälle waren weniger als 50 ha Grünland vorhanden<br />

(s. Abb. 47).<br />

42<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0-50 51-<br />

100<br />

101-<br />

150<br />

151-<br />

200<br />

201-<br />

250<br />

251-<br />

300<br />

301-<br />

350<br />

Grünlandanteil (ha)<br />

n = 255 Nester<br />

351-<br />

400<br />

401-<br />

450<br />

451-<br />

500<br />

501-<br />

550<br />

Abb. 47: Häufigkeitsverteilung der Gründlandflächen nach<br />

Größenklassen im Umkreis von 2 km um das Nest<br />

von 255 Weißstorchbrutplätzen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Da Grünland – wie oben ausgeführt – offenbar für die Nahrungssuche<br />

<strong>in</strong> der Bebrütungs- und Jungenaufzuchtphase<br />

von großer Bedeutung ist, sollte man annehmen, daß an<br />

Brutplätzen, <strong>in</strong> deren näherem Umkreis wenig Grünland<br />

vorhanden ist, der Bruterfolg im Durchschnitt ger<strong>in</strong>ger ist<br />

als an Plätzen mit hohem Anteil Grünland <strong>in</strong> der Umgebung.<br />

Wie Abb. 48 zeigt, steigt der mittlere Bruterfolg mit<br />

zunehmendem Grünlandanteil ger<strong>in</strong>gfügig, aber nicht signifikant<br />

an. Es ist jedoch auch zu ersehen, daß die Störche an<br />

Plätzen mit relativ wenig Grünland durchaus produktiv se<strong>in</strong><br />

können, während es andererseits Brutplätze mit viel Grünland<br />

im Umfeld gibt, an denen über Jahre nur wenige Jungvögel<br />

großgezogen werden. Das zeigt, daß nicht alle<strong>in</strong> der<br />

Anteil des Grünlandes, sondern vor allem dessen Qualität –<br />

gemessen am Nahrungsangebot – e<strong>in</strong>e Rolle spielt. OZGO &<br />

BOGUCKI (1999) stellten bei ihren Untersuchungen zur<br />

Raum- und Habitatnutzung fest, daß das Nahrungsgebiet<br />

zwar 250 ha umfaßte, davon <strong>in</strong> mehr als 50 % der Aufzuchtzeit<br />

aber nur e<strong>in</strong>e Fläche von <strong>in</strong>sgesamt 30 ha zur Nahrungssuche<br />

genutzt wurde.<br />

mittlerer jährlicher Bruterfolg (1989 – 98)<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

y = 0,001x + 1,3743<br />

R 2 = 0,0196<br />

0,0<br />

0 100 200 300 400 500 600<br />

Grünlandanteil (ha)<br />

Abb. 48: Beziehung zwischen Grünlandanteil des Umlandes<br />

und mittlerem Bruterfolg im Zeitraum 1989 – 98 an<br />

255 Brutplätzen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>


Tab. 15: Verteilung von Neststandorten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> auf<br />

Grünlandklassen im Nestnahbereich sowie äußeren<br />

Bereich des kartierten Nahrungshabitates (1994).<br />

Kreis I = Grünland im Nestnahbereich, Kreis A =<br />

Grünland im äußeren Bereich des Nahrungshabitates<br />

Grünlandfläche Kreis I (ha) (%) Kreis A (ha) (%)<br />

bis 50 ha 115 28,9 145 36,4<br />

50 –100 ha 236 59,3 241 60,6<br />

ab 200 ha 47 11,8 12 3,0<br />

Von allen untersuchten Neststandorten weisen 57 % <strong>in</strong> deren<br />

beschriebener Umgebung Feuchtgebiete bis zu e<strong>in</strong>er Größen -<br />

ordnung von 165 ha auf. In 92 Fällen (41 %) ist die Fläche<br />

dabei kle<strong>in</strong>er als 10 ha. Feuchtgebiete größer als 80 ha<br />

konnten nur an 13 Standorten festgestellt werden.<br />

2.4.3 Ökologische Situation an ausgewählten Brut -<br />

plätzen<br />

Im Jahre 1994 wurde an ausgewählten Brutplätzen <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> die ökologische Situation, <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick<br />

auf das Nahrungsangebot, näher untersucht. Die<br />

Plätze sowie Aspekte für deren Auswahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tab. 16<br />

aufgeführt.<br />

An neun dieser Plätze wurden durch Beobachtungen der<br />

Störche bei der Nahrungsaufnahme bzw. bei der Fütterung<br />

nach Möglichkeit die Beutetiere festgestellt und ihr Anteil<br />

an der Nahrung e<strong>in</strong>geschätzt. Dabei waren bis zu vier Beobachter<br />

im Umfeld des Nestes und <strong>in</strong> den potentiellen Nahrungshabitaten<br />

gleichzeitig im E<strong>in</strong>satz. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Tab. 17 zusammengestellt.<br />

An e<strong>in</strong>igen Plätzen machten erwartungsgemäß Insekten,<br />

vor allem Heuschrecken, e<strong>in</strong>en großen Anteil der Nahrung<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 16: Untersuchte Brutplätze und Aspekte für deren Auswahl<br />

Abb. 49: Weißstorch und Graureiher nutzen e<strong>in</strong>e Nahrungsquelle<br />

Foto: P. Reuße<br />

aus. Daß Kle<strong>in</strong>säuger nicht häufiger als Nahrung dienten,<br />

hängt damit zusammen, daß 1994 ke<strong>in</strong> Mäusejahr war.<br />

Lurche spielten offenbar nur am Brutplatz Falken e<strong>in</strong>e<br />

größere Rolle. Dieses Paar suchte – wie die Brutpaare <strong>in</strong><br />

Kauppa und Leipgen – auch Teichgebiete zur Nahrungssuche<br />

auf. Es überrascht nicht, daß Fische <strong>in</strong> der Nahrung<br />

dieser Störche e<strong>in</strong>en relativ großen Anteil ausmachten. In<br />

Brutplatz Altkreis Auswahlaspekte<br />

Berbisdorf Dresden-Land „NSG Frauenteich“ (Moritzburg) <strong>in</strong> der Nähe<br />

Ottendorf-Okrilla Dresden-Land zwei benachbarte Nester (Sichtkontakt) <strong>in</strong> der<br />

Röderaue, I (auf e<strong>in</strong>em Baum), II (auf e<strong>in</strong>em Mast)<br />

Leipgen Niesky vielgestaltiger Lebensraum <strong>in</strong> der Oberlausitzer Heideund<br />

Teichlandschaft<br />

Kauppa Bautzen Teichlandschaft mit wenig landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche<br />

Klitten Bautzen Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

Dippoldiswalde Dippoldiswalde Ausbreitung Höhenlage 400 m über NN<br />

Großhartmannsdorf Brand-Erbisdorf Ausbreitung Höhenlage 500 m über NN<br />

Falken Limbach-Oberfrohna 4,5 km Entfernung zu den Limbacher Teichen<br />

Schlunzig Glauchau Muldeaue, über Jahre e<strong>in</strong>ziger erfolgreicher<br />

Brutplatz im Bezirk Chemnitz<br />

Modelwitz Leipzig Großstadtnähe und Nachbarschaft „NSG Luppeaue“<br />

Grubnitz Wurzen Muldeaue<br />

43


44<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 17: e<strong>in</strong>schätzung der Häufigkeit verschiedener Nahrungskomponenten anhand von Beobachtungen an e<strong>in</strong>igen Brutplätzen.<br />

1 = ke<strong>in</strong>e bis wenig, 2 = mäßig, 3 = viel<br />

Standort Regen- Insekten Fische Lurche Reptilien Kle<strong>in</strong>- Bemerkungen<br />

würmer säuger<br />

Berbisdorf 2 3 1 1 1 1–2 1 Maulwurf<br />

Ottendorf-Okrilla 2 3 1 2 1 2<br />

Leipgen 2 2 3 1 2 2 Maulwürfe; Fischteiche<br />

bilden wichtige Nahrungsgebiete<br />

– 10 bis<br />

20 cm lange Fische<br />

Kauppa 2 2 1-2 2 zum Nest gebrachte<br />

Karpfen waren für Jungvögel<br />

zu groß<br />

Klitten 1–2 2 – 3 2 2 1<br />

Großhartmannsdorf 2 2 1 1 2 – 3 Fische im Großhartmannsdorfer<br />

Teichgebiet<br />

werden nicht genutzt<br />

Falken 2 3 3 2 Fischteich außerhalb<br />

3 km-Radius<br />

Schlunzig 2 2 aus Gewöllanalysen<br />

Modelwitz 2 2 1 2 1 Maulwurf<br />

Großhartmannsdorf h<strong>in</strong>gegen konnten Fische als Nahrung<br />

nicht festgestellt werden, obwohl sich e<strong>in</strong> Teichgebiet<br />

ganz <strong>in</strong> der Nähe bef<strong>in</strong>det.<br />

Es wurde jeweils anhand von Probeflächen geprüft, wie<br />

groß das Nahrungsangebot auf Grünland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis<br />

von 3 km um die betrachteten Neststandorte war (Tab. 18).<br />

Das Angebot an Wirbellosen auf den untersuchten Grün-<br />

landflächen wurde überwiegend als „mäßig bis hoch“ e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Kle<strong>in</strong>säuger waren zumeist nur „wenig bis mäßig“<br />

vorhanden. Sowohl <strong>in</strong> Falken als auch <strong>in</strong> Leipgen wiesen<br />

aber nahe gelegene Stoppeläcker höhere Kle<strong>in</strong>säugerdichten<br />

auf als das Grünland.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wurde untersucht, <strong>in</strong> welchem<br />

Maße die Vögel Grünland im Vergleich zu Ackerflächen im<br />

Radius von 3 km um das Nest zur Nahrungssuche nutzten.<br />

Tab. 18: Nahrungsangebot auf ausgewählten Grünlandflächen <strong>in</strong> Brutplatznähe. 1 = ohne bis ger<strong>in</strong>g, 2 = mäßig, 3 = hoch<br />

Standort Anzahl Regen- Insekten Lurche Reptilien Kle<strong>in</strong>säuger<br />

der würmer<br />

erfaßten<br />

Flächen<br />

Berbisdorf 11 1–2 2 – 3 1 1 1<br />

Ottendorf-Okrilla 10 1–2 2 1–2 1 2<br />

Leipgen 10 2 2 1 2 1<br />

2 (Stoppel)<br />

Kauppa 3 1–2 2 2 1<br />

Dippoldiswalde 2 1–2 2 – 3 1 1 1–2<br />

Großhartmannsdorf 8 2 1–2 1–2 1 2 – 3<br />

Falken 1 2 2 1 1 1<br />

3 (Stoppel)<br />

Schlunzig 5 1–2 1–2 1 1 1<br />

Modelwitz 15 2 2 – 3 1–2 1–2 1–2


Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 19: Nutzung der potentiellen Nahrungsflächen (= landwirtschaftliche Nutzflächen + Brachland) durch die Weißstorchpaare<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 3 km-Radius um verschiedene Brutplätze. In Spalte 2 ist außer der Gesamtfläche jeweils auch die<br />

Grünland- (G), Feuchtgebiets- (F) und Ackerfläche (A) angegeben.<br />

Standort Potentielle Genutzte Nahrungsfläche Anzahl Gesamt- Bemerkungen<br />

Nahrungsfläche (ha) Beobach- beobach-<br />

(ha) Grün- tungen tungs-<br />

Gesamt land Acker dauer (h)<br />

Berbisdorf 1867 183 127 56 6 56 Störche oft außer-<br />

G 351, F 36, halb des 3km-<br />

A 1214 Radius<br />

Ottendorf-Okrilla I 1360 120 60 60 9 ca. 100 wie oben<br />

G 752, F 0, A 570<br />

Ottendorf-Okrilla II 1360 52 45 7 8 ca. 90 wie oben<br />

G 752, F 0, A 570<br />

Leipgen 1097 340 95 245 42 > 100 Nahrungssuche<br />

G 398, F 12, A 297 auch im Teichgebiet<br />

Kauppa 1220 135 125 10 8 28 Beobachtung auch<br />

G 311, F 0, A 661 auf Sportflugplatz<br />

Klitten 1287 57 45 12 14 77 Nutzung von über-<br />

G 603, F 22, A 528 schwemmter Wiese<br />

Großhartmannsdorf 2345 210 192 18 18 ca. 50<br />

G 895, F 12,<br />

A 1245<br />

Falken 1743 32 6 26 6 17 Nahrungssuche<br />

G 217, F 12, vorwiegend im<br />

A 1514 4,5 km entfernten<br />

Teichgebiet Limbach-Oberfrohna<br />

Schlunzig 1945 70 37 33 8 17<br />

G 361, F 23, Brache<br />

A 1528<br />

Modelwitz 1505 >50 >50 – 7 30<br />

G 299, F 38,<br />

A 1168<br />

Tab.20: Brutberichte zu den untersuchten Standorten für die Jahre 1985 bis 1994<br />

Nest 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994<br />

Ottendorf-Okrilla (Eiche) HB2 HB2 kHB HB1 kHB HPm3 HPm2 HPm3 HPm4 HPm2<br />

Ottendorf-Okrilla (Mast) – – – – – – – HPm3 HPm3 HPm3<br />

Berbisdorf HPm4 HPm2 HPm1 HPm3 HPo HPm4 HPm2 HPm4 HPm5 HPm2<br />

Schlunzig HPm3 HPm2 HPm3 HPm1 HPm4 HPm3 HPm3 HPm4 HPm4 HPm4<br />

Dippoldiswalde – – – – – – – HPo HPm1 HPo<br />

Klitten – – – HPm2 HPm4 HPo HPo HPm3 HPm3 HPm2<br />

Kauppa HPm3 HPm2 HPm3 HPm2 HPm4 HPm3 HPo HPm3 HPo HPm5<br />

Falken – – – – – – – – – HPm3<br />

Grubnitz – – – HPo HPm3 HPm2 HPm3 HPm3 HPm3 HPm3<br />

Leipgen – – – HPo HPm2 HPm2 HPm3 HPm2 HPm4<br />

Großhartmannsdorf HB HB HB HB HPo HPo HPo HPo HPm2 HPm2<br />

Modelwitz – – – – – – – HPo HPm3 HPm1<br />

45


Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 19 zusammengefaßt. Die Kartierung<br />

ergab, daß mit Ausnahme von Leipgen an allen Plätzen<br />

die vorhandenen Grünlandflächen bevorzugt zur Nahrungssuche<br />

aufgesucht wurden.<br />

Im Schrifttum wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, daß es für die<br />

Störche auch wichtig ist, daß sich geeignete Nahrungsflächen<br />

<strong>in</strong> Sichtweite vom Nest bef<strong>in</strong>den. An den aus -<br />

gewählten Plätzen sche<strong>in</strong>en aber – wie beobachtet wurde –<br />

die Sichtbeziehungen ke<strong>in</strong>e ausschlaggebende Rolle zu<br />

spielen. Aus Tab. 20 ist der Bruterfolg für die betrachteten<br />

Standorte ersichtlich.<br />

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Grünlandflächen <strong>in</strong> der Umgebung e<strong>in</strong>es Brutplatzes<br />

zweifellos von Bedeutung ist, daß aber ab e<strong>in</strong>er gewissen<br />

M<strong>in</strong>destfläche mit zunehmendem Grünlandanteil nicht<br />

zw<strong>in</strong>gend günstigere Bed<strong>in</strong>gungen für die Störche vorliegen<br />

müssen. Nicht wenige Brutplätze mit e<strong>in</strong>em relativ hohen<br />

Grünlandanteil im näheren Umkreis hatten e<strong>in</strong>en verhältnismäßig<br />

ger<strong>in</strong>gen mittleren Bruterfolg. Und obwohl der Median<br />

der Grünlandflächen jeweils im Umkreis von 2 km um<br />

46<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

255 Neststandorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich von 151–200 ha lag<br />

(Abb. 47, S. 42), fiel der Bruterfolg der sächsischen Weißstörche<br />

<strong>in</strong>sgesamt doch vergleichsweise ger<strong>in</strong>g aus (siehe<br />

Kap. 2.2). Für die Bewertung stellt die Art und Weise der<br />

Bewirtschaftung des Grünlandes e<strong>in</strong>en wichtigen Gesichtspunkt<br />

dar. Das Abmähen der Flächen und anschließende<br />

Nachwachsen des Grases <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er relativ kurzen Periode<br />

schafft nur kurzzeitig e<strong>in</strong> großes Nahrungsangebot. E<strong>in</strong>e auf<br />

kle<strong>in</strong>ere Flächenanteile bezogene Bewirtschaftung, mit ge -<br />

staffelten Mahdterm<strong>in</strong>en, ist für den Storch mit Sicherheit<br />

die günstigere Variante, da sie den Zugang zur Nahrung<br />

über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum ermöglicht. Dadurch wird verständlich,<br />

warum ausgedehnte Grünländereien – und noch<br />

dazu auf M<strong>in</strong>eralböden – ke<strong>in</strong>e Garantie für e<strong>in</strong>en hohen<br />

Bruterfolg s<strong>in</strong>d. Wichtiger sche<strong>in</strong>t zu se<strong>in</strong>, daß dem Weißstorch<br />

<strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>es Brutplatzes verschiedenartige<br />

Flächen – e<strong>in</strong>schließlich Feuchtgebieten – zur Verfügung<br />

stehen, die e<strong>in</strong>e ausreichende Nahrungsversorgung zu allen<br />

Zeiten des Fortpflanzungszyklus und über die Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

ermöglichen.<br />

Abb. 50: Weißstorch im Nahrungsgebiet; 1995, Kodersdorf (Rengersdorf) Lkr. NOL Foto: A. Gebauer


2.5 Gefährdungen<br />

2.5.1 Lebensraumveränderungen<br />

An erster Stelle der Gefährdungsursachen steht für den<br />

Weißstorch auch im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> die Bedrohung se<strong>in</strong>er<br />

Lebensgrundlagen, d.h. die weitere E<strong>in</strong>schränkung se<strong>in</strong>es Le -<br />

bensraumes und dabei besonders se<strong>in</strong>er Nahrungsgrundlagen.<br />

Dieser bereits vor längerer Zeit <strong>in</strong> Gang gekommene wechselvolle<br />

Prozeß wirkt großflächig und langfristig, so daß dessen<br />

Wirkungen nicht sofort sichtbar werden und schwer<br />

quantifizierbar s<strong>in</strong>d. Verursacher s<strong>in</strong>d viele Wirtschafts -<br />

bereiche, vor allem durch den Bau von Wohn-, Industrieund<br />

Gewerbegebieten, Straßen und W<strong>in</strong>dkraftanlagen, durch<br />

Abbau von Bodenschätzen (<strong>in</strong>sbesondere Sand, Kies und<br />

Braunkohle) sowie durch Nutzungs<strong>in</strong>tensivierung und Eutrophierung<br />

im Agrarraum, verbunden mit erheblichen standörtlichen<br />

und funktionellen Veränderungen. In starkem<br />

Maße wirken auch länger zurückliegende Maßnahmen nach.<br />

Bebauung<br />

Die folgenden Zahlen zu Entwicklungstendenzen im Umland<br />

großer Städte <strong>Sachsen</strong>s verdeutlichen diese Aussage<br />

(SCHMIDT et al. 1993). Danach waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 686 km 2<br />

großen Gebiet des Umlandes von Dresden mit e<strong>in</strong>em Weißstorchbestand<br />

von 16 Paaren (Stand 1994) Baugebiete mit<br />

e<strong>in</strong>em Flächenbedarf von 10 bis 17 km 2 ausgewiesen. E<strong>in</strong><br />

weiterer Flächenbedarf von 4–7 km 2 war für die technische<br />

Erweiterung des Flugplatzes Dresden geplant. Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

zum Flächenbedarf lagen zu den vielen Straßenbauprojekten<br />

vor. SCHMIDT et al. (1993) schrieben: „So ist e<strong>in</strong>e<br />

durchaus ernst zu nehmende Zersiedlungstendenz vor allem<br />

nördlich und östlich von Dresden festzustellen ...“.<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Zwischen 1988 und 1994 vergrößerten sich nach der Auswertung<br />

von Satellitendaten (KNAPP 1996) für den Raum<br />

Dresden (Untersuchungsfläche ca. 1000 km 2 ) die Baugebiete<br />

um 0,9% und die Bebauung um 0,3%. Dafür verr<strong>in</strong>gerte sich<br />

die landwirtschaftliche Nutzfläche um fast 3%.<br />

Im Umland (620 km 2 ) von Leipzig, wo 1994 neun Weißstorchnester<br />

besetzt waren, erfolgten zu diesem Zeitpunkt Planungen<br />

für Baugebiete mit e<strong>in</strong>em Gesamt-Flächenbedarf von 18<br />

bis 36 km 2 . Zusätzlich wurden 8 bis 14 km 2 für Verkehrsbauten,<br />

Flugplatz sowie Ver- und Entsorgung benötigt. SCHMIDT<br />

et al. (1993) führten dazu aus: „Große Teile des Untersuchungsgebietes<br />

werden damit künftig h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bebauung<br />

e<strong>in</strong>e Dichte wie Stadtteile e<strong>in</strong>er Kernstadt erreichen“.<br />

Auch im Umland von Görlitz (267 km 2 ) gab es im Untersuchungszeitraum<br />

e<strong>in</strong>en Flächenbedarf für Baugebiete, technische<br />

Infrastruktur und Verkehrsflächen von 3,0 bis 4,5 km 2 .<br />

Dazu schreiben die gleichen Autoren: „Die bisherigen Planungsabsichten<br />

sehen zu etwa 98 % Neubauten auf bisher unbebauter<br />

Fläche vor.“<br />

Landwirtschaft<br />

E<strong>in</strong>e besondere Stellung bei der Bee<strong>in</strong>trächtigung des Weißstorchlebensraumes<br />

nimmt die Landwirtschaft e<strong>in</strong>. Ände run gen<br />

<strong>in</strong> der Produktionsstruktur <strong>in</strong> Form des Rückganges der Tierproduktion<br />

führen zwangsläufig zur Verr<strong>in</strong>gerung der Futterflächen<br />

als wichtigeNahrungshabitate des Weißstorchs(Tab.21).<br />

Der Ackerfutterbau g<strong>in</strong>g mit Ausnahme von Grün- und Silomais<br />

von 1990 (123 Tha) bis 1993 (76 Tha) kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zurück. Das betrifft <strong>in</strong>sbesondere Luzerne, Rotklee und deren<br />

Gemische mit Gräsern, die durch ihre entwicklungsbed<strong>in</strong>gte<br />

Mahd zwei- bis fünfmal pro Jahr für den Weißstorch<br />

hervorragende Nahrungshabitate darstellen. Das Gegenteil<br />

bilden Grün- und Silomais (1993: 67 Tha) mit Bestellung<br />

Abb. 51: W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong> der näheren Umgebung des Neststandortes; 2000, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf/Lkr. Kamenz<br />

Foto: F. Förster<br />

47


im Mai und Ernte im September. Diese Flächen s<strong>in</strong>d für den<br />

Weißstorch zum Nahrungserwerb ungeeignet.<br />

Parallel dazu erfolgte e<strong>in</strong>e Erweiterung des Anbaus von<br />

Mähdruschfrüchten, <strong>in</strong>sbesondere Ölfrüchten, deren Flä -<br />

chen für den Nahrungserwerb des Weißstorches im wesentlichen<br />

ebenfalls nicht <strong>in</strong> Betracht kommen (Tab. 22).<br />

Tab. 22: entwicklung des Anbaus von Mähdruschfrüchten<br />

im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (% des Ackerlandes)<br />

(Quelle: Sächsischer Agrarbericht 1993, Sächsisches<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, er -<br />

näh rung und Forsten)<br />

Fruchtart 1989 1993<br />

Getreide, e<strong>in</strong>schl. Körnermais 49,8 48,1<br />

Hülsenfrüchte 0,1 0,6<br />

Ölfrüchte 1,7 12,0<br />

Weitere Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Lebensraumes verursachen<br />

vor allem sowohl die Intensivierung als auch die Extensivierung<br />

der landwirtschaftlichen Produktion, <strong>in</strong>sbesondere des<br />

Grünlandes. Dessen <strong>in</strong>tensive Nutzung mit e<strong>in</strong>förmigen, im<br />

S<strong>in</strong>ne des Ertrages leistungsfähigen Pflanzenbeständen, reichlicher<br />

Düngung und Entwässerung, garantiert zwar hohe Erträge,<br />

verr<strong>in</strong>gert aber das Angebot an Beutetieren für den<br />

Weißstorch. Aus Extensivierungsgründen e<strong>in</strong>geschränkte<br />

bzw. späte Mahd wirkt <strong>in</strong> der gleichen Richtung, da Grünland<br />

nur mit Pflanzenbeständen von ger<strong>in</strong>ger Wuchshöhe als Nahrungsraum<br />

nutzbar ist. Das Förderprogramm „Umweltgerechte<br />

Landwirtschaft im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (UL)“ enthielt im Teilabschnitt<br />

Kulturlandschaftsprogramm Teil 1 (KULAP 1) Bestimmungen,<br />

die zum Schutz bedrohter Tier- und Pflan -<br />

zenarten späte Schnitt-Term<strong>in</strong>e vorschreiben, die für den<br />

Weißstorch aus genannten Gründen jedoch leider nachteilig<br />

waren. Im Wirtschaftsjahr 1992/93 zum Beispiel betraf das im<br />

Regierungsbezirk Dresden 3205 ha und im Regierungsbezirk<br />

Leipzig 289 ha. In diesem Zeitraum wurden aber über KU-<br />

LAP 1 weitere für den Weißstorch relevante, positiv wirkende<br />

Bewirtschaftungsänderungen gefördert, so die extensive<br />

Weidenutzung im Regierungsbezirk Dresden auf 10.950 ha<br />

und im Regierungsbezirk Leipzig auf 3.263 ha sowie die Umwandlung<br />

von 743 ha Ackerland <strong>in</strong> Grünland im Regierungsbezirk<br />

Dresden bzw. 117 ha im Regierungsbezirk Leipzig.<br />

48<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 21: entwicklung der Tierbestände und Futterflächen im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (Quelle: Sächsische Agrarberichte 1993<br />

und 1998, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, ernährung und Forsten. * Angaben für 1990)<br />

Tierbestände/Futterflächen 1989 1993 1998<br />

R<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt (x 1000) 1262 615 601<br />

davon Milchkühe (x 1000) 459 246 234<br />

Schwe<strong>in</strong>e gesamt (x 1000) 1978 682 634<br />

Dauergrünland (ha x 1000) 236,6* 171,2 184<br />

Ackerland (ha x 1000) 756,2* 676,8 722<br />

Ackerfutter (% des Ackerlandes) 28 21 17<br />

2.5.2 Gefährdungen durch elektrische Freileitungen<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n der Elektrifizierung <strong>Sachsen</strong>s gab es Vogelverluste<br />

an Freileitungen (z. B. MEYER & HELM 1880). Bereits<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts berichtet KLENGEL (1917) von<br />

Leitungsopfern unter Störchen, <strong>in</strong> deren Folge e<strong>in</strong>ige der damals<br />

wenigen Nester aufgegeben wurden. Bis zur Gegenwart<br />

gibt es alljährlich Storchenunfälle an Freileitungen <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>. Die Zahl der jährlich verunglückten Störche kann<br />

dabei recht beträchtlich schwanken. Auf dem gut untersuchten<br />

Gebiet des heutigen Landkreises Riesa-Großenha<strong>in</strong> wurden<br />

von 1972 bis 1999 über 150 Freileitungsopfer festgestellt;<br />

im Jahre 1998 waren es alle<strong>in</strong> 26. Obwohl <strong>in</strong> diesem<br />

Landkreis die Erfassung verunglückter Störche recht gut<br />

funktioniert, werden dennoch nicht alle Opfer gemeldet, wie<br />

nachträgliche Meldungen, <strong>in</strong>sbesondere über die Vogelwarten,<br />

immer wieder beweisen. Auch bleibt e<strong>in</strong> Teil der verunglückten<br />

Störche sicher unbemerkt, da unwegsames Gelände<br />

Funde erschwert und Opfer von anderen Tieren, z. B.<br />

Fuchs (Vulpes vulpes), beseitigt werden.<br />

Regional treten verschiedene Typen von Freileitungsbauten<br />

und damit unterschiedliche Gefährdungspotentiale auf, was<br />

bei regionalen Vergleichen zu beachten ist. Betrachtet man<br />

z. B. die Verhältnisse im storchenreichen Landkreis Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, so spielt die Häufung von Weißstorch-Ansammlungen<br />

u. a. auch wegen der Elbe als Zugleitl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Wären <strong>in</strong> diesem Kreis <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

nicht bereits viele gefährliche Trassenabschnitte und E<strong>in</strong>zelmasten<br />

entschärft worden, dann läge die Zahl der Freileitungsopfer<br />

sicher beträchtlich höher.<br />

Unfälle an Freileitungen entstehen durch E<strong>in</strong>wirkung von<br />

Strom und Kollision mit Leitungsteilen. Stromschlag kommt<br />

dabei als Unfallursache wesentlich häufiger vor. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Unfallhäufigkeit liegen die Mittelspannungsleitungen<br />

(1 kV bis 60 kV) deutlich vor Nieder- (bis 1 kV) und Hochspannungsleitungen<br />

(über 60 kV). Der Grad der Gefährlichkeit<br />

e<strong>in</strong>er Leitung hängt von der Bauweise, dem Landschaftsumfeld<br />

und der konkreten Situation des Unfallopfers<br />

ab. Im Verlaufe der Zeit entstanden viele unterschiedliche<br />

Freileitungsbauweisen. Die Art der Masten (Holz, Beton,<br />

Eisen) sowie die Befestigungen (stehend, hängend, waagerecht),<br />

Abstände und Anordnungen der Isolatoren <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Ebenen bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> unterschiedlich großes


Gefahrenpotential. Beim Stromschlag werden Kurz- und Erd -<br />

schluß unterschieden. E<strong>in</strong> Kurzschluß entsteht durch gleichzeitiges<br />

Berühren von zwei spannungsführenden Leitern. Wegen<br />

der Leiterabstände kann es nur im Nieder- und Mittelspannungsbereich<br />

zum Kurzschluß kommen. Während e<strong>in</strong><br />

Kurzschluß im Bereich der Niederspannung meist glimpflich<br />

ausgeht (ger<strong>in</strong>ge Spannung und Leitfähigkeit der Federn und<br />

Hornteile), ist er bei Mittelspannung fast immer tödlich. Zum<br />

Kurzschluß kommt es auf Masten mit ger<strong>in</strong>gen Leiterabständen<br />

oder bei Leitungsanflug. Am betroffenen Vogel s<strong>in</strong>d nach<br />

e<strong>in</strong>em Kurzschluß deutliche Strommarken (Verbrennungen an<br />

den E<strong>in</strong>- und Austrittsstellen des Stromes) zu sehen.<br />

E<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em Mast stehender Storch ist immer geerdet.<br />

Berührt er mit e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>, Flügel, dem Schnabel oder dem<br />

Kotstrahl e<strong>in</strong> Leiterseil, kommt es zum Erdschluß. Die Stärke<br />

des Stromschlages wird bee<strong>in</strong>flußt vom Mastmaterial<br />

(Holz, Beton, Eisen), der Art der Berührung (Federn, Haut)<br />

und der Witterung (Feuchtigkeit). Tritt e<strong>in</strong> Storch vom Mast<br />

auf e<strong>in</strong>en horizontal angebrachten Isolator, kann er Kriechströmen<br />

ausgesetzt se<strong>in</strong>. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere bei kurzen,<br />

verschmutzten oder feuchten Isolatoren der Fall. Am betroffenen<br />

Vogel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen Fällen die E<strong>in</strong>wirkungen vom<br />

Strom äußerlich nur sehr schwer oder gar nicht zu entdecken.<br />

Die Tiere ersche<strong>in</strong>en äußerlich unverletzt. Nach<br />

e<strong>in</strong>em Erdschluß überlebende Störche erleiden e<strong>in</strong>en traumatischen<br />

Schock. Später bilden sich an den stromdurchflossenen<br />

Körperteilen meist ausgedehnte Nekrosen. In der<br />

Regel f<strong>in</strong>det man diese Störche direkt am Mastfuß oder <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Umgebung.<br />

Ob e<strong>in</strong> Mast als Sitzgelegenheit angeflogen wird, hängt von<br />

se<strong>in</strong>em speziellen Standort und der aktuellen Verhaltenssituation<br />

der Störche ab. Insbesondere höhenexponierte Masten<br />

<strong>in</strong> Nestnähe oder günstigen Nahrungsgebieten werden<br />

gern als Sitz- und Schlafplatz benutzt. Jungstörche versuchen<br />

bei ihren ersten Ausflügen oft auf ungewöhnlichen<br />

Stellen wie Elektromasten zu landen. Fremdstörche kommen<br />

öfter <strong>in</strong> die Nähe besetzter Nester und landen dann gern auf<br />

nahegelegenen Masten. Trupps von Nichtbrütern, die <strong>in</strong> günstigen<br />

Nahrungsräumen übersommern, schlafen <strong>in</strong> der Regel<br />

auf relativ freistehenden, kronentrockenen alten Laubbäumen<br />

oder alten Kiefern außerhalb von Ortschaften. Weil geeignete<br />

Rast- und Schlafbäume recht rar s<strong>in</strong>d, werden ersatzweise<br />

gern Elektromasten genutzt. Während der Zugzeit<br />

kann es auch außerhalb traditioneller Storchenlebensräume<br />

zum Rasten größerer Storchentrupps kommen, wenn beispielsweise<br />

nahrungsreiche Felder gepflügt werden. Diese<br />

Zugtrupps bestehen meist zu über 80 % aus Jungstörchen.<br />

Zum Schlafen werden von den unerfahrenen Jungstörchen<br />

oftmals auch schwer anzufliegende Masten benutzt.<br />

Unfälle durch Anflug entstehen meist <strong>in</strong> extremen Situationen,<br />

z. B. bei Horstkämpfen, bei den ersten Ausflügen der<br />

Jungstörche, Störungen oder dem Zusammentreffen mit<br />

fremden Artgenossen, bei denen sich die Vögel weniger<br />

umsichtig verhalten. Bei untersuchten Anflugunfällen handelte<br />

es sich <strong>in</strong> den meisten Fällen um helle (relativ neue)<br />

Leiterseile, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene angeordnet waren. Leitungen,<br />

die <strong>in</strong> mehreren Ebenen angeordnet und mit dünnen, dun-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

klen Leiterseilen ausgestattet waren, kamen nur ausnahmsweise<br />

vor. Die Annahme, daß gerade von letztgenannten e<strong>in</strong>e<br />

höhere Gefährdung ausgeht, konnte bislang nicht bestätigt<br />

werden. Kollisionen ohne äußere Bee<strong>in</strong>flussung, wie<br />

etwa durch starken W<strong>in</strong>d, Störungen oder Ablenkung durch<br />

fremde Artgenossen, erfolgten ausschließlich an Trassen<br />

mit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene angeordneten hellen Leiterseilen. Bei der<br />

Beurteilung der Gefährlichkeit e<strong>in</strong>er Leitung (Erkennbarkeit<br />

durch den fliegenden Vogel) spielt deren spezielle Lage <strong>in</strong><br />

der Landschaft (Leitung völlig frei oder vor e<strong>in</strong>er dunklen<br />

Baumkulisse) e<strong>in</strong>e nicht unerhebliche Rolle. Anflugopfer<br />

haben meist schwere Frakturen, Rupturen, Prellungen sowie<br />

mechanische Schäden an Haut und Gefieder. Die Verletzungen<br />

bef<strong>in</strong>den sich vor allem am Kopf und an den Gliedmaßen.<br />

Derartig verletzte Vögel entfernen sich oft weit von<br />

der Unfallstelle.<br />

Es gibt jedoch nicht nur Leitungsanflüge. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />

verunglückten Jungstörche durch Aufprall an den Traversen<br />

von Mittelspannungsmasten mit hängenden bzw. waagerechten<br />

Isolatoren. Diese Unfälle traten immer dann auf,<br />

wenn bereits andere Störche auf der Traverse standen und<br />

die Landung mißglückte. Auf den Traversen von Eisengittermasten<br />

können Jungstörche bei Nässe leicht ausrutschen<br />

und mit ihren langen Be<strong>in</strong>en zwischen die Verstrebungen<br />

geraten. Bei ihren Befreiungsversuchen brechen sie sich<br />

dann die Be<strong>in</strong>e oder die Intertarsalgelenke.<br />

Im Zusammenhang mit Verlusten an elektrischen Freileitungen<br />

sei daran er<strong>in</strong>nert, daß <strong>in</strong> früheren Zeiten oftmals<br />

während der Fortpflanzungsperiode selbständig von Störchen<br />

errichtete Nester auf Leitungsmasten durch die örtlichen<br />

Energieversorgungsunternehmen ohne E<strong>in</strong>beziehung<br />

der Naturschutzbehörde entfernt wurden. In diesen Fällen<br />

ist dadurch e<strong>in</strong>e Brut oftmals verh<strong>in</strong>dert worden. Heute<br />

gehören solche Vorfälle der Vergangenheit an.<br />

Abb. 52: Rastende Weißstörche auf Hochspannungsfreileitungsmast;<br />

10.08.1995,<br />

Colmnitz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

49


2.5.3 Gefährdungen am Nest<br />

Witterungse<strong>in</strong>flüsse<br />

Unwetter und starke Niederschläge bedrohen das Nest (Absturzgefahr)<br />

und die Nestl<strong>in</strong>ge (Unterkühlung, Vernässung).<br />

Bei diesen Gefährdungen der Nestl<strong>in</strong>ge dürfte aufgrund<br />

mancher fehlender Nestkontrolle mit e<strong>in</strong>er größeren Dunkelziffer<br />

zu rechnen se<strong>in</strong>.<br />

Im folgenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Beispiele für Nestl<strong>in</strong>gsverluste genannt:<br />

• Kle<strong>in</strong>-Wölkau, Altkreis Delitzsch, Juli 1994: Nestabsturz<br />

bei Unwetter, 5 Jungstörche getötet<br />

• Nauwalde, Altkreis Riesa, Mai 1994: zwei Jungstörche<br />

durch Unterkühlung gestorben<br />

• Gebiet des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heideund<br />

Teichlandschaft, 1993: 35 Jungstörche nach starken<br />

Regenfällen gestorben<br />

• <strong>Sachsen</strong>, 1999: 49 witterungsbed<strong>in</strong>gte Nestl<strong>in</strong>gsverluste<br />

H<strong>in</strong> und wieder werden Altvögel wie auch Nester vom Blitz<br />

getroffen (CREUTZ 1988). So wurden z. B. im Jahre 1993<br />

<strong>in</strong> Langebrück/Altkreis Dresden-Land sowie 1998 <strong>in</strong> Böh -<br />

la/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Altstörche auf dem Nest durch<br />

Blitzschlag getötet (s. auch Abb. 53).<br />

Mülle<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das Nest<br />

Werden B<strong>in</strong>dfäden, Angelschnur, Plastikmaterialien u. a.<br />

als Nistmaterial verwendet, so können sich die Nestl<strong>in</strong>ge<br />

dar<strong>in</strong> verfangen. Dafür zwei Beispiele:<br />

• Jetscheba, Landkreis Bautzen, 1992 (Nestkontrolle bei<br />

Ber<strong>in</strong>gung): e<strong>in</strong> Jungstorch durch B<strong>in</strong>dfaden getötet, der<br />

zweite Jungstorch konnte befreit werden<br />

• Mortka, Altkreis Hoyerswerda, 1993: e<strong>in</strong> Jungstorch <strong>in</strong><br />

B<strong>in</strong>dfaden verfangen, mußte wegen starker Verletzung<br />

getötet werden.<br />

Abb. 53: Auf dem Nest vom Blitz erschlagener Altvogel<br />

(13.08.1998); 15.08.1998, Böhla / Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

50<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 54: Während e<strong>in</strong>es Nestkampfes abgeworfene Weißstorchnestl<strong>in</strong>ge;<br />

04.06.1994, Stölpchen / Lkr.<br />

Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />

Auch können diese Materialien die Be<strong>in</strong>e abschnüren. Fo -<br />

lien reste verzögern oder verh<strong>in</strong>dern unter Umständen das<br />

Versickern von Niederschlagswasser <strong>in</strong> der Nestmulde.<br />

Nestkämpfe<br />

Kämpfe zwischen Weißstörchen um (besetzte) Nester können<br />

Verluste bei Alt- und Jungvögeln sowie Eiern zur Folge<br />

haben. Folgende Beispiele seien dazu genannt:<br />

• Lomske, Landkreis Bautzen, Mai 1992: e<strong>in</strong> Altvogel nach<br />

Nestkampf gestorben<br />

• <strong>Sachsen</strong>, 1998: gemeldete Nestkämpfe mit Verlusten an<br />

11 Brutplätzen<br />

• Regierungsbezirk Leipzig, 1999: Verlust von 2 Eiern und<br />

13 Nestl<strong>in</strong>gen durch beobachtete Nestkämpfe.<br />

2.5.4 E<strong>in</strong>fluß von Bioziden<br />

Zur Gefährdung des Weißstorches im Brutgebiet durch den<br />

E<strong>in</strong>satz von Bioziden liegen ke<strong>in</strong>e aktuellen Informationen<br />

vor. Auf den für den Weißstorch wichtigen Nutzflächen<br />

Grünland und Ackerfutter werden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen Herbizide<br />

(Ampferbekämpfung) und Rodentizide (Feldmausvernichtung,<br />

E<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen der Mittel <strong>in</strong> die Baue) mit e<strong>in</strong>em<br />

Flächenanteil von unter 1 % e<strong>in</strong>gesetzt (Scherer, mdl. Mitt.<br />

1994, Sächsische Lan desan stalt für Landwirtschaft, Abt. Integrierter<br />

Pflanzenschutz).<br />

Die technische Industriechemikalie PCB (polychlorierte Biphenyle),<br />

die durch e<strong>in</strong>e hohe Persistenz und Tendenz zur<br />

Anreicherung <strong>in</strong> lebenden Organismen gekennzeichnet ist,<br />

konnte mit hohen Werten <strong>in</strong> Weißstorcheiern nachgewiesen<br />

werden und führte z. B. bei Zoostörchen <strong>in</strong> Israel zum<br />

Ausfall der Fortpflanzung (SCHULZ 1988, BÜTHE et al.<br />

1989). In der Bundesrepublik Deutschland wird PCB seit<br />

1983 nicht mehr hergestellt, und die Verwendung (nur <strong>in</strong><br />

geschlossenen Systemen!) läuft aus. Es gibt ke<strong>in</strong>e aktuellen<br />

veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen H<strong>in</strong>weise auf Schäden durch PCB<br />

(W. Gle<strong>in</strong>ich, mdl. Mitt. 2000).


2.5.5 Abstürze und Kollision mit Fahrzeugen<br />

Weißstorchverluste können auch durch Abstürze <strong>in</strong> Schornste<strong>in</strong>e<br />

oder durch Zusammenstoß mit Fahrzeugen zustandekommen.<br />

E<strong>in</strong>ige der bekannt gewordenen Vorfälle:<br />

• Großröhrsdorf, Altkreis Bischofswerda, 1991: Zusammenstoß<br />

e<strong>in</strong>es Altvogels mit e<strong>in</strong>em fahrenden Zug<br />

• Radeburg, Altkreis Dresden-Land, Mai 1993: Totfund an<br />

der Autobahn<br />

• Radeburg, Juni 1994: zwei Altstörche stürzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Schornste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Tier stirbt, das andere wird gerettet und<br />

gesund gepflegt<br />

• Regierungsbezirk Leipzig, 1998: Sturz e<strong>in</strong>es Jungstorches<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schornste<strong>in</strong><br />

• Regierungsbezirk Leipzig, 1998: Jungstorch durch Anflug<br />

an Auto getötet<br />

• Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>: seit 1990 alljährliche Verkehrsopfer<br />

(vor 1990 als Todesursache unbekannt);<br />

Grund hierfür ist die erhöhte Verkehrsdichte und v. a. die<br />

zunehmende Geschw<strong>in</strong>digkeit (P. Reuße, schriftl. Mitt.)<br />

Zusammenstöße können nach CREUTZ (1988) auch mit<br />

Flugzeugen auftreten. Auf dem Flughafen Leipzig-Schkeuditz<br />

wurde 1998 e<strong>in</strong> Altstorch von e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e getötet<br />

(G. Erdmann, schriftl. Mitt.). E<strong>in</strong>e diesbezügliche potentielle<br />

Gefährdung besteht für zwei Brutplätze <strong>in</strong> Ottendorf/Okrilla<br />

(Altkreis Dresden-Land), die <strong>in</strong> der Flug-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 55: Plasteschnüre im Weißstorchnest; 29.06.1998, Seerhausen/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />

schneise des Flughafens Dresden-Klotzsche liegen. Bei<br />

günstiger Witterung kreisen die Brutstörche (und auch<br />

zahlreiche Fremdstörche) <strong>in</strong> Höhe der hier relativ niedrig<br />

fliegenden Flugzeuge.<br />

2.5.6 Gefahren auf dem Zug und im W<strong>in</strong>terquartier<br />

SCHULZ (1988) geht ausführlich auf die Gefahren e<strong>in</strong>, die<br />

den Weißstörchen auf dem Zuge und <strong>in</strong> den Überw<strong>in</strong>terungsgebieten<br />

drohen. Danach s<strong>in</strong>d deren Auswirkungen<br />

auf die Population der „Westzieher“ deutlich ausgeprägter<br />

gewesen als auf die Population der „Ostzieher“, der ja<br />

auch der überwiegende Teil der sächsischen Störche angehört.<br />

In welchem Maße Faktoren im Brutgebiet und Faktoren<br />

<strong>in</strong> den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten jeweils die<br />

Bestandsentwicklung der Art bee<strong>in</strong>flussen, ist schwer zu<br />

entscheiden. So bestehen Wechselwirkungen <strong>in</strong> der Form,<br />

daß Störche, die <strong>in</strong> schlechter Kondition aus dem W<strong>in</strong>terquartier<br />

zurückkehren, dieses Defizit u. U. nicht kompensieren<br />

können.<br />

Die Bejagung spielt besonders <strong>in</strong> Westafrika (Überw<strong>in</strong>terungsgebiet<br />

der Westzieher), <strong>in</strong> Vorderasien und im Sudan<br />

e<strong>in</strong>e Rolle. SCHULZ (1988) schätzt den Anteil der jährlich<br />

auf der Ostroute erjagten Weißstörche auf 3–4 % der Gesamtzahl<br />

der Ostzieher.<br />

Dürreperioden und Habitatveränderungen durch den Menschen<br />

zerstören Lebensräume <strong>in</strong> den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten.<br />

51


Sehr problematisch ist die <strong>in</strong>tensive Bekämpfung von Heuschrecken,<br />

des Afrikanischen Heerwurms (Spodoptera extempta)<br />

und anderer Nahrungstiere des Weißstorchs mit<br />

Pestiziden. Neben direkten Schädigungen durch die Aufnahme<br />

von Giften mit den Nahrungstieren verursachen<br />

diese Maßnahmen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />

und stellen somit auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Gefährdung für<br />

die Störche dar.<br />

2.5.7 Todesursachen anhand von R<strong>in</strong>gfunden<br />

Neben der Gefährdung durch den Verlust von Nahrungshabitaten<br />

und damit e<strong>in</strong>hergehender Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />

<strong>in</strong> den Brutgebieten sowie <strong>in</strong> den Rast- und<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebieten, gibt es für den Weißstorch e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von direkten Gefährdungen. Übersichten hierzu s<strong>in</strong>d<br />

z. B. bei CREUTZ (1988) und SCHULZ (1988) zu f<strong>in</strong>den. An<br />

dieser Stelle sollen vor allem die Gefahren zur Sprache kommen,<br />

die vom Menschen ausgehen und die zu unmittelbaren<br />

Verlusten führen. Um dieses anthropogene Gefahrenpotential<br />

e<strong>in</strong>schätzen zu können, wurden die Angaben zu den Totfunden<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche ausgewertet. Die<br />

Tab. 23: Todesursachen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche (nur Funde mit bekannter Ursache)<br />

Todesursache Totfunde sächsischer alle Totfunde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

R<strong>in</strong>gvögel (n=250) (n=187)<br />

Freileitungsopfer 71% 74%<br />

geschossen 10% 3%<br />

Verkehrsopfer 6% 8%<br />

Tierbeute 3,5% 4%<br />

Tod <strong>in</strong> oder an technischen Anlagen 3% 5%<br />

Wetteropfer 3% 3%<br />

gezielte Nachstellung 2% 0%<br />

Kollision 1% 2%<br />

zufällig getötet 0,5% 1%<br />

Mitteleuropa (n = 208)<br />

Freileitungsopfer 79%<br />

Kollision 1%<br />

Wetteropfer 3%<br />

geschossen 3%<br />

Tierbeute 4%<br />

Anlagen 4%<br />

Verkehrsopfer 6%<br />

Ergebnisse solcher Analysen von Todesursachen wurden<br />

z. B. bereits von RIEGEL & WINKEL (1971), FIEDLER &WIS-<br />

SNER (1980) sowie KÖPPEN (1996) publiziert. Danach stehen<br />

Unfälle an elektrischen Freileitungen mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />

etwa 70 % mit deutlichem Abstand an der Spitze der Verlust -<br />

ursachen ausgewachsener Störche <strong>in</strong> Mitteleuropa.<br />

Wiederfundmeldungen toter Vögel können Auskunft über<br />

die Anteile verschiedener Todesursachen geben. Zu e<strong>in</strong>em<br />

großen Teil der Funde ist die Todesursache allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht angegeben bzw. nicht bekannt. Bei den sächsischen<br />

Weißstörchen s<strong>in</strong>d das 43 % der Funde <strong>in</strong> Mitteleuropa und<br />

sogar 63 % der Funde außerhalb Mitteleuropas. Die Zahl<br />

der Wiederfunde mit Angabe der Todesursache ist trotzdem<br />

noch groß genug, um daraus die wichtigsten Gefährdungsursachen<br />

zu erkennen. Die Todesursachen der Weißstörche<br />

aus dem sächsischen R<strong>in</strong>gfundmaterial s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Tab. 23 zusammengestellt. Der Vergleich zwischen den<br />

Funden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Vögel und den Funden sächsischer<br />

und fremder R<strong>in</strong>gvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zeigt weitgehende<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung.<br />

Die räumlich differenzierte Betrachtung der Funde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

ber<strong>in</strong>gter Weißstörche verdeutlicht, daß die weitaus häu-<br />

außerhalb Mitteleuropas (n = 42)<br />

geschossen 44%<br />

Freileitung 31%<br />

Kollision 2%<br />

Wetteropfer 2%<br />

Tierbeute 2%<br />

zufällig getötet 2%<br />

Verkehrsopfer 5%<br />

gezielte Nachstellung<br />

12%<br />

Abb. 56: Vergleich der Anteile der e<strong>in</strong>zelnen Todesursachen ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> Mitteleuropa und außerhalb Mitteleuropas<br />

52<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>


figste Todesursache <strong>in</strong> Mitteleuropa Anflüge an Elektrofreileitungen<br />

s<strong>in</strong>d (Abb. 56). Auch außerhalb Mitteleuropas –<br />

<strong>in</strong>sbesondere auf dem Zuge – spielt diese Todesursache e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Rolle, doch überwiegen hier die Todesursachen „geschossen“<br />

und „gezielte Nachstellung“ mit zusammen 56 %<br />

deutlich. Abb. 57 zeigt die räumliche Verteilung der Funde<br />

mit den bedeutendsten Todesursachen.<br />

Von der Gefährdung durch Freileitungen s<strong>in</strong>d die Störche<br />

aller Jahrgänge betroffen, am häufigsten jedoch die Vögel<br />

im ersten Lebensjahr (Abb. 58). Nicht selten ereignen sich<br />

die Unfälle an Freileitungen <strong>in</strong> den ersten Wochen nach<br />

dem Ausfliegen, wenn die noch unerfahrenen Jungstörche<br />

ihre ersten Ausflüge unternehmen. Dabei können sogar<br />

mehrere Geschwister auf e<strong>in</strong>mal zu Tode kommen, wie folgende<br />

Beispiele zeigen:<br />

DDR A 4129, A 4130, A 4131<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 12.7.1986 <strong>in</strong> Brockwitz/Altkr. Meißen<br />

tot gefunden (Anflug an Mittelpannungsfreileitung)<br />

am 2.8., 8.8., 23.8.86 <strong>in</strong> unmittelbarer Nestnähe<br />

Hidd. A 2851, A 2853 und A 2854<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 10.06.1979 <strong>in</strong> Groß Särchen/Altkr. Hoyerswerda<br />

(51.22 N, 14.18 E)<br />

tot gefunden (Anflug an Freileitung) am 03. und 04.08.1979<br />

bei Groß Särchen<br />

Verkehrsopfer, Freileitung<br />

Geschossen, erbeutet<br />

Abb. 57: Räumliche Verteilung der Wiederfunde mit den<br />

wichtigsten Todesursachen<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Der Anteil der Freileitungsopfer an den Totfunden hat gegenüber<br />

den 1960er Jahren zugenommen (Abb. 59).<br />

Das ist sicher nicht mit der Abnahme anderer Todesursachen<br />

zu erklären. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist<br />

e<strong>in</strong> Anstieg der durch Freileitungen verursachten Mortalität<br />

von Weißstörchen im ersten Lebensjahr zu verzeichnen<br />

(siehe auch Kap. 2.3.5).<br />

Nach RIEGEL & WINKEL (1971) wurden 77 % der aus<br />

Deutschland stammenden Totfunde mit bekannter Todes -<br />

ursache durch Freileitungen verursacht. Bezogen auf die<br />

Gesamtzahl der Totfunde mit bekannter Ursache waren es<br />

49 % (Zeitraum 1937–67). In der von FIEDLER & WISSNER<br />

(1980) für den Zeitraum 1971–79 vorgenommenen Auswertung<br />

waren bereits 70 % der Totfunde mit bekannter Ursache<br />

auf Unfälle an Freileitungen zurückzuführen. Dieser<br />

Trend hat sich zwar nicht weiter fortgesetzt, doch liegt zum<strong>in</strong>dest<br />

der für sächsische Störche ermittelte Wert noch <strong>in</strong><br />

dieser Größenordnung.<br />

Anteil<br />

n = 144 13 32 18 6<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Anteil<br />

n = 13 24 67 76 70<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1 2 3–5 6–10 >10<br />

Lebensjahr<br />

1950 –<br />

1959<br />

1960 –<br />

1969<br />

1970 –<br />

1979<br />

1980 –<br />

1989<br />

1990 –<br />

1999<br />

Freileitungsopfer<br />

Wetteropfer<br />

Verkehrsopfer /<br />

Kollisionen<br />

geschossen /<br />

erbeutet<br />

Tierbeute<br />

andere anthropog.<br />

Ursachen<br />

ertrunken<br />

Abb. 58: Anteile der Todesursachen nach Altersklassen<br />

Freileitungsopfer<br />

geschossen /<br />

erbeutet<br />

Verkehrsopfer<br />

/<br />

Kollisionen<br />

Tierbeute<br />

Wetteropfer<br />

andere anthropog.<br />

Ursachen<br />

ertrunken<br />

Abb. 59: Anteile der Todesursachen nach Zeiträumen<br />

53


2.6 Analyse der Bestandsdynamik mit e<strong>in</strong>em<br />

Populationsmodell<br />

Die Dynamik e<strong>in</strong>es Bestandes kann durch die Elemente Stabilität,<br />

Kapazitätsgrenze und Dismigration (Ansiedlungsverhalten)<br />

charakterisiert werden. Mit diesen Elementen<br />

s<strong>in</strong>d die wichtigsten Fragen zur Beurteilung des Zustandes<br />

der Population h<strong>in</strong>sichtlich des Artenschutzes verbunden:<br />

• Ist der sächsische Weißstorchbestand im gegenwärtigen<br />

ökologischen Umfeld stabil?<br />

• Wird <strong>in</strong> der Bestandsgröße schon die ökologische Kapazitätsgrenze<br />

erreicht?<br />

• Wie ist das Dismigrationsverhalten der Population, besteht<br />

e<strong>in</strong>e nennenswerte Emigration oder Immigration?<br />

54<br />

1. Jahr (t 1)<br />

p 1<br />

2. Jahr (t 2)<br />

JZ 1<br />

JZ 2<br />

JZ 3<br />

JZ 4<br />

HP 5<br />

HP 6<br />

HP 16<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

A t2 = T · A t1<br />

0<br />

2.6.1 Grundlagen<br />

Die Lösung dieses Fragenkomplexes ist durch die computergestützte<br />

Simulation der Bestandsdynamik auf der<br />

Grundlage des Generationenmodells von LESLIE (<strong>in</strong> BE-<br />

GON et al. 1997) (s. Abb. 60) möglich. Dabei wird über die<br />

Berechnung der Nettoreproduktion e<strong>in</strong>e jährliche Bilanz gezogen<br />

zwischen den gestorbenen und geborenen Individuen.<br />

Ist die Bilanz über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum von Jahren ausgeglichen<br />

oder positiv, ist der Bestand stabil. Die Größe der<br />

Differenz ist e<strong>in</strong> Maß für den Grad der Stabilität bzw. Instabilität.<br />

E<strong>in</strong> deutliches S<strong>in</strong>ken der Nettoreproduktion, <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei gleichzeitiger Erhöhung des Bestandes und damit<br />

der Storchendichte, kann auf das Erreichen e<strong>in</strong>er<br />

ökologischen Kapazitätsgrenze h<strong>in</strong>weisen. Diese Tendenz<br />

muß über mehrere Jahre erkennbar se<strong>in</strong>, da die Kapazitäts-<br />

JZ 1 JZ 2 J Z 3 JZ 4 HP5 HP 6 HP 16<br />

p 2<br />

k 2<br />

k 1<br />

JZ 1 JZ2 JZ 3 JZ4 HP 5 HP 6 HP 16<br />

A ti =<br />

HPa · JZa · p 0<br />

p 4 · 1<br />

2 p 5 p 15<br />

16<br />

Bestand: HPa = ∑ HP i<br />

i=5<br />

0 0 0 0 R · p0 R · p0 p1 0 0 0 0 0<br />

0 p2 0 0 0 0<br />

T =<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

k1 k2 0<br />

p4/2 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0 0 0 p5 0<br />

k 1 = p 3 · (1 – b 45)<br />

k 2 = p 3 · b 45/ 2<br />

0 0 0 0 0<br />

Abb. 60: Lebenstafel und Matrizenmodell zum Weißstorch (s. auch Abkürzungsverzeichnis)<br />

R · p0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

p 15


grenze als Größe von den speziellen jährlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

abhängig ist. So wird sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „guten Storchenjahr“<br />

wesentlich höher als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „schlechten“ se<strong>in</strong>.<br />

Der Realbestand wird neben der Nettoreproduktion auch<br />

von der Dismigration bestimmt. Damit kann die alle<strong>in</strong>ige<br />

Betrachtung des Realbestandes zu falschen Schlüssen bezüglich<br />

der Stabilität führen. Die Dismigration (Emigration<br />

oder Immigration) ist als Differenz zwischen dem aus der<br />

Nettoreproduktion errechneten Bestand und dem Real -<br />

bestand ermittelbar. E<strong>in</strong>e bedeutende Emigration deutet auf<br />

das Erreichen der Kapazitätsgrenze bei ansonsten guten<br />

ökologischen Bed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>.<br />

Die Durchführung der Nettoreproduktionsrechnung erfordert<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von ausreichend gesicherten langjährigen<br />

Daten, die dank der umfangreichen Arbeit der Weißstorchbetreuer<br />

und staatlicher Unterstützung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> vorliegen.<br />

Dazu gehören:<br />

• die lückenlose Erfassung der Brutbestände (HPa) und der<br />

jährlichen Nachwuchsraten (JZa) im <strong>Freistaat</strong> seit 1961<br />

(s. Kap. 2.1, 2.2),<br />

• die Ermittlung der Überlebensraten der e<strong>in</strong>zelnen Storchengenerationen<br />

durch die Auswertung des Wiederfundmaterials<br />

ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.5),<br />

• die Ermittlung des Erstbrutalters aus der Wiederbeobachtung<br />

ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.4).<br />

Bei der Behandlung der Daten ist ihr unterschiedlicher<br />

Charakter zu beachten. Während die Überlebensraten und<br />

das Erstbrutalter statistische Mittelwerte über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 20 – 30 Jahren darstellen, s<strong>in</strong>d die Bestandsangaben<br />

und die Nachwuchsraten jährliche exakte Werte, die<br />

jedoch wesentlich von kurzfristig wirkenden, vielfach zufälligen<br />

Faktoren, wie Wettergeschehen oder speziellen<br />

Zugbed<strong>in</strong>gungen, abhängen. Da bei den vorliegenden Fragestellungen<br />

diese Faktoren nicht vordergründig betrachtet<br />

werden sollen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, für diese Daten e<strong>in</strong>e Glättung<br />

im S<strong>in</strong>ne von Mittelwertsbildungen e<strong>in</strong>zuführen. Bewährt<br />

hat sich dabei die Methode des gleitenden Durchschnitts<br />

(MAKRIDAKIS et al. 1983) aus 3 Werten (Index 3M), wobei<br />

Extremwerte e<strong>in</strong>erseits noch erhalten bleiben, andererseits<br />

aber die <strong>in</strong>teressierenden Tendenzen erkennbar werden.<br />

Die gezeigten Verläufe der Entwicklung von Bestand, Nettoreproduktion<br />

und Dismigration s<strong>in</strong>d nach dieser Methode<br />

bearbeitet worden.<br />

Mit Kenntnis der Parameter Reproduktion, Erstbrutalter und<br />

Mortalität ist die Berechnung der Bestandsentwicklung auf<br />

der Grundlages des Generationenmodells möglich. Entsprechend<br />

der Lebenstafel des Weißstorches (vgl. Abb. 60) wird<br />

im jährlichen Zyklus der Bestand der neuen Generation über<br />

die Überlebensrate pi aus dem der jüngeren Generation des<br />

Vorjahres ermittelt. Mit der 16. Generation wird die Berechnung<br />

abgebrochen, da die Mortalitätsrate ab der 14. Generation<br />

deutlich ansteigt (s. Kap. 2.3.5). Der Brutbestand e<strong>in</strong>es<br />

Jahres ist die Summe der Generationen von 5 bis 16. Er pro-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 61: Ber<strong>in</strong>gungshelfer bei der Ber<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es Nestl<strong>in</strong>gs;<br />

09.07.1995, Rostig / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

duziert über die Reproduktionsrate JZa e<strong>in</strong>e Jungenanzahl,<br />

die nach der Multiplikation mit der Überlebensrate p0 für<br />

das nächste Jahr die Ausgangsgröße JZ1 bildet.<br />

Auch das Erstbrutalter ist e<strong>in</strong>e wichtige bestandsdynamische<br />

Kenngröße; e<strong>in</strong> niedriges Erstbrutalter erhöht die Nettoreproduktionsrate<br />

der Population. Aus der Wiederbeobachtung<br />

ber<strong>in</strong>gter Tiere wird im Kap. 2.3.5 die Aussage<br />

getroffen, daß m<strong>in</strong>destens 34% der vierjährigen Jungstörche<br />

Brutvögel s<strong>in</strong>d. Für die Simulation wird e<strong>in</strong> Wert von 50 %<br />

gewählt, der <strong>in</strong> der Rechnung verwendete Brutfaktor b wird<br />

damit 0,5. Das bedeutet für die Simulation, daß etwa die<br />

Hälfte aller Vierjährigen Brutvögel s<strong>in</strong>d.<br />

Nach Ordnung der Bestandsgleichungen für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Storchengenerationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangsmatrix T, die nur<br />

die Parameter JZa, p0, pi und b enthält, ist e<strong>in</strong>e auf die<br />

Rechentechnik zugeschnittene Matrizenrechnung möglich.<br />

Die Altersklassenmatrix Ai enthält die Altersstruktur des<br />

Bestandes der Störche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr i. Sie besteht aus den<br />

Nichtbrütern JZ1 bis JZ4 und den Nestpaaren HP5 bis<br />

HP16. Die für jedes Jahr rechentechnisch vorgenommene<br />

L<strong>in</strong>ksmul tiplikation der Altersklassenmatrix Ai mit der<br />

55


Übergangs matrix T ergibt die jährlichen neuen Bestandsgrößen<br />

für alle Generationen. Wird für e<strong>in</strong>en Zeitraum mit<br />

e<strong>in</strong>em Durchschnittswert der Nachwuchsziffer JZa gerechnet,<br />

bedeutet dies im allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e konstante Übergangsmatrix<br />

T. In diesem Fall führt die wiederholte Multiplikation<br />

entsprechend der aufe<strong>in</strong>ander folgenden Jahre<br />

nach der Matrizentheorie zu zwei bemerkenswerten Eigenschaften:<br />

1. Unabhängig von der Altersklassenmatrix A0 (der „Startmatrix“<br />

mit der ersten angenommenen Verteilung des regionalen<br />

Storchenbestandes auf die e<strong>in</strong>zelnen Altersklassen)<br />

stellt sich e<strong>in</strong>e neue, konstant bleibende Altersstruktur<br />

abhängig von den Elementen von T e<strong>in</strong>.<br />

2. Das Verhältnis entsprechender Elemente (z. B. HP6 i zu<br />

HP6 i+1) der Altersklassenmatrizen der aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />

Jahre wird konstant. Dieses Verhältnis ist die<br />

Nettoreproduktionsrate, ebenfalls nur von den Elementen<br />

von T abhängig.<br />

Im Falle der Verwendung jährlicher Nachwuchsziffern verliert<br />

die Übergangsmatrix ihre Konstanz; die Eigenschaften<br />

1 und 2 gelten dann als grundsätzliche Tendenz.<br />

Die aus der Nettoreproduktion ermittelte Bestandsentwicklung<br />

wird im allgeme<strong>in</strong>en nicht mit der beobachteten<br />

(realen) Bestandsentwicklung übere<strong>in</strong>stimmen. Werden<br />

bestehende Mängel <strong>in</strong> der Berechnung, wie getroffene<br />

Vere<strong>in</strong>fachungen im Modell, Ungenauigkeiten bei der<br />

Festlegung der Parameterwerte und der Struktur der E<strong>in</strong>gangsaltersklassenmatrix<br />

A0 vernachlässigt, muß <strong>in</strong> normalen<br />

Jahren die Bestandsdifferenz das Ergebnis der Dismigration<br />

se<strong>in</strong>. Ist der berechnete Bestand niedriger als der<br />

real festgestellte, hat e<strong>in</strong>e Zuwanderung von Vögeln aus<br />

anderen Regionen stattgefunden. So gilt:<br />

errechneter Bestand Nettoreproduktion + Dismigration =<br />

Realbestand<br />

Als Träger dieser Wanderbewegung s<strong>in</strong>d vor allem die brutwilligen<br />

Jungvögel anzusehen. Auch sie kehren vorzugsweise<br />

<strong>in</strong> ihr Heimatgebiet zurück („Dispersal“). Je nach der<br />

vorliegenden ökologischen Situation f<strong>in</strong>den sie e<strong>in</strong> eigenes<br />

Territorium für die Brut oder sie müssen, <strong>in</strong> den Storchenkämpfen<br />

den Altvögeln meist unterlegen, <strong>in</strong> ihrer weiteren<br />

Wanderung e<strong>in</strong>e andere Region suchen („Spac<strong>in</strong>g“).<br />

Entsprechend ihrer Standorttreue werden sie <strong>in</strong> den folgenden<br />

Jahren dorth<strong>in</strong> wieder zurückkehren. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

stehen Standorttreue e<strong>in</strong>erseits und Ansiedlung andererseits<br />

beim Weißstorch nicht im Widerspruch (vgl. Kap. 2.3.4).<br />

Für die quantitative Bestimmung der Dismigration wird bei<br />

der Berechnung der ersten Brutgeneration HP5 e<strong>in</strong> weiterer<br />

Summand Z h<strong>in</strong>zugefügt, der die Anzahl der jährlichen<br />

Brutpaare aus Abwanderung (M<strong>in</strong>uswert) oder Zuwanderung<br />

(Pluswert) nachbildet. Damit erhält die Nettoreproduktionsrechnung<br />

e<strong>in</strong>e neue Dimension, sie wird die<br />

Grundlage zur quantitativen Abschätzung der überregionalen<br />

Umsiedlung.<br />

56<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Jahr i i+1<br />

Realbestand<br />

HPG1<br />

(+)<br />

(-)<br />

JZa/b/p<br />

Stab.diff.<br />

DF<br />

• realer Brutpaarbestand des Jahres i HPG1<br />

• realer Brutpaarbestand des Jahres i+1 HPa<br />

• errechneter Brutpaarbestand des Jahres i+1 HPG<br />

• Stabilitätsdifferenz DF = HPG - HPG1<br />

• Dismigration Z = HPa – HPG<br />

• Nettoreproduktionsrate NR = HPG / HPG1<br />

• Dismigrationsrate ZR = Z / HPa<br />

Es wurde das PC-Programm „Nettoreproduktion“ geschaffen,<br />

mit dem die folgenden Beispiele bearbeitet wurden.<br />

Grundsätzlich ist dieses Programm auch für andere Vogelarten<br />

anwendbar.<br />

Die das Ergebnis der Rechnung dokumentierenden Kennziffern<br />

Nettoreproduktion, Stabilitätsdifferenz, Dismigration<br />

und Dismigrationsrate werden <strong>in</strong> Abb. 62 veranschaulicht.<br />

In der Berechnung der Nettoreproduktion wurden entsprechend<br />

der Auswertung der Wiederfunde ber<strong>in</strong>gter Vögel (s.<br />

Kap. 2.3.5) folgende Überlebensraten verwendet:<br />

• p0 = 0.43 1. Lebensjahr<br />

• pi = 0.79 2. – 14. Lebensjahr<br />

• pj = 0.70 15./16. Lebensjahr<br />

Realbestand<br />

HPa<br />

Dismigration<br />

Z<br />

Bestand<br />

Nettoreproduktion<br />

HPG<br />

Abb. 62: Kenngrößen des Populationsmodells<br />

Da für das 15. und 16. Lebensjahr wegen ungenügender<br />

Datenmenge ke<strong>in</strong>e verwertbaren Angaben vorliegen, wurden<br />

die Überlebensraten für diese Lebensjahre auf pj = 0.70<br />

geschätzt.<br />

2.6.2 Ergebnissse und Schlußfolgerungen<br />

Aus den mit dem PC-Programm gewonnenen Ergebnissen<br />

für den Bearbeitungszeitraum von 1961–1999 ergeben sich<br />

die <strong>in</strong> Abb. 63 a) und b) gezeigten Kurvenverläufe DF3M,<br />

Z3M, NR3M und ZR3M (3M = gleitender Durchschnitt,<br />

s. o.). In der Tabelle <strong>in</strong> Anlage 1 s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />

Werte zusammengestellt.


Daraus können folgende Aussagen abgeleitet werden:<br />

1. Der Bestand aus der Nettoreproduktionsrechnung ist<br />

durchgehend <strong>in</strong> jedem Jahr kle<strong>in</strong>er als der Realwert, damit<br />

ist die Nettoreproduktionsrate (NR) immer kle<strong>in</strong>er als<br />

1. Dieses Ergebnis kann angesichts der hohen Mortalitätskennziffern<br />

e<strong>in</strong>erseits und der relativ niedrigen<br />

Nachwuchsziffern andererseits nicht überraschen.<br />

2. Der Wert der Nettoreproduktionsrate bewegt sich im gesamten<br />

Zeitraum, unabhängig vom Bestandsanstieg, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em relativ schmalen Band von 0,87-0,99 mit dem Mittelwert<br />

von 0,94. Diese Unabhängigkeit von der Bestandshöhe<br />

deutet darauf h<strong>in</strong>, daß bisher e<strong>in</strong>e Kapazitätsgrenze<br />

noch ke<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielt. Daraus kann<br />

abgeleitet werden, daß im allgeme<strong>in</strong>en die sächsischen<br />

Weißstorchreviere nicht optimal s<strong>in</strong>d (niedrige Nachwuchsziffer,<br />

hohe Mortalität), aber e<strong>in</strong>e genügende Anzahl<br />

dieser suboptimalen Reviere zur Verfügung steht.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> den letzten 5 Jahren e<strong>in</strong> deutliches Abs<strong>in</strong>ken<br />

der Nachwuchsziffer JZa auf e<strong>in</strong>en Durchschnittswert<br />

von 1.51 festzustellen, welches auch e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>ken der<br />

Nettoreproduktion bed<strong>in</strong>gen wird.<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

HPa<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

1<br />

-100<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39<br />

J h<br />

Abb. 63a: entwicklung des Realbestandes (HPa3M), Dismigration (Z3M) und Stabilitätsdifferenz (DF3M) im Zeitraum<br />

1961–1999<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 3839<br />

-0,2<br />

Jahr<br />

Abb. 63b: entwicklung der Nettoreproduktionsrate (NR3M) und der Dismigrationsrate (ZR3M)<br />

HPa3M<br />

Z3M<br />

DF3M<br />

NR3M<br />

ZR3M<br />

3. Das jährliche Defizit von etwa 6%, das s<strong>in</strong>d im Durchschnitt<br />

des Gesamtzeitraumes jährlich 15 Brutpaare, ersche<strong>in</strong>t<br />

zwar kle<strong>in</strong>, würde aber ohne Zuwanderung über<br />

e<strong>in</strong>en Zeitraum von 10 Jahren e<strong>in</strong>e Bestandsverm<strong>in</strong>derung<br />

auf 73 % und über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 20 Jahren auf<br />

55% bedeuten.<br />

4. Somit muß der sächsische Weißstorchbestand als deutlich<br />

<strong>in</strong>stabil e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die sche<strong>in</strong>bare Stabilität,<br />

die durch den Bestandsanstieg suggeriert wird, kann<br />

nur das Ergebnis e<strong>in</strong>er bedeutenden Zuwanderung von<br />

Fremdstörchen se<strong>in</strong>.<br />

5. Dem durchschnittlichen jährlichen Defizit von 15 Brutpaaren<br />

steht e<strong>in</strong>e durchschnittliche jährliche Zuwanderung<br />

von 22 Brutpaaren gegenüber. Entsprechend Abb. 63<br />

ist sie größeren Schwankungen unterworfen.<br />

6. Für die letzten 25 Jahre ist e<strong>in</strong> deutlicher Gleichlauf <strong>in</strong><br />

der Kurventendenz des Realbestandes und der Zuwanderung<br />

erkennbar. Das bedeutet, daß der sächsische Bestand<br />

im wesentlichen durch die Zuwanderung gesteuert<br />

wird, deren Ursachen außerhalb unserer Region liegen.<br />

7. Rechnungen mit variierten Überlebens- und Reproduk -<br />

tionsraten zeigen, daß bei den sächsischen Verhältnissen<br />

57


die niedrigen Überlebensraten, besonders die der Jungvögel,<br />

e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ierende Bedeutung haben. Haupttodesursache<br />

der Jungvögel ist der Tod an elektrischen Freileitungen<br />

(s. Kap. 2.5.2). Gerade hier besteht aus Sicht des<br />

Naturschutzes e<strong>in</strong>e vordr<strong>in</strong>gliche gesellschaftliche Aufgabe:<br />

die Senkung der Unfälle durch den weiteren Umbau<br />

von aus der Sicht des Vogelschutzes e<strong>in</strong>deutig fehlkonstruierten<br />

elektrischen Leitungsmasten.<br />

Polnische Weißstorchbestände als mögliche Quelle der<br />

Zuwanderung<br />

Bei der offensichtlich von außen abhängigen positiven Bestandsentwicklung<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> entsteht die Frage, woher die<br />

Zuwanderer kommen und ob e<strong>in</strong> Zuzug <strong>in</strong> o. g. Größenordnung<br />

real se<strong>in</strong> könnte. Es ist naheliegend, dabei an die benachbarte<br />

Republik Polen zu denken, wo der größte Bestand<br />

Europas mit 40.900 Brutpaaren (1994) siedelt. Trotz der im<br />

Vergleich zu <strong>Sachsen</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Ber<strong>in</strong>gungsquote <strong>in</strong><br />

Polen (ca. 500 –1000 Vögel jährlich, Profus mdl. Mitt. 2000,<br />

Kania mdl. Mitt. 2000) gibt es mehrere H<strong>in</strong>weise, welche die<br />

Immigration aus Polen stützen:<br />

– Nach der Arbeit von KANIA (1985) über die Auswertung<br />

der Wiederfunde der <strong>in</strong> Polen ber<strong>in</strong>gten Weißstörche entfallen<br />

40 % der Wiederfunde außerhalb Polens und abseits<br />

der Zugstrecke nach Afrika auf <strong>Sachsen</strong>. Dabei ist das Alter<br />

von 5 Jahren (brutbereiter Jungvogel) vorherrschend.<br />

– Der <strong>in</strong> Polen beobachtete Bestandsrückgang <strong>in</strong> den<br />

1980er Jahren (z. B. GUZIAK & JAKUBIEC 1999) ist auch<br />

bei der sächsischen Population deutlich erkennbar.<br />

– Aus der Untersuchung der Altersstruktur des sächsischen<br />

Bestandes ergibt sich e<strong>in</strong>e Senkung des Medians des Bestandsalters<br />

von 7 Jahren auf 6 Jahre <strong>in</strong> den letzten 10<br />

Jahren (s. Kap. 2.3.6). Diese Verjüngung könnte mit dem<br />

Zuzug brutbereiter Jungvögel aus Polen erklärt werden.<br />

In Polen besteht <strong>in</strong> Nordost-Südwest-Richtung e<strong>in</strong> deutliches<br />

Gefälle der Storchendichte. Der Schwerpunkt der polnischen<br />

Population bef<strong>in</strong>det sich an der nordöstlichen polnischen Grenze<br />

zu Weißrußland und Litauen, von der sächsischen Grenze<br />

ca. 600 km entfernt. Da <strong>Sachsen</strong> auch nicht <strong>in</strong> der Zugl<strong>in</strong>ie dieser<br />

Bestände liegt, ist kaum anzunehmen, daß sie e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag zum Wachsen des sächsischen Bestandes leisten.<br />

So müssen die für polnische Verhältnisse schwachen Bestände<br />

an der sächsischen Grenze betrachtet werden. Dazu wurde im<br />

ersten Schritt die Bestandsdynamik <strong>in</strong> den vier Nachbarbezirken<br />

Zielona Gora, Jelenia Gora, Leszno und Legnica untersucht.<br />

Die maximale Entfernung zur sächsischen Grenze beträgt<br />

für diesen Bereich nur ca. 150 km und stellt damit für die<br />

brutbereiten Jungvögel ke<strong>in</strong> besonderes Problem dar (vgl.Tab.8,<br />

S. 31). Diese Landschaft, <strong>in</strong> der Größe mit <strong>Sachsen</strong> vergleichbar,<br />

beherbergt mit 1.305 Brutpaaren (1994) mehr als den dreifachen<br />

Bestand des <strong>Freistaat</strong>es (GUZIAK & JAKUBIEC 1999).<br />

Für das Teilgebiet Leszno (300 HPa) liegt für den Zeitraum<br />

von 1974–1994 e<strong>in</strong>e detaillierte Arbeit von KUZNIAK (1995)<br />

vor, <strong>in</strong> der die jährlich erreichten Reproduktionsraten aufgeführt<br />

s<strong>in</strong>d. Diese JZa-Werte werden <strong>in</strong> der Simulation für<br />

das Gesamtgebiet der vier polnischen Bezirke verwendet.<br />

58<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 64: Nach der Ber<strong>in</strong>gung - neben den Jungen Utensilien<br />

für die Ber<strong>in</strong>gung sowie für die ermittlung von<br />

Maßen und Gewichten; 26.06.1999, Zabeltitz / Lkr.<br />

Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />

Für die Erstbrutalters-Rate wurde der sächsische Wert von<br />

0.5 übernommen. Entsprechend des Status e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriell<br />

schwächer entwickelten Region mit folglich verr<strong>in</strong>gertem<br />

Gefährdungspotential gegenüber dem sächsischen Raum<br />

wurde dagegen die Überlebensrate für die flüggen Jung -<br />

vögel auf 0.54 erhöht.<br />

Die Rechnung mit dem PC-Programm „Nettoreproduktion”<br />

ergibt für die Zeiträume<br />

1975 – 1984 jährlich – 7 Brutpaare und<br />

1985 – 1994 jährlich – 17 Brutpaare,<br />

somit e<strong>in</strong>en Überschuß (rechnerische Bestandszahl größer<br />

als die reale), d. h. e<strong>in</strong>e Abwanderung aus diesen Gebieten.<br />

Damit ist die Aussage möglich, daß schon dieses polnische<br />

Grenzgebiet mit nur reichlich 3 % des polnischen Gesamtbestandes<br />

e<strong>in</strong>en Großteil des sächsischen Nettoreproduk -<br />

tionsdefizits kompensieren kann.<br />

Bei der Bestimmung der Überlebensrate sächsischer Weißstörche<br />

wurden im wesentlichen (methodisch bed<strong>in</strong>gt) nur<br />

Wiederfunde bis zum Jahr 1983 berücksichtigt. Möglicherweise<br />

höhere Überlebensraten <strong>in</strong> den letzten 10 – 15 Jahren<br />

nach dem Umbau von gefährlichen Elektromasten oder<br />

durch den globalen Rückgang der Anwendung gefährlicher<br />

Pestizide und der Jagd <strong>in</strong> den Zug- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten<br />

würden die Nettoreproduktionsrate erhöhen und für<br />

den Bilanzausgleich e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Zuzug von Fremdvögeln<br />

notwendig machen. Auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf e<strong>in</strong>en möglichen<br />

E<strong>in</strong>fluß der politischen und ökonomischen Entwicklung<br />

nach 1990 ist die Auswertung des jeweils neuesten<br />

Datenmaterials zu den Überlebensraten notwendig.<br />

Mit ökonomischen und ökologischen Veränderungen <strong>in</strong><br />

Polen, z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er EU-Mitgliedschaft des Landes,<br />

wird sich vermutlich die Situation für den Weißstorch<br />

ändern. E<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit den Ornithologen<br />

und Naturschützern Polens, <strong>in</strong>sbesondere der südwestpolnischen<br />

Region, ist damit e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen für die<br />

nahe Zukunft.


3 Geschichte und aktueller Stand des<br />

Weißstorchschutzes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Der Weißstorchschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> widerspiegelt e<strong>in</strong> Stück<br />

sächsischer ländlicher Kultur- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

welche u. a. <strong>in</strong> jagdlichen Regelungen und Nutzen-Schaden-<br />

Bewertungen für Vogelarten ihren Ausdruck fanden.<br />

Das sächsische Gesetz zur Ausübung der Jagd vom 1.12.1864<br />

erklärte <strong>in</strong> § 1 u. a. „alle wilden Vögel“ zum Gegenstand des<br />

Jagdrechts. Außerdem gehörte zur Jagdberechtigung „das<br />

Befugnis, die Nester wilder Vögel zu zerstören und die Eier<br />

und Jungen derselben auszunehmen“. In den §§ 28 – 29<br />

wurde jedoch e<strong>in</strong>e Schon- und Hegezeit vom 1. Februar bis<br />

31. August festgelegt, die das Verbot der Nestzerstörung sowie<br />

Entnahme der Eier und Jungen e<strong>in</strong>schloß.<br />

Der Abschuß von Weißstörchen als verme<strong>in</strong>tliche Jagd- und<br />

Fischereischädl<strong>in</strong>ge war offenbar um 1900 e<strong>in</strong> Problem<br />

(KRAMER 1916), so daß KLENGEL (1917, 1918) Nahrungserwerb<br />

und Beutespektrum des Storches analysierte, damit<br />

se<strong>in</strong>e Schädlichkeit widerlegte und zu „Zwangsmaßnahmen<br />

gegen die rücksichtslosen Schießer“ aufrief.<br />

Auch das deutsche Reichsjagdgesetz vom 3.7.1934 und<br />

die Naturschutzverordnung vom 18.3.1936 zählten den<br />

Weißstorch zu den jagdbaren Vögeln, welcher jedoch<br />

ganzjährige Schonzeit genoß. Desgleichen waren „die<br />

Gelege und Nester des Federwildes das ganze Jahr über<br />

geschützt“. Trotzdem kam es <strong>in</strong> dieser Zeit auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

zu Abschüssen (G. Erdmann briefl. Mitt. 2000, FICHT-<br />

NER 1931). Erst durch das Gesetz zur Regelung des Jagdwesens<br />

vom 25.11.1953 <strong>in</strong> der DDR mit der 1. Durch -<br />

führungs bestimmung vom 4.3.1954 gehörte der Weiß -<br />

storch nicht mehr zu den jagd baren Tieren. Alle<br />

nachfolgenden Regelungen zählten ihn nun zu den geschützten<br />

Arten (Landeskulturgesetz und Naturschutzverordnung<br />

vom 14.5.1970). Durch die 1. Durchführungsverordnung<br />

(Artenschutz bestimmung) vom 1.10.1984 erhielt<br />

er die Schutzkategorie „geschützte bestandsgefährdete<br />

Art“. Das be<strong>in</strong>haltete u. a. die Erarbeitung von <strong>Artenschutzprogramm</strong>en<br />

sowie die Meldepflicht und Dokumentation<br />

verletzter oder toter Tiere. Die 1. Durchführungsverordnung<br />

vom 18.5.1989 (NSVO) zum Landeskulturgesetz<br />

aktualisierte die Be stimmungen zur Erstellung von<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong>en, welche die Grundlage für staatliche<br />

Maßnahmen zur Erhaltung der Arten bildeten. Nach<br />

der E<strong>in</strong>führung des bundesdeutschen Rechts (Neufassung<br />

der Bundesartenschutzverordnung vom 18.9.1989) <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> zählte der Weißstorch zu den „vom Aussterben<br />

bedrohten“ Arten und seit 1998 (2. Gesetz zur Änderung<br />

des Bundesnaturschutzgesetzes vom 30.4.1998) zu den<br />

„streng geschützten“ Arten.<br />

Der Weißstorch ist <strong>in</strong> der Roten Liste <strong>Sachsen</strong>s <strong>in</strong> der Kategorie<br />

3 („gefährdet“) geführt (RAU et al. 1999). In der aktuellen<br />

Roten Liste Deutschlands (1998) wird die Verantwortung<br />

der Bundesrepublik für die Weißstörche als Teil der<br />

bedeutenden europäischen Population unterstrichen, <strong>in</strong>dem<br />

die Art <strong>in</strong> die Kategorie 3 („gefährdet“) e<strong>in</strong>geordnet ist.<br />

Geschichte des Weißstorchschutzes<br />

Die gesetzlichen Regelungen, welche oftmals unter engagierter<br />

Mitwirkung sächsischer Ornithologen entstanden,<br />

bildeten die Basis für viele Schutzmaßnahmen, die <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts nachweisbar s<strong>in</strong>d. Der<br />

1908 gegründete Landesvere<strong>in</strong> Sächsischer Heimatschutz<br />

setzte ornithologische Vertrauensmänner zur Erhaltung ornithologischer<br />

Naturdenkmale, u.a. des Weißstorches, e<strong>in</strong>.<br />

Sie arbeiteten <strong>in</strong> bestimmten Gebieten, erhielten e<strong>in</strong>e Ausweiskarte<br />

des sächsischen M<strong>in</strong>isteriums des Inneren und<br />

waren gehalten, Verb<strong>in</strong>dungen zu Behörden sowie Jagdund<br />

Fischereiberechtigten aufzunehmen (BEER 1969, KOE-<br />

PERT 1913). Die Öffentlichkeitsarbeit be<strong>in</strong>haltete mit Punkt<br />

6 der Anweisung für die Tätigkeit der Vertrauensmänner<br />

auch die Forderung: „Um auch im großen Publikum Interesse<br />

an den Bestrebungen des Naturschutzes zu erwecken,<br />

wird dem Vertrauensmann die Nutzung der heimischen<br />

Presse dr<strong>in</strong>gend empfohlen“. Für den Weißstorch wirkte <strong>in</strong><br />

diesem Rahmen besonders auch R. Zimmermann. Zahlreiche<br />

Veröffentlichungen enthalten ausführliche Darstellungen<br />

zum Weißstorchschutz, z. B. KRAMER (1916, 1924),<br />

KLENGEL (1917, 1918), MAKATSCH (1924, 1949, 1953),<br />

DÖRFEL (1926), LIEBMANN (<strong>in</strong> SCHOLZE & LIEBMANN<br />

1930), FICHTNER (1931), SCHOLZE (1930, 1933), HERR<br />

Abb. 65: Nest auf Schornste<strong>in</strong>lüfter e<strong>in</strong>es Stallgebäudes;<br />

15.07.1994, Göhra / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

59


(1931), ZIMMERMANN (1933–1941), BÖHMER (1939, 1941),<br />

GÜNTHER (1956, 1960), WOBUS (1963), HUMMITZSCH<br />

(1964), CREUTZ (1967–1985), ERDMANN (1973) und<br />

MENZEL (1988). Diese Autoren berichteten über ihre Untersuchungen<br />

zum Weißstorch und regten die Bevölkerung zur<br />

aktiven Mitarbeit an.<br />

In der DDR entwickelte sich seit den 1960er Jahren e<strong>in</strong> Netz<br />

von Weißstorchbetreuern für Kreise und Bezirke, angeregt<br />

durch landesweite Zählungen. Diese ehrenamtlichen Naturschützer,<br />

mehrheitlich organisiert e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> den ornithologischen<br />

Fachgruppen des Kulturbundes der DDR und andererseits<br />

<strong>in</strong> den Naturschutzkollektiven bei den Räten der<br />

Kreise, ermittelten jährlich die lokalen Brutbestände und<br />

deren Bruterfolge, betreuten und errichteten Niststätten (seit<br />

den 1960er Jahren zunehmend Nestmasten), verm<strong>in</strong>derten<br />

Gefährdungen (u. a. an Elektroenergie-Anlagen) und begannen<br />

mit der Schaffung von Lebensräumen. Im Jahre 1979<br />

gründete sich der Arbeitskreis Weißstorch im Kulturbund,<br />

der die Bemühungen zusammenfaßte und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven<br />

Erfahrungsaustausch (Herausgabe von Mitteilungen des Arbeitskreises),<br />

auch durch die E<strong>in</strong>beziehung von Bezirksbetreuern<br />

und die seit 1990 erfolgte Gew<strong>in</strong>nung von Landesbetreuern,<br />

<strong>in</strong> Gang setzte. Seit 1990 wird diese Arbeit<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Naturschutzbundes (NABU) <strong>in</strong> Form der<br />

Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz (Fachorgan ist e<strong>in</strong><br />

Mitteilungsblatt) fortgesetzt. Weitere Institutionen für den<br />

Weißstorchschutz waren der 1960 gegründete Arbeitskreis<br />

für die vom Aussterben bedrohten Tierarten sowie <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

drei Bezirksarbeitsgruppen für gefährdete Tiere, die<br />

die Anleitung und Koord<strong>in</strong>ierung von Schutzbemühungen<br />

durchführten (STEFFENS et al. 1998).<br />

All diesen langjährigen Anstrengungen ist es mit zu verdanken,<br />

daß der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvogel die beschriebene<br />

positive Entwicklung nehmen konnte. Auf der<br />

Basis des Betreuernetzes (s. Kap. 6.5) müssen die Schutzbemühungen<br />

fortgesetzt und verstärkt werden, um e<strong>in</strong>en stabilen<br />

Weißstorchbestand <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zu erhalten.<br />

Künftig sehr wichtig für die Effizienz der Schutzmaßnahmen<br />

wird die Kooperation mit Bereichen der Wirtschaft,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Landwirtschaft, se<strong>in</strong>, wofür durch die<br />

1999 erfolgte Bildung des Sächsischen M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Umwelt und Landwirtschaft durch Vere<strong>in</strong>igung der ehemaligen<br />

M<strong>in</strong>isterien für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten<br />

sowie für Umwelt und Landesentwicklung günstige<br />

Voraussetzungen geschaffen se<strong>in</strong> sollten. Für den gesetzlich<br />

fixierten Schutz des Weißstorches s<strong>in</strong>d neben dem Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />

als oberste Naturschutzbehörde die oberen und<br />

unteren Naturschutzbehörden (Regierungspräsidien bzw.<br />

Landratsämter) sowie die Naturschutz-Fachbehörden (Landesamt<br />

für Umwelt und Geologie, Staatliche Umwelt-<br />

60<br />

Geschichte des Weißstorchschutzes<br />

fachämter) im <strong>Freistaat</strong> zuständig. Aktiven Weißstorchschutz<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> betreiben die Institute des Naturschutzbundes<br />

<strong>Sachsen</strong> (NSI Region Dresden, NSI Region<br />

Leipzig und NSI Freiberg), Naturschutzstationen (z. B. Naturschutzstation<br />

Neschwitz), e<strong>in</strong>ige Umweltschutz- und<br />

Landschaftspflegeverbände sowie das Biosphärenreservat<br />

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (s. auch Kap.<br />

6.5). Der Behandlung kranker Störche mit dem Ziel der<br />

Auswilderung (s. auch Kap. 5.5) haben sich e<strong>in</strong>zelne Tiergärten<br />

(z.B. der Naturschutz-Tierpark Görlitz) verschrieben.<br />

Die sächsischen Weißstorchschützer sollten künftig ihre Zusammenarbeit<br />

auf Landesebene (z. B. Weißstorchtagungen)<br />

erhalten und weiter <strong>in</strong>tensivieren. Die aktuellen Schutzaufgaben<br />

(z.B. Lebensraumgestaltung) s<strong>in</strong>d häufig zu komplex,<br />

um bei begrenzten f<strong>in</strong>anziellen Mitteln vom e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kreisbetreuer gelöst werden zu können<br />

Abb. 66: Dr. G. Creutz (re.), verdienstvoller sächsischer<br />

Weißstorchforscher und -schützer, geme<strong>in</strong>sam<br />

mit C. Biberste<strong>in</strong> bei der Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />

Weißstorchber<strong>in</strong>gung; 27.06.1971, Wartha/Lkr.<br />

Kamenz Foto: R. Schipke


4 Strategien und Grundsätze desWeiß -<br />

storchschutzes<br />

Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen zu Ökologie<br />

und Gefährdung sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige strategische Ziele<br />

und Grundsätze für den Schutz des Weißstorches im <strong>Freistaat</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> formuliert werden.<br />

4.1 Strategische Ziele<br />

1. Sicherung der Hauptvorkommen <strong>in</strong> der Oberlausitz (v. a.<br />

Landkreise Bautzen, Niederschlesischer Oberlausitzkreis),<br />

<strong>in</strong> der Röderaue (Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>) und <strong>in</strong> der<br />

nordwestsächsischen Elb- sowie der Muldeaue (Landkreise<br />

Torgau-Oschatz, Muldentalkreis und Delitzsch)<br />

2. Förderung der Bestände <strong>in</strong> den an die Hauptvorkommen<br />

angrenzenden Nachbarbereichen (Landkreise Löbau-Zittau,<br />

Kamenz, Meißen und Leipziger Land), <strong>in</strong> denen seit<br />

längerem stabile Brutvorkommen mit steigender Tendenz<br />

existieren<br />

3. Unterstützung aller Bemühungen um den Weißstorchschutz<br />

im gesamten <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> als Beitrag zur Erhaltung<br />

und Entwicklung e<strong>in</strong>er reichhaltigen Kulturlandschaft<br />

4. Entwicklung e<strong>in</strong>er Landnutzung im weitesten S<strong>in</strong>ne, die<br />

ökologisch orientierte, ökonomisch stabile Landwirtschaft,<br />

auch als Träger weißstorchrelevanter Wirtschaftsformen<br />

(umweltschonender Mittele<strong>in</strong>satz, Tierhaltung, Ackerfutterbau,<br />

Grünlandbewirtschaftung), wasserbauliche und energiewirtschaftliche<br />

Vorhaben und Gestaltungsmaßnahmen<br />

im S<strong>in</strong>ne des Sächsischen Naturschutzgesetzes zur dauerhaften<br />

Erhaltung des Kulturgutes Weißstorch be<strong>in</strong>haltet<br />

4.2 Grundsätze im Weißstorchschutz<br />

4.2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze<br />

– Die Maßnahmen des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es Weißstorch<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d als Bestandteil der allgeme<strong>in</strong>en Vorhaben<br />

des Naturschutzes zu betrachten und mit den entsprechenden<br />

Instrumentarien umzusetzen.<br />

– E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit anderen Ressorts, <strong>in</strong>sbesondere<br />

der Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Energiewirtschaft,<br />

ist notwendig zur Erarbeitung großräumiger,<br />

dauerhafter Schutzmaßnahmen, die ökologische, naturschutzfachliche<br />

und ökonomische Grundlagen dem naturschützerischen<br />

Ziel entsprechend berücksichtigen und<br />

e<strong>in</strong>en effektiven E<strong>in</strong>satz der Fonds gewährleisten.<br />

– Die Maßnahmen zum Erhalt des Lebensraumes für den<br />

Weißstorch s<strong>in</strong>d als Biotopschutz auch für andere bedrohte<br />

Pflanzen- und Tierarten wichtig.<br />

– Zwischen den Naturschutzbehörden und dem bewährten<br />

Weißstorch-Betreuersystem ist e<strong>in</strong>e enge fachliche und<br />

organisatorische Zusammenarbeit zu erhalten bzw. herzustellen,<br />

die die Erfüllung sowohl längerfristig zu planender<br />

als auch operativ-kurzfristiger Schutzaufgaben<br />

Strategien des Weiß storchschutzes<br />

sichert. Für den aktiven Weißstorchschutz s<strong>in</strong>d die Öffentlichkeit<br />

aufzuklären und ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

4.2.2 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes<br />

zur Sicherung des Nahrungsangebotes<br />

– Für Naturschutzgebiete, Naturparke, Biosphärenreser vate,<br />

Landschaftsschutzgebiete, Flächennaturdenkmale und geschützte<br />

Landschaftsbestandteile sowie auch Vogelschutzgebiete<br />

nach EG-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie (SPA) mit Weißstorchvorkommen<br />

s<strong>in</strong>d Festlegungen zu Pflege und<br />

Entwicklung, die auch den Weißstorch fördern, rechtsverb<strong>in</strong>dlich<br />

<strong>in</strong> Schutzgebietsverordnungen bzw. Satzungen<br />

und <strong>in</strong> Pflege- und Entwicklungsplänen zu treffen. Bei der<br />

Ausweisung neuer Schutzgebiete ist die Offenlandschaft<br />

als Lebensraum des Weißstorches zu berücksichtigen.<br />

– Für potentielle Weißstorchlebensräume, u. a. gekennzeichnet<br />

durch Biotope, die se<strong>in</strong>e Ernährung ermöglichen<br />

(Feuchtgrünland, Überschwemmungsgebiete, Gewässer<br />

mit flachen Ufern), ist e<strong>in</strong> entsprechender Schutzstatus<br />

festzulegen, der den Erhalt dieser Biotope sichert.<br />

– Durch den besonderen Schutz bestimmter Biotope gem.<br />

§ 26 SächsNatSchG s<strong>in</strong>d die Nahrungsquellen für den<br />

Weißstorch zu erhalten. Das betrifft vor allem Sümpfe,<br />

seggen- und b<strong>in</strong>senreiche Naßwiesen, naturnahe und unverbaute<br />

Bach- und Flußabschnitte, Altarme fließender<br />

Gewässer, naturnahe Kle<strong>in</strong>gewässer sowie magere Frisch -<br />

wiesen.<br />

– Grundstücke gem. § 36 SächsNatSchG, die für den Weißstorch<br />

zum Nahrungserwerb von Bedeutung s<strong>in</strong>d bzw.<br />

entsprechend gestaltet werden können, s<strong>in</strong>d unter Nutzung<br />

des Vorkaufsrechts zu erwerben. Dafür eignen sich<br />

bereits Flächen ab 0,5 ha Größe bei fachgerechter Gestaltung<br />

und Bewirtschaftung.<br />

– In aktuellen und potentiellen Weißstorch-Lebensräumen<br />

s<strong>in</strong>d Maßnahmen durchzuführen, die gemäß der Richt -<br />

l<strong>in</strong>ie des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt und<br />

Landwirtschaft zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltgerechten<br />

Land wirtschaft (UL) im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> vom 08.11.2000<br />

(RL 73/2000) gefördert werden können. Das betrifft<br />

u. a.:<br />

Teil B: Extensive Grünlandwirtschaft (KULAP)<br />

• reduzierter Mittele<strong>in</strong>satz,<br />

• extensive Weide e<strong>in</strong>schließlich Auskopplung von<br />

Gewässern mit Ufer, Quellfluren und Naßstandorten,<br />

• extensive Wiese.<br />

TeilE: Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft (NaK)<br />

• Umwandlung von Ackerland <strong>in</strong> naturschutzgerecht<br />

bewirtschaftetes Grünland,<br />

• naturschutzgerechte Beweidung und Wiesennutzung,<br />

• langfristige Stillegung landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />

zur Biotopentwicklung,<br />

• Naßwiesenpflege.<br />

61


– In aktuellen und potentiellen Weißstorchlebensräumen<br />

sollten bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen<br />

Nahrungshabitate durch folgende Maßnahmen geschaffen<br />

werden, die im o.g. Rahmen e<strong>in</strong>e Förderung erfahren<br />

könnten:<br />

• Wiedervernässung von Grünland durch Beseitigung<br />

von Entwässerungsanlagen, durch Anstau oder oberirdische<br />

Bewässerung,<br />

• Renaturierung von Gräben, Abflachen der Böschungen,<br />

Grabenaufweitung,<br />

• Wiederherstellung der Überschwemmungsdynamik<br />

von Fließgewässern (Anlage künstlicher Altwässer<br />

und Flutmulden),<br />

• Anlegen von flachufrigen Kle<strong>in</strong>gewässern,<br />

• An Teichufern Anlegen von Grünlandstreifen, die<br />

regelmäßig gemäht werden,<br />

• Schaffung von flach auslaufenden Uferzonen <strong>in</strong> aufgelassenen<br />

Tagebaugebieten, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

angrenzenden Wiesen und Äckern günstige Nahrungshabitate<br />

ergeben.<br />

4.2.3 Sicherung und Neuanlage von Niststätten<br />

- Die Bereitstellung von Nistmöglichkeiten besitzt im<br />

Weiß storchschutz herausragende Bedeutung, wobei im<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> bereits e<strong>in</strong> umfangreicher Bestand zu<br />

verzeichnen ist. In allen Gebieten mit Weißstorchvorkommen<br />

s<strong>in</strong>d im wesentlichen ausreichend Niststätten<br />

vorhanden. Deren Bee<strong>in</strong>trächtigung oder Zerstörung ist<br />

verboten (§ 25 SächsNatSchG).<br />

- Die Neuanlage von Niststätten wird sich auf bisher storchenfreie,<br />

aber potentiell sehr wahrsche<strong>in</strong>lich für e<strong>in</strong>e<br />

Besiedlung geeignete Landesteile sowie auf Orte, an denen<br />

Störche Ansiedlungsversuche unternehmen (längerer<br />

Aufenthalt zu Beg<strong>in</strong>n der Brutzeit, E<strong>in</strong>trag von Nistmaterial)<br />

konzentrieren. Bei Errichtung e<strong>in</strong>er Niststätte s<strong>in</strong>d<br />

die örtlichen Gegebenheiten, das Nahrungsangebot <strong>in</strong> der<br />

Umgebung, die Kosten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Nutzungsdauer<br />

der Anlage, landschaftsästhetische Aspekte und<br />

auch die Erreichbarkeit des Standortes mit fahrbarer<br />

Technik sowie der Nestplattform (Besteigbarkeit!) zu beachten<br />

(s. Kap. 2.4.1).<br />

- Die vorhandenen Niststätten s<strong>in</strong>d zu erhalten. Dies betrifft<br />

die Erneuerung bzw. Sanierung alter Anlagen sowie<br />

den Ersatz bei Veränderungen des Standortes (z.B. im<br />

Falle von Gebäudeabriß), gegebenenfalls verbunden mit<br />

e<strong>in</strong>er Verbesserung der Erreichbarkeit bzw. Besteigbarkeit.<br />

- Alle Aktivitäten s<strong>in</strong>d aus Kostengründen und zur Gewährleistung<br />

e<strong>in</strong>es dauerhaften Erfolges <strong>in</strong> Abstimmung<br />

mit Fachleuten (Naturschutzbehörden, Weißstorchbetreuer)<br />

vorzunehmen.<br />

62<br />

Strategien des Weiß storchschutzes<br />

4.2.4 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische<br />

Freileitungen<br />

Elektrische Freileitungen e<strong>in</strong>schließlich der Masten s<strong>in</strong>d so<br />

zu gestalten, daß Weißstörche (und andere Großvögel!) durch<br />

Berühren stromführender Teile oder Anflug nicht verletzt<br />

oder getötet werden können. Folgende Maßnahmen, vorrangig<br />

im Nestbereich (ungeh<strong>in</strong>derter An- und Abflug der Alt -<br />

vögel, erste Flugversuche der flugunsicheren Jungstörche), <strong>in</strong><br />

Flugschneisen, an Rastplätzen (für Durchzügler unbekannte<br />

Ortsverhältnisse) sowie vor dunklem H<strong>in</strong>tergrund (Wald,<br />

Gebäude) s<strong>in</strong>d ggf. durchzuführen (s. auch Kap. 5.3):<br />

- Vergrößerung des Abstandes zwischen stromführenden<br />

Leitungen<br />

- Entschärfen gefährlicher Isolatoren (Abhängen, Abdeckung,<br />

Verlängerung) auf Masttraversen<br />

- Verh<strong>in</strong>derung der Vogellandung durch Abweiser auf der<br />

Traverse<br />

- Markierung der Leiterseile zur besseren Wahrnehmung<br />

durch die Störche<br />

- Veränderung der Trassenführung im weitesten S<strong>in</strong>ne<br />

(Erdverkabelung, Installation von besser sichtbaren, isolierten<br />

Luftkabeln, räumliche Verlegung der Trasse)<br />

- Berücksichtigung elektrischer Anlagen bei der Standortwahl<br />

für Nestneubauten<br />

Aus mehreren Gründen (fachlich begründete Festlegung der<br />

Rangfolge der Maßnahmen, Planung und Kosten, Sicherheit)<br />

ist e<strong>in</strong>e dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Weißstorch -<br />

betreuern und Energieversorgungsunternehmen unerläßlich.<br />

4.2.5 Reduzierung weiterer Gefährdungen<br />

Gefährdungen im Nestbereich s<strong>in</strong>d zu beseitigen bzw. zu<br />

m<strong>in</strong>imieren (s. auch Kap. 5.4):<br />

- Durchführung regelmäßiger Nestkontrollen zur Prüfung<br />

der Standsicherheit sowie zur Beseitigung von Verdichtungen<br />

der Nestmulde (Wasserstau) und von Müll im<br />

Nest (Gefahr für die Nestl<strong>in</strong>ge),<br />

- dauerhafte Gewährleistung des freien An- und Abfluges<br />

im Nestbereich durch E<strong>in</strong>flußnahme auf bauliche Veränderungen,<br />

- Sicherung von Schornste<strong>in</strong>schloten (Anflugabweiser,<br />

Ab deckung),<br />

- Freischneiden von Baumnestern und Zurückschneiden<br />

von Bäumen <strong>in</strong> Nestnähe,<br />

- Marderschutz.<br />

4.2.6 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche<br />

Behandlung, Pflege und anschließende Auswilderung von<br />

Störchen, die zeitweilig nicht <strong>in</strong> der freien Natur überleben<br />

könnten, tragen zur Erhaltung der Weißstorchbestände bei.<br />

Pflegl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d verletzte oder geschwächte Alt- und Jungstörche<br />

sowie Nestl<strong>in</strong>ge, die abgeworfen wurden oder deren Eltern<br />

ausgefallen s<strong>in</strong>d. Auch Gelege können künstlich erbrütet


Abb. 67: Massensterben von Nestl<strong>in</strong>gen nach Schlechtwetterperiode;<br />

12.07.1996, Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

werden. Wichtigstes Ziel ist die Auswilderung gesunder Tiere,<br />

wobei bei allen Behandlungsmaßnahmen e<strong>in</strong> möglichst ger<strong>in</strong>ger<br />

Kontakt zum Menschen bestehen sollte. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

enge Zusammenarbeit zwischen Pflegestation (Tierpark, Vogelpflegestation)<br />

und Weißstorchbetreuer zu sichern, da e<strong>in</strong><br />

schneller Beg<strong>in</strong>n der veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen Versorgung die<br />

Heilungschancen erhöht und z.B.das E<strong>in</strong>setzen erbrüteter oder<br />

gepflegter Nestl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> besetzte Nester mit etwa gleichaltrigen<br />

Jungen e<strong>in</strong>e erfolgreiche „Behandlungsmaßnahme“ darstellt.<br />

4.2.7 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Popularität, die der Weißstorch <strong>in</strong> der Bevölkerung genießt,<br />

sollte auch weiterh<strong>in</strong> für den Schutz der Art genutzt<br />

werden. Dabei kann der Weißstorch als e<strong>in</strong> Symbol des Naturschutzes<br />

dienen, dessen Schutz auch anderen Tier- und<br />

Pflanzenarten zugute kommt. Die Ergebnisse der Bestandserfassungen<br />

sollten jährlich der Öffentlichkeit bekanntgegeben<br />

werden. Wichtig ist, daß künftig e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen im<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> kompetente Ansprechpartner für den Weißstorchschutz<br />

s<strong>in</strong>d. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, bedarf<br />

es staatlicher Unterstützung. Da sie als Ansprechpartner<br />

für die Bevölkerung e<strong>in</strong>e große Rolle spielen, ist es erforderlich,<br />

die Nestbetreuer nach Möglichkeit mit vielen Informationen<br />

zum Thema Weißstorch zu versorgen (z. B. bei regionalen<br />

Veranstaltungen). Verstärkt sollten die Medien genutzt<br />

werden, um die Anliegen des Weißstorchschutzes zu propagieren.<br />

Der Weißstorch ist auch gut geeignet, um Schüler im<br />

Unterricht an den Naturschutz heranzuführen.<br />

4.2.8 Forschung<br />

Als wichtigste Aufgabe ist die Fortsetzung der praktischen<br />

Naturschutzarbeit anzusehen. Unterstützend dazu ist es<br />

Strategien des Weiß storchschutzes<br />

nötig, e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Grundbetreuung abzusichern.<br />

Dazu gehört auch die Fortführung der jährlichen Erfassung<br />

des Bestandes und der Fortpflanzungsergebnisse. Gerade im<br />

Zusammenhang mit der Immigration von Fremdstörchen<br />

und der fehlenden Eigenstabilität des sächsischen Bestandes<br />

ist diese Kontrolle besonders wichtig. Für die Untersuchung<br />

popula tionsökologischer Fragen ist zudem die Markierung<br />

von Störchen im Rahmen der wissenschaftlichen Vogelber<strong>in</strong>gung<br />

weiterzuführen. Die Auswertung der Wiederfunde<br />

sächsischer Weißstörche hat gezeigt, daß die <strong>in</strong>tensive Ber<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong>er Art auf regionaler Ebene durchaus <strong>in</strong>teressante<br />

Ergebnisse erbr<strong>in</strong>gen kann. Die Ber<strong>in</strong>gung des Weißstorches<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> erfolgt seit e<strong>in</strong>igen Jahren im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

länderübergreifenden Ber<strong>in</strong>gungsprogrammes (KÖPPEN<br />

1999). Ziel dieses Programmes ist es, nicht nur e<strong>in</strong>e ausreichend<br />

große Anzahl von Jungstörchen <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten<br />

zu markieren, sondern zunehmend auch durch R<strong>in</strong>gablesungen<br />

an Brutstörchen zu e<strong>in</strong>er repräsentativen Zahl<br />

von Wiederfunden zu gelangen. Hierbei gibt es jedoch noch<br />

Defizite, die u. a. darauf zurückzuführen s<strong>in</strong>d, daß die derzeit<br />

verwendeten R<strong>in</strong>ge meist nur mit großer Mühe ablesbar<br />

s<strong>in</strong>d. Zur Ablesung von Storchenr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d nicht nur die<br />

beteiligten Ber<strong>in</strong>ger aufgerufen, sondern auch alle anderen<br />

Ornithologen. Dabei ist es wichtig, daß nach Möglichkeit<br />

auch Angaben zum Status (Brutvogel), Geschlecht usw. des<br />

abgelesenen R<strong>in</strong>gvogels festgestellt und mitgeteilt werden.<br />

Durch die Entwicklung neuer Weißstorch-Kennr<strong>in</strong>ge gibt es<br />

die Chance, dass sich künftig die Zahl der Wiederfundmeldungen<br />

(Ablesungen) deutlich erhöht und die Ber<strong>in</strong>gung somit<br />

effektiver wird. Mit steigenden Wiederfundmeldungen<br />

könnten die Validierung von populationsdynamischen Kenn -<br />

größen wie Mortalitäten, Erstbrutalter und Altersstruktur verbessert<br />

sowie zeitliche Veränderungen erkannt werden. Das<br />

bedeutet auch die Fortsetzung der populationsdynamischen<br />

Untersuchungen, wofür nach der nun erfolgten Er arbeitung<br />

der Grundlagen gute Voraussetzungen geschaffen s<strong>in</strong>d.<br />

Wichtig ist das Weiterführen der Untersuchungen zum notwendigen<br />

Lebensraum, <strong>in</strong>sbesondere zu Nahrungshabitaten<br />

und zu Kapazitäten sächsischer Weißstorch-Lebensräume.<br />

Dazu sollten u. a. <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten die Nahrungs -<br />

habitatkartierungen wiederholt und im Zusammenhang mit<br />

Kenngrößen der Bestandsdynamik (Entwicklung von BP-<br />

Zahl, Bruterfolg, Sterblichkeit etc.) ausgewertet werden. Obwohl<br />

von der grundsätzlichen negativen Auswirkung her bekannt,<br />

sollten die zunehmenden Zerschneidungen bzw.<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen der Lebensräume, u. a. durch Verkehrstrassen<br />

oder W<strong>in</strong>dkraftanlagen, h<strong>in</strong>sichtlich ihres E<strong>in</strong>flusses<br />

auf Weißstorchbesiedlung, Verhalten der Vögel, Bruterfolg,<br />

Sterblichkeit u. ä. detailliert untersucht werden. Auf der<br />

Grundlage solcher Forschungsergebnisse lassen sich erforderliche<br />

Schutzmaßnahmen begründen und formulieren,<br />

z. B. h<strong>in</strong>sichtlich des notwendigen M<strong>in</strong>destabstandes von<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlagen zu besetzten Nestern oder bevorzugten<br />

Nahrungshabitaten. Da diese Schutzmaßnahmen auch gleich -<br />

zeitig für viele andere gefährdete Tiere und Pflanzen nützlich<br />

s<strong>in</strong>d, stellt der Storch e<strong>in</strong> „Flaggschiff“, e<strong>in</strong>e „Leitart“<br />

der fachlich begründeten Naturschutzarbeit dar.<br />

63


5 Handlungsempfehlungen für Schutz -<br />

maßnahmen<br />

5.1 Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes<br />

zur Sicherung des Nahrungsangebotes<br />

5.1.1 Erhaltung und Verbesserung vorhandener Nahrungshabitate<br />

Die Erhaltung vorhandener Nahrungshabitate besitzt aus<br />

verschiedenen Gründen, auch unter Beachtung von Kosten,<br />

oberste Priorität. Das sollte bei Maßnahmen der Landwirtschaft<br />

(Umbruch und Trockenlegung von Grünland, Anbau<strong>in</strong>tensivierung),<br />

aber auch anderer Wirtschaftszweige<br />

(Bauwesen, Wasserwirtschaft, Straßenbau), die für den<br />

Weißstorch wichtige Flächen verbrauchen, beachtet werden.<br />

Es ist erforderlich, daß alle an solchen Vorhaben Beteiligten<br />

<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Verantwortung konsequent nach Möglichkeiten<br />

zur M<strong>in</strong>imierung derartiger E<strong>in</strong>griffe bzw. Durchführung<br />

von Aus gleichs- und Ersatzmaßnahmen suchen.<br />

Auch Umweltverbände können dabei, z.B. im Rahmen von<br />

Gutachtertätigkeit oder Stellungnahmen, e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag leisten.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Ziel der Grünlandextensivierung ist die Verr<strong>in</strong>gerung<br />

des Nährstoffgehaltes der Böden auf e<strong>in</strong> Niveau,<br />

welches den natürlichen Standortverhältnissen nahekommt.<br />

Im Ergebnis werden Lebensräume für Beutetiere des Weißstorches<br />

aufgewertet.<br />

Die abschnittsweise Mahd von Grünland und Ackerfutter<br />

<strong>in</strong> geeigneten Intervallen (Staffelmahd) schafft ständig Flä -<br />

chen, auf denen der Weißstorch Nahrung f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e ähn -<br />

liche Wirkung besitzt die Mahd von Grünlandbrachen. Bei<br />

Regelungen zur Spätmahd <strong>in</strong>folge landwirtschaftlicher Förderprogramme<br />

sollte nach Möglichkeit die Mahd e<strong>in</strong>iger<br />

Flächen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Nähe von Weißstorchbrutplätzen,<br />

früher erfolgen. Dabei müssen u.a. Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

anderer Arten (Wiesenbrüter, Wiesenpflanzen, Insekten) m<strong>in</strong>imiert<br />

werden.<br />

Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen <strong>in</strong> Uferbereichen von<br />

Stand- und Fließgewässern <strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzten<br />

Gebieten s<strong>in</strong>d u.a. die Anlage e<strong>in</strong>es den Nährstoffe<strong>in</strong>trag<br />

m<strong>in</strong>dernden Schutzstreifens (M<strong>in</strong>destbreite 10 m), der m<strong>in</strong>destens<br />

abschnittsweise ständig von hoher Vegetation freizuhalten<br />

ist, sowie das Abflachen von Uferböschungen. Dabei<br />

ist auszuschließen, daß wertvolle Verlandungsgesellschaften<br />

vernichtet werden.<br />

5.1.2 Neuanlage von Nahrungshabitaten<br />

Anlage von stehenden Kle<strong>in</strong>gewässern<br />

Bei der Anlage von ständig oder zeitweise wasserführenden<br />

Kle<strong>in</strong>gewässern s<strong>in</strong>d folgende Grundsätze zu beachten:<br />

• Der Standort muß sorgfältig geprüft werden, um e<strong>in</strong>e<br />

Zerstörung vorhandener wertvoller Lebensräume auszuschließen.<br />

64<br />

Schutz maßnahmen<br />

• Geeignet s<strong>in</strong>d Flächen mit nassem Untergrund auf wasserstauenden<br />

Bodenschichten <strong>in</strong> der Grünland- bzw.<br />

Ackerflur (evtl. Rückbau von Meliorationsanlagen) und<br />

<strong>in</strong> Flußauen (periodische Überschwemmungen).<br />

• Die Ermittlung des Bodennährstoffgehaltes gibt Aufschluß<br />

über die Eutrophierungsgefährdung des neuen<br />

Kle<strong>in</strong>gewässers.<br />

• Fließgewässer sollten nicht angestaut werden, sondern<br />

über teilweise Wasserumleitung im Nebenschluß e<strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gewässer angelegt werden.<br />

• Die Fläche des Kle<strong>in</strong>gewässers sollte 100 m 2 nicht unterschreiten.<br />

Mehrere kle<strong>in</strong>e Gewässer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe s<strong>in</strong>d<br />

günstiger als e<strong>in</strong>e große Wasserfläche.<br />

• E<strong>in</strong> Teil des Kle<strong>in</strong>gewässers sollte m<strong>in</strong>destens 1 m tief<br />

se<strong>in</strong>, um Amphibien und anderen Tieren e<strong>in</strong> sicheres<br />

Überw<strong>in</strong>tern zu ermöglichen.<br />

• Die Ufer s<strong>in</strong>d flachauslaufend mit e<strong>in</strong>er buchtenreichen<br />

Grenzl<strong>in</strong>ie zwischen Wasser und Land zu gestalten.<br />

• Um das Kle<strong>in</strong>gewässer ist gegebenenfalls e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens<br />

10 m breiter Schutzstreifen zu erhalten bzw. anzulegen<br />

(Verm<strong>in</strong>derung der Eutrophierung und als Sicherung<br />

vor Weidevieh).<br />

• E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Wasserpflanzen und Ansiedlung von<br />

Tie ren <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>gewässeranlage s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en<br />

unnötig.<br />

• Kle<strong>in</strong>gewässer bedürfen oftmals der Pflege. Dazu ge hö ren<br />

ggf. die abschnittsweise Entschlammung, Beseitigung zu<br />

starken Pflanzenwuchses und Wasserstands regulierung.<br />

• Entsprechend den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d behörd -<br />

liche Genehmigungen (z. B. untere Wasserbehörde) e<strong>in</strong>zuholen<br />

und Abstimmungen mit Flächeneigentümern<br />

bzw. -nutzern zu treffen.<br />

• Die Grundsätze für die Anlage von Kle<strong>in</strong>gewässern s<strong>in</strong>d<br />

spezifiziert auch bei der Rekonstruktion von Dorfteichen,<br />

Rückhaltebecken, Kle<strong>in</strong>speichern u. ä. (Mehrfachfunktion<br />

von Landschaftselementen) sowie bei der Renaturierung<br />

verfüllter Feuchtgebiete <strong>in</strong> Senken anzuwenden.<br />

Renaturierung von Gräben und anderen Fließgewässern<br />

• Die „Renaturierung“ von Gräben erfolgt mit dem Ziel der<br />

Herstellung ihrer ursprünglichen bzw. e<strong>in</strong>er naturnahen<br />

Gestalt.<br />

• Es gibt die Möglichkeit des Rückbaus der Verrohrung<br />

bzw. naturfremder Sohlbefestigungen.<br />

• Durch die Abflachung der Uferböschungen (Böschungsverhältnis<br />

etwa 1:5) wird die Nahrungssuche für den<br />

Weißstorch erleichtert.<br />

• Es können Grabentaschen angelegt werden (s. Abb. 69).<br />

• Die Sohlentiefe von Gräben bzw. Grabentaschen sollte<br />

möglichst nicht die freie Sicht des Weißstorches <strong>in</strong> die<br />

Umgebung verh<strong>in</strong>dern.<br />

• Die Beseitigung zu starken Pflanzenwuchses wird von<br />

Oktober bis zum e<strong>in</strong>setzenden Frost oder bei Trockenliegen<br />

des Gewässers durchgeführt. Die Beräumung der<br />

Grabenseiten sollte <strong>in</strong> jährlichem Wechsel erfolgen. Starker<br />

Pflanzenwuchs kann auch durch abschnittsweises<br />

e<strong>in</strong>seitiges Bepflanzen mit Gehölzen verh<strong>in</strong>dert werden.


Abb. 68: Beispiel für die Verbesserung von Nahrungshabitaten<br />

– Renaturierung des Scheidebaches; 1996,<br />

Drausendorf / Lkr. Löbau-Zittau Foto: J. Gosteli<br />

Auf geschützte Tiere, Pflanzen bzw. Pflanzengesellschaften<br />

ist entsprechend Rücksicht zu nehmen.<br />

• Der Graben ist soweit wie möglich gegen Nährstoffe<strong>in</strong>trag<br />

und Zerstörung der Uferböschungen durch Weidetiere<br />

zu sichern.<br />

• Renaturierungen von Fließgewässern stellen Projekte dar,<br />

die e<strong>in</strong>en höheren Aufwand für Planung, Projektierung<br />

und Durchführung erfordern. Praktische Erfahrungen liegen<br />

dazu z. B. <strong>in</strong> den Landkreisen Löbau-Zittau (GRAF<br />

1995) und Riesa-Großenha<strong>in</strong> vor.<br />

Grünlandvernässung<br />

Die Grünland(wieder)vernässung verursacht <strong>in</strong> der Regel<br />

e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>geschränkte Nutzungsmöglichkeit der<br />

Flächen. Die Befahrbarkeit mit Erntemasch<strong>in</strong>en nimmt ab<br />

und auch die Beweidung kann nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Umfang<br />

erfolgen. Es sollten deshalb Flächen für diese Maßnahme<br />

vorgesehen werden, deren Mahd <strong>in</strong> Handarbeit oder mit geeigneter<br />

leichter Technik möglich ist. Die Arbeiten erfordern<br />

häufig die Beteiligung von Naturschutzstationen,<br />

Landschaftspflegeverbänden sowie ehrenamtlichen Kräften<br />

<strong>in</strong> Fachgruppen der Naturschutzverbände. Das E<strong>in</strong>beziehen<br />

von Landwirten ist über vertragliche Regelungen möglich,<br />

wodurch auch e<strong>in</strong>e Nutzung des stets abzutransportierenden<br />

Mähgutes gesichert werden kann.<br />

Schnitt B<br />

4 m<br />

1:2<br />

1:2<br />

1:10<br />

A<br />

Schnitt A<br />

30 m<br />

1:2 1:2<br />

Abb. 69: Ausbildung e<strong>in</strong>er Grabentasche<br />

B<br />

B<br />

Schutz maßnahmen<br />

A<br />

Bergbaurekultivierung<br />

Die Bergbaurekultivierung ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sehr aktuelle<br />

Aufgabe, für die umfangreiche staatliche Mittel zur Verfügung<br />

stehen. Die Schaffung von ufernahen Flachwasser -<br />

bereichen <strong>in</strong> den Tagebauseen, von vorgelagerten Kle<strong>in</strong>gewässern,<br />

angrenzendem Feuchtgrünland usw., erfordert das<br />

enge Zusammenwirken von Naturschutz und Bergbau bzw.<br />

Rekultivierungsunternehmen. Diese Maßnahmen eröffnen<br />

die Möglichkeit der Wiederbesiedelung von Gebieten durch<br />

den Weißstorch, <strong>in</strong> denen er ehemals heimisch war.<br />

Weitere Maßnahmen<br />

Im Nah- und Sichtbereich des Nestes können die dargelegten<br />

Maßnahmen ggf. maßvoll ergänzt werden, z. B. durch:<br />

• die Anlage von Komposthaufen (Regenwürmer!), die <strong>in</strong><br />

Schlechtwetterperioden ausgebreitet werden, um dem<br />

Weißstorch den Nahrungserwerb zu erleichtern, oder<br />

• das Aussetzen von Nahrungstieren (z. B. Weißfischen) <strong>in</strong><br />

flachen Kle<strong>in</strong>teichen unter naturschutzfachlicher Abwägung<br />

eventueller Gefährdungen (z.B. Amphibienlaichgewässer!).<br />

5.1.3 Gesetzliche Grundlagen und Organisation der Arbeit<br />

Die gesetzliche Grundlage bildet das Sächsische Naturschutzgesetz<br />

vom 11.10.1994, das im § 1 – Ziele und<br />

Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege –<br />

u. a. vorschreibt, Feuchtgebiete, <strong>in</strong>sbesondere sumpfige Flä -<br />

chen, Teiche und Tümpel zu erhalten und vor Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

nachhaltig zu schützen. In dem Abschnitt, der sich<br />

mit E<strong>in</strong>griffen beschäftigt, die unzulässig bzw. auszugleichen<br />

s<strong>in</strong>d, werden u. a. der Ausbau oberirdischer Gewässer, die<br />

Entwässerung von Feuchtgebieten und der Umbruch von<br />

Dauergrünland genannt. Rechtliche Bestimmungen für die<br />

Herstellung e<strong>in</strong>es Gewässers s<strong>in</strong>d im Bundes-Wasserhaushaltsgesetz<br />

(WHG) vom 23.09.1986 enthalten.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Instrument der Schutzarbeit stellt die Richt -<br />

l<strong>in</strong>ie zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltgerechten Landwirtschaft<br />

(UL) im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> dar, durch die vertragliche Vere<strong>in</strong>barungen<br />

zwischen Naturschutzbehörden und den Bewirtschaftern<br />

landwirtschaftlich genutzter Flächen für die<br />

Durchführung e<strong>in</strong>er naturschutzgerechten Bewirtschaftung<br />

abgeschlossen werden können.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt<br />

und Landesentwicklung vom 26.06.1997 regelt die Fördermöglichkeiten<br />

der Biotop- und Landschaftspflege, der<br />

Biotopgestaltung sowie des Artenschutzes u. a. für Verbände,<br />

private Grundstückseigentümer und Naturschutzstationen.<br />

Das Mitwirkungsrecht der anerkannten Umweltverbände<br />

bei der Durchführung von Schutzmaßnahmen für Bio -<br />

sphärenreservate, Flächennaturdenkmale und Landschaftsschutzgebiete<br />

ist <strong>in</strong> § 57 des Sächsischen Naturschutzgesetzes<br />

fixiert. Verbände werden auch gegebenenfalls bei der<br />

Vorbereitung von landschaftsverändernden Vorhaben an-<br />

65


gehört bzw. e<strong>in</strong>bezogen und können selbst schutzwürdige<br />

Flächen pachten bzw. kaufen.<br />

Aus der Art der Schutzvorhaben und den gesetzlichen<br />

Grundlagen ergibt sich für engagierte Bürger die Konsequenz,<br />

entsprechende Kontakte zu Naturschutz<strong>in</strong>stitutionen<br />

herzustellen, um Vorschläge zu unterbreiten bzw. auf eigenem<br />

Grund und Boden Vorhaben zu realisieren (s. Kap.<br />

6.5). Durch die Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umweltverband<br />

verbessern sich die Möglichkeiten der Mitwirkung <strong>in</strong> der<br />

Regel wesentlich.<br />

5.2 Neuanlage und Sicherung von Nistplätzen<br />

Die Neuanlage, vor allem aber die Sicherung von Nistplätzen<br />

s<strong>in</strong>d ständig durchzuführende Schutzarbeiten. Unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

verstärkter Sanierung von Gebäuden und Schornste<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d vorhandene, zumeist ältere Nester gefährdet, so<br />

daß die Errichtung von Nisthilfen (möglichst am alten Platz)<br />

zur Bestandssicherung beiträgt. Weiter können durch neue<br />

Nisthilfen Ansiedlungen des Weißstorches <strong>in</strong> geeigneten, bisher<br />

storchenfreien Gebieten ermöglicht bzw. <strong>in</strong>itiiert werden.<br />

Die Palette der Möglichkeiten ist entsprechend den örtlichen<br />

Gegebenheiten vielgestaltig. Von Bedeutung s<strong>in</strong>d hierbei vor<br />

allem Kosten und Aufwand für Errichtung und Unterhaltung<br />

der Nisthilfe, die Anzahl der Brutpaare im Gebiet (s<strong>in</strong>d weitere<br />

Ansiedlungsversuche z. B. nahrungsökologisch vorstellbar?)<br />

und landschaftsästhetische Aspekte.<br />

Abb. 70: Nestmast mit Trittstellen für Kontrolle und Ber<strong>in</strong>gung;<br />

Kreckwitz / Lkr. Bautzen Foto: S. Teschner<br />

66<br />

Schutz maßnahmen<br />

Abb. 71: Schornste<strong>in</strong>abdeckung zur Vermeidung des H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzens<br />

von Weißstörchen; 1997, Dresden-<br />

Gohlis Foto: S. Teschner<br />

5.2.1 Auswahl des Standortes<br />

Bei der Standortwahl s<strong>in</strong>d folgende Faktoren von Bedeutung:<br />

• Die Beobachtung des Verhaltens von Störchen <strong>in</strong>sbesondere<br />

zu Beg<strong>in</strong>n der Brutzeit (längerer Aufenthalt im Ort,<br />

Versuch e<strong>in</strong>es Nestbaues durch E<strong>in</strong>tragen von Nistmaterial)<br />

läßt ggf. Rückschlüsse auf deren Ansiedlungswilligkeit<br />

zu.<br />

• Nistplätze auf Gebäuden und Schornste<strong>in</strong>en besitzen e<strong>in</strong>en<br />

hohen landschaftsästhetischen und erzieherischen<br />

Wert im S<strong>in</strong>ne des Verhältnisses der Bevölkerung zu<br />

„ihrem Storch“.<br />

• Die Nisthilfe sollte <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 8 m Höhe <strong>in</strong>stalliert<br />

werden. Im Umkreis von m<strong>in</strong>d. 30 m sollte es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>dernisse<br />

geben, die das Nest überragen.<br />

• Für die Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe ist das E<strong>in</strong>holen der<br />

Genehmigung des Grundstückseigentümers erforderlich.<br />

• E<strong>in</strong> freier An- und Abflug, besonders freier Anflug gegen<br />

die Hauptw<strong>in</strong>drichtung, muß für die Störche möglich se<strong>in</strong>.<br />

• In den An- und Abflugkorridoren dürfen sich ke<strong>in</strong>e Leitungsdrähte<br />

und andere gefährliche H<strong>in</strong>dernisse bef<strong>in</strong>den.<br />

Auch sollen ke<strong>in</strong>e E-Masten <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>.<br />

• Die Blitzschlaggefährdung des Standortes ist zu beachten.<br />

• Der Standort sollte sich maximal 100 m entfernt vom<br />

Siedlungsrand mit nahegelegenen Nahrungsflächen, zu<br />

denen möglichst Sichtbeziehung besteht, bef<strong>in</strong>den.<br />

• Es ist an die Erreichbarkeit des Nistplatzes mit fahrbarer<br />

Technik zum Zwecke der späteren Kontrolle oder Sicherung<br />

der Anlage zu denken.


8<br />

1<br />

6<br />

7<br />

4<br />

5<br />

• Wünschenswert ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Ruheplatzes<br />

für die Altstörche im Umkreis von ca. 50 m, welcher sich<br />

etwa <strong>in</strong> gleicher Höhe mit dem Nest (Nutzung bei Größerwerden<br />

der Jungstörche) bef<strong>in</strong>den sollte.<br />

Die Schaffung e<strong>in</strong>es Weißstorch-Nistplatzes be<strong>in</strong>haltet die<br />

Herstellung des eigentlichen Nestes (Nestunterlage), dessen<br />

Anbr<strong>in</strong>gung auf Bauwerken aller Art oder Bäumen oder -<br />

bei deren Nichteignung - das Aufstellen e<strong>in</strong>es Nestmastes.<br />

2<br />

3<br />

Schutz maßnahmen<br />

Tab. 24: Materialliste für Nestunterlage „Modell Großenha<strong>in</strong>“ (siehe Abb. 72)<br />

Nr. Bauteilbezeichnung Material und Abmessungen<br />

1. umgebender Rand Bandeisen 40 mm breit, ca. 5000 mm lang<br />

2. mittlere Querstreben Rundeisen, m<strong>in</strong>d. 15 mm (6 Stück)<br />

3. äußere Querstreben Rundeisen, m<strong>in</strong>d. 10 mm (8 Stück)<br />

4. Mittenaufsatz Riffelblech, m<strong>in</strong>d. 300 x 300 mm<br />

5. E<strong>in</strong>steckrohr (bei Betonmast) 200 mm lang, Außendurchmesser passend zum Mittelloch im Mast<br />

6. Aufsteckhülse (bei Holzmast<br />

mit m<strong>in</strong>d. 150 mm Durchmesser)<br />

200 mm lang, Innendurchmesser passend zum Mastdurchmesser<br />

7. Befestigung für Seitenstützen Bandeisen 40 mm breit (4 Stück) mit Loch für Verschraubungen M 12<br />

8. Reisighalterungen Rundeisen, 5–10 mm, 150 mm lang<br />

Tab. 25: Materialliste für Nestunterlage „Modell Teschner“ (siehe Abb. 73)<br />

Nr. Anzahl Benennung Kurzbezeichnung Bemerkung<br />

1. 1 Felge Fläche 3440 x 45 x 6 mm je 12 Bohrungen 12 mm Durchmesser<br />

2. 1 Nabe 132 mm Durchmesser, 50 x 5 mm unten je 4 x 10 mm auskl<strong>in</strong>ken<br />

3. 12 Speiche Rundeisen, 10 mm, 710 mm lang nach Schweißen 30° hochbiegen<br />

4. 1 Abdeckkappe 8-eckig, 270 x 270 x 3 mm 8-fach 12 x 40 mm auskl<strong>in</strong>ken, biegen,<br />

schweißen<br />

5. 1 Abdeckscheibe 160 x 1 mm CrNiTi 12 x auskl<strong>in</strong>ken für Speichen<br />

5.1. 1 Dämpfungsplatte Tafel PVC 150 x 150 x 2 mm<br />

6. 1 Arretierung Tafel PVC 150 x 150 x 2 mm<br />

7. 4 Strebe Fl. 1000 x 50 x 8 Abkantlängen: Oben 80, unten 120<br />

8. 2 Halbe Maststelle Fl. 8 x 50<br />

9. 1 Betonlichtmast Zapfende Bohrung 145/Bohrung 40<br />

10. 2 Sechskantschraube M16 x 70 mit Muttern<br />

Abb. 72: Nestunterlage ,,Modell Großenha<strong>in</strong>“<br />

(Legende s. Tab. 24)<br />

1<br />

1500<br />

5.2.2 Anfertigung von Nestunterlagen<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e Nestunterlage:<br />

a) e<strong>in</strong> kreisrundes Metallgitter (Durchmesser möglichst<br />

150 cm, m<strong>in</strong>destens jedoch 110 cm),<br />

b) e<strong>in</strong> quadratischer Holzrost (Kantenlänge 150 cm),<br />

c) e<strong>in</strong> Wagenrad (Durchmesser 110 cm bis 150 cm).<br />

Wegen der längeren Haltbarkeit s<strong>in</strong>d kreisrunde Metallgitter<br />

aus rostfreiem Material zu bevorzugen. Das Metallgitter besitzt<br />

<strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>e Öffnung zur Befestigung auf dem<br />

Mast. Am Außenrand werden im Abstand von 30 cm senkrechte<br />

Haltestifte (Länge 15 cm) angebracht. In das Metallgitter<br />

und die Haltestifte wird Reisig e<strong>in</strong>geflochten (optimal<br />

Weide, Beseng<strong>in</strong>ster), auf das e<strong>in</strong>e Schicht aus Kartoffelkraut,<br />

Queckenrhizomen und Grassoden aufgebracht wird.<br />

Diese Auflage ist <strong>in</strong>sbesondere am Außenrand mit weißer<br />

wasserbeständiger Farbe (lösungsmittelfrei, umweltfreundlich)<br />

zu bespritzen, wodurch e<strong>in</strong>e Lockwirkung auf nestsuchende<br />

Störche entsteht. In den Tab. 24 und 25 ist der Materialbedarf<br />

für zwei Modelle von Nestunterlagen aufgelistet.<br />

Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage:<br />

Zu kle<strong>in</strong>e Nestunterlagen können durch Anbr<strong>in</strong>gen von<br />

schräg nach oben ragenden Speichen auf e<strong>in</strong>en Durchmesser<br />

von ca. 150 cm verbreitert werden (siehe Abb.75). In die<br />

Speichen wird Reisig e<strong>in</strong>geflochten.<br />

67


Abb. 73: Nestunterlage ,,Modell Teschner“<br />

Abb. 74: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage; April 1994, Dresden-Cossebaude<br />

Foto: S. Teschner<br />

68<br />

Schutz maßnahmen<br />

Abb. 75: Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage<br />

(1 Felge, 2 Speiche)


5.2.3 Nisthilfen auf Gebäuden<br />

Es gibt mehrere bewährte Möglichkeiten zur Anbr<strong>in</strong>gung<br />

von Nestunterlagen auf Dächern, die die Unterlage schonen<br />

und sturmsicher s<strong>in</strong>d. Die bevorzugte Methode ist der<br />

Dachreiter. Er liegt beiderseitig vom Dachfirst wie e<strong>in</strong> Sägebock<br />

auf den Dachflächen e<strong>in</strong>es Satteldaches auf. Se<strong>in</strong>e<br />

beweglichen Schenkel passen sich jedem Dachw<strong>in</strong>kel an.<br />

Dachreiter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach herzustellen und handlich. Sie lassen<br />

sich am vorgesehenen Platz zusammensetzen und erleichtern<br />

das Umsetzen bei notwendigen Bauarbeiten. In<br />

Tab. 26 ist das für die Herstellung e<strong>in</strong>es Dachreiters be -<br />

nötigte Material aufgeführt (s. auch Abb. 76).<br />

Die Montage erfolgt durch Aufsetzen des Dachreiters mit<br />

den beweglichen Schenkeln auf den First. Nach Anpassung<br />

an die Dachform werden die Schenkel fixiert und auf der<br />

Dachhaut befestigt. Danach erfolgt die E<strong>in</strong>passung der<br />

Nestunterlage zwischen den vier Schenkelenden und deren<br />

Befestigung mit rostfreiem Material.<br />

E<strong>in</strong>e weitere, jedoch nicht so gebräuchliche Art von Nisthilfen<br />

auf Gebäuden s<strong>in</strong>d Reisigbündel. Die <strong>in</strong> der Mitte verbundenen<br />

Reisigbündel werden beidseitig vom First auf das<br />

Dach aufgelegt und bilden den Träger der Nestunterlage.<br />

Abb. 76: Dachreiter<br />

Tab. 26: Materialliste für Dachreiter<br />

Schutz maßnahmen<br />

Um das Dach zu entlasten, kann die Nestunterlage auch<br />

am Gebäudegiebel mittels W<strong>in</strong>keleisen angebracht werden<br />

(s. Abb. 41, S. 38).<br />

5.2.4 Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en<br />

Nisthilfen können sowohl auf stillgelegten als auch auf<br />

betriebenen Schornste<strong>in</strong>en angebracht werden. Auf e<strong>in</strong>em<br />

beheizten Schornste<strong>in</strong> ist mittels Tragstützen für den Rauch -<br />

abzug e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destabstand von e<strong>in</strong>em Meter zwischen<br />

Schorn ste<strong>in</strong>oberkante und Nisthilfe herzustellen. Unter dem<br />

Metallgestell ist e<strong>in</strong>e feuerfeste Platte als Brandschutz für<br />

das Nistmaterial anzubr<strong>in</strong>gen. Schornste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Weißstorchnestern s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Schutzgitter oder stabförmigen<br />

Abweisern zu versehen, um das H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzen bzw.<br />

Landen der Störche zu verh<strong>in</strong>dern (s. Abb. 71, S. 66).<br />

5.2.5 Nisthilfen auf Masten<br />

Aus landschaftsästhetischer Sicht ist die Errichtung von<br />

Nisthilfen auf Gebäuden oder Schornste<strong>in</strong>en anzustreben.<br />

Ist diese Möglichkeit nicht vorhanden, bildet der Mast e<strong>in</strong>e<br />

sehr gute Alternative. Entsprechend den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

werden Masten aus Beton oder Holz sowie Eisenkonstruktionen<br />

verwendet. Der Betonmast besitzt die größte<br />

Lebensdauer und erfordert den ger<strong>in</strong>gsten Unterhaltungsaufwand.<br />

Die Mastlänge (über dem Boden!) sollte m<strong>in</strong>destens<br />

8 m betragen. Die Nestunterlage wird <strong>in</strong> der Regel vor<br />

dem Aufstellen am Mast befestigt.<br />

Aufstellen des Mastes:<br />

Der e<strong>in</strong>zugrabende Teil muß e<strong>in</strong> Sechstel der gesamten<br />

Mastlänge betragen. Dabei ist zu beachten, daß die Mast -<br />

höhe über dem Boden m<strong>in</strong>destens 8 m beträgt, woraus sich<br />

e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Gesamtlänge von 9,6 m ergibt.<br />

Mastbefestigung am Boden:<br />

Beton- und Eisenmasten werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Betonrohr e<strong>in</strong>betoniert.<br />

Dazu wird der Mast mit e<strong>in</strong>em Kran oder e<strong>in</strong>er Seilw<strong>in</strong>de<br />

von oben <strong>in</strong> das e<strong>in</strong>gegrabene Betonrohr e<strong>in</strong>geführt.<br />

Der verbleibende Zwischenraum wird mit Beton aufgefüllt.<br />

Bauteil<br />

Holzteile<br />

Anzahl Abmessungen Bemerkungen<br />

Träger 4 3000 x 100 x 100 mm geeignete Holzarten: Eiche<br />

(Löcher müssen vorgebohrt werden!)<br />

Bretter<br />

Kle<strong>in</strong>teile<br />

8 1500 x 150 x 25 mm Lärche, Ulme, Rob<strong>in</strong>ie, Kiefer<br />

Holzschrauben 32 verz<strong>in</strong>kt<br />

Sechskantschrauben mit Muttern 2<br />

Haltestifte 8 rund, 5-10 mm, 150 mm lang<br />

69


Abb. 77: Betonmast mit Aufstiegsleiter („Modell Großenha<strong>in</strong>“)<br />

Legende s. Tab. 27<br />

Holzmasten werden an e<strong>in</strong>gegrabenen Betonfüßen verschraubt.<br />

Wegen des Vorteils der schnellen Bodenverfestigung<br />

sollte man möglichst enge Löcher schachten! Zuerst<br />

wird der liegende Mast unten zwischen den Betonfüßen verschraubt<br />

und über diese Achse aufgerichtet, um dann oben<br />

nochmals verschraubt zu werden. Drei Meter lange Betonfüße<br />

werden 1,60 m tief e<strong>in</strong>gegraben, das Erdreich wird mit<br />

e<strong>in</strong>em Rüttelstampfer schichtweise verdichtet. Bei sumpfigem<br />

Boden ist es erforderlich, an der Lochoberseite etwa<br />

1 /4 m 3 Beton aufzufüllen.<br />

Besteigbarkeit des Mastes:<br />

Am Mast s<strong>in</strong>d Vorrichtungen für se<strong>in</strong>e Besteigbarkeit<br />

(Nestpflege, evtl. Ber<strong>in</strong>gung) anzubr<strong>in</strong>gen. Bewährt haben<br />

sich leiterförmig angeordnete Metallstäbe sowie e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Trittplattform unterhalb der Nestunterlage, von der aus der<br />

Betreuer die Arbeiten am Nest durchführen kann. Um unbefugtes<br />

Besteigen des Mastes zu verh<strong>in</strong>dern, endet die Steigleiter<br />

ca. 3 m über dem Boden (s. Abb. 77). Der Material -<br />

bedarf für die Mastbesteigung ist <strong>in</strong> Tab. 27 aufgelistet.<br />

70<br />

Schutz maßnahmen<br />

Tab. 27: Materialliste für Vorrichtungen zur Mastbesteigung (s. Abb. 77)<br />

Abb. 78: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage auf e<strong>in</strong>em Schornste<strong>in</strong><br />

durch zwei Bergsteiger;<br />

1997, Dresden-Leuben Foto: S. Teschner<br />

Nr. Bauteil Anzahl Bemerkungen<br />

1. Seitenstützen 14 W<strong>in</strong>keleisen (L 40x40mm), 120 cm lang<br />

2. Schellen 2 Bandeisen (40 mm breit) mit Befestigung für Seitenstützen<br />

3. Aufstiegsleiter W<strong>in</strong>keleisen (L 60x60 mm), Sprossen rund 15 mm, Sprossenabstand 500 mm,<br />

Verschraubung mit Schellen<br />

4. seitlicher Auftritt Schelle mit W<strong>in</strong>keleisen, 1 m lang, Riffelblech/Gitterrost 500 x 500 m<br />

Beachte: Höhenabstand zwischen Horstunterlage und seitlichem Auftritt max. 800 mm


E<strong>in</strong>e spezielle Variante bildet das Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes<br />

an der Giebelseite des Gebäudes mit entsprechender Befestigung<br />

(sog. „Giebel-Mast“). Diese Anordnung schont das<br />

Dach, und durch den überragenden Mast wird e<strong>in</strong> teilweiser<br />

Marderschutz erreicht.<br />

Aus Sicherheitsgründen für den Weißstorch und die elektrische<br />

Anlage dürfen ke<strong>in</strong>e Nisthilfen auf E-Masten, die<br />

stromführende Leitungen tragen, angebracht werden. Bei<br />

Bauversuchen durch den Weißstorch an solchen Masten ist<br />

umgehend e<strong>in</strong> Ersatznest (z. B. Mast) <strong>in</strong> der Nähe, aber <strong>in</strong><br />

möglichst ungefährlicher Lage anzubieten. Auf dem E-Mast<br />

ist e<strong>in</strong> stabförmiger Abweiser anzubr<strong>in</strong>gen, der die Landung<br />

der Störche und damit die Fortsetzung der Bauversuche verh<strong>in</strong>dert.<br />

5.2.6 Nisthilfen auf Bäumen<br />

Die Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe auf Bäumen wird wegen der<br />

schwierigen Anbr<strong>in</strong>gung und des ständigen Pflegeaufwandes<br />

(Zurückschneiden der über den Nestrand ragenden<br />

Äste) nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen zweckmäßig se<strong>in</strong>. Bei der Anbr<strong>in</strong>gung<br />

der Nestunterlage direkt auf dem Baum s<strong>in</strong>d ausreichend<br />

starke Äste auszuwählen.<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Variante, da baumschonend und ger<strong>in</strong>geren<br />

Aufwand erfordernd, ist das Aufstellen e<strong>in</strong>es Mastes „im<br />

Baum“, wodurch der E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es Baumnestes entsteht.<br />

Doch auch <strong>in</strong> diesem Falle ist das Freischneiden von nachwachsenden<br />

Ästen außerhalb der Brutsaison notwendig.<br />

In allen Fällen s<strong>in</strong>d Mardersicherungen <strong>in</strong> Form von Drahtoder<br />

Blechmanschetten anzubr<strong>in</strong>gen, ggf. auch mehrere<br />

Manschetten im Verbund (s. Abb. 79).<br />

Abb. 79: Marderschutz<br />

Schutz maßnahmen<br />

5.2.7 Organisation und Kosten<br />

Zur Planung und Durchführung der dargelegten Weißstorch-Schutzmaßnahmen<br />

sollte <strong>in</strong> jedem Falle e<strong>in</strong>e Abstimmung<br />

mit Weißstorchfachleuten und zuständigen Naturschutzbehörden<br />

erfolgen. Von diesen werden H<strong>in</strong>weise<br />

zu F<strong>in</strong>anzierung sowie technisch-organisatorischer Ausführung<br />

der Vorhaben gegeben. Die Kosten zur Errichtung<br />

e<strong>in</strong>er Nisthilfe betragen etwa 1.500 DM, wobei sich der<br />

Aufwand für Transport und Aufstelltechnik bei entsprechender<br />

Realisierung mehrerer nahe beie<strong>in</strong>ander gelegener<br />

Anlagen reduziert. Das ist aber nur durch gebietsübergreifende<br />

Organisation und Nutzung vorhandener Erfahrungen<br />

möglich. Zu F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten berät die untere<br />

Naturschutzbehörde. Dabei muß e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Eigenanteil<br />

e<strong>in</strong>kalkuliert werden.<br />

Kostenaufschlüsselung (Richtwerte):<br />

Unterlage mit Steigleiter und Trittplattform 400 DM<br />

Reisiggeflecht 150 DM<br />

Mast (Holz) 300 DM<br />

Betonfüße (2) 150 DM<br />

Beton (0,25 m 3 ) 70 DM<br />

Kle<strong>in</strong>material für Montage 30 DM<br />

Transport und Montage (stark abhängig<br />

von der Anzahl der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitsgang<br />

zu errichtenden Nisthilfen) 400–700 DM<br />

5.2.8 Sicherung von Nistplätzen<br />

Weißstorchnistplätze bedürfen e<strong>in</strong>er ständigen Kontrolle<br />

und eventuell notwendiger Pflegemaßnahmen.<br />

a) Gewährleistung der Standsicherheit des Nestes:<br />

Durch das ständige E<strong>in</strong>tragen von Nistmaterial während der<br />

gesamten Brut- und Aufzuchtperiode erreichen Weißstorchnester<br />

beachtliche Gewichte und Höhen. E<strong>in</strong> Abtragen von<br />

Nistmaterial außerhalb der Weißstorchsaison verh<strong>in</strong>dert das<br />

Abstürzen des Nestes. Dabei ist e<strong>in</strong>e Lockerung des Gefüges<br />

und damit Destabilisierung des verbleibenden Nestteils<br />

zu vermeiden.<br />

Regelmäßige Kontrollen des gesamten Neststandortes s<strong>in</strong>d<br />

erforderlich, um bei baulichen Mängeln (Standfestigkeit des<br />

Mastes, Dachschäden, Befestigung der Nestunterlage u. a.)<br />

e<strong>in</strong>greifen zu können.<br />

b) Freihalten des Ausflugbereiches zum Nest<br />

Diese Maßnahme hat vorrangige Bedeutung für Baumnester,<br />

aber auch für Nistplätze mit Bäumen <strong>in</strong> der Nachbarschaft.<br />

E<strong>in</strong> abschnittsweises Zurückschneiden der Brutbäume sowie<br />

e<strong>in</strong>e mit den Grundstückseigentümern abgestimmte Regulierung<br />

des Baumwuchses s<strong>in</strong>d notwendige Schutzmaßnahmen<br />

an derartigen Standorten. Dabei ist die Genehmigungspflicht<br />

entsprechend der örtlichen Baumschutzsatzung zu beachten.<br />

Sichtm<strong>in</strong>dernde Baumaßnahmen im Nestbereich s<strong>in</strong>d zu vermeiden.<br />

71


Abb. 80: e<strong>in</strong> absturzgefährdetes Nest soll verkle<strong>in</strong>ert werden;<br />

06.07.1988, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf / Lkr. Kamenz<br />

Foto: S. Teschner<br />

c) Dra<strong>in</strong>age der Nestmulde:<br />

Der E<strong>in</strong>trag von Nistmaterial kann zu e<strong>in</strong>er wasserundurchlässigen<br />

Verdichtung der Nestmulde führen, die bei Starkregen<br />

die Nestl<strong>in</strong>ge ernsthaft gefährdet. Zeitweilige Abhilfe<br />

wird durch e<strong>in</strong>e Dra<strong>in</strong>age der Nestmulde erreicht, <strong>in</strong>dem<br />

nach Beseitigung der Verdichtung Stroh oder Heu e<strong>in</strong>gebracht<br />

wird (s. Abb. 81). Das Anbieten dieser Materialien <strong>in</strong><br />

Nestnähe hat sich bewährt. Den gleichen Dra<strong>in</strong>ageeffekt bewirkt<br />

das Anbr<strong>in</strong>gen von Röhren <strong>in</strong> der Nestmulde oder deren<br />

Füllung mit schwer verdichtenden Hartholzspänen. E<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Wirkung wird durch jährliche Wiederholung der<br />

Arbeiten erreicht.<br />

Abb. 81: Dra<strong>in</strong>age e<strong>in</strong>es Nestes<br />

72<br />

Schutz maßnahmen<br />

5.3 Reduzierung von Gefährdungen durch elektrische<br />

Freileitungen<br />

Die Belange des Vogelschutzes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der DIN VDE 0210<br />

(1985, Überarbeitung 1991) der Vere<strong>in</strong>igung Deutscher<br />

Elektrizitätswerke (VDEW), die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

Natur- und Umweltschutzverbänden und dem Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit entstand,<br />

im wesentlichen berücksichtigt. Bei Neubauten s<strong>in</strong>d<br />

grundsätzlich die Bauteile der Starkstromfreileitungen so<br />

auszubilden, daß den Vögeln ke<strong>in</strong>e Sitzgelegenheit <strong>in</strong> der<br />

Nähe spannungsführender Leiter gegeben wird. Gleiches gilt<br />

natürlich auch für Ersatzneubauten. In heutiger Zeit s<strong>in</strong>d vor<br />

allem die vogelgefährdenden Altbauten das große Problem.<br />

Die anstehenden Aufgaben s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit<br />

mit den jeweiligen Energieversorgungsunternehmen<br />

(EVU) zu lösen. Der Weißstorch ist, wie bereits erwähnt,<br />

e<strong>in</strong>e Vogelart, welche stark unter den Gefahren von Freileitungen<br />

zu leiden hat. Bei der praktischen Arbeit vor Ort<br />

müssen aber auch alle anderen mehr oder weniger <strong>in</strong> gleicher<br />

Weise betroffenen Vogelarten berücksichtigt werden.<br />

E<strong>in</strong>e ausführliche Behandlung erfuhr dieses Thema u.a. <strong>in</strong><br />

den Arbeiten von FIEDLER & WISSNER (1980, 1986) und<br />

BAUMGÄRTEL et al. (1997). Aktuelle Darlegungen unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

der Oberleitungen der Deutschen Bahn AG f<strong>in</strong>den<br />

sich bei BAUER et al. (2000).<br />

5.3.1 Veränderung der Bauweise<br />

Bei Bekanntwerden von für Vögel besonders gefährlichen<br />

E<strong>in</strong>zelmasten sollten diese über die zuständige untere Naturschutzbehörde<br />

dem jeweiligen EVU umgehend gemeldet<br />

werden, damit <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit für deren Entschärfung<br />

gesorgt werden kann. Die Gefährlichkeit der Masten ergibt<br />

sich aus verschiedenen Faktoren, z. B. aus der Bauweise<br />

und der Befestigung sowie Anordnung der Isolatoren. Zwei<br />

Masttypen der Mittelspannungsklasse (20 kV) mit stehenden<br />

(Stützer) oder horizontalen Isolatoren (Abspannmast) s<strong>in</strong>d<br />

besonders gefährlich. Horizontale Isolatoren können durch<br />

Kettenverlängerung entschärft werden. Zwischen Isolator<br />

und Traverse wird e<strong>in</strong> Verlängerungsstück e<strong>in</strong>gehangen, so<br />

daß e<strong>in</strong>e Schrittweite des Storches den Isolator nicht mehr<br />

erreicht. Stromschlaufen mit stehendem Isolator können unter<br />

dem Querträger abgehangen werden. Bei den sogenannten<br />

Stützern gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe verschiedener Möglichkeiten<br />

der Entschärfung. So werden verschiedene Arten von<br />

Abdeckhauben angeboten (s. Abb. 82). Die Wirksamkeit<br />

e<strong>in</strong>iger Typen von Abdeckhauben und Isolierschläuchen hat<br />

sich <strong>in</strong>zwischen als unzuverlässig herausgestellt. So wurden<br />

durch starken W<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Abdeckhauben vom Isolator<br />

gerissen. Insbesondere bei Nässe treten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Isolierungen<br />

gefährliche Kriechströme auf.<br />

Als bewährte Abweiser gelten die über der Beton- oder<br />

Eisentraverse montierten Plastikrohre. Hierbei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />

wichtige Parameter zu beachten. Die verwendeten Plastik -<br />

rohre sollten UV-beständig und farbneutral se<strong>in</strong> sowie


Abb. 82: Schutzhauben auf stehenden Isolatoren; 1998,<br />

Welxande/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

den kle<strong>in</strong>sten für die erforderliche Stabilität notwendigen<br />

Durchmesser haben. Durch den relativ schwachen Rohrdurchmesser<br />

und die glatte Oberfläche werden Störche von<br />

vornhere<strong>in</strong> davon abgehalten, e<strong>in</strong>e solche Stange als Sitzplatz<br />

zu benutzen. Vor allem auf den Zugwegen außerhalb<br />

<strong>Sachsen</strong>s treffen die Störche auf gefährliche Freileitungen.<br />

Wenn Störchen die Nutzung von Freileitungsmasten als<br />

Sitzplatz verwehrt wird, können sich evtl. auch weniger Gewöhnungseffekte<br />

entwickeln, die sich später verhängnisvoll<br />

auswirken. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d Traversen mit Hänge -<br />

isolatoren, die ja e<strong>in</strong>e bevorzugte Sitzgelegenheit bieten, als<br />

bedenklich anzusehen, zum<strong>in</strong>dest so lange es noch gefähr -<br />

liche Leitungsmasten gibt. Das über dem Querträger angebrachte<br />

Plastikrohr kann se<strong>in</strong>e Abweiserfunktion jedoch nur<br />

erfüllen, wenn der Abstand zur Traverse nicht zu groß ist<br />

und die äußeren Isolatoren vom Rohr noch überragt werden.<br />

Als Faustregel für den Höhenabstand zur Traverse gilt e<strong>in</strong><br />

Abstand von nicht mehr als zwei Isolatorlängen. Da die<br />

Längen der Querträger oftmals unterschiedlich s<strong>in</strong>d, muß<br />

hier unbed<strong>in</strong>gt auf die M<strong>in</strong>destmaße geachtet werden. S<strong>in</strong>d<br />

diese Anforderungen nicht erfüllt, so daß das Rohr zu hoch<br />

über den Isolatoren angebracht und <strong>in</strong> der Länge zu kurz bemessen<br />

ist, können Störche weiterh<strong>in</strong> auf den gefährlichen<br />

Traversen landen und verunglücken.<br />

5.3.2 Veränderung der Trassenführung<br />

Bei langen Trassen mit gefährlicher Bauweise sieht die Lage<br />

bezüglich der Entschärfung anders als bei E<strong>in</strong>zelmasten aus.<br />

E<strong>in</strong>e kurzfristige Lösung – wie bei E<strong>in</strong>zelmasten meist möglich<br />

– kann bei Leitungs trassen aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen nicht sogleich erfolgen. Abhilfe ist hier nur suk -<br />

zessive möglich, z.B. bei planmäßigen Wartungen. Viele der<br />

alten Leitungen s<strong>in</strong>d verschlissen und genügen den heutigen<br />

Anforderungen nicht mehr. Aus diesen Gründen wird von<br />

Seiten der EVU <strong>in</strong> vielen Gebieten auch über veränderte<br />

Trassenführungen nachgedacht. Den EVU sollten deshalb<br />

vorhandene Problem bereiche möglichst schnell angezeigt<br />

Schutz maßnahmen<br />

werden, damit Vogelschutzbelange von vornhere<strong>in</strong> beachtet<br />

werden können. Andererseits sollten die EVU bereits im<br />

Vorfeld solche Planungsabsichten der unteren Naturschutzbehörde<br />

mitteilen. Im Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d auf<br />

diese Weise e<strong>in</strong>ige besonders gefährliche Abschnitte bereits<br />

weggefallen. In der Regel wird bei e<strong>in</strong>er Neutrassierung mehr<br />

alte Freileitungsstrecke abgebaut als neue h<strong>in</strong>zukommt. Oft<br />

gibt es für die Neutrassierung mehrere Varianten, wobei<br />

dann die günstigste gewählt werden kann. Bei der Trassierung<br />

von Freileitun gen sollte man grundsätzlich Wasser- und<br />

Wiesenvogelgebiete sowie Brut- und Nahrungshabitate umgehen.<br />

Aus Vo gelschutzsicht ist e<strong>in</strong>e Erdverkabelung natürlich<br />

die sicherste Lösung, welche aber nicht immer möglich<br />

se<strong>in</strong> wird. Die notwendigen Baumaßnahmen können z. B.<br />

zu negativen Folgen für das Grundwasserregime führen. Bei<br />

pflugfähigen Strecken s<strong>in</strong>d die Kosten der Erdkabelverlegung<br />

gegenüber der Freileitung heute bereits günstiger.<br />

Die zuständigen unteren Naturschutzbehörden haben naturschutzrechtlich<br />

gesicherte Möglichkeiten (E<strong>in</strong>griffsregelung,<br />

Artenschutz, Schutzgebiete) der E<strong>in</strong>flußnahme auf<br />

Trassenführungen und Entschärfung gefährlicher Masten.<br />

Die Gefährlichkeit von Freileitungen für Vögel <strong>in</strong> ihrer gesamten<br />

Komplexität (auch aus Sicht der EVU!) können<br />

aber nur wenige Spezialisten <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit örtlichen<br />

Kennern richtig beurteilen. Bei entsprechenden Planungen<br />

sollten anerkannte Spezialisten e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

5.3.3 Verh<strong>in</strong>derung von Leitungsanflügen<br />

Nieder- und Hochspannungsfreileitungen stehen <strong>in</strong> ihrem<br />

Gefährdungspotential für Störche weit h<strong>in</strong>ter Mittelspannungsfreileitungen<br />

zurück. Während die Gefahrenabwehr bei<br />

Masten im Mittelspannungsbereich als technisch recht gut<br />

gelöst anzusehen ist, erweist sich die Verh<strong>in</strong>derung des Leitungsanfluges<br />

als noch weitgehend unbefriedigend, <strong>in</strong>sbesondere<br />

im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e gewisse Standardisierung. Zum<br />

E<strong>in</strong>satz kamen bisher hauptsächlich Markierungen der Leiterseile<br />

mit sogenannten Markern (verschiedene Formen und<br />

Farben von Wimpeln, Bändern, Kugeln, Spiralen usw.), vorwiegend<br />

im Hochspannungsbereich und <strong>in</strong> Gebieten mit Vogelkonzentrationen,<br />

<strong>in</strong> denen verstärkter Vogelschlag festgestellt<br />

wurde. Da Freileitungen <strong>in</strong> der Regel über lange Zeiträume<br />

existieren, sollten wirksame Markierungen e<strong>in</strong>e lange<br />

Lebensdauer aufweisen und nicht zu Schäden an den Leiterseilen<br />

führen. Durch ihre w<strong>in</strong>dexponierte Lage unterliegen<br />

die Marker Dauerbelastungen, die Abnutzungsersche<strong>in</strong>ungen<br />

verursachen. Die weitaus meisten der betroffenen Vogelarten<br />

reagieren auf Schwarz-Weiß-Effekte, auch bereits<br />

auf größere Entfernung. Farbeffekte spielen bei schlechten<br />

Witterungs- und Sichtverhältnissen kaum noch e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Welche Bedeutung bei der Früherkennung von H<strong>in</strong>dernissen<br />

eventuelle Bewegungen von Markern besitzen und ab welcher<br />

Flächengröße diese mit der richtigen Entfernungse<strong>in</strong>schätzung<br />

wahrgenommen werden, um e<strong>in</strong> rechtzeitiges<br />

Ausweichmanöver zu ermöglichen, sollte weiter gezielt untersucht<br />

werden.<br />

73


Da neue Leiterseile der Mittelspannung e<strong>in</strong>en recht großen<br />

Querschnitt gegenüber früheren haben, wird e<strong>in</strong>e dauer haft<br />

scharfe Hell-Dunkel-Farbmarkierung darauf sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ausreichend se<strong>in</strong>. Nicht nur aus Gründen der<br />

Wirtschaftlichkeit (Installations- und Wartungsaufwand, Ver -<br />

schleiß, Lebensdauer usw.), sondern auch der Erhaltung des<br />

Landschaftsbildes, sollten Möglichkeiten <strong>in</strong> dieser Richtung<br />

geprüft und entwickelt werden.<br />

Um die bestehenden Defizite beim Erkennen von gefährlichen<br />

Freileitungen weiter wirkungsvoll abbauen zu können,<br />

ist die rasche Meldung von verunglückten Störchen an die<br />

unteren Naturschutzbehörden wichtig. So besteht die Möglichkeit,<br />

den Unfallhergang zu rekonstruieren, und Gegenmaßnahmen<br />

können gezielter durchgeführt werden. Oftmals<br />

kann dann auch die Storchenbrut gerettet werden, <strong>in</strong>dem<br />

ggf. Junge dem Nest entnommen und auf andere Nester mit<br />

gleichaltrigen Jungen verteilt werden.<br />

5.3.4 Standortwahl für Nestneubauten<br />

Bei der Standortwahl für Nestneubauten ist die Problematik<br />

der Nieder- und Mittelspannungsfreileitungen <strong>in</strong> besonderer<br />

Weise zu beachten, <strong>in</strong>dem durchschnittliche Abstände von<br />

möglichst 200 m e<strong>in</strong>zuhalten s<strong>in</strong>d. Anflugverluste <strong>in</strong> Nestnähe<br />

geschehen fast ausschließlich bei Nestkämpfen und<br />

während des Ausfliegens der Jungen. Je niedriger der Stan-<br />

74<br />

Schutz maßnahmen<br />

dort des Nestes und je näher die Freileitungen s<strong>in</strong>d, um so<br />

größer ist die Gefährdung. Freileitungen <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe von Nestern auf hohen Industrieschornste<strong>in</strong>en stellen<br />

für die Brutstörche <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Gefahr dar. Die Forderung<br />

von generellen Schutzzonen, <strong>in</strong> denen alle Freileitungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis um das Nest zu entfernen s<strong>in</strong>d,<br />

muß deshalb als nicht gerechtfertigt angesehen werden.<br />

Vielmehr sollten aus der Situation vor Ort konkrete Maßnahmen<br />

abgeleitet werden. Re<strong>in</strong>e Kostengegenrechnungen,<br />

was billiger sei, der Rück- bzw. Umbau e<strong>in</strong>er Freileitung<br />

oder die Umsetzung des Storchennestes, s<strong>in</strong>d bei Verhandlungen<br />

nicht zielführend. Entscheidend sollte vielmehr die<br />

Qualität des Neststandortes se<strong>in</strong>, die vor allem durch die<br />

Höhe und Tradition des Nestes sowie angrenzende Sitzplätze<br />

und Nahrungsflächen bestimmt wird. Die E<strong>in</strong>stellung des<br />

Eigentümers zum Storch ist ebenfalls ganz wichtig. Der<br />

storchenfreundliche Privateigentümer wird immer darauf<br />

achten, daß „se<strong>in</strong>en“ Störchen nichts passiert. Im Zuge von<br />

Ortsnetzumgestaltungen bzw. -erneuerungen sollten gefährliche<br />

Freileitungen im 200m-Bereich um das Nest erdverkabelt<br />

werden. Ist dies nicht möglich, kann auch e<strong>in</strong> Luftkabel<br />

e<strong>in</strong>e Alternative se<strong>in</strong>.<br />

Bestehende Nester auf spannungsführenden Masten der<br />

Nieder- und Mittelspannung sollten aus Gründen der Betriebssicherheit<br />

(Korrosion, Kurzschluß) und des hohen Betreuungsaufwandes<br />

(Beseitigung von Müll, Graswuchs, Abtragen<br />

zu groß gewordener Nester usw.) auf ungefährlichere<br />

Abb. 83: Holzgerüst als Nisthilfe; 1994, Lückersdorf / Lkr. Kamenz Foto: L. Gliemann


Unterlagen umgesetzt werden. Zu beachten ist, daß sich dabei<br />

die Nest- und Standortqualität nicht verschlechtern. Nester<br />

auf Hochspannungsgittermasten sollten auf e<strong>in</strong>e Fischadlernisthilfe<br />

mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destdurchmesser von 1,3 m<br />

umgesetzt werden.<br />

5.4 Reduzierung weiterer Gefährdungen<br />

Neben der Gefährdung durch Freileitungen gibt es weitere<br />

Gefahren für Störche. Viele natürliche Verluste s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht oder kaum bee<strong>in</strong>flußbar, wie etwa E<strong>in</strong>flüsse<br />

durch extreme Witterung, Kämpfe unter Artgenossen, taube<br />

Gelege und Krankheiten. Kle<strong>in</strong>e, oft nur auf spezielle<br />

Standorte beschränkte Unfallquellen können jedoch durch<br />

geeignete Maßnahmen entschärft werden.<br />

In Nahrungsgebieten mit regelmäßig auftretenden Verkehrsopfern<br />

sollten mittelhohe Hecken entlang der betroffenen<br />

Straßenabschnitte angelegt werden, damit die Störche<br />

die Straße <strong>in</strong> sicherer Höhe überfliegen.<br />

Auf Dächern mit Blitzschutzleitungen und Schneezäunen<br />

können Jungstörche abrutschen und sich <strong>in</strong> diesen verfangen.<br />

Erweist sich e<strong>in</strong> Bereich als besonders gefährlich, kann<br />

er während der Brutzeit mit e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ca. 0,5 m Höhe<br />

überspannt werden, damit das Landen verh<strong>in</strong>dert wird.<br />

Verluste von Altvögeln, welche Nestl<strong>in</strong>ge betreuen, kommen<br />

gelegentlich vor. Handelt es sich um e<strong>in</strong>e kopfzahlstarke<br />

Brut, können die Jungen auf andere Nester mit wenigen<br />

Jungen verteilt werden. Diese Methode hat sich <strong>in</strong><br />

der Praxis mehrfach bewährt.<br />

5.5 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche<br />

5.5.1 Kriterien für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen<br />

Über S<strong>in</strong>n und Nutzen der Pflege verletzter Wildtiere und<br />

deren Freilassen nach Genesung bzw. die Ansiedlung von<br />

Weißstörchen ist bereits viel diskutiert worden (z. B. BEZZEL<br />

& PRINZINGER 1990, EPPLE & HÖLZINGER 1986, LÖHMER<br />

1999, RHEINWALD 1989, SCHERZINGER 1985). Von Naturschützern<br />

wird sie meist nur als gut geme<strong>in</strong>ter und mehr humanpsychologisch<br />

wirkender E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den normalen Entwicklungsablauf<br />

der Natur angesehen; Tierschützer sehen<br />

dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e echte Verantwortung des Menschen gegenüber<br />

der lebenden Kreatur.<br />

Die Erfahrungen haben gezeigt, daß es bei Jungtieren und<br />

kle<strong>in</strong>eren Arten ke<strong>in</strong>e positive Bilanz gibt, d. h. daß der<br />

Aufwand unverhältnismäßig groß ist. Deshalb erfolgt die<br />

Aufnahme und Pflege dieser Tiere eher aus ethischen als<br />

aus Gründen des Artenschutzes.<br />

Bei bedrohten Arten, v. a. solchen mit hoher <strong>in</strong>dividueller<br />

Lebensdauer bzw.ger<strong>in</strong>ger Mortalität und Reproduktionsrate,<br />

kann dagegen e<strong>in</strong>e Pflege auch unter Artenschutzaspekten<br />

durchaus s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Das gilt z.B. für Uhu, Seeadler oder<br />

auch den Weißstorch.<br />

Schutz maßnahmen<br />

Die Entscheidung, ob e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>griff wirklich notwendig ist,<br />

sollte immer reiflich überlegt se<strong>in</strong>. Im Eifer schießt man<br />

schnell über das Ziel h<strong>in</strong>aus, vor allem dann, wenn beim<br />

Weißstorch als beliebtem Vogel Emotionen und die Öffentlichkeit<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. Erst wenn durch genaue<br />

Beobachtung Verhaltensänderungen, Verletzungen und drohende<br />

Gefahren erkannt wurden, kann man Hilfsmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>leiten.<br />

Da die Erfahrung für solche Beobachtungen oft nicht vorhanden<br />

ist, sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige wichtige Kriterien aufgelistet<br />

werden, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff rechtfertigen.<br />

a) Alt- und flügge Jungvögel<br />

• sichtbare Verletzungen wie Frakturen, offene Fleisch -<br />

wunden o. ä.<br />

• Flugunfähigkeit <strong>in</strong>folge von Verletzungen, Schwäche o.a.<br />

b) Eier/Nestl<strong>in</strong>ge<br />

• aus dem Nest geworfene Eier<br />

• Verlust von Elterntieren<br />

• Verletzungen<br />

• Unterernährung<br />

• Unterkühlung, Lungenentzündung (erkennbar an kurzer<br />

und flacher Atmung)<br />

• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o. ä.<br />

• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Nestl<strong>in</strong>ge<br />

5.5.2 Ursachen für E<strong>in</strong>lieferungen<br />

Sehr vielfältig s<strong>in</strong>d die Ursachen für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>lieferung<br />

von verletzten, kranken oder geschwächten Weißstörchen.<br />

Gleich beim Auff<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es solchen Storches sollte versucht<br />

werden, die <strong>in</strong> Frage kommenden Ursachen zu klären.<br />

Das hilft gegebenenfalls nicht nur dem Tierarzt bei Diagnose<br />

und Behandlung, sondern unterstützt auch die Weißstorchschützer<br />

bei Ihrer Arbeit. In diesem Zusammenhang können<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um <strong>in</strong> Zukunft ähnliche Unfälle<br />

zu vermeiden, z. B. Strommasten oder Schornste<strong>in</strong>e sichern,<br />

Nester sanieren usw. Bisher wurden folgende Ursachen<br />

registriert:<br />

a) Nest/Aufzucht<br />

• Nestkämpfe<br />

• Eier aus dem Nest geworfen<br />

• Altvogel verunglückt, Nahrungsmangel<br />

• Nestvernässung<br />

• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä.<br />

• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Junge<br />

• Verletzungen/Absturz der Jungstörche bei Flugversuchen<br />

• Spätbrut-Junge<br />

• Absturz des Nestes<br />

b) Sonstige E<strong>in</strong>lieferungsursachen<br />

• Anflug an E-Anlagen<br />

• Kollision mit Flugzeugen<br />

• unbekannte äußere Gewalte<strong>in</strong>wirkung<br />

75


• Absturz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schornste<strong>in</strong>, Lüfter o.ä.<br />

• Gefieder verölt<br />

• Schußverletzung<br />

• Vergiftung<br />

• Mißbildung, Federschaden<br />

Häufigste E<strong>in</strong>lieferungsursachen mit nachfolgendem Todesfall<br />

s<strong>in</strong>d nach KAATZ (1997) Frakturen (30 %), B<strong>in</strong>degarn -<br />

abschnürungen (17 %) und Anflüge an elektrotechnische<br />

Anlagen (13 %). Wieder ausgewilderte Störche s<strong>in</strong>d zu 31 %<br />

wegen Verletzungen (v. a. Traumata), zu 23 % als abgedrängte<br />

bzw. Spätbrut-Junge und zu 17 % als Junge von verunglückten<br />

Altvögeln e<strong>in</strong>geliefert worden.<br />

VÖLLM (1995) wertete Untersuchungsberichte von 172<br />

Weißstörchen aus der Schweiz aus, die zur Abklärung der<br />

Todesursache <strong>in</strong> Veter<strong>in</strong>är<strong>in</strong>stitute e<strong>in</strong>geliefert wurden. Bei<br />

nestjungen Vögeln waren <strong>in</strong> unerwarteter Weise Kropf- und<br />

Magenüberladungen (v. a. wegen Fremdkörpern) sehr häufig.<br />

Ebenso regelmäßig traten <strong>in</strong> dieser Altersstufe Infektionen<br />

(Mykose der Lungen, Rotlauf<strong>in</strong>fektion u.a.) und Unterkühlungen<br />

(bei Schlechtwetterlagen) auf. Vögel im Alter<br />

zwischen 2,5 Monaten bis zu e<strong>in</strong>em Jahr s<strong>in</strong>d vor allem<br />

nach Unfällen (im Zusammenhang mit Flugübungen), daneben<br />

wegen Herztodes (aufgrund von Stoffwechselstörungen)<br />

und Infektionen gestorben. Auch bei (sub)adulten<br />

Störchen waren Unfälle und Infektionen die häufigste<br />

Todesursache.<br />

5.5.3 Fang und Transport<br />

Nachdem man sich für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen entschieden hat, beg<strong>in</strong>nt<br />

der mitunter schwierige praktische Teil des E<strong>in</strong>fangens,<br />

Transportes und der ersten Hilfe. Bereits hier sollten<br />

Fachleute beteiligt se<strong>in</strong> oder wenigstens zu Rate gezogen<br />

werden, um als Laie Fehler zu vermeiden, die dem Vogel<br />

schaden.<br />

Als Fangmethoden für flugfähige Weißstörche kommen<br />

die nachfolgend genannten <strong>in</strong> Frage, wobei die jeweilige<br />

Auswahl von den vorhandenen Bed<strong>in</strong>gungen abhängt. In jedem<br />

Fall sollte man die schonendste Methode anwenden.<br />

• Auslegen e<strong>in</strong>er Fußschl<strong>in</strong>ge<br />

• Auslegen von Futter, das mit e<strong>in</strong>em Narkosemittel präpariert<br />

wurde<br />

• Auswerfen e<strong>in</strong>es Netzes per Hand oder mittels Spezial -<br />

gewehr (KAATZ 1999)<br />

• Fang mit Kescher oder per Hand nach Treiben <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Gebäude o.ä.<br />

Das Ergreifen e<strong>in</strong>es Storches ist je nach Temperament, Umfang<br />

der Verletzung bzw. der Schwäche unproblematisch<br />

bis gefährlich, denn mit dem Schnabel kann e<strong>in</strong> Storch<br />

ziemlich wehrhaft se<strong>in</strong>. Deshalb sollte man sich dem Vogel<br />

stets von h<strong>in</strong>ten nähern, schnell um Flügel und Körper greifen<br />

und ihn dann mit dem Kopf nach h<strong>in</strong>ten unter den Arm<br />

76<br />

Schutz maßnahmen<br />

Abb. 84: Verletzter Weißstorch im Transportbehältnis (Jute -<br />

sack), 6.12.99 (Foto: A. Gebauer)<br />

klemmen. So kann die Schnabelspitze zwar <strong>in</strong> die Hose<br />

zwicken, aber nicht das Auge des Fängers erreichen. Ebenso<br />

wichtig ist es, die Be<strong>in</strong>e festzuhalten, damit der Storch<br />

durch Strampeln sich nicht selbst oder den Ergreifer verletzt<br />

(FOWLER 1995).<br />

Auch bei der Untersuchung und Behandlung e<strong>in</strong>es Storches<br />

muß man den richtigen Umgang beachten. Die Fixierung erfolgt<br />

am besten am Boden, auf e<strong>in</strong>em Tisch oder dem<br />

Schoß, wenn vorhanden mit untergelegter Decke. Die Be<strong>in</strong>e<br />

des Vogels sollten angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper liegen,<br />

Kopf und Flügel (ggf. von e<strong>in</strong>er zweiten Person) festgehalten<br />

werden.<br />

Zum Transport s<strong>in</strong>d geeignete Behältnisse zu verwenden.<br />

Nicht jeder hat speziell für Schreitvögel angefertigte Transportkisten<br />

zur Hand, wie sie <strong>in</strong> Tiergärten oder Storchenaufzuchtstationen<br />

genutzt werden. Diese s<strong>in</strong>d an den Seiten und<br />

vor allem im Deckel abgepolstert. Wenn es die Größe des<br />

Fahrzeuges hergibt, tut es e<strong>in</strong> Waschmasch<strong>in</strong>en- oder Kühlschrankkarton<br />

ebenso. E<strong>in</strong>e solcher Karton hat den Vorteil,<br />

daß der Vogel stehen kann. Der Boden muß allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

e<strong>in</strong>em rutschfesten Belag (z. B. altem Teppichboden) ausgelegt,<br />

und das untere Kistendrittel mit Lüftungslöchern ausgestattet<br />

werden.<br />

Für e<strong>in</strong>en kurzen und platzsparenden Transport haben sich<br />

leichte Baumwoll-, Jute- oder Gemüsesäcke bewährt. Der<br />

Storch wird dazu rückwärts mit angew<strong>in</strong>kelten Be<strong>in</strong>en so<br />

weit <strong>in</strong> den Sack geschoben, daß Kopf und Hals außen bleiben.<br />

Oberhalb des Nackens wird dann der Sack gerafft und<br />

mit e<strong>in</strong>em festen Strick zusammengebunden.


Für e<strong>in</strong>en längeren Transport und nach der Verabreichung<br />

von Narkosemitteln verwendet man besser e<strong>in</strong>en aufgeschnittenen<br />

Gemüsesack, aus dem der Vogel mit dem Kopf<br />

vorn und ausgestreckten Be<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>ten herausschaut. So<br />

können Kreislaufprobleme vermieden werden, die entstehen,<br />

wenn die Be<strong>in</strong>e zu lange angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper<br />

liegen.<br />

Das Transportfahrzeug sollte geschlossen, warm und ruhig<br />

se<strong>in</strong>. Gut liegen die wie beschrieben verpackten Störche beispielsweise<br />

auf dem Rücksitz e<strong>in</strong>es PKW.<br />

Nestjunge Störche (zur Auswilderung) werden am besten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em oben offenen Weidenkorb/Pappkarton mit Nistmaterial<br />

transportiert.<br />

In jedem Fall muß bei Transporten der Zeitfaktor beachtet<br />

werden. Je schneller der Patient e<strong>in</strong>er veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung zugeführt wird, desto größer s<strong>in</strong>d die Genesungsaussichten.<br />

Sehr hilfreich für die Übernahme ist e<strong>in</strong> Bericht des F<strong>in</strong>ders/Überbr<strong>in</strong>gers,<br />

der Angaben darüber enthält, wer,<br />

wann, wo, den Storch <strong>in</strong> welchem Zustand gefunden hat,<br />

so daß möglichst genau die Ursache der Verletzung/<br />

Schwäche geklärt werden kann. Alle Angaben sollten spätestens<br />

bei Übergabe an e<strong>in</strong>e Pflegestation unbed<strong>in</strong>gt<br />

schriftlich fixiert werden.<br />

5.5.4 Erste Hilfe und veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

Nach Auff<strong>in</strong>den bzw. Fang sollte zunächst versucht werden,<br />

Art und Schwere der Verletzung festzustellen. Unter<br />

Umständen können Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich<br />

se<strong>in</strong>. So müssen z. B. stark blutende Wunden gestillt, ggf.<br />

Verbände angelegt oder Flügel ruhiggestellt werden. Der<br />

Vogel braucht Wärme und Ruhe. Dafür ist e<strong>in</strong>e vorüber -<br />

gehende Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dunklen Raum günstig.<br />

Nah rung sollte das Tier bis zur Klärung der Verletzung<br />

nicht erhalten. Zum Beispiel können Störche, die mit e<strong>in</strong>em<br />

Schock e<strong>in</strong>geliefert werden, nicht schlucken und bei gewaltsamer<br />

Fütterung e<strong>in</strong>en Erstickungstod erleiden.<br />

Für Laien gibt es wenig Möglichkeiten e<strong>in</strong>er weitergehenden<br />

Versorgung verletzter Störche. Deshalb sollte der<br />

Patient so schnell wie möglich zu e<strong>in</strong>em Tierarzt oder <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Pflegestation gebracht werden. Beispielsweise hat e<strong>in</strong>e<br />

Kno chenfraktur schon zwei Tage nach dem Entstehen kaum<br />

noch Aussichten auf e<strong>in</strong>e gute Heilung.<br />

Die veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung kann <strong>in</strong> der Regel<br />

nur von e<strong>in</strong>em spezialisierten Fachtierarzt durchgeführt<br />

werden. Gerade für die Behandlung von Großvögeln s<strong>in</strong>d<br />

neben e<strong>in</strong>er entsprechenden apparativen Ausstattung viel<br />

theoretisches Wissen und praktische Erfahrung vonnöten.<br />

Deshalb soll hier auch auf e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung<br />

möglicher Behandlungsmethoden verzichtet werden.<br />

Schutz maßnahmen<br />

NEUMANN (1996) nennt als häufigste Verletzungen bei<br />

Weißstörchen Frakturen, Strikturen (Abschnürungen), Stauchungen,<br />

Weichteil- und Schnabelverletzungen. Daneben<br />

s<strong>in</strong>d mehr oder weniger regelmäßig Schockzustände, Lähmungen<br />

und Funktionsstörungen <strong>in</strong>nerer Organe zu behandeln.<br />

Frakturen lassen sich heute wesentlich besser behandeln als<br />

noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren. Sowohl die Narkosemöglichkeiten<br />

als auch die chirurgische Versorgung mittels Bündelnagelung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen so weit entwickelt, daß sogar Ständerfrakturen<br />

gut heilen können. Problematischer s<strong>in</strong>d dagegen<br />

Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä., die oft<br />

zu nicht reparablen Deformationen der Gliedmaßen führen.<br />

Weichteilverletzungen (oft auch im Zusammenhang mit<br />

Frakturen) haben gute Heilungsaussichten, weil Weißstörche<br />

wie alle Vögel e<strong>in</strong>e sehr gute Resistenz gegen Wund -<br />

<strong>in</strong>fektionen aufweisen. Als problematisch erweist sich<br />

besonders <strong>in</strong> der warmen Jahreszeit die Gefahr e<strong>in</strong>es Flie -<br />

genmadenbefalls, der oft unter den angelegten Verbänden<br />

nicht bemerkt wird, dann aber zu massiven Schädigungen<br />

bis h<strong>in</strong> zum Tod führen kann.<br />

Es ist wichtig zu wissen, daß nicht alle<strong>in</strong> äußere und sichtbare<br />

Verletzungen, sondern der vielmals dadurch herbeigeführte<br />

schlechte Allgeme<strong>in</strong>zustand e<strong>in</strong>es kranken Storches<br />

die Heilungsaussichten bestimmen. Je später nach e<strong>in</strong>em<br />

Unfall oder e<strong>in</strong>er anders entstandenen Verletzung e<strong>in</strong>e veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung e<strong>in</strong>geleitet wird, desto ger<strong>in</strong>ger<br />

ist die Heilungsrate.<br />

5.5.5 Pflegemaßnahmen<br />

Die Therapien des Tierarztes können nur im Zusammenspiel<br />

mit sachkundigen Fachleuten, die die Pflege des Patienten<br />

übernehmen, zum Erfolg führen. Solche Fachleute<br />

f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> modernen Zoos, Tiergärten, anerkannten<br />

Wildtierhaltungen, Wildtierauffang- oder Naturschutzstationen.<br />

Wichtig ist auch hier die Fachkompetenz<br />

der Tierpfleger, die oft erst über Jahre h<strong>in</strong>weg auf der Basis<br />

praktischer Erfahrungen erarbeitet werden kann.<br />

Das A und O der Pflege ist e<strong>in</strong>e artgerechte Fütterung. Die<br />

Tiere erhalten täglich frisches Wasser und qualitativ hochwertiges<br />

Futter. Es besteht aus E<strong>in</strong>tagsküken, möglichst<br />

frischtoten Mäusen und jungen Ratten, Süßwasser- und begrenzt<br />

auch Seefisch. Besondere Leckerbissen, wie Käferlarven<br />

oder Regenwürmer, können den Speiseplan ergänzen.<br />

Pro Tier sollte e<strong>in</strong>e Menge von etwa 300 – 500g täglich<br />

gereicht werden. Wichtig ist außerdem die Gabe von Vitam<strong>in</strong>en<br />

und M<strong>in</strong>eralstoffen.<br />

Die Fütterung von nestjungen Pflegl<strong>in</strong>gen ist weniger kompliziert<br />

als allgeme<strong>in</strong> angenommen. Je nach dem Alter der<br />

Tiere legt man die o. g. Nahrung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gehackter Form<br />

77


oder ganz an den Nestrand. Von dort wird sie selbständig<br />

durch die jungen Störche aufgenommen. Anfangs muß man<br />

bis zu zehn mal täglich füttern und die Jungen unter e<strong>in</strong>er<br />

Rotlichtlampe wärmen (genauere Angaben bei GANGLOFF &<br />

GANGLOFF 1986, 1987).<br />

Bei schwer verletzten Störchen ist ggf. e<strong>in</strong>e Zwangsfütterung<br />

notwendig, die allerd<strong>in</strong>gs nur mit viel Erfahrung und<br />

E<strong>in</strong>fühlungsvermögen erfolgreich verläuft. Die (am besten<br />

angefeuchtete) Nahrung muß vorsichtig <strong>in</strong> den Schlund gesteckt<br />

werden, ohne dabei die Luftröhre abzudrücken. Danach<br />

wird sie langsam und gefühlvoll am Hals nach unten<br />

gestrichen.<br />

Ebenso kompliziert ist unter Umständen die Medikamentengabe,<br />

wenn der Patient nicht von alle<strong>in</strong> frißt. Gegebenenfalls<br />

versteckt man die verordnete Mediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Futtertier. Da Störche diese im Ganzen abschlucken, spielt<br />

so der mitunter schlechte Geschmack ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

78<br />

Schutz maßnahmen<br />

Abb. 85: Pflege e<strong>in</strong>es verletzten Weißstorches im Naturschutz-Tierpark Görlitz; April 1996 Foto: A. Gebauer<br />

Zeit- und arbeitsaufwendig gestaltet sich die Kontrolle und<br />

Nachbehandlung von offenen Wunden, die z.T.wochenlang<br />

gespült, des<strong>in</strong>fiziert und neu verbunden werden müssen.<br />

Grundsätzlich sollte nur dann die mitunter langwierige und<br />

aufwendige Pflege e<strong>in</strong>geleitet werden, wenn Heilungs- und<br />

Auswilderungschancen bzw. e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

auf Dauer gewährleistet s<strong>in</strong>d. Ansonsten ist e<strong>in</strong>e Euthanasie<br />

die e<strong>in</strong>zig s<strong>in</strong>nvolle Alternative, die allerd<strong>in</strong>gs nur vom<br />

Tierarzt ausgeführt werden darf.<br />

Hat man sich für e<strong>in</strong>e weitere Pflege des Patienten bis zu<br />

se<strong>in</strong>er Rehabilitation entschlossen, dann gilt es, e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung zu f<strong>in</strong>den. Diese ist selbstverständlich<br />

verschieden für schwer und leicht verletzte bzw. genesende<br />

Vögel. Störche, die nicht stehen können oder sonst noch<br />

größere Verletzungen aufweisen, br<strong>in</strong>gt man am besten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em separaten, ruhigen und beheizbaren Raum unter. Dort<br />

sollte die Möglichkeit bestehen, e<strong>in</strong> Strohlager oder e<strong>in</strong>e


„Hängematte“ (Vorrichtung zum Aufhängen von am Be<strong>in</strong><br />

verletzten Vögeln) e<strong>in</strong>zurichten. In jedem Fall ist mehrmals<br />

täglich e<strong>in</strong>e Kontrolle durchzuführen, bei der der Storch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e physiologische Haltung zu br<strong>in</strong>gen ist.<br />

Leichter verletzte Patienten br<strong>in</strong>gt man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht zu<br />

großen Voliere (ca. 2 x 3 m s<strong>in</strong>d ausreichend) unter, die mit<br />

möglichst weichem Maschendraht oder Volierennetz umgeben<br />

ist. So kann man den Vogel regelmäßig und ohne größeren<br />

Aufwand schonend zur Behandlung e<strong>in</strong>fangen. Vorsicht<br />

ist vor allem anfangs noch mit den Bademöglichkeiten<br />

geboten. Vögel, die lange Zeit ke<strong>in</strong> Bad nehmen konnten,<br />

ertr<strong>in</strong>ken schnell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zu tiefen oder steilufrigen<br />

Becken/Teich.<br />

Genesende Störche und solche, die auf e<strong>in</strong>e Auswilderung<br />

vorbereitet werden sollen, hält man <strong>in</strong> größeren Freiland -<br />

volieren, <strong>in</strong> denen sie sich wieder an e<strong>in</strong>e weitgehend natürliche<br />

Ernährungsweise gewöhnen und notwendige Energiereserven<br />

bilden können. Besonders <strong>in</strong> dieser Phase schafft<br />

die Gabe von (fettarmem) Naturfutter die notwendigen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Stoffwechsel, der nach der Freilassung<br />

besonders gefordert wird (THOMAS 1987).<br />

5.5.6 Auswilderung/Freilassung<br />

Nur e<strong>in</strong> vollständig genesener bzw. gesunder Storch kann <strong>in</strong><br />

die Freiheit entlassen bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Nest gesetzt werden. Über<br />

den richtigen Zeitpunkt entscheiden der Tierarzt und der<br />

Pfleger geme<strong>in</strong>sam. Der Tierarzt beurteilt den Gesundheitszustand,<br />

der Tierpfleger die aufgenommene Futtermenge<br />

und das Verhalten.<br />

In jedem Fall s<strong>in</strong>d die ortsansässigen Weißstorchschützer<br />

rechtzeitig e<strong>in</strong>zubeziehen, um geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en geeigneten<br />

Ort und Term<strong>in</strong> der Freilassung festzulegen, die Vögel zu<br />

markieren und Absprachen für e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle zu<br />

treffen.<br />

Wenig Probleme bereitet die Freilassung erfahrener Altstörche,<br />

wenn man sie <strong>in</strong> der Nähe des Fundortes aussetzt. Sie<br />

kennen <strong>in</strong> der Regel die Umgebung und die vorhandenen<br />

Nahrungsquellen. Flügge Jungstörche sollten schon vor der<br />

Freilassung möglichst nicht alle<strong>in</strong>, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

gehalten werden und danach die Möglichkeit erhalten, sich<br />

e<strong>in</strong>em Zugtrupp anzuschließen.<br />

Nestjunge Störche setzt man im Alter von etwa drei Wochen<br />

am besten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wildstorchnest, das nur 1–2 Junge enthält.<br />

Die Altvögel akzeptieren das im allgeme<strong>in</strong>en ohne Probleme.<br />

So hat man die Gewähr, daß es bei den adoptierten Jungen<br />

zu ke<strong>in</strong>erlei Fehlprägungen kommt und sie ganz normal<br />

flügge werden. Vorsicht ist angeraten, wenn man die Jungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Nest setzen will, <strong>in</strong> dem (auch nur kurzzeitig) ke<strong>in</strong>e<br />

Jungstörche mehr waren. Hier kann es zu aggressiven Verhaltensweisen<br />

der noch anwesenden Altvögel kommen.<br />

Erstrebenswert ist e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle nach der Auswilderung.<br />

Wenn die Tiere ber<strong>in</strong>gt und ggf. farbmarkiert werden,<br />

können das die ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Beobachtung und R<strong>in</strong>gab -<br />

lesung erfahrenen Weißstorchschützer der Region übernehmen.<br />

Schutz maßnahmen<br />

5.5.7 Erfolgsaussichten<br />

Über den Erfolg der Pflege verletzter Weißstörche gibt es<br />

verschiedene Angaben. Sehr große Erfahrungen besitzen<br />

die Mitarbeiter des Storchenhofes <strong>in</strong> Loburg (<strong>Sachsen</strong>-Anhalt).<br />

KAATZ (1997) gibt für die zwischen 1979 und 1996<br />

e<strong>in</strong>gelieferten 616 Störche folgende Zahlen an: 64,2 % wurden<br />

wieder freigelassen, 22,4 % verendeten oder wurden<br />

e<strong>in</strong>geschläfert, der Rest blieb verletzt <strong>in</strong> Menschenobhut.<br />

Die Freilassungsquote für 70 Störche, die <strong>in</strong>nerhalb von<br />

10 Jahren im Naturschutz-Tierpark Görlitz e<strong>in</strong>geliefert wurden,<br />

lag bei 47 %; 20 % s<strong>in</strong>d im Tierpark verblieben und<br />

33 % gestorben bzw. euthanasiert worden.<br />

Selbst wenn man den ger<strong>in</strong>geren der beiden genannten Prozentsätze<br />

betrachtet, s<strong>in</strong>d die Erfolgsaussichten mit m<strong>in</strong>destens<br />

50 % so groß, daß sich der verhältnismäßig große Aufwand<br />

für die Pflege verletzter Weißstörche „lohnt“. Damit<br />

lassen sich durchaus Bestandsstützungen <strong>in</strong> nicht unerheblicher<br />

Höhe erreichen. Bezogen auf den Altkreis Görlitz s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise zwischen 1989 und 1999 so viele Störche<br />

wieder ausgewildert worden, wie e<strong>in</strong> „gutes Storchenjahr“<br />

an flüggen Jungen br<strong>in</strong>gt.<br />

Abb. 86: e<strong>in</strong>gliedern von aus abgeworfenen eiern künst -<br />

lich aufgezogenen jungen Weißstörchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Weißstorchbrut; 25.06.1999, Villa Naturschutz-<br />

Tierpark Gör litz Foto: A. Gebauer<br />

79


6 Umsetzung des<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

6.1 Objektlisten<br />

In der Phase der Vorbereitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

1994/95wurden notwendige Schutzmaßnahmen u.a.unter E<strong>in</strong> -<br />

beziehung unverzichtbarer Informationen der Weißstorchschützer<br />

vor Ort erarbeitet und <strong>in</strong> Objektlisten dokumentiert.<br />

Diese Listen s<strong>in</strong>d Formblätter, die detaillierte Angaben<br />

zu den Schutzvorhaben enthalten.<br />

6.1.1 Zweck und Anwendung der Objektlisten<br />

Die Umsetzung der <strong>in</strong> den Objektlisten dargestellten Maßnahmen<br />

ist e<strong>in</strong>e Aufgabe der zuständigen Naturschutzbe -<br />

hörden, denen demzufolge die Listen übergeben wurden.<br />

Dort können sie von Interessenten auch e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />

Die Naturschutzbehörden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Lage versetzt worden,<br />

mit Hilfe der Listen Partner <strong>in</strong> den jeweiligen Territorien<br />

über die geplanten Maßnahmen und ihre Dr<strong>in</strong>glichkeit zu<br />

<strong>in</strong>formieren und schließlich für die Umsetzung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Das betrifft neben den Weißstorch-Kreisbetreuern und<br />

deren Mitarbeiter <strong>in</strong>sbesondere Naturschutzstationen, Landschaftspflegeverbände,<br />

Grundstückseigentümer und Landnutzer.<br />

E<strong>in</strong>zelpersonen können durch die Beobachtung des<br />

Nestes wichtige Beiträge zur Datensammlung und zum<br />

Schutz des Standortes leisten.<br />

Die Objektlisten liefern die Ausgangsdaten für die weiter-<br />

80<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

führende Planung und gegebenenfalls die Formulierung von<br />

Förderanträgen. Den Naturschutzbehörden dienen die Listen<br />

andererseits als Hilfe bei der Prüfung von Förderanträgen.<br />

Durch die bereits geleisteten fachlichen Vorarbeiten ermöglichen<br />

sie deren beschleunigte Bearbeitung.<br />

Die Objektlisten s<strong>in</strong>d offene Listen, die bei Bedarf zu aktualisieren<br />

s<strong>in</strong>d. Das betrifft die Ergänzung um weitere Objekte<br />

und Maßnahmen, aber auch die Zurückstellung oder Streichung<br />

e<strong>in</strong>es Objektes, z. B. wegen nicht gegebener Zustimmung<br />

von Eigentümern bzw. Nutzern der betroffenen<br />

Flächen, fehlender Bearbeitungskapazität, nicht vorhandener<br />

F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit u. a. Gründe. Mit fortschreitendem<br />

Bearbeitungsstand der Objekte werden die Listen um<br />

weitere Unterlagen ergänzt. Sie dienen bei laufender Aktualisierung<br />

als „Deckblätter“, die e<strong>in</strong>en raschen Überblick zum<br />

aktuellen Stand des Objektes ermöglichen.<br />

6.1.2 Erarbeitung der Objektlisten<br />

Zur Erstellung der Objektlisten wurden <strong>in</strong> der Phase der<br />

Vorbereitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es folgende Grundlagen<br />

erarbeitet:<br />

a) Datenblätter (1994)<br />

Erfassung von 434 Niststätten mit folgenden Angaben:<br />

– Bearbeiter<br />

– Zeitraum Nahrungshabitatkartierung<br />

– Neststandort (Anschrift, Gebäude, Mast u.a.)<br />

– Zustand des Nestes<br />

Abb. 87: errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe; auf dem Schornste<strong>in</strong> im H<strong>in</strong>tergrund „wartet“ das Brutpaar, das 1993 auf der neuen<br />

Nisthilfe 2 Junge aufzog; 02.05.1993, Großdittmannsdorf Foto: M. Schrack


– erforderliche Sanierungsmaßnahmen<br />

– Gefährdungen<br />

– E<strong>in</strong>schätzung des Nahrungsangebotes<br />

– notwendige Maßnahmen<br />

Brutplatzdokumentation Weißstorch<br />

Brutplatz: Berbisdorf/Dachreiter<br />

Nest-Nr.: 00147<br />

Altkreis: Dresden-Land Neukreis: Meißen<br />

MTB-Q.: 4848/1 Naturraum: Westlausitzer Hügel- und Bergland<br />

Hoch-/Rechtswert: 5673420/5410860<br />

Kreisbetreuer: Dr. P. Hummitzsch, Radebeul<br />

Nestbetreuer: E. Platz, Radeburg<br />

Jahr der Erstansiedlung: 1958<br />

Biotoptypenanteile im 2 km-Radius<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

b) Brutplatzdokumentation (1995)<br />

Erarbeitung e<strong>in</strong>er Dokumentation für 730 aktuelle und<br />

ehemalige Niststätten (seit 1950) mit der Möglichkeit<br />

der jährlichen Fortschreibung für Brutstatus und Gefährdungen<br />

(s. nachfolgendes Beispiel).<br />

Biotoptyp Fläche (ha) % der Gesamtfläche<br />

gesamt 0–1,41 km 1,42 – 2 km gesamt 0–1,41 km 1,42 – 2 km<br />

Grünland 218 83 135 17 13 22<br />

Feuchtgrünland 36 16 20 3 2 3<br />

Feuchtgebiete<br />

Acker 513 338 174 41 54 28<br />

Sonstiges 490 191 298 39 30 47<br />

Genutzte Nahrungsflächen außerhalb des 2 km-Radius<br />

Nahrungsfläche Fläche<br />

(Hektar)<br />

Bemerkungen<br />

Grünland 66 Mit 25 ha Sohlwiesen-Großdittmannsdorf<br />

Feuchtgrünland (Weißstorch-Pilotprojekt)<br />

Feuchtgebiete<br />

übriges Offenland<br />

Feuchte bis nasse Uferwiesen im Westteil d. NSG „Frauenteich“ Moritzburg<br />

Jährlicher Bruterfolg ab 1980:<br />

Jahr Brutstatus Bemerkungen/Gefährdungen Jahr Brutstatus Bemerkungen/Gefährdungen<br />

1980 HPm2 1996 HPm3<br />

1981 HPm1 1997 HPm1 Dachreiter muß stabilisiert werden<br />

1982 HPm3 1998 HPm3 Dachreiter ist stabilisiert<br />

1983 HPm3 1999 HPm2 1 Nestl<strong>in</strong>g ist tot<br />

1984 HPo 2000 HPm3<br />

1985 HPm4 2001<br />

1986 HPm2 2002<br />

1987 HPm1 2003<br />

1988 HPm3 2004<br />

1989 HPo 2005<br />

1990 HPm4 2006<br />

1991 HPm2 2007<br />

1992 HPm4 2008<br />

1993 HPm5 2009<br />

1994 HPm2 2010<br />

1995 HPm3 2011<br />

81


c) Nahrungshabitatkartierung (1994)<br />

Erfassung der potentiellen Weißstorch-Nahrungshabitate<br />

im Umkreis (Radius 2 km) von 398 Niststätten. Farbige<br />

Darstellung <strong>in</strong> topographischen Karten (1 : 25.000) mit<br />

Un tergliederung <strong>in</strong> Grünland, Naß-/Feuchtwiesen, Acker,<br />

Brache, Gewässer und sonstige Flächen (s. Anlage 2).<br />

d) Genutzte Nahrungsflächen (1995)<br />

Erfassung von Flächen mit Auftreten nahrungssuchender<br />

Weißstörche durch Flurbegehungen während der<br />

Brut saison 1995 und Befragung von Kreis- bzw. Nest -<br />

betreuern sowie Anwohnern. Untersucht wurden die<br />

Bereiche um 228 aktuelle Niststätten <strong>in</strong> 16 Altkreisen.<br />

Farbige Darstellung <strong>in</strong> 38 topographischen Karten<br />

(1 : 25.000) mit Untergliederung der Nahrungsflächen <strong>in</strong><br />

Grünland, mehrjähriges Ackerfutter (Klee und Luzerne),<br />

Acker und Feuchtgebiete.<br />

6.1.3 Gestaltung und Inhalt der Objektlisten<br />

Die Objektlisten kennzeichnen die e<strong>in</strong>zelnen Objekte mit<br />

Name, genauer Lage, Zielstellung und dazugehörigen Maßnahmen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Teil enthält die beteiligten Personen/Institutionen,<br />

die Bearbeitungsschritte sowie die Kosten.<br />

Entsprechend dem Bearbeitungsstand s<strong>in</strong>d diese Angaben<br />

unterschiedlich detailliert und werden laufend ergänzt.<br />

Das betrifft auch Kartenmaterial, <strong>in</strong>sbesondere zu den<br />

lebensraumbezogenen Objekten. Zur Gewährleistung der<br />

Übersichtlichkeit wurden die E<strong>in</strong>zelobjekte <strong>in</strong> Kreislisten<br />

zusammengefaßt. Darüber h<strong>in</strong>aus enthält jede Objektliste<br />

Informationen, die den <strong>in</strong>haltlichen und räumlichen Bezug<br />

zu anderen Schutzvorhaben darstellen.<br />

Neben der Aktualisierung e<strong>in</strong>zelner Objektlisten im Zuge ihrer<br />

Umsetzung erfolgt auch e<strong>in</strong>e Ergänzung des Gesamtverzeichnisses<br />

um neue Objekte, die sich <strong>in</strong>folge Erkenntniszuwachs,<br />

Bedarfsentwicklung und Verfügbarkeit der Fonds ergeben.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann auch das Gegenteil e<strong>in</strong>treten, wenn die Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>es Objektes durch Eigentumsfragen oder fehlende<br />

F<strong>in</strong>anzierung verh<strong>in</strong>dert wird.<br />

Bezogen auf das Schutzziel ergibt sich folgende Verteilung<br />

der Objektlisten:<br />

Schutzziel Objektlisten<br />

Erhaltung und Aufwertung des Lebensraumes 79<br />

Sicherung und Neuanlage von Niststätten<br />

Reduzierung der Gefährdung<br />

151<br />

durch elektrische Freileitungen 22<br />

Reduzierung weiterer Gefährdungen 36<br />

Die Zuordnung der Rangfolge für die Umsetzung der Objekte<br />

erfolgte für den Lebensraumschutz unter Berücksich ti -<br />

gung der Bedeutung des Gebietes für den örtlichen/regionalen<br />

Weißstorchbestand, für Niststättenschutzvorhaben un ter<br />

82<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Beachtung des Gefährdungsgrades e<strong>in</strong>er Niststätte und des<br />

Bedarfes. Die Realisierung der e<strong>in</strong>zelnen Objekte wird allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> der Praxis viel mehr von den vorhandenen fachlichen<br />

Kapazitäten (des privaten Projektantragstellers und<br />

-trägers), den verfügbaren F<strong>in</strong>anzen und den Priorisierungen<br />

<strong>in</strong> den jeweiligen bewilligenden (Regierungspräsidien)<br />

bzw. beurteilenden Naturschutzbehörden (Staatliche Umweltfachämter,<br />

untere Naturschutzbehörden) bee<strong>in</strong>flußt.<br />

6.2 Durchgeführte praktische Schutzmaßnahmen<br />

Im Zeitraum 1995 – 99 wurden auf der Grundlage von<br />

1994/95 erarbeiteten Pilotprojekten und Objektlisten Schutzmaßnahmen<br />

realisiert, die sich wie folgt gliedern lassen:<br />

– Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung des<br />

Nahrungsangebotes<br />

– Anlage und Schutz der Niststätten<br />

– M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich der<br />

Niststätten und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

– Soforthilfe bei der Gefährdung von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen,<br />

Jung- und Altvögeln.<br />

6.2.1 Aufwertung des Lebensraumes zur Verbesserung<br />

des Nahrungsangebotes<br />

Folgende seit 1995 durchgeführte lebensraumgestaltende<br />

Maßnahmen können dem <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch<br />

zugeordnet werden:<br />

– Großdittmannsdorf, Landkreis Meißen (Sohlwiesen), Ankauf<br />

5,3 ha Grünland, Staffelmahd, Anlage e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>gewässers<br />

(700 m 2 ) mit temporärer Feuchtfläche.<br />

– Papitz/Modelwitz, Landkreis Leipziger Land (Papitzer<br />

Lehmlachen), Renaturierung der Luppeaue<br />

– Limbach-Oberfrohna, Landkreis Chemnitzer Land (Limbacher<br />

Teiche), Ankauf 17,5 ha Grünland, 15,5 ha Acker<br />

(Umwandlung <strong>in</strong> Grünland), Staffelmahd, Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer<br />

– Dauban, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, temporäre<br />

Überflutung von Teilen e<strong>in</strong>er 30 ha-Mähwiese (Grabenanstau)<br />

– Drausendorf, Landkreis Löbau-Zittau, Renaturierung des<br />

Scheidebaches und der Neißeaue, Anlage von sechs<br />

Kle<strong>in</strong>gewässern<br />

– Oberseifersdorf, Landkreis Löbau-Zittau, Renaturierung<br />

des Romereigrabens (Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer und Feuchtwiesen).<br />

– Berbisdorf, Landkreis Meißen, Pacht 1 ha Grünland,<br />

Kauf 1,7 ha Grünland, Anlage von 3 Kle<strong>in</strong>gewässern am<br />

Seifenbach<br />

– Ebersbach, Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>, auf den „Kl<strong>in</strong>gerwiesen“<br />

Schaffung e<strong>in</strong>es flachen, temporären Kle<strong>in</strong>gewässers<br />

durch Vertiefung und Erweiterung e<strong>in</strong>er be-


Abb. 88: Weißstorchnest auf Schornste<strong>in</strong> – im H<strong>in</strong>tergrund<br />

landwirtschaftliche Nutzflächen im elbtal;<br />

08.06.1998, Dresden-Cossebaude<br />

Foto: B. Katzer<br />

reits vorhandenen Hohlform, <strong>in</strong> der sich Hangwasser<br />

sammelt, Pacht 0,26 ha Grünland<br />

– Mücka, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, Renaturierung<br />

des Mühlteiches<br />

– Penna, Landkreis Mittweida, Grabenrenaturierung <strong>in</strong> der<br />

Muldeaue<br />

– Weiterh<strong>in</strong> wurden beispielsweise <strong>in</strong> den Jahren 1997 bis<br />

1999 folgende Wiesenflächen <strong>in</strong> Ostsachsen weißstorchgerecht<br />

gepflegt (1. Schnitt Ende Mai):<br />

Landkreis Kamenz 28 ha<br />

Landkreis Bautzen 50 ha<br />

Landkreis Löbau-Zittau 76 ha<br />

Niederschlesischer Oberlausitzkreis 194 ha.<br />

Über weitere habitatverbessernde Maßnahmen berichtet<br />

HIEKE (2000).<br />

Neben der M<strong>in</strong>derung der Sterblichkeit durch E-Anlagen s<strong>in</strong>d<br />

die Projekte zur Verbesserung der Weißstorch-Nahrungsflächen<br />

langfristig der wichtigste Bestandteil des <strong>Artenschutzprogramm</strong>s.<br />

Deshalb sollen hier drei „Pilotprojekte“<br />

näher beschrieben und die dabei gemachten Erfahrungen herausgestellt<br />

werden.<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Aufgrund der Bedeutung der Sohlwiesen Großdittmannsdorf<br />

als Vorkommensgebiet zahlreicher geschützter oder<br />

bedrohter Tier- und Pflanzenarten (SCHIMKAT & SCHRACK<br />

1997) wurde dieser Teil der Agrarlandschaft im Landkreis<br />

Meißen als e<strong>in</strong> Pilotprojekt ausgewählt. Die Sohlwiesen<br />

Großdittmannsdorf liegen nordwestlich der Geme<strong>in</strong>de<br />

Großdittmannsdorf im Nordteil des LSG „Moritzburger<br />

Kle<strong>in</strong>kuppenlandschaft“. Sie umfassen e<strong>in</strong> etwa 55 ha<br />

großes, grundwassernahes Wiesengebiet, das naturräumlich<br />

zum Teilraum der Westlausitzer Platte des Westlausitzer<br />

Hügel- und Berglandes gehört. Die Wiesen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebettet<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geländewanne mit e<strong>in</strong>zelnen herausragenden feldgehölzbestandenen<br />

Kle<strong>in</strong>kuppen.<br />

Startbed<strong>in</strong>gungen bei der Projektdurchführung waren:<br />

– <strong>in</strong>tensive Grün- und Ackerlandnutzung<br />

– potentielles, zu verbesserndes Nahrungsgebiet für<br />

Weißstörche; im unmittelbaren Randbereich siedeln<br />

6 – 8 Brutpaare<br />

– Brutgebiet charakteristischer Vogelarten der Wiesenlandschaft<br />

(Schafstelze, Braunkehlchen, Rohrammer u.a.)<br />

– Limikolen-Durchzugs- und Rastgebiet (u. a. bis zu<br />

1000 Kiebitze)<br />

– Gänse-Rastplatz (bis zu 3000 nordische Gänse)<br />

– Restvorkommen e<strong>in</strong>er ehemals sehr reichen, zu regenerierenden<br />

Herpetofauna.<br />

Im April 1997 wurde durch das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region<br />

Dresden e. V. mit Fördermitteln des <strong>Freistaat</strong>es <strong>Sachsen</strong><br />

und f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung der Feldschlößchen Aktien -<br />

gesellschaft mit der praktischen Ausführung des Weißstorchprojektes<br />

begonnen. E<strong>in</strong>e neuangelegte flachgründige<br />

Wasserfläche von etwa 700 m 2 Größe ergänzt das aus Erlenbruch,<br />

Röhricht sowie seggen- und b<strong>in</strong>senreicher Naßwiese<br />

bestehende Biotopmosaik. Das an Entwässerungsrohre angeschlossene<br />

Kle<strong>in</strong>gewässer weist e<strong>in</strong>e jahreszeitlich bed<strong>in</strong>gte<br />

Gewässerdynamik mit Höchstwasserstand im Herbst und<br />

Frühjahr sowie Spülichtsäumen <strong>in</strong> den trockenen Jahreszeiten<br />

auf. Das Gewässer fördert das Vorkommen von<br />

Froschlurchen und weiteren Wasserlebewesen und verbessert<br />

damit auch das Nahrungsangebot für den Weißstorch.<br />

Die Feuchtwiese um das Kle<strong>in</strong>gewässer wird mittels Staffelmahd<br />

weißstorchgerecht gepflegt. Die 3,5 ha großen Feuchtwiesen<br />

werden umschichtig (jeweils 0,5 ha) ab Mai im Abstand<br />

von ca. 3 Wochen mit dem Balkenmäher gemäht, von<br />

Hand geschwadet und das Mähgut abtransportiert. Beispielsweise<br />

wurde im Jahr 2000 zu folgenden sieben Term<strong>in</strong>en<br />

gemäht: 4.5., 24.5., 14.6., 15.6., 24.7., 25.8. und 6.9.<br />

Im Rahmen von Beobachtungen zur Erfolgskontrolle wurden<br />

auf dieser Fläche 1999 häufige Vorkommen u.a. von<br />

Sumpfschrecke (Mecostethus grossus), Becher-Azurjungfer<br />

(enallagma cyathigerum), Weidenjungfer (Lestes viridis)<br />

und Schwarzer Heidelibelle (Sympetrum danae) sowie von<br />

Froschlurchen festgestellt. Für die verbesserte Funktion als<br />

Weißstorch-Lebensraum und Lebensraum weiterer beson-<br />

83


Abb. 89: erfolgreiche Weißstorch-Umsiedlung. Rechts im<br />

Bild mit Abweiser versehener alter Neststandort<br />

auf historischem Gebäude (Fasanenschlößchen) –<br />

l<strong>in</strong>ks im Bild neu errichtete Nisthilfe (Mast). 1993,<br />

Moritzburg / Lkr. Meißen Foto: S. Teschner<br />

ders schutzwürdiger Vogelarten stehen die <strong>in</strong> Tab. 28 auf -<br />

geführten Beobachtungen.<br />

Das Pilotprojekt „Sohlwiesen“ wurde durch umfangreiche<br />

Öffentlichkeitsarbeit des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region<br />

Dres den begleitet, u. a. durch Interviews im MDR-Fernsehen,<br />

Beiträge <strong>in</strong> der Tagespresse (Sächsische Zeitung,<br />

Dresdner Neueste Nachrichten) und Veröffentlichungen <strong>in</strong><br />

<strong>Publikationen</strong> des Naturschutzes (z. B. ROCKSTROH &<br />

SCHIMKAT 1997).<br />

Zur Renaturierung des Romereigrabens Oberseifersdorf<br />

startete 1995 der Freiwillige Wählervere<strong>in</strong> Mittelherwigsdorf<br />

e.V. im Kreis Löbau - Zittau die Wiederherstellung von<br />

Nahrungshabitaten für den Weißstorch durch Vernässung<br />

von Wiesenflächen, randliche Gehölzanpflanzungen, Teichbau<br />

und Fließgewässerrenaturierung auf ca.7 ha Fläche. Der<br />

verrohrte Graben wurde geöffnet, die Verrohrung entfernt<br />

und das Bachbett neu gestaltet. Besonderes Augenmerk galt<br />

dabei e<strong>in</strong>er möglichst naturnahen Gestaltung des Gewässers<br />

mit unterschiedlichen Böschungsneigungen, hoher Substratdiversität<br />

und unterschiedlichen Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

Der gesamte Gewässerverlauf wurde gruppenweise mit<br />

standorttypischen und heimischen Baumarten bepflanzt.<br />

Sumpf- und Wasserpflanzen, wie Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />

Bachbunge oder Schilf wurden hier und an neu angelegten<br />

Teichen als Initialpflanzen ausgebracht.<br />

Die Teiche s<strong>in</strong>d unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten<br />

so angelegt, daß die Wasserspeisung aus schließlich<br />

durch austretendes Quellwasser erfolgt. Bei erhöhtem Wasserstand<br />

kann Teichwasser über e<strong>in</strong>en Überlauf <strong>in</strong> die geschaffenen<br />

Feuchtwiesen ablaufen und durch den Romereigraben<br />

aufgenommen werden.<br />

Die gestalteten Habitate wurden durch Gehölzpflanzungen<br />

zur Ackergrenze abgegrenzt.<br />

84<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Es s<strong>in</strong>d große Röhrichte sowie Hochstaudenflächen mit Mädesüß,<br />

Kohlkratzdistel, Blut- und Gilbweiderich, zum Teil<br />

bereits flächendeckend, anzutreffen. Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />

Bittersüßer Nachtschatten und Froschlöffel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> weiterer<br />

Ausbreitung begriffen. Teichfrosch und Grasfrosch konnten<br />

als erste sich ansiedelnde Amphibien festgestellt werden.<br />

Im Regierungsbezirk Chemnitz wurde als habitatverbessernde<br />

Maßnahme das Pilotprojekt „Limbacher Teiche“<br />

mit folgenden Aktivitäten umgesetzt:<br />

– Kauf e<strong>in</strong>er 3,5 ha großen Fläche und die Anlage von Kle<strong>in</strong> -<br />

gewässern am Ostufer des „Großen Teichs“ bei Limbach<br />

– Kauf e<strong>in</strong>er knapp 11 ha großen renaturierten Feucht -<br />

wiese, dem sogenannten Lohteichtal<br />

– weißstorchgerechte Bewirtschaftung dieser und weiterer<br />

anschließender Flächen<br />

– Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe.<br />

Der NABU kaufte 1995 bis 1996 die Flächen am Ostufer<br />

des Großen Teiches, auf denen im April und Mai die Anlage<br />

flacher Kle<strong>in</strong>gewässer erfolgte. Erdkröten und Grasfrösche<br />

nutzten diese sofort als Laichgewässer. Die Kaulquappen<br />

dienten u. a. zahlreichen Graureihern als Nahrungsquelle.<br />

Die Grünlandflächen um die Gewässer wurden e<strong>in</strong>schürig<br />

gestaffelt gemäht.<br />

Im Jahr 1996 konnte die Agrargenossenschaft die Vere<strong>in</strong>barungen<br />

über die Staffelmahd nicht e<strong>in</strong>halten, weil die Mahd<br />

solch kle<strong>in</strong>er Teilflächen mit dem großen Tages betrieb<br />

schwer zu koord<strong>in</strong>ieren ist. E<strong>in</strong>e Lösung gelang mit der <strong>in</strong><br />

privater Regie von Genossenschaftsmitgliedern durchgeführten<br />

Staffelmahd (7 ha) sowie der Beweidung von 13 ha<br />

<strong>in</strong> Grünland umgewandelter Ackerfläche. Neben dem Weiß -<br />

storch profitierte e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Vogelarten von diesem<br />

Bewirtschaftungsregime, u. a. Mäusebussard, Graureiher,<br />

Lach möwe, Rotmilan, Turmfalke, Kiebitz und Feld lerche.<br />

Erfahrungen mit den Pilotprojekten zur Lebensraum -<br />

gestaltung:<br />

Nur wenn e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong>e Gruppe anhaltend aktiv im<br />

beplanten Gebiet agiert, besteht die Chance, e<strong>in</strong> Projekt von<br />

der Objektliste bis zur Umsetzung durchzuführen und ggf.<br />

danach noch auszuweiten.<br />

Große Betriebe, wie Agrargenossenschaften, können nicht<br />

so flexibel bzw. kle<strong>in</strong>flächig wirtschaften, wie es bei Projektflächen<br />

oft erforderlich ist. Setzen sich alle Beteiligten<br />

zusammen (Regierungspräsidium, StUFA, UNB und Bewirtschafter),<br />

können dennoch befriedigende Lösungen gefunden<br />

werden.<br />

Für Projekte der Lebensraumaufwertung stehen gegenwärtig<br />

ke<strong>in</strong>e ausreichenden Bearbeitungskapazitäten zur Verfügung,<br />

da die Naturschutzbehörden mit „laufenden Arbeiten“<br />

und die überwiegend ehrenamtlichen Weißstorchbetreuer<br />

mit Bestandskontrolle sowie operativer Betreuung der Niststätten<br />

ausgelastet s<strong>in</strong>d.<br />

Art und Umfang der angestrebten Schutzmaßnahmen erfordern<br />

<strong>in</strong> der Mehrzahl als ersten Schritt die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />

Projektes, um daraus den F<strong>in</strong>anzbedarf als Grundlage des


Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Tab. 28 : Vorkommen ausgewählter Arten im Projektgebiet Sohlwiesen Großdittmannsdorf<br />

Art wissenschaftl. Name Status Bemerkungen/ausgewählte Beobachtungsdaten<br />

Graureiher Ardea c<strong>in</strong>erea rNG Ansammlungen von bis zu 33 nahrungsuchenden Ex. (5.8.1998)<br />

Weißstorch Ciconia ciconia rNG Ansammlungen von bis zu 16 nahrungsuchenden Ex. (5.8.1998)<br />

Rotmilan Milvus milvus rNG bis zu 9 nahrungsuchende Ex. (5.8.1998)<br />

Schwarzmilan Milvus migrans NG bis zu 4 nahrungsuchende Ex. (5.8.1998)<br />

Rohrweihe Circus aerug<strong>in</strong>osus BV 1 BP mit 4 juv. (5.6.1998)/1 imm. (18.7.1998)<br />

Mäusebussard Buteo buteo rNG Maximalanzahl nahrungsuchender Ex.: 25 (18.7.1998)<br />

Baumfalke Falco subbuteo NG erfolgreiche Brut 1999 <strong>in</strong> der weiteren Umgebung<br />

Rebhuhn Perdix perdix BV 1 BP mit 6 juv. (Nachweis: 18.7.1998)<br />

Flußregenpfeifer Charadrius dubius BV 5.6.98: 1, 8.7.97: 1 (Tümpel), 16.6.97: 3<br />

Kiebitz Vanellus vanellus rDZ, BV rastende Trupps mit bis zu 200 (2.11.1998)<br />

Brutzeitbeobachtungen: 8.7.97: 8, 23.4.96: 10<br />

Waldwasserläufer Tr<strong>in</strong>ga ochropus NG 30.6.98: 1, 8.7.97: 2 (Tümpel)<br />

Bekass<strong>in</strong>e Gall<strong>in</strong>ago gall<strong>in</strong>ago DZ 2.11.98: 1 himmelnd, 15.4.96: 11<br />

Hohltaube Columba oenas NG (Tränke!) üfl. Trupps von bis zu 35 Ex. (5.8.1998)<br />

R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus NG (Tränke!) üfl. Trupps von bis zu 45 Ex. (5.8.1998)<br />

Turteltaube Streptopelia turtur NG (Tränke!) 18.7.98: 3, 16.8.97: 2, 16.6.97: 2<br />

Mauersegler Apus apus NG (Tränke!) 18.7.1998: 10<br />

Rauchschwalbe Hirundo rustica NG (Tränke!) Maximalanzahl: 10 am 18.7.1998<br />

Wiesenpieper Anthus pratensis DZ 2.11.98: >10 üfl., 16.6.97: 1, 15.4.96: 40<br />

Schafstelze Motacilla flava BV 18.7.98: 3, 16.6.97: 1,1, 23.4.96: 1<br />

Bachstelze Motacilla alba NG 18.7.98: >20 (+juv.), 5.3.98: 2, 16.6.97: 2<br />

Neuntöter Lanius collurio BV 1 BP mit >2 flüggen juv. (6.8.1997)<br />

Star Sturnus vulgaris DZ rastende Trupps von bis zu 300 (2.11.1998)<br />

(Abkürzungen s.Abkürzungsverzeichnis)<br />

Abb. 90: Neugestalteter Weißstorch-Lebensraum <strong>in</strong> den Sohlwiesen bei Großdittmannsdorf; August 1998, Lkr. Meißen<br />

Foto: T. Rott<br />

85


Abb. 91: Jungstörche vor dem Ausfliegen; 31.07.2000, Großraschütz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />

86<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es


Förderantrages ableiten zu können. Für diese Aufgabe s<strong>in</strong>d<br />

bereits f<strong>in</strong>anzielle Mittel für Organsiation und Koord<strong>in</strong>ierung<br />

notwendig, welche jedoch noch nicht maßnahmespezifisch<br />

untersetzt werden können. F<strong>in</strong>anzen für Organisation,<br />

Koord<strong>in</strong>ierung und Projekterarbeitung standen bisher nur <strong>in</strong><br />

Ausnahmefällen zur Verfügung, so daß der Projektträger –<br />

meistens e<strong>in</strong> Naturschutzvere<strong>in</strong> – bei der Umsetzung von<br />

Lebensraum-Schutzprojekten nicht annähernd kostendeckend<br />

arbeiten kann.<br />

Die Gewährleistung e<strong>in</strong>er dauerhaften Wirksamkeit von<br />

lebensraumbezogenen Weißstorch-Schutzobjekten (eigene<br />

Flächenbewirtschaftung oder Verträge mit Dritten, Sicherung<br />

des F<strong>in</strong>anzbedarfs, Erfolgskontrollen und Management)<br />

erfordert die weitgehende Fixierung dieser Aufgaben<br />

bei den zuständigen Behörden.<br />

Die Zusammenarbeit bei der Planung von Schutzmaßnahmen<br />

mit Institutionen der Landwirtschaft bedarf der Inten -<br />

sivierung (siehe z. B. Flurneuordnung, Förderung der Tier -<br />

produktion durch das SMUL). Ohne die dauerhafte<br />

E<strong>in</strong>beziehung von Landwirten wird arten- bzw. naturschutzgerechte<br />

Flächenbewirtschaftung <strong>in</strong> größerem Umfang nicht<br />

möglich se<strong>in</strong>.<br />

6.2.2 Anlage und Schutz der Niststätten<br />

Im Zeitraum 1995 – 1999 wurden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> 145 Niststätten<br />

saniert, 286 neue Nisthilfen errichtet (s. Tab. 29) und<br />

5 Schornste<strong>in</strong>e mit Weißstorchnestern repariert.<br />

6.2.3 M<strong>in</strong>derung des Gefährdungspotentials im Bereich<br />

der Niststätten<br />

Seit 1995 wurden von den 22 Objektlisten zur M<strong>in</strong>derung<br />

des Gefährdungspotentials im Bereich der Niststätten folgende<br />

durchgeführt:<br />

– Landkreis Riesa-Großenha<strong>in</strong>:<br />

Verkabelung, hauptsächlich Erdverkabelung, von 28 km<br />

E-Leitung,<br />

vogelschutzgerechter Neubau von 42 km E-Leitung,<br />

Abriß von 65 km Mittelspannungsleitung,<br />

Sicherung von 50 E-Masten<br />

– Penna, Landkreis Mittweida:<br />

Erdverkabelung e<strong>in</strong>er Mittelspannungs-Ortsleitung (390 m)<br />

und e<strong>in</strong>er Niederspannungsleitung (380 m);<br />

Tab. 29: errichtete Nisthilfen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Verkabelung (besser sichtbare, isolierte Luftkabel) des<br />

Ortsnetzes (550 m)<br />

– Gablenz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis:<br />

Sicherung e<strong>in</strong>es 20-KV-Mastes<br />

– Großhartmannsdorf, Landkreis Freiberg:<br />

Mastsicherung (Schutzkappen) an 2,5 km Freileitung<br />

– Possendorf, Weißeritzkreis:<br />

Sicherung (Schutzkappen) von 30 Masten e<strong>in</strong>er Mittelspannungsleitung<br />

– <strong>Sachsen</strong>:<br />

Schornste<strong>in</strong>abdeckungen <strong>in</strong> der Nähe von 10 Niststätten<br />

6.2.4 Soforthilfe bei Gefährdungen von Gelegen, Nestl<strong>in</strong>gen,<br />

Jung- und Altvögeln<br />

In den Naturschutz-Tierpark Görlitz wurden von 1990 bis<br />

1999 70 pflegebedürftige Weißstörche e<strong>in</strong>geliefert. Von<br />

diesen konnten 33 Tiere ausgewildert werden. Im Tierpark<br />

Eilenburg erfolgte von 1992–1998 die E<strong>in</strong>lieferung von<br />

8 Weißstörchen. E<strong>in</strong>zelne pflegebedürf tige Weißstörche<br />

wurden zwischen 1992 und 1998 <strong>in</strong> die Zoos Leipzig und<br />

Dresden, <strong>in</strong> die Tierparks Riesa und Weißwasser, <strong>in</strong> die<br />

Wildvogelauffangstation We<strong>in</strong>böhla (D. Her<strong>in</strong>g) und <strong>in</strong><br />

den Storchenhof Loburg (<strong>Sachsen</strong>-Anhalt) e<strong>in</strong>geliefert.<br />

6.3 Erfahrungen bei der Umsetzung<br />

Die Maßnahmen zu Lebensraumerhaltung und -schaffung<br />

für den Weißstorch stellen <strong>in</strong> der Mehrzahl Projekte dar, die<br />

e<strong>in</strong>e umfassende Planung erfordern. Voraussetzung für Erfolg<br />

ist die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und betreffenden<br />

Wirtschaftszweigen (Landwirtschaft, Bauwesen,<br />

Wasserwirtschaft, Bergbau) bzw. Flächennutzern /-eigentümern.<br />

Das betrifft die fachgerechte Vorbereitung und<br />

Durchführung der Maßnahmen e<strong>in</strong>schließlich der Gewährleistung<br />

der dauerhaften Wirksamkeit, die F<strong>in</strong>anzierung sowie<br />

die Auswahl der geeigneten Flächen.<br />

Die Umsetzung von Lebensraumschutzmaßnahmen erfordert<br />

nach der fachlichen Konzipierung e<strong>in</strong>en z.T.erheblichen<br />

Aufwand:<br />

– Abstimmung mit Flächennutzern und Eigentümern<br />

– Flurstücksvermessung bei geplantem Flächenerwerb<br />

– Durchführung von Genehmigungsverfahren (Medien -<br />

träger, Wasserrecht)<br />

– Bodenuntersuchungen.<br />

Mast Gebäude Schornste<strong>in</strong> Baum nicht zugeordnet Summe<br />

RB Dresden 52 5 6 2 140 205<br />

RB Leipzig 14 11 14 - 17 56<br />

RB Chemnitz 6 7 8 - 4 25<br />

<strong>Sachsen</strong> (Summe) 72 23 28 2 161 286<br />

87


Diese Aufgaben s<strong>in</strong>d z.T.vor der Auftragserteilung für die<br />

Projektierung durchzuführen, so daß bereits hier Zeit- und<br />

F<strong>in</strong>anzbedarf entsteht. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Flächen -<br />

eigentümern und -nutzern kann zur Verh<strong>in</strong>derung der Objektrealisierung<br />

führen, wenn entsprechende Interessen der<br />

Umgestaltung entgegenstehen. Andererseits bietet die enge<br />

Zusammenarbeit mit den genannten Personen bzw. Institutionen<br />

die Möglichkeit, die Kosten für den Flächenerwerb<br />

erheblich zu verr<strong>in</strong>gern. Ideale Voraussetzungen für den Lebensraumschutz<br />

s<strong>in</strong>d gegeben, wenn der Flächeneigentümer<br />

auf dem von ihm selbst bewirtschafteten Land entsprechende<br />

Ziele anstrebt. Auch die weißstorchgerechte Bewirtschaftung<br />

von sogenannten Splitterflächen, die vom Eigen -<br />

tümer z. B. aus Altersgründen nicht mehr bewirtschaftet<br />

werden und für Agrarunternehmen ökonomisch unattraktiv<br />

s<strong>in</strong>d, bildet e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong> der Lebensraumaufwertung<br />

(Netz kle<strong>in</strong>flächiger Nahrungshabitate).<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem stellen Vermessungskosten bei e<strong>in</strong>em<br />

geplanten Flächenerwerb dar. Diese können <strong>in</strong>folge der<br />

agrarstrukturellen Entwicklung <strong>in</strong> der DDR (Beseitigung<br />

von Flurstücksgrenzen) und ungünstiger Flurstücksgestalt<br />

(lang und schmal) derart hoch se<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong> fachlich s<strong>in</strong>nvoller<br />

Flächenerwerb ökonomisch unvertretbar wird.<br />

Die praktische Umsetzung von Lebensraumschutzvorhaben<br />

übersteigt <strong>in</strong> der Regel die Möglichkeiten des ehrenamtlichen<br />

Weißstorchschutzes. Dieser wird <strong>in</strong>sbesondere bei der<br />

fachlichen Konzipierung im Territorium mitwirken. Die<br />

Ausführung ist durch die unteren Naturschutzbehörden und<br />

landschaftspflegerische E<strong>in</strong>richtungen (Landschaftspflegeverbände,<br />

Naturschutzstationen, NABU-Institute u. a.) zu<br />

leisten, wobei nur e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit zwischen diesen<br />

sowie mit übergeordneten Behörden (Stellungnahmen,<br />

Bearbeitung von Förderanträgen) e<strong>in</strong>e Realisierung ermöglicht.<br />

Das gilt auch für die Verb<strong>in</strong>dung zu örtlichen Unternehmen<br />

(Landwirtschafts-, Transport- und Landschaftsbaubetriebe),<br />

die vielfältige Unterstützung über die vertraglich<br />

fixierte Zusammenarbeit h<strong>in</strong>aus geben können.<br />

E<strong>in</strong>en weiteren wichtigen Aspekt des Lebensraumschutzes<br />

bildet die dauerhafte Unterhaltung umgesetzter Objekte.<br />

Der dafür erforderliche materielle und f<strong>in</strong>anzielle Aufwand<br />

(z. B. Bewirtschaftung von Naßflächen, Verwertung des<br />

Mähgutes, Wasserstandsregulierung e<strong>in</strong>schließlich Unterhaltung<br />

der Anlagen, Erfolgskontrolle) muß bereits bei der<br />

Objektplanung exakt ausgewiesen werden, um spätere<br />

„Überraschungen“ zu vermeiden. Diese dargelegten Zusammenhänge<br />

und Probleme verh<strong>in</strong>derten mehrfach die Umsetzung<br />

von geplanten Lebensraumschutz-Vorhaben.<br />

Dem Lebensraumschutz analoge Erfahrungen gibt es für<br />

die Reduzierung der Gefährdung des Weißstorches durch<br />

E-Anlagen vor allem <strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit den Energieversorgungsunternehmen<br />

(EVU). Auch hier liefern ehrenamtliche<br />

Weißstorchschützer wertvolle H<strong>in</strong>weise zu<br />

Gefahrenquellen, deren Beseitigung den zuständigen E<strong>in</strong>-<br />

88<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Abb. 92: Zugewachsenes Weißstorch-Nest; Quersa/Lkr.<br />

Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: H. Köppler<br />

richtungen und Unternehmen obliegt. Erfolg stellt sich nur<br />

bei langfristiger enger Zusammenarbeit mit den EVU e<strong>in</strong><br />

(s. auch MÜLLER 1994), bei denen oftmals die Schutzmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> geplante Bauvorhaben <strong>in</strong>tegriert werden. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d sowohl der ständige „Druck“ als auch die fachliche<br />

Kompetenz von Bedeutung.<br />

Die vielfältigen Aktivitäten zur Bereitstellung von Weißstorchniststätten<br />

und deren Erhalt ergeben e<strong>in</strong>e entsprechend<br />

große Palette von Erfahrungen und auch Me<strong>in</strong>ungen. Das<br />

betrifft bauliche, technisch-organisatorische und landschaftsästhetische<br />

Aspekte sowie die Frage nach e<strong>in</strong>em vertretbaren<br />

bzw. s<strong>in</strong>nvollen Aufwand an der Niststätte, <strong>in</strong>s -<br />

besondere während der Brutperiode (regelmäßige Nest -<br />

kontrolle, Nestdra<strong>in</strong>age, Zufütterung, Bereitstellung von<br />

trockenem Nistmaterial). E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Me<strong>in</strong>ung besteht<br />

bezüglich der Frage der Errichtung neuer Nisthilfen. Die<br />

Entscheidungen zu Bedarf, Standortauswahl und Art der<br />

Nisthilfe sollten <strong>in</strong> jedem Fall unter Mitwirkung kompetenter<br />

Fachleute (z. B. Weißstorchbetreuer) erfolgen, um Mittel<br />

effektiv e<strong>in</strong>zusetzen und fehlerhafte Standortwahl bzw. Ausführung<br />

zu vermeiden. Das setzt bei den vielfältigen privaten<br />

Möglichkeiten e<strong>in</strong>en engen Kontakt der Betreuer zur Bevölkerung<br />

voraus.<br />

Der Mast als seit längerem bewährte Nisthilfe bietet bei entsprechender<br />

Ausführung zahlreiche Vorteile (ger<strong>in</strong>ger Wartungsaufwand,<br />

gute Erreichbarkeit und Besteigbarkeit, Unabhängigkeit<br />

von anderen Bauwerken), stellt aber nicht den<br />

traditionellen Brutplatz des Weißstorches dar und besitzt<br />

auch nicht den landschaftsästhetischen sowie erzieherischen<br />

Wert e<strong>in</strong>es Schornste<strong>in</strong>-, Gebäude- oder Baumnestes. Dagegen<br />

erfordern jene e<strong>in</strong>en beträchtlich höheren Wartungsaufwand<br />

und setzen die nicht immer gegebene Duldung durch<br />

den Grundstückseigentümer voraus, was im H<strong>in</strong>blick auf<br />

moderne Sanierungsbestrebungen e<strong>in</strong> wichtiger Gesichtspunkt<br />

ist. Trotzdem gibt es Bemühungen zur Errichtung von<br />

Nisthilfen auf Schornste<strong>in</strong>en und Gebäuden, da diese die<br />

Identifikation der Bevölkerung mit „ihrem Storch“ besonders<br />

fördern.


E<strong>in</strong> bedeutsamer Aspekt der Arbeit mit Nisthilfen ist deren<br />

Erreichbarkeit und Besteigbarkeit für langfristig notwendige<br />

Pflegemaßnahmen und operative Hilfe während der<br />

Brutperiode. Hier bewährt sich der richtig plazierte und ausgerüstete<br />

Mast (Steighilfen, Standplattform), der Unabhängigkeit<br />

von Dritten gewährleistet. Daneben haben jedoch<br />

auch weiterh<strong>in</strong> traditionelle Verb<strong>in</strong>dungen der Weißstorchbetreuer<br />

zu Institutionen mit entsprechender Technik (Feuer -<br />

wehr, Transport- und Baubetriebe) große Bedeutung.<br />

Die persönlichen Verb<strong>in</strong>dungen zwischen Weißstorchbetreuer<br />

und E<strong>in</strong>wohnern <strong>in</strong> der Nähe von Niststätten besitzen<br />

<strong>in</strong> der Brutzeit besonderes Gewicht. Ständige Nestbeobachtung<br />

(baulicher Zustand, Nestkämpfe, Brutstatus, Verhalten<br />

der Altvögel, eventuell Ausfall e<strong>in</strong>es Elternteiles, Abwurf<br />

von Eiern, anormales Verhalten der Nestl<strong>in</strong>ge, eventuell<br />

Abwurf von Jungen) ermöglichte bereits mehrfach schnelle<br />

Hilfe, die zur Verm<strong>in</strong>derung der Sterblichkeit führte. Dieses<br />

Engagement der Bevölkerung dauerhaft zu erhalten, bleibt<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen des zukünftigen Weißstorchschutzes.<br />

6.4 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Pressearbeit und das öffentliche Auftreten der Weißstorchschützer<br />

prägen wesentlich das Bild des Naturschutzes<br />

bei der Bevölkerung und haben damit nicht nur für<br />

den Weißstorchschutz strategische Bedeutung. Das Interesse<br />

von Bevölkerung und Presse an Informationen zu Ankunft,<br />

Abflug, Bestand und Gefährdung des Weißstorches<br />

ist sehr groß und wird <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> durch Behörden, Naturschutzvere<strong>in</strong>e,<br />

Nestbetreuer und ehrenamtliche Fachleute<br />

meistens gut bedient. Neben der positiven Reaktion auf<br />

Nachfragen und Wünsche der Öffentlichkeit bietet der<br />

Storch als e<strong>in</strong>e sehr populäre und beliebte Tierart den Naturschützern<br />

viele Möglichkeiten, aktiv der Bevölkerung eigene<br />

Themen nahe zu br<strong>in</strong>gen, die ansonsten auf weniger Aufmerksamkeit<br />

stoßen würden. Hier s<strong>in</strong>d trotz vieler guter<br />

Beispiele noch große Reserven vorhanden, was vor allem<br />

durch die Aufgabenüberlastung der (zu wenigen) Naturschützer<br />

und mangelnde F<strong>in</strong>anzen für die eigene Öffentlichkeitsarbeit<br />

bed<strong>in</strong>gt ist. Mit Pressemitteilungen, populärwissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen, Vorträgen, Interviews<br />

<strong>in</strong> Funk und Fernsehen, Ausstellungen, Informationsmaterialien,<br />

Websites im Internet usw. kann die Öffentlichkeit<br />

<strong>in</strong>formiert werden, z. B. über den Storch als Symbol e<strong>in</strong>er<br />

schützenswerten Kulturlandschaft, über die ökologischen<br />

Probleme des ländlichen Raumes, über die Notwendigkeit<br />

grenzüberschreitender Zusammenarbeit, aber auch über das<br />

generelle Verhältnis des Menschen zur Natur mit der Aufforderung,<br />

gängige Wertevorstellungen zu überdenken und<br />

die Natur zu schützen. Bezogen auf den praktischen Weißstorchschutz<br />

hat die Öffentlichkeitsarbeit die Aufgabe, die<br />

allgeme<strong>in</strong> hohe Akzeptanz für vorhandene Nester und deren<br />

Pflege zu stärken, unbürokratische Hilfe bei direkten Gefährdungen<br />

des Storches zu geben und die Bereitschaft für<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

die Aufwertung des Lebensraumes besonders unter den<br />

Bauern und Landbesitzern zu erhöhen. Die folgenden Beispiele<br />

aus den sieben Jahren seit dem Start des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

sollen als Anregung für die Fortführung und<br />

Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit dienen.<br />

1994 war der Weißstorch vom Naturschutzbund Deutschland<br />

zum „Vogel des Jahres“ gewählt worden. In der Sendung<br />

„Biotop“ des Mitteldeutschen Rundfunks wurden <strong>in</strong><br />

diesem Jahr die Vorbereitungen für das sächsische <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

ausführlich behandelt (3.8.1994). Dabei<br />

kamen auch mehrere Weißstorchschützer zu Wort. Im April<br />

1999 erfolgte im „<strong>Sachsen</strong>spiegel“ dieses Senders die Vorstellung<br />

des Lebensraum-Pilotprojektes „Sohlwiesen Großdittmannsdorf“.<br />

Über den Bestand, den Schutz und die Gefährdung<br />

des Storches wurden auch im Radio (u. a. Radio<br />

PSR am 2.8.1994, MDR am 3.8.1994, R. Bäßler) Interviews<br />

gegeben sowie der Beitrag „Adebars Lobby“ des NABU gesendet<br />

(Radio Dresden am 9.4.1994, Radio Lausitz am<br />

18.4.1994).<br />

E<strong>in</strong> möglichst großes öffentliches Interesse am sächsischen<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong> sollten u. a. die Beiträge <strong>in</strong> der Tagespresse<br />

„Bekannt als Glücksgarant und K<strong>in</strong>derbr<strong>in</strong>ger:<br />

Der Weißstorch“ (Sächsische Zeitung vom 11.3.1994),<br />

„Meister Adebar hat Sorgen mit dem Nachwuchs“ (Dresdner<br />

Morgenpost vom 25.4.1994), „Nach dem Flug <strong>in</strong> die<br />

Welt lockt wieder die Heimat – Die Lausitz ist heute wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

das storchenreichste Gebiet <strong>in</strong> Deutschland“<br />

(Sächsische Zeitung vom 10.6.1994), „Meister Adebar<br />

flüchtet nach <strong>Sachsen</strong> – Umweltm<strong>in</strong>isterium fördert <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

Weißstörche“ (Dresdner Neueste Nachrichten<br />

vom 4.8.1994), „<strong>Sachsen</strong>s Weißstörche im Aufw<strong>in</strong>d<br />

– Mit 400 Horstpaaren Höchststand seit 50 Jahren“ (Säch -<br />

sische Zeitung vom 30./31.3.1996) wecken.<br />

Das Interesse der Tagespresse am jährlichen E<strong>in</strong>treffen, am<br />

Bestand, dem Bruterfolg und dem Abzug der Störche zeigt<br />

sich <strong>in</strong> solchen Schlagzeilen aus Beispielen des Jahres<br />

1995:<br />

– „Storchen-Hochsitz auf Grubnitzer E-Mast – Nun kann<br />

Adebar gefahrlos ausruhen“ (Leipziger Volkszeitung/<br />

Muldentalzeitung vom 14.3.1995)<br />

– „Die ersten Störche wurden schon gesichtet – Nimmt<br />

Adebar neugebaute Nisthilfen an?“ (Dresdner Neueste<br />

Nachrichten vom 12.4.1995)<br />

– „Naturschützer versuchen Neues – Weißstörche s<strong>in</strong>d im<br />

Landkreis willkommen“ (Döbelner Anzeiger vom<br />

21.3.1995“)<br />

– „Der Halbendorfer Acker verwandelte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

großen Storchenflugplatz“ (Sächsische Zeitung vom<br />

7.9.1995)<br />

– „E<strong>in</strong> schweres Jahr für Meister Adebar – Großdittmannsdorfer<br />

Ornithologen zogen Bilanz“ (SZ vom 25.10.1995)<br />

Während der Dresdner Messe „Bio ’96“ fand am Stand des<br />

NABU-Regionalverbandes Meißen-Dresden die Malaktion<br />

89


„Wer malt den schönsten Storch?“ statt. Daran beteiligten<br />

sich fast 80 K<strong>in</strong>der; auch e<strong>in</strong>ige Erwachsene versuchten sich<br />

beim Zeichnen. Sieben K<strong>in</strong>der im Alter zwischen 4 und 9<br />

Jahren erhielten kle<strong>in</strong>e Preise. Den Hauptpreis – e<strong>in</strong>en<br />

Plüschstorch und e<strong>in</strong>e Hörkassette von „Friedrich Fledermaus“<br />

– gewann die sechsjährige Anne aus Dresden. Über<br />

die Aktion wurde auch <strong>in</strong> der Dresdner Morgenpost<br />

(1.10.1996) berichtet.<br />

Das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden gab fünf Faltblätter<br />

zum Schutz des Weißstorches heraus:<br />

• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 1 (1995): Der Weißstorch<br />

braucht unsere Hilfe!<br />

• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 2 (1995): Wie dem<br />

Storch helfen? - Handlungsanleitung für den Weißstorchschutz<br />

• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 3 (1996): Errichtung<br />

von Nisthilfen für den Weißstorch<br />

• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 4 (1996): Anlegen und<br />

Verbessern von Weißstorch-Nahrungshabitaten<br />

• Weißstorch-Informationsblatt Nr. 5 (1996): Weißstorch-<br />

Schutz an Elektroanlagen und Horstpflege<br />

„Auf unserer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe“<br />

heißt e<strong>in</strong> Informationsblatt über den Weißstorch, welches<br />

1994 vom Naturschutz-Tierpark Görlitz, dem Staatlichen<br />

Museum für Naturkunde Görlitz und dem Biosphärenreservat<br />

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft herausgegeben<br />

wurde. 1996 erarbeitete das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region<br />

Dresden zwei Informations- und Arbeitsmaterialien „E<strong>in</strong><br />

unbekannter Bekannter – Der Weißstorch“ für Biologielehrer<br />

zur Unterstützung des Biologie-Unterrichtes <strong>in</strong> sächsischen<br />

Schulen.<br />

Leider nur wenig Resonanz fanden die vielen Bemühungen<br />

des Naturschutzbundes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, Privatpersonen, mittelständische<br />

und größere Unternehmen für den Schutz des<br />

Weißstorches als Sponsoren zu gew<strong>in</strong>nen. Ursachen dafür<br />

s<strong>in</strong>d u. a. – neben fehlendem Verständnis – die ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Möglichkeiten vieler Personen und kle<strong>in</strong>er Firmen<br />

und die oftmalige B<strong>in</strong>dung von Zweigfirmen an<br />

(langjährige) Naturschutzprojekte bzw. Projektpartner <strong>in</strong><br />

den alten Bundesländern. Selbst sächsische Mittelständler,<br />

die den Weißstorch auf ihren Produkten als Werbeträger<br />

führen, zeigten ke<strong>in</strong>erlei Interesse am Schutz dieses Vogels.<br />

Als positive Ausnahme ist die Feldschlößchen AG zu nennen,<br />

welche das Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden bei der<br />

Betreuung von Nestern und der Wiedervernässung der<br />

Großdittmannsdorfer Sohlwiesen f<strong>in</strong>anziell unterstützte.<br />

Die Feldschlößchen AG Dresden zeichnete außerdem im<br />

Rahmen ihres seit 1992 sachsenweit vergebenen Naturschutzpreises<br />

1994 und 1995 jeweils e<strong>in</strong>e Arbeit zum Weißstorchartenschutz<br />

aus.<br />

Mit Hilfe von attraktiven Tafeln, welche nahe des Storchennestes<br />

angebracht s<strong>in</strong>d und auf denen sowohl der Name des<br />

Stifters sowie des Nestbetreuers als auch die Chronik des<br />

Nestes mit Errichtungsdatum, jährlicher Besetzung und<br />

Nachwuchsquote ablesbar s<strong>in</strong>d, versucht das Naturschutz -<br />

90<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Abb. 93: Weißstorch-Informationsveranstaltung <strong>in</strong> der<br />

Schule Re<strong>in</strong>holdsha<strong>in</strong>/Weißeritzkreis<br />

Foto: S. Teschner<br />

<strong>in</strong>stitut Region Dresden Spaziergänger auf den Weißstorchschutz<br />

h<strong>in</strong>zuweisen und weitere F<strong>in</strong>anzen für den praktischen<br />

Weißstorchschutz zu erschließen. Nach der schrift -<br />

lichen Information von über hundert und der persönlichen<br />

Ansprache mehrerer Dutzend potentieller Geldgeber gelang<br />

es gerade e<strong>in</strong>mal, vier Horstpaten für e<strong>in</strong>ige Jahre zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Damit stand der durch viel persönliches Engagement<br />

getragene Aufwand zur Sponsorensuche <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em akzep -<br />

tablen Verhältnis zum Erfolg. Unbed<strong>in</strong>gt noch zu erwähnen<br />

ist, daß im Rahmen e<strong>in</strong>es vom LfUG vergebenen Werk -<br />

vertrages e<strong>in</strong>e Sammlung von filmischen Dokumenten auf<br />

Videobasis zu verschiedenen Aspekten des Weißstorchschutzes<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> erfolgte. W. Gle<strong>in</strong>ich, W. Taubert und<br />

weitere Mitarbeiter haben <strong>in</strong>teressantes und <strong>in</strong>struktives<br />

Material zusammen getragen bzw. selbst aufgenommen, welches<br />

jedoch noch weiter bearbeitet werden muß.<br />

Der Fachwelt wurde das sächsische <strong>Artenschutzprogramm</strong><br />

Weißstorch <strong>in</strong> mehreren Vorträgen sowie Veröffentlichungen<br />

(z.B. BÄßLER 1993, 1994, 1996, 1998; BÄßLER & SCHIMKAT<br />

1999; HUMMITZSCH & BÄßLER 1996; MÜLLER 1994, SCHIM-<br />

KAT & SCHRACK 1997) sowie als Poster auf der Internationalen<br />

Weißstorchtagung des Naturschutzbundes Deutschland<br />

und der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz vom 26.–<br />

29.9.1996 <strong>in</strong> Hamburg vorgestellt (SCHIMKAT 1996).<br />

In <strong>Sachsen</strong> fanden <strong>in</strong> den letzten Jahren drei landesweite<br />

Treffen der Weißstorchschützer statt: das vom Sächsischen<br />

Landesamt für Umwelt und Geologie veranstaltete „Kolloquium<br />

zum <strong>Artenschutzprogramm</strong> für den Weißstorch<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“ <strong>in</strong> Coswig (21.4.1995), das vom Naturschutz -<br />

<strong>in</strong>stitut AG Region Leipzig ausgerichtete „NABU-Storchensem<strong>in</strong>ar“<br />

im Teichhaus Eschefeld (17./18.3.2000)<br />

sowie zuletzt die „Weißstorch-Tagung“ <strong>in</strong> Neschwitz<br />

(14./15.7.2000) auf E<strong>in</strong>ladung des Sächsischen Landes -<br />

amtes für Umwelt und Geologie, des Landesverbandes<br />

<strong>Sachsen</strong> des Naturschutzbundes und der Sächsischen Vogelschutzwarte<br />

Neschwitz.


6.5 Organisation und Betreuernetz des Weißstorchschutzes<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

6.5.1 Verantwortliche Behörden<br />

Für den Weißstorchschutz s<strong>in</strong>d gemäß den gesetzlichen Bestimmungen<br />

die Naturschutzbehörden (SMUL), Regierungs -<br />

präsidien, untere Naturschutzbehörden bzw. die Fachbe -<br />

hör den (LfUG, StUFÄ) zuständig. Für Vorbereitung und<br />

fach liche Begleitung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es ist das<br />

LfUG, für Durchführung und Umsetzung die oberste Naturschutzbehörde<br />

des <strong>Freistaat</strong>es verantwortlich. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

Fragen des örtlichen Weißstorchschutzes stehen zunächst<br />

die unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter als<br />

zuständige Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Zu Fragen der Lebensraumgestaltung, des Nestbaues und<br />

Nestschutzes beraten <strong>in</strong> der Region auch die<br />

Biosphärenreservatsverwaltung<br />

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

Alte Försterei<br />

02906 Mücka<br />

bzw. der<br />

Fördervere<strong>in</strong> für die Natur der Oberlausitzer Heide- und<br />

Teichlandschaft e.V.<br />

Tauerhaus „Im Erlengrund“<br />

02906 Klitten / Tauer<br />

6.5.2 Institutionen für den Weißstorchschutz auf privater<br />

Grundlage<br />

In allen Stadt- und Landkreisen mit Weißstorchvorkommen<br />

arbeiten ehrenamtliche Betreuer (E<strong>in</strong>zelpersonen und Kollektive,<br />

<strong>in</strong>sbesondere NABU-Arbeitsgruppen), die sich vor<br />

allem auf die Bestandserfassung und die Nestbetreuung<br />

konzentrieren. Dabei werden sie durch die Fachgruppen und<br />

die Naturschutz<strong>in</strong>stitute des NABU <strong>in</strong> Dresden, Leipzig und<br />

Freiberg unterstützt, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

weitere Schutzmaßnahmen und Forschungsarbeiten<br />

durchführen.<br />

6.5.3 E<strong>in</strong>richtungen zur Pflege flugunfähiger oder verletzter<br />

Weißstörche<br />

In akuten Notfällen (z. B. verletzte Weißstörche) kann versucht<br />

werden, die Hilfe Zoologischer Gärten, Tierparks und<br />

Wildtierauffangstationen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Dies s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> u. a.:<br />

Naturschutzstation Schloß Neschwitz e. V., Park 1, 02699<br />

Neschwitz<br />

Wildvogelauffangstation D. Her<strong>in</strong>g, Beethovenstraße 22 b,<br />

E<strong>in</strong>gang Brückenstraße, 01689 We<strong>in</strong>böhla<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Abb. 94: Informationstafel am Weißstorchnest <strong>in</strong> Bärwalde/<br />

Lkr. Meißen Foto: U. Materni<br />

Zoologischer Garten Leipzig Zoologischer Garten Dresden<br />

Pfaffendorfer Str. 29 Tiergartenstr. 1<br />

04105 Leipzig 01219 Dresden<br />

Tiergarten Delitzsch Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Rosental 60 Zittauer Str. 43<br />

04509 Delitzsch 02826 Görlitz<br />

Tierpark Chemnitz Tierpark Weißwasser<br />

Nevoigtstr. 14c Teichstr. 56<br />

09117 Chemnitz 02943 Weißwasser<br />

Tiergarten Hoyerswerda Tierpark Hirschfeld<br />

Am Haag 15 08144 Hirschfeld<br />

02977 Hoyerswerda b. Zwickau<br />

Im Grenzgebiet zu <strong>Sachsen</strong>-Anhalt wird der Storchenhof<br />

Loburg (Landkreis Anhalt-Zerbst), Chausseestr. 18, 39279<br />

Loburg weiterhelfen.<br />

Totfunde s<strong>in</strong>d den zuständigen naturkundlichen Museen<br />

(Leipzig, Chemnitz, Dresden, Kamenz und Görlitz) zuzuleiten.<br />

91


6.5.4 Weißstorch-Gebietsbetreuer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Die Basis der E<strong>in</strong>teilung der Betreuer ist die Kreisstruktur<br />

vor der Gebietsreform 1994. In mehreren Kreisen arbeiten<br />

die Betreuer geme<strong>in</strong>sam mit Kollektiven.<br />

Im Regierungsbezirk Chemnitz s<strong>in</strong>d die genannten Personen<br />

im wesentlichen Nestbetreuer, d. h. gegenüber Dresden<br />

und Leipzig (noch) nicht für den jeweiligen gesamten Kreis<br />

zuständig.<br />

Koord<strong>in</strong>atoren auf Landesebene:<br />

W. Herschmann,<br />

J. Schimkat<br />

Koord<strong>in</strong>atoren auf Ebene der Regierungsbezirke:<br />

Regierungsbezirk Dresden W. Herschmann (seit 1987)<br />

Regierungsbezirk Leipzig G. Erdmann (seit 1993)<br />

(Vorgänger:<br />

W. Kle<strong>in</strong>ert 1989 – 1990<br />

W. Engelmann 1970 – 1989<br />

E. Hummitzsch 1949 – 1969)<br />

Regierungsbezirk Chemnitz Dr. U. He<strong>in</strong>rich (seit 1994)<br />

Koord<strong>in</strong>atoren auf Kreisebene:<br />

Regierungsbezirk Dresden<br />

Bautzen Dr. R. Schlegel<br />

Bischofswerda W. Herschmann<br />

Dippoldiswalde B. Kafurke<br />

Dresden Dr. P. Hummitzsch<br />

Freital B. Kafurke<br />

Görlitz Dr. A. Gebauer<br />

Großenha<strong>in</strong> P. Reuße<br />

Hoyerswerda H. Menzel<br />

Kamenz L. Gliemann<br />

Löbau J. Benitz<br />

Meißen B. Katzer<br />

Niesky F. Menzel<br />

Pirna W. Herschmann<br />

Riesa O. Gambke<br />

Sebnitz W. Herschmann<br />

Weißwasser E. Grünke<br />

Zittau D. Spittler<br />

Regierungsbezirk Leipzig<br />

Borna A. Fischer<br />

Delitzsch D. Wend<br />

Eilenburg D. Wend<br />

Geitha<strong>in</strong> H. Bauer<br />

Grimma B. Holfter<br />

Leipzig G. Erdmann<br />

Oschatz R. Krönert<br />

Torgau H. Doms, H. Slomma<br />

Wurzen J. Müller<br />

(Vorgänger: H. Teichmann)<br />

92<br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Regierungsbezirk Chemnitz<br />

Brand-Erbisdorf J. Schulenburg<br />

Glauchau H. Fritsche<br />

Ha<strong>in</strong>ichen H. Selbmann<br />

Marienberg W. Reimann<br />

Plauen U. Schröder<br />

Rochlitz H. Selbmann<br />

Zwickau J. Kupfer<br />

Artspezialisten im Auftrag des LfUG<br />

(RAU & ZÖPHEL 2000):<br />

Regierungsbezirk Chemnitz Dr. U. He<strong>in</strong>rich<br />

(als Mitarbeiter<strong>in</strong> des StUFA<br />

Chemnitz)<br />

Regierungsbezirk Dresden J. Schimkat<br />

Regierungsbezirk Leipzig G. Erdmann<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> J. Schimkat<br />

Für die Ermittlung der jährlichen Brutstatistik werden die<br />

von den Kreisbetreuern erfaßten Daten von den Artspezialisten<br />

(auf Bezirksebene) zusammengefaßt und diese dann<br />

von J. Schimkat (unter Mitarbeit von Dr. R. Bäßler) zum<br />

Landesergebnis zusammengestellt.<br />

6.5.5 Erfolge und Probleme des Weißstorchschutzes <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong><br />

Die positiven Seiten der sächsischen Weißstorchbetreuung<br />

s<strong>in</strong>d derzeit:<br />

1. stabiles Betreuernetz auf den Ebenen Regierungsbezirk,<br />

(Alt-)Kreis sowie Neststandort<br />

2. Sicherung jährlicher Berichte und deren Fortschreibung<br />

für (Alt-)Kreise, Regierungsbezirke und das gesamte<br />

Land <strong>Sachsen</strong><br />

3. gute Öffentlichkeitsarbeit<br />

4. gute Erfolge beim Schutz der Neststandorte und erste Erfolge<br />

beim Lebensraumschutz<br />

5. regelmäßige Mitarbeit <strong>in</strong> der BAG Weißstorchschutz des<br />

NABU (Leiter: Dr. Chr. Kaatz) – zur Zeit alternierend<br />

durch Dr. R. Bäßler, W. Herschmann, G. Erdmann und J.<br />

Schimkat wahrgenommen.<br />

Es gibt jedoch auch e<strong>in</strong>e Reihe von Problemen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />

1. Die Gliederung der Brutberichte nach der neuen Kreisstruktur<br />

wird künftig erforderlich; wegen der notwendigen<br />

Vergleichbarkeit müssen jedoch die Brutberichte<br />

entsprechend der alten Kreisstruktur fortgeführt werden.<br />

Diese Doppelarbeit mit der nestbezogenen Zuordnung zu<br />

Alt- und aktuellem Kreis ist künftig ehrenamtlich kaum<br />

noch zu leisten.


2. Es gibt langfristig Nachwuchssorgen für Nestbetreuer<br />

und Kreisbetreuer.<br />

3. Die ehrenamtlich tätigen Kreisbetreuer s<strong>in</strong>d mit der Erfassung<br />

der Reproduktionsdaten <strong>in</strong> den jetzt abgegrenzten<br />

Bearbeitungsgebieten (Alt-Kreisen), mit der Erfassung<br />

der Verlustursachen, mit Statistiken, Berichten,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und akuten Schutzmaßnahmen<br />

(z. B. Schutz der Nistplätze) ausgelastet. Die nötigen<br />

Anstrengungen zum Lebensraumschutz erfordern e<strong>in</strong>en<br />

hohen Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung<br />

und können zusätzlich von ihnen nicht bzw. nur teilweise<br />

geleistet werden. Andere Kapazitäten s<strong>in</strong>d derzeit nicht<br />

vorhanden.<br />

4. Die Organisation des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es Weißstorch<br />

kann nicht zusätzlich durch die genannten Personen<br />

realisiert werden. Das f<strong>in</strong>anziell begründete Fehlen<br />

e<strong>in</strong>er landesweit tätigen Koord<strong>in</strong>ierungsstelle für das<br />

<strong>Artenschutzprogramm</strong> beh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e zügige Umsetzung<br />

der erarbeiteten Objektlisten zusätzlich.<br />

5. Hauptproblem der Organisation der Weißstorchbetreuung,<br />

der Koord<strong>in</strong>ation des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es und<br />

der Durchführung der lebensraumbezogenen Schutzmaßnahmen<br />

ist die nicht ausreichende f<strong>in</strong>anzielle Förderung.<br />

Trotz e<strong>in</strong>iger Probleme kann jedoch festgestellt werden,<br />

daß mit der E<strong>in</strong>richtung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es e<strong>in</strong><br />

Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />

Abb. 95: Störche auf den Michelsteichwiesen; Juli 1997,<br />

Mücka/NOL Foto: W. Klauke<br />

beträchtlicher Schub im sächsischen Weißstorchschutz erreicht<br />

wurde. Dies betrifft nicht nur die artenschutzbezogene<br />

Forschung, sondern auch die weitere wissenschaftliche<br />

Beschäftigung mit dieser Tierart. Vor allem jedoch<br />

konnten beachtliche Erfolge beim nistplatzbezogenen<br />

Schutz, Fortschritte beim Beseitigen bzw. M<strong>in</strong>dern von<br />

Gefährdungen und bei der Behandlung verletzter bzw.<br />

kranker Vögel sowie lokale Verbesserungen <strong>in</strong> den Lebensräumen<br />

durch praktische Artenschutzmaßnahmen erreicht<br />

werden.<br />

Abb. 96: Nest auf Gärtnerei-Schornste<strong>in</strong>; 1991, Sproitz / Lkr. NOL Foto: F. Menzel<br />

93


7 Literatur<br />

BAG WEIßSTORCHSCHUTZ (2000): Weißstorcherfassung 1999<br />

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MENZEL, F. & MENZEL, H. (1980): Zum Vorkommen des<br />

Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />

von 1973 bis 1978. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz<br />

53, 8: 1 – 16<br />

MENZEL, F. & MENZEL, H. (1988): Zum Vorkommen des<br />

Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />

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Weißstorches, Ciconia c. ciconia (L.), <strong>in</strong> der Oberlausitz<br />

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unveröffentlicht, im Auftrag des LfUG<br />

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Thema: Westeuropäische Zugscheide des Weißstorches.<br />

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11: 66 – 68


8 Tabellenverzeichnis<br />

Seite<br />

Tab. 1: Bestandszahlen (<strong>in</strong> Paaren) des Weißstorches<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Ländern Mitteleuropas<br />

(Angaben aus BOETTCHER-STREIM & SCHÜZ<br />

1989, SCHULZ 1999)...........................................10<br />

Tab. 2: Ansiedlungen des Weißstorches im<br />

Regierungsbezirk Chemnitz <strong>in</strong> neuerer Zeit ......14<br />

Tab. 3: Ausdehnung des Weißstorch-Verbreitungsgebietes<br />

im Regierungsbezirk Dresden <strong>in</strong><br />

südliche Richtung ..............................................14<br />

Tab. 4: Altkreise mit hohen Storchendichten<br />

(HPa/100 km 2 ) 1958 und 1999 ..........................15<br />

Tab. 5: Ber<strong>in</strong>gungszahlen des Weißstorches <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>, aufgeschlüsselt auf die Territorien<br />

der heutigen Kreise ............................................20<br />

Tab. 6: Wiederfunde (WF) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter<br />

Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen Bundesländern<br />

Deutschlands und <strong>in</strong> anderen Staaten .....22<br />

Tab. 7: Zahlen der mit R<strong>in</strong>gen anderer Ber<strong>in</strong>gungszentralen<br />

ber<strong>in</strong>gten und <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wiedergefundenen<br />

Weißstörche....................................23<br />

Tab. 8: Entfernungen der Herkunftsorte von fremden<br />

Weißstörchen, die sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> angesiedelt<br />

bzw. möglicherweise angesiedelt<br />

haben..................................................................31<br />

Tab. 9: Umsiedlungsentfernungen bei der ersten<br />

Brut folgeansiedlung...........................................33<br />

Tab. 10: Wiederfundmatrix der Totfunde sächsischer<br />

Weiß störche (1964–98) ....................................34<br />

Tab. 11: Lebenstafel sächsischer Weißstörche<br />

(1964 – 83)..........................................................35<br />

Tab. 12: Standorte von Weißstorchnestern <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

(1994).................................................................38<br />

Tab. 13: Neststandorte des Weißstorchs <strong>in</strong> der DDR<br />

(SCHILDMACHER 1960 und 1975)........................39<br />

Tab. 14: Entwicklung der Wahl der Neststandorte<br />

des Weißstorchs <strong>in</strong> der Niederlausitz von<br />

1974 bis 1995 (KÖHLER 1999) ...........................39<br />

Tab. 15: Verteilung der Neststandorte auf Grünlandklassen<br />

im Nestnahbeich sowie äußeren<br />

Bereich des kartierten Nahrungshabitates<br />

(1994). Kreis I = Grünland im Nestnahbereich,<br />

Kreis A = Grünland im äußeren<br />

Bereich des Nahrungshabitates..........................43<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Seite<br />

Tab. 16: Untersuchte Brutplätze und Aspekte für<br />

deren Auswahl ...................................................43<br />

Tab. 17: E<strong>in</strong>schätzung der Häufigkeit verschiedener<br />

Nahrungskomponenten anhand von Beobachtungen<br />

an e<strong>in</strong>igen Brutplätzen.<br />

1 = ke<strong>in</strong>e bis wenig, 2 = mäßig, 3 = viel............44<br />

Tab. 18: Nahrungsangebot auf ausgewählten Grünlandflächen<br />

<strong>in</strong> Brutplatznähe.<br />

1 = ohne bis ger<strong>in</strong>g, 2 = mäßig, 3 = hoch ..........44<br />

Tab. 19: Nutzung der potentiellen Nahrungsflächen<br />

(= landwirtschaftliche Nutzflächen + Brachland)<br />

durch die Weißstorchpaare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

3 km-Radius um verschiedene Brutplätze.<br />

In Spalte 2 ist außer der Gesamtfläche<br />

jeweils auch die Grünland- (G), Feuchtgebiets-<br />

(F) und Ackerfläche (A) angegeben. .....45<br />

Tab. 20: Brutberichte zu den untersuchten Standorten<br />

für die Jahre 1985 bis 1994................................45<br />

Tab. 21: Entwicklung der Tierbestände und Futterflächen<br />

im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong>. (Quelle:<br />

Sächsische Agrarberichte 1993 und 1998,<br />

Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft,<br />

Ernährung und Forsten)..........................48<br />

Tab. 22: Entwicklung des Anbaus von Mähdruschfrüchten<br />

im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (% des Ackerlandes)<br />

(Quelle: Sächsischer Agrarbericht<br />

1993, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />

Landwirtschaft, Ernährung und Forsten) ...........48<br />

Tab. 23: Todesursachen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />

(nur Funde mit bekannter Ursache).......52<br />

Tab. 24: Materialliste für Nestunterlage „Modell<br />

Großenha<strong>in</strong>“.......................................................67<br />

Tab. 25: Materialliste für Nestunterlage „Modell<br />

Tesch ner“ ............................................................67<br />

Tab. 26: Materialliste für Dachreiter ...............................69<br />

Tab. 27: Materialliste für Vorrichtungen zur Mastbesteigung<br />

..........................................................70<br />

Tab. 28: Vorkommen ausgewählter Arten im Projektgebiet<br />

Sohlwiesen Großdittmannsdorf...............85<br />

101


9 Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abb. 1: Klappernde Weißstörche auf dem Nest;<br />

14.06.1992, Deutschbaselitz/Lkr. Kamenz<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Tamke ...........................2<br />

Abb. 2: Weißstorch auf Nahrungssuche<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski......................8<br />

Abb. 3: Bestandsentwicklung des Weißstorchs <strong>in</strong><br />

Deutsch land von 1983 bis 1999; Angaben<br />

aus KAATZ (1999) und BAG WEIßSTORCH-<br />

SCHUTZ (1997–2000)........................................11<br />

Abb. 4: Weißstorch bei der Nahrungssuche im<br />

Flach wasser, Foto: Archiv LfUG, H. Rank.......11<br />

Abb. 5: Zwei besetzte Weißstorchnester auf e<strong>in</strong>em<br />

Gebäude mit Weichdach; Dauban/Lkr.<br />

NOL (hist. Aufnahme)<br />

Foto: Archiv LfUG, ILN .................................11<br />

Abb. 6 : Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

im Jahre 1961...................................................12<br />

Abb. 7: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

im Jahre 1979...................................................13<br />

Abb. 8: Vorkommen des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

im Jahre 1999...................................................13<br />

Abb. 9: Fliegender Weißstorch<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Schipke.......................15<br />

Abb. 10: Bestandsentwicklung des Weißstorchs<br />

(Nestpaare gesamt) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum<br />

1950 bis 1999............... ............................16<br />

Abb. 11: Weißstorchgelege<br />

Foto: P. Reuße .................................................17<br />

Abb. 12: Jährlicher Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> im Zeitraum 1950 bis<br />

1999 .................................................................17<br />

Abb. 13: Fortpflanzungserfolg des Weißstorchs <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> 10-Jahres-Abschnitten; dargestellt<br />

s<strong>in</strong>d jeweils das arithmetische<br />

Mittel, die Standardabweichung und die<br />

Spanne der Werte.............................................18<br />

Abb. 14: Nestkampf; 10.04.1981, Wartha/Lkr.<br />

Kamenz, Foto: Archiv LfUG, R. Schipke .......18<br />

Abb. 15: Fünf Junge im Nest; 01.08.1993, Böhla/<br />

Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ..........18<br />

102<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abb. 16: Jährliche Anzahl ber<strong>in</strong>gter Weißstörche<br />

von 1964 bis 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> .........................19<br />

Abb. 17: Anzahl der Ber<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kreisen.............................................................21<br />

Abb. 18: Vergleich zwischen der Jungvogelzahl und<br />

der Anzahl ber<strong>in</strong>gter Jungvögel <strong>in</strong> denjenigen<br />

Kreisen vor der Kreis gebietsreform,<br />

<strong>in</strong> denen im Zeitraum 1964 – 94 mehr als<br />

1000 Jungvögel registriert wurden ..................21<br />

Abb.19: Entwicklung der Wiederfundzahlen <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> mit Hiddensee-R<strong>in</strong>gen markierter<br />

Weißstörche im Zeitraum 1964 bis 1998 ........23<br />

Abb. 20: Weißstorch-Ansammlung am 15.08.1998<br />

bei Lenz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>. Insgesamt<br />

hielten sich 170 Weißstörche auf<br />

der Nahrungsfläche auf. Foto: P. Reuße........24<br />

Abb. 21: Wiederfundentfernungen und -richtungen<br />

sächsischer Weißstörche während des<br />

ersten Wegzuges..............................................25<br />

Abb. 22: Wiederfundentfernungen sächsischer<br />

Weißstörche im ersten Lebensjahr; dargestellt<br />

s<strong>in</strong>d jeweils der Median und die<br />

Spanne der festgestellten Entfernungen<br />

(n =307) ...........................................................26<br />

Abb. 23a: Zugwege und Aufenthalt sächsischer Weißstörche<br />

im ersten Lebensjahr ...........................26<br />

Abb. 23b und c: Zugwege und Aufenthalt sächsischer<br />

Weißstörche ab dem 2. Lebensjahr..................26<br />

Abb. 24: Mediane und Spannen der Wiederfundentfernungen<br />

von Weißstörchen sowie der<br />

Anteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 200km-Radius während<br />

der 1.– 4. „Brutzeit“ (Entfernungsachse<br />

logarithmisch skaliert) .....................................27<br />

Abb. 25: Verteilung sämtlicher Wiederfunde<br />

sächsischer Weiß störche während des<br />

Zuges (n = 525).............................................27<br />

Abb. 26: Herkunftsorte während ihres ersten Wegzuges<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> festgestellter, fremder<br />

Weißstörche (n = 109) ..................................27<br />

Abb. 27: Zeitliches Auftreten von Weißstörchen<br />

fremder Herkunft während des ersten<br />

Wegzugs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ........................................28<br />

Abb. 28: Alter sächsischer Weißstörche bei der<br />

Erstfeststellung als Brutvogel..........................29


Seite<br />

Abb. 29: Verteilung der Ansiedlungsrichtungen sächsischer<br />

Weißstörche (nur Brutnachweise,<br />

n=320). Die Länge der Balken gibt die<br />

Häufigkeit der Funde <strong>in</strong> der jeweiligen<br />

Richtung an......................................................29<br />

Abb. 30: Ansiedlungsentfernungen sächsischer<br />

Weißstörche .....................................................30<br />

Abb. 31: Herkunftsorte der Weißstörche, die außerhalb<br />

<strong>Sachsen</strong>s als Nestl<strong>in</strong>ge ber<strong>in</strong>gt und<br />

später <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> als Brutvögel oder<br />

potentielle Brutvögel zur Brutzeit festgestellt<br />

wurden (n = 191).................................32<br />

Abb. 32: Kunststoff-Schnüre als Todesursache bei<br />

e<strong>in</strong>em nestjungen Weißstorch; 09.07.1994,<br />

Re<strong>in</strong>ersdorf / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße .................................................33<br />

Abb. 33: Altersspezifische Mortalität sächsischer<br />

Weiß störche .......................................................35<br />

Abb. 34: Vergleich der altersspezifischen Sterblichkeiten<br />

der Jahrgänge 1964 – 81 und 1982 –<br />

98 .....................................................................35<br />

Abb. 35: Zusammenhang zwischen der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Tot fund rate im ersten Lebensjahr und der<br />

Rate der durch Freileitungen verursachten<br />

Tot funde von Störchen im ersten<br />

Lebensjahr .......................................................35<br />

Abb. 36: Überlebenskurve der Weißstörche des<br />

sächsischen Brutbestandes basierend auf<br />

den Letzt beobach tungen (n = 479) .................36<br />

Abb. 37: Häufigkeitsverteilung der Wiederfunde sächsischer<br />

Weißstörche <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Altersklassen....................................................36<br />

Abb. 38: Alterstruktur des sächsischen Weißstorchbrut<br />

bestandes......................................36<br />

Abb. 39: Nest auf e<strong>in</strong>em Kirchendach <strong>in</strong> Staupitz;<br />

1994, Lkr. Torgau-Oschatz<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf.................37<br />

Abb. 40: Nest auf Schornste<strong>in</strong>, Fabrikgelände an der<br />

Kirche; 1994, Pristäblich/Lkr. Delitzsch<br />

Foto: J. Hennersdorf ........................................37<br />

Abb. 41: Nest auf Giebelstützen; 18.07.1993,<br />

Wa<strong>in</strong>sdorf/ Land Brandenburg (an der<br />

sächsischen Grenze), Foto: P. Reuße...............38<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abb. 42: Nest auf Nisthilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eiche; 1994,<br />

Vier eichen/ Lkr. NOL, Foto: W. Klauke ........39<br />

Abb. 43: Nest (Nisthilfe) auf abgestorbener Fichte;<br />

1994, Rietschen / Lkr. NOL<br />

Foto: W. Klauke ..............................................39<br />

Abb. 44: Nest auf e<strong>in</strong>em Apfelbaum; 19.06.1983,<br />

Volkersdorf /Lkr. Meißen<br />

Foto: Archiv LfUG, J. Hennersdorf.................40<br />

Abb. 45: Nahrungssuche auf e<strong>in</strong>er Wiese<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski....................41<br />

Abb. 46: Weißstorch-Paar, e<strong>in</strong> Partner br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en<br />

„Be grü ßungsstrauß“; 10.05.1973, Ste<strong>in</strong>itz/<br />

Lkr. Kamenz<br />

Foto: Archiv LfUG, R. Schipke.......................42<br />

Abb. 47: Häufigkeitsverteilung der Gründlandflächen<br />

nach Größenklassen im Umkreis<br />

von 2 km um das Nest von 255 Weißstorchbrutplätzen<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ...........................42<br />

Abb. 48: Beziehung zwischen Grünlandanteil des<br />

Umlandes und mittlerem Bruterfolg im<br />

Zeitraum 1989–98 an 255 Brutplätzen<br />

des Weißstorchs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.............................42<br />

Abb. 49: Weißstorch und Graureiher nutzen e<strong>in</strong>e<br />

Nahrungsquelle, Foto: P. Reuße......................43<br />

Abb. 50: Weißstorch im Nahrungsgebiet; 1995,<br />

Kodersdorf (Rengersdorf) Lkr. NOL<br />

Foto: A. Gebauer .............................................46<br />

Abb. 51: W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong> der näheren Umgebung<br />

des Neststandortes; 2000, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf,<br />

Kle<strong>in</strong>röhrsdorf/Lkr. Kamenz<br />

Foto: F. Förster .............................................S.47<br />

Abb. 52: Rastende Weißstörche auf Hochspannungsfreileitungsmast;<br />

10.08.1995,<br />

Colmnitz/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße .................................................49<br />

Abb. 53: Auf dem Nest vom Blitz erschlagener<br />

Altvogel (13.08.1998); 15.08.1998, Böhla/<br />

Lkr. Riesa-Gro ßen ha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße .................................................50<br />

Abb. 54: Während e<strong>in</strong>es Nestkampfes abgeworfene<br />

Weißstorchnestl<strong>in</strong>ge; 04.06.1994,<br />

Stölpchen/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße .................................................50<br />

103


Seite<br />

Abb. 55: Plasteschnüre im Weißstorchnest;<br />

29.06.1998, Seerhausen /Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................51<br />

Abb. 56: Vergleich der Anteile der e<strong>in</strong>zelnen Todesursachen<br />

ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

und außerhalb Mitteleuropas ..................52<br />

Abb. 57: Räumliche Verteilung der Wiederfunde<br />

mit den wichtigsten Todesursachen.................53<br />

Abb. 58: Anteile der Todesursachen nach Altersklassen<br />

..........................................................53<br />

Abb. 59: Anteile der Todesursachen nach Zeiträumen<br />

.............................................................53<br />

Abb. 60: Lebenstafel und Matrizenmodell zum<br />

Weißstorch (s. auch Abkürzungsverzeichnis)......................................................54<br />

Abb. 61: Ber<strong>in</strong>gungshelfer bei der Ber<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es<br />

Nestl<strong>in</strong>gs; 09.07.1995, Rostig / Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................55<br />

Abb. 62: Kenngrößen des Populationsmodells...............56<br />

Abb. 63a: Entwicklung des Realbestandes (HPa3M),<br />

Dismigration (Z3M) und Stabilitätsdifferenz<br />

(DF3M) im Zeitraum 1961–1999...........57<br />

Abb. 63b: Entwicklung der Nettoreproduktionsrate<br />

(NR3M) und der Dismigrationsrate<br />

(ZR3M) ............................................................57<br />

Abb. 64: Nach der Ber<strong>in</strong>gung - neben den Jungen<br />

Utensilien für die Ber<strong>in</strong>gung sowie für die<br />

Ermittlung von Maßen und Gewichten;<br />

26.06.1999, Zabeltitz /Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>,<br />

Foto: P. Reuße ........................................58<br />

Abb. 65: Nest auf Schornste<strong>in</strong>lüfter e<strong>in</strong>es Stallgebäudes;<br />

15.07.1994, Göhra / Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................59<br />

Abb. 66: Dr. G. Creutz (re.), verdienstvoller sächsischer<br />

Weißstorchforscher und -schützer,<br />

geme<strong>in</strong>sam mit C. Biberste<strong>in</strong> bei der Vorbereitung<br />

e<strong>in</strong>er Weißstorchber<strong>in</strong>gung;<br />

27.06.1971, Wartha /Lkr. Kamenz<br />

Foto: R. Schipke............................................60<br />

Abb. 67: Massensterben von Nestl<strong>in</strong>gen nach<br />

Schlechtwetterperiode; 12.07.1996, Lkr.<br />

Riesa-Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ..................63<br />

104<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abb. 68: Beispiel für die Verbesserung von<br />

Nahrungshabitaten – Renaturierung des<br />

Scheidebaches; 1996, Drausendorf /<br />

Lkr. Löbau-Zittau, Foto: J. Gosteli..................65<br />

Abb. 69: Ausbildung e<strong>in</strong>er Grabentasche.......................65<br />

Abb. 70: Nestmast mit Trittstellen für Kontrolle und<br />

Ber<strong>in</strong>gung; Kreckwitz / Lkr. Bautzen<br />

Foto: S. Teschner.............................................66<br />

Abb. 71: Schornste<strong>in</strong>abdeckung zur Vermeidung<br />

des H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzens von Weißstörchen;<br />

1997, Dresden-Gohlis, Foto: S. Teschner........66<br />

Abb. 72: Nestunterlage ,,Modell Großenha<strong>in</strong>“ ..............67<br />

Abb. 73: Nestunterlage ,,Modell Teschner“...................68<br />

Abb. 74 Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage; April<br />

1994, Dresden-Cossebaude<br />

Foto: S. Teschner.............................................68<br />

Abb. 75: Verbreiterung e<strong>in</strong>er Nestunterlage<br />

(1 Felge, 2 Speiche).........................................68<br />

Abb. 76: Dachreiter ........................................................69<br />

Abb. 77: Betonmast mit Aufstiegsleiter („Modell<br />

Großenha<strong>in</strong>“) ..................................................70<br />

Abb. 78: Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Nestunterlage auf e<strong>in</strong>em<br />

Schornste<strong>in</strong> durch zwei Bergsteiger; 1997,<br />

Dresden-Leuben, Foto: S. Teschner ................70<br />

Abb. 79: Marderschutz ...................................................71<br />

Abb. 80: E<strong>in</strong> absturzgefährdetes Nest soll verkle<strong>in</strong>ert<br />

werden; 06.07.1988, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf /<br />

Lkr. Kamenz, Foto: S. Teschner......................72<br />

Abb. 81: Dra<strong>in</strong>age e<strong>in</strong>es Nestes......................................72<br />

Abb. 82: Schutzhauben auf stehenden Isolatoren;<br />

1998, Welxande/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße .................................................73<br />

Abb. 83: Holzgerüst als Nisthilfe; 1994, Lückersdorf<br />

/ Lkr. Kamenz, Foto: L. Gliemann...........74<br />

Abb. 84: Verletzter Weißstorch im Transportbehältnis<br />

(Jute sack), 6.12.99<br />

(Foto: A. Gebauer)...........................................76


Seite<br />

Abb. 85: Pflege e<strong>in</strong>es verletzten Weißstorches im<br />

Naturschutz-Tierpark Görlitz; April 1996<br />

Foto: A. Gebauer .............................................78<br />

Abb. 86: E<strong>in</strong>gliedern von aus abgeworfenen Eiern<br />

künst lich aufgezogenen jungen Weißstörchen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Weißstorchbrut; 25.06.1999, Villa Naturschutz-Tierpark<br />

Gör litz<br />

Foto: A. Gebauer .............................................79<br />

Abb. 87: Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe; auf dem<br />

Schornste<strong>in</strong> im H<strong>in</strong>tergrund „wartet“ das<br />

Brutpaar, das 1993 auf der neuen Nisthilfe<br />

2 Junge aufzog; 02.05.1993, Großdittmannsdorf,<br />

Foto: M. Schrack..........................80<br />

Abb. 88: Weißstorchnest auf Schornste<strong>in</strong> – im<br />

H<strong>in</strong>tergrund landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

im Elbtal; 08.06.1998, Dresden-<br />

Cossebaude, Foto: B. Katzer ...........................83<br />

Abb. 89: Erfolgreiche Weißstorch-Umsiedlung.<br />

Rechts im Bild mit Abweiser versehener<br />

alter Neststandort auf historischem Gebäude<br />

(Fasanenschlößchen) – l<strong>in</strong>ks im Bild neu<br />

errichtete Nisthilfe (Mast). 1993, Moritzburg<br />

/ Lkr. Meißen, Foto: S. Teschner .............84<br />

Abb. 90: Neugestalteter Weißstorch-Lebensraum<br />

<strong>in</strong> den Sohlwiesen bei Großdittmannsdorf;<br />

August 1998, Lkr. Meißen<br />

Foto: T. Rott.....................................................85<br />

Abb. 91: Jungstörche vor dem Ausfliegen;<br />

31.07.2000, Großraschütz/Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ............................86<br />

Abb. 92: Zugewachsenes Weißstorch-Nest;<br />

Quersa/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: H. Köppler..............................................88<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abb. 93: Weißstorch-Informationsveranstaltung <strong>in</strong><br />

der Schu le Re<strong>in</strong>holdsha<strong>in</strong>/Weißeritzkreis<br />

Foto: S. Teschner.............................................90<br />

Abb. 94: Informationstafel am Weißstorchnest <strong>in</strong> Bärwalde/Lkr.<br />

Meißen<br />

Foto: U. Materni..............................................91<br />

Abb. 95: Störche auf den Michelsteichwiesen;<br />

Juli 1997, Mücka/NOL<br />

Foto: W. Klauke ..............................................93<br />

Abb. 96: Nest auf Gärtnerei-Schornste<strong>in</strong>; 1991,<br />

Sproitz/Lkr. NOL, Foto: F. Menzel.................93<br />

Abb. 97: Wiesenmahd; 1998, Friedewald/Lkr.<br />

Meißen, Foto: U. Materni..............................110<br />

Abb. 98: Mahd zieht Weißstörche zur Nahrungs suche an;<br />

1999, Schönborn/Lkr.<br />

Kamenz, Foto: B. Lichtenberger ...................112<br />

Abb. 99: Nahrungssuchender Weißstorch auf abgeweideter<br />

Fläche; Mai 1996, Biehlen/Lkr. Oberspreewald-Lausitz<br />

(Brandenburg)<br />

Foto: R. Kam<strong>in</strong>ski..........................................112<br />

Abb. 100: Weißstorch auf 20kV-Mast mit Hängeisolatoren<br />

– weißstorchgerechte Ausbildung von Energie -<br />

freileitungs-Systemen – e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> Zukunft<br />

wichtigsten Aufgaben im Weißstorchschutz;<br />

1998, südlich von Thiendorf/Lkr. Riesa-<br />

Gro ßen ha<strong>in</strong>, Foto: P. Reuße ...........................113<br />

Abb. 101: Nestsanierung; März 1993, Zodel/NOL<br />

Foto: W. Klauke ............................................114<br />

Abb. 102: Nest auf Nisthilfe an e<strong>in</strong>er Ru<strong>in</strong>e;<br />

18.07.1998, Folbern/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong>,<br />

Foto: P. Reuße ......................................115<br />

105


10 Abkürzungsverzeichnis<br />

Ai<br />

Altersklassenmatrix<br />

A0<br />

Startmatrix<br />

b45<br />

Anteil der brütenden Vögel bei den Vierjährigen<br />

BAG Bundesarbeitsgruppe<br />

BP Brutpaar<br />

BV Brutvogel<br />

E- Elektro-<br />

Ex. Exemplar<br />

DF Stabilitätsdifferenz<br />

DF3M Mittelwert des jährlichen Fehlbetrags von<br />

Brutpaaren entsprechend der Nettoreproduk -<br />

tion bei drei aufe<strong>in</strong>ander folgenden Jahren<br />

DZ Durchzügler<br />

HPa Nestpaar (=Brut- oder Nestpaar) zur Brutzeit<br />

am Nest anwesend (HPm + HPo)<br />

HP5 – HP16 Nestpaare (5. – 16. Lebensjahr)<br />

HPa3M Mittelwert der Werte HPa dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />

folgender Jahre<br />

HPa realer Brutbestand des Jahres i +1<br />

HPG errechneter Brutpaarbestand des Jahres i +1<br />

HPG1 realer Brutbestand des Jahres i<br />

HPm Nestpaar mit flüggen (ausgeflogenen) Jungen<br />

HPm1 Nestpaar mit 1 flüggen Jungen (analog bei<br />

2–5 Jungen)<br />

HPo Nestpaar ohne flügge Junge, doch <strong>in</strong> der<br />

Brutzeit m<strong>in</strong>destens 4 Wochen am Nest<br />

HE Nest von E<strong>in</strong>zelstorch besetzt<br />

imm. immatur<br />

juv. juvenil<br />

JZ Anzahl der Jungen<br />

JZ1 Jungvögel im 1. Lebensjahr<br />

JZ1 – JZ4 Nichtbrüter, 1. – 4. Lebensjahr<br />

JZa Anzahl flügger Junge pro Nestpaar<br />

(HPa + HPo) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />

JZG Gesamtzahl flügger Junge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />

im Jahr<br />

JZm Anzahl flügger Junge pro Nestpaar mit Jungen<br />

(HPm) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsgebiet<br />

106<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

KULAP Kulturlandschaftsprogramm<br />

kV Kilovolt<br />

L Lebensjahr<br />

LfUG Sächsisches Landesamt für Umwelt und<br />

Geologie<br />

Lkr. Landkreis<br />

MTB-Q Meßtischblattquadrant<br />

NABU Naturschutzbund Deutschland<br />

NG Nahrungsgast<br />

Njg. Nestjunges<br />

NOL Niederschlesischer Oberlausitzkreis<br />

NR Verhältnis des Brutpaarbestandes aus der<br />

Nettoreproduktion zum Ausgangsbestand<br />

NR3M Mittelwert der Werte NR dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />

folgender Jahre<br />

NSI Naturschutz<strong>in</strong>stitut Region Dresden e.V.<br />

pi<br />

Überlebensrate (altersabhängig)<br />

RB Regierungsbezirk<br />

rDZ regelmäßiger Durchzügler<br />

rNG regelmäßiger Nahrungsgast<br />

SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz<br />

sM s<strong>in</strong>gendes Männchen<br />

SMUL Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt<br />

und Landwirtschaft<br />

StUFA Staatliches Umweltfachamt<br />

t1<br />

1 Jahr<br />

T Übergangsmatrix<br />

Tha Tausend Hektar<br />

üfl. überfliegend<br />

UNB Untere Naturschutzbehörde<br />

Z3M Mittelwert der jährlichen Dismigration Z<br />

dreier aufe<strong>in</strong>ander folgender Jahre<br />

ZR Verhältnis der jährlichen Dismigration Z<br />

zum Brutpaarbestand<br />

ZR3M Mittelwert der Werte ZR dreier aufe<strong>in</strong>ander<br />

folgender Jahre<br />

„H“ steht bei den entsprechenden Abkürzungen ursprünglich für „Horst“ und wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

hier so belassen. Ansonsten wurde der Begriff „Nest“ verwendet.


Anhang<br />

107


Anlage 1<br />

108<br />

Anhang<br />

Entwicklung Realbestand, Nettoreproduktion und Dismigration (1960–1999)<br />

Jahr HPa JZa HPa3M Z3M DF3M NR ZR NR3M ZR3M<br />

1961 119 1,55 0,871 0,341 0 0<br />

1962 144 2,33 117,67 0,938 0,225 0 0<br />

1963 128 1,8 130,33 22,71 -10,05 0,922 -0,038 0,91 0,176<br />

1964 143 2,31 138,33 18,64 -10,64 0,896 0,198 0,919 0,129<br />

1965 162 2,12 144,33 19,35 -13,35 0,891 0,213 0,903 0,125<br />

1966 186 2,24 163,67 32,24 -12,91 0,939 0,182 0,909 0,198<br />

1967 159 1,46 169 18,49 -13,15 0,924 -0,081 0,918 0,105<br />

1968 164 1,45 169,67 11,16 -10,49 0,953 0,076 0,939 0,059<br />

1969 175 1,78 166 4,79 -8,45 0,977 0,084 0,951 0,026<br />

1970 183 2,16 174 12,28 -4,28 0,991 0,052 0,974 0,071<br />

1971 199 2,39 185,67 16,87 -5,2 0,944 0,132 0,971 0,09<br />

1972 200 2,38 194 19,41 -11,08 0,893 0,112 0,942 0,099<br />

1973 187 1,52 195,33 18 -16,67 0,908 0,029 0,915 0,091<br />

1974 257 2,15 214,67 35,31 -15,98 0,956 0,304 0,919 0,148<br />

1975 248 1,98 230,67 29,47 -13,47 0,946 0,019 0,937 0,118<br />

1976 250 1,91 251,67 31,67 -10,67 0,96 0,048 0,954 0,124<br />

1977 260 2,03 252,67 15,73 -14,73 0,918 0,117 0,941 0,061<br />

1978 291 2,44 267 30,03 -15,7 0,936 0,164 0,938 0,11<br />

1979 274 1,88 275 24,83 -16,83 0,954 -0,013 0,936 0,089<br />

1980 313 1,96 292,67 32,48 -14,81 0,948 0,17 0,946 0,107<br />

1981 335 2,01 307,33 30,87 -16,21 0,933 0,128 0,945 0,095<br />

1982 282 1,45 310 18,97 -16,3 0,959 -0,14 0,947 0,053<br />

1983 306 1,75 307,67 11 -13,34 0,981 0,096 0,958 0,028<br />

1984 288 1,72 292 -4,72 -10,94 0,955 -0,015 0,965 -0,019<br />

1985 259 1,9 284,33 -0,63 -7,03 0,993 -0,105 0,976 -0,008<br />

1986 280 1,42 275,67 0,11 -8,78 0,959 0,113 0,969 -0,002<br />

1987 261 2,71 266,67 0,74 -9,74 0,941 -0,009 0,964 0<br />

1988 260 2,07 267 12,84 -12,51 0,961 0,036 0,953 0,047<br />

1989 299 2,29 273,33 19,27 -12,93 0,954 0,17 0,952 0,066<br />

1990 304 1,98 287,67 30,62 -16,29 0,911 0,104 0,942 0,103<br />

1991 285 1,33 296 25,72 -17,39 0,955 -0,019 0,94 0,085<br />

1992 311 1,82 300 19,8 -15,8 0,975 0,107 0,947 0,064<br />

1993 369 2,07 321,67 32,52 -10,85 0,962 0,189 0,964 0,092<br />

1994 356 2,33 345,33 36,35 -12,69 0,948 0,017 0,962 0,104<br />

1995 402 1,08 375,67 52,02 -21,69 0,904 0,2 0,938 0,135<br />

1996 445 1,47 401 57,09 -31,76 0,896 0,191 0,916 0,136<br />

1997 346 1,02 397,67 32,72 -36,05 0,928 -0,194 0,909 0,066<br />

1998 409 2,24 400 27,46 -25,13 0,996 0,158 0,94 0,052<br />

1999 413 1,77 389,33 11,01 -21,67 0,923 0,086 0,949 0,017<br />

Mittelwerte<br />

262,87 0,941 0,088


Anlage 2 Beispiel für Nahrungshabitatkartierung<br />

M Mähwiese<br />

GVW Großviehweide<br />

KVW Kle<strong>in</strong>viehweide<br />

Tr Mr Trocken-/Magerrasen<br />

Röhricht<br />

Naß-/Feuchtwiese<br />

➜<br />

➜<br />

Anhang<br />

Kartierungsfläche: Nest Kreckwitz, Lkr. Bautzen, Nestumkreis mit Radius 2km<br />

Legende:<br />

Gewässer<br />

Brache<br />

Weißstorchnest<br />

R Raps<br />

G Getreide<br />

M Mais<br />

Maßstab 1:25000<br />

K Klee<br />

L Luzerne<br />

FG Futtergetreide<br />

H Hackfrüchte<br />

GM Gemüse<br />

Sonstiges<br />

Darstellung auf Grundlage der Topographischen Karte 1 : 25 000 RD mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes<br />

<strong>Sachsen</strong>, Genehmigungsnummer: DN 692/01. Änderungen und thematische Ergänzungen durch den Herausgeber.<br />

Jede weitere Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Landesvermessungsamtes <strong>Sachsen</strong> und des Herausgebers.<br />

109


110<br />

Anhang<br />

Anlage 3 Aufwand zur Realisierung e<strong>in</strong>es Projektes für den Weißstorch-Lebensraumschutz<br />

Aufgabe Durchzuführende Arbeiten [nache<strong>in</strong>ander und / oder parallel]<br />

Fachliche Konzipierung – Auswertung <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch <strong>Sachsen</strong><br />

– Abstimmung mit Zustimmung der Flächennutzer<br />

(Term<strong>in</strong>absprache, persönliches Gespräch)<br />

– Gestaltung der Nutzungsänderung (Pachtvertrag, o.ä.)<br />

– Bereitstellung Projektunterlagen der Kommune<br />

– persönliche Absprachen<br />

Erstellung fachspezifischer – Auftragserteilung<br />

Unterlagen – projektspezifische Begleitung (Boden, Flora, Fauna u.a.)<br />

Projektierung – Auftragserteilung und Bereitstellung der Unterlagen<br />

– Abstimmung mit Naturschutzbehörden<br />

– Fachliche Begleitung der Projektierung<br />

– Projektabnahme<br />

E<strong>in</strong>holung Stellungnahme der Träger – Bereitstellung Projektunterlagen<br />

öffentl. Belange – Bearbeitung der Auflagen (u.a. wasserrechtl. Genehmigung)<br />

– Ausschreibung (Bereitstellung der Unterlagen, Zuschlagsvergabe)<br />

– Bauleitung<br />

– Abnahme<br />

Durchführung des Dauerbetriebes – Flächenbewirtschaftung<br />

– Objektsicherung<br />

– Kontrolle<br />

– Dokumentation<br />

Abb. 97: Wiesenmahd; 1998, Friedewald/Lkr. Meißen Foto: U. Materni


Anhang<br />

Anlage 4 Objektliste am Beispiel Niederschlesischer Oberlausitzkreis<br />

Objektliste – Übersicht 1995<br />

Regierungsbezirk: Dresden Kreis: Niederschl. Ol. – Kr.<br />

Nr. Objekt Priorität MTB-Q Bemerkungen Stand 2000<br />

Nestbezogene Maßnahmen:<br />

8 Maßnahmen an 32 Neststandorten<br />

Maßnahmen mit Bezug zu Elektroenergie-Anlagen:<br />

E<strong>in</strong>zelmaßnahmen:<br />

25 Förstgen hoch 4653-4 Grabenrenaturierung, Umwandlung<br />

Acker <strong>in</strong> Grünland,<br />

Renaturierung Mooraue am<br />

Tauerwiesenteich<br />

<strong>in</strong> Bearbeitung<br />

31 Zodel (Neißeaue) hoch 4755-4 Grünlandvernässung, Anlage Realisierung<br />

Kle<strong>in</strong>gewässer 2000<br />

45 Klitten / Kaschel hoch 4653-3 Vernässung durch Graben-<br />

Anstau, Wiesenpflege durch<br />

Staffelmahd<br />

realisiert<br />

76 Ebersbach-Königsha<strong>in</strong> niedrig 4855-2 Bachrenaturierung und Grün- nicht realisiert<br />

(Königsha<strong>in</strong>er Wasser) landvernässung<br />

77 Daubitz hoch 4554-4 Grünlandbewirtschaftung und<br />

Anlage Kle<strong>in</strong>gewässer<br />

nicht realisiert<br />

78 Kunnersdorf<br />

(Aue des Weißen Schöps)<br />

hoch 4755-3 Renaturierung Feuchtbiotop realisiert<br />

79 Ebersbach-Girbigsdorf-<br />

Kunnersdorf<br />

(Aue des Weißen Schöps)<br />

hoch 4855-2 Extensive Wiesenpflege KULAP<br />

80 Schleife-Trebendorf hoch 4455-3 Extensive Wiesenpflege KULAP<br />

94 Ödernitz mittel 4754-2 Grabenrenaturierung nicht realisiert<br />

95 Förstgen-Ölsa hoch 4754-1 Meliorationsrückbau, Umwandlung<br />

Acker <strong>in</strong> Grünland<br />

nicht realisiert<br />

96 Kosel mittel 4654-2 Umwandlung Acker <strong>in</strong> Feuchtgrünland,<br />

Meliorationsrückbau<br />

nicht realisiert<br />

97 Mücka mittel 4654-3 Renaturierung Mühlteich realisiert<br />

98 Quolsdorf mittel 4655-1 Grabenrenaturierung, Grünlandvernässung,<br />

Errichtung<br />

Nisthilfe<br />

nicht realisiert<br />

99 Hähnichen hoch 4655-1 Schaffung Feuchtgebiet auf<br />

Ruderalfläche, Grabenrenaturierung,<br />

Grünlandvernässung<br />

nicht realisiert<br />

100 Großsaubernitz hoch 4753-4 Wiederherstellung Feuchtgrünland<br />

(10 ha), Schaffung Gewässerrandstreifen<br />

mit anschl.<br />

Dauergrünland<br />

nicht realisiert<br />

113 Förstgen-Tauer niedrig 4653-4 Anlage Feuchtsenken,<br />

Vernässung durch Grabenstau<br />

realisiert<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Abt. Natur- und Landschaftsschutz<br />

111


112<br />

Anhang<br />

Abb. 98: Mahd zieht Weißstörche zur Nahrungssuche an; 1999, Schönborn/Lkr. Kamenz Foto: B. Lichtenberger<br />

Abb. 99: Nahrungssuchender Weißstorch auf abgeweideter Fläche; Mai 1996, Biehlen/Lkr. Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg)<br />

Foto: R. Kam<strong>in</strong>ski


Anhang<br />

Abb. 100: Weißstorch auf 20kV-Mast mit Hängeisolatoren – weißstorchgerechte Ausbildung von energiefreileitungs-Systemen<br />

– e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> Zukunft wichtigsten Aufgaben im Weißstorchschutz; 1998, südlich von Thiendorf/Lkr. Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße<br />

113


Abb. 101: Nestsanierung; März 1993, Zodel, NOL Foto: W. Klauke<br />

114


Abb. 102: Nest auf Nisthilfe an e<strong>in</strong>er Ru<strong>in</strong>e; 18.07.1998, Folbern/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong> Foto: P. Reuße


Sächsisches<br />

Landesamt<br />

für Umwelt<br />

und Geologie<br />

Ber<strong>in</strong>gter Weißstorch; 1994, Pressel/Landkreis Delitzsch<br />

Foto: J. Hennersdorf

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