Rägeboge - Ausgabe Nr. 30/2004 - Kath. Kirche Rüti - Dürnten
Rägeboge - Ausgabe Nr. 30/2004 - Kath. Kirche Rüti - Dürnten
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Informationen aus dem Pfarreirat<br />
<strong>Rüti</strong>-<strong>Dürnten</strong>-Bubikon<br />
In seiner offenen und unkomplizierten Art hat<br />
Tarcisi Venzin die Dreifaltigkeitspfarrei <strong>Rüti</strong>-<br />
<strong>Dürnten</strong>-Bubikon, wie auch seine Vorgänger, in<br />
einer Eigenart geprägt, die ausserordentlich<br />
war. Vieles ist durch ihn gewachsen oder geworden,<br />
wie z.B. der Pfarreirat. Die Oekumenischen<br />
Begegnungen verdienen auch erwähnt zu werden,<br />
immer wieder ist es gelungen, Persönlichkeiten<br />
nach <strong>Rüti</strong>-Tann zu holen.<br />
Anlässlich seiner Wahl zum Pfarrer vor 17 Jahren<br />
musste sich die Kirchgemeindeversammlung<br />
vom Saal des Vereinshauses in die <strong>Kirche</strong><br />
begeben, so gross war das Interesse am neuen<br />
Seelsorger. Und er enttäuschte nie. Mit den<br />
Schwesterkirchen verstand er es vorzüglich,<br />
auch da entstanden Freundschaften bis zum<br />
heutigen Tag und sicher auch darüber hinaus, er<br />
gewann das Vertrauen und die gegenseitige<br />
Achtung. Der Bündner Oberländer verbrachte<br />
42 Jahre Seelsorgetätigkeit im Kanton Zürich.<br />
Durch seinen Humor, die Neugierde und den Wagemut<br />
gewann er an all seinen Wirkungsstätten<br />
Freunde. Die Verbundenheit spielt bei Pfarrer<br />
Venzin eine grosse Rolle, auch Vernetzungen<br />
innerhalb des Bistums. Dass er sich nicht nur mit<br />
leeren Floskeln begnügt, wissen alle Gottesdienstbesucher.<br />
Seine Worte: "Schön, dass ihr da<br />
seid" kommen von Herzen. Man trennt sich nicht<br />
gerne von lieben Mitmenschen. Doch wie oft<br />
mussten wir, auch Tarcisi, Abschied nehmen auf<br />
dem Friedhof, für immer.<br />
Tarcisis Abschied ist ein Loslassen, so wie Eltern<br />
ihre Kinder gehen lassen, mit dem Vertrauen,<br />
dass sie das Zuhause nicht vergessen und in Zeiten<br />
der Not immer wieder zurückkehren dürfen.<br />
So lassen wir Tarcisi ziehen zu weiteren Stationen<br />
seiner Lebensreise. In Gedanken und im Gebet<br />
sind wir immer miteinander verbunden.<br />
Für die ganze Pfarrei war er immer ein guter<br />
Wegbegleiter, diese Zeit durften wir als eine intensive<br />
und bereichernde Zeit erleben. Dafür<br />
danken wir ihm ganz herzlich.<br />
Unterwegs<br />
mit<br />
Pfarrer Tarcisi Venzin<br />
RAGEBOGE<br />
Der wahre christliche Glaube hat eine tiefe<br />
Verwurzelung, dies spürte man bei Pfarrer<br />
Venzin besonders gut. Das Urvertrauen, das<br />
heute vielen Menschen fehlt, und die vielfältigen<br />
Angebote in Sachen «Selbstverwirklichung–Heilung–Esoterik…»<br />
verunsichern mehr als sie nützlich<br />
sind. Sein Urvertrauen steckte auch viele<br />
Leute an, auch Zweifler. So gesehen ist die <strong>Kirche</strong><br />
ein Ort, die ein Heimatgefühl anbietet, wenn<br />
man offen ist, um diese Botschaften zu spüren.<br />
Dazu braucht es manchmal Sternstunden, den<br />
Sinn nach der genutzten– oder eben ungenutzten<br />
Zeit zu erkennen, zu handeln, umzukehren…<br />
Das Gebet ist immer wertvoll – kommt Zeit,<br />
kommt Rat… Der Sinn nach der sinnvoll genutzten<br />
Zeit, sind Sterne, die aus der Ewigkeit grüssen.<br />
So wird Pfarrer Tarcisi Venzin mit einer Fülle<br />
von Sternstunden und Erlebnissen seiner 42–<br />
jährigen Tätigkeit im Kanton Zürich in die Surselva<br />
zu seinen Wurzeln zurückkehren.<br />
Sein Weg geht weiter, denn der Weg ist das Ziel.<br />
MARGRIT SIEBER,<br />
REDAKTIONSTEAM RÄGEBOGE<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>30</strong>/<strong>2004</strong>
Unterwegs mit Tarcisi in <strong>Kirche</strong>npflege,<br />
2<br />
Eine 42-jährige Ära geht zu Ende. Pfarrer Tarcisi<br />
Venzin zieht nach langer Tätigkeit im Kanton<br />
Zürich in seine Heimat zurück. Seine Seelsorgetätigkeit<br />
begann in Horgen. Acht Jahre war er<br />
dort Vikar, danach 17 Jahre Pfarrer in Bülach<br />
und ebenfalls 17 Jahre Pfarrer in Tann. Viele Jahre<br />
leitete er das Dekanat Winterthur,<br />
und als Pfarradministrator<br />
war er jahrelang für<br />
Hinwil zuständig. Tarcisi Venzin<br />
wird im ganzen Bistum<br />
sehr geschätzt. Dass er 1999<br />
zum Domherr des Bistums<br />
Chur gewählt wurde ist deshalb<br />
nicht weiter erstaunlich.<br />
Für unsere Pfarrei ist Tarcisi<br />
Venzin ein grosses Geschenk,<br />
eine echte Bereicherung. Er<br />
ist ein Pfarrer, wie man ihn<br />
sich wünscht. Durch seine<br />
grosse menschliche Kompetenz<br />
ist er ein massgebender<br />
Wegweiser geworden. Die<br />
starke Verwurzelung in seiner<br />
Heimat und die neu gebildeten<br />
Wurzeln in unserer<br />
Pfarrei haben ihn bodenständig<br />
und gelassen gemacht.<br />
Pfarrer Venzin hat überaus<br />
integrativ, nicht ausgrenzend,<br />
sondern einladend,<br />
grenzüberschreitend, ökumenisch<br />
gewirkt. Er ist weit<br />
über unsere Pfarrei hinaus zu<br />
einem christlichen Wegweiser<br />
geworden.<br />
Für mich persönlich ist Tarcisi<br />
Venzin ein gütiger Mensch<br />
mit einem grossen Herzen,<br />
ein echter Christ. Ich erlebe<br />
ihn aufstellend, humorvoll,<br />
intelligent, väterlich, glaubwürdig,<br />
grosszügig.<br />
Lieber Tarcisi, im Namen der <strong>Kirche</strong>npflege<br />
danke ich Dir ganz herzlich für Dein Unterwegs<br />
sein mit uns. Du hast uns begleitet und wir<br />
durften mit Dir einen Lebensabschnitt verbringen.<br />
Du hast unsere Pfarreigeschichte mitgeprägt.<br />
Du bist da gewesen, wenn man Dich<br />
brauchte. Du hast stets auf uns gehört und hast<br />
immer auch etwas von Dir preisgegeben. 17 Jahre<br />
haben uns gegenseitig näher gebracht, bei dir<br />
haben wir uns wohl gefühlt. Schön, dass Du da<br />
warst!<br />
KATH. KIRCHENPFLEGE RÜTI<br />
MARTIN VILLIGER,<br />
PRÄSIDENT<br />
Weil Tarcisi Venzin zu Beginn seiner Tätigkeit als<br />
Pfarrer nicht gleich alles anders und neu machen<br />
wollte und auch weil einige Überzeugungsarbeit<br />
geleistet werden musste, dauerte es ca. 5<br />
Jahre, bis der Pfarreirat auf seine Initiative hin<br />
gegründet wurde. Nach dem Motto „Wir können<br />
nicht allen alles sein, aber wir können einigen einiges<br />
sein“ wurde mit steten kleinen Schritten<br />
Zweck und Ressorts des Pfarreirates definiert,<br />
Leute für den Pfarreirat gesucht und in Zusammenarbeit<br />
mit dem Seelsorgeteam mit der<br />
Arbeit in der Pfarrei begonnen. Heute leisten die<br />
Mitglieder des Pfarreirats und dessen Spurgruppen<br />
wertvollen Einsatz in ihren Ressorts und<br />
Projekten zum Wohl der Pfarrei.<br />
Der Pfarreirat war und ist Tarcisi immer ein grosses<br />
Anliegen gewesen, er ist nur in Notfällen den<br />
Sitzungen ferngeblieben und hat durch aktive<br />
Teilnahme und engagierte Voten die Sitzungen<br />
massgeblich mitgeprägt. Die Mitglieder des Pfarreirats<br />
wurden von ihm ernst genommen und ein<br />
gutes Wort, Aufmerksamkeit, ein Lächeln oder<br />
ein Witz seinerseits trugen viel zur herzlichen<br />
Atmosphäre bei.<br />
Erstaunlich war, dass er als ältestes Mitglied des<br />
Pfarreirats oft in der vordersten Reihe agierte,<br />
wenn es um Kreativität, Visionen und Begeisterung<br />
ging. Sein Spruch „Me muess mal au öppis<br />
Verruckts mache, ja“ war oft der Startschuss zu<br />
unkonventionellen Ideen und Projekten. So war<br />
er mit seinem inneren Feuer und seinem Taten-
Pfarreirat und Dreifaltigkeitsstiftung<br />
drang wesentlich treibendende Kraft für die Anlässe<br />
zum Milleniumswechsel im Jahr 2000 und<br />
auch der „kick off“ zum grossen Jubelfest „125<br />
Jahre <strong>Kirche</strong> Tann“ ging von ihm aus.<br />
Es war ein Anliegen Tarcisi’s, dass alle Vereine<br />
und Gruppen in der Pfarrei selbständig und nicht<br />
personenabhängig arbeiten: „Wenn ich nüme da<br />
bin und alles gheit zäme, das wäre ganz falsch!“.<br />
Auch wir haben es gehört und so kann Tarcisi<br />
nun getrost ein weiteres Wegstück unter die Füsse<br />
nehmen, die Pfarrei wird weiterleben!<br />
Es war schön, mit dir unterwegs zu sein!<br />
SEPP BIAGGI,<br />
PFARREIRATSPRÄSIDENT<br />
Lieber Tarcisi<br />
„Abschied ist der Anfang der Erinnerung“. Auch<br />
wenn du lieber das Wort „Wegzug“ verwendest,<br />
ist dein Weggang für uns Mitglieder der Dreifaltigkeitsstiftung<br />
eben doch ein Abschied. - Häufig<br />
waren die Sitzungen nicht; du hast eingeladen,<br />
wenn Geschäfte besprochen und Entscheide gefällt<br />
werden mussten. Und doch werden wir die<br />
Zusammenkünfte vermissen.<br />
Wir haben an diesen Abenden eine<br />
ganz andere Seite unseres Pfarrers<br />
und Stiftungsratspräsidenten erlebt:<br />
den Vorsitzenden eines Liegenschaf-<br />
Dreifaltigkeit<br />
tenverwaltungsrates, der sich mit<br />
rechtlichen Fragen und Finanzentscheiden<br />
von grosser Tragweite auseinander<br />
setzen musste. Bestens vorbereitet<br />
und Ziel gerichtet hast du die<br />
Verhandlungen geführt. Immer aber<br />
hast du auch Zeit für Aussprachen gelassen,<br />
hast andere Meinungen zum<br />
Wort kommen lassen.<br />
Für diese demokratisch gelebte Form<br />
von <strong>Kirche</strong> möchte ich dir im Namen<br />
der Mitglieder des Stiftungsrates herz-<br />
Den Kontakt mit ganz oben pflegen… Die Gemeinde leiten… Liegenschaften und Finanzen verwalten…<br />
lich danken. Du wirst künftig nur noch deine eigene<br />
Liegenschaft zu verwalten haben. Möge<br />
diese Tätigkeit dich hin und wieder an unsere gemeinsamen<br />
Abende erinnern.<br />
FÜR DEN STIFTUNGSRAT<br />
SEPP WINKELMANN,<br />
STIFTUNGSRAT<br />
3
Die Caritas–Stiftung unterwegs mit<br />
Pfarrer Tarcisi Venzin<br />
4<br />
Als Pfarrer der Dreifaltigkeitspfarrei <strong>Rüti</strong>–<strong>Dürnten</strong>–Bubikon<br />
wird Tarcisi von Amtes wegen Präsident<br />
der Caritas–Stiftung, der Trägerschaft des<br />
Altersheims Sandbüel.<br />
Er trifft ein Heim mit 36 Bewohnern<br />
und 11 Mitarbeitern<br />
an. Eine Infrastruktur (Gemeinschaftsräume,<br />
Cafeteria,<br />
Beschäftigungstherapie) zur<br />
Pflege der sozialen Kontakte<br />
ist nicht vorhanden. Die Bewohner<br />
sind weitgehend selbständig<br />
und ein Pflegedienst<br />
noch kein Bedürfnis. Dauernd<br />
pflegebedürftige Bewohner<br />
werden auf der Pflegeabteilung des Spitals <strong>Rüti</strong><br />
betreut. Die Anforderungen an ein zeitgemässes<br />
Heim ändern aber sehr rasch.<br />
Bereits 1991 wird ein Umbau mit vergrössertem<br />
Speisesaal, zusätzlich grösseren Zimmern, einer<br />
Cafeteria und Räumlichkeiten für Unterhaltung<br />
und Beschäftigung mit einem grossen Fest, an<br />
dem die ganze Pfarrei mitmacht, eingeweiht.<br />
Ein gut ausgebauter Spitex–Dienst ermöglicht es<br />
den Betagten länger Daheim zu wohnen. Erst<br />
wenn dauernde Pflege ein Bedürfnis ist, wird der<br />
Eintritt in ein Heim in Betracht gezogen. Der Spital<br />
<strong>Rüti</strong> und damit auch seine Pflegeabteilung<br />
wird geschlossen. Die chronische Krankenpflege<br />
Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden<br />
geformt, sondern durch Arbeit und Leistung.<br />
Diese Aussage von Albert Einstein trifft<br />
eindeutig auf unseren scheidenden Pfarradministrator<br />
Tarcisi Venzin zu. Seit dem Tod unseres<br />
allseits beliebten Pfarrers Alfons Dufner im Jahre<br />
1989 hat er sich nebst der grossen Arbeit als<br />
Pfarrer von <strong>Rüti</strong>-<strong>Dürnten</strong>-Bubikon auch für das<br />
seelsorgerische Wohl in unserer Pfarrei eingesetzt.<br />
Diese Zusatzaufgabe erfüllte Pfarrer<br />
Venzin mit grosser Freude, mit Einsatz und Herzlichkeit.<br />
Immer wieder konnten wir Hinwiler mit ihm eine<br />
Messe feiern, seine mit Tiefgang und auf die<br />
Gegenwart bezogenen Predigten hören oder eine<br />
Andacht mit ihm erleben. Aber auch im ge-<br />
wird zur Aufgabe der politischen Gemeinden.<br />
Die Kirchgemeinde und die römisch–katholische<br />
Zentral–Kommission des Kantons Zürich signalisieren<br />
den Rückzug aus diesem Bereich<br />
des sozialen Engagements. Für das Wohnheim<br />
Sandbüel stellt sich die Existenzfrage.<br />
Zusammen mit den politischen Gemeinden<br />
<strong>Dürnten</strong> und <strong>Rüti</strong> wird der Schritt nach vorne gewagt.<br />
Im April 2002 kann ein umgebautes Haus,<br />
das den Ansprüchen von Wohnen und Pflege gerecht<br />
wird, bezogen werden. Mit seinen 44 MitarbeiterInnen<br />
kann nun das Wohn–Heim für das<br />
Alter und Pflege Sandbüel 38 BewohnerInnen<br />
ein Daheim bieten.<br />
Auch die rechtliche Stellung der Caritas–Stiftung<br />
wird zeitgemäss geregelt. Die Gemeinden <strong>Dürnten</strong><br />
und <strong>Rüti</strong> erhalten je einen Sitz im Stiftungsrat<br />
der Caritas–Stiftung. Die Caritas–Stiftung<br />
bleibt eine kirchliche Stiftung. Der Bischof von<br />
Chur hat die Pflichten und Rechte einer Stiftungsaufsicht.<br />
Tarcisi ist diesen Weg zusammen mit dem Stiftungsrat<br />
gegangen und hat dabei eine sehr<br />
wichtige Funktion als Kompass und Intergrationsfigur<br />
erfüllt.<br />
CARITAS-STIFTUNG<br />
ALOIS BISSIG,<br />
PRÄSIDENT<br />
Zum Abschied von unserem Pfarradministrator<br />
Tarcisi Venzin<br />
selligen Bereich hat er mit seinen treffsicheren<br />
Sprüchen und humorvollen Witzen unsere Gemüter<br />
bewegt. Für dieses langjährige Wirken<br />
und den grossen zeitlichen und ideellen Aufwand<br />
gebührt Pfarrer Venzin unser herzlichster<br />
Dank. Gerne gönnen wir ihm in seinem Ruhestand<br />
eine gemächlichere Gangart. Unsere<br />
besten Wünsche für eine gute Gesundheit und<br />
einen Aufgabenbereich, der ihm Erfüllung und<br />
Zufriedenheit bringen wird, begleiten ihn ins<br />
Bündnerland.<br />
«Arevair illa Surselva!»<br />
KATH. KIRCHENPFLEGE HINWIL<br />
KURT AUGUSTIN,<br />
PRÄSIDENT
Unterwegs mit Tarcisi Venzin<br />
in seinen Brigelser Bergen<br />
Vor bald vierzig Jahren verbrachten wir mit Erika<br />
und Toni Schneider und Freunden aus dem CVJM<br />
<strong>Rüti</strong> die Neujahrstage in der Casa von Cahannes<br />
auf Burleun ob Brigels. Noch ohne touristische<br />
Erschliessung, mit Rucksack und Fellen, stiegen<br />
wir auf zur Bifertenhütte und kehrten über die<br />
Falla Lenn in stiebendem Neuschnee über Alp<br />
Dado Sut zurück zur Casa. Es war der erste<br />
Kontakt mit einer Gegend, die uns lieb geworden<br />
ist. Es waren Begegnungen mit Älplern am Berg<br />
und Bewohnern im Dorf, die Spuren hinterlassen<br />
haben.<br />
Mit Tarcisi Venzin ist ein Brigelser zu uns gekommen,<br />
ein Mensch, der zu tiefst durch oben<br />
beschriebene Landschaft geprägt ist. Ein Mann<br />
aber auch, der mit einem offenen Herzen Grenzen<br />
überschritten hat. Als Hirtenbub auf Rubi<br />
und Quader hat er vorerst nur im Stillen Kontakt<br />
zu den reformierten Waltensburgern auf Dado<br />
oder „seiner protestantischen Lieblingsköchin“<br />
in Dardin gefunden. Als „Hirte“ und Seelsorger<br />
hat er in seinen Zürcher Pfarreien Türen aufgetan.<br />
Sein oekumenischer Weitblick ist vorbildlich<br />
und zeugt von einem tiefen Glauben an Jesus<br />
Christus, der Grenzen sprengt.<br />
Mit diesem Tarcisi unterwegs zu sein, in seinen<br />
geliebten Bündner Bergen zu wandern und diskutieren,<br />
ist eine Freude. Es sind Begegnungen<br />
mit Tiefgang. Es ist gelebte Oekumene, wenn<br />
sich der Churer Domherr Venzin und Toni<br />
Schneider, der heutige reformierte Bündner<br />
<strong>Kirche</strong>nratspräsident, mit Freunden aus der Tan-<br />
Festliches Benefiz-Konzert<br />
zum Dank an Pfarrer Tarcisi Venzin<br />
«La Compagnia Rossini»<br />
Ca. 25 Sängerinnen und Sänger<br />
mit verschiedenen Solistinnen<br />
und Solisten kommen aus der Surselva<br />
(Bündner Oberland), der Heimat<br />
von Tarcisi Venzin.<br />
Freitag, 16. Januar <strong>2004</strong>,<br />
in der kath. <strong>Kirche</strong> in Tann<br />
Türöffnung 18.45 Uhr, Beginn 19.<strong>30</strong> Uhr<br />
Eintrittspreis: Fr. <strong>30</strong>.– / Fr. 40.–<br />
Vorverkauf:<br />
Drogerie Flükiger, Hinwil<br />
Papeterie Köhler, <strong>Rüti</strong><br />
ner Pfarrei und uns in San Clau ob Dardin<br />
treffen. Eine der eindrücklichsten Grenzüberschreitungen<br />
mit Tarcisi ist aber sicher die kürzliche<br />
gemeinsame Bergtour über den Kistenpass<br />
„zu den Protestanten“ ins Glarnerland gewesen.<br />
So freuen wir uns auf weitere Begegnungen im<br />
Bündner Oberland ... !<br />
Festliches Konzert mit<br />
La Compagnia Rossini<br />
Solisten- und Chor-Ensemble<br />
Zur Aufführung gelangen<br />
Werke von Mozart,<br />
Beethoven, Rossini und Verdi<br />
sowie bekannte Melodien<br />
verschiedener Komponisten<br />
aus der Romantik.<br />
Am Flügel: Eric Christen<br />
Leitung: Armin Caduff, Bass<br />
Reinerlös zugunsten der Sozial- und Kulturstiftung St. Nikolaus, Dardin<br />
HANNI UND PETER HONEGGER,<br />
RÜTI<br />
Sonntag,<br />
18. Januar <strong>2004</strong><br />
9.<strong>30</strong> Uhr<br />
Dankgottesdienst<br />
mit Chor<br />
zum Abschied von<br />
Pfarrer Tarcisi Venzin<br />
Anschliessend<br />
Apéro für alle<br />
5
Unterwegs mit der Schwesterkirche<br />
Was soll ich sagen, nach all den Jahren guten<br />
und glücklichen Zusammenarbeitens mit Dir,<br />
Frater Tarcisi! Bruder Tarcisi warst Du mir! Ein<br />
Bruder in einer gemeinsamen Aufgabe, die wir –<br />
seit ich Dich kenne – gemeinsam gegangen sind.<br />
Du hast Dich in unserer ökumenischen Partnerschaft<br />
nie als der aufgeführt, der wusste, wie es<br />
denn letztlich ausgehen sollte. Im Gegenteil: Du<br />
hast Dich immer als Partner Deiner reformierten<br />
Kolleginnen und Kollegen gesehen. Auch dann<br />
noch, als Du damals vor einigen Jahren – Gott sei<br />
Dank! – zum nicht residierenden Domherrn des<br />
Bistums Chur ernannt wurdest, da habe ich Dir in<br />
dem Sinne dazu gratuliert, dass ich Dir sagte:<br />
Gott sei Dank, dass Du zum nicht residierenden<br />
Domherrn in Chur ernannt wurdest, denn dadurch<br />
bliebst Du uns hier erhalten – Partner und<br />
Freund Tarcisi. Nur noch zu residieren, Dich nur<br />
noch auf Innerkirchliches am bischöflichen Hofe<br />
zurückzuziehen, ist Deine Sache wohl nie gewesen,<br />
denn dazu hast Du Deine Gemeinde, die<br />
Dich auch spüren liess, wie sehr sie dies schätzte,<br />
viel zu lieb.<br />
6<br />
Zu dieser Gemeinde hier am Ort Deiner letzten<br />
Jahre vor Deinem wohlverdienten „Ruhestand“<br />
gehörten auch wir Evangelisch-reformierten dazu,<br />
und zwar nicht nur als Kolleginnen und Kollegen.<br />
Du hast uns in wirklich partnerschaftlicher<br />
Weise ernst genommen und uns niemals einen<br />
Unterschied zu Deinem priesterlichen Stand<br />
spüren lassen. Im Gegenteil: Du warst all die Zeit<br />
hindurch, die wir zusammen unseren gemeinsamen<br />
ökumenischen Weg gegangen sind, Partner,<br />
Bruder, Freund. Ich erinnere mich, Dir einmal gesagt<br />
zu haben, was für ein guter, lieber Familienvater<br />
Du wohl geworden wärest, hättest Du nicht<br />
Deinen priesterlichen, zölibatären Weg gewählt.<br />
So bist Du zu einer Vaterfigur geworden, die weit<br />
über den Kreis einer Familie hinaus ausgestrahlt<br />
hat, sogar über den Kreis Deiner <strong>Kirche</strong> hinaus,<br />
deren „Stallgeruch“ Du zwar kennst und liebst,<br />
aber gleichzeitig auch darum weisst, dass nicht<br />
alle „Weihrauch“ mögen.<br />
Du konntest das, weil Du immer gewusst, gelebt<br />
und geglaubt hast, dass eben <strong>Kirche</strong> nicht von<br />
oben – von Papst und Bischöfen her – ihre Lebendigkeit<br />
hat, sondern von der Basis her, von all<br />
den Menschen her, die mit uns „Profis“ zusammen<br />
auf einem gemeinsamen Weg des Glaubens<br />
unterwegs sind. Gott selbst schenkt uns diesen<br />
Glauben. Wir sind im besten Falle Diener an seinem<br />
Wort. Dass Du, Tarcisi, nicht nur mich, Deinen<br />
reformierten Kollegen Ruedi Binkert, sondern<br />
auch viele andere Menschen aus euerer<br />
evangelisch-reformierten Schwesterkirche nicht<br />
von Deiner persönlichen Gastfreundschaft ausgeschlossen<br />
hast (auch der eucharistischen<br />
Gastfreundschaft!) das bleibt für mich auch über<br />
unsere gemeinsame Zeit hier im Zürcher Oberland<br />
hinaus ein hoffnungsvolles, hoffentlich<br />
auch irreversibles Zeichen. So sollen auch die<br />
oekumenischen Spuren und Signale, die Du uns<br />
hier zurücklässest, lebendig bleiben, weiterwachsen,<br />
so wie schöne, kräftige Bäume. Viel<br />
Blühen und Gedeihen in Deinem neuen, alten<br />
Garten in Dardin wünscht Dir<br />
PFARRER RUEDI BINKERT, DÜRNTEN
Aller guten Dinge sind drei<br />
Ist es Zufall oder Absicht, dass gerade der Jüngste<br />
über den Ältesten schreiben soll? Diese Bezeichnungen<br />
sind natürlich relativ, aber auf unser<br />
Seelsorge- und Arbeitsteam stimmen sie. Für<br />
mich prägt dieser Unterschied unsere Weggemeinschaft,<br />
und ich hoffe, dass meine Gedanken<br />
dazu auch für die Kolleginnen und Kollegen<br />
(Seelsorger, Sekretärinnen, Sakristane, Katechetinnen)<br />
mehr oder weniger zutreffen. Selbstverständlich<br />
kann an dieser Stelle nur eine unvollkommene<br />
Skizze gezeichnet werden. Jeder kann<br />
selber an seinem Bild weitermalen und Details<br />
zum Portrait von Tarcisi Venzin beitragen. Da aller<br />
guten Dinge drei sind, will ich auch nur drei<br />
Punkte ansprechen:<br />
• Der „alte“ Lehrmeister: Zumindest meiner Ansicht<br />
nach hast du, Tarcisi, es geschafft, mir<br />
und andern ein guter Lehrmeister zu sein, weil<br />
du eben alt und jung zugleich warst. Alt und<br />
reich an Erfahrung, die du grosszügig mitgeteilt<br />
und vor allem vorgelebt hast, so dass ich<br />
als Lehrbub davon profitieren konnte. Nicht etwa<br />
auf einer <strong>Kath</strong>edra, einem Lehrstuhl, sondern<br />
meistens am Esstisch. Jung, weil Du mit<br />
deinem offenen Denken und deiner Art auch<br />
bei den Jungen angekommen bist. Oft habe ich<br />
dich beneidet, wenn Schüler von dir geschwärmt<br />
haben und ich mit meinen geknorzt<br />
habe. Ich habe das Gefühl, einen guten Rucksack<br />
für meine Zukunft von dir mitbekommen<br />
zu haben.<br />
• Der Zu- und Weghörer: Du hast nicht polarisiert.<br />
Viele haben dich toll gefunden, aber sicher<br />
auch nicht alle. Man kann nie allen alles<br />
sein, aber vielen manches, wenn man sich bemüht.<br />
Das hast du stets getan: du hast zuhören<br />
können, wenn es drauf ankam, du hast aber<br />
auch im richtigen Moment weggehört. «Bleib<br />
cool,» würde man in heutigem Jargon wohl sagen.<br />
So hast du viele verschiedene Denker und<br />
Grüppchen vereinen können.<br />
• Der Buchstabenfreund und Geschenkeauspacker:<br />
Diese Bilder wirst du wohl nie loswerden.<br />
Sie gehören zu dir und prägen auch unser<br />
Miteinander. So hast du für diejenigen, die dir<br />
begegnet sind, immer passende Worte oder Geschenke<br />
parat gehabt. Du hast nie einfach geschenkt,<br />
es hat immer gepasst, es war immer<br />
auf den Beschenkten abgestimmt. Damit hast<br />
du dein Gegenüber geehrt, und das hat wohl jede<br />
und jeder in unserem Team schon einmal erfahren<br />
dürfen.<br />
Ob du auf unserem gemeinsamen Weg ein Heiliger<br />
warst, sei dahingestellt, sicher warst du aber<br />
kein Scheinheiliger. Die kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten,<br />
die es auf deinem wie auch auf<br />
unserem Lebensweg gibt, werden in Vergessenheit<br />
geraten. Was in Erinnerung bleiben wird,<br />
sind deine Bemühungen um das Wohl der Mitmenschen,<br />
bist somit du selber. Für diese Jahre<br />
des Zusammengehens und –schaffens danke ich,<br />
danken wir dir von ganzem Herzen.<br />
IM NAMEN DES SEELSORGETEAMS<br />
MARTIN MÜLLER, VIKAR<br />
<strong>Kath</strong>olisches Pfarramt<br />
<strong>Rüti</strong>-<strong>Dürnten</strong>-Bubikon<br />
8632 Tann ZH<br />
<strong>Kirche</strong>nrainstrasse 4<br />
Tel. 055 251 20 <strong>30</strong><br />
Fax 055 251 20 39<br />
Gestaltung und Druck:<br />
Druckerei Sieber AG,<br />
Hinwil<br />
7
Ein Pfarrer geht…<br />
Statue von St. Sebastian in Dardin.<br />
8<br />
Das liest sich sehr schnell, als ob es das einfachste<br />
auf der Welt wäre – einfach gehen! Selbst<br />
wenn ich weiss, wohin ich gehe, nämlich in mein<br />
Heimatdorf Dardin zurück – es sind Schritte, die<br />
einen auch nachdenklich stimmen. Natürlich habe<br />
ich dieses Weg-Gehen, nach Erreichung des<br />
Pensionsalters und noch fünf Jahre dazu, selber<br />
gewählt, aber im Gehen lasse ich auch vieles zurück,<br />
was mir in diesen 17 Jahren Pfarrei-Seelsorge<br />
in <strong>Rüti</strong>–<strong>Dürnten</strong>–Bubikon liebgewonnen<br />
habe. Das und anderes mehr macht das Weg-<br />
Gehen schwer.<br />
In diesen eher düsteren Abschiedsgedanken waren<br />
meine Worte der fliessenden Grenzen oft<br />
eine Hilfe. So heisst es da: «Hinter der Vergangenheit<br />
steht kein Punkt. Hinter der Gegenwart<br />
kein Gedankenstrich. Hinter der Zukunft kein<br />
Fragezeichen… Am Horizont der Zeit Gottes<br />
Barmherzigkeit.» Der eigentliche Aufsteller in<br />
diesen Tagen des Nachdenkens über das Gehen<br />
und Weg-Gehen war mein reformierter Pfarrer-<br />
Freund, Georg Habegger – lange Pfarrer in <strong>Rüti</strong>,<br />
heute in Weiningen. Er widmet mir zum «Weg-<br />
Gang» folgendes Gedicht, das so treffend in meine<br />
Weg–Situation hineinpasst – sodass ich es als<br />
mein Abschieds–Wort an Euch, liebe Pfarreiangehörige<br />
und Bekannte aus nah und fern richten<br />
möchte. So schreibt er:<br />
Mach Schritte<br />
in die Zukunft,<br />
erleichtere Dein Gepäck.<br />
Nimm nur noch das mit,<br />
was durch Dankbarkeit<br />
geadelt ist.<br />
Versöhne Dich<br />
mit dem Unerreichten,<br />
lass das<br />
Dein Reichtum sein,<br />
was dir gelungen ist.<br />
Auf der Bank der Rast<br />
umgebe Dich die Wolke<br />
der Zuversicht.<br />
Kaue am Grashalm der Heiterkeit,<br />
wenn Du ihn<br />
in den Fingern drehst.<br />
Nickts Du ein<br />
– für einen Augenblick –<br />
träume die Ewigkeit<br />
in deine Gegenwart.<br />
Sie ist es,<br />
die Dich<br />
erwartet im Auferstandenen.<br />
Die Ketten<br />
der vermeintlichen Fehler,<br />
lass Dir brüderlich abnehmen<br />
im Vergeben.<br />
Lache mit dem Tod,<br />
nicht weil Du ihn überlistest,<br />
sondern weil er<br />
von Christus entschreckt ist.<br />
Wartet Leiden auf Dich,<br />
streck ihm die Kreditkarte<br />
des «Dein Wille geschehe»<br />
entgegen, seufzen ist erlaubt.<br />
Der Treue, der schon immer<br />
Deine Schritte gezählt – Gott –<br />
rechne Dir seine<br />
Barmherzigkeit zu.<br />
GEORG HABEGGER<br />
Mit diesen aufstellenden Weg–Gedanken geht<br />
Euer Pfarrer und sagt dem Vergangenen: Dank<br />
und dem Kommenden: JA!<br />
TARCISI VENZIN<br />
EUER EHEMALIGER PFARRER