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Landesentwicklungsbericht 2010 - Landesentwicklung - Freistaat ...

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<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong>


<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong>


Titelfotos:<br />

Autobahn A38, Anschlussstelle Leipzig Süd, Planungsregion Leipzig-Westsachsen (Foto: SMI)<br />

Bergbaufolgelandschaft Bärwalder See, Planungsregion Oberlausitz-Niederschlesien (Foto: SMI)<br />

Ländlicher Raum um Lichtenberg/Erzgeb., Planungsregion Chemnitz (Foto: SMI)<br />

Innenstadt von Pirna, Planungsregion Oberes Elbtal/Osterzgebirge (Foto: Veit Schagow)<br />

2


Vorwort<br />

Der letzte <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> stammt aus dem Jahr 2006.<br />

Seitdem sind fast 5 Jahre vergangen. Ein vergleichsweise kurzer<br />

Zeitraum, in dem allerdings viel passiert ist.<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen kann auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken:<br />

Mit der Verwaltungs- und Funktionalreform hat die<br />

Staatsregierung große Anstrengungen zur Modernisierung der<br />

öffentlichen Verwaltung in Sachsen unternommen. Das Ergebnis ist<br />

eine leistungsfähigere und bürgernähere Verwaltung im <strong>Freistaat</strong>.<br />

Bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise hat sich die sächsische<br />

Wirtschaft als robust erwiesen. Der Mittelstand ist weiterhin die<br />

tragende Säule. Im Umweltbereich konnten im <strong>Freistaat</strong> u. a. deutliche<br />

Verbesserungen im Hochwasserschutz erreicht werden. Als<br />

Reaktion auf die Klimaveränderungen setzt Sachsen verstärkt auf<br />

erneuerbare Energien. Das partnerschaftliche Zusammenwirken von Stadt und Land bildet eine wichtige<br />

Grundlage für die Sicherung der Daseinsvorsorge in allen Teilräumen des <strong>Freistaat</strong>es.<br />

Sachsen verfügt trotz zurückgehender Einwohnerzahlen dank einer stabilen Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

über günstige Voraussetzungen für die weitere Entwicklung. Auch bietet die zentrale<br />

Lage Sachsens inmitten der EU für die Zukunft große Chancen.<br />

Nach dem Sächsischen Landesplanungsgesetz (§ 17 Abs. 1 SächsLPlG) ist die Staatsregierung verpflichtet,<br />

dem Landtag einmal in jeder Legislaturperiode auf der Grundlage der laufenden Raumbeobachtung<br />

über den Stand der <strong>Landesentwicklung</strong>, über die Verwirklichung der Raumordnungspläne<br />

und über die Entwicklungstendenzen zu berichten.<br />

Mit dem vorliegenden <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong> kommt die Staatsregierung dem nach. Alle<br />

Ressorts haben sich dankenswerterweise aktiv an der Erstellung beteiligt. Der Berichtszeitraum umfasst<br />

im Wesentlichen die Jahre 2006 bis 2009 und schließt damit nahtlos an den letzten <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong><br />

an.<br />

Der vorliegende Bericht beinhaltet auch eine Evaluierung der Grundsätze und Ziele aus dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

2003 und bildet so eine wichtige Grundlage für dessen Fortschreibung.<br />

Der <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> soll aber neben der Information des Landtages zugleich als eine<br />

unentbehrliche Informationsquelle für Entscheidungsträger aus allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens dienen. Er informiert die Öffentlichkeit über die Entwicklung ausgewählter Strukturen<br />

im <strong>Freistaat</strong> Sachsen und die Einflussnahme der Raumordnung und Landesplanung auf diese Entwicklung<br />

und erfüllt damit eine wichtige Aufgabe.<br />

Markus Ulbig<br />

Staatsminister des Innern<br />

3


Redaktioneller Hinweis:<br />

Der Berichtszeitraum umfasst – in Abhängigkeit von der Datenlage – im Wesentlichen die Jahre<br />

2006 bis 2009. Abweichungen ergeben sich insbesondere dann, wenn keine jährlichen Statistikreihen<br />

verfügbar sind oder wesentliche Informationen durch Ereignisse zwischen Berichtszeitraum und<br />

Redaktionsschluss bereits überholt sind.<br />

Das Kapitel 3.4 beinhaltet den Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Reduzierung der<br />

Flächeninanspruchnahme an das sächsische Kabinett. In Erfüllung des Kabinettsauftrages vom<br />

28.04.<strong>2010</strong> ist dieser Bericht einmal jährlich, beginnend ab 2011, vorzulegen. Auf Grund der zeitlichen<br />

und inhaltlichen Parallelen mit dem <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> wurde dieser Bericht hier als<br />

eigenständiges Kapitel integriert.<br />

4


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 3<br />

1 Rahmenbedingungen für die <strong>Landesentwicklung</strong> 9<br />

1.1 Demografischer Wandel 9<br />

1.2 Europäische Integration, Raumordnung und Raumentwicklung in Europa 11<br />

1.3 Finanzielle Ressourcen 13<br />

1.4 Klima und Energie 16<br />

1.5 Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform 19<br />

2. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 22<br />

2.1 Stand der Landes- und Regionalplanung 22<br />

2.1.1 Rechtliche Grundlagen 22<br />

2.1.2 Landesplanung 23<br />

2.1.3 Regionalplanung 24<br />

2.1.4 Braunkohlenplanung 29<br />

2.2 Verfahren der Raumordnung 31<br />

3 Raumstrukturelle Entwicklungen 33<br />

3.1 Raumstruktur 33<br />

3.1.1 Allgemeine raumstrukturelle Entwicklung 33<br />

3.1.2 Zentrale Orte und Mittelbereiche 35<br />

3.1.3 Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen 38<br />

3.1.4 Entwicklung der Siedlungsstruktur 39<br />

3.1.5 Raumkategorien 41<br />

3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze 42<br />

3.2 Bevölkerungsstruktur 45<br />

3.2.1 Bevölkerungsstand und räumliche Verteilung 45<br />

3.2.2 Bevölkerungsentwicklung 46<br />

3.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 48<br />

3.2.2.2 Räumliche Bevölkerungsentwicklung 49<br />

3.2.3 Bevölkerungsstruktur 51<br />

3.2.3.1 Altersstruktur und Sexualproportion 51<br />

3.2.3.2 Ausländische Bevölkerung 53<br />

3.2.3.3 Haushalte und Familien 54<br />

3.2.3.4 Sorbische Bevölkerung 55<br />

3.2.4 Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit 56<br />

3.2.5 Pendlerverhalten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 60<br />

3.3 Wirtschaftsentwicklung 63<br />

3.3.1 Wirtschaftsstruktur 63<br />

3.3.2 Wirtschaftswachstum 64<br />

3.4 Flächeninanspruchnahme 67<br />

3.4.1 Datenlage, Flächennutzung und -inanspruchnahme im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 67<br />

3.4.2 Aktivitäten zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme 71<br />

3.4.3 Umsetzung der Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme 73<br />

3.5 Raumwirksame öffentliche Fördermittel 77<br />

3.6 Regionalentwicklung 79<br />

3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland 79<br />

3.6.2 Interkommunale Kooperation 81<br />

5


3.6.3 Europäische territoriale Zusammenarbeit 82<br />

3.7 Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf 89<br />

3.7.1 Grenznahe Gebiete 89<br />

3.7.2 Bergbaufolgelandschaften 89<br />

4 Raumbedeutsame Fachplanungen 91<br />

4.1 Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft 91<br />

4.1.1 Landschaftsschutz- und Landschaftsentwicklung, Schutzgebiete und Landschaftsbild 91<br />

4.1.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung 91<br />

4.1.1.2 Schutzgebiete 92<br />

4.1.1.2.1 Naturschutzgebiete 92<br />

4.1.1.2.2 Landschaftsschutzgebiete 92<br />

4.1.1.2.3 Großschutzgebiete 93<br />

4.1.2 Arten- und Biotopschutz, Biotopverbund 95<br />

4.1.2.1 Natura 2000 96<br />

4.1.2.2 Biotopverbund 99<br />

4.1.2.3 Landschaftspflege 100<br />

4.1.3 Wasser, Gewässer- und Hochwasserschutz 102<br />

4.1.3.1 Wasser und Gewässerschutz 102<br />

4.1.3.2 Hochwasserschutz 105<br />

4.1.4 Bodenschutz und Altlasten 109<br />

4.1.5 Luftreinhaltung und Klimaschutz 111<br />

4.2 Siedlungsentwicklung 114<br />

4.2.1 Stadtentwicklung 114<br />

4.2.2 Dorfentwicklung, Ländliche Entwicklung 117<br />

4.3. Gewerbliche Wirtschaft und Handel 121<br />

4.3.1 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Dienstleistungen, Mittelstand und<br />

Handwerk 121<br />

4.3.1.1 Betriebe, Umsatz und Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe 121<br />

4.3.1.2 Investitionen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe 123<br />

4.3.1.3 Branchenstruktur im verarbeitenden Gewerbe 123<br />

4.3.1.4 Ernährungswirtschaft und Vermarktung 125<br />

4.3.1.5 Bauhauptgewerbe 126<br />

4.3.1.6 Dienstleistungen 127<br />

4.3.1.7 Mittelstand und Handwerk 129<br />

4.3.1.8 Technologietransfer 130<br />

4.3.2 Einzelhandel 131<br />

4.3.3 Rohstoffsicherung und Rohstoffabbau 135<br />

4.3.3.1 Rohstoffsicherung 135<br />

4.3.3.2 Rohstoffabbau 135<br />

4.3.4 Tourismus 138<br />

4.3.5 Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft 143<br />

4.3.5.1 Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft, Garten- und Weinbau 143<br />

4.3.5.2 Wald und Forstwirtschaft 147<br />

4.4 Technische Infrastruktur 151<br />

4.4.1 Verkehr 151<br />

4.4.1.1 Schienenverkehr 151<br />

4.4.1.2 Straßenverkehr 152<br />

4.4.1.3 Öffentlicher Personennahverkehr 154<br />

4.4.1.4 Binnenhäfen, Güterverkehrsanlagen 156<br />

4.4.1.5 Luftverkehr 157<br />

6


4.4.1.6 Fahrradverkehr 158<br />

4.4.2 Energieversorgung und erneuerbare Energien 160<br />

4.4.2.1 Energieversorgung 160<br />

4.4.2.2 Erneuerbare Energien 163<br />

4.4.3 Telekommunikation 166<br />

4.4.4 Öffentliche Wasserversorgung 168<br />

4.4.5 Abwasserentsorgung 169<br />

4.4.6 Abfall und Lärmschutz 170<br />

4.4.6.1 Abfall 170<br />

4.4.6.2 Lärmschutz 172<br />

4.5 Soziale Infrastruktur 173<br />

4.5.1 Gesundheits- und Sozialwesen 173<br />

4.5.1.1 Jugend, Frauen und Familie, Soziale Dienste 173<br />

4.5.1.2 Kindertageseinrichtungen 175<br />

4.5.1.3 Altenhilfe 177<br />

4.5.1.4 Behindertenhilfe 180<br />

4.5.1.5 Niedergelassene Ärzte, Apotheken, öffentliches Gesundheitswesen 181<br />

4.5.1.6 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen 183<br />

4.5.1.7 Rettungsdienst 185<br />

4.5.2 Bildungswesen 187<br />

4.5.2.1 Schulen 187<br />

4.5.2.1.1 Allgemein bildende Schulen 187<br />

4.5.2.1.2 Berufsbildende Schulen 191<br />

4.5.2.2 Hochschulen 192<br />

4.5.2.3 Berufsakademie 196<br />

4.5.3 Wissenschaft u. Forschung 198<br />

4.5.4 Kultur und Sport 200<br />

4.5.4.1 Kulturräume, Kultureinrichtungen 200<br />

4.5.4.2 Breiten- und Leistungssport, Sportstätten 203<br />

4.5.5 Öffentliche Verwaltung, Sicherheit und Ordnung 206<br />

4.5.5.1 E-Government 206<br />

4.5.5.2 Gerichtsbarkeit 208<br />

4.5.5.3 Öffentliche Sicherheit und Ordnung 209<br />

5. Schlussfolgerungen für die künftige Landesplanung 212<br />

5.1 Wesentliche Erfordernisse für die Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 212<br />

5.2 Eckpunkte der Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 217<br />

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen 219<br />

Verzeichnis der Karten 222<br />

Verzeichnis der Tabellen 223<br />

Verzeichnis der Abbildungen 225<br />

Anlage Raumwirksame öffentliche Fördermittel 2006 bis 2009 (Land/Bund/EU)<br />

7


1 Rahmenbedingungen für die <strong>Landesentwicklung</strong><br />

„Der Gesamtraum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen und seine Teilräume sind im Sinne der Leitvorstellung<br />

einer nachhaltigen Raumentwicklung … durch zusammenfassende überörtliche und fachübergreifende<br />

Raumordnungspläne einschließlich ihrer Verwirklichung … zu entwickeln, zu ordnen und zu<br />

sichern.“ (§ 1 SächsLPlG) Für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen gilt derzeit der seit dem 01.01.2004 verbindliche<br />

<strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 als Rechtsverordnung. Seit dem Aufstellungsverfahren für diesen Plan<br />

haben sich insbesondere die folgenden Rahmenbedingungen verändert:<br />

demografischer Wandel (räumlich differenzierter Bevölkerungsrückgang, veränderte Altersstrukturen)<br />

fortschreitende europäische Integration sowie Globalisierung der Ökonomie und damit verbundener<br />

internationaler Standortwettbewerb<br />

Verminderung finanzieller Ressourcen (insbesondere Auslaufen der Landesmittel aus dem Solidarpakt<br />

und den Bundesergänzungszuweisungen bis 2019 sowie der EU-Mittel der Strukturfondsperiode<br />

2007 bis 2013, stetige Reduzierung einwohnerbezogener Transfers im horizontalen<br />

Finanzausgleich infolge des Bevölkerungsrückgangs)<br />

absehbare Folgen des fortschreitenden Klimawandels und Notwendigkeit einer Erhöhung des<br />

Anteils regenerativer Energien<br />

Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform (veränderte Gebietsstrukturen und Aufgabenwahrnehmung<br />

durch die Landkreise und Kreisfreien Städte)<br />

Auf diese Rahmenbedingungen soll im Folgenden näher eingegangen werden.<br />

1.1 Demografischer Wandel<br />

Die zu erwartenden Auswirkungen des demografischen Wandels haben in Sachsen ein breites<br />

öffentliches Bewusstsein erreicht und fordern Politik und Verwaltung zur Gestaltung dieser gesellschaftlichen<br />

Herausforderung, zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den betroffenen Themenfeldern<br />

und zum Beschreiten neuer Strategiewege. Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lebten zu Beginn des Jahres<br />

1990 rund 4,9 Mio. Menschen, Ende 2009 hatte Sachsen noch 4,17 Mio. Einwohner. Innerhalb von<br />

knapp zwei Jahrzehnten ist die Bevölkerungszahl also um über 730.000 Einwohner gesunken. Die<br />

inzwischen vorliegende 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes bestätigt<br />

die Beibehaltung dieses Trends für die Zukunft. Danach werden im Jahr 2025 noch zwischen<br />

3,6 und 3,8 Mio. Einwohner im <strong>Freistaat</strong> leben.<br />

Der Bevölkerungsrückgang seit 1990 ist mehrheitlich auf das Geburtendefizit zurückzuführen. Diese<br />

Entwicklung wird sich tendenziell verstärkt fortsetzen. Etwaige Wanderungsgewinne werden auch in<br />

Zukunft nicht annähernd ausreichen, um das Geburtendefizit auszugleichen. 1990 betrug das Durchschnittsalter<br />

in Sachsen 39,4 Jahre. 2025 wird dieser Wert bei etwa 49,3 bis 50,1 Jahre liegen.<br />

Aus der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose ist ebenfalls ersichtlich, dass die Veränderungen in<br />

den einzelnen Regionen des Landes sehr unterschiedlich sein werden. Während es in den beiden<br />

Oberzentren Dresden und Leipzig und dem unmittelbaren Verflechtungsbereich zu einem – wenn<br />

auch geringen – Bevölkerungswachstum kommen wird, werden ansonsten räumlich differenziert<br />

Bevölkerungsverluste erwartet. Da gleichzeitig auch die finanziellen Einnahmen der öffentlichen<br />

Hand rückläufig sein werden, entsteht – praktisch zeitgleich mit dem Auslaufen des Solidarpaktes II<br />

im Jahre 2019 – ein erheblicher Anpassungsdruck für die öffentlichen Haushalte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />

9


Abb. 1: Bevölkerungsprognose bis 2025 nach Altersgruppen (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />

Aufgrund dieser absehbaren Änderungen der Rahmenbedingungen wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

bereits zahlreiche Initiativen zur Gestaltung der potenziellen Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels gestartet. Nach Abschluss der Arbeit der Enquetekommission des Sächsischen Landtages,<br />

der Expertenkommission der Staatsregierung und der Modellvorhaben des Sächsischen Staatsministeriums<br />

des Innern wurden die gewonnenen Ergebnisse und Empfehlungen von den Ressorts ausgewertet<br />

und in erste Maßnahmen umgesetzt. Beispielhaft genannt werden kann:<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und das Land Hessen haben eine intensivere Zusammenarbeit, insbesondere<br />

in der Familien-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik, vereinbart. Dazu wurde im Februar 2007<br />

durch die beiden Ministerpräsidenten ein gemeinsames Papier zum Umgang mit dem demografischen<br />

Wandel vorgestellt. Ziel ist es, politisches Handeln insbesondere in diesen drei Bereichen<br />

stärker an die Bedürfnisse einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung anzupassen und dieser<br />

Entwicklung zugleich aktiv zu begegnen. Als Modellprojekt starteten die Kommunen Battenberg<br />

in Hessen und Erlbach/Vogtland in Sachsen eine »Demografie-Partnerschaft«. Die Kommunen<br />

haben ein gemeinsames Bürgergutachten erarbeitet und Strategien zur Verbesserung der<br />

Lebensqualität im ländlichen Raum sowie ein Konzept zur Siedlungsflächenentwicklung erstellt.<br />

Im Juni 2007 erließ die Sächsische Staatskanzlei die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen<br />

für die Bewältigung des demografischen Wandels (FRL „Demografie“). Ziel ist, die Gemeinden zu<br />

einer verstärkten kommunalen Zusammenarbeit bei Fragen der demografischen Entwicklung zu<br />

ermutigen und sie beim frühzeitigen Aufbau zukunftsfähiger sowie finanziell nachhaltiger Strukturen<br />

zu unterstützen. Die Nachfrage nach der Förderrichtlinie und die in den Anträgen skizzierten<br />

vielen guten Ideen zeigen, dass sich die lokale Ebene bereits intensiv und kreativ mit den Folgen<br />

der Bevölkerungsentwicklung auseinandersetzt. Unter www.demografie.sachsen.de werden<br />

besondere Projekte regelmäßig vorgestellt.<br />

Im April <strong>2010</strong> hat die Staatsregierung das ressortübergreifende Handlungskonzept Demografie<br />

beschlossen. Es ist ein Arbeitspaket für die Staatsregierung, um auf die Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels zu reagieren und gleichzeitig den Fokus stärker auf die Chancen des Veränderungsprozesses<br />

zu lenken. Eine aktive und vorausschauende Auseinandersetzung mit den Konsequenzen<br />

des demografischen Wandels ist angesichts der zu erwartenden Entwicklungstrends<br />

zwingend erforderlich. Das Handlungskonzept ist ebenfalls unter www.demografie.sachsen.de<br />

(Rubrik „Sachsen handelt“) eingestellt.<br />

10


1.2 Europäische Integration, Raumordnung und Raumentwicklung<br />

in Europa<br />

Mit der Erweiterung der Europäischen Union um zwölf, vor allem östliche Mitgliedstaaten im Mai<br />

2004 bzw. Januar 2007 verlor der <strong>Freistaat</strong> Sachsen seine frühere Randlage an der EU-Außengrenze<br />

und liegt nun „in der Mitte Europas“. Damit hat die Europäische Struktur- und Kohäsionspolitik für<br />

Sachsen eine neue Dimension erlangt. Die Stärkung der traditionellen Funktion als Tor zu Mittel-,<br />

Ost- und Südosteuropa ist eine wichtige Grundlage, um den <strong>Freistaat</strong> Sachsen als attraktiven<br />

Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsraum in einem zusammenwachsenden Europa modern und zukunftsfähig<br />

zu entwickeln, wie dies im Leitbild der <strong>Landesentwicklung</strong> im <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

2003 verankert ist.<br />

Neben der Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts auch mit den<br />

neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen<br />

durch die fortschreitende Globalisierung, die Wirtschafts- und Finanzkrise, den demografischen<br />

Wandel, den Klimawandel sowie das Erfordernis der Sicherung der zukünftigen Energieversorgung,<br />

die nur gemeinsam bewältigt werden können. Dies bedeutet auch für Sachsen, dass die Zusammenarbeit<br />

über Länder- und Staatsgrenzen hinweg ohne Alternative ist.<br />

Karte 1: Sachsen in der Europäischen Union 2009<br />

11


Im Laufe des Berichtszeitraumes wurden mehrere Dokumente zur europäischen Raumordnung und<br />

Raumentwicklung erarbeitet, die auch für die Landesplanung von Bedeutung sind.<br />

Von der Ministerkonferenz für Raumordnung wurde im Februar 2007 die „Straßburger Erklärung“<br />

beschlossen, die den Zusammenhalt als Zukunftsaufgabe bei der Ausgestaltung einer gemeinsamen<br />

Raumentwicklungspolitik in Europa zum Inhalt hat.<br />

Im Mai 2007 wurde in Leipzig bei einem informellen Treffen der für Raumordnung zuständigen<br />

Minister der Mitgliedstaaten die Territoriale Agenda der EU verabschiedet. Sie gibt Empfehlungen für<br />

die Nutzung der vielfältigen Potenziale der Regionen und Städte durch eine integrierte Raumentwicklung<br />

und neue Formen der politischen Zusammenarbeit für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.<br />

Dabei wird insbesondere die räumliche Dimension hervorgehoben. Folgende sechs thematische<br />

Prioritäten werden genannt:<br />

polyzentrische Entwicklung und Innovationen durch Vernetzung von Stadtregionen und Städten<br />

neue Formen der Partnerschaft und der politischen Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land<br />

Bildung wettbewerbsfähiger und innovativer regionaler Cluster in Europa<br />

Stärkung und Ausbau transeuropäischer Netze<br />

Förderung eines transeuropäischen Risikomanagements, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen<br />

des Klimawandels<br />

verantwortungsvolle Nutzung ökologischer Ressourcen und kultureller Werte als Chance für die<br />

Entwicklung<br />

Mit der Territorialen Agenda wird das Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK) aus dem Jahr<br />

1999 nicht ersetzt, sondern konkretisiert und an neue Entwicklungen angepasst. Gleichzeitig mit der<br />

Territorialen Agenda der EU wurde die Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt verabschiedet,<br />

mit der integrierte Stadtentwicklungsansätze sowie besondere Handlungsbereiche für benachteiligte<br />

Stadtgebiete in den Mittelpunkt gestellt werden sollen.<br />

In Umsetzung der Territorialen Agenda wurde im Jahr 2008 im Rahmen einer internationalen Konferenz<br />

auf der „euregia, Messe und Kongress zur Standort- und Regionalentwicklung in Europa“, die<br />

Charta „Wirtschaft und Raum“ verabschiedet, die eine verstärkte Einbindung von Wirtschaft und<br />

Unternehmen in die Raumentwicklung beinhaltet. Ebenso sollen städtische und räumliche Entwicklungspolitiken<br />

miteinander stärker verknüpft werden.<br />

Auch das von der EU-Kommission 2008 vorgelegte „Grünbuch zum territorialen Zusammenhalt“ ist<br />

als Umsetzung der Territorialen Agenda zu verstehen und soll einen Dialog bezüglich der zukünftigen<br />

europäischen territorialen Kohäsionspolitik einleiten. Dabei wird die Vielfalt und Individualität europäischer<br />

Regionen und Städte als eine besondere Stärke gesehen. Diese soll als zentraler Mehrwert<br />

und als Potenzial zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität der EU besser genutzt<br />

werden. Darüber hinaus wurden der wirtschaftliche Zusammenhalt, integrierte Handlungsansätze<br />

und die Zusammenarbeit verschiedener Fachpolitiken und Akteure unterschiedlicher Ebenen<br />

hervorgehoben.<br />

In den letzten Jahren wurde die „EU-Strategie 2020“ erarbeitet, die inzwischen von der EU- Kommission<br />

vorgelegt wurde. Anliegen der „EU-Strategie 2020“ ist es, nicht nur die Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise zu überwinden, mit der ein drastischer Rückgang der Wirtschaftstätigkeit und in einzelnen<br />

EU-Mitgliedstaaten eine erhöhte Arbeitslosenquote einhergingen, sondern darüber hinaus durch<br />

wissensbasiertes Wachstum, die Befähigung zur aktiven Teilhabe an integrativen Gesellschaften<br />

sowie durch die Schaffung einer wettbewerbsfähigen, vernetzten ökologischen Wirtschaft in der<br />

Europäischen Union eine höhere Wertschöpfung zu erreichen.<br />

12


1.3 Finanzielle Ressourcen<br />

Im Haushaltsjahr 2009 hat der <strong>Freistaat</strong> Sachsen insgesamt ca. 16,8 Mrd. Euro verausgabt. Im Vergleich<br />

zu den westdeutschen Flächenländern lagen die Pro-Kopf-Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es damit um<br />

rund 19 % höher. Dies war erforderlich, um insbesondere den nach wie vor bestehenden Rückstand<br />

bei der öffentlichen Infrastruktur im Vergleich zu den westdeutschen Ländern weiter aufzuholen. Die<br />

einwohnerbezogenen Mehrausgaben werden in den nächsten Jahren zunehmend geringer ausfallen.<br />

Das Volumen des sächsischen Haushalts wird in Folge des demografischen Wandels und sinkender<br />

Einnahmen aus dem Solidarpakt II sowie aus EU-Mitteln deutlich zurückgehen.<br />

Steigende Steuereinnahmen spiegelten bis Mitte 2008 die guten konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />

wider. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise brachen im Jahr 2009 die Steuern und steuerinduzierten<br />

Einnahmen deutlich ein. Die sächsische Steuerdeckungsquote ging dadurch auf 53,5 %<br />

zurück, in den westdeutschen Flächenländern lag sie im Durchschnitt bei ca. 69,4 %. Im Jahr 2006<br />

betrug die Steuerdeckungsquote (ohne Hochwasser) in Sachsen ca. 51,9 %. Unter anderem deshalb<br />

ist die Finanzsituation des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen nach wie vor stark von Zuweisungen aus dem Länderfinanzausgleich<br />

sowie von Zuweisungen des Bundes und der Europäischen Union abhängig.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen für die Jahre 2006 bis 2009<br />

16.153,6 Mio. € 16.571,8 Mio. € 16.993,4 Mio. € 16.771,5 Mio. €<br />

2,7 2,6 2,7<br />

7,3<br />

4,9 4,7<br />

14,0<br />

36,4<br />

25,4<br />

14,2<br />

12,7 13,2<br />

38,3<br />

24,0<br />

40,9<br />

23,5<br />

17,5 15,0<br />

Ist 2006* Ist 2007* Ist 2008 Ist 2009**<br />

6,3<br />

5,9<br />

13,0<br />

44,0<br />

20,1<br />

10,7<br />

Landesmittel<br />

(Institutionelle<br />

Förderung)<br />

Landesmittel<br />

(disponibler Bereich)<br />

Mischfinanzierungsprogramme<br />

Gesetzliche<br />

Leistungen einschl.<br />

Sonder- und<br />

Zusatzversorgung<br />

Personalausgaben<br />

ohne Sonder- und<br />

Zusatzversorgung<br />

Rest (Zinsen, Sächl.<br />

Verw.-ausg., Sachinvest.,<br />

Sonst. Verpfl.,<br />

Bes. Fin.-ausg. o.<br />

FAG)<br />

Leistungen für Sonder- und Zusatzversorgungssysteme der ehem. DDR sind in HGR 6 veranschlagt, da sie haushaltssystematisch als Erstattungen an den Bund auszuweisen<br />

sind.; * ohne Ausgaben für die Beseitigung der Hochwasserschäden vom August 2002; ** bereinigt um Ausgliederung der Hochschulen (Umstellung im Haushaltsvollzug auf<br />

Zuschüsse auf Grundlage von § 11 Abs. 14 Haushaltsgesetz 2009/<strong>2010</strong>) und Umsetzungen aufgrund der Koalitionsvereinbarung. - Eigene Berechnungen des SMF.<br />

Abb. 2: Ausgaben aus dem öffentlichen Haushalt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2006 bis 2009 (Quelle: eigene Berechnungen<br />

des SMF)<br />

Die Gesamtausgaben stiegen von ca. 16,2 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf ca. 16,8 Mrd. Euro im Jahr<br />

2009. In der Abbildung 2 ist die Entwicklung der Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es für die Jahre 2006 bis<br />

2009 dargestellt. Dabei sind bis 2007 die Ausgaben für die Beseitigung der Hochwasserschäden im<br />

August 2002 nicht berücksichtigt. 2009 wurden nahezu zwei Drittel der gesamten Ausgaben für<br />

Personal (20,1 %) und gesetzliche Leistungen (44,0 %) verwendet. Im Jahr 2006 entfielen auf diese<br />

Bereiche noch 25,4 % (Personal) bzw. 36,4 % (gesetzliche Leistungen) der Gesamtausgaben, wobei<br />

durch die Ausgliederung der Hochschulen (Umstellung im Haushaltsvollzug auf Zuschüsse auf<br />

13


Grundlage von § 11 Abs. 14 Haushaltsgesetz 2009/<strong>2010</strong>, ab 2009 Ausweis unter Landesmittel/Institutionelle<br />

Förderung in Abbildung 2) ein Vergleich mit den Personalausgaben der Vorjahre<br />

nur bedingt möglich ist.<br />

Mit dem Inkrafttreten des Haushaltsgesetzes zum Doppelhaushalt 2009/<strong>2010</strong> wurde der Schuldenstand<br />

des Jahres 2008 als Obergrenze der zukünftigen Verschuldung des <strong>Freistaat</strong>es festgeschrieben.<br />

Die Belastung zukünftiger Haushalte wird durch die demografische Entwicklung noch<br />

verschärft. Daher soll in den kommenden Jahren der Schuldenstand in einem dem Bevölkerungsrückgang<br />

entsprechenden Umfang reduziert werden und die Pro-Kopf-Verschuldung somit dauerhaft<br />

begrenzt werden. Für die kommenden Jahre ist hierzu eine Tilgung in Höhe von durchschnittlich ca.<br />

75 Mio. Euro jährlich geplant. Der Schuldenstand des <strong>Freistaat</strong>es belief sich zum Ende des Jahres<br />

2009 auf 11,9 Mrd. Euro, dies entspricht 2.849 Euro je Einwohner. Die Pro-Kopf-Verschuldung der<br />

neuen Länder ohne Sachsen betrug zum 31.12.2009 im Durchschnitt 7.145 Euro. Damit weist der<br />

<strong>Freistaat</strong> im Vergleich mit den anderen neuen Ländern den mit Abstand geringsten Schuldenstand je<br />

Einwohner aus.<br />

Im Jahr 2009 standen für Investitionen 3,4 Mrd. Euro zur Verfügung. Ein über die Jahre hoher Anteil<br />

an Investitionsausgaben ist charakteristisch für den sächsischen Haushalt und unterstreicht die Konzentration<br />

des <strong>Freistaat</strong>es auf den weiteren Aufbau. 2009 erreichte die Investitionsquote 20,7 %. Sie<br />

lag damit deutlich höher als in den westdeutschen Flächenländern (Durchschnitt: 12,9 %) sowie in<br />

den anderen ostdeutschen Ländern (Durchschnitt ostdeutsche Länder ohne Sachsen: 16,4 %).<br />

Die von der Sächsischen Staatsregierung beschlossene mittelfristige Finanzplanung für die Jahre<br />

<strong>2010</strong> bis 2014 zielt für den infrastrukturellen Ausbau des <strong>Freistaat</strong>es weiterhin auf ein hohes Niveau<br />

der Investitionsausgaben ab. Im Interesse der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit werden<br />

trotz des rückläufigen Haushaltsvolumens gleichzeitig die Zukunftslasten weiter reduziert. Dies stellt<br />

insbesondere mit Blick auf die nächsten Jahre eine große Herausforderung dar. Für den <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen ist bereits heute mit spürbar rückläufigen Einnahmen und einem in Folge dessen deutlich<br />

geringeren Haushaltsvolumen zu rechnen. Wesentliche Ursache hierfür sind demografisch bedingte<br />

Einnahmeverluste sowie erheblich sinkende Transferzahlungen vom Bund und der EU.<br />

Da die Finanzausstattung nach dem Länderfinanzausgleich maßgeblich an die Einwohnerzahl anknüpft,<br />

werden dem <strong>Freistaat</strong> allein in Folge des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs im Jahr<br />

2020 Einnahmen in Höhe von ca. 800 Mio. Euro fehlen.<br />

Zudem erhält Sachsen jährlich um ca. 200 Mio. Euro geringere Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen<br />

zum Abbau teilungsbedingter Sonderlasten (SoBEZ), 2019 werden diese letztmals gezahlt<br />

(vgl. Abbildung 3).<br />

14


in Mio.Euro<br />

-500<br />

-1.000<br />

-1.500<br />

-2.000<br />

-2.500<br />

Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen 2005 bis 2019<br />

0<br />

2005 2006 2007 2008 2009 <strong>2010</strong> 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />

Rückgang ggü. 2004 -6 -19 -46 -86 -272 -472 -659 -859 -1.046 -1.246 -1.432 -1.632 -1.819 -2.019 -2.206<br />

Rückgang ggü. Vorjahr -6 -13 -27 -40 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187<br />

SOBEZ Sachsen -6 -19 -46 -86 -272 -472 -659 -859 -1.046 -1.246 -1.432 -1.632 -1.819 -2.019 -2.206<br />

Abb. 3: Entwicklung der Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen zum Abbau teilungsbedingter Sonderlasten<br />

an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2005 bis 2019 in Mio. Euro (Quelle: SMF)<br />

Als weiterer Bestandteil der Transfers an die neuen Länder werden auch die überproportionalen Leistungen<br />

aus dem Korb 2 des Solidarpaktes II bis zum Ende des Jahrzehnts zurückgehen. Mit Beginn<br />

der neuen EU-Förderperiode wird sich Sachsen ab dem Jahr 2014 voraussichtlich auf geringere Zuweisungen<br />

aus den Fonds der EU einrichten müssen.<br />

15


1.4 Klima und Energie<br />

Europäische und bundesweite Rahmenbedingungen<br />

Im Februar 2005 ist das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen<br />

über Klimaänderungen in Kraft getreten. Das Protokoll legt erstmals völkerrechtlich verbindliche<br />

Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest. Damit kam in Europa ein<br />

sehr dynamischer Prozess in Gang, für den die Selbstverpflichtungen sowohl der EU als auch der<br />

Bundesrepublik Deutschland einen ehrgeizigen Rahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

setzten. Dieser ist nun durch die Länder klimapolitisch umzusetzen.<br />

Mit dem im Dezember 2007 von der Bundesregierung beschlossenen „Integrierten Energie- und<br />

Klimaprogramm“ legte Deutschland das bisher weltweit ambitionierteste Programm zum Klimaschutz<br />

vor. Es umfasst 29 Maßnahmen zugunsten von mehr Energieeffizienz und mehr erneuerbaren<br />

Energien. Mit dem Programm wurden die europäischen Richtungsentscheidungen vom Frühjahr<br />

2007 bezüglich Klimaschutz, Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in ein nationales<br />

Maßnahmenpaket umgesetzt.<br />

Auf der Ebene der Europäischen Union wurde mit der Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung<br />

von Energie aus erneuerbaren Quellen der von den Mitgliedstaaten jeweils bis zum Jahr 2020<br />

zu erreichende Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch verbindlich festgelegt.<br />

Ziel der Richtlinie ist, bis 2020 in der gesamten EU einen Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch<br />

von mindestens 20 % zu erreichen. Die diesbezügliche Vorgabe für Deutschland<br />

liegt bei 18 %.<br />

Die Dynamik des Prozesses spiegelt auch das Gesetz über den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG)<br />

wider. Mit der Novellierung 2008 wurde die Zielvorgabe für den Anteil erneuerbarer Energien an der<br />

Stromversorgung in Deutschland bis 2020 auf mindestens 30 % angehoben.<br />

Mit der Richtlinie 2009/28/EG ist eine Berichtspflicht verbunden, die für Deutschland durch den<br />

Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energie vom August <strong>2010</strong> erfüllt wird. Darin verpflichtet<br />

sich Deutschland, bis 2020 den Bruttoendenergiebedarf zu durchschnittlich 20 % aus erneuerbaren<br />

Energien zu decken. Des Weiteren soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Bereich Wärme<br />

15,5 %, am Strom nun bereits 38,6 % und am Verkehr 13,2 % betragen.<br />

Ausbau erneuerbarer Energien und Verbesserung der Energieeffizienz in Sachsen<br />

Sachsen ist wie alle Länder im Rahmen des integrierten Energie- und Klimaprogramms der Bundesregierung<br />

durch die neuen Gesetze und Verordnungen an der Emissionsminderung der Treibhausgase<br />

in Deutschland beteiligt.<br />

Zur Umsetzung der internationalen Vorgaben und zur Erfüllung der Klimaschutzziele Deutschlands<br />

hat Sachsen, wie auch die anderen ostdeutschen Länder, allein schon durch die Umstrukturierung<br />

und Modernisierung der sächsischen Wirtschaft (vor allem der Energie- und Braunkohlewirtschaft)<br />

nach der Wiedervereinigung einen wichtigen Beitrag erbracht. Neben dieser relativ guten Ausgangsposition<br />

leistete Sachsen weitere Beiträge mit der Umsetzung des Sächsischen Klimaschutzprogramms<br />

(2001), des Energieprogramms Sachsen (2004) sowie des Aktionsplans „Klima und Energie“<br />

(2008).<br />

16


Auf der Grundlage des Aktionsplans Klima und Energie verabschiedete die Sächsische Staatsregierung<br />

im März 2009 neue quantitative Ziele für die Klima- und Energiepolitik des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />

Zielstellungen dabei sind:<br />

Reduzierung der jährlichen energiebedingten CO2-Emissionen im Nicht-Emissionshandelssektor<br />

bis zum Jahr 2020 um mindestens 6,5 Mio. Tonnen gegenüber 2006<br />

Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2020 auf mindestens<br />

24 %<br />

Senkung des fossilen Heizenergiebedarfes bis 2020 um 20 %<br />

Erhöhung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an der Stromerzeugung von 20 % im<br />

Jahr 2006 auf 30 % im Jahr 2020<br />

Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs im motorisierten Individualverkehr (MIV) um 20 %<br />

Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien (insbesondere der Windenergie) ist ein Prozess, an<br />

dem die Raumordnung direkt beteiligt ist.<br />

Neben dem Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien ist es vorrangiges Ziel, die Energieeffizienz in<br />

Erzeugung und Verbrauch weiter zu verbessern. Hier liegen die größten Energie- und CO2-<br />

Einsparpotenziale. Dabei setzt die Staatsregierung auf die Kooperation mit allen relevanten Entscheidungsträgern<br />

und Akteuren. Mit den Maßnahmen des Aktionsplans Klima und Energie bietet<br />

die Staatsregierung attraktive Investitionsanreize in Form finanzieller Förderung, intensiviert und<br />

erweitert ihre Informationstätigkeit, bietet Beratungsprogramme und trägt zur Qualitätssicherung<br />

von Qualifizierungsmaßnahmen und Beratungsangeboten bei. Fast 300 Maßnahmen zum Klimaschutz<br />

sollen dazu beitragen, in den Sektoren gewerbliche Wirtschaft, Gebäude und private Haushalte<br />

sowie Verkehr die eingesetzte Energie künftig effizienter zu nutzen.<br />

Mit den Investitionen in die Verbesserung der Energieeffizienz – insbesondere von Gebäuden – leistet<br />

Sachsen nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern fördert auch die Entwicklung<br />

innovativer Technologien, verbessert die Wettbewerbssituation der sächsischen Unternehmen<br />

auf den Exportmärkten und sichert damit Arbeitsplätze.<br />

Anpassung an die Folgen des Klimawandels<br />

Neben dem Klimaschutz – also der Reduzierung der Treibhausgasemissionen – hat sich die Anpassung<br />

an die Folgen des Klimawandels zu einer neuen Herausforderung entwickelt. Schon heute muss<br />

sich auch der <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf unvermeidbare Auswirkungen des Klimawandels einstellen. Da<br />

das Klimasystem träge ist und die heutigen Treibhausgasemissionen die atmosphärischen Bedingungen<br />

noch Jahrzehnte beeinflussen werden, ist es trotz aller Anstrengungen zum Klimaschutz notwendig,<br />

Betroffenheiten zu ermitteln und Anpassungsstrategien zu entwickeln, um die Folgen des<br />

Klimawandels beherrschbar zu halten. Dabei gilt: Je frühzeitiger die möglichen Auswirkungen abgeschätzt<br />

und wirksame Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden, desto geringer werden die dafür<br />

aufzubringenden Kosten sowie die möglicherweise auftretenden Schäden sein.<br />

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Sachsen bereits in vielfacher Weise erkennbar. Sie werden<br />

verursacht durch die regional differenzierte Entwicklung des Klimas mit langfristigen Änderungen<br />

von Temperatur und Niederschlag und die Entwicklung extremer Witterungsereignisse. Die verschiedenen<br />

Ökosysteme als natürliche Lebensgrundlagen, aber auch die Gesellschaft und die Wirtschaft<br />

besitzen gegenüber dem Klimawandel sehr unterschiedliche Vulnerabilität (Verletzlichkeit)<br />

und Anpassungsfähigkeit hinsichtlich neuer klimatischer Bedingungen oder hierdurch veränderter<br />

Rahmenbedingungen. Eine detaillierte und räumlich differenzierte Betrachtung von Klimafolgen<br />

17


muss damit sowohl regionalklimatische Besonderheiten als auch spezifische sektorale Betroffenheiten<br />

einbeziehen.<br />

Direkte Folgen der aktuellen Klimaentwicklung zeigen sich zunächst bei den Schutzgütern Boden,<br />

Wasser sowie Natur und Landschaft durch eine Beeinflussung ihrer Funktionen als Teil des Ökosystems.<br />

In diesen Kontext ist auch der Mensch als unmittelbar Betroffener eingebunden. Daraus leiten<br />

sich über vielfältige Zusammenhänge (z. B. Wasserhaushalt, Tourismus, Biodiversität, …) weitere<br />

Folgen für gesellschaftliche Bereiche ab. Diese sind von besonderer Bedeutung, wenn die Bereiche<br />

über hohe Flächenanteile verfügen oder hohe Vulnerabilität aufweisen, so z.B. die Land- und Forstwirtschaft,<br />

die Wasserwirtschaft sowie der Siedlungsraum mit seiner technischen und sozialen Infrastruktur,<br />

Gebäuden und wirtschaftlichen Strukturen (Gewerbe, Industrie, Tourismus).<br />

Nach den Ergebnissen regionaler Klimaprojektionen sind in Sachsen zukünftig eine Temperaturerhöhung,<br />

der Rückgang der Niederschläge, insbesondere im Sommerhalbjahr, sowie die Zunahme extremer<br />

Wetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser und Trockenperioden zu erwarten. Somit werden<br />

vor allem der Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft, der Boden und die Biodiversität, aber auch<br />

die Land- und Forstwirtschaft sowie städtische Siedlungsräume vom Klimawandel betroffen sein. Im<br />

Rahmen des Aktionsplans Klima und Energie sollen diese Betroffenheiten frühzeitig erfasst und analysiert<br />

werden, um auf dieser Basis angemessen und kosteneffizient reagieren zu können.<br />

Für die Landes- und Regionalplanung bedeutet dies, dass die räumlich relevanten Anpassungsstrategien<br />

an den Klimawandel aktualisiert und fortentwickelt werden müssen.<br />

18


1.5 Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform<br />

Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Neugliederung des Gebietes der Landkreise des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen (SächsKrGebNG) und des Sächsischen Verwaltungsneuordnungs-gesetzes (SächsVwNG) am<br />

22. und 23. Januar 2008 im Sächsischen Landtag wurde ein komplexes Reformwerk auf den Weg<br />

gebracht, das für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des <strong>Freistaat</strong>es letztlich unabdingbar war. Mit<br />

der Verwaltungsreform hat sich der <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf bevorstehende Herausforderungen, wie<br />

den fortschreitenden demografischen Wandel, sinkende Zuweisungen von Bund und EU sowie den<br />

zunehmenden Standortwettbewerb, rechtzeitig eingestellt. Die Übertragung staatlicher Aufgaben<br />

auf die Kommunen wird den Einfluss der kommunalen Ebene stärken und die Effizienz der Verwaltungen<br />

verbessern. Dies war unmittelbar mit der Schaffung größerer Landkreise verbunden.<br />

Bei der Neubildung der Landkreise waren u.a. folgende Kriterien maßgeblich:<br />

Einwohnermindestgröße (200.000 Einwohner im Jahre 2020 als Regelmindestgröße für Landkreise<br />

und Kreisfreie Städte)<br />

Bürger- und Problemnähe<br />

Flächengröße (max. 3.000 km²) und gemeindliche Struktur<br />

Stabilisierung des Systems der Zentralen Orte und ihrer Funktionsbereiche<br />

Zusammenfassung von Landkreisen mit unterschiedlicher Finanz- und Leistungskraft<br />

Verkehrsanbindung, landschaftliche und topografische Situation, historische, landsmannschaftliche<br />

und religiöse Bindungen und Beziehungen<br />

Oberste Prämisse war es, allen Regionen annähernd gleiche Entwicklungschancen einzuräumen.<br />

Räumliche und inhaltliche Schwerpunkte waren u. a.:<br />

Neugliederung im Leipziger Raum<br />

Zuordnung des ehemaligen Landkreises Döbeln (Landesdirektionsbezirk Leipzig) zum neu gebildeten<br />

Landkreis Mittelsachsen (Landesdirektionsbezirk Chemnitz)<br />

künftiger Sitz der Landkreisverwaltungen<br />

Diskussion um die Bildung von „Großkreisen“<br />

Mit der Neubildung des Landkreises Nordsachsen aus den ehemaligen Landkreisen Delitzsch und<br />

Torgau-Oschatz wird der landesplanerischen Vorgabe der Konzentration auf die ober- und mittelzentralen<br />

Leistungsträger Rechnung getragen. In der Nähe zum Oberzentrum Leipzig gelegen, bilden<br />

die Mittelzentren in ihrer Vielfalt und räumlichen Verteilung im neuen Landkreis Nordsachsen ein<br />

ausgewogenes Netz mittelzentraler Leistungsträger, das in Verknüpfung mit den Zentralen Orten der<br />

unteren Stufe für die Landkreisentwicklung eine gute Basis bildet.<br />

Mit der Bildung des neuen Landkreises Mittelsachsen (bestehend aus den ehemaligen Landkreisen<br />

Döbeln, Freiberg und Mittweida) wurde das Ziel verfolgt, in dem von den Verflechtungsbereichen der<br />

Oberzentren Chemnitz, Dresden und Leipzig beeinflussten, überwiegend ländlich geprägten Raum<br />

unter Ausnutzung und Bündelung vorhandener Potenziale einen Leistungsträger auf der kreiskommunalen<br />

Ebene zu etablieren, der zur Stabilisierung und weiteren Ausprägung der Europäischen<br />

Metropolregion „Mitteldeutschland“ aus der Fläche heraus beitragen kann.<br />

Die gewählte konzeptionelle Herangehensweise bei der Klärung der Kreissitzfrage, wonach die Umsetzung<br />

der landesentwicklungspolitischen Zielvorgaben des LEP 2003 und die Stärkung und Stabilisierung<br />

des Zentrale-Orte-Systems im Vordergrund standen, hielt in den Klageverfahren einer ver-<br />

19


fassungsgerichtlichen Überprüfung stand. Problematisch waren insbesondere solche Fälle, in denen<br />

mehrere Städte im künftigen Kreisgebiet eine gleich hohe zentralörtliche Einstufung aufwiesen. In<br />

diesen Fällen wurde ergänzend auf weitere landesplanerische, wirtschaftliche aber auch historische<br />

Auswahlkriterien zurückgegriffen.<br />

Forderungen nach der Bildung deutlich größerer Einheiten („Großkreise“) in der Oberlausitz, aber<br />

auch im Leipziger Raum, wurden nicht aufgegriffen. Bedenken, dass bei Verwaltungseinheiten einer<br />

solchen Größenordnung die hinreichende Bürgernähe und flächendeckende Problemsicht der Verwaltung<br />

und der kreiskommunalen Entscheidungsträger für das gesamte Gebiet gefährdet sind,<br />

konnten nicht ausgeräumt werden.<br />

Im Ergebnis dieser zweiten Kreisgebietsreform für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen wurde die Zahl der Landkreise<br />

von 22 auf zehn und die Zahl der Kreisfreien Städte von sieben auf drei reduziert.<br />

Die Anzahl der Gemeinden hat sich im Berichtszeitraum um 30 verringert. Die Veränderungen durch<br />

acht Gemeindezusammenschlüsse (darunter zwei Neubildungen, davon eine aus ehem. drei Gemeinden)<br />

sowie 21 Eingemeindungen erfolgten ausschließlich auf freiwilliger Basis.<br />

Karte 2: Kreisneugliederung ab 01.08.2008<br />

Kernbestandteile der zeitgleich zur Kreisgebietsreform eingeleiteten Funktionalreform waren die<br />

Kommunalisierung von Aufgaben und die Aufgabenbündelung.<br />

Von der Kommunalisierung, d. h. der Übertragung von ehemals staatlichen Aufgaben auf die kommunale<br />

Ebene waren u. a. die ehemals Staatlichen Vermessungsämter, Teilaufgaben der Straßenbau-<br />

20


ämter, der Ämter für ländliche Entwicklung, des Staatsbetriebes „Sachsenforst“, der Bildungsagenturen,<br />

aber auch der Umweltfachverwaltung und Denkmalpflege betroffen. Entsprechend dem<br />

Grundsatz „Stelle folgt Aufgabe“ waren von der Kommunalisierung ca. 4.400 Stellen und von der<br />

Bündelung und Konzentration weitere 3.700 Stellen betroffen. Von den betroffenen 94 Behörden<br />

wurden zum 01.08.2008 35 Behörden aufgelöst, bis zum Abschluss der Maßnahmen werden weitere<br />

sieben Behörden entfallen.<br />

An die Stelle der ehemaligen drei Regierungspräsidien sind drei Landesdirektionen getreten.<br />

Mit dem Ziel der Bündelung von Aufgaben wurden u. a. der Staatsbetrieb Geobasisinformation und<br />

Vermessung und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie neu geschaffen.<br />

21


2 Raumordnung, Landes- und Regionalplanung<br />

2.1 Stand der Landes- und Regionalplanung<br />

2.1.1 Rechtliche Grundlagen<br />

Mit Wirkung vom 6. Juli <strong>2010</strong> wurde das Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen (Landesplanungsgesetz - SächsLPlG) vom 14. Dezember 2001 (SächsGVBl. S. 716), zuletzt<br />

geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 29. Januar 2008 (SächsGVBl. S. 102, 111), durch das<br />

Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (Landesplanungsgesetz -<br />

SächsLPlG) vom 11. Juni <strong>2010</strong> (SächsGVBl. S. 174) abgelöst.<br />

Anlass für die Neufassung des Landesplanungsgesetzes war die veränderte Rechtslage nach dem<br />

vollständigen Inkrafttreten des Gesetzes zur Neufassung des Raumordnungsgesetzes und zur Änderung<br />

anderer Vorschriften (GeROG) vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986) am 30.06.2009.<br />

Der Bereich der Raumordnung war im Zuge der Föderalismusreform aus der Rahmengesetzgebung in<br />

die konkurrierende Gesetzgebung mit Abweichungsbefugnis für die Länder überführt worden. Mit<br />

der Neufassung des Raumordnungsgesetzes hatte der Bund von dieser Gesetzgebungskompetenz<br />

Gebrauch gemacht, so dass insoweit die Bestimmungen des bestehenden Landesplanungsgesetzes<br />

grundsätzlich außer Kraft getreten waren. Ausnahmen sind in der Überleitungsvorschrift des § 28<br />

Abs. 3 ROG im Hinblick auf die Grundsätze der Raumordnung, die Raumordnung in den Ländern und<br />

die Zielabweichung sowie die landesrechtlichen Gebührenregelungen vorgesehen, soweit die diesbezüglichen<br />

landesrechtlichen Regelungen das neu gefasste Raumordnungsgesetz ergänzen. Nur<br />

solche landesrechtlichen Bestimmungen galten auch nach Inkrafttreten der Neufassung des Raumordnungsgesetzes<br />

fort.<br />

Gemäß Artikel 72 Abs. 3 Nr. 4 GG können die Länder im Bereich der Raumordnung von den Bundesregelungen<br />

abweichen. Somit können die Länder ihre zunächst außer Kraft getretenen, bewährten<br />

Regelungen durch die Wahrnehmung ihrer Gesetzgebungskompetenz erhalten.<br />

Vor diesem Hintergrund ergaben sich drei verschiedene Konstellationen, denen durch die Novellierung<br />

des Landesplanungsgesetzes begegnet wurde:<br />

1. Zunächst traten zahlreiche Regelungen des Landesplanungsgesetzes außer Kraft, die in der Neufassung<br />

des Raumordnungsgesetzes in ausreichendem Umfang normiert sind, sodass ein Regelungsbedürfnis<br />

auf Landesebene entfiel. Diese Regelungen wurden aus Gründen der Deregulierung<br />

und der Rechtsklarheit aufgehoben.<br />

2. Des Weiteren traten Regelungen außer Kraft, für die nach wie vor ein Regelungsbedürfnis bestand.<br />

Diese mussten durch die Novellierung des Landesplanungsgesetzes (wieder) in Kraft gesetzt<br />

werden.<br />

3. Schließlich ordnet § 28 Abs. 3 ROG die Fortgeltung der o. g. das Raumordnungsgesetz ergänzenden<br />

Regelungen an. Bestehende landesgesetzliche Bestimmungen konnten also weiterhin angewendet<br />

werden, wenn sie Ergänzungen im Sinne des § 28 Abs. 3 ROG waren. Insofern waren jedoch<br />

Rechtsunsicherheiten zu der Frage, ob eine Ergänzung oder eine Abweichung vorliegt, vorprogrammiert.<br />

Aus Gründen der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit war es daher geboten, unterschiedliche<br />

Interpretationsmöglichkeiten zur neuen verfassungsrechtlichen Lage zu vermeiden<br />

und eine eigene landesgesetzliche Initiative vorzunehmen.<br />

22


Zudem konnten im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens im Einzelfall Regelungen an die Anforderungen<br />

angepasst werden, die sich in der Anwendungspraxis des geltenden Landesplanungsgesetzes<br />

herausgestellt hatten.<br />

2.1.2 Landesplanung<br />

Gemäß § 8 Abs. 1 Raumordnungsgesetz (ROG) sind für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein landesweiter<br />

Raumordnungsplan sowie Raumordnungspläne für die Teilräume des Landes (Regionalpläne) aufzustellen.<br />

Die Inhalte der Raumordnungspläne sowie die Verfahrensvorschriften für die Aufstellung der<br />

Pläne sind im Raumordnungsgesetz sowie im Landesplanungsgesetz geregelt. Für die Aufstellung des<br />

<strong>Landesentwicklung</strong>splanes für den Gesamtraum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ist die oberste Raumordnungs-<br />

und Landesplanungsbehörde (Sächsisches Staatsministerium des Innern) zuständig.<br />

Gegenwärtig gilt der am 1. Januar 2004 als Verordnung in Kraft getretene <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

2003 (LEP 2003). Dieser hatte den seit 1994 verbindlichen LEP 1994 abgelöst.<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat sich für eine frühestmögliche Verknüpfung der Landschaftsplanung mit<br />

der räumlichen Gesamtplanung entschieden (sog. Primärintegration). Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

übernimmt damit zugleich die Funktion des Landschaftsprogramms. Durch die frühzeitige Integration<br />

wird gewährleistet, dass die raumordnerischen Festlegungen auf der Grundlage einer fundierten<br />

Bewertung von Natur und Landschaft erfolgen und raumordnerisch relevante Inhalte der Landschaftsplanung<br />

durch Grundsätze und Ziele der Raumordnung gesichert werden können. Damit erhalten<br />

sie das für ihre Umsetzung notwendige rechtsverbindliche Gerüst. Die nicht raumordnerisch<br />

relevanten Inhalte der Landschaftsplanung sind dem LEP 2003 als Anlage beigefügt. Sie sind bei<br />

Entscheidungen gemäß § 5 Abs. 3 Satz 1 Sächsisches Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) zu berücksichtigen.<br />

Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan koordiniert Nutzungsansprüche an den Raum in vertikaler (Zusammenspiel<br />

Land - Region - Gemeinde) als auch in horizontaler Richtung (Fachpolitiken). Mit seinen wesentlichen<br />

Instrumenten (Zentrale Orte, Achsen, Raumkategorien, Vorrang-, Vorbehalts- und Eignungsgebiete)<br />

gibt er landesweit ein räumliches Orientierungsmuster für Standortentscheidungen<br />

der Fachplanungsträger und für private Investoren sowie vor allem den Rahmen für die konkrete<br />

Ausformung auf der Ebene der Regionalplanung vor.<br />

Eine wesentliche Zielsetzung des LEP 2003 bestand darin, die regionale Ebene im Sinne des Subsidiaritätsgedankens<br />

als die sachgerechte Entscheidungsebene für räumliche Entwicklungen aufzuwerten.<br />

Insofern erfolgten im LEP 2003 selbst, entgegen dem LEP 1994, bis auf wenige Ausnahmen<br />

keine landesweiten zeichnerischen Festsetzungen über Raumnutzungen, sondern entsprechende<br />

Handlungsaufträge an die Träger der Regionalplanung (siehe Kap. 2.1.3), damit die Regionen nach<br />

einer landesweit einheitlichen Verfahrensweise letztendlich über die jeweiligen Raumnutzungen<br />

selbst entscheiden können. Als Entscheidungsgrundlage für diese Festsetzungen stellen die sieben<br />

Erläuterungskarten des LEP 2003 lediglich Gebietskulissen (z. B. für die Rohstoffsicherung) als<br />

„Suchraum“ für die Träger der Regionalplanung dar. Im Vergleich zum LEP 1994 wurde beispielsweise<br />

auch dem Thema vorbeugender Hochwasserschutz als regionaler Aspekt ein besonderes Gewicht<br />

eingeräumt. Das Kapitel „Regionalentwicklung“ wurde – auch mit Blick auf die damals bevorstehende<br />

EU-Erweiterung – neu aufgenommen.<br />

Ein wesentliches Kernstück des LEP 2003, besonders vor dem Hintergrund des fortschreitenden<br />

demografischen Wandels und zurückgehender öffentlicher Finanzen, war die Reform des Zentrale-<br />

Orte-Konzeptes. Die Anzahl der im LEP 1994 ausgewiesenen Mittelzentren wurde auf ein tragfähiges<br />

Maß verringert. Zudem wurden das bisher vierstufige System der Zentralen Orte auf drei Stufen<br />

23


eduziert und für die Ausweisung von Grundzentren durch die Regionalplanung Kriterien festgelegt.<br />

Mit der Möglichkeit der Festlegung von Versorgungs- und Siedlungskernen sollen Konzentrationsprozesse<br />

überörtlicher Infrastruktur unterstützt werden.<br />

Mit dem Vorliegen des LEP 2003 war die Grundlage für die Fortschreibung der Regionalpläne gegeben.<br />

Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan ist auf einen Zeitraum von ca. 10 Jahren ausgerichtet. Er ist bei<br />

Bedarf durch Fortschreibung der weiteren Entwicklung anzupassen.<br />

2.1.3 Regionalplanung<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen obliegt die Regionalplanung den kommunal verfassten Regionalen Planungsverbänden.<br />

Sie setzen sich jeweils aus den zugehörigen Landkreisen und Kreisfreien Städten zusammen.<br />

Seit dem 1. August 2008 (Inkrafttreten der Kreisgebiets- und Funktionalreform) existieren in<br />

Sachsen nur noch vier Regionale Planungsverbände, da zu diesem Zeitpunkt die bisherigen Regionalen<br />

Planungsverbände Südwestsachsen und Chemnitz/Erzgebirge zum neuen Regionalen Planungsverband<br />

Südsachsen fusionierten. Gleichzeitig wurde das Gebiet des ehemaligen Kreises Döbeln (Planungsverband<br />

Westsachsen) dem neu gebildeten Verband Südsachsen, der sich Ende 2009 in „Planungsverband<br />

Region Chemnitz“ umbenannt hat, zugeordnet. Der Regionale Planungsverband<br />

Westsachsen trägt seit Mitte <strong>2010</strong> den Namen „Leipzig-Westsachsen“.<br />

Karte 3: Regionale Planungsverbände in Sachsen<br />

Die Regionalen Planungsverbände sind nach § 4 Abs. 1 SächsLPlG verpflichtet, für ihre Planungsregion<br />

einen Regionalplan aufzustellen. Die Regionalpläne sind aus dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan des<br />

<strong>Freistaat</strong>es Sachsen zu entwickeln. In den Regionalplänen werden die Grundsätze nach § 2 ROG<br />

sowie die Ziele und Grundsätze des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes auf der Grundlage einer Bewertung<br />

24


des Zustandes von Natur und Landschaft sowie der Raumentwicklung räumlich und sachlich ausgeformt.<br />

Die Regionalpläne übernehmen zugleich auch die Funktion der Landschaftsrahmenpläne nach<br />

§ 5 SächsNatSchG.<br />

Basierend auf dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 wurde mittlerweile die zweite Generation der<br />

Regionalpläne erstellt. Aus dem LEP 2003 ergaben sich dabei für die Fortschreibung der Regionalpläne<br />

folgende Handlungsaufträge an die Regionalen Planungsverbände:<br />

Leitbild dem Regionalplan voranstellen<br />

Ausweisung der Grundzentren<br />

Ausweisung von Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen<br />

Ausweisung von Regionalen Achsen<br />

grenzübergreifende Abstimmung von Planungen und Maßnahmen, Entwicklung gemeinsamer<br />

grenzübergreifender Raumordnungspläne mit polnischen und tschechischen Regionen<br />

Ausweisung von „Sanierungsbedürftigen Bereichen der Landschaft“ sowie „Bereichen der Landschaft<br />

mit besonderen Nutzungsanforderungen“<br />

Festlegung von Gebieten, in denen unvermeidbare Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes oder<br />

des Landschaftsbildes an anderer Stelle ausgeglichen oder ersetzt werden können<br />

Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten (VRG/VBG) für Natur und Landschaft (Landschaftsbild/Landschaftserleben,<br />

Arten- und Biotopschutz); Kennzeichnung eines ökologischen<br />

Verbundsystems auf Grundlage der ausgewiesenen VRG/VBG Natur und Landschaft (Arten- und<br />

Biotopschutz)<br />

Ausweisung von VRG/VBG für den vorbeugenden Hochwasserschutz und von Vorrang- und Vorbehaltsstandorten<br />

für den technischen Hochwasserschutz<br />

Ausweisung von Böden mit besonderer Funktionalität (auch als VRG/VBG Bodenschutz)<br />

Ausweisung von Frisch- und Kaltluftentstehungsgebieten<br />

Ausweisung von regionalen Grünzügen und Grünzäsuren<br />

Ausweisung von VRG/VBG für die Rohstoffsicherung (Abbau von Bodenschätzen)<br />

Ausweisung von VRG für Braunkohlenabbau<br />

Darstellung von Tourismusgebieten und Ergänzung durch regional bedeutsame Gebiete sowie<br />

Formulierung von Grundsätzen und Zielen<br />

Ausweisung von Gebieten für die Erholungsnutzung an Gewässern<br />

Mitwirkung bei Reit- und Radwegekonzeptionen in den Regionen<br />

Ausweisung regional bedeutsamer Flächen für die landwirtschaftliche Produktion als VRG/VBG<br />

Landwirtschaft<br />

Ausweisung von VRG/VBG zur Erhöhung des Waldanteils<br />

Ausweisung von VRG/VBG zum Schutz vorhandenen Waldes<br />

Ausweisung von VRG/VBG Weinbau<br />

Raumordnerische Sicherung der im Fachlichen Entwicklungsplan Verkehr und im LEP 2003 enthaltenen<br />

Trassen und Korridore<br />

Sicherung der räumlichen Vorraussetzungen zur Nutzung der Braunkohle<br />

Festlegungen zur räumlichen Nutzung erneuerbarer Energien, sofern konzeptionelle Grundlagen<br />

vorliegen<br />

Sicherung der räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie (VRG/VBG, Eignungsgebiete)<br />

25


Ausweisung von VRG/VBG für die Trinkwasserversorgung<br />

Ausweisung von Siedlungsbeschränkungsbereichen für Verkehrsflughäfen und ausgewählte<br />

Verkehrslandeplätze<br />

Ausweisung von VRG für Verteidigung<br />

Die Handlungsaufträge wurden, den spezifischen regionalen Gegebenheiten der jeweiligen Planungsregion<br />

entsprechend, umgesetzt.<br />

Im Sinne der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001<br />

über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (SUP-Richtlinie) war<br />

bei der Fortschreibung der Regionalpläne erstmals eine Umweltprüfung durchzuführen. Rechtsgrundlage<br />

hierfür war § 7 Abs. 5 bis 10 des Raumordnungsgesetzes vom 18.08.1998, zuletzt geändert<br />

durch Art. 10 G v. 9.12.2006 (ROG) und § 2 Abs.1 und 3 Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung<br />

des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (SächsLPlG). Da die Regionalpläne zugleich auch die Funktion der<br />

Landschaftsrahmenpläne gemäß Sächsischem Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) übernehmen,<br />

dokumentieren die Umweltberichte gleichermaßen die Umweltprüfung der Landschaftsrahmenpläne.<br />

Gemäß § 2 Abs. 3 SächsLPlG umfasst die Umweltprüfung „…auch die Prüfung der Verträglichkeit mit<br />

den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen<br />

Vogelschutzgebietes nach § 22b Abs. 8 des Sächsischen Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege<br />

(SächsNatSchG)“<br />

Derzeit sind folgende Regionalpläne und Teilfortschreibungen in Sachsen verbindlich:<br />

Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen:<br />

Regionalplan Westsachsen: in Kraft getreten am 25.07.2008<br />

Planungsverband Region Chemnitz:<br />

Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge: in Kraft getreten am 31.07.2008,<br />

Teilfortschreibung Wind: in Kraft getreten am 20.10.2005,<br />

Teilfortschreibung „Industrie und Gewerbe“: in Kraft getreten am 28.10.2004 sowie<br />

Regionalplan Südwestsachsen: in Kraft getreten am 31.07.2008<br />

Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />

Regionalplan Oberes Elbtal/Osterzgebirge: in Kraft getreten am 19.11.2009 (mit Ausnahme des<br />

Teils Windenergienutzung),<br />

Teilfortschreibung Wind: in Kraft getreten am 24.04.2003<br />

Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien:<br />

Regionalplan Oberlausitz-Niederschlesien: in Kraft getreten am 04.02.<strong>2010</strong><br />

In Fortschreibung befinden sich folgende (Teil-)Regionalpläne:<br />

Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen:<br />

Beschluss der Verbandsversammlung zur Teilfortschreibung B 87n vom 23.05.2008;<br />

Beschluss der Verbandsversammlung zur Teilfortschreibung "Energieversorgung und erneuerbare<br />

Energien" vom 18.12.2009<br />

Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />

Beschluss der Verbandsversammlung zur Fortschreibung der Ziele und Grundsätze zur Windenergienutzung<br />

am 09.12.2009<br />

Planungsverband Region Chemnitz:<br />

Beschlussfassung der Verbandsversammlung zur Neuaufstellung eines Regionalplanes für die<br />

neue Planungsregion am 12.11.2008<br />

26


Ausgewählte Aktivitäten der Regionalen Planungsverbände zur Regionalentwicklung<br />

Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 beteiligten sich die Regionalen Planungsverbände aktiv an Maßnahmen<br />

der Regionalentwicklung gemäß LEP 2003, Kap. 3. Die nachfolgende, beispielhafte Auswahl<br />

von Maßnahmen gliedert sich nach Schwerpunktthemen entsprechend den aktuellen Herausforderungen<br />

in der Regionalentwicklung:<br />

1. Demografischer Wandel, Daseinsvorsorge:<br />

Oberlausitz-Niederschlesien:<br />

� Projekt „Zukunftschancen im ländlichen Raum“ der Modellregion Oberlausitz-<br />

Niederschlesien (Aufbau eines strategischen Netzwerkes „Ländlicher Raum“ mit Akteuren<br />

aus der Region, als Pendant zum in der Oberlausitz bereits bestehenden „Städtenetzwerk“;<br />

Entwicklung von Anpassungsstrategien und Maßnahmen, mit denen den<br />

Folgen des Demografischen Wandels gegengesteuert werden kann)<br />

2. Klima und Energie:<br />

Leipzig-Westsachsen:<br />

� Modellregion im MORO „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ (Entwicklung<br />

regionaler Klimaanpassungsstrategien auf Basis des raumordnerischen Instrumentariums)<br />

� Mitarbeit am Forschungsvorhaben „Globale und Regionale räumliche Verteilung von<br />

Biomassepotenzialen – Status Quo und Möglichkeiten der Präzisierung, Teilprojekt:<br />

Regionale Biomassepotenziale in Deutschland“ , „Energie aus Biomasse – Aufgaben für<br />

die Raumplanung?“, (Forschungsvorhaben zur Implementierung einer nachhaltigen<br />

Biomassestrategie sowie zu Steuerungsmöglichkeiten und -grenzen beim Ausbau der<br />

energetischen Biomassenutzung)<br />

� Praxispartner aus der Regionalplanung im Forschungsvorhaben „Nachhaltige Landnutzung<br />

im Spannungsfeld umweltpolitisch konfligierender Zielsetzungen am Beispiel der<br />

Windenergiegewinnung“<br />

Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />

� Modellregion im MORO „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ (Klimafit)<br />

Oberlausitz-Niederschlesien:<br />

� Projekt Regionale Klimaanpassungsstrategie „Vulnerabilitätsstudie Oberlausitz-<br />

Niederschlesien“ (Verletzbarkeit gegenüber den Folgewirkungen des Klimawandels und<br />

Ableitung von Anpassungsmaßnahmen und -strategien)<br />

3. Flächenmanagement<br />

Leipzig-Westsachsen<br />

� Praxispartner im Verbundprojekt der Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg „Ziele<br />

und übertragbare Handlungsstrategien für ein kooperatives regionales Flächenmanagement<br />

unter Schrumpfungstendenzen in der Kernregion Mitteldeutschland – KoReMi“<br />

(sparsamer Umgang mit Siedlungsfläche und Kulturlandschaft, angemessene Ausstattung<br />

mit technischen und verkehrlichen Infrastrukturen, effiziente Verteilung öffentlicher<br />

Aufgaben; regionaler Ansatz zum nachhaltigen Flächenmanagement, zum Erhalt<br />

der Lebensqualität und zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Regionen)<br />

27


28<br />

4. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

Oberlausitz-Niederschlesien:<br />

� Koordinierung der regionalen Raumentwicklung in der Euroregion Neiße – KOREG<br />

(Projekt mit dem Niederschlesischen Oberlausitzkreis und der Kommunalgemeinschaft<br />

Euroregion Neiße e. V. für eine verbesserte Verständigung und Zusammenarbeit einschl.<br />

Übersetzung ausgewählter deutscher, polnischer und tschechischer Dokumente der<br />

Regionalplanung und der Bauleitplanung in die Sprache des jeweiligen Nachbarlandes)<br />

� Partnerschaftsvereinbarung des RPV Oberlausitz-Niederschlesien mit dem Powiat<br />

Legnicki (Schwerpunkte Kommunale Zusammenarbeit der Verwaltungen, im Bildungs-<br />

und Schulwesen, Sport, Umweltschutz, Fremdenverkehr, Regionalplanung, Raumordnung,<br />

Flächennutzungsplanung, Städtebau, Verkehrsnetzplanung, Informationsaustausch<br />

hinsichtlich des aktiven Braunkohlenbergbaus und der Windkraftnutzung)<br />

5. Projekte der Bergbaufolgelandschaften<br />

Leipzig-Westsachsen<br />

� Workshop-Prozess Mitteldeutsche Seenlandschaft und Gewässerverbund Region Leipzig<br />

unter dem Dach des Regionalforums Mitteldeutschland<br />

� Seenkatalog Mitteldeutschland 2007 (Neuauflage <strong>2010</strong>) unter Federführung RPV<br />

Westsachsen<br />

� Erarbeitung von Studien zu den „wassertouristischen Keimzellen“ („ECMP-Studie“<br />

2006), zu den Gewässerverbünden Zwenkauer-Cospudener See und Seelhausener-<br />

Großer Goitzschesee, „Anbindung des Markkleeberger Sees an die Pleiße“ und „Konzeption<br />

zur nachhaltigen Nutzung der Tagebauseen in der Region Leipzig“, zur Broschüre<br />

„Touristischer Gewässerverbund Region Leipzig“ sowie für die fachliche Begleitung der<br />

NATURA-2000-Verträglichkeitsunter-suchungen für das „Wassertouristische Nutzungskonzept<br />

Region Leipzig“.<br />

Oberlausitz-Niederschlesien:<br />

� Entwicklungskonzept für die Gemeinden Trebendorf, Schleife und Groß Düben unter<br />

den Bedingungen des langfristigen Braunkohlenbergbaus Tagebau Nochten unter Federführung<br />

des Regionalen Planungsverbandes<br />

Region Chemnitz:<br />

� Erarbeitung einer ganzheitlichen integrierten Entwicklungsstrategie für den Teilraum<br />

Zwickau-Lugau-Oelsnitz/E. der „FLOEZ-Region“ (Steinkohle)<br />

6. weitere Schwerpunktaktivitäten der Regionalentwicklung<br />

Leipzig-Westsachsen<br />

� Mitwirkung beim Planspiel des Deutschen Instituts für Urbanistik im Auftrag des<br />

BMVBS zur ROG-Novelle;<br />

� Moderation und Übernahme von fachlichen Beratungs- und Begleitaufgaben im Kommunalen<br />

Forum, Südraum Leipzig, zur Fortschreibung des REK innerhalb der AG 2 zur<br />

interkommunalen Zusammenarbeit<br />

Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />

� Unterstützung des Projektes „Korb regionaler Produkte“, Leitung der begleitenden<br />

Projektgruppe der Region Dresden<br />

� Koordination Regionales Entwicklungskonzept (REK) Region Dresden


2.1.4 Braunkohlenplanung<br />

In den Braunkohlenplangebieten Westsachsen und Oberlausitz-Niederschlesien ist als Teilregionalplan<br />

für jeden Tagebau ein Braunkohlenplan, bei stillgelegten Tagebauen als Sanierungsrahmenplan,<br />

durch die betroffenen Regionalen Planungsverbände aufzustellen. Die Braunkohlenpläne enthalten,<br />

soweit es für die räumliche Entwicklung, Ordnung und Sicherung erforderlich ist, Festlegungen zu<br />

den Abbaugrenzen und Sicherheitslinien des Abbaus, den Grenzen der Grundwasserbeeinflussung,<br />

den Haldenflächen und deren Sicherheitslinien,<br />

den fachlichen, räumlichen und zeitlichen Vorgaben,<br />

den Räumen, in denen Änderungen an Verkehrswegen, Vorflutern, Leitungen aller Art vorzunehmen<br />

sind,<br />

den durch die Inanspruchnahme von Gebieten erforderlichen Umsiedlungen sowie<br />

den Grundzügen der Wiedernutzbarmachung der Oberfläche, zur anzustrebenden Landschaftsentwicklung<br />

im Rahmen der Wiedernutzbarmachung sowie zur Revitalisierung von Siedlungen.<br />

Die Betriebspläne der im Braunkohlenplangebiet tätigen Bergbauunternehmen und die Sanierungsvorhaben<br />

sind mit den Braunkohlenplänen in Einklang zu bringen. Grundlage der Braunkohlenpläne<br />

für die „aktiven“ Tagebaue sind die langfristigen energiepolitischen Vorstellungen der Staatsregierung.<br />

Für die langfristig fortzuführenden Tagebaue Nochten und Reichwalde im Braunkohlenplangebiet<br />

Oberlausitz-Niederschlesien sind die Braunkohlenpläne seit 1994 verbindlich. Seit Oktober 2007<br />

befindet sich der Braunkohlenplan Nochten in der Fortschreibung. Anlass ist die vom Bergbauunternehmen<br />

Vattenfall Europe Mining AG angestrebte Inanspruchnahme des im Braunkohlenplan von<br />

1994 als Vorranggebiet für die Braunkohlengewinnung ausgewiesenen Bereichs durch den voranschreitenden<br />

Bergbau.<br />

Für den kleinen sächsischen Teil des Braunkohlentagebaus Welzow-Süd, Weiterführung in den<br />

räumlichen Teilabschnitt I (sächsischer Teil), wird seit Mai 2009 ein Braunkohlenplan in enger inhaltlicher<br />

und zeitlicher Abstimmung mit den entsprechenden Braunkohlenverfahren in Brandenburg<br />

aufgestellt.<br />

Der seit März 1999 verbindliche Braunkohlenplan für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain (Braunkohlenplangebiet<br />

Westsachsen) wurde im November 2003 durch das Sächsische Oberverwaltungsgericht<br />

aus formellen Gründen für nichtig erklärt. Im Dezember 2003 wurde mit dem Verfahren zur<br />

Neuaufstellung des Braunkohlenplanes Schleenhain begonnen.<br />

Für das Braunkohlenplangebiet Oberlausitz-Niederschlesien sind 14 Sanierungsrahmenpläne aufgestellt<br />

und für verbindlich erklärt worden. Davon wurde inzwischen der Sanierungsrahmenplan<br />

Olbersdorf aufgehoben, da seine Ziele hinsichtlich der Bergbausanierung vollständig umgesetzt sind.<br />

Für die anderen 13 Sanierungsrahmenpläne wurde im Juli 2007 die Fortschreibung beschlossen, mit<br />

dem Ziel, die festgelegten Raumnutzungen künftig in den Regionalplan zu integrieren.<br />

Für das Braunkohlenplangebiet Westsachsen liegen sieben verbindliche Sanierungsrahmenpläne vor,<br />

ein Plan befindet sich in der Fortschreibung.<br />

29


Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne (20.05.<strong>2010</strong>)<br />

Braunkohlenplangebiet<br />

Westsachsen<br />

1. Braunkohlenpläne<br />

Profen verbindlich seit 9/2000 Nochten<br />

Vereinigtes<br />

Schleenhain<br />

Borna-Ost/ Bockwitz<br />

Delitzsch-Südwest/<br />

Breitenfeld<br />

Espenhain<br />

Goitsche<br />

Haselbach<br />

Witznitz<br />

Zwenkau/Cospuden<br />

Neuaufstellung seit<br />

12/2003<br />

verbindlich seit<br />

8/1998<br />

Reichwalde<br />

2. Sanierungsrahmenpläne<br />

verbindl. seit 12/1999, zuletzt<br />

geändert mit der 7/2008<br />

in Kraft getretenen Teilfortschreibung<br />

Fortschreibung verbindl. seit<br />

4/2004, zuletzt geändert mit<br />

der 7/2008 in Kraft getretenen<br />

Teilfortschreibung<br />

verbindl. seit 12/2002,<br />

Fortschreibung seit<br />

12/2002<br />

verbindl. seit 6/2002, Fortschreibung<br />

seit 6/2004 in<br />

Kopplung mit Neuaufstellung<br />

Vereinigtes Schleenhain<br />

verbindlich seit 9/2000,<br />

zuletzt geändert mit der im<br />

Juli in Kraft getretenen<br />

Teilfortschreibung<br />

Fortschreibung verbindlich<br />

seit 6/2006<br />

Bärwalde,<br />

Berzdorf<br />

Burghammer<br />

Heide<br />

Braunkohlenplangebiet<br />

Oberlausitz-Niederschlesien<br />

Laubusch/Kortitzmühle<br />

Lohsa Teil 1,<br />

Skado und Koschen<br />

Lohsa Teil 2<br />

Olbersdorf<br />

Scheibe<br />

Spreetal<br />

Tgb. I Werminghoff<br />

(Knappenrode)<br />

Trebendorfer Felder<br />

Zeißholz<br />

Tab. 1: Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne<br />

30<br />

verbindlich seit 5/1994,<br />

Fortschreibung seit<br />

10/2007<br />

verbindlich seit<br />

5/1994<br />

beide verbindlich seit<br />

2/1999, Fortschreibung seit<br />

7/2007<br />

verbindlich seit 9/2001,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 9/2002,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 2/1999,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

beide verbindlich seit<br />

9/1997, Fortschreibung seit<br />

7/2007<br />

verbindlich seit 3/2002,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

Verbindliche Aufhebung<br />

eingetreten 2/<strong>2010</strong><br />

verbindlich seit 6/2002,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 8/2003,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 8/2004,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 11/2004,<br />

Fortschreibung seit 7/2007<br />

verbindlich seit 5/2004,<br />

Fortschreibung seit 7/2007


2.2 Verfahren der Raumordnung<br />

Aufgabe der Raumordnung ist es, die unterschiedlichen Anforderungen an den Raum und die sich<br />

daraus ergebenden Konflikte und Chancen zu prüfen, zu bewerten und mit dem Ziel einer optimalen<br />

Entwicklung des Landes und seiner Teilräume in Übereinstimmung zu bringen. Das Raumordnungsverfahren<br />

ist ein förmliches Verfahren zur Prüfung der Vereinbarkeit eines raumbedeutsamen Vorhabens<br />

mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und zur Abstimmung mit raumbedeutsamen<br />

Vorhaben anderer öffentlicher und sonstiger Planungsträger. Raumordnungsverfahren werden in<br />

Sachsen von den oberen Raumordnungsbehörden bei den heutigen Landesdirektionen (LD) durchgeführt.<br />

Im Berichtszeitraum konnten insgesamt elf Raumordnungsverfahren abgeschlossen werden,<br />

wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich ist.<br />

LD Vorhabentyp ROV zum Vorhaben … Dauer Ergebnis<br />

LDL<br />

LDC<br />

LDD<br />

Rohstoffabbauvorhaben<br />

Großflächiger Einzelhandel <br />

Rohstoffabbauvorhaben <br />

Hochspannungsfreileitung<br />

Ferngasleitung<br />

Rohstoffabbauvorhaben<br />

Ferngasleitung<br />

Schienen-/ Straßentrassen<br />

Freizeit, Erholung,<br />

Tourismus<br />

Hochspannungsfreileitung <br />

Rohstoffabbauvorhaben<br />

Kiesgewinnung Leipzig-Schönau (Fortführung)<br />

Erweiterung und Umstrukturierung EKZ<br />

„PEP“ Torgau<br />

Kiesgewinnung Leipzig-Hirschfeld<br />

II/Wolfshain (Brandis)(Fortführung)<br />

Verlegung 110kV Freileitung Lippendorf-<br />

Gößnitz im Bereich der Tagebauerweiterung<br />

Schleenhain<br />

Leitung „Mitteleuropäische Transversale“<br />

(sächsischer Teil, Gesamtstellungnahme<br />

unter Einbezug der LD Chemnitz)<br />

Rohstoffgewinnungsvorhaben Kiessandtagebau<br />

Schneppendorf, Stadt Zwickau /<br />

Gemeinde Mülsen, Landkreis Zwickau<br />

Erdgasfernleitung OPAL, DN 1400 von<br />

Greifswald nach Olbernhau, Trassenabschnitt<br />

Sachsen von Großenhain nach<br />

Olbernhau (sächsischer Teil, Gesamtstellungnahme<br />

unter Einbeziehung der LD<br />

Chemnitz)<br />

Verkehrsbauvorhaben<br />

"S94/S95/S100/S102, Neubau Süd-, Westund<br />

Nord-West-Umgehung Kamenz, Lkr.<br />

Bautzen<br />

Schlossrekonstruktion und Ferienhausanlage<br />

einschließlich Errichtung eines Golfplatzes,<br />

Gemeinde Wülknitz, Lkr. Meißen<br />

110 kV-Freileitung Reinhardtsgrimma-<br />

Ulberndorf, Lkr. Sächsische Schweiz/<br />

Osterzgebirge<br />

Neuaufschluss Kiessandlagerstädte Berzdorf-Ost,<br />

Lkr. Görlitz (Fristverzug bedingt<br />

durch die Beteiligung Polens)<br />

Tab. 2a: Abgeschlossene Raumordnungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009<br />

6 Monate<br />

5 Monate<br />

5 Monate<br />

3 Monate<br />

11 Monate<br />

5 Monate<br />

6 Monate<br />

9 Monate<br />

8 Monate<br />

6 Monate<br />

8 Monate<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

im Wesentlichen<br />

keine Befürwortung<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben bzw.<br />

Wahl alternativer<br />

Trassen<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

Befürwortung mit<br />

Maßgaben<br />

31


In begründeten Einzelfällen kann in einem Zielabweichungsverfahren nach Anhörung der berührten<br />

Stellen die Abweichung von einem Ziel der Raumordnung zugelassen werden, wenn diese Abweichung<br />

unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht<br />

berührt werden. Ein Zielabweichungsverfahren führt die Vereinbarkeit von Planungen und Maßnahmen<br />

mit den Erfordernissen der Raumordnung herbei, ohne einen entgegenstehenden Raumordnungsplan<br />

zu ändern. Die heutigen Landesdirektionen führen die Zielabweichungsverfahren als gesonderte<br />

Verfahren durch. Im Berichtszeitraum wurden 16 Zielabweichungsverfahren abgeschlossen.<br />

LD Vorhabentyp Zielabweichungsverfahren Dauer Ergebnis<br />

LDL<br />

LDC<br />

LDD<br />

Handel<br />

Errichtung eines Lebensmittelsupermarktes<br />

in Kitzscher<br />

5 Monate<br />

Verkehr Verlegung der B181 bei Dölzig 10 Monate<br />

Handel<br />

Energieversorgung und<br />

erneuerbare Energien<br />

Handel<br />

Gewerbliche Wirtschaft<br />

Gewerbliche Wirtschaft<br />

Gewerbliche Wirtschaft<br />

Gewerbliche Wirtschaft<br />

Freizeit, Erholung, Tourismus<br />

Freizeit, Erholung, Tourismus<br />

Freizeit, Erholung, Tourismus<br />

Schutz, Pflege und<br />

Entwicklung von Natur<br />

und Landschaft<br />

Gewerbliche Wirtschaft<br />

Energieversorgung und<br />

erneuerbare Energien<br />

Energieversorgung und<br />

erneuerbare Energien<br />

Errichtung eines Lebensmittelsupermarktes<br />

in Neukieritzsch<br />

2 Monate<br />

Energiepark in Doberschütz 3 Monate<br />

Erweiterung einer großflächigen Einzelhandelseinrichtung<br />

in Siebenlehn<br />

Erweiterung eines ortsansässigen Unternehmens<br />

in der Gemeinde Gornau<br />

Ansiedlung eines nicht produzierenden<br />

Gewerbebetriebes in Falkenstein-<br />

Siebenhitz<br />

Erweiterung des Gewerbeparks der Stadt<br />

Wolkenstein<br />

Umsiedlung eines nicht produzierenden<br />

Gewerbebetriebes in Treuen<br />

Erweiterung eines Freizeitparks in Lengenfeld<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

12 Monate Keine Zulassung<br />

3 Monate Zulassung<br />

1 Monat Zulassung<br />

9 Monate Zulassung<br />

1 Monat Zulassung<br />

4 Monate Zulassung<br />

Golfplatz am Berzdorfer See 6 Monate Zulassung<br />

Touristische Vorhaben am Südufer des<br />

Bärwalder See<br />

Festsetzung Naturschutzgebiet "Rutschung<br />

P" am Berzdorfer See<br />

Nachnutzung einer ehemaligen Brennstoffaufbereitungsanlage<br />

für gewerbliche<br />

Zwecke in Spreetal<br />

Errichtung von Windenergieanlagen in<br />

Schöpstal<br />

Ausweisung eines Sondergebiets Winderenergie<br />

durch die Stadt Hoyerswerda<br />

5 Monate<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

4 Monate Zulassung<br />

3 Monate<br />

3 Monate<br />

Tab. 2b: Abgeschlossene Zielabweichungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009<br />

32<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

Zulassung unter<br />

Beachtung von<br />

Auflagen<br />

34 Monate Keine Zulassung


3 Raumstrukturelle Entwicklungen<br />

3.1 Raumstruktur<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist mit Stand vom 01.01.<strong>2010</strong> administrativ in drei Direktionsbezirke, 10 Landkreise<br />

mit insgesamt 482 kreisangehörigen Gemeinden sowie drei Kreisfreie Städte gegliedert. Die<br />

Anzahl der Gemeinden hat sich damit auf Grundlage von freiwilligen Zusammenschlüssen im<br />

Berichtszeitraum von 515 (31.12.2005) auf 485 (01.01.<strong>2010</strong>) verringert.<br />

Die Raumstruktur wird weitgehend geprägt durch das System der Zentralen Orte, die als Leistungsträger<br />

das Grundgerüst für eine ausgewogene Entwicklung in allen Landesteilen bilden. Das mit dem<br />

LEP 2003 gestraffte System der Ober- und Mittelzentren ist im Berichtszeitraum in den Regionalplänen<br />

der zweiten Generation um die Grundzentren ergänzt worden. Als Verbindungselemente der<br />

Struktur dienen die Verbindungsachsen, die im LEP 2003 generalisiert als überregionale Achsen ausgewiesen<br />

und in den Regionalplänen ausgeformt und durch regionale Achsen ergänzt wurden.<br />

Der unterschiedlichen bevölkerungs- und siedlungsstrukturellen Situation wird durch die Ausweisung<br />

von Raumkategorien im LEP 2003 Rechnung getragen. Diese Kategorien wurden auf Gemeindebasis<br />

abgegrenzt und in den letzten Jahren lediglich bei Eingemeindungen oder Gemeindezusammenschlüssen<br />

dem veränderten Gebietsstand angepasst, wenn Gemeinden aus unterschiedlichen<br />

Raumkategorien beteiligt waren.<br />

3.1.1 Allgemeine raumstrukturelle Entwicklung<br />

Karte 4: Raumstruktur<br />

33


Schwerpunkte der raumstrukturellen Entwicklung sind die Zentralen Orte, die auch für ihr jeweiliges<br />

Umland Versorgungs- und Entwicklungsfunktionen wahrnehmen. Das dreistufige zentralörtliche<br />

Konzept hat sich bewährt und sollte auch weiterhin verfolgt werden.<br />

Zukunftsfähige Strukturen bei weiterem Rückgang der Einwohnerzahlen bedürfen eines klaren Leitbildes<br />

für die Entwicklung der Regionen (LEP-Ziel Z 2.1.5). Dem wurde in den Regionalplänen Rechnung<br />

getragen, in dem in den jeweiligen Leitbildern insbesondere die Schwerpunkte Stärkung der<br />

Wirtschaftskraft und der Standortattraktivität sowie nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen<br />

und Potenziale verankert wurden. Kooperationen und Vernetzungen regionaler Leistungsträger<br />

werden dabei ebenso bewusst unterstützt, wie Leistungen im Sinne von ökologischen Ausgleichsfunktionen.<br />

Ziel der Landes- und Regionalplanung war und ist es, eine Verschärfung räumlicher<br />

Disparitäten zu vermeiden. Dabei kann auch bei der Förderung in peripheren, dünn besiedelten ländlichen<br />

Regionen nicht nach dem Gießkannenprinzip gehandelt werden. Die Stärkung der Wirtschaftskraft<br />

der Zentralen Orte muss mit der Intensivierung der funktionalen Verflechtungen mit<br />

dem Umland verbunden werden.<br />

Die Metropolregion „Sachsendreieck“ bezieht unter der neuen Bezeichnung „Metropolregion Mitteldeutschland“<br />

auch Städte aus Thüringen und Sachsen-Anhalt mit ein (siehe hierzu Kapitel 3.6.1). Die<br />

sächsischen Kernstädte der Metropolregion nehmen die sogenannte „Gateway-Funktion“ als Zugangspunkt<br />

zu anderen Metropolen bzw. Metropolregionen für den gesamten <strong>Freistaat</strong> wahr. In<br />

Bezug auf die Anbindung an metropolitane Funktionen gibt es in Sachsen peripher gelegene ländliche<br />

Regionen, von denen eine Erreichbarkeit der Kernstädte der Metropolregion mit Pkw-Fahrzeiten<br />

von mehr als 75 Minuten (teilweise mehr als 90 Minuten) verbunden ist.<br />

Karte 5: Erreichbarkeit der sächsischen Kernstädte der Metropolregion Mitteldeutschland (Quelle: eigene Berechnungen<br />

des SMI)<br />

34


3.1.2 Zentrale Orte und Mittelbereiche<br />

Die Stabilisierung des Systems der Zentralen Orte, insbesondere auch zur Sicherung der Daseinsvorsorge<br />

im ländlichen Raum war und ist eine wesentliche Aufgabe der Raumordnung und der Fachplanungen.<br />

Die mit dem LEP 2003 vorgenommene Straffung des Zentrale-Orte-Systems von vier auf<br />

drei Hierarchiestufen bei gleichzeitiger Verringerung der Gesamtzahl hat zweifellos zu einer Stärkung<br />

der verbliebenen Zentralen Orte beigetragen.<br />

Im LEP 2003 wurden neben den Oberzentren Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau sowie<br />

dem Oberzentralen Städteverbund Bautzen-Görlitz-Hoyerswerda insgesamt 38 Mittelzentren ausgewiesen,<br />

darunter drei Mittelzentrale Städteverbünde mit drei, vier bzw. sechs Städten. Von den 38<br />

Mittelzentren sind nach ihrer Lage und Funktion im Raum zwölf als Mittelzentrum im Verdichtungsraum<br />

und zehn als Ergänzungsstandorte im ländlichen Raum kategorisiert.<br />

In den Regionalplänen wurden auf der unteren Stufe des dreistufigen Zentrale-Ort-Systems insgesamt<br />

80 Grundzentren ausgewiesen, davon 12 Grundzentrale Städteverbünde mit je zwei Gemeinden,<br />

drei mit je drei Gemeinden und einer mit fünf Gemeinden.<br />

Regionaler Planungsverband Anzahl Grundzentren darunter Städteverbünde<br />

Leipzig-Westsachsen* 16 4<br />

Oberlausitz-Niederschlesien 15 3<br />

Oberes Elbtal/Osterzgebirge 18 1<br />

Region Chemnitz **<br />

*ehem. RPV Westsachsen (mit Altkreis Döbeln)<br />

18/ 13 5/ 3<br />

** ehem. RPV Chemnitz-Erzgeb. (ohne Altkreis Döbeln) / ehem. RPV Südwestsachsen<br />

Tab. 3: Ausweisung von Grundzentren in den Regionalplänen<br />

Von den 485 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (Stand 01.01.<strong>2010</strong>) haben damit 158 einen<br />

Zentral-Ort-Status (8 x Oberzentrum, 48 x Mittelzentrum, 102 x Grundzentrum). Bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl am 31.12.2009 wohnen 37,8 % der Sachsen in Oberzentren, 21,8 % in Mittelzentren<br />

und 16,6 % in Grundzentren. Damit hat der Anteil der Oberzentren an der Einwohnerzahl im Berichtszeitraum<br />

leicht zugenommen, hingegen ist der der Mittelzentren und der Grundzentren leicht<br />

zurückgegangen. Dieser Trend wird sich laut 5. Regionalisierter Bevölkerungsprognose des Statistischen<br />

Landesamtes bis 2025 weiter fortsetzen (OZ: 41 %, MZ: 21 %, GZ: 14,5 %).<br />

Hinsichtlich Einwohnerzahl, Größe und Siedlungsstruktur unterscheiden sich die Mittelzentren deutlich.<br />

Kleinstes (selbständiges) Mittelzentrum ist Niesky mit 10.168 Einwohnern, größtes ist Freiberg<br />

mit 41.701 Einwohnern (Stand 31.12.2009). Die größte Flächenausdehnung hat das Mittelzentrum<br />

Großenhain (130,24 km²), die kleinste das Mittelzentrum Coswig (25,85 km²).<br />

Bei den Städte- bzw. Gemeindeverbünden auf grundzentraler, aber auch auf mittelzentraler Ebene<br />

ist die Wahrnehmung einer tatsächlichen Funktionsteilung gemäß LEP 2003 (Kap. 2.3 – Begriffsdefinition)<br />

sehr unterschiedlich ausgeprägt. Problematisch ist dies insbesondere dann, wenn mehr<br />

als zwei Gemeinden zu einem solchen Verbund gehören und ein siedlungsstruktureller Zusammenhang<br />

nicht gegeben ist.<br />

Die im LEP 2003 zugrunde gelegten Kriterien für die Ausweisung als Mittelzentrum konnten Ende<br />

2009 nur noch 22 von 38 Mittelzentren erfüllen. Neben der sinkenden Einwohnerzahl in den Mittelzentren<br />

selbst – 18 von ihnen haben allein seit Ende 2005 mehr als 5 % ihrer Bevölkerung verloren –<br />

ist insbesondere im ländlichen Raum auch die Einwohnerzahl in den jeweiligen Mittelbereichen stark<br />

35


zurückgegangen. Für die Mittelzentren als Ergänzungsstandort im ländlichen Raum mit Einwohnerzahlen<br />

unter 15.000 galt als „Ersatz“-Kriterium die Kreisstadtfunktion. Eben diese Funktion<br />

haben aber fünf dieser Mittelzentren im Zuge der Kreisgebiets- und Funktionalreform 2008 verloren.<br />

Unter den Rahmenbedingungen des fortschreitenden demografischen Wandels müssen somit die<br />

Ausweisungskriterien für Zentrale Orte überprüft werden.<br />

21 Mittelzentren konnten trotz Wirtschaftskrise 2009 einen Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsplätzen gegenüber 2005 verzeichnen. Nach dem Rückgang zu Beginn des Berichtszeitraums<br />

konnten hier die Arbeitsplatzzahlen wieder ansteigen und damit die Funktion der Mittelzentren<br />

als Wirtschaftsstandort stabilisiert werden.<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

-<br />

Annaberg-Buchholz<br />

MZStV Silberberg<br />

Marienberg<br />

Arbeitsplätze (sv-pflichtig Beschäftigte am Arbeitsort) in den Mittelzentren 2005 bis 2009<br />

Stollberg/Erzgeb.<br />

Döbeln<br />

Freiberg<br />

Mittweida<br />

MZStV Göltzschtal<br />

Oelsnitz/Vogtl.<br />

Reichenbach im Vogtland<br />

Crimmitschau<br />

Glauchau<br />

MZStV Sachsenring<br />

Limbach-Oberfrohna<br />

Werdau<br />

Kamenz<br />

Radeberg<br />

Löbau<br />

Niesky<br />

Weißwasser/O.L.<br />

Zittau<br />

Coswig<br />

Abb. 4: Entwicklung der Arbeitsplatzzahlen in den Mittelzentren 2005 bis 2009<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Auch wenn 20 Mittelzentren bezüglich Verfügbarkeit von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen<br />

nicht mehr die Kriterien des LEP 2003 erfüllen, hat sich angesichts sinkender Einwohnerzahlen<br />

das Netz der bestehenden Mittelzentren, insbesondere unter dem Kriterium der flächendeckenden<br />

Erreichbarkeit zentralörtlicher Funktionen zur Sicherung der Daseinsvorsorge, bewährt. Dies gilt<br />

für die Bereiche des Gesundheitswesens, der Bildung, der Versorgung mit Waren des mittel- und<br />

langfristigen Bedarfs oder der öffentlichen Verwaltung. Dabei kommt vor allem den Mittelzentren<br />

außerhalb der Verdichtungsräume eine entscheidende Rolle zu.<br />

Von den 38 Mittelzentren verfügen 34 über ein Krankenhaus der Regelversorgung. Mit Ausnahme<br />

von Coswig und Stollberg/Erzg. (beide im Verdichtungsraum) verfügen alle Mittelzentren über mindestens<br />

eine Rettungswache. Mehrere vollstationäre Pflegeeinrichtungen gehören ebenfalls zur Ausstattung<br />

der Mittelzentren. Alle Mittelzentren besitzen Gymnasialstandorte sowie bis auf fünf Ausnahmen<br />

auch mindestens eine Berufsschule. Auch die Verteilung weiterer öffentlicher Behörden<br />

Einrichtungen orientiert sich am Netz der vorhandenen Mittelzentren.<br />

Bis auf zwei Ausnahmen haben alle Mittelzentren einen räumlich abgrenzbaren Verflechtungsbereich,<br />

auch als Mittelbereich bezeichnet. Diese Mittelbereiche werden im Wesentlichen durch die<br />

36<br />

Großenhain<br />

Meißen<br />

Radebeul<br />

Riesa<br />

Dippoldiswalde<br />

Freital<br />

Pirna<br />

Borna<br />

Grimma<br />

Markkleeberg<br />

Wurzen<br />

Delitzsch<br />

Eilenburg<br />

Oschatz<br />

Schkeuditz<br />

Torgau


Pendlereinzugsgebiete definiert. Durch die Erhöhung der Mobilität und die zunehmende Arbeits-,<br />

Versorgungs- und Erholungspendlerbewegung kommt es vielfach zu Überschneidungen von Mittelbereichen.<br />

Die Mittelbereiche der Oberzentren Chemnitz, Dresden und Leipzig überlagern zudem<br />

teilweise die der umliegenden Mittelzentren.<br />

Karte 6: Mittelbereiche<br />

Die Mittelbereiche folgen in vielen Fällen noch den bis 1994 geltenden Kreisstrukturen, was für ein<br />

gewisses Beharrungsvermögen der Pendlerverflechtungen trotz gewachsener Mobilität und veränderter<br />

administrativer Zuordnung spricht. Eine Korrelation zwischen Größe des Zentralen Ortes und<br />

Einwohnerzahl des Mittelbereiches ist nicht feststellbar. So differieren die Einwohnerzahlen der<br />

Mittelbereiche zwischen ca. 18.000 und ca. 120.000. Auch die Anzahl der zum jeweiligen Mittelbereich<br />

gehörenden Gemeinden ist sehr unterschiedlich, was unter anderem darauf zurückzuführen ist,<br />

dass einige Mittelzentren inzwischen Teile ihres Mittelbereiches eingemeindet haben. Die Mittelzentren<br />

im Verdichtungsraum haben zum Teil keinen ausgeprägten Verflechtungsbereich, bilden<br />

jedoch innerhalb des Verdichtungsraumes auf Grund ihrer Gemeindegröße einen Schwerpunkt beim<br />

Arbeitsplatz- und Versorgungsangebot.<br />

Die Erreichbarkeit eines Mittelzentrums in zumutbarer Entfernung (lt. LEP 2003 60 Minuten) ist im<br />

PKW-Verkehr aus allen Gemeinden grundsätzlich gewährleistet. Die zurück gegangene Auslastung<br />

des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und die daraus folgende Ausdünnung der Angebote in<br />

der Fläche stellen allerdings neue Herausforderungen an die öffentliche Verkehrserschließung dünn<br />

besiedelter ländlicher Regionen (siehe auch Kapitel 4.4.1.3).<br />

37


Die Oberbereiche der Oberzentren lassen sich auf Grund der großräumigen Überschneidungen der<br />

funktionsbezogenen Einzugsbereiche heute nicht mehr eindeutig abgrenzen. Außerdem gehen diese<br />

Funktionsbereiche zum Teil weit über die Landesgrenzen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen hinaus (siehe dazu<br />

auch die Kapitel 3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland sowie Kapitel 3.6.3 Europäische<br />

territoriale Zusammenarbeit). Die Notwendigkeit einer räumlichen Abgrenzung von Oberbereichen<br />

im LEP sollte deshalb geprüft werden.<br />

3.1.3 Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen<br />

Das raumordnerische Grundgerüst der Zentralen Orte wird in den Regionalplänen weiter ergänzt<br />

durch die Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen. Diese Möglichkeit wurde in den Planungsverbänden<br />

von der Vielfalt und Intensität her sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />

Besondere Gemeindefunktionen sind gemäß LEP 2003 Funktionen, die den wirtschaftlichen und<br />

sozialen Charakter einer nichtzentralörtlichen Gemeinde dominieren und in ihrer raumstrukturellen<br />

Wirkung deutlich über die eigene Gemeinde hinaus gehen oder die in Grundzentren eine deutlich<br />

herausgehobene Funktion gegenüber den anderen Aufgaben eines Grundzentrums darstellen. Die<br />

besonderen Gemeindefunktionen wurden im LEP 2003 jedoch nicht abschließend benannt, wodurch<br />

für die Regionalplanung die Möglichkeit bestand, weitere Funktionen zu benennen.<br />

Die Möglichkeit der Ausweisung von besonderen Gemeindefunktionen als Handlungsauftrag an die<br />

Regionalplanung hat sich grundsätzlich bewährt. In einigen Planungsregionen wurden jedoch für<br />

einzelne Gemeinden mehrere (teilweise bis zu 4) besondere Gemeindefunktionen ausgewiesen (siehe<br />

Tab. 4). Damit ist die Herausstellung der besonderen Gemeindefunktion, wie sie im LEP 2003 beabsichtigt<br />

wurde, allerdings in Frage gestellt.<br />

Gemeindefunktion<br />

Leipzig-<br />

Westsachsen*<br />

Regionaler Planungsverband<br />

Region<br />

Chemnitz**<br />

Oberlausitz-<br />

Niederschlesien<br />

Oberes Elbtal/<br />

Osterzgebirge<br />

Fremdenverkehr/Tourismus 5 8 / 11 3 13<br />

Gewerbe 2 5 / 3 3 3<br />

Medizinische Versorgung 4<br />

Bildung 10 / 5 5 1<br />

Grenzüberschreitende Kooperation<br />

7 / 10 1 5<br />

Gesundheit/Soziales 2 / 2 2<br />

Wintersport/Sport 1 / 1<br />

Verkehr / 2 1<br />

Sorbische Kultur 1<br />

Verteidigung*** 2 1 1<br />

*ehem. RPV Westsachsen (mit Altkreis Döbeln)<br />

** ehem. RPV Chemnitz-Erzgeb. / ehem. RPV Südwestsachsen (ohne Altkreis Döbeln)<br />

*** nachrichtliche Übernahme LEP Z.2.4.3<br />

Tab. 4: Ausweisung besonderer Gemeindefunktionen in den Regionalplänen<br />

Die Gemeinden mit besonderer Gemeindefunktion „Verteidigung“ wurden als Ziel im LEP 2003 verankert.<br />

Da der Bundeswehr-Standort Schneeberg nicht erhalten werden konnte, entfällt für die Stadt<br />

Schneeberg diese besondere Gemeindefunktion.<br />

38


3.1.4 Entwicklung der Siedlungsstruktur<br />

Von den 485 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen hatten Anfang <strong>2010</strong> 323 weniger als 5.000 Einwohner.<br />

Darunter waren neun Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern. Durch freiwillige Gemeindezusammenschlüsse<br />

und Eingemeindungen entstanden zum Teil große Flächengemeinden mit<br />

vielen Gemeindeteilen, deren Siedlungen häufig weit voneinander entfernt liegen. Die größte Flächengemeinde<br />

Sachsens (außerhalb der Kreisfreien Städte) ist Boxberg mit ca. 217 km², die kleinste<br />

ist der Kurort Rathen in der Sächsischen Schweiz mit ca. 3,6 km².<br />

In der Vergangenheit, insbesondere in den 90er Jahren, wurden in einigen Gemeinden die Freiräume<br />

zwischen einzelnen Ortsteilen allmählich schrittweise durch Gewerbegebiete, Wohngebiete oder<br />

großflächigen Einzelhandel geschlossen.<br />

Um eine weitere Zersiedlung der Landschaft zu verhindern, wurde im LEP 2003 der Handlungsauftrag<br />

an die Regionalplanung erteilt, Versorgungs- und Siedlungskerne auszuweisen, wenn dafür ein<br />

überörtliches Regelungserfordernis begründet ist. Für die Grundzentren ist dies obligatorisch erfolgt,<br />

soweit sie aus mehreren Ortsteilen bestehen. Im Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge wurden darüber<br />

hinaus auch für 25 Gemeinden ohne Zentralortfunktion Siedlungs- und Versorgungskerne ausgewiesen.<br />

Im Regionalen Planungsverband Leipzig-Westsachsen wurden Empfehlungen für die Ausweisung<br />

von Versorgungs- und Siedlungskernen gegeben, die durch die Gemeinden im Rahmen der<br />

Bauleitplanung umgesetzt werden sollen.<br />

Karte 7: Grünzäsuren, Regionale Grünzüge, Siedlungs- und Versorgungskerne<br />

39


Durch die Ausweisung von Grünzäsuren und regionalen Grünzügen soll das Zusammenwachsen von<br />

Siedlungen und die Entstehung von Bandsiedlungen, z. B. entlang von Achsen oder in beengten Tal-<br />

Lagen, verhindert werden. Auch wenn der Siedlungsdruck, d. h. die Ausweisung von neuen Bauflächen,<br />

insbesondere im ländlichen Raum nachgelassen hat, sind derartige raumordnerische Vorgaben<br />

sinnvoll, um den Belangen des Landschaftsbildes, des Luftaustausches, des Natur- und Artenschutzes<br />

und des Klima- und Bodenschutzes Rechnung zu tragen.<br />

Insgesamt wurden in den Regionalplänen 672 Grünzäsuren ausgewiesen, die das Zusammenwachsen<br />

von vorhandenen Siedlungskörpern verhindern sollen. Die ausgewiesenen Regionalen Grünzüge<br />

unterschiedlicher Größe liegen überwiegend in den Verdichtungsräumen, aber auch in den verdichteten<br />

Bereichen im ländlichen Raum.<br />

Die Siedlungsentwicklung erfolgte im Berichtszeitraum vorrangig über die Ausweisung von Wohnbauland<br />

in den Zentralen Orten und in Gemeinden mit besonderer Gemeindefunktion. Diese positive<br />

Entwicklung wird allerdings durch den Umstand, dass sich im Berichtszeitraum zahlreiche Gemeinden<br />

auf freiwilliger Basis zusammengeschlossen haben und einige bisherige „Eigenentwicklergemeinden“<br />

Teile der Zentralen Orte geworden sind, etwas relativiert. Innerhalb dieser nun großen<br />

Flächengemeinden waren bisher keine Steuerungsmöglichkeiten vorgesehen, die die Siedlungsentwicklung<br />

auf städtebaulich integrierte Standorte lenken. Die Ausweisung von Versorgungs- und<br />

Siedlungskernen in den Regionalplänen soll hier zu einer geordneten Siedlungsentwicklung beitragen.<br />

Die Bauflächenausweisung erfolgte überwiegend im Bestand, z. B. durch Überplanung von Brachen.<br />

Diese positive Entwicklung wurde wesentlich durch unterstützende Zielstellungen im LEP 2003 befördert.<br />

Im Berichtszeitraum wurde bei der Ausweisung neuer Baugebiete der Bedarf an neuen Bauflächen<br />

im Vorfeld stärker untersucht, so wie es im LEP 2003 festgelegt ist (Z 5.1.3).<br />

Als positives Beispiel kann hier das Oberzentrum Chemnitz mit seiner 17. Änderung des Flächennutzungsplanes<br />

genannt werden, die am 02.07.2008 wirksam geworden ist. Gegenstand der Planung<br />

war u. a. die Rücknahme des Planungszieles „Wohnbaufläche“ auf 21 Teilflächen in einem Gesamtumfang<br />

von 85 ha. Angesichts des stärkeren Bevölkerungsrückganges sowie der Bevölkerungsprognose<br />

bis 2020 wurden die nicht in Anspruch genommenen Planflächen mit der Zielsetzung untersucht,<br />

Wohnbauflächen an der Peripherie zu reduzieren und den Nachholbedarf auf zu revitalisierenden<br />

Brachflächen zu decken. Die dem bis dahin wirksamen Flächennutzungsplan zugrunde liegende<br />

Gleichverteilung der Standorte in Bestands- und Planungsflächen wurde geändert, so dass<br />

nunmehr etwa 75 % der neuen Eigenheimstandorte im Bestand oder auf Brachen entwickelt werden.<br />

Die Stadt Chemnitz hat damit im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung, der Nutzung der<br />

vorhandenen Infrastruktur und der Entwicklung bestehender Strukturen den Vorrang gegenüber der<br />

Neuausweisung von Flächen eingeräumt.<br />

Viele Gemeinden verfügen inzwischen über integrierte Konzepte für die städtebauliche Entwicklung<br />

(INSEK/SEKO). Allerdings musste in einigen Gemeinden auch festgestellt werden, dass die Ausweisungen<br />

neuer Bauflächen nicht immer mit den Zielen der städtebaulichen Entwicklung, wie sie in<br />

den INSEK ausgewiesen sind, übereinstimmen. Damit stehen oft Ziele und Strategien in den Konzepten<br />

im Widerspruch zu den tatsächlich vorgenommen Maßnahmen.<br />

Der Trend zum kleinteiligen Bauen (Baugebiete unter 4 ha) deutet darauf hin, dass zunehmend der<br />

Erneuerung, Abrundung, Verdichtung und maßvollen Erweiterung des Siedlungsgefüges der Vorrang<br />

gegenüber der Neuausweisung von Baugebieten außerhalb zusammenhängend bebauter Ortsteile<br />

eingeräumt wird. Ausdruck hierfür ist auch die Tatsache, dass für die kommunale Baulandausweisung<br />

verstärkt die Entwicklungs- und Ergänzungssatzungen nach § 34 Abs. 4 BauGB eingesetzt werden.<br />

40


Die wenigen größeren Baugebiete, die im Berichtszeitraum Rechtskraft erlangt haben, sind überwiegend<br />

Nachnutzungen innerstädtischer Brachen. Einige Bauleitpläne, die dem Anspruch des LEP 2003,<br />

wonach sich neue Baugebiete in die vorhandene Siedlungsstruktur einfügen sollen (Z 5.1.4), nur<br />

bedingt gerecht werden, beruhen auf den Planungsintentionen der 90er Jahre, wurden jedoch erst<br />

im Berichtszeitraum erstmalig in Kraft gesetzt. Neue größere Bauflächen wurden, um eine geordnete<br />

städtebauliche Entwicklung zu erreichen, vorrangig als Anbindung an bestehende Siedlungen ausgewiesen.<br />

Diese vornehmlich gewerblichen Bauflächen sind i. d. R. bereits infrastrukturell erschlossen.<br />

Damit gehen diese mit einer organischen Siedlungsentwicklung konform.<br />

Mit den EFRE-Programmen „Revitalisierung von Brachflächen“ (Strukturfondsförderperiode 2000 bis<br />

2006) und „Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen“ (Strukturfondsförderperiode<br />

2007 bis 2013) sind im Berichtszeitraum mehr als 200 Maßnahmen zur Untersuchung,<br />

Planung, Sanierung und Entwicklung von stadtentwicklungsrelevanten Brachflächen gefördert worden.<br />

Mit der ökologischen Sanierung von in kommunalem Interesse stehenden Brachflächen wurde<br />

und wird eine nachhaltige innerstädtische Entwicklung unterstützt, indem brach gefallene Flächen<br />

für neue Nutzungen vorbereitet, Umweltschäden beseitigt sowie die Inanspruchnahme des Bodens<br />

und anderer Ressourcen reduziert wurden.<br />

Bezogen auf die zurückliegende Strukturfondsförderperiode (Realisierungszeitraum 01.01.2000 bis<br />

30.06.2009) konnten bei 203 Projekten Brachen durch Beseitigen von Altlasten, Bauruinen und Abfällen<br />

sowie durch Herrichten des Geländes wieder in den Flächenkreislauf eingebracht werden, um<br />

konkurrenzfähig gegenüber unbebauten Flächen am Stadtrand zu werden. Die revitalisierten Flächen<br />

sind vorrangig begrünt und renaturiert worden. In der benannten Förderperiode wurden Flächen von<br />

insgesamt 264,49 ha saniert. Von diesen Flächen werden 105,74 ha als Grünfläche genutzt; 75,89 ha<br />

sind für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.<br />

Für die aktuelle Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013 wird derzeit eine Halbzeitevaluierung<br />

vorgenommen, die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Das Ziel der bisherigen Bewilligungen für die<br />

Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen ist, die Neuinanspruchnahme von Boden<br />

zu verringern, indem vorrangig vorhandene Flächen erschlossen und nachgenutzt werden, statt<br />

neue Flächen im Außenbereich aufwändig zu erschließen.<br />

3.1.5 Raumkategorien<br />

Im LEP 2003 wurden nach vorgegebenen Kriterien die Raumkategorien „Verdichtungsräume“, „ländlicher<br />

Raum“ und „verdichtete Bereiche im ländlichen Raum“ abgegrenzt. Die Raumkategorie „Randzone<br />

des Verdichtungsraumes“ (LEP 1994) wurde aufgegeben, weil die Gemeinden, die diese Randzone<br />

bildeten, zum größten Teil in andere Gemeinden eingemeindet wurden und dadurch entweder<br />

zum Verdichtungsraum oder zum ländlichen Raum gelangten.<br />

In den meisten dieser heutigen Gemeindeteile hat sich jedoch die Siedlungsstruktur kaum oder nur<br />

unwesentlich geändert. Damit vereinen viele Gemeinden im Verdichtungsraum heute in ihrem Gemeindegebiet<br />

sehr unterschiedlich strukturierte Gemeindeteile.<br />

Bezogen auf die Einwohner lebten am 31.12.2009 mehr als die Hälfte in den drei Verdichtungsräumen<br />

Dresden, Chemnitz/Zwickau und Leipzig, 46 % im ländlichen Raum, davon wiederum 13 %<br />

in verdichteten Bereichen im ländlichen Raum. Die Anteile der Raumkategorien bezogen auf Bevölkerung<br />

und Fläche sind in der folgenden Tabelle dargestellt:<br />

41


Raumkategorie<br />

Anzahl<br />

Gemeinden<br />

Einwohner Einwohneranteil Flächenanteil<br />

Verdichtungsräume 88 2.241.133 54 % 17 %<br />

verdichtete Bereiche im<br />

ländlichen Raum (VBLR)<br />

62 536.259 13 % 10 %<br />

ländlicher Raum<br />

(ohne VBLR)<br />

335 1.391.340 33 % 73 %<br />

Tab. 5: Anteile der Raumkategorien in Sachsen<br />

Die großflächige Raumkategorie ländlicher Raum ist in sich sehr heterogen strukturiert. Auch außerhalb<br />

der verdichteten Bereiche im ländlichen Raum befinden sich Klein- und Mittelstädte, darunter<br />

19 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern, die durchaus ebenfalls kleinräumig verdichtete Strukturen<br />

aufweisen, aber allein die Ausweisung als „verdichteter Bereich“ nicht rechtfertigen. Andererseits<br />

gibt es vor allem peripher gelegene Gemeinden, die sich im Vergleich zum gesamten ländlichen<br />

Raum durch ihre Strukturschwäche hervorheben, die zumeist mit einer sehr niedrigen Siedlungsdichte<br />

und Erreichbarkeitsdefiziten einhergeht. Die im LEP 2003 neu aufgenommene Raumkategorie<br />

der verdichteten Bereiche im ländlichen Raum lässt sich auf dem aktuellen Gebietsstand mit den<br />

zugrunde liegenden Kriterien kaum noch als geschlossene Gebietskulisse abgrenzen. Sie hat auch in<br />

der Fachplanung keine Anwendung gefunden.<br />

Für die Raumkategorien ergibt sich damit das Erfordernis einer Prüfung, inwieweit die zu Grunde<br />

liegenden Kriterien anzupassen sind. Problematisch ist dabei u.a.:<br />

angesichts immer größerer Gemeindegebiete die gemeindebezogene, nicht ortsteilbezogene<br />

Gebietsabgrenzung der Raumkategorien<br />

die in der Realität stärkere Differenzierung innerhalb des ländlichen Raumes z. B. zwischen<br />

Stadt-Umland-Bereichen und peripheren, dünn besiedelten ländlichen Regionen mit spezifischen<br />

Handlungserfordernissen<br />

3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze<br />

Die Ausweisung der überregionalen Achsen im LEP 2003 erfolgte schematisch und veranschaulicht<br />

insbesondere die Fernverbindungen zwischen den Oberzentren des <strong>Freistaat</strong>es sowie die Anbindung<br />

der sächsischen Verdichtungsräume an die nationalen und transnationalen Verkehrsnetze. Gemäß<br />

LEP 2003 sind die Mittelzentren durch leistungsfähige Verkehrsverbindungen mit den Oberzentren<br />

zu verbinden (Z 2.3.9). Neben einer Ausformung der überregionalen Achsen wurde das Netz in den<br />

Regionalplänen in Umsetzung des LEP-Auftrages (Z 2.6.2) durch Regionale Verbindungs- und Entwicklungsachsen<br />

ergänzt. Dabei können die verkehrsträgerbezogenen Trassen deutlich detaillierter<br />

dargestellt werden, insbesondere dann, wenn die Achsenverläufe von Straße und Schiene – häufig<br />

topographisch bedingt – sehr unterschiedlich sind.<br />

Zur Vermeidung von Bandsiedlungen entlang der Achsen wurden durch die Regionalplanung regionale<br />

Grünzüge und Grünzäsuren ausgewiesen, die eine Gliederung der Bebauung zulassen, ortsrandnahe<br />

Erholungsflächen sichern und eine Verbindung der Freiräume in den Interaxialräumen ermöglichen<br />

(Z 2.6.3).<br />

42


Karte 8: Struktur der Zentralen Orte und Achsen<br />

Die überregionalen Achsen im LEP 2003 wurden unter Berücksichtigung der transeuropäischen Netze<br />

sowie der paneuropäischen Verkehrskorridore III und IV ausgewiesen. Mit der EU-Erweiterung<br />

2004 bzw. 2007 hat sich Sachsens europäische Randlage (ehemals EU-Außengrenze) in eine innereuropäische<br />

Lage verändert und die ursprünglich über die EU-Außengrenze verlaufenden paneuropäischen<br />

Korridore wurden größtenteils in die Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) integriert.<br />

Daraufhin wurden 2007 von der EU fünf transnationale Achsen benannt.<br />

Die 2009 durch die EU-Kommission begonnene Revision des Transeuropäischen Verkehrsnetzes steht<br />

kurz vor dem Abschluss. Zielstellung der Revision ist die Stärkung des EU-Binnenmarktes, eine enge<br />

verkehrliche Verknüpfung zu den EU-Nachbarstaaten sowie die Aufnahme von Maßnahmen zur<br />

Umsetzung europäischer Zielsetzungen, wie z. B. Senkung der CO2-Emmisionen, verstärkter Einsatz<br />

intelligenter Verkehrssysteme und einheitliche Standards für den Ausbau der Infrastruktur.<br />

Das Transeuropäischen Verkehrsnetz soll in einer Zwei-Ebenen-Struktur erarbeitet werden. Dabei<br />

wird das Gesamtnetz alle Infrastrukturkomponenten (Straßen- und Schienenverbindungen, Flughäfen,<br />

Binnen- und Seehäfen, Güterterminals und Städte) enthalten, die festgelegte EU-Grenzwerte<br />

erfüllen und damit in das Transeuropäische Verkehrsnetz aufgenommen werden können.<br />

Über dieses Gesamtnetz wird als „zweite Ebene“ ein Kernnetz gelegt, welches durch die Verbindung<br />

sogenannter Sekundär- und Primärknoten (z. B. Hauptstädte der Mitgliedstaaten mit ihren Flughäfen,<br />

City-Cluster, bisherige prioritäre Projekte) gebildet wird und wesentlich zur Erhöhung des EU-<br />

Mehrwertes beiträgt.<br />

43


Die Verkehrsinfrastruktur im <strong>Freistaat</strong> Sachsen soll gemäß LEP 2003 insbesondere in den überregionalen<br />

Achsen zukunftsweisend so ausgebaut und vernetzt werden, dass die Erreichbarkeit und die<br />

Anbindung an deutsche und europäische Metropolregionen (wie Berlin, Breslau, Prag, Nürnberg,<br />

München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Hamburg) verbessert wird und Netzlücken im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

geschlossen werden.<br />

Wichtige Infrastrukturmaßnahmen befinden sich in der Umsetzung. Beispielsweise wurde auf sächsischer<br />

Seite die Autobahn A17 fertig gestellt, die A 72 befindet sich zwischen Leipzig und Chemnitz<br />

im Bau und verschiedene Baumaßnahmen entlang der Bundesstraßen wurden begonnen (vgl. Kap.<br />

4.4.1). Handlungsbedarf besteht allerdings weiterhin auf einigen überregionalen Achsen im Bereich<br />

des Ausbaus der Schieneninfrastruktur. Hier sind beispielsweise der Neubau der Schienenverbindung<br />

Dresden - Prag oder die Elektrifizierung der Schienenverbindung Dresden - Breslau zu nennen.<br />

Darüber hinaus erfüllen die überregionalen Verbindungsachsen eine wichtige Bündelungsfunktion<br />

für alle Arten von Bandinfrastrukturen. Auch wenn diese Bündelungsfunktion noch nicht im vollen<br />

Maß zum Tragen gekommen ist, bleibt sie insbesondere zur Reduzierung von Zerschneidungseffekten<br />

und Eingriffen in Natur und Landschaft weiterhin bedeutsam.<br />

44


3.2 Bevölkerungsstruktur<br />

3.2.1 Bevölkerungsstand und räumliche Verteilung<br />

Mit 4.168.732 Einwohnern (Stand 31.12.2009) ist Sachsen unter den ostdeutschen Ländern das<br />

bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Land. Der Anteil der Bevölkerung des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik liegt bei 5,1 %. Bei einer Fläche von 18.419<br />

km² ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 226 Einwohnern je km². Damit entspricht die Bevölkerungsdichte<br />

nahezu dem Bundesdurchschnitt (229 Ew/km²).<br />

Land<br />

Bevölkerung<br />

(in Tsd.)<br />

12/05 12/09<br />

Entwicklung<br />

2005-2009<br />

abs. je Tsd.<br />

(Tsd.) Ew<br />

Saldo<br />

Wanderungen<br />

Saldo<br />

Geburten/<br />

Sterbefälle<br />

Dichte<br />

in Ew/km²<br />

Geburtenziffer<br />

2008<br />

Durchschnittsalter<br />

2007<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

10736 10745 9 1 24 -14 301 1,369 42,0<br />

Bayern 12469 12510 42 3 100 -59 177 1,353 42,2<br />

Berlin 3395 3443 47 14 49 -1 3860 1,293 42,6<br />

Brandenburg 2559 2512 -48 -19 -9 -33 85 1,394 44,5<br />

Bremen 663 662 -2 -3 0 -7 1634 1,288 43,5<br />

Hamburg 1744 1774 31 17 33 -2 2350 1,243 42,2<br />

Hessen 6092 6062 -30 -5 -9 -31 287 1,368 42,7<br />

Mecklenburg 1707 1651 -56 -34 -37 -20 71 1,404 44,2<br />

Niedersachen 7994 7929 -65 -8 12 -77 166 1,416 42,7<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

18058 17873 -185 -10 -18 -153 524 1,389 42,6<br />

Rheinland-<br />

Pfalz<br />

4059 4013 -46 -12 -3 -44 202 1,372 42,9<br />

Saarland 1050 1023 -28 -27 -7 -21 398 1,248 44,4<br />

Sachsen 4274 4169 -105 -25 -40 -62 226 1,435 45,4<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

2470 2356 -113 -48 -64 -50 115 1,381 45,5<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

2833 2832 -1 0 31 -31 177 1,418 43,1<br />

Thüringen 2335 2250 -85 -38 -48 -37 139 1,369 44,9<br />

Deutschland 82438 81802 -636 -8 -2 -642 229 1,373 42,9<br />

Tab. 6: Bevölkerungsdaten der Länder der Bundesrepublik im Vergleich<br />

Der Bevölkerungsrückgang hat mit Ausnahme von Berlin und Hamburg inzwischen ganz Deutschland<br />

erreicht (2009 auch Bayern und Baden-Württemberg). Ursache sind vor allem sinkende Geburtenzahlen<br />

und – bedingt durch die bereits länger anhaltende Alterung der Gesellschaft – steigende<br />

Sterberaten, die sich in zunehmend negativen natürlichen Salden widerspiegeln. Die ostdeutschen<br />

Länder haben zusätzlich nach wie vor relativ hohe Wanderungsverluste zu verzeichnen.<br />

Im Vergleich der ostdeutschen Länder ist für Sachsen eine positive Gesamtentwicklung zu beobachten.<br />

Besonders erfreulich ist der Spitzenwert bei den Geburtenziffern. Auf Grund der ungünstigen<br />

Altersstruktur wird Sachsen dennoch weiter Bevölkerung verlieren.<br />

Mehr als die Hälfte der sächsischen Bevölkerung lebte Ende 2009 in den Verdichtungsräumen Dresden,<br />

Leipzig und Chemnitz/Zwickau auf nur 16,6 % der Fläche. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte<br />

ist in den Verdichtungsräumen mit 733 Ew/km² etwa siebenmal so hoch wie im ländlichen<br />

Raum Sachsens (103 Ew/km²). Fast jeder dritte Sachse (30,7 %) lebt in den Großstädten Leipzig<br />

(519.000 Einwohner), Dresden (517.000 Einwohner) und Chemnitz (243.000 Einwohner).<br />

45


Mit einer Bevölkerungsdichte unter 50 Ew/km² als dünn besiedelt anzusehen sind 39 Gemeinden mit<br />

einer Gesamtfläche von 11.111 km² (16 % der Landesfläche). Die Gebiete liegen nahezu ausschließlich<br />

im peripheren Bereich (nördliche Oberlausitz, Raum Torgau, südwestliches Vogtland).<br />

Karte 9: Bevölkerungsdichte der Gemeinden 2009<br />

3.2.2 Bevölkerungsentwicklung<br />

Seit über 40 Jahren ist Sachsen von einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang betroffen und hat<br />

dabei über 1,3 Millionen Einwohner verloren, davon 0,45 Mio. bis 1988 und 0,34 Mio. in den Wendejahren<br />

1989 bis 1991. Der durchschnittliche jährliche Rückgang von 0,63 % im Zeitraum 2006 bis<br />

2009 entspricht einem Verlust von 26.000 Einwohnern pro Jahr und unterscheidet sich nur unwesentlich<br />

vom Wert der drei vorangegangenen Berichtszeiträume (0,65 % 1994 bis 2005).<br />

Der negative Saldo zwischen Geburten und Sterbefällen ist zu knapp zwei Dritteln für den Rückgang<br />

verantwortlich. Hinzu kommen permanente Wanderungsverluste.<br />

Der absolute Bevölkerungsrückgang hat sich im Berichtszeitraum gegenüber den Vorperioden abgeschwächt<br />

(Jahre 1998 bis 2001: -138.220; 2002 bis 2005: -110.438; 2006 bis 2009: -105.022).<br />

Von den 485 Gemeinden Sachsens (Stand 01.01.<strong>2010</strong>) können im Berichtszeitraum nur noch sechs<br />

einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Dresden (+21.871) und Leipzig (+16.211) konnten ihre<br />

Zuwachszahlen gegenüber dem Vorzeitraum nochmals steigern, vereinnahmen 98 % aller Bevölkerungsgewinne<br />

auf sich und zählen neben München und Berlin zu den wachstumsstärksten Groß-<br />

46


städten Deutschlands. Die Bevölkerungsgewinne der in Sachsen „nächstplatzierten“ Gemeinden<br />

Markkleeberg (+448), Radebeul (+338), Dohna (+118) und Freital (+19) sind dagegen zahlenmäßig<br />

gering.<br />

Personen<br />

40.000<br />

20.000<br />

0<br />

-20.000<br />

-40.000<br />

-60.000<br />

-80.000<br />

-100.000<br />

-120.000<br />

-140.000<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009<br />

Abb. 5: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009<br />

1995<br />

Karte 10: Bevölkerungsentwicklung nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

Veränderung durch<br />

Wanderungssaldo mit dem Ausland<br />

Wanderungssaldo mit den neuen Ländern<br />

Wanderungssaldo mit den alten Ländern<br />

natürlicher Saldo<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

L E B 2 0 1 0<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

47


Nach absoluten Zahlen hatten im Berichtszeitraum die Städte Hoyerswerda (-4.383), Chemnitz<br />

(-3.498), Zwickau (-3.492), Plauen (-2.480) und Riesa (-2.237) die größten Bevölkerungsverluste. In<br />

Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl ist der Bevölkerungsrückgang in Königstein/Sächs. Schweiz<br />

(-17,8 %), Wiednitz (-14,5 %), Neustadt/Vogtl. (-12,0 %), Johanngeorgenstadt (-11,6 %) und Hoyerswerda<br />

(-10,3 %) am problematischsten. Der gesamtsächsische Durchschnitt liegt bei -2,5 %.<br />

Die Verdichtungsräume verzeichnen (bedingt durch das Wachstum von Dresden und Leipzig) mit<br />

einer nahezu unveränderten Einwohnerzahl (-0,1 %) eine deutlich günstigere Entwicklung als der<br />

ländliche Raum insgesamt (-5,1 %). Auch ohne die Kernstädte weisen die Verdichtungsräume Dresden<br />

und Leipzig mit -1,4 bzw. -1,6 % noch unterdurchschnittliche Rückgänge auf. Der Verdichtungsraum<br />

Chemnitz-Zwickau verzeichnet dagegen für die Kernstadt Chemnitz ein Minus (-1,4 %)<br />

und auch für den umgebenden Verdichtungsraum einen relativ hohen Bevölkerungsrückgang von<br />

-4,8 %.<br />

Die verdichteten Bereiche im ländlichen Raum weisen bei den Bevölkerungskennzahlen kaum Unterschiede<br />

zum sonstigen ländlichen Raum auf.<br />

Der Bevölkerungsrückgang in den Mittelzentren liegt mit -4,4 % über dem sächsischen Durchschnitt.<br />

Dabei haben die im Verdichtungsraum liegenden Mittelzentren mit -3,5 % geringere Rückgänge zu<br />

verzeichnen als die Mittelzentren außerhalb der Verdichtungsräume (-5,4 %).<br />

3.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

Im Zeitraum vom 01.01.2006 bis 31.12.2009 wurden in Sachsen insgesamt 134.917 Kinder lebend<br />

geboren, davon waren 65.491 Mädchen und 69.426 Jungen. Damit hat die Zahl der Geburten gegenüber<br />

dem Berichtszeitraum zuvor um 5.696 (4,4 %) zugenommen.<br />

Der Anstieg wird im Wesentlichen von den drei Großstädten Dresden (+18,6 %), Leipzig (+17,6 %)<br />

und Chemnitz (+6,2 %) getragen. Landkreise hingegen können nur niedrige Gewinne (Landkreis Mittelsachsen:<br />

+1,5 %) bzw. stärkere Verluste (Landkreis Zwickau: -3,2 %, Landkreis Nordsachsen:<br />

-3,6 %) verzeichnen. 224 Kommunen konnten ihre Geburtenzahlen halten oder ausbauen, bei 261<br />

Kommunen war die Zahl rückläufig. Während sich bei der Stadt Sayda (Landkreis Mittelsachsen) die<br />

Geburtenzahl fast halbierte (-47,1 %), konnte die Gemeinde Erlbach (Vogtlandkreis) die Anzahl an<br />

Geburten mehr als verdoppeln (+108 %). Schon seit Jahren überdurchschnittliche Geburtenzahlen<br />

verzeichnet der sorbisch geprägte Raum um Panschwitz-Kuckau, Nebelschütz und Ralbitz-<br />

Rosenthal.<br />

Die zusammengefasste Geburtenziffer als Ausdruck für das Geburtenniveau stieg von ihrem Tiefststand<br />

im Jahr 1994 (0,77 Kinder je Frau) auf 1,44 (2008) an. Damit liegt Sachsen im bundesweiten<br />

Vergleich an erster Stelle. Das sogenannte Bestandserhaltungsniveau für entwickelte Länder von<br />

etwa 2,1 Kindern je Frau wird jedoch weiter deutlich unterschritten.<br />

Die Zahl der Sterbefälle hat sich im Berichtszeitraum geringfügig um 1.268 auf 196.649 verringert.<br />

Die Gestorbenenrate (Gestorbene je 1.000 Einwohner) stieg von 11,6 auf 12,1 und liegt damit deutlich<br />

über dem bundesweiten Durchschnitt von 10,4. Jährlich standen im Berichtszeitraum somit<br />

durchschnittlich 33.750 Geborenen 49.165 Gestorbene gegenüber. Das Verhältnis von Geburten zu<br />

Sterbefällen hat jedoch 2008 mit 0,7 den ausgewogensten Wert seit 1991 erreicht.<br />

Insgesamt 49 Gemeinden weisen einen positiven Saldo (Geburtenüberschuss) auf. Spitzenreiter ist<br />

Dresden (+2.041), die Gewinne der weiteren Gemeinden (angeführt von Wilsdruff mit +75) sind<br />

zahlenmäßig gering.<br />

48


Karte 11: Saldo der Geburten und Sterbefälle nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009<br />

3.2.2.2 Räumliche Bevölkerungsentwicklung<br />

Nach wie vor übersteigen die Fortzüge über die Landesgrenze die Zuzüge nach Sachsen. Jahresdurchschnittlich<br />

standen im Berichtszeitraum 73.246 Fortzügen nur 63.285 Zuzüge gegenüber. Insgesamt<br />

ergibt sich für die vier Jahre ein Wanderungsdefizit von 39.843 Personen (-5 % gegenüber<br />

dem vorherigen Zeitraum).<br />

Vorrangiges Ziel der Fortziehenden waren nach wie vor die westdeutschen Länder (56,6 %), darunter<br />

vor allem Bayern (16,1 %) und Baden-Württemberg (10,2 %). Aber auch ein großer Teil der Zuzüge<br />

(38,9 %) kam aus diesen Ländern (darunter Bayern mit 11,3 und Baden-Württemberg mit 7,5 %),<br />

33,8 % kommen aus den ostdeutschen Ländern und Berlin (darunter Sachsen-Anhalt mit 10,0 % und<br />

Thüringen mit 9,0 %). 27,3 % der Zuzüge erfolgten aus dem Ausland. Bei den Herkunftsländern dominiert<br />

Polen (10,2 %) vor den USA (4,5 %), Russland und China (jeweils 4,3 %).<br />

Der negative Wanderungssaldo mit den westdeutschen Ländern verringerte sich um fast 15 Prozentpunkte<br />

auf -55.435 Personen. Gegenüber den ostdeutschen Ländern kann Sachsen weiterhin Wanderungsgewinne<br />

verzeichnen, gegenüber dem Ausland gibt es aber für 2008 und 2009 erstmalig<br />

relativ deutliche Wanderungsverluste.<br />

Auch im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 dominierte der Anteil der männlichen Zuwanderer mit<br />

53,6 %. Er war aber um 1,3 Prozentpunkte niedriger als im Zeitraum zuvor.<br />

49


Fast 50 % der Fortzüge betrafen die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Das Problem des<br />

hohen Anteils junger Frauen an den Fortzügen besteht weiter. Der Wanderungsverlust der jungen<br />

Frauen ist etwa dreimal so hoch wie der der jungen Männer. Bei den über 50-Jährigen sind dagegen<br />

teilweise sogar Wanderungsgewinne bei Frauen zu beobachten.<br />

Jahr<br />

insg.<br />

männlich<br />

unter 18 bis<br />

18J.


verbundener Statuswechsel bisheriger Nebenwohnsitze hat zu überproportionalen Wanderungsgewinnen<br />

in Dresden und Leipzig geführt. Außer Dresden (+23.438) und Leipzig (+18.630) weisen nur<br />

noch weitere 29 Gemeinden überhaupt Wanderungsgewinne auf. Für die übrigen Gemeinden des<br />

<strong>Freistaat</strong>es bedeutet das, dass neben Sterbefallüberschuss und Alterung auch die Abwanderung ein<br />

Problem bleibt. Regionen mit starken Wanderungsverlusten sind vor allem die Lausitz, die Region<br />

Döbeln/Riesa/Oschatz und Nordsachsen.<br />

Weit überdurchschnittliche Wanderungsverluste haben auch Zentrale Orte wie Hoyerswerda (-76,6<br />

je 1.000 Einwohner), Weißwasser (-66,8 je 1.000 Einwohner), Löbau (-62,7 je 1.000 Einwohner),<br />

Niesky (-53,3 je 1.000 Einwohner), Großenhain (-52,3 je 1.000 Einwohner) zu verzeichnen.<br />

3.2.3 Bevölkerungsstruktur<br />

3.2.3.1 Altersstruktur und Sexualproportion<br />

Die Bevölkerung Sachsens setzte sich zum 31.12.2009 aus 2.129.281 Frauen (51,1 %) und 2.039.451<br />

Männern (48,9 %) zusammen. Überwiegt in den Altersgruppen bis 58 Jahren der Männeranteil<br />

knapp, so ist in den Altersgruppen ab 65 der Frauenanteil deutlich höher als der der Männer. Der<br />

hohe Frauenanteil in Sachsen beruht im Wesentlichen auf der größeren Frauenzahl in diesen höheren<br />

Altersgruppen. In der Altersgruppe über 75 Jahre kommt umgerechnet auf zwei Frauen nur noch<br />

ein Mann.<br />

Abb. 6: Alterspyramide für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2009 (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />

51


Da die bevölkerungsstärksten Jahrgänge sich aufgrund zurückgegangener Geburtenzahlen und steigender<br />

Lebenserwartung in immer höhere Altersstufen verschieben, weist die Altersstruktur längst<br />

nicht mehr die Form einer klassischen Alterspyramide auf. Deutliche Einschnitte, die nicht auf natürliche<br />

Ursachen zurückzuführen sind, finden sich bei den knapp unter 65-Jährigen (2. Weltkrieg), bei<br />

den ca. 35-Jährigen („Pillenknick“) und bei den 13- bis 18-Jährigen („Wendeknick“).<br />

In den Altersklassen bis unter 18 Jahren ist aufgrund des Geburtenverhältnisses ein Überschuss von<br />

etwa 2 % an Jungen zu registrieren. In den darauf folgenden Jahrgängen ist der Überschuss auf 5 %<br />

(20- bis 25-Jährige) bis 7 % (30- bis 35-Jährige) angestiegen. Die Tatsache, dass vorwiegend junge<br />

Frauen den <strong>Freistaat</strong> verlassen, hat zu der Asymmetrie in diesen Altersklassen geführt.<br />

Geringe Geburtenzahlen und die Abwanderung vorwiegend junger Menschen haben das Durchschnittsalter<br />

der Sachsen stark ansteigen lassen. Lag es 1990 noch bei 39,4 Jahre (BRD: 39,3 Jahre),<br />

kletterte es bis Ende 2009 auf 45,9 Jahre (BRD: 43,8 Jahre). Vor allem in den ostsächsischen Landkreisen<br />

Bautzen und Görlitz (+8,6 / +8,9 Jahre) vollzog sich die Alterung sehr schnell. Die Landkreise<br />

mit der ältesten Bevölkerung waren 2009 der Vogtlandkreis mit 47,6 Jahren und der Landkreis Görlitz<br />

mit 47,4 Jahren. Das Durchschnittsalter in den Großstädten Dresden und Leipzig lag mit 43,1<br />

bzw. 44,1 Jahren deutlich unter dem Landesdurchschnitt.<br />

Anteil der Bevölkerung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter<br />

1993<br />

1994<br />

Abb. 7: Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Durchschnittsalter (Jahre)<br />

2008<br />

2009<br />

48,0<br />

46,0<br />

44,0<br />

42,0<br />

40,0<br />

38,0<br />

36,0<br />

über 65 Jahre<br />

15 - 65 Jahre<br />

0 - 15 Jahre<br />

Durchschnittsalter<br />

Das Älterwerden spiegelt sich auch in der Verteilung der Altersgruppen wieder. Im Fokus liegt dabei<br />

die abnehmende Altersgruppe der wirtschaftlich Tätigen. Der Zunahme des Anteils der Rentner (65<br />

Jahre und älter) von 22,3 auf 24,7 % stand ein deutlicher Rückgang der Personen im erwerbsfähigen<br />

Alter (15 bis unter 65 Jahre) gegenüber, deren Anteil um 3,3 Prozentpunkte auf 64,2 % sank.<br />

Sichtbar wird diese Entwicklung auch im sogenannten Altenquotient, dem Verhältnis der Personen<br />

im Rentenalter (derzeit ab 65 Jahre) zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter, der 2009 bei 38,4 lag,<br />

Ende 2005 dagegen noch bei 33,0.<br />

52


3.2.3.2 Ausländische Bevölkerung<br />

Unter den rechtlichen Begriff des Ausländers fallen alle in Deutschland lebenden Personen, die ausschließlich<br />

einen ausländischen Pass besitzen. Zuwanderer mit deutschem Pass sowie Doppelstaatler<br />

und ihre Nachkommen gelten nicht als Ausländer.<br />

Die Zahl der in Sachsen lebenden Ausländer hat sich in den vergangenen Jahren geringfügig vermindert.<br />

Laut Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Landesamtes lebten Ende 2009 114.076<br />

Ausländer in Sachsen und damit 4,8 % weniger als 2005 (119.786). Auch der Anteil der ausländischen<br />

Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung ging minimal zurück und beläuft sich auf 2,7 %.<br />

Sachsen liegt damit weit unter dem bundesdeutschen Schnitt von 8,7 %. Die höchsten Anteile weisen<br />

Hessen (16,8 %), die Stadtstaaten Hamburg (14,0 %) und Berlin (13,8 %), und Baden-<br />

Württemberg (11,8 %) auf. Unter den ostdeutschen Ländern hat Sachsen allerdings den höchsten<br />

Ausländeranteil.<br />

Im Zeitraum 2006 bis 2009 wurden im <strong>Freistaat</strong> 2.812 Ausländer (2009: 713) eingebürgert und damit<br />

ca. 40 % mehr als im Zeitraum zuvor. Über die Hälfte der in Sachsen lebenden Ausländer wohnt<br />

schon mehr als acht Jahre in Deutschland.<br />

Allein die drei Kreisfreien Städte Leipzig (6,2 %), Chemnitz (4,7 %) und Dresden (4,6 %) weisen<br />

einen über dem sächsischen Durchschnitt liegenden Ausländeranteil auf. Der Erzgebirgskreis (1,0 %)<br />

und der Landkreis Leipzig (1,4 %) verzeichnen dagegen sehr niedrige Ausländeranteile.<br />

Die größten Ausländergruppen (lt. Ausländerzentralregister, Stand: 2008) in Sachsen sind Vietnamesen<br />

(10,6 %), Russen (8,6 %), Ukrainer (7,4 %), Polen (7,1 %) und Türken (4,5 %). Die größten Gruppen<br />

unter den Einwanderern waren 2009 ebenfalls Vietnamesen (13,0 %), Ukrainer (11,6 %), Russen<br />

sowie Iraker (je 7,9 %).<br />

Ausländer nach Staatsangehörigkeit<br />

35,7%<br />

22,1%<br />

10,6%<br />

Abb. 8: Ausländer nach Staatsangehörigkeit<br />

8,6%<br />

4,5%<br />

4,0%<br />

7,4%<br />

7,1%<br />

Vietnam<br />

Russland<br />

Ukraine<br />

Polen<br />

Türkei<br />

China<br />

EU-Staaten ohne Polen<br />

sonstige Staaten<br />

53


3.2.3.3 Haushalte und Familien<br />

Haushalte<br />

Trotz sinkender Bevölkerungszahl stieg die Zahl der privaten Haushalte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen in den<br />

letzten Jahren. Im Jahr 2009 gab es sachsenweit 2.215.600 Haushalte und somit 1,3 % mehr als<br />

2005. Die durchschnittliche Haushaltsgröße verringerte sich entsprechend nochmals von 1,97 (2005)<br />

auf nun 1,88 (2009). Damit besitzt Sachsen den niedrigsten Wert aller Flächenländer der Bundesrepublik<br />

(Durchschnitt: 2,04). Eine Verschiebung hin zu den Ein- und Zwei-Personenhaushalten ist<br />

deutlich erkennbar.<br />

In den Einpersonenhaushalten leben zu über einem Drittel ältere Personen über 65 Jahre. Während<br />

der Anteil dieser Altersgruppe gegenüber 2005 um gut 5 % abnahm, stieg die Zahl der Singlehaushalte<br />

unter 30-Jähriger um fast 11 %. Diese Altersklasse ist maßgeblich an der Zunahme der Verschiebung<br />

hin zu Einpersonenhaushalten verantwortlich. Die Großstädte Leipzig (54,6 %) und Dresden<br />

(50,2 %) weisen den höchsten, die Landkreise Leipzig (35,6 %) und Nordsachsen (34,6 %) den<br />

niedrigsten Anteil an Einpersonenhaushalten auf.<br />

in Tausend<br />

1000,0<br />

900,0<br />

800,0<br />

700,0<br />

600,0<br />

500,0<br />

400,0<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

Abb. 9: Haushaltsgröße<br />

Familien<br />

Haushalte mit ... Person(en)<br />

1 2 3 4 5 und mehr<br />

Im Jahr 2009 gab es in Sachsen 342.500 Familien (Elternpaare oder Alleinerziehende mit Kindern<br />

unter 18 Jahren). Im Vergleich zu 2005 ging die Zahl um 15,7 % (-64.100) zurück. Auch die Familienform<br />

unterlag in den letzten Jahren einem Wandel. Während 2005 noch 60,5 % der Eltern minderjähriger<br />

Kinder verheiratet waren, lag der Anteil 2009 nur noch bei 54,5 %. Der Anteil der nichtehelichen<br />

Lebensgemeinschaften erhöhte sich dagegen von 18,4 auf 21,8 % und der der Alleinerziehenden<br />

von 21,1 auf 23,7 %.<br />

Auch die Größe der sächsischen Familien hat sich weiter verändert. Der Anteil der Familien mit Einzelkindern<br />

erhöhte sich im Vergleich zu 2005 von 61,7 auf 62,6 %. In nur noch 30,2 % der Familien<br />

54<br />

1991<br />

2005<br />

2009


wuchsen Kinder mit einer Schwester oder einem Bruder auf (2005: 32,1 %). Der Anteil der<br />

Familien mit drei oder mehr Kindern stieg von 6,2 % im Jahr 2005 auf 7,2 % im Jahr 2009 leicht an.<br />

Die Anzahl der Eheschließungen erreichte im Jahr 2009 (17.585) den höchsten Wert seit 1990.<br />

Verglichen mit dem Zeitraum zuvor gingen im aktuellen Berichtszeitraum 7,4 % mehr Frauen und<br />

Männer den Bund der Ehe ein. Die Anzahl der Ehescheidungen erreichte 2009 mit 18 Ehescheidungen<br />

je 10.000 Einwohner (Bundesschnitt: 23 je 10.000 Einwohner) den niedrigsten Stand seit 1990<br />

und ist auch bundesweit der niedrigste Wert. Im Vergleich zum Berichtszeitraum zuvor wurden<br />

aktuell 11 % (-3.822) weniger Ehen geschieden bei durchschnittlich um fast ein Jahr längerer Ehedauer<br />

(2006 bis 2009: ca. 16 Jahre).<br />

Lebensformtyp<br />

Anzahl Lebensformen<br />

Bevölkerung in<br />

Lebensformen<br />

Personen je Lebensform<br />

1.000 Anzahl<br />

Paare 1.121 2.863 2,6<br />

ohne Kinder 708 1.416 2<br />

mit Kindern 413 1.448 3,5<br />

Ehepaare 940 2.382 2,5<br />

ohne Kinder 610 1.220 2<br />

mit Kindern 329 1.162 3,5<br />

Nichteheliche Lebensgemeinschaften<br />

182 481 2,6<br />

ohne Kinder 98 196 2<br />

mit Kindern 84 286 3,4<br />

Alleinerziehende 135 318 2,4<br />

Männer 14 31 2,2<br />

Frauen 121 288 2,4<br />

Alleinstehende 953 953 1<br />

Männer 439 439 1<br />

Frauen 514 514 1<br />

Insgesamt 2.210 4.135 1,9<br />

Tab. 8: Lebensformen 2009 nach Lebensformtyp<br />

3.2.3.4 Sorbische Bevölkerung<br />

Die Heimat der sorbischen Bevölkerung ist die Ober- und Niederlausitz in den Ländern Sachsen und<br />

Brandenburg. Gemäß der Selbstzuschreibung gibt es ca. 60.000 Sorben, davon leben ca. 40.000 in<br />

der sächsischen Oberlausitz (Obersorben) und ca. 20.000 in der brandenburgischen Niederlausitz<br />

(Niedersorben, Wenden). Das westslawische Volk ist seit dem 6. Jahrhundert in der Region ansässig<br />

und besaß nie einen eigenen Staat. Das Siedlungsgebiet der Sorben in Sachsen erstreckt sich über<br />

die Landkreise Bautzen und Görlitz. Aufgrund der gesetzlich festgelegten Bekenntnisfreiheit kann<br />

eine exakte statistische Erfassung zur Anzahl und zur Bevölkerungsstruktur der sorbischen Bevölkerung<br />

nicht erfolgen.<br />

Die Brückenfunktion des sorbischen Volkes im Kontext zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit<br />

ist an vielen Beispielen nachvollziehbar. Durch die interkulturelle Kompetenz und Mehrsprachigkeit<br />

der sorbischen Bürger fällt es den zweisprachigen Kommunen und den sorbischen Verbänden leicht,<br />

Sprachbarrieren zu überwinden und in konkreten Bereichen auf bildungspolitischem, kulturellem<br />

oder infrastrukturellem Gebiet eine Zusammenarbeit zu pflegen.<br />

55


Karte 13: Sorbisches Siedlungsgebiet in Sachsen<br />

Gemäß § 7 des Sächsischen Sorbengesetzes erstattet die Staatsregierung dem Sächsischen Landtag<br />

mindestens einmal in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lage des sorbischen Volkes im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen.<br />

3.2.4. Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit<br />

Auf dem sächsischen Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt eine positive Entwicklung. Gerade bei der<br />

Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 hat sich die sächsische Wirtschaft als<br />

robust erwiesen. Bezogen auf die Zahl der durch die Unternehmen geschaffenen Arbeitsplätze<br />

(Arbeitsplatzdichte am Arbeitsort) nimmt Sachsen seit Jahren den Spitzenplatz unter den neuen<br />

Ländern ein. Im Jahr 2009 kamen auf 1.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre)<br />

707 Erwerbstätige (ohne zweiter Arbeitsmarkt). Im Durchschnitt der neuen Länder (ohne Berlin)<br />

waren es 664 Erwerbstätige.<br />

Zwischen 2006 und 2009 sank die Zahl der Arbeitslosen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen um etwa ein Viertel<br />

auf ca. 278.200 Personen. Gründe dafür sind u. a. der Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen im Ergebnis<br />

der erfolgreichen Entwicklung sächsischer Unternehmen, aber auch demografische Faktoren, wie<br />

der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.<br />

Im Berichtszeitraum gab es einen nachweisbaren Beschäftigungsaufbau. Im Jahr 2009 lag die Zahl<br />

der Erwerbstätigen zwischen 15 und 65 Jahre am Arbeitsort – trotz eines leichten Rückgangs zum<br />

Vorjahr – um ca. 27.300 Personen höher als 2006. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

waren es ca. 50.700 Personen mehr als 2006. Betrachtet man die Entwicklung der sozialversiche-<br />

56


ungspflichtigen Beschäftigung ohne zweiten Arbeitsmarkt, lag der Zuwachs sogar bei ca. 54.000<br />

Personen.<br />

Bevölkerung und Erwerbstätigkeit<br />

(Altersgruppe 15-65 Jahre)<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Veränderung<br />

2006-2009<br />

… am Wohnort In Tsd. Personen<br />

Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 2.868,0 2.811,5 2.766,9 2.714,4 - 153,6<br />

Erwerbspersonen 2.225,6 2.215,4 2.205,9 2.175,2 - 50,4<br />

Erwerbstätige 1.850,4 1.891,4 1.917,2 1.900,8 50,4<br />

Erwerbslose 375,4 324,0 288,8 274,4 - 101,0<br />

Erwerbstätigenquote 1) 64,5 % 67,3 % 69,3 % 70,0 % 5,5 %-P.<br />

Erwerbsneigung 2) … am Arbeitsort<br />

77,6 % 78,8 % 79,7 % 80,1 % 2,5 %-P.<br />

Erwerbstätige 1.911,3 1.940,5 1.953,6 1.938,6 27,3<br />

sv-pflichtig Beschäftigte 1.338,9 1.374,7 1.396,8 1.389,5 50,7<br />

… ohne 2. Arbeitsmarkt 3) 1.325,0 1.362,8 1.384,8 1.379,3 54,3<br />

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen (Mikrozensus), Bundesagentur für Arbeit; Differenzen durch Rundung der Einzelwerte möglich<br />

1) Erwerbstätige in Prozent der Bevölkerung jeweils 15-65 Jahre; 2) Erwerbspersonen in Prozent der Bevölkerung jeweils 15-65 Jahre;<br />

3) Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten<br />

Anmerkung: Statistische Angaben aus dem Mikrozensus (am Wohnort) stimmen nicht mit den Daten der Bundesagentur für Arbeit zur Beschäftigung<br />

und Arbeitslosenstatistik überein.<br />

Tab. 9: Erwerbstätigkeit in Sachsen 2006 bis 2009<br />

Gleichzeitig verringerte sich zwischen 2006 und 2009 die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15<br />

bis 65 Jahre) um ca.153.600 Personen. Da sich parallel die Erwerbsneigung der Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

Alter von 77,6 % auf 80,1 % erhöhte, ging das Erwerbspersonenpotenzial spürbar<br />

langsamer zurück (alle Angaben Mikrozensus). Veränderungen bei Wanderungen oder Pendlerströmen<br />

hatten keinen maßgeblichen Einfluss auf das Erwerbspersonenpotenzial.<br />

Erwerbstätige1) im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2000 bis 2009 nach Wirtschaftsbereichen<br />

2 250<br />

2 000<br />

1 750<br />

1 500<br />

1 250<br />

1 000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

1) Jahresdurchschnittsangaben am Arbeitsort (ab 2007 vorläufig)<br />

Land- und Forstw irtschaft,<br />

Fischerei<br />

Produzierendes Gew erbe<br />

ohne Baugew erbe<br />

Baugew erbe<br />

Abb. 10: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2000 bis 2009 (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />

Handel, Gastgew erbe und<br />

Verkehr<br />

Finanzierung, Vermietung und<br />

Unternehmensdienstleister<br />

Öffentliche und private<br />

Dienstleister<br />

57


Die Differenzierung nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass nach wie vor der größte Anteil der Erwerbstätigen<br />

im Dienstleistungssektor tätig ist. Von den ca. 1,94 Millionen Erwerbstätigen im Jahr<br />

2009 waren 31,8 % im Bereich öffentliche und private Dienstleister beschäftigt, gefolgt vom Bereich<br />

Handel, Gastgewerbe, Verkehr mit 22,8 %. 18,6 % hatten ihren Arbeitsplatz im Produzierenden Gewerbe<br />

ohne Baugewerbe und 16,6 % im Bereich der Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister.<br />

Im Baugewerbe waren 8,1 % aller Erwerbstätigen beschäftigt. Den geringsten Anteil<br />

wies der Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei mit 2,2 % auf.<br />

Der Rückgang der offenen Arbeitslosigkeit führte über den gesamten Berichtszeitraum gesehen zu<br />

einer Verringerung der Arbeitslosenquote von 17,0 % (2006) auf 12,9 % (2009). Trotzdem hat Sachsen<br />

damit bundesweit nach Ländern (einschl. Berlin) die vierthöchste Arbeitslosenquote zu verzeichnen.<br />

Bezogen auf die sächsischen Kreise und Kreisfreien Städte differierte die Arbeitslosenquote im<br />

Jahresdurchschnitt 2009 zwischen 11,6 % in Dresden und 15,8 % im Landkreis Görlitz.<br />

Die Entwicklung der Arbeitslosenzahl war nach Geschlecht, Alter und Dauer der Arbeitslosigkeit<br />

differenziert. Auch nach Rechtskreisen (RK) gem. Sozialgesetzbuch (SGB) und Trägerschaft war der<br />

Rückgang unterschiedlich stark ausgeprägt. Während 2009 im RK SGB III (überwiegend kurzzeitig<br />

arbeitslos) mehr als ein Drittel weniger Arbeitslose im Vergleich zu 2006 registriert waren, verringerte<br />

sich die Arbeitslosenzahl im RK SGB II (überwiegend längere Zeit arbeitslos) nur um knapp ein<br />

Fünftel. Dabei ging die Arbeitslosenzahl bei den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) stärker<br />

zurück als in den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn).<br />

Karte 14: Arbeitslosenquote 2009 nach Kreisen/Kreisfreien Städten<br />

58


2006 2007 2008 2009<br />

Veränderung<br />

2006-2009 in %<br />

Arbeitslose 371.892 322.821 279.573 278.196 - 25,2<br />

darunter<br />

SGB III 140.052 111.199 90.619 88.423 - 36,9<br />

SGB II 231.839 211.622 188.954 189.773 - 18,1<br />

davon ARGEn 189.807 174.165 156.000 157.850 - 16,8<br />

zugelassene komm. Träger 42.033 37.457 32.954 31.923 - 24,1<br />

Frauen 184.507 164.983 140.099 128.369 - 30,4<br />

Männer 187.363 157.458 139.474 149.827 - 20,0<br />

unter 25 Jahre 45.790 37.273 32.054 31.506 - 31,2<br />

50 Jahre u. älter 112.119 99.777 86.986 89.725 - 20,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Veränderung<br />

2007-2009 in %<br />

Arbeitsmarktentlastung 1) 4) 103.309 95.398 98.862 - 4,3<br />

Unterbeschäftigung 2) - 426.130 374.971 377.058 - 11,5<br />

Quote d. Unterbeschäftig. 3) - 19,5 % 17,2 % 17,5 % - 2,0 %-P.<br />

1) Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen, Qualifizierung, Beschäftigung schaffende Maßnahmen, Arbeit für Langzeitarbeits-<br />

lose, Arbeitsgelegenheiten, Spezielle Maßnahmen für Jüngere, Freie Förderung, Regelungen für Ältere (§ 428 SGB III), Kurzarbeit (Äquivalent)<br />

2) Arbeitslose und Arbeitsmarktentlastung; 3) Unterbeschäftigung in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen<br />

4) Daten einschl. zugelassene kommunale Träger liegen nicht vor<br />

Tab. 10: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2006 bis 2009 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)<br />

Bis 2009 verringerte sich die Arbeitsmarktentlastung. Im Vergleich zu 2007 – vergleichbare Daten<br />

für 2006 (einschließlich zugelassene kommunale Träger) liegen nicht vor – ging die öffentlich geförderte<br />

Beschäftigung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen um etwa ein Zehntel zurück. Die Maßnahmen zur Qualifizierung<br />

sowie Spezielle Maßnahmen für Jüngere sind hingegen leicht angestiegen. Die Entlastung<br />

des Arbeitsmarktes durch besondere Regelungen für ältere Arbeitnehmer ging aufgrund der Novellierung<br />

des Sozialgesetzbuches III, nach der seit Anfang 2008 keine Neueintritte in die sog. 58er-<br />

Regelung nach § 428 SGB III mehr möglich sind, fast vollständig zurück.<br />

Zusätzlich wurde der sächsische Arbeitsmarkt zunächst durch zahlreiche Existenzgründungen entlastet,<br />

wenn auch mit deutlich abnehmender Tendenz. Wagten im Jahresdurchschnitt 2007 noch<br />

über 21.000 Personen den Schritt in die Selbständigkeit, waren es 2009 weniger als 10.000.<br />

Die Zahl der Kurzarbeiter in Sachsen ist durch die Entwicklung in den Krisenjahren 2008/2009 spürbar<br />

angestiegen. Waren im Jahresdurchschnitt 2006 nur ca. 4.100 Personen in Kurzarbeit, lag die<br />

Zahl im Jahr 2009 bei fast 54.000. Die befristete Sonderregelung zur Förderung der Inanspruchnahme<br />

von Kurzarbeit im Rahmen der Konjunkturpakete I und II war zur Bewältigung der Auswirkungen<br />

der Wirtschafts- und Finanzkrise erforderlich.<br />

Insgesamt waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Jahresdurchschnitt 2009 ca. 377.000 Personen arbeitslos<br />

gemeldet oder in einer den Arbeitsmarkt entlastenden Maßnahme (einschl. Kurzarbeit). Gemessen an<br />

allen zivilen Erwerbspersonen lag die Quote der Unterbeschäftigung bei 17,5 % (2007: 19,5 %).<br />

59


3.2.5 Pendlerverhalten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellen mit fast 72 % die größte Gruppe innerhalb<br />

aller Erwerbstätigen. Geringfügig beschäftigt (nicht sozialversicherungspflichtig) sind knapp 13 %,<br />

weitere 11 % zählen als Selbständige und mithelfende Familienangehörige. 2,23 % der Erwerbstätigen<br />

sind verbeamtet (Stand 2009).<br />

Nur für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden Zahlen bezogen auf Wohnort und<br />

Arbeitsort erfasst, so dass damit Pendlerzahlen ermittelt werden können. Vom Pendeln wird gesprochen,<br />

wenn zum Erreichen des Arbeitsplatzes eine Überschreitung der Gemeindegrenze nötig ist.<br />

Insgesamt 1.386.546 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hatten am 30. Juni 2009 ihren<br />

Arbeitsplatz im <strong>Freistaat</strong> Sachsen. Davon waren 83.530 Einpendler (mit Wohnort außerhalb von<br />

Sachsen). Dem gegenüber standen 1.432.245 Personen mit Wohnort in Sachsen, die einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung nachgingen. Darunter pendelten 129.229 Personen zu ihrem<br />

Arbeitsplatz in andere Bundesländer. Aus dem Saldo von Auspendlern und Einpendlern resultiert ein<br />

Auspendlerüberschuss für Sachsen in Höhe von 45.699 Personen.<br />

Im Vergleich zur Jahresmitte 2005 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit<br />

Arbeitsort in Sachsen bis 2009 um 54.306 Personen bzw. 4,1 %. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten mit Wohnort in Sachsen erhöhte sich ebenfalls um 53.215 bzw. 3,9 %. Der<br />

Auspendlerüberschuss sank damit geringfügig um 1.091 Personen bzw. -2,4 %. Die um 11.492 bzw.<br />

10.851 gestiegenen absoluten Ein- bzw. Auspendlerzahlen bestätigen jedoch die weiterhin wachsende<br />

Mobilität am Arbeitsmarkt. Etwa 64 % der Einpendler und 71 % der Auspendler waren männlich.<br />

Der größte Anteil der Einpendler über die Landesgrenze (83.530) hat wie schon 2005 seinen Wohnsitz<br />

in den Nachbarländern Sachsen-Anhalt (34,5 %), Thüringen (22,7 %) und Brandenburg (18,3 %).<br />

Bevorzugtes Ziel der Einpendler aus anderen Bundesländern bleibt die Stadt Leipzig, die bei 28.370<br />

Einpendlern auch per Saldo einen Einpendlerüberschuss (über die Landesgrenze) von +7.766 verzeichnen<br />

konnte. Die entsprechenden größten Auspendlerüberschüsse weisen die Landkreise Bautzen<br />

(-8.193) und Vogtland (-7.963) aus.<br />

15,3 % aller Einpendelnden nach Sachsen waren hochqualifiziert, das heißt sie besaßen den Abschluss<br />

einer Fachhochschule, wissenschaftlichen Hochschule bzw. Universität. Fast zwei Drittel aller<br />

Einpendler waren in Dienstleistungsberufen beschäftigt, vor allem in Organisations-, Verwaltungs-<br />

und Büroberufen.<br />

Von den 129.229 Auspendlern aus Sachsen war fast jeder Vierte (22,9 %) in Bayern tätig. 15,6 % der<br />

Auspendler gingen in Sachsen-Anhalt, 12,1 % in Brandenburg einer Beschäftigung nach. Die meisten<br />

Auspendler auf Landesebene stellte die Stadt Leipzig (20.604). Der Vogtlandkreis (12.580) und<br />

der Landkreis Bautzen (12.229) verzeichneten ebenfalls große Auspendlerzahlen. Der Anteil an<br />

Personen in Fertigungsberufen war bei den Auspendlern mit 30,2 % deutlich höher als bei den Einpendlern.<br />

Auch die Berufsgruppen der Schlosser, Mechaniker und Bauberufe waren erhöht vom Pendeln<br />

in andere Bundesländer betroffen. Der Anteil der Hochqualifizierten lag bei 14,3 %.<br />

91 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hatten auch ihren Arbeitsort innerhalb Sachsens;<br />

43 % hatten ihren Arbeitsplatz am Wohnort, mussten also nicht pendeln.<br />

Aus der Analyse der Pendlerverflechtungen insgesamt erschließt sich der arbeitsräumliche Bedeutungsüberschuss<br />

der Gemeinden.<br />

60


Karte 15: Typisierung der Gemeinden nach Pendlermerkmalen<br />

Da Pendler häufig am Arbeitsort über die eigentliche Tätigkeit hinaus auch weitere Dienstleistungen<br />

aus den Bereichen Handel, Gesundheit, Bildung oder Kultur in Anspruch nehmen, ist Arbeitsplatz-<br />

bzw. Einpendlerüberschuss ein wichtiger Indikator für die raumstrukturelle Bedeutung einer Gemeinde,<br />

die sich nicht zuletzt auch in der zentralörtlichen Einstufung widerspiegelt.<br />

In Sachsen weisen insgesamt 72 Gemeinden mehr Arbeitsplätze (Beschäftigte am Arbeitsort) als<br />

wohnhafte Beschäftigte auf. Darunter sind neben den Oberzentren (Ausnahme Hoyerswerda im<br />

Oberzentralen Städteverbund) 24 Mittelzentren und 17 Grundzentren. Absolut verzeichneten die<br />

Städte Leipzig und Dresden (+41.337 bzw. +40.802) den größten Arbeitsplatzüberschuss (Stand<br />

30.06.2009).<br />

Mit +16.864 bzw. +12.680 hatten Leipzig und Dresden auch den größten Zuwachs an Arbeitsplätzen<br />

seit 2005. Mit deutlichem Abstand folgen Chemnitz (+3.050), Schkeuditz (+2.912), Freiberg (+2.322)<br />

und Bautzen (+2.267). Einen Arbeitsplatzabbau mussten vor allem Hoyerswerda (-1.401), Zwickau<br />

(-1.072) und Kamenz (-1.001) hinnehmen.<br />

Die Rangfolge bei relativen Werten wie der Arbeitsplatzzentralität (sv-pflichtig Beschäftigte am<br />

Arbeitsort in Prozent der sv-pflichtig Beschäftigten am Wohnort) oder den Arbeitsplätzen je 1.000<br />

Einwohnern wird in der Statistik von kleineren Gemeinden (Niederdorf, Hartmannsdorf, Kurort<br />

Rathen, Lampertswalde) angeführt, wo einzelne größere Arbeitgeber bei geringen Einwohnerzahlen<br />

große statistische Effekte verursachen.<br />

61


Gemeinde<br />

Ein- Beschäftigte am<br />

wohner Wohnort Arbeitsort<br />

Apl.-Entw.<br />

seit 2005<br />

Arbeitsplatzüberschuss<br />

Arbeitsplatz-<br />

Zentralität<br />

Arbeitsplätze<br />

je 1000 Ew<br />

Dresden 517.052 177.957 218.759 12.680 40.802 123 423<br />

Leipzig 518.862 164.372 205.709 16.864 41.337 125 396<br />

Chemnitz 243.089 80.165 104.752 3.050 24.587 131 431<br />

Zwickau 94.340 31.871 46.154 -1.072 14.283 145 489<br />

Bautzen 40.740 13.386 24.378 2.267 10.992 182 598<br />

Plauen 66.412 22.160 23.972 -617 1.812 108 361<br />

Freiberg 41.701 13.696 19.468 2.322 5.772 142 467<br />

Görlitz 55.957 15.832 19.351 1.883 3.519 122 346<br />

Pirna 39.030 12.362 13.341 594 979 108 342<br />

Radebeul 33.466 11.441 12.984 142 1.543 113 388<br />

Meißen<br />

Annaberg-<br />

27.693 8.483 12.503 623 4.020 147 451<br />

Buchholz 22.079 7.069 12.131 1.662 5.062 172 549<br />

Glauchau 24.684 8.114 11.847 1.677 3.733 146 480<br />

Riesa 34.324 10.704 11.712 -316 1.008 109 341<br />

Schkeuditz 17.692 6.799 11.447 2.912 4.648 168 647<br />

Hoyerswerda 38.218 11.117 10.146 -1.401 -971 91 265<br />

Zittau 28.638 7.571 10.023 -402 2.452 132 350<br />

Freital 39.200 13.513 9.376 351 -4.137 69 239<br />

Tab.11: Arbeitsplatzangebot und Arbeitsplatzzentralität von Städten mit mehr als 9.000 sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsplätzen in Sachsen (Stand 30.06.2009)<br />

Die größten Pendlerströme innerhalb des <strong>Freistaat</strong>es bestehen zwischen den Wohn- und Arbeitsplatzmetropolen<br />

Dresden bzw. Leipzig und ihrem jeweiligen Umland. So sind von bzw. nach Leipzig<br />

und Dresden täglich über 126.000 Pendler unterwegs, für Chemnitz sind es 71.300, für Zwickau<br />

38.300 und für Bautzen 22.600.<br />

62


3.3 Wirtschaftsentwicklung<br />

3.3.1 Wirtschaftsstruktur<br />

Die Anteile der einzelnen Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung sind sehr unterschiedlich.<br />

Im Betrachtungszeitraum 2006 bis 2009 lag der Anteil der Bruttowertschöpfung des primären Sektors,<br />

d. h. der Land- und Forstwirtschaft und Fischerei, an der gesamten Wertschöpfung in Sachsen<br />

nur bei ca. 1 %. Der Anteil des Produzierenden Gewerbes (sekundärer Sektor) betrug bis 2008 durchschnittlich<br />

30 %. Rund zwei Drittel (69 %) der Wertschöpfung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen wurden in diesem<br />

Zeitraum im Dienstleistungsbereich (tertiärer Sektor) erbracht. Infolge der weltweiten Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise verschoben sich die Anteile im Jahr 2009 deutlich: der Anteil des sekundären<br />

Sektors fiel auf 27,5 %; die Dienstleistungsbereiche erreichten 71,6 %.<br />

Besonders hohe Anteile des Produzierenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung wiesen 2008* die<br />

Landkreise Mittelsachsen (38,1 %), Meißen (36,4 %), der Erzgebirgskreis (35,1 %) und der Landkreis<br />

Zwickau (34,2 %) auf. Die Bedeutung der Dienstleistungsbereiche ist in den drei Kreisfreien Städten<br />

am höchsten (Leipzig 78,8 %, Chemnitz 73,4 % und Dresden 73,3 %). (* Kreisdaten für 2009 liegen<br />

noch nicht vor)<br />

Anteil der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2000 bis 2009 1)<br />

Prozent (in jew eiligen Preisen)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

1) Berechnungsstand: August <strong>2010</strong> (VGR des Bundes)<br />

Abb. 11: Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung<br />

Land- und Forstw irtschaft;<br />

Fischerei<br />

Produzierendes Gew erbe<br />

ohne Baugew erbe<br />

Baugew erbe<br />

Handel, Gastgew erbe<br />

und Verkehr<br />

Finanzierung, Vermietung<br />

und Unternehmensdienstleister<br />

Öffentliche und<br />

private Dienstleister<br />

Von den Folgen der Krise war das Produzierende Gewerbe besonders betroffen. Nach einer deutlichen<br />

Steigerung bis auf 30,7 % im Jahr 2007 fiel der Bruttowertschöpfungsanteil des sekundären<br />

Sektors in den Folgejahren zunächst auf 30,1 % (2008) und dann auf 27,5 % im Jahr 2009. Der<br />

Rückgang resultierte aus einer Verringerung des Anteils des Verarbeitenden Gewerbes. Das Baugewerbe<br />

konnte dagegen bis zuletzt seinen Anteil an der Bruttowertschöpfung Sachsens insgesamt<br />

erhöhen.<br />

63


Im gesamtdeutschen Maßstab unterscheiden sich die Anteile des Produzierenden Gewerbes nur<br />

geringfügig von den sächsischen, zeigen aber einen noch deutlicheren Rückgang für das Jahr 2009<br />

(2007: 30,2 %; 2009: 26,6 %).<br />

3.3.2 Wirtschaftswachstum<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen ist zwischen 2006 und 2009 mit 3,5 % im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen etwas stärker gewachsen als im bundesdeutschen Durchschnitt (3,0 %). Mit einem Anteil<br />

von 3,9 % am Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik nimmt der <strong>Freistaat</strong> Rang sieben unter allen<br />

deutschen Ländern ein. Von den neuen Ländern verfügt Sachsen über die höchste Wirtschaftskraft.<br />

Zwischen 2006 und 2008, also ohne das Krisenjahr 2009, betrug das Wachstum in Sachsen 5,6 %<br />

gegenüber 6,6 % für Gesamtdeutschland. Nach dem Anstieg von 89,7 Mrd. Euro auf 94,7 Mrd. Euro<br />

(2008) fiel das BIP in Sachsen aber 2009 auf 92,8 Mrd. Euro zurück.<br />

Da für 2009 noch keine räumlich detaillierten Daten zu Bruttowertschöpfung und Bruttoinlandsprodukt<br />

vorliegen, beziehen sich die nachfolgenden regionalisierten Ausführungen nur auf<br />

den Zeitraum 2006 bis 2008 bzw. auf das Jahr 2008.<br />

Karte 16: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2006 bis 2008 nach Kreisen/Kreisfreien Städten<br />

64


Während die Mehrzahl der Landkreise ihr BIP im genannten Zeitraum kontinuierlich steigern konnte,<br />

ging es in den Städten Chemnitz und Dresden sowie im Landkreis Görlitz 2008 wieder leicht (-1,4 %<br />

und -0,5 % bzw. -0,7 %) zurück. Eine Ursache hierfür war der im Jahr 2008 überdurchschnittlich<br />

starke Rückgang der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorjahr.<br />

Unter den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten verzeichnete der Landkreis Mittelsachsen<br />

mit 11,4 % das höchste Wachstum seit 2006. Überdurchschnittlich stark nahm das BIP auch in den<br />

Landkreisen Nordsachsen (+10,5 %), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (+9,2 %), Görlitz (+8,8 %)<br />

und Zwickau (+7,5 %) zu. Das durchschnittliche Wachstum der Landkreise lag bei 7,2 %, in den<br />

Kreisfreien Städten wurde im Mittel ein BIP-Wachstum von 3,8 % erreicht.<br />

Im Jahr 2008 war im Vergleich zum Vorjahr im Landkreis Nordsachsen mit einem nominalen Wachstum<br />

des Bruttoinlandsproduktes von 6,5 % die positivste wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen.<br />

Es folgten die Landkreise Mittelsachsen (+6,3 %) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />

(+4,1 %). Ein Vergleich der drei Direktionsbezirke in Sachsen sieht mit einer Zunahme des BIP 2008<br />

gegenüber 2007 um 2,8 % Leipzig vor Chemnitz (+2,1 %) und Dresden (+0,7 %).<br />

Der Direktionsbezirk Dresden erwirtschaftete 2008 39,5 % des sächsischen Bruttoinlandsproduktes,<br />

der Anteil des Direktionsbezirkes Chemnitz lag bei 35,9 % und der Direktionsbezirk Leipzig hatte<br />

einen Anteil von 24,6 %. In den drei größten Städten Sachsens – Leipzig, Dresden und Chemnitz –<br />

wurden allein rund 38 % des sächsischen Bruttoinlandsproduktes erzielt.<br />

Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />

In Sachsen wurde im Jahr 2008 ein Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Höhe von 22.572 Euro<br />

erwirtschaftet. Bezogen auf die Bundesrepublik Deutschland liegt diese Relation bei 30.392 Euro je<br />

Einwohner.<br />

Auf Kreisebene erreichte 2008 die Stadt Dresden mit einem BIP je Einwohner von 30.215 Euro den<br />

Spitzenwert, gefolgt von den Städten Chemnitz mit 28.233 Euro und Leipzig mit 26.946 Euro. Bei<br />

der Interpretation des Bruttoinlandsproduktes je Einwohner ist zu berücksichtigen, dass das Ergebnis<br />

durch mehr oder weniger starke Pendlerbewegungen beeinflusst wird.<br />

Gesamtwirtschaftliche Produktivität (BIP je Erwerbstätigen)<br />

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region lässt sich anhand des Bruttoinlandsproduktes je<br />

Erwerbstätigen (Produktivität) beurteilen.<br />

Im Jahr 2008 lag das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in Sachsen bei durchschnittlich 48.588<br />

Euro. Deutschlandweit lag dieser Wert bei 61.963 Euro.<br />

Unter den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten erzielte den höchsten Wert mit 54.976<br />

Euro (13,1 % über dem Durchschnitt) der Landkreis Mittelsachsen, am geringsten war die Wirtschaftsleistung<br />

je Erwerbstätigen mit 43.420 Euro (10,4 % unter Durchschnitt) im Erzgebirgskreis.<br />

Fast 10 % unter dem sächsischen Durchschnitt lag auch das BIP je Erwerbstätigen im Landkreis<br />

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (43.954 Euro).<br />

Alle Landkreise und Kreisfreien Städte – mit Ausnahme der Stadt Dresden – verzeichneten im Zeitraum<br />

2005 bis 2008 eine Steigerung des BIP je Erwerbstätigen (vgl. Abbildung 12). Sie betrug im<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen durchschnittlich 7,4 %, in den Kreisfreien Städten waren es 4,1 %, in den Landkreisen<br />

9,4 %. Am stärksten fiel die Zunahme des BIP je Erwerbstätigen im Landkreis Mittelsachsen<br />

65


aus (+16,7 %), gefolgt vom Landkreis Görlitz (+12,1 %). Deutlich unterdurchschnittliche Zuwächse<br />

verzeichneten dagegen der Landkreis Bautzen (+4,5 %) und der Erzgebirgskreis (+5,3 %).<br />

Landkreis/ Kreisfreie Stadt<br />

Mittelsachsen<br />

Leipzig<br />

Meißen<br />

Dresden, Stadt<br />

Zwickau<br />

Nordsachsen<br />

Görlitz<br />

Leipzig, Stadt<br />

Bautzen<br />

Vogtlandkreis<br />

Chemnitz, Stadt<br />

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />

Erzgebirgskreis<br />

Bruttoinlandsprodukt 2006 und 2008<br />

0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000 55.000<br />

Euro<br />

Daten abgestimmt auf den Berechnungsstand des Statistischen Bundesamtes vom August 2009<br />

Abb.12: Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen<br />

66<br />

Durchschnitt<br />

Sachsen 2008<br />

2008<br />

2006


3.4 Flächeninanspruchnahme<br />

Das folgende Kapitel beinhaltet den Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Reduzierung<br />

der Flächeninanspruchnahme. In Erfüllung des Kabinettsauftrags vom 28.04.2009 ist dieser Bericht<br />

einmal jährlich, beginnend ab 2011, vorzulegen. Wegen der zeitlichen und inhaltlichen Parallelen<br />

mit dem <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> wurde dieser Bericht hier als eigenständiges Kapitel integriert.<br />

3.4.1 Datenlage, Flächennutzung und -inanspruchnahme im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

Datenlage<br />

Die Daten zur amtlichen Flächennutzungsstatistik werden für die Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

jährlich, für alle Nutzungsarten alle 4 Jahre durch das Statistische Landesamt ausgewertet und veröffentlicht.<br />

Sie basieren auf einer aus dem amtlichen Liegenschaftskataster abgeleiteten Sekundärstatistik.<br />

Diese Statistik bildet jedoch das tatsächliche Geschehen nur zum Teil ab. Hinzu kommt<br />

innerhalb der letzten zehn Jahre eine Umstellung der statistischen Zuordnung einzelner Nutzungsarten.<br />

Es besteht daher Grund zu der Annahme, dass die tatsächliche Flächenzunahme der Siedlungs-<br />

und Verkehrsfläche bereits in der Vergangenheit höher lag, als in der Statistik ausgewiesen.<br />

Deutlich wird dies unter anderem am starken Zuwachs der Nutzungsart „Erholungsfläche“ in den<br />

letzten Jahren. Dabei spiegeln sich unter anderem die Sanierungserfolge, insbesondere des Braunkohlenbergbaus,<br />

wider. So werden große Flächenareale im Bereich der in Entstehung befindlichen<br />

Tagebaurestseen in der Lausitz und im Raum Leipzig als Erholungsfläche ausgewiesen (insbesondere<br />

die Uferbereiche), die vorher in der Statistik als Abbauland geführt wurden. Aber auch die Zuordnung<br />

großer innerstädtischer Grünflächen, Spielplätze u. ä. zu Erholungsflächen führte zu einem statistischen<br />

Zuwachs.<br />

Zu beachten ist, dass sich eine Änderung der Nutzungsart nur dann in der Statistik niederschlägt,<br />

wenn dies von den Eigentümern gegenüber den Kataster führenden Stellen angezeigt wird (was<br />

häufig nicht oder nur mit großem zeitlichen Nachlauf erfolgt) bzw. wenn sich die Nutzung im Zusammenhang<br />

mit einem Eigentümerwechsel ändert. So werden beispielsweise großflächige Verkehrsbauten,<br />

wie z. B. Autobahnen, zum Teil erst einige Jahre nach ihrer Fertigstellung in der Flächennutzungsstatistik<br />

„wirksam“. Ähnliches gilt für Rückbau- oder Rekultivierungsflächen.<br />

Unabhängig von den Problemen bezüglich der Belastbarkeit der statistischen Erhebungen bleibt<br />

jedoch festzustellen, dass die Auswertung dieser Daten derzeit die einzige amtliche Informationsquelle<br />

darstellt, die eine räumliche und zeitliche Vergleichbarkeit ermöglicht, um den Erfolg der<br />

Instrumente zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme abzuschätzen.<br />

Flächennutzung<br />

Mit 1.017.338 ha war die Landwirtschaftsfläche Ende des Jahres 2009 die dominierende Flächennutzungsart<br />

in Sachsen. Trotz eines Rückganges um 0,3 % (2.987 ha) gegenüber 2008 lag ihr Anteil an<br />

der Gesamtfläche des <strong>Freistaat</strong>es mit 55,2 % deutlich über dem der anderen Nutzungsarten. 27,2 %<br />

der Landesfläche waren bewaldet, 6,8 % nahmen Gebäude- und Freiflächen und 4 % Verkehrsflächen<br />

ein. Wasserflächen umfassten nur 1,9 % der Fläche des <strong>Freistaat</strong>es. Die anderen Kategorien<br />

hatten ebenfalls nur Anteile zwischen 1 und 2 % (vgl. Abb. 13)<br />

Die Auswertung auf Basis der Landkreise und Kreisfreien Städte ergibt naturgemäß die höchsten<br />

Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Kreisfreien Städten (Chemnitz 39,0 %, Dresden<br />

67


40,2 %, Leipzig 50,5 %). Bei den Landkreisen variiert dieser Anteil zwischen 9,1 % (Lkr. Sächsische<br />

Schweiz-Osterzgebirge) und 16,9 % (Lkr. Zwickau).<br />

1 0 0 %<br />

9 0 %<br />

8 0 %<br />

7 0 %<br />

6 0 %<br />

5 0 %<br />

4 0 %<br />

3 0 %<br />

2 0 %<br />

1 0 %<br />

0 %<br />

Siedlungs- und<br />

Verkehrsfläche<br />

227.871 ha<br />

1<br />

Friedhofsfläche<br />

1.684 ha<br />

Betriebsfläche<br />

(o. Abbauland)<br />

4.599 ha<br />

Erholungsfläche<br />

19.904 ha<br />

Verkehrsfläche<br />

76.201 ha<br />

Gebäude- u.<br />

Freifläche<br />

125.482 ha<br />

Bodenfläche nach Nutzungsarten am 31.12. 2009<br />

Flächen anderer<br />

Nutzung (o. Friedhof)<br />

29.144 ha<br />

Abbauland<br />

31.497 ha<br />

Wasserfläche<br />

35.855 ha<br />

Waldfläche<br />

500.265 ha<br />

Abb. 13: Bodenfläche am 31.12.2009 nach Nutzungsarten<br />

insgesamt<br />

1.841.970<br />

Landwirtschaftsfläche<br />

1.017.338 ha<br />

Waldreichster Landkreis, bezogen auf den Anteil an der jeweiligen Kreisfläche, ist der Erzgebirgskreis<br />

mit 44,8 %, gefolgt vom Vogtlandkreis mit 39,8 %. Die geringsten Waldanteile haben der Landkreis<br />

Meißen mit 13,3 % und der Landkreis Leipzig mit 14,0 %. Selbst die Kreisfreien Städte Chemnitz<br />

(15 %) und Dresden (22,3 %) haben größere Waldanteile. Die wasserreichsten Landkreise sind, bedingt<br />

auch durch die Sanierung der Braunkohlentagebaue mit den gefluteten Restseen, die Landkreise<br />

Bautzen mit 3,7 % und Görlitz mit 2,8 %. Die Stadt Leipzig hat mit 2,9 % einen sehr hohen Anteil<br />

Wasserflächen, während der ebenfalls bergbaulich geprägte Landkreis Leipzig derzeit statistisch<br />

„nur“ auf 2,5 % Wasserfläche verweisen kann, was aber zum Teil auf die noch nicht erfasste Nutzungsänderung<br />

im Liegenschaftskataster zurückzuführen ist.<br />

Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) summiert sich aus verschiedenen Nutzungsarten. Ihre Entwicklung<br />

dient als Indikator für den Flächenverbrauch. Sie setzt sich zusammen aus Gebäude- und<br />

Freiflächen, Verkehrsflächen, Erholungsflächen, Betriebsflächen ohne Abbauland und Friedhofsflächen.<br />

Am 31.12.2009 umfasste die SuV 227.871 ha. Damit werden 12,4 % der Bodenfläche des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen von der SuV beansprucht. Bundesweit sind dies 13,2 %. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Nutzungsintensität ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche jedoch nicht mit der versiegelten<br />

Fläche gleich zu setzen.<br />

In der Tabelle wird das Anwachsen von Erholungsfläche, Gebäude- und Freifläche sowie Verkehrsfläche<br />

deutlich. Während im Zeitraum 2002 bis 2005 die Entwicklungsdynamik etwas abgenommen<br />

hatte, ist sie im aktuellen Berichtszeitraum wieder angestiegen. Im Vergleich zum Stichtag<br />

31.12.2005 hat die SuV um insgesamt 11.959 ha zugenommen. Das entspricht statistisch einer<br />

68


durchschnittlichen täglichen Flächenneuinanspruchnahme von 8,2 ha. Den höchsten Zuwachs weist<br />

die Statistik für die Erholungsflächen mit 5.377 ha aus, gefolgt von der Flächennutzung Gebäude-<br />

und Freifläche mit 3.475 ha und den Verkehrsflächen mit 2.174 ha (siehe Tab. 12).<br />

Flächennutzung 31.12.2005<br />

in ha<br />

31.12.2009<br />

in ha<br />

Zu-/Abnahme<br />

in ha<br />

Bodenfläche insgesamt 1.841.566 1.841.970 + 404*<br />

Landwirtschaftsfläche 1.024.054 1.017.338 - 6.716<br />

Waldfläche 494.834 500.265 + 5.431<br />

Wasserfläche 34.361 35.855 + 1.494<br />

Abbauland 32.631 31.497 - 1.134<br />

Flächen anderer Nutzung 41.444 29.144 - 12.300<br />

Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

darunter:<br />

215.912 227.871 + 11.959<br />

Gebäude- und Freifläche 122.007 125.482 + 3.475<br />

Verkehrsfläche 74.027 76.201 + 2.174<br />

Erholungsfläche 14.527 19.904 + 5.377<br />

Betriebsfläche ohne Abbauland 3.681 4.600 + 919<br />

Friedhofsfläche<br />

(* Flächenänderung durch neue Vermessungsergebnisse)<br />

1.670 1.684 + 14<br />

Tab. 12: Entwicklung der Flächennutzung in Sachsen 2005 bis 2009<br />

Mit dem Anwachsen der SuV ist eine Veränderung zu Lasten anderer Flächennutzungen verbunden.<br />

Betroffen ist insbesondere die Landwirtschaftsfläche, die im Berichtszeitraum um 6.716 ha zurückging,<br />

aber auch Flächen anderer Nutzung (darunter z. B. Übungsgelände, Schutzflächen, Unland).<br />

In den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten stellt sich ein differenziertes Bild der Flächenneuinanspruchnahme<br />

dar (siehe Tabelle 13). Die höchsten Zuwächse bei den Siedlungs- und<br />

Verkehrsflächen treten im Landkreis Leipzig sowie in den Kreisfreien Städten Leipzig und Chemnitz<br />

auf. In den übrigen Landkreisen und in der Kreisfreien Stadt Dresden bewegen sich diese Flächenzuwächse<br />

durch SuV im Vergleich zum Stichtag 31.12.2005 bei 4 bis 5 %.<br />

Die Gebäude- und Freifläche ist in den Landkreisen Leipzig und Meißen prozentual am stärksten<br />

angewachsen, während sie im Vergleich in der Kreisfreien Stadt Leipzig deutlich weniger und in<br />

Dresden gar nicht zugenommen hat. Ähnliches ist bei der Verkehrsfläche festzustellen, wo die höheren<br />

Zuwächse außerhalb der Kreisfreien Städte liegen. Die Gründe dafür dürften in dem nach wie vor<br />

vorhandenen – wenn auch geringer gewordenen – Siedlungsdruck für Wohnen und Gewerbe im<br />

Umland der Großstädte liegen. Bei der Verkehrsfläche schlägt sich u. a. der Bau von Autobahnen<br />

(z. B. A17) und Umgehungsstraßen in der Statistik nieder. Bei beiden Nutzungsarten ist der unter<br />

3.4.1 beschriebene „Statistik-Nachhang“ zu beobachten.<br />

Der Zuwachs an SuV ist, wie bereits oben festgestellt, häufig mit der Umnutzung von Landwirtschaftsflächen<br />

verbunden. Nur im Landkreis Meißen hat sich die Landwirtschaftsfläche vergrößert, in<br />

allen anderen Landkreisen und in den Kreisfreien Städten hat sie abgenommen.<br />

Auf der Gemeindeebene zeigt sich die Flächennutzungsintensität sehr heterogen mit der Tendenz<br />

flächenintensiverer Nutzung in den Stadt- und Stadtumlandgebieten. Eine hohe Flächenneuinanspruchnahme<br />

hatte im Zeitraum 2006 bis 2009 vor allem der Raum Leipzig zu verzeichnen (siehe<br />

Karte 17).<br />

69


Landkreis /<br />

Kreisfreie Stadt<br />

Gesamt<br />

Entwicklung der Siedlungs- u. Verkehrsfläche<br />

2006 bis 2009 (in %)<br />

Gebäudeund<br />

Freifläche<br />

darunter<br />

Erholungs-<br />

fläche<br />

Verkehrs-<br />

fläche<br />

Entwicklung<br />

Landwirtschaftsfläche<br />

2006 - 2009<br />

Chemnitz, Stadt +7,5 +4,3 +32,2 +2,8 -5,3<br />

Dresden, Stadt +3,9 -0,3 +33,1 +3,2 -4,3<br />

Leipzig, Stadt +8,9 +2,1 +56,8 +1,4 -9,6<br />

Landkreis Mittelsachsen +4,6 +4,0 +28,9 +1,7 -0,6<br />

Erzgebirgskreis +4,5 +2,9 +16,7 +4,5 -0,2<br />

Vogtlandkreis +3,9 +3,3 +12,0 +2,6 -0,3<br />

Landkreis Zwickau +5,5 +3,8 +20,5 +4,8 -1,1<br />

Landkreis Bautzen +3,9 +2,4 +31,0 +1,5 -0,5<br />

Landkreis Görlitz +4,4 +1,8 +35,4 +2,3 -0,8<br />

(in %)<br />

Landkreis Meißen +4,6 +4,3 +38,2 -0,5 +1,6<br />

Landkreis Sächsische<br />

Schweiz-Osterzgebirge<br />

+4,3 +2,2 +14,9 +5,1 -0,7<br />

Landkreis Leipzig +13,7 +4,9 +16,5 +3,6 -1,4<br />

Landkreis Nordsachsen +4,0 +1,4 +13,2 +5,7 -0,7<br />

Tab. 13: Entwicklung ausgewählter Flächennutzungsarten nach Landkreisen und Kreisfreien Städten<br />

Karte 17: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Gemeindebasis<br />

70


Es gibt auch Gemeinden, für die die Statistik abnehmende SuV ausweist. Dies ist zum Teil auf großflächige<br />

Rekultivierungsmaßnahmen, z. B. in Bergbaufolgelandschaften, zum Teil aber auch auf<br />

Katasterbereinigungen, u. a. im Zuge der ländlichen Neuordnung zurückzuführen.<br />

3.4.2 Aktivitäten zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme<br />

Motivation des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />

Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme und eine wirtschaftlich effiziente Flächennutzung,<br />

welche von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, ist eine wichtige Aufgabe der weiteren Entwicklung<br />

des <strong>Freistaat</strong>es.<br />

Obwohl die Bevölkerungszahl weiter zurück geht und sowohl innerstädtisch als auch im ländlichen<br />

Raum zahlreiche Wohnungsleerstände und Brachflächen zu verzeichnen sind, hat die Siedlungs- und<br />

Verkehrsfläche auch in den letzten Jahren ständig zugenommen. Die Flächenneuinanspruchnahme<br />

betrifft im Wesentlichen die Nutzungsarten Gebäude- und Freifläche, Verkehrsfläche sowie Betriebsfläche<br />

(ohne Abbauland). Aber auch die Erholungsfläche nahm (z. T. durch die in Kapitel 3.4.1 beschriebene<br />

Umwidmung) deutlich zu. In den Verdichtungsräumen umfasst der Siedlungs- und Verkehrsflächenanteil<br />

ca. ein Viertel der Gesamtfläche. Aber auch in ländlich geprägten Gebieten ist<br />

eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.<br />

Prozent<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

Entwicklung der Bevölkerung und der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Sachsen 2000 bis 2009<br />

(2000=100)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 14: Entwicklung von Bevölkerung und Siedlungs- und Verkehrsfläche seit 2000<br />

Jahr<br />

Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

Bevölkerung<br />

Die Flächeninanspruchnahme wird durch den demografischen Wandel, den Wandel der Lebensstile<br />

und Lebensentwürfe sowie die technischen und infrastrukturellen Entwicklungen stark beeinflusst.<br />

Die zurückgehende Bevölkerungszahl bedingt zwar grundsätzlich einen geringeren Bedarf an Wohnungen<br />

insgesamt, jedoch ist als gegenläufiger Trend und Ausdruck der Wohlstandsentwicklung eine<br />

steigende Wohnfläche pro Kopf zu beobachten. Durch die positive wirtschaftliche Entwicklung werden<br />

große Flächen für Industrie und Gewerbe sowie für die Verkehrserschließung neu in Anspruch<br />

genommen.<br />

71


Maßnahmen zur Verminderung der Flächenneuinanspruchnahme, wie z. B. Nachnutzung von Brachen,<br />

können zu positiven Effekten führen, wie beispielsweise geringere Kosten bei der Erschließung,<br />

bessere Auslastung der vorhandenen Infrastruktur, geringerer Energieverbrauch infolge effizienter<br />

Versorgungsstrukturen, geringere Verkehrsbelastung infolge kürzerer Wege, aber auch Verbesserung<br />

der Grundversorgung für Familien und ältere Menschen und letztendlich Stärkung des sozialen Zusammenhaltes.<br />

Kabinettsbeschluss zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

Am 28.04.2009 hat das sächsische Kabinett das Gemeinsame Handlungsprogramm der Staatsministerien<br />

des Innern sowie für Umwelt und Landwirtschaft zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

im <strong>Freistaat</strong> Sachsen zur Kenntnis genommen.<br />

Mit diesem Programm soll eine Stärkung der Flächennutzungseffizienz erreicht werden. Gleichzeitig<br />

soll auch weiterhin ein flexibler und situationsgerecht nutzbarer Spielraum für private, gewerbliche<br />

und öffentliche Vorhaben erhalten bleiben. Dabei geht es weniger darum, neue Instrumente oder<br />

Pläne zu entwickeln oder zusätzliche Fördermittel zur Verfügung zu stellen, sondern vorhandene<br />

Instrumente und Fördermöglichkeiten besser aufeinander abzustimmen und effektiver einzusetzen.<br />

Grundsätzlich wird angestrebt, die Flächenneuinanspruchnahme bis zum Jahr 2020 auf unter zwei<br />

Hektar pro Tag zu reduzieren.<br />

Das Ziel der Reduzierung der Flächeninanspruchnahme soll nicht durch völligen Verzicht auf eine<br />

weitere Neuinanspruchnahme von Flächen, sondern vor allem durch eine Stärkung der Flächennutzungseffizienz<br />

erreicht werden. Dazu gehören u. a. die Bündelung von Infrastruktur, die dezentrale<br />

Konzentration der Siedlungsentwicklung und die Orientierung am Netz des schienengebundenen<br />

Personenverkehrs. Die sachgerechte Umsetzung kann nicht einseitig zu Lasten anderer Nachhaltigkeitsziele<br />

erfolgen, wie etwa der Sicherung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen, der angemessenen Wohnversorgung seiner Bürger und des Wohlstandes zukünftiger<br />

Generationen. Um z. B. die Abwanderungstendenz der Bewohner an die Peripherie zu bremsen, ist es<br />

notwendig, die Erlebnisqualität der Kernstädte und ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort<br />

zu erhöhen, das heißt unter anderem die bestehende Bausubstanz qualitativ aufzuwerten und an<br />

sich wandelnde Nutzerbedürfnisse anzupassen.<br />

Zur aktiven Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme im Sinne einer nachhaltigen Raum- und<br />

Siedlungsentwicklung werden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen drei Strategien verfolgt – Vermeiden, Mobilisieren<br />

und Revitalisieren. Aus diesen Strategien und deren Kombination ergeben sich Handlungsfelder,<br />

innerhalb derer alle beteiligten bzw. betroffenen Akteure die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente<br />

gezielt einsetzen sollten (vgl. auch Abb. 15).<br />

72


Abb. 15: Strategien und Handlungsfelder zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

3.4.3 Umsetzung der Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenneuinanspruch-<br />

nahme<br />

Maßnahmen des Bundes und der Länder<br />

Zum Themenbereich "Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme" haben sich 2009 und <strong>2010</strong> alle<br />

berührten Fachministerkonferenzen geäußert. Die Stellungnahmen der Fachministerkonferenzen<br />

ergaben jedoch kein einheitliches Bild. Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme erweist<br />

sich als ein komplexes Querschnittsthema. Es ist notwendig, hier noch größere Transparenz zu<br />

schaffen. Vorrangig sollte zunächst die Präzisierung, Erprobung und genauere Bewertung der<br />

konsensualen Instrumente angestrebt werden.<br />

Konsensuale Maßnahmen sind:<br />

weitere Stärkung der Innenentwicklung<br />

Erhöhung des Umsetzungsgrades und der Wirksamkeit vorhandener Planungsmaximen in der<br />

räumlichen und kommunalen Planung zum Flächensparen aufgrund eines festgestellten Umsetzungs-/Anwendungsdefizits<br />

durch stringentere Anwendung der vorhandenen Instrumente<br />

73


Ausbau der interkommunalen und regionalen Kooperation, z. B. bei der Abstimmung des Siedlungs-<br />

und Gewerbeflächenbedarfs und deren Festlegung in Regionalplänen<br />

Flächenkreislaufgerechte Modifizierung von bestehenden Fördermaßnahmen zur Stärkung der<br />

Innenentwicklung<br />

Ausbau des Flächenmanagements auf kommunaler und regionaler Ebene als gemeinsames freiwilliges<br />

Instrument<br />

konkretere Nutzung von Nachhaltigkeitsprüfungen mit Bedarfsprognosen u. a. durch: Erkennen,<br />

Mobilisierung und Nutzung von Potenzialen im Bestand, Einsatz von Folgekostenrechnern, Einsatz<br />

von Prüfverfahren, Abstimmung von Verfahren in der Region<br />

umfassendere und gleichzeitig gezieltere Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation<br />

Bereitstellung einer Informationsplattform für eine zielgruppenspezifische Informationsvermittlung<br />

Durchführung von Modellversuchen<br />

Folgende Punkte werden darüber hinaus vertieft geprüft:<br />

Weiterentwicklung von Maßnahmen und Instrumenten zur Stärkung der Innenentwicklung unter<br />

besserer Erfassung und Nutzung der vorhandenen Potenziale<br />

praxisnahe Möglichkeiten zur Erhöhung des Umsetzungsgrads bestehender Regelungen des<br />

BauGB<br />

Unterstützung der Wirksamkeit der verbindlichen Vorschriften und Planungsinstrumente durch<br />

flankierende Instrumente und informelle Verfahren<br />

Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, Information, Sensibilisierung<br />

Maßnahmen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />

Der Koalitionsvertrag zwischen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband<br />

Sachsen und der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Sachsen über die Bildung<br />

der Staatsregierung für die 5. Legislaturperiode des Sächsischen Landtages aus dem Jahr 2009<br />

enthält folgende konkrete Bezüge zur Thematik:<br />

"Wir werden ausreichend Fläche für die Ansiedelung von Betrieben bereitstellen."<br />

"Wir werden den ständig steigenden Flächenverbrauch mindern. Dazu sollen landesweite Ökokonten<br />

verstärkt genutzt werden."<br />

Er stellt somit den politischen Leitfaden für die Umsetzung der sächsischen Strategie zur Reduzierung<br />

der Flächenneuinanspruchnahme dar.<br />

Für die Umsetzung der Strategie ist ein breit angelegtes Maßnahmenbündel notwendig. Die wesentlichen<br />

Akteure bei der Umsetzung von Zielen zur Erreichung einer effizienteren Flächennutzung sind<br />

die Kommunen und die Genehmigungsbehörden. Die Staatsregierung muss dafür die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen – sowohl planungsrechtlich als auch über Fördermaßnahmen und informelle<br />

Instrumente – schaffen. Dabei geht es weniger darum, neue Instrumente zu entwickeln, sondern<br />

vorhandene zu optimieren, effektiver einzusetzen und aufeinander abzustimmen.<br />

Erste und vorrangige Maßnahmen zeigt der verwaltungsinterne Aktionsplan auf. Einzelne Handlungsfelder<br />

– wie z. B. Infrastruktur und Verkehr oder die Beseitigung von Hemmnissen bei Investitionen<br />

auf vorgenutzten Standorten – müssen weiter präzisiert und mit Maßnahmen untersetzt<br />

werden. Dies ist u. a. die Aufgabe der gegründeten interministeriellen Arbeitsgruppe der Staatsregierung<br />

(„IMAG Flächeninanspruchnahme“).<br />

74


Sie soll<br />

eine Bewertung der bestehenden Instrumente vornehmen,<br />

Einflussmöglichkeiten auf Landesebene und darüber hinaus aufzeigen, um die Wirksamkeit bestehender<br />

Instrumente zu verbessern, und<br />

neue Maßnahmen zur Verminderung der Flächenneuinanspruchnahme initiieren.<br />

Ziel ist die Erarbeitung eines ressortübergreifenden Maßnahmenkataloges. In den Erarbeitungs- und<br />

Diskussionsprozess wurden frühzeitig die Kommunalen Spitzenverbände eingebunden.<br />

Folgende Handlungsfelder wurden bisher konkret bearbeitet:<br />

1. Überprüfung der formellen Planungsinstrumente und landesrechtlichen Vorschriften<br />

Der naturschutzrechtliche Entsiegelungserlass des SMUL zur vorrangigen Prüfung von Entsiegelungsmaßnahmen<br />

zur naturschutzfachlichen Eingriffskompensation wurde fortgeschrieben.<br />

Damit sollen künftig brachliegende Flächen gezielt in den Flächenkreislauf einbezogen und der<br />

Natur zurückgegeben werden. Dem dient auch die Implementierung bzw. Umsetzung der Ökokonto-<br />

und Kompensationsflächenkataster-Verordnung als Grundlage für die freiwillige Kompensationsflächen-<br />

und Maßnahmenbevorratung auch außerhalb der kommunalen Bauleitplanung.<br />

Durch eine Analyse der freistaatseigenen Flächenakteure werden die Grundlagen für den Aufbau<br />

einer effizienten und innerhalb der verschiedenen Aufgabenträger der Verwaltung abgestimmten<br />

Vorgehensweise bei der Nutzung eigener Flächen geschaffen.<br />

2. Koordinierung und Bedarfsplanung durch informelle Planungsinstrumente<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> wurden Empfehlungen zur Erstellung von Integrierten Stadtentwicklungskonzepten<br />

(InSEK) erarbeitet, vor allem hinsichtlich der Ermittlung und Darstellung von Flächenpotenzialen<br />

(Baulücken, Brachflächen), Leerständen, Flächenrecycling-, Umnutzungs- und Nachverdichtungspotenzialen,<br />

der Aufnahme eines „Flächensparziels“ sowie der Festlegung einer einheitlichen<br />

und weiter verwendbaren digitalen Darstellungsform. Damit stehen nunmehr den<br />

Kommunen Leitlinien zum effizienten Umgang mit brachliegenden Flächen zur Verfügung, welche<br />

im Rahmen der vielfach bereits vorhandenen InSEK noch an die konkreten örtlichen Verhältnisse<br />

anzupassen sind.<br />

3. Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Information<br />

Mit der Erstellung und Veröffentlichung einer Übersicht von Fördermöglichkeiten im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen auf der Internetseite der Landesdirektion Chemnitz, Projektgruppe Brachen<br />

(http://ldc.sachsen.de/projektgruppe_brachen.htm), steht allen Interessenten eine Informationsquelle<br />

zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen des <strong>Freistaat</strong>es zur Verfügung. Es wird über<br />

ein breites Spektrum an Förderungen für den städtischen Bereich und den ländlichen Raum informiert.<br />

Insbesondere das Programm "Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen"<br />

der Verwaltungsvorschrift Stadtentwicklung 2007 bis 2013 (EFRE) sowie die ergänzende<br />

"Verwaltungsvorschrift Brachflächenrevitalisierung" des Sächsischen Staatsministeriums des<br />

Innern zielen direkt auf die Revitalisierung bzw. Renaturierung von Brachflächen. Ein fachübergreifend<br />

angelegter Internetauftritt zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme, der die<br />

zahlreichen, unterschiedlichen Aspekte der Thematik darstellen wird, ist in Vorbereitung.<br />

4. Stärkung und Bündelung der finanziellen Anreizsysteme des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen für die Verminderung<br />

der Flächenneuinanspruchnahme<br />

75


Aufbauend auf der oben genannten Analyse bestehender Fördermittelprogramme wurde im<br />

Zuge der Optimierung finanzieller Anreizsystemen die Wirksamkeit bestehender Programme ermittelt<br />

und bewertet. Im Ergebnis des sich anschließenden Prozesses der Abstimmung der Fördermöglichkeiten<br />

(„Beseitigung von Förderlücken“) erfolgte <strong>2010</strong> eine Erweiterung der "Verwaltungsvorschrift<br />

Brachflächenrevitalisierung".<br />

5. Monitoring der Flächeninanspruchnahme<br />

76<br />

Zur weiteren Qualifizierung der Statistik zum Flächenverbrauch sowie zur besseren Steuerung<br />

der Flächennutzungen untersuchte eine Projektgruppe die statistischen Grundlagen der Flächennutzung.<br />

Dabei wurden unter anderem die im Kapitel 3.4.1 wiedergegebenen Erkenntnisse<br />

gewonnen.<br />

Basis für ein erfolgreiches Flächenmanagement ist auch eine möglichst konzentrierte Bereitstellung<br />

von Flächeninformationen. Diese werden durch unterschiedliche staatliche, kommunale<br />

und private Betreiber zur Verfügung gestellt. Unter Nutzung der bereits laufenden Initiativen<br />

zum Aufbau der sächsischen Geodateninfrastruktur sowie dafür bereits vorhandener Komponenten<br />

wird angestrebt, künftig in effizienterer Form als bisher Informationen zur Flächennutzung<br />

bereitzustellen.<br />

Gegenwärtig gibt es trotz teilweise sehr erfolgreicher kommunaler bzw. regionaler Ansätze<br />

noch keine landesweite und flächendeckende Brachflächenerfassung. Durch die Staatsregierung<br />

wurde daher interessierten Gemeinden das Brachflächenmodul im Kommunalen Wirtschaftsinformationssystem<br />

zur kostenlosen und freiwilligen Nutzung zur Verfügung gestellt.


3.5 Raumwirksame öffentliche Fördermittel<br />

Als raumwirksame Mittel im engeren Sinne werden üblicherweise öffentliche Ausgaben zur Finanzierung<br />

von Maßnahmen und Vorhaben bezeichnet, die zur Verbesserung der Infrastruktur und der<br />

regionalen Wirtschaftsstruktur dienen. Erweitert man die Definition auf die finanzielle Unterstützung<br />

von Maßnahmen, die Raum in Anspruch nehmen oder dessen Nutzungsstruktur verändern, so<br />

rücken zusätzliche öffentliche Ausgabenfelder ins Blickfeld. (Quelle: BBSR)<br />

Zur Umsetzung der Ziele des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes wurden auch im Zeitraum 2006 bis 2009<br />

erhebliche Fördermittel eingesetzt. Für die 69 als raumwirksam eingestuften Förderprogramme wurden<br />

in diesem Zeitraum mehr als 4,6 Mrd. Euro investiert. Das relativ konstante Haushaltsvolumen<br />

(vgl. Kapitel 1.3) bildet sich auch in einem relativ konstanten Fördervolumen von ca. 1,1 bis 1,2 Mrd.<br />

Euro/Jahr ab.<br />

Fördermittel in T€<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Raumwirksame Fördermittel nach Ressorts<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 16: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Ressorts (Quelle: SMF)<br />

SK<br />

SMK<br />

SMWK<br />

SMS<br />

SMI<br />

SMWA<br />

Durch die zuständigen Fachministerien wurden und werden entsprechend vielfältige Förderprogramme<br />

angeboten, die direkt oder indirekt zur Verwirklichung der Grundsätze und Ziele des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />

beitragen. Beispielhaft genannt sei die Förderung des ländlichen Raumes mit<br />

Förderprogrammen wie der Förderrichtlinie zur Integrierten Ländlichen Entwicklung des SMUL oder<br />

die Förderrichtlinie des SMI zur Brachenrevitalisierung. Die Verteilung der Fördermittel nach den<br />

Fachressorts ist in Abbildung 16 mit dargestellt. Eine detaillierte Übersicht über die raumwirksamen<br />

Förderprogramme (Land/Bund/EU) befindet sich in der Anlage zu diesem Bericht.<br />

Entsprechend der Finanzierung des sächsischen Staatshaushaltes wurden auch die raumwirksamen<br />

Fördermittel anteilig aus Mitteln der Europäischen Union, dem Bundeshaushalt und dem Landeshaushalt<br />

zur Verfügung gestellt (vgl. Abbildung 17).<br />

SMUL<br />

77


Im Berichtszeitraum wurden aus Mitteln der EU ca. 1,1 Mrd. Euro, aus Mitteln des Bundeshaushaltes<br />

ca. 1,6 Mrd. Euro und aus Mitteln des Landeshaushaltes ca. 1,9 Mrd. Euro investiert. Bei vielen Förderprogrammen<br />

kommt es dabei zu einer Mischfinanzierung. So werden z. B. die Fördermittel des<br />

Städtebaulichen Denkmalschutzes jeweils zu 50 % aus Landes- und Bundesmitteln finanziert.<br />

Fördermittel<br />

in T€<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Raumwirksame Fördermittel nach Herkunft der Fördermittel<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 17: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Herkunft der Fördermittel (Quelle: SMF)<br />

Durch den Einsatz der Fördermittel werden darüber hinaus bei vielen Programmen weitere erhebliche<br />

Investitionsmittel mobilisiert, da die Förderung häufig auch einen Eigenanteil durch den Fördermittelempfänger<br />

voraussetzt. Dieser beträgt zum Beispiel beim EFRE-Förderprogramm zur Revitalisierung<br />

von Brachflächen mindestens 25 %.<br />

78<br />

EU<br />

Bund<br />

Land


3.6 Regionalentwicklung<br />

3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland<br />

Die Metropolregion Mitteldeutschland (http://www.region-mitteldeutschland.com) ist eine der elf<br />

europäischen Metropolregionen in Deutschland, die von der Ministerkonferenz für Raumordnung<br />

(MKRO) benannt wurden. In ihrem Beschluss vom 30.06.2006 zu den „Leitbildern und Handlungsstrategien<br />

für die Raumentwicklung in Deutschland“ hat die MKRO die Metropolregionen Hamburg,<br />

München, Frankfurt/Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Stuttgart, Halle/Leipzig-Sachsendreieck (jetzt: Mitteldeutschland),<br />

Hannover-Braunschweig-Göttingen, Nürnberg, Rhein-Neckar, Bremen-Oldenburg<br />

sowie Berlin-Brandenburg (als Hauptstadtregion) aufgeführt. Diese Metropolregionen konstituieren<br />

sich entsprechend ihrer eigenen Abgrenzung, ihrer spezifischen Organisationsstruktur und ihrer jeweiligen<br />

Kooperationsräume. In Metropolregionen bündeln sich europäisch und global bedeutsame<br />

Steuerungs- und Kontrollfunktionen, Innovations- und Wettbewerbsfunktionen, Gateway- und<br />

Symbolfunktionen, d. h.:<br />

Konzentration politischer und ökonomischer Schaltstellen sowie die Kontrolle internationaler<br />

Finanz- und Informationsströme<br />

hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie hochwertige kulturelle Angebote<br />

und kreative Milieus<br />

gute internationale Erreichbarkeit durch ein hochrangiges Verkehrsinfrastrukturangebot und<br />

vielfältige Optionen für den Austausch von Gütern, Wissen und Informationen<br />

hohes Maß an historischer, politischer, kultureller sowie städtebaulicher Bedeutung und ein entsprechendes<br />

internationales Ansehen<br />

Karte 18: Europäische Metropolregionen in Deutschland (Quelle: BBSR/IKM)<br />

79


Die Metropolregion wurde – damals als „Metropolregion Halle/Leipzig-Sachsendreieck“ – bereits im<br />

<strong>Landesentwicklung</strong>splan Sachsen 1994 festgelegt und mit dem LEP 2003 als Festlegung bestätigt.<br />

Im Leitbild des LEP 2003 ist für das „Sachsendreieck“ folgende Zielstellung formuliert:<br />

„Das „Sachsendreieck“ soll durch Stabilisierung und Zusammenarbeit der Oberzentren Leipzig, Dresden,<br />

Chemnitz und Zwickau zu einer dynamischen europäischen Metropolregion entwickelt werden.<br />

Die Oberzentren sollen gemeinsam die Außenwahrnehmung Sachsens aufwerten.“<br />

Mit diesem Leitbild werden an die Metropolregion „Sachsendreieck“ sehr hohe Ansprüche gestellt.<br />

Diese zielen bei eigenständiger Entwicklung und Spezialisierung der jeweiligen Oberzentren auf die<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Entwicklung gemeinsamer Strategien und Interessen.<br />

Für die Entwicklung der Metropolregion in den letzten Jahren sind insbesondere die Impulse von<br />

Bedeutung, die von den beteiligten Städten vor dem Hintergrund der Anregungen der Bundesraumordnung<br />

gesetzt wurden. Die MKRO hat 2006 die Metropolregionen im Leitbild Wachstum und Innovation<br />

verankert. In diesem Leitbild wurde zugleich die Einbeziehung der Thüringer Städtereihe und<br />

der Oberzentren des Landes Sachsen-Anhalt in die Metropolregion angeregt, da hierin eine besondere<br />

Chance zur weiteren Entwicklung des Wirtschaftsraumes „Mitteldeutschland“ und seiner Positionierung<br />

im europäischen Wettbewerb gesehen wurde.<br />

Neben den „Gründungsmitgliedern“ Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Halle haben bereits seit<br />

dem Jahr 2005 in diesem Sinne auch die Städte Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Magdeburg und Dessau-<br />

Roßlau mit zunehmender Intensität projektbezogen in den Gremien bzw. Arbeitsgruppen der Metropolregion<br />

mitgearbeitet. Konsequenterweise fasste im Mai 2009 der Gemeinsame Ausschuss (GA) als<br />

Entscheidungsgremium der Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der beteiligten Städte<br />

eine Reihe von Beschlüssen zur Erweiterung und Neuorientierung der Metropolregion. Im Ergebnis<br />

dieser Beschlüsse hat dieMetropolregion bis zum Sommer <strong>2010</strong> folgende Entwicklung vollzogen:<br />

Umbenennung in „Metropolregion Mitteldeutschland“<br />

Formale Erweiterung der Metropolregion um die Städte Jena, Gera, Weimar, Erfurt, Magdeburg<br />

und Dessau-Roßlau<br />

Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen – insbesondere Regelungen in Bezug auf Gremien/Arbeitsgruppen,<br />

Geschäftsordnung, Stimmrechte<br />

Erweiterung der Finanzierungsbasis für Geschäftsstelle und Projekte<br />

Entwicklung eines neuen Logos, neuer Internetseiten und Informationsmaterialien<br />

Aktualisierung des Handlungskonzepts in Form eines „Leitfadens“<br />

Die Ländergrenzen überschreitende Entwicklung zur Metropolregion Mitteldeutschland wird von den<br />

drei Landesregierungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durch aktive Mitwirkung in den<br />

Gremien und Arbeitsgruppen sowie durch eine gemeinsame finanzielle Unterstützung einzelner Projekte<br />

der Metropolregion begleitet. Als gemeinsame Projekte hat die Metropolregion in den letzten<br />

Jahren u. a. umgesetzt:<br />

verschiedene Publikationen u. a. mit der Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland (Solartechnik,<br />

Logistik) sowie eine gemeinsame Tourismusbroschüre aller Städte<br />

verschiedene Studien u. a. Fachkräftestrategie, Kreativwirtschaft<br />

gemeinsame Mitwirkung an Konferenzen/Veranstaltungen, u. a. euregia 2008, Internationales<br />

Transportforum 2009 und <strong>2010</strong>, Konferenz zur Kreativwirtschaft 2009<br />

Erstellung eines Leitfadens und Durchführung einer Konferenz zum Thema „Familienfreundlichkeit<br />

in der Metropolregion Mitteldeutschland“<br />

80


kontinuierliche Mitwirkung im Initiativkreis Deutsche Metropolregionen (IKM) und der Interessenorganisation<br />

der Europäischen Metropolregionen Metrex<br />

Präsentation in der Öffentlichkeit im Rahmen von drei Metropolregionskonferenzen<br />

Wissenschaftsatlas, der die Potenziale der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Metropolregion<br />

aufzeigt<br />

Die Weiterentwicklung der Metropolregion und die Kooperation im Rahmen großräumiger, über die<br />

einzelnen Stadt-Umlandräume hinausgehender Partnerschaften waren auch Thema eines Modellvorhabens<br />

zur Raumordnung (MORO) des Bundes. Die Metropolregion Mitteldeutschland hat in den<br />

Jahren 2008 bis <strong>2010</strong> zusammen mit sechs weiteren Metropolregionen in Deutschland sehr erfolgreich<br />

an dem MORO „Überregionale Partnerschaften“ teilgenommen und im Ergebnis sowohl ihre<br />

Organisationsstrukturen weiterentwickelt als auch die Zusammenarbeit in ausgewählten Themenfeldern<br />

intensiviert.<br />

Entsprechend dem neuen „Leitfaden“ will die Metropolregion Mitteldeutschland künftig die Handlungsfelder<br />

Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Tourismus sowie Verkehr und Mobilität in den<br />

Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen. Zudem will man sich intensiv mit Fragen der<br />

überregionalen Kooperation, d. h. vor allem einer Entwicklung vom Städtenetz hin zu einer stärkeren<br />

Einbeziehung des Umlands der beteiligten Städte und der „Zwischenräume“, befassen sowie seine<br />

Kompetenzen im Bereich der Familienfreundlichkeit – v. a. auch im Hinblick auf die Attraktivität der<br />

Metropolregion für junge Familien bzw. Fachkräfte – ausbauen. Bereits 2009 hatte die Metropolregion<br />

durch die Präsentation der mitteldeutschen Solarindustrie im Europäischen Parlament in Straßburg<br />

einen ersten Schritt in Richtung europaweite Präsenz getan. Diesbezüglich sind weitere Projekte,<br />

wie z. B. entsprechende Veranstaltungen in Brüssel, in Vorbereitung.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der künftigen Entwicklung wird sowohl die innerregionale Verkehrserschließung<br />

der Metropolregion als auch ihre Einbindung in die bundesdeutschen und europäischen<br />

Verkehrsnetze sein. Diesbezüglich ist auch ein intensives gemeinsames Lobbying von Metropolregion<br />

und den drei Landesregierungen beim Bund und der Europäischen Union erforderlich.<br />

3.6.2 Interkommunale Kooperation<br />

Die Initiativen der interkommunalen Kooperation sind geprägt von einer freiwilligen, gleichberechtigten,<br />

innovativen Zusammenarbeit von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Dabei kommen die<br />

verschiedenen informellen Instrumente und Organisationsformen, wie z.B. die Aufstellung von Regionalen<br />

Entwicklungs- und Handlungskonzepten und die Etablierung von Regionalmanagements, zum<br />

Einsatz.<br />

Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 wurden die bereits bestehenden Kooperationsinitiativen fortgeführt<br />

und neue Kooperationsgemeinschaften, u. a. das Städtenetz Sachsenkreuz (Waldheim,<br />

Hartha, Leisnig, Geringswalde), die Kooperationsinitiative der Städte Lugau/Erzgeb., Oelsnitz/Erzgeb.,<br />

Hohndorf und Erlbach-Kirchbach sowie die länderübergreifende Kooperationsinitiative „terra<br />

plisnensis“ (mit den sächsischen Städten Crimmitschau, Meerane und Werdau sowie Gößnitz und<br />

Schmölln aus Thüringen), etabliert. Zudem wurden für die Umsetzung von Schlüsselprojekten neun<br />

Umsetzungsmanagements eingerichtet und mit Fördermitteln aus der Förderrichtlinie FR-Regio unterstützt,<br />

darunter die Projektmanagements „Dübener Heide“, „Grüner Ring“, „FLOEZ-Region“, „Sachsenkreuz“<br />

und „Erzgebirge“ . Für weitere 43 Studien und Konzepte zur Umsetzung von Schlüsselprojekten<br />

konnten Fördermittel aus der Förderrichtlinie FR-Regio zur Verfügung gestellt werden.<br />

Ein weiteres Handlungsfeld der interkommunalen Kooperation sind die Maßnahmen der integrierten<br />

ländlichen Entwicklung (ILE). Hierzu wurden seit 2006 insgesamt 35 anerkannte ILE-/LEADER-<br />

81


Regionen mit Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten (ILEK) entwickelt und die Umsetzung<br />

begonnen. Die ILEK’s stellen für den ländlichen Raum die aktuellen informellen Planungen dar, wobei<br />

die Finanzierung der Umsetzungsprojekte einerseits aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für<br />

die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) kommt und andererseits über den Vorrang von ILE-<br />

Projekten in 23 Fachförderrichtlinien des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen erfolgt. Ein Teil der in Karte 19 dargestellten<br />

Aktionsräume der Regionalentwicklung, insbesondere im ländlichen Raum, ist im Berichtszeitraum<br />

in ILEK’s aufgegangen (vgl. hierzu auch Kap. 4.2.2).<br />

Zur Unterstützung des ländlichen Raumes wurden im Jahr 2009 für drei ILE-/LEADER-Regionen Fördermittel<br />

über die Richtlinie FR-Regio zur Verfügung gestellt.<br />

Karte 19: Aktionsräume der Regionalentwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

3.6.3 Europäische territoriale Zusammenarbeit<br />

Im Berichtszeitraum wurde die EU-Strukturfondsperiode 2000 bis 2006 beendet, wobei sich der<br />

Abschluss der Projekte z.T. noch bis Ende 2008 hinzog, und die neue Förderperiode 2007 bis 2013<br />

eingeleitet. Die neue Strukturfondsperiode brachte auch einige Änderungen mit sich, die für die<br />

sächsische Landesplanung und <strong>Landesentwicklung</strong> von Bedeutung sind. Die räumliche Dimension<br />

wurde zum Ziel 3 – Europäische territoriale Zusammenarbeit – befördert. Dabei blieben die früheren<br />

drei Ausrichtungen im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG als grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

(INTERREG A), transnationale Zusammenarbeit (INTERREG B) und interregionale Zusammenarbeit<br />

(INTERREG C) erhalten.<br />

Die EU-Projekte, die aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) finanziert werden,<br />

tragen als informelle Instrumente der Raumentwicklung ganz erheblich zur Landes- und Regional-<br />

82


entwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen bei und dienen auch zur Umsetzung der Ziele und Grundsätze des<br />

LEP 2003. Das betrifft nicht nur die transnationale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sondern<br />

u. a. auch Belange des Verkehrs, der europäischen Metropolregionen sowie des vorsorgenden<br />

Hochwasserschutzes.<br />

Eine weitere Neuerung zu Beginn der Förderperiode 2007 bis 2013 war die Aufteilung des früheren<br />

Kooperationsraumes CADSES (Mitteleuropäischer, Adria-, Donau- und südosteuropäischer Raum) in<br />

die Kooperationsräume Südosteuropa und Mitteleuropa (Central Europe). Dadurch sind gemeinsame<br />

transnationale Projekte mit den südosteuropäischen EU-Staaten nur noch bedingt möglich. Der<br />

Programmraum Mitteleuropa umfasst das Gebiet oder Teile des Gebietes von acht Mitgliedstaaten<br />

(Ost-/Süddeutschland, Norditalien, Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn) und<br />

des westlichen Grenzraums der Ukraine. In Deutschland gehören neben Baden-Württemberg und<br />

Bayern alle neuen Länder zu diesem Kooperationsraum Mitteleuropa.<br />

Karte 20: Kooperationsraum Mitteleuropa<br />

Mit der neuen Förderperiode wurden die Verwaltungsstrukturen, wie Verwaltungsbehörde, Zertifizierungsstelle,<br />

Prüfbehörde und das Gemeinsame Technische Sekretariat (JTS) nach Wien verlegt. Die<br />

Bemühungen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, das JTS für den CADSES-Raum auch weiterhin in Dresden zu<br />

erhalten sowie ggf. weitere Behörden nach Dresden zu ziehen, waren leider erfolglos. Der Nationale<br />

Kontaktpunkt (Contact Point) konnte in Dresden beibehalten werden.<br />

Die neue Strukturfondsperiode machte auch die Erarbeitung eines neuen Operationellen Programms<br />

für den Kooperationsraum Mitteleuropa erforderlich. Die Prioritäten des Programms sind die Förderung<br />

von Innovationen in Mitteleuropa – ein neuer Aspekt der Raumentwicklung im Sinne der Lissabon-Strategie,<br />

die Verbesserung der Erreichbarkeit von und innerhalb Mitteleuropas, eine verantwor-<br />

83


tungsbewusste Nutzung unserer Umwelt, was auch die Risikovorsorge einschließt, sowie die Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft von Städten und Regionen.<br />

Projekte zur europäischen territorialen Zusammenarbeit (INTERREG) und insbesondere solche zur<br />

grenzüberschreitenden (INTERREG A) und transnationalen Zusammenarbeit (INTERREG B) sind aufgrund<br />

ihrer Umsetzungsmöglichkeiten im Rahmen der informellen Planung zu einem wichtigen Instrument<br />

der Landes- und Regionalentwicklung geworden. Die Zusammenarbeit über Ländergrenzen<br />

hinweg steht im Einklang sowohl mit dem Leitbild der Sächsischen <strong>Landesentwicklung</strong> als auch mit<br />

den Zielen der europäischen Zusammenarbeit. Mit solchen Projekten wird die Zusammenarbeit innerhalb<br />

Europas gestärkt, was sich auch positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.<br />

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit (INTERREG A)<br />

Die Förderperiode 2000 bis 2006 beinhaltete eine zweijährige Nachbereitungszeit in den Jahren<br />

2007 und 2008. Aufgrund der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 stimmte die europäische Kommission<br />

einer zusätzlichen Verlängerung bis zum 30. Juni 2009 zu. Innerhalb der Förderperiode<br />

konnten im Programm Sachsen - Tschechische Republik insgesamt 1.583 Projekte und im Programm<br />

Sachsen - Polen insgesamt 307 Projekte umgesetzt werden.<br />

In Vorbereitung der neuen Förderperiode 2007 bis 2013 mussten die gemeinsamen Ziele mit den<br />

Programmpartnern in Sachsen, Tschechien und Polen abgestimmt werden. Die jeweils bilateralen<br />

Operationellen Programme tragen nunmehr offiziell in Anlehnung an die Nummer des strukturfondspolitischen<br />

Ziels „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ den Namen Ziel 3. Im Ziel 3-<br />

Programm Sachsen - Polen wurden erstmalig auch die grenznahen Gebiete der Wojewodschaft<br />

Lubuskie in das Fördergebiet einbezogen.<br />

Die gemeinsamen Entwicklungsstrategien für die beiden Programme stellen im besonderen Maße auf<br />

das übergeordnete Ziel ab, für das Fördergebiet grenzübergreifende wirtschaftliche, kulturelle, soziale<br />

und ökologische Aktivitäten für eine nachhaltige territoriale Entwicklung umzusetzen sowie eine<br />

ausgeglichene Entwicklung mit dem Ziel der Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhaltes<br />

zu unterstützen. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen im europäischen Kontext<br />

nachhaltig gesteigert und eine ungleiche Regionalentwicklung verhindert werden. Zur Vertiefung<br />

von nachbarschaftlichen Kooperationen können Vorhaben aus den Bereichen Infrastruktur,<br />

Bildung, Kultur, Wirtschaft, Tourismus, Natur- und Umweltschutz unterstützt werden.<br />

Neben den inhaltlichen Strategien waren für den neuen Förderzeitraum neue Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, die auf eine Verbesserung der grenzüberschreitenden Qualität der Projekte abzielen.<br />

Nach den europäischen Vorgaben müssen sich Partner diesseits und jenseits der Grenze darauf verständigen,<br />

wer die Gesamtverantwortung für die Abwicklung des Projektes übernimmt (sog. Lead-<br />

Partner-Prinzip). Außerdem müssen auf Projektebene mindestens zwei der Kriterien gemeinsame<br />

Planung, gemeinsame Umsetzung, gemeinsame Finanzierung, gemeinsames Personal erfüllt sein.<br />

Dadurch waren auch neue Anforderungen an die Rechtsgrundlagen, insbesondere bezüglich der<br />

gemeinsamen Finanzierung von Projekten, gegeben, die eine enge Abstimmung der Förderfähigkeitsregeln<br />

und Förderverfahren sowie die Erarbeitung von binationalen Umsetzungsdokumenten notwendig<br />

machten.<br />

Mit der neuen Förderperiode kamen auf die Programmverwaltung erhöhte Anforderungen zu. So<br />

müssen inzwischen Förderverträge für alle Projekte unabhängig vom Standort des Lead-Partners von<br />

einer zentralen Stelle geschlossen werden. Gleiches gilt für die Erstattung der Projektausgaben.<br />

Notwendige Voraussetzung dafür war u. a., dass das Personal der Programmverwaltung beide Sprachen<br />

beherrscht. Aufgrund dieser EU-Vorgaben starteten die Programme des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen mit<br />

84


seinen Nachbarländern Polen und Tschechien erst verspätet. Dennoch konnten bis Ende 2009 von<br />

den Begleitausschüssen 71 sächsisch-tschechische und 19 sächsisch-polnische Ziel 3-Projekte bestätigt<br />

werden. Diese Zusammenarbeit im Rahmen von Projekten trägt zur Umsetzung des LEP Ziels<br />

zur Entwicklung von grenzüberschreitenden Kooperationen bei (Z 3.2.2).<br />

Besonders erwähnenswerte Ziel 3-Projekte im Berichtszeitraum sind<br />

die Gründung eines grenzüberschreitenden Zentrums für Interventionskardiologie der Europastadt<br />

Zgorzelec/Görlitz, womit auch der Auf- und Ausbau einer Zusammenarbeit zwischen den<br />

Krankenhaus-/Notärzten sowie eine Vereinheitlichung der medizinischen Standards und der Rettungsstandards<br />

verbunden ist, und<br />

die Einrichtung einer gemeinsamen Geschäftsstelle des Städteverbundes „Kleines Dreieck“<br />

(Zittau, Hradec nad Nissou, Bogatynia), womit die bisherige Zusammenarbeit einerseits intensiviert<br />

und professionalisiert wird und andererseits aufgrund eines gemeinsamen Haushaltes<br />

Maßnahmen besser und schneller realisiert werden können.<br />

Beide Projekte tragen zu einem Zusammenwachsen im Grenzraum bei und dienen als Teil der<br />

Daseinsvorsorge einer besseren bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung.<br />

Karte 21: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Tschechische Republik<br />

Im Berichtszeitraum wurde auch mit den Vorarbeiten zur Erarbeitung einer Grenzraumstudie für das<br />

sächsisch-tschechische Grenzgebiet begonnen. Ziel dieses Projektes unter Federführung des Staatsministeriums<br />

des Innern ist es, einen Orientierungsrahmen für die zukünftige räumliche Entwicklung<br />

aufzuzeigen und damit mittelfristig handlungs- und problemlösungsorientierte grenzüberschreitende<br />

Aktivitäten zur Stärkung des gemeinsamen Grenzraumes besser koordinieren zu können. Die Studie<br />

erfolgt in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem tschechischen Ministerium für Regionalentwicklung.<br />

Mit diesem wurden auch die gemeinsamen Problem- und Handlungsfelder, wie z. B.<br />

85


demografischer Wandel, Daseinsvorsorge, Versorgungssituation, Brachflächen, Verkehrsinfrastruktur,<br />

regenerative Energien, Tourismus/Naherholung, Kulturlandschaften und Entwicklung von Grenzgemeinden,<br />

abgestimmt. Ende 2009 wurde eine Vorstudie vorgelegt, die die vorhandenen Kooperationsansätze<br />

für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und deren Weiterentwicklung erfasst.<br />

Mit der Grenzraumstudie wird auch dem LEP 2003 Rechnung getragen, der u.a. eine gemeinsame<br />

Erstellung und Umsetzung von grenzüberschreitenden Konzepten einfordert (Z 3.2.5).<br />

Die Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Tschechien<br />

und Polen erfolgt auf der Ebene der Landes- und Regionalplanung u. a. auch in regelmäßig tagenden<br />

Arbeitsgruppen. Die Sächsisch-Böhmische AG Raumentwicklung und die Sächsisch-Niederschlesische-Lebuser<br />

Land AG Raumentwicklung sind auf Initiative des Sächsischen Staatsministeriums<br />

des Innern (SMI) entstanden und mittlerweile zu einer festen Einrichtung geworden. Mitglieder<br />

dieser Arbeitsgruppen sind auf sächsischer Seite die Regionalen Planungsverbände mit Grenzlage<br />

nach Tschechien bzw. Polen. In Tschechien gehören die Bezirke Liberec, Ústí nad Labem und Karlovy<br />

Vary sowie das tschechische Ministerium für Regionalentwicklung dieser AG an. Auf polnischer Seite<br />

sind dies die Wojewodschaften Dolnośląskie (Niederschlesien) und Lubuskie (Lebuser Land). Die<br />

Federführung des SMI bzw. des tschechischen Ministeriums für Regionalentwicklung ist seit 2007 in<br />

die Hände der Planungspraktiker vor Ort übergegangen. Neben dem regelmäßigen Erfahrungsaustausch<br />

werden in diesen AGs grenzüberschreitende Planungsprobleme erörtert und damit ein Beitrag<br />

zur grenzüberschreitenden Abstimmung raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen geleistet<br />

(LEP-Ziel Z 3.2.3).<br />

Karte 22: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Republik Polen<br />

Transnationale Zusammenarbeit (INTERREG B)<br />

Ende 2006 wurde unter dem Titel „ELLA“ ein transnationales Projekt zum vorsorgenden Hochwasserschutz<br />

an der Elbe mit einer Veranstaltung im Sächsischen Landtag erfolgreich abgeschlossen. Das<br />

Projekt unter der Federführung des SMI wurde nach dem Hochwasser 2002 initiiert und steht im<br />

86


Einklang mit dem LEP 2003, wonach Hochwasserschutz landesweit und grenzüberschreitend vorrangig<br />

durch vorbeugende Maßnahmen gewährleistet werden soll (G 4.3.4). Im Rahmen dieses Projektes<br />

arbeiteten wesentliche Akteure des gesamten Elbeeinzugsgebietes, und zwar sowohl Oberlieger<br />

als auch Unterlieger, aus Wasserwirtschaft und Raumplanung zusammen, was über Staatsgrenzen<br />

hinweg bisher nicht möglich war. Zu den Ergebnissen dieses Projektes gehörte der Aufbau eines<br />

Hochwassermanagementsystems auf Landkreisebene sowie die Bereitstellung von Datengrundlagen<br />

zum kommunalen Hochwasserschutz für die Stadtentwicklung. Darüber hinaus wurden die Risikopotenziale<br />

erfasst und für Teilräume des Elbeeinzugsgebietes Gefahrenkarten bzw. Gefahrenhinweiskarten<br />

(Elbe-Atlas) und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die im Rahmen der Regional- und<br />

Kommunalplanung genutzt werden. Ferner wurde durch dieses Projekt auf die Gefahrenpotenziale<br />

durch Hochwasser aufmerksam gemacht und damit das Problembewusstsein bei der Bevölkerung<br />

gestärkt. Dieses Projekt wird in der neuen Förderperiode unter dem Namen „Label“ weitergeführt,<br />

wobei hier insbesondere wirtschaftliche und touristische Aspekte sowie verkehrswirtschaftliche Belange,<br />

z. B. die der Binnenschifffahrt, in die Untersuchungen mit einbezogen werden.<br />

Abb. 18: Unterzeichnung einer<br />

gemeinsamen Erklärung auf<br />

der Abschlusskonferenz ELLA<br />

am 06.12.2006 im Sächsischen<br />

Landtag<br />

(Quelle: www.ella-interreg.org)<br />

Weitere transnationale Projekte im Berichtszeitraum waren die sogenannten Korridorprojekte entlang<br />

der paneuropäischen Korridore und transeuropäischen Netze, die aufgrund der Lage des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen an einer ehemaligen EU-Außengrenze für die großräumige Einordnung Sachsens<br />

von besonderer Bedeutung sind. Plansätze zur Verbesserung der Erreichbarkeit und der Anbindung<br />

an nationale und internationale Verkehrswege sind im LEP 2003 verankert (G 10.1, Z 10.2 bis Z 10.4,<br />

Z 2.2.4). Insofern leisten auch transnationale Projekte einen Beitrag zur Umsetzung landesplanerischer<br />

Ziele und Grundsätze. Diesbezüglich sind insbesondere die beiden Projekte „SIC!“ (Sustrain<br />

Implement Corridor) und „EDC III Via Regia“ (European Development Corridor) zu nennen, die im<br />

paneuropäischen Korridor IV (Berlin - Dresden - Prag - Wien - Budapest - Athen bzw. Schwarzes<br />

Meer) bzw. paneuropäischen Korridor III (Leipzig/Berlin - Dresden - Breslau - Kattowitz - Krakau -<br />

Lemberg/Ukraine) durchgeführt wurden. Bei diesen transnationalen Projekten wurde die Notwendigkeit<br />

einer Erhöhung der Erreichbarkeit zwischen den Metropolen bzw. Metropolräumen sowie eine<br />

verbesserte Verkehrsinfrastruktur herausgearbeitet und deutlich gemacht. Auch das Nachfolgeprojekt<br />

„Via Regia plus“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Erreichbarkeit der Städte und Regionen im<br />

paneuropäischen Korridor zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Städte und Metropolregionen als<br />

Entwicklungsmotoren gestärkt und das touristische Potenzial besser nutzbar gemacht werden. Der<br />

regionalwirtschaftliche Nutzen einer Hochgeschwindigkeitsverbindung konnte im Rahmen der SIC!-<br />

Machbarkeitsstudie für den Korridor IV nachgewiesen werden. Dadurch kann die Einrichtung schneller<br />

Schienenverbindungen wie z. B. Berlin - Dresden - Prag unterstützt und eine Argumentationshilfe<br />

87


für die Fachpolitik geliefert werden. Als Ergebnis dieser Studien wurde u. a. von den ostdeutschen<br />

Ländern die Raumentwicklungsinitiative Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor gestartet, wobei diese<br />

gemeinsame Aktion auch insgesamt dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen zugute kommt (siehe hierzu auch Kap.<br />

3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze).<br />

Auch in der neuen Förderperiode wurden bereits transnationale Projekte mit sächsischen Projektpartnern<br />

genehmigt. Dabei geht es z. B. um die Nutzung bergbaulicher Potenziale für eine nachhaltige<br />

Entwicklung, um Lösungsansätze und Strategien zur Wiederherstellung ökologischer Netzwerke,<br />

zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen, zur Förderung der<br />

Kreativwirtschaft und zur Sicherung des Humankapitals sowie um die Revitalisierung von kleinen<br />

Stadtzentren. All diese Projekte tragen dazu bei, Lösungen für gemeinsame Probleme und Herausforderungen<br />

gemeinsam zu finden, die sächsische <strong>Landesentwicklung</strong> zu fördern und letztlich auch das<br />

Image und die Außendarstellung des <strong>Freistaat</strong>es zu verbessern.<br />

Interregionale Zusammenarbeit (INTERREG C)<br />

Im Rahmen der interregionalen Zusammenarbeit sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden,<br />

dass Regionen ohne gemeinsame Grenzen miteinander in Verbindung treten können, um Erfahrungen<br />

auszutauschen und Beziehungen aufzubauen. Mit dem neuen Förderzeitraum wurden die<br />

bisherigen vier Programmzonen Süd, Nord, West und Ost zu einem Programmraum zusammengefasst.<br />

Sachsen gehörte bisher mit den Ländern Bayern, Berlin/Brandenburg, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen der Zone Ost an. Die bisherige Gemeinschaftsinitiative INTERREG III C wird ebenso wie die<br />

Zusammenarbeit im Bereich der städtischen Dimension (URBACT) fortgeführt.<br />

Ziel des neuen Programms INTERREG IV C ist die Verbesserung der Wirksamkeit der Regionalpolitik<br />

durch die Förderung der interregionalen Kooperation und des Erfahrungsaustausches in den Bereichen<br />

Innovation und wissensbasierte Wirtschaft sowie Umweltschutz und Risikovermeidung. Mit<br />

dieser Initiative sollen Erfahrungen und vorbildliche Praktiken jener Regionen, die sich als besonders<br />

leistungsfähig erwiesen haben, durch Transfer in eben jene Regionen, die sich verbessern möchten,<br />

genutzt werden. Im Ergebnis werden damit wirtschaftliche Modernisierung und die Steigerung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit in Europa angestrebt. Zudem soll so sichergestellt werden, dass die Kohäsionspolitik<br />

ihren Beitrag zur Lissabon-Agenda für Wachstum und Beschäftigung sowie nachhaltige<br />

Entwicklung leistet. Das Programm INTERREG IV C ist ein grundlegendes Instrument für die neue<br />

Initiative Regionen für den wirtschaftlichen Wandel (RfWW), die auf die Unterstützung regionaler<br />

und städtischer Netzwerke, die Identifizierung und Förderung bewährter Verfahren im Bereich der<br />

Wirtschaftsmodernisierung und die Weitergabe vorbildlicher Praxisbeispiele in andere Regionen zielt.<br />

Beispielhaft soll hier das Projekt „SMART“, das in Sachsen unter Federführung des Aufbauwerkes<br />

Region Leipzig GmbH stand, aufgeführt werden. Bei „SMART“ handelt es sich um ein Programm<br />

zwischen vier europäischen Regionen aus Sachsen, Polen, Griechenland und Spanien, die in gemeinsamen<br />

Projekten durch neue Ansätze den Herausforderungen des Strukturwandels für die Regionalentwicklung<br />

begegnen. Dabei ging es um die touristische und gewerbliche Entwicklung im Zusammenhang<br />

mit der Rekultivierung von Landschaften, um die Innovationsförderung in Kleinbetrieben,<br />

die Wiederherstellung naturnaher Landschaften zur Verbesserung der Lebensqualität, die Absatzsteigerung<br />

für regionale Produkte durch professionelle Vermarktung oder die Entwicklung von Industriebrachen<br />

durch geänderte langfristige Nutzungsmöglichkeiten. Auch diese kleinen Projekte und Maßnahmen,<br />

die vor Ort umgesetzt wurden, tragen zur Landes- und Regionalentwicklung bei, wie dies<br />

u. a. im Leitbild des LEP 2003 formuliert ist.<br />

88


3.7 Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf<br />

Die Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf sind gemäß LEP 2003 so zu entwickeln<br />

und zu fördern, dass sie aus eigener Kraft ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Lagebedingte<br />

Nachteile sind durch Verbesserung der infrastrukturellen Voraussetzungen abzubauen. Das<br />

gilt insbesondere für die Verkehrsinfrastruktur zur Sicherung der Erreichbarkeit der Zentralen Orte<br />

aber auch der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen (Z 3.3.1 und 3.3.4).<br />

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die bisherige Gebietskulisse der Bergbaufolgelandschaften und<br />

der grenznahen Gebiete ausreicht oder ob weitere Räume mit speziellem Handlungsbedarf unter<br />

Zugrundelegung von Auswahlkriterien abzugrenzen sind. Darunter können z. B. auch die gemäß LEP<br />

2003 zu unterstützenden Gebiete sein, die auf Grund ihrer Funktion für den Umwelt- und Ressourcenschutz<br />

in ihrem Handlungs- und Gestaltungsspielraum eingeschränkt sind (Grundsatz G 2.1.3.).<br />

oder z. B. vom Klimawandel oder dem demografischen Wandel besonders betroffene Gebiete. Landesplanerischer<br />

Handlungsbedarf ist u. U. auch dort gegeben, wo das vorhandene Potenzial einer<br />

Region nicht ausgeschöpft und für regionale Entwicklungsimpulse genutzt wird.<br />

3.7.1 Grenznahe Gebiete<br />

In den grenznahen Gebieten sind die lagebedingten Nachteile insbesondere durch interkommunale<br />

Zusammenarbeit sowie durch grenzüberschreitend abgestimmte raumbedeutsamen Planungen und<br />

Maßnahmen und die Schaffung von regionalen Wirkungskreisläufen abzubauen. Grundsätzlich gibt<br />

es auch nach der EU-Erweiterung für die grenznahen Gebiete einen spezifischen Handlungsbedarf,<br />

der sich aus der teilweise peripheren Lage, aus besonderen Funktionen der Grenzgemeinden aber<br />

auch aus dem Potenzial einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ergibt.<br />

Als Beispiele für sich entwickelnde grenzübergreifende interkommunale Kooperationen können die<br />

mit FR-Regio-Mitteln unterstützten Projekte<br />

Erstellung eines Flächenpotenzialkonzeptes für Energieholz für den grenzüberschreitenden Kooperationsraum<br />

Sachsen-Tschechien-Polen „Kleines Dreieck“<br />

Erstellung einer Straßennetz(vor)planung für die Euroregion Neiße und<br />

Vorbereitung eines Ziel-3-Antrages zur Förderung und Aufstellung eines trilateralen Regionalen<br />

Entwicklungskonzepts „Fürst Pückler Park- und Kulturlandschaft“<br />

genannt werden.<br />

Die Abgrenzung der grenznahen Gebiete erfolgte im LEP 2003 auf der Basis der damals geltenden<br />

Landkreise. Auch wenn die Landratsämter der heutigen Landkreise immer noch zu den regionalen<br />

Akteuren zählen, sollten die grenznahen Gebiete für die hier beschriebene Zielbestimmung räumlich<br />

unterhalb der inzwischen deutlich größeren Landkreise auf Gemeindebasis abgegrenzt werden.<br />

3.7.2 Bergbaufolgelandschaften<br />

Für die Sanierung und Entwicklung der Bergbaufolgelandschaften des Braunkohlenbergbaus liegen<br />

in den Regionen verbindliche Sanierungsrahmenpläne vor, deren Ziele und Grundsätze in allen nachfolgenden<br />

Planungen zu beachten bzw. zu berücksichtigen sind. Grundlage für die Gebietskulissen<br />

waren die Abgrenzungen der Braunkohlenplangebiete gemäß § 4 Abs. 5 i. V. m. Anlage 1 SächsLPlG<br />

vom 14. Dezember 2001.<br />

89


Die bergbauliche und wasserwirtschaftliche Grundsanierung der o. g. Gebiete, die im Rahmen der<br />

Rechtsverpflichtung der Sanierungsträger durchgeführt wird, stellt die Voraussetzung für eine sichere<br />

Nachnutzung dar. Die sogenannten § 4 - Maßnahmen zur Erhöhung des Folgenutzungsstandards<br />

sind Schwerpunkte in der Sanierungstätigkeit. Sie umfassen Maßnahmen zur Beseitigung struktureller<br />

Nachteile, zur nachträglichen Wiedernutzbarmachung und zur Unterstützung der Regionalentwicklung.<br />

Um die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effizient einzusetzen und allen betroffenen<br />

Teilräumen gerecht zu werden, wurden bestimmten Seen zugeordnete Teilbudgets gebildet<br />

und gleichzeitig eine Priorisierung der jeweils vorhandenen Maßnahmevorschläge vorgenommen.<br />

Hinsichtlich der ganzheitlichen, länderübergreifenden Entwicklungsstrategien auf dem Gebiet der<br />

Braunkohlenplanung für aktive Tagebaue wurde eine Vereinbarung zwischen den Trägern der Braunkohlenplanung,<br />

der Gemeinsamen Landesplanung der Länder Berlin und Brandenburg und dem<br />

Regionalen Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien, über die Zusammenarbeit bei der Aufstellung<br />

der Braunkohlenpläne für den länderübergreifenden Tagebau Welzow-Süd geschlossen. In<br />

einem abgestimmten Planungsprozess soll hierbei u. a. auch eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung<br />

der Bergbaufolgelandschaft erarbeitet werden.<br />

Die Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus erfolgt weiterhin durch die bundeseigene<br />

Wismut GmbH. Hauptziele sind die nachhaltige Verwahrung der bergbaulichen Anlagen, damit<br />

davon keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht, und – soweit möglich – die Wiedernutzbarmachung<br />

der in Anspruch genommenen Flächen. Die Sanierung erfolgt an den Standorten Dresden-<br />

Gittersee und Königstein der Niederlassung Königstein, den Standorten Pöhla und Bad Schlema der<br />

Niederlassung Aue und am Standort Helmsdorf der Niederlassung Ronneburg. Schwerpunkte sind<br />

dabei die Gewässer schonenden Grubenflutungen in Königstein und Bad Schlema, die Stabilisierung<br />

und Abdeckung der Schlammteiche am Standort Helmsdorf sowie umfassende Haldensanierungen<br />

vor allem in Bad Schlema. Daneben erfolgt unter anderem seit 2006 die umfassende Sanierung der<br />

Schüsselgrundhalde der Grube Königstein. Die aufsteigenden Flutungswässer in der Grube Dresden-<br />

Gittersee sollen über die ehemaligen Abbaufelder der Steinkohlengewinnung und den vorhandenen<br />

„Elbstolln“ der Elbe zugeführt werden. Die hydraulische Verbindung zwischen den Grubenfeldern<br />

Gittersee/Bannewitz, Heidenschanze und Zauckerode (Elbstolln) wird durch einen derzeit im Bau<br />

befindlichen Stollen ermöglicht.<br />

Auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens zwischen dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen und dem Bund<br />

vom September 2003 wird weiterhin die Sanierung von Wismut-Altstandorten unter Beachtung der<br />

bestehenden Umweltbelastungen sowie der Aspekte der Regional- und Kommunalentwicklung vorbereitet<br />

und durchgeführt. In Standortsanierungskonzepten werden die bergbaulichen Hinterlassenschaften<br />

bewertet und auf dieser Grundlage Sanierungsmaßnahmen für die Objekte des Uranerzbergbaus<br />

und der Uranerzaufbereitung festgelegt. Für die Bearbeitungsgebiete Johanngeorgenstadt,<br />

Schneeberg, Schlema und Annaberg befinden sich diese Sanierungskonzepte in der Umsetzung.<br />

Der raumordnerischen Zielstellung des LEP 2003 entsprechend wurde für die ehemalige Steinkohleregion<br />

Zwickau-Lugau-Oelsnitz, die sogenannte FLOEZ-Region, eine ganzheitliche Entwicklungsstrategie<br />

erarbeitet. In den letzten Jahren haben sich feste Arbeitsstrukturen etabliert. Eine Vielzahl der<br />

im Konzept verankerten Schlüsselmaßnahmen und -projekte konnte umgesetzt werden. Die interkommunale<br />

Kooperation in der Steinkohleregion hat sich bewährt. Aus Mitteln der FR-Regio wurden<br />

die Projekte<br />

Aufbau eines thematischen Netzwerkes „Bergbauregionen“ sowie Vorbereitung des Interreg IV b<br />

- Projektes zu Bergbaufolgelandschaften „ReSOURCE“ und<br />

ein Umsetzungsmanagement für Schlüsselprojekte der FLOEZ-Region<br />

bezuschusst.<br />

90


4 Raumbedeutsame Fachplanungen<br />

4.1 Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft<br />

4.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung, Schutzgebiete<br />

4.1.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung<br />

Landschaftszerschneidung<br />

Im LEP 2003 ist unter anderem ein Grundsatz verankert, wonach die großflächigen unzerschnittenen<br />

störungsarmen Räume über 40 km² vor Zerschneidung geschützt werden sollen (G 4.2).<br />

Die Landschaftszerschneidung wird mittlerweile in einem anerkannten und vereinheitlichten Verfahren<br />

beurteilt, das sowohl der Bund als auch andere Länder verwenden. Dieses Verfahren gestattet<br />

allerdings für den Berichtszeitraum noch keine Aussagen zur Entwicklung der unzerschnittenen<br />

Räume in Sachsen, weil die dafür erforderlichen Verkehrsdaten nicht vorliegen. Für die Jahre 2004<br />

und 2007 existiert aber ein Vergleich unzerschnittener verkehrsarmer Räume, der Veränderungen vor<br />

allem infolge des Siedlungswachstums und des Straßenbaus reflektiert, Verkehrswerte allerdings<br />

nicht berücksichtigt. Er zeigt, dass im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn A17 Dresden -<br />

Prag in diesem Zeitraum ein solcher Raum im Flächenbereich über 40 km² zerschnitten wurde.<br />

Der Zerschneidungsgrad einer Landschaft lässt sich auch anhand der sogenannten effektiven Maschenweite<br />

beurteilen. Ihr Wert variiert zwischen 0, wenn das betreffende Gebiet vollständig zerschnitten<br />

oder überbaut ist, und der Gesamtgröße des betrachteten Gebietes, wenn trennende Elemente<br />

fehlen. Berechnungen für Sachsen – auf der Datenbasis wie im Falle der unzerschnittenen<br />

verkehrsarmen Räume – ergaben effektive Maschenweiten von 18,75 km² für 2004 und 18,58 km²<br />

für 2007, also eine Abnahme und damit einen zunehmenden Zerschneidungsgrad.<br />

Flächenpools<br />

Flächenpools ermöglichen es, Kompensationsmaßnahmen in ein räumliches Gesamtkonzept zu integrieren,<br />

das eine sinnvolle Sanierung oder Entwicklung von Natur und Landschaft, des Naturhaushaltes<br />

und der einzelnen Schutzgüter verfolgt. Daher ist im LEP 2003 ein Auftrag an die Regionalen<br />

Planungsverbände enthalten, in den Regionalplänen Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />

festzulegen (Z 4.1.5).<br />

Dieser Auftrag wurde in vier Planungsregionen umgesetzt. Dabei wurde überwiegend auf festgelegte<br />

Vorrang- und Vorbehaltsgebiete (zumeist Natur und Landschaft sowie Waldmehrung), sanierungsbedürftige<br />

Bereiche der Landschaft und Bereiche der Landschaft mit besonderen Nutzungsanforderungen<br />

verwiesen.<br />

Landschaftsbild<br />

Zum Schutz der besonderen Landschaftsteile und Landschaftselemente wurden im LEP 2003 zwei<br />

Grundsätze festgelegt (G 4.1.8 und G 4.1.10). In den Regionalplänen sind Vorrang- und Vorbehaltsgebiete<br />

Natur und Landschaft (Landschaftsbild/Landschaftserleben) beziehungsweise „Bereiche der<br />

Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“ festzulegen, um das Landschaftsbild vor Beeinträchtigungen<br />

zu schützen (Z 4.1.9).<br />

91


Entsprechend den im LEP 2003 formulierten Kriterien wurden in zwei Regionalplänen Vorbehaltsgebiete<br />

sowie „Bereiche der Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“ festgelegt, in weiteren<br />

zwei Plänen nur „Bereiche der Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“. Ein Regionalplan<br />

legt nicht nur Vorbehaltsgebiete sondern auch Vorranggebiete Landschaftsbild/Landschaftserleben<br />

fest.<br />

4.1.1.2 Schutzgebiete<br />

4.1.1.2.1 Naturschutzgebiete<br />

Im Zuge der Angleichung bestehender, noch aus DDR-Recht übergeleiteter Naturschutzgebiete<br />

(NSG) an das geltende Recht nach aktuellen naturschutzfachlichen Kriterien verringerte sich die Zahl<br />

der festgesetzten Naturschutzgebiete im Berichtszeitraum von 213 auf 211. Ihre Gesamtfläche<br />

wuchs jedoch geringfügig von 49.417 ha auf 50.876 ha. Schwerpunkte waren der Schutz von Fließgewässern<br />

(NSG Rauner- und Haarbachtal) sowie Erweiterungen zur Verbesserung des Schutzes von<br />

Hochmooren und Bergwiesen (NSG Zeidelweide und Pfaffenloh, NSG Fichtelberg), Erweiterungen zur<br />

Verbesserung des Schutzes naturnaher Laubwälder (NSG Dresdner Elbtalhänge) und von Bergwiesen<br />

(NSG Grenzwiesen Fürstenau und Fürstenauer Heide), aber auch Veränderungen in der Bergbaufolgelandschaft<br />

(Festsetzung des NSG Rutschung P, Löschung des NSG Urwald Weißwasser).<br />

Hervorzuheben sind im Berichtszeitraum die beiden großen NSG Königsbrücker Heide sowie Gohrischheide<br />

und Elbniederterrasse Zeithain, die der Staatsbetrieb Sachsenforst seit Übertragung der<br />

früheren Truppenübungsplätze Königsbrück und Zeithain an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen zum 1. Januar<br />

2007 verwaltet und naturschutzfachlich betreut. Während der Verwaltung beider Gebiete durch die<br />

Stiftung Wald für Sachsen (1997 bis 2006) konnten Teile der landesbedeutsamen Naturschutzflächen<br />

und Natura 2000-Gebiete saniert werden. Zur weiteren Finanzierung von Altlastensanierung<br />

und Verkehrssicherung bildete man 2007 eine gesonderte Rechnungsabteilung im Sondervermögen<br />

Grundstock. Um die Freiflächen des früheren Standortübungsplatzes Zeithain in das NSG Gohrischheide<br />

und Elbniederterrasse Zeithain einbeziehen zu können, wurden diese 2008 als NSG-<br />

Erweiterung einstweilig sichergestellt.<br />

Naturschutzgebiete<br />

Regierungsbezirk 1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />

bzw. Direktionsbezirk Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />

Chemnitz 84 6.282 89 7.396<br />

Dresden 85 32.130 85 32.938<br />

Leipzig 44 11.005 37 10.542<br />

Sachsen 213 49.417 211 50.876<br />

Tab. 14: Festgesetzte Naturschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009 (Verschiebungen zwischen den<br />

Bezirken durch die Gebietsreform 2008)<br />

Die Rechtsangleichung aus DDR-Recht übergeleiteter Schutzgebiete wird auch zukünftig Schwerpunkt<br />

bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten sein. Darüber hinaus können im Einzelfall weitere<br />

ökologisch wertvolle Gebiete naturschutzrechtlich gesichert werden.<br />

4.1.1.2.2 Landschaftsschutzgebiete<br />

Landschaftsschutzgebiete (LSG) werden überwiegend unter dem Gesichtspunkt der Sicherung sensibler<br />

und ästhetischer Landschaftsteile festgesetzt. Neben der Rechtsangleichung bestehender<br />

übergeleiteter Gebiete sind die neuen LSG Muldental bei Nossen (Landkreis Meißen) und LSG Lübschützer<br />

Teiche - Tresenwald (Muldentalkreis, jetzt Landkreis Leipzig) sowie verschiedene Erweiterungen<br />

(LSG Dresdner Heide, LSG Hohburger Berge, LSG Mittleres Zschopautal) zu nennen. Die Zahl<br />

92


der festgesetzten Landschaftsschutzgebiete stagnierte bei 178, ihre Fläche wuchs jedoch von<br />

541.312 ha auf 552.249 ha.<br />

Landschaftsschutzgebiete<br />

Regierungsbezirk 1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />

bzw. Direktionsbezirk Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />

Chemnitz 69 148.643 72 157.361<br />

Dresden 73 239.644 72 248.306<br />

Leipzig 36 153.025 34 146.582<br />

Sachsen 178 541.312 178 552.249<br />

Tab. 15: Festgesetzte Landschaftsschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009 (Verschiebungen zwischen den<br />

Bezirken durch die Gebietsreform 2008)<br />

4.1.1.2.3 Großschutzgebiete<br />

Seit Mitte 2008 ist der Staatsbetrieb Sachsenforst als Amt für Großschutzgebiete für die Nationalparkregion<br />

Sächsische Schweiz, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

sowie die beiden Naturschutzgebiete Königsbrücker Heide sowie Gohrischheide und Elbniederterrasse<br />

Zeithain zuständig.<br />

Nationalpark Sächsische Schweiz<br />

Für den Nationalpark Sächsische Schweiz und das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet wurden<br />

weitere Grundlagen geschaffen, um die Nationalparkregion entsprechend den Zielen des LEP 2003<br />

(insbesondere Z 4.1.6) und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den angrenzenden tschechischen<br />

Schutzgebietsverwaltungen für den Nationalpark „Böhmische Schweiz“ und das Landschaftsschutzgebiet<br />

„Elbsandsteingebirge“ zu einem international anerkannten Großschutzgebiet weiterzuentwickeln.<br />

Maßgebliche Ergebnisse des Berichtszeitraumes waren:<br />

Abschluss und Veröffentlichung des Nationalparkprogramms zur Untersetzung und Erläuterung<br />

der Ziele und Grundsätze der Rechtsverordnung<br />

Abschluss und Umsetzung der Pflege- und Entwicklungspläne „Fließgewässer Kirnitzsch“, „Offenland<br />

Kirnitzschtal“ sowie „Wald / Teil Waldbehandlungsgrundsätze“<br />

Umsetzung der Wege- und Bergsportkonzeption im Einvernehmen mit allen regionalen Partnern<br />

Abschluss und Bestätigung der FFH-Managementplanungen für den Nationalpark und für Teilgebiete<br />

des Landschaftsschutzgebietes<br />

personelle und fachliche Stärkung der Nationalparkwacht zur Absicherung ihrer Aufgaben bei der<br />

Besucherinformation und der Schutzgebietsüberwachung<br />

Stärkung der Zusammenarbeit mit Kommunen und regionalen Leistungsträgern durch Abschluss<br />

von Vereinbarungen mit der Stadt Sebnitz/OT Hinterhermsdorf als erste Nationalparkgemeinde<br />

und mit 28 Nationalparkpartnern<br />

Ergänzung des bestehenden Informationsangebots für Besucher des Nationalparkes durch die<br />

neuen Informationsstellen Bastei, Beize-Haus, Brand und Zeughaus<br />

Fortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen den Schutzgebietsverwaltungen in der Sächsisch-Böhmischen<br />

Schweiz, u. a. grenzübergreifendes Jubiläumsprogramm unter dem Motto<br />

„Wild und schön: 20 + 10 Jahre Nationalparke Sächsische und Böhmische Schweiz“ sowie Mitwirkung<br />

bei den Feierlichkeiten aus Anlass des 35-jährigen Bestehens des Landschaftsschutzgebiets<br />

Elbsandsteingebirge<br />

93


Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist eines von 15 in Deutschland<br />

nach den Kriterien des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and Biosphere –<br />

MaB) anerkannten Biosphärenreservaten. Die Fortführung der Naturschutzfachplanungen und deren<br />

Umsetzung trugen neben speziellen Arten- und Biotopschutzmaßnahmen dazu bei, dass sich die<br />

Bestände zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten stabilisieren bzw. erhöhen konnten. Insbesondere<br />

Seeadler und Fischotter haben im Biosphärenreservat seit Jahren eine der bundesweit<br />

höchsten Bestandsdichten erreicht.<br />

Zur Umsetzung des LEP-Zieles zur Weiterentwicklung des Biosphärenreservates, insbesondere der<br />

wertvollen Kulturlandschaft (Z 4.1.7), trugen unter anderem folgende konkrete Projekte und Maßnahmen<br />

bei:<br />

Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben der<br />

Fischerei und der Landwirtschaft mit dem Ziel der naturschutzgerechten Bewirtschaftung<br />

Umsetzung der Tourismuskonzeption des Biosphärenreservates<br />

Veranstaltung von Naturmärkten mit bis zu 9.000 Besuchern<br />

Weiterführung des Projektes „Biosphärenwirte“ als Qualitätsmanagement mit Betrieben des<br />

Beherbergungs- und Gaststättengewerbes<br />

Beginn der Marketingoffensive „Oberlausitzer Biokarpfen“ im Jahr 2006 auf der Grundlage des<br />

BMU-Projektes „Strategie nachhaltigen Wirtschaftens in Biosphärenreservaten“<br />

Eröffnung des Seeadlerrundweges im Juli 2009 als regional bedeutsamer Radwanderweg<br />

Planungen zur Einrichtung eines Informationshauses im Biosphärenreservatszentrum in Wartha<br />

nach den Kriterien des MaB-Nationalkomitees in Deutschland (Baubeginn <strong>2010</strong>)<br />

Abschluss einer vertraglichen Vereinbarung zwischen dem Staatsbetrieb Sachsenforst/ Biosphärenreservatsverwaltung<br />

und der Domowina zur engen gegenseitigen Unterstützung bei der Umsetzung<br />

der Zweisprachigkeit in der Region<br />

Mitwirkung am Klimaprojekt des Bundesamtes für Naturschutz „Biosphärenreservate als Modellregionen<br />

für Klimaschutz und Klimaanpassung, Teilprojekt Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“<br />

Naturparke<br />

Mit Inkrafttreten des Sächsischen Verwaltungsneuordnungsgesetzes (SächsVwNG) im August 2008<br />

wurde die Zuständigkeit für die Naturparke den Landratsämtern und Kreisfreien Städten als unteren<br />

Naturschutzbehörden übertragen.<br />

Naturparke<br />

Regierungsbezirk<br />

bzw. Direktionsbezirk<br />

1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />

Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />

Chemnitz 1 149.500 1 149.500<br />

Dresden 0 0 1 13.337<br />

Leipzig 1 36.000 1 36.000<br />

Sachsen 2 185.500 3 198.837<br />

Tab. 16: Festgesetzte Naturparke im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009<br />

Die Träger der Naturparke Erzgebirge/Vogtland und Dübener Heide fördern die naturverträgliche<br />

Erholungsnutzung im Naturpark, wirken auf die schutzzweckgerechte Pflege und Entwicklung der<br />

94


Gebiete hin und unterstützen die Maßnahmen des Naturschutzes, insbesondere zum Schutz und zur<br />

Pflege der Pflanzen- und Tierwelt. Die Fläche beider Naturparke hat sich im Berichtszeitraum nicht<br />

verändert.<br />

Neu ist der dritte, 13.337 ha große Naturpark Zittauer Gebirge (Landkreis Görlitz), der 2007 ausgewiesen<br />

wurde. Der Naturpark Zittauer Gebirge orientiert auf die Pflege und Gestaltung einer Vorbildlandschaft<br />

und versteht sich als Plattform und Moderator für das harmonische Miteinander von<br />

Einwohnern und Touristen, Gewerbetreibenden und Naturschützern sowie Land- und Forstwirten.<br />

Karte 23: Naturschutzgebiete und Großschutzgebiete (Stand 2009)<br />

4.1.2 Arten- und Biotopschutz, Biotopverbund<br />

Nach den Grundsätzen des LEP 2003 sollen die heimischen Tiere und Pflanzen sowie ihre Lebensräume<br />

und Lebensgemeinschaften zur Sicherung der biologischen Vielfalt und Bewahrung der biologischen<br />

Ressourcen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen dauerhaft erhalten und die Biotope bzw. Habitate<br />

gefährdeter Arten verbessert werden. Zur Bewertung der Umsetzung des landesplanerischen Erfordernisses<br />

bedarf es der Beobachtung über längere Zeiträume als den üblichen Berichtszeitraum.<br />

In Sachsen haben ca. 30.000 Tierarten, 7.500 Pilzarten und 3.300 Pflanzenarten (ohne Algen,<br />

Neophyten und Mikroorganismen) natürliche Vorkommen. Aus den Roten Listen Sachsens geht hervor,<br />

dass bei den bisher untersuchten 27 Artengruppen im Durchschnitt ca. 10 % der Arten ausgestorben<br />

bzw. verschollen (Spannweite 1 bis 30 %) und ca. 40 % der Arten mehr oder weniger stark<br />

(Spannweite 17 bis 73 %) gefährdet sind (Kategorien 1, 2, 3, R, G). Zu den besonders stark gefährdeten<br />

Artengruppen gehören Armleuchteralgen, Lurche und Kriechtiere, Wildbienen, Steinfliegen,<br />

95


Rundmäuler und Fische, Bockkäfer, Grabwespen und Heuschrecken mit jeweils über 60 % Anteil<br />

ausgestorbener und gefährdeter Arten an der Gesamtzahl der bekannten Arten.<br />

Die Länge der Diagrammsäulen in der folgenden Abbildung verdeutlicht für die 27 Artengruppen den<br />

Anteil der ausgestorbenen und gefährdeten Arten an der in Sachsen bekannten Gesamtartenzahl.<br />

Anteil in % der Gesamtartenzahl<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Armleuchteralgen<br />

Rundmäuler und Fische<br />

Lurche und Kriechtiere<br />

Wildbienen<br />

Gefährdungssituation der Rote-Listen-Artengruppen in Sachsen<br />

Steinfliegen<br />

Bockkäfer<br />

Heuschrecken<br />

Grabwespen<br />

Flechten<br />

Tagfalter<br />

Blatthornkäfer und Hirschkäfer<br />

Säugetiere<br />

Weichtiere<br />

Wasserkäfer<br />

Brutvögel<br />

Farn- und Samenpflanzen<br />

Schwärmer<br />

Libellen<br />

Schwebfliegen<br />

Moose<br />

Spanner<br />

Eulenfalter<br />

Laufkäfer<br />

Pflanzenwespen<br />

Webspinnen und Weberknechte<br />

Zikaden<br />

Pilze<br />

Gefährdung<br />

unbekannten<br />

Ausmaßes<br />

extrem selten<br />

gefährdet<br />

stark<br />

gefährdet<br />

vom<br />

Aussterben<br />

bedroht<br />

ausgestorben<br />

oder<br />

verschollen<br />

Abb. 19: Gefährdungssituation der 27 Artengruppen, für die im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Rote Listen vorliegen (Quelle:<br />

LfULG, Stand Januar <strong>2010</strong>)<br />

In Sachsen kommen theoretisch ca. 485 verschiedene Pflanzengesellschaften (mit höheren Pflanzen)<br />

vor, von denen jedoch 4,1 % verschwunden und 56,5 % mehr oder weniger stark gefährdet sind,<br />

weiterhin 212 Moos- und Flechtengesellschaften (6,1 % verschwunden, 39,7 % gefährdet). Die Zahl<br />

der verschiedenen Biotoptypen (ohne technische Biotoptypen der Siedlungsbereiche, Infrastruktur-<br />

und Industrieanlagen) erreicht fast 300. Mehr als die Hälfte der in Sachsen vorkommenden Biotoptypen<br />

unterliegen einer Gefährdung.<br />

Das SMUL hat im März 2009 das Programm zur Biologischen Vielfalt im <strong>Freistaat</strong> Sachsen vorgelegt.<br />

Darin werden für die fünf Handlungsfelder Naturschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei<br />

und Jagd auf der Grundlage einer Zustandsanalyse mögliche Konflikte benannt, Grundsätze zur Sicherung<br />

der Biologischen Vielfalt abgeleitet und ein Handlungsprogramm aufgestellt.<br />

4.1.2.1 Natura 2000<br />

Das ausschließlich auf naturschutzfachliche Kriterien der EU begründete Schutzgebietsnetz zum<br />

Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten mit dem Namen „Natura 2000“ wird aus den Europäischen<br />

Vogelschutzgebieten (Special Protection Areas, kurz SPA) und den Fauna-Flora-Habitat-<br />

Gebieten (FFH-Gebiete) gebildet. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, der Europäischen Kommission<br />

96


geeignete Gebiete zu melden und sie als besondere Schutzgebiete auszuweisen. Die Auswahl und<br />

Meldung von Gebieten für Natura 2000 wurde mit der amtlichen Veröffentlichung der Gebietsliste<br />

Ende 2007 im Bundesanzeiger abgeschlossen. Mit 270 FFH-Gebieten und 77 SPA, die zusammen<br />

15,9 % der Landesfläche einnehmen, erkannte die Europäische Kommission die sächsische Gebietsmeldung<br />

als vollständig an. Dies war nur durch die engagierte Mithilfe des ehrenamtlichen Naturschutzes<br />

in Sachsen möglich.<br />

Anzahl Fläche in ha Flächenanteil in %<br />

FFH-Gebiete 270 168.657 9,16<br />

Vogelschutzgebiete 77 248.961 13,5<br />

Natura 2000-Gebiete 347 292.772 15,9<br />

Tab. 17: FFH- und Vogelschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

Zur Sicherung langfristig überlebensfähiger Bestände der in Sachsen relevanten 47 Lebensraumtypen<br />

und 135 Arten der FFH-Richtlinie sowie sämtlicher wild lebender europäischer Vogelarten ist eine<br />

ausreichende Vielfalt, Flächengröße und -qualität der Lebensräume zu erhalten oder wieder herzustellen.<br />

Die im Jahr 2003 begonnene Erarbeitung von Managementplänen wird Ende 2011 für nahezu alle<br />

FFH-Gebiete abgeschlossen sein. Die Pläne entstehen in enger Zusammenarbeit und Abstimmung der<br />

beteiligten Behörden mit den betroffenen Eigentümern bzw. Landnutzern (Forstwirtschaft, Landwirtschaft,<br />

Teichwirtschaft und Fischerei). Gemeinsames Ziel ist es, die Akzeptanz für die Errichtung,<br />

Ausweisung sowie dauerhafte Sicherung eines zusammenhängenden europäischen und ökologisch<br />

ausgerichteten Systems von Schutzgebieten in Sachsen gemäß den verbindlichen Vorgaben der EU<br />

zu erhöhen und größtmögliche Planungssicherheit für alle Beteiligten herzustellen.<br />

Seit 2005 besteht die gesetzliche Möglichkeit der Bestimmung der FFH- und Vogelschutzgebiete zu<br />

besonderen Schutzgebieten durch sogenannte Grundschutzverordnungen. Mit Ausnahme des Nationalparkes<br />

Sächsische Schweiz, des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

und des Naturschutzgebietes Königsbrücker Heide, in deren Schutzgebietsverordnungen nach §§ 16<br />

bis 18 des Sächsischen Naturschutzgesetzes die Belange des Vogelschutzes hinreichend gewahrt<br />

sind und für die damit eine zusätzliche rechtliche Sicherung entbehrlich war, wurden bis Ende 2006<br />

für alle sächsischen Vogelschutzgebiete Grundschutzverordnungen erlassen. Auch die sächsischen<br />

FFH-Gebiete sind gemäß Artikel 4 Abs. 4 der FFH-Richtlinie als besondere Schutzgebiete auszuweisen.<br />

Die europarechtliche Verpflichtung wird durch Erlass von Grundschutzverordnungen für 268 der<br />

270 FFH-Gebiete umgesetzt. Mit den fachlichen Vorbereitungen wurde im Jahr 2009 begonnen.<br />

Zwei Gebiete, der Nationalpark Sächsische Schweiz und das Naturschutzgebiet Buchenwälder bei<br />

Steinbach (Gemeinde Jöhstadt) verfügen mit den geltenden, praktisch flächengleichen Schutzgebietsverordnungen<br />

über hinreichende Schutzbestimmungen, so dass man auf eine zusätzliche rechtliche<br />

Sicherung verzichten kann.<br />

Über den Erhaltungszustand der Arten und Lebensräume, die der FFH-Richtlinie unterliegen, ist alle<br />

sechs Jahre zu berichten. Der letzte Bericht umfasst den Zeitraum 2001 bis 2006.<br />

Bei der Erfüllung seiner Berichtspflichten wird der <strong>Freistaat</strong> Sachsen durch die engagierte Mithilfe<br />

des ehrenamtlichen Naturschutzdienstes mit seinen 1.140 berufenen Helfern sowie von naturwissenschaftlichen<br />

Fachverbänden unterstützt. Sie gewährleisten die notwendige Kontinuität in der<br />

Arten- oder Gebietsbetreuung, um die Bestandsentwicklung für bestimmte Artengruppen/Schutzgebiete<br />

abschätzen zu können. Die Einbindung sowohl im Präsenzmonitoring als auch im<br />

Feinmonitoring der Arten stärkt die Zusammenarbeit von behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz<br />

und ermöglicht eine vergleichsweise kostengünstige Überwachung der FFH-Arten.<br />

97


Karte 24: FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete (Stand <strong>2010</strong>)<br />

Von den 47 in Sachsen vorkommenden Lebensraumtypen (LRT) wurde bei 27 der Erhaltungszustand<br />

als günstig eingeschätzt, das entspricht 58 % der LRT. In einem unzureichenden Zustand befinden<br />

sich 11 LRT (23 %) und sechs LRT (13 %) in einem schlechten. Zu drei LRT ließ sich der Erhaltungszustand<br />

nicht ermitteln, da keine ausreichenden Informationen vorliegen. Für 36 (27 %) der bewerteten<br />

131 FFH-Arten wurde der Erhaltungszustand als günstig bewertet. 65 Arten und somit 50 %<br />

befinden sich in einem unzureichenden und neun Arten (7 %) in einem schlechten Zustand. Bei 21<br />

Arten (16 %) fehlen wichtige Informationen, so dass deren Erhaltungszustand nicht eingeschätzt<br />

werden konnte (vgl. Abbildung 20).<br />

Verteilung der FFH-Lebensraumtypen und der FFH-Arten auf die EU-Bewertungsstufen<br />

Stand 2006<br />

100%<br />

90%<br />

3<br />

6<br />

21<br />

80%<br />

9<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

11<br />

27<br />

Lebensraumtypen Arten<br />

65<br />

36<br />

keine<br />

Informationen<br />

schlecht<br />

unzureichend<br />

günstig<br />

Abb. 20: Prozentuale und absolute Verteilung der sächsischen FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arten auf die EU-<br />

Bewertungsstufen 2006; (Quelle: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/20678.htm)<br />

98


Die Entwicklung ist abhängig von Lebensraumtyp und Art durchaus differenziert. So breiten sich<br />

einige Arten wieder aus (bestimmte wassergebundene Arten wie z. B. Grüne Keiljungfer als Zeichen<br />

für verbesserte Wasserqualität), andere befinden sich in einem unzureichenden oder schlechten<br />

Erhaltungszustand. Ziel ist es, letztere in einen günstigen Zustand zu bringen und so deren langfristige<br />

Überlebensfähigkeit zu sichern. Ein wichtiger Ansatz dabei ist die Umsetzung der in den Managementplänen<br />

vorgesehenen Maßnahmen in den FFH-Gebieten. Dazu stehen insbesondere Förderprogramme<br />

zur Verfügung. Im Programm des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft zur<br />

Biologischen Vielfalt im <strong>Freistaat</strong> Sachsen und dem zugehörigen Maßnahmeplan werden weitere<br />

Maßnahmen benannt.<br />

4.1.2.2 Biotopverbund<br />

Im LEP 2003 werden die Regionalen Planungsverbände beauftragt, ein ökologisches Verbundsystem<br />

zu sichern. Anhand der im LEP enthaltenen Gebietskulisse als Suchraum für ein ökologisches Verbundsystem<br />

und der vom Landesamt für Umwelt und Geologie erarbeiteten fachlichen Grundlagen<br />

konkretisierten die Träger der Regionalplanung den Biotopverbund (Z 4.2.2). Die Regionalpläne<br />

sichern den Biotopverbund über Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft, teilweise<br />

ergänzt durch Vorrang- und Vorbehaltsgebiete anderer Kategorien (z. B. Hochwasserschutz, Wald,<br />

Erholung).<br />

Karte 25: Gebietskulisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems (Quelle: LEP 2003)<br />

Die Träger der kommunalen Bauleitplanung werden diese Festlegungen zum Biotopverbund unter<br />

Mitwirkung der Naturschutzfachbehörden weiter konkretisieren. Dies ist der abschließende Schritt<br />

99


der planungsrechtlichen Sicherung. Im Rahmen von drei Pilotprojekten zum Biotopverbund werden<br />

im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie die methodischen Grundlagen zum Biotopverbund<br />

weiterentwickelt und Möglichkeiten zur Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen getestet.<br />

4.1.2.3 Landschaftspflege<br />

Ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der Ziele des Landschaftsprogramms im Bereich Natur und<br />

Landschaft sind Förderrichtlinien. Die wichtigsten Richtlinien für die Förderung flächengebundener<br />

Naturschutzmaßnahmen waren das Teilprogramm „Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft“<br />

(NAK), die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Naturschutzrichtlinie)<br />

und die nachfolgenden Förderrichtlinien Agrarumweltmaßnahmen und Waldmehrung<br />

(RL AuW) – Teil A ab 2007 sowie ab 2009 die Richtlinie Natürliches Erbe (RL NE). Schwerpunkte<br />

der Förderung bestanden in der Fortführung naturschutzgerechter Bewirtschaftungsweisen und<br />

Biotoppflegemaßnahmen insbesondere in Natura 2000-Gebieten, in Schutzgebieten, geschützten<br />

Biotopen und Biotopverbundflächen sowie in Lebensräumen/Lebensstätten geschützter oder gefährdeter<br />

Arten. Diese Maßnahmen sollen der Erhaltung bzw. Wiederherstellung des guten Zustandes<br />

schutzwürdiger Flächen und ausgewählter Biotoptypen sowie der Erhaltung von Lebensräumen wildlebender<br />

Tier- und Pflanzenarten dienen und damit einen Beitrag zum Schutz der natürlichen biologischen<br />

Vielfalt leisten.<br />

Förderflächenumfang (ha)<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Maßnahmen der<br />

naturschutzgerechten<br />

Grünlandnutzung<br />

Biotoppflegemaßnah<br />

men<br />

Maßnahmen der<br />

naturschutzgerechten<br />

Ackernutzung<br />

Maßnahmen der<br />

naturschutzgerechten<br />

Teichbewirtschaftung<br />

Abb. 21: Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege 2006 bis 2009 (Quelle: LfULG)<br />

Bei der Erstellung der aktuellen Förderrichtlinien wurde von einem Pflege- bzw. Förderbedarf für<br />

insgesamt ca. 44.000 ha ausgegangen. Im Jahr 2006 konnte im Programm NAK und für Biotoppflegemaßnahmen<br />

eine Gesamtfläche im Umfang von ca. 33.100 ha wertvoller Grün- und Offenlandbereiche<br />

in die Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen einbezogen werden. 2007 ließen sich Biotoppflegemaßnahmen<br />

aufgrund der auslaufenden Förderung nur noch auf einem sehr kleinen Flä-<br />

100


chenanteil durchführen. 2008 konnte die Pflege wertvoller Biotopflächen im Rahmen einer Ausschreibung<br />

für ca. 2.100 ha vergeben werden. Im Jahr 2009 konnten Maßnahmen der naturschutzgerechten<br />

Pflege und Bewirtschaftung in einem Umfang von insgesamt knapp 36.000 ha umgesetzt<br />

werden; den Schwerpunkt bildeten dabei Maßnahmen im Grünland (ca. 25.000 ha). Biotoppflegemaßnahmen<br />

beschränkten sich aufgrund der Rahmenbedingungen der aktuellen Förderung und<br />

damit verbundener Konsequenzen für die Antragsteller auf ca. 1.700 ha. Über die Richtlinie Natürliches<br />

Erbe werden u. a. auch investive Maßnahmen zur Sicherung der natürlichen biologischen Vielfalt,<br />

wie beispielsweise Biotopgestaltung, Anlage von Gehölzstrukturen des Offenlands, investive<br />

sowie wiederkehrende Artenschutzmaßnahmen, gefördert.<br />

Die Naturschutzgroßprojekte (NGP)<br />

Presseler Heidewald- und Moorgebiet,<br />

Teichgebiete Niederspree und Hammerstadt und<br />

Bergwiesen im Osterzgebirge<br />

wurden bis 2009 abgeschlossen. Ab Ende <strong>2010</strong> ist ein Anschlussprojekt zum NGP Bergwiesen im<br />

Osterzgebirge geplant. Das NGP Lausitzer Seenland befindet sich in der Umsetzungsphase (Phase II)<br />

und wird voraussichtlich Ende 2011 abgeschlossen.<br />

101


4.1.3 Wasser, Gewässer und Hochwasserschutz<br />

4.1.3.1 Wasser und Gewässerschutz<br />

Nach der Bestandsaufnahme der Gewässersituation 2004, deren Ergebnisse im zurückliegenden<br />

<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> 2006 im Überblick dargestellt sind, erfolgte bis Ende 2006 die Einrichtung<br />

von Gewässerüberwachungsprogrammen entsprechend der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)<br />

und deren nachfolgende Realisierung. Unter Einbeziehung der Ergebnisse der Überwachungsprogramme<br />

wurden 2008/2009 alle Gewässer erstmals nach dem neuen System der WRRL bewertet. Die<br />

Ergebnisse dieser Zustandsbewertung bestätigten im Wesentlichen das Gesamteinschätzungsbild der<br />

Bestandsaufnahme 2004 und bildeten die weitere Grundlage für die Aufstellung der ersten WRRL-<br />

Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme der Flussgebietseinheiten, die im Dezember<br />

2009 verabschiedet wurden.<br />

Zustand der Oberflächengewässer<br />

Entsprechend den Zielvorgaben der WRRL müssen die natürlichen Oberflächengewässer sowohl einen<br />

„guten ökologischen Zustand“ als auch einen „guten chemischen Zustand“ aufweisen. Für künstliche<br />

und erheblich veränderte Oberflächengewässer gilt neben der Erreichung eines guten chemischen<br />

Zustands das „gute ökologische Potenzial“ als zu erreichendes alternatives Umweltziel.<br />

Als kleinste Beurteilungseinheiten der Oberflächengewässer wurden nach vorgegebenen Kriterien<br />

(z. B. Einzugsgebietsgröße > 10 km², Wasseroberfläche > 0,5 km²) insgesamt 651 Oberflächenwasserkörper<br />

(617 Fließgewässer-WK und 34 Standgewässer-WK) in Sachsen ausgewiesen (Stand 2009).<br />

Die Bewertung erfolgt in fünf Stufen (sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend, schlecht). Der chemische<br />

Zustand wird nur zweistufig (gut, nicht gut) bewertet.<br />

Ökologischer Zustand/ Ökologisches Potenzial der<br />

Oberflächenwasserkörper<br />

44%<br />

0%<br />

6%<br />

23%<br />

27%<br />

sehr gut<br />

gut<br />

mäßig<br />

Chemischer Zustand der<br />

Oberflächenwasserkörper<br />

21%<br />

unbefriedigend nicht gut<br />

schlecht<br />

Abb. 22: Ökologischer Zustand/ökologisches Potenzial und chemischer Zustand der Oberflächenwasserkörper im<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: SMUL, Stand Dezember 2009)<br />

In der erstmaligen Bewertung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials nach WRRL konnten im<br />

Ergebnis der Überwachungsprogramme nur knapp 6 % der sächsischen Oberflächenwasserkörper als<br />

"gut" eingestuft werden (vgl. Abb. 22). Während bei den sächsischen Fließgewässer-Wasserkörpern<br />

2009 nur 4 % den guten ökologischen Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial erreicht haben,<br />

sind dies bei den Standgewässer-Wasserkörpern bereits 38 %. Hierbei handelt es sich insbesondere<br />

102<br />

79%<br />

gut


um Talsperren im Oberlauf der Gebirgsflüsse, die keine oder nur geringe Nährstoffbelastungen aufweisen,<br />

sowie um Bergbaufolge- und Kiesseen mit geringem Nutzungsdruck. Schlechter bewertet<br />

wurden in der Regel Talsperren im Unterlauf der Flüsse, in denen zu hohe Nährstoffkonzentrationen<br />

die natürlichen Biozönosen (Lebensgemeinschaften) bereits erheblich beeinträchtigen.<br />

79 % der sächsischen Oberflächenwasserkörper befinden sich bereits im guten chemischen Zustand<br />

entsprechend dem 2009 gültigen nationalen Recht (vgl. Abb. 22).<br />

In allen fünf derzeit rechtskräftigen Regionalplänen wurden regionale Schwerpunkte der Fließgewässersanierung,<br />

in vier Plänen auch für stehende Gewässer, ausgewiesen. Darüber hinaus wurden<br />

regionale Schwerpunkte der Fließgewässeröffnung gesondert ausgewiesen (LEP-Ziel Z 4.3.2).<br />

Zustand des Grundwassers<br />

Die WRRL verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten zur Erreichung eines sowohl guten mengenmäßigen<br />

als auch guten chemischen Zustandes für das Grundwasser. Mit Stand 2009 wurden insgesamt<br />

70 Grundwasserkörper ausgewiesen, die entweder vollständig oder teilweise auf sächsischem Gebiet<br />

liegen und deren federführende Bearbeitung durch Sachsen erfolgt.<br />

Die Bewertung des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper erfolgt auf der Basis des<br />

nutzbaren Grundwasserdargebotes sowie der Grundwasserstände und ergab 2009, dass sich 63<br />

(90 %) der 70 sächsischen Grundwasserkörper im guten mengenmäßigen Zustand befinden. Der<br />

schlechte mengenmäßige Zustand der übrigen Grundwasserkörper steht hauptsächlich im Zusammenhang<br />

mit dem Absenkungstrichter des Sümpfungsbetriebes von Braunkohlentagebauen in der<br />

Lausitz bzw. in wenigen Einzelfällen auch mit fallenden Grundwasserständen im Elbsandsteingebirge<br />

und im Zittauer Gebirge, deren Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind.<br />

Die Bewertung des chemischen Zustandes der Grundwasserkörper erfolgt auf Grundlage der in der<br />

Grundwassertochterrichtlinie 1) verankerten Qualitätsnormen für Nitrat und Pestizide sowie für<br />

Schwellenwerte weiterer Stoffe, deren Höhe die Mitgliedstaaten selbst festzulegen haben. In<br />

Deutschland erfolgte dies auf Basis der sogenannten Geringfügigkeitsschwellenwerte, die bei geogenen<br />

Hintergrundbelastungen regional angepasst wurden. Gemäß den Bewertungsergebnissen von<br />

2009 weisen 37 (53 %) der 70 sächsischen Grundwasserkörper einen guten chemischen Zustand auf.<br />

Die Ursachen für den schlechten chemischen Zustand der sonstigen Grundwasserkörper sind vielfältig.<br />

Hauptursachen sind Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft sowie erhöhte Sulfat- und<br />

Schwermetallkonzentrationen, die meist aus Bergbau und Altablagerungen bzw. Altlasten resultieren.<br />

Die deutlich längeren Fließzeiten des Grundwassers gegenüber Oberflächenwasser sind von<br />

erheblicher Bedeutung für die Zielerreichung bei Grundwasserkörpern.<br />

Weitere Informationen, Daten bzw. Zwischenergebnisse aus dem Umsetzungsprozess der WRRL im<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen sowie in den Flussgebietseinheiten Elbe und Oder einschließlich kartografischer<br />

Übersichten stehen unter www.wasser.sachsen.de/wrrl zur Verfügung.<br />

1)<br />

Richtlinie 2006/118/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung<br />

und Verschlechterung (ABl. L 372, S. 19)<br />

103


Gemäß LEP 2003 sollen regional bedeutsame Grundwassersanierungsgebiete in den Regionalplänen<br />

als Sanierungsbedürftige Bereiche der Landschaft ausgewiesen werden (Z 4.3.1). In drei Regionalplänen<br />

wurden diese Gebiete direkt als regional bedeutsame Grundwassersanierungsgebiete ausgewiesen,<br />

in einem Regionalplan wurden Gebiete mit anthropogen bedingter Boden- und/oder Grundwasserkontamination<br />

ausgewiesen, die ein vergleichbares Ziel verfolgen.<br />

Trinkwasserschutzgebiete<br />

Im Zeitraum von 2006 bis 2009 wurden von den unteren Wasserbehörden 53 Trinkwasserschutzgebiete<br />

neu festgesetzt und 162 wurden aufgehoben.<br />

Zum Stand 31.12.2009 waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 494 Trinkwasserschutzgebiete zur Wassergewinnung<br />

für die Trinkwasserversorgung mit einer Gesamtfläche von ca. 1.466 km² durch Rechtsverordnung<br />

festgesetzt. Davon sind:<br />

472 Schutzgebiete für Grundwassergewinnung, einschließlich Uferfiltrat- und Infiltratgewinnung<br />

(Fläche: 838,3 km²)<br />

18 Schutzgebiete für Trinkwassertalsperren (Fläche: 612,6 km²)<br />

4 Schutzgebiete für Oberflächenwassergewinnung aus Fließgewässern (Fläche: 15,3 km²)<br />

Weiterhin verfügt Sachsen über vier Heilquellenschutzgebiete mit ca. 44 km² Gesamtfläche.<br />

Karte 26: Wasserschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

104


Daten und detaillierte kartographische Übersichten der Wasserschutzgebiete stehen unter<br />

www.umwelt.sachsen.de und unter www.wasserbuch.sachsen.de zur Verfügung.<br />

Über den fachgesetzlichen Schutz hinaus sollen gemäß LEP 2003 in den Regionalplänen Wasserressourcen,<br />

die sich für die Trinkwasserversorgung besonders eignen, für den gesicherten Bedarf durch<br />

Vorranggebiete und für die langfristige Sicherung durch Vorbehaltsgebiete geschützt werden<br />

(Z 13.2). Dies ist in allen fünf derzeit geltenden Regionalplänen erfolgt und umfasst Vorranggebiete<br />

im Gesamtumfang von ca. 67.554 ha und Vorbehaltsgebiete von ca. 35.255 ha. Diese Flächen überlagern<br />

zum Teil auch bereits festgelegte Wasserschutzgebiete.<br />

Gewässersituation in den Braunkohlenbergbaugebieten<br />

Ziel aller erforderlichen Sanierungsmaßnahmen in den Braunkohlenbergbaugebieten ist es, einen<br />

sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushalt herzustellen (11. Umweltministerkonferenz der<br />

neuen Länder am 17./18. März 1994). Darin eingebunden ist auch der Grundwasserwiederanstieg,<br />

der u. a. zur Wiederherstellung der Kommunikation zwischen Grund- und Oberflächenwasser in den<br />

Fließgewässern führt. In nicht wenigen Fällen weisen die in die Fließgewässer übertretenden Grundwässer<br />

erhebliche, bergbaubürtige, chemische Belastungen auf, die es möglichst zu verringern oder<br />

zu vermeiden gilt.<br />

Mit Stand Ende 2009 ist die bergmännische Sanierung der Bergbaufolgelandschaften für die in den<br />

90er Jahren im Mitteldeutschen und im Lausitzer Braunkohlenrevier stillgelegten Tagebaue weit<br />

fortgeschritten. In der Massenbewegung verbleiben nur noch ca. 3 % und in der Massenverdichtung<br />

nur noch ca. 9 % des Gesamtaufwandes (Quelle: LMBV). Die Rekultivierung von Land- und Forstflächen<br />

hat einen Stand von 75 % erreicht, wobei von 2006 bis 2009 ca. 2.000 ha hinzugekommen<br />

sind.<br />

Im Mittelpunkt der derzeitigen Sanierungsarbeiten stehen die Fortführung der 1995 begonnenen<br />

Flutung der Bergbaufolgeseen, die Eingliederung der neu entstehenden Seen in den Gesamtwasserhaushalt<br />

und die Regulierung der Seewasserqualität. Bisher haben in Sachsen 29 der insgesamt 56<br />

Bergbaufolgeseen mit einer Wasseroberfläche > 10 ha ihren vorgesehenen Endwasserstand erreicht<br />

und vier weitere stehen kurz davor. Insgesamt lag der Flutungsstand in Sachsen Ende 2009 bei ca.<br />

87 %, wovon im Berichtszeitraum ca. 7 % hinzugekommen sind. Ein weiterer Restsee hat dabei den<br />

vorgesehenen Endwasserstand erreicht.<br />

Zudem sind 947 km Fließgewässer vom Braunkohlentagebau beeinflusst. Hier gilt es in den nächsten<br />

Jahren die Gewässermorphologie zu verbessern und damit die ökologische Leistungsfähigkeit zu<br />

erhöhen.<br />

Raumordnerische Vorgaben zur Wiedernutzbarmachung und zur Folgenutzung der Gewässer in den<br />

Braunkohlenbergbaugebieten erfolgen in den Braunkohlenplänen (vgl. Kapitel 2.1.4)<br />

4.1.3.2 Hochwasserschutz<br />

Entwicklung des Hochwasserschutzes in Sachsen<br />

Seit dem Augusthochwasser 2002 hat die Sächsische Staatsregierung umfassende Maßnahmen zur<br />

Verbesserung des Hochwasserschutzes eingeleitet und durchgeführt. Dazu zählen unter anderem die<br />

Vergrößerung der Rückhalteräume in Talsperren und Speichern sowie der Neubau bzw. Ausbau von<br />

Hochwasserrückhaltebecken und Ufersicherungen, die Vergrößerung des Durchflussprofils von Brü-<br />

105


cken, die Ertüchtigung, die Verlegung und der Neubau von Hochwasserschutzanlagen, aber auch die<br />

Verbesserung der Warnsysteme und Meldewege.<br />

Die Landestalsperrenverwaltung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (LTV) hat die ca. 18.000 Hochwasserschäden<br />

des Augusthochwassers 2002 an den größeren Fließgewässern zum großen Teil beseitigt. Zusätzlich<br />

arbeitet die LTV noch über den Berichtszeitraum hinaus an der nachhaltigen Schadensbeseitigung,<br />

die zugleich auch als Beitrag zur Generationenaufgabe der Verbesserung des öffentlichen<br />

Hochwasserschutzes dient. Die Umsetzung des Hochwasserschutzinvestitionsprogramms ist ein vorrangiges<br />

Ziel der Sächsischen Staatsregierung und ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt der LTV. Die<br />

vollständige Sicherung eines angemessenen Niveaus des öffentlichen Hochwasserschutzes wird<br />

jedoch eine Generationenaufgabe bleiben. Neben dem staatlichen Engagement ist und bleibt die<br />

Eigenvorsorge jedes Einzelnen die wichtigste Grundlage des Hochwasserschutzes.<br />

In Sachsen sind für Gewässer 1. Ordnung bereits 47 Hochwasserschutzkonzepte erstellt und vom<br />

SMUL gemäß § 99b Abs. 7 SächsWG behördenintern verbindlich eingeführt worden. Diese Hochwasserschutzkonzepte<br />

umfassen bereits umfangreiche fachliche Inhalte, die in der 2007 in Kraft gesetzten<br />

EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (2007/60/EG, HWRM-RL) gefordert werden. Sie stellen<br />

damit eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung dieser EU-Richtlinie dar.<br />

In den Hochwasserschutzkonzepten sind als Maßnahmen der Flächenvorsorge Vorhaben zur Verringerung<br />

der Hochwasserentstehung durch Verminderung des Wasserabflusses und Vorhaben zur Verbesserung<br />

des Wasserrückhaltes in der Fläche, wie z. B. der Rückbau von Deichen und Ufermauern<br />

außerhalb von Ortslagen, enthalten. Beispielhaft hierfür ist die im Jahr 2008 abgeschlossene Renaturierung<br />

der Großen Mittweida in Schwarzenberg (Westerzgebirge) zu benennen. Auf einer Länge<br />

von 1,2 km wurden die Durchgängigkeit, die Gewässerstruktur und der Hochwasserschutz des Erzgebirgsflusses<br />

deutlich verbessert.<br />

Ein wichtiger Bestandteil des vorbeugenden Hochwasserschutzes ist auch die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten.<br />

Diese sollen weitgehend von Nutzungen, die durch Hochwasser gefährdet<br />

werden und/oder den Hochwasserabfluss behindern können, freigehalten werden. Bestehende<br />

rechtmäßige Nutzungen werden nicht eingeschränkt. Zu diesem Zweck wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

bereits mit der Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes (SächsWG) 2002 die rechtlichen Voraussetzungen<br />

zu einer beschleunigten Ausweisung von Überschwemmungsgebieten geschaffen. Die<br />

Hochwasserschutzkonzepte lieferten dann auch die fachlichen Voraussetzungen zur zügigen Ausweisung<br />

der Überschwemmungsgebiete (ÜSG) der Gewässer 1. Ordnung und der Elbe. Zum<br />

31.12.2009 gab es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 6 ÜSG an der Bundeswasserstraße Elbe, 146 ÜSG an Gewässern<br />

1. Ordnung und 150 ÜSG an Gewässern 2. Ordnung mit einer Gesamtfläche (ohne Gewässerfläche)<br />

von 64.337 ha.<br />

Außerdem wurden wassergesetzliche Regelungen zur Freihaltung der Gewässerrandstreifen von 5 m<br />

Breite im Innenbereich und 10 m im Außenbereich geschaffen. Dies dient der Verminderung des<br />

Gefahren- und Schadenspotenzials und der Verbesserung der Zugänglichkeit der Gewässer zur Unterhaltung<br />

und zur Gefahrenabwehr im Hochwasserfall.<br />

Nach dem schweren Hochwasser 2002 wurde 2004 erstmals die Schutzkategorie „Hochwasserentstehungsgebiet“<br />

im Rahmen der Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes (SächsWG) eingeführt.<br />

Die Festsetzung der Hochwasserentstehungsgebiete (HWEG) erfolgt gemäß § 100b Absatz 1<br />

Satz 2 durch Rechtsverordnung der höheren Wasserbehörde. Ziel dieser Schutzkategorie ist, das<br />

natürliche Wasserversickerungs- und Wasserrückhaltevermögen in den HWEG zu erhalten und zu<br />

verbessern. Die Hochwasserentstehungsgebiete „Geising-Altenberg“ (Landesdirektion Dresden) und<br />

„Breitenbrunn-Rittersgrün“ (Landesdirektion Chemnitz) wurden als Pilotgebiet 2006 und 2007 festgesetzt.<br />

Weiterhin wurden die HWEG „Oberlausitzer Bergland/Hohwald“, „Obere Müglitz/Weißeritz“<br />

106


und „Zittauer Gebirge - Lausche und Jonsdorf“ in der Landesdirektion Dresden und die Hochwasserentstehungsgebiete<br />

der Zschopau und des Schwarzwassers in der Landesdirektion Chemnitz zur<br />

Festsetzung vorbereitet. Weitere 17 Gebiete sind in der Vorentwurfsplanung.<br />

Aufgrund der notwendigen transnationalen (oder grenzüberschreitenden) Zusammenarbeit beim<br />

Hochwasserschutz wurden mit finanzieller Hilfe der EU vielfältige Projekte umgesetzt. Ziele waren<br />

und sind die gemeinsame Umsetzung der HWRM-RL, die Anpassung an den Klimawandel oder das<br />

Aufzeigen von Hochwassergefahren und daran angepasste Raumentwicklungsperspektiven. Beispielhaft<br />

stehen hierfür die Projekte ELLA und LABEL. Hier wurde u. a. eine raumordnerischen Strategie<br />

zum vorbeugenden Hochwasserschutz erarbeitet und vereinbart, mit einer Verankerung von Handlungsempfehlungen<br />

im nationalen und transnationalen Bereich. Teilprojekte waren u. a. die Erstellung<br />

des Elbe-Atlas als Grundlage für das Erkennen von Interessenkonflikten und Schwerpunkten des<br />

Hochwasserschutzes und der Hochwasserabwehr oder eine Wirkungsanalyse von Polder und Deichrückverlegungen<br />

auf das Abflussgeschehen an der Elbe.<br />

In Umsetzung der LEP-Ziele zum vorbeugenden Hochwasserschutz werden in den Regionalplänen<br />

Flächen im Umfang von mehr als 380 km² als Vorranggebiete und von ca. 408 km² als Vorbehaltsgebiete<br />

Hochwasserschutz raumplanerisch gesichert. Darüber hinaus wird die Funktion des Hochwasserschutzes<br />

auch in Größenordnungen durch den Vorrang Natur- und Landschaft gesichert.<br />

Talsperren, Speicher und Hochwasserrückhaltebecken<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gibt es 191 Talsperren, Wasserspeicher und Hochwasserrückhaltebecken mit<br />

einer Höhe des Absperrbauwerkes über Gelände von mehr als 5 m oder einem Nutzraum von mehr<br />

als 100.000 m³ (Stand Anfang <strong>2010</strong>). Sie dienen vorrangig der Bereitstellung von Rohwasser zur<br />

Trinkwasseraufbereitung und dem Hochwasserschutz. Darüber hinaus werden sie für die Energieerzeugung,<br />

die Bereitstellung von Brauchwasser, für die Binnenfischerei, zur Erholung und für den<br />

Naturschutz genutzt. Der gewöhnliche Hochwasserrückhalteraum aller Talsperren, Speicher und<br />

Hochwasserrückhaltebecken im Eigentum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen beträgt 156,2 Mio. m³, der Nutzraum<br />

594,7 Mio. m³ (Stand 04.08.<strong>2010</strong>). Unter Einbeziehung aller sächsischen Talsperren hat sich<br />

der Hochwasserrückhalteraum von 2001 bis 2009, vorrangig durch veränderte Stauraumaufteilung<br />

in vorhandenen Anlagen sowie durch Neubau, um 47 % erhöht. Dabei mussten an den Stauanlagen<br />

auch Kompromisse zwischen unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gefunden werden, so z. B. zur<br />

Sicherung einer weiteren touristischen Nutzung bei abgesenktem Wasserspiegel (durch Vergrößerung<br />

des gewöhnlichen Hochwasserrückhalteraumes) und damit verbundener Verringerung der Wasserfläche<br />

sowie Veränderung der Ufer- bzw. Strandbereiche.<br />

Hochwassernachrichten- und Alarmdienst<br />

Im Rahmen einer Überarbeitung der Hochwassermeldeordnung aus dem Jahr 2004 wurden unter<br />

anderem neue Hochwassermeldepegel in den Hochwassernachrichtendienst aufgenommen und veraltete,<br />

nicht mehr benötigte herausgenommen. An vielen sächsischen Hochwassermeldepegeln wurden<br />

die Richtwerte der Alarmstufen verändert, um sie besser an die tatsächliche Hochwassergefährdung<br />

der Gemeinden anzupassen. Die überarbeitete Hochwassermeldeordnung (HWMO) ist seit dem<br />

01. August 2008 in Kraft.<br />

Das Landeshochwasserzentrum im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

(LHWZ) leitet und koordiniert den Hochwassernachrichten- und Alarmdienst. Jede für die Hochwasserabwehr<br />

zuständige Behörde sowie durch Hochwasser besonders gefährdete Dritte (Private) erhalten<br />

alle relevanten Hochwassernachrichten direkt vom Landeshochwasserzentrum.<br />

107


Karte 27: Lage der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes in Sachsen<br />

Im LHWZ werden die Wasserstände und Durchflüsse der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes<br />

(siehe Karte 27) sowie die übermittelten Daten der Nachbarländer und Nachbarstaaten ständig<br />

überwacht. Von der LTV werden im Hochwasserfall für die jeweiligen Flussgebiete relevante Angaben<br />

zu den Inhalten bzw. den verfügbaren Freiräumen, Zuflüssen zu den Stauanlagen, sowie deren<br />

Abgaben bzw. geplanten Abgabeänderungen mitgeteilt. Im Zusammenhang mit Niederschlags- bzw.<br />

Tauwettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes werden diese Informationen hinsichtlich einer<br />

möglichen Hochwasserentstehung bewertet. Dadurch lässt sich eine Hochwassergefahr frühzeitig<br />

erkennen und Betroffene können sofort informiert werden.<br />

108


4.1.4 Bodenschutz und Altlasten<br />

Bodenschutz<br />

Nach den im LEP 2003 enthaltenen Grundsätzen zum Bodenschutz sind die Böden und ihre Funktionen<br />

nachhaltig zu sichern, in ihrer natürlichen Entwicklung zu fördern und ggf. wiederherzustellen.<br />

Ihre Nutzung soll ihrer Leistungsfähigkeit und Empfindlichkeit, wie z. B. ihrer Neigung zur Bodenverdichtung<br />

oder Erosionsempfindlichkeit, angepasst werden.<br />

In Sachsen sind fast 80 % der Ackerfläche potenziell erosionsgefährdet, wobei rund zwei Drittel der<br />

Ackerfläche durch eine hohe bis sehr hohe Wassererosionsgefährdung gekennzeichnet sind. Als<br />

ackerbauliche Erosionsschutzmaßnahme wird vor allem die konservierende Bodenbearbeitung gefördert<br />

und weitflächig praktiziert. Auf besonders erosionsgefährdeten Standorten (ca. 1,5 % der<br />

Ackerfläche) sind ergänzende Erosionsschutzmaßnahmen, wie die Entwicklung von dauerhaften<br />

Vegetationsformen in Steillagen und in erosionsgefährdeten Abflussbahnen, erforderlich. Dies konnte<br />

bisher nur in Einzelfällen umgesetzt werden.<br />

In einigen Regionen Sachsens treten gebietsweise erhöhte Schadstoffgehalte auf. Die Ursachen finden<br />

sich zum einen in regional erhöhten Schwermetallgehalten im Ausgangsgestein und in oberflächennahen<br />

Erzgängen, zum anderen aber auch in der Bergbau- und Industriegeschichte und der<br />

damit verbundenen Siedlungs- und Verkehrstätigkeit. Schwerpunkte der Belastung finden sich in den<br />

ehemaligen Bergbau-, Hütten- und Industriegebieten sowie deren Umfeld, aber auch weiter entfernt<br />

in den Auen der hierdurch belasteten Fließgewässer. Im Rahmen der Erfassung und Abgrenzung<br />

dieser Gebiete durch Bodenmessnetze und das Sächsische Auenmessprogramm fanden sich auf etwa<br />

90.000 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche aufgrund der Schadstoffsituation Hinweise auf das<br />

flächenhafte Auftreten schädlicher Bodenveränderungen. Während die Auen des Mulde-Flussgebietes<br />

regelmäßig flächenhaft erhöhte Konzentrationen aufwiesen, ist dieses bei der Elbe nur für<br />

wenige Abschnitte der Fall. Neben der möglichst flächenscharfen Erfassung und Abgrenzung werden<br />

auch regional angepasste Maßnahmen zum Umgang mit diesen Flächen abgeleitet. Die Umsetzung<br />

nachhaltiger Maßnahmen, z. B. in Form einer Ausweisung von Bodenplanungsgebieten, bleibt für<br />

den Bodenschutzvollzug eine herausfordernde Aufgabenstellung. Die Bodenschutzbehörden tragen<br />

dazu bei, dass gebietsbezogene Aussagen zum Bodenschutz verstärkt in Planungs- und Genehmigungsverfahren,<br />

wie z. B. die Regional- und Bauleitplanung, einfließen.<br />

In Umsetzung der LEP-Ziele zum Bodenschutz wurden in den Regionalplänen Gebiete mit Böden von<br />

besonderer Funktionalität auf Grund des inhaltlichen Zusammenhanges in andere Vorrang- und<br />

Vorbehaltsgebietskategorien, wie Natur und Landschaft oder Landwirtschaft, integriert. Gebiete mit<br />

besonders empfindlichen Böden wurden als „Bereiche der Landschaft mit besonderen Nutzungsanforderungen“,<br />

Gebiete mit erheblich beeinträchtigten Böden als „sanierungsbedürftige Bereiche der<br />

Landschaft“ ausgewiesen.<br />

Altlasten<br />

Dem LEP 2003 zufolge sind Altlasten so zu sanieren, dass dauerhaft keine Gefahren, erhebliche<br />

Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit bestehen<br />

(G 4.4.3). Durch eine vorrangige Altlastenbehandlung auf Industriebrachen ist deren Wiedernutzbarmachung<br />

zu beschleunigen.<br />

Mit der umfassenden Erhebung der altlastenverdächtigen Flächen (AVFL) und Altlasten, die bereits<br />

1991 begann, besteht ein sehr guter Überblick über die kontaminierten Flächen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

(siehe Tab. 18). Ob und in welchem Umfang für Altlasten und auf altlastverdächtigen Flächen Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />

erforderlich sind, um Verunreinigungen des Bodens und von Gewässern zu<br />

109


sanieren, wird im Rahmen abgestufter Untersuchungen entsprechend Bundes-Bodenschutzgesetz<br />

und Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung bestimmt. Nach jeder Untersuchungsstufe wird<br />

der weitere Handlungsbedarf festgelegt oder der Verdacht des Vorliegens einer Altlast ausgeräumt.<br />

Mit der Detailuntersuchung erfolgt die abschließende Gefährdungsabschätzung. Nur wenn für die<br />

Fläche ein Sanierungsbedarf festgestellt wird, handelt es sich um eine Altlast.<br />

Altablagerungen Altstandorte<br />

militärische und<br />

Rüstungsaltlasten<br />

Gesamt<br />

altlastverdächtige Flächen 6.799 12.839 380 20.018<br />

Altlasten 234 413 22 669<br />

Tab. 18: Anzahl der altlastverdächtigen Flächen und Altlasten in Sachsen, Stand 12/2009<br />

Nicht alle seit 1991 in Sachsen mit Altlastenverdacht erfassten Flächen sind zu sanieren. Nach Auswertung<br />

von Datenbeständen zur Altlastensituation in mehreren Ländern der Bundesrepublik ist bei<br />

einer flächendeckenden Erhebung für etwa 15 bis 25 % der Flächen mit Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />

zu rechnen.<br />

16%<br />

2%<br />

10%<br />

Altlastenbearbeitung in Sachsen<br />

55%<br />

17%<br />

Altlastverdacht<br />

ausgeräumt<br />

Altlastverdacht derzeit<br />

ohne Handlungsbedarf<br />

Altlastverdachtsfläche mit<br />

Handlungsbedarf<br />

Altlasten<br />

sanierte Altlasten<br />

Abb. 23: Kennzahlen der Altlastenbearbeitung in Sachsen (Quelle: LfULG, Stand 12/2009)<br />

Der Stand der Altlastenbearbeitung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen kann wie folgt beschrieben werden:<br />

Die Erfassung von AVFL wurde in Sachsen flächendeckend durchgeführt und ist weitestgehend<br />

abgeschlossen.<br />

Bei 17 % der Flächen konnte der Altlastverdacht ausgeräumt werden, d. h. eine Gefährdung der<br />

Umwelt kann ausgeschlossen werden.<br />

Auf 2.836 Flächen (10 %) wurden bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Bei 55 % der erfassten Flächen besteht bei der derzeitigen Nutzung kein Handlungsbedarf. Im<br />

Rahmen von Baumaßnahmen oder bei einer Änderung der Nutzung können hier aber erneut<br />

Maßnahmen erforderlich werden.<br />

Maßnahmen zur abschließenden Gefährdungsabschätzung müssen noch auf 4.680 AVFL (16 %)<br />

durchgeführt werden.<br />

Derzeit sind 669 Flächen (2 %) als Altlast eingestuft, d. h. hier sind Sanierungsmaßnahmen<br />

durchzuführen. Auf 468 Flächen haben diese bereits begonnen.<br />

110


4.1.5 Luftreinhaltung und Klimaschutz<br />

Im LEP 2003 wurde ein Grundsatz verankert, wonach vorrangig in den Verdichtungsräumen und den<br />

verdichteten Bereichen im ländlichen Raum sowie in lufthygienisch und bioklimatisch besonders<br />

schutzwürdigen Bereichen die Emissionen zu reduzieren sind (G 4.5.2).<br />

Berichte zu den Entwicklungen von Schadstoff-Emissionen und -Immissionen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

werden durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie regelmäßig im Internet veröffentlicht<br />

(www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft).<br />

Die Luftbelastung durch Schwefeldioxid (SO2) lag im Berichtszeitraum gleichbleibend auf niedrigem<br />

Niveau. Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit und der Ökosysteme werden im gesamten <strong>Freistaat</strong><br />

weit unterschritten. Die etwas höhere Belastung im Erzgebirge ist auf einzelne Schadstofftransporte<br />

aus Nordböhmen zurückzuführen.<br />

Bei der Schwebstaubbelastung (PM10 mit einem Teilchendurchmesser < 10 μm und PM2.5 mit einem<br />

Durchmesser < 2,5 μm) ist kein Trend zu geringeren Konzentrationen zu erkennen. Die Jahresgrenzwerte<br />

für beide PM-Fraktionen wurden aber im gesamten Berichtszeitraum eingehalten. Der<br />

Kurzzeitgrenzwert für PM10 – das Tagesmittel darf pro Kalenderjahr höchstens 35mal über<br />

50 μg/m³ liegen – wird weiterhin an verkehrsnahen Messstellen in Dresden, Leipzig und Görlitz<br />

überschritten. 2006 gab es auch Überschreitungen in Chemnitz und Plauen. Aufgrund der Grenzwertüberschreitungen<br />

entstanden für diese fünf Städte in den vergangenen Jahren Luftreinhalte-<br />

bzw. Aktionspläne, in denen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffbelastung ausgewiesen<br />

sind.<br />

In den Regionalplänen wurden in Umsetzung des LEP 2003 siedlungsrelevante Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete<br />

(z. T. in Form von Regionalen Grünzügen, z. T. als Vorbehaltsgebiete) sowie<br />

Frisch- und Kaltluftbahnen (symbolhaft) ausgewiesen (Z 4.5.1). Die Darstellung erfolgte überwiegend<br />

in der Karte „Landschaftsbereiche mit besonderen Nutzungsanforderungen“. Die Ausweisungen sind<br />

im Rahmen der Bauleitplanung auszuformen.<br />

Die durchschnittliche Immissionsbelastung durch Stickoxide stagnierte in den vergangenen Jahren.<br />

Hauptquelle der Stickoxide sind Motoren der Kraftfahrzeuge. An verkehrsreichen Standorten in Leipzig,<br />

Dresden und Chemnitz wurde der ab <strong>2010</strong> geltende Jahresgrenzwert von 40 μg/m³ im gesamten<br />

Berichtszeitraum überschritten. Maßnahmen zur Stickoxidreduzierung sind ebenfalls in den Luftreinhalteplänen<br />

ausgewiesen.<br />

Das Reizgas Ozon entsteht in den erdnahen Schichten der Atmosphäre vor allem aus Stickoxiden<br />

und Kohlenwasserstoffen bei hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung. Die ab <strong>2010</strong><br />

verbindlichen Zielwerte zum Schutz der Gesundheit und der Vegetation werden an zahlreichen<br />

Messstationen im ländlichen Raum, insbesondere in den Kammlagen des Erzgebirges, überschritten.<br />

2001 verabschiedete die Sächsische Staatsregierung ein Klimaschutzprogramm, das für den Zeitraum<br />

2005 bis <strong>2010</strong> die folgenden wesentlichen Ziele formuliert:<br />

Senkung der jährlichen CO2-Emissionen in den Bereichen Industrie, Verkehr, private Haushalte<br />

und Kleinverbraucher im Vergleich zu 1998 um insgesamt 2,5 Mio. t<br />

Anhebung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 5 % bzw. 4.600 GWh<br />

111


Zunächst ausgenommen von der CO2-Bilanzierung nach dem Klimaschutzprogramm wurden die<br />

Großfeuerungsanlagen (GFA) zur Stromerzeugung aus Braunkohle. Am 3. März 2009 beschloss die<br />

Staatsregierung konkrete Ziele für die künftige sächsische Klimaschutzpolitik:<br />

Reduzierung der jährlichen energiebedingten CO2-Emissionen des Nicht-Emissionshandelssektors<br />

bis zum Jahr 2020 gegenüber 2006 um mindestens 6,5 Mio. t,<br />

Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Sachsen bis 2020<br />

auf mindestens 24 %.<br />

Derzeit wird reichlich ein Drittel des in Sachsen erzeugten Stroms exportiert.<br />

Großfeuerungsanlagen sind die größten CO2-Emittenten (der Anteil an der Gesamtemission liegt<br />

aktuell bei ca. 65 %). Die CO2-Emissionen waren von 1990 bis 1998 aufgrund der Stilllegung alter<br />

Großfeuerungsanlagen stark zurückgegangen. Mit der Inbetriebnahme der neuen Braunkohlekraftwerke<br />

Lippendorf und Boxberg IV im Jahr 2000 nahmen die Stromproduktion und damit auch der<br />

CO2-Ausstoß wieder deutlich zu und verharren in den letzten Jahren auf etwa gleichem Niveau.<br />

Bei den Emittentengruppen Kleinverbraucher und Verkehr gingen seit 1998 die CO2-Emissionen zurück.<br />

Dies trifft ebenso für die Emittenten Deponien und Altablagerungen, Abwasserbehandlung<br />

sowie Kompostierung (als „Sonstige“ bezeichnet) zu. Die Emissionen aus Haushalten sanken dagegen<br />

kaum. Der Bereich Industrie umfasst die Emissionen, die von den Betreibern emissionserklärungspflichtiger<br />

Anlagen ohne GFA alle vier Jahre (zuletzt 2008) angegeben wurden. Die aktuellen Emissionen<br />

liegen niedriger als die im Jahr 2004 erklärten, überschreiten aber die von 1998.<br />

Die jährlichen CO2-Emissionen nahmen 2008 im Vergleich zum Jahr 1998 in den Bereichen Verkehr<br />

um 1,2 Mio. t, Haushalte um 0,07 Mio. t und Kleinverbraucher um 2,1 Mio. t ab. Unter Einbeziehung<br />

der Entwicklung der Emissionen aus emissionserklärungspflichtigen Anlagen ohne GFA (Zunahme um<br />

0,3 Mio. t) wurde also eine Senkung der CO2-Emissionen aus diesen vier Bereichen um 3 Mio. t erreicht.<br />

Die Entwicklung der CO2-Emissionen seit 1998 ist der folgenden Abbildung zu entnehmen.<br />

Millionen t<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Abb. 24 : Entwicklung der CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008 (Quelle: LfULG)<br />

112<br />

Sonstige<br />

Verkehr<br />

Haushalte<br />

Kleinverbraucher<br />

Industrie (ohne<br />

GFA)<br />

Großfeuerungsanlagen<br />

(GFA)


Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 wurde in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union der Treibhausgas-Emissionshandel<br />

als Teil der Umsetzung des Kyoto-Protokolls mit der zweiten Handelsperiode<br />

(2008 bis 2012) weitergeführt. Dem Emissionshandel unterliegen in Sachsen in der zweiten<br />

Handelsperiode insgesamt 92 Anlagen. ln der ersten Handelsperiode (2005 bis 2007) wurden den<br />

Betreibern jährliche Emissionsberechtigungen für ca. 33 Mio. t CO2 zugeteilt. Für die zweite Handelsperiode<br />

belaufen sich die jährlichen Zuteilungsmengen auf ca. 23 Mio. t CO2. Die Verringerung<br />

der Zuteilungsmenge ist zurückzuführen auf die Modernisierung der Anlagen und die damit verbundene<br />

CO2-Reduzierung, aber auch auf die Begrenzung der Feuerungswärmeleistung der Anlagen.<br />

Damit unterliegen diese dann nicht mehr dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz.<br />

Mit ca. 90 % verursachen die Anlagen zur Energieumwandlung und -umformung immer noch den<br />

überwiegenden Teil der CO2-Emissionen, obwohl sie nur ca. 60 % aller emissionshandelspflichtigen<br />

Anlagen ausmachen. Anlagen zum Schmelzen von Stahl, zur Glasherstellung, zum Brennen keramischer<br />

Erzeugnisse sowie Papierfabriken besitzen einen Anteil von 40 % an der Gesamtzahl emissionshandelspflichtiger<br />

Anlagen, verursachen aber lediglich ca. 10 % der CO2-Emissionen.<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

96,87<br />

59<br />

89,90<br />

Energieumwandlung<br />

und -umformung<br />

Emissionshandelspflichtige Anlagen in Sachsen<br />

3<br />

21<br />

3<br />

0,35 0,49 1,32 2,12 1,46<br />

Eisenmetallerzeugung<br />

und Verarbeitung<br />

16<br />

Mineralverarbeitende<br />

Industrie<br />

13<br />

14<br />

7,49<br />

Sonstige<br />

Industriezweige<br />

Anzahl ehpflichtiger<br />

Anlagen I. HP<br />

Anteil [%] I. HP<br />

Anzahl ehpflichtiger<br />

Anlagen II. HP<br />

Anteil [%] II. HP<br />

Abb. 25: Anzahl der emissionshandelspflichtigen Anlagen in Sachsen und deren Anteil an der Zuteilung von CO2-<br />

Zertifikaten (Quelle: LfULG)<br />

113


4.2 Siedlungsentwicklung<br />

4.2.1 Stadtentwicklung<br />

Im Berichtszeitraum ist in den sächsischen Städten und Gemeinden im Bereich der Stadtentwicklung<br />

viel erreicht worden. In den Innenstädten erstrahlt die historische Bausubstanz nach Sanierungsmaßnahmen<br />

in alter neuer Schönheit. Die technische Infrastruktur wurde weiter ausgebaut oder neu<br />

geschaffen. Vorrang besaß die Stärkung der Innenstädte, der innerstädtischen Quartiere und der<br />

Ortskerne, die zu bevorzugten Orten von Wohnen für Jung und Alt, Arbeiten, Handel und Bildung<br />

weiterentwickelt werden sollen. Die zentrale Herausforderung war und ist dabei, die Funktionalität<br />

der Städte auf weniger und zunehmend ältere Einwohner einzurichten.<br />

Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte, wie sie im LEP 2003 verankert sind (Ziel 5.2.1),<br />

sind ein Kerninstrument des Stadtumbaus in den Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Immer mehr<br />

Gemeinden haben dies erkannt und nutzen Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) bzw.<br />

Städtebauliche Entwicklungskonzepte (SEKO), um die Entwicklung der Gemeinde an die insbesondere<br />

demografisch bedingten Veränderungen anzupassen. Mit dem INSEK werden Maßnahmen des<br />

Stadtumbaus in eine langfristige, auf die funktionale und gestalterische Entwicklung der Gesamtstadt<br />

ausgerichtete Strategie eingebunden. Die Erarbeitung eines INSEK/SEKO oder eines Teilentwicklungskonzeptes<br />

ist in der Städtebau- und EU-Förderung eine Voraussetzung, um Fördermittel zu<br />

erhalten. 144 Programmgemeinden in Sachsen haben ein INSEK/SEKO aufgestellt. Darüber hinaus<br />

hat eine Vielzahl von Gemeinden städtebauliche Planungen zu bestimmten Teilbereichen, wie z. B.<br />

Wohnen, entwickelt.<br />

Karte 28: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte und Städtebauliche Entwicklungskonzepte<br />

114


Neben dem Wohnungsrückbau wurde durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen auch die Anpassung von Wohnraum<br />

an die Erfordernisse eines generationenübergreifenden Wohnens gefördert. Dabei wurden<br />

Maßnahmen unterstützt, die auf unterschiedliche Weise den demografischen Veränderungen gerecht<br />

werden. Der Schwerpunkt lag auf der Förderung baulicher Lösungen, die sowohl für das Wohnen<br />

von Familien mit Kindern als auch für den langen Zeitraum des aktiven Alters Wohn-, Betätigungs-<br />

und Kommunikationsmöglichkeiten bieten sowie gleichzeitig für die Phase der Betreuung<br />

geeignet sind. Dem Programm „Mehrgenerationenwohnen“ liegt u. a. der Gedanke zugrunde, dass<br />

der bedarfsgerechte Umbau von Wohnungen und Wohngebäuden in Verbindung mit geeigneten<br />

ambulanten Pflegeangeboten maßgeblich dazu beitragen kann, die Kosten der Hilfs- und Pflegeleistungen<br />

zu verringern.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Landeswohnungsbauförderung vor dem Hintergrund klimapolitischer<br />

Zielsetzungen und stetig steigender Wohnnebenkosten ist die energetische Sanierung. Der <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen unterstützt eine verbesserte Wärmedämmung, die Nutzung erneuerbarer Energien und<br />

Maßnahmen, die die Energieeffizienz von Wohngebäuden erhöhen.<br />

Die beiden genannten neuen Programme der Landeswohnungsbauförderung zielen darauf ab, innerstädtische<br />

Wohnquartiere aufzuwerten. Eine weitere Förderrichtlinie unterstützt die Wohneigentumsbildung<br />

in innerstädtischen Bereichen durch zinsgünstige Darlehen.<br />

Die Stärkung und Weiterentwicklung der Innenstädte (LEP-Ziel Z 5.2.2) ist Basis für eine zukunftsfähige<br />

Entwicklung der Stadt und dient der Stabilisierung als Wohn- und Wirtschaftsstandort. In den<br />

vergangenen Jahren konnte in vielen Städten der Altbaubestand durch die Förderung von Sicherungs-,<br />

Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen in unterschiedlichster Intensität erhalten<br />

bzw. in seinem Zustand verbessert werden. Insgesamt wurden mit den im Berichtszeitraum zur Verfügung<br />

stehenden Bund-Länder-Städtebaufördermitteln Investitionen in 223 Städten und Gemeinden<br />

in 604 Fördergebieten ermöglicht.<br />

Ungeachtet der sichtbaren Verbesserungen in der städtebaulichen Situation der meisten Programmstädte<br />

sind die Perspektiven der innerstädtischen Altstadtquartiere sehr unterschiedlich zu bewerten.<br />

In den Altstädten vieler Städte besteht ein hoher Leerstand, überwiegend in den nicht sanierten<br />

Bereichen. Auch in den Gründerzeitquartieren gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf, um den<br />

Leerstand zu minimieren.<br />

Abb. 26: Innenstadtentwicklung in Chemnitz (Foto: Stadtverwaltung Chemnitz) und in Bautzen (Foto: SMI)<br />

Zur Aufwertung der Bedeutung lebendiger Innenstädte wurde im Jahr 2008 ein neues Bund-Länder-<br />

Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ eingerichtet. Der Schwerpunkt des Programms<br />

liegt in der Stärkung der Zentren als Versorgungsbereich für die Bewohner. Aber auch die Wohnfunktion<br />

und die Belebung der Innenstädte durch Aufwertung des öffentlichen Raumes sowie die<br />

115


Erhaltung bzw. Schaffung von stadtkulturellen Qualitäten in den Innenstädten werden mit diesem<br />

Programm gefördert.<br />

Die EFRE-Programme „Städtische Entwicklung“ (alte Strukturfondsförderperiode 2000 bis 2006) und<br />

„Nachhaltige Stadtentwicklung“ (Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013) haben ebenso die Aufwertung<br />

der Innenstadtgebiete im Blickpunkt. Die Programmumsetzung der alten Förderperiode<br />

erfolgte von 2001 bis 2008 mit 25 Gesamtmaßnahmen der städtischen Entwicklung bei denen über<br />

450 Einzelmaßnahmen durchgeführt wurden. Realisiert wurden vor allem Maßnahmen an Stadtbild<br />

prägenden Standorten. Neben Sanierungs- und Gestaltungsmaßnahmen hatten auch Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der stadttechnischen Infrastrukturen und die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen<br />

für die Bevölkerung einen hohen Anteil. Die Möglichkeit, kleine und mittlere Unternehmen<br />

mit einer städtischen Richtlinie zu fördern, wurde in 16 Programmgebieten aufgegriffen. Diese gezielte<br />

Förderung wurde von den Kommunen ungeachtet des hohen Verwaltungsaufwandes als eine<br />

gute Möglichkeit eingeschätzt, um die lokale Wirtschaft in den Städten zu stärken. Die Kommunen<br />

bewerteten positiv, dass die Bevölkerung bei der Umsetzung der Maßnahmen einbezogen wurde.<br />

In der gegenwärtigen EU-Förderperiode, für die noch keine Evaluationsergebnisse vorliegen, ist der<br />

Fokus auf die Verbesserung der Wohnumfeld- und Umweltsituation sowie auf den Abbau von<br />

städtebaulichen Defiziten gerichtet. Damit wird weiterhin das Hauptziel verfolgt, eine Aufwertung<br />

der Innenstädte, insbesondere der Stadterweiterungsgebiete aus der Zeit zwischen 1870 und 1949,<br />

zu erreichen. Die Kombination von wenigen großen kostenintensiven Investitionsmaßnahmen mit<br />

einer größeren Anzahl kleinerer Projekte soll bewirken, dass die Förderung für viele Bewohner der<br />

Quartiere spürbar wird, indem die Lebensqualität und das Wohnumfeld verbessert werden. Gegenwärtig<br />

werden 23 Gebiete in 20 Städten gefördert.<br />

Auf der Grundlage städtebaulicher Entwicklungskonzepte haben die Gemeinden durch gezielten<br />

Rückbau von Wohngebäuden den Leerstand reduziert. Dabei hatte – dem LEP 2003 folgend – der<br />

Rückbau von außen nach innen Priorität (G 5.2.3). Mit dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost<br />

und Landesmitteln sind seit Programmbeginn 2002 über 100.000 Wohnungen abgerissen worden.<br />

Damit konnten die Unternehmen der Wohnungswirtschaft und der Wohnungsmarkt insgesamt stabilisiert<br />

werden. Unter anderem aus diesem Grund ist der Rückbau in den vergangenen zwei Jahren<br />

zurückgegangen.<br />

Abb. 27: Rückbau in Chemnitz-Hutholz (Fotos: Stadtverwaltung Chemnitz)<br />

Der Rückbau von Wohngebäuden dürfte zunehmend kleinteiliger und damit auch schwieriger werden,<br />

bleibt aber angesichts der demografischen Entwicklung auch in den kommenden Jahren erforderlich.<br />

Nur zum geringen Teil erfolgt kurzfristig eine bauliche Nachnutzung der Rückbauflächen.<br />

Vielfach werden diese Flächen zur Verbesserung des Wohnumfeldes der verbleibenden Wohnbebauung<br />

begrünt.<br />

116


Die kulturelle Identität und die Unverwechselbarkeit der Ortsbilder sächsischer Städte und Gemeinden<br />

werden entscheidend von deren historischen Bausubstanz geprägt. Vielfach wird deutlich, dass<br />

die Eigentümer der Kulturdenkmale, sowohl Private als auch die Öffentliche Hand, in den letzten 20<br />

Jahren vielfältige Anstrengungen zu deren Erhaltung unternommen haben. Gleichwohl war es nicht<br />

in jedem Fall möglich, die Bausubstanz zu erhalten oder zu sanieren und damit wieder einer Nutzung<br />

zuzuführen.<br />

In den Städten und Gemeinden wird sichtbar, dass im Einzelnen für Denkmale, die ihre ursprüngliche<br />

Funktion verloren haben, andere Nutzungen gefunden werden konnten. Auf diese Weise wurden<br />

Bauwerke verschiedener Denkmalarten erhalten.<br />

Bei der Sanierung von Kulturdenkmalen wird das städtebauliche Ziel verfolgt, die historische Bausubstanz<br />

zu reaktivieren und eine langfristig sinnvolle Nutzung anzustreben. Im Berichtszeitraum<br />

konnte mit umfangreichen öffentlichen Fördermitteln eine Vielzahl von Einzeldenkmalen gesichert<br />

werden. Dazu zählen Kirchen, Schlösser, Rathäuser sowie Ensembles von erhaltenswerter Wohnbebauung.<br />

Als Beispiele für eine öffentliche Nutzung von Denkmalen – auch im Sinne des LEP 2003 (G 5.1.8) –<br />

sollen die drei nachfolgenden Bauwerke genannt werden:<br />

Schloss Osterstein in Zwickau mit einer Nutzung als Senioren- und Seniorenpflegeheim<br />

Schloss Hartenfels in Torgau als Sitz der Kreisverwaltung Nordsachsen<br />

Rathaus in Meißen als Sitz der Stadtverwaltung Meißen<br />

Abb. 28: Schloss Freudenstein Freiberg (Foto: Stadtverwaltung Freiberg), Historisches Rathaus Meißen – Innenausbau<br />

(Foto: Stadtverwaltung Meißen)<br />

4.2.2 Dorfentwicklung, Ländliche Entwicklung<br />

Die Dorfentwicklung Sachsens hat auch im Berichtszeitraum – befördert durch Instrumente der<br />

ländlichen Entwicklung, vor allem aber durch das Engagement der gesellschaftlichen und privaten<br />

Akteure vor Ort – zu einer weiteren Aufwertung der Dörfer und damit zu verbesserten Lebensbedingungen<br />

im ländlichen Raum beigetragen. Der Nachholbedarf im Bereich der Infrastruktur konnte<br />

weiter verringert und die ökologischen Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.<br />

Der ganzheitliche Ansatz der Maßnahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung im Sinne der<br />

Ziele und Grundsätze des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes ist ein wesentlicher Beitrag zur Standortattraktivität<br />

des gesamten <strong>Freistaat</strong>es. Die positiven Wirkungen liegen nicht nur in einer Abmilderung der<br />

117


arbeitsplatzbedingten Abwanderung vor allem junger Menschen, sondern auch in einem Beitrag für<br />

die Landeskultur und die Lebensqualität aller Einwohner Sachsens.<br />

Im ländlichen Raum werden seit 2006 durch 35 anerkannte LEADER- und ILE-Regionen Integrierte<br />

Ländliche Entwicklungskonzepte (ILEK) entwickelt und umgesetzt.<br />

Dabei wählen die Regionen nicht nur ihre Abgrenzung selbst. Auch die Inhalte bestimmen sie entsprechend<br />

ihrer endogenen Entwicklungspotenziale weitgehend selbst. Damit ersetzt das ILEK im<br />

ländlichen Raum auf regionaler Ebene andere informelle Planungsinstrumente. Die Finanzierung der<br />

Umsetzung der Projekte erfolgte im Berichtszeitraum einerseits aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und andererseits über einen Vorrang<br />

von ILE-Projekten in 23 Fachförderrichtlinien des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />

Karte 29: ILE- und LEADER-Gebiete, Stand 2009<br />

Entsprechend der endogenen Entwicklungspotenziale wurde der Entwicklungsschwerpunkt in mehreren<br />

ILEK auf die Inwertsetzung von historisch gewachsenen Landschaftsstrukturen gelegt. Ein besonderes<br />

Augenmerk galt dabei der Verknüpfung mit regionalen Wertschöpfungsketten. So werden z.<br />

B. in der ILE-Region Dübener Heide unter der Marke „Bestes aus der Dübener Heide“ sowohl touristische<br />

als auch regionale Produkte gebündelt. Dies trägt u.a. zur Stärkung der regionalen Identität im<br />

Sinne des LEP 2003 bei (G 5.3.1).<br />

Historisch gewachsene Siedlungsstrukturen im ländlichen Raum bilden – neben ihrer Bedeutung für<br />

die allgemeine Baukultur – auch ein wichtiges Potenzial im Landtourismus. Auf Grundlage dieser<br />

Erkenntnis setzen sich die Regionen eigenverantwortlich im Sinne des LEP 2003 für Bewahrung und<br />

Erhalt regionstypischer Erscheinungsbilder ein (G 5.3.3). Derzeit entwickelt sich unter der Initiative<br />

„Sachsens Erlebnisdörfer“ ein eigenständiges landtouristisches Produkt mit Vermarktung über die<br />

118


Tourismus-Marketing-Gesellschaft Sachsen (TMGS). Im Rahmen der Förderung wird durch attraktive<br />

Fördersätze für Umnutzungen bestehender Gebäude die vorhandene Bausubstanz aufgewertet und<br />

Neubau minimiert.<br />

Die Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft im Sinne des LEP 2003 (G 5.3.5) ist in nahezu allen<br />

ILEK ein Leitthema. Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen ist dabei<br />

ein wichtiger Teilaspekt. Hier werden vor Ort Lösungen entwickelt, die sowohl der demografischen<br />

Entwicklung als auch den Anforderungen an wirtschaftliche Nachhaltigkeit gerecht werden. Ein<br />

gutes Beispiel sind Genossenschaftsmodelle wie der in einer nicht mehr genutzten ehemaligen Turnhalle<br />

eröffnete Dorfladen in Falkenau.<br />

Zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft wird eine gute Zusammenarbeit der LEADER- und ILE-<br />

Managements mit den auf unternehmensrelevante Aufgabenstellungen ausgerichteten Regionalmanagements,<br />

wie z. B. im Erzgebirge, gepflegt. Damit kann die naturgemäß großräumige wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit durch Begleitmaßnahmen in der ländlichen Entwicklung effektiviert werden.<br />

Kleinere wirtschaftliche Projekte der LEADER- und ILE-Regionen erzielen durch die Einbindung in<br />

größere Wirtschaftskreisläufe eine höhere Nachhaltigkeit. Die Erhaltung bzw. Schaffung einer leistungsfähigen<br />

Infrastruktur als eine wichtige Grundlage wird von den ländlichen Regionen unterstützt.<br />

(LEP-Ziel Z 5.3.6).<br />

Abb. 29: Breitbandanschluss für leistungsfähiges<br />

Internet im ländlichen Raum (Foto: Plümer Systemtechnik)<br />

Abb. 30: Genossenschafts-Dorfladen in Falkenau (Foto:<br />

Sachsen-Fernsehen)<br />

Im ELER wurden bis zum 31.12.2009 insgesamt für 1.858 Projektanträge Zuschüsse durch die Landratsämter<br />

als zuständige Behörden bewilligt. Mehr als die Hälfte der Zuschüsse entfiel auf den Bereich<br />

technische kommunale Infrastruktur.<br />

Die Verfahren der Ländlichen Neuordnung nach dem Flurbereinigungsgesetz sind ein wichtiges Instrument<br />

zur Umsetzung des LEP-Grundsatzes zur Schaffung räumlicher Voraussetzungen für den<br />

Erhalt und die Stärkung der Land- und Forstwirtschaft und das Entstehen gemeinschaftlicher Einrichtungen<br />

(G 5.3.2). Die Teilnehmergemeinschaften haben weitreichende Befugnisse zur Schaffung<br />

gemeinschaftlicher Anlagen erhalten. Sie planen und bauen eigenständig ländliche Wege und optimieren<br />

die land- und forstwirtschaftliche Nutzung im Einklang mit den Interessen des Naturschutzes.<br />

Landnutzungskonflikte können minimiert werden. Großbauvorhaben wie Hochwasserschutz-<br />

und Straßenbauten sowie die Realisierung der Bergbaufolgelandschaften werden bodenordnerisch<br />

unterstützt.<br />

119


Karte 30: Ländliche Neuordnung (Quelle: LfULG, Stand <strong>2010</strong>)<br />

120


4.3 Gewerbliche Wirtschaft und Handel<br />

4.3.1 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Dienstleistungen,<br />

Mittelstand und Handwerk 1)<br />

Das überwiegend mittelständisch geprägte verarbeitende Gewerbe in Sachsen konnte in den Jahren<br />

2006 bis 2009 zunächst weiter an die positive Entwicklung der Vorjahre anknüpfen. Während bis<br />

2008 sowohl bei Beschäftigten als auch beim Umsatz jeweils ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr<br />

registriert werden konnte, gingen allerdings 2009 – bedingt durch die weltweite Wirtschaftskrise –<br />

Umsatz und Beschäftigung auch in Sachsen zurück.<br />

Verarbeitendes<br />

Jahr<br />

Gewerbe in<br />

Sachsen* 2006 2007 2008<br />

Veränderung<br />

2008 / 2006<br />

2009<br />

Veränderung<br />

2009 / 2008<br />

Veränderung<br />

2009 / 2006<br />

Betriebe 1.187 1.187 1.238 4,3 % 1.259 1,7 % 6,1 %<br />

Beschäftigte 181.301 186.136 196.282 8,3 % 189.827 -3,3 % 4,7 %<br />

Beschäftigte<br />

je Betrieb<br />

152,7 156,8 158,5 3,8 % 150,8 -4,9 % -1,2 %<br />

Umsatz (Tsd. €) 44.079.536 49.723.908 50.360.125 14,2 % 42.401.058 -15,8 % -3,8 %<br />

Umsatz je<br />

Beschäftigten (€)<br />

243.129 267.138 256.570 5,5 % 223.367 -12,9 % -8,1 %<br />

* Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten, WZ 2008,<br />

Tab. 19: Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes 2006 bis 2009 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

4.3.1.1 Betriebe, Umsatz und Beschäftigtenentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe<br />

Entwicklung der Anzahl der Betriebe 1)<br />

Im Jahr 2006 gab es im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 1.187 Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten.<br />

Bis 2009 erhöhte sich ihre Zahl um 72 bzw. 6,1 % auf 1.259 Betriebe.<br />

Auf Kreisebene verzeichnete der Landkreis Mittelsachsen mit einer Zunahme der Betriebe um fast<br />

19 % gegenüber 2006 eine besonders dynamische Entwicklung. Rückläufig waren die Betriebszahlen<br />

dagegen in den Landkreisen Leipzig (-5,6 %) und Meißen (-5,1 %). Die höchste Zahl an Betrieben<br />

des Verarbeitenden Gewerbes hatte 2009 der Erzgebirgskreis (161), gefolgt vom Landkreis Mittelsachsen<br />

(151) und dem Landkreis Bautzen (133). Die Landkreise mit den wenigsten Industriebetrieben<br />

waren Nordsachsen (64) und Leipzig (67).<br />

Beschäftigtenentwicklung<br />

Auch die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe war 2009 höher als 2006 (+4,7 %).<br />

Zwischen 2006 und 2008 gab es einen recht deutlichen Zuwachs um 14.582 Personen auf 196.282<br />

Personen (+8,3 %). Im Zuge der Wirtschaftskrise ging die Beschäftigtenzahl 2009 gegenüber dem<br />

Vorjahr aber wieder um 6.455 auf 189.827 (-3,3 %) zurück.<br />

Die durchschnittliche Betriebsgröße (Zahl der Beschäftigten je Betrieb) hat sich entsprechend von<br />

152,7 (2006) auf 158,5 (2008) erhöht. 2009 erreichte sie allerdings nur noch 150,8 Beschäftigte je<br />

Betrieb und ist damit noch unter den Wert von 2006 gesunken.<br />

1) Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten; aus Gründen der Datenverfügbarkeit wird unterhalb der Landesebene das Verarbeitenden Gewerbe<br />

einschließlich Bergbau betrachtet; Daten für kleine und kleinste Unternehmen gemäß EU-Definition (Empfehlung 2003/361/EG v. 06.05.2003)<br />

mit weniger als 50 bzw. 10 Mitarbeitern fanden keine Berücksichtigung.


Die geringste Betriebsgröße wies mit 146,7 Beschäftigten je Betrieb im Jahr 2009 der Direktionsbezirk<br />

Chemnitz aus, im Direktionsbezirk Leipzig gab es 147,7 Beschäftige je Betrieb. Mit 159,6 Beschäftigten<br />

je Betrieb war die durchschnittliche Betriebsgröße im Direktionsbezirk Dresden am größten.<br />

Umsatzentwicklung<br />

Die Umsatzentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens schloss im Gesamtbetrachtungszeitraum<br />

2006 bis 2009 mit einem negativen Vorzeichen. Nachdem die Umsätze 2006 bis 2008 von 44,1<br />

Mrd. Euro auf 50,4 Mrd. Euro (+14,2 %) gestiegen waren, führte die Wirtschaftskrise 2009 zu einem<br />

Rückgang um 15,8 % gegenüber dem Vorjahr auf 42,4 Mrd. Euro. Die differenzierte Entwicklung<br />

nach Landkreisen und Kreisfreien Städten ist der folgenden Grafik zu entnehmen.<br />

Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in %<br />

Nordsachsen<br />

Leipzig<br />

Leipzig, Stadt<br />

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />

Meißen<br />

Görlitz<br />

Bautzen<br />

Dresden, Stadt<br />

Zwickau<br />

Vogtlandkreis<br />

Mittelsachsen<br />

Erzgebirgskreis<br />

Chemnitz, Stadt<br />

-25<br />

-23,9<br />

-21,5<br />

-20,3<br />

-20,1<br />

-15,4<br />

-15,4<br />

-12,3<br />

-13,8<br />

-11,5<br />

-8,9<br />

-9,4<br />

4,2<br />

3,6<br />

9<br />

10<br />

9,5<br />

12<br />

10,6<br />

13,3<br />

18,4<br />

19,3<br />

24,4<br />

26,1<br />

24,6<br />

31,5<br />

-30 -20 -10 0<br />

Prozent<br />

10 20 30 40<br />

Abb. 31: Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe nach Kreisen / Kreisfreien Städten<br />

Veränderung<br />

2008/2006<br />

Veränderung<br />

2009/2008<br />

Ähnlich verhält es sich bei der Produktivitätsentwicklung gemessen am Umsatz je Beschäftigten.<br />

Unter den Kreisen und Kreisfreien Städten liegt die Stadt Leipzig (375.591 Euro) an der Spitze vor<br />

dem Landkreis Bautzen (283.286 Euro), der Stadt Dresden (271.980 Euro) und dem Landkreis Zwickau<br />

(262.251 Euro). Diese Ergebnisse dürften maßgeblich aus der Präsenz des Fahrzeugbaus in den<br />

genannten Regionen resultieren. Die geringsten Produktivitätswerte weisen der Erzgebirgskreis<br />

(116.123 Euro), der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (143.311 Euro) und der Vogtlandkreis<br />

(146.185 Euro) auf.<br />

122


4.3.1.2 Investitionen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe 2)<br />

Die Statistiken über das Investitionsgeschehen stehen regelmäßig mit einer zeitlichen Verzögerung<br />

zur Verfügung. Daher kann gegenwärtig nur die Entwicklung bis 2008 dargestellt werden.<br />

Die Zahl der Betriebe mit Bruttozugängen an Sachanlagen (Investitionen) ist im Vergleich der Jahre<br />

2005 (2.289 Betriebe) und 2008 (2.461 Betriebe) um 172 gestiegen. Der Schwerpunkt der Investitionen<br />

lag in beiden Jahren bei Ausrüstungen und Anlagen (Maschinen und maschinelle Anlagen). Hierfür<br />

wurden 2008 insgesamt ca. 2,8 Mrd. Euro investiert, das sind 85,6 % des gesamten Investitionsvolumens.<br />

Der Anteil der Investitionen in Gebäude und bebaute Grundstücke lag bei 13,9 %. 2005<br />

betrugen die entsprechende Anteile 87,9 % bzw. 11,8 %.<br />

Von den fast 13,1 Mrd. Euro an Investitionen im Zeitraum 2005 bis 2008 wurden 34,8 % von Betrieben<br />

der Stadt Dresden investiert. Die Landkreise Mittelsachsen und Zwickau folgen mit 10,1 bzw.<br />

8,1 %. Auf die Landkreise Leipzig, Vogtland und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bzw. die Städte<br />

Chemnitz und Leipzig entfielen nur jeweils ca. 3 %.<br />

Das durchschnittliche Investitionsvolumen pro investierendem Betrieb lag 2008 bei 1,35 Mio. Euro.<br />

An der Spitze lagen die Betriebe der Stadt Dresden, die 2008 durchschnittlich über 3,5 Mio. Euro je<br />

Betrieb investierten. Die Landkreise Leipzig, Vogtland und Erzgebirgskreis hatten mit jeweils ca.<br />

0,7 Mio. Euro die geringsten Investitionsvolumina je Betrieb zu verzeichnen.<br />

Im Zeitverlauf kam es bis 2007 zu einem Anstieg der Investitionen gegenüber 2005 um gut 10 %.<br />

2008 konnte dieser Trend nicht fortgesetzt werden. Die Investitionssumme sank gegenüber dem<br />

Vorjahr leicht um 1,8 %. Hauptursache war der Rückgang der Investitionstätigkeit in der Stadt Dresden,<br />

die 2005 bis 2007 jeweils rund 40 % aller Investitionen für sich verbuchen konnte. Die Betriebe<br />

des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes in Sachsen insgesamt haben 2008 damit aber immer<br />

noch ca. 8 % mehr investiert als 2005.<br />

4.3.1.3 Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe<br />

Die wichtigsten Branchen des sächsischen Verarbeitenden Gewerbes sind seit Jahren<br />

Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen<br />

Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen<br />

Maschinenbau<br />

Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen.<br />

In diesen fünf Branchen arbeiteten im Jahr 2009 ca. 55 % der Beschäftigten des sächsischen Verarbeitenden<br />

Gewerbes und erbrachten ca. 60 % des Umsatzes. Die Branchen Herstellung von Metallerzeugnissen<br />

und Maschinenbau konnten ihre Anteile von Beschäftigten und Umsatz am Verarbeitenden<br />

Gewerbe seit 2006 erhöhen. Die Branche Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen<br />

Erzeugnissen verlor dagegen etwas an Gewicht. Ursächlich hierfür war zunächst die Krise in<br />

der Mikroelektronik, im späteren Verlauf in Kombination mit der Weltwirtschaftskrise. Letztere hat<br />

auch dazu geführt, dass der Umsatzanteil des Maschinenbaus im Betrachtungszeitraum zurückgegangen<br />

ist (vgl. Tabelle 20).<br />

2) Auswertung nach Wirtschaftszweigklassifikation WZ 2003, da nach WZ 2008 keine Zeitreihe verfügbar ist<br />

123


Nach einem fünf Jahre andauernden Boom erlebte der Maschinenbau im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

ab Ende 2008 seinen schwersten Einbruch seit Jahrzehnten. 2009 ist auch in Sachsen<br />

die Maschinenproduktion zum Vorjahr im Jahresdurchschnitt um ca. 20 % geschrumpft. Der Maschinenbau<br />

ist jedoch eine eher heterogene Branche. Die Krise wirkte sich deshalb sehr unterschiedlich<br />

aus. Einige Bereiche entwickelten sich trotz Krise sehr gut, andere, wie etwa die Druckmaschinenhersteller,<br />

litten dagegen heftig mit Rückgängen bis zu 50 %.<br />

Wirtschaftszweig (WZ 2008)<br />

Anteil am Verarbeitenden Gewerbe in %<br />

Betriebe Beschäftigte Umsatz<br />

2006 2009 2006 2009 2006 2009<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

darunter:<br />

Herstellung v. Nahrungs- u.<br />

100 100 100 100 100 100<br />

Futtermitteln 11,0 7,2 * 5,8 * 9,5<br />

Getränkeherstellung 1,5 1,4 1,2 1,0 2,1 1,7<br />

Herstellung von Textilien 5,1 4,8 4,0 3,5 1,9 1,6<br />

Herstellung von Bekleidung<br />

Herst. v. Holz-, Flecht-, Korb-<br />

1,2 1,2 0,7 0,7 0,2 0,3<br />

u. Korkwaren (ohne Möbel)<br />

Herst. v. Papier, Pappe u.<br />

1,4 1,4 1,0 1,3 1,1 1,7<br />

Waren daraus<br />

Herst. v. Druckerzeugnissen,<br />

3,5 3,1 3,0 2,8 3,1 3,1<br />

Vervielf. bespielter Tontr. usw. 2,3 2,5 1,9 * 1,1 *<br />

Herst. v. chem. Erzeugnissen<br />

Herst. v. pharmazeutischen<br />

2,9 2,9 3,9 3,9 4,9 5,1<br />

Erzeugnissen<br />

Herst. v. Gummi- u. Kunst-<br />

0,6 0,8 0,7 1,1 0,5 1,2<br />

stoffwaren<br />

Herst. v. Glas u. Glaswaren,<br />

Keramik, Verarbeitung<br />

5,6 5,9 4,3 4,6 2,5 3,0<br />

v. Steinen u. Erden 6,1 5,5 4,7 4,4 2,9 2,8<br />

Metallerzeugung u. -<br />

bearbeitung<br />

3,8 3,9 4,4 4,7 5,5 4,4<br />

Herst. v. Metallerzeugnissen<br />

Herst. v. DV-Geräten, elektron.<br />

16,1 17,9 12,0 13,7 6,3 7,3<br />

u. optischen Erzeugnissen 4,2 4,2 8,4 6,9 9,5 7,9<br />

Herst. v. elektr. Ausrüstungen 5,6 5,4 5,3 5,4 3,8 3,2<br />

Maschinenbau 14,0 16,0 14,4 16,0 11,8 12,2<br />

Herst. v. Kraftwagen u. -teilen 5,2 5,6 11,9 12,1 25,3 24,0<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 1,2 1,0 2,5 2,5 1,9 2,5<br />

Herstellung v. Möbeln 1,9 1,9 1,3 1,3 0,8 0,9<br />

Herst. v. sonstigen Waren<br />

Reparatur u. Installation von<br />

2,9 2,9 2,0 2,1 0,8 1,0<br />

Maschinen u. Ausrüstungen 4,0 4,1 3,2 3,2 2,0 2,0<br />

* aus Datenschutzgründen keine Angaben<br />

Tab. 20: Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 2006 und 2009<br />

Auch die Automobil-Märkte brachen ab 2008 in bisher ungekanntem Maße ein. Sächsische Automobilzulieferer<br />

kämpften zum Teil mit Umsatzeinbrüchen von 20 bis 50 %. Die Umsätze der Hersteller<br />

von Kraftwagen und Kraftwagenteilen gingen von 2008 zu 2009 um 14,6 % von 11,94 Mrd. Euro auf<br />

10,19 Mrd. Euro zurück (bezogen auf Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten). Gestützt durch staat-<br />

124


liche Anreize (Abwrackprämie) blieb der westeuropäische PKW-Markt 2009 insgesamt nur 3 % unter<br />

seinem Vorjahresvolumen. Von den Prämien haben die einzelnen Hersteller und Marken sehr unterschiedlich<br />

profitiert. Hersteller von Kleinst- und Kleinwagen sowie der Kompaktklasse konnten ihren<br />

Absatz erheblich ausweiten. Mehr denn je wurde dabei deutlich, wie wichtig Innovationen sind. Die<br />

Entwicklung verbrauchsarmer und umweltfreundlicher Fahrzeuge sowie das Thema Elektromobilität<br />

gewinnen für das Autoland Sachsen zunehmend an Bedeutung.<br />

Für die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbebetrieben mit überregionaler Bedeutung wurden in<br />

vier von fünf Regionalplänen in Umsetzung des LEP 2003 Vorsorgestandorte „Industrie- und Gewerbe“<br />

bzw. Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Industrie und Gewerbe im Gesamtumfang von ca. 4.200 ha<br />

ausgewiesen (G 6.1.4).<br />

4.3.1.4 Ernährungswirtschaft und Vermarktung<br />

Die sächsische Ernährungswirtschaft gehört zu den umsatzstärksten Wirtschaftszweigen innerhalb<br />

des verarbeitenden Gewerbes und leistet einen gewichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Belebung<br />

des ländlichen Raumes und damit zur Umsetzung der LEP-Ziele. In den Jahren 2006 bis 2009 stand<br />

die Weiterentwicklung der Strukturen der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />

sowie der gesamten Ernährungswirtschaft im Vordergrund.<br />

Im Jahr 2009 erzielte die sächsische Ernährungswirtschaft einen statistischen Gesamtumsatz von<br />

5,98 Mrd. Euro. Aufgrund einer geänderten Statistik ab dem Jahr 2009 ist ein Vergleich zu den Vorjahren<br />

für die gesamte Ernährungswirtschaft nicht mehr möglich. Die Entwicklung einzelner Warenbereiche<br />

ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt.<br />

Warenbereich<br />

Umsatz 2006<br />

in Mio. Euro<br />

Umsatz 2007<br />

in Mio. Euro<br />

Umsatz 2008<br />

in Mio. Euro<br />

Umsatz 2009<br />

in Mio. Euro<br />

Entwicklung<br />

2006-2009<br />

in %<br />

Milchverarbeitung 2.458 2.880 3.118 2.570 + 4,6<br />

Bierherstellung 577 563 549 531 - 8,0<br />

Backwarenherstellung 428 464 494 491 + 14,7<br />

Fleischverarbeitung 399 403 422 412 + 3,3<br />

Obst- und Gemüseverarbeitung<br />

442 489 524 439 - 0,7<br />

Mineralwasser /<br />

Erfrischungsgetränke<br />

129 129 127 116 - 10,1<br />

Futtermittelherstellung 100 126 133 104 + 4,0<br />

Süßwarenherstellung 142 keine Angabe 128 keine Angabe<br />

Mahl- und<br />

Schälmühlen<br />

43 52 63 51 + 18,6<br />

Tab. 21: Umsatzentwicklung wichtiger Warenbereiche der sächsischen Ernährungswirtschaft (Betriebe mit 20 und<br />

mehr tätigen Personen)<br />

Im Berichtszeitraum wurden im Rahmen des Programms „Förderung der Marktstrukturverbesserung<br />

und von Zusammenschlüssen“ 42 investive Vorhaben zur Schaffung bzw. zum Ausbau wettbewerbsfähiger<br />

Unternehmen für die Erfassung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />

unterstützt. Fortgeführt wurde auch die Unterstützung von Unternehmen der Ernährungswirtschaft<br />

beim Markteintritt und Marktausbau im Rahmen der staatlichen Absatzförderung u. a. über<br />

geförderte Messeauftritte und Verkaufsfördermaßnahmen.<br />

125


Im Jahr 2009 betrug der durchschnittliche Umsatz pro Beschäftigten in der sächsischen Ernährungswirtschaft<br />

319.082 Euro und lag damit um 16 % höher als der bundesweite Umsatz pro Beschäftigten.<br />

Begründet ist dies vor allem durch die starke sächsische Milchverarbeitung.<br />

4.3.1.5 Bauhauptgewerbe 3)<br />

Das sächsische Bauhauptgewerbe zählte 2009 insgesamt 6.562 Betriebe, knapp 2 % mehr als 2006.<br />

Die Beschäftigung ging im gleichen Zeitraum um ca. 4 % zurück. Abgenommen hat damit auch die<br />

Betriebsgröße von 9 Beschäftigten je Betrieb im Jahr 2006 auf 8,5 Beschäftigte je Betrieb im Jahr<br />

2009.<br />

Der Anteil der Kleinstbetriebe mit weniger als 10 tätigen Personen lag 2009 bei 81,1 % (2006:<br />

79,7 %). Auf diese Betriebsgröße entfielen 28,3 % der tätigen Personen (2006: 28,0 %).<br />

Die Größenklasse der Betriebe mit 100 und mehr tätigen Personen umfasste Ende Juni 2009 mit 68<br />

Betrieben fünf mehr als im Jahr davor. Der Anteil lag wie auch 2006 bei 1,0 %. Mit 23,8 % war der<br />

Anteil der Beschäftigten noch größer als 2006 (22,7 %).<br />

Regional stellt sich die Entwicklung sehr unterschiedlich dar. Während im Direktionsbezirk (DB)<br />

Dresden sowohl die Zahl der Betriebe als auch der Beschäftigten 2009 höher lag als 2006, gingen im<br />

DB Chemnitz Betriebe und Beschäftigte zurück und im DB Leipzig kam es trotz einer leicht ansteigenden<br />

Betriebszahl zu einem Beschäftigungsrückgang.<br />

Land Betriebe Beschäftigte<br />

Direktionsbezirk (DB) 2006 2009 Veränd. 2006 2009 Veränd.<br />

Kreisfreie Städte/Landkreise Anzahl % Anzahl %<br />

DB Chemnitz 2 725 2 715 -0,4 23 385 20 980 -10,3<br />

Chemnitz, Stadt 327 307 -6,1 4 156 2 976 -28,4<br />

Lkr. Erzgebirgskreis 691 719 4,1 5 917 5 409 -8,6<br />

Lkr. Mittelsachsen 568 566 -0,4 4 600 4 302 -6,5<br />

Lkr. Vogtlandkreis 486 482 -0,8 3 783 3 645 -3,7<br />

Lkr. Zwickau 653 641 -1,8 4 929 4 648 -5,7<br />

DB Dresden 2 355 2 473 5,0 21 114 21 962 4,0<br />

Dresden, Stadt 481 476 -1,0 4 366 5 165 18,3<br />

Lkr. Bautzen 533 569 6,8 5 197 4 846 -6,8<br />

Lkr. Görlitz 466 516 10,7 3 656 3 731 2,1<br />

Lkr. Meißen<br />

Lkr. Sächsische Schweiz-<br />

408 407 -0,3 3 784 3 542 -6,4<br />

Osterzgebirge 467 505 8,1 4 111 4 678 13,8<br />

DB Leipzig 1 368 1 374 0,4 13 552 12 823 -5,4<br />

Leipzig, Stadt 460 447 -2,8 5 275 5 069 -3,9<br />

Lkr. Leipzig 526 522 -0,8 4 714 4 071 -13,6<br />

Lkr. Nordsachsen 382 405 6,0 3 563 3 683 3,4<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen 6 448 6 562 1,8 58 051 55 765 -3,9<br />

Tab. 22: Entwicklung von Betrieben und Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Sachsens<br />

3) Ergebnisse der jährlichen Ergänzungserhebung (für 2006 Totalerhebung) im Bauhauptgewerbe, Betriebe und Beschäftigte jeweils zum 30.6.<br />

des Jahres, Gesamtumsatz des Vorjahres<br />

126


Der Gesamtumsatz im Bauhauptgewerbe Sachsens belief sich 2009 auf ca. 5,6 Mrd. Euro, was einem<br />

Rückgang von fast 7 % im Vergleich zu 2006 entspricht. Zwischenzeitlich war der Gesamtumsatz<br />

2008 bis auf ca. 6,0 Mrd. Euro gestiegen. Den größten Anteil des Umsatzes erwirtschafteten die<br />

Betriebe in den Kreisfreien Städten Leipzig (11,6 %), Dresden (10,7 %) und Chemnitz (10,1 %), gefolgt<br />

vom Landkreis Bautzen mit 9,5 %. Den geringsten Anteil weist der Landkreis Görlitz mit 4,7 %<br />

auf.<br />

Die Umsatzentwicklung 2006 bis 2009 (-6,9 %) war regional von stark gegenläufigen Tendenzen<br />

geprägt. Sie reichen von einem Umsatzzuwachs im Vogtlandkreis von 46 % bis zu einem Rückgang<br />

um 52 % in der Stadt Chemnitz.<br />

4.3.1.6 Dienstleistungen<br />

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Bedeutung von Dienstleistungen stetig zugenommen. Der<br />

zwischen 1991 und 2008 in Sachsen von rund 52 auf 71 % (Deutschland 72,5 %) gestiegene Anteil<br />

der Erwerbstätigen im tertiären Sektor ist nur ein Indikator für die dynamische Entwicklung. Allerdings<br />

liegt sowohl die Anzahl der Erwerbstätigen als auch der Anteil an der Bruttowertschöpfung in<br />

Sachsen leicht unter dem Bundesdurchschnitt.<br />

Im Jahr 2009 beschäftigte das Dienstleistungsgewerbe (ausgenommen Handel, Gastgewerbe und<br />

Verkehr) in Sachsen 671.251 Personen und ist damit der größte Arbeitgeber im <strong>Freistaat</strong>. Mit nahezu<br />

zwei Dritteln (65,6 %) weist der Dienstleistungssektor zudem den höchsten Anteil von Frauen unter<br />

den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf.<br />

Aufgeschlüsselt nach Wirtschaftsbereichen zeigt sich in der aktuellen Entwicklung der Jahre 2008<br />

und 2009 4) , dass vor allem die wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie das Gesundheits- und<br />

Sozialwesen mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen von 3,03 % (+5.174 Beschäftige) beziehungsweise<br />

4,82 % (+8.266 Beschäftigte) eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen haben.<br />

Demgegenüber weist der Bereich Erziehung und Unterricht im gleichen Betrachtungszeitraum einem<br />

Beschäftigtenrückgang von 2.019 Beschäftigten (-2,23 %) aus.<br />

Der Anteil des Dienstleistungsgewerbes (einschließlich Handel, Gastgewerbe und Verkehr) an der<br />

Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche im Jahr 2009 betrug 71,6 % . Dieser hohe Wert bestätigt<br />

die große Bedeutung der Dienstleistungen für Sachsens Wirtschaft. Der Umsatz des Bereiches<br />

Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen sank 2009 im Vergleich zum Vorjahr<br />

zwar um 0,2 % (54 Mio. Euro), dagegen konnten im selben Bezugszeitraum private und öffentliche<br />

Dienstleister eine Umsatzsteigerung von 966 Mio. Euro (4,3 %) erzielen.<br />

Die Dienstleistungswirtschaft in Sachsen ist überwiegend kleinteilig strukturiert. Mehr als 80 % der<br />

Unternehmen sind kleinste Unternehmen bis 9 Mitarbeiter. Die Zahl der Betriebe mit mehr als 50<br />

Beschäftigten liegt in nahezu allen Wirtschaftsbereichen deutlich unter 5 %, große Unternehmen<br />

finden sich nur vereinzelt (vgl. Abbildung 32).<br />

Der sektorale Wandel zugunsten der Dienstleistungen dürfte auf absehbare Zeit weiter anhalten.<br />

4) Mit der zweiten Revision der EU-einheitlichen Wirtschaftszweigklassifikation ab 2008 (Strukturerhebung) bzw. 2009 (Konjunkturerhebung)<br />

sind die Ergebnisse vor 2008 nicht mehr direkt vergleichbar.<br />

127


Unternehmen* nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsabschnitten<br />

Handel; Instandhaltung und<br />

Reparatur von Kfz<br />

Verkehr und Lagerei<br />

Gastgew erbe<br />

Information und Kommunikation<br />

Erbringung von Finanz- und<br />

Versicherungsdienstleistungen<br />

Grundstücks- und Wohnungsw esen<br />

Erbringung von freiberufl., w issenschaftl.<br />

und techn. Dienstleistungen<br />

Erbringung von sonstigen w irtschaftl.<br />

Dienstleistungen<br />

Erziehung und Unterricht<br />

Gesundheits- und Sozialw esen<br />

Kunst, Unterhaltung und Erholung<br />

Erbringung von sonstigen<br />

Dienstleistungen<br />

0 20 40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

* Unternehmen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2008<br />

Prozent<br />

Abb. 32: Dienstleistungsunternehmen nach Beschäftigungsgrößenklassen, 31.12.2008<br />

0 bis 9<br />

10 bis 49<br />

50 bis 249<br />

250 und mehr<br />

Im direkten Vergleich der Bruttowertschöpfung der Jahre 2006 und 2009 (vgl. Abbildung 33) verzeichneten<br />

außer dem produzierenden Gewerbe alle Wirtschaftszweige einen Zuwachs. Besonders<br />

die Finanz- und Unternehmensdienstleister mit 5,81 % sowie die privaten und öffentlichen<br />

Dienstleister mit 8,55 % erzielten hohe Wachstumsraten. Die Bruttowertschöpfung des Bereiches<br />

Handel, Gastgewerbe und Verkehr stieg von 12.741 auf 12.887 Mio. Euro, was einem Wachstum von<br />

1,15 % entspricht.<br />

Mio. Euro<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Bruttowertschöpfung nach ausgewählten Wirtschaftsbereichen in jeweiligen Preisen<br />

Produzierendes Gewerbe (inkl.<br />

Baugewerbe)<br />

Handel, Gastgewerbe und<br />

Verkehr<br />

Finanz- und Unternehmensdienstleister<br />

private und öffentliche<br />

Dienstleister<br />

Abb. 33: Bruttowertschöpfung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen in Sachsen 2006 bis 2009<br />

(Quelle: IfM Bonn)<br />

Durch die gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere den demographischen Wandel, werden<br />

haushaltsnahe Dienstleistungen, beispielsweise Pflegeleistungen weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Haushaltsbezogene Dienstleistungen sind weniger konjunkturanfällig als die Industrie und die von<br />

128<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009


ihr abhängigen Dienstleistungen. Sie haben damit gerade in Krisenzeiten eine wichtige stabilisierende<br />

Funktion für die Gesamtwirtschaft.<br />

Auch die Freizeitgestaltung spielt – neben Bildung und Qualifizierung – eine tendenziell weiter zunehmende<br />

Rolle. Die Bereitschaft, für Gesundheit, Wellness, Urlaub, Freizeit und Kultur Geld auszugeben,<br />

wird allerdings stärker von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beeinflusst, als dies bei<br />

den haushaltsnahen Dienstleistungen der Fall ist.<br />

4.3.1.7 Mittelstand und Handwerk<br />

Die sächsische Wirtschaft ist mittelständisch und dabei insbesondere durch kleinbetriebliche Unternehmensstrukturen<br />

geprägt. Unter Zugrundelegung des Kriteriums Umsatzgröße der EU-<br />

Mittelstandsdefinition gehören 99,9 % aller sächsischen Unternehmen zum Mittelstand.<br />

Im Geschäftsjahr 2009 arbeitete nahezu die Hälfte (49 %) aller Erwerbstätigen in Kleinstunternehmen<br />

mit weniger als fünf Mitarbeitern. Weitere 46 % der Beschäftigten arbeiteten in Unternehmen<br />

mit fünf bis 50 Mitarbeitern. Lediglich 1 % der Erwerbspersonen war in großen Unternehmen<br />

mit über 250 Beschäftigten tätig (Quelle: IAB-Betriebspanel).<br />

Mittelständische Unternehmen werden typischerweise von ihren Inhabern geführt. Während im Jahr<br />

2003 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lediglich rund 179.000 Personen selbstständig erwerbstätig waren, wurden<br />

im Jahr 2008 202.000 selbstständig Erwerbstätige gezählt. Der Frauenanteil unter den Selbstständigen<br />

lag 2003 bei 30,2 % und stieg im Jahr 2008 auf 32,2 %.<br />

Nach dem zwischenzeitlichen Höchststand im Jahr 2006 gingen die Selbstständigenzahlen im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen allerdings zurück. Im Jahr 2008 lagen sie um 4,7 % unter denen des Jahres 2007.<br />

Größenklasse<br />

Lieferungen und Leistungen<br />

von ... bis unter … Euro Anzahl Anteil in %<br />

Unternehmen 1<br />

17.500 - 1 Mio. 135.575 91,4<br />

1 Mio. - 5 Mio. 9.930 6,7<br />

5 Mio. - 50 Mio. 2.584 1,7<br />

50 Mio. und mehr 184 0,1<br />

Insgesamt 148.273 100,0<br />

1<br />

Nur umsatzsteuerpflichtige Unternehmen mit mehr als 17.500 Euro Jahresumsatz.<br />

Tab. 23: Unternehmen 2008 in Sachsen nach Umsatzgrößenklassen (Quelle: Statistisches Landesamt Umsatzsteuerstatistik;<br />

Berechnungen des IfM Bonn)<br />

Auf den Direktionsbezirk Leipzig entfällt knapp ein Viertel aller mittelständischen Unternehmen, der<br />

Rest verteilt sich fast gleichmäßig auf die beiden anderen Direktionsbezirke Dresden und Chemnitz.<br />

Für das Handwerk lassen sich ab 2003 ausnahmslos positive, zum Teil sehr starke Wachstumsraten<br />

im Betriebsbestand verzeichnen. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 50.955 handwerkliche Betriebsstätten<br />

ermittelt, im Jahr 2009 waren es 58.613 (+ 15 %).<br />

129


Anzahl<br />

60000<br />

58000<br />

56000<br />

54000<br />

52000<br />

50000<br />

48000<br />

46000<br />

Handwerksbetriebe in Sachsen<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 34: Entwicklung des Betriebsbestandes im Handwerk (Quelle: ZDH)<br />

Handwerksbetriebe<br />

Die Handwerksbetriebe im <strong>Freistaat</strong> Sachsen erzielten 2008 nach Schätzungen des Zentralverbandes<br />

des Deutschen Handwerks (ZDH) im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk ca. 25<br />

Mrd. Euro Umsatz und beschäftigten ca. 27.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Betriebsbesatz<br />

je Tsd. Einwohner ist mit 13,81 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen größer als in den Ostdeutschen Ländern<br />

mit Berlin (12,76) und in Deutschland (11,70).<br />

4.3.1.8 Technologietransfer<br />

Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Steigerung der Innovationskraft sächsischer<br />

mittelständischer Unternehmen steht eine breite Palette von Institutionen und Instrumenten im<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen zur Verfügung. Vor allem Unternehmen, die über keine eigenen Forschungs- und<br />

Entwicklungskapazitäten verfügen, sind auf die Übertragung technologischen Wissens von sog.<br />

Technologiegebern (Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen) angewiesen. Der<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen unterstützt diesen Technologietransfer in der EFRE-Periode 2007 bis 2013 beispielsweise<br />

mit der Richtlinie zur Technologietransferförderung. Danach ist es für Betriebe möglich,<br />

neue Technologien unmittelbar einzukaufen oder unter Einsatz eines Technologiemittlers entsprechende<br />

Beratungsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Sachsen verfügt über eine – auch im<br />

internationalen Maßstab – außergewöhnliche Dichte und Exzellenz universitärer und außeruniversitärer<br />

Forschung. Mit der Förderung des Technologietransfers sollen noch mehr Unternehmen in<br />

Sachsen von diesen Forschungsergebnissen profitieren. Die Förderung soll dazu beitragen, das beste<br />

verfügbare Know-how in sächsische Unternehmen zu bringen, den Technologiebedarf dieser Betriebe<br />

zu decken, die Innovationskraft zu stärken und darüber hinaus die wirtschaftlichen Potenziale des<br />

insgesamt vorhandenen technologischen Wissens besser auszuschöpfen. Technologiegründerzentren<br />

können mittelbar an der Förderung partizipieren, in dem sie als Technologiemittler Dienstleistungen<br />

für Unternehmen erbringen.<br />

130


4.3.2 Einzelhandel<br />

Der demografische Wandel führt im <strong>Freistaat</strong> nicht nur zu rückläufigen Einwohnerzahlen insgesamt,<br />

sondern insbesondere auch zu einem Rückgang des Anteils der erwerbstätigen Bevölkerung und<br />

damit der potenziell kaufkräftigen Kundschaft für den Einzelhandel.<br />

Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft ist im Berichtszeitraum in Sachsen geringfügig gestiegen und<br />

liegt in Sachsen aktuell bei 4.847 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Davon entfallen 1.850 Euro auf die<br />

Nahrungs- und Genussmittel-Branche. Damit liegt Sachsen um mehr als 10 % unter dem Kaufkraftwert<br />

für die Bundesrepublik von 5.398 Euro bzw. 2.043 Euro für Nahrungs- und Genussmittel.<br />

(Quelle: IHK/IBH Retail Consultants Köln)<br />

Trotzdem ist die Gesamtverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen seit der letzten Erhebung 2006 um<br />

1,3 % weiter gewachsen. Bezogen auf die Pro-Kopf-Relation sind dies – auf Grund der zurückgehenden<br />

Bevölkerungszahlen – fast 4 %.<br />

Mit 1,68 m² Verkaufsfläche je Einwohner liegt Sachsen inzwischen deutlich über dem Durchschnittswert<br />

für die Bundesrepublik, der bei 1,49 m² liegt. Spitzenreiter innerhalb des <strong>Freistaat</strong>es ist<br />

der IHK-Bezirk Chemnitz mit 1,79 m² je Einwohner.<br />

Verkaufsfläche 2006 <strong>2010</strong>*<br />

absolut in Quadratmeter<br />

Kammerbezirk Chemnitz* 2.745.390 2.761.125<br />

Kammerbezirk Dresden 2.588.739 2.624.974<br />

Kammerbezirk Leipzig* 1.586.131 1.625.880<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

in Quadratmeter pro Kopf<br />

6.920.260 7.011.979<br />

Kammerbezirk Chemnitz* 1,71 1,79<br />

Kammerbezirk Dresden 1,56 1,61<br />

Kammerbezirk Leipzig* 1,58 1,63<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen 1,62 1,68<br />

* Seit dem 01.08.2008 gehört der ehemalige Landkreis Döbeln nicht mehr zum KB Leipzig, sondern zum KB<br />

Chemnitz. Dadurch sind die Zahlen nur eingeschränkt vergleichbar.<br />

Tab. 24: Verkaufsfläche des Einzelhandels im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: IHK)<br />

In den 90er Jahren fand das Flächenwachstum vor allem auf der „Grünen Wiese“ statt. Nachdem die<br />

Städte ihre Infrastruktur modernisiert und die meisten Eigentumsverhältnisse geklärt hatten, entstanden<br />

neue, moderne Einzelhandelsflächen in den letzten Jahren zunehmend auch in den Innenbereichen<br />

der Städte, insbesondere in den Oberzentren.<br />

Bezogen auf die Struktur des Einzelhandels ist auch in Sachsen weiterhin ein starker Verdrängungswettbewerb<br />

zu verzeichnen. Bei zunehmender Gesamtverkaufsfläche ging die Zahl der Einzelhandelsbetriebe<br />

weiter zurück. Dabei vollzieht sich ein Wandel von kleinteiligen hin zu mehr großflächigen<br />

Betrieben. In Folge des immer stärkeren Wettbewerbsdrucks konzentriert sich der Einzelhandel<br />

an immer weniger Standorten und auf immer weniger Betriebe.<br />

Im Berichtszeitraum wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen keine Factory Outlet Center (FOC) errichtet.<br />

131


Karte 31: Einzelhandelsverkaufsfläche je Einwohner nach Gemeinden<br />

Für die letzten Jahre lassen sich folgende Trends erkennen:<br />

Kleinflächige Fachgeschäfte scheiden unter dem zunehmenden Druck großer Fachmärkte aus dem<br />

Markt aus.<br />

Das Verkaufsflächenwachstum geht mit einer zunehmenden Filialisierung einher.<br />

Neu entstehende Märkte werden immer größer, in der Nahrungsmittelbranche hält der Trend<br />

zum Discounter an, auch innerhalb von Shopping-Malls.<br />

Neue Standorte wurden selten städtebaulich integriert, sind grundsätzlich auf autoorientierte<br />

Kundschaft ausgerichtet und bringen damit hohe Erschließungskosten mit sich.<br />

Abb. 35: Centrum-Galerie Dresden (Foto: SMI), Innenstadt von Grimma (Foto: CIMA)<br />

132


Von der erfreulichen Entwicklung der Rückkehr des Einzelhandels in die Innenstädte der Oberzentren<br />

konnte der inhabergeführte Facheinzelhandel nicht profitieren. Auch in den neu gebauten oder erweiterten<br />

„Einkaufstempeln“ finden sich zum großen Teil Filialisten großer Handelsketten, Discounter<br />

und große Fachmärkte. Kleine ortansässige Einzelhändler stehen demgegenüber vor der Herausforderung,<br />

sich in Nebenlagen zu behaupten.<br />

Die aktuelle Größenstruktur der ca. 35.900 Einzelhandelsbetriebe in Sachsen zeigt die Auswirkungen<br />

der oben beschriebenen Trends. Fast 60 % der Verkaufsflächen sind großflächigen Einzelhandelseinrichtungen<br />

zuzuordnen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die (baurechtliche) Untergrenze für<br />

großflächigen Einzelhandel seit 2005 bei 800 Quadratmetern Verkaufsfläche liegt. Zahlreiche Discounter<br />

und Fachmärkte bewegen sich aber noch im Bereich zwischen 400 und unter 800 Quadratmetern.<br />

Das heißt, dass längst nicht alle Einzelhandelsobjekte, die unter der „Großflächigkeitsgrenze“<br />

liegen, dem klassischen Einzelhandelsbetrieb entsprechen, der heute unter dem Betriebstyp<br />

„Fachgeschäft“ (max. ca. 100 m² Verkaufsfläche) erfasst wird.<br />

Kammerbezirk<br />

Leipzig<br />

Kammerbezirk<br />

Dresden<br />

Kammerbezirk<br />

Chemnitz<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche<br />

56,4<br />

61,8<br />

59,4<br />

59,6<br />

43,6<br />

38,2<br />

40,6<br />

40,4<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 36: Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: IHK)<br />

großflächig<br />

kleinteilig<br />

Prozent<br />

Besonders in der Nahrungs- und Genussmittelbranche als Säule der Nahversorgung wird deutlich,<br />

dass kleinflächige Handelsformen („Tante-Emma-Läden“) drastisch zurückgehen. Vor allem in ländlichen<br />

Gemeinden sind häufig nur noch Bäcker und Fleischer in dieser Größenordnung vertreten, wobei<br />

auch hier die Filialisierung zugenommen hat.<br />

Im Ländlichen Raum gibt es – wie aus Karte 31 ersichtlich – bereits erste Gemeinden, in denen<br />

überhaupt kein stationärer Einzelhandel mehr zu finden ist.<br />

Die Zulassung von überdimensionierten Einzelhandelseinrichtungen in nichtzentralen Orten, die zum<br />

großen Teil noch auf Baurecht aus den 90er Jahren beruht, führt u. a. dazu, dass die Nahversorgung<br />

in den Grund- und Mittelzentren immer mehr unterminiert wird und die Ansiedlungs-Kommunen<br />

mit erhöhtem Aufwand für die nötigen Verkehrsinfrastrukturen (Erschließung, Parkplätze …) konfrontiert<br />

werden.<br />

133


Karte 32: Anteil des großflächigen Einzelhandels an der Gesamtverkaufsfläche<br />

Im Berichtszeitraum hat sich das Sächsische Staatsministerium des Innern darum bemüht, dass die<br />

Gemeinden diejenigen Bebauungspläne, die Zielen der Raumordnung im Bereich Handel widersprechen,<br />

den Zielen der Raumordnung anpassen. Betroffen sind solche Bebauungspläne, die Sondergebietsflächen<br />

für großflächigen Einzelhandel ausweisen, obwohl den Standortgemeinden gemäß LEP<br />

2003 keine entsprechende zentral-örtliche Funktion zukommt (Z 6.2.1). Die Prüfung der prioritär<br />

anzupassenden Bebauungspläne in den Landesdirektionen ist abgeschlossen. Teilweise wurden Bebauungspläne<br />

angepasst. Teilweise hat die Prüfung ergeben, dass eine Anpassung ins Leere gehen<br />

würde, da die Bebauungspläne sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht vollständig<br />

realisiert sind. In einer dritten Fallgruppe laufen die Anpassungsbemühungen bzw. das Verfahren<br />

noch, wobei in einem Verfahren voraussichtlich diese Anpassung mit kommunalaufsichtlichen Mitteln<br />

durchgesetzt werden muss.<br />

Bezüglich der in den Grundzentren gelegenen Bebauungspläne mit Ausweisungen zu großflächigem<br />

Einzelhandel sind die Prüfungen, inwieweit die Ausnahmeregelung des LEP 2003 (Z 6.2.2) greift,<br />

noch nicht abgeschlossen. Die Gespräche mit den Gemeinden werden fortgesetzt, um nach Möglichkeit<br />

ggf. eine konsensuale Anpassung der Bebauungspläne zu erreichen.<br />

Die Bedingungen für den Einzelhandel müssen auch in Nebenlagen und in den Innenstädten kleinerer<br />

Orte weiter erhalten und gestaltet werden. Als ein Instrument zur Unterstützung dieser Lagen<br />

soll im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein Gesetz zur Aufwertung innerstädtischer Quartiere (BID-Konzept) zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

134


4.3.3 Rohstoffsicherung und Rohstoffabbau<br />

4.3.3.1 Rohstoffsicherung<br />

Im LEP 2003 wurde mit der Karte 9 „Sicherungswürdigkeit der Steine und Erden-Rohstoffe, aktiver<br />

Bergbau, Braunkohlenressourcen“ in Verbindung mit Kapitel 7 “Rohstoffsicherung“ eine fundierte<br />

Grundlage für die Ausweisung von Rohstoffsicherungsflächen vorgelegt.<br />

Die Sicherung von oberflächennahen Rohstoffen erfolgte gemäß LEP 2003 in den fortzuschreibenden<br />

Regionalplänen durch die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten. Dabei ist wesentlich,<br />

dass geeignete Lagerstätten im Sinne einer nachhaltigen Rohstoffvorsorge bis weit über die nächsten<br />

40 Jahre raumordnerisch vor Über- bzw. Verbauung oder Zerschneidung geschützt werden sollen.<br />

Mit der Ausweisung von Vorbehaltsgebieten soll dem Aspekt der Rohstoffbereitstellung bei allen<br />

künftigen Planungen Rechnung getragen werden. Grundlage für die Ausweisung in den Regionalplänen<br />

waren die von der Fachbehörde gelieferten Flächenvorschläge.<br />

Mit den Ausweisungen wird in den Regionen der prognostizierte Bedarf für 40 Jahre für die Rohstoffgruppen<br />

Festgesteine, Kiese, Sande und tonige Gesteine weitgehend gedeckt. Geringe Defizite<br />

bestehen in den Regionen Chemnitz/Erzgebirge, Oberes Elbtal-Osterzgebirge und Westsachsen bei<br />

der langfristigen Sicherung (>40 Jahre) von Festgestein, Kiessand und, soweit vorhanden, Kaolin.<br />

Die raumordnerischen Voraussetzungen für einen Braunkohlenabbau bis nach 2040 sind im Braunkohlenplan<br />

Nochten (Laufzeit bis 2050) geschaffen worden.<br />

Die aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen auf dem internationalen<br />

Rohstoffmarkt waren Anlass, die Abbauwürdigkeit der sächsischen Spat- und Erzvorkommen neu zu<br />

beurteilen. Mit der Bewertung wurde 2008 für 139 Vorkommen eine fachliche Grundlage geschaffen,<br />

um die Nutzung dieses Rohstoffpotenzials zu fördern und als Investitionsanreiz zu wirken. Die<br />

Untersuchungsergebnisse bilden mit weiteren Detailuntersuchungen die Grundlage für die Rohstoffsicherung<br />

dieser Bodenschätze in der künftigen Landesplanung.<br />

4.3.3.2 Rohstoffabbau<br />

Der Abbau von Bodenschätzen umfasst in Sachsen die Gewinnung von<br />

Festgesteinen,<br />

Kiesen und Sanden (einschließlich Spezialsanden),<br />

Kaolinen, Spezialtonen, Ziegelrohstoffen und<br />

Braunkohle.<br />

Steine und Erden-Bergbau<br />

Die in der Branche tätigen Unternehmen fördern nahezu alle für die regionale Bauwirtschaft notwendigen<br />

Rohstoffe.<br />

Im Jahr 2009 wurden in 294 unter Bergrecht produzierenden Gewinnungsbetrieben insgesamt ca.<br />

31,5 Mio. t Steine- und Erden-Rohstoffe gefördert. Nach einem merklichen Anstieg im Jahr 2006 ist<br />

die Förderung von Steine- und Erden-Rohstoffen kontinuierlich zurückgegangen und bis zum Jahr<br />

2009 bei Kiesen und Kiessanden um rund 20 %, bei Festgesteinen um rund 10 % gegenüber der<br />

Förderung des Jahres 2005 gesunken.<br />

135


2005 2006 2007 2008 2009<br />

Kies + Kiessande 13.584 14.721 13.460 11.403 11.632<br />

Festgestein 19.981 21.905 18.441 17.671 17.190<br />

Sonstige SE-Bodenschätze 4.426 3.696 4.116 3.309 2.604<br />

Steine- und Erden-Gewinnung gesamt 37.991 40.322 36.017 32.383 31.426<br />

Tab. 25: Entwicklung der Fördermengen bei Steine- und Erden-Rohstoffen von 2005 bis 2009 (in Kilotonnen)<br />

Die Anzahl der fördernden Betriebe ist in den vergangenen Jahren fast unverändert geblieben. Nach<br />

wie vor unterscheiden sich wesentliche Kenngrößen der einzelnen Betriebe, wie Fördermenge, Mitarbeiterzahl<br />

und Flächeninanspruchnahme, zum Teil erheblich. Die Fördermengen der einzelnen Betriebe<br />

reichen von weniger als 50.000 t bis über 2 Mio. t pro Jahr.<br />

Die gesamte Flächeninanspruchnahme der Steine- und Erden-Betriebe inkl. Betriebsflächen beträgt<br />

gegenwärtig zwischen 0,2 und 0,3 % der Landesfläche des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />

Trotz des Nachfragerückganges entspricht der Pro-Kopf-Verbrauch an Steine- und Erden-Rohstoffen<br />

in Sachsen mit ca. 10 t/Jahr dem langjährigen Bundesdurchschnitt. Geht man davon aus, dass in<br />

Sachsen im Vergleich zu den westdeutschen Ländern insbesondere im Straßenbau weiterhin Nachholbedarf<br />

besteht, wird auch in den nächsten Jahren mit einem vergleichbaren Baustoffbedarf zu<br />

rechnen sein. Nach heutigem Stand der Technik wird dabei der Einsatz von Recycling-Material keinen<br />

entscheidenden Einfluss auf das Marktverhalten ausüben, da der Einsatzbereich dieses Materials<br />

begrenzt ist. Die Endprodukte der Steine- und Erden-Bergbaubetriebe sind zum überwiegenden Teil<br />

Massengüter, deren Transport aufgrund der begrenzten Marktpreise nur in einem bestimmten Radius<br />

(kleiner 90 km) wirtschaftlich durchführbar ist. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitgehend<br />

flächendeckend Steine- und Erden-Bergbaubetriebe in Sachsen zu betreiben sowie vorhandene<br />

Lagerstätten zu schützen.<br />

Braunkohlen-Bergbau<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist mit seinen Anteilen am Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlenrevier<br />

eines der drei großen Braunkohlenländer im Bundesgebiet. Die Förderung von mehr als 30 Mio. t<br />

Rohbraunkohle (2009) entspricht einem Anteil von etwa 18 % in Deutschland bzw. 3,5 % der weltweit<br />

gewonnenen Rohbraunkohle. Die Braunkohle ist ein wichtiger Pfeiler der Stromversorgung und<br />

der einzige heimische Energieträger, der in Deutschland in großem Umfang subventionsfrei zu international<br />

wettbewerbsfähigen Preisen längerfristig zur Verfügung steht. Die Sächsische Staatsregierung<br />

hat mit einer klaren energiepolitischen Position den Rahmen für einen langfristigen Braunkohlenabbau<br />

in einem umweltverträglichen, aber auch wirtschaftlichen Maß vorgegeben. Braunkohlengewinnung<br />

und die darauf aufbauende Energieerzeugung tragen auch wesentlich zur Wertschöpfung<br />

und zur Arbeitsplatzsicherung in den Braunkohlengebieten bei.<br />

In Sachsen werden die Lausitzer Braunkohlentagebaue Nochten und Reichwalde von der Vattenfall<br />

Europe Mining AG (VEM) und der Tagebau Vereinigtes Schleenhain im Mitteldeutschen Revier von<br />

der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) betrieben. Die MIBRAG mbH betreibt<br />

darüber hinaus im Mitteldeutschen Revier den die Landesgrenze überschreitenden Tagebau Profen,<br />

dessen Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt liegt, der aber auch Baufeldteile auf sächsischem Gebiet<br />

umfasst. Rechtliche Grundlage für die Gewinnung sind die Braunkohlenpläne (siehe Kapitel 2.1.4)<br />

und die bergrechtlichen Zulassungen.<br />

Da der Lausitzer Braunkohletagebau Nochten künftig Teilflächen der Orte Trebendorf und Schleife in<br />

Anspruch nehmen muss, sind Teilumsiedlungen dieser Orte erforderlich. Die Sächsische Staatsregierung<br />

und Vertreter der Region unterzeichneten am 17. September 2008 den Trebendorf-Vertrag als<br />

136


Grundlagenvertrag für die erforderliche Teilumsiedlung des Ortes Trebendorf. Die Erschließungsarbeiten<br />

für den Umsiedlungsstandort in Trebendorf begannen im Jahr 2009. Ab <strong>2010</strong> sollen baureife<br />

Grundstücke für etwa 180 Umsiedler bereit stehen. Nach Unterzeichnung des Grundlagenvertrages<br />

zur Teilumsiedlung der Ortschaft Schleife begann auch hier die Planung für die Umsiedlung von<br />

etwa 70 Einwohnern bis zum Jahr 2013.<br />

Abb. 37: Verlauf der Kohlebandanlage vom Tagebau Reichwalde zum Kraftwerk Boxberg (Luftbild: GeoSN 2008)<br />

Der Tagebau Reichwalde war seit dem Oktober 1999 gestundet. Die Wasserhebung und Sonderbereiche,<br />

wie die Aschespülstelle, wurden aber weiter betrieben. Die Wiederaufnahme des Betriebes erfolgte<br />

am 7. April <strong>2010</strong>. Zuvor wurde die vorhandene Tagebautechnik modernisiert und den aktuellen<br />

gesetzlichen Erfordernissen angepasst. Eine ca. 12 km lange Kohlebandanlage zur Förderung der<br />

abgebauten Braunkohle aus dem Tagebau Reichwalde bis zum Kraftwerk Boxberg wurde mit Planfeststellungsbeschluss<br />

vom 14. Dezember 2009 zugelassen und wird im Auftrag der Firma Vattenfall<br />

Europe Mining AG errichtet.<br />

Die in Sachsen geförderte Braunkohle wird fast ausschließlich direkt in den Kraftwerken Boxberg<br />

(Lausitz) und Lippendorf (Südraum Leipzig) verstromt, nur ein geringer Teil wird zu hochwertigen<br />

Brennstoffen veredelt. Am Kraftwerksstandort Boxberg wird derzeit ein 675 MW-Kraftwerksblock<br />

neu errichtet.<br />

Braunkohlenrevier 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Revier Mittelsachsen 12.895 14.616 12.727 12.719 13.856<br />

Revier Lausitz 19.022 18.924 19.401 18.262 16.354<br />

Braunkohleförderung gesamt 31.917 33.540 32.128 30.981 30.210<br />

Tab. 26: Entwicklung der Fördermengen der Braunkohlenförderung von 2005 bis 2009 (in Kilotonnen)<br />

137


4.3.4 Tourismus<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist eines der beliebtesten Kurzreiseziele Deutschlands. Für den internationalen<br />

Tourismus sind es vor allem die Kunstschätze und Kulturereignisse, die Besucher aus aller Welt auf<br />

Sachsen aufmerksam machen. Große Anziehungskraft besitzen die Großstädte, aber auch zahlreiche<br />

kleinere Städte mit historischen Stadtkernen. Reizvolle Landschaften bieten mit ihren abwechslungsreichen<br />

Urlaubsangeboten breitgefächerte Kur- und Erholungsmöglichkeiten.<br />

Die im LEP 2003 enthaltenen Ziele und Grundsätze zum Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus<br />

konnten in weiten Teilen umgesetzt werden (insbesondere Z 8.2 bis 8.6). Der Ausbau der Infrastruktur,<br />

einschließlich baulicher Höhepunkte wie die Wiedererrichtung der Frauenkirche in Dresden,<br />

sowie die ständige Erweiterung und Angebotsqualifizierung der Freizeiteinrichtungen in den urbanen<br />

Zentren oder ihrem Umland, wie u. a. der Belantis-Park bei Leipzig, haben die Voraussetzungen geschaffen<br />

für einen substanziellen Zuwachs des Gästeaufkommens im Berichtszeitraum. Gleiches gilt<br />

für die traditionellen, landesweit bedeutsamen Tourismusregionen sowie für die Städte, die mit ihren<br />

historisch wertvollen baulichen Strukturen als Träger der weiteren Entwicklung des Tourismus im<br />

Kulturreiseland Sachsen fungieren. In Verwirklichung des LEP 2003 entstehen in den Bergbaufolgelandschaften<br />

in touristischer Nutzung als „Leipziger Neuseenland“ und „Lausitzer Seenland“ neue<br />

Destinationen mit einem eigenständigen Profil (G 8.4).<br />

Karte 33: Reisegebiete sowie Kur- und Erholungsorte in Sachsen<br />

Die Beachtung der LEP-Grundsätze als konzeptionelles Gerüst beförderte die Entwicklung des Tourismus<br />

im ländlichen Raum zur zweiten Säule der sächsischen Tourismuswirtschaft (G 8.1 - G. 8.14).<br />

Durch konsequente Förderung touristischer Basiseinrichtungen und Vernetzung mit der Verkehrs-<br />

138


infrastruktur konnte sowohl die Quantität als auch die Qualität der touristischen Angebote weiter<br />

gesteigert werden. Dazu trug auch die Umsetzung der in Grundsatz G 8.9 angestrebten Erhaltung<br />

des Bestandsschutzes bzw. Neuprädikatisierung staatlich anerkannter Kur- und Erholungsorte bei.<br />

Reisegebiete und Gästezahlen<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hatte im Berichtszeitraum ein jährliches Gästeaufkommen zwischen 5,8 und<br />

fast 6 Mio. Gästeankünften sowie zwischen 15,5 und 15,9 Mio. Übernachtungen.<br />

Die drei Großstädte haben am Gesamttourismus Sachsens im Berichtszeitraum mit 46 % der Ankünfte<br />

und 35 % der Übernachtungen einen hohen Anteil.<br />

Gäste-Ankünfte<br />

1.800.000<br />

1.600.000<br />

1.400.000<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

Oberlausitz-<br />

Niederschl.<br />

Sächs.<br />

Schweiz<br />

Sächs.<br />

Elbland<br />

Ankünfte nach Reisegebieten<br />

Erzgebirge Sächs.<br />

Burgen- u.<br />

Heideland<br />

Reisegebiete<br />

Vogtland Dresden Leipzig Chemnitz<br />

Abb. 38: Entwicklung der Gäste-Ankünfte nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009<br />

Übernachtungen<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

Oberlausitz-<br />

Niederschl.<br />

Sächs.<br />

Schweiz<br />

Sächs.<br />

Elbland<br />

Übernachtungen nach Reisegebieten<br />

Erzgebirge Sächs.<br />

Burgen- u.<br />

Heideland<br />

Reisegebiete<br />

Vogtland Dresden Leipzig Chemnitz<br />

Abb. 39: Entwicklung der Gäste-Übernachtungen nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

139


Unter den sächsischen Reisegebieten außerhalb der Großstädte zählte das Erzgebirge im Zeitraum<br />

2006 bis 2009 mit insgesamt 3,8 Mio. Personen die meisten Gäste (bei 11,4 Mio. Übernachtungen),<br />

gefolgt vom Sächsischen Burgen- und Heideland (2,3 Mio. Gäste mit 6,6 Mio. Übernachtungen) und<br />

der Region Oberlausitz-Niederschlesien (2,1 Mio. Gäste mit ca. 6 Mio. Übernachtungen).<br />

Herkunft der Touristen<br />

Immer mehr ausländische Touristen erschließen sich das Reiseland Sachsen. Im Jahr 2009 erreichten<br />

sie einen Anteil von ca. 10 % an der Gesamtbesucherzahl. Dabei widerspiegeln die Gästezahlen des<br />

Jahres 2009 den Trend seit 2006: Die meisten Touristen kommen aus den USA, gefolgt von den Niederlanden<br />

und Österreich. Wie für die deutschen Besucher, erwiesen sich für die internationalen<br />

Gäste vor allem die Städte Dresden und Leipzig als Besuchermagnete. Etwa 40 % der jährlich rund<br />

600.000 ausländischen Gäste kann die Stadt Dresden für sich verbuchen. Fast 30 % besuchten die<br />

Stadt Leipzig (Tendenz steigend).<br />

Gäste 2006 2007 2008 2009<br />

gesamt 5.975.861 100,0 % 5.815.921 100,0 % 5.911.979 100,0 % 5.964.696 100,0 %<br />

Inland 5.392.288 90,2 % 5.242.254 90,1 % 5.296.153 89,6 % 5.361.310 89,9 %<br />

Ausland 583.573 9,8 % 573.667 9,9 % 615.826 10,4 % 603.386 10,1 %<br />

Tab. 27: Gästeaufkommen in Sachsen 2006 bis 2009<br />

Beherbergungsbetriebe<br />

Zum Stichtag 31.7.2009 gab es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2.097 geöffnete Beherbergungsbetriebe mit<br />

neun oder mehr Betten. Damit hat sich die Zahl der Betriebe seit 2006 (2.088 Betriebe) nur geringfügig<br />

erhöht. Deutlich stärker ist die Zahl der angebotenen Betten von 111.368 im Jahre 2006 auf<br />

116.669 im Jahre 2009 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme um fast 5 %. Die Wiedereröffnung<br />

der Frauenkirche und die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 haben u. a. dazu geführt,<br />

dass sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen in diesem Jahr Spitzenwerte erzielt<br />

wurden. Nach entsprechender Abnahme in den darauf folgenden Jahren konnten 2009 wieder ähnlich<br />

hohe Werte erreicht werden. Dem allgemeinen Trend zu Kurzreisen folgend, hat sich die Verweildauer<br />

der Gäste minimal verringert.<br />

Beherbergungsbetriebe 2006 2007 2008 2009<br />

Betriebe 2.088 2.053 2.097 2.097<br />

Betten 111.368 111.410 115.309 116.669<br />

Auslastung (%) 40,80 39,70 38,60 38,00<br />

Tab. 28: Betriebe und Bettenzahlen im Beherbergungsgewerbe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />

Die verschiedenen Betriebsarten haben sich in den vergangenen vier Jahren unterschiedlich entwickelt.<br />

Den größten Gästezuwachs konnten die Pensionen verbuchen (Ankünfte: +9 % und Übernachtungen:<br />

+6 %). Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei den Vorsorge- und Reha-Kliniken und den<br />

Hotels Garni verlaufen. Rückläufig dagegen war in Sachsen die Nachfrage nach Ferienhäusern und<br />

Ferienwohnungen (Ankünfte: -12 % und Übernachtungen: -18 %), wobei aufgrund einer Änderung<br />

der statistischen Erhebung kein direkter Vergleich möglich ist. Auch die Gasthöfe mussten bei Einbußen<br />

von -8 % bei den Ankünften und -6 % bei den Übernachtungen ein negatives Fazit ziehen.<br />

140


Karte 34: Übernachtungen in Gästebetten des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2009<br />

Städte- und Kulturtourismus<br />

Der Städte- und Kulturtourismus bildet weiterhin den Kern der Entwicklung des Tourismus in Sachsen.<br />

Hier sind die größten Zuwächse bei Ankünften und Übernachtungen zu verzeichnen. Daraus<br />

ergeben sich positive Sekundäreffekte, insbesondere bei den Umsätzen in Kultureinrichtungen, im<br />

Handel und in der Gastronomie.<br />

Die Bewerbung Sachsens als Kulturreiseland Nr.1 in Deutschland hat sowohl auf dem nationalen als<br />

auch auf dem internationalen Tourismusmarkt eine positive Wirkung gezeigt. Die große Zahl historisch<br />

interessanter Städte und hochwertiger Kulturangebote verspricht eine mittel- bis langfristige<br />

Erschließung und Bindung zahlungskräftiger Gästepotenziale. Der Trend zu kürzeren, dafür aber<br />

exklusiveren Reisen kommt Sachsen dabei zugute. Neben den weltweit bekannten und nachgefragten<br />

Zielen wie Dresden und Leipzig kommen zunehmend auch die traditionsreichen Städte im Erzgebirge<br />

sowie Görlitz, Meißen oder Torgau mit ihren historischen Stadtkernen und entsprechenden<br />

kulturellen Angeboten in den Blickpunkt der Reisenden.<br />

Tourismus im ländlichen Raum<br />

Außerhalb der Städte werden in zunehmendem Maße die Angebote des Aktivtourismus angenommen.<br />

Insbesondere im ländlichen Raum fanden Radfahren, Wandern und Tourismus am Wasser<br />

wachsenden Zuspruch, für den mit dem Ausbau überregionaler Radfernwanderwege (u.a. Elbe-,<br />

Spree-, Frosch- und Oder-Neisse-Radweg) und Wanderwege (Vogtlandpanorama- oder Malerweg)<br />

sowie mit der Entwicklung der neuen Seenlandschaften (Lausitzer Seenland und Leipziger Neuseenland)<br />

die notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden.<br />

141


Mehr als die Hälfte aller touristischen Ankünfte wurden im Berichtszeitraum in den ländlichen Gebieten<br />

Sachsens registriert. Bei den Übernachtungen ist der Anteil noch größer. Etwa zwei Drittel<br />

aller Übernachtungen fanden in den ländlichen Regionen Sachsens statt. Hier liegt die Verweildauer<br />

um gut einen Tag höher als in den Städten.<br />

Abb. 40: Modernisierung bestehender<br />

Ferienwohnungen „Kleiner<br />

Zschirnsteinhof“ in Kleingießhübel/<br />

Sächs. Schweiz (Foto: SMUL)<br />

Die Förderung des Tourismus im ländlichen Raum in Sachsen ist deshalb integrierter Teil der ländlichen<br />

Entwicklung. Sie dient der Erhöhung der Wertschöpfung sowie der Diversifizierung der Wirtschaft<br />

im ländlichen Raum und damit der Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in zumeist<br />

strukturschwachen Gebieten. Dabei wird auf eine marktgerechte Entwicklung des Landtourismus<br />

unter Berücksichtigung von naturräumlichen Potenzialen zur Steigerung der Attraktivität Sachsens<br />

als Reiseziel besonderer Wert gelegt.<br />

Kur- und Erholungsorte<br />

Zum 31.12.2009 waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gemäß Sächsischem Kurorte-Gesetz (SächsKurG) 14<br />

Gemeinden berechtigt, die Bezeichnung „Staatlich anerkannter Kurort“ für das gesamte Gemeindegebiet<br />

oder für einen definierten Gemeindeteil zu führen. Damit ist die Zahl der Kurorte im Vergleich<br />

zu 2006 unverändert geblieben. Die Zahl der Gemeinden mit dem Prädikat „Staatlich anerkannter<br />

Erholungsort“ hat sich von 64 auf 65 erhöht (siehe auch Karte 33).<br />

Die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen in den Kur- und Erholungsorten hat sich im Berichtszeitraum<br />

weiter positiv entwickelt.<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Ankünfte 573.525 960.568 923.193 1.010.409<br />

Übernachtungen 2.735.580 4.222.028 4.061.566 4.375.291<br />

Tab. 29: Ankünfte und Übernachtungen in Kur und Erholungsorten 2006 bis 2009<br />

142


4.3.5 Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

Die sächsische Landwirtschaft erzeugt landwirtschaftliche Produkte auf etwa der Hälfte der Fläche<br />

des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Neben ihren wirtschaftlichen Funktionen erlangte die Land- und Forstwirtschaft<br />

Bedeutung als<br />

Sicherung der Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />

unabdingbare Erwerbs- und Lebensrauminfrastruktur für Menschen, Flora und Fauna (z. B. ländlicher<br />

Tourismus, Dienstleistungs- und verarbeitendes Kleingewerbe),<br />

wichtige Grundlage für einen funktionsfähigen Naturhaushalt,<br />

wesentlicher Bestandteil einer wirksamen Hochwasserschutzstrategie in der Fläche und<br />

wichtiger Baustein für die Strategie, in Europa unabhängiger im Energie- bzw. Rohstoffbereich<br />

zu werden (erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe).<br />

In der Land-, Fischerei- und Forstwirtschaft waren 2009 ca. 41.700 Erwerbstätige registriert. Das<br />

entspricht einem Anteil von etwas mehr als 2 % der Erwerbstätigen in Sachsen insgesamt. Die Produktivität<br />

der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft liegt zwar noch unter der der anderen Wirtschaftszweige,<br />

in den letzten Jahren waren jedoch enorme Steigerungen zu verzeichnen. Zurückzuführen<br />

sind diese Verbesserungen auf das umfangreiche Rationalisierungs- und Investitionsgeschehen,<br />

die guten und stabilen Betriebsstrukturen sowie den hohen Qualifizierungsstand der Beschäftigten.<br />

Trotz des Wettbewerbsdruckes durch die zunehmende Globalisierung und Liberalisierung der<br />

Agrarmärkte ist es gelungen, die Beschäftigungszahlen seit 2006 stabil zu halten.<br />

4.3.5.1 Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft, Garten- und Weinbau<br />

Landwirtschaft<br />

Von den 2007 in der Landwirtschaft beschäftigten 42.274 Personen (nächste amtliche Arbeitskräfteerfassung<br />

erst <strong>2010</strong>) waren 33.062 ständig Beschäftigte (Familien-Arbeitskräfte und ständige familienfremde<br />

Arbeitskräfte), davon waren ca. 60 % in Vieh haltenden Betrieben tätig. Hinzu kommen<br />

9.212 nicht ständig Beschäftigte vorwiegend in Dauerkultur- und Gartenbauunternehmen, aber auch<br />

in Ackerbaubetrieben.<br />

Die Strukturvielfalt bei den sächsischen Landwirtschaftsbetrieben sichert weiterhin sowohl die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft insgesamt als auch die Erfüllung ihrer zahlreichen sozialen,<br />

kulturellen und ökologischen Funktionen. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag 2009 mit<br />

130 ha weit über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Der Entzug von Landwirtschaftsflächen zugunsten von Erholungsflächen, Gebäude- und Freiflächen<br />

sowie von Verkehrsflächen hat sich fortgesetzt (siehe auch Kap. 3.4). Diese Entwicklung konzentriert<br />

sich vorrangig auf die Verdichtungsräume, erhöht dort aber die Kosten der Flächennutzung (Pacht-<br />

und Kaufpreise). Andererseits nahm im Zeitraum 2006 bis 2009 der Pachtflächenanteil der Unternehmen<br />

stetig (von 90 auf 86 %) zugunsten des Bodeneigentums (Anstieg von 10 auf 14 %) ab.<br />

Insbesondere die weitere Privatisierung der zurzeit in Sachsen noch ca. 27.000 ha umfassenden<br />

Treuhandflächen der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -Verwaltungsgesellschaft (BVVG) über<br />

das Neue Privatisierungskonzept (NPK 2007-2009) und die Neuen Privatisierungsgrundsätze (NPG ab<br />

<strong>2010</strong>) wird den Anteil des Bodeneigentums an den landwirtschaftlichen Flächen bis 2025 weiter<br />

ansteigen lassen.<br />

143


Landwirtschaftliche Betriebe nach Betriebsformen 2009<br />

Ackerbaubetriebe<br />

29%<br />

Gartenbaubetriebe<br />

1%<br />

nichtlandw .<br />

Primärprod.<br />

4%<br />

Verbundbetriebe<br />

24%<br />

Dauerkulturbetriebe<br />

1%<br />

Abb. 41: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen 2009<br />

Futterbaubetriebe<br />

37%<br />

Veredlungsbetriebe<br />

Schäferei- 1%<br />

betriebe<br />

3%<br />

Im Berichtszeitraum wurden in den Regionalplänen regional bedeutsame Flächen für die landwirtschaftliche<br />

Produktion als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft ausgewiesen (überwiegend Böden<br />

mit Bodenwertzahlen über 50). Trotzdem konnten damit nicht in allen Landesteilen landwirtschaftlich<br />

wertvolle Flächen für die landwirtschaftliche Produktion gesichert werden.<br />

Die positive Entwicklung des ökologischen Landbaus hat sich auf niedrigem Niveau fortgesetzt. Die<br />

Zahl der Erzeugerbetriebe ist in den Jahren 2006 bis 2009 von 279 auf 405 gestiegen und hat sich<br />

damit um 45 % erhöht. Die Entwicklung der Fläche von 23.450 ha auf 32.310 ha bedeutet eine Steigerung<br />

um 37,8 %. Von dem insgesamt 8.860 ha Flächenzuwachs entfallen allein rund 5.000 ha auf<br />

das Jahr 2009, wozu in erster Linie die ab 2009 erhöhten Förderprämien für den ökologischen Landbau<br />

im Rahmen des Agrarumweltprogramms beigetragen haben.<br />

Ökologischer Landbau 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Entwicklung<br />

2005 bis 2009<br />

in %<br />

landw. Betriebe gesamt 279 293 334 350 405 +45,2<br />

Fläche der Unternehmen<br />

(LF in ha)<br />

23.450 25.053 26.965 27.324 32.310 +37,8<br />

Anteil an der LF von<br />

Sachsen in %<br />

2,5 2,8 2,9 3,0 3,5 +1,0<br />

Durchschnittliche Betriebsgröße<br />

(LF in ha)<br />

84,1 85,5 80,7 78,1 79,8 -5,1<br />

Tab. 30: Entwicklung Betriebe und Fläche im ökologischen Landbau (Quelle: LfULG, Meldungen der Kontrollstellen)<br />

144


Damit konnte das auch im LEP 2003 festgehaltene Bestreben des <strong>Freistaat</strong>es, die ökologisch bewirtschaftete<br />

Fläche in Sachsen kontinuierlich zu erhöhen, weiter umgesetzt werden. Allerdings lag der<br />

Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Sachsen 2009 bei 3,5 % der Landwirtschaftsflächen<br />

und damit noch deutlich unter der im LEP festgehaltenen Zielgröße von 10 % (Z 9.3). Die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße ist mit 79,8 ha gegenüber 84,1 ha im Jahr 2006 leicht rückläufig.<br />

Die Tierhaltung ist mit ca. 42 % am Produktionswert der gesamten Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

beteiligt und damit eine tragende Säule. Die Viehbestände haben sich in den vergangenen<br />

Jahren überwiegend stabilisiert. Rückgänge sind bei Schafen zu verzeichnen, insbesondere aufgrund<br />

unbefriedigender Markterlöse. Bei Milchkühen sank der Bestand infolge von Leistungssteigerungen<br />

und der Limitierung der Erzeugung aufgrund der bestehenden Milchquote. Mit einer Milchleistung<br />

von 8.891 kg je Kuh und Jahr nimmt die sächsische Milcherzeugung einen Spitzenplatz in Deutschland<br />

ein. Der Schweinebestand in Sachsen befindet sich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau,<br />

wobei ein leicht positiver Trend erkennbar ist. Die Mastgeflügelbestände weisen eine Steigerung auf.<br />

Das durch einen geringen Viehbesatz im <strong>Freistaat</strong> Sachsen von 0,56 GV/ha gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />

von 0,8 GV/ha mögliche Entwicklungspotenzial für die Tierhaltung kann aufgrund begrenzter<br />

Verfügbarkeit geeigneter Bauflächen nicht ausgeschöpft werden. Das Ziel im LEP 2003, den<br />

agrarstrukturellen Belangen bei der Dorfentwicklung besonderes Gewicht einzuräumen, führte in<br />

den seltensten Fällen zur Ausweisung von Eignungsflächen für Erweiterung bzw. Neubau von Tierhaltungsanlagen<br />

in den Regionalplänen. Die Gemeinden sind der Aufgabenstellung nur unzureichend<br />

nachgekommen.<br />

Tierbestände<br />

2006<br />

Anzahl in Tausend Stück/Jahr<br />

2007 2008 2009<br />

Rinder 484 485 509 507<br />

darunter Milchkühe 191 192 191 187<br />

Schweine 632 622 646 675<br />

Schafe 122 127 125 116<br />

Hühner, Lege- und Junghennen,<br />

Masthühner<br />

7.762* 9.175<br />

sonstiges Geflügel 277* 324<br />

Tab. 31: Entwicklung der Tierbestände 2006 bis 2009 (*Geflügel Erfassung nur 2005 und 2007)<br />

Ackerbau erfolgt auf ca. 79 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Wiederum 79 % des Ackerlandes<br />

werden zum Anbau von Druschfrüchten genutzt. Die Hauptkulturen auf dem Ackerland sind<br />

Getreide, einschließlich Körnermais, Ölfrüchte und Futterkulturen. Beim Getreide wird besonders<br />

qualitätsorientiert produziert. Der Anteil Qualitätsgetreide liegt mit 80 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />

(50 %).<br />

Der Anbau und die Verwertung nachwachsender Rohstoffe und Energiepflanzen haben in den letzten<br />

Jahren an Bedeutung zugenommen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Im Jahr 2007 erfolgte der<br />

Anbau nachwachsender Rohstoffe (inkl. Energiepflanzen) auf 66.330 ha. Bezogen auf das gesamte<br />

Ackerland (721.373 ha) wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf ca. 9 % der Fläche Kulturarten angebaut,<br />

die stofflichen und/oder energetischen Zwecken zugeführt wurden. Aufgrund der Aussetzung der<br />

obligatorischen Flächenstilllegung im Jahr 2008, des Wegfalls der obligatorischen Flächenstilllegung<br />

ab dem Jahr 2009 und des Wegfalls der Energiepflanzenprämie ab dem Jahr <strong>2010</strong> liegen keine vergleichbaren<br />

Angaben mehr zum Anbau nachwachsender Rohstoffe in Sachsen vor.<br />

145


Kulturarten Fläche<br />

[in ha]<br />

2006 2009<br />

Anteil am<br />

Ackerland<br />

[in %]<br />

Fläche<br />

[in ha]<br />

Anteil am Ackerland<br />

[in %]<br />

Getreide 388.530 53,9 407.187 56,5<br />

Mais 74.163 10,3 81.633 11,3<br />

Hülsenfrüchte 15.351 2,1 7.508 1,0<br />

Hackfrüchte 21.154 2,9 21.568 3,0<br />

Ölfrüchte 133.307 18,5 136.765 19,0<br />

Futterpflanzen (ohne Mais) 43.879 6,1 46.412 6,4<br />

Sonstiges (Sonderkulturen,<br />

Gartenbauerz., Brachflächen)<br />

44.788 6,2 20.149 2,8<br />

Ackerland gesamt (AL) 721.172 100 721.222 100<br />

Dauergrünland 183.805 - 188.020 -<br />

Sonstige Flächen 5.838 - 5.678 -<br />

Landwirtschaftlich genutzte<br />

Fläche gesamt<br />

Tab. 32: Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche 2006 und 2009<br />

910.815 - 914.920 -<br />

Die sächsische Landwirtschaft hat ihre Umweltbilanz erheblich verbessert. Der Anteil an konservierender<br />

Bewirtschaftung zur Bekämpfung der Bodenerosion stieg von 2005 mit 246.000 ha auf über<br />

die Hälfte der Ackerfläche (ca. 360.000 ha) im Jahr <strong>2010</strong>. Dabei wurden <strong>2010</strong> bereits ca. 210.000 ha<br />

dauerhaft konservierend bearbeitet. Dies gewährleistet ein höheres Maß an Nährstoffrückhalt, Boden-<br />

und Gewässerschutz als bei einer nur zeitweise konservierenden Bodenbearbeitung.<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat seit 1993 mit seinem Programm „Umweltgerechte Landwirtschaft“ vielen<br />

Landwirten einen Einstieg in eine umweltfreundlichere, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete oder auch<br />

extensivere Produktion ermöglicht. Auch im neuen Förderzeitraum 2007 bis 2013 wird dies mit den<br />

Agrarumweltmaßnahmen der 2. Säule des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum 2007<br />

bis 2013 im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren<br />

fortgesetzt.<br />

Fischereiwirtschaft<br />

Die sächsischen Teichlandschaften konnten im Berichtszeitraum entsprechend dem LEP 2003 als<br />

Bestandteil der Kulturlandschaft für die Teichwirtschaft erhalten und ausgebaut werden (Z 9.8). So<br />

bilden in Sachsen zurzeit ca. 8.500 ha Teichfläche für die Karpfenteichwirtschaft sowie 2.245 ha<br />

Seen für die Fischerei die Grundlage für die Fischproduktion.<br />

Die Forellenproduktion erfolgt an mehreren Standorten, vor allem im Mittelgebirge sowie in Netzgehegeanlagen<br />

in Tagebaurestseen. Inzwischen sind im <strong>Freistaat</strong> außerdem einige technische Aquakulturanlagen<br />

in Betrieb gegangen. Die Karpfenteichwirtschaft bleibt jedoch, trotz zwischenzeitlichem<br />

Produktionsrückgang, der wichtigste und größte Bereich der Fischereiwirtschaft in Sachsen. Zunehmend<br />

werden Satz- und Zierfische verschiedener Arten erzeugt. Darüber hinaus nimmt in den letzten<br />

Jahren die Lohnmast von Stören in Karpfenteichen im Auftrag von Kaviarproduzenten zu.<br />

146


Fischart 2006 2007 2008 2009<br />

Speisekarpfen 2.286 t 1.964 t 2.050 t 1.840 t<br />

Satzkarpfen 1.480 t 1.544 t 1.442 t 1.065 t<br />

Speiseforellen 307 t 324 t 339 t 404 t<br />

Sonstige Fische 439 t 547 t 517 t 608 t<br />

gesamt 4.512 t 4.379 t 4.348 t 3.917 t<br />

Tab. 33: Entwicklung der Fischerzeugung der Binnenfischerei Sachsen in Tonnen (Quelle: LfULG)<br />

Mit der Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaften um Leipzig und vor allem in der Lausitz sind<br />

weitere Wasserflächen für eine fischwirtschaftliche Nutzung entstanden bzw. werden entstehen.<br />

Diese sowie die teilweise bereits vor über 600 Jahren angelegten sächsischen Teiche tragen zu einer<br />

bedeutsamen und ökologisch vielfältigen Kulturlandschaft bei.<br />

Garten- und Weinbau<br />

Bei der letzten statistischen Erhebung in Sachsen 2007 hatte der Produktionsgartenbau einen Anteil<br />

von etwa 8 % am Produktionswert der Landwirtschaft. Über die Hälfte der 695 Betriebe des Produktionsgartenbaus<br />

haben sich auf den Zierpflanzenanbau spezialisiert. Solche Betriebe befinden sich<br />

zumeist in oder am Rand von Siedlungskernen.<br />

Den größten Flächenanteil haben spezialisierte Obstbetriebe. Die Reproduktion des Baumobstbestandes<br />

hat weiterhin Priorität, um die getätigten Investitionen in Lagerung und Vermarktung auch<br />

in den kommenden Jahren auszulasten. Eine flächenmäßige Ausdehnung des Baumobstanbaus ist<br />

aber nicht zu erwarten.<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Ertragsrebfläche ha 397 409 426 447 432<br />

dar. ökologische Bewirtschaftung<br />

ha 7,7 3,7 3,6 4,4 4,4<br />

Hektarertrag hl/ha 49 52 59 60 23<br />

Mostgewicht<br />

o<br />

Oe 86 92 85 84 89<br />

Tab. 34: Entwicklung der Erträge und Mostgewichte im Weinbaugebiet Sachsen<br />

Im Weinbaugebiet Sachsen betrug die Ertragsrebfläche 2009 ca. 432 ha. Davon wurden 4,4 ha ökologisch<br />

bewirtschaftet.<br />

Zur Erhaltung und Gestaltung der traditionellen Weinbauflächen in Sachsen sind im Regionalplan<br />

Oberes Elbtal/Osterzgebirge ein Ziel und zwei Grundsätze festgeschrieben. In der Raumnutzungskarte<br />

des Regionalplanes sind Vorranggebiete Weinbau symbolhaft ausgewiesen.<br />

4.3.5.2 Wald und Forstwirtschaft<br />

Waldfläche und Waldanteil<br />

Im <strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 ist das Ziel verankert, den Waldflächenanteil in Sachsen auf 30 %<br />

zu erhöhen (Z 9.4). Die vom Staatsbetrieb Sachsenforst im Rahmen der Waldflächeninventur erfasste<br />

Waldflächenentwicklung im Zeitraum von 2006 bis 2009 war weiterhin positiv. Seit dem 31.12.2007<br />

(Forstbericht 2008) stieg die Waldfläche von 518.325 ha um 2.960 ha auf 521.285 ha.<br />

147


Damit hat der Wald im <strong>Freistaat</strong> Sachsen einen Anteil an der Gesamtfläche von rund 28 %. In den<br />

Regionalplänen sind Vorrang- und Vorbehaltsgebiete zum Schutz des vorhandenen Waldes in Größenordnung<br />

von ca. 54.665 ha (VRG) bzw. ca. 64.108 ha (VBG) ausgewiesen. Zur Unterstützung der<br />

Erreichung des LEP-Zieles von 30 % Waldflächenanteil wurden in den Regionalplänen regional bedeutsame<br />

Schwerpunkte der Waldmehrung sowie Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Waldmehrung im<br />

Umfang von ca. 5.492 ha (VRG) bzw. 12.350 ha (VBG) ausgewiesen.<br />

Karte 35: Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Waldschutz und Waldmehrung in den Regionalplänen<br />

Forstliche Förderung<br />

Zur Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung, der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />

und des Naturschutzes im Wald wurden im Zeitraum 2006 bis 2009 für mehr als 2.500 Vorhaben im<br />

Privat- und Körperschaftswald Zuwendungen ausgezahlt. Mit Hilfe der Förderung der forstlichen<br />

Infrastruktur, d. h. forstwirtschaftlicher Wege- und Brückenbau, wurden 133 Kilometer forstwirtschaftliche<br />

Wege gebaut und instand gesetzt und somit die Erschließung im Privat- und Körperschaftswald<br />

nachhaltig verbessert. Diese Walderschließung ist eine wesentliche Voraussetzung zur<br />

Intensivierung der Waldpflege und Holznutzung. Gleichzeitig ermöglichen diese forstwirtschaftlichen<br />

Wege der Bevölkerung den Zugang zum zunehmend beliebteren Erholungsort Wald.<br />

Der Aufbau naturnaher, vielfältig strukturierter und stabiler Mischwaldbestände ist eine wichtige<br />

Vorsorgemaßnahme gegenüber dem prognostizierten Klimawandel in Sachsen. Mit Fördermittelunterstützung<br />

wurden ca. 1.300 ha Wald privater und kommunaler Grundeigentümer aufgeforstet und<br />

umgebaut. Durch Bodenschutzkalkung von Waldböden können kurzfristig die hohen immissionsbedingten<br />

Säureeinträge im Oberboden abgepuffert und damit Schäden an Baumbestand und Wald-<br />

148


oden gemindert werden. Insgesamt wurde eine Fläche von fast 11.000 ha Privat- und Körperschaftswald<br />

gekalkt.<br />

Zur Bewältigung der durch den Sturm „Kyrill“ im Januar 2007 entstandenen Schäden wurden mit<br />

Mitteln aus dem Europäischen Solidaritätsfonds im Körperschaftswald des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />

86 km beschädigte forstwirtschaftliche Wege wieder instand gesetzt und der Mehraufwand für die<br />

Aufarbeitung von fast 100.000 m³ Schadholz ausgeglichen.<br />

Waldzustand<br />

Die mittlere Kronenverlichtung (KV) und der Anteil deutlich geschädigter Bäume sind im Zeitraum<br />

2006 bis 2009 annähernd konstant auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Berichtszeiträume<br />

geblieben. Die Bedeutung klassischer Waldschäden, die im direkten Zusammenhang mit hohen Konzentrationen<br />

bestimmter Stoffe (insbes. Schwefel, aber auch Stickoxide, Ozon und sog. flüchtige<br />

Kohlenwasserstoffe) im Boden und in der Atmosphäre stehen, nahm im Berichtszeitraum 2006 bis<br />

2009 weiter ab. Gerade stark rückläufige Schwefeleinträge und die regelmäßige Waldkalkung der<br />

Gebirgswälder als Ausgleichsmaßnahme jahrzehntelanger Säureeinträge bewirkten eine sichtbare<br />

Besserung des Waldzustandes.<br />

Im Berichtszeitraum fiel allein durch den Orkan „Kyrill“ (18.01.2007) zusammen mit dem wenige<br />

Tage später folgenden Sturmtief „Lancelot“ mehr als 1,82 Mio. m³ Sturmholz an. In dem mit<br />

1,15 Mio. m³ am stärksten betroffenen Landeswald überstieg diese Menge den planmäßigen Jahreseinschlag.<br />

Die in Folge eines Befalls durch den wirtschaftlich relevantesten Borkenkäfer an Fichten,<br />

den „Buchdrucker“, landesweit in den Jahren 2006 bis 2009 zwangsweise zu entnehmende Holzmenge<br />

betrug 293.000 m³. Allein im Jahr 2008, mit dem höchsten Buchdruckerbefall der letzten 40<br />

Jahre, trat in den Wäldern aller Eigentumsarten fast 130.000 m³ Stehendbefall durch dieses Forstschadinsekt<br />

auf.<br />

[%] alle<br />

Baumarten Fichte<br />

Kiefer Eiche Buche<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09<br />

deutlich geschädigt schw ach geschädigt ungeschädigt<br />

KV (alle Alter) KV (-60 Jahre) KV (>60 Jahre)<br />

Abb. 42: Waldzustand nach Baumart im Zeitraum 2006 bis 2009 (Quelle: SMUL)<br />

149


Forstwirtschaft<br />

In den sächsischen Wäldern werden Jahr für Jahr mehr als 4,5 Mio. m³ Holz produziert. Davon wird<br />

durch die Waldbesitzer bisher lediglich knapp die Hälfte geerntet. Die Bereitstellung des nachwachsenden<br />

Rohstoffes Holz durch die Forstwirtschaft bildet das erste Glied einer weitreichenden Wertschöpfungs-<br />

und Verwertungskette, dem sogenannten Cluster „Forst & Holz“. Auf die stetige Versorgung<br />

mit Holz sind ganze Wirtschaftsbranchen angewiesen. Der Cluster erstreckt sich über Forstbetriebe<br />

und -unternehmen, Sägewerke und Holzindustrie, Holzhandwerk und -bau, Zellstoff- und<br />

Papierindustrie, Druckerei- und Verlagswesen. Mit dem Grad der Veredelung nehmen Wertschöpfung<br />

und Arbeitsplatzzahl exponentiell zu. Besonders der ländliche Raum profitiert davon überdurchschnittlich.<br />

Hier sichert die sächsische Forst- und Holzwirtschaft wichtige Arbeitsplätze und Einkommen.<br />

150


4.4 Technische Infrastruktur<br />

4.4.1 Verkehr<br />

Auf Grundlage der fachliche Grundsätze und Ziele des LEP 2003 sowie des Fachlichen Entwicklungsplanes<br />

Verkehr konnten im Berichtszeitraum weitere wesentliche Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Verkehrsinfrastruktur realisiert werden, um die wirtschaftliche Entwicklung aller Teilräume des <strong>Freistaat</strong>es<br />

zu unterstützen, die Erreichbarkeit zentralörtlicher Funktionen sicherzustellen sowie die<br />

Einbindung in nationale und internationale Verkehrsnetze zu verbessern.<br />

4.4.1.1 Schienenverkehr<br />

Der Ausbau der „Sachsen-Franken-Magistrale“ (LEP-Ziele Z 10.5 und 10.6) zwischen Dresden und<br />

Hof ist bis auf wenige Teilabschnitte fertig gestellt. Im Berichtszeitraum wurden die Baumaßnahmen<br />

zwischen Hohenstein-Ernstthal und St. Egidien sowie im Knoten Chemnitz fortgeführt.<br />

Für die Elektrifizierung des Abschnittes Reichenbach - Hof haben die <strong>Freistaat</strong>en Bayern und Sachsen<br />

die Vorfinanzierung der Planung übernommen und konnten das Projekt damit wesentlich voran<br />

bringen. Die Unterzeichnung des Finanzierungsvertrages zwischen Bund und DB AG erfolgte am<br />

06.07.<strong>2010</strong> sowie zwischen <strong>Freistaat</strong> Sachsen und DB AG am 28.07.<strong>2010</strong>. Mit dem Bau wurde ebenfalls<br />

im Juli <strong>2010</strong> begonnen.<br />

Die Arbeiten am City-Tunnel Leipzig sind im Berichtszeitraum weiter voran gekommen. Im Januar<br />

2007 begann der unterirdische Vortrieb zur Bohrung der beiden je 1.750 m langen Tunnelröhren. Im<br />

Dezember 2008 waren die Tunnelröhren fertig gestellt. Der Rohbau der Tunnelstationen wurde bis<br />

Ende 2009 nahezu abgeschlossen. Gleichzeitig konnte auch der Innenausbau der unterirdischen<br />

Stationen beginnen. Der eisenbahntechnische Ausbau des Tunnels erfolgt durch die DB AG.<br />

Abb. 43: City-Tunnel Leipzig (Foto: Lier)<br />

An der „Mitte-Deutschland-Verbindung“ (Z 10.7) hat der <strong>Freistaat</strong> Sachsen einen vergleichsweise<br />

geringen Anteil. Die Mehrzahl der Baumaßnahmen wurde deshalb im thüringischen Abschnitt realisiert.<br />

Auf sächsischer Seite wurde die Errichtung des elektronischen Stellwerks Meerane vorbereitet,<br />

die zugehörigen Baumaßnahmen haben 2011 begonnen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur<br />

effizienteren Betriebsführung auf dieser Strecke geleistet.<br />

Der gemäß LEP 2003 sowohl für die „Mitte-Deutschland-Verbindung“ als auch für die „Sachsen-<br />

Franken-Magistrale“ (Abschnitt Hof - Leipzig) bedeutsame Neubau der „Dennheritzer Kurve“ wurde<br />

151


durch den Bund nach erfolgter Untersuchung und Bewertung aus wirtschaftlichen Gründen weder<br />

im Bundesverkehrswegeplan 2003 noch im Bedarfsplan Schiene berücksichtigt.<br />

Die Eisenbahnneubaustrecke Erfurt - Halle/Leipzig über den Flughafen Leipzig/Halle (Z 10.8) ist im<br />

sächsischen Teil bereits nahezu vollständig fertig gestellt. Offen sind noch Baumaßnahmen in den<br />

Nachbarländern Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Einbindung in den Knoten Leipzig.<br />

Die Strecke Leipzig - Dresden ist im Abschnitt Leipzig - Riesa ebenfalls bereits für 200 km/h ausgebaut.<br />

Im verbleibenden Teil zwischen Riesa und Dresden konnte der Ausbau des ersten Abschnitts<br />

von Riesa bis Abzweig Röderau im Dezember 2006 fertig gestellt werden. Der Bau der zweigleisigen<br />

Verbindungskurve zur Berliner Strecke wurde im Dezember <strong>2010</strong> abgeschlossen. Diese Verbindungskurve<br />

ermöglicht die Entflechtung von schnellem Schienenpersonenfernverkehr sowie langsamerem<br />

Schienenpersonennahverkehr und Güterverkehr im Zulauf auf den Knoten Dresden. Ebenso wurde im<br />

Dezember <strong>2010</strong> der ausgebaute Abschnitt zwischen Weinböhla und Abzweig Radebeul in Betrieb<br />

genommen. Dieser ist gleichermaßen Teil der Strecke Leipzig - Dresden und Berlin - Dresden und<br />

kommt damit beiden Relationen zugute. Der weitere Ausbau erfolgt im Abschnitt Abzweig Radebeul<br />

- Dresden-Neustadt gemeinsam mit dem Neubau der S-Bahn-Strecke nach Meißen-Triebischtal.<br />

Im Zuge des Ausbaus des Ostsachsennetzes ist die Strecke Görlitz - Zittau (LEP-Ziel Z 10.9) in wesentlichen<br />

Abschnitten für eine Geschwindigkeit von 100 km/h ausgebaut worden. Darin einbezogen<br />

war auch der etwa 12 km lange Abschnitt auf polnischem Gebiet. Dadurch wurden Fahrzeitreduzierungen<br />

um bis zu fünf Minuten möglich.<br />

4.4.1.2 Straßenverkehr<br />

Die flächendeckende Sicherung der Erreichbarkeit von Mittelzentren als regionale Versorgungs-,<br />

Bildungs- und Wirtschaftsstandorte ist eine der wesentlichen Forderungen des LEP 2003. Etwa zwei<br />

Drittel der sächsischen Bevölkerung können mit dem Pkw ein Mittelzentrum innerhalb von ca. 10<br />

Minuten Fahrzeit erreichen, knapp 95 % der Bevölkerung erreichen das nächste Mittelzentrum bis<br />

ca. 20 Minuten Fahrzeit. Nur etwa 1 % der sächsischen Bevölkerung benötigt länger als 30 Minuten,<br />

um mit dem Pkw das nächste Mittelzentrum zu erreichen (Quelle: Internes Arbeitsmaterial des<br />

SMWA). Damit sind die Forderungen des LEP 2003 nach einer Erreichbarkeit der Mittelzentren in<br />

weniger als 60 Minuten für den Sektor Straßenverkehr erfüllt (Begründung zu Z 2.3.7 bis Z 2.3.9).<br />

Zur Verbesserung der überregionalen Erreichbarkeit Sachsens, auch im Hinblick auf die EU-<br />

Erweiterung, sind gemäß LEP 2003 die überregionalen Straßenverbindungen in den sächsischen<br />

Abschnitten der paneuropäischen Korridore III und IV auszubauen oder durch Neubaumaßnahmen zu<br />

ergänzen (Z 10.11). Im Paneuropäischen Korridor IV (Berlin - Dresden - Prag) wurde Ende 2006 die<br />

Autobahn A17 auf deutschem Gebiet bis zur Bundesgrenze fertiggestellt.<br />

Um die Leistungsfähigkeit des Fernstraßennetzes an die Anforderungen durch die EU-Erweiterung<br />

anzupassen, konnten in Umsetzung des LEP 2003 zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik<br />

beziehungsweise der Republik Polen wichtige Fernstraßenprojekte fertiggestellt werden (Z 10.13).<br />

Weitere befinden sich im Bau.<br />

Die Autobahn A72n zwischen Chemnitz und Leipzig mit einer Gesamtlänge von ca. 62 km ist derzeit<br />

die wichtigste im Bau befindliche Bundesfernstraßenverbindung. Davon konnten bisher 12 km fertiggestellt<br />

werden. Auf weiteren ca. 33 km wird derzeit gebaut.<br />

152


Abb. 44: A17, Seidewitztalbrücke<br />

(Foto: Straßenbauverwaltung)<br />

Die B178n von der Autobahn A4 bei Weißenberg bis zur Bundesgrenze bei Zittau hat eine Gesamtlänge<br />

von ca. 42 km. Im Oktober 2007 und im Oktober 2008 konnten weitere 7 km in Betrieb genommen<br />

werden. Der 6 km lange Bauabschnitt 3.1 wurde <strong>2010</strong> dem Verkehr übergeben. Damit sind<br />

gegenwärtig ca. 22 km der B178n fertiggestellt. Im Bau befindet sich der Abschnitt 3.2 mit 10,2 km<br />

Baulänge.<br />

Weitere Ortsumgehungen wie z. B. die B92 in Oelsnitz/Vogtl., die B92 in Elsterberg, die B101 in Meißen,<br />

oder die B174 in Marienberg sind unter Verkehr bzw. befinden sich im Bau (z. B. B169 Riesa -<br />

B6).<br />

Schwerpunkte im Staatsstraßennetz waren im Berichtszeitraum<br />

der Neubau von Ortsumgehungen und damit Entlastung der Ortslagen,<br />

die Erhaltung und Verbesserung des Staatsstraßenbestandsnetzes sowie<br />

der Neu- und Ersatzneubau von Ingenieurbauwerken.<br />

Eine intakte und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur gehört zu den Voraussetzungen für die nachhaltige<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität einer Region. Neben dem Bau von Ortsumgehungen<br />

sind die Anbindung und der Ausbau des nachgeordneten Staatsstraßenetzes, einschließlich Neu- und<br />

Ersatzneubau von Ingenieurbauwerken, von Bedeutung.<br />

Abb. 45: S177, Ortsumgehung Radeberg<br />

(Foto: Straßenbauverwaltung)<br />

Verkehrswichtige Projekte im Staatsstraßenbau mit überregionaler und regionaler Bedeutung sind<br />

z.B. der Neubau der Westtrasse, einer Verbindung zwischen A72 und A4 westlich von Chemnitz,<br />

153


sowie der Neubau der S177 zwischen der A17 und der A4 östlich von Dresden. Ein wichtiger Baustein<br />

im Zuge der Westtrasse war die Fertigstellung der S 289 Ortsumgehung Reichenbach Ende<br />

2007. Im Zuge der S177 wurden 2007 die Westumgehung Pirna, 2. Bauabschnitt, und 2008 die<br />

Ortsumgehung Großerkmannsdorf/Radeberg dem Verkehr übergeben. Weitere erforderliche Bauabschnitte<br />

zur endgültigen Verkehrswirksamkeit sollen in den nächsten Jahren umgesetzt werden.<br />

Hohe Priorität haben die zahlreichen Ausbauprojekte innerhalb und außerhalb von Städten und Gemeinden.<br />

Beispielsweise wurden rund 3 km der S24 nördlich von Dahlen bis 2008 und die S25 in der<br />

Ortslage von Arzberg bis 2007 grundhaft ausgebaut.<br />

4.4.1.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)<br />

Fast die Hälfte der sächsischen Gemeinden weist ÖPNV-Reisezeiten zum nächsten Ober- bzw. Mittelzentrum<br />

von unter 30 Minuten auf. Weitere 25 % der Gemeinden sind mit ÖPNV-Reisezeiten<br />

zwischen 30 und 40 Minuten gut angebunden (Quelle: Internes Arbeitsmaterial des SMWA).<br />

Vergleichsweise hohe Reisezeiten von über 60 Minuten gab es 2005 in 20 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es.<br />

Am stärksten betroffen sind dabei die Landkreise Mittelsachsen und Sächsische Schweiz-<br />

Osterzgebirge mit je sechs Gemeinden.<br />

Als problematisch erweist sich teilweise im ländlichen Raum die auf Grund der zurückgegangenen<br />

Auslastung reduzierte Anbindungshäufigkeit von Bus-Linien, insbesondere während der Schulferien,<br />

wenn auch der Schülerverkehr entfällt. Hier muss verstärkt nach alternativen Lösungen gesucht<br />

werden, um auch für die nicht oder weniger mobilen Bevölkerungsgruppen die Erreichbarkeit mittelzentraler<br />

Funktionen sicherzustellen.<br />

Abb.46: Fahrgastunterstand mit dynamischer<br />

Fahrgastinformation (Foto: ZVON)<br />

Der grenz- und länderübergreifende ÖPNV ist insbesondere durch<br />

Einführung und Ausgestaltung grenzüberschreitender Tarife und Tarifsysteme,<br />

neue grenzüberschreitende ÖPNV-Angebote<br />

Intensivierung der länder- und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der ÖPNV- bzw. SPNV-<br />

Aufgabenträger<br />

weiter ausgebaut worden. Damit wurden wichtige Schritte zur Umsetzung des LEP 2003 (G 10.15)<br />

unternommen.<br />

154


Die ÖPNV-Zweckverbände als die verantwortlichen Aufgabenträger im <strong>Freistaat</strong> Sachsen haben den<br />

grenzüberschreitenden ÖPNV durch die Einführung bzw. den Ausbau folgender Maßnahmen im Bereich<br />

der grenzüberschreitenden Tarife und Tarifsysteme befördert:<br />

Einführung des Elbe-Labe-Tickets im Gebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) und in der auf<br />

der tschechischen Seite angrenzenden Region Ústí n.L.<br />

Erweiterung des Geltungsbereiches des im Gebiet des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien<br />

(ZVON) und den angrenzenden Regionen in Tschechien und Polen gültigen<br />

Euro-Neiße-Tickets<br />

Erweiterung des Nahverkehrssystems EgroNet (inkl. EgroNet-Ticket) in der Region Vogtland sowie<br />

den angrenzenden Gebieten in Tschechien, Thüringen und Bayern auf die Städte Bayreuth, Gera<br />

und Weiden sowie den bayerischen Landkreis Lichtenfels<br />

Im grenzüberschreitenden ÖPNV zwischen dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen und Polen bzw. dem <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen und der Tschechischen Republik wurden durch die ÖPNV-Zweckverbände folgende Angebotsverbesserungen<br />

realisiert:<br />

Angebotsausweitung beim „Elbe-Labe-Sprinter“ zwischen Děčín und Bad Schandau sowie Einsatz<br />

attraktiver Fahrzeuge ab Dezember <strong>2010</strong><br />

Verlängerung des Wanderexpress „Bohemica“ Dresden - Děčín (saisonales Angebot) bis nach<br />

Litoměřice ab Frühjahr <strong>2010</strong> sowie Einrichtung von Adventszügen von Ústí n.L. und Děčín zum<br />

Striezelmarkt nach Dresden<br />

Betriebsaufname des grenzüberschreitenden „Trilex“, einem einheitlichen SPNV-Angebot mit<br />

modernen Dieseltriebwagen zwischen Liberec, Hrádek nad Nisou, Zittau, Varnsdorf, Rybniště und<br />

Seifhennersdorf<br />

Die sächsischen ÖPNV-Zweckverbände haben sowohl untereinander als auch Landesgrenzen überschreitend<br />

ihre Zusammenarbeit mit den benachbarten Aufgabenträgern intensiviert. Deutlich wird<br />

dies bereits in der gemeinsamen Planung und Ausschreibung von Verkehrsleistungen sowohl Verbund-<br />

als auch Landesgrenzen übergreifend. Beispiele hierfür sind:<br />

Ausschreibung und zwischenzeitliche Zuschlagserteilung für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz in<br />

Kooperation von sechs SPNV-Aufgabenträgern (drei sächsische ÖPNV-Zweckverbände, Länder<br />

Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie <strong>Freistaat</strong> Thüringen), das nach Inbetriebnahme des City-<br />

Tunnels Leipzig im Dezember 2013 umgesetzt werden soll<br />

Ausschreibung bzw. Zuschlagserteilung weiterer Verbund- bzw. Landesgrenzen überschreitender<br />

Linien bzw. Strecken (Dieselnetz Ostthüringen, Saxonia-Linie Dresden - Leipzig, Elbe-Elster-Netz,<br />

Spree-Neiße-Netz)<br />

Als weiterer wesentlicher Grundsatz wurde im LEP 2003 die Verbesserung der Anbindung zwischen<br />

Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau und den jeweils umliegenden Städten im schienengebundenen<br />

Nahverkehr formuliert. Dafür wurden mit den durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen geförderten Neu-<br />

und Ausbaumaßnahmen im Eisenbahnnetz die Voraussetzungen geschaffen. Die Ausgestaltung der<br />

entsprechenden Angebote obliegt den ÖPNV-Zweckverbänden.<br />

Im Berichtszeitraum konnten solche Verbesserungen durch den Aus- bzw. Neubau von Schieneninfrastruktur<br />

erzielt werden. Besonders hervorzuheben sind hierbei:<br />

der nahezu abgeschlossene Ausbau des Erzgebirgs- und Ostsachsennetzes<br />

der fortgeführte Bau des City-Tunnels Leipzig als Herzstück des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes<br />

der weitere Ausbau des Chemnitzer Modells mit dem Ende 2009 begonnenen Bau der Verknüpfungsstelle<br />

Chemnitz Hbf und dem Umbau des Hauptbahnhofs Chemnitz<br />

155


der 2009 begonnene Neu- und Ausbau des zweiten Teilabschnittes Dresden-Neustadt - Meißen-<br />

Triebischtal der S-Bahn Pirna - Dresden - Meißen-Triebischtal<br />

Die Ausgestaltung der SPNV-Angebote auf der aus- bzw. neu gebauten Schieneninfrastruktur liegt<br />

im <strong>Freistaat</strong> Sachsen in der Verantwortung der ÖPNV-Zweckverbände.<br />

4.4.1.4 Binnenhäfen, Güterverkehrsanlagen<br />

Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße, für deren Entwicklung die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

des Bundes Verantwortung trägt. Diese repariert und unterhält die Elbe seit dem Jahr 2005 nach den<br />

„Grundsätzen für das Fachkonzept der Unterhaltung der Elbe zwischen Tschechien und Geestacht<br />

mit Erläuterungen“. Die Arbeiten setzten sich im Berichtszeitraum fort und fanden im Jahr <strong>2010</strong><br />

ihren Abschluss. Seitdem stehen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Fahrrinnentiefen für den wirtschaftlichen<br />

Betrieb von Binnenschiffen zur Verfügung. Damit ist auch die im LEP 2003 festgeschriebene Nutzung<br />

der Elbe als transeuropäische Wasserstraße im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gewährleistet (Z 10.17).<br />

Die wirtschaftliche Befahrbarkeit der Elbe ist maßgeblich für den Schiffsumschlag in den sächsischen<br />

Häfen in Torgau, Riesa und Dresden, die von der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH<br />

(SBO) betrieben werden. Als Folge wichtiger Investitionen, wie der Eisenbahnbrücke in Torgau, dem<br />

Logistikkomplex in Riesa und der RoRo-Anlage in Dresden siedelten sich bis Ende 2009 insgesamt 54<br />

Unternehmen in den Häfen an, die zu diesem Zeitpunkt über 430 Mitarbeiter beschäftigten. Bei der<br />

SBO waren zum Stichtag 31. Dezember 2009 darüber hinaus 86 Mitarbeiter tätig.<br />

Abb. 47: Elbhafen Dresden (Foto: SBO)<br />

Die Entwicklung des Umschlages in den Häfen im Berichtszeitraum ist der nachfolgenden Tabelle zu<br />

entnehmen.<br />

Umschlag (in Tonnen)<br />

Verkehrsträger 2006 2007 2008 2009<br />

Schiff 161.823 267.848 165.587 197.286<br />

Bahn 538.032 527.564 617.650 526.610<br />

LKW 1.104.485 1.115.687 1.121.763 1.140.348<br />

Gesamt 1.804.340 1.911.099 1.905.005 1.864.244<br />

Tab. 35: Hafenumschlag in den Sächsischen Binnenhäfen 2006 bis 2009<br />

Neben den o. g. Kennzahlen ist für die Häfen die Entwicklung in den Zukunftsgeschäftsfeldern Container-<br />

und Projektladungsverkehr von besonderer Bedeutung. Der Containerverkehr wird aufgrund<br />

156


der Kundenstruktur im Wesentlichen im Hafen Riesa abgewickelt. Im Jahr 2005 akquirierte die SBO<br />

den Containerzug „Albatros-Express“ der Transfracht International. Der Containerumschlag wuchs<br />

im Terminal Riesa von ca. 26.000 TEU (twenty foot equivalent unit) im Jahr 2006 auf ca. 36.000 TEU<br />

im Jahr 2009.<br />

Im Projektladungsverkehr erreichte die SBO im Jahr 2006 ca. 30 und im Jahr 2009 ca. 300 aus- und<br />

eingehende Sendungen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um hochwertige Güter wie Turbinen,<br />

Transformatoren, Motoren und Flügel für Windkraftanlagen. Der Güterumschlag in den Häfen<br />

hat ein stabiles Niveau erreicht. In den Zukunftsgeschäftsfeldern sind deutliche Wachstumsraten zu<br />

verzeichnen. Die Kapazitäten des Containerterminals in Riesa betragen ca. 42.000 TEU, so dass sich<br />

der Neubau eines Terminals in der Planung befindet. Mit dem Betrieb der Häfen können kostengünstige<br />

und umweltverträgliche Güterverkehre angeboten, die Standortfaktoren verbessert und Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden.<br />

Speziell für den Umschlag von Gütern von der Schiene auf die Straße und zur Ansiedlung von logistik-affinen<br />

Unternehmen dienen die Güterverkehrszentren (GVZ) in Leipzig, Dresden und Südwestsachsen<br />

mit dem Kernmodul in Glauchau. An diesen Standorten siedelten sich zahlreiche Unternehmen<br />

an, die im Jahr 2009 insgesamt fast 7.000 Mitarbeiter beschäftigten. In den GVZ Leipzig<br />

und Dresden entstanden Terminals für den kombinierten Verkehr (KV). Die im Berichtszeitraum erreichten<br />

Umschlagsleistungen sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.<br />

Umschlagsleistungen [in TEU]<br />

GVZ 2006 2007 2008 2009<br />

KV-Terminal GVZ Leipzig 120.000 136.000 136.000 120.000<br />

KV-Terminal GVZ Dresden 9.000 15.000 20.000 22.000<br />

Tab. 36: Umschlagsleistung in den Güterverkehrszentren Leipzig und Dresden<br />

Das GVZ Südwestsachsen erhielt im Jahr 2007 eine Förderzusage vom Eisenbahnbundesamt für den<br />

Bau eines Terminals, das im Jahr <strong>2010</strong> in Glauchau in Betrieb ging.<br />

Die Güterverkehrszentren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen sind gut am Markt etabliert. Mit dem Neubau in<br />

Glauchau stehen nun flächendeckend Terminals für den kombinierten Verkehr für die produzierenden<br />

Unternehmen zur Verfügung.<br />

4.4.1.5 Luftverkehr<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen waren im Berichtszeitraum neben den zwei internationalen Verkehrsflughäfen<br />

12 Verkehrslandeplätze, 10 Sonderlandeplätze sowie 30 Hubschrauberlandeplätze am Luftverkehrsnetz.<br />

Für die kommerzielle Luftfahrt sind die internationalen Verkehrsflughäfen maßgeblich. Daher<br />

setzte der <strong>Freistaat</strong> Sachsen die Entwicklung der Infrastruktur an den Flughäfen im Berichtszeitraum<br />

fort.<br />

Der Flughafen Dresden sanierte seine Start- und Landebahn und verlängerte sie auf 2.850 m. Die<br />

neue Bahn ist seit August 2007 in Betrieb. Mittelstreckenflüge sind nunmehr ohne Einschränkung<br />

möglich. Weitere Baumaßnahmen waren insbesondere die Erneuerung von Rollbahnen und die Sanierung<br />

und Erweiterung von Vorfeldflächen.<br />

Am Flughafen Leipzig/Halle war der Neubau der interkontinentalfähigen Start- und Landebahn Süd<br />

zentrales Infrastrukturprojekt zur Umsetzung des LEP 2003 (Z 10.10). Das Projekt umfasste neben<br />

der 3.600 m langen Start- und Landebahn ein Parallelrollbahnsystem und Vorfeldflächen mit über 60<br />

Stellplätzen für den gewerblichen Luftverkehr.<br />

157


Abb. 48: Vorfeld Flughafen Leipig/Halle<br />

(Foto: Flughafen Leipzig/Halle)<br />

Im Jahr 2008 nahm die Deutsche Post das Europa-Drehkreuz für Luftfrachtexpress von DHL in Betrieb.<br />

In Folge der DHL-Ansiedlung engagieren sich auch die Frachtfluggesellschaften AeroLogic und<br />

Lufthansa Cargo.<br />

Die verkehrswirtschaftliche Entwicklung an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden wird in der<br />

nachfolgenden Tabelle verdeutlicht:<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Flughafen Leipzig/Halle<br />

Passagiere 2.339.989 2.719.256 2.457.077 2.410.812<br />

Flugbewegungen<br />

Flughafen Dresden<br />

42.417 50.972 59.924 60.150<br />

Passagiere 1.836.068 1.849.836 1.856.390 1.718.923<br />

Flugbewegungen 37.343 36.151 36.968 34.798<br />

Tab. 37: Passagiere und Flugbewegungen an den sächsischen Flughäfen 2006 bis 2009<br />

Die Verkehrsflughäfen bieten stabile Verbindungen in die internationalen Tourismus- und<br />

Verbrauchsschwerpunkte sowie zu den deutschen Drehkreuzen in Frankfurt und München. Zudem<br />

entstanden im Low-Cost-Segment innerdeutsche, aber auch europäische Linienverbindungen.<br />

Der Frachtverkehr am Flughafen Leipzig/Halle entwickelte sich vom Jahr 2006 mit ca. 29.000 Tonnen<br />

bis zum Jahr 2009 mit ca. 524.000 Tonnen überaus dynamisch. Mittlerweile nimmt der Flughafen<br />

Leipzig/Halle im Frachtverkehr den 2. Platz im gesamtdeutschen Vergleich ein.<br />

Im Ergebnis kann der <strong>Freistaat</strong> Sachsen mit den Verkehrsflughäfen Leipzig/Halle und Dresden durch<br />

die Bereitstellung stabiler Verbindungen die Wirtschaft fördern und den Tourismus unterstützen<br />

sowie, vor allem aufgrund der Ansiedlungen im Frachtbereich, den Arbeitsmarkt entlasten.<br />

4.4.1.6 Fahrradverkehr<br />

Nach dem LEP 2003 ist in den Regionen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen das Radwegenetz für den Alltagsradverkehr<br />

und den touristischen Radverkehr weiter zu entwickeln, die Netzgestaltung zu optimieren,<br />

die Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln und die Ausstattung zu verbessern (Z 10.18) .<br />

158


Im Berichtszeitraum konnten neben der Mittellandroute (D-Route Nr. 4; Abschnitt zwischen Elberadweg<br />

und Oder-Neiße-Radweg) folgende Regionale Hauptradrouten des „SachsenNetz Rad“ fertig<br />

gestellt werden:<br />

Altenburg-Colditz-Radroute (Nr. II-3)<br />

Parthe-Mulde-Radroute (Nr. II-23)<br />

Radroute Dresden - Bastei (Nr. II-31)<br />

Sorbische Impressionen (Nr. II-36)<br />

Krabatweg (Nr. II-37)<br />

Kreisbahnradweg (Nr. II-40)<br />

Wolfsradweg (Nr. II-41) und<br />

Rübezahlradweg (Nr. II-47).<br />

Abb. 49: Fahrradwegweiser in der Lausitz<br />

(Foto: M. Haase)<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen waren Ende 2009 etwa 23 % der Bundesstraßen und 9 % der Staatsstraßen<br />

mit Radverkehrsanlagen ausgestattet, die zu einem Großteil auch dem Netzschluss kommunaler<br />

Radverkehrsnetze dienen.<br />

Straßenkategorie<br />

(überörtlicher Verkehr)<br />

Straßenlänge gesamt<br />

davon mit Radverkehrsanlagen<br />

in km in %<br />

Bundesstraßen 2.430 568 23,4<br />

Staatsstraßen 4.778 413 8,6<br />

Tab. 38: Anteil der Straßen mit Radverkehrsanlagen im überörtlichen Verkehr (Quelle: Längenstatistik der Straßen<br />

des überörtlichen Verkehrs, Stand: 1. Januar <strong>2010</strong>, Hrsg. BMVBS)<br />

Die Vernetzung des Fahrrades mit dem Öffentlichen Verkehr und dessen Bedeutung als Zubringer<br />

zum ÖPNV wurde im Berichtszeitraum beispielsweise durch die Ausstattung der ÖPNV-<br />

Übergangsstellen mit Bike-and-Ride-Anlagen in Grimma/Oberer Bahnhof, Geithain, Markranstädt,<br />

Döbeln Hbf., Dresden-Dobritz, Schkeuditz, Torgau, Wurzen, Leisnig, Rackwitz, Großsteinberg, Narsdorf<br />

und Klingenberg-Colmnitz gestärkt.<br />

Die Bedeutung des Fahrrades rückt insbesondere im Hinblick auf Aspekte des Klimaschutzes, steigender<br />

Rohölpreise und möglicher wirtschaftlicher Krisen zunehmend in den Vordergrund. Dabei<br />

entwickelt sich E-Mobilität auf zwei Rädern zunehmend als gesellschaftlicher Trend. Dies zeigt sich<br />

in hohen Wachstumsraten im Umsatz mit „Pedelecs“ im Fahrradhandel. Neue Anbieter organisieren<br />

in Sachsen, u. a. im Vogtland, Mietstationen für „E-Bikes“.<br />

159


4.4.2 Energieversorgung und erneuerbare Energien<br />

4.4.2.1 Energieversorgung<br />

Ohne eine leistungsstarke und zukunftsfähige Energiewirtschaft ist eine moderne Gesellschaft nicht<br />

vorstellbar. In den sächsischen Unternehmen der Elektrizitäts-, Gas- und Fernwärmeversorgung sowie<br />

des aktiven Braunkohlenbergbaus waren zum Ende des Berichtszeitraumes ca. 12.600 Beschäftigte<br />

tätig. Mit weiteren ca. 10.400 Arbeitnehmern in der Erneuerbare-Energien-Branche, davon<br />

allein ca. 7.900 Arbeitnehmer in der Erneuerbaren-Energien-Industrie, ist die Energiewirtschaft in<br />

Sachsen ein leistungsfähiges Element der sächsischen Wirtschaftsstruktur.<br />

Wie im LEP 2003 verankert, soll Energieversorgung sicher, kostengünstig sowie umwelt- und sozialverträglich<br />

sein (G 11.1). Die Effizienz der Energienutzung ist zu erhöhen. Die Energieversorgungsunternehmen<br />

haben mit umfangreichen Investitionen eine wettbewerbsfähige und neue Versorgungsstruktur<br />

geschaffen, die bei den leitungsgebundenen Energieträgern Strom und Gas aus der<br />

Verbundebene, den Regionalversorgern und den Stadtwerken besteht. Mit dem im Jahr 2005 novellierten<br />

Energiewirtschaftsrecht sind die Unternehmen zur Gewährleistung von Transparenz verpflichtet,<br />

ihren Netzbetrieb diskriminierungsfrei auszugestalten und abzuwickeln. Das bedeutet praktisch<br />

eine rechtliche und operationelle Trennung der Geschäftsbereiche Erzeugung, Netzbetrieb und Vertrieb<br />

in allen drei Versorgungsebenen. Dieser Forderung sind die Unternehmen zwischenzeitlich<br />

nachgekommen.<br />

Im Strombereich besteht die Unternehmensstruktur auf der überregionalen Ebene aus der Vattenfall<br />

Europe AG (Vertrieb), der Vattenfall Europe Mining & Generation GmbH (Tagebau und Kraftwerke)<br />

sowie der 50 Hertz Transmission GmbH (Netzbetreiber). Im Gasbereich sind das die VNG Verbundnetz<br />

Gas AG und Wintershall Gas GmbH (beide Vertrieb) sowie die Netzbetreiber<br />

VNG Gastransport GmbH (Ontras) und WINGAS Transport GmbH.<br />

Bei den Regionalversorgern sind in der Elektrizitätsversorgung folgende Unternehmen für den Vertrieb<br />

zuständig: envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) und ENSO Strom AG. Die Stromnetze in<br />

Sachsen betreiben die Unternehmen envia Verteilnetz GmbH und ENSO Netz GmbH.<br />

Die regionale Gasversorgung wird in Sachsen maßgeblich durch die Unternehmen ENSO Erdgas<br />

GmbH, ESG Erdgas Südsachsen GmbH sowie die Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH (Mitgas)<br />

bestimmt. Der Netzbetrieb erfolgt durch die Netzgesellschaften ENSO Netz GmbH, Südsachsen<br />

Netz GmbH sowie Mitgas Verteilnetz GmbH.<br />

Neben den überregionalen und regionalen Energieversorgern beliefern auf der dritten Ebene der<br />

Versorgungsstruktur insgesamt 69 Stadtwerke die Bevölkerung zuverlässig mit Strom, Gas und Fernwärme.<br />

Zur technischen Infrastruktur gehört in Sachsen neben den Energieträgern Strom, Gas und Fernwärme<br />

auch die Braunkohle. In den 90er Jahren wurden hohe Investitionen in den Neubau und die<br />

Modernisierung der Braunkohlenkraftwerke Boxberg und Lippendorf getätigt. Zusammen mit dem<br />

Kraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg gehört der Kraftwerkspark mit einem durchschnittlichen<br />

Wirkungsgrad von 40 % heute zu den weltweit modernsten. Auch in Zukunft ist die Nutzung der<br />

Braunkohle notwendig, um die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung auf hohem<br />

Niveau zu gewährleisten. Außerdem sichert die Nutzung der heimischen Braunkohle in besonderem<br />

Maße Arbeitplätze und Wertschöpfung in der Region. In Umsetzung des LEP 2003 sichert die Regionalplanung<br />

die räumlichen Voraussetzungen für die künftige Nutzung der Braunkohle durch die<br />

Braunkohlenpläne (Z 11.2). Seit Oktober 2007 befindet sich der Braunkohlenplan Nochten in der<br />

Fortschreibung (siehe auch Kap. 2.1.4 und 4.3.3).<br />

160


Einen festen Bestandteil in der Energiewirtschaft Sachsens bildet der Handel mit Energie. Die im<br />

Jahr 1999 auf Initiative der Sächsischen Staatsregierung gegründete Strombörse EEX European<br />

Energy Exchange AG (damals LPX Leipzig Power Exchange) mit Sitz in Leipzig ist heute eine feste<br />

Institution. Sie ist Handelsplattform für Strom, Erdgas, Kohle und CO2-Emissionsberechtigungen, die<br />

sowohl kurzfristig am Spotmarkt, als auch langfristig am Terminmarkt gehandelt werden. Die EEX AG<br />

ist heute die teilnehmer- und umsatzstärkste Energiebörse in Kontinentaleuropa und damit ein<br />

wichtiger Meilenstein bei der Entstehung eines einheitlichen europäischen Marktes.<br />

Energieträger Primärenergieverbrauch (in Peta-Joule)<br />

1990 2000 2005 2006 2007 2008<br />

Braunkohle 788,6 205,0 260,7 272,0 272,7 259,9<br />

Steinkohle 21,6 4,8 4,3 4,2 3,2 2,5<br />

Mineralöl 103,1 240,0 236,8 232,9 219,4 238,5<br />

Erdgas 35,2 132,8 142,2 140,2 130,5 127,8<br />

Stromaustauschsaldo -39,3 -15,2 -38,2 -40,5 -44,3 -40,4<br />

Erneuerbare Energien 1,0 3,6 19,6 31,5 37,6 39,4<br />

Sonstige Energieträger u.<br />

Import von Fernwärme<br />

14,1 7,4 6,1 6,4 5,3 3,4<br />

gesamt 924,3 578,6 631,5 646,7 624,5 631,2<br />

Tab. 39: Primärenergieverbrauch in Sachsen 1990, 2000 und 2005 bis 2008<br />

Der Primärenergieverbrauch (Energieverbrauch vor Umwandlungseinsatz) im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lag<br />

nach einem Anstieg zu Beginn des Berichtszeitraumes und einem deutlichen Rückgang im Jahr 2007<br />

mit 631,2 PJ (1 Peta-Joule = 10 15 Joule) im Jahr 2008 wieder etwa auf dem Stand von 2005. Ausschlaggebend<br />

für den Rückgang 2007 waren die besonders milden Temperaturen des Jahres 2007 im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Dahinter trat der Einfluss des im Jahr 2007 anhaltenden Wirtschaftswachstums<br />

(das Bruttoinlandsprodukt stieg preisbereinigt um 2,7 %) und der weiterhin hohen Energiepreise<br />

zurück.<br />

Wichtigster Energieträger in der Zusammensetzung des Primärenergieverbrauches blieb auch im<br />

Jahr 2008 (Daten für 2009 liegen noch nicht vor) mit einem Anteil von 41,2 % die Braunkohle. Im<br />

Jahr 2008 wurden in Sachsen ca. 35.400 Gigawattstunden Strom erzeugt, wovon mehr als 80 %<br />

Braunkohlenstrom waren. Sachsen ist traditionelles Stromexportland. Der Verbrauch an Elektrizität<br />

im Land ist um deutlich mehr als ein Drittel geringer als die Erzeugung. Auch wenn die Nutzung der<br />

Braunkohle mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden ist, ist sie aus der Energiebilanz Sachsens aktuell<br />

nicht wegzudenken. Braunkohle bildet die Brücke hin zu einer Energieversorgung auf Basis der<br />

erneuerbaren Energien. Die Braunkohlentechnologie wird weiterentwickelt, um die damit verbundenen<br />

Emissionen deutlich zu verringern.<br />

Weitere Bestandteile des Primärenergiemixes sind Mineralöl mit 37,8 %, Erdgas mit 20,3 %, Steinkohle<br />

mit 0,4 % sowie sonstige Energieträger mit 0,5 %. An Strom wurden bilanziell 40,4 PJ an andere<br />

Bundesländer geliefert, was einem Anteil von 6,4 % entspricht. Beispiellos ist die Entwicklung<br />

bei den erneuerbaren Energien, die aufgrund einer verbesserten Datenbasis erstmals im Primärenergieverbrauch<br />

ausgewiesen werden konnte (vgl. Tabelle 40). Hier stieg der Anteil von nahezu Null im<br />

Jahr 1990 auf 6,2 %. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien wird im nächsten Kapitel noch<br />

ausführlicher dargestellt.<br />

Der Endenergieverbrauch (Energieverbrauch nach Umwandlung, Sekundärenergie oder Verwendung<br />

der Energieträger) hat sich im Verlauf der letzten Jahre wenig verändert und erreichte im Jahr 2008<br />

mit 352,4 PJ wieder ein ähnliches Niveau wie 1997. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei der<br />

161


Entwicklung der einzelnen Energieträger. So stand einem verringerten Verbrauch bei Mineralöl (z. B.<br />

Raumwärme, Kraftstoffverbrauch) eine erhöhte Nachfrage bei Gas und Strom (z. B. Kochen, Raumwärme)<br />

gegenüber. Die Braunkohle findet als Heizenergie in Haushalten kaum noch Anwendung.<br />

Hingegen ist der Anteil der erneuerbaren Energien im Endenergieverbrauch (z. B. Holznutzung,<br />

Solarthermie, Biokraftstoffe) deutlich gestiegen.<br />

Verbrauchssektor Endenergieverbrauch (in Peta-Joule)<br />

1990 2000 2005 2006 2007 2008<br />

Industrie *) 188,0 67,1 75,7 78,5 81,0 80,0<br />

Verkehr 78,5 101,6 94,1 96,5 98,4 107,4<br />

Haushalte 141,6 101,4 108,2 116,3 100,0 113,2<br />

Kleinverbraucher 136,0 74,9 66,7 62,1 54,7 51,8<br />

gesamt 544,1 345,0 344,7 353,3 334,2 352,4<br />

Abweichungen durch Rundungen, *) inkl. Gewinnung von Steinen und Erden,<br />

Tab. 40: Endenergieverbrauch 1990, 2000 und 2005 bis 2008<br />

Die größten Anteile am Endenergieverbrauch hatten die Energieträger Mineralöl, Gas und Strom<br />

(siehe Abbildung 50). Die Energieträgerstruktur des Endenergieverbrauches entspricht damit weitgehend<br />

der gesamtdeutschen Versorgungsstruktur, wobei der Anteil der Fernwärme in Sachsen bedeutend<br />

höher ist als im Durchschnitt der Bundesrepublik.<br />

Strom 20,6%<br />

Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008<br />

Erneuerbare Energien<br />

4,8%<br />

Fernwärme 6,9%<br />

Erdgas 24,9%<br />

Sonstige 0,4%<br />

Abb. 50: Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008<br />

162<br />

Braunkohle 1,4%<br />

Steinkohle 0,5%<br />

Mineralöl 40,5%


4.4.2.2 Erneuerbare Energien<br />

Vor dem Hintergrund der Importabhängigkeit der Energieversorgung, der Endlichkeit der Energieträger<br />

Öl und Gas sowie der Belastung von Klima und Umwelt durch Emissionen gewinnen die erneuerbaren<br />

Energien als heimische Energieträger zunehmend an Bedeutung. Die Erhöhung des Anteils<br />

erneuerbarer Energien am Energieaufkommen ist unter anderem im LEP 2003 verankert (G 11.1 und<br />

11.3).<br />

Neben einem wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, tragen die erneuerbaren Energien zur Wirtschaftsentwicklung<br />

bei. In dieser Branche wurde 2008 im <strong>Freistaat</strong> ca. 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet,<br />

davon in der Erneuerbare-Energien-Industrie ca. 2 Mrd. Euro. Eine Schlüsselposition nimmt dabei die<br />

Photovoltaikbranche ein. Sie ist mit der gesamten Wertschöpfungskette, von den Grundmaterialien<br />

über Wafer und Zellen bis hin zur Modulfertigung, in Sachsen vorzufinden. Allein in dieser Branche<br />

gab es im Jahr 2008 ca. 5.400 Arbeitsplätze, die einen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. Euro erwirtschafteten.<br />

Darüber hinaus sind in Sachsen weltmarktführende Anlagen- und Maschinenbauer angesiedelt,<br />

die mit ihrem Know-how Automatisierungslösungen und Sondermaschinen entwickeln und die Photovoltaik-Industrie<br />

beliefern.<br />

Stromeinspeisung in GWh<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

277<br />

740<br />

816<br />

Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien<br />

1133<br />

1155<br />

268<br />

299<br />

236<br />

324<br />

237<br />

68 58<br />

171<br />

119 105<br />

151<br />

187<br />

2 3 7 16<br />

1261<br />

44<br />

207<br />

451<br />

324<br />

1548<br />

59<br />

349<br />

572<br />

261<br />

1457<br />

111<br />

484<br />

275<br />

1363<br />

590 585590<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 51: Entwicklung der erneuerbaren Energien in Sachsen 2002 bis 2008<br />

197<br />

Wasserkraft<br />

Windkraft<br />

Photovoltaik<br />

Biogas<br />

Biomasse<br />

Im Jahr 2009 wurden 3.009 GWh Strom aus erneuerbaren Energien in das Netz der allgemeinen<br />

Versorgung eingespeist. Im Einzelnen entfallen davon auf die Windenergie ca. 45 %, auf Biomasse/Biogas<br />

ca. 39 %, auf Wasserkraft ca. 9 % und auf die Photovoltaik ca. 7 %. Bezogen auf den<br />

Bruttostromverbrauch ergibt sich insgesamt ein Anteil von ca. 14,6 %.<br />

Anlagentechnisch stellte sich die Situation im <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Jahr 2009 wie folgt dar: Bei der<br />

Windenergie speisten 810 Anlagen 1.363 GWh Strom in das Netz der allgemeinen Versorgung ein.<br />

Die zweitgrößte Menge stellten 348 Biomasse-/Biogasanlagen mit einer Einspeisung von 1.175 GWh<br />

dar. 284 Wasserkraftanlagen erzeugten 275 GWh und 10.976 Anlagen der Photovoltaik 197 GWh<br />

Strom.<br />

163


Gemäß LEP 2003 sind in den Regionalplänen die räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung von<br />

Windenergie zu sichern (Z 11.4). Diese Planung konnte im Berichtszeitraum noch nicht in allen Planungsverbänden<br />

abgeschlossen werden (siehe Kapitel 2.1.3).<br />

Karte 36: Windkraftanlagen in Sachsen<br />

Geothermie<br />

Die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien ist laut LEP 2003 entsprechend dem Klimaschutzprogramm<br />

und dem Energieprogramm des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen auch auf dem Gebiet der Geothermie<br />

zu unterstützen (G 11.3). Damit wird zwar in Sachsen bisher kein Strom erzeugt, jedoch kann die<br />

Geothermie den Verbrauch von Strom und Gas für Heizzwecke verringern.<br />

In Sachsen ergeben sich auf Grund des geologischen Baus und des weit verbreiteten Altbergbaus<br />

Nutzungsmöglichkeiten für die Geothermie im Bereich der oberflächennahen Geothermie (bis 400 m<br />

Tiefe), der tiefen Geothermie (bis 5.000 m Tiefe) sowie bei der Grubenwassergeothermie.<br />

Ende 2009 wurden in Sachsen ca. 7.530 Erdwärmeanlagen mit oberflächennaher Geothermie betrieben,<br />

was einen Anstieg dieser erneuerbaren Energieform von 63 % im Vergleich zu den 2.741 Anlagen<br />

von Ende 2005 darstellt (vgl. Abb. 52). Die installierte Gesamtheizleistung der oberflächennahen<br />

Geothermie in Sachsen beträgt ca. 90 MWth. Damit werden einzelne Gebäude, Wohnanlagen, Bürokomplexe,<br />

Schwimmhallen und gewerbliche Flächen beheizt sowie mit Warmwasser und ggf. auch<br />

mit Kühlung versorgt. Zu den häufigsten Nutzungsformen gehören dabei die Erdwärmesonden, ge-<br />

164


folgt von kollektor- und brunnengekoppelten Erdwärmeanlagen. Durch steigende Energiekosten ist<br />

zukünftig eine weitere Zunahme geothermisch beheizter und klimatisierter Gebäude zu erwarten.<br />

Anzahl derAnlagen<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Erdwärmeanlagen in Sachsen<br />

2 4 7 12 25 29 50 82 139 208<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 52: Kumulative jährliche Entwicklung von Erdwärmeanlagen in Sachsen. (Quelle: LfULG, Stand 12/2009)<br />

Zur verstärkten Nutzung der oberflächennahen Geothermie in Sachsen wurde 2006 ein Leitfaden zur<br />

Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG) herausgegeben. Ziel des Leitfadens ist es, Möglichkeiten dieser umweltfreundlichen<br />

Energienutzung aufzuzeigen, den rechtlichen Rahmen zur Errichtung der Anlagen darzustellen,<br />

potenzielle Nutzer über die Qualitätsanforderungen aufzuklären sowie Fachleuten Anregungen<br />

und Handlungsempfehlungen zu vermitteln.<br />

Jahr<br />

360<br />

631<br />

922<br />

1.340<br />

1.936<br />

2.741<br />

4.061<br />

5.561<br />

6.803<br />

7.530<br />

165


4.4.3 Telekommunikation<br />

Die Infrastruktur für Neue Medien hatte sich im <strong>Freistaat</strong> Sachsen nach der Jahrtausendwende in<br />

großstädtisch geprägten Ballungsräumen und ländlichen Gebieten deutlich unterschiedlich entwickelt.<br />

In den Ballungsräumen wurde ein hoher Versorgungsgrad mit leistungsfähigen Breitbandverbindungen<br />

(ab 1 Mbit/s) erreicht. Im ländlichen Raum verblieben aber bis 2009 noch größere Lücken<br />

in der Versorgung, sog. „weiße Flecke“. So verfügten in Sachsen 2007 nur 55,9 % der Haushalte über<br />

einen Breitbandinternetzugang. Deutschlandweit waren es zu diesem Zeitpunkt etwa 64,4 % der<br />

Haushalte (Quelle: Statistisches Landesamt).<br />

Die Staatsregierung konzentriert ihre Anstrengungen auf eine Verbesserung der Breitbandverfügbarkeit.<br />

Entsprechend dem LEP 2003 ist eine flächendeckende Versorgung mit Telekommunikationsdienstleistungen<br />

in allen Landesteilen anzustreben (G 12.1). Die verwendete Technologie kann dabei<br />

aber nicht nur auf Festnetzanschlüssen basieren. Auch funkgestützte Systeme werden zur Versorgung<br />

schwach besiedelter Gebiete gezielt herangezogen.<br />

Dieser systemübergreifende Ansatz führte bis zum Ende des Berichtszeitraumes 2009 zu Fortschritten<br />

im Hinblick auf die Erreichung der Ziele. Für etwa 98 % aller sächsischen Haushalte und Unternehmen<br />

war bis 2009 ein Breitbandanschluss mit einer Mindestdownloadrate von 384 kbit/s über<br />

mindestens eine Breitbandtechnologie verfügbar.<br />

Die für <strong>2010</strong> prognostizierte Verfügbarkeit von leistungsfähigen Breitbandverbindungen ab 1 Mbit/s<br />

für 95,6 % der Haushalte in Sachsen wurde nach bisher vorliegenden Daten noch nicht erreicht.<br />

Karte 37: Breitbandverfügbarkeit (ab 1 Mbit/s) in Sachsen <strong>2010</strong> (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie; www.breitbandatlas.de)<br />

166


Eine exakte statistische Erfassung der Verfügbarkeit von leistungsfähigen Breitbandverbindungen<br />

liegt bisher nicht vor. Die hier abgebildete Karte, die Informationen aus dem Breitbandatlas des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Technologie wiedergibt, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

da die Daten auf freiwilligen Angaben der Telekommunikationsunternehmen basieren. Die Karte<br />

stellt lediglich überblicksweise einen Zwischenstand dar, der etwa am Ende des Berichtszeitraumes<br />

vorlag.<br />

Der Ausbau von hochleistungsfähiger drahtgebundener Breitbandinfrastruktur findet weiterhin<br />

schwerpunktmäßig in den Verdichtungsräumen statt. Hier konzentriert sich der Wettbewerb um die<br />

Kunden und führt zu schnellen Qualitätsfortschritten. Deshalb fokussiert die Staatsregierung ihre<br />

komplementären Unterstützungsmaßnahmen auf die ländlichen Räume. Der Schwerpunkt liegt dabei<br />

auch gegenwärtig auf der Schließung von Breitbandversorgungslücken durch festnetzgestützte und<br />

mobile Breitbandlösungen. Die Voraussetzungen für den Bau von Hochleistungsnetzen werden vor<br />

allem durch Gesetze und Rechtsverordnungen des Bundes sowie verwaltungsrechtliche Vorgaben<br />

von Seiten der Bundesnetzagentur weiter verbessert.<br />

Die Förderinstrumente der Staatsregierung stehen in Sachsen flächendeckend zur Verfügung und<br />

werden von den sächsischen Kommunen umfangreich genutzt. Deutliche Signale von Seiten der<br />

Kommunen, Wohnungseigentümer, Unternehmen und privaten Interessenten wären hier in der Zukunft<br />

hilfreich, den am Markt tätigen Unternehmen Anreize für verstärkte Investitionen zu geben.<br />

167


4.4.4 Öffentliche Wasserversorgung<br />

Die öffentliche Wasserversorgung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen wird, dem LEP 2003 (G 13.1) entsprechend,<br />

überwiegend aus ortsnahen Wasservorkommen gedeckt. In Regionen mit nicht ausreichenden örtlichen<br />

Dargeboten sowie zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in den Verdichtungsräumen<br />

ist die Wasserversorgung durch einen weitgehenden Verbund zwischen örtlicher, regionaler und<br />

überregionaler Wasserversorgung bzw. Fernwasserversorgung geprägt.<br />

Im Jahr 2009 wurde die Trinkwasserversorgungspflicht von 76 Aufgabenträgern – darunter 33<br />

Zweckverbände und 43 Städte und Gemeinden (davon 11 in einem Teilzweckverband) – wahrgenommen<br />

(siehe Karte 38).<br />

Karte 38: Aufgabenträger der öffentlichen Wasserversorgung<br />

Die öffentliche Wasserversorgung erfolgte im Jahr 2009 zu 59 % aus Grundwasser, einschließlich<br />

Uferfiltrat/Infiltrat, und zu 40 % aus Oberflächenwasser von 23 Trinkwassertalsperren und Trinkwasserspeichern.<br />

In geringem Umfang (


etrifft insbesondere Einzelanwesen im Außenbereich und im ländlichen Raum. Ein hundertprozentiger<br />

Anschlussgrad ist praktisch nicht erreichbar und wird auch nicht angestrebt.<br />

Der durchschnittliche spezifische Wasserverbrauch der sächsischen Bevölkerung liegt bei 86 l/E*d<br />

und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von 122 l/E*d.<br />

Erhebliche Fortschritte sind bei der weiteren Reduzierung der Wasserverluste festzustellen. Durch die<br />

Sanierung der Rohrnetze und technische Maßnahmen im Anlagenbetrieb konnten diese auf ca. 15 %<br />

verringert werden.<br />

4.4.5 Abwasserentsorgung<br />

Gemäß LEP 2003 sind bei der Abwasserentsorgung sowohl wasserwirtschaftliche, als auch ökonomische<br />

und ökologische Aspekte zu berücksichtigen (G 13.3). Wo zentrale Anlagen wirtschaftlich unzweckmäßig<br />

sind und ökologische Gründe nicht entgegen stehen, sollen dezentrale Lösungen mit<br />

Kleinkläranlagen erhalten oder errichtet werden (Z 13.4).<br />

Der Schwerpunkt beim Ausbau der abwassertechnischen Infrastruktur in Sachsen lag in den zurückliegenden<br />

Jahren bei der Umsetzung der EG-Richtlinie Kommunalabwasser (91/272/EWG), insbesondere<br />

in den Verdichtungsgebieten mit mehr als 2.000 Einwohnerwerten (EW), und bei der Erfüllung<br />

der nationalen Anforderungen des Wasserhaushaltsgesetzes an eine Abwasserbehandlung nach dem<br />

Stand der Technik.<br />

In den nach der sächsischen Kommunalabwasserverordnung ausgewiesenen Verdichtungsgebieten<br />

leben ca. 73 % der Bevölkerung. Insgesamt beträgt der durchschnittliche Anschlussgrad an öffentliche<br />

Abwasserbehandlungsanlagen in den Verdichtungsgebieten ca. 98 %. Die Anschlussgrade in den<br />

für Sachsen relevanten Kategorien von Verdichtungsgebieten nach EG-Richtlinie Kommunalabwasser<br />

stellen sich wie folgt dar (Stand <strong>2010</strong>):<br />

in Verdichtungsgebieten mit mehr als 10.000 EW: 98 %<br />

in Verdichtungsgebieten mit 2.000 bis 10.000 EW: 95 %<br />

Der Anschlussgrad der sächsischen Bevölkerung an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen hat<br />

sich auf etwa 86 % im Jahr <strong>2010</strong> erhöht (1990: ca. 56 %; 2006: ca. 83 %; 2008: ca. 85 %). Die Verteilung<br />

des Anschlussgrades über Gemeinde-Größenklassen zeigt Abbildung 53. Im ländlichen Raum<br />

liegt der Anschlussgrad in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern im Durchschnitt unter<br />

67 %, in Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern liegt er schon seit 2006 über 90 %. In den drei<br />

sächsischen Großstädten mit fast einem Drittel der Bevölkerung Sachsens sind mit mehr als 98 %<br />

nahezu alle Einwohner angeschlossen.<br />

In Sachsen sind 687 kommunale Kläranlagen (ab 50 EW) mit einer Behandlungskapazität von insgesamt<br />

etwa 5,7 Mio. EW in Betrieb. Davon wurden von 1991 bis <strong>2010</strong> 594 Kläranlagen mit einer Behandlungskapazität<br />

von insgesamt ca. 5,6 Mio. EW neu errichtet, saniert oder erweitert. Damit beträgt<br />

der Anteil dieser Anlagen an der gesamten vorhandenen Behandlungskapazität inzwischen<br />

98 %.<br />

In über 97 % der Kläranlagen wird das Abwasser biologisch behandelt. Lediglich in noch 3 % der<br />

kommunalen Kläranlagen wird das Abwasser nur mechanisch gereinigt. In 32 % aller Kläranlagen<br />

erfolgt eine weitergehende Abwasserreinigung mit Phosphor- und/oder Stickstoffeliminierung. Alle<br />

Anlagen mit einer Kapazität über 10.000 EW besitzen bereits eine solche dritte Reinigungsstufe.<br />

169


Gemeinde-Größenklasse (Einwohner)<br />

Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen<br />

Sachsen<br />

> 100.000<br />

> 10.000 bis 100.000<br />

> 5.000 bis 10.000<br />

> 2000 bis 5000<br />

≤ 2000<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

61%<br />

Anschlussgrad<br />

Abb. 53: Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen nach Gemeinde-Größenklassen (Quelle: SMUL,<br />

Stand <strong>2010</strong>)<br />

In den kommenden Jahren ist noch für ca. 530.000 Einwohner die Abwasserbeseitigung an den<br />

Stand der Technik anzupassen. Dies betrifft vor allem den ländlichen Raum, da dort in vielen Gemeindeteilen<br />

das Abwasser noch über teilweise desolate Kleinkläranlagen und Sammelgruben entsorgt<br />

wird. Aufgrund der dünnen Besiedlung ist jedoch der Anschluss an große zentrale Kläranlagen<br />

oft sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, so dass kleinräumige dezentrale Lösungen,<br />

Gruppen- oder Einzellösungen in vielen Fällen zweckmäßig sind.<br />

Nach den Grundsätzen des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft gemäß<br />

§ 9 des Sächsischen Wassergesetzes für die Abwasserbeseitigung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2007 bis<br />

2015 vom 28. September 2007 sowie entsprechend der sächsischen Kleinkläranlagenverordnung<br />

vom 19. Juli 2007 soll auf der Grundlage der durch die Aufgabenträger überarbeiteten Abwasserbeseitigungskonzepte<br />

bis Ende 2015 die Abwasserbehandlung in Sachsen flächendeckend dem Stand<br />

der Technik entsprechen.<br />

4.4.6 Abfall und Lärmschutz<br />

4.4.6.1 Abfall<br />

Aus der traditionellen, auf Entsorgung gerichteten Abfallwirtschaft entwickelt sich zunehmend eine<br />

auf Ressourcenschonung und Klimaschutz orientierte Kreislauf- und Wertstoffwirtschaft. Hierbei ist<br />

die Abfallhierarchie (Vermeidung / Vorbereitung zur Wiederverwendung / Recycling / sonstige Verwertung<br />

/ Beseitigung) Grundlage für das Handeln sämtlicher Akteure im öffentlichen und privaten<br />

Bereich. Die Landkreise, Kreisfreien Städte und Abfallverbände nehmen ihre Aufgaben als öffentlichrechtliche<br />

Entsorgungsträger (ÖRE) in hoher Qualität bei zumutbaren Abfallgebühren wahr. Die privatwirtschaftliche<br />

Entsorgung der gewerblichen und industriellen Abfälle, einschließlich der gefährlichen<br />

Abfälle, hat sich in Verbindung mit einer engmaschigen Abfallüberwachung bewährt. Es be-<br />

170<br />

67%<br />

77%<br />

86%<br />

91%<br />

98%


steht langfristige Entsorgungssicherheit im <strong>Freistaat</strong> Sachsen, wie sie im LEP 2003 gefordert wird<br />

(G 14.1, G 14.2).<br />

Im Jahre 2009 wurden insgesamt 1,37 Mio. Tonnen Abfälle aus privaten Haushalten und Kleingewerbe<br />

gesammelt. Der seit Mitte der 1990er Jahre andauernde Aufkommensrückgang setzte sich bis<br />

2008 zunächst fort. 2009 wurde erstmals wieder ein leichter Anstieg einiger Abfallfraktionen wie<br />

Restabfälle, Leichtverpackungen und Bio- und Grünabfälle registriert. Das den ÖRE überlassene Aufkommen<br />

an Papier/Pappe/Kartonagen ist seit mehreren Jahren rückläufig. Die Ursache liegt bei den<br />

verstärkt durchgeführten privatwirtschaftlichen Papiersammlungen. Eine positive Entwicklung war<br />

bei Bio- und Grünabfällen zu verzeichnen, wobei bei der Sammlung und Verwertung noch Potenziale<br />

bestehen. Die erfassten Mengen an Bio- und Grünabfällen liegen noch deutlich unter dem bundesdeutschen<br />

Durchschnitt. Die Restabfälle bilden mit 39 % aller anfallenden Siedlungsabfälle nach den<br />

getrennt gesammelten Wertstoffen (53 %) die größte Fraktion.<br />

kg/(E.a)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Einwohnerspezifisches Aufkommen an Siedlungsabfällen aus privaten Haushalten und<br />

Kleingewerbe<br />

6 7<br />

34 35<br />

26<br />

26<br />

26<br />

134 131 129 127<br />

25 129<br />

25<br />

5<br />

35<br />

35 36<br />

22 21 22 20<br />

65 63<br />

59<br />

53 52<br />

26 28 25 28 29 29 30<br />

25 25 25<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Restabfälle sperrige Abfälle Papier, Pappe, Kartonagen Glas<br />

Leichtverpackungen sonstige Wertstoffe Bioabfälle Grünabfälle<br />

Abb. 54: Einwohnerspezifisches Aufkommen der Siedlungsabfälle aus privaten Haushalten und Kleingewerbe in<br />

Sachsen 2005 bis 2009 (Quelle: Siedlungsabfallbilanzen LfULG)<br />

Für die Behandlung der sächsischen Abfälle stehen in Sachsen insgesamt folgende Anlagen zur Verfügung<br />

(Abfallwirtschaftsplan 2009):<br />

70 Kompostieranlagen<br />

6 Vergärungsanlagen<br />

41 Sortier- und Recyclinganlagen für Wertstoffe (Glas, Leichtverpackungen, Papier)<br />

21 Sortieranlagen für sperrige Abfälle und Gewerbeabfälle<br />

55 Aufbereitungsanlagen für Altholz<br />

304 Sortier- und Recyclinganlagen für Bau- und Abbruchabfälle<br />

65 Asphaltanlagen<br />

84 Aufbereitungsanlagen für Altreifen und Altfahrzeuge<br />

32 Aufbereitungsanlagen für Elektro- und Elektronikaltgeräte.<br />

5<br />

6<br />

24<br />

171


Für vorzubehandelnde Siedlungsabfälle stehen drei mechanisch-biologische, eine mechanischphysikalische<br />

sowie eine thermische Anlage zur Verfügung. Im Jahr 2009 wurden die beiden letzten<br />

Deponien der Klasse I in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft geschlossen. Seitdem werden noch drei<br />

Deponien der Klasse II in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft betrieben. Zudem stehen in Sachsen<br />

Deponien privater Betreiber zur Verfügung. Insgesamt besteht nach Angaben des LfULG im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen ein genehmigtes Restvolumen von 11,1 Mio. m³, davon sind 4,1 Mio. m³ ausgebaut.<br />

4.4.6.2 Lärmschutz<br />

Im Sinne des Lärmschutzes sollten gemäß LEP 2003 Gebiete, die zu Wohn- und Erholungszwecken<br />

genutzt werden, von lärmintensiven Verkehrswegen freigehalten werden (G 15.1). In Umsetzung von<br />

§ 50 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) sind daher bei raumbedeutsamen Planungen<br />

und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen,<br />

dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden<br />

Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Die<br />

Beachtung dieser präventiven Maßgabe erfolgt bereits im Planungsprozess.<br />

Ein neues Instrument stellt in diesem Zusammenhang die EU-Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG<br />

dar. Sie wurde durch die §§ 47a bis 47f BImSchG und durch die Verordnung über die Lärmkartierung<br />

(34. BImSchV) in deutsches Recht umgesetzt. Danach bestand in Stufe 1 bis zum 30.Juni 2007 die<br />

gesetzliche Pflicht, für Ballungsräume mit mehr als 250.000 Einwohnern, für Hauptverkehrsstraßen<br />

mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 6 Mio. Kraftfahrzeugen pro Jahr, für Haupteisenbahnstrecken<br />

mit einem Verkehrsaufkommen von über 60.000 Zügen pro Jahr sowie für Großflughäfen<br />

mit mehr als 50.000 Flugbewegungen pro Jahr Lärmkarten zu erarbeiten. Zu Grunde zu legen waren<br />

dabei die Verkehrsmengen des Jahres 2006. In Sachsen betraf dies die Ballungsräume Dresden und<br />

Leipzig, 530 km Hauptstraßennetz außerhalb von Ballungsräumen (überwiegend Autobahnen und<br />

Bundesstraßen) in 107 Städten und Gemeinden sowie 154 km Haupteisenbahnstrecken in 22 Städten<br />

und Gemeinden. Großflughäfen waren dagegen nicht dabei. Die Ergebnisse der Lärmkartierung<br />

wurden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Informationen zur Höhe der Lärmbelastungen und<br />

zur Anzahl der betroffenen Personen stehen auch im Internet für die untersuchten Hauptverkehrsstraßen<br />

unter www.umwelt.sachsen.de/umwelt/3509.htm bzw. für die untersuchten Haupteisenbahnstrecken<br />

unter www.eba.bund.de/cln_031/nn_204518/DE/Fachthemen/Umgebungslaermkartierung/Ergebnisse/ergebnisse__node.html?__nnn=true<br />

zur Verfügung. Im Ergebnis der Kartierung war<br />

durch die betreffenden Städte und Gemeinden bis zum 18. Juli 2008 die Aufstellung von Lärmaktionsplänen<br />

zu prüfen. Diese haben gemäß § 47d BImSchG das Ziel, Lärmprobleme und Lärmauswirkungen<br />

zu regeln und sollten aufgestellt werden, wenn gesundheitsrelevante Lärmbetroffenheiten<br />

(d. h. Dauerbelastungen von mehr als 65 dB(A) am Tag bzw. mehr als 55 dB(A) nachts) vorliegen.<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen haben im Berichtszeitraum 20 Kommunen mit der Aufstellung von Lärmaktionsplänen<br />

begonnen und die Pläne teilweise bereits zum Abschluss geführt.<br />

Auf der Basis der in den vergangenen Jahren durchgeführten Planfeststellungsverfahren für die Verkehrsflughäfen<br />

Dresden und Leipzig/Halle wurden erste Berechnungen zur Ausweisung neuer Siedlungsbeschränkungsbereiche<br />

durchgeführt. Die Grundlage dazu bildete das im Jahre 2007 novellierte<br />

Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm. Im Ergebnis wurde im Regionalplan Westsachsen von 2008 für<br />

den Flughafen Leipzig/Halle ein neuer Siedlungsbeschränkungsbereich ausgewiesen. Für den Flughafen<br />

Dresden gilt weiterhin der Siedlungsbeschränkungsbereich aus dem Jahre 1997 (festgelegt im<br />

ersten Regionalplan des Regionalen Planungsverbandes Oberes Elbtal/Osterzgebirge), ein neuer Siedlungsbeschränkungsbereich<br />

befindet sich in der Diskussion. Bei den am stärksten frequentierten<br />

Verkehrslandeplätzen Bautzen, Kamenz und Riesa-Göhlis gab es aufgrund der geringen Anzahl von<br />

Betroffenen keine Notwendigkeit für die Ausweisung von Siedlungsbeschränkungsbereichen.<br />

172


4.5 Soziale Infrastruktur<br />

4.5.1 Gesundheits- und Sozialwesen<br />

4.5.1.1 Jugend, Frauen und Familie, Soziale Dienste<br />

Kinder- und Jugendhilfe<br />

Während des Berichtszeitraumes konnte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein umfassendes System an Einrichtungen<br />

und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe etabliert und entwickelt werden. Verantwortlich<br />

für den Betrieb, die Planung und die Finanzierung der Dienste und Einrichtungen auf örtlicher Ebene<br />

sind die Landkreise und Kreisfreien Städte (Jugendämter) als örtliche Träger der öffentlichen<br />

Jugendhilfe. Die Angebote der Hilfen zur Erziehung, für die im Rahmen des erzieherischen Bedarfs<br />

ein individueller Rechtsanspruch besteht, richten sich an Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />

in Krisen- und Belastungssituationen. Sie umfassen ambulante, teilstationäre und stationäre<br />

Dienste und Einrichtungen. Tabelle 41 zeigt die Entwicklung der Anzahl der Hilfen, gegliedert<br />

nach den einzelnen Hilfearten in den Jahren 2006 bis 2009.<br />

Hilfearten<br />

Erziehungsberatungen nach § 28 SGB VIII<br />

2006 2007 2008 2009<br />

laufende Beratungen am 31.12. 5.896 6.514 6.886<br />

beendete Beratungen<br />

Einzelbetreuungen nach § 30 SGB VIII<br />

11.733 12.730 13.326 13.925<br />

laufende Hilfen am 31.12 820 846 803 797<br />

beendete Hilfen<br />

Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII<br />

1.509 849 944 907<br />

laufende Hilfen am 31.12. 2.095 2.117 2.101 2.185<br />

beendete Hilfen 406 462 466 487<br />

Heimerziehung, sonstige betreute Wohnformen nach § 34 SGB VIII<br />

laufende Hilfen am 31.12. 2.587 2.433 2.543 2.493<br />

beendete Hilfen 1.193 1.282 1.398 1.439<br />

Sozialpädagogische Familienhilfen nach § 32 SGB VIII<br />

laufende Hilfen am 31.12. 1.415 1.929 2.172 2.237<br />

beendete Hilfen 1.002 1.127 1.474 1.517<br />

Vorläufige Schutzmaßnahmen Junge Menschen 2008<br />

gesamt 1.939 2.042 2.005 1.977<br />

darunter unter 14 Jahren 952 1.087 1.111 1.143<br />

Inobhutnahme auf eigenen Wunsch 604 565 490 441<br />

Inobhutnahme wegen Gefährdung 1.335 1.476 1.504 1.518<br />

Tab. 41: Fallzahlen Hilfen zur Erziehung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 bis 2009<br />

Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen existiert – wie im LEP 2003 (Z 16.1.3) verankert – ein umfassendes Netz von<br />

Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, zumeist in freier Trägerschaft. Angebotsformen<br />

sind u. a. Kinder- und Jugendzentren, Jugendclubs und Jugendtreffs. Die demografische Entwicklung<br />

stellt die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe bei der Planung der Angebote vor allem im<br />

ländlichen Raum vor große Herausforderungen. Die Zunahme der Zahl der Jugendeinrichtungen, die<br />

ohne hauptamtliches Personal geführt werden, ist vor diesem Hintergrund zu sehen (siehe Tabelle<br />

42). Die Daten zu den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe werden im Vierjahresturnus erhoben.<br />

173


Einrichtungsart 1998 2002 2006<br />

Einrichtungen der Kinder- und<br />

Jugenderholung/ -bildung<br />

137 132 151<br />

Jugendzentren/ -freizeitheime,<br />

Häuser der offenen Tür<br />

526 607 620<br />

Jugendräume/ -heime ohne<br />

hauptamtliches Personal<br />

275 331 614<br />

Einrichtungen/ Initiativen der<br />

Mobilen Jugendarbeit<br />

72 94 119<br />

Jugendberatungsstellen<br />

gem. §11 SGB VIII<br />

37 35 39<br />

Einrichtungen gesamt 1.047 1.203 1.539<br />

Tätige Personen in Einrichtungen der<br />

Jugendarbeit<br />

2.785 2.956 2.704<br />

Tab. 42: Einrichtungen und tätige Personen der Kinder- und Jugendarbeit im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

(Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen <strong>2010</strong> (Datenerhebung nur alle vier Jahre)<br />

Familienhilfe<br />

Gemäß LEP 2003 sollen in allen Landesteilen Dienste und Einrichtungen der Familienhilfe bedarfsgerecht<br />

eingerichtet sein (Z 16.1.1).<br />

Familien erhalten durch Ehe-, Familien- und Lebensberatung Hilfe und Unterstützung in Fragen der<br />

allgemeinen Lebensplanung, der Gestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im Umgang<br />

mit Konflikten und Problemen in der Partnerschaft. Landesweit existieren 19 mit staatlichen<br />

Mitteln geförderte Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen, davon sechs mit Telefonseelsorge.<br />

Die Träger gehören in der Regel den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege an.<br />

Werdende Mütter haben einen gesetzlichen Anspruch auf umfassende Beratung in allen die<br />

Schwangerschaft und Geburt betreffenden Fragen. Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gab es am Ende des Berichtszeitraumes<br />

65 anerkannte Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in<br />

freier und kommunaler Trägerschaft, außerdem sieben den anerkannten gleichgestellte Schwangerschaftsberatungsstellen<br />

der Caritas. Neben der Schwangerschafts(konflikt)beratung bieten sie Hilfe<br />

bei Anträgen an die Stiftung Mutter und Kind sowie präventive Veranstaltungen an; ab 2009 auch<br />

spezielle Fachberatung im Kontext pränataler Diagnostik.<br />

Aufbau und Erhalt überregionaler Familienferienstätten wurden weiter vom <strong>Freistaat</strong> gefördert. Die<br />

insgesamt 38 Familienzentren sind Stätten der Bildung und des Erfahrungsaustausches; sie stärken<br />

insbesondere Erziehungskompetenz und Beziehungsfähigkeit. Familienferienstätten halten als familiengerecht<br />

ausgestattete Urlaubsorte zugleich spezielle Bildungs- und Unterhaltungsangebote vor.<br />

Nicht zuletzt förderte der <strong>Freistaat</strong> Sachsen überregionale Angebote der Familienbildung sowie Projekte<br />

zu deren inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung. Hier werden Familien unterstützt<br />

bei der Bewältigung von Problemlagen in Ehe oder Partnerschaft, der Erziehung von Kindern, der<br />

Versorgung pflegebedürftiger Familienmitglieder, der Haushaltsführung und der Mitwirkung in familienrelevanten<br />

Institutionen. Junge Menschen werden auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben<br />

mit Kindern vorbereitet.<br />

Hilfe bei häuslicher Gewalt<br />

Für Opfer und Täter im Kontext häuslicher Gewalt und Stalking hält der <strong>Freistaat</strong> Sachsen eine<br />

leistungsfähige und abgestimmte Beratungs- und Unterstützungsstruktur bereit. Ein sachsenweites<br />

Netz an Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen, Interventions- und Koordinierungsstellen sowie<br />

Täterberatungsstellen arbeitet auf der Grundlage des Ende 2006 beschlossenen Sächsischen Landes-<br />

174


aktionsplanes zur Bekämpfung häuslicher Gewalt in Kooperationsbündnissen mit Polizei, Justiz,<br />

Rechtsmedizin, Gesundheitswesen und Kinder- und Jugendhilfe zusammen. Die 21 vom <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen geförderten Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen (Stichdatum 31.12.2009) bieten von<br />

Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern in akuter Notsituation eine anonyme Unterkunft,<br />

Schutz und Unterstützung rund um die Uhr und beratende Hilfe. Sieben Interventions- und Koordinierungsstellen<br />

leisten einzelfallbezogene, aufsuchende Krisenintervention in Fällen häuslicher Gewalt<br />

und Stalking und vernetzen alle mit der Bekämpfung häuslicher Gewalt befassten Berufsgruppen.<br />

In den vier sächsischen Täterberatungsprojekten lernen Täter, Verantwortung für das eigene<br />

Gewalthandeln zu übernehmen und Konfliktsituationen gewaltfrei zu lösen.<br />

Sozialpsychiatrische Dienste, Suchtberatung<br />

Während des Berichtszeitraumes wurden die Sozialpsychiatrischen Dienste sowie die Suchtberatungs-<br />

und Behandlungsstellen durch Landesmittel gefördert. Landkreise und Kreisfreie Städte sind<br />

gemäß dem Sächsischen Psychiatriegesetz vom 10.10.2007 verpflichtet, vorsorgende, begleitende<br />

und nachsorgende Hilfe für psychisch Kranke und Suchtkranke einzurichten und eine gemeindenahe,<br />

personenbezogene und bedarfsdeckende Angebotsstruktur vorzuhalten. Sozialpsychiatrische Dienste<br />

befinden sich in jedem Landkreis und jeder Kreisfreien Stadt, dazu in Außenstellen. Insgesamt gibt es<br />

in Sachsen 46 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen sowie 23 Außenstellen (Stand 31.12.2009).<br />

HIV- und AIDS-Beratung<br />

Angebote der HIV- und AIDS-Beratung der Gesundheitsämter finden sich in den Landkreisen und<br />

Kreisfreien Städten. Sie wurden im Berichtszeitraum durch Landesmittel im Bestand gefördert.<br />

4.5.1.2 Kindertageseinrichtungen<br />

Gemäß LEP 2003 sollen Kindertagesstätten in allen Landesteilen bedarfsgerecht zur Verfügung stehen<br />

(Z 16.1.4). Zu den Kindertageseinrichtungen gehören die Kinderkrippen, die Kindergärten und die<br />

Horte. Erfreulicherweise war im Berichtszeitraum ein leichter Anstieg der Kinderzahlen in Sachsen zu<br />

verzeichnen. Dieser Anstieg verläuft jedoch regional differenziert. In Gemeinden mit starkem Bevölkerungsrückgang<br />

müssen daher gegebenenfalls durch Konzentration an einem Standort oder z.B.<br />

durch Kombination von Kinderkrippe und Kindergarten oder Kindergarten und Hort langfristig tragfähige<br />

Lösungen für die Absicherung der Kinderbetreuung gefunden werden.<br />

Der Anteil der in Kindertageseinrichtungen betreuten Kinder hat sich in allen Altersgruppen erhöht.<br />

Im Kindergartenalter beträgt er inzwischen fast 95 %. Einen starken Zuwachs gab es im Bereich der<br />

Hortbetreuung.<br />

Altersgruppe 2006 2007 2008 2009<br />

0-3 Jahre 98.434 98.949 100.770 102.364<br />

davon betreute Kinder in<br />

32.795<br />

34.104<br />

36.164<br />

40.418<br />

Krippe u. Kindertagespflege (33,3 %) (34,5 %) (35,9 %) (39,5 %)<br />

3-6 Jahre 95.312 96.569 97.361 97.760<br />

davon betreute Kinder in Kita<br />

89.062<br />

(93,4 %)<br />

89.418<br />

(92,6 %)<br />

91.440<br />

(93,9 %)<br />

92.497<br />

(94,6 %)<br />

6-11 Jahre 147.481 151.995 154.766 157.166<br />

davon betreute Kinder im Hort<br />

93.476<br />

(63,4 %)<br />

103.009<br />

(67,7 %)<br />

110.262<br />

(71,2 %)<br />

115.026<br />

(73,2 %)<br />

Tab. 43: Entwicklung der Kinderzahlen und der in Kindertageseinrichtungen (Kitas) und Kindertagespflege betreuten<br />

Kinder 2006 bis 2009 in Sachsen<br />

175


Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen hat sich im Berichtszeitraum stetig erhöht. Ein Großteil der<br />

bestehenden Einrichtungen hat darüber hinaus Kapazitätserweiterungen vorgenommen. Der Anteil<br />

der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft hat deutlich zugenommen. Dabei geht es nicht<br />

nur um neu hinzugekommene Einrichtungen. Mehrere Kommunen haben ihre vorhandenen Kindertageseinrichtungen<br />

in freie Trägerschaft überführt oder planen demnächst einen solchen Schritt.<br />

März 2006 März 2009<br />

Landkreis/<br />

Kreisfreie Stadt insgesamt<br />

davon<br />

öffentliche<br />

freie Träger<br />

Träger<br />

insgesamt<br />

davon<br />

öffentliche<br />

freie Träger<br />

Träger<br />

Chemnitz, Stadt 134 76 58 133 72 61<br />

Dresden, Stadt 266 142 124 309 138 171<br />

Leipzig, Stadt 264 111 153 282 106 176<br />

Bautzen 210 90 120 226 88 138<br />

Erzgebirgskreis 231 118 113 230 113 117<br />

Görlitz 200 101 99 199 94 105<br />

Leipzig 203 102 101 204 96 108<br />

Meißen 169 93 76 180 77 103<br />

Mittelsachsen 233 128 105 234 116 118<br />

Nordsachsen<br />

Sächsische<br />

168 108 60 161 103 58<br />

Schweiz-<br />

Osterzgebirge<br />

183 97 86 190 88 102<br />

Vogtlandkreis 160 102 58 163 107 56<br />

Zwickau 201 97 104 202 79 123<br />

Sachsen 2.622 1.365 1.257 2.713 1.277 1.436<br />

Tab. 44: Anzahl der Kindertageseinrichtungen 2006 und 2009 in Sachsen nach Trägerschaft<br />

Die Kommunen sind verpflichtet, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem dritten<br />

Lebensjahr zu erfüllen. Weiterhin haben sie für ein bedarfsgerechtes Angebot an Plätzen für Kinder<br />

bis zum vollendeten dritten Lebensjahr zu sorgen. Ab August 2013 ist dann für die Altersgruppe ab<br />

vollendetem erstem Lebensjahr ein Rechtsanspruch zu realisieren. Bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung<br />

wurden die Kommunen im Berichtszeitraum durch Fördermittel des Bundes und des<br />

Landes unterstützt.<br />

In vielen KiTa-Bauten waren Baumaßnahmen erforderlich, um den aktuellen Anforderungen an den<br />

Brandschutz, Hygiene, Barrierefreiheit, Energieeffizienz und moderner kindgerechter Ausstattung der<br />

Betreuungsräume gerecht zu werden.<br />

Im Berichtszeitraum wurden auf der Grundlage bestehender Förderrichtlinien folgende investive<br />

Maßnahmen im Bereich Kindertagesbetreuung gefördert:<br />

Neubau von Kindertageseinrichtungen und Neuschaffung von Plätzen, einschließlich der Erstausstattung<br />

Sanierung von Kindertageseinrichtungen (z. B. Behebung von Sicherheits- einschließlich Brandschutzmängeln,<br />

Verbesserung der sanitären Anlagen, barrierefreie Ausgestaltung der Einrichtung<br />

oder Verbesserung des Lärm- und Gesundheitsschutzes für die pädagogischen Fachkräfte in der<br />

Einrichtung)<br />

Modernisierung von Kindertageseinrichtungen<br />

Instandsetzung der kindbezogenen Räume und Ausstattung von Kindertagespflegestellen (seit<br />

2007)<br />

176


Landkreis/<br />

Anzahl der geförderten Projekte*<br />

Kreisfreie Stadt 2006 2007 2008 2009<br />

Chemnitz, Stadt 12 8 18 26<br />

Vogtlandkreis 69 61 111 40<br />

Zwickau 106 128 119 106<br />

Erzgebirgskreis 142 130 186 106<br />

Mittelsachsen 97 108 76 61<br />

Leipzig, Stadt 76 45 55 270<br />

Nordsachsen 80 66 87 46<br />

Leipzig 90 60 102 14<br />

Dresden, Stadt 128 28 29 11<br />

Bautzen 119 101 137 66<br />

Görlitz 83 68 76 40<br />

Meißen 64 54 89 36<br />

Sächsische Schweiz-<br />

Osterzgebirge<br />

127 120 144 123<br />

Sachsen 1.193 977 1.229 945<br />

* beinhaltet Neubau, Sanierung und Modernisierung von Kindertageseinrichtungen sowie ab 2007 die Ausstattung und Instandsetzung<br />

von Kindertagespflegestellen<br />

Tab. 45: Anzahl der mit Landes- und Bundesmitteln geförderten Projekte nach Jahren und Kreisen (Quelle: SMK)<br />

Die Bundesmittel wurden seit 2008 für die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Betreuungsplätze<br />

für Kinder bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres in Kinderkrippen und Kindertagespflegestellen<br />

zur Verfügung gestellt. Landesmittel standen im gesamten Berichtszeitraum zur Verfügung,<br />

dabei lag der Schwerpunkt ab 2008 auf der Schaffung bzw. Sicherung von Plätzen für Kinder<br />

im Alter von 3 Jahren bis zur Vollendung der 4. Klasse in Kindergärten und Horten. Im Berichtszeitraum<br />

konnten mit den Bundes- und Landesmitteln ca. 4.300 Projekte realisiert werden, darunter 153<br />

Neubauten, und es wurden ca. 11.800 neue Plätze geschaffen. Zudem wurden 2009/<strong>2010</strong> aus dem<br />

Konjunkturprogramm II Bundes- und Landesmittel u. a. für den Bereich "Frühkindliche Infrastruktur"<br />

bereit gestellt, womit zahlreiche weitere Projekte gefördert werden konnten.<br />

Im Siedlungsgebiet des sorbischen Volkes gibt es ein etabliertes Netz an zweisprachigen bzw. sorbischen<br />

Kindertagesstätten.<br />

4.5.1.3 Altenhilfe<br />

Sachsen hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Menschen im Alter über 65. Dem ständig<br />

steigenden Betreuungsbedarf trägt der LEP 2003 Rechnung, wonach in zumutbarer Entfernung, dem<br />

Bedarf entsprechend, offene ambulante und stationäre Einrichtungen der Altenhilfe angeboten werden<br />

sollen (Z 16.2.5).<br />

Seit Einführung der Pflegestatistik im Jahr 1999 ist in Sachsen – wie in ganz Deutschland – eine<br />

deutliche Zunahme der Leistungsempfänger insgesamt zu verzeichnen. Dieser Anstieg kann vor allem<br />

auf die deutliche Zunahme der über 80-jährigen Pflegebedürftigen zurückgeführt werden.<br />

Der Anteil der stationär betreuten pflegebedürftigen Senioren stieg von 29 % im Jahr 1999 über<br />

36,7 % (2005) auf 38,1 % im Jahr 2009; eine Entwicklung, die sich auch im Verhältnis von häuslicher<br />

und stationärer Betreuung ausdrückt. Nachdem die Anzahl der zu Hause betreuten pflegebedürftigen<br />

Senioren von 68.531 im Jahr 1999 bis 2005 auf 62.966 zurückgegangen war, stieg sie<br />

bis 2009 wieder auf 68.543 und erreicht damit etwa wieder das Niveau von 1999. Die Zahl der in<br />

Heimen Betreuten stieg dagegen von 27.338 Personen im Jahr 1999 um mehr als die Hälfte auf<br />

42.207 Personen im Jahr 2009.<br />

177


Die Zahl der pflegebedürftigen Senioren insgesamt (ab 65 Jahre) stieg allein im Berichtszeitraum seit<br />

2005 um 11,2 % an. Im Jahr 2009 gab es in Sachsen 110.750 pflegebedürftige Seniorinnen und<br />

Senioren, davon waren etwa zwei Drittel 80 Jahre und älter.<br />

Anzahl<br />

140 000<br />

120 000<br />

100 000<br />

80 000<br />

60 000<br />

40 000<br />

20 000<br />

0<br />

Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen<br />

1999 2001 2003 2005 2007 2009<br />

je 1 000 Einw ohner<br />

32,0<br />

28,0<br />

24,0<br />

20,0<br />

16,0<br />

12,0<br />

8,0<br />

4,0<br />

0,0<br />

je 1 000 Einw ohner<br />

65 und mehr Jahre<br />

25 bis unter 65 Jahre<br />

unter 25 Jahren<br />

Abb. 55: Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen im Dezember 1999 bis 2009 nach Altersgruppen<br />

(Grafik: Statistisches Landesamt)<br />

Von den über 65-jährigen Pflegebedürftigen wurden 2009 etwa 33 % ausschließlich durch Angehörige<br />

betreut – gegenüber 43 % im Jahr 1999. Der Trend zur Pflege in Heimen stellt sich im Vergleich<br />

zu den westdeutschen Ländern als nachholende Entwicklung dar.<br />

Stationäre Einrichtungen<br />

Die pflegerische Versorgung ist flächendeckend und auf qualitativ hohem Niveau sichergestellt. Im<br />

Jahr 2009 gab es in Sachsen 729 stationäre Pflegeeinrichtungen, die 48.124 Betten anboten, davon<br />

waren 42.207 Plätze durch Seniorinnen und Senioren im Alter über 65 Jahre belegt. Hinzu kamen<br />

1.155 Plätze von Kurzzeitpflegeeinrichtungen sowie 166 Tagespflegeeinrichtungen. Fast alle Einrichtungen<br />

wurden neu errichtet bzw. saniert. So bieten die vollstationären Einrichtungen keine Vierbettzimmer<br />

mehr an, in ganz Sachsen sind noch einige wenige Plätze in Dreibettzimmern verfügbar,<br />

mehr als die Hälfte werden inzwischen in Einbettzimmern angeboten. Die Zahl der Einrichtungen<br />

und Plätze stieg deutlich an. 2009 war gegenüber 2005 ein Zuwachs um 81 stationäre Einrichtungen<br />

zu verzeichnen. Diese Entwicklung hält weiter an. In Anbetracht der zu erwartenden Zunahme<br />

von pflegebedürftigen älteren Menschen in Sachsen gilt es, deren Wunsch nach Verbleib in der eigenen<br />

Häuslichkeit durch geeignete ambulante und teilstationäre Pflegearrangements so weit wie<br />

möglich zu unterstützen. Ebenso erfordern die aktuell sinkende Pflegequote und die regional sehr<br />

unterschiedliche Ausprägung des Alterungsprozesses eine sorgfältige und vorausschauende Bedarfsplanung<br />

für stationäre Pflegeeinrichtungen.<br />

178


Von den derzeit verfügbaren vollstationären Einrichtungen befinden sich ca. 80 % in Zentralen Orten,<br />

darunter 60 % in Ober- und Mittelzentren.<br />

Ambulante Versorgung<br />

Rund 200 Sozialstationen und 1.025 ambulante Pflegedienste (Stand 31.12.2009) zeigen, dass während<br />

des Berichtzeitraumes auch in der ambulanten Versorgung ein signifikanter Ausbau stattfand.<br />

Seit 2006 sind 134 Pflegedienste neu auf den Markt gekommen. Mit einem weiteren Anstieg in der<br />

Versorgungsdichte ist in den nächsten Jahren zu rechnen.<br />

Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der ambulanten Hospizdienste, denen bei der Begleitung<br />

von Schwerstkranken und deren Angehörigen eine zentrale Aufgabe zukommt. 2009 wurden in<br />

Sachsen 41 ambulante Hospizdienste vom <strong>Freistaat</strong> gefördert (24 waren es im vorherigen Berichtszeitraum).<br />

Die Zahl der stationären Hospize erhöhte sich im Vergleich zum vorangegangenen Berichtszeitraum<br />

von vier auf sieben (davon ein Kinderhospiz).<br />

Ergänzend zu den klassischen Angeboten der ambulanten Altenhilfe gewinnen niedrigschwellige<br />

Angebote an Bedeutung und werden unter besonderer Berücksichtigung demenziell erkrankter Menschen<br />

nach § 45 SGB XI nachhaltig gefördert. Im Mittelpunkt stehen Pflegebedürftige mit erheblichem<br />

Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung. Es gibt Hilfen zur stundenweisen Entlastung<br />

pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich, Tagesbetreuungen in Kleingruppen, Einzelbetreuungen<br />

durch Helfer oder auch Familien entlastende Dienste. Diese niedrigschwelligen Angebote<br />

gilt es in den kommenden Jahren zielgerichtet weiter auszubauen; sie leisten einen wichtigen<br />

Beitrag, damit pflegebedürftige Menschen so lange wie irgend möglich in ihrer gewohnten Umgebung<br />

verbleiben können.<br />

Das zum 1. Juli 2008 in Kraft getretene Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG) beinhaltet Vorgaben<br />

zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen. So besteht seit<br />

01.01.2009 ein Rechtsanspruch auf individuelle Pflegeberatung; im Zusammenhang damit wurde die<br />

Möglichkeit der Einrichtung von Pflegestützpunkten eröffnet. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen wählte stattdessen<br />

einen zukunftsfähigeren, den regionalen Bedürfnissen und Perspektiven angepassten Weg: Das<br />

„PflegeNetz“ basiert auf einer zwischen Pflegekassen, Kommunen und Landkreisen unter Beteiligung<br />

des sächsischen Sozialministeriums geschlossenen Kooperationsvereinbarung und startete am<br />

12.06.2009. Ziel ist die gemeinsame Sicherstellung einer vernetzten Pflegeberatung im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen. Das „PflegeNetz“ soll in jedem Einzelfall helfen, eine direkte, schnelle, umfassende und<br />

trägerübergreifende Unterstützung in pflegefachlichen Fragen in Anspruch zu nehmen. Den Betroffenen<br />

soll es ermöglicht werden, so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung zu verbleiben.<br />

Pflegebedürftige benötigen eine optimale Koordinierung und Steuerung von Leistungen unterschiedlicher<br />

Versorgungsbereiche. Dazu werden die unterschiedlichen Träger der Sozialversicherung, der<br />

öffentlichen Hand einschließlich der Landkreise und Kreisfreien Städte sowie die medizinischen,<br />

pflegerischen und sozialen Leistungserbringer miteinander vernetzt. Auch soziale sowie bürgerschaftliche<br />

Initiativen und Selbsthilfeorganisationen werden eingebunden.<br />

Parallel dazu wurde – ebenfalls in Kooperation mit Pflegekassen und Kommunen – das Internet<br />

portal www.pflegenetz.sachsen.de eingerichtet, das landesweit alle stationären, teilstationären,<br />

ambulanten Versorgungsangebote, die niedrigschwelligen Angebote sowie verschiedenste altenspezifische<br />

Dienstleistungen bündelt und anbietet. Diese Plattform wird systematisch weiter ausgebaut<br />

und bietet bereits jetzt als ständig aktualisierte Datenbank Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen<br />

einen qualitativ hochwertigen Service „rund um die Pflege“.<br />

179


4.5.1.4 Behindertenhilfe<br />

Die Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dem<br />

Staat obliegt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die behinderten Menschen ein selbst bestimmtes<br />

Leben und die gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglichen. Dazu gehört die Schaffung<br />

von Angeboten, Diensten und Einrichtungen für Betreuung, Beschäftigung, Bildung und Ausbildung<br />

sowie von Wohnangeboten. Die Betroffenen haben einen Rechtsanspruch auf die im Einzelfall<br />

erforderlichen Hilfen. Während des Berichtzeitraumes wurde in Sachsen, gemäß LEP 2003 ein differenziertes<br />

Netz von ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten bzw. Einrichtungen<br />

weiter so ausgebaut, dass es geeignet ist, den individuell sehr verschiedenen und von der jeweiligen<br />

Lebenslage abhängigen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen zu entsprechen (Z 16.2.6<br />

und 16.2.7).<br />

Im Bereich der stationären und teilstationären Einrichtungen für behinderte Menschen ergibt sich<br />

zum Ende des Berichtszeitraumes (31.12.2009) folgendes Bild: Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen existiert ein<br />

Netz von 149 Wohnstätten für erwachsene behinderte Menschen mit 7.206 Plätzen (sowie 1.229<br />

Plätzen in Außenwohngruppen), 60 Werkstätten mit 15.985 Plätzen im Arbeitsbereich (einschließlich<br />

Berufsbildungsbereich), 790 Plätzen im Förder- und Betreuungsbereich sowie 31 Wohnstätten mit<br />

976 Plätzen für behinderte Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen integrative und heilpädagogische<br />

Kindertageseinrichtungen sowie Gruppen und Einrichtungen der Ganztagsbetreuung. Es ist davon<br />

auszugehen, dass damit der bestehende quantitative Bedarf in etwa abgedeckt wurde. Insbesondere<br />

im Bereich der Wohnstätten gab es Einrichtungen, die qualitativ noch nicht den heimrechtlichen<br />

Mindestanforderungen entsprechen, somit saniert oder ganz ersetzt werden müssen. Für die Zukunft<br />

ist mit einem weiteren Anstieg der Anzahl der Menschen, die wegen einer Behinderung Anspruch<br />

auf Eingliederungshilfe haben, zu rechnen. Zu den vordringlichen Aufgaben gehört es, im Bereich des<br />

„Wohnens“ den Anstieg des Bedarfs durch den Ausbau ambulanter Hilfen und alternativer Wohnformen<br />

– z.B. ambulant betreutes Wohnen oder Außenwohngruppen – abzufangen.<br />

Landesweit 48 Integrationsprojekte im Sinne des § 132 SGB IX boten 930 Menschen, davon 442<br />

schwerbehinderten Menschen, ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.<br />

Die meisten Menschen mit Behinderung leben nicht in einem Heim, sondern in ihren Familien oder<br />

in eigenen Wohnungen. Dies ist oft nur durch den Einsatz ambulanter Dienste sowie Familien unterstützender<br />

Dienste möglich. Über Art und Umfang der Leistungen entscheiden der behinderte<br />

Mensch oder die Familie weitestgehend selbst. Im Bereich der ambulanten Hilfsangebote zeigte sich<br />

zum Ende des Berichtzeitraumes ein differenziertes Bild: Frühförder- und Frühberatungsstellen für<br />

behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder und ihre Eltern waren landesweit vorhanden. Ambulante,<br />

Familien entlastende Dienste und Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen konnten<br />

mit Unterstützung durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen in vielen Regionen geschaffen werden.<br />

Im Gesetz zur Verbesserung der Integration von Menschen mit Behinderungen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

(Sächsisches Integrationsgesetz – SächsIntegrG) ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit<br />

Behinderungen am Leben in der Gesellschaft und ihre selbstbestimmte Lebensführung als Ziel festgeschrieben.<br />

Die Behörden und sonstige öffentliche Stellen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen sollen im Rahmen<br />

ihres jeweiligen Aufgabenbereiches die im Gesetz genannten Ziele aktiv fördern und bei der<br />

Planung von Maßnahmen beachten. Ein zentrales Anliegen des Sächsischen Integrationsgesetzes ist<br />

die Barrierefreiheit. Dabei geht es nicht nur um die Barrierefreiheit bei baulichen Anlagen, sondern<br />

auch bei Verkehrsmitteln, Informationsverarbeitung und -quellen sowie Kommunikationseinrichtungen.<br />

180


4.5.1.5 Niedergelassene Ärzte, Apotheken, öffentliches Gesundheitswesen<br />

Niedergelassene Ärzte<br />

Die ambulante ärztliche Versorgung wird überwiegend durch die in eigener Praxis niedergelassenen<br />

Ärzte erbracht. Zum Stichtag 01.10.2009 waren in Sachsen 5.436 Ärzte niedergelassen. Neben der<br />

Einzelpraxis gibt es die Gemeinschaftspraxen bzw. Praxisgemeinschaften. Mit dem 2004 in Kraft<br />

getretenen GKV-Modernisierungsgesetz wurde die Rechtsgrundlage zur Gründung von medizinischen<br />

Versorgungszentren (MVZ) als neue Versorgungsform in der ambulanten vertragsärztlichen<br />

Versorgung geschaffen. MVZ sind „fachübergreifende ärztlich geleitete Einrichtungen“, in denen<br />

Vertragsärzte und angestellte Ärzte tätig sein können. Bisher wurden in Sachsen 108 MVZ gegründet,<br />

in denen insgesamt 53 Vertragsärzte und 327 angestellte Ärzte tätig sind. Derzeit existieren<br />

noch vier Polikliniken (darunter zwei Universitätskliniken) in denen insgesamt 15 Ärzte und 124<br />

Zahnärzte arbeiten.<br />

Der Anteil der in eigener Niederlassung tätigen Ärzte ist in den vergangenen Jahren zurück gegangen,<br />

dagegen haben die in MVZ tätigen Ärzte zugenommen.<br />

Ambulante medizinische Ver- 2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

sorgung durch …<br />

(01.10.2006) (01.10.2007) (01.10.2008) (01.10.2009)<br />

Niedergelassene Ärzte 5.667 5.578 5.498 5.436<br />

Angestellte Praxisärzte 77 146 182 197<br />

Zweigpraxen 368 370 348 360<br />

Polikliniken und Ambulatorien 10 7 6 4<br />

Ärzte in Polikliniken 17 14 15 15<br />

VZ 43 79 97 108<br />

Zugelassene Ärzte<br />

Ärzte im MVZ<br />

23 43 48 68<br />

Angestellte Ärzte im MVZ 98 193 287 352<br />

Niedergelassene Zahnärzte 3.235 3.226 3.203 3.168<br />

Angestellte Zahnärzte 26 112 124 153<br />

Anzahl der Polikliniken<br />

davon:<br />

5 5 4 4<br />

Universitätskliniken<br />

Angestellte Zahnärzte in<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Polikliniken<br />

davon:<br />

154<br />

133<br />

115<br />

124<br />

Angestellte Zahnärzte in<br />

Universitätskliniken<br />

140<br />

122<br />

106<br />

115<br />

Zahnarzt-Zweigpraxen 21 23 31 37<br />

Tab. 46: Entwicklung der ambulanten medizinischen Versorgung in Sachsen<br />

In Sachsen existiert ein flächendeckendes Netz an ambulanter medizinischer Versorgung gemäß LEP<br />

2003 (Z 16.2.3). Der Rückgang der Anzahl niedergelassener Ärzte im Berichtszeitraum (siehe Tabelle<br />

46) betrifft vor allem die Versorgungsdichte im ländlichen Raum, wo die Wiederbesetzung von Arztpraxen,<br />

insbesondere von Hausarztpraxen, zunehmend schwieriger wird. Nach dem Maßstab der<br />

Statistik konnte am Ende des Berichtszeitraumes noch nicht von einer Unterversorgung im niedergelassenen<br />

Bereich gesprochen werden. Die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte macht jedoch<br />

das Problem deutlich, entsprechende Nachbesetzungen vor allem für Praxen im ländlichen Raum zu<br />

finden. Die Staatsregierung setzt deshalb alles daran, einem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken<br />

und Anreize zur Niederlassung von Ärzten im ländlichen Raum durch unterschiedliche Förderinstrumente<br />

in Anwerbung, Studium und Weiterbildung zu schaffen.<br />

181


Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist neben der stationären und ambulanten Versorgung die<br />

dritte Säule des Gesundheitswesens. Er ist grundsätzlich nicht kurativ tätig und erfüllt im Wesentlichen<br />

überwachende, vorsorgende und fürsorgende Aufgaben. Um den Bedarf an qualifizierten Ärztinnen<br />

und Ärzten im ÖGD in Sachsen flächendeckend sicherzustellen, verabschiedete die Staatsregierung<br />

am 01.12.2003 ein Sonderprogramm zur Qualitätssicherung im ÖGD. Durch dieses Programm<br />

konnte ein eigener Amtsarztkurs in Sachsen eingerichtet werden, an dem bisher 75 Ärztinnen<br />

und Ärzte teilnahmen. Für 23 Ärztinnen und Ärzte, die sich in der Weiterbildung zum Facharzt<br />

für Öffentliches Gesundheitswesen befanden, konnten Zuwendungsverträge geschlossen und Weiterbildungszeiten<br />

gefördert werden.<br />

Öffentliche Apotheken<br />

Die Zahl der öffentlichen Apotheken ist von 965 am 01.01.2006 auf 1.001 am 31.12.2009 gestiegen.<br />

Die Apothekendichte in Sachsen liegt noch immer unter der in Gesamtdeutschland. Eine flächendeckende<br />

Arzneimittelversorgung gem. LEP 2003 (G 16.2.4) ist gewährleistet, auch wenn die Apothekendichte<br />

im ländlichen Raum geringer ist als in den Verdichtungsräumen. Zudem wird der Zugang<br />

zu Arzneimitteln durch die Unterhaltung von 146 Rezeptsammelstellen erleichtert. Durch eine<br />

abgestimmte Bereitschaftsdienstregelung wird gesichert, dass außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten<br />

für jeden Bürger eine Apotheke in höchstens 12 km, in Ausnahmefällen bis zu 20 km Entfernung<br />

dienstbereit ist.<br />

Die Zahl der Krankenhausapotheken hat sich im Berichtszeitraum 01.01.2006 bis 31.12.2009 von 27<br />

auf 20 reduziert. Damit werden in Sachsen 70,7 % der Krankenhäuser mit 85,9 % der Krankenhausbetten<br />

direkt durch Krankenhausapotheken mit Arzneimitteln versorgt.<br />

Mit Stand 31.12.2009 beträgt die Anzahl der Filialapotheken 174. Seit der Gesundheitsreform 2003<br />

kann einer Apotheke die Erlaubnis zum Betreiben von bis zu drei Filialapotheken erteilt werden.<br />

Kreisfreie Stadt<br />

Landkreis<br />

Land<br />

Öffentliche<br />

Apotheken<br />

Apotheker in<br />

öffentlichen<br />

Apotheken<br />

Einwohner/Apotheke<br />

Chemnitz, Stadt 64 91 3.798<br />

Erzgebirgskreis 95 123 3.920<br />

Mittelsachsen 80 104 4.153<br />

Vogtlandkreis 59 88 4.190<br />

Zwickau 96 114 3.595<br />

Dresden, Stadt 118 203 4.382<br />

Bautzen 67 102 4.851<br />

Görlitz 66 90 4.259<br />

Meißen 52 83 4.894<br />

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 51 77 4.977<br />

Leipzig, Stadt 139 255 3.733<br />

Leipzig 63 106 4.281<br />

Nordsachsen 51 71 4.091<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen 1001 1507 4.165<br />

Tab. 47: Anzahl der öffentlichen Apotheken nach Landkreisen und Kreisfreien Städten, Stand:12/2009<br />

182


4.5.1.6 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen<br />

Krankenhäuser<br />

Ziel der Krankenhausplanung ist es, eine bedarfsgerechte und patientenorientierte Versorgung der<br />

Bevölkerung in leistungsfähigen sowie sparsam und eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern<br />

sicherzustellen, die in struktureller, funktioneller, bautechnischer und hygienischer Hinsicht<br />

modernen Anforderungen entsprechen. Die bedarfsgerechte Patientenversorgung soll, orientiert am<br />

System der zentralen Orte, durch ein funktional abgestuftes Netz einander ergänzender Krankenhäuser<br />

sichergestellt werden (LEP-Ziel Z 16.2.2). Dabei steht die Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit<br />

und der Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser unter Berücksichtigung des medizinischen, medizinisch-technischen<br />

und des pflegerischen Fortschritts sowie der demografischen Entwicklung im<br />

Mittelpunkt.<br />

Im Berichtszeitraum hat sich die medizinische Versorgung durch die Krankenhäuser weiter verbessert.<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen verfügte am 31.12.2009 mit 80 Plankrankenhäusern über ein flächendeckendes<br />

Netz moderner und effizienter Krankenhäuser. In allen Oberzentren befindet sich ein Krankenhaus<br />

der Schwerpunktversorgung; 34 von 38 Mittelzentren verfügen über ein Krankenhaus der<br />

Regelversorgung. Die Verteilung der Krankenhäuser und der entsprechenden Betten auf die Planungsregionen<br />

ist der Karte 39 zu entnehmen.<br />

Die zukünftige Entwicklung der Krankenhäuser wird im Wesentlichen durch drei Faktoren geprägt<br />

werden: Demografische Alterung und medizinischer Fortschritt führen zu einem veränderten Bedarf<br />

an Gesundheitsleistungen, vor allem bezogen auf die Versorgung älterer Menschen. Dem stehen<br />

limitierte finanzielle und personelle Ressourcen der Krankenhäuser gegenüber. Nicht zuletzt verschärft<br />

sich der Wettbewerb, weil die Angebotstransparenz und die Mündigkeit der Patienten bei der<br />

Auswahl des Krankenhauses zunehmen.<br />

Um das erreichte Versorgungsniveau bezüglich Dichte und Qualität der Versorgung zu halten, ist die<br />

Ausweitung transsektoraler, integrierter Versorgungsmodelle ein wichtiger Lösungsansatz. Vor diesem<br />

Hintergrund unterstützt der <strong>Freistaat</strong> Sachsen integrative Versorgungsnetzwerke wie das im<br />

Dezember 2008 gestartete Carus Consilium Sachsen. Ein wesentliches Instrument zur Vernetzung<br />

von Gesundheitsdienstleistungen ist der Ausbau der Telemedizin. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hatte deshalb<br />

bereits im Jahr 1998 das Modellprogramm „SaxTeleMed“ in sein Krankenhaus-<br />

Investitionsprogramm aufgenommen und in den Folgejahren medizinisch, technisch und prozessorientiert<br />

umgesetzt. Viele telemedizinische Lösungen haben die Erprobungsphase längst verlassen<br />

und sind integraler Bestandteil der Regelversorgung und regionaler Versorgungskonzepte im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen, aber auch darüber hinaus geworden (so z. B. die Schlaganfallnetzwerke). Mit der<br />

Etablierung eines telemedizinischen Tumorkonzils zwischen dem Universitäts KrebsCentrum Dresden<br />

(UCC) und dem Krankenhaus Freiberg, das eine Pilotfunktion für ganz Sachsen hat, wurde ein weiterer<br />

Schritt zum Ausbau der Telemedizin geleistet. Es ist beabsichtigt, sukzessive weitere Krankenhäuser<br />

an dem Tumorkonzil zu beteiligen. Damit wird mittelfristig eine erhebliche Verbesserung der<br />

onkologischen Versorgung in der Fläche erreicht.<br />

Rehabilitationseinrichtungen<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen werden für alle wesentlichen medizinischen Indikationen Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />

zur Wiederherstellung, Erhaltung und Besserung der Gesundheit, der Leistungsfähigkeit<br />

und der Erwerbsfähigkeit angeboten.<br />

Ende 2009 gab es 52 Rehabilitationseinrichtungen, darunter 32 Einrichtungen für Erwachsene, fünf<br />

Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, fünf geriatrische Einrichtungen, zehn Einrichtungen der<br />

Suchthilfe und zwei Eltern-Kind-Kureinrichtungen.<br />

183


Karte 39: Krankenhausversorgung<br />

Karte 40: Rehabilitationseinrichtungen<br />

184


Die Rehabilitationseinrichtungen unterliegen keiner staatlichen Planung. Die Belegung erfolgt aufgrund<br />

einer Empfehlung des Reha-Koordinierungskreises auf der Basis von Versorgungs- und Belegungsverträgen<br />

zwischen den Einrichtungen und den Rehabilitationsträgern.<br />

4.5.1.7 Rettungsdienst<br />

Die flächendeckende und effektive Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen des Rettungsdienstes<br />

wurde im Berichtszeitraum entsprechend den Zielen und Grundsätzen des LEP 2003 (u. a. Z 17.6)<br />

weiter sichergestellt.<br />

Der Rettungsdienst umfasst die Notfallrettung sowie den Krankentransport als öffentliche Aufgabe.<br />

Die Bergwacht und die Wasserwacht sind Bestandteil des Rettungsdienstes, soweit sie Notfallrettung<br />

durchführen. Nach der Kreisgebietsreform im Jahr 2008 haben sich die Trägerstrukturen im<br />

Rettungsdienst erheblich verändert. So sind jetzt im bodengebundenen Rettungsdienst acht Landkreise,<br />

zwei Kreisfreie Städte und drei Rettungszweckverbände Träger des Rettungsdienstes (siehe<br />

Karte 41). Träger des Luftrettungsdienstes ist weiterhin der <strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />

Karte 41: Träger des Rettungsdienstes<br />

Die Träger des bodengebundenen Rettungsdienstes übertragen die Durchführung des Rettungsdienstes<br />

nach einem Auswahlverfahren im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Vertrages für die Dauer<br />

von fünf Jahren auf private Hilfsorganisationen oder andere Unternehmer. In einigen Städten wird<br />

ein Teil der Rettungsdienstleistungen durch die Berufsfeuerwehr erbracht. Im Auswahlverfahren<br />

haben alle Bewerber grundsätzlich die gleiche Chance, als Leistungserbringer ausgewählt zu werden.<br />

Damit ist ein Wettbewerb zwischen Hilfsorganisationen und privaten Unternehmen um alle benötig-<br />

185


ten Kapazitäten im Rettungsdienst zu gleichen Konditionen eröffnet worden. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

hat für die Luftrettung die Auswahlverfahren zwischenzeitlich durchgeführt und mit den im Verfahren<br />

obsiegenden Leistungserbringern öffentlich-rechtliche Verträge für einen Zeitraum von acht<br />

Jahren geschlossen.<br />

Ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes ist im Bereich Notfallrettung<br />

die Einhaltung der Hilfsfrist. Gesetzlich ist in § 26 Abs. 2 Sätze 6 und 7 SächsBRKG i. V. m. § 3 Sächsische<br />

Landesrettungsdienstplanverordnung (SächsLRettDPVO) geregelt, dass der Einsatzort der Notfallrettung<br />

mit Rettungswagen planerisch innerhalb einer Hilfsfrist von zwölf Minuten erreicht werden<br />

soll. Um die Einhaltung der Hilfsfrist zu gewährleisten, wird von den Trägern des Rettungsdienstes<br />

eine risikoabhängige Fahrzeugbemessung durchgeführt. Diese fließt in die Bereichspläne der<br />

Träger ein und bewirkt erforderlichenfalls, dass neue Rettungsmittel angeschafft oder Rettungswachen<br />

neu errichtet oder verlegt werden müssen. Die Staatsregierung überprüft die Einhaltung der<br />

Hilfsfristen. Die Träger müssen zweimal jährlich berichten, ob die Hilfsfristen eingehalten werden<br />

und welche Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen wurden.<br />

Im Jahr 2009 lag die Einhaltung der Hilfsfrist bei 87,54 % und konnte damit nur geringfügig gesteigert<br />

werden. Die Entwicklung der Anzahl der Rettungswachen, der Rettungsmittel sowie der im<br />

Rettungsdienst eingesetzten Notärzte, hauptamtlichen Rettungsassistenten und hauptamtlichen<br />

Rettungssanitäter im Berichtszeitraum ist in den nachfolgenden Übersichten dargestellt:<br />

Rettungswachen<br />

Jahr 2006 2007 2008 2009<br />

Rettungswachen 100 99 96 108<br />

Außenstellen 63 63 70 60<br />

Bergwacht 7 14 11 13<br />

Wasserwacht 8 10 10 10<br />

Rettungsmittel<br />

Jahr 2006 2007 2008 2009<br />

Rettungstransportwagen 190 196 208 219<br />

Notarzteinsatzfahrzeuge 69 78 76 76<br />

Krankentransportwagen 197 198 209 209<br />

Notarztwagen 7 2 2 2<br />

Mehrzweckfahrzeuge 0 1 2 2<br />

Personaleinsatz<br />

Jahr 2006 2007 2008 2009<br />

Notärzte 1575 1502 1451 1489<br />

Rettungsassistenten 1334 1562 1630 1704<br />

Rettungssanitäter 1249 1067 1153 944<br />

Tab. 48: Rettungswachen, Rettungsmittel und Personaleinsatz im Rettungsdienst 2006 bis 2009<br />

Zur Optimierung der Rettungsdiensteinsätze ist auch die Vorhaltung effizienter Alarmierungssysteme<br />

erforderlich (siehe Kap. 4.5.5.3).<br />

186


4.5.2 Bildungswesen<br />

4.5.2.1 Schulen<br />

4.5.2.1.1 Allgemein bildende Schulen<br />

Mit Ausnahme der Grundschulen (und der freien Waldorfschulen) war an den Schulen des <strong>Freistaat</strong>es<br />

Sachsen im Zeitraum von 2006 bis 2009 insbesondere in Folge der Geburtenentwicklung in den<br />

1990er Jahren ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen zu verzeichnen.<br />

Im Schuljahr 2009/10 lernten an den 1.478 allgemein bildenden Schulen 301.252 Schülerinnen und<br />

Schüler. Das sind 39.463 bzw. 11,6 % weniger als im Schuljahr 2005/2006. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

(Schuljahr 2008/09) sank die Schülerzahl jedoch nur noch um 358, woraus sich schließen lässt, dass<br />

sich die Schülerzahlen allmählich auf niedrigem Niveau stabilisieren.<br />

Schüler<br />

450 000<br />

400 000<br />

350 000<br />

300 000<br />

250 000<br />

200 000<br />

150 000<br />

100 000<br />

50 000<br />

Schüler an allgemein bildenden Schulen in Sachsen<br />

-<br />

Schuljahr 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10<br />

Abb. 56: Entwicklung der Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen in Sachsen<br />

Schüler an ...<br />

Freien<br />

Waldorfschulen<br />

allgemein bildenden<br />

Förderschulen<br />

Gymnasien<br />

Mittelschulen<br />

Grundschulen<br />

95,85 % der Schulanfänger begannen ihre schulische Ausbildung an einer Grundschule, 3,80 % an<br />

einer allgemein bildenden Förderschule und 0,35 % an einer Freien Waldorfschule.<br />

Zu Beginn des Schuljahres 2009/10 wechselten 14.643 Schülerinnen und Schüler und damit 52,3 %<br />

nach der Grundschule an eine Mittelschule und 12.807 bzw. 45,7 % an ein Gymnasium. Damit<br />

erhöhte sich der Anteil der Schüler, die sich für den weiteren Bildungsweg an einem Gymnasium<br />

entschieden, im Vergleich zum Vorjahr leicht. Im Schuljahr 2005/2006 lag dieser Anteil noch bei<br />

43,7 %.<br />

Zur Sicherung und Entwicklung gleichwertiger Lebensbedingungen sollen gemäß LEP 2003 in allen<br />

Landesteilen vielfältige und hochwertige Bildungseinrichtungen in zumutbaren Entfernungen zugänglich<br />

sein (G 16.3.1).<br />

Sorbische Schülerinnen und Schüler können an Grundschulen, Mittelschulen und dem Gymnasium in<br />

Bautzen auf Sorbisch lernen. An allen sorbischen Grundschulen wird zweisprachig unterrichtet.<br />

187


Schulart<br />

Allgemein bildende Schulen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong><br />

(öffentliche Schulen und Schulen in freier Trägerschaft)<br />

Anzahl Schülerinnen und Schüler<br />

2005/2006 2009/<strong>2010</strong> 2005/2006 2009/<strong>2010</strong><br />

Grundschulen 854 839 110.220 120.763<br />

Mittelschulen 424 333 112.823 81.276<br />

Gymnasien 146 145 95.622 79.078<br />

Förderschulen 166 158 20.848 18.821<br />

Freie Waldorfschulen 3 3 1.202 1.314<br />

Tab. 49: Schulen und Schülerzahlen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong><br />

Grundschulen<br />

Gemäß LEP 2003 sollen Grundschulen unter Beachtung der Tragfähigkeitskriterien in allen Zentralen<br />

Orten geführt werden sowie bei bestehendem öffentlichem Bedürfnis auch in nicht zentralörtlichen<br />

Gemeinden (Ziel 16.3.3).<br />

Karte 42: Grundschulen in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)<br />

Im Bereich der Grundschulen war insbesondere in den Innenstadtbereichen der Oberzentren Dresden<br />

und Leipzig und der Mittelzentren eine Konsolidierung der Schülerzahl zu verzeichnen. Im ländlichen<br />

Raum konnten Grundschulen im Ergebnis geeigneter kommunaler Zusammenarbeit gestärkt werden.<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen steht ein zumutbar erreichbares Angebot an öffentlichen Grundschulen zur<br />

Verfügung.<br />

188


Mittelschulen<br />

Im Berichtszeitraum erfuhr das Netz der Mittelschulen die deutlichste Änderung. Auf Grund der<br />

dichten Besiedlung des <strong>Freistaat</strong>es führte die Aufhebung von Mittelschulen aber nicht zu unzumutbaren<br />

Schulwegen. Gemäß LEP 2003 stehen in allen Mittel- und Oberzentren öffentliche Mittelschulen<br />

zur Verfügung (Z 13.3.4). Im öffentlichen Bereich folgte die Entwicklung der Schulzahl weitgehend<br />

der Zahl der Schüler. Im ländlichen Raum wurde der notwendigen Standortanpassung durch<br />

die Einrichtung von Schulen in freier Trägerschaft zum Teil entgegengewirkt. Gerade hier erreicht<br />

eine zunehmende Anzahl von Mittelschulen nicht mehr die erforderliche Zweizügigkeit in allen Jahrgangsstufen.<br />

Gegenwärtig besteht für diese Schulen noch ein öffentliches Bedürfnis.<br />

Mit dem Ziel, alle Schüler individuell, begabungs- und leistungsgerecht zu fördern, soll im Zuge der<br />

Weiterentwicklung der Mittelschule die individuelle Förderung der Schüler verbessert werden. Ein<br />

wesentliches Instrument wird dabei die Förderung von Schülern in Leistungsgruppen sein. Ein weiteres<br />

Ziel ist die Verbesserung der Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit.<br />

Auf Grund fehlenden öffentlichen Bedürfnisses war die Sorbische Mittelschule Panschwitz-Kuckau<br />

2007 aufzuheben. Auch diese Aufhebung unterstützt die sachgerechte Führung der verbleibenden<br />

sorbischen Grundschulen, sorbischen Mittelschulen und des Sorbischen Gymnasiums Bautzen.<br />

Gymnasien<br />

Das Netz der Gymnasien erfuhr im Berichtszeitraum keine grundlegende Änderung. Die Zahl der<br />

aufgehobenen öffentlichen Gymnasien entsprach fast genau der Zahl der im Berichtszeitraum neu<br />

eröffneten Gymnasien in freier Trägerschaft. In allen Mittel- und Oberzentren stehen gemäß den<br />

Festlegungen im LEP 2003 (Z 16.3.5) öffentliche Gymnasien zu Verfügung.<br />

Schwerpunkte bei der qualitativen Ausgestaltung des allgemeinbildenden Gymnasiums in Sachsen<br />

sind:<br />

Evaluation der weiterentwickelten gymnasialen Oberstufe, einschließlich der Präzisierung der<br />

Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe<br />

Implementierung eines veränderten Übergangsverfahrens zum Gymnasium<br />

qualitative Weiterentwicklung der Gymnasien mit vertiefter Ausbildung<br />

Entwicklung einer Konzeption zur Beratung am Gymnasium und die Stärkung der individuellen<br />

Förderung<br />

Im Berichtszeitraum wurden in Altenberg (sportliche Vertiefung) und Löbau (mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Vertiefung) an zwei weiteren Gymnasialstandorten Angebote zur Förderung<br />

besonders begabter Schüler eingerichtet.<br />

Darüber hinaus engagiert sich Sachsen für die Erhöhung der Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen<br />

innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Sachsen unterstützt hier maßgeblich den Prozess der<br />

Angleichung der Abiturprüfungen in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen,<br />

Sachsen-Anhalt, Sachsen und Schleswig-Holstein mit dem Ziel, ab Schuljahr 2013/14 erste<br />

gemeinsame Prüfungselemente in diesen Ländern einzusetzen.<br />

189


Karte 43: Mittelschulen und Gymnasien in Sachsen (Schuljahr 2009/10)<br />

Förderschulen<br />

Im Bereich der Förderschulen kam es im Berichtszeitraum zu keinen bedeutenden Veränderungen im<br />

Schulnetz. Ziel sonderpädagogischer Förderung ist es, ein wohnortnahes und bedarfsgerechtes<br />

Angebot sowie für einzelne Förderschwerpunkte überregionale Angebote ganzheitlicher sonderpädagogischer<br />

Förderung an ausgewählten Standorten vorzuhalten, um jedem Schüler mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf erfolgreiches Lernen in der Schule und einen Schulabschluss zu ermöglichen.<br />

Im Rahmen der Regionalentwicklung werden dabei, in Anlehnung an das Netz der Mittelzentren,<br />

für alle Schüler auch bei zurückgehenden Schülerzahlen zumutbar erreichbare Standorte<br />

weiterhin gesichert. Dies geschieht u. a. durch die Profilierung der Förderzentren und Förderschulzentren<br />

zur Sicherung eines regionalen sonderpädagogischen Bildungsangebotes in differenzierten<br />

Formen.<br />

Internationale Kontakte<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für internationale Kontakte ist die Beherrschung der jeweiligen<br />

Fremdsprache. An Schulen, die über enge und vielseitige partnerschaftliche Kontakte zu einer polnischen<br />

oder tschechischen Schule verfügen, ist das Interesse an der Partnersprache groß. Maßnahmen<br />

der internationalen Bildungskooperation sächsischer Schulen mit ausländischen Partnern können<br />

mit sächsischen Haushaltsmitteln gefördert werden. Sächsisch-tschechische Schulpartnerschaften<br />

(115 im Schuljahr 2009/10) nehmen nach wie vor Rang 1, sächsisch-polnische Schulpartnerschaften<br />

(90) Rang 2 in der internationalen Zusammenarbeit sächsischer Schulen ein.<br />

Trotz rückläufiger Schülerzahlen wächst die Anzahl von Schülern, die Polnisch bzw. Tschechisch als<br />

Fremdsprache im Unterricht bzw. im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft erlernen, kontinuierlich.<br />

190


Insgesamt 1.735 Schüler lernten im Schuljahr 2009/10 Polnisch. 2.540 Schüler lernten Tschechisch,<br />

davon 2.259 im regulären Unterricht.<br />

Als wichtiger Beitrag zur weiteren Verbesserung der Polnisch- und Tschechischangebote wird die<br />

Sicherung von Möglichkeiten zum durchgängigen Erlernen der Nachbarsprache, d. h. vom Kindergarten<br />

über Primar-, Sekundar- bis zur Tertiärbildung, insbesondere in den Grenzregionen, gesehen.<br />

Über die verstärkte Einbindung der kommunalen Ebene in die Entwicklung eines solchen Bildungsangebotes<br />

soll dies organisiert werden.<br />

Erwachsenenbildung<br />

Die Schülerzahlen an den Schulen des zweiten Bildungsweges sind im Berichtszeitraum von 2.939<br />

im Schuljahr 2005/06 auf 2.775 im Schuljahr 2009/10 leicht zurückgegangen. Dennoch zeigte sich<br />

auch im Berichtszeitraum die Bereitschaft nicht mehr schulpflichtiger Jugendlicher und Erwachsener,<br />

sich durch die Verbesserung ihrer schulischen Qualifikation neue Chancen im Berufsleben zu<br />

erschließen. Schulen des zweiten Bildungsweges stehen bedarfsgerecht insbesondere in den Oberzentren<br />

zur Verfügung. Für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche und Erwachsene aus dem ostsächsischen<br />

Raum, die den Haupt- oder Realschulabschluss erwerben wollen, wurde am Standort<br />

Görlitz ein zusätzliches Angebot eingerichtet.<br />

Im Bereich der anerkannten Weiterbildungseinrichtungen kam es im Berichtszeitraum zu keinen<br />

bedeutsamen Veränderungen. Derzeit gehören hierzu in Sachsen:<br />

12 Volkshochschulen in kommunaler Trägerschaft<br />

6 Volkshochschulen in freier Trägerschaft<br />

8 Sonstige Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft<br />

4.5.2.1.2 Berufsbildende Schulen<br />

Im Berichtszeitraum wurde die kontinuierliche Anpassung des Netzes der Berufsbildenden Schulen<br />

an die demografische und wirtschaftliche Entwicklung sachgerecht und planmäßig durch die Landkreise<br />

und Kreisfreien Städte fortgeführt. Im Ergebnis der Funktional- und Gebietsreform 2008 besteht<br />

für die kommenden Jahre der Bedarf weiterer Abstimmungen bei der inhaltlichen Ausrichtung<br />

der Beruflichen Schulzentren.<br />

2005/2006 2006/2007<br />

Schuljahr<br />

2007/2008 2008/2009 2009/<strong>2010</strong><br />

Schulen 296 297 294 294 298<br />

Schüler/-innen insg. 170.095 166.656 160.524 148.974 137.205<br />

männlich 88.792 87.119 83.891 77.158 69.660<br />

weiblich 81.303 79.537 76.633 71.816 67.545<br />

darunter im<br />

1. Ausbildungsjahr<br />

71.743 68.867 65.538 56.098 51.559<br />

Tab. 50: Berufsbildende Schulen 2005/2006 bis 2009/<strong>2010</strong> (öffentliche Schulen und Schulen in freier Trägerschaft)<br />

Zur qualitativen Ausgestaltung der Angebote werden im Rahmen von Schulversuchen Bildungsangebote<br />

überarbeitet bzw. neu konzipiert. Für die Berufsbereiche Wirtschaft und Verwaltung sowie Ernährung,<br />

Gästebetreuung und hauswirtschaftliche Dienstleistung werden seit 2007/2008 Schulversuche<br />

geführt, deren Gegenstand die Konzipierung einer gemeinsamen Grundbildung ist. Ziel ist es,<br />

für die duale Ausbildung in der Berufsschule (BS) eine berufsübergreifende gemeinsame Beschulung<br />

191


in der ersten Klassenstufe der jeweiligen Berufsbereiche und für die Absolventen des Berufsgrundbildungsjahres<br />

(BGJ) eine höhere Anrechenbarkeit auf nachfolgende Ausbildungen zu ermöglichen.<br />

Damit soll zum einen ein wohnort- und ausbildungsplatznahes Angebot an beruflicher Bildung und<br />

zum anderen eine Reduzierung der Verweildauer in den berufsbildenden Schulen erreicht werden,<br />

um so vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der steigenden Nachfrage an Fachkräften<br />

gerecht werden zu können.<br />

Im Berufsbereich Körperpflege wurde der Schulversuch erfolgreich abgeschlossen. Die berufsübergreifende<br />

gemeinsame Beschulung wird im Schuljahr <strong>2010</strong>/2011 als Regelangebot eingeführt.<br />

Seit 2008 läuft die Erprobung eines praxisorientierten, zweijährigen Berufsvorbereitungsjahres (BVJ).<br />

Zielgruppe für dieses zusätzliche Angebot sind Schulabgänger allgemein bildender Schulen, die die<br />

Zielstellung des BVJ – Herstellung der Ausbildungsreife und Erwerb des Hauptschulabschlusses – in<br />

einem Jahr nicht erreichen. Unter Leitung des Sächsischen Bildungsinstitutes begann diese Ausbildung<br />

im Rahmen dieses Schulversuchs mit dem Schuljahr 2008/09 an acht Beruflichen Schulzentren<br />

des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, die mit dem Schuljahr 2009/10 um zwei weitere Standorte erweitert wurde.<br />

Sachsen hat sich mit dem Modellversuch "Kooperatives Lehren und Lernen in typischen Lernsituationen<br />

(KOLLT)" am Modellversuchsprogramm "Selbst gesteuertes und kooperatives Lernen in der beruflichen<br />

Erstausbildung (SKOLA)" beteiligt. Der Modellversuch KOLLT hatte am 01.11.2005 begonnen<br />

und wurde am 30.09.2008 erfolgreich beendet. Im Modellversuch wurden Lernsituationen zum kooperativen<br />

Lernen für Berufe des gewerblich-technischen und sozial-pflegerischen Bereiches in den<br />

Schularten Berufsschule und Berufsfachschule entwickelt, erprobt und evaluiert. Zudem wurden<br />

Instrumente zur Erfassung und Bewertung von Teamfähigkeit bei den Lernenden entwickelt, erprobt<br />

und evaluiert.<br />

4.5.2.2 Hochschulen<br />

Gemäß LEP 2003 sollen die sächsischen Universitäten und Hochschulen an ihren traditionellen<br />

Standorten weiterentwickelt werden. Die Fachhochschulen sollen eine enge Verbindung zur regionalen<br />

Wirtschaft aufbauen und damit auch als Standortfaktor wirken. Vorrangiges Ziel ist es, die<br />

Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Effizienz zu erhöhen (Z 16.3.10).<br />

Die sächsische Hochschullandschaft (Hochschulen im Geschäftsbereich des SMWK) besteht derzeit<br />

aus den vier Universitäten in Chemnitz, Dresden, Freiberg und Leipzig sowie dem Internationalen<br />

Hochschulinstitut Zittau als universitäre Einrichtung, fünf künstlerischen Hochschulen und fünf<br />

Fachhochschulen. Außerdem gibt es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen weitere zwölf Hochschuleinrichtungen, die<br />

nicht dem Geschäftsbereich des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst<br />

(SMWK) unterstehen. Die folgenden Aussagen in diesem Kapitel beziehen sich nur auf die Hochschulen<br />

im Geschäftsbereich des SMWK.<br />

Hochschulentwicklung<br />

Die zentralen Einrichtungen für Wissenschaft, Forschung und Lehre sind in Sachsen die Universitäten.<br />

Sie können besondere Leistungen sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der anwendungsorientierten<br />

Forschung vorweisen. Die Universitäten und das Internationale Hochschulinstitut<br />

Zittau verfügen über das Promotionsrecht.<br />

Die Medizinischen Fakultäten in Dresden und Leipzig haben sich zu den größten Drittmitteleinwerbern<br />

der jeweiligen Universitäten entwickelt und sich so größere Spielräume für Spitzenforschung<br />

192


geschaffen. In der Lehre haben beide Medizinische Fakultäten hervorragende Ergebnisse zu verzeichnen.<br />

Insbesondere in Dresden wurde die Lehre nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert.<br />

Die Fachhochschulen erfüllen – dem LEP 2003 (Ziel Z 16.3.10) entsprechend – mit einem ganz besonderen<br />

Praxisbezug der Lehre, mit in das Studium eingebundenen praktischen Studiensemestern<br />

und mit Professor/innen, die neben der wissenschaftlichen Qualifikation Erfahrungen in der Berufspraxis<br />

mitbringen, einen eigenständigen Bildungsauftrag, der stärker als an Universitäten auf die<br />

Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet ist. Die Fachhochschulen sind wichtig für den Wissens- und<br />

Technologietransfer und erbringen Forschungsleistungen, insbesondere für die klein- und mittelständischen<br />

Unternehmen in ihren Regionen.<br />

An den fünf traditionsreichen Kunsthochschulen in Sachsen werden die Studierenden sowohl auf<br />

künstlerische, kunstpädagogische und künstlerisch-wissenschaftliche Berufe im Bereich künstlerischer<br />

Institutionen als auch auf die überwiegend freiberufliche Tätigkeit vorbereitet. Das Graduiertenstudium<br />

für alle künstlerischen Studiengänge ist als Meisterschülerstudium organisiert. Neben<br />

der künstlerisch-praktischen Arbeit ist die kunsttheoretische Ausbildung wesentlicher Teil des Studiums.<br />

In wissenschaftlichen Fachgebieten ist die Promotion zugelassen. Die beiden Musikhochschulen<br />

kooperieren auf dem Gebiet der Lehramtsausbildung mit den Universitäten in Leipzig und Dresden.<br />

Im Zuge der weiteren Hochschulentwicklungsplanung wurde im Zeitraum Mai 2008 bis Februar<br />

2009 im Rahmen des Projektes „Herausforderungen an eine zukunftsfähige Entwicklung der sächsischen<br />

Hochschullandschaft bis 2020 und mögliche Lösungsansätze“ mit dem „Sächsischen Hochschulrating<br />

2008“ eine Stärken-/Schwächen-Analyse ausgewählter Fächer durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

bildeten eine zentrale Grundlage für die Formulierung von Empfehlungen für die weitere Entwicklung<br />

der standortspezifischen Angebote und dienen somit auch einer Bewertung der Profilbildung<br />

der sächsischen Hochschulen und einer Fortschreibung der Planung des Studienangebotes im<br />

<strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />

Das Sächsische Hochschulgesetz (SächsHSG) wurde Ende 2008 mit dem Ziel novelliert, das Verhältnis<br />

von Staat und Hochschulen neu zu regeln und die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie<br />

die Eigenverantwortung der Hochschulen zu stärken. Hierzu wurde die Voraussetzung durch eine<br />

Straffung der Hochschulstrukturen gelegt. Eine straffere Gremienstruktur aus Senat, Rektorat und<br />

Hochschulrat soll künftig effizientere Entscheidungswege und die weitere Profilierung der sächsischen<br />

Hochschulen im internationalen Wettbewerb ermöglichen. Die erhöhte Autonomie der Hochschulen<br />

geht mit der Forderung einher, Strukturen der Qualitätssicherung an Hochschulen zu implementieren,<br />

um die Zielsetzungen, die hochschulintern und mit dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen vereinbart<br />

werden, evaluieren zu können.<br />

Im Jahr 2007 haben Bund und Länder den Hochschulpakt 2020 unterzeichnet. Damit soll u. a. der<br />

durch die doppelten Abiturjahrgänge zu erwartenden steigenden Zahl an Studienberechtigten in den<br />

alten Ländern und dem parallel dazu verlaufenden, demografisch bedingten Rückgang der Studienberechtigtenzahlen<br />

in den neuen Ländern Rechnung getragen werden. Außerdem sind die Herausforderungen<br />

aus dem Bologna-Prozess zu berücksichtigen sowie die Forschung zu stärken. Im Juni<br />

2009 haben die Regierungschefs von Bund und Ländern die Fortsetzung des Hochschulpaktes beschlossen.<br />

Studentenzahlen<br />

Die hohe Attraktivität der sächsischen Hochschullandschaft wird an der Entwicklung der Studienanfänger-<br />

und Studentenzahlen deutlich. Seit Beginn der Erneuerung der sächsischen Hochschulland-<br />

193


schaft sind kontinuierlich steigende Studentenzahlen zu verzeichnen. Sie stiegen an den Hochschulen<br />

im Geschäftsbereich des SMWK von ca. 103.600 im Jahr 2005 auf ca. 104.800 im Jahr 2009 an.<br />

Die Anzahl der Studienanfänger im ersten Hochschulsemester an den Hochschulen im Geschäfts<br />

bereich des SMWK stieg von ca. 18.700 (2005) bis auf ca. 20.200 (2009) an. Das Ziel, den Anteil an<br />

Studienanfängern an den Fachhochschulen auf 30 % zu erhöhen, ist mit 31,4 % im Jahr 2009 bereits<br />

übertroffen.<br />

Studienanfänger und Anteil der Fachhochschulen<br />

Studienanfänger<br />

(1. HS)<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

13556<br />

5103<br />

27,35%<br />

12410<br />

28,75%<br />

5007<br />

14180<br />

27,98%<br />

5509<br />

13485<br />

30,41%<br />

5892<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

13868 31,36%<br />

31,00%<br />

6336<br />

Anteil<br />

32,00%<br />

30,00%<br />

29,00%<br />

28,00%<br />

27,00%<br />

26,00%<br />

25,00%<br />

Universitäten<br />

Fachhochschulen<br />

Anteil der FH<br />

Abb. 57: Studienanfänger an Universitäten und Fachhochschulen (im Geschäftsbereich SMWK) 2005 bis 2009 sowie<br />

Anteil der Fachhochschulen an den Studienanfängern<br />

Der Ausländeranteil an den Studienanfängern an Hochschulen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen betrug im Jahr<br />

2009 18,2 % und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 14,8 %.<br />

Entwicklungen im Bereich des Hochschulbaus<br />

Im Berichtszeitraum von 2006 bis 2009 wurden mit Mitteln von Bund und Land sowie mit Unterstützung<br />

von EFRE-Mitteln u. a. folgende Baumaßnahmen realisiert bzw. vorangebracht:<br />

Universität Leipzig (einschl. Bereich Medizin): Umbau und Modernisierung Hörsaalgebäude, Neubau<br />

Fakultätsgebäude Wirtschaftswissenschaften am Augustusplatz (fertig), Neubau Sonderlaboratorien<br />

Biowissenschaften, Umbau Hautklinik zum Zentralen Forschungsgebäude (1. BA fertig,<br />

2. BA noch in Ausführung), Neubau zentrales Lehr- und Bibliotheksgebäude mit Mensa für<br />

die Veterinärmedizinische Fakultät (fertig)<br />

TU Dresden (einschl. Bereich Medizin): Neubau Leichtbauinnovationszentrum, Neubau Chemie<br />

(2. BA), Institute der Fachrichtung Wasserwesen, Umbau und Modernisierung Mensa/Universitätsverwaltung,<br />

Sanierung und Umbau Haus 33 für die Augenklinik, Neubau Patientenküche<br />

(alle fertig)<br />

TU Chemnitz: Neubau Physik/Reinraum Waferbearbeitung (fertig), Umbau und Sanierung von<br />

Institutsgebäuden für die Fakultäten Wirtschaftswissenschaften und Philosophie (fertig), Umbau<br />

und Modernisierung am Standort Straße der Nationen (3. BA noch in Ausführung)<br />

194


TU Bergakademie Freiberg: Umbau und Sanierung Warmwalzhalle (fertig) sowie weiterer Hochschulgebäude<br />

Hochschule für Bildende Künste Dresden: Umbau und Sanierung Gebäudekomplex Güntzstraße<br />

(fertig)<br />

Hochschule für Musik Dresden: Neubau Konzertsaal (fertig)<br />

HTW Dresden: Umbau und Sanierung Zentral- und Seminargebäude (Restleistungen noch in Ausführung)<br />

HTWK Leipzig: Neubau Hochschulbibliothek/Medienzentrum (fertig)<br />

Hochschule Mittweida: Umbau und Sanierung Hauptgebäude (fertig)<br />

Hochschule Zittau/Görlitz: Neubau Mensa/Bibliothek in Görlitz, Lehr- und Laborgebäude<br />

„Könitzer“ - Neubau Laborriegel C in Zittau (alle fertig)<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, insbesondere an<br />

Lehrgebäuden am Standort Scheffelberg<br />

E-Learning im Hochschulbereich<br />

Am 5. März 2007 wurde auf Initiative der Hochschulen und des SMWK ein Arbeitskreis E-Learning<br />

als wissenschaftlicher Expertenbeirat gegründet. Kernaufgabe des Arbeitskreises ist die landesweite<br />

Koordination der Aktivitäten zur Nutzung von E-Learning in der akademischen Lehre an den Mitgliedshochschulen.<br />

Der Arbeitskreis berät die Hochschulen zu Fragen der weiteren Integration multimedialer<br />

Lehrformen, entwickelt Empfehlungen und strategische Leitlinien und koordiniert deren<br />

Umsetzung. Außerdem unterstützt und koordiniert der Arbeitskreis die E-Learning-Initiativen der<br />

Mitgliedshochschulen, übernimmt die Begutachtung von Projektanträgen, steuert die hochschulübergreifende<br />

Vernetzung und sorgt somit für die Verbreitung und Verstetigung der Projektergebnisse.<br />

Die technologiebezogenen Dienste werden von der bereits 2004 gegründeten BPS Bildungsportal<br />

Sachsen GmbH weitergeführt. Im Jahr 2009 sind mit vier Universitäten, vier Fachhochschulen und<br />

zwei Kunsthochschulen zehn von 15 staatlichen Hochschulen Sachsens an der Gesellschaft in unterschiedlichem<br />

Umfang beteiligt. Die seit 2006 verfügbare zentrale Lernplattform sächsischer Hochschulen<br />

„Opal“ wird derzeit von 12 sächsischen Hochschulen genutzt. Von allen ca. 110.000 Hochschulangehörigen<br />

in Sachsen sind mehr als 90.000 Nutzer auf der Lernplattform registriert.<br />

Der Schwerpunkt der E-Learning-Initiative in Sachsen liegt auf zentralen Ansätzen sowie hochschulübergreifenden<br />

Kooperationen. Die zentralen und dezentralen Servicestrukturen sorgen dafür,<br />

dass die Voraussetzung für medien- und internetbasiertes Lehren und Lernen auch an kleineren<br />

Hochschulen gegeben sind.<br />

Studentenwerke<br />

Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen bestehen vier Studentenwerke. Das Studentenwerk Chemnitz-Zwickau betreut<br />

die Hochschulstandorte Chemnitz und Zwickau; das Studentenwerk Dresden die Hochschulstandorte<br />

Dresden, Zittau und Görlitz; das Studentenwerk Freiberg die Hochschulstandorte Freiberg und Mittweida;<br />

das Studentenwerk Leipzig den Hochschulstandort Leipzig. Ausgehend von den Studentenzahlen<br />

zu Beginn des Wintersemesters 2009 betreuten die sächsischen Studentenwerke insgesamt<br />

109.912 Studierende und damit ca. 3 % mehr als 2005. Die sächsischen Studentenwerke unterhalten<br />

Studentenwohnheime, Mensen und Cafeterien, Kinderbetreuungseinrichtungen, Studentenclubs und<br />

weitere Sozialeinrichtungen, insbesondere Beratungsangebote für studententypische Problemlagen.<br />

Die Angebote der Studentenwerke, auch im kulturellen Bereich, erhöhen die Attraktivität der Hoch-<br />

195


schulen und Hochschulstandorte und beeinflussen somit wesentlich die Entscheidung der Studenten<br />

für die Wahl des Hochschulortes.<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Mensen der Studentenwerke ist im Zeitraum 2006 bis 2009 trotz steigenden<br />

Aufwandes bei Personal und Betriebskosten konstant geblieben. Während der Umsatzerlös um<br />

13,8 % angestiegen ist, betrug die Steigerung des Aufwandes 14,3 %. Die Schwerpunkte der Sanierungstätigkeit<br />

von Mensen sind nach wie vor an den Standorten Dresden und Leipzig zu setzen.<br />

Seit 2006 verringerte sich die Zahl der Wohnheimplätze vor allem durch die Aufgabe von Liegenschaften<br />

von 17.336 auf 16.759 im Jahr 2009.<br />

4.5.2.3 Berufsakademie<br />

Die Berufsakademie (BA) Sachsen hat sich zu einem festen Bestandteil des tertiären Bildungssektors<br />

neben der sächsischen Hochschullandschaft entwickelt. Ihre Weiterentwicklung wurde ebenfalls im<br />

LEP 2003 (Ziel Z 16.3.10) verankert. Oberste Priorität der BA ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs<br />

und das Bleibeverhalten der Absolventen in Unternehmen in Sachsen. Nach dem Studium verbleiben<br />

ca. 80 % der Absolventen in Sachsen. An Hand dieser stabilen Zahlen seit 1991 kann der große Erfolg<br />

und die Bedeutung dieser Ausbildungsform für die Sächsische Wirtschaft sichtbar nachgewiesen<br />

werden.<br />

Anteil der Absolventen in %<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien<br />

Bautzen Breitenbrunn Dresden Glauchau Leipzig Plauen Riesa BA Sachsen ges.<br />

Einstellungen Wehr-/ Ersatzdienst/ Stud./ Ausl./ Selbst. Arbeitsplatzsuche ohne Info<br />

Abb. 58: Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien in Sachsen (Quelle: SMWK)<br />

Fest etabliert haben sich die Standorte der Staatlichen Studienakademien in Bautzen, Breitenbrunn,<br />

Dresden, Glauchau, Leipzig und Riesa. Mit dem seit 2006 gesetzlich verankerten siebenten Standort<br />

der Staatlichen Studienakademie Plauen ist das gegenwärtig geplante Ausbauprogramm bezüglich<br />

der Standortwahl in Sachsen erreicht.<br />

Die Akkreditierung und die Umstellung des BA-Diploms auf Bachelor-Abschlüsse werden erfolgreich<br />

umgesetzt. Im Zuge der Umsetzung der Bologna-Beschlüsse wurde ein effizientes Qualitätsmanagementsystem<br />

vorbereitet und eingeführt. Dieses ist zwischenzeitlich von den Akkreditierungsagenturen<br />

hervorragend bewertet worden. Das Thema Internationalisierung nahm im Bereich der Lehre<br />

stark an Bedeutung zu und führte dazu, dass Fremdsprachenangebote und E-Learning verstärkt in<br />

der Lehre eingesetzt werden. Mit diesen Maßnahmen kann auf die Entwicklungen des Globalen<br />

Marktes reagiert werden. Absolventen können für den Einsatz im Ausland noch besser vorbereitet<br />

werden.<br />

196


Studierende davon im ... Studienjahr<br />

Studienbereich<br />

insgesamt<br />

darunter mit<br />

angestrebtem<br />

Bachelorabschluss<br />

1. 2. 3.<br />

Absolventen<br />

Sozialwesen 376 265 152 89 135 134<br />

Technik 2055 548 710 728 617 561<br />

Wirtschaft 2822 1671 1006 952 864 807<br />

Insgesamt 5253 2484 1868 1769 1616 1502<br />

Tab. 51: Studierende und Absolventen an der Berufsakademie Sachsen 2009 nach Studienbereichen<br />

Die bereits 2004 begonnenen Infrastrukturmaßnahmen an den Studienakademien führten zur deutlichen<br />

Angleichung an gängige Standards. Die Grundversorgung mit wissenschaftlicher Literatur wurde<br />

mit der Bereitstellung von unterschiedlichen Medienformen und -trägern deutlich verbessert. Die<br />

Bibliotheken bieten zusätzlichen Wissenstransfer in Form der Mitnutzung wissenschaftlicher Literatur<br />

gegenüber ihren Praxispartnern als Dienstleistungen an. Parallel dazu konnte die IT-Sicherheit an<br />

den Studienakademien erhöht und eine zentrale Campussoftware zur Unterstützung der Studienprozesse<br />

als Projekt vorbereitet werden.<br />

Erste gemeinsame Maßnahmen einer Marketingstrategie führten zur Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes<br />

der BA an den Standorten und das gemeinsame Auftreten der Staatlichen Studienakademien<br />

bei Bildungsmessen und gezielter Akquise von Studierenden und Praxispartnern.<br />

Laufende Baumaßnahmen in Breitenbrunn, Riesa und Glauchau wurden abgeschlossen. Im Berichtszeitraum<br />

begann die große Baumaßnahme der Studienakademie Dresden in ehemaligen Gebäuden<br />

der TU Dresden. Im Oktober 2009 wurde Richtfest für ein auf dem Campus gemeinsam mit der Evangelischen<br />

Hochschule Dresden genutztes Gebäude gefeiert.<br />

197


4.5.3 Wissenschaft und Forschung<br />

Hochschulforschung<br />

2009 wurden an sächsischen Hochschulen 12 Sonderforschungsbereiche und 14 Graduiertenkollegs,<br />

von denen drei internationalen Status aufweisen, durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.<br />

Die sächsischen Fachhochschulen beteiligen sich mit großem Erfolg am Förderprogramm „Anwendungsorientierte<br />

Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF). Im Rahmen der BMBF-Förderinitiative „Unternehmen Region“ sind die<br />

sächsischen Hochschulen innerhalb der einzelnen wirtschaftlich ausgerichteten Teilprogramme in<br />

regionale Netzwerke eingebunden und stellen den wissenschaftlichen Part dar.<br />

Die immer kürzeren Innovationszyklen lassen die Bereiche Grundlagenforschung, angewandte Forschung<br />

und Entwicklung näher aneinanderrücken und führen verstärkt zur Überlappung der Forschungsfelder<br />

der Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Damit verbunden<br />

ist neben einem intensiveren Wettbewerb auch die Chance zu fruchtbarer Zusammenarbeit.<br />

Diesen vielgestaltigen Prozess durch geeignete infrastrukturelle und personenbezogene Maßnahmen<br />

zu unterstützen, ist ein wesentliches Ziel der Wissenschaftspolitik in Sachsen. Bis Ende 2009 trugen<br />

insgesamt rund 50 gemeinsame Berufungen zwischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

und Universitäten an allen vier Universitätsstandorten zur engen personellen Verknüpfung und zum<br />

intensiven Austausch zwischen beiden Forschungsbereichen bei.<br />

Außeruniversitäre Forschung<br />

Die Struktur der sächsischen außerhochschulischen Forschungslandschaft ist durch einen hohen<br />

Anteil von Einrichtungen gekennzeichnet, die von Bund und Ländern nach Artikel 91b GG gemeinsam<br />

finanziert werden. Hierzu gehören im Berichtszeitraum:<br />

ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren<br />

sechs Institute der Max-Planck-Gesellschaft<br />

16 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG)<br />

sieben Leibniz-Institute<br />

Unter den genannten FhG-Einrichtungen befindet sich auch das neu eröffnete Fraunhofer-Zentrum<br />

All Silicon System Integration Dresden (ASSID), in dem Forschung auf dem Hightech-Gebiet der 3D-<br />

Systemintegration auf Waferebene betrieben wird.<br />

Weiterhin ist der <strong>Freistaat</strong> Sachsen Ende 2009 zuständig für zehn, hinsichtlich ihres Grundbedarfs<br />

ausschließlich aus Landesmitteln institutionell geförderte Landesforschungseinrichtungen sowie eine<br />

durch die Stiftung für das Sorbische Volk finanzierte Forschungseinrichtung im Geschäftsbereich des<br />

SMWK. Diese außerhochschulischen Forschungseinrichtungen warben 2009 insgesamt 247,7 Mio.<br />

Euro an Drittmitteln ein. Durch 3.386 Forschungsprojekte konnten damit 3.064 Mitarbeiter zusätzlich<br />

beschäftigt werden.<br />

An-Institute der Universitäten und Forschungszentren der Fachhochschulen ergänzen den Bereich<br />

der außerhochschulischen Forschung. Damit wird die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft<br />

wesentlich gestärkt.<br />

198


Abb. 59: Fraunhofer Institut für Elektronische<br />

Nanosysteme (ENAS) Chemnitz (Foto: ENAS)<br />

Abb. 60: Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immuno<br />

logie (IZI) Leipzig (Foto: IZI)<br />

Ein weiteres Fundament für den arbeitsteiligen Forschungsprozess bilden die großen Forschungsverbünde,<br />

insbesondere auf den Gebieten Material- und Umweltforschung, Biotechnologie sowie Medizin.<br />

Sie fügen sich in die auf Wachstums- und Schlüsseltechnologien ausgerichtete sächsische Forschungspolitik<br />

ein. Ein Beispiel hierfür ist das von Herstellern, Zulieferern, Dienstleistern, Hochschulen<br />

und Forschungsinstituten am Dresdner Standort gegründete Netzwerk der Halbleiter-, Elektronik-<br />

und Mikrosystemindustrie „Silicon Saxony e. V.“, in das ca. 200 Partner eingebunden sind.<br />

Zur weiteren Verbesserung der Forschungsinfrastruktur wurden auch im Berichtszeitraum 2006 bis<br />

2009 EFRE-Mittel für den Bau und die Geräteausstattung von Fraunhofer-Einrichtungen an den<br />

Standorten Dresden, Leipzig und Chemnitz eingesetzt. So konnte beispielsweise Mitte 2008 der Neubau<br />

des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie am Deutschen Platz in Leipzig bezogen<br />

werden. Im neu errichteten Institutsgebäude des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme<br />

auf dem Chemnitzer „Smart Systems Campus“ bieten seit Juni 2009 31 Büros und 20 Laborräume<br />

etwa 100 Mitarbeitern Platz für noch mehr Spitzenforschung. Zum Aufbau eines Zentrums<br />

für organische Materialien und elektronische Bauelemente (COMEDD) am Fraunhofer-Institut für<br />

Photonische Mikrosysteme in Dresden wurden rund 900 Quadratmeter Reinraumfläche mit einzigartigen<br />

Anlagen für die Forschung, Entwicklung und Pilotproduktion von Bauelementen und Fertigungstechnologien<br />

auf Basis halbleitender organischer Materialien ausgestattet.<br />

Ausdruck für die Leistungskraft der sächsischen Fraunhofer-Institute sind u. a. das in den letzten<br />

Jahren stark gestiegene Drittmittelaufkommen und die wachsende Zahl an Industrieaufträgen. Im<br />

Jahr 2006 wurden ca. 83 Mio. Euro eingeworben, 2009 waren es mehr als 114 Mio. Euro.<br />

199


4.5.4 Kultur und Sport<br />

4.5.4.1. Kulturräume, Kultureinrichtungen<br />

Die sächsische Kulturlandschaft verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Erbe, beruht aber zugleich<br />

auf Innovation in der Gegenwart. Sie ist geprägt durch eine beeindruckende öffentlich getragene<br />

oder geförderte Infrastruktur, ein starkes bürgerschaftliches Engagement und durch die Identifikation<br />

der Bevölkerung mit der Kultur in der jeweiligen Region. Diese kulturelle Landschaft soll gemäß<br />

LEP 2003 in ihrer historisch gewachsenen Vielfalt erhalten und entwickelt werden (G 16.4.1). Sachsen<br />

hat unter den Flächenländern mit 4,1 % den größten Anteil der Kulturausgaben am Gesamthaushalt<br />

und mit 170,84 Euro die höchsten Kulturausgaben pro Einwohner. 43,4 % der Kulturausgaben<br />

werden von den Gemeinden und Zweckverbänden geleistet. (Angaben für 2007; Kulturfinanzbericht<br />

<strong>2010</strong> der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder)<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und die Kommunen tragen gemeinsam die Verantwortung für die Vielfalt des<br />

kulturellen Angebotes. In Sachsen bestehen seit 1994 ländliche Kulturräume als Zweckverbände und<br />

urbane Kulturräume, die auch im LEP 2003 (Z 16.4.2) verankert sind. In Reaktion auf die Kreisgebiets-<br />

und Funktionalreform im Jahr 2008 verringerte sich die Anzahl der ländlichen Kulturräume<br />

auf fünf, die durch jeweils zwei Landkreise gebildet werden (Vogtland - Zwickau, Erzgebirge -<br />

Mittelsachsen, Leipziger Raum, Meißen - Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Oberlausitz-Niederschlesien).<br />

Die Städte Plauen und Zwickau sind freiwillige Mitglieder im Kulturraum Vogtland - Zwickau.<br />

Die drei urbanen Kulturräume sind die Kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig.<br />

Karte 44: Kulturräume in Sachsen<br />

200


Die Kulturräume unterstützen solidarisch Einrichtungen und Maßnahmen von regionaler Bedeutung<br />

unabhängig von ihrer Trägerschaft und Rechtsform. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen nimmt seine Mitverantwortung<br />

durch die finanzielle Beteiligung an diesem Kulturlastenausgleich wahr. Die Kulturräume<br />

treffen ihre Entscheidungen im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung. Seit dem 1. August<br />

2008 gilt das Sächsische Kulturraumgesetz unbefristet, es ist bis spätestens 31. Dezember 2015 zu<br />

evaluieren.<br />

Theater und Orchester<br />

Gemessen an den öffentlichen Kulturausgaben in Sachsen nimmt die Sparte Theater und Musik mit<br />

33,6 % die Spitzenposition ein. Es besteht eine leistungsstarke und flächendeckende Theater- und<br />

Orchesterlandschaft. Diese ist geprägt durch ein sich ergänzendes Nebeneinander von Staatstheatern<br />

und Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft. Daneben tragen Privat- und Amateurtheater<br />

sowie entsprechend organisierte Orchester zum vielfältigen kulturellen Angebot bei.<br />

Die Sächsische Staatsoper Dresden mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, das Staatsschauspiel<br />

Dresden und die Landesbühnen Sachsen befinden sich als Staatsbetriebe in der Trägerschaft des<br />

<strong>Freistaat</strong>es Sachsen. In der Spielzeit 2008/09 konnten diese Einrichtungen 740.000 Besucher begrüßen.<br />

Im kommunalen Bereich existieren gegenwärtig 17 rechtlich abgegrenzte Theater und Orchester.<br />

Insgesamt besuchten 1,9 Mio. Besucher in der Spielzeit 2008/09 die Veranstaltungen. Das Gerhart-<br />

Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau ist im Jahr <strong>2010</strong> durch die Fusion der Theater in diesen beiden<br />

Städten entstanden. Zur Theaterlandschaft Sachsen gehört auch das Sorbische Nationalensemble.<br />

Öffentliche Bibliotheken<br />

Die Öffentlichen Bibliotheken sind unverzichtbarer Bestandteil der kommunalen Infrastruktur. Sie<br />

leisten als Portale für physische und virtuelle Information, als Vermittler von Medienkompetenz, als<br />

Bildungspartner der Schulen, als Orte multikulturellen Austausches, als Zentren der Bürgerinformation<br />

und als soziale Treffpunkte umfassende Bildungs- und Kulturarbeit. Mit diesen professionellen<br />

und zukunftsorientierten Leistungen werden Öffentliche Bibliotheken von den Bürgern als die meistgenutzten<br />

kulturellen Einrichtungen Sachsens wahrgenommen. Das flächendeckende Netz Öffentlicher<br />

Bibliotheken zur Gewährleistung gleichwertiger Lebensbedingungen für die Bevölkerung in<br />

allen Landesteilen Sachsens umfasst rund 550 leistungsfähige Einrichtungen, die in Verbünden und<br />

Netzwerken aktiv arbeiten. Die enge Kooperation der Öffentlichen Bibliotheken in den ländlichen<br />

Regionen untereinander, gefördert durch die ländlichen Kulturräume, und die enge Zusammenarbeit<br />

mit den Großstadtbibliotheken und den wissenschaftlichen Bibliotheken bilden das Fundament für<br />

eine zukunftsorientierte bürgernahe Bibliotheksarbeit in Sachsen.<br />

Von zentraler Bedeutung für die Bibliotheken in Sachsen ist die Sächsische Landesbibliothek –<br />

Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) (www.slub-dresden.de). Zu ihren Aufgaben zählen<br />

die Unterstützung der regionalen Arbeit der Bibliotheken und Informationseinrichtungen, die Koordinierung<br />

der sächsischen Beiträge zur Deutschen Digitalen Bibliothek sowie die Bestandserhaltung<br />

des schriftlichen Kulturgutes der sächsischen Bibliotheken.<br />

Für verschiedene Informations- und Dienstleistungsangebote sächsischer Bibliotheken wurde 2006<br />

eine einheitliche Oberfläche geschaffen und seitdem um weitere Inhalte und Services ergänzt<br />

(www.bibliotheksportalsachsen.de).<br />

201


Museen<br />

Die Museen tragen ganz wesentlich zur Attraktivität Sachsens bei. Insbesondere die Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden (SKD) wirken als kultureller Botschafter Sachsens und Deutschlands in<br />

der Welt. Mit der Sanierung des Albertinums war zugleich der Einbau eines neuen Zentraldepots –<br />

der Arche – verbunden, der im Nachgang zur Flut 2002 als wichtige Maßnahme für die künftige<br />

Sicherung der Museumsbestände beschlossen wurde. Ein wichtiges Projekt für die künftige museale<br />

Arbeit starteten die SKD 2008 mit der „Museumsdatenbank Daphne – Inventarisierung, Provenienzrecherche,<br />

Vermögensnachweis“. Die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Anforderungen an<br />

die SKD erfordern eine höhere Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit, die mit der zum 01.01.2009<br />

erfolgten Umwandlung der SKD in einen Staatsbetrieb erreicht werden soll.<br />

Auch das Landesamt für Archäologie (LfA) wurde zum 01.01.2008 in einen Staatsbetrieb umgewandelt.<br />

Das LfA ist Fachbehörde und anerkannte Forschungseinrichtung für alle Fragen des archäologischen<br />

Denkmalschutzes und der Bodendenkmalpflege. Teil des LfA ist das Landesmuseum für Vorgeschichte,<br />

das zukünftige „Haus der Archäologie und Geschichte“ in Chemnitz.<br />

Das Staatliche Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG) und die Staatlichen Naturhistorischen<br />

Sammlungen Dresden (SNSD) wurden 2005 gemeinsam mit dem Forschungsinstitut und Naturmuseum<br />

Senckenberg vom Wissenschaftsrat erfolgreich evaluiert. In der Folge wurden im Jahr 2009 auf<br />

der Basis einer gemeinsamen Forschungskonzeption die SNSD und das SMNG in die Senckenbergische<br />

Naturforschende Gesellschaft integriert.<br />

Im Deutschen Hygiene-Museum Dresden, dem in seiner Art einzigartigen Museum in Deutschland,<br />

konnte im Berichtszeitraum die Sanierung des Veranstaltungsbereiches sowie des großen und kleinen<br />

Saales und der Wandelhalle aus Mitteln des Bundes und der beiden Hauptstifter (<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />

und Stadt Dresden) erfolgreich durchgeführt und <strong>2010</strong> abgeschlossen werden.<br />

Wesentliches Anliegen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen war und ist die Stärkung der Museen in den Regionen.<br />

Die seit 2007 im zweijährigen Rhythmus erfolgende Vergabe des Sächsischen Museumspreises<br />

und alternierend die Würdigung des „Ehrenamts im Museum“ sind neben der bewährten Beratung<br />

und Förderung durch die Sächsische Landesstelle für Museumswesen (www.sachsens-museenentdecken.de)<br />

wichtige Instrumente, um die Museumsarbeit im nichtstaatlichen Bereich zu unterstützen.<br />

Wesentliche Grundzüge der künftigen Entwicklung der sächsischen Museumslandschaft hat<br />

das SMWK mit der „Museumskonzeption 2020“ erarbeitet, die 2009 vorgelegt wurde und wichtige<br />

Eckpunkte für die weitere Arbeit enthält.<br />

Sorbische Sprache und Kultur<br />

Die sorbische Kultur bereichert die sächsische Kultur. Der bikulturelle Charakter des sorbischen Siedlungsgebietes<br />

wurde deshalb im LEP-Ziel zur Erhaltung und Entwicklung regional bedeutsamer Kultureinrichtungen<br />

unter Berücksichtigung regionaler Traditionen und Besonderheiten (Z 16.4.3) hervorgehoben.<br />

Die sorbische Sprache, sorbische Schulen gehören dabei ebenso zum Bild des sorbischen<br />

Siedlungsgebietes wie sorbische Kultureinrichtungen, so das Sorbische Nationalensemble, der<br />

Domowina-Verlag, das Sorbische Institut, das Deutsch-Sorbische Volkstheater oder das Sorbische<br />

Museum Bautzen. Die Stiftung für das sorbische Volk arbeitet seit dem Jahr 1999 als selbständige<br />

Stiftung öffentlichen Rechts. Sie fördert sorbische Kunst und Kultur sowie die sorbischen Institutionen.<br />

Die Stiftung wird vom Bund, vom Land Brandenburg und dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen gemeinsam<br />

gefördert. Im sorbischen Siedlungsgebiet des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen sind sorbische Traditionen und<br />

deren Pflege stark verwurzelt. Sorbische Kultur und Kunst wird in Vereinen, Ensembles und Chören<br />

aber auch in der Dorfgemeinschaft, in den Familien und in den Kirchgemeinden gepflegt.<br />

202


4.5.4.2 Breiten- und Leistungssport, Sportstätten<br />

Breiten- und Leistungssport<br />

Der Sport erfüllt in umfassender Weise gemeinwohlorientierte Aufgaben. Er leistet insbesondere<br />

Beiträge zur Gesunderhaltung (Unterbreitung allgemeiner und spezieller präventiver Angebote), zur<br />

gesellschaftlichen Integration (Sportverein als Ort der Kommunikation, des gemeinsamen Engagements<br />

und als lebensbegleitendes soziales Netzwerk) und zur Vermittlung positiver Werte (Fairness,<br />

Teamgeist, Leistungsstreben).<br />

Im Berichtszeitraum konnten die im Landessportbund Sachsen organisierten Sportvereine ihre Mitgliederzahl<br />

von 530.426 auf 573.413 erhöhen. Der sächsische Sport ist damit trotz zurück gehender<br />

Bevölkerungszahlen im Wachstum begriffen. Der Anteil der in Sportvereinen organisierten sächsischen<br />

Einwohner (Organisationsgrad) stieg von 12,4 % im Jahr 2006 auf 13,8 % im Jahr 2009.<br />

Eine vergleichbare Entwicklung ist im Berichtszeitraum auch hinsichtlich der Mitgliedschaft von<br />

Kindern und Jugendlichen in Sportvereinen zu verzeichnen. Deren Zahl stieg von 164.372 im Jahr<br />

2006 auf 170.478 im Jahr 2009. Damit waren im Jahr 2009 ca. 30 % der Kinder und Jugendlichen in<br />

Sachsen Mitglied in einem im Landessportbund Sachsen organisierten Sportverein.<br />

Mitglieder<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

519.594<br />

12,09%<br />

Mitgliederzahlen und Organisationsgrad in Sportvereinen<br />

530.426<br />

12,41%<br />

540.400<br />

12,71%<br />

552.256<br />

13,08%<br />

573.413<br />

13,80%<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Abb. 61: Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sportvereinen und Organisationsgrad<br />

Organisationsgrad<br />

16,00%<br />

14,00%<br />

12,00%<br />

10,00%<br />

Internationale Erfolge sächsischer Sportler wie auch die Durchführung bedeutender Sportereignisse<br />

in Sachsen bedeuten einen Imagegewinn nach außen und stärken die Identifikation der Bürger mit<br />

"ihrem" <strong>Freistaat</strong>. Nicht zuletzt üben erfolgreiche Spitzensportler eine Vorbildfunktion für die jüngere<br />

Generation aus und motivieren Kinder und Jugendliche zur eigenen sportlichen Betätigung.<br />

8,00%<br />

203


Karte 45: Bundesstützpunkte Leistungssport in Sachsen<br />

Aus diesem Grund war der <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Berichtszeitraum ein im Bundesvergleich führender<br />

Leistungssport-Standort und soll es auch bleiben. Im Leistungssport kann Sachsen, gemessen an<br />

seinem Bevölkerungsanteil von ca. 5,1 %, überdurchschnittliche Erfolge verzeichnen:<br />

In Sachsen trainieren knapp 9 % aller Bundeskader-Athleten.<br />

Hier befinden sich 12 % der Bundesstützpunkte (siehe Karte 45).<br />

Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 errangen sächsische Athleten 9,5 % der deutschen<br />

Medaillen und 8,6 % der sog. Platzierungspunkte (Ränge 1 bis 10). Bei den Winterspielen fällt<br />

diese Bilanz naturgemäß noch besser aus.<br />

Grundlage für Erfolge im Hochleistungsbereich ist eine kontinuierliche Nachwuchsentwicklung.<br />

Nach der letzten Bewertung des Deutschen Olympischen Sportbundes befinden sich die sächsischen<br />

Verbände immer noch in zwei Dritteln aller hier leistungsmäßig betriebenen Sportarten in<br />

der vorderen Hälfte der Bundesländer.<br />

Sportstätten<br />

Die Förderung des Sportstättenbaus trug in den letzten Jahren zur Erhaltung der Sportstätteninfrastruktur<br />

gemäß LEP 2003 bei. Danach sollen sportliche Angebote bedarfsgerecht in zumutbarer Entfernung<br />

zur Verfügung stehen (G 16.4.4). Auch über die Schulbauförderung und über städtebauliche<br />

Programme sind Fördermittel in Sportstätten geflossen. Eine Bestandserweiterung oder eine signifikante<br />

Verbesserung des baulichen Zustandes lässt sich aus der im SMK geführten Sportstättenstatistik<br />

jedoch nicht ablesen.<br />

204


Die nachfolgende Tabelle enthält Angaben über die erfassten Flächen und Auswertungen zum Nutzungszustand<br />

der Sportstätten, die den Berichtszeitraum annähernd abbilden:<br />

Gesamtflächenanteile nach Bau- /Nutzungszustand<br />

Bau-/Nutzungs-<br />

Sportplätze Sporthallen Hallenbäder Freibäder<br />

zustandsstufen 12/ 2005 2009 12/ 2005 2009 2005 6/2009 2005 6/2009<br />

guter Zustand (1) 35,2 % 36,4 % 46,0 % 44,3 % 54,0 % 53,3 % 53,6 % 53,2 %<br />

mit geringen Mängeln (2) 34,7 % 32,0 % 32,5 % 30,1 % 23,2 % 23,0 % 24,6 % 19,8 %<br />

Sanierungsbedürftiger<br />

Zustand (3)<br />

27,9 % 29,4 % 16,3 % 15,8 % 13,8 % 11,5 % 18,9 % 21,4 %<br />

nicht nutzbar (4) 1,7 % 1,2 % 0,5 % 0,9 % 0,0 % 0,8 % 1,7 % 2,1 %<br />

nicht kategorisiert 0,5 % 1,0 % 4,7 % 8,9 % 9,0 % 11,4 % 1,2 % 3,5 %<br />

(1) bis (4): Bau-/Nutzungszustandsstufen 1 bis 4<br />

Tab. 52: Bau-/Nutzungszustand sächsischer Sportstätten nach Anteilen an der Gesamtfläche<br />

Die Tabelle zeigt einerseits, dass nach Einschätzung der Kommunen über 70 % der Kernsportanlagen<br />

einen Nutzungszustand 1 und 2 aufweisen, das heißt, mit keinen oder lediglich geringen Mängeln<br />

behaftet sind. Die für den gesamten <strong>Freistaat</strong> Sachsen zunächst positive Bilanz darf jedoch nicht<br />

darüber hinweg täuschen, dass punktuell vergleichsweise großer Handlungsbedarf besteht. Mit Ausnahme<br />

der Sportplätze hat sich der Nutzungszustand bei den Sporthallen und Hallenbädern im anschließenden<br />

Berichtszeitraum leicht verschlechtert.<br />

205


4.5.5 Öffentliche Verwaltung, Sicherheit und Ordnung<br />

4.5.5.1 E-Government<br />

In Umsetzung des LEP 2003 werden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen erhebliche Anstrengungen unternommen,<br />

moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung<br />

zu nutzen (G 17.1). Das umfangreiche Leistungsangebot der sächsischen Landes- und<br />

Kommunalverwaltungen wird schrittweise per Internet zugänglich. Seit dem Jahr 2003 vollzieht sich<br />

die E-Government-Entwicklung in Sachsen auf Grundlage strategischer Planungen von Land und<br />

Kommunen. Wesentliche Ziele der „E-Government-Fahrpläne“ sind inzwischen erreicht: Bereits heute<br />

stehen den Bürgern, Unternehmen und Organisationen E-Government-Anwendungen in vielen<br />

unterschiedlichen Bereichen der Verwaltungstätigkeit zur Verfügung.<br />

Mit der im Juni 2009 vom Kabinett verabschiedeten „E-Government-Strategie des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen“<br />

liegt nunmehr eine neu gefasste Orientierung für die gemeinsame E-Government-Entwicklung<br />

der Landes- und Kommunalverwaltungen in Sachsen für die kommenden Jahre vor. Der Aufbau von<br />

E-Government erfordert erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen. Diesen Aufwand auf<br />

staatlicher und kommunaler Seite doppelt zu betreiben ist nicht mehr zeitgemäß. Sachsen hat im<br />

Jahr 2004 frühzeitig mit der Initiative „Sachsen interaktiv“ die Kooperation von <strong>Freistaat</strong> und Kommunen<br />

bei der Entwicklung und Realisierung von E-Government-Infrastrukturen vorangetrieben.<br />

Abb. 62: Netzinfrastruktur des Sächsischen Verwaltungsnetzes<br />

Sächsisches<br />

Verwaltungsnetz (SVN)<br />

Das Sächsische Verwaltungsnetz ist die Antwort des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen auf die technischen und<br />

organisatorischen Herausforderungen an die Landes- und Kommunalverwaltung in der heutigen Zeit.<br />

Es umfasst das landesweite Kommunikationsnetz des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen im Bereich Daten, Sprache<br />

und Internet sowie Mobilfunkkommunikation. Weiterhin stehen gemeinsam genutzte Dienste und<br />

206


die E-Government-Plattform zentral für alle Behörden und Bürger zur Verfügung. Die Anschluss-<br />

Summenbandbreiten der ca. 800 Behördenstandorte im SVN wurden deutlich verbessert und betragen<br />

nunmehr etwa 9 Gbit/s.<br />

Im Rahmen der strategischen Zielstellung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, One-Stop-Government-Ansätze<br />

sowie die Einrichtung internetbasierter Behördengänge weiter auszubauen, spielt die E-Government-<br />

Plattform eine wesentliche Rolle.<br />

Mit dem Lebenslagenportal „Amt24“ wurde 2005 begonnen, mehrere sogenannte Basiskomponenten<br />

technisch und organisatorisch auf einer Plattform zu betreiben. Gegenwärtig sind folgende Basiskomponenten<br />

im Einsatz:<br />

Lebenslagenportal „Amt 24“<br />

Digitale Signatur und Verschlüsselung (ESV)<br />

Integrationsframework (IF)<br />

Formularservice (FS)<br />

Content Management System (CMS)<br />

Geodatenportal (GeoBAK)<br />

Zahlungsverkehr (ZV)<br />

IT-gestützte Vorgangsbearbeitung (Betrieb nicht auf der Plattform)<br />

Die Basiskomponenten wurden seit ihrer stufenweisen Einführung sehr vielfältig sowohl innerhalb<br />

der Landes- und Kommunalverwaltungen als auch für die Bereitstellung von externen Dienstleistungen<br />

genutzt. Nachfolgend sind hierzu einige ausgewählte Kennzahlen für verschiedene Basiskomponenten<br />

angeführt (Stand 2009):<br />

Im Jahr 2009 wurden 1,4 Millionen Formulare abgerufen (FS).<br />

500 Meldebehörden, 130 sächsischen Notare, Kammern und Firmen sowie 13 sächsische Gesundheitsämter<br />

und 250 für die EU-Dienstleistungsrichtlinie zuständige Stellen nutzten die zentrale<br />

Elektronische Signatur und Verschlüsselung.<br />

Seit 2007 wurden ca. 3,5 Millionen Meldenachrichten vermittelt (IF).<br />

1.200 Mitarbeiter der Staatsverwaltung nutzten die Vorgangsbearbeitung.<br />

33 Behörden nutzten landesweit das zentrale Content Management System.<br />

Mit der Basiskomponente Zahlungsverkehr wurden seit 2008 2.818 Transaktionen durchgeführt.<br />

Im „Amt24“ waren 35 Lebenslagen mit über 800 Lebenslagetexten redaktionell hinterlegt.<br />

In der GeoBaK waren 41 Kartendienste (Anbieter) mit insgesamt 337 Karten-Layern eingebunden.<br />

Durch die Integration in den Betrieb der Zentralen Dienste des SVN im Jahr 2009 werden nunmehr<br />

der durchgängige und unterbrechungsfreie Betrieb gewährleistet sowie die funktionalen und wirtschaftlichen<br />

Vorteile des SVN genutzt. Insbesondere die einheitlichen Auftrags- bzw. Änderungsprozesse<br />

und der gemeinsame Service-Desk führen zu einer effizienteren Leistungserbringung.<br />

Die Basiskomponenten bildeten die entscheidende technische Voraussetzung für die Bereitstellung<br />

der 1. Ausbaustufe für die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie zum Jahresende 2009. Basierend<br />

auf einem IT-Fachkonzept wurden speziell dafür verschiedene Funktions- und Schnittstellenerweiterungen<br />

vorgenommen. Besonders gefragt war in diesem Zusammenhang die enge Abstimmung<br />

der Anforderungen aller beteiligten Partner von Land, Kommunen und Kammern. Diese Zusammen-<br />

207


arbeit hat sich bewährt. Die aufgebauten organisatorischen und technischen Netzwerke sollen nunmehr<br />

für die nächsten anstehenden ebenenübergreifenden Aufgaben genutzt werden.<br />

4.5.5.2 Gerichtsbarkeit<br />

Die Funktional- und Verwaltungsreform im Jahr 2008 hat in geringem Maße auch zu Veränderungen<br />

bei den gerichtlichen Zuständigkeiten geführt. Um dem Prinzip der Einräumigkeit der Verwaltung zu<br />

genügen, das auch bei der Bestimmung der Gerichtsbezirke ein wesentliches Ordnungskriterium<br />

darstellt, mussten aufgrund der Neuordnung der Kreisgrenzen einzelne Gerichtsbezirke entsprechend<br />

angepasst werden. Anderenfalls hätten Teilgebiete der neuen Landkreise anderen Bezirken von Land-<br />

, Arbeits-, Verwaltungs- und Sozialgerichten angehört als der Rest des jeweiligen Kreisgebietes. Die<br />

Übereinstimmung von Gerichts- und Verwaltungsgrenzen erscheint jedoch unverzichtbar, um zum<br />

einen klar erkennbare Strukturen für die Bürger zu schaffen und zum anderen eine reibungslose<br />

Zusammenarbeit zwischen Justiz und Verwaltung zu gewährleisten.<br />

Karte 46: Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen<br />

Im Einzelnen wurden zum 1. August 2008 gerichtliche Zuständigkeiten wie folgt geändert:<br />

Amts- und Landgerichte<br />

Die Amtsgerichtsbezirke Aue und Döbeln wechselten von den Landgerichtsbezirken Zwickau bzw.<br />

Leipzig zum Landgerichtsbezirk Chemnitz.<br />

Der Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal wechselte vom Landgerichtsbezirk Chemnitz zum<br />

Landgerichtsbezirk Zwickau.<br />

208


Arbeitsgerichte<br />

Die Gebiete der ehemaligen Landkreise Aue-Schwarzenberg und Döbeln wechselten zum Arbeitsgerichtsbezirk<br />

Chemnitz.<br />

Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Chemnitzer Land wechselte zum Arbeitsgerichtsbezirk<br />

Zwickau.<br />

Verwaltungs- und Sozialgerichte<br />

Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Döbeln wechselte zum Verwaltungs- bzw.<br />

Sozialgerichtsbezirk Chemnitz.<br />

Die Standortverteilung orientiert sich weiter am Netz der Zentralen Orte, d. h. von 69 Gerichten/Staatsanwaltschaften<br />

und deren Zweigstellen befinden sich 44 in Oberzentren und 24 in Mittelzentren<br />

(LEP-Ziel Z 17.3). Allein das Amtsgericht Hainichen befindet sich in einem Grundzentrum.<br />

4.5.5.3 Öffentliche Sicherheit und Ordnung<br />

Polizeistruktur<br />

Die sächsische Polizei wurde zum 1. Januar 2005 neu strukturiert. Durch Verzicht auf eine Hierarchieebene<br />

hat sie einen modernen zweistufigen Verwaltungsaufbau erhalten.<br />

In einem zweiten Schritt wurde zum 1. Januar 2009 die Struktur der polizeilichen Basisdienststellen<br />

(Polizeireviere und -posten) angepasst. Mit dem Ziel, Führungs-, Stabs- und Verwaltungsaufgaben<br />

zugunsten der operativen Aufgabenwahrnehmung zu bündeln, wurden bei den Polizeidirektionen in<br />

der Fläche bestehende Polizeireviere vernetzt. Dabei nimmt eines der Polizeireviere (vernetzt wurden<br />

bis zu drei) die Stabs- und Verwaltungsaufgaben für den Revierverbund wahr. Diesem Polizeirevier<br />

(Kategorie I-Revier) sind die anderen Polizeireviere (Kategorie II-Reviere) nachgeordnet. In Dresden,<br />

Leipzig und Zwickau (Standorte mit mehreren Polizeirevieren) wurde die Anzahl der Polizeireviere<br />

reduziert. Ferner wurden in den Polizeirevieren der Fläche Kriminaldienste eingerichtet. Dazu wurden<br />

die Kriminalaußenstellen der Kriminalpolizeiinspektionen und die Ermittlungsdienste der Polizeireviere<br />

organisatorisch zusammengeführt. Bei den Polizeiposten wurde der Personaleinsatz flexibilisiert.<br />

Den sieben Polizeidirektionen sind gegenwärtig insgesamt 72 Polizeireviere und 84 Polizeiposten<br />

nachgeordnet (vgl. Karte 47).<br />

Die räumliche Verteilung der Polizeidienststellen entspricht damit dem LEP 2003, wonach Einrichtungen<br />

der öffentlichen Sicherheit in allen Landesteilen, insbesondere in den Zentralen Orten vorhanden<br />

sein sollen (Z 17.5).<br />

209


Karte 47: Polizeistruktur ab 01/2009<br />

Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz<br />

Die schnelle Alarmierung von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz ist eine wichtige<br />

Voraussetzung, um im Schadensfall Menschenleben zu retten und Tiere oder Sachwerte sowie die<br />

Umwelt zu schützen. Die im LEP 2003 formulierten Vorgaben (Z 17.6) werden nach § 11 Sächsisches<br />

Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz (SächsBRKG) vom 24. Juni<br />

2004 umgesetzt. Auf der Grundlage von § 11 Abs.1 und § 26 Abs.1 Satz 6 SächsBRKG treten mit der<br />

Dritten Änderung der Landesrettungsdienstplanverordnung zum 1. Januar 2011 Regelungen in Kraft,<br />

die die Standorte von fünf Integrierten Regionalleitstellen (IRLS) festlegen und Mindestanforderungen<br />

an Qualifikation, Personalausstattung, Technik und Organisation der IRLS vorgeben. An den<br />

Standorten Hoyerswerda (für die Landkreise Görlitz und Bautzen), Dresden (für die Kreisfreie Stadt<br />

Dresden sowie die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen), Chemnitz (für die<br />

Kreisfreie Stadt Chemnitz, den Landkreis Mittelsachsen und den Erzgebirgskreis) und Zwickau (für<br />

den Landkreis Zwickau und den Vogtlandkreis) haben im Berichtszeitraum die Maßnahmen zur Errichtung<br />

der IRLS begonnen. Die Förderung durch den <strong>Freistaat</strong> und die Träger des bodengebundenen<br />

Rettungsdienstes wird sichergestellt. (Näheres zum Rettungsdienst siehe Kap. 4.5.1.7)<br />

Parallel zur Errichtung der IRLS bauen die Träger von Brandschutz und Rettungsdienst mit maßgeblicher<br />

finanzieller Förderung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ein flächendeckendes Netz zur digitalen Alarmierung<br />

der Einsatzkräfte auf. In den nächsten Jahren wird dieses Netz flankiert durch die Umstellung<br />

des Analogfunks auf den digitalen Funk, der eine sichere Kommunikation der Leitstellen mit den<br />

210


Einheiten von Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz sowie dieser Einheiten untereinander<br />

ermöglichen wird.<br />

Des Weiteren wird die Einsatzfähigkeit der Einheiten der Feuerwehren gestärkt. Um den Mitgliederbestand<br />

in den Freiwilligen Feuerwehren leistungsfähig zu halten und junge Nachwuchskräfte für<br />

die Dienste im Ehrenamt zu werben, hat die Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit die<br />

Kampagne „Helden gesucht“, gestartet. Zum 1. Januar 2011 treten nach den Vorschlägen der Staatsregierung<br />

zudem Änderungen des SächsBRKG in Kraft, mit denen das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr<br />

auf acht Jahre abgesenkt und eine finanzielle Anerkennung für langjährigen aktiven ehrenamtlichen<br />

Dienst in den Einheiten von Brand- und Katastrophenschutz sowie dem Rettungsdienst<br />

gewährt werden. Zusätzlich wird die Feuerwehrrente für die ehrenamtlich Tätigen in diesen Einheiten<br />

angeboten, die ebenfalls ein Zeichen der Anerkennung für die im Ehrenamt Tätigen ist. Auch die<br />

vorgesehene Einführung einer gesonderten Fahrberechtigung für Einsatzfahrzeuge bis 4,75 t und bis<br />

7,5 t dient vor allem der Sicherstellung der Einsatzbereitschaft von Feuerwehr und Katastrophenschutz.<br />

Ausstattung und Anlagen dieser Einheiten wurden durch eine massive Investitionsförderung einschließlich<br />

der Mittel aus dem Konjunkturpaket II und aus dem Ziel 3-Programm der EU vor allem in<br />

den Jahren 2009 und <strong>2010</strong> modernisiert. So sind in diesem Zeitraum die Beschaffung von rund 230<br />

Feuerwehrfahrzeugen und der Neu- und Ausbau von zahlreichen Feuerwehrhäusern gefördert worden.<br />

Damit wird sicher gestellt, dass Feuerwehren in ausreichender Zahl und auf hohem Qualitätsniveau<br />

bereitgehalten werden.<br />

Der Katastrophenschutz (KatS) ist Aufgabe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, der den „KatS“ demzufolge auszustatten<br />

hat (siehe auch LEP 2003, G 17.7). Dazu hat er unter anderem Katastrophenschutzeinheiten<br />

gebildet, deren Träger die Landkreise bzw. Kreisfreien Städte als untere Brandschutz-, Rettungsdienst-<br />

und Katastrophenschutzbehörden (BRK-Behörden) und die im Katastrophenschutz mitwirkenden<br />

privaten Hilfsorganisationen sind.<br />

Die bisherigen Katastrophenschutzeinheiten im <strong>Freistaat</strong> Sachsen sollen nach Maßgabe der Kriterien<br />

des Systems der Versorgungsstufen neu gegliedert werden. Unter Beachtung bereits vorhandener<br />

Ressourcen des Brandschutzes und des Rettungsdienstes wurde der Schwerpunkt auf die Stufe 3 und<br />

hier insbesondere auf die Bewältigung von Ereignissen mit chemischen, biologischen oder radioaktiven/nuklearen<br />

Agenzien sowie von Ereignissen mit einem Massenanfall von Verletzten gelegt.<br />

Weitere Kriterien für eine Neugliederung der Katastrophenschutzeinheiten sind außerdem die in der<br />

Gefährdungsabschätzung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen dargestellten besonderen Gefährdungen. Dies sind<br />

insbesondere Extremwetterlagen (Sturm/Orkan, Starkregen, lang anhaltender Schneefall/Schneeverwehungen),<br />

Flächenbrände (Waldbrand), Hochwasser, Tierseuchen, Gefahrstoff-Freisetzung und<br />

Gefahren durch Terroranschläge.<br />

211


5. Schlussfolgerungen für die künftige Landesplanung<br />

Aus der vorliegenden Berichterstattung wird deutlich, dass sich die fachübergreifende raumordnerische<br />

Gesamtkonzeption des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 vom Grundsatz her bewährt hat. Die<br />

Verwirklichung der Zielsetzungen und Aufgabenstellungen des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes hat im<br />

Zusammenspiel von Landes- und Regionalplanung, raumrelevanten Fachplanungen und der kommunalen<br />

Planung mit dazu beigetragen, dass sich der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und seine Teilräume günstig<br />

entwickelt haben.<br />

Der Bericht enthält aber auch zahlreiche Informationen zu geänderten Rahmenbedingungen, Trends<br />

der räumlichen Entwicklung und neuen Herausforderungen, die eine Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />

erfordern.<br />

Die nachfolgenden Aussagen zu Schlussfolgerungen aus der vorliegenden Berichterstattung haben<br />

keine präjudizierende Wirkung hinsichtlich der künftigen Landesplanung. Derartige Festlegungen<br />

sind vielmehr der konkreten Abstimmung innerhalb der Staatsregierung im Rahmen der anstehenden<br />

Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 vorbehalten.<br />

5.1 Wesentliche Erfordernisse für eine Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />

(1) Europäische Raumentwicklung<br />

Neben der Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts auch mit den<br />

neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen<br />

durch die fortschreitende Globalisierung, die Wirtschafts- und Finanzkrise, den demografischen<br />

Wandel, den Klimawandel sowie das Erfordernis der Sicherung der zukünftigen Energieversorgung,<br />

die nur gemeinsam bewältigt werden können. Durch die EU-Erweiterungen 2004 und 2007 ist Sachsen<br />

innerhalb der EU von einer Randlage mit einer EU-Außengrenze in eine zentrale Lage gerückt<br />

und kann damit eine gestärkte Position als Tor zu Ost-/Südosteuropa übernehmen.<br />

Daher werden folgende landesplanerisch relevante Schwerpunkte für die Entwicklung Sachsens in<br />

Europa identifiziert:<br />

Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu Fragen der Raumordnung und<br />

Regionalentwicklung, insbesondere durch Moderation und Abstimmung von Projekten und Aktivitäten<br />

der Regionalentwicklung durch die Träger der Regionalplanung<br />

weitere Einbindung Sachsens in das Europäische Verkehrsnetz, verbunden mit Stärkung und Ausbau<br />

der für Sachsen relevanten transeuropäischen Netze; weiterer Ausbau der grenzüberschreitenden<br />

Verkehrsinfrastruktur, die durch die historischen Rahmenbedingungen insbesondere im<br />

Bereich Schiene noch weit von westeuropäischem Niveau entfernt ist, sowie durchgehend grenzüberschreitende<br />

Verkehrsangebote im ÖPNV<br />

Förderung eines transeuropäischen Risikomanagements, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen<br />

des Klimawandels<br />

verantwortungsvolle Nutzung gemeinsamer ökologischer Ressourcen und kultureller Werte als<br />

Chance für die Entwicklung auch über Grenzen hinweg<br />

212


(2) Raumstruktur und Zentrale Orte<br />

Die bisher relativ ausgeglichene Raum- und Siedlungsstruktur Sachsens hat sich in der Vergangenheit<br />

weitgehend als vorteilhaft erwiesen. Das dreistufige Zentrale-Orte-System der Ober-, Mittelund<br />

Grundzentren sowie das Achsensystem haben sich zur Steuerung einer abgestimmten Siedlungs-<br />

und Infrastrukturentwicklung und eines effizienten Einsatzes öffentlicher Mittel bewährt. Vor<br />

dem Hintergrund des in den Teilräumen Sachsens differenziert verlaufenden demografischen Wandels<br />

und der Veränderung weiterer sozioökonomischer Bedingungen besteht jedoch insbesondere<br />

folgender Fortschreibungsbedarf:<br />

Anpassung der Kriterien für die Ausweisung von Raumkategorien, Notwendigkeit der Ausweisung<br />

von Verdichteten Bereichen im Ländlichen Raum überprüfen<br />

stärkere Berücksichtigung der unterschiedlichen teilräumlichen Potenziale und Defizite sowie der<br />

besonderen Problemlagen von peripheren, dünn besiedelten ländlichen Räumen<br />

Sicherung des dreistufigen Systems der Zentralen Orte<br />

weitere Stabilisierung der Zentralen Orte, v. a. der Mittelzentren im ländlichen Raum, durch Bündelung<br />

von Einrichtungen der Daseinsvorsorge und wirtschaftsnaher Dienstleistungen in den Versorgungs-<br />

und Siedlungskernen der Zentralen Orte<br />

Überprüfung der Städteverbünde hinsichtlich ihrer gemeinsamen Aufgabenwahrnehmung bzw.<br />

Funktionsteilung als Zentraler Ort<br />

(3) Flächenneuinanspruchnahme<br />

Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat sich zum Ziel gesetzt, die Flächenneuinanspruchnahme bis 2020 auf unter<br />

zwei Hektar pro Tag zu reduzieren. Die aktive Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme ist eine<br />

fach- und planungsebenenübergreifende Querschnittsaufgabe. Unter den Bedingungen des fortschreitenden<br />

demografischen Wandels, der Erfordernisse zum Schutz des Freiraumes und der natürlichen<br />

Ressourcen sowie einer stärker kostenorientierten Siedlungsentwicklung ist durch die Fortschreibung<br />

des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes das flächenpolitisch wirksame raumordnerische Instrumentarium<br />

zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme zu effektivieren. Dazu zählen insbesondere:<br />

vorrangige Ausrichtung einer flächensparenden und bedarfsorientierten Siedlungsentwicklung<br />

durch Nutzung vorhandener Flächenpotenziale, wie Baulücken, Baulandreserven, Brachflächen<br />

und Möglichkeiten der Verdichtung (Vorrang der städtebaulichen Innenentwicklung vor der Außenentwicklung)<br />

Vermeidung einer flächenhaften Zersiedelung durch vorrangige Konzentration der Siedlungstätigkeit<br />

in den Zentralen Orten bzw. in den Versorgungs- und Siedlungskernen sowie im Bereich<br />

der Achsen<br />

Sicherung ausreichender Freiräume zum Schutz der ökologischen Ressourcen und für Zwecke der<br />

naturnahen Erholung sowie Vorhaltung von Flächen für land- und forstwirtschaftliche Nutzungen,<br />

den vorbeugenden Hochwasserschutz und die Nutzung regenerativer Energiequellen<br />

Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt<br />

sowie für landwirtschaftliche Nutzungen und oberflächennahe Rohstoffe<br />

Förderung der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit mit dem Ziel einer wirtschaftlich<br />

effizienteren Flächennutzung<br />

Das Ziel einer Reduzierung der Flächeninanspruchnahme kann nicht durch völligen Verzicht auf<br />

Neuausweisungen realisiert werden. Um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit durch die Ansiedlung<br />

oder Erweiterung von Industrie und Gewerbe sowie durch Verkehrs- und Logistikinfrastruktur<br />

213


zu erhalten und um den Bedürfnissen nach attraktiven und kostengünstigen Wohnverhältnissen<br />

Rechnung zu tragen, ist entsprechend begründeter Flächenbedarf zu berücksichtigen.<br />

(4) Klima und Energie<br />

Mit der Fortschreibung des LEP muss auf die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels in Sachsen<br />

reagiert werden. Dies betrifft sowohl die Aktualisierung und Fortentwicklung der klimaschutzrelevanten<br />

Vorgaben zur Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgasen als auch die Vorgaben zur<br />

Anpassung und vorausschauenden Bewältigung der Folgen des Klimawandels.<br />

Seit In-Kraft-Treten des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 haben sich die klimaschutzpolitischen Vorgaben<br />

der Sächsischen Staatsregierung gegenüber denen des Klimaschutzprogramms von 2001<br />

deutlich erhöht. Mit Kabinettsbeschluss vom 03.03.2009 hat sich die Zielstellung zum Ausbau des<br />

Anteils der Windenergie am Bruttostromverbrauch mit 2530 GWh/a (2009) gegenüber 1150 GWh/a<br />

am Endenergieverbrauch (2001) etwa verdoppelt.<br />

Durch geeignete raumordnerische Ausweisungen kann die Nutzung von Photovoltaik, Biomasse oder<br />

Geothermie befördert werden. Die bereits weit verbreitete Nutzung der Windenergie wird durch die<br />

abschließende Ausweisung geeigneter Gebiete in den Regionalplänen aber auch räumlich begrenzt.<br />

Der weitere Ausbau der Nutzung der Windenergie und vor allem die Berücksichtigung sich verschärfender<br />

Nutzungskonflikte zwischen der technischen Weiterentwicklung der Windenergieanlagen und<br />

dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung stellen neue Anforderungen an die Regionalplanung.<br />

Daraus ergibt sich folgender Fortschreibungsbedarf:<br />

Anpassung der landesweiten Zielstellung zur Steuerung der Nutzung der Windenergie an die<br />

neuen klimaschutzpolitischen Zielstellungen der Sächsischen Staatsregierung sowie Vorgaben zur<br />

Regionalisierung der landesweiten Zielstellung<br />

Vorgaben zum Repowering im Zusammenhang mit der räumlichen Steuerung der Nutzung der<br />

Windenergie<br />

Handlungsauftrag zur Steuerung der Nutzung regionaler Energien auf Grundlage regionaler<br />

Energie- und Klimaschutzkonzepte<br />

Vorgaben zum Netzausbau zur Sicherung der Energieversorgung<br />

Für die Fortentwicklung der räumlich relevanten Anpassungsstrategien an den Klimawandel müssen<br />

im <strong>Landesentwicklung</strong>splan insbesondere die Rahmenvorgaben in den Bereichen<br />

vorbeugender Hochwasserschutz,<br />

vorsorgender Schutz von Wasserressourcen im Hinblick auf absehbare regionale Wasserknappheiten,<br />

Schutz vor Hitzefolgen in Siedlungsbereichen (bioklimatische Belastungsgebiete),<br />

Schutz besonders erosionsanfälliger Gebiete bei Extremwetterlagen,<br />

Unterstützung von notwendigen Ausweich- und Wanderungsbewegungen von Tier- und Pflanzenarten,<br />

Flächensicherung für die Landwirtschaft,<br />

Waldumbau und<br />

Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen im Tourismus<br />

überprüft und konkretisiert werden.<br />

214


(5) Gewerbliche Wirtschaft und Handel<br />

Die vorausschauende Koordinierung der verschiedenen Nutzungsansprüche an den Raum durch die<br />

Raumordnungspläne trägt zur Planungs- und Investitionssicherheit der Wirtschaft bei. Die Festlegungen<br />

im <strong>Landesentwicklung</strong>splan sind zukünftig darauf auszurichten, dass die sächsische Wirtschaft<br />

trotz zurückgehender finanzieller Zuwendungen auch weiterhin hervorragende Standort- und<br />

Rahmenbedingungen vorfindet, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Dies bedeutet<br />

zielgerichtete und bedarfsgerechte Investitionen in den Ausbau von Bildungs- und Infrastruktureinrichtungen<br />

sowie ausreichende Flächenangebote und Entwicklungsmöglichkeiten für ansiedlungs-<br />

oder erweiterungswillige Betriebe.<br />

Die vielfältigen Potenziale jeder einzelnen Region sind zu sichern und zu fördern, dabei ist auf eine<br />

enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft Wert zu legen. Kooperationen und Netzwerke<br />

sind, wenn möglich auch grenzüberschreitend, auszubauen.<br />

Die bestehenden Regelungen zum Umgang mit großflächigen Handelseinrichtungen im <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

haben sich bewährt. Sie sind weiterhin konsequent anzuwenden, eine Abweichung<br />

davon ist nur in begründeten Ausnahmefällen zuzulassen. Die begonnene Stärkung der Innenstädte<br />

durch die Nachnutzung von Brachflächen und eine bedarfsgerechte Ansiedlung von großflächigen<br />

Handelseinrichtungen im Zentrum der Städte ist als Alternative zur Ansiedlung auf der „Grünen<br />

Wiese“ zu fördern, wenn die Ansiedlung von Facheinzelhandel nicht möglich ist. Die Nahversorgung<br />

in den Stadteilzentren und in den umliegenden Ortsteilen muss dabei aber gewährleistet bleiben.<br />

Innerstädtische Quartiere und Stadtteilzentren sollen künftig weiter aufgewertet und unterstützt<br />

werden. Vermehrt ist auf die Erarbeitung und Umsetzung von Regionalen Einzelhandelskonzepten<br />

hinzuwirken, da eine Veränderung der bestehenden Handelslandschaft Sachsens gerade im Verdichtungsraum<br />

unmittelbare Auswirkungen auf benachbarte Kommunen hat. Hier sollte die Regionalplanung<br />

ihre Rolle als neutraler Moderator in der Zusammenführung und Koordinierung oft sehr unterschiedlicher<br />

Interessen verstärkt ausüben.<br />

(6) Verkehr<br />

Trotz wesentlicher Fortschritte bzw. Erfolge bei der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur sind<br />

auch zukünftig unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Anforderungen<br />

erhebliche Anstrengungen zur weiteren Optimierung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich.<br />

Die Gesamtmobilitätsstrategie des <strong>Freistaat</strong>es und die hieraus abgeleiteten raumordnerischen Festlegungen<br />

zur Verkehrsinfrastruktur müssen<br />

den unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen der sich in Struktur und Verteilung ändernden<br />

Bevölkerung entsprechen,<br />

durch Abstimmung zwischen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung und eine belastbare Zweckmäßigkeitsbeurteilung<br />

von Maßnahmen eine umweltschonende, flächen- und kostensparende<br />

sowie energieeffiziente Verkehrsentwicklung unterstützen,<br />

den Transportbedarf der Wirtschaft befriedigen und die Standortattraktivität von Wirtschaftsstandorten<br />

und Tourismusgebieten verbessern sowie<br />

den großräumigen Leistungsaustausch zwischen den Teilräumen Sachsens, insbesondere zwischen<br />

den Kernstädten der Metropolregion, den Leistungsaustausch zu anderen deutschen Metropolregionen<br />

und zu europäischen Wirtschaftsräumen unterstützen.<br />

Insbesondere die zurück gegangene Auslastung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und<br />

die daraus folgende Ausdünnung der Angebote in der Fläche stellen neue Herausforderungen an die<br />

öffentliche Verkehrserschließung ländlicher Regionen.<br />

215


(7) Daseinsvorsorge<br />

Dem Ziel der Raumordnung zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen<br />

folgend, wurde unter Wachstumsbedingungen eine in hohem Maße flächendeckende Ausstattung<br />

mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge angestrebt.<br />

Die Sicherung der Daseinsvorsorge hat auch weiterhin hohe Priorität. Unter den Bedingungen des<br />

demografischen Wandels ergibt sich jedoch, vor allem in Hinblick auf Tragfähigkeitsprobleme von<br />

Infrastruktureinrichtungen im ländlichen Raum, folgender Fortschreibungsbedarf:<br />

Stabilisierung der Zentralen Orte durch Konzentration von Einrichtungen der Daseinsvorsorge in<br />

den Zentralen Orten und Orientierung der Fachpolitiken und Träger der Daseinvorsorge am Zentrale-Orte-System<br />

Schaffung von regionalen Spielräumen zur Bereitstellung von Einrichtungen und Leistungen der<br />

Daseinsvorsorge, insbesondere auch in peripheren, dünn besiedelten ländlichen Räumen, einschließlich<br />

alternativer Angebotsformen und innovativer Lösungen<br />

Stärkung der regionalen und interkommunalen Kooperation zur Sicherung der Daseinsvorsorge<br />

Sicherung von Erreichbarkeiten im ländlichen Raum<br />

(8) Regionalentwicklung<br />

Zur Erschließung und Inwertsetzung endogener Entwicklungspotenziale soll die regionale und kommunale<br />

Ebene weiter gestärkt werden.<br />

Fortschreibungsbedarf besteht hinsichtlich<br />

der Intensivierung der regionalen und interkommunalen Abstimmung, Kooperation und Arbeitsteilung,<br />

insbesondere bei der flächendeckenden Sicherung der Daseinsvorsorge<br />

einer stärkeren Orientierung der raumbedeutsamen Fachpolitiken und der Förderprogramme an<br />

integrierten und überörtlich abgestimmten Entwicklungs- und Handlungskonzepten<br />

der Entwicklung von Stadt-Umland-Kooperationen, kommunaler Aufgabenteilung und Aufgabenbündelung<br />

sowie der Einbeziehung privater Akteure bei der Kooperation<br />

der Stärkung der aktiven Rolle der Träger der Regionalplanung im Hinblick auf besondere Handlungsfelder<br />

der Regionalentwicklung, wie die Gestaltung des demografischen Wandels, die Kulturlandschaftsentwicklung,<br />

Konzepte und Maßnahmen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

u. a.<br />

(9) Integration und Vernetzung<br />

Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan setzt gemäß seiner gesetzlichen Aufgabe einen raumbezogenen Rahmen<br />

für die zusammenfassende, überörtliche und fachübergreifende Ordnung, Entwicklung und<br />

Sicherung des Gesamtraumes des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Er bündelt somit sektorale Teilstrategien zu<br />

einer räumlichen Gesamtstrategie mit dem Ziel, die räumlichen Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Attraktivität des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen zu optimieren. Um die Steuerungsmöglichkeiten<br />

dieses Instruments zu erhöhen, sind der <strong>Landesentwicklung</strong>splan und die Fachplanungen<br />

und -politiken stärker aufeinander abzustimmen und integrierte Planungs- und Handlungsansätze<br />

zu befördern.<br />

Die Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes sollte daher<br />

eine nachhaltige und räumlich ausgewogene Entwicklung unterstützen, die das partnerschaftliche<br />

Miteinander und die solidarische Verantwortung aller Kommunen, insbesondere auch von<br />

Stadt und Land, fördert,<br />

216


die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der sozialen, kulturellen, naturräumlichen und wirtschaftlichen<br />

Vielfalt aller Regionen verdeutlichen sowie die spezifischen Potenziale der Teilräume<br />

des <strong>Freistaat</strong>es stärken,<br />

die integrative und fachübergreifend abgestimmte Planung und Koordination raumwirksamer<br />

Vorhaben, insbesondere auch die Abstimmung der Strategien für die Regional-, Stadt- und Ländliche<br />

Entwicklung unterstützen und<br />

zu einem effizienten und regional abgestimmten Einsatz öffentlicher Mittel beitragen.<br />

5.2 Eckpunkte der Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />

Im „Koalitionsvertrag zwischen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband<br />

Sachsen und der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Sachsen über die Bildung<br />

der Staatsregierung für die 5. Legislaturperiode des Sächsischen Landtages“ ist die Fortschreibung<br />

des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes als Vorhaben verankert.<br />

Das sächsische Kabinett hat am 16. März <strong>2010</strong> diese Fortschreibung beschlossen. Bei der Fortschreibung<br />

sind die raumbezogenen Inhalte des Fachlichen Entwicklungsplanes Verkehr (FEV) in den <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

zu integrieren, da der FEV gemäß § 20 SächsLPlG nur noch bis zum 31.12.2011<br />

gültig ist. Zugleich hat sich das Kabinett über folgende fachliche Eckpunkte der Fortschreibung verständigt:<br />

Einbindung Sachsens in die europäische Raumentwicklung<br />

Innovation und Wachstum fördern/ Sicherung der räumlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft<br />

Sicherung der Daseinsvorsorge unter den Bedingungen des Demografischen Wandels<br />

Aktualisierung der räumlichen Rahmensetzungen für Mobilität und integrierte Verkehrsentwicklung<br />

effiziente Flächennutzung und Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme<br />

Fortentwicklung der Raumordnungsstrategie zum Klimawandel<br />

Allgemeine Zielstellungen der Fortschreibung sind<br />

Deregulierung und Verschlankung der Raumordnungspläne<br />

Stärkung der Subsidiarität und Förderung der Kooperation<br />

Stärkung des integrativen Ansatzes<br />

Mit diesen Eckpunkten der Fortschreibung werden wesentliche Schlussfolgerungen aus der vorliegenden<br />

Berichterstattung aufgegriffen.<br />

217


218


Verzeichnis der im Text verwendeten Abkürzungen<br />

AG Arbeitsgruppe<br />

ARGEn Arbeitsgemeinschaften<br />

AVFL altlastenverdächtige Flächen<br />

BA Berufsakademie Sachsen<br />

BauGB Baugesetzbuch<br />

BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />

BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

BID Business Improvement Districts (Bündnis für Innovation und Dienstleistungen)<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Rektorsicherheit<br />

BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

BRK-Behörden Brandschutz-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzbehörden<br />

BVVG Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />

CADSES Mitteleuropäischer, Adria-, Donau- und südosteuropäischer Raum<br />

CMS Content Management System<br />

DB Direktionsbezirk<br />

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung<br />

EgroNet Grenzüberschreitendes Nahverkehrssystem<br />

EKZ Einkaufszentrum<br />

ELER Europäischer Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des Ländlichen Raumes<br />

ELLA transnationales Projekt zum vorsorgenden Hochwasserschutz an der Elbe<br />

ESV Elektronische Signatur und Verschlüsselung<br />

EU Europäische Union<br />

EUREK Europäisches Raumentwicklungskonzept<br />

Ew Einwohner<br />

EW Einwohnerwert<br />

FEV Fachlicher Entwicklungsplan Verkehr<br />

FFH Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU<br />

FLOEZ Future for Lugau-Oelsnitz-Zwickau (Ganzheitliche Entwicklungsstrategie für die<br />

ehemalige Steinkohlenbergbauregion)<br />

FRL Förderrichtlinie<br />

FR-Regio Fachförderprogramm für die Regionalentwicklung<br />

FS Formularservice<br />

GA Gemeinsamer Ausschuss<br />

GeoBAK Geodatenportal (Basiskomponente Geodaten)<br />

GeoSN Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen<br />

GFA Großfeuerungsanlagen<br />

GG Grundgesetz<br />

GV Großvieheinheiten<br />

GVZ Güterverkehrszentrum<br />

GWh Gigawattstunde<br />

GZ Grundzentrum<br />

HWEG Hochwasserentstehungsgebiete<br />

HWMO Hochwassermeldeordnung<br />

HWRM-RL EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie<br />

IAB Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />

219


IF Integrationsframework<br />

IfM Institut für Mittelstandsforschung<br />

IHK Industrie- und Handelskammer<br />

IKM Initiativkreis Deutsche Metropolregionen<br />

ILE integrierte ländliche Entwicklung<br />

ILEK Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept<br />

IMAG Interministerielle Arbeitsgruppe<br />

INSEK Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />

INTERREG A Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der lokalen grenzüberschreitenden<br />

Zusammenarbeit<br />

INTERREG B Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der transnationalen<br />

Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumentwicklung<br />

INTERREG C Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der interregionalen<br />

Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Regionalentwicklung<br />

JTS Gemeinsames Technisches Sekretariat<br />

KatS Katastrophenschutz<br />

KiTa Kindertagesstätten<br />

KOLLT Modellversuch „Kooperatives Lehren und Lernen in typischen Lernsituationen“<br />

KV kombinierter Verkehr<br />

KWK Kraft-Wärme-Kopplung<br />

LD Landesdirektion<br />

LEADER Liason Entre Actions de Developpment de l`Economie Rusale (EU-<br />

Gemeinschaftsinitiative für Ländliche Neuordnung)<br />

LEB <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong><br />

LEP <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />

LfA Landesamt für Archäologie<br />

LfULG Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

LHWZ Landeshochwasserzentrum im LfULG<br />

Lkr Landkreis<br />

LMBV Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft m.b.H<br />

LRT Lebensraumtypen<br />

LSG Landschaftsschutzgebiete<br />

LTV Landestalsperrenverwaltung<br />

MaB Man and Biosphere<br />

MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH<br />

MIV motorisierter Individualverkehr<br />

MKRO Ministerkonferenz für Raumordnung<br />

MORO Modellvorhaben zur Raumordnung<br />

MPG Max-Planck-Gesellschaft<br />

MVZ medizinische Versorgungszentren<br />

MWth<br />

Megawatt-thermisch<br />

MZ Mittelzentrum<br />

NAK Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft<br />

Natura 2000 Schutzgebietsnetz zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten<br />

NGP Naturschutzgroßprojekte<br />

NSG Naturschutzgebiete<br />

ÖGD Öffentlicher Gesundheitsdienst<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />

ÖRE öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger<br />

OZ Oberzentrum<br />

PJ Peta-Joule<br />

220


REK Regionales Entwicklungskonzept<br />

RK Rechtskreise<br />

ROG Raumordnungsgesetz des Bundes<br />

RPV Regionaler Planungsverband<br />

SächsBRKG Sächsisches Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz<br />

SächsGVBl Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt<br />

SächsIntegrG Sächsisches Integrationsgesetz<br />

SächsKrGebNG Gesetz zur Neugliederung des Gebietes der Landkreise des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />

SächsKurG Sächsisches Kurorte-Gesetz<br />

SächsLPIG Sächsisches Landesplanungsgesetz<br />

SächsLRettDPVO Sächsische Landesrettungsdienstplanverordnung<br />

SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz<br />

SächsVwNG Sächsisches Verwaltungsneuordnungsgesetz<br />

SächsWG Sächsisches Wassergesetz<br />

SBO Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH<br />

SEKO Städtebauliches Entwicklungskonzept<br />

SGB Sozialgesetzbuch<br />

SIC Sustrain Implement Corridor<br />

SKD Staatliche Kunstsammlungen Dresden<br />

SLUB<br />

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden<br />

SMF<br />

Sächsisches Staatsministerium der Finanzen<br />

SMI Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />

SMNG Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz<br />

SMUL Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />

SMWA Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit und Verkehr<br />

SNSD Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dresden<br />

SPA Special Protection Areas – Europäische Vogelschutzgebiete<br />

SPNV Schienenpersonenverkehr<br />

SUP Strategische Umweltprüfung<br />

SuV Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

SVN Sächsisches Verwaltungsnetz<br />

TEN-V Transeuropäisches Verkehrsnetz<br />

TEU twenty foot equivalent unit<br />

URBACT<br />

Bereich der städtischen Dimension<br />

ÜSG<br />

Überschwemmungsgebiet<br />

VBG Vorbehaltsgebiet<br />

VBLR verdichtete Bereiche im ländlichen Raum (Raumkategorie)<br />

VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />

VRG Vorranggebiet<br />

VVO Verkehrsverbund Oberelbe<br />

WRRL EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks<br />

zkT zugelassene kommunale Träger<br />

ZVON Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien<br />

221


Kartenverzeichnis.......................................................................................................................................................... Seite<br />

Karte 1: Sachsen in der Europäischen Union 2009 .........................................................................................11<br />

Karte 2: Kreisneugliederung ab 01.08.2008......................................................................................................20<br />

Karte 3: Regionale Planungsverbände in Sachsen...........................................................................................24<br />

Karte 4: Raumstruktur .............................................................................................................................................33<br />

Karte 5: Erreichbarkeit der sächsischen Kernstädte der Metropolregion Mitteldeutschland .............34<br />

Karte 6: Mittelbereiche............................................................................................................................................37<br />

Karte 7: Grünzäsuren, Regionale Grünzüge, Siedlungs- und Versorgungskerne ....................................39<br />

Karte 8: Struktur der Zentralen Orte und Achsen............................................................................................43<br />

Karte 9: Bevölkerungsdichte der Gemeinden 2009.........................................................................................46<br />

Karte 10: Bevölkerungsentwicklung nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009 .......................47<br />

Karte 11: Saldo der Geburten und Sterbefälle nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009.....49<br />

Karte 12: Saldo der Zu- und Fortzüge vom 31.12.2005 bis 31.12.2009 .....................................................50<br />

Karte 13: Sorbisches Siedlungsgebiet in Sachsen..............................................................................................56<br />

Karte 14: Arbeitslosenquote 2009 nach Kreisen/Kreisfreien Städten ..........................................................58<br />

Karte 15: Typisierung der Gemeinden nach Pendlermerkmalen ....................................................................61<br />

Karte 16: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2006 bis 2008 nach Kreisen und Kreisfreien<br />

Städten.........................................................................................................................................................64<br />

Karte 17: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Gemeindebasis........................................70<br />

Karte 18: Europäische Metropolregionen in Deutschland...............................................................................79<br />

Karte 19: Aktionsräume der Regionalentwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen....................................................82<br />

Karte 20: Kooperationsraum Mitteleuropa ..........................................................................................................83<br />

Karte 21: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Tschechische Republik..................................85<br />

Karte 22: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Republik Polen................................................86<br />

Karte 23: Naturschutzgebiete und Großschutzgebiete (Stand 2009)..........................................................95<br />

Karte 24: FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete ........................................................................98<br />

Karte 25: Gebietskulisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems .................................99<br />

Karte 26: Wasserschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ................................................................................... 104<br />

Karte 27: Lage der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes in Sachsen................................ 108<br />

Karte 28: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte und Städtebauliche Entwicklungskonzepte........ 114<br />

Karte 29: ILE- und LEADER-Gebiete, Stand 2009 ........................................................................................... 118<br />

Karte 30: Ländliche Neuordnung ......................................................................................................................... 120<br />

Karte 31: Einzelhandelsverkaufsfläche je Einwohner nach Gemeinden ................................................... 132<br />

Karte 32: Anteil des großflächigen Einzelhandels an der Gesamtverkaufsfläche.................................. 134<br />

Karte 33: Reisegebiete sowie Kur- und Erholungsorte in Sachsen ............................................................ 138<br />

Karte 34: Übernachtungen in Gästebetten des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2009.............................................. 141<br />

Karte 35: Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Waldschutz und Waldmehrung in den Regionalplänen....... 148<br />

Karte 36: Windkraftanlagen in Sachsen ............................................................................................................ 164<br />

Karte 37: Breitbandverfügbarkeit (≥ Mbit/s) in Sachsen <strong>2010</strong> ................................................................... 166<br />

Karte 38: Aufgabenträger der öffentlichen Wasserversorgung................................................................... 168<br />

Karte 39: Krankenhausversorgung....................................................................................................................... 184<br />

Karte 40: Rehabilitationseinrichtungen............................................................................................................. 184<br />

Karte 41: Träger des Rettungsdienstes............................................................................................................... 185<br />

Karte 42: Grundschulen in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)........................................................................ 188<br />

Karte 43: Mittelschulen und Gymnasien in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)......................................... 190<br />

Karte 44: Kulturräume in Sachsen....................................................................................................................... 200<br />

Karte 45: Bundesstützpunkte Leistungssport in Sachsen ............................................................................. 204<br />

Karte 46: Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen........................................................................... 208<br />

Karte 47: Polizeistruktur ab 01/2009.................................................................................................................. 210<br />

222


Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................................... Seite<br />

Tabelle 1: Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne......................................................30<br />

Tabelle 2a: Abgeschlossene Raumordnungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009.................31<br />

Tabelle 2b: Abgeschlossene Zielabweichungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009..............32<br />

Tabelle 3: Ausweisung von Grundzentren in den Regionalplänen .............................................................35<br />

Tabelle 4: Ausweisung besonderer Gemeindefunktionen in den Regionalplänen..................................38<br />

Tabelle 5: Anteile der Raumkategorien in Sachsen.........................................................................................42<br />

Tabelle 6: Bevölkerungsdaten der Länder der Bundesrepublik im Vergleich...........................................45<br />

Tabelle 7: Wanderungsbilanz 2006 bis 2009 nach Altersgruppen und Geschlecht..............................50<br />

Tabelle 8: Lebensformen 2009 nach Lebensformtyp......................................................................................55<br />

Tabelle 9: Erwerbstätigkeit in Sachsen 2006 bis 2009..................................................................................57<br />

Tabelle 10: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2006 bis 2009...................................................................59<br />

Tabelle 11: Arbeitsplatzangebot und Arbeitsplatzzentralität von Städten mit mehr als 9000<br />

sv-pflichtigen Arbeitsplätzen in Sachsen.......................................................................................62<br />

Tabelle 12: Entwicklung der Flächennutzung in Sachsen 2005 bis 2009 ..................................................69<br />

Tabelle 13: Entwicklung ausgewählter Flächennutzungsarten nach Landkreisen und Kreis-<br />

freien Städten.........................................................................................................................................70<br />

Tabelle 14: Festgesetzte Naturschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..............................92<br />

Tabelle 15: Festgesetzte Landschaftsschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..................93<br />

Tabelle 16: Festgesetzte Naturparke im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..............................................94<br />

Tabelle 17: FFH- und Vogelschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen...................................................................97<br />

Tabelle 18: Anzahl der altlastverdächtigen Flächen und Altlasten in Sachsen, Stand 12/2009....... 110<br />

Tabelle 19: Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes 2006 bis 2009 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen .......... 121<br />

Tabelle 20: Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 2006 und 2009........................ 124<br />

Tabelle 21: Umsatzentwicklung wichtiger Warenbereiche der sächsischen Ernährungs-<br />

wirtschaft (Betriebe mit mehr als 20 und mehr tätigen Personen)..................................... 125<br />

Tabelle 22: Entwicklung von Betrieben und Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Sachsens ............ 126<br />

Tabelle 23: Unternehmen 2008 in Sachsen nach Umsatzgrößenklassen ................................................ 129<br />

Tabelle 24: Verkaufsfläche des Einzelhandels im <strong>Freistaat</strong> Sachsen......................................................... 131<br />

Tabelle 25: Entwicklung der Fördermengen bei Steine- und Erdenrohstoffen von 2005 bis 2009 136<br />

Tabelle 26: Entwicklung der Fördermengen bei der Braunkohlenförderung von 2005 bis 2009...... 137<br />

Tabelle 27: Gästeaufkommen in Sachsen 2006 bis 2009............................................................................. 140<br />

Tabelle 28: Betriebe und Bettenzahlen im Beherbergungsgewerbe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ........... 140<br />

Tabelle 29: Ankünfte und Übernachtungen in Kur- und Erholungsorten 2006 bis 2009 ................... 142<br />

Tabelle 30: Entwicklung Betriebe und Fläche im ökologischen Landbau ................................................ 144<br />

Tabelle 31: Entwicklung der Tierbestände 2006 bis 2009............................................................................ 145<br />

Tabelle 32: Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche 2006 und 2009.................................................... 146<br />

Tabelle 33: Entwicklung der Fischerzeugung der Binnenfischerei Sachsen in t.................................... 147<br />

Tabelle 34: Entwicklung der Erträge und Mostgewichte im Weinbaugebiet Sachsen......................... 147<br />

Tabelle 35: Hafenumschlag in den Sächsischen Binnenhäfen 2006 bis 2009....................................... 156<br />

Tabelle 36: Umschlagsleistung in den Güterverkehrszentren Leipzig und Dresden.............................. 157<br />

Tabelle 37: Passagiere und Flugbewegungen an den sächsischen Flughäfen 2006 bis 2009 ........... 158<br />

Tabelle 38: Anteil der Straßen mit Radverkehrsanlagen im überörtlichen Verkehr.............................. 159<br />

Tabelle 39: Primärenergieverbrauch in Sachsen 1990, 2000 und 2005 bis 2008................................. 161<br />

Tabelle 40: Endenergieverbrauch 1990, 2000 und 2005 bis 2008............................................................ 162<br />

Tabelle 41: Fallzahlen Hilfen zur Erziehung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 bis 2009................................ 173<br />

Tabelle 42: Einrichtungen und tätige Personen der Kinder- und Jugendarbeit im <strong>Freistaat</strong><br />

Sachsen ................................................................................................................................................. 174<br />

Tabelle 43: Entwicklung der Kinderzahlen und der in Kindertageseinrichtungen (Kitas) und<br />

Kindertagespflege betreuten Kinder 2006 bis 2009 in Sachsen .......................................... 175<br />

223


Tabelle 44: Anzahl der Kindertageseinrichtungen 2006 und 2009 in Sachsen nach Trägerschaft.. 176<br />

Tabelle 45: Anzahl der mit Landes- und Bundesmitteln geförderten Projekte nach Jahren und<br />

Kreisen................................................................................................................................................... 177<br />

Tabelle 46: Entwicklung der ambulanten medizinischen Versorgung in Sachsen................................. 181<br />

Tabelle 47: Anzahl der öffentlichen Apotheken nach Landkreisen und Kreisfreien Städten,<br />

Stand: 31.12.2009.............................................................................................................................. 182<br />

Tabelle 48: Rettungswachen, Rettungsmittel und Personaleinsatz im Rettungsdienst 2006<br />

bis 2009 ................................................................................................................................................ 186<br />

Tabelle 49: Schulen und Schülerzahlen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong>................... 188<br />

Tabelle 50: Berufsbildende Schulen 2005/2006 bis 2009/<strong>2010</strong> (öffentliche Schulen und<br />

Schulen in freier Trägerschaft)....................................................................................................... 191<br />

Tabelle 51: Studierende und Absolventen an der Berufsakademie Sachsen 2009 nach Studien-<br />

bereichen .............................................................................................................................................. 197<br />

Tabelle 52: Bau-/Nutzungszustand sächsischer Sportstätten nach Anteilen an der Gesamtfläche 205<br />

224


Abbildungsverzeichnis.........................................................................................................................................................Seite<br />

Abb. 1: Bevölkerungsprognose bis 2005 nach Altersgruppen................................................................................10<br />

Abb. 2: Ausgaben aus dem öffentlichen Haushalt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, 2006 bis 2009........................13<br />

Abb. 3: Entwicklung der Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen zum Abbau teilungs-<br />

bedingter Sonderlasten an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2005 bis 2019.........................................................15<br />

Abb. 4 Entwicklung der Arbeitsplatzzahlen in den Mittelzentren 2005 bis 2009..........................................36<br />

Abb. 5: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009 ..................................................................47<br />

Abb. 6: Alterspyramide für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2009 .........................................................................................51<br />

Abb. 7: Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter ................................................................................52<br />

Abb. 8: Ausländer nach Staatsangehörigkeit..............................................................................................................53<br />

Abb. 9: Haushaltsgröße .....................................................................................................................................................54<br />

Abb. 10: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2000 bis 2009 .......................................................................57<br />

Abb. 11: Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung...............................................................63<br />

Abb. 12: Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen........................................................................................................66<br />

Abb. 13: Bodenfläche am 31.12.2009 nach Nutzungsarten.....................................................................................68<br />

Abb. 14: Entwicklung von Bevölkerung und Siedlungs- und Verkehrsfläche seit 2000 ...................................71<br />

Abb. 15: Strategien und Handlungsfelder zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme ............................73<br />

Abb. 16: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Ressorts.....................................................................77<br />

Abb. 17: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Herkunft der Fördermittel ...................................78<br />

Abb. 18: Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung auf der Abschlusskonferenz ELLA am<br />

06.12.2006 im Sächsischen Landtag ..............................................................................................................87<br />

Abb. 19: Gefährdungssituation der 27 Artengruppen, für die im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Rote Listen<br />

vorliegen (Stand Januar <strong>2010</strong>) .........................................................................................................................96<br />

Abb. 20: Prozentuale Verteilung der sächsischen FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arten auf die<br />

EU-Bewertungsstufen für den Berichtszeitraum 2001 bis 2006 ...........................................................98<br />

Abb. 21: Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege 2006 bis 2009........................100<br />

Abb. 22: Oberflächenwasserkörper im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Stand Dezember 2009).........................................102<br />

Abb. 23: Kennzahlen der Altlastenbearbeitung in Sachsen ...................................................................................110<br />

Abb. 24: Entwicklung der CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008...............................................................112<br />

Abb. 25: Anzahl der emissionshandelspflichtigen Anlagen in Sachsen und deren Anteil an der<br />

Zuteilung von CO2-Zertifikaten.....................................................................................................................113<br />

Abb. 26: Innenstadtentwicklung in Chemnitz und Bautzen ..................................................................................115<br />

Abb. 27: Rückbau in Chemnitz-Hutholz.... .................................................................................................................116<br />

Abb. 28: Schloss Freudenstein Freiberg, Historisches Rathaus Meißen – Innenausbau................................117<br />

Abb. 29: Breitbandanschluss für leistungsfähiges Internet im ländlichen Raum............................................119<br />

Abb. 30: Genossenschafts-Dorfladen in Falkenau ....................................................................................................119<br />

Abb. 31: Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe nach Kreisen/ Kreisfreien<br />

Städten .................................................................................................................................................................122<br />

Abb. 32: Dienstleistungsunternehmen nach Beschäftigungsgrößenklassen, 31.12.2008.............................128<br />

Abb. 33: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftszweigen in Sachsen................................................................128<br />

Abb. 34: Entwicklung des Betriebsbestandes im Handwerk ..................................................................................130<br />

Abb. 35: Centrum-Galerie Dresden, Innenstadt von Grimma................................................................................132<br />

Abb. 36: Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen............................................133<br />

Abb. 37: Verlauf der Kohlebandanlage vom Tagebau Reichwalde zum Kraftwerk Boxberg.........................137<br />

Abb. 38: Entwicklung der Gäste-Ankünfte nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009 ........................139<br />

Abb. 39: Entwicklung der Gäste-Übernachtungen nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009 ..........139<br />

Abb. 40: Modernisierung bestehender Ferienwohnungen „Kleiner Zschirnsteinhof“ in<br />

Kleingießhübel/Sächsische Schweiz.............................................................................................................142<br />

Abb. 41: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen 2009.................................................144<br />

Abb. 42: Waldzustand nach Baumart im Zeitraum 2006 bis 2009 .....................................................................149<br />

Abb. 43: City-Tunnel Leipzig ...........................................................................................................................................151<br />

225


Abb. 44: A17, Seidewitztalbrücke..................................................................................................................................153<br />

Abb. 45: S177, Ortsumgehung Radeberg.....................................................................................................................153<br />

Abb. 46: Fahrgastunterstand mit dynamischer Fahrgastinformation .................................................................154<br />

Abb. 47: Elbhafen Dresden...............................................................................................................................................156<br />

Abb. 48: Vorfeld Flughafen Leipzig/Halle ....................................................................................................................158<br />

Abb. 49: Fahrradwegweiser in der Lausitz ..................................................................................................................159<br />

Abb. 50: Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008.....................................................................................162<br />

Abb. 51: Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Sachsen 2002 bis 2008..................................................163<br />

Abb. 52: Kumulative jährliche Entwicklung von Erdwärmeanlagen in Sachsen..............................................165<br />

Abb. 53: Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen nach Gemeinde-Größen-<br />

klassen (Stand 2008)........................................................................................................................................170<br />

Abb. 54: Einwohnerspezifisches Aufkommen der Siedlungsabfälle aus privaten Haushalten und<br />

Kleingewerbe in Sachsen 2005 bis 2009....................................................................................................171<br />

Abb. 55: Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen im Dezember 1999 bis 2009<br />

nach Altersgruppen...........................................................................................................................................178<br />

Abb. 56: Entwicklung der Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen in Sachsen.................................187<br />

Abb. 57: Studienanfänger an Universitäten und Fachhochschulen 2005 bis 2009........................................194<br />

Abb. 58: Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien in Sachsen ......................................196<br />

Abb. 59: Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme (ENAS) Chemnitz.............................................199<br />

Abb. 60: Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) Leipzig..................................................199<br />

Abb. 61: Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sportvereinen und Organisationsgrad ..................................203<br />

Abb. 62: Netzinfrastruktur des Sächsischen Verwaltungsnetzes..........................................................................206<br />

226


Anlage Raumwirksame öffentliche Fördermittel 2006 bis 2009 (Land/Bund/EU)<br />

Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />

SK<br />

SMUL<br />

SMWA<br />

SMK<br />

Volumen<br />

2006 in T€<br />

Volumen<br />

2007 in T€<br />

Volumen<br />

2008 in T€<br />

Volumen<br />

2009 in T€<br />

Gesamt<br />

2006 -<br />

2009 in T€<br />

Davon:<br />

Landesmittel<br />

(%)<br />

Davon:<br />

Bundesmittel<br />

(%)<br />

Davon:<br />

EU-Mittel<br />

(%)<br />

Richtlinie der Sächsischen Staatskanzlei zur Förderung von Maßnahmen<br />

für die Bewältigung des demografischen Wandels (FRL Demografie) 1300,00 1300,00 1300,00 3900,00 100,00<br />

Richtlinie Natürliches Erbe (RL NE/2007) 5641,40 5845,40 6849,00 50498,00 68833,80 41,62 58,38<br />

Operationelles Programm für den Europäischen Fischereifonds 0,02 0,06 0,08 25,30 74,70<br />

Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung 4,88 3,11 7,99 40,00 60,00<br />

Flurbereinigung 908,79 55,90 964,69 40,00 60,00<br />

Förderung des Landtourismus 2432,88 2110,72 220,76 4764,36 25,00 75,00<br />

LEADER+/Entwicklungsstrategie 5943,08 9536,73 357,02 15836,83 25,00 75,00<br />

LEADER+/Zusammenarbeit 198,12 1038,34 6,72 1243,19 25,00 75,00<br />

Entwicklung des Ländlichen Raumes und der Dörfer 67524,06 53765,60 20750,01 86,00 142125,67 13,59 86,41<br />

Ländliche Entwicklung 8637,22 6421,20 3687,25 478,30 19223,96 40,00 60,00<br />

Ökologische Landschaftsgestaltung 2521,38 2377,45 4898,83 25,00 75,00<br />

Integrierte Ländliche Entwicklung 861,57 19074,74 64284,12 84220,44 26,65 22,06 51,29<br />

Infrastruktur in den ländlichen Gemeinden (Hochwasserschäden) 8890,04 1443,79 69,44 10403,26 78,72 21,28<br />

Dorferneuerung 417,61 417,61 40,00 60,00<br />

Wasser und Kulturbau 169,40 169,40 40,00 60,00<br />

Summe GA-Infra Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur<br />

Richtlinie des SMWA über die Gewährung von Fördermitteln nach Maß-<br />

95876,37 57130,88 84399,75 85505,47 322912,46 49,50 49,50 1,00<br />

gabe des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes 107671,37 135632,79 100521,24 74920,21 418745,62 6,21 93,79<br />

Bau von Staatsstraßen einschließlich Ingenieurleistungen 134341,60 118242,80 125874,50 67143,80 445602,70 25,00 75,00<br />

Förderung Schulhausbau 35311,48 74203,49 54251,70 32825,80 196592,46 100,00<br />

FAG 2218,60 -314,50 -15,10 31191,26 33080,26 100,00<br />

EFRE II 44259,48 15495,68 11669,09 3611,55 75035,79 100,00<br />

EFRE III 6808,25 26529,60 33337,85 100,00<br />

KP II 96183,90 96183,90 6,25 93,75<br />

IZBuB 58703,70 48208,67 17864,70 12606,40 137383,47 25,80 74,20<br />

Sportförderung 17632,87 17895,43 18791,60 19734,20 74054,10 100,00<br />

Investive Sportförderung 17605,69 12531,30 13725,70 23295,20 67157,89 84,50 15,50<br />

Hochwasserschadensbeseitigung 12458,90 5572,60 1274,00 5,90 19311,40 50,00 50,00<br />

Fördermittel für Kindertageseinrichtungen VwV Kita-Investitionen 25429,20 28387,20 42512,30 24846,00 121174,70 73,70 26,30


Gesamt Davon: Davon: Davon:<br />

Volumen Volumen Volumen Volumen 2006 - LandesBundes- EU-Mittel<br />

Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />

2006 in T€ 2007 in T€ 2008 in T€ 2009 in T€ 2009 in T€ mittel (%) mittel (%) (%)<br />

Anwendungsorientierte Forschungsprojekte und -infrastruktur 52193,00 60381,70 71657,90 99296,30 283528,90 25,00 75,00<br />

SMWK<br />

SMI<br />

228<br />

Landesexzellenzinitiative 0,00 0,00 0,00 12514,80 12514,80 28,03 71,97<br />

EFRE - Infrastruktur der Berufsakademie Sachsen 2000,00 2654,80 1904,80 1874,60 8434,20 22,78 77,22<br />

EFRE - Infrastruktur an Hochschulen 0,00 3951,79 13851,20 18977,24 36780,23 25,31 74,69<br />

FR-Regio 983,00 1279,00 1279,00 867,00 4408,00 100,00<br />

Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen - SEP 45200,00 65000,00 64200,00 65800,00 240200,00 50,00 50,00<br />

Städtebaulicher Denkmalschutz - SDP 40000,00 61200,00 65500,00 73500,00 240200,00 50,00 50,00<br />

Soziale Stadt 6900,00 9600,00 15000,00 14300,00 45800,00 50,00 50,00<br />

Stadtumbau Ost- Teile Rückbau und Aufwertung 78000,00 66500,00 58570,00 70300,00 273370,00 50,00 50,00<br />

Aktive Stadt- und Ortszentren - SOP 1600,00 1600,00 50,00 50,00<br />

EFRE Förderung der städtischen Entwicklung 33252,60 35829,60 24011,80 93094,00 100,00<br />

EFRE Förderung der Revitalisierung von Brachflächen 5910,90 18763,30 13345,40 438,70 38458,30 100,00<br />

EFRE nachhaltige Stadtentwicklung<br />

EFRE Förderung der Revitalisierung von Industriebrachen und Konversi-<br />

8244,80 8244,80 100,00<br />

onsflächen 6795,10 6795,10 100,00<br />

Energetische Sanierung 2670,91 20043,62 27800,22 50514,74 100,00<br />

Mehrgenerationenwohnen 412,27 13176,20 3710,82 17299,29 100,00<br />

Wohneigentum<br />

Zuweisungen und Zuschüsse zur Sicherung, Nutzbarmachung, Erhaltung<br />

900,00 16478,31 17378,31 100,00<br />

und Pflege von Kulturdenkmalen 12105,90 14698,00 5129,30 12857,80 44791,00 100,00<br />

Zuschüsse zur Förderung "national wertvoller Kulturdenkmäler"<br />

Sonderprogramm "Denkmalschutz" für dringende Substanzsicherungs-<br />

879,40 1788,00 503,00 974,00 4144,40 27,50 72,50<br />

und Restaurierungsarbeiten an akut gefährdeten Baudenkmalen 1001,00 1370,00 2371,00 100,00<br />

Zustiftung zum Grundkapital der Stiftung Umgebindehaus 650,00 650,00 100,00


Gesamt Davon: Davon:<br />

Volumen Volumen Volumen Volumen 2006 - LandesBundes- Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />

2006 in T€ 2007 in T€ 2008 in T€ 2009 in T€ 2009 in T€ mittel (%) mittel (%)<br />

Krankenhausfinanzierung, Gesundheitsstrukturgesetz, SächsKHG 142580,48 193899,83 122504,69 99068,59 558053,59 65,06 34,94<br />

SMS<br />

Gesundheitsförderung 261,04 1542,60 1781,63 1709,43 5294,70 100,00<br />

Verbraucherschutz 7,99 6,90 7,12 7,15 29,15 100,00<br />

Suchtprävention/Suchtkrankenhilfe 4359,91 4200,89 4879,13 4354,60 17794,53 100,00<br />

AIDS-Prävention und -Beratung 342,18 393,47 380,63 360,37 1476,64 100,00<br />

Sozialpsychiatrische Hilfen 5253,31 6771,83 4542,92 6570,79 23138,85 100,00<br />

Förderung von Betreuungsvereinen 358,09 372,36 371,39 363,98 1465,81 100,00<br />

Förderung der Kinder- und Jugendhilfe 201,79 829,56 1584,32 2825,82 5441,49 100,00<br />

Zuwendungen für Einrichtungen und Maßnahmen der Familienförderung 7235,74 6609,45 6547,68 1673,64 22066,51 99,90 0,10<br />

Förderung von Investitionen für Jugendhilfeeinrichtungen 1450,55 2097,80 4935,78 8484,13 100,00<br />

Schwangerschaftsberatung 5376,42 5376,42 100,00<br />

Förderung von offenen Hilfen für Menschen mit Behinderung 2206,35 1833,02 1883,19 1701,59 7624,15 100,00<br />

Investitionen Behindertenhilfe 26288,27 15792,08 17382,43 17983,46 77446,24 100,00<br />

PflegeVG (Bund) 1935,84 -127,96 267,32 -365,81 1709,39 6,79 93,21<br />

FRL Hospiz 477,75 629,13 541,35 512,54 2160,77 100,00<br />

Niedrigschwellige Betreuungsangebote 128,08 136,06 151,61 191,40 607,16 98,52 1,48<br />

Davon:<br />

EU-Mittel<br />

(%)<br />

Förderung der Chancengleichheit 1206,22 2034,13 2078,33 2173,62 7492,30 100,00<br />

Ausgleichsförderung Jugendhilfe 4843,93 13,14 -3,13 -33,66 4820,28 100,00<br />

Jugendhilfe, überörtlicher Bedarf (FRL Weiterentwicklung) 4905,54 3126,32 3292,37 3482,91 14807,14 100,00<br />

FRL Jugendpauschale 12036,30 15319,60 14955,11 14869,95 57180,96 100,00<br />

Summe (gerundet) 1146852 1197308 1085312 1221158 4650630 42,50 34,35 23,15<br />

229


Herausgeber:<br />

Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />

Abteilung 4 - <strong>Landesentwicklung</strong>, Vermessungswesen<br />

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Redaktion:<br />

Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />

Referat 46 - Landesstruktur, Raumbeobachtung<br />

Gestaltung und Satz:<br />

Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />

Druck:<br />

Druckhaus Dresden GmbH<br />

Kartengrundlage:<br />

Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung (GeoSN) 2009<br />

Datengrundlage:<br />

Statistisches Landesamt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (sofern nicht anders angegeben)<br />

Redaktionsschluss:<br />

30. Juni 2011<br />

Auflagenhöhe:<br />

1. Auflage, August 2011, 3.000 Exemplare<br />

Bezug:<br />

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