Landesentwicklungsbericht 2010 - Landesentwicklung - Freistaat ...
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<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong>
<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong>
Titelfotos:<br />
Autobahn A38, Anschlussstelle Leipzig Süd, Planungsregion Leipzig-Westsachsen (Foto: SMI)<br />
Bergbaufolgelandschaft Bärwalder See, Planungsregion Oberlausitz-Niederschlesien (Foto: SMI)<br />
Ländlicher Raum um Lichtenberg/Erzgeb., Planungsregion Chemnitz (Foto: SMI)<br />
Innenstadt von Pirna, Planungsregion Oberes Elbtal/Osterzgebirge (Foto: Veit Schagow)<br />
2
Vorwort<br />
Der letzte <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> stammt aus dem Jahr 2006.<br />
Seitdem sind fast 5 Jahre vergangen. Ein vergleichsweise kurzer<br />
Zeitraum, in dem allerdings viel passiert ist.<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen kann auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken:<br />
Mit der Verwaltungs- und Funktionalreform hat die<br />
Staatsregierung große Anstrengungen zur Modernisierung der<br />
öffentlichen Verwaltung in Sachsen unternommen. Das Ergebnis ist<br />
eine leistungsfähigere und bürgernähere Verwaltung im <strong>Freistaat</strong>.<br />
Bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise hat sich die sächsische<br />
Wirtschaft als robust erwiesen. Der Mittelstand ist weiterhin die<br />
tragende Säule. Im Umweltbereich konnten im <strong>Freistaat</strong> u. a. deutliche<br />
Verbesserungen im Hochwasserschutz erreicht werden. Als<br />
Reaktion auf die Klimaveränderungen setzt Sachsen verstärkt auf<br />
erneuerbare Energien. Das partnerschaftliche Zusammenwirken von Stadt und Land bildet eine wichtige<br />
Grundlage für die Sicherung der Daseinsvorsorge in allen Teilräumen des <strong>Freistaat</strong>es.<br />
Sachsen verfügt trotz zurückgehender Einwohnerzahlen dank einer stabilen Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
über günstige Voraussetzungen für die weitere Entwicklung. Auch bietet die zentrale<br />
Lage Sachsens inmitten der EU für die Zukunft große Chancen.<br />
Nach dem Sächsischen Landesplanungsgesetz (§ 17 Abs. 1 SächsLPlG) ist die Staatsregierung verpflichtet,<br />
dem Landtag einmal in jeder Legislaturperiode auf der Grundlage der laufenden Raumbeobachtung<br />
über den Stand der <strong>Landesentwicklung</strong>, über die Verwirklichung der Raumordnungspläne<br />
und über die Entwicklungstendenzen zu berichten.<br />
Mit dem vorliegenden <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> <strong>2010</strong> kommt die Staatsregierung dem nach. Alle<br />
Ressorts haben sich dankenswerterweise aktiv an der Erstellung beteiligt. Der Berichtszeitraum umfasst<br />
im Wesentlichen die Jahre 2006 bis 2009 und schließt damit nahtlos an den letzten <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong><br />
an.<br />
Der vorliegende Bericht beinhaltet auch eine Evaluierung der Grundsätze und Ziele aus dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
2003 und bildet so eine wichtige Grundlage für dessen Fortschreibung.<br />
Der <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> soll aber neben der Information des Landtages zugleich als eine<br />
unentbehrliche Informationsquelle für Entscheidungsträger aus allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />
Lebens dienen. Er informiert die Öffentlichkeit über die Entwicklung ausgewählter Strukturen<br />
im <strong>Freistaat</strong> Sachsen und die Einflussnahme der Raumordnung und Landesplanung auf diese Entwicklung<br />
und erfüllt damit eine wichtige Aufgabe.<br />
Markus Ulbig<br />
Staatsminister des Innern<br />
3
Redaktioneller Hinweis:<br />
Der Berichtszeitraum umfasst – in Abhängigkeit von der Datenlage – im Wesentlichen die Jahre<br />
2006 bis 2009. Abweichungen ergeben sich insbesondere dann, wenn keine jährlichen Statistikreihen<br />
verfügbar sind oder wesentliche Informationen durch Ereignisse zwischen Berichtszeitraum und<br />
Redaktionsschluss bereits überholt sind.<br />
Das Kapitel 3.4 beinhaltet den Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Reduzierung der<br />
Flächeninanspruchnahme an das sächsische Kabinett. In Erfüllung des Kabinettsauftrages vom<br />
28.04.<strong>2010</strong> ist dieser Bericht einmal jährlich, beginnend ab 2011, vorzulegen. Auf Grund der zeitlichen<br />
und inhaltlichen Parallelen mit dem <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> wurde dieser Bericht hier als<br />
eigenständiges Kapitel integriert.<br />
4
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 3<br />
1 Rahmenbedingungen für die <strong>Landesentwicklung</strong> 9<br />
1.1 Demografischer Wandel 9<br />
1.2 Europäische Integration, Raumordnung und Raumentwicklung in Europa 11<br />
1.3 Finanzielle Ressourcen 13<br />
1.4 Klima und Energie 16<br />
1.5 Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform 19<br />
2. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 22<br />
2.1 Stand der Landes- und Regionalplanung 22<br />
2.1.1 Rechtliche Grundlagen 22<br />
2.1.2 Landesplanung 23<br />
2.1.3 Regionalplanung 24<br />
2.1.4 Braunkohlenplanung 29<br />
2.2 Verfahren der Raumordnung 31<br />
3 Raumstrukturelle Entwicklungen 33<br />
3.1 Raumstruktur 33<br />
3.1.1 Allgemeine raumstrukturelle Entwicklung 33<br />
3.1.2 Zentrale Orte und Mittelbereiche 35<br />
3.1.3 Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen 38<br />
3.1.4 Entwicklung der Siedlungsstruktur 39<br />
3.1.5 Raumkategorien 41<br />
3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze 42<br />
3.2 Bevölkerungsstruktur 45<br />
3.2.1 Bevölkerungsstand und räumliche Verteilung 45<br />
3.2.2 Bevölkerungsentwicklung 46<br />
3.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 48<br />
3.2.2.2 Räumliche Bevölkerungsentwicklung 49<br />
3.2.3 Bevölkerungsstruktur 51<br />
3.2.3.1 Altersstruktur und Sexualproportion 51<br />
3.2.3.2 Ausländische Bevölkerung 53<br />
3.2.3.3 Haushalte und Familien 54<br />
3.2.3.4 Sorbische Bevölkerung 55<br />
3.2.4 Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit 56<br />
3.2.5 Pendlerverhalten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 60<br />
3.3 Wirtschaftsentwicklung 63<br />
3.3.1 Wirtschaftsstruktur 63<br />
3.3.2 Wirtschaftswachstum 64<br />
3.4 Flächeninanspruchnahme 67<br />
3.4.1 Datenlage, Flächennutzung und -inanspruchnahme im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 67<br />
3.4.2 Aktivitäten zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme 71<br />
3.4.3 Umsetzung der Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme 73<br />
3.5 Raumwirksame öffentliche Fördermittel 77<br />
3.6 Regionalentwicklung 79<br />
3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland 79<br />
3.6.2 Interkommunale Kooperation 81<br />
5
3.6.3 Europäische territoriale Zusammenarbeit 82<br />
3.7 Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf 89<br />
3.7.1 Grenznahe Gebiete 89<br />
3.7.2 Bergbaufolgelandschaften 89<br />
4 Raumbedeutsame Fachplanungen 91<br />
4.1 Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft 91<br />
4.1.1 Landschaftsschutz- und Landschaftsentwicklung, Schutzgebiete und Landschaftsbild 91<br />
4.1.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung 91<br />
4.1.1.2 Schutzgebiete 92<br />
4.1.1.2.1 Naturschutzgebiete 92<br />
4.1.1.2.2 Landschaftsschutzgebiete 92<br />
4.1.1.2.3 Großschutzgebiete 93<br />
4.1.2 Arten- und Biotopschutz, Biotopverbund 95<br />
4.1.2.1 Natura 2000 96<br />
4.1.2.2 Biotopverbund 99<br />
4.1.2.3 Landschaftspflege 100<br />
4.1.3 Wasser, Gewässer- und Hochwasserschutz 102<br />
4.1.3.1 Wasser und Gewässerschutz 102<br />
4.1.3.2 Hochwasserschutz 105<br />
4.1.4 Bodenschutz und Altlasten 109<br />
4.1.5 Luftreinhaltung und Klimaschutz 111<br />
4.2 Siedlungsentwicklung 114<br />
4.2.1 Stadtentwicklung 114<br />
4.2.2 Dorfentwicklung, Ländliche Entwicklung 117<br />
4.3. Gewerbliche Wirtschaft und Handel 121<br />
4.3.1 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Dienstleistungen, Mittelstand und<br />
Handwerk 121<br />
4.3.1.1 Betriebe, Umsatz und Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe 121<br />
4.3.1.2 Investitionen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe 123<br />
4.3.1.3 Branchenstruktur im verarbeitenden Gewerbe 123<br />
4.3.1.4 Ernährungswirtschaft und Vermarktung 125<br />
4.3.1.5 Bauhauptgewerbe 126<br />
4.3.1.6 Dienstleistungen 127<br />
4.3.1.7 Mittelstand und Handwerk 129<br />
4.3.1.8 Technologietransfer 130<br />
4.3.2 Einzelhandel 131<br />
4.3.3 Rohstoffsicherung und Rohstoffabbau 135<br />
4.3.3.1 Rohstoffsicherung 135<br />
4.3.3.2 Rohstoffabbau 135<br />
4.3.4 Tourismus 138<br />
4.3.5 Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft 143<br />
4.3.5.1 Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft, Garten- und Weinbau 143<br />
4.3.5.2 Wald und Forstwirtschaft 147<br />
4.4 Technische Infrastruktur 151<br />
4.4.1 Verkehr 151<br />
4.4.1.1 Schienenverkehr 151<br />
4.4.1.2 Straßenverkehr 152<br />
4.4.1.3 Öffentlicher Personennahverkehr 154<br />
4.4.1.4 Binnenhäfen, Güterverkehrsanlagen 156<br />
4.4.1.5 Luftverkehr 157<br />
6
4.4.1.6 Fahrradverkehr 158<br />
4.4.2 Energieversorgung und erneuerbare Energien 160<br />
4.4.2.1 Energieversorgung 160<br />
4.4.2.2 Erneuerbare Energien 163<br />
4.4.3 Telekommunikation 166<br />
4.4.4 Öffentliche Wasserversorgung 168<br />
4.4.5 Abwasserentsorgung 169<br />
4.4.6 Abfall und Lärmschutz 170<br />
4.4.6.1 Abfall 170<br />
4.4.6.2 Lärmschutz 172<br />
4.5 Soziale Infrastruktur 173<br />
4.5.1 Gesundheits- und Sozialwesen 173<br />
4.5.1.1 Jugend, Frauen und Familie, Soziale Dienste 173<br />
4.5.1.2 Kindertageseinrichtungen 175<br />
4.5.1.3 Altenhilfe 177<br />
4.5.1.4 Behindertenhilfe 180<br />
4.5.1.5 Niedergelassene Ärzte, Apotheken, öffentliches Gesundheitswesen 181<br />
4.5.1.6 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen 183<br />
4.5.1.7 Rettungsdienst 185<br />
4.5.2 Bildungswesen 187<br />
4.5.2.1 Schulen 187<br />
4.5.2.1.1 Allgemein bildende Schulen 187<br />
4.5.2.1.2 Berufsbildende Schulen 191<br />
4.5.2.2 Hochschulen 192<br />
4.5.2.3 Berufsakademie 196<br />
4.5.3 Wissenschaft u. Forschung 198<br />
4.5.4 Kultur und Sport 200<br />
4.5.4.1 Kulturräume, Kultureinrichtungen 200<br />
4.5.4.2 Breiten- und Leistungssport, Sportstätten 203<br />
4.5.5 Öffentliche Verwaltung, Sicherheit und Ordnung 206<br />
4.5.5.1 E-Government 206<br />
4.5.5.2 Gerichtsbarkeit 208<br />
4.5.5.3 Öffentliche Sicherheit und Ordnung 209<br />
5. Schlussfolgerungen für die künftige Landesplanung 212<br />
5.1 Wesentliche Erfordernisse für die Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 212<br />
5.2 Eckpunkte der Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 217<br />
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen 219<br />
Verzeichnis der Karten 222<br />
Verzeichnis der Tabellen 223<br />
Verzeichnis der Abbildungen 225<br />
Anlage Raumwirksame öffentliche Fördermittel 2006 bis 2009 (Land/Bund/EU)<br />
7
1 Rahmenbedingungen für die <strong>Landesentwicklung</strong><br />
„Der Gesamtraum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen und seine Teilräume sind im Sinne der Leitvorstellung<br />
einer nachhaltigen Raumentwicklung … durch zusammenfassende überörtliche und fachübergreifende<br />
Raumordnungspläne einschließlich ihrer Verwirklichung … zu entwickeln, zu ordnen und zu<br />
sichern.“ (§ 1 SächsLPlG) Für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen gilt derzeit der seit dem 01.01.2004 verbindliche<br />
<strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 als Rechtsverordnung. Seit dem Aufstellungsverfahren für diesen Plan<br />
haben sich insbesondere die folgenden Rahmenbedingungen verändert:<br />
demografischer Wandel (räumlich differenzierter Bevölkerungsrückgang, veränderte Altersstrukturen)<br />
fortschreitende europäische Integration sowie Globalisierung der Ökonomie und damit verbundener<br />
internationaler Standortwettbewerb<br />
Verminderung finanzieller Ressourcen (insbesondere Auslaufen der Landesmittel aus dem Solidarpakt<br />
und den Bundesergänzungszuweisungen bis 2019 sowie der EU-Mittel der Strukturfondsperiode<br />
2007 bis 2013, stetige Reduzierung einwohnerbezogener Transfers im horizontalen<br />
Finanzausgleich infolge des Bevölkerungsrückgangs)<br />
absehbare Folgen des fortschreitenden Klimawandels und Notwendigkeit einer Erhöhung des<br />
Anteils regenerativer Energien<br />
Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform (veränderte Gebietsstrukturen und Aufgabenwahrnehmung<br />
durch die Landkreise und Kreisfreien Städte)<br />
Auf diese Rahmenbedingungen soll im Folgenden näher eingegangen werden.<br />
1.1 Demografischer Wandel<br />
Die zu erwartenden Auswirkungen des demografischen Wandels haben in Sachsen ein breites<br />
öffentliches Bewusstsein erreicht und fordern Politik und Verwaltung zur Gestaltung dieser gesellschaftlichen<br />
Herausforderung, zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den betroffenen Themenfeldern<br />
und zum Beschreiten neuer Strategiewege. Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lebten zu Beginn des Jahres<br />
1990 rund 4,9 Mio. Menschen, Ende 2009 hatte Sachsen noch 4,17 Mio. Einwohner. Innerhalb von<br />
knapp zwei Jahrzehnten ist die Bevölkerungszahl also um über 730.000 Einwohner gesunken. Die<br />
inzwischen vorliegende 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes bestätigt<br />
die Beibehaltung dieses Trends für die Zukunft. Danach werden im Jahr 2025 noch zwischen<br />
3,6 und 3,8 Mio. Einwohner im <strong>Freistaat</strong> leben.<br />
Der Bevölkerungsrückgang seit 1990 ist mehrheitlich auf das Geburtendefizit zurückzuführen. Diese<br />
Entwicklung wird sich tendenziell verstärkt fortsetzen. Etwaige Wanderungsgewinne werden auch in<br />
Zukunft nicht annähernd ausreichen, um das Geburtendefizit auszugleichen. 1990 betrug das Durchschnittsalter<br />
in Sachsen 39,4 Jahre. 2025 wird dieser Wert bei etwa 49,3 bis 50,1 Jahre liegen.<br />
Aus der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose ist ebenfalls ersichtlich, dass die Veränderungen in<br />
den einzelnen Regionen des Landes sehr unterschiedlich sein werden. Während es in den beiden<br />
Oberzentren Dresden und Leipzig und dem unmittelbaren Verflechtungsbereich zu einem – wenn<br />
auch geringen – Bevölkerungswachstum kommen wird, werden ansonsten räumlich differenziert<br />
Bevölkerungsverluste erwartet. Da gleichzeitig auch die finanziellen Einnahmen der öffentlichen<br />
Hand rückläufig sein werden, entsteht – praktisch zeitgleich mit dem Auslaufen des Solidarpaktes II<br />
im Jahre 2019 – ein erheblicher Anpassungsdruck für die öffentlichen Haushalte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />
9
Abb. 1: Bevölkerungsprognose bis 2025 nach Altersgruppen (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />
Aufgrund dieser absehbaren Änderungen der Rahmenbedingungen wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
bereits zahlreiche Initiativen zur Gestaltung der potenziellen Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels gestartet. Nach Abschluss der Arbeit der Enquetekommission des Sächsischen Landtages,<br />
der Expertenkommission der Staatsregierung und der Modellvorhaben des Sächsischen Staatsministeriums<br />
des Innern wurden die gewonnenen Ergebnisse und Empfehlungen von den Ressorts ausgewertet<br />
und in erste Maßnahmen umgesetzt. Beispielhaft genannt werden kann:<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und das Land Hessen haben eine intensivere Zusammenarbeit, insbesondere<br />
in der Familien-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik, vereinbart. Dazu wurde im Februar 2007<br />
durch die beiden Ministerpräsidenten ein gemeinsames Papier zum Umgang mit dem demografischen<br />
Wandel vorgestellt. Ziel ist es, politisches Handeln insbesondere in diesen drei Bereichen<br />
stärker an die Bedürfnisse einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung anzupassen und dieser<br />
Entwicklung zugleich aktiv zu begegnen. Als Modellprojekt starteten die Kommunen Battenberg<br />
in Hessen und Erlbach/Vogtland in Sachsen eine »Demografie-Partnerschaft«. Die Kommunen<br />
haben ein gemeinsames Bürgergutachten erarbeitet und Strategien zur Verbesserung der<br />
Lebensqualität im ländlichen Raum sowie ein Konzept zur Siedlungsflächenentwicklung erstellt.<br />
Im Juni 2007 erließ die Sächsische Staatskanzlei die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen<br />
für die Bewältigung des demografischen Wandels (FRL „Demografie“). Ziel ist, die Gemeinden zu<br />
einer verstärkten kommunalen Zusammenarbeit bei Fragen der demografischen Entwicklung zu<br />
ermutigen und sie beim frühzeitigen Aufbau zukunftsfähiger sowie finanziell nachhaltiger Strukturen<br />
zu unterstützen. Die Nachfrage nach der Förderrichtlinie und die in den Anträgen skizzierten<br />
vielen guten Ideen zeigen, dass sich die lokale Ebene bereits intensiv und kreativ mit den Folgen<br />
der Bevölkerungsentwicklung auseinandersetzt. Unter www.demografie.sachsen.de werden<br />
besondere Projekte regelmäßig vorgestellt.<br />
Im April <strong>2010</strong> hat die Staatsregierung das ressortübergreifende Handlungskonzept Demografie<br />
beschlossen. Es ist ein Arbeitspaket für die Staatsregierung, um auf die Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels zu reagieren und gleichzeitig den Fokus stärker auf die Chancen des Veränderungsprozesses<br />
zu lenken. Eine aktive und vorausschauende Auseinandersetzung mit den Konsequenzen<br />
des demografischen Wandels ist angesichts der zu erwartenden Entwicklungstrends<br />
zwingend erforderlich. Das Handlungskonzept ist ebenfalls unter www.demografie.sachsen.de<br />
(Rubrik „Sachsen handelt“) eingestellt.<br />
10
1.2 Europäische Integration, Raumordnung und Raumentwicklung<br />
in Europa<br />
Mit der Erweiterung der Europäischen Union um zwölf, vor allem östliche Mitgliedstaaten im Mai<br />
2004 bzw. Januar 2007 verlor der <strong>Freistaat</strong> Sachsen seine frühere Randlage an der EU-Außengrenze<br />
und liegt nun „in der Mitte Europas“. Damit hat die Europäische Struktur- und Kohäsionspolitik für<br />
Sachsen eine neue Dimension erlangt. Die Stärkung der traditionellen Funktion als Tor zu Mittel-,<br />
Ost- und Südosteuropa ist eine wichtige Grundlage, um den <strong>Freistaat</strong> Sachsen als attraktiven<br />
Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsraum in einem zusammenwachsenden Europa modern und zukunftsfähig<br />
zu entwickeln, wie dies im Leitbild der <strong>Landesentwicklung</strong> im <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
2003 verankert ist.<br />
Neben der Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts auch mit den<br />
neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen<br />
durch die fortschreitende Globalisierung, die Wirtschafts- und Finanzkrise, den demografischen<br />
Wandel, den Klimawandel sowie das Erfordernis der Sicherung der zukünftigen Energieversorgung,<br />
die nur gemeinsam bewältigt werden können. Dies bedeutet auch für Sachsen, dass die Zusammenarbeit<br />
über Länder- und Staatsgrenzen hinweg ohne Alternative ist.<br />
Karte 1: Sachsen in der Europäischen Union 2009<br />
11
Im Laufe des Berichtszeitraumes wurden mehrere Dokumente zur europäischen Raumordnung und<br />
Raumentwicklung erarbeitet, die auch für die Landesplanung von Bedeutung sind.<br />
Von der Ministerkonferenz für Raumordnung wurde im Februar 2007 die „Straßburger Erklärung“<br />
beschlossen, die den Zusammenhalt als Zukunftsaufgabe bei der Ausgestaltung einer gemeinsamen<br />
Raumentwicklungspolitik in Europa zum Inhalt hat.<br />
Im Mai 2007 wurde in Leipzig bei einem informellen Treffen der für Raumordnung zuständigen<br />
Minister der Mitgliedstaaten die Territoriale Agenda der EU verabschiedet. Sie gibt Empfehlungen für<br />
die Nutzung der vielfältigen Potenziale der Regionen und Städte durch eine integrierte Raumentwicklung<br />
und neue Formen der politischen Zusammenarbeit für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.<br />
Dabei wird insbesondere die räumliche Dimension hervorgehoben. Folgende sechs thematische<br />
Prioritäten werden genannt:<br />
polyzentrische Entwicklung und Innovationen durch Vernetzung von Stadtregionen und Städten<br />
neue Formen der Partnerschaft und der politischen Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land<br />
Bildung wettbewerbsfähiger und innovativer regionaler Cluster in Europa<br />
Stärkung und Ausbau transeuropäischer Netze<br />
Förderung eines transeuropäischen Risikomanagements, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen<br />
des Klimawandels<br />
verantwortungsvolle Nutzung ökologischer Ressourcen und kultureller Werte als Chance für die<br />
Entwicklung<br />
Mit der Territorialen Agenda wird das Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK) aus dem Jahr<br />
1999 nicht ersetzt, sondern konkretisiert und an neue Entwicklungen angepasst. Gleichzeitig mit der<br />
Territorialen Agenda der EU wurde die Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt verabschiedet,<br />
mit der integrierte Stadtentwicklungsansätze sowie besondere Handlungsbereiche für benachteiligte<br />
Stadtgebiete in den Mittelpunkt gestellt werden sollen.<br />
In Umsetzung der Territorialen Agenda wurde im Jahr 2008 im Rahmen einer internationalen Konferenz<br />
auf der „euregia, Messe und Kongress zur Standort- und Regionalentwicklung in Europa“, die<br />
Charta „Wirtschaft und Raum“ verabschiedet, die eine verstärkte Einbindung von Wirtschaft und<br />
Unternehmen in die Raumentwicklung beinhaltet. Ebenso sollen städtische und räumliche Entwicklungspolitiken<br />
miteinander stärker verknüpft werden.<br />
Auch das von der EU-Kommission 2008 vorgelegte „Grünbuch zum territorialen Zusammenhalt“ ist<br />
als Umsetzung der Territorialen Agenda zu verstehen und soll einen Dialog bezüglich der zukünftigen<br />
europäischen territorialen Kohäsionspolitik einleiten. Dabei wird die Vielfalt und Individualität europäischer<br />
Regionen und Städte als eine besondere Stärke gesehen. Diese soll als zentraler Mehrwert<br />
und als Potenzial zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität der EU besser genutzt<br />
werden. Darüber hinaus wurden der wirtschaftliche Zusammenhalt, integrierte Handlungsansätze<br />
und die Zusammenarbeit verschiedener Fachpolitiken und Akteure unterschiedlicher Ebenen<br />
hervorgehoben.<br />
In den letzten Jahren wurde die „EU-Strategie 2020“ erarbeitet, die inzwischen von der EU- Kommission<br />
vorgelegt wurde. Anliegen der „EU-Strategie 2020“ ist es, nicht nur die Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise zu überwinden, mit der ein drastischer Rückgang der Wirtschaftstätigkeit und in einzelnen<br />
EU-Mitgliedstaaten eine erhöhte Arbeitslosenquote einhergingen, sondern darüber hinaus durch<br />
wissensbasiertes Wachstum, die Befähigung zur aktiven Teilhabe an integrativen Gesellschaften<br />
sowie durch die Schaffung einer wettbewerbsfähigen, vernetzten ökologischen Wirtschaft in der<br />
Europäischen Union eine höhere Wertschöpfung zu erreichen.<br />
12
1.3 Finanzielle Ressourcen<br />
Im Haushaltsjahr 2009 hat der <strong>Freistaat</strong> Sachsen insgesamt ca. 16,8 Mrd. Euro verausgabt. Im Vergleich<br />
zu den westdeutschen Flächenländern lagen die Pro-Kopf-Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es damit um<br />
rund 19 % höher. Dies war erforderlich, um insbesondere den nach wie vor bestehenden Rückstand<br />
bei der öffentlichen Infrastruktur im Vergleich zu den westdeutschen Ländern weiter aufzuholen. Die<br />
einwohnerbezogenen Mehrausgaben werden in den nächsten Jahren zunehmend geringer ausfallen.<br />
Das Volumen des sächsischen Haushalts wird in Folge des demografischen Wandels und sinkender<br />
Einnahmen aus dem Solidarpakt II sowie aus EU-Mitteln deutlich zurückgehen.<br />
Steigende Steuereinnahmen spiegelten bis Mitte 2008 die guten konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />
wider. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise brachen im Jahr 2009 die Steuern und steuerinduzierten<br />
Einnahmen deutlich ein. Die sächsische Steuerdeckungsquote ging dadurch auf 53,5 %<br />
zurück, in den westdeutschen Flächenländern lag sie im Durchschnitt bei ca. 69,4 %. Im Jahr 2006<br />
betrug die Steuerdeckungsquote (ohne Hochwasser) in Sachsen ca. 51,9 %. Unter anderem deshalb<br />
ist die Finanzsituation des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen nach wie vor stark von Zuweisungen aus dem Länderfinanzausgleich<br />
sowie von Zuweisungen des Bundes und der Europäischen Union abhängig.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen für die Jahre 2006 bis 2009<br />
16.153,6 Mio. € 16.571,8 Mio. € 16.993,4 Mio. € 16.771,5 Mio. €<br />
2,7 2,6 2,7<br />
7,3<br />
4,9 4,7<br />
14,0<br />
36,4<br />
25,4<br />
14,2<br />
12,7 13,2<br />
38,3<br />
24,0<br />
40,9<br />
23,5<br />
17,5 15,0<br />
Ist 2006* Ist 2007* Ist 2008 Ist 2009**<br />
6,3<br />
5,9<br />
13,0<br />
44,0<br />
20,1<br />
10,7<br />
Landesmittel<br />
(Institutionelle<br />
Förderung)<br />
Landesmittel<br />
(disponibler Bereich)<br />
Mischfinanzierungsprogramme<br />
Gesetzliche<br />
Leistungen einschl.<br />
Sonder- und<br />
Zusatzversorgung<br />
Personalausgaben<br />
ohne Sonder- und<br />
Zusatzversorgung<br />
Rest (Zinsen, Sächl.<br />
Verw.-ausg., Sachinvest.,<br />
Sonst. Verpfl.,<br />
Bes. Fin.-ausg. o.<br />
FAG)<br />
Leistungen für Sonder- und Zusatzversorgungssysteme der ehem. DDR sind in HGR 6 veranschlagt, da sie haushaltssystematisch als Erstattungen an den Bund auszuweisen<br />
sind.; * ohne Ausgaben für die Beseitigung der Hochwasserschäden vom August 2002; ** bereinigt um Ausgliederung der Hochschulen (Umstellung im Haushaltsvollzug auf<br />
Zuschüsse auf Grundlage von § 11 Abs. 14 Haushaltsgesetz 2009/<strong>2010</strong>) und Umsetzungen aufgrund der Koalitionsvereinbarung. - Eigene Berechnungen des SMF.<br />
Abb. 2: Ausgaben aus dem öffentlichen Haushalt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2006 bis 2009 (Quelle: eigene Berechnungen<br />
des SMF)<br />
Die Gesamtausgaben stiegen von ca. 16,2 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf ca. 16,8 Mrd. Euro im Jahr<br />
2009. In der Abbildung 2 ist die Entwicklung der Ausgaben des <strong>Freistaat</strong>es für die Jahre 2006 bis<br />
2009 dargestellt. Dabei sind bis 2007 die Ausgaben für die Beseitigung der Hochwasserschäden im<br />
August 2002 nicht berücksichtigt. 2009 wurden nahezu zwei Drittel der gesamten Ausgaben für<br />
Personal (20,1 %) und gesetzliche Leistungen (44,0 %) verwendet. Im Jahr 2006 entfielen auf diese<br />
Bereiche noch 25,4 % (Personal) bzw. 36,4 % (gesetzliche Leistungen) der Gesamtausgaben, wobei<br />
durch die Ausgliederung der Hochschulen (Umstellung im Haushaltsvollzug auf Zuschüsse auf<br />
13
Grundlage von § 11 Abs. 14 Haushaltsgesetz 2009/<strong>2010</strong>, ab 2009 Ausweis unter Landesmittel/Institutionelle<br />
Förderung in Abbildung 2) ein Vergleich mit den Personalausgaben der Vorjahre<br />
nur bedingt möglich ist.<br />
Mit dem Inkrafttreten des Haushaltsgesetzes zum Doppelhaushalt 2009/<strong>2010</strong> wurde der Schuldenstand<br />
des Jahres 2008 als Obergrenze der zukünftigen Verschuldung des <strong>Freistaat</strong>es festgeschrieben.<br />
Die Belastung zukünftiger Haushalte wird durch die demografische Entwicklung noch<br />
verschärft. Daher soll in den kommenden Jahren der Schuldenstand in einem dem Bevölkerungsrückgang<br />
entsprechenden Umfang reduziert werden und die Pro-Kopf-Verschuldung somit dauerhaft<br />
begrenzt werden. Für die kommenden Jahre ist hierzu eine Tilgung in Höhe von durchschnittlich ca.<br />
75 Mio. Euro jährlich geplant. Der Schuldenstand des <strong>Freistaat</strong>es belief sich zum Ende des Jahres<br />
2009 auf 11,9 Mrd. Euro, dies entspricht 2.849 Euro je Einwohner. Die Pro-Kopf-Verschuldung der<br />
neuen Länder ohne Sachsen betrug zum 31.12.2009 im Durchschnitt 7.145 Euro. Damit weist der<br />
<strong>Freistaat</strong> im Vergleich mit den anderen neuen Ländern den mit Abstand geringsten Schuldenstand je<br />
Einwohner aus.<br />
Im Jahr 2009 standen für Investitionen 3,4 Mrd. Euro zur Verfügung. Ein über die Jahre hoher Anteil<br />
an Investitionsausgaben ist charakteristisch für den sächsischen Haushalt und unterstreicht die Konzentration<br />
des <strong>Freistaat</strong>es auf den weiteren Aufbau. 2009 erreichte die Investitionsquote 20,7 %. Sie<br />
lag damit deutlich höher als in den westdeutschen Flächenländern (Durchschnitt: 12,9 %) sowie in<br />
den anderen ostdeutschen Ländern (Durchschnitt ostdeutsche Länder ohne Sachsen: 16,4 %).<br />
Die von der Sächsischen Staatsregierung beschlossene mittelfristige Finanzplanung für die Jahre<br />
<strong>2010</strong> bis 2014 zielt für den infrastrukturellen Ausbau des <strong>Freistaat</strong>es weiterhin auf ein hohes Niveau<br />
der Investitionsausgaben ab. Im Interesse der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit werden<br />
trotz des rückläufigen Haushaltsvolumens gleichzeitig die Zukunftslasten weiter reduziert. Dies stellt<br />
insbesondere mit Blick auf die nächsten Jahre eine große Herausforderung dar. Für den <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen ist bereits heute mit spürbar rückläufigen Einnahmen und einem in Folge dessen deutlich<br />
geringeren Haushaltsvolumen zu rechnen. Wesentliche Ursache hierfür sind demografisch bedingte<br />
Einnahmeverluste sowie erheblich sinkende Transferzahlungen vom Bund und der EU.<br />
Da die Finanzausstattung nach dem Länderfinanzausgleich maßgeblich an die Einwohnerzahl anknüpft,<br />
werden dem <strong>Freistaat</strong> allein in Folge des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs im Jahr<br />
2020 Einnahmen in Höhe von ca. 800 Mio. Euro fehlen.<br />
Zudem erhält Sachsen jährlich um ca. 200 Mio. Euro geringere Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen<br />
zum Abbau teilungsbedingter Sonderlasten (SoBEZ), 2019 werden diese letztmals gezahlt<br />
(vgl. Abbildung 3).<br />
14
in Mio.Euro<br />
-500<br />
-1.000<br />
-1.500<br />
-2.000<br />
-2.500<br />
Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen 2005 bis 2019<br />
0<br />
2005 2006 2007 2008 2009 <strong>2010</strong> 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Rückgang ggü. 2004 -6 -19 -46 -86 -272 -472 -659 -859 -1.046 -1.246 -1.432 -1.632 -1.819 -2.019 -2.206<br />
Rückgang ggü. Vorjahr -6 -13 -27 -40 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187 -200 -187<br />
SOBEZ Sachsen -6 -19 -46 -86 -272 -472 -659 -859 -1.046 -1.246 -1.432 -1.632 -1.819 -2.019 -2.206<br />
Abb. 3: Entwicklung der Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen zum Abbau teilungsbedingter Sonderlasten<br />
an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2005 bis 2019 in Mio. Euro (Quelle: SMF)<br />
Als weiterer Bestandteil der Transfers an die neuen Länder werden auch die überproportionalen Leistungen<br />
aus dem Korb 2 des Solidarpaktes II bis zum Ende des Jahrzehnts zurückgehen. Mit Beginn<br />
der neuen EU-Förderperiode wird sich Sachsen ab dem Jahr 2014 voraussichtlich auf geringere Zuweisungen<br />
aus den Fonds der EU einrichten müssen.<br />
15
1.4 Klima und Energie<br />
Europäische und bundesweite Rahmenbedingungen<br />
Im Februar 2005 ist das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen<br />
über Klimaänderungen in Kraft getreten. Das Protokoll legt erstmals völkerrechtlich verbindliche<br />
Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest. Damit kam in Europa ein<br />
sehr dynamischer Prozess in Gang, für den die Selbstverpflichtungen sowohl der EU als auch der<br />
Bundesrepublik Deutschland einen ehrgeizigen Rahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
setzten. Dieser ist nun durch die Länder klimapolitisch umzusetzen.<br />
Mit dem im Dezember 2007 von der Bundesregierung beschlossenen „Integrierten Energie- und<br />
Klimaprogramm“ legte Deutschland das bisher weltweit ambitionierteste Programm zum Klimaschutz<br />
vor. Es umfasst 29 Maßnahmen zugunsten von mehr Energieeffizienz und mehr erneuerbaren<br />
Energien. Mit dem Programm wurden die europäischen Richtungsentscheidungen vom Frühjahr<br />
2007 bezüglich Klimaschutz, Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in ein nationales<br />
Maßnahmenpaket umgesetzt.<br />
Auf der Ebene der Europäischen Union wurde mit der Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung<br />
von Energie aus erneuerbaren Quellen der von den Mitgliedstaaten jeweils bis zum Jahr 2020<br />
zu erreichende Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch verbindlich festgelegt.<br />
Ziel der Richtlinie ist, bis 2020 in der gesamten EU einen Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch<br />
von mindestens 20 % zu erreichen. Die diesbezügliche Vorgabe für Deutschland<br />
liegt bei 18 %.<br />
Die Dynamik des Prozesses spiegelt auch das Gesetz über den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG)<br />
wider. Mit der Novellierung 2008 wurde die Zielvorgabe für den Anteil erneuerbarer Energien an der<br />
Stromversorgung in Deutschland bis 2020 auf mindestens 30 % angehoben.<br />
Mit der Richtlinie 2009/28/EG ist eine Berichtspflicht verbunden, die für Deutschland durch den<br />
Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energie vom August <strong>2010</strong> erfüllt wird. Darin verpflichtet<br />
sich Deutschland, bis 2020 den Bruttoendenergiebedarf zu durchschnittlich 20 % aus erneuerbaren<br />
Energien zu decken. Des Weiteren soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Bereich Wärme<br />
15,5 %, am Strom nun bereits 38,6 % und am Verkehr 13,2 % betragen.<br />
Ausbau erneuerbarer Energien und Verbesserung der Energieeffizienz in Sachsen<br />
Sachsen ist wie alle Länder im Rahmen des integrierten Energie- und Klimaprogramms der Bundesregierung<br />
durch die neuen Gesetze und Verordnungen an der Emissionsminderung der Treibhausgase<br />
in Deutschland beteiligt.<br />
Zur Umsetzung der internationalen Vorgaben und zur Erfüllung der Klimaschutzziele Deutschlands<br />
hat Sachsen, wie auch die anderen ostdeutschen Länder, allein schon durch die Umstrukturierung<br />
und Modernisierung der sächsischen Wirtschaft (vor allem der Energie- und Braunkohlewirtschaft)<br />
nach der Wiedervereinigung einen wichtigen Beitrag erbracht. Neben dieser relativ guten Ausgangsposition<br />
leistete Sachsen weitere Beiträge mit der Umsetzung des Sächsischen Klimaschutzprogramms<br />
(2001), des Energieprogramms Sachsen (2004) sowie des Aktionsplans „Klima und Energie“<br />
(2008).<br />
16
Auf der Grundlage des Aktionsplans Klima und Energie verabschiedete die Sächsische Staatsregierung<br />
im März 2009 neue quantitative Ziele für die Klima- und Energiepolitik des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />
Zielstellungen dabei sind:<br />
Reduzierung der jährlichen energiebedingten CO2-Emissionen im Nicht-Emissionshandelssektor<br />
bis zum Jahr 2020 um mindestens 6,5 Mio. Tonnen gegenüber 2006<br />
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2020 auf mindestens<br />
24 %<br />
Senkung des fossilen Heizenergiebedarfes bis 2020 um 20 %<br />
Erhöhung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an der Stromerzeugung von 20 % im<br />
Jahr 2006 auf 30 % im Jahr 2020<br />
Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs im motorisierten Individualverkehr (MIV) um 20 %<br />
Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien (insbesondere der Windenergie) ist ein Prozess, an<br />
dem die Raumordnung direkt beteiligt ist.<br />
Neben dem Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien ist es vorrangiges Ziel, die Energieeffizienz in<br />
Erzeugung und Verbrauch weiter zu verbessern. Hier liegen die größten Energie- und CO2-<br />
Einsparpotenziale. Dabei setzt die Staatsregierung auf die Kooperation mit allen relevanten Entscheidungsträgern<br />
und Akteuren. Mit den Maßnahmen des Aktionsplans Klima und Energie bietet<br />
die Staatsregierung attraktive Investitionsanreize in Form finanzieller Förderung, intensiviert und<br />
erweitert ihre Informationstätigkeit, bietet Beratungsprogramme und trägt zur Qualitätssicherung<br />
von Qualifizierungsmaßnahmen und Beratungsangeboten bei. Fast 300 Maßnahmen zum Klimaschutz<br />
sollen dazu beitragen, in den Sektoren gewerbliche Wirtschaft, Gebäude und private Haushalte<br />
sowie Verkehr die eingesetzte Energie künftig effizienter zu nutzen.<br />
Mit den Investitionen in die Verbesserung der Energieeffizienz – insbesondere von Gebäuden – leistet<br />
Sachsen nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern fördert auch die Entwicklung<br />
innovativer Technologien, verbessert die Wettbewerbssituation der sächsischen Unternehmen<br />
auf den Exportmärkten und sichert damit Arbeitsplätze.<br />
Anpassung an die Folgen des Klimawandels<br />
Neben dem Klimaschutz – also der Reduzierung der Treibhausgasemissionen – hat sich die Anpassung<br />
an die Folgen des Klimawandels zu einer neuen Herausforderung entwickelt. Schon heute muss<br />
sich auch der <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf unvermeidbare Auswirkungen des Klimawandels einstellen. Da<br />
das Klimasystem träge ist und die heutigen Treibhausgasemissionen die atmosphärischen Bedingungen<br />
noch Jahrzehnte beeinflussen werden, ist es trotz aller Anstrengungen zum Klimaschutz notwendig,<br />
Betroffenheiten zu ermitteln und Anpassungsstrategien zu entwickeln, um die Folgen des<br />
Klimawandels beherrschbar zu halten. Dabei gilt: Je frühzeitiger die möglichen Auswirkungen abgeschätzt<br />
und wirksame Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden, desto geringer werden die dafür<br />
aufzubringenden Kosten sowie die möglicherweise auftretenden Schäden sein.<br />
Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Sachsen bereits in vielfacher Weise erkennbar. Sie werden<br />
verursacht durch die regional differenzierte Entwicklung des Klimas mit langfristigen Änderungen<br />
von Temperatur und Niederschlag und die Entwicklung extremer Witterungsereignisse. Die verschiedenen<br />
Ökosysteme als natürliche Lebensgrundlagen, aber auch die Gesellschaft und die Wirtschaft<br />
besitzen gegenüber dem Klimawandel sehr unterschiedliche Vulnerabilität (Verletzlichkeit)<br />
und Anpassungsfähigkeit hinsichtlich neuer klimatischer Bedingungen oder hierdurch veränderter<br />
Rahmenbedingungen. Eine detaillierte und räumlich differenzierte Betrachtung von Klimafolgen<br />
17
muss damit sowohl regionalklimatische Besonderheiten als auch spezifische sektorale Betroffenheiten<br />
einbeziehen.<br />
Direkte Folgen der aktuellen Klimaentwicklung zeigen sich zunächst bei den Schutzgütern Boden,<br />
Wasser sowie Natur und Landschaft durch eine Beeinflussung ihrer Funktionen als Teil des Ökosystems.<br />
In diesen Kontext ist auch der Mensch als unmittelbar Betroffener eingebunden. Daraus leiten<br />
sich über vielfältige Zusammenhänge (z. B. Wasserhaushalt, Tourismus, Biodiversität, …) weitere<br />
Folgen für gesellschaftliche Bereiche ab. Diese sind von besonderer Bedeutung, wenn die Bereiche<br />
über hohe Flächenanteile verfügen oder hohe Vulnerabilität aufweisen, so z.B. die Land- und Forstwirtschaft,<br />
die Wasserwirtschaft sowie der Siedlungsraum mit seiner technischen und sozialen Infrastruktur,<br />
Gebäuden und wirtschaftlichen Strukturen (Gewerbe, Industrie, Tourismus).<br />
Nach den Ergebnissen regionaler Klimaprojektionen sind in Sachsen zukünftig eine Temperaturerhöhung,<br />
der Rückgang der Niederschläge, insbesondere im Sommerhalbjahr, sowie die Zunahme extremer<br />
Wetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser und Trockenperioden zu erwarten. Somit werden<br />
vor allem der Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft, der Boden und die Biodiversität, aber auch<br />
die Land- und Forstwirtschaft sowie städtische Siedlungsräume vom Klimawandel betroffen sein. Im<br />
Rahmen des Aktionsplans Klima und Energie sollen diese Betroffenheiten frühzeitig erfasst und analysiert<br />
werden, um auf dieser Basis angemessen und kosteneffizient reagieren zu können.<br />
Für die Landes- und Regionalplanung bedeutet dies, dass die räumlich relevanten Anpassungsstrategien<br />
an den Klimawandel aktualisiert und fortentwickelt werden müssen.<br />
18
1.5 Auswirkungen der Kreisgebiets- und Funktionalreform<br />
Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Neugliederung des Gebietes der Landkreise des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen (SächsKrGebNG) und des Sächsischen Verwaltungsneuordnungs-gesetzes (SächsVwNG) am<br />
22. und 23. Januar 2008 im Sächsischen Landtag wurde ein komplexes Reformwerk auf den Weg<br />
gebracht, das für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des <strong>Freistaat</strong>es letztlich unabdingbar war. Mit<br />
der Verwaltungsreform hat sich der <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf bevorstehende Herausforderungen, wie<br />
den fortschreitenden demografischen Wandel, sinkende Zuweisungen von Bund und EU sowie den<br />
zunehmenden Standortwettbewerb, rechtzeitig eingestellt. Die Übertragung staatlicher Aufgaben<br />
auf die Kommunen wird den Einfluss der kommunalen Ebene stärken und die Effizienz der Verwaltungen<br />
verbessern. Dies war unmittelbar mit der Schaffung größerer Landkreise verbunden.<br />
Bei der Neubildung der Landkreise waren u.a. folgende Kriterien maßgeblich:<br />
Einwohnermindestgröße (200.000 Einwohner im Jahre 2020 als Regelmindestgröße für Landkreise<br />
und Kreisfreie Städte)<br />
Bürger- und Problemnähe<br />
Flächengröße (max. 3.000 km²) und gemeindliche Struktur<br />
Stabilisierung des Systems der Zentralen Orte und ihrer Funktionsbereiche<br />
Zusammenfassung von Landkreisen mit unterschiedlicher Finanz- und Leistungskraft<br />
Verkehrsanbindung, landschaftliche und topografische Situation, historische, landsmannschaftliche<br />
und religiöse Bindungen und Beziehungen<br />
Oberste Prämisse war es, allen Regionen annähernd gleiche Entwicklungschancen einzuräumen.<br />
Räumliche und inhaltliche Schwerpunkte waren u. a.:<br />
Neugliederung im Leipziger Raum<br />
Zuordnung des ehemaligen Landkreises Döbeln (Landesdirektionsbezirk Leipzig) zum neu gebildeten<br />
Landkreis Mittelsachsen (Landesdirektionsbezirk Chemnitz)<br />
künftiger Sitz der Landkreisverwaltungen<br />
Diskussion um die Bildung von „Großkreisen“<br />
Mit der Neubildung des Landkreises Nordsachsen aus den ehemaligen Landkreisen Delitzsch und<br />
Torgau-Oschatz wird der landesplanerischen Vorgabe der Konzentration auf die ober- und mittelzentralen<br />
Leistungsträger Rechnung getragen. In der Nähe zum Oberzentrum Leipzig gelegen, bilden<br />
die Mittelzentren in ihrer Vielfalt und räumlichen Verteilung im neuen Landkreis Nordsachsen ein<br />
ausgewogenes Netz mittelzentraler Leistungsträger, das in Verknüpfung mit den Zentralen Orten der<br />
unteren Stufe für die Landkreisentwicklung eine gute Basis bildet.<br />
Mit der Bildung des neuen Landkreises Mittelsachsen (bestehend aus den ehemaligen Landkreisen<br />
Döbeln, Freiberg und Mittweida) wurde das Ziel verfolgt, in dem von den Verflechtungsbereichen der<br />
Oberzentren Chemnitz, Dresden und Leipzig beeinflussten, überwiegend ländlich geprägten Raum<br />
unter Ausnutzung und Bündelung vorhandener Potenziale einen Leistungsträger auf der kreiskommunalen<br />
Ebene zu etablieren, der zur Stabilisierung und weiteren Ausprägung der Europäischen<br />
Metropolregion „Mitteldeutschland“ aus der Fläche heraus beitragen kann.<br />
Die gewählte konzeptionelle Herangehensweise bei der Klärung der Kreissitzfrage, wonach die Umsetzung<br />
der landesentwicklungspolitischen Zielvorgaben des LEP 2003 und die Stärkung und Stabilisierung<br />
des Zentrale-Orte-Systems im Vordergrund standen, hielt in den Klageverfahren einer ver-<br />
19
fassungsgerichtlichen Überprüfung stand. Problematisch waren insbesondere solche Fälle, in denen<br />
mehrere Städte im künftigen Kreisgebiet eine gleich hohe zentralörtliche Einstufung aufwiesen. In<br />
diesen Fällen wurde ergänzend auf weitere landesplanerische, wirtschaftliche aber auch historische<br />
Auswahlkriterien zurückgegriffen.<br />
Forderungen nach der Bildung deutlich größerer Einheiten („Großkreise“) in der Oberlausitz, aber<br />
auch im Leipziger Raum, wurden nicht aufgegriffen. Bedenken, dass bei Verwaltungseinheiten einer<br />
solchen Größenordnung die hinreichende Bürgernähe und flächendeckende Problemsicht der Verwaltung<br />
und der kreiskommunalen Entscheidungsträger für das gesamte Gebiet gefährdet sind,<br />
konnten nicht ausgeräumt werden.<br />
Im Ergebnis dieser zweiten Kreisgebietsreform für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen wurde die Zahl der Landkreise<br />
von 22 auf zehn und die Zahl der Kreisfreien Städte von sieben auf drei reduziert.<br />
Die Anzahl der Gemeinden hat sich im Berichtszeitraum um 30 verringert. Die Veränderungen durch<br />
acht Gemeindezusammenschlüsse (darunter zwei Neubildungen, davon eine aus ehem. drei Gemeinden)<br />
sowie 21 Eingemeindungen erfolgten ausschließlich auf freiwilliger Basis.<br />
Karte 2: Kreisneugliederung ab 01.08.2008<br />
Kernbestandteile der zeitgleich zur Kreisgebietsreform eingeleiteten Funktionalreform waren die<br />
Kommunalisierung von Aufgaben und die Aufgabenbündelung.<br />
Von der Kommunalisierung, d. h. der Übertragung von ehemals staatlichen Aufgaben auf die kommunale<br />
Ebene waren u. a. die ehemals Staatlichen Vermessungsämter, Teilaufgaben der Straßenbau-<br />
20
ämter, der Ämter für ländliche Entwicklung, des Staatsbetriebes „Sachsenforst“, der Bildungsagenturen,<br />
aber auch der Umweltfachverwaltung und Denkmalpflege betroffen. Entsprechend dem<br />
Grundsatz „Stelle folgt Aufgabe“ waren von der Kommunalisierung ca. 4.400 Stellen und von der<br />
Bündelung und Konzentration weitere 3.700 Stellen betroffen. Von den betroffenen 94 Behörden<br />
wurden zum 01.08.2008 35 Behörden aufgelöst, bis zum Abschluss der Maßnahmen werden weitere<br />
sieben Behörden entfallen.<br />
An die Stelle der ehemaligen drei Regierungspräsidien sind drei Landesdirektionen getreten.<br />
Mit dem Ziel der Bündelung von Aufgaben wurden u. a. der Staatsbetrieb Geobasisinformation und<br />
Vermessung und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie neu geschaffen.<br />
21
2 Raumordnung, Landes- und Regionalplanung<br />
2.1 Stand der Landes- und Regionalplanung<br />
2.1.1 Rechtliche Grundlagen<br />
Mit Wirkung vom 6. Juli <strong>2010</strong> wurde das Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen (Landesplanungsgesetz - SächsLPlG) vom 14. Dezember 2001 (SächsGVBl. S. 716), zuletzt<br />
geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 29. Januar 2008 (SächsGVBl. S. 102, 111), durch das<br />
Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (Landesplanungsgesetz -<br />
SächsLPlG) vom 11. Juni <strong>2010</strong> (SächsGVBl. S. 174) abgelöst.<br />
Anlass für die Neufassung des Landesplanungsgesetzes war die veränderte Rechtslage nach dem<br />
vollständigen Inkrafttreten des Gesetzes zur Neufassung des Raumordnungsgesetzes und zur Änderung<br />
anderer Vorschriften (GeROG) vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986) am 30.06.2009.<br />
Der Bereich der Raumordnung war im Zuge der Föderalismusreform aus der Rahmengesetzgebung in<br />
die konkurrierende Gesetzgebung mit Abweichungsbefugnis für die Länder überführt worden. Mit<br />
der Neufassung des Raumordnungsgesetzes hatte der Bund von dieser Gesetzgebungskompetenz<br />
Gebrauch gemacht, so dass insoweit die Bestimmungen des bestehenden Landesplanungsgesetzes<br />
grundsätzlich außer Kraft getreten waren. Ausnahmen sind in der Überleitungsvorschrift des § 28<br />
Abs. 3 ROG im Hinblick auf die Grundsätze der Raumordnung, die Raumordnung in den Ländern und<br />
die Zielabweichung sowie die landesrechtlichen Gebührenregelungen vorgesehen, soweit die diesbezüglichen<br />
landesrechtlichen Regelungen das neu gefasste Raumordnungsgesetz ergänzen. Nur<br />
solche landesrechtlichen Bestimmungen galten auch nach Inkrafttreten der Neufassung des Raumordnungsgesetzes<br />
fort.<br />
Gemäß Artikel 72 Abs. 3 Nr. 4 GG können die Länder im Bereich der Raumordnung von den Bundesregelungen<br />
abweichen. Somit können die Länder ihre zunächst außer Kraft getretenen, bewährten<br />
Regelungen durch die Wahrnehmung ihrer Gesetzgebungskompetenz erhalten.<br />
Vor diesem Hintergrund ergaben sich drei verschiedene Konstellationen, denen durch die Novellierung<br />
des Landesplanungsgesetzes begegnet wurde:<br />
1. Zunächst traten zahlreiche Regelungen des Landesplanungsgesetzes außer Kraft, die in der Neufassung<br />
des Raumordnungsgesetzes in ausreichendem Umfang normiert sind, sodass ein Regelungsbedürfnis<br />
auf Landesebene entfiel. Diese Regelungen wurden aus Gründen der Deregulierung<br />
und der Rechtsklarheit aufgehoben.<br />
2. Des Weiteren traten Regelungen außer Kraft, für die nach wie vor ein Regelungsbedürfnis bestand.<br />
Diese mussten durch die Novellierung des Landesplanungsgesetzes (wieder) in Kraft gesetzt<br />
werden.<br />
3. Schließlich ordnet § 28 Abs. 3 ROG die Fortgeltung der o. g. das Raumordnungsgesetz ergänzenden<br />
Regelungen an. Bestehende landesgesetzliche Bestimmungen konnten also weiterhin angewendet<br />
werden, wenn sie Ergänzungen im Sinne des § 28 Abs. 3 ROG waren. Insofern waren jedoch<br />
Rechtsunsicherheiten zu der Frage, ob eine Ergänzung oder eine Abweichung vorliegt, vorprogrammiert.<br />
Aus Gründen der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit war es daher geboten, unterschiedliche<br />
Interpretationsmöglichkeiten zur neuen verfassungsrechtlichen Lage zu vermeiden<br />
und eine eigene landesgesetzliche Initiative vorzunehmen.<br />
22
Zudem konnten im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens im Einzelfall Regelungen an die Anforderungen<br />
angepasst werden, die sich in der Anwendungspraxis des geltenden Landesplanungsgesetzes<br />
herausgestellt hatten.<br />
2.1.2 Landesplanung<br />
Gemäß § 8 Abs. 1 Raumordnungsgesetz (ROG) sind für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein landesweiter<br />
Raumordnungsplan sowie Raumordnungspläne für die Teilräume des Landes (Regionalpläne) aufzustellen.<br />
Die Inhalte der Raumordnungspläne sowie die Verfahrensvorschriften für die Aufstellung der<br />
Pläne sind im Raumordnungsgesetz sowie im Landesplanungsgesetz geregelt. Für die Aufstellung des<br />
<strong>Landesentwicklung</strong>splanes für den Gesamtraum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ist die oberste Raumordnungs-<br />
und Landesplanungsbehörde (Sächsisches Staatsministerium des Innern) zuständig.<br />
Gegenwärtig gilt der am 1. Januar 2004 als Verordnung in Kraft getretene <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
2003 (LEP 2003). Dieser hatte den seit 1994 verbindlichen LEP 1994 abgelöst.<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat sich für eine frühestmögliche Verknüpfung der Landschaftsplanung mit<br />
der räumlichen Gesamtplanung entschieden (sog. Primärintegration). Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
übernimmt damit zugleich die Funktion des Landschaftsprogramms. Durch die frühzeitige Integration<br />
wird gewährleistet, dass die raumordnerischen Festlegungen auf der Grundlage einer fundierten<br />
Bewertung von Natur und Landschaft erfolgen und raumordnerisch relevante Inhalte der Landschaftsplanung<br />
durch Grundsätze und Ziele der Raumordnung gesichert werden können. Damit erhalten<br />
sie das für ihre Umsetzung notwendige rechtsverbindliche Gerüst. Die nicht raumordnerisch<br />
relevanten Inhalte der Landschaftsplanung sind dem LEP 2003 als Anlage beigefügt. Sie sind bei<br />
Entscheidungen gemäß § 5 Abs. 3 Satz 1 Sächsisches Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) zu berücksichtigen.<br />
Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan koordiniert Nutzungsansprüche an den Raum in vertikaler (Zusammenspiel<br />
Land - Region - Gemeinde) als auch in horizontaler Richtung (Fachpolitiken). Mit seinen wesentlichen<br />
Instrumenten (Zentrale Orte, Achsen, Raumkategorien, Vorrang-, Vorbehalts- und Eignungsgebiete)<br />
gibt er landesweit ein räumliches Orientierungsmuster für Standortentscheidungen<br />
der Fachplanungsträger und für private Investoren sowie vor allem den Rahmen für die konkrete<br />
Ausformung auf der Ebene der Regionalplanung vor.<br />
Eine wesentliche Zielsetzung des LEP 2003 bestand darin, die regionale Ebene im Sinne des Subsidiaritätsgedankens<br />
als die sachgerechte Entscheidungsebene für räumliche Entwicklungen aufzuwerten.<br />
Insofern erfolgten im LEP 2003 selbst, entgegen dem LEP 1994, bis auf wenige Ausnahmen<br />
keine landesweiten zeichnerischen Festsetzungen über Raumnutzungen, sondern entsprechende<br />
Handlungsaufträge an die Träger der Regionalplanung (siehe Kap. 2.1.3), damit die Regionen nach<br />
einer landesweit einheitlichen Verfahrensweise letztendlich über die jeweiligen Raumnutzungen<br />
selbst entscheiden können. Als Entscheidungsgrundlage für diese Festsetzungen stellen die sieben<br />
Erläuterungskarten des LEP 2003 lediglich Gebietskulissen (z. B. für die Rohstoffsicherung) als<br />
„Suchraum“ für die Träger der Regionalplanung dar. Im Vergleich zum LEP 1994 wurde beispielsweise<br />
auch dem Thema vorbeugender Hochwasserschutz als regionaler Aspekt ein besonderes Gewicht<br />
eingeräumt. Das Kapitel „Regionalentwicklung“ wurde – auch mit Blick auf die damals bevorstehende<br />
EU-Erweiterung – neu aufgenommen.<br />
Ein wesentliches Kernstück des LEP 2003, besonders vor dem Hintergrund des fortschreitenden<br />
demografischen Wandels und zurückgehender öffentlicher Finanzen, war die Reform des Zentrale-<br />
Orte-Konzeptes. Die Anzahl der im LEP 1994 ausgewiesenen Mittelzentren wurde auf ein tragfähiges<br />
Maß verringert. Zudem wurden das bisher vierstufige System der Zentralen Orte auf drei Stufen<br />
23
eduziert und für die Ausweisung von Grundzentren durch die Regionalplanung Kriterien festgelegt.<br />
Mit der Möglichkeit der Festlegung von Versorgungs- und Siedlungskernen sollen Konzentrationsprozesse<br />
überörtlicher Infrastruktur unterstützt werden.<br />
Mit dem Vorliegen des LEP 2003 war die Grundlage für die Fortschreibung der Regionalpläne gegeben.<br />
Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan ist auf einen Zeitraum von ca. 10 Jahren ausgerichtet. Er ist bei<br />
Bedarf durch Fortschreibung der weiteren Entwicklung anzupassen.<br />
2.1.3 Regionalplanung<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen obliegt die Regionalplanung den kommunal verfassten Regionalen Planungsverbänden.<br />
Sie setzen sich jeweils aus den zugehörigen Landkreisen und Kreisfreien Städten zusammen.<br />
Seit dem 1. August 2008 (Inkrafttreten der Kreisgebiets- und Funktionalreform) existieren in<br />
Sachsen nur noch vier Regionale Planungsverbände, da zu diesem Zeitpunkt die bisherigen Regionalen<br />
Planungsverbände Südwestsachsen und Chemnitz/Erzgebirge zum neuen Regionalen Planungsverband<br />
Südsachsen fusionierten. Gleichzeitig wurde das Gebiet des ehemaligen Kreises Döbeln (Planungsverband<br />
Westsachsen) dem neu gebildeten Verband Südsachsen, der sich Ende 2009 in „Planungsverband<br />
Region Chemnitz“ umbenannt hat, zugeordnet. Der Regionale Planungsverband<br />
Westsachsen trägt seit Mitte <strong>2010</strong> den Namen „Leipzig-Westsachsen“.<br />
Karte 3: Regionale Planungsverbände in Sachsen<br />
Die Regionalen Planungsverbände sind nach § 4 Abs. 1 SächsLPlG verpflichtet, für ihre Planungsregion<br />
einen Regionalplan aufzustellen. Die Regionalpläne sind aus dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan des<br />
<strong>Freistaat</strong>es Sachsen zu entwickeln. In den Regionalplänen werden die Grundsätze nach § 2 ROG<br />
sowie die Ziele und Grundsätze des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes auf der Grundlage einer Bewertung<br />
24
des Zustandes von Natur und Landschaft sowie der Raumentwicklung räumlich und sachlich ausgeformt.<br />
Die Regionalpläne übernehmen zugleich auch die Funktion der Landschaftsrahmenpläne nach<br />
§ 5 SächsNatSchG.<br />
Basierend auf dem <strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 wurde mittlerweile die zweite Generation der<br />
Regionalpläne erstellt. Aus dem LEP 2003 ergaben sich dabei für die Fortschreibung der Regionalpläne<br />
folgende Handlungsaufträge an die Regionalen Planungsverbände:<br />
Leitbild dem Regionalplan voranstellen<br />
Ausweisung der Grundzentren<br />
Ausweisung von Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen<br />
Ausweisung von Regionalen Achsen<br />
grenzübergreifende Abstimmung von Planungen und Maßnahmen, Entwicklung gemeinsamer<br />
grenzübergreifender Raumordnungspläne mit polnischen und tschechischen Regionen<br />
Ausweisung von „Sanierungsbedürftigen Bereichen der Landschaft“ sowie „Bereichen der Landschaft<br />
mit besonderen Nutzungsanforderungen“<br />
Festlegung von Gebieten, in denen unvermeidbare Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes oder<br />
des Landschaftsbildes an anderer Stelle ausgeglichen oder ersetzt werden können<br />
Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten (VRG/VBG) für Natur und Landschaft (Landschaftsbild/Landschaftserleben,<br />
Arten- und Biotopschutz); Kennzeichnung eines ökologischen<br />
Verbundsystems auf Grundlage der ausgewiesenen VRG/VBG Natur und Landschaft (Arten- und<br />
Biotopschutz)<br />
Ausweisung von VRG/VBG für den vorbeugenden Hochwasserschutz und von Vorrang- und Vorbehaltsstandorten<br />
für den technischen Hochwasserschutz<br />
Ausweisung von Böden mit besonderer Funktionalität (auch als VRG/VBG Bodenschutz)<br />
Ausweisung von Frisch- und Kaltluftentstehungsgebieten<br />
Ausweisung von regionalen Grünzügen und Grünzäsuren<br />
Ausweisung von VRG/VBG für die Rohstoffsicherung (Abbau von Bodenschätzen)<br />
Ausweisung von VRG für Braunkohlenabbau<br />
Darstellung von Tourismusgebieten und Ergänzung durch regional bedeutsame Gebiete sowie<br />
Formulierung von Grundsätzen und Zielen<br />
Ausweisung von Gebieten für die Erholungsnutzung an Gewässern<br />
Mitwirkung bei Reit- und Radwegekonzeptionen in den Regionen<br />
Ausweisung regional bedeutsamer Flächen für die landwirtschaftliche Produktion als VRG/VBG<br />
Landwirtschaft<br />
Ausweisung von VRG/VBG zur Erhöhung des Waldanteils<br />
Ausweisung von VRG/VBG zum Schutz vorhandenen Waldes<br />
Ausweisung von VRG/VBG Weinbau<br />
Raumordnerische Sicherung der im Fachlichen Entwicklungsplan Verkehr und im LEP 2003 enthaltenen<br />
Trassen und Korridore<br />
Sicherung der räumlichen Vorraussetzungen zur Nutzung der Braunkohle<br />
Festlegungen zur räumlichen Nutzung erneuerbarer Energien, sofern konzeptionelle Grundlagen<br />
vorliegen<br />
Sicherung der räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie (VRG/VBG, Eignungsgebiete)<br />
25
Ausweisung von VRG/VBG für die Trinkwasserversorgung<br />
Ausweisung von Siedlungsbeschränkungsbereichen für Verkehrsflughäfen und ausgewählte<br />
Verkehrslandeplätze<br />
Ausweisung von VRG für Verteidigung<br />
Die Handlungsaufträge wurden, den spezifischen regionalen Gegebenheiten der jeweiligen Planungsregion<br />
entsprechend, umgesetzt.<br />
Im Sinne der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001<br />
über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (SUP-Richtlinie) war<br />
bei der Fortschreibung der Regionalpläne erstmals eine Umweltprüfung durchzuführen. Rechtsgrundlage<br />
hierfür war § 7 Abs. 5 bis 10 des Raumordnungsgesetzes vom 18.08.1998, zuletzt geändert<br />
durch Art. 10 G v. 9.12.2006 (ROG) und § 2 Abs.1 und 3 Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung<br />
des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (SächsLPlG). Da die Regionalpläne zugleich auch die Funktion der<br />
Landschaftsrahmenpläne gemäß Sächsischem Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) übernehmen,<br />
dokumentieren die Umweltberichte gleichermaßen die Umweltprüfung der Landschaftsrahmenpläne.<br />
Gemäß § 2 Abs. 3 SächsLPlG umfasst die Umweltprüfung „…auch die Prüfung der Verträglichkeit mit<br />
den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen<br />
Vogelschutzgebietes nach § 22b Abs. 8 des Sächsischen Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege<br />
(SächsNatSchG)“<br />
Derzeit sind folgende Regionalpläne und Teilfortschreibungen in Sachsen verbindlich:<br />
Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen:<br />
Regionalplan Westsachsen: in Kraft getreten am 25.07.2008<br />
Planungsverband Region Chemnitz:<br />
Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge: in Kraft getreten am 31.07.2008,<br />
Teilfortschreibung Wind: in Kraft getreten am 20.10.2005,<br />
Teilfortschreibung „Industrie und Gewerbe“: in Kraft getreten am 28.10.2004 sowie<br />
Regionalplan Südwestsachsen: in Kraft getreten am 31.07.2008<br />
Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />
Regionalplan Oberes Elbtal/Osterzgebirge: in Kraft getreten am 19.11.2009 (mit Ausnahme des<br />
Teils Windenergienutzung),<br />
Teilfortschreibung Wind: in Kraft getreten am 24.04.2003<br />
Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien:<br />
Regionalplan Oberlausitz-Niederschlesien: in Kraft getreten am 04.02.<strong>2010</strong><br />
In Fortschreibung befinden sich folgende (Teil-)Regionalpläne:<br />
Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen:<br />
Beschluss der Verbandsversammlung zur Teilfortschreibung B 87n vom 23.05.2008;<br />
Beschluss der Verbandsversammlung zur Teilfortschreibung "Energieversorgung und erneuerbare<br />
Energien" vom 18.12.2009<br />
Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />
Beschluss der Verbandsversammlung zur Fortschreibung der Ziele und Grundsätze zur Windenergienutzung<br />
am 09.12.2009<br />
Planungsverband Region Chemnitz:<br />
Beschlussfassung der Verbandsversammlung zur Neuaufstellung eines Regionalplanes für die<br />
neue Planungsregion am 12.11.2008<br />
26
Ausgewählte Aktivitäten der Regionalen Planungsverbände zur Regionalentwicklung<br />
Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 beteiligten sich die Regionalen Planungsverbände aktiv an Maßnahmen<br />
der Regionalentwicklung gemäß LEP 2003, Kap. 3. Die nachfolgende, beispielhafte Auswahl<br />
von Maßnahmen gliedert sich nach Schwerpunktthemen entsprechend den aktuellen Herausforderungen<br />
in der Regionalentwicklung:<br />
1. Demografischer Wandel, Daseinsvorsorge:<br />
Oberlausitz-Niederschlesien:<br />
� Projekt „Zukunftschancen im ländlichen Raum“ der Modellregion Oberlausitz-<br />
Niederschlesien (Aufbau eines strategischen Netzwerkes „Ländlicher Raum“ mit Akteuren<br />
aus der Region, als Pendant zum in der Oberlausitz bereits bestehenden „Städtenetzwerk“;<br />
Entwicklung von Anpassungsstrategien und Maßnahmen, mit denen den<br />
Folgen des Demografischen Wandels gegengesteuert werden kann)<br />
2. Klima und Energie:<br />
Leipzig-Westsachsen:<br />
� Modellregion im MORO „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ (Entwicklung<br />
regionaler Klimaanpassungsstrategien auf Basis des raumordnerischen Instrumentariums)<br />
� Mitarbeit am Forschungsvorhaben „Globale und Regionale räumliche Verteilung von<br />
Biomassepotenzialen – Status Quo und Möglichkeiten der Präzisierung, Teilprojekt:<br />
Regionale Biomassepotenziale in Deutschland“ , „Energie aus Biomasse – Aufgaben für<br />
die Raumplanung?“, (Forschungsvorhaben zur Implementierung einer nachhaltigen<br />
Biomassestrategie sowie zu Steuerungsmöglichkeiten und -grenzen beim Ausbau der<br />
energetischen Biomassenutzung)<br />
� Praxispartner aus der Regionalplanung im Forschungsvorhaben „Nachhaltige Landnutzung<br />
im Spannungsfeld umweltpolitisch konfligierender Zielsetzungen am Beispiel der<br />
Windenergiegewinnung“<br />
Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />
� Modellregion im MORO „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ (Klimafit)<br />
Oberlausitz-Niederschlesien:<br />
� Projekt Regionale Klimaanpassungsstrategie „Vulnerabilitätsstudie Oberlausitz-<br />
Niederschlesien“ (Verletzbarkeit gegenüber den Folgewirkungen des Klimawandels und<br />
Ableitung von Anpassungsmaßnahmen und -strategien)<br />
3. Flächenmanagement<br />
Leipzig-Westsachsen<br />
� Praxispartner im Verbundprojekt der Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg „Ziele<br />
und übertragbare Handlungsstrategien für ein kooperatives regionales Flächenmanagement<br />
unter Schrumpfungstendenzen in der Kernregion Mitteldeutschland – KoReMi“<br />
(sparsamer Umgang mit Siedlungsfläche und Kulturlandschaft, angemessene Ausstattung<br />
mit technischen und verkehrlichen Infrastrukturen, effiziente Verteilung öffentlicher<br />
Aufgaben; regionaler Ansatz zum nachhaltigen Flächenmanagement, zum Erhalt<br />
der Lebensqualität und zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Regionen)<br />
27
28<br />
4. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
Oberlausitz-Niederschlesien:<br />
� Koordinierung der regionalen Raumentwicklung in der Euroregion Neiße – KOREG<br />
(Projekt mit dem Niederschlesischen Oberlausitzkreis und der Kommunalgemeinschaft<br />
Euroregion Neiße e. V. für eine verbesserte Verständigung und Zusammenarbeit einschl.<br />
Übersetzung ausgewählter deutscher, polnischer und tschechischer Dokumente der<br />
Regionalplanung und der Bauleitplanung in die Sprache des jeweiligen Nachbarlandes)<br />
� Partnerschaftsvereinbarung des RPV Oberlausitz-Niederschlesien mit dem Powiat<br />
Legnicki (Schwerpunkte Kommunale Zusammenarbeit der Verwaltungen, im Bildungs-<br />
und Schulwesen, Sport, Umweltschutz, Fremdenverkehr, Regionalplanung, Raumordnung,<br />
Flächennutzungsplanung, Städtebau, Verkehrsnetzplanung, Informationsaustausch<br />
hinsichtlich des aktiven Braunkohlenbergbaus und der Windkraftnutzung)<br />
5. Projekte der Bergbaufolgelandschaften<br />
Leipzig-Westsachsen<br />
� Workshop-Prozess Mitteldeutsche Seenlandschaft und Gewässerverbund Region Leipzig<br />
unter dem Dach des Regionalforums Mitteldeutschland<br />
� Seenkatalog Mitteldeutschland 2007 (Neuauflage <strong>2010</strong>) unter Federführung RPV<br />
Westsachsen<br />
� Erarbeitung von Studien zu den „wassertouristischen Keimzellen“ („ECMP-Studie“<br />
2006), zu den Gewässerverbünden Zwenkauer-Cospudener See und Seelhausener-<br />
Großer Goitzschesee, „Anbindung des Markkleeberger Sees an die Pleiße“ und „Konzeption<br />
zur nachhaltigen Nutzung der Tagebauseen in der Region Leipzig“, zur Broschüre<br />
„Touristischer Gewässerverbund Region Leipzig“ sowie für die fachliche Begleitung der<br />
NATURA-2000-Verträglichkeitsunter-suchungen für das „Wassertouristische Nutzungskonzept<br />
Region Leipzig“.<br />
Oberlausitz-Niederschlesien:<br />
� Entwicklungskonzept für die Gemeinden Trebendorf, Schleife und Groß Düben unter<br />
den Bedingungen des langfristigen Braunkohlenbergbaus Tagebau Nochten unter Federführung<br />
des Regionalen Planungsverbandes<br />
Region Chemnitz:<br />
� Erarbeitung einer ganzheitlichen integrierten Entwicklungsstrategie für den Teilraum<br />
Zwickau-Lugau-Oelsnitz/E. der „FLOEZ-Region“ (Steinkohle)<br />
6. weitere Schwerpunktaktivitäten der Regionalentwicklung<br />
Leipzig-Westsachsen<br />
� Mitwirkung beim Planspiel des Deutschen Instituts für Urbanistik im Auftrag des<br />
BMVBS zur ROG-Novelle;<br />
� Moderation und Übernahme von fachlichen Beratungs- und Begleitaufgaben im Kommunalen<br />
Forum, Südraum Leipzig, zur Fortschreibung des REK innerhalb der AG 2 zur<br />
interkommunalen Zusammenarbeit<br />
Oberes Elbtal/Osterzgebirge:<br />
� Unterstützung des Projektes „Korb regionaler Produkte“, Leitung der begleitenden<br />
Projektgruppe der Region Dresden<br />
� Koordination Regionales Entwicklungskonzept (REK) Region Dresden
2.1.4 Braunkohlenplanung<br />
In den Braunkohlenplangebieten Westsachsen und Oberlausitz-Niederschlesien ist als Teilregionalplan<br />
für jeden Tagebau ein Braunkohlenplan, bei stillgelegten Tagebauen als Sanierungsrahmenplan,<br />
durch die betroffenen Regionalen Planungsverbände aufzustellen. Die Braunkohlenpläne enthalten,<br />
soweit es für die räumliche Entwicklung, Ordnung und Sicherung erforderlich ist, Festlegungen zu<br />
den Abbaugrenzen und Sicherheitslinien des Abbaus, den Grenzen der Grundwasserbeeinflussung,<br />
den Haldenflächen und deren Sicherheitslinien,<br />
den fachlichen, räumlichen und zeitlichen Vorgaben,<br />
den Räumen, in denen Änderungen an Verkehrswegen, Vorflutern, Leitungen aller Art vorzunehmen<br />
sind,<br />
den durch die Inanspruchnahme von Gebieten erforderlichen Umsiedlungen sowie<br />
den Grundzügen der Wiedernutzbarmachung der Oberfläche, zur anzustrebenden Landschaftsentwicklung<br />
im Rahmen der Wiedernutzbarmachung sowie zur Revitalisierung von Siedlungen.<br />
Die Betriebspläne der im Braunkohlenplangebiet tätigen Bergbauunternehmen und die Sanierungsvorhaben<br />
sind mit den Braunkohlenplänen in Einklang zu bringen. Grundlage der Braunkohlenpläne<br />
für die „aktiven“ Tagebaue sind die langfristigen energiepolitischen Vorstellungen der Staatsregierung.<br />
Für die langfristig fortzuführenden Tagebaue Nochten und Reichwalde im Braunkohlenplangebiet<br />
Oberlausitz-Niederschlesien sind die Braunkohlenpläne seit 1994 verbindlich. Seit Oktober 2007<br />
befindet sich der Braunkohlenplan Nochten in der Fortschreibung. Anlass ist die vom Bergbauunternehmen<br />
Vattenfall Europe Mining AG angestrebte Inanspruchnahme des im Braunkohlenplan von<br />
1994 als Vorranggebiet für die Braunkohlengewinnung ausgewiesenen Bereichs durch den voranschreitenden<br />
Bergbau.<br />
Für den kleinen sächsischen Teil des Braunkohlentagebaus Welzow-Süd, Weiterführung in den<br />
räumlichen Teilabschnitt I (sächsischer Teil), wird seit Mai 2009 ein Braunkohlenplan in enger inhaltlicher<br />
und zeitlicher Abstimmung mit den entsprechenden Braunkohlenverfahren in Brandenburg<br />
aufgestellt.<br />
Der seit März 1999 verbindliche Braunkohlenplan für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain (Braunkohlenplangebiet<br />
Westsachsen) wurde im November 2003 durch das Sächsische Oberverwaltungsgericht<br />
aus formellen Gründen für nichtig erklärt. Im Dezember 2003 wurde mit dem Verfahren zur<br />
Neuaufstellung des Braunkohlenplanes Schleenhain begonnen.<br />
Für das Braunkohlenplangebiet Oberlausitz-Niederschlesien sind 14 Sanierungsrahmenpläne aufgestellt<br />
und für verbindlich erklärt worden. Davon wurde inzwischen der Sanierungsrahmenplan<br />
Olbersdorf aufgehoben, da seine Ziele hinsichtlich der Bergbausanierung vollständig umgesetzt sind.<br />
Für die anderen 13 Sanierungsrahmenpläne wurde im Juli 2007 die Fortschreibung beschlossen, mit<br />
dem Ziel, die festgelegten Raumnutzungen künftig in den Regionalplan zu integrieren.<br />
Für das Braunkohlenplangebiet Westsachsen liegen sieben verbindliche Sanierungsrahmenpläne vor,<br />
ein Plan befindet sich in der Fortschreibung.<br />
29
Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne (20.05.<strong>2010</strong>)<br />
Braunkohlenplangebiet<br />
Westsachsen<br />
1. Braunkohlenpläne<br />
Profen verbindlich seit 9/2000 Nochten<br />
Vereinigtes<br />
Schleenhain<br />
Borna-Ost/ Bockwitz<br />
Delitzsch-Südwest/<br />
Breitenfeld<br />
Espenhain<br />
Goitsche<br />
Haselbach<br />
Witznitz<br />
Zwenkau/Cospuden<br />
Neuaufstellung seit<br />
12/2003<br />
verbindlich seit<br />
8/1998<br />
Reichwalde<br />
2. Sanierungsrahmenpläne<br />
verbindl. seit 12/1999, zuletzt<br />
geändert mit der 7/2008<br />
in Kraft getretenen Teilfortschreibung<br />
Fortschreibung verbindl. seit<br />
4/2004, zuletzt geändert mit<br />
der 7/2008 in Kraft getretenen<br />
Teilfortschreibung<br />
verbindl. seit 12/2002,<br />
Fortschreibung seit<br />
12/2002<br />
verbindl. seit 6/2002, Fortschreibung<br />
seit 6/2004 in<br />
Kopplung mit Neuaufstellung<br />
Vereinigtes Schleenhain<br />
verbindlich seit 9/2000,<br />
zuletzt geändert mit der im<br />
Juli in Kraft getretenen<br />
Teilfortschreibung<br />
Fortschreibung verbindlich<br />
seit 6/2006<br />
Bärwalde,<br />
Berzdorf<br />
Burghammer<br />
Heide<br />
Braunkohlenplangebiet<br />
Oberlausitz-Niederschlesien<br />
Laubusch/Kortitzmühle<br />
Lohsa Teil 1,<br />
Skado und Koschen<br />
Lohsa Teil 2<br />
Olbersdorf<br />
Scheibe<br />
Spreetal<br />
Tgb. I Werminghoff<br />
(Knappenrode)<br />
Trebendorfer Felder<br />
Zeißholz<br />
Tab. 1: Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne<br />
30<br />
verbindlich seit 5/1994,<br />
Fortschreibung seit<br />
10/2007<br />
verbindlich seit<br />
5/1994<br />
beide verbindlich seit<br />
2/1999, Fortschreibung seit<br />
7/2007<br />
verbindlich seit 9/2001,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 9/2002,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 2/1999,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
beide verbindlich seit<br />
9/1997, Fortschreibung seit<br />
7/2007<br />
verbindlich seit 3/2002,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
Verbindliche Aufhebung<br />
eingetreten 2/<strong>2010</strong><br />
verbindlich seit 6/2002,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 8/2003,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 8/2004,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 11/2004,<br />
Fortschreibung seit 7/2007<br />
verbindlich seit 5/2004,<br />
Fortschreibung seit 7/2007
2.2 Verfahren der Raumordnung<br />
Aufgabe der Raumordnung ist es, die unterschiedlichen Anforderungen an den Raum und die sich<br />
daraus ergebenden Konflikte und Chancen zu prüfen, zu bewerten und mit dem Ziel einer optimalen<br />
Entwicklung des Landes und seiner Teilräume in Übereinstimmung zu bringen. Das Raumordnungsverfahren<br />
ist ein förmliches Verfahren zur Prüfung der Vereinbarkeit eines raumbedeutsamen Vorhabens<br />
mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und zur Abstimmung mit raumbedeutsamen<br />
Vorhaben anderer öffentlicher und sonstiger Planungsträger. Raumordnungsverfahren werden in<br />
Sachsen von den oberen Raumordnungsbehörden bei den heutigen Landesdirektionen (LD) durchgeführt.<br />
Im Berichtszeitraum konnten insgesamt elf Raumordnungsverfahren abgeschlossen werden,<br />
wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich ist.<br />
LD Vorhabentyp ROV zum Vorhaben … Dauer Ergebnis<br />
LDL<br />
LDC<br />
LDD<br />
Rohstoffabbauvorhaben<br />
Großflächiger Einzelhandel <br />
Rohstoffabbauvorhaben <br />
Hochspannungsfreileitung<br />
Ferngasleitung<br />
Rohstoffabbauvorhaben<br />
Ferngasleitung<br />
Schienen-/ Straßentrassen<br />
Freizeit, Erholung,<br />
Tourismus<br />
Hochspannungsfreileitung <br />
Rohstoffabbauvorhaben<br />
Kiesgewinnung Leipzig-Schönau (Fortführung)<br />
Erweiterung und Umstrukturierung EKZ<br />
„PEP“ Torgau<br />
Kiesgewinnung Leipzig-Hirschfeld<br />
II/Wolfshain (Brandis)(Fortführung)<br />
Verlegung 110kV Freileitung Lippendorf-<br />
Gößnitz im Bereich der Tagebauerweiterung<br />
Schleenhain<br />
Leitung „Mitteleuropäische Transversale“<br />
(sächsischer Teil, Gesamtstellungnahme<br />
unter Einbezug der LD Chemnitz)<br />
Rohstoffgewinnungsvorhaben Kiessandtagebau<br />
Schneppendorf, Stadt Zwickau /<br />
Gemeinde Mülsen, Landkreis Zwickau<br />
Erdgasfernleitung OPAL, DN 1400 von<br />
Greifswald nach Olbernhau, Trassenabschnitt<br />
Sachsen von Großenhain nach<br />
Olbernhau (sächsischer Teil, Gesamtstellungnahme<br />
unter Einbeziehung der LD<br />
Chemnitz)<br />
Verkehrsbauvorhaben<br />
"S94/S95/S100/S102, Neubau Süd-, Westund<br />
Nord-West-Umgehung Kamenz, Lkr.<br />
Bautzen<br />
Schlossrekonstruktion und Ferienhausanlage<br />
einschließlich Errichtung eines Golfplatzes,<br />
Gemeinde Wülknitz, Lkr. Meißen<br />
110 kV-Freileitung Reinhardtsgrimma-<br />
Ulberndorf, Lkr. Sächsische Schweiz/<br />
Osterzgebirge<br />
Neuaufschluss Kiessandlagerstädte Berzdorf-Ost,<br />
Lkr. Görlitz (Fristverzug bedingt<br />
durch die Beteiligung Polens)<br />
Tab. 2a: Abgeschlossene Raumordnungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009<br />
6 Monate<br />
5 Monate<br />
5 Monate<br />
3 Monate<br />
11 Monate<br />
5 Monate<br />
6 Monate<br />
9 Monate<br />
8 Monate<br />
6 Monate<br />
8 Monate<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
im Wesentlichen<br />
keine Befürwortung<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben bzw.<br />
Wahl alternativer<br />
Trassen<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
Befürwortung mit<br />
Maßgaben<br />
31
In begründeten Einzelfällen kann in einem Zielabweichungsverfahren nach Anhörung der berührten<br />
Stellen die Abweichung von einem Ziel der Raumordnung zugelassen werden, wenn diese Abweichung<br />
unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht<br />
berührt werden. Ein Zielabweichungsverfahren führt die Vereinbarkeit von Planungen und Maßnahmen<br />
mit den Erfordernissen der Raumordnung herbei, ohne einen entgegenstehenden Raumordnungsplan<br />
zu ändern. Die heutigen Landesdirektionen führen die Zielabweichungsverfahren als gesonderte<br />
Verfahren durch. Im Berichtszeitraum wurden 16 Zielabweichungsverfahren abgeschlossen.<br />
LD Vorhabentyp Zielabweichungsverfahren Dauer Ergebnis<br />
LDL<br />
LDC<br />
LDD<br />
Handel<br />
Errichtung eines Lebensmittelsupermarktes<br />
in Kitzscher<br />
5 Monate<br />
Verkehr Verlegung der B181 bei Dölzig 10 Monate<br />
Handel<br />
Energieversorgung und<br />
erneuerbare Energien<br />
Handel<br />
Gewerbliche Wirtschaft<br />
Gewerbliche Wirtschaft<br />
Gewerbliche Wirtschaft<br />
Gewerbliche Wirtschaft<br />
Freizeit, Erholung, Tourismus<br />
Freizeit, Erholung, Tourismus<br />
Freizeit, Erholung, Tourismus<br />
Schutz, Pflege und<br />
Entwicklung von Natur<br />
und Landschaft<br />
Gewerbliche Wirtschaft<br />
Energieversorgung und<br />
erneuerbare Energien<br />
Energieversorgung und<br />
erneuerbare Energien<br />
Errichtung eines Lebensmittelsupermarktes<br />
in Neukieritzsch<br />
2 Monate<br />
Energiepark in Doberschütz 3 Monate<br />
Erweiterung einer großflächigen Einzelhandelseinrichtung<br />
in Siebenlehn<br />
Erweiterung eines ortsansässigen Unternehmens<br />
in der Gemeinde Gornau<br />
Ansiedlung eines nicht produzierenden<br />
Gewerbebetriebes in Falkenstein-<br />
Siebenhitz<br />
Erweiterung des Gewerbeparks der Stadt<br />
Wolkenstein<br />
Umsiedlung eines nicht produzierenden<br />
Gewerbebetriebes in Treuen<br />
Erweiterung eines Freizeitparks in Lengenfeld<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
12 Monate Keine Zulassung<br />
3 Monate Zulassung<br />
1 Monat Zulassung<br />
9 Monate Zulassung<br />
1 Monat Zulassung<br />
4 Monate Zulassung<br />
Golfplatz am Berzdorfer See 6 Monate Zulassung<br />
Touristische Vorhaben am Südufer des<br />
Bärwalder See<br />
Festsetzung Naturschutzgebiet "Rutschung<br />
P" am Berzdorfer See<br />
Nachnutzung einer ehemaligen Brennstoffaufbereitungsanlage<br />
für gewerbliche<br />
Zwecke in Spreetal<br />
Errichtung von Windenergieanlagen in<br />
Schöpstal<br />
Ausweisung eines Sondergebiets Winderenergie<br />
durch die Stadt Hoyerswerda<br />
5 Monate<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
4 Monate Zulassung<br />
3 Monate<br />
3 Monate<br />
Tab. 2b: Abgeschlossene Zielabweichungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009<br />
32<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
Zulassung unter<br />
Beachtung von<br />
Auflagen<br />
34 Monate Keine Zulassung
3 Raumstrukturelle Entwicklungen<br />
3.1 Raumstruktur<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist mit Stand vom 01.01.<strong>2010</strong> administrativ in drei Direktionsbezirke, 10 Landkreise<br />
mit insgesamt 482 kreisangehörigen Gemeinden sowie drei Kreisfreie Städte gegliedert. Die<br />
Anzahl der Gemeinden hat sich damit auf Grundlage von freiwilligen Zusammenschlüssen im<br />
Berichtszeitraum von 515 (31.12.2005) auf 485 (01.01.<strong>2010</strong>) verringert.<br />
Die Raumstruktur wird weitgehend geprägt durch das System der Zentralen Orte, die als Leistungsträger<br />
das Grundgerüst für eine ausgewogene Entwicklung in allen Landesteilen bilden. Das mit dem<br />
LEP 2003 gestraffte System der Ober- und Mittelzentren ist im Berichtszeitraum in den Regionalplänen<br />
der zweiten Generation um die Grundzentren ergänzt worden. Als Verbindungselemente der<br />
Struktur dienen die Verbindungsachsen, die im LEP 2003 generalisiert als überregionale Achsen ausgewiesen<br />
und in den Regionalplänen ausgeformt und durch regionale Achsen ergänzt wurden.<br />
Der unterschiedlichen bevölkerungs- und siedlungsstrukturellen Situation wird durch die Ausweisung<br />
von Raumkategorien im LEP 2003 Rechnung getragen. Diese Kategorien wurden auf Gemeindebasis<br />
abgegrenzt und in den letzten Jahren lediglich bei Eingemeindungen oder Gemeindezusammenschlüssen<br />
dem veränderten Gebietsstand angepasst, wenn Gemeinden aus unterschiedlichen<br />
Raumkategorien beteiligt waren.<br />
3.1.1 Allgemeine raumstrukturelle Entwicklung<br />
Karte 4: Raumstruktur<br />
33
Schwerpunkte der raumstrukturellen Entwicklung sind die Zentralen Orte, die auch für ihr jeweiliges<br />
Umland Versorgungs- und Entwicklungsfunktionen wahrnehmen. Das dreistufige zentralörtliche<br />
Konzept hat sich bewährt und sollte auch weiterhin verfolgt werden.<br />
Zukunftsfähige Strukturen bei weiterem Rückgang der Einwohnerzahlen bedürfen eines klaren Leitbildes<br />
für die Entwicklung der Regionen (LEP-Ziel Z 2.1.5). Dem wurde in den Regionalplänen Rechnung<br />
getragen, in dem in den jeweiligen Leitbildern insbesondere die Schwerpunkte Stärkung der<br />
Wirtschaftskraft und der Standortattraktivität sowie nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen<br />
und Potenziale verankert wurden. Kooperationen und Vernetzungen regionaler Leistungsträger<br />
werden dabei ebenso bewusst unterstützt, wie Leistungen im Sinne von ökologischen Ausgleichsfunktionen.<br />
Ziel der Landes- und Regionalplanung war und ist es, eine Verschärfung räumlicher<br />
Disparitäten zu vermeiden. Dabei kann auch bei der Förderung in peripheren, dünn besiedelten ländlichen<br />
Regionen nicht nach dem Gießkannenprinzip gehandelt werden. Die Stärkung der Wirtschaftskraft<br />
der Zentralen Orte muss mit der Intensivierung der funktionalen Verflechtungen mit<br />
dem Umland verbunden werden.<br />
Die Metropolregion „Sachsendreieck“ bezieht unter der neuen Bezeichnung „Metropolregion Mitteldeutschland“<br />
auch Städte aus Thüringen und Sachsen-Anhalt mit ein (siehe hierzu Kapitel 3.6.1). Die<br />
sächsischen Kernstädte der Metropolregion nehmen die sogenannte „Gateway-Funktion“ als Zugangspunkt<br />
zu anderen Metropolen bzw. Metropolregionen für den gesamten <strong>Freistaat</strong> wahr. In<br />
Bezug auf die Anbindung an metropolitane Funktionen gibt es in Sachsen peripher gelegene ländliche<br />
Regionen, von denen eine Erreichbarkeit der Kernstädte der Metropolregion mit Pkw-Fahrzeiten<br />
von mehr als 75 Minuten (teilweise mehr als 90 Minuten) verbunden ist.<br />
Karte 5: Erreichbarkeit der sächsischen Kernstädte der Metropolregion Mitteldeutschland (Quelle: eigene Berechnungen<br />
des SMI)<br />
34
3.1.2 Zentrale Orte und Mittelbereiche<br />
Die Stabilisierung des Systems der Zentralen Orte, insbesondere auch zur Sicherung der Daseinsvorsorge<br />
im ländlichen Raum war und ist eine wesentliche Aufgabe der Raumordnung und der Fachplanungen.<br />
Die mit dem LEP 2003 vorgenommene Straffung des Zentrale-Orte-Systems von vier auf<br />
drei Hierarchiestufen bei gleichzeitiger Verringerung der Gesamtzahl hat zweifellos zu einer Stärkung<br />
der verbliebenen Zentralen Orte beigetragen.<br />
Im LEP 2003 wurden neben den Oberzentren Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau sowie<br />
dem Oberzentralen Städteverbund Bautzen-Görlitz-Hoyerswerda insgesamt 38 Mittelzentren ausgewiesen,<br />
darunter drei Mittelzentrale Städteverbünde mit drei, vier bzw. sechs Städten. Von den 38<br />
Mittelzentren sind nach ihrer Lage und Funktion im Raum zwölf als Mittelzentrum im Verdichtungsraum<br />
und zehn als Ergänzungsstandorte im ländlichen Raum kategorisiert.<br />
In den Regionalplänen wurden auf der unteren Stufe des dreistufigen Zentrale-Ort-Systems insgesamt<br />
80 Grundzentren ausgewiesen, davon 12 Grundzentrale Städteverbünde mit je zwei Gemeinden,<br />
drei mit je drei Gemeinden und einer mit fünf Gemeinden.<br />
Regionaler Planungsverband Anzahl Grundzentren darunter Städteverbünde<br />
Leipzig-Westsachsen* 16 4<br />
Oberlausitz-Niederschlesien 15 3<br />
Oberes Elbtal/Osterzgebirge 18 1<br />
Region Chemnitz **<br />
*ehem. RPV Westsachsen (mit Altkreis Döbeln)<br />
18/ 13 5/ 3<br />
** ehem. RPV Chemnitz-Erzgeb. (ohne Altkreis Döbeln) / ehem. RPV Südwestsachsen<br />
Tab. 3: Ausweisung von Grundzentren in den Regionalplänen<br />
Von den 485 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (Stand 01.01.<strong>2010</strong>) haben damit 158 einen<br />
Zentral-Ort-Status (8 x Oberzentrum, 48 x Mittelzentrum, 102 x Grundzentrum). Bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl am 31.12.2009 wohnen 37,8 % der Sachsen in Oberzentren, 21,8 % in Mittelzentren<br />
und 16,6 % in Grundzentren. Damit hat der Anteil der Oberzentren an der Einwohnerzahl im Berichtszeitraum<br />
leicht zugenommen, hingegen ist der der Mittelzentren und der Grundzentren leicht<br />
zurückgegangen. Dieser Trend wird sich laut 5. Regionalisierter Bevölkerungsprognose des Statistischen<br />
Landesamtes bis 2025 weiter fortsetzen (OZ: 41 %, MZ: 21 %, GZ: 14,5 %).<br />
Hinsichtlich Einwohnerzahl, Größe und Siedlungsstruktur unterscheiden sich die Mittelzentren deutlich.<br />
Kleinstes (selbständiges) Mittelzentrum ist Niesky mit 10.168 Einwohnern, größtes ist Freiberg<br />
mit 41.701 Einwohnern (Stand 31.12.2009). Die größte Flächenausdehnung hat das Mittelzentrum<br />
Großenhain (130,24 km²), die kleinste das Mittelzentrum Coswig (25,85 km²).<br />
Bei den Städte- bzw. Gemeindeverbünden auf grundzentraler, aber auch auf mittelzentraler Ebene<br />
ist die Wahrnehmung einer tatsächlichen Funktionsteilung gemäß LEP 2003 (Kap. 2.3 – Begriffsdefinition)<br />
sehr unterschiedlich ausgeprägt. Problematisch ist dies insbesondere dann, wenn mehr<br />
als zwei Gemeinden zu einem solchen Verbund gehören und ein siedlungsstruktureller Zusammenhang<br />
nicht gegeben ist.<br />
Die im LEP 2003 zugrunde gelegten Kriterien für die Ausweisung als Mittelzentrum konnten Ende<br />
2009 nur noch 22 von 38 Mittelzentren erfüllen. Neben der sinkenden Einwohnerzahl in den Mittelzentren<br />
selbst – 18 von ihnen haben allein seit Ende 2005 mehr als 5 % ihrer Bevölkerung verloren –<br />
ist insbesondere im ländlichen Raum auch die Einwohnerzahl in den jeweiligen Mittelbereichen stark<br />
35
zurückgegangen. Für die Mittelzentren als Ergänzungsstandort im ländlichen Raum mit Einwohnerzahlen<br />
unter 15.000 galt als „Ersatz“-Kriterium die Kreisstadtfunktion. Eben diese Funktion<br />
haben aber fünf dieser Mittelzentren im Zuge der Kreisgebiets- und Funktionalreform 2008 verloren.<br />
Unter den Rahmenbedingungen des fortschreitenden demografischen Wandels müssen somit die<br />
Ausweisungskriterien für Zentrale Orte überprüft werden.<br />
21 Mittelzentren konnten trotz Wirtschaftskrise 2009 einen Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätzen gegenüber 2005 verzeichnen. Nach dem Rückgang zu Beginn des Berichtszeitraums<br />
konnten hier die Arbeitsplatzzahlen wieder ansteigen und damit die Funktion der Mittelzentren<br />
als Wirtschaftsstandort stabilisiert werden.<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
-<br />
Annaberg-Buchholz<br />
MZStV Silberberg<br />
Marienberg<br />
Arbeitsplätze (sv-pflichtig Beschäftigte am Arbeitsort) in den Mittelzentren 2005 bis 2009<br />
Stollberg/Erzgeb.<br />
Döbeln<br />
Freiberg<br />
Mittweida<br />
MZStV Göltzschtal<br />
Oelsnitz/Vogtl.<br />
Reichenbach im Vogtland<br />
Crimmitschau<br />
Glauchau<br />
MZStV Sachsenring<br />
Limbach-Oberfrohna<br />
Werdau<br />
Kamenz<br />
Radeberg<br />
Löbau<br />
Niesky<br />
Weißwasser/O.L.<br />
Zittau<br />
Coswig<br />
Abb. 4: Entwicklung der Arbeitsplatzzahlen in den Mittelzentren 2005 bis 2009<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Auch wenn 20 Mittelzentren bezüglich Verfügbarkeit von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen<br />
nicht mehr die Kriterien des LEP 2003 erfüllen, hat sich angesichts sinkender Einwohnerzahlen<br />
das Netz der bestehenden Mittelzentren, insbesondere unter dem Kriterium der flächendeckenden<br />
Erreichbarkeit zentralörtlicher Funktionen zur Sicherung der Daseinsvorsorge, bewährt. Dies gilt<br />
für die Bereiche des Gesundheitswesens, der Bildung, der Versorgung mit Waren des mittel- und<br />
langfristigen Bedarfs oder der öffentlichen Verwaltung. Dabei kommt vor allem den Mittelzentren<br />
außerhalb der Verdichtungsräume eine entscheidende Rolle zu.<br />
Von den 38 Mittelzentren verfügen 34 über ein Krankenhaus der Regelversorgung. Mit Ausnahme<br />
von Coswig und Stollberg/Erzg. (beide im Verdichtungsraum) verfügen alle Mittelzentren über mindestens<br />
eine Rettungswache. Mehrere vollstationäre Pflegeeinrichtungen gehören ebenfalls zur Ausstattung<br />
der Mittelzentren. Alle Mittelzentren besitzen Gymnasialstandorte sowie bis auf fünf Ausnahmen<br />
auch mindestens eine Berufsschule. Auch die Verteilung weiterer öffentlicher Behörden<br />
Einrichtungen orientiert sich am Netz der vorhandenen Mittelzentren.<br />
Bis auf zwei Ausnahmen haben alle Mittelzentren einen räumlich abgrenzbaren Verflechtungsbereich,<br />
auch als Mittelbereich bezeichnet. Diese Mittelbereiche werden im Wesentlichen durch die<br />
36<br />
Großenhain<br />
Meißen<br />
Radebeul<br />
Riesa<br />
Dippoldiswalde<br />
Freital<br />
Pirna<br />
Borna<br />
Grimma<br />
Markkleeberg<br />
Wurzen<br />
Delitzsch<br />
Eilenburg<br />
Oschatz<br />
Schkeuditz<br />
Torgau
Pendlereinzugsgebiete definiert. Durch die Erhöhung der Mobilität und die zunehmende Arbeits-,<br />
Versorgungs- und Erholungspendlerbewegung kommt es vielfach zu Überschneidungen von Mittelbereichen.<br />
Die Mittelbereiche der Oberzentren Chemnitz, Dresden und Leipzig überlagern zudem<br />
teilweise die der umliegenden Mittelzentren.<br />
Karte 6: Mittelbereiche<br />
Die Mittelbereiche folgen in vielen Fällen noch den bis 1994 geltenden Kreisstrukturen, was für ein<br />
gewisses Beharrungsvermögen der Pendlerverflechtungen trotz gewachsener Mobilität und veränderter<br />
administrativer Zuordnung spricht. Eine Korrelation zwischen Größe des Zentralen Ortes und<br />
Einwohnerzahl des Mittelbereiches ist nicht feststellbar. So differieren die Einwohnerzahlen der<br />
Mittelbereiche zwischen ca. 18.000 und ca. 120.000. Auch die Anzahl der zum jeweiligen Mittelbereich<br />
gehörenden Gemeinden ist sehr unterschiedlich, was unter anderem darauf zurückzuführen ist,<br />
dass einige Mittelzentren inzwischen Teile ihres Mittelbereiches eingemeindet haben. Die Mittelzentren<br />
im Verdichtungsraum haben zum Teil keinen ausgeprägten Verflechtungsbereich, bilden<br />
jedoch innerhalb des Verdichtungsraumes auf Grund ihrer Gemeindegröße einen Schwerpunkt beim<br />
Arbeitsplatz- und Versorgungsangebot.<br />
Die Erreichbarkeit eines Mittelzentrums in zumutbarer Entfernung (lt. LEP 2003 60 Minuten) ist im<br />
PKW-Verkehr aus allen Gemeinden grundsätzlich gewährleistet. Die zurück gegangene Auslastung<br />
des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und die daraus folgende Ausdünnung der Angebote in<br />
der Fläche stellen allerdings neue Herausforderungen an die öffentliche Verkehrserschließung dünn<br />
besiedelter ländlicher Regionen (siehe auch Kapitel 4.4.1.3).<br />
37
Die Oberbereiche der Oberzentren lassen sich auf Grund der großräumigen Überschneidungen der<br />
funktionsbezogenen Einzugsbereiche heute nicht mehr eindeutig abgrenzen. Außerdem gehen diese<br />
Funktionsbereiche zum Teil weit über die Landesgrenzen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen hinaus (siehe dazu<br />
auch die Kapitel 3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland sowie Kapitel 3.6.3 Europäische<br />
territoriale Zusammenarbeit). Die Notwendigkeit einer räumlichen Abgrenzung von Oberbereichen<br />
im LEP sollte deshalb geprüft werden.<br />
3.1.3 Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen<br />
Das raumordnerische Grundgerüst der Zentralen Orte wird in den Regionalplänen weiter ergänzt<br />
durch die Gemeinden mit besonderen Gemeindefunktionen. Diese Möglichkeit wurde in den Planungsverbänden<br />
von der Vielfalt und Intensität her sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />
Besondere Gemeindefunktionen sind gemäß LEP 2003 Funktionen, die den wirtschaftlichen und<br />
sozialen Charakter einer nichtzentralörtlichen Gemeinde dominieren und in ihrer raumstrukturellen<br />
Wirkung deutlich über die eigene Gemeinde hinaus gehen oder die in Grundzentren eine deutlich<br />
herausgehobene Funktion gegenüber den anderen Aufgaben eines Grundzentrums darstellen. Die<br />
besonderen Gemeindefunktionen wurden im LEP 2003 jedoch nicht abschließend benannt, wodurch<br />
für die Regionalplanung die Möglichkeit bestand, weitere Funktionen zu benennen.<br />
Die Möglichkeit der Ausweisung von besonderen Gemeindefunktionen als Handlungsauftrag an die<br />
Regionalplanung hat sich grundsätzlich bewährt. In einigen Planungsregionen wurden jedoch für<br />
einzelne Gemeinden mehrere (teilweise bis zu 4) besondere Gemeindefunktionen ausgewiesen (siehe<br />
Tab. 4). Damit ist die Herausstellung der besonderen Gemeindefunktion, wie sie im LEP 2003 beabsichtigt<br />
wurde, allerdings in Frage gestellt.<br />
Gemeindefunktion<br />
Leipzig-<br />
Westsachsen*<br />
Regionaler Planungsverband<br />
Region<br />
Chemnitz**<br />
Oberlausitz-<br />
Niederschlesien<br />
Oberes Elbtal/<br />
Osterzgebirge<br />
Fremdenverkehr/Tourismus 5 8 / 11 3 13<br />
Gewerbe 2 5 / 3 3 3<br />
Medizinische Versorgung 4<br />
Bildung 10 / 5 5 1<br />
Grenzüberschreitende Kooperation<br />
7 / 10 1 5<br />
Gesundheit/Soziales 2 / 2 2<br />
Wintersport/Sport 1 / 1<br />
Verkehr / 2 1<br />
Sorbische Kultur 1<br />
Verteidigung*** 2 1 1<br />
*ehem. RPV Westsachsen (mit Altkreis Döbeln)<br />
** ehem. RPV Chemnitz-Erzgeb. / ehem. RPV Südwestsachsen (ohne Altkreis Döbeln)<br />
*** nachrichtliche Übernahme LEP Z.2.4.3<br />
Tab. 4: Ausweisung besonderer Gemeindefunktionen in den Regionalplänen<br />
Die Gemeinden mit besonderer Gemeindefunktion „Verteidigung“ wurden als Ziel im LEP 2003 verankert.<br />
Da der Bundeswehr-Standort Schneeberg nicht erhalten werden konnte, entfällt für die Stadt<br />
Schneeberg diese besondere Gemeindefunktion.<br />
38
3.1.4 Entwicklung der Siedlungsstruktur<br />
Von den 485 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen hatten Anfang <strong>2010</strong> 323 weniger als 5.000 Einwohner.<br />
Darunter waren neun Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern. Durch freiwillige Gemeindezusammenschlüsse<br />
und Eingemeindungen entstanden zum Teil große Flächengemeinden mit<br />
vielen Gemeindeteilen, deren Siedlungen häufig weit voneinander entfernt liegen. Die größte Flächengemeinde<br />
Sachsens (außerhalb der Kreisfreien Städte) ist Boxberg mit ca. 217 km², die kleinste<br />
ist der Kurort Rathen in der Sächsischen Schweiz mit ca. 3,6 km².<br />
In der Vergangenheit, insbesondere in den 90er Jahren, wurden in einigen Gemeinden die Freiräume<br />
zwischen einzelnen Ortsteilen allmählich schrittweise durch Gewerbegebiete, Wohngebiete oder<br />
großflächigen Einzelhandel geschlossen.<br />
Um eine weitere Zersiedlung der Landschaft zu verhindern, wurde im LEP 2003 der Handlungsauftrag<br />
an die Regionalplanung erteilt, Versorgungs- und Siedlungskerne auszuweisen, wenn dafür ein<br />
überörtliches Regelungserfordernis begründet ist. Für die Grundzentren ist dies obligatorisch erfolgt,<br />
soweit sie aus mehreren Ortsteilen bestehen. Im Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge wurden darüber<br />
hinaus auch für 25 Gemeinden ohne Zentralortfunktion Siedlungs- und Versorgungskerne ausgewiesen.<br />
Im Regionalen Planungsverband Leipzig-Westsachsen wurden Empfehlungen für die Ausweisung<br />
von Versorgungs- und Siedlungskernen gegeben, die durch die Gemeinden im Rahmen der<br />
Bauleitplanung umgesetzt werden sollen.<br />
Karte 7: Grünzäsuren, Regionale Grünzüge, Siedlungs- und Versorgungskerne<br />
39
Durch die Ausweisung von Grünzäsuren und regionalen Grünzügen soll das Zusammenwachsen von<br />
Siedlungen und die Entstehung von Bandsiedlungen, z. B. entlang von Achsen oder in beengten Tal-<br />
Lagen, verhindert werden. Auch wenn der Siedlungsdruck, d. h. die Ausweisung von neuen Bauflächen,<br />
insbesondere im ländlichen Raum nachgelassen hat, sind derartige raumordnerische Vorgaben<br />
sinnvoll, um den Belangen des Landschaftsbildes, des Luftaustausches, des Natur- und Artenschutzes<br />
und des Klima- und Bodenschutzes Rechnung zu tragen.<br />
Insgesamt wurden in den Regionalplänen 672 Grünzäsuren ausgewiesen, die das Zusammenwachsen<br />
von vorhandenen Siedlungskörpern verhindern sollen. Die ausgewiesenen Regionalen Grünzüge<br />
unterschiedlicher Größe liegen überwiegend in den Verdichtungsräumen, aber auch in den verdichteten<br />
Bereichen im ländlichen Raum.<br />
Die Siedlungsentwicklung erfolgte im Berichtszeitraum vorrangig über die Ausweisung von Wohnbauland<br />
in den Zentralen Orten und in Gemeinden mit besonderer Gemeindefunktion. Diese positive<br />
Entwicklung wird allerdings durch den Umstand, dass sich im Berichtszeitraum zahlreiche Gemeinden<br />
auf freiwilliger Basis zusammengeschlossen haben und einige bisherige „Eigenentwicklergemeinden“<br />
Teile der Zentralen Orte geworden sind, etwas relativiert. Innerhalb dieser nun großen<br />
Flächengemeinden waren bisher keine Steuerungsmöglichkeiten vorgesehen, die die Siedlungsentwicklung<br />
auf städtebaulich integrierte Standorte lenken. Die Ausweisung von Versorgungs- und<br />
Siedlungskernen in den Regionalplänen soll hier zu einer geordneten Siedlungsentwicklung beitragen.<br />
Die Bauflächenausweisung erfolgte überwiegend im Bestand, z. B. durch Überplanung von Brachen.<br />
Diese positive Entwicklung wurde wesentlich durch unterstützende Zielstellungen im LEP 2003 befördert.<br />
Im Berichtszeitraum wurde bei der Ausweisung neuer Baugebiete der Bedarf an neuen Bauflächen<br />
im Vorfeld stärker untersucht, so wie es im LEP 2003 festgelegt ist (Z 5.1.3).<br />
Als positives Beispiel kann hier das Oberzentrum Chemnitz mit seiner 17. Änderung des Flächennutzungsplanes<br />
genannt werden, die am 02.07.2008 wirksam geworden ist. Gegenstand der Planung<br />
war u. a. die Rücknahme des Planungszieles „Wohnbaufläche“ auf 21 Teilflächen in einem Gesamtumfang<br />
von 85 ha. Angesichts des stärkeren Bevölkerungsrückganges sowie der Bevölkerungsprognose<br />
bis 2020 wurden die nicht in Anspruch genommenen Planflächen mit der Zielsetzung untersucht,<br />
Wohnbauflächen an der Peripherie zu reduzieren und den Nachholbedarf auf zu revitalisierenden<br />
Brachflächen zu decken. Die dem bis dahin wirksamen Flächennutzungsplan zugrunde liegende<br />
Gleichverteilung der Standorte in Bestands- und Planungsflächen wurde geändert, so dass<br />
nunmehr etwa 75 % der neuen Eigenheimstandorte im Bestand oder auf Brachen entwickelt werden.<br />
Die Stadt Chemnitz hat damit im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung, der Nutzung der<br />
vorhandenen Infrastruktur und der Entwicklung bestehender Strukturen den Vorrang gegenüber der<br />
Neuausweisung von Flächen eingeräumt.<br />
Viele Gemeinden verfügen inzwischen über integrierte Konzepte für die städtebauliche Entwicklung<br />
(INSEK/SEKO). Allerdings musste in einigen Gemeinden auch festgestellt werden, dass die Ausweisungen<br />
neuer Bauflächen nicht immer mit den Zielen der städtebaulichen Entwicklung, wie sie in<br />
den INSEK ausgewiesen sind, übereinstimmen. Damit stehen oft Ziele und Strategien in den Konzepten<br />
im Widerspruch zu den tatsächlich vorgenommen Maßnahmen.<br />
Der Trend zum kleinteiligen Bauen (Baugebiete unter 4 ha) deutet darauf hin, dass zunehmend der<br />
Erneuerung, Abrundung, Verdichtung und maßvollen Erweiterung des Siedlungsgefüges der Vorrang<br />
gegenüber der Neuausweisung von Baugebieten außerhalb zusammenhängend bebauter Ortsteile<br />
eingeräumt wird. Ausdruck hierfür ist auch die Tatsache, dass für die kommunale Baulandausweisung<br />
verstärkt die Entwicklungs- und Ergänzungssatzungen nach § 34 Abs. 4 BauGB eingesetzt werden.<br />
40
Die wenigen größeren Baugebiete, die im Berichtszeitraum Rechtskraft erlangt haben, sind überwiegend<br />
Nachnutzungen innerstädtischer Brachen. Einige Bauleitpläne, die dem Anspruch des LEP 2003,<br />
wonach sich neue Baugebiete in die vorhandene Siedlungsstruktur einfügen sollen (Z 5.1.4), nur<br />
bedingt gerecht werden, beruhen auf den Planungsintentionen der 90er Jahre, wurden jedoch erst<br />
im Berichtszeitraum erstmalig in Kraft gesetzt. Neue größere Bauflächen wurden, um eine geordnete<br />
städtebauliche Entwicklung zu erreichen, vorrangig als Anbindung an bestehende Siedlungen ausgewiesen.<br />
Diese vornehmlich gewerblichen Bauflächen sind i. d. R. bereits infrastrukturell erschlossen.<br />
Damit gehen diese mit einer organischen Siedlungsentwicklung konform.<br />
Mit den EFRE-Programmen „Revitalisierung von Brachflächen“ (Strukturfondsförderperiode 2000 bis<br />
2006) und „Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen“ (Strukturfondsförderperiode<br />
2007 bis 2013) sind im Berichtszeitraum mehr als 200 Maßnahmen zur Untersuchung,<br />
Planung, Sanierung und Entwicklung von stadtentwicklungsrelevanten Brachflächen gefördert worden.<br />
Mit der ökologischen Sanierung von in kommunalem Interesse stehenden Brachflächen wurde<br />
und wird eine nachhaltige innerstädtische Entwicklung unterstützt, indem brach gefallene Flächen<br />
für neue Nutzungen vorbereitet, Umweltschäden beseitigt sowie die Inanspruchnahme des Bodens<br />
und anderer Ressourcen reduziert wurden.<br />
Bezogen auf die zurückliegende Strukturfondsförderperiode (Realisierungszeitraum 01.01.2000 bis<br />
30.06.2009) konnten bei 203 Projekten Brachen durch Beseitigen von Altlasten, Bauruinen und Abfällen<br />
sowie durch Herrichten des Geländes wieder in den Flächenkreislauf eingebracht werden, um<br />
konkurrenzfähig gegenüber unbebauten Flächen am Stadtrand zu werden. Die revitalisierten Flächen<br />
sind vorrangig begrünt und renaturiert worden. In der benannten Förderperiode wurden Flächen von<br />
insgesamt 264,49 ha saniert. Von diesen Flächen werden 105,74 ha als Grünfläche genutzt; 75,89 ha<br />
sind für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.<br />
Für die aktuelle Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013 wird derzeit eine Halbzeitevaluierung<br />
vorgenommen, die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Das Ziel der bisherigen Bewilligungen für die<br />
Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen ist, die Neuinanspruchnahme von Boden<br />
zu verringern, indem vorrangig vorhandene Flächen erschlossen und nachgenutzt werden, statt<br />
neue Flächen im Außenbereich aufwändig zu erschließen.<br />
3.1.5 Raumkategorien<br />
Im LEP 2003 wurden nach vorgegebenen Kriterien die Raumkategorien „Verdichtungsräume“, „ländlicher<br />
Raum“ und „verdichtete Bereiche im ländlichen Raum“ abgegrenzt. Die Raumkategorie „Randzone<br />
des Verdichtungsraumes“ (LEP 1994) wurde aufgegeben, weil die Gemeinden, die diese Randzone<br />
bildeten, zum größten Teil in andere Gemeinden eingemeindet wurden und dadurch entweder<br />
zum Verdichtungsraum oder zum ländlichen Raum gelangten.<br />
In den meisten dieser heutigen Gemeindeteile hat sich jedoch die Siedlungsstruktur kaum oder nur<br />
unwesentlich geändert. Damit vereinen viele Gemeinden im Verdichtungsraum heute in ihrem Gemeindegebiet<br />
sehr unterschiedlich strukturierte Gemeindeteile.<br />
Bezogen auf die Einwohner lebten am 31.12.2009 mehr als die Hälfte in den drei Verdichtungsräumen<br />
Dresden, Chemnitz/Zwickau und Leipzig, 46 % im ländlichen Raum, davon wiederum 13 %<br />
in verdichteten Bereichen im ländlichen Raum. Die Anteile der Raumkategorien bezogen auf Bevölkerung<br />
und Fläche sind in der folgenden Tabelle dargestellt:<br />
41
Raumkategorie<br />
Anzahl<br />
Gemeinden<br />
Einwohner Einwohneranteil Flächenanteil<br />
Verdichtungsräume 88 2.241.133 54 % 17 %<br />
verdichtete Bereiche im<br />
ländlichen Raum (VBLR)<br />
62 536.259 13 % 10 %<br />
ländlicher Raum<br />
(ohne VBLR)<br />
335 1.391.340 33 % 73 %<br />
Tab. 5: Anteile der Raumkategorien in Sachsen<br />
Die großflächige Raumkategorie ländlicher Raum ist in sich sehr heterogen strukturiert. Auch außerhalb<br />
der verdichteten Bereiche im ländlichen Raum befinden sich Klein- und Mittelstädte, darunter<br />
19 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern, die durchaus ebenfalls kleinräumig verdichtete Strukturen<br />
aufweisen, aber allein die Ausweisung als „verdichteter Bereich“ nicht rechtfertigen. Andererseits<br />
gibt es vor allem peripher gelegene Gemeinden, die sich im Vergleich zum gesamten ländlichen<br />
Raum durch ihre Strukturschwäche hervorheben, die zumeist mit einer sehr niedrigen Siedlungsdichte<br />
und Erreichbarkeitsdefiziten einhergeht. Die im LEP 2003 neu aufgenommene Raumkategorie<br />
der verdichteten Bereiche im ländlichen Raum lässt sich auf dem aktuellen Gebietsstand mit den<br />
zugrunde liegenden Kriterien kaum noch als geschlossene Gebietskulisse abgrenzen. Sie hat auch in<br />
der Fachplanung keine Anwendung gefunden.<br />
Für die Raumkategorien ergibt sich damit das Erfordernis einer Prüfung, inwieweit die zu Grunde<br />
liegenden Kriterien anzupassen sind. Problematisch ist dabei u.a.:<br />
angesichts immer größerer Gemeindegebiete die gemeindebezogene, nicht ortsteilbezogene<br />
Gebietsabgrenzung der Raumkategorien<br />
die in der Realität stärkere Differenzierung innerhalb des ländlichen Raumes z. B. zwischen<br />
Stadt-Umland-Bereichen und peripheren, dünn besiedelten ländlichen Regionen mit spezifischen<br />
Handlungserfordernissen<br />
3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze<br />
Die Ausweisung der überregionalen Achsen im LEP 2003 erfolgte schematisch und veranschaulicht<br />
insbesondere die Fernverbindungen zwischen den Oberzentren des <strong>Freistaat</strong>es sowie die Anbindung<br />
der sächsischen Verdichtungsräume an die nationalen und transnationalen Verkehrsnetze. Gemäß<br />
LEP 2003 sind die Mittelzentren durch leistungsfähige Verkehrsverbindungen mit den Oberzentren<br />
zu verbinden (Z 2.3.9). Neben einer Ausformung der überregionalen Achsen wurde das Netz in den<br />
Regionalplänen in Umsetzung des LEP-Auftrages (Z 2.6.2) durch Regionale Verbindungs- und Entwicklungsachsen<br />
ergänzt. Dabei können die verkehrsträgerbezogenen Trassen deutlich detaillierter<br />
dargestellt werden, insbesondere dann, wenn die Achsenverläufe von Straße und Schiene – häufig<br />
topographisch bedingt – sehr unterschiedlich sind.<br />
Zur Vermeidung von Bandsiedlungen entlang der Achsen wurden durch die Regionalplanung regionale<br />
Grünzüge und Grünzäsuren ausgewiesen, die eine Gliederung der Bebauung zulassen, ortsrandnahe<br />
Erholungsflächen sichern und eine Verbindung der Freiräume in den Interaxialräumen ermöglichen<br />
(Z 2.6.3).<br />
42
Karte 8: Struktur der Zentralen Orte und Achsen<br />
Die überregionalen Achsen im LEP 2003 wurden unter Berücksichtigung der transeuropäischen Netze<br />
sowie der paneuropäischen Verkehrskorridore III und IV ausgewiesen. Mit der EU-Erweiterung<br />
2004 bzw. 2007 hat sich Sachsens europäische Randlage (ehemals EU-Außengrenze) in eine innereuropäische<br />
Lage verändert und die ursprünglich über die EU-Außengrenze verlaufenden paneuropäischen<br />
Korridore wurden größtenteils in die Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) integriert.<br />
Daraufhin wurden 2007 von der EU fünf transnationale Achsen benannt.<br />
Die 2009 durch die EU-Kommission begonnene Revision des Transeuropäischen Verkehrsnetzes steht<br />
kurz vor dem Abschluss. Zielstellung der Revision ist die Stärkung des EU-Binnenmarktes, eine enge<br />
verkehrliche Verknüpfung zu den EU-Nachbarstaaten sowie die Aufnahme von Maßnahmen zur<br />
Umsetzung europäischer Zielsetzungen, wie z. B. Senkung der CO2-Emmisionen, verstärkter Einsatz<br />
intelligenter Verkehrssysteme und einheitliche Standards für den Ausbau der Infrastruktur.<br />
Das Transeuropäischen Verkehrsnetz soll in einer Zwei-Ebenen-Struktur erarbeitet werden. Dabei<br />
wird das Gesamtnetz alle Infrastrukturkomponenten (Straßen- und Schienenverbindungen, Flughäfen,<br />
Binnen- und Seehäfen, Güterterminals und Städte) enthalten, die festgelegte EU-Grenzwerte<br />
erfüllen und damit in das Transeuropäische Verkehrsnetz aufgenommen werden können.<br />
Über dieses Gesamtnetz wird als „zweite Ebene“ ein Kernnetz gelegt, welches durch die Verbindung<br />
sogenannter Sekundär- und Primärknoten (z. B. Hauptstädte der Mitgliedstaaten mit ihren Flughäfen,<br />
City-Cluster, bisherige prioritäre Projekte) gebildet wird und wesentlich zur Erhöhung des EU-<br />
Mehrwertes beiträgt.<br />
43
Die Verkehrsinfrastruktur im <strong>Freistaat</strong> Sachsen soll gemäß LEP 2003 insbesondere in den überregionalen<br />
Achsen zukunftsweisend so ausgebaut und vernetzt werden, dass die Erreichbarkeit und die<br />
Anbindung an deutsche und europäische Metropolregionen (wie Berlin, Breslau, Prag, Nürnberg,<br />
München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Hamburg) verbessert wird und Netzlücken im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
geschlossen werden.<br />
Wichtige Infrastrukturmaßnahmen befinden sich in der Umsetzung. Beispielsweise wurde auf sächsischer<br />
Seite die Autobahn A17 fertig gestellt, die A 72 befindet sich zwischen Leipzig und Chemnitz<br />
im Bau und verschiedene Baumaßnahmen entlang der Bundesstraßen wurden begonnen (vgl. Kap.<br />
4.4.1). Handlungsbedarf besteht allerdings weiterhin auf einigen überregionalen Achsen im Bereich<br />
des Ausbaus der Schieneninfrastruktur. Hier sind beispielsweise der Neubau der Schienenverbindung<br />
Dresden - Prag oder die Elektrifizierung der Schienenverbindung Dresden - Breslau zu nennen.<br />
Darüber hinaus erfüllen die überregionalen Verbindungsachsen eine wichtige Bündelungsfunktion<br />
für alle Arten von Bandinfrastrukturen. Auch wenn diese Bündelungsfunktion noch nicht im vollen<br />
Maß zum Tragen gekommen ist, bleibt sie insbesondere zur Reduzierung von Zerschneidungseffekten<br />
und Eingriffen in Natur und Landschaft weiterhin bedeutsam.<br />
44
3.2 Bevölkerungsstruktur<br />
3.2.1 Bevölkerungsstand und räumliche Verteilung<br />
Mit 4.168.732 Einwohnern (Stand 31.12.2009) ist Sachsen unter den ostdeutschen Ländern das<br />
bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Land. Der Anteil der Bevölkerung des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik liegt bei 5,1 %. Bei einer Fläche von 18.419<br />
km² ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 226 Einwohnern je km². Damit entspricht die Bevölkerungsdichte<br />
nahezu dem Bundesdurchschnitt (229 Ew/km²).<br />
Land<br />
Bevölkerung<br />
(in Tsd.)<br />
12/05 12/09<br />
Entwicklung<br />
2005-2009<br />
abs. je Tsd.<br />
(Tsd.) Ew<br />
Saldo<br />
Wanderungen<br />
Saldo<br />
Geburten/<br />
Sterbefälle<br />
Dichte<br />
in Ew/km²<br />
Geburtenziffer<br />
2008<br />
Durchschnittsalter<br />
2007<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
10736 10745 9 1 24 -14 301 1,369 42,0<br />
Bayern 12469 12510 42 3 100 -59 177 1,353 42,2<br />
Berlin 3395 3443 47 14 49 -1 3860 1,293 42,6<br />
Brandenburg 2559 2512 -48 -19 -9 -33 85 1,394 44,5<br />
Bremen 663 662 -2 -3 0 -7 1634 1,288 43,5<br />
Hamburg 1744 1774 31 17 33 -2 2350 1,243 42,2<br />
Hessen 6092 6062 -30 -5 -9 -31 287 1,368 42,7<br />
Mecklenburg 1707 1651 -56 -34 -37 -20 71 1,404 44,2<br />
Niedersachen 7994 7929 -65 -8 12 -77 166 1,416 42,7<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
18058 17873 -185 -10 -18 -153 524 1,389 42,6<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
4059 4013 -46 -12 -3 -44 202 1,372 42,9<br />
Saarland 1050 1023 -28 -27 -7 -21 398 1,248 44,4<br />
Sachsen 4274 4169 -105 -25 -40 -62 226 1,435 45,4<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
2470 2356 -113 -48 -64 -50 115 1,381 45,5<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
2833 2832 -1 0 31 -31 177 1,418 43,1<br />
Thüringen 2335 2250 -85 -38 -48 -37 139 1,369 44,9<br />
Deutschland 82438 81802 -636 -8 -2 -642 229 1,373 42,9<br />
Tab. 6: Bevölkerungsdaten der Länder der Bundesrepublik im Vergleich<br />
Der Bevölkerungsrückgang hat mit Ausnahme von Berlin und Hamburg inzwischen ganz Deutschland<br />
erreicht (2009 auch Bayern und Baden-Württemberg). Ursache sind vor allem sinkende Geburtenzahlen<br />
und – bedingt durch die bereits länger anhaltende Alterung der Gesellschaft – steigende<br />
Sterberaten, die sich in zunehmend negativen natürlichen Salden widerspiegeln. Die ostdeutschen<br />
Länder haben zusätzlich nach wie vor relativ hohe Wanderungsverluste zu verzeichnen.<br />
Im Vergleich der ostdeutschen Länder ist für Sachsen eine positive Gesamtentwicklung zu beobachten.<br />
Besonders erfreulich ist der Spitzenwert bei den Geburtenziffern. Auf Grund der ungünstigen<br />
Altersstruktur wird Sachsen dennoch weiter Bevölkerung verlieren.<br />
Mehr als die Hälfte der sächsischen Bevölkerung lebte Ende 2009 in den Verdichtungsräumen Dresden,<br />
Leipzig und Chemnitz/Zwickau auf nur 16,6 % der Fläche. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte<br />
ist in den Verdichtungsräumen mit 733 Ew/km² etwa siebenmal so hoch wie im ländlichen<br />
Raum Sachsens (103 Ew/km²). Fast jeder dritte Sachse (30,7 %) lebt in den Großstädten Leipzig<br />
(519.000 Einwohner), Dresden (517.000 Einwohner) und Chemnitz (243.000 Einwohner).<br />
45
Mit einer Bevölkerungsdichte unter 50 Ew/km² als dünn besiedelt anzusehen sind 39 Gemeinden mit<br />
einer Gesamtfläche von 11.111 km² (16 % der Landesfläche). Die Gebiete liegen nahezu ausschließlich<br />
im peripheren Bereich (nördliche Oberlausitz, Raum Torgau, südwestliches Vogtland).<br />
Karte 9: Bevölkerungsdichte der Gemeinden 2009<br />
3.2.2 Bevölkerungsentwicklung<br />
Seit über 40 Jahren ist Sachsen von einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang betroffen und hat<br />
dabei über 1,3 Millionen Einwohner verloren, davon 0,45 Mio. bis 1988 und 0,34 Mio. in den Wendejahren<br />
1989 bis 1991. Der durchschnittliche jährliche Rückgang von 0,63 % im Zeitraum 2006 bis<br />
2009 entspricht einem Verlust von 26.000 Einwohnern pro Jahr und unterscheidet sich nur unwesentlich<br />
vom Wert der drei vorangegangenen Berichtszeiträume (0,65 % 1994 bis 2005).<br />
Der negative Saldo zwischen Geburten und Sterbefällen ist zu knapp zwei Dritteln für den Rückgang<br />
verantwortlich. Hinzu kommen permanente Wanderungsverluste.<br />
Der absolute Bevölkerungsrückgang hat sich im Berichtszeitraum gegenüber den Vorperioden abgeschwächt<br />
(Jahre 1998 bis 2001: -138.220; 2002 bis 2005: -110.438; 2006 bis 2009: -105.022).<br />
Von den 485 Gemeinden Sachsens (Stand 01.01.<strong>2010</strong>) können im Berichtszeitraum nur noch sechs<br />
einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Dresden (+21.871) und Leipzig (+16.211) konnten ihre<br />
Zuwachszahlen gegenüber dem Vorzeitraum nochmals steigern, vereinnahmen 98 % aller Bevölkerungsgewinne<br />
auf sich und zählen neben München und Berlin zu den wachstumsstärksten Groß-<br />
46
städten Deutschlands. Die Bevölkerungsgewinne der in Sachsen „nächstplatzierten“ Gemeinden<br />
Markkleeberg (+448), Radebeul (+338), Dohna (+118) und Freital (+19) sind dagegen zahlenmäßig<br />
gering.<br />
Personen<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
-20.000<br />
-40.000<br />
-60.000<br />
-80.000<br />
-100.000<br />
-120.000<br />
-140.000<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009<br />
Abb. 5: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009<br />
1995<br />
Karte 10: Bevölkerungsentwicklung nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
Veränderung durch<br />
Wanderungssaldo mit dem Ausland<br />
Wanderungssaldo mit den neuen Ländern<br />
Wanderungssaldo mit den alten Ländern<br />
natürlicher Saldo<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
L E B 2 0 1 0<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
47
Nach absoluten Zahlen hatten im Berichtszeitraum die Städte Hoyerswerda (-4.383), Chemnitz<br />
(-3.498), Zwickau (-3.492), Plauen (-2.480) und Riesa (-2.237) die größten Bevölkerungsverluste. In<br />
Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl ist der Bevölkerungsrückgang in Königstein/Sächs. Schweiz<br />
(-17,8 %), Wiednitz (-14,5 %), Neustadt/Vogtl. (-12,0 %), Johanngeorgenstadt (-11,6 %) und Hoyerswerda<br />
(-10,3 %) am problematischsten. Der gesamtsächsische Durchschnitt liegt bei -2,5 %.<br />
Die Verdichtungsräume verzeichnen (bedingt durch das Wachstum von Dresden und Leipzig) mit<br />
einer nahezu unveränderten Einwohnerzahl (-0,1 %) eine deutlich günstigere Entwicklung als der<br />
ländliche Raum insgesamt (-5,1 %). Auch ohne die Kernstädte weisen die Verdichtungsräume Dresden<br />
und Leipzig mit -1,4 bzw. -1,6 % noch unterdurchschnittliche Rückgänge auf. Der Verdichtungsraum<br />
Chemnitz-Zwickau verzeichnet dagegen für die Kernstadt Chemnitz ein Minus (-1,4 %)<br />
und auch für den umgebenden Verdichtungsraum einen relativ hohen Bevölkerungsrückgang von<br />
-4,8 %.<br />
Die verdichteten Bereiche im ländlichen Raum weisen bei den Bevölkerungskennzahlen kaum Unterschiede<br />
zum sonstigen ländlichen Raum auf.<br />
Der Bevölkerungsrückgang in den Mittelzentren liegt mit -4,4 % über dem sächsischen Durchschnitt.<br />
Dabei haben die im Verdichtungsraum liegenden Mittelzentren mit -3,5 % geringere Rückgänge zu<br />
verzeichnen als die Mittelzentren außerhalb der Verdichtungsräume (-5,4 %).<br />
3.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
Im Zeitraum vom 01.01.2006 bis 31.12.2009 wurden in Sachsen insgesamt 134.917 Kinder lebend<br />
geboren, davon waren 65.491 Mädchen und 69.426 Jungen. Damit hat die Zahl der Geburten gegenüber<br />
dem Berichtszeitraum zuvor um 5.696 (4,4 %) zugenommen.<br />
Der Anstieg wird im Wesentlichen von den drei Großstädten Dresden (+18,6 %), Leipzig (+17,6 %)<br />
und Chemnitz (+6,2 %) getragen. Landkreise hingegen können nur niedrige Gewinne (Landkreis Mittelsachsen:<br />
+1,5 %) bzw. stärkere Verluste (Landkreis Zwickau: -3,2 %, Landkreis Nordsachsen:<br />
-3,6 %) verzeichnen. 224 Kommunen konnten ihre Geburtenzahlen halten oder ausbauen, bei 261<br />
Kommunen war die Zahl rückläufig. Während sich bei der Stadt Sayda (Landkreis Mittelsachsen) die<br />
Geburtenzahl fast halbierte (-47,1 %), konnte die Gemeinde Erlbach (Vogtlandkreis) die Anzahl an<br />
Geburten mehr als verdoppeln (+108 %). Schon seit Jahren überdurchschnittliche Geburtenzahlen<br />
verzeichnet der sorbisch geprägte Raum um Panschwitz-Kuckau, Nebelschütz und Ralbitz-<br />
Rosenthal.<br />
Die zusammengefasste Geburtenziffer als Ausdruck für das Geburtenniveau stieg von ihrem Tiefststand<br />
im Jahr 1994 (0,77 Kinder je Frau) auf 1,44 (2008) an. Damit liegt Sachsen im bundesweiten<br />
Vergleich an erster Stelle. Das sogenannte Bestandserhaltungsniveau für entwickelte Länder von<br />
etwa 2,1 Kindern je Frau wird jedoch weiter deutlich unterschritten.<br />
Die Zahl der Sterbefälle hat sich im Berichtszeitraum geringfügig um 1.268 auf 196.649 verringert.<br />
Die Gestorbenenrate (Gestorbene je 1.000 Einwohner) stieg von 11,6 auf 12,1 und liegt damit deutlich<br />
über dem bundesweiten Durchschnitt von 10,4. Jährlich standen im Berichtszeitraum somit<br />
durchschnittlich 33.750 Geborenen 49.165 Gestorbene gegenüber. Das Verhältnis von Geburten zu<br />
Sterbefällen hat jedoch 2008 mit 0,7 den ausgewogensten Wert seit 1991 erreicht.<br />
Insgesamt 49 Gemeinden weisen einen positiven Saldo (Geburtenüberschuss) auf. Spitzenreiter ist<br />
Dresden (+2.041), die Gewinne der weiteren Gemeinden (angeführt von Wilsdruff mit +75) sind<br />
zahlenmäßig gering.<br />
48
Karte 11: Saldo der Geburten und Sterbefälle nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009<br />
3.2.2.2 Räumliche Bevölkerungsentwicklung<br />
Nach wie vor übersteigen die Fortzüge über die Landesgrenze die Zuzüge nach Sachsen. Jahresdurchschnittlich<br />
standen im Berichtszeitraum 73.246 Fortzügen nur 63.285 Zuzüge gegenüber. Insgesamt<br />
ergibt sich für die vier Jahre ein Wanderungsdefizit von 39.843 Personen (-5 % gegenüber<br />
dem vorherigen Zeitraum).<br />
Vorrangiges Ziel der Fortziehenden waren nach wie vor die westdeutschen Länder (56,6 %), darunter<br />
vor allem Bayern (16,1 %) und Baden-Württemberg (10,2 %). Aber auch ein großer Teil der Zuzüge<br />
(38,9 %) kam aus diesen Ländern (darunter Bayern mit 11,3 und Baden-Württemberg mit 7,5 %),<br />
33,8 % kommen aus den ostdeutschen Ländern und Berlin (darunter Sachsen-Anhalt mit 10,0 % und<br />
Thüringen mit 9,0 %). 27,3 % der Zuzüge erfolgten aus dem Ausland. Bei den Herkunftsländern dominiert<br />
Polen (10,2 %) vor den USA (4,5 %), Russland und China (jeweils 4,3 %).<br />
Der negative Wanderungssaldo mit den westdeutschen Ländern verringerte sich um fast 15 Prozentpunkte<br />
auf -55.435 Personen. Gegenüber den ostdeutschen Ländern kann Sachsen weiterhin Wanderungsgewinne<br />
verzeichnen, gegenüber dem Ausland gibt es aber für 2008 und 2009 erstmalig<br />
relativ deutliche Wanderungsverluste.<br />
Auch im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 dominierte der Anteil der männlichen Zuwanderer mit<br />
53,6 %. Er war aber um 1,3 Prozentpunkte niedriger als im Zeitraum zuvor.<br />
49
Fast 50 % der Fortzüge betrafen die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Das Problem des<br />
hohen Anteils junger Frauen an den Fortzügen besteht weiter. Der Wanderungsverlust der jungen<br />
Frauen ist etwa dreimal so hoch wie der der jungen Männer. Bei den über 50-Jährigen sind dagegen<br />
teilweise sogar Wanderungsgewinne bei Frauen zu beobachten.<br />
Jahr<br />
insg.<br />
männlich<br />
unter 18 bis<br />
18J.
verbundener Statuswechsel bisheriger Nebenwohnsitze hat zu überproportionalen Wanderungsgewinnen<br />
in Dresden und Leipzig geführt. Außer Dresden (+23.438) und Leipzig (+18.630) weisen nur<br />
noch weitere 29 Gemeinden überhaupt Wanderungsgewinne auf. Für die übrigen Gemeinden des<br />
<strong>Freistaat</strong>es bedeutet das, dass neben Sterbefallüberschuss und Alterung auch die Abwanderung ein<br />
Problem bleibt. Regionen mit starken Wanderungsverlusten sind vor allem die Lausitz, die Region<br />
Döbeln/Riesa/Oschatz und Nordsachsen.<br />
Weit überdurchschnittliche Wanderungsverluste haben auch Zentrale Orte wie Hoyerswerda (-76,6<br />
je 1.000 Einwohner), Weißwasser (-66,8 je 1.000 Einwohner), Löbau (-62,7 je 1.000 Einwohner),<br />
Niesky (-53,3 je 1.000 Einwohner), Großenhain (-52,3 je 1.000 Einwohner) zu verzeichnen.<br />
3.2.3 Bevölkerungsstruktur<br />
3.2.3.1 Altersstruktur und Sexualproportion<br />
Die Bevölkerung Sachsens setzte sich zum 31.12.2009 aus 2.129.281 Frauen (51,1 %) und 2.039.451<br />
Männern (48,9 %) zusammen. Überwiegt in den Altersgruppen bis 58 Jahren der Männeranteil<br />
knapp, so ist in den Altersgruppen ab 65 der Frauenanteil deutlich höher als der der Männer. Der<br />
hohe Frauenanteil in Sachsen beruht im Wesentlichen auf der größeren Frauenzahl in diesen höheren<br />
Altersgruppen. In der Altersgruppe über 75 Jahre kommt umgerechnet auf zwei Frauen nur noch<br />
ein Mann.<br />
Abb. 6: Alterspyramide für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2009 (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />
51
Da die bevölkerungsstärksten Jahrgänge sich aufgrund zurückgegangener Geburtenzahlen und steigender<br />
Lebenserwartung in immer höhere Altersstufen verschieben, weist die Altersstruktur längst<br />
nicht mehr die Form einer klassischen Alterspyramide auf. Deutliche Einschnitte, die nicht auf natürliche<br />
Ursachen zurückzuführen sind, finden sich bei den knapp unter 65-Jährigen (2. Weltkrieg), bei<br />
den ca. 35-Jährigen („Pillenknick“) und bei den 13- bis 18-Jährigen („Wendeknick“).<br />
In den Altersklassen bis unter 18 Jahren ist aufgrund des Geburtenverhältnisses ein Überschuss von<br />
etwa 2 % an Jungen zu registrieren. In den darauf folgenden Jahrgängen ist der Überschuss auf 5 %<br />
(20- bis 25-Jährige) bis 7 % (30- bis 35-Jährige) angestiegen. Die Tatsache, dass vorwiegend junge<br />
Frauen den <strong>Freistaat</strong> verlassen, hat zu der Asymmetrie in diesen Altersklassen geführt.<br />
Geringe Geburtenzahlen und die Abwanderung vorwiegend junger Menschen haben das Durchschnittsalter<br />
der Sachsen stark ansteigen lassen. Lag es 1990 noch bei 39,4 Jahre (BRD: 39,3 Jahre),<br />
kletterte es bis Ende 2009 auf 45,9 Jahre (BRD: 43,8 Jahre). Vor allem in den ostsächsischen Landkreisen<br />
Bautzen und Görlitz (+8,6 / +8,9 Jahre) vollzog sich die Alterung sehr schnell. Die Landkreise<br />
mit der ältesten Bevölkerung waren 2009 der Vogtlandkreis mit 47,6 Jahren und der Landkreis Görlitz<br />
mit 47,4 Jahren. Das Durchschnittsalter in den Großstädten Dresden und Leipzig lag mit 43,1<br />
bzw. 44,1 Jahren deutlich unter dem Landesdurchschnitt.<br />
Anteil der Bevölkerung<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter<br />
1993<br />
1994<br />
Abb. 7: Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
Durchschnittsalter (Jahre)<br />
2008<br />
2009<br />
48,0<br />
46,0<br />
44,0<br />
42,0<br />
40,0<br />
38,0<br />
36,0<br />
über 65 Jahre<br />
15 - 65 Jahre<br />
0 - 15 Jahre<br />
Durchschnittsalter<br />
Das Älterwerden spiegelt sich auch in der Verteilung der Altersgruppen wieder. Im Fokus liegt dabei<br />
die abnehmende Altersgruppe der wirtschaftlich Tätigen. Der Zunahme des Anteils der Rentner (65<br />
Jahre und älter) von 22,3 auf 24,7 % stand ein deutlicher Rückgang der Personen im erwerbsfähigen<br />
Alter (15 bis unter 65 Jahre) gegenüber, deren Anteil um 3,3 Prozentpunkte auf 64,2 % sank.<br />
Sichtbar wird diese Entwicklung auch im sogenannten Altenquotient, dem Verhältnis der Personen<br />
im Rentenalter (derzeit ab 65 Jahre) zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter, der 2009 bei 38,4 lag,<br />
Ende 2005 dagegen noch bei 33,0.<br />
52
3.2.3.2 Ausländische Bevölkerung<br />
Unter den rechtlichen Begriff des Ausländers fallen alle in Deutschland lebenden Personen, die ausschließlich<br />
einen ausländischen Pass besitzen. Zuwanderer mit deutschem Pass sowie Doppelstaatler<br />
und ihre Nachkommen gelten nicht als Ausländer.<br />
Die Zahl der in Sachsen lebenden Ausländer hat sich in den vergangenen Jahren geringfügig vermindert.<br />
Laut Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Landesamtes lebten Ende 2009 114.076<br />
Ausländer in Sachsen und damit 4,8 % weniger als 2005 (119.786). Auch der Anteil der ausländischen<br />
Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung ging minimal zurück und beläuft sich auf 2,7 %.<br />
Sachsen liegt damit weit unter dem bundesdeutschen Schnitt von 8,7 %. Die höchsten Anteile weisen<br />
Hessen (16,8 %), die Stadtstaaten Hamburg (14,0 %) und Berlin (13,8 %), und Baden-<br />
Württemberg (11,8 %) auf. Unter den ostdeutschen Ländern hat Sachsen allerdings den höchsten<br />
Ausländeranteil.<br />
Im Zeitraum 2006 bis 2009 wurden im <strong>Freistaat</strong> 2.812 Ausländer (2009: 713) eingebürgert und damit<br />
ca. 40 % mehr als im Zeitraum zuvor. Über die Hälfte der in Sachsen lebenden Ausländer wohnt<br />
schon mehr als acht Jahre in Deutschland.<br />
Allein die drei Kreisfreien Städte Leipzig (6,2 %), Chemnitz (4,7 %) und Dresden (4,6 %) weisen<br />
einen über dem sächsischen Durchschnitt liegenden Ausländeranteil auf. Der Erzgebirgskreis (1,0 %)<br />
und der Landkreis Leipzig (1,4 %) verzeichnen dagegen sehr niedrige Ausländeranteile.<br />
Die größten Ausländergruppen (lt. Ausländerzentralregister, Stand: 2008) in Sachsen sind Vietnamesen<br />
(10,6 %), Russen (8,6 %), Ukrainer (7,4 %), Polen (7,1 %) und Türken (4,5 %). Die größten Gruppen<br />
unter den Einwanderern waren 2009 ebenfalls Vietnamesen (13,0 %), Ukrainer (11,6 %), Russen<br />
sowie Iraker (je 7,9 %).<br />
Ausländer nach Staatsangehörigkeit<br />
35,7%<br />
22,1%<br />
10,6%<br />
Abb. 8: Ausländer nach Staatsangehörigkeit<br />
8,6%<br />
4,5%<br />
4,0%<br />
7,4%<br />
7,1%<br />
Vietnam<br />
Russland<br />
Ukraine<br />
Polen<br />
Türkei<br />
China<br />
EU-Staaten ohne Polen<br />
sonstige Staaten<br />
53
3.2.3.3 Haushalte und Familien<br />
Haushalte<br />
Trotz sinkender Bevölkerungszahl stieg die Zahl der privaten Haushalte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen in den<br />
letzten Jahren. Im Jahr 2009 gab es sachsenweit 2.215.600 Haushalte und somit 1,3 % mehr als<br />
2005. Die durchschnittliche Haushaltsgröße verringerte sich entsprechend nochmals von 1,97 (2005)<br />
auf nun 1,88 (2009). Damit besitzt Sachsen den niedrigsten Wert aller Flächenländer der Bundesrepublik<br />
(Durchschnitt: 2,04). Eine Verschiebung hin zu den Ein- und Zwei-Personenhaushalten ist<br />
deutlich erkennbar.<br />
In den Einpersonenhaushalten leben zu über einem Drittel ältere Personen über 65 Jahre. Während<br />
der Anteil dieser Altersgruppe gegenüber 2005 um gut 5 % abnahm, stieg die Zahl der Singlehaushalte<br />
unter 30-Jähriger um fast 11 %. Diese Altersklasse ist maßgeblich an der Zunahme der Verschiebung<br />
hin zu Einpersonenhaushalten verantwortlich. Die Großstädte Leipzig (54,6 %) und Dresden<br />
(50,2 %) weisen den höchsten, die Landkreise Leipzig (35,6 %) und Nordsachsen (34,6 %) den<br />
niedrigsten Anteil an Einpersonenhaushalten auf.<br />
in Tausend<br />
1000,0<br />
900,0<br />
800,0<br />
700,0<br />
600,0<br />
500,0<br />
400,0<br />
300,0<br />
200,0<br />
100,0<br />
0,0<br />
Abb. 9: Haushaltsgröße<br />
Familien<br />
Haushalte mit ... Person(en)<br />
1 2 3 4 5 und mehr<br />
Im Jahr 2009 gab es in Sachsen 342.500 Familien (Elternpaare oder Alleinerziehende mit Kindern<br />
unter 18 Jahren). Im Vergleich zu 2005 ging die Zahl um 15,7 % (-64.100) zurück. Auch die Familienform<br />
unterlag in den letzten Jahren einem Wandel. Während 2005 noch 60,5 % der Eltern minderjähriger<br />
Kinder verheiratet waren, lag der Anteil 2009 nur noch bei 54,5 %. Der Anteil der nichtehelichen<br />
Lebensgemeinschaften erhöhte sich dagegen von 18,4 auf 21,8 % und der der Alleinerziehenden<br />
von 21,1 auf 23,7 %.<br />
Auch die Größe der sächsischen Familien hat sich weiter verändert. Der Anteil der Familien mit Einzelkindern<br />
erhöhte sich im Vergleich zu 2005 von 61,7 auf 62,6 %. In nur noch 30,2 % der Familien<br />
54<br />
1991<br />
2005<br />
2009
wuchsen Kinder mit einer Schwester oder einem Bruder auf (2005: 32,1 %). Der Anteil der<br />
Familien mit drei oder mehr Kindern stieg von 6,2 % im Jahr 2005 auf 7,2 % im Jahr 2009 leicht an.<br />
Die Anzahl der Eheschließungen erreichte im Jahr 2009 (17.585) den höchsten Wert seit 1990.<br />
Verglichen mit dem Zeitraum zuvor gingen im aktuellen Berichtszeitraum 7,4 % mehr Frauen und<br />
Männer den Bund der Ehe ein. Die Anzahl der Ehescheidungen erreichte 2009 mit 18 Ehescheidungen<br />
je 10.000 Einwohner (Bundesschnitt: 23 je 10.000 Einwohner) den niedrigsten Stand seit 1990<br />
und ist auch bundesweit der niedrigste Wert. Im Vergleich zum Berichtszeitraum zuvor wurden<br />
aktuell 11 % (-3.822) weniger Ehen geschieden bei durchschnittlich um fast ein Jahr längerer Ehedauer<br />
(2006 bis 2009: ca. 16 Jahre).<br />
Lebensformtyp<br />
Anzahl Lebensformen<br />
Bevölkerung in<br />
Lebensformen<br />
Personen je Lebensform<br />
1.000 Anzahl<br />
Paare 1.121 2.863 2,6<br />
ohne Kinder 708 1.416 2<br />
mit Kindern 413 1.448 3,5<br />
Ehepaare 940 2.382 2,5<br />
ohne Kinder 610 1.220 2<br />
mit Kindern 329 1.162 3,5<br />
Nichteheliche Lebensgemeinschaften<br />
182 481 2,6<br />
ohne Kinder 98 196 2<br />
mit Kindern 84 286 3,4<br />
Alleinerziehende 135 318 2,4<br />
Männer 14 31 2,2<br />
Frauen 121 288 2,4<br />
Alleinstehende 953 953 1<br />
Männer 439 439 1<br />
Frauen 514 514 1<br />
Insgesamt 2.210 4.135 1,9<br />
Tab. 8: Lebensformen 2009 nach Lebensformtyp<br />
3.2.3.4 Sorbische Bevölkerung<br />
Die Heimat der sorbischen Bevölkerung ist die Ober- und Niederlausitz in den Ländern Sachsen und<br />
Brandenburg. Gemäß der Selbstzuschreibung gibt es ca. 60.000 Sorben, davon leben ca. 40.000 in<br />
der sächsischen Oberlausitz (Obersorben) und ca. 20.000 in der brandenburgischen Niederlausitz<br />
(Niedersorben, Wenden). Das westslawische Volk ist seit dem 6. Jahrhundert in der Region ansässig<br />
und besaß nie einen eigenen Staat. Das Siedlungsgebiet der Sorben in Sachsen erstreckt sich über<br />
die Landkreise Bautzen und Görlitz. Aufgrund der gesetzlich festgelegten Bekenntnisfreiheit kann<br />
eine exakte statistische Erfassung zur Anzahl und zur Bevölkerungsstruktur der sorbischen Bevölkerung<br />
nicht erfolgen.<br />
Die Brückenfunktion des sorbischen Volkes im Kontext zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit<br />
ist an vielen Beispielen nachvollziehbar. Durch die interkulturelle Kompetenz und Mehrsprachigkeit<br />
der sorbischen Bürger fällt es den zweisprachigen Kommunen und den sorbischen Verbänden leicht,<br />
Sprachbarrieren zu überwinden und in konkreten Bereichen auf bildungspolitischem, kulturellem<br />
oder infrastrukturellem Gebiet eine Zusammenarbeit zu pflegen.<br />
55
Karte 13: Sorbisches Siedlungsgebiet in Sachsen<br />
Gemäß § 7 des Sächsischen Sorbengesetzes erstattet die Staatsregierung dem Sächsischen Landtag<br />
mindestens einmal in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lage des sorbischen Volkes im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen.<br />
3.2.4. Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit<br />
Auf dem sächsischen Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt eine positive Entwicklung. Gerade bei der<br />
Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 hat sich die sächsische Wirtschaft als<br />
robust erwiesen. Bezogen auf die Zahl der durch die Unternehmen geschaffenen Arbeitsplätze<br />
(Arbeitsplatzdichte am Arbeitsort) nimmt Sachsen seit Jahren den Spitzenplatz unter den neuen<br />
Ländern ein. Im Jahr 2009 kamen auf 1.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre)<br />
707 Erwerbstätige (ohne zweiter Arbeitsmarkt). Im Durchschnitt der neuen Länder (ohne Berlin)<br />
waren es 664 Erwerbstätige.<br />
Zwischen 2006 und 2009 sank die Zahl der Arbeitslosen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen um etwa ein Viertel<br />
auf ca. 278.200 Personen. Gründe dafür sind u. a. der Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen im Ergebnis<br />
der erfolgreichen Entwicklung sächsischer Unternehmen, aber auch demografische Faktoren, wie<br />
der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.<br />
Im Berichtszeitraum gab es einen nachweisbaren Beschäftigungsaufbau. Im Jahr 2009 lag die Zahl<br />
der Erwerbstätigen zwischen 15 und 65 Jahre am Arbeitsort – trotz eines leichten Rückgangs zum<br />
Vorjahr – um ca. 27.300 Personen höher als 2006. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
waren es ca. 50.700 Personen mehr als 2006. Betrachtet man die Entwicklung der sozialversiche-<br />
56
ungspflichtigen Beschäftigung ohne zweiten Arbeitsmarkt, lag der Zuwachs sogar bei ca. 54.000<br />
Personen.<br />
Bevölkerung und Erwerbstätigkeit<br />
(Altersgruppe 15-65 Jahre)<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Veränderung<br />
2006-2009<br />
… am Wohnort In Tsd. Personen<br />
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 2.868,0 2.811,5 2.766,9 2.714,4 - 153,6<br />
Erwerbspersonen 2.225,6 2.215,4 2.205,9 2.175,2 - 50,4<br />
Erwerbstätige 1.850,4 1.891,4 1.917,2 1.900,8 50,4<br />
Erwerbslose 375,4 324,0 288,8 274,4 - 101,0<br />
Erwerbstätigenquote 1) 64,5 % 67,3 % 69,3 % 70,0 % 5,5 %-P.<br />
Erwerbsneigung 2) … am Arbeitsort<br />
77,6 % 78,8 % 79,7 % 80,1 % 2,5 %-P.<br />
Erwerbstätige 1.911,3 1.940,5 1.953,6 1.938,6 27,3<br />
sv-pflichtig Beschäftigte 1.338,9 1.374,7 1.396,8 1.389,5 50,7<br />
… ohne 2. Arbeitsmarkt 3) 1.325,0 1.362,8 1.384,8 1.379,3 54,3<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen (Mikrozensus), Bundesagentur für Arbeit; Differenzen durch Rundung der Einzelwerte möglich<br />
1) Erwerbstätige in Prozent der Bevölkerung jeweils 15-65 Jahre; 2) Erwerbspersonen in Prozent der Bevölkerung jeweils 15-65 Jahre;<br />
3) Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten<br />
Anmerkung: Statistische Angaben aus dem Mikrozensus (am Wohnort) stimmen nicht mit den Daten der Bundesagentur für Arbeit zur Beschäftigung<br />
und Arbeitslosenstatistik überein.<br />
Tab. 9: Erwerbstätigkeit in Sachsen 2006 bis 2009<br />
Gleichzeitig verringerte sich zwischen 2006 und 2009 die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15<br />
bis 65 Jahre) um ca.153.600 Personen. Da sich parallel die Erwerbsneigung der Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />
Alter von 77,6 % auf 80,1 % erhöhte, ging das Erwerbspersonenpotenzial spürbar<br />
langsamer zurück (alle Angaben Mikrozensus). Veränderungen bei Wanderungen oder Pendlerströmen<br />
hatten keinen maßgeblichen Einfluss auf das Erwerbspersonenpotenzial.<br />
Erwerbstätige1) im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2000 bis 2009 nach Wirtschaftsbereichen<br />
2 250<br />
2 000<br />
1 750<br />
1 500<br />
1 250<br />
1 000<br />
750<br />
500<br />
250<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
1) Jahresdurchschnittsangaben am Arbeitsort (ab 2007 vorläufig)<br />
Land- und Forstw irtschaft,<br />
Fischerei<br />
Produzierendes Gew erbe<br />
ohne Baugew erbe<br />
Baugew erbe<br />
Abb. 10: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2000 bis 2009 (Grafik: Statistisches Landesamt)<br />
Handel, Gastgew erbe und<br />
Verkehr<br />
Finanzierung, Vermietung und<br />
Unternehmensdienstleister<br />
Öffentliche und private<br />
Dienstleister<br />
57
Die Differenzierung nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass nach wie vor der größte Anteil der Erwerbstätigen<br />
im Dienstleistungssektor tätig ist. Von den ca. 1,94 Millionen Erwerbstätigen im Jahr<br />
2009 waren 31,8 % im Bereich öffentliche und private Dienstleister beschäftigt, gefolgt vom Bereich<br />
Handel, Gastgewerbe, Verkehr mit 22,8 %. 18,6 % hatten ihren Arbeitsplatz im Produzierenden Gewerbe<br />
ohne Baugewerbe und 16,6 % im Bereich der Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister.<br />
Im Baugewerbe waren 8,1 % aller Erwerbstätigen beschäftigt. Den geringsten Anteil<br />
wies der Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei mit 2,2 % auf.<br />
Der Rückgang der offenen Arbeitslosigkeit führte über den gesamten Berichtszeitraum gesehen zu<br />
einer Verringerung der Arbeitslosenquote von 17,0 % (2006) auf 12,9 % (2009). Trotzdem hat Sachsen<br />
damit bundesweit nach Ländern (einschl. Berlin) die vierthöchste Arbeitslosenquote zu verzeichnen.<br />
Bezogen auf die sächsischen Kreise und Kreisfreien Städte differierte die Arbeitslosenquote im<br />
Jahresdurchschnitt 2009 zwischen 11,6 % in Dresden und 15,8 % im Landkreis Görlitz.<br />
Die Entwicklung der Arbeitslosenzahl war nach Geschlecht, Alter und Dauer der Arbeitslosigkeit<br />
differenziert. Auch nach Rechtskreisen (RK) gem. Sozialgesetzbuch (SGB) und Trägerschaft war der<br />
Rückgang unterschiedlich stark ausgeprägt. Während 2009 im RK SGB III (überwiegend kurzzeitig<br />
arbeitslos) mehr als ein Drittel weniger Arbeitslose im Vergleich zu 2006 registriert waren, verringerte<br />
sich die Arbeitslosenzahl im RK SGB II (überwiegend längere Zeit arbeitslos) nur um knapp ein<br />
Fünftel. Dabei ging die Arbeitslosenzahl bei den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) stärker<br />
zurück als in den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn).<br />
Karte 14: Arbeitslosenquote 2009 nach Kreisen/Kreisfreien Städten<br />
58
2006 2007 2008 2009<br />
Veränderung<br />
2006-2009 in %<br />
Arbeitslose 371.892 322.821 279.573 278.196 - 25,2<br />
darunter<br />
SGB III 140.052 111.199 90.619 88.423 - 36,9<br />
SGB II 231.839 211.622 188.954 189.773 - 18,1<br />
davon ARGEn 189.807 174.165 156.000 157.850 - 16,8<br />
zugelassene komm. Träger 42.033 37.457 32.954 31.923 - 24,1<br />
Frauen 184.507 164.983 140.099 128.369 - 30,4<br />
Männer 187.363 157.458 139.474 149.827 - 20,0<br />
unter 25 Jahre 45.790 37.273 32.054 31.506 - 31,2<br />
50 Jahre u. älter 112.119 99.777 86.986 89.725 - 20,0<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Veränderung<br />
2007-2009 in %<br />
Arbeitsmarktentlastung 1) 4) 103.309 95.398 98.862 - 4,3<br />
Unterbeschäftigung 2) - 426.130 374.971 377.058 - 11,5<br />
Quote d. Unterbeschäftig. 3) - 19,5 % 17,2 % 17,5 % - 2,0 %-P.<br />
1) Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen, Qualifizierung, Beschäftigung schaffende Maßnahmen, Arbeit für Langzeitarbeits-<br />
lose, Arbeitsgelegenheiten, Spezielle Maßnahmen für Jüngere, Freie Förderung, Regelungen für Ältere (§ 428 SGB III), Kurzarbeit (Äquivalent)<br />
2) Arbeitslose und Arbeitsmarktentlastung; 3) Unterbeschäftigung in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen<br />
4) Daten einschl. zugelassene kommunale Träger liegen nicht vor<br />
Tab. 10: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2006 bis 2009 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)<br />
Bis 2009 verringerte sich die Arbeitsmarktentlastung. Im Vergleich zu 2007 – vergleichbare Daten<br />
für 2006 (einschließlich zugelassene kommunale Träger) liegen nicht vor – ging die öffentlich geförderte<br />
Beschäftigung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen um etwa ein Zehntel zurück. Die Maßnahmen zur Qualifizierung<br />
sowie Spezielle Maßnahmen für Jüngere sind hingegen leicht angestiegen. Die Entlastung<br />
des Arbeitsmarktes durch besondere Regelungen für ältere Arbeitnehmer ging aufgrund der Novellierung<br />
des Sozialgesetzbuches III, nach der seit Anfang 2008 keine Neueintritte in die sog. 58er-<br />
Regelung nach § 428 SGB III mehr möglich sind, fast vollständig zurück.<br />
Zusätzlich wurde der sächsische Arbeitsmarkt zunächst durch zahlreiche Existenzgründungen entlastet,<br />
wenn auch mit deutlich abnehmender Tendenz. Wagten im Jahresdurchschnitt 2007 noch<br />
über 21.000 Personen den Schritt in die Selbständigkeit, waren es 2009 weniger als 10.000.<br />
Die Zahl der Kurzarbeiter in Sachsen ist durch die Entwicklung in den Krisenjahren 2008/2009 spürbar<br />
angestiegen. Waren im Jahresdurchschnitt 2006 nur ca. 4.100 Personen in Kurzarbeit, lag die<br />
Zahl im Jahr 2009 bei fast 54.000. Die befristete Sonderregelung zur Förderung der Inanspruchnahme<br />
von Kurzarbeit im Rahmen der Konjunkturpakete I und II war zur Bewältigung der Auswirkungen<br />
der Wirtschafts- und Finanzkrise erforderlich.<br />
Insgesamt waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Jahresdurchschnitt 2009 ca. 377.000 Personen arbeitslos<br />
gemeldet oder in einer den Arbeitsmarkt entlastenden Maßnahme (einschl. Kurzarbeit). Gemessen an<br />
allen zivilen Erwerbspersonen lag die Quote der Unterbeschäftigung bei 17,5 % (2007: 19,5 %).<br />
59
3.2.5 Pendlerverhalten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellen mit fast 72 % die größte Gruppe innerhalb<br />
aller Erwerbstätigen. Geringfügig beschäftigt (nicht sozialversicherungspflichtig) sind knapp 13 %,<br />
weitere 11 % zählen als Selbständige und mithelfende Familienangehörige. 2,23 % der Erwerbstätigen<br />
sind verbeamtet (Stand 2009).<br />
Nur für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden Zahlen bezogen auf Wohnort und<br />
Arbeitsort erfasst, so dass damit Pendlerzahlen ermittelt werden können. Vom Pendeln wird gesprochen,<br />
wenn zum Erreichen des Arbeitsplatzes eine Überschreitung der Gemeindegrenze nötig ist.<br />
Insgesamt 1.386.546 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hatten am 30. Juni 2009 ihren<br />
Arbeitsplatz im <strong>Freistaat</strong> Sachsen. Davon waren 83.530 Einpendler (mit Wohnort außerhalb von<br />
Sachsen). Dem gegenüber standen 1.432.245 Personen mit Wohnort in Sachsen, die einer sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung nachgingen. Darunter pendelten 129.229 Personen zu ihrem<br />
Arbeitsplatz in andere Bundesländer. Aus dem Saldo von Auspendlern und Einpendlern resultiert ein<br />
Auspendlerüberschuss für Sachsen in Höhe von 45.699 Personen.<br />
Im Vergleich zur Jahresmitte 2005 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit<br />
Arbeitsort in Sachsen bis 2009 um 54.306 Personen bzw. 4,1 %. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten mit Wohnort in Sachsen erhöhte sich ebenfalls um 53.215 bzw. 3,9 %. Der<br />
Auspendlerüberschuss sank damit geringfügig um 1.091 Personen bzw. -2,4 %. Die um 11.492 bzw.<br />
10.851 gestiegenen absoluten Ein- bzw. Auspendlerzahlen bestätigen jedoch die weiterhin wachsende<br />
Mobilität am Arbeitsmarkt. Etwa 64 % der Einpendler und 71 % der Auspendler waren männlich.<br />
Der größte Anteil der Einpendler über die Landesgrenze (83.530) hat wie schon 2005 seinen Wohnsitz<br />
in den Nachbarländern Sachsen-Anhalt (34,5 %), Thüringen (22,7 %) und Brandenburg (18,3 %).<br />
Bevorzugtes Ziel der Einpendler aus anderen Bundesländern bleibt die Stadt Leipzig, die bei 28.370<br />
Einpendlern auch per Saldo einen Einpendlerüberschuss (über die Landesgrenze) von +7.766 verzeichnen<br />
konnte. Die entsprechenden größten Auspendlerüberschüsse weisen die Landkreise Bautzen<br />
(-8.193) und Vogtland (-7.963) aus.<br />
15,3 % aller Einpendelnden nach Sachsen waren hochqualifiziert, das heißt sie besaßen den Abschluss<br />
einer Fachhochschule, wissenschaftlichen Hochschule bzw. Universität. Fast zwei Drittel aller<br />
Einpendler waren in Dienstleistungsberufen beschäftigt, vor allem in Organisations-, Verwaltungs-<br />
und Büroberufen.<br />
Von den 129.229 Auspendlern aus Sachsen war fast jeder Vierte (22,9 %) in Bayern tätig. 15,6 % der<br />
Auspendler gingen in Sachsen-Anhalt, 12,1 % in Brandenburg einer Beschäftigung nach. Die meisten<br />
Auspendler auf Landesebene stellte die Stadt Leipzig (20.604). Der Vogtlandkreis (12.580) und<br />
der Landkreis Bautzen (12.229) verzeichneten ebenfalls große Auspendlerzahlen. Der Anteil an<br />
Personen in Fertigungsberufen war bei den Auspendlern mit 30,2 % deutlich höher als bei den Einpendlern.<br />
Auch die Berufsgruppen der Schlosser, Mechaniker und Bauberufe waren erhöht vom Pendeln<br />
in andere Bundesländer betroffen. Der Anteil der Hochqualifizierten lag bei 14,3 %.<br />
91 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hatten auch ihren Arbeitsort innerhalb Sachsens;<br />
43 % hatten ihren Arbeitsplatz am Wohnort, mussten also nicht pendeln.<br />
Aus der Analyse der Pendlerverflechtungen insgesamt erschließt sich der arbeitsräumliche Bedeutungsüberschuss<br />
der Gemeinden.<br />
60
Karte 15: Typisierung der Gemeinden nach Pendlermerkmalen<br />
Da Pendler häufig am Arbeitsort über die eigentliche Tätigkeit hinaus auch weitere Dienstleistungen<br />
aus den Bereichen Handel, Gesundheit, Bildung oder Kultur in Anspruch nehmen, ist Arbeitsplatz-<br />
bzw. Einpendlerüberschuss ein wichtiger Indikator für die raumstrukturelle Bedeutung einer Gemeinde,<br />
die sich nicht zuletzt auch in der zentralörtlichen Einstufung widerspiegelt.<br />
In Sachsen weisen insgesamt 72 Gemeinden mehr Arbeitsplätze (Beschäftigte am Arbeitsort) als<br />
wohnhafte Beschäftigte auf. Darunter sind neben den Oberzentren (Ausnahme Hoyerswerda im<br />
Oberzentralen Städteverbund) 24 Mittelzentren und 17 Grundzentren. Absolut verzeichneten die<br />
Städte Leipzig und Dresden (+41.337 bzw. +40.802) den größten Arbeitsplatzüberschuss (Stand<br />
30.06.2009).<br />
Mit +16.864 bzw. +12.680 hatten Leipzig und Dresden auch den größten Zuwachs an Arbeitsplätzen<br />
seit 2005. Mit deutlichem Abstand folgen Chemnitz (+3.050), Schkeuditz (+2.912), Freiberg (+2.322)<br />
und Bautzen (+2.267). Einen Arbeitsplatzabbau mussten vor allem Hoyerswerda (-1.401), Zwickau<br />
(-1.072) und Kamenz (-1.001) hinnehmen.<br />
Die Rangfolge bei relativen Werten wie der Arbeitsplatzzentralität (sv-pflichtig Beschäftigte am<br />
Arbeitsort in Prozent der sv-pflichtig Beschäftigten am Wohnort) oder den Arbeitsplätzen je 1.000<br />
Einwohnern wird in der Statistik von kleineren Gemeinden (Niederdorf, Hartmannsdorf, Kurort<br />
Rathen, Lampertswalde) angeführt, wo einzelne größere Arbeitgeber bei geringen Einwohnerzahlen<br />
große statistische Effekte verursachen.<br />
61
Gemeinde<br />
Ein- Beschäftigte am<br />
wohner Wohnort Arbeitsort<br />
Apl.-Entw.<br />
seit 2005<br />
Arbeitsplatzüberschuss<br />
Arbeitsplatz-<br />
Zentralität<br />
Arbeitsplätze<br />
je 1000 Ew<br />
Dresden 517.052 177.957 218.759 12.680 40.802 123 423<br />
Leipzig 518.862 164.372 205.709 16.864 41.337 125 396<br />
Chemnitz 243.089 80.165 104.752 3.050 24.587 131 431<br />
Zwickau 94.340 31.871 46.154 -1.072 14.283 145 489<br />
Bautzen 40.740 13.386 24.378 2.267 10.992 182 598<br />
Plauen 66.412 22.160 23.972 -617 1.812 108 361<br />
Freiberg 41.701 13.696 19.468 2.322 5.772 142 467<br />
Görlitz 55.957 15.832 19.351 1.883 3.519 122 346<br />
Pirna 39.030 12.362 13.341 594 979 108 342<br />
Radebeul 33.466 11.441 12.984 142 1.543 113 388<br />
Meißen<br />
Annaberg-<br />
27.693 8.483 12.503 623 4.020 147 451<br />
Buchholz 22.079 7.069 12.131 1.662 5.062 172 549<br />
Glauchau 24.684 8.114 11.847 1.677 3.733 146 480<br />
Riesa 34.324 10.704 11.712 -316 1.008 109 341<br />
Schkeuditz 17.692 6.799 11.447 2.912 4.648 168 647<br />
Hoyerswerda 38.218 11.117 10.146 -1.401 -971 91 265<br />
Zittau 28.638 7.571 10.023 -402 2.452 132 350<br />
Freital 39.200 13.513 9.376 351 -4.137 69 239<br />
Tab.11: Arbeitsplatzangebot und Arbeitsplatzzentralität von Städten mit mehr als 9.000 sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätzen in Sachsen (Stand 30.06.2009)<br />
Die größten Pendlerströme innerhalb des <strong>Freistaat</strong>es bestehen zwischen den Wohn- und Arbeitsplatzmetropolen<br />
Dresden bzw. Leipzig und ihrem jeweiligen Umland. So sind von bzw. nach Leipzig<br />
und Dresden täglich über 126.000 Pendler unterwegs, für Chemnitz sind es 71.300, für Zwickau<br />
38.300 und für Bautzen 22.600.<br />
62
3.3 Wirtschaftsentwicklung<br />
3.3.1 Wirtschaftsstruktur<br />
Die Anteile der einzelnen Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung sind sehr unterschiedlich.<br />
Im Betrachtungszeitraum 2006 bis 2009 lag der Anteil der Bruttowertschöpfung des primären Sektors,<br />
d. h. der Land- und Forstwirtschaft und Fischerei, an der gesamten Wertschöpfung in Sachsen<br />
nur bei ca. 1 %. Der Anteil des Produzierenden Gewerbes (sekundärer Sektor) betrug bis 2008 durchschnittlich<br />
30 %. Rund zwei Drittel (69 %) der Wertschöpfung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen wurden in diesem<br />
Zeitraum im Dienstleistungsbereich (tertiärer Sektor) erbracht. Infolge der weltweiten Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise verschoben sich die Anteile im Jahr 2009 deutlich: der Anteil des sekundären<br />
Sektors fiel auf 27,5 %; die Dienstleistungsbereiche erreichten 71,6 %.<br />
Besonders hohe Anteile des Produzierenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung wiesen 2008* die<br />
Landkreise Mittelsachsen (38,1 %), Meißen (36,4 %), der Erzgebirgskreis (35,1 %) und der Landkreis<br />
Zwickau (34,2 %) auf. Die Bedeutung der Dienstleistungsbereiche ist in den drei Kreisfreien Städten<br />
am höchsten (Leipzig 78,8 %, Chemnitz 73,4 % und Dresden 73,3 %). (* Kreisdaten für 2009 liegen<br />
noch nicht vor)<br />
Anteil der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2000 bis 2009 1)<br />
Prozent (in jew eiligen Preisen)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
1) Berechnungsstand: August <strong>2010</strong> (VGR des Bundes)<br />
Abb. 11: Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung<br />
Land- und Forstw irtschaft;<br />
Fischerei<br />
Produzierendes Gew erbe<br />
ohne Baugew erbe<br />
Baugew erbe<br />
Handel, Gastgew erbe<br />
und Verkehr<br />
Finanzierung, Vermietung<br />
und Unternehmensdienstleister<br />
Öffentliche und<br />
private Dienstleister<br />
Von den Folgen der Krise war das Produzierende Gewerbe besonders betroffen. Nach einer deutlichen<br />
Steigerung bis auf 30,7 % im Jahr 2007 fiel der Bruttowertschöpfungsanteil des sekundären<br />
Sektors in den Folgejahren zunächst auf 30,1 % (2008) und dann auf 27,5 % im Jahr 2009. Der<br />
Rückgang resultierte aus einer Verringerung des Anteils des Verarbeitenden Gewerbes. Das Baugewerbe<br />
konnte dagegen bis zuletzt seinen Anteil an der Bruttowertschöpfung Sachsens insgesamt<br />
erhöhen.<br />
63
Im gesamtdeutschen Maßstab unterscheiden sich die Anteile des Produzierenden Gewerbes nur<br />
geringfügig von den sächsischen, zeigen aber einen noch deutlicheren Rückgang für das Jahr 2009<br />
(2007: 30,2 %; 2009: 26,6 %).<br />
3.3.2 Wirtschaftswachstum<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen ist zwischen 2006 und 2009 mit 3,5 % im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen etwas stärker gewachsen als im bundesdeutschen Durchschnitt (3,0 %). Mit einem Anteil<br />
von 3,9 % am Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik nimmt der <strong>Freistaat</strong> Rang sieben unter allen<br />
deutschen Ländern ein. Von den neuen Ländern verfügt Sachsen über die höchste Wirtschaftskraft.<br />
Zwischen 2006 und 2008, also ohne das Krisenjahr 2009, betrug das Wachstum in Sachsen 5,6 %<br />
gegenüber 6,6 % für Gesamtdeutschland. Nach dem Anstieg von 89,7 Mrd. Euro auf 94,7 Mrd. Euro<br />
(2008) fiel das BIP in Sachsen aber 2009 auf 92,8 Mrd. Euro zurück.<br />
Da für 2009 noch keine räumlich detaillierten Daten zu Bruttowertschöpfung und Bruttoinlandsprodukt<br />
vorliegen, beziehen sich die nachfolgenden regionalisierten Ausführungen nur auf<br />
den Zeitraum 2006 bis 2008 bzw. auf das Jahr 2008.<br />
Karte 16: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2006 bis 2008 nach Kreisen/Kreisfreien Städten<br />
64
Während die Mehrzahl der Landkreise ihr BIP im genannten Zeitraum kontinuierlich steigern konnte,<br />
ging es in den Städten Chemnitz und Dresden sowie im Landkreis Görlitz 2008 wieder leicht (-1,4 %<br />
und -0,5 % bzw. -0,7 %) zurück. Eine Ursache hierfür war der im Jahr 2008 überdurchschnittlich<br />
starke Rückgang der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorjahr.<br />
Unter den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten verzeichnete der Landkreis Mittelsachsen<br />
mit 11,4 % das höchste Wachstum seit 2006. Überdurchschnittlich stark nahm das BIP auch in den<br />
Landkreisen Nordsachsen (+10,5 %), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (+9,2 %), Görlitz (+8,8 %)<br />
und Zwickau (+7,5 %) zu. Das durchschnittliche Wachstum der Landkreise lag bei 7,2 %, in den<br />
Kreisfreien Städten wurde im Mittel ein BIP-Wachstum von 3,8 % erreicht.<br />
Im Jahr 2008 war im Vergleich zum Vorjahr im Landkreis Nordsachsen mit einem nominalen Wachstum<br />
des Bruttoinlandsproduktes von 6,5 % die positivste wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen.<br />
Es folgten die Landkreise Mittelsachsen (+6,3 %) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />
(+4,1 %). Ein Vergleich der drei Direktionsbezirke in Sachsen sieht mit einer Zunahme des BIP 2008<br />
gegenüber 2007 um 2,8 % Leipzig vor Chemnitz (+2,1 %) und Dresden (+0,7 %).<br />
Der Direktionsbezirk Dresden erwirtschaftete 2008 39,5 % des sächsischen Bruttoinlandsproduktes,<br />
der Anteil des Direktionsbezirkes Chemnitz lag bei 35,9 % und der Direktionsbezirk Leipzig hatte<br />
einen Anteil von 24,6 %. In den drei größten Städten Sachsens – Leipzig, Dresden und Chemnitz –<br />
wurden allein rund 38 % des sächsischen Bruttoinlandsproduktes erzielt.<br />
Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />
In Sachsen wurde im Jahr 2008 ein Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Höhe von 22.572 Euro<br />
erwirtschaftet. Bezogen auf die Bundesrepublik Deutschland liegt diese Relation bei 30.392 Euro je<br />
Einwohner.<br />
Auf Kreisebene erreichte 2008 die Stadt Dresden mit einem BIP je Einwohner von 30.215 Euro den<br />
Spitzenwert, gefolgt von den Städten Chemnitz mit 28.233 Euro und Leipzig mit 26.946 Euro. Bei<br />
der Interpretation des Bruttoinlandsproduktes je Einwohner ist zu berücksichtigen, dass das Ergebnis<br />
durch mehr oder weniger starke Pendlerbewegungen beeinflusst wird.<br />
Gesamtwirtschaftliche Produktivität (BIP je Erwerbstätigen)<br />
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region lässt sich anhand des Bruttoinlandsproduktes je<br />
Erwerbstätigen (Produktivität) beurteilen.<br />
Im Jahr 2008 lag das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in Sachsen bei durchschnittlich 48.588<br />
Euro. Deutschlandweit lag dieser Wert bei 61.963 Euro.<br />
Unter den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten erzielte den höchsten Wert mit 54.976<br />
Euro (13,1 % über dem Durchschnitt) der Landkreis Mittelsachsen, am geringsten war die Wirtschaftsleistung<br />
je Erwerbstätigen mit 43.420 Euro (10,4 % unter Durchschnitt) im Erzgebirgskreis.<br />
Fast 10 % unter dem sächsischen Durchschnitt lag auch das BIP je Erwerbstätigen im Landkreis<br />
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (43.954 Euro).<br />
Alle Landkreise und Kreisfreien Städte – mit Ausnahme der Stadt Dresden – verzeichneten im Zeitraum<br />
2005 bis 2008 eine Steigerung des BIP je Erwerbstätigen (vgl. Abbildung 12). Sie betrug im<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen durchschnittlich 7,4 %, in den Kreisfreien Städten waren es 4,1 %, in den Landkreisen<br />
9,4 %. Am stärksten fiel die Zunahme des BIP je Erwerbstätigen im Landkreis Mittelsachsen<br />
65
aus (+16,7 %), gefolgt vom Landkreis Görlitz (+12,1 %). Deutlich unterdurchschnittliche Zuwächse<br />
verzeichneten dagegen der Landkreis Bautzen (+4,5 %) und der Erzgebirgskreis (+5,3 %).<br />
Landkreis/ Kreisfreie Stadt<br />
Mittelsachsen<br />
Leipzig<br />
Meißen<br />
Dresden, Stadt<br />
Zwickau<br />
Nordsachsen<br />
Görlitz<br />
Leipzig, Stadt<br />
Bautzen<br />
Vogtlandkreis<br />
Chemnitz, Stadt<br />
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />
Erzgebirgskreis<br />
Bruttoinlandsprodukt 2006 und 2008<br />
0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000 55.000<br />
Euro<br />
Daten abgestimmt auf den Berechnungsstand des Statistischen Bundesamtes vom August 2009<br />
Abb.12: Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen<br />
66<br />
Durchschnitt<br />
Sachsen 2008<br />
2008<br />
2006
3.4 Flächeninanspruchnahme<br />
Das folgende Kapitel beinhaltet den Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Reduzierung<br />
der Flächeninanspruchnahme. In Erfüllung des Kabinettsauftrags vom 28.04.2009 ist dieser Bericht<br />
einmal jährlich, beginnend ab 2011, vorzulegen. Wegen der zeitlichen und inhaltlichen Parallelen<br />
mit dem <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> wurde dieser Bericht hier als eigenständiges Kapitel integriert.<br />
3.4.1 Datenlage, Flächennutzung und -inanspruchnahme im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
Datenlage<br />
Die Daten zur amtlichen Flächennutzungsstatistik werden für die Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
jährlich, für alle Nutzungsarten alle 4 Jahre durch das Statistische Landesamt ausgewertet und veröffentlicht.<br />
Sie basieren auf einer aus dem amtlichen Liegenschaftskataster abgeleiteten Sekundärstatistik.<br />
Diese Statistik bildet jedoch das tatsächliche Geschehen nur zum Teil ab. Hinzu kommt<br />
innerhalb der letzten zehn Jahre eine Umstellung der statistischen Zuordnung einzelner Nutzungsarten.<br />
Es besteht daher Grund zu der Annahme, dass die tatsächliche Flächenzunahme der Siedlungs-<br />
und Verkehrsfläche bereits in der Vergangenheit höher lag, als in der Statistik ausgewiesen.<br />
Deutlich wird dies unter anderem am starken Zuwachs der Nutzungsart „Erholungsfläche“ in den<br />
letzten Jahren. Dabei spiegeln sich unter anderem die Sanierungserfolge, insbesondere des Braunkohlenbergbaus,<br />
wider. So werden große Flächenareale im Bereich der in Entstehung befindlichen<br />
Tagebaurestseen in der Lausitz und im Raum Leipzig als Erholungsfläche ausgewiesen (insbesondere<br />
die Uferbereiche), die vorher in der Statistik als Abbauland geführt wurden. Aber auch die Zuordnung<br />
großer innerstädtischer Grünflächen, Spielplätze u. ä. zu Erholungsflächen führte zu einem statistischen<br />
Zuwachs.<br />
Zu beachten ist, dass sich eine Änderung der Nutzungsart nur dann in der Statistik niederschlägt,<br />
wenn dies von den Eigentümern gegenüber den Kataster führenden Stellen angezeigt wird (was<br />
häufig nicht oder nur mit großem zeitlichen Nachlauf erfolgt) bzw. wenn sich die Nutzung im Zusammenhang<br />
mit einem Eigentümerwechsel ändert. So werden beispielsweise großflächige Verkehrsbauten,<br />
wie z. B. Autobahnen, zum Teil erst einige Jahre nach ihrer Fertigstellung in der Flächennutzungsstatistik<br />
„wirksam“. Ähnliches gilt für Rückbau- oder Rekultivierungsflächen.<br />
Unabhängig von den Problemen bezüglich der Belastbarkeit der statistischen Erhebungen bleibt<br />
jedoch festzustellen, dass die Auswertung dieser Daten derzeit die einzige amtliche Informationsquelle<br />
darstellt, die eine räumliche und zeitliche Vergleichbarkeit ermöglicht, um den Erfolg der<br />
Instrumente zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme abzuschätzen.<br />
Flächennutzung<br />
Mit 1.017.338 ha war die Landwirtschaftsfläche Ende des Jahres 2009 die dominierende Flächennutzungsart<br />
in Sachsen. Trotz eines Rückganges um 0,3 % (2.987 ha) gegenüber 2008 lag ihr Anteil an<br />
der Gesamtfläche des <strong>Freistaat</strong>es mit 55,2 % deutlich über dem der anderen Nutzungsarten. 27,2 %<br />
der Landesfläche waren bewaldet, 6,8 % nahmen Gebäude- und Freiflächen und 4 % Verkehrsflächen<br />
ein. Wasserflächen umfassten nur 1,9 % der Fläche des <strong>Freistaat</strong>es. Die anderen Kategorien<br />
hatten ebenfalls nur Anteile zwischen 1 und 2 % (vgl. Abb. 13)<br />
Die Auswertung auf Basis der Landkreise und Kreisfreien Städte ergibt naturgemäß die höchsten<br />
Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Kreisfreien Städten (Chemnitz 39,0 %, Dresden<br />
67
40,2 %, Leipzig 50,5 %). Bei den Landkreisen variiert dieser Anteil zwischen 9,1 % (Lkr. Sächsische<br />
Schweiz-Osterzgebirge) und 16,9 % (Lkr. Zwickau).<br />
1 0 0 %<br />
9 0 %<br />
8 0 %<br />
7 0 %<br />
6 0 %<br />
5 0 %<br />
4 0 %<br />
3 0 %<br />
2 0 %<br />
1 0 %<br />
0 %<br />
Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche<br />
227.871 ha<br />
1<br />
Friedhofsfläche<br />
1.684 ha<br />
Betriebsfläche<br />
(o. Abbauland)<br />
4.599 ha<br />
Erholungsfläche<br />
19.904 ha<br />
Verkehrsfläche<br />
76.201 ha<br />
Gebäude- u.<br />
Freifläche<br />
125.482 ha<br />
Bodenfläche nach Nutzungsarten am 31.12. 2009<br />
Flächen anderer<br />
Nutzung (o. Friedhof)<br />
29.144 ha<br />
Abbauland<br />
31.497 ha<br />
Wasserfläche<br />
35.855 ha<br />
Waldfläche<br />
500.265 ha<br />
Abb. 13: Bodenfläche am 31.12.2009 nach Nutzungsarten<br />
insgesamt<br />
1.841.970<br />
Landwirtschaftsfläche<br />
1.017.338 ha<br />
Waldreichster Landkreis, bezogen auf den Anteil an der jeweiligen Kreisfläche, ist der Erzgebirgskreis<br />
mit 44,8 %, gefolgt vom Vogtlandkreis mit 39,8 %. Die geringsten Waldanteile haben der Landkreis<br />
Meißen mit 13,3 % und der Landkreis Leipzig mit 14,0 %. Selbst die Kreisfreien Städte Chemnitz<br />
(15 %) und Dresden (22,3 %) haben größere Waldanteile. Die wasserreichsten Landkreise sind, bedingt<br />
auch durch die Sanierung der Braunkohlentagebaue mit den gefluteten Restseen, die Landkreise<br />
Bautzen mit 3,7 % und Görlitz mit 2,8 %. Die Stadt Leipzig hat mit 2,9 % einen sehr hohen Anteil<br />
Wasserflächen, während der ebenfalls bergbaulich geprägte Landkreis Leipzig derzeit statistisch<br />
„nur“ auf 2,5 % Wasserfläche verweisen kann, was aber zum Teil auf die noch nicht erfasste Nutzungsänderung<br />
im Liegenschaftskataster zurückzuführen ist.<br />
Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />
Die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) summiert sich aus verschiedenen Nutzungsarten. Ihre Entwicklung<br />
dient als Indikator für den Flächenverbrauch. Sie setzt sich zusammen aus Gebäude- und<br />
Freiflächen, Verkehrsflächen, Erholungsflächen, Betriebsflächen ohne Abbauland und Friedhofsflächen.<br />
Am 31.12.2009 umfasste die SuV 227.871 ha. Damit werden 12,4 % der Bodenfläche des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen von der SuV beansprucht. Bundesweit sind dies 13,2 %. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Nutzungsintensität ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche jedoch nicht mit der versiegelten<br />
Fläche gleich zu setzen.<br />
In der Tabelle wird das Anwachsen von Erholungsfläche, Gebäude- und Freifläche sowie Verkehrsfläche<br />
deutlich. Während im Zeitraum 2002 bis 2005 die Entwicklungsdynamik etwas abgenommen<br />
hatte, ist sie im aktuellen Berichtszeitraum wieder angestiegen. Im Vergleich zum Stichtag<br />
31.12.2005 hat die SuV um insgesamt 11.959 ha zugenommen. Das entspricht statistisch einer<br />
68
durchschnittlichen täglichen Flächenneuinanspruchnahme von 8,2 ha. Den höchsten Zuwachs weist<br />
die Statistik für die Erholungsflächen mit 5.377 ha aus, gefolgt von der Flächennutzung Gebäude-<br />
und Freifläche mit 3.475 ha und den Verkehrsflächen mit 2.174 ha (siehe Tab. 12).<br />
Flächennutzung 31.12.2005<br />
in ha<br />
31.12.2009<br />
in ha<br />
Zu-/Abnahme<br />
in ha<br />
Bodenfläche insgesamt 1.841.566 1.841.970 + 404*<br />
Landwirtschaftsfläche 1.024.054 1.017.338 - 6.716<br />
Waldfläche 494.834 500.265 + 5.431<br />
Wasserfläche 34.361 35.855 + 1.494<br />
Abbauland 32.631 31.497 - 1.134<br />
Flächen anderer Nutzung 41.444 29.144 - 12.300<br />
Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
darunter:<br />
215.912 227.871 + 11.959<br />
Gebäude- und Freifläche 122.007 125.482 + 3.475<br />
Verkehrsfläche 74.027 76.201 + 2.174<br />
Erholungsfläche 14.527 19.904 + 5.377<br />
Betriebsfläche ohne Abbauland 3.681 4.600 + 919<br />
Friedhofsfläche<br />
(* Flächenänderung durch neue Vermessungsergebnisse)<br />
1.670 1.684 + 14<br />
Tab. 12: Entwicklung der Flächennutzung in Sachsen 2005 bis 2009<br />
Mit dem Anwachsen der SuV ist eine Veränderung zu Lasten anderer Flächennutzungen verbunden.<br />
Betroffen ist insbesondere die Landwirtschaftsfläche, die im Berichtszeitraum um 6.716 ha zurückging,<br />
aber auch Flächen anderer Nutzung (darunter z. B. Übungsgelände, Schutzflächen, Unland).<br />
In den sächsischen Landkreisen und Kreisfreien Städten stellt sich ein differenziertes Bild der Flächenneuinanspruchnahme<br />
dar (siehe Tabelle 13). Die höchsten Zuwächse bei den Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen treten im Landkreis Leipzig sowie in den Kreisfreien Städten Leipzig und Chemnitz<br />
auf. In den übrigen Landkreisen und in der Kreisfreien Stadt Dresden bewegen sich diese Flächenzuwächse<br />
durch SuV im Vergleich zum Stichtag 31.12.2005 bei 4 bis 5 %.<br />
Die Gebäude- und Freifläche ist in den Landkreisen Leipzig und Meißen prozentual am stärksten<br />
angewachsen, während sie im Vergleich in der Kreisfreien Stadt Leipzig deutlich weniger und in<br />
Dresden gar nicht zugenommen hat. Ähnliches ist bei der Verkehrsfläche festzustellen, wo die höheren<br />
Zuwächse außerhalb der Kreisfreien Städte liegen. Die Gründe dafür dürften in dem nach wie vor<br />
vorhandenen – wenn auch geringer gewordenen – Siedlungsdruck für Wohnen und Gewerbe im<br />
Umland der Großstädte liegen. Bei der Verkehrsfläche schlägt sich u. a. der Bau von Autobahnen<br />
(z. B. A17) und Umgehungsstraßen in der Statistik nieder. Bei beiden Nutzungsarten ist der unter<br />
3.4.1 beschriebene „Statistik-Nachhang“ zu beobachten.<br />
Der Zuwachs an SuV ist, wie bereits oben festgestellt, häufig mit der Umnutzung von Landwirtschaftsflächen<br />
verbunden. Nur im Landkreis Meißen hat sich die Landwirtschaftsfläche vergrößert, in<br />
allen anderen Landkreisen und in den Kreisfreien Städten hat sie abgenommen.<br />
Auf der Gemeindeebene zeigt sich die Flächennutzungsintensität sehr heterogen mit der Tendenz<br />
flächenintensiverer Nutzung in den Stadt- und Stadtumlandgebieten. Eine hohe Flächenneuinanspruchnahme<br />
hatte im Zeitraum 2006 bis 2009 vor allem der Raum Leipzig zu verzeichnen (siehe<br />
Karte 17).<br />
69
Landkreis /<br />
Kreisfreie Stadt<br />
Gesamt<br />
Entwicklung der Siedlungs- u. Verkehrsfläche<br />
2006 bis 2009 (in %)<br />
Gebäudeund<br />
Freifläche<br />
darunter<br />
Erholungs-<br />
fläche<br />
Verkehrs-<br />
fläche<br />
Entwicklung<br />
Landwirtschaftsfläche<br />
2006 - 2009<br />
Chemnitz, Stadt +7,5 +4,3 +32,2 +2,8 -5,3<br />
Dresden, Stadt +3,9 -0,3 +33,1 +3,2 -4,3<br />
Leipzig, Stadt +8,9 +2,1 +56,8 +1,4 -9,6<br />
Landkreis Mittelsachsen +4,6 +4,0 +28,9 +1,7 -0,6<br />
Erzgebirgskreis +4,5 +2,9 +16,7 +4,5 -0,2<br />
Vogtlandkreis +3,9 +3,3 +12,0 +2,6 -0,3<br />
Landkreis Zwickau +5,5 +3,8 +20,5 +4,8 -1,1<br />
Landkreis Bautzen +3,9 +2,4 +31,0 +1,5 -0,5<br />
Landkreis Görlitz +4,4 +1,8 +35,4 +2,3 -0,8<br />
(in %)<br />
Landkreis Meißen +4,6 +4,3 +38,2 -0,5 +1,6<br />
Landkreis Sächsische<br />
Schweiz-Osterzgebirge<br />
+4,3 +2,2 +14,9 +5,1 -0,7<br />
Landkreis Leipzig +13,7 +4,9 +16,5 +3,6 -1,4<br />
Landkreis Nordsachsen +4,0 +1,4 +13,2 +5,7 -0,7<br />
Tab. 13: Entwicklung ausgewählter Flächennutzungsarten nach Landkreisen und Kreisfreien Städten<br />
Karte 17: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Gemeindebasis<br />
70
Es gibt auch Gemeinden, für die die Statistik abnehmende SuV ausweist. Dies ist zum Teil auf großflächige<br />
Rekultivierungsmaßnahmen, z. B. in Bergbaufolgelandschaften, zum Teil aber auch auf<br />
Katasterbereinigungen, u. a. im Zuge der ländlichen Neuordnung zurückzuführen.<br />
3.4.2 Aktivitäten zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme<br />
Motivation des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />
Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme und eine wirtschaftlich effiziente Flächennutzung,<br />
welche von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, ist eine wichtige Aufgabe der weiteren Entwicklung<br />
des <strong>Freistaat</strong>es.<br />
Obwohl die Bevölkerungszahl weiter zurück geht und sowohl innerstädtisch als auch im ländlichen<br />
Raum zahlreiche Wohnungsleerstände und Brachflächen zu verzeichnen sind, hat die Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche auch in den letzten Jahren ständig zugenommen. Die Flächenneuinanspruchnahme<br />
betrifft im Wesentlichen die Nutzungsarten Gebäude- und Freifläche, Verkehrsfläche sowie Betriebsfläche<br />
(ohne Abbauland). Aber auch die Erholungsfläche nahm (z. T. durch die in Kapitel 3.4.1 beschriebene<br />
Umwidmung) deutlich zu. In den Verdichtungsräumen umfasst der Siedlungs- und Verkehrsflächenanteil<br />
ca. ein Viertel der Gesamtfläche. Aber auch in ländlich geprägten Gebieten ist<br />
eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.<br />
Prozent<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
Entwicklung der Bevölkerung und der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Sachsen 2000 bis 2009<br />
(2000=100)<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 14: Entwicklung von Bevölkerung und Siedlungs- und Verkehrsfläche seit 2000<br />
Jahr<br />
Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
Bevölkerung<br />
Die Flächeninanspruchnahme wird durch den demografischen Wandel, den Wandel der Lebensstile<br />
und Lebensentwürfe sowie die technischen und infrastrukturellen Entwicklungen stark beeinflusst.<br />
Die zurückgehende Bevölkerungszahl bedingt zwar grundsätzlich einen geringeren Bedarf an Wohnungen<br />
insgesamt, jedoch ist als gegenläufiger Trend und Ausdruck der Wohlstandsentwicklung eine<br />
steigende Wohnfläche pro Kopf zu beobachten. Durch die positive wirtschaftliche Entwicklung werden<br />
große Flächen für Industrie und Gewerbe sowie für die Verkehrserschließung neu in Anspruch<br />
genommen.<br />
71
Maßnahmen zur Verminderung der Flächenneuinanspruchnahme, wie z. B. Nachnutzung von Brachen,<br />
können zu positiven Effekten führen, wie beispielsweise geringere Kosten bei der Erschließung,<br />
bessere Auslastung der vorhandenen Infrastruktur, geringerer Energieverbrauch infolge effizienter<br />
Versorgungsstrukturen, geringere Verkehrsbelastung infolge kürzerer Wege, aber auch Verbesserung<br />
der Grundversorgung für Familien und ältere Menschen und letztendlich Stärkung des sozialen Zusammenhaltes.<br />
Kabinettsbeschluss zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
Am 28.04.2009 hat das sächsische Kabinett das Gemeinsame Handlungsprogramm der Staatsministerien<br />
des Innern sowie für Umwelt und Landwirtschaft zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
im <strong>Freistaat</strong> Sachsen zur Kenntnis genommen.<br />
Mit diesem Programm soll eine Stärkung der Flächennutzungseffizienz erreicht werden. Gleichzeitig<br />
soll auch weiterhin ein flexibler und situationsgerecht nutzbarer Spielraum für private, gewerbliche<br />
und öffentliche Vorhaben erhalten bleiben. Dabei geht es weniger darum, neue Instrumente oder<br />
Pläne zu entwickeln oder zusätzliche Fördermittel zur Verfügung zu stellen, sondern vorhandene<br />
Instrumente und Fördermöglichkeiten besser aufeinander abzustimmen und effektiver einzusetzen.<br />
Grundsätzlich wird angestrebt, die Flächenneuinanspruchnahme bis zum Jahr 2020 auf unter zwei<br />
Hektar pro Tag zu reduzieren.<br />
Das Ziel der Reduzierung der Flächeninanspruchnahme soll nicht durch völligen Verzicht auf eine<br />
weitere Neuinanspruchnahme von Flächen, sondern vor allem durch eine Stärkung der Flächennutzungseffizienz<br />
erreicht werden. Dazu gehören u. a. die Bündelung von Infrastruktur, die dezentrale<br />
Konzentration der Siedlungsentwicklung und die Orientierung am Netz des schienengebundenen<br />
Personenverkehrs. Die sachgerechte Umsetzung kann nicht einseitig zu Lasten anderer Nachhaltigkeitsziele<br />
erfolgen, wie etwa der Sicherung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen, der angemessenen Wohnversorgung seiner Bürger und des Wohlstandes zukünftiger<br />
Generationen. Um z. B. die Abwanderungstendenz der Bewohner an die Peripherie zu bremsen, ist es<br />
notwendig, die Erlebnisqualität der Kernstädte und ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort<br />
zu erhöhen, das heißt unter anderem die bestehende Bausubstanz qualitativ aufzuwerten und an<br />
sich wandelnde Nutzerbedürfnisse anzupassen.<br />
Zur aktiven Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme im Sinne einer nachhaltigen Raum- und<br />
Siedlungsentwicklung werden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen drei Strategien verfolgt – Vermeiden, Mobilisieren<br />
und Revitalisieren. Aus diesen Strategien und deren Kombination ergeben sich Handlungsfelder,<br />
innerhalb derer alle beteiligten bzw. betroffenen Akteure die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente<br />
gezielt einsetzen sollten (vgl. auch Abb. 15).<br />
72
Abb. 15: Strategien und Handlungsfelder zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
3.4.3 Umsetzung der Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenneuinanspruch-<br />
nahme<br />
Maßnahmen des Bundes und der Länder<br />
Zum Themenbereich "Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme" haben sich 2009 und <strong>2010</strong> alle<br />
berührten Fachministerkonferenzen geäußert. Die Stellungnahmen der Fachministerkonferenzen<br />
ergaben jedoch kein einheitliches Bild. Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme erweist<br />
sich als ein komplexes Querschnittsthema. Es ist notwendig, hier noch größere Transparenz zu<br />
schaffen. Vorrangig sollte zunächst die Präzisierung, Erprobung und genauere Bewertung der<br />
konsensualen Instrumente angestrebt werden.<br />
Konsensuale Maßnahmen sind:<br />
weitere Stärkung der Innenentwicklung<br />
Erhöhung des Umsetzungsgrades und der Wirksamkeit vorhandener Planungsmaximen in der<br />
räumlichen und kommunalen Planung zum Flächensparen aufgrund eines festgestellten Umsetzungs-/Anwendungsdefizits<br />
durch stringentere Anwendung der vorhandenen Instrumente<br />
73
Ausbau der interkommunalen und regionalen Kooperation, z. B. bei der Abstimmung des Siedlungs-<br />
und Gewerbeflächenbedarfs und deren Festlegung in Regionalplänen<br />
Flächenkreislaufgerechte Modifizierung von bestehenden Fördermaßnahmen zur Stärkung der<br />
Innenentwicklung<br />
Ausbau des Flächenmanagements auf kommunaler und regionaler Ebene als gemeinsames freiwilliges<br />
Instrument<br />
konkretere Nutzung von Nachhaltigkeitsprüfungen mit Bedarfsprognosen u. a. durch: Erkennen,<br />
Mobilisierung und Nutzung von Potenzialen im Bestand, Einsatz von Folgekostenrechnern, Einsatz<br />
von Prüfverfahren, Abstimmung von Verfahren in der Region<br />
umfassendere und gleichzeitig gezieltere Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation<br />
Bereitstellung einer Informationsplattform für eine zielgruppenspezifische Informationsvermittlung<br />
Durchführung von Modellversuchen<br />
Folgende Punkte werden darüber hinaus vertieft geprüft:<br />
Weiterentwicklung von Maßnahmen und Instrumenten zur Stärkung der Innenentwicklung unter<br />
besserer Erfassung und Nutzung der vorhandenen Potenziale<br />
praxisnahe Möglichkeiten zur Erhöhung des Umsetzungsgrads bestehender Regelungen des<br />
BauGB<br />
Unterstützung der Wirksamkeit der verbindlichen Vorschriften und Planungsinstrumente durch<br />
flankierende Instrumente und informelle Verfahren<br />
Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, Information, Sensibilisierung<br />
Maßnahmen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />
Der Koalitionsvertrag zwischen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband<br />
Sachsen und der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Sachsen über die Bildung<br />
der Staatsregierung für die 5. Legislaturperiode des Sächsischen Landtages aus dem Jahr 2009<br />
enthält folgende konkrete Bezüge zur Thematik:<br />
"Wir werden ausreichend Fläche für die Ansiedelung von Betrieben bereitstellen."<br />
"Wir werden den ständig steigenden Flächenverbrauch mindern. Dazu sollen landesweite Ökokonten<br />
verstärkt genutzt werden."<br />
Er stellt somit den politischen Leitfaden für die Umsetzung der sächsischen Strategie zur Reduzierung<br />
der Flächenneuinanspruchnahme dar.<br />
Für die Umsetzung der Strategie ist ein breit angelegtes Maßnahmenbündel notwendig. Die wesentlichen<br />
Akteure bei der Umsetzung von Zielen zur Erreichung einer effizienteren Flächennutzung sind<br />
die Kommunen und die Genehmigungsbehörden. Die Staatsregierung muss dafür die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen – sowohl planungsrechtlich als auch über Fördermaßnahmen und informelle<br />
Instrumente – schaffen. Dabei geht es weniger darum, neue Instrumente zu entwickeln, sondern<br />
vorhandene zu optimieren, effektiver einzusetzen und aufeinander abzustimmen.<br />
Erste und vorrangige Maßnahmen zeigt der verwaltungsinterne Aktionsplan auf. Einzelne Handlungsfelder<br />
– wie z. B. Infrastruktur und Verkehr oder die Beseitigung von Hemmnissen bei Investitionen<br />
auf vorgenutzten Standorten – müssen weiter präzisiert und mit Maßnahmen untersetzt<br />
werden. Dies ist u. a. die Aufgabe der gegründeten interministeriellen Arbeitsgruppe der Staatsregierung<br />
(„IMAG Flächeninanspruchnahme“).<br />
74
Sie soll<br />
eine Bewertung der bestehenden Instrumente vornehmen,<br />
Einflussmöglichkeiten auf Landesebene und darüber hinaus aufzeigen, um die Wirksamkeit bestehender<br />
Instrumente zu verbessern, und<br />
neue Maßnahmen zur Verminderung der Flächenneuinanspruchnahme initiieren.<br />
Ziel ist die Erarbeitung eines ressortübergreifenden Maßnahmenkataloges. In den Erarbeitungs- und<br />
Diskussionsprozess wurden frühzeitig die Kommunalen Spitzenverbände eingebunden.<br />
Folgende Handlungsfelder wurden bisher konkret bearbeitet:<br />
1. Überprüfung der formellen Planungsinstrumente und landesrechtlichen Vorschriften<br />
Der naturschutzrechtliche Entsiegelungserlass des SMUL zur vorrangigen Prüfung von Entsiegelungsmaßnahmen<br />
zur naturschutzfachlichen Eingriffskompensation wurde fortgeschrieben.<br />
Damit sollen künftig brachliegende Flächen gezielt in den Flächenkreislauf einbezogen und der<br />
Natur zurückgegeben werden. Dem dient auch die Implementierung bzw. Umsetzung der Ökokonto-<br />
und Kompensationsflächenkataster-Verordnung als Grundlage für die freiwillige Kompensationsflächen-<br />
und Maßnahmenbevorratung auch außerhalb der kommunalen Bauleitplanung.<br />
Durch eine Analyse der freistaatseigenen Flächenakteure werden die Grundlagen für den Aufbau<br />
einer effizienten und innerhalb der verschiedenen Aufgabenträger der Verwaltung abgestimmten<br />
Vorgehensweise bei der Nutzung eigener Flächen geschaffen.<br />
2. Koordinierung und Bedarfsplanung durch informelle Planungsinstrumente<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurden Empfehlungen zur Erstellung von Integrierten Stadtentwicklungskonzepten<br />
(InSEK) erarbeitet, vor allem hinsichtlich der Ermittlung und Darstellung von Flächenpotenzialen<br />
(Baulücken, Brachflächen), Leerständen, Flächenrecycling-, Umnutzungs- und Nachverdichtungspotenzialen,<br />
der Aufnahme eines „Flächensparziels“ sowie der Festlegung einer einheitlichen<br />
und weiter verwendbaren digitalen Darstellungsform. Damit stehen nunmehr den<br />
Kommunen Leitlinien zum effizienten Umgang mit brachliegenden Flächen zur Verfügung, welche<br />
im Rahmen der vielfach bereits vorhandenen InSEK noch an die konkreten örtlichen Verhältnisse<br />
anzupassen sind.<br />
3. Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Information<br />
Mit der Erstellung und Veröffentlichung einer Übersicht von Fördermöglichkeiten im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen auf der Internetseite der Landesdirektion Chemnitz, Projektgruppe Brachen<br />
(http://ldc.sachsen.de/projektgruppe_brachen.htm), steht allen Interessenten eine Informationsquelle<br />
zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen des <strong>Freistaat</strong>es zur Verfügung. Es wird über<br />
ein breites Spektrum an Förderungen für den städtischen Bereich und den ländlichen Raum informiert.<br />
Insbesondere das Programm "Revitalisierung von Industriebrachen und Konversionsflächen"<br />
der Verwaltungsvorschrift Stadtentwicklung 2007 bis 2013 (EFRE) sowie die ergänzende<br />
"Verwaltungsvorschrift Brachflächenrevitalisierung" des Sächsischen Staatsministeriums des<br />
Innern zielen direkt auf die Revitalisierung bzw. Renaturierung von Brachflächen. Ein fachübergreifend<br />
angelegter Internetauftritt zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme, der die<br />
zahlreichen, unterschiedlichen Aspekte der Thematik darstellen wird, ist in Vorbereitung.<br />
4. Stärkung und Bündelung der finanziellen Anreizsysteme des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen für die Verminderung<br />
der Flächenneuinanspruchnahme<br />
75
Aufbauend auf der oben genannten Analyse bestehender Fördermittelprogramme wurde im<br />
Zuge der Optimierung finanzieller Anreizsystemen die Wirksamkeit bestehender Programme ermittelt<br />
und bewertet. Im Ergebnis des sich anschließenden Prozesses der Abstimmung der Fördermöglichkeiten<br />
(„Beseitigung von Förderlücken“) erfolgte <strong>2010</strong> eine Erweiterung der "Verwaltungsvorschrift<br />
Brachflächenrevitalisierung".<br />
5. Monitoring der Flächeninanspruchnahme<br />
76<br />
Zur weiteren Qualifizierung der Statistik zum Flächenverbrauch sowie zur besseren Steuerung<br />
der Flächennutzungen untersuchte eine Projektgruppe die statistischen Grundlagen der Flächennutzung.<br />
Dabei wurden unter anderem die im Kapitel 3.4.1 wiedergegebenen Erkenntnisse<br />
gewonnen.<br />
Basis für ein erfolgreiches Flächenmanagement ist auch eine möglichst konzentrierte Bereitstellung<br />
von Flächeninformationen. Diese werden durch unterschiedliche staatliche, kommunale<br />
und private Betreiber zur Verfügung gestellt. Unter Nutzung der bereits laufenden Initiativen<br />
zum Aufbau der sächsischen Geodateninfrastruktur sowie dafür bereits vorhandener Komponenten<br />
wird angestrebt, künftig in effizienterer Form als bisher Informationen zur Flächennutzung<br />
bereitzustellen.<br />
Gegenwärtig gibt es trotz teilweise sehr erfolgreicher kommunaler bzw. regionaler Ansätze<br />
noch keine landesweite und flächendeckende Brachflächenerfassung. Durch die Staatsregierung<br />
wurde daher interessierten Gemeinden das Brachflächenmodul im Kommunalen Wirtschaftsinformationssystem<br />
zur kostenlosen und freiwilligen Nutzung zur Verfügung gestellt.
3.5 Raumwirksame öffentliche Fördermittel<br />
Als raumwirksame Mittel im engeren Sinne werden üblicherweise öffentliche Ausgaben zur Finanzierung<br />
von Maßnahmen und Vorhaben bezeichnet, die zur Verbesserung der Infrastruktur und der<br />
regionalen Wirtschaftsstruktur dienen. Erweitert man die Definition auf die finanzielle Unterstützung<br />
von Maßnahmen, die Raum in Anspruch nehmen oder dessen Nutzungsstruktur verändern, so<br />
rücken zusätzliche öffentliche Ausgabenfelder ins Blickfeld. (Quelle: BBSR)<br />
Zur Umsetzung der Ziele des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes wurden auch im Zeitraum 2006 bis 2009<br />
erhebliche Fördermittel eingesetzt. Für die 69 als raumwirksam eingestuften Förderprogramme wurden<br />
in diesem Zeitraum mehr als 4,6 Mrd. Euro investiert. Das relativ konstante Haushaltsvolumen<br />
(vgl. Kapitel 1.3) bildet sich auch in einem relativ konstanten Fördervolumen von ca. 1,1 bis 1,2 Mrd.<br />
Euro/Jahr ab.<br />
Fördermittel in T€<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Raumwirksame Fördermittel nach Ressorts<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 16: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Ressorts (Quelle: SMF)<br />
SK<br />
SMK<br />
SMWK<br />
SMS<br />
SMI<br />
SMWA<br />
Durch die zuständigen Fachministerien wurden und werden entsprechend vielfältige Förderprogramme<br />
angeboten, die direkt oder indirekt zur Verwirklichung der Grundsätze und Ziele des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />
beitragen. Beispielhaft genannt sei die Förderung des ländlichen Raumes mit<br />
Förderprogrammen wie der Förderrichtlinie zur Integrierten Ländlichen Entwicklung des SMUL oder<br />
die Förderrichtlinie des SMI zur Brachenrevitalisierung. Die Verteilung der Fördermittel nach den<br />
Fachressorts ist in Abbildung 16 mit dargestellt. Eine detaillierte Übersicht über die raumwirksamen<br />
Förderprogramme (Land/Bund/EU) befindet sich in der Anlage zu diesem Bericht.<br />
Entsprechend der Finanzierung des sächsischen Staatshaushaltes wurden auch die raumwirksamen<br />
Fördermittel anteilig aus Mitteln der Europäischen Union, dem Bundeshaushalt und dem Landeshaushalt<br />
zur Verfügung gestellt (vgl. Abbildung 17).<br />
SMUL<br />
77
Im Berichtszeitraum wurden aus Mitteln der EU ca. 1,1 Mrd. Euro, aus Mitteln des Bundeshaushaltes<br />
ca. 1,6 Mrd. Euro und aus Mitteln des Landeshaushaltes ca. 1,9 Mrd. Euro investiert. Bei vielen Förderprogrammen<br />
kommt es dabei zu einer Mischfinanzierung. So werden z. B. die Fördermittel des<br />
Städtebaulichen Denkmalschutzes jeweils zu 50 % aus Landes- und Bundesmitteln finanziert.<br />
Fördermittel<br />
in T€<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Raumwirksame Fördermittel nach Herkunft der Fördermittel<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 17: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Herkunft der Fördermittel (Quelle: SMF)<br />
Durch den Einsatz der Fördermittel werden darüber hinaus bei vielen Programmen weitere erhebliche<br />
Investitionsmittel mobilisiert, da die Förderung häufig auch einen Eigenanteil durch den Fördermittelempfänger<br />
voraussetzt. Dieser beträgt zum Beispiel beim EFRE-Förderprogramm zur Revitalisierung<br />
von Brachflächen mindestens 25 %.<br />
78<br />
EU<br />
Bund<br />
Land
3.6 Regionalentwicklung<br />
3.6.1 Europäische Metropolregion Mitteldeutschland<br />
Die Metropolregion Mitteldeutschland (http://www.region-mitteldeutschland.com) ist eine der elf<br />
europäischen Metropolregionen in Deutschland, die von der Ministerkonferenz für Raumordnung<br />
(MKRO) benannt wurden. In ihrem Beschluss vom 30.06.2006 zu den „Leitbildern und Handlungsstrategien<br />
für die Raumentwicklung in Deutschland“ hat die MKRO die Metropolregionen Hamburg,<br />
München, Frankfurt/Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Stuttgart, Halle/Leipzig-Sachsendreieck (jetzt: Mitteldeutschland),<br />
Hannover-Braunschweig-Göttingen, Nürnberg, Rhein-Neckar, Bremen-Oldenburg<br />
sowie Berlin-Brandenburg (als Hauptstadtregion) aufgeführt. Diese Metropolregionen konstituieren<br />
sich entsprechend ihrer eigenen Abgrenzung, ihrer spezifischen Organisationsstruktur und ihrer jeweiligen<br />
Kooperationsräume. In Metropolregionen bündeln sich europäisch und global bedeutsame<br />
Steuerungs- und Kontrollfunktionen, Innovations- und Wettbewerbsfunktionen, Gateway- und<br />
Symbolfunktionen, d. h.:<br />
Konzentration politischer und ökonomischer Schaltstellen sowie die Kontrolle internationaler<br />
Finanz- und Informationsströme<br />
hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie hochwertige kulturelle Angebote<br />
und kreative Milieus<br />
gute internationale Erreichbarkeit durch ein hochrangiges Verkehrsinfrastrukturangebot und<br />
vielfältige Optionen für den Austausch von Gütern, Wissen und Informationen<br />
hohes Maß an historischer, politischer, kultureller sowie städtebaulicher Bedeutung und ein entsprechendes<br />
internationales Ansehen<br />
Karte 18: Europäische Metropolregionen in Deutschland (Quelle: BBSR/IKM)<br />
79
Die Metropolregion wurde – damals als „Metropolregion Halle/Leipzig-Sachsendreieck“ – bereits im<br />
<strong>Landesentwicklung</strong>splan Sachsen 1994 festgelegt und mit dem LEP 2003 als Festlegung bestätigt.<br />
Im Leitbild des LEP 2003 ist für das „Sachsendreieck“ folgende Zielstellung formuliert:<br />
„Das „Sachsendreieck“ soll durch Stabilisierung und Zusammenarbeit der Oberzentren Leipzig, Dresden,<br />
Chemnitz und Zwickau zu einer dynamischen europäischen Metropolregion entwickelt werden.<br />
Die Oberzentren sollen gemeinsam die Außenwahrnehmung Sachsens aufwerten.“<br />
Mit diesem Leitbild werden an die Metropolregion „Sachsendreieck“ sehr hohe Ansprüche gestellt.<br />
Diese zielen bei eigenständiger Entwicklung und Spezialisierung der jeweiligen Oberzentren auf die<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Entwicklung gemeinsamer Strategien und Interessen.<br />
Für die Entwicklung der Metropolregion in den letzten Jahren sind insbesondere die Impulse von<br />
Bedeutung, die von den beteiligten Städten vor dem Hintergrund der Anregungen der Bundesraumordnung<br />
gesetzt wurden. Die MKRO hat 2006 die Metropolregionen im Leitbild Wachstum und Innovation<br />
verankert. In diesem Leitbild wurde zugleich die Einbeziehung der Thüringer Städtereihe und<br />
der Oberzentren des Landes Sachsen-Anhalt in die Metropolregion angeregt, da hierin eine besondere<br />
Chance zur weiteren Entwicklung des Wirtschaftsraumes „Mitteldeutschland“ und seiner Positionierung<br />
im europäischen Wettbewerb gesehen wurde.<br />
Neben den „Gründungsmitgliedern“ Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Halle haben bereits seit<br />
dem Jahr 2005 in diesem Sinne auch die Städte Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Magdeburg und Dessau-<br />
Roßlau mit zunehmender Intensität projektbezogen in den Gremien bzw. Arbeitsgruppen der Metropolregion<br />
mitgearbeitet. Konsequenterweise fasste im Mai 2009 der Gemeinsame Ausschuss (GA) als<br />
Entscheidungsgremium der Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der beteiligten Städte<br />
eine Reihe von Beschlüssen zur Erweiterung und Neuorientierung der Metropolregion. Im Ergebnis<br />
dieser Beschlüsse hat dieMetropolregion bis zum Sommer <strong>2010</strong> folgende Entwicklung vollzogen:<br />
Umbenennung in „Metropolregion Mitteldeutschland“<br />
Formale Erweiterung der Metropolregion um die Städte Jena, Gera, Weimar, Erfurt, Magdeburg<br />
und Dessau-Roßlau<br />
Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen – insbesondere Regelungen in Bezug auf Gremien/Arbeitsgruppen,<br />
Geschäftsordnung, Stimmrechte<br />
Erweiterung der Finanzierungsbasis für Geschäftsstelle und Projekte<br />
Entwicklung eines neuen Logos, neuer Internetseiten und Informationsmaterialien<br />
Aktualisierung des Handlungskonzepts in Form eines „Leitfadens“<br />
Die Ländergrenzen überschreitende Entwicklung zur Metropolregion Mitteldeutschland wird von den<br />
drei Landesregierungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durch aktive Mitwirkung in den<br />
Gremien und Arbeitsgruppen sowie durch eine gemeinsame finanzielle Unterstützung einzelner Projekte<br />
der Metropolregion begleitet. Als gemeinsame Projekte hat die Metropolregion in den letzten<br />
Jahren u. a. umgesetzt:<br />
verschiedene Publikationen u. a. mit der Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland (Solartechnik,<br />
Logistik) sowie eine gemeinsame Tourismusbroschüre aller Städte<br />
verschiedene Studien u. a. Fachkräftestrategie, Kreativwirtschaft<br />
gemeinsame Mitwirkung an Konferenzen/Veranstaltungen, u. a. euregia 2008, Internationales<br />
Transportforum 2009 und <strong>2010</strong>, Konferenz zur Kreativwirtschaft 2009<br />
Erstellung eines Leitfadens und Durchführung einer Konferenz zum Thema „Familienfreundlichkeit<br />
in der Metropolregion Mitteldeutschland“<br />
80
kontinuierliche Mitwirkung im Initiativkreis Deutsche Metropolregionen (IKM) und der Interessenorganisation<br />
der Europäischen Metropolregionen Metrex<br />
Präsentation in der Öffentlichkeit im Rahmen von drei Metropolregionskonferenzen<br />
Wissenschaftsatlas, der die Potenziale der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Metropolregion<br />
aufzeigt<br />
Die Weiterentwicklung der Metropolregion und die Kooperation im Rahmen großräumiger, über die<br />
einzelnen Stadt-Umlandräume hinausgehender Partnerschaften waren auch Thema eines Modellvorhabens<br />
zur Raumordnung (MORO) des Bundes. Die Metropolregion Mitteldeutschland hat in den<br />
Jahren 2008 bis <strong>2010</strong> zusammen mit sechs weiteren Metropolregionen in Deutschland sehr erfolgreich<br />
an dem MORO „Überregionale Partnerschaften“ teilgenommen und im Ergebnis sowohl ihre<br />
Organisationsstrukturen weiterentwickelt als auch die Zusammenarbeit in ausgewählten Themenfeldern<br />
intensiviert.<br />
Entsprechend dem neuen „Leitfaden“ will die Metropolregion Mitteldeutschland künftig die Handlungsfelder<br />
Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Tourismus sowie Verkehr und Mobilität in den<br />
Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen. Zudem will man sich intensiv mit Fragen der<br />
überregionalen Kooperation, d. h. vor allem einer Entwicklung vom Städtenetz hin zu einer stärkeren<br />
Einbeziehung des Umlands der beteiligten Städte und der „Zwischenräume“, befassen sowie seine<br />
Kompetenzen im Bereich der Familienfreundlichkeit – v. a. auch im Hinblick auf die Attraktivität der<br />
Metropolregion für junge Familien bzw. Fachkräfte – ausbauen. Bereits 2009 hatte die Metropolregion<br />
durch die Präsentation der mitteldeutschen Solarindustrie im Europäischen Parlament in Straßburg<br />
einen ersten Schritt in Richtung europaweite Präsenz getan. Diesbezüglich sind weitere Projekte,<br />
wie z. B. entsprechende Veranstaltungen in Brüssel, in Vorbereitung.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der künftigen Entwicklung wird sowohl die innerregionale Verkehrserschließung<br />
der Metropolregion als auch ihre Einbindung in die bundesdeutschen und europäischen<br />
Verkehrsnetze sein. Diesbezüglich ist auch ein intensives gemeinsames Lobbying von Metropolregion<br />
und den drei Landesregierungen beim Bund und der Europäischen Union erforderlich.<br />
3.6.2 Interkommunale Kooperation<br />
Die Initiativen der interkommunalen Kooperation sind geprägt von einer freiwilligen, gleichberechtigten,<br />
innovativen Zusammenarbeit von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Dabei kommen die<br />
verschiedenen informellen Instrumente und Organisationsformen, wie z.B. die Aufstellung von Regionalen<br />
Entwicklungs- und Handlungskonzepten und die Etablierung von Regionalmanagements, zum<br />
Einsatz.<br />
Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 wurden die bereits bestehenden Kooperationsinitiativen fortgeführt<br />
und neue Kooperationsgemeinschaften, u. a. das Städtenetz Sachsenkreuz (Waldheim,<br />
Hartha, Leisnig, Geringswalde), die Kooperationsinitiative der Städte Lugau/Erzgeb., Oelsnitz/Erzgeb.,<br />
Hohndorf und Erlbach-Kirchbach sowie die länderübergreifende Kooperationsinitiative „terra<br />
plisnensis“ (mit den sächsischen Städten Crimmitschau, Meerane und Werdau sowie Gößnitz und<br />
Schmölln aus Thüringen), etabliert. Zudem wurden für die Umsetzung von Schlüsselprojekten neun<br />
Umsetzungsmanagements eingerichtet und mit Fördermitteln aus der Förderrichtlinie FR-Regio unterstützt,<br />
darunter die Projektmanagements „Dübener Heide“, „Grüner Ring“, „FLOEZ-Region“, „Sachsenkreuz“<br />
und „Erzgebirge“ . Für weitere 43 Studien und Konzepte zur Umsetzung von Schlüsselprojekten<br />
konnten Fördermittel aus der Förderrichtlinie FR-Regio zur Verfügung gestellt werden.<br />
Ein weiteres Handlungsfeld der interkommunalen Kooperation sind die Maßnahmen der integrierten<br />
ländlichen Entwicklung (ILE). Hierzu wurden seit 2006 insgesamt 35 anerkannte ILE-/LEADER-<br />
81
Regionen mit Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten (ILEK) entwickelt und die Umsetzung<br />
begonnen. Die ILEK’s stellen für den ländlichen Raum die aktuellen informellen Planungen dar, wobei<br />
die Finanzierung der Umsetzungsprojekte einerseits aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für<br />
die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) kommt und andererseits über den Vorrang von ILE-<br />
Projekten in 23 Fachförderrichtlinien des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen erfolgt. Ein Teil der in Karte 19 dargestellten<br />
Aktionsräume der Regionalentwicklung, insbesondere im ländlichen Raum, ist im Berichtszeitraum<br />
in ILEK’s aufgegangen (vgl. hierzu auch Kap. 4.2.2).<br />
Zur Unterstützung des ländlichen Raumes wurden im Jahr 2009 für drei ILE-/LEADER-Regionen Fördermittel<br />
über die Richtlinie FR-Regio zur Verfügung gestellt.<br />
Karte 19: Aktionsräume der Regionalentwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
3.6.3 Europäische territoriale Zusammenarbeit<br />
Im Berichtszeitraum wurde die EU-Strukturfondsperiode 2000 bis 2006 beendet, wobei sich der<br />
Abschluss der Projekte z.T. noch bis Ende 2008 hinzog, und die neue Förderperiode 2007 bis 2013<br />
eingeleitet. Die neue Strukturfondsperiode brachte auch einige Änderungen mit sich, die für die<br />
sächsische Landesplanung und <strong>Landesentwicklung</strong> von Bedeutung sind. Die räumliche Dimension<br />
wurde zum Ziel 3 – Europäische territoriale Zusammenarbeit – befördert. Dabei blieben die früheren<br />
drei Ausrichtungen im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG als grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
(INTERREG A), transnationale Zusammenarbeit (INTERREG B) und interregionale Zusammenarbeit<br />
(INTERREG C) erhalten.<br />
Die EU-Projekte, die aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) finanziert werden,<br />
tragen als informelle Instrumente der Raumentwicklung ganz erheblich zur Landes- und Regional-<br />
82
entwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen bei und dienen auch zur Umsetzung der Ziele und Grundsätze des<br />
LEP 2003. Das betrifft nicht nur die transnationale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sondern<br />
u. a. auch Belange des Verkehrs, der europäischen Metropolregionen sowie des vorsorgenden<br />
Hochwasserschutzes.<br />
Eine weitere Neuerung zu Beginn der Förderperiode 2007 bis 2013 war die Aufteilung des früheren<br />
Kooperationsraumes CADSES (Mitteleuropäischer, Adria-, Donau- und südosteuropäischer Raum) in<br />
die Kooperationsräume Südosteuropa und Mitteleuropa (Central Europe). Dadurch sind gemeinsame<br />
transnationale Projekte mit den südosteuropäischen EU-Staaten nur noch bedingt möglich. Der<br />
Programmraum Mitteleuropa umfasst das Gebiet oder Teile des Gebietes von acht Mitgliedstaaten<br />
(Ost-/Süddeutschland, Norditalien, Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn) und<br />
des westlichen Grenzraums der Ukraine. In Deutschland gehören neben Baden-Württemberg und<br />
Bayern alle neuen Länder zu diesem Kooperationsraum Mitteleuropa.<br />
Karte 20: Kooperationsraum Mitteleuropa<br />
Mit der neuen Förderperiode wurden die Verwaltungsstrukturen, wie Verwaltungsbehörde, Zertifizierungsstelle,<br />
Prüfbehörde und das Gemeinsame Technische Sekretariat (JTS) nach Wien verlegt. Die<br />
Bemühungen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, das JTS für den CADSES-Raum auch weiterhin in Dresden zu<br />
erhalten sowie ggf. weitere Behörden nach Dresden zu ziehen, waren leider erfolglos. Der Nationale<br />
Kontaktpunkt (Contact Point) konnte in Dresden beibehalten werden.<br />
Die neue Strukturfondsperiode machte auch die Erarbeitung eines neuen Operationellen Programms<br />
für den Kooperationsraum Mitteleuropa erforderlich. Die Prioritäten des Programms sind die Förderung<br />
von Innovationen in Mitteleuropa – ein neuer Aspekt der Raumentwicklung im Sinne der Lissabon-Strategie,<br />
die Verbesserung der Erreichbarkeit von und innerhalb Mitteleuropas, eine verantwor-<br />
83
tungsbewusste Nutzung unserer Umwelt, was auch die Risikovorsorge einschließt, sowie die Verbesserung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft von Städten und Regionen.<br />
Projekte zur europäischen territorialen Zusammenarbeit (INTERREG) und insbesondere solche zur<br />
grenzüberschreitenden (INTERREG A) und transnationalen Zusammenarbeit (INTERREG B) sind aufgrund<br />
ihrer Umsetzungsmöglichkeiten im Rahmen der informellen Planung zu einem wichtigen Instrument<br />
der Landes- und Regionalentwicklung geworden. Die Zusammenarbeit über Ländergrenzen<br />
hinweg steht im Einklang sowohl mit dem Leitbild der Sächsischen <strong>Landesentwicklung</strong> als auch mit<br />
den Zielen der europäischen Zusammenarbeit. Mit solchen Projekten wird die Zusammenarbeit innerhalb<br />
Europas gestärkt, was sich auch positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.<br />
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit (INTERREG A)<br />
Die Förderperiode 2000 bis 2006 beinhaltete eine zweijährige Nachbereitungszeit in den Jahren<br />
2007 und 2008. Aufgrund der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 stimmte die europäische Kommission<br />
einer zusätzlichen Verlängerung bis zum 30. Juni 2009 zu. Innerhalb der Förderperiode<br />
konnten im Programm Sachsen - Tschechische Republik insgesamt 1.583 Projekte und im Programm<br />
Sachsen - Polen insgesamt 307 Projekte umgesetzt werden.<br />
In Vorbereitung der neuen Förderperiode 2007 bis 2013 mussten die gemeinsamen Ziele mit den<br />
Programmpartnern in Sachsen, Tschechien und Polen abgestimmt werden. Die jeweils bilateralen<br />
Operationellen Programme tragen nunmehr offiziell in Anlehnung an die Nummer des strukturfondspolitischen<br />
Ziels „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ den Namen Ziel 3. Im Ziel 3-<br />
Programm Sachsen - Polen wurden erstmalig auch die grenznahen Gebiete der Wojewodschaft<br />
Lubuskie in das Fördergebiet einbezogen.<br />
Die gemeinsamen Entwicklungsstrategien für die beiden Programme stellen im besonderen Maße auf<br />
das übergeordnete Ziel ab, für das Fördergebiet grenzübergreifende wirtschaftliche, kulturelle, soziale<br />
und ökologische Aktivitäten für eine nachhaltige territoriale Entwicklung umzusetzen sowie eine<br />
ausgeglichene Entwicklung mit dem Ziel der Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhaltes<br />
zu unterstützen. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen im europäischen Kontext<br />
nachhaltig gesteigert und eine ungleiche Regionalentwicklung verhindert werden. Zur Vertiefung<br />
von nachbarschaftlichen Kooperationen können Vorhaben aus den Bereichen Infrastruktur,<br />
Bildung, Kultur, Wirtschaft, Tourismus, Natur- und Umweltschutz unterstützt werden.<br />
Neben den inhaltlichen Strategien waren für den neuen Förderzeitraum neue Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die auf eine Verbesserung der grenzüberschreitenden Qualität der Projekte abzielen.<br />
Nach den europäischen Vorgaben müssen sich Partner diesseits und jenseits der Grenze darauf verständigen,<br />
wer die Gesamtverantwortung für die Abwicklung des Projektes übernimmt (sog. Lead-<br />
Partner-Prinzip). Außerdem müssen auf Projektebene mindestens zwei der Kriterien gemeinsame<br />
Planung, gemeinsame Umsetzung, gemeinsame Finanzierung, gemeinsames Personal erfüllt sein.<br />
Dadurch waren auch neue Anforderungen an die Rechtsgrundlagen, insbesondere bezüglich der<br />
gemeinsamen Finanzierung von Projekten, gegeben, die eine enge Abstimmung der Förderfähigkeitsregeln<br />
und Förderverfahren sowie die Erarbeitung von binationalen Umsetzungsdokumenten notwendig<br />
machten.<br />
Mit der neuen Förderperiode kamen auf die Programmverwaltung erhöhte Anforderungen zu. So<br />
müssen inzwischen Förderverträge für alle Projekte unabhängig vom Standort des Lead-Partners von<br />
einer zentralen Stelle geschlossen werden. Gleiches gilt für die Erstattung der Projektausgaben.<br />
Notwendige Voraussetzung dafür war u. a., dass das Personal der Programmverwaltung beide Sprachen<br />
beherrscht. Aufgrund dieser EU-Vorgaben starteten die Programme des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen mit<br />
84
seinen Nachbarländern Polen und Tschechien erst verspätet. Dennoch konnten bis Ende 2009 von<br />
den Begleitausschüssen 71 sächsisch-tschechische und 19 sächsisch-polnische Ziel 3-Projekte bestätigt<br />
werden. Diese Zusammenarbeit im Rahmen von Projekten trägt zur Umsetzung des LEP Ziels<br />
zur Entwicklung von grenzüberschreitenden Kooperationen bei (Z 3.2.2).<br />
Besonders erwähnenswerte Ziel 3-Projekte im Berichtszeitraum sind<br />
die Gründung eines grenzüberschreitenden Zentrums für Interventionskardiologie der Europastadt<br />
Zgorzelec/Görlitz, womit auch der Auf- und Ausbau einer Zusammenarbeit zwischen den<br />
Krankenhaus-/Notärzten sowie eine Vereinheitlichung der medizinischen Standards und der Rettungsstandards<br />
verbunden ist, und<br />
die Einrichtung einer gemeinsamen Geschäftsstelle des Städteverbundes „Kleines Dreieck“<br />
(Zittau, Hradec nad Nissou, Bogatynia), womit die bisherige Zusammenarbeit einerseits intensiviert<br />
und professionalisiert wird und andererseits aufgrund eines gemeinsamen Haushaltes<br />
Maßnahmen besser und schneller realisiert werden können.<br />
Beide Projekte tragen zu einem Zusammenwachsen im Grenzraum bei und dienen als Teil der<br />
Daseinsvorsorge einer besseren bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung.<br />
Karte 21: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Tschechische Republik<br />
Im Berichtszeitraum wurde auch mit den Vorarbeiten zur Erarbeitung einer Grenzraumstudie für das<br />
sächsisch-tschechische Grenzgebiet begonnen. Ziel dieses Projektes unter Federführung des Staatsministeriums<br />
des Innern ist es, einen Orientierungsrahmen für die zukünftige räumliche Entwicklung<br />
aufzuzeigen und damit mittelfristig handlungs- und problemlösungsorientierte grenzüberschreitende<br />
Aktivitäten zur Stärkung des gemeinsamen Grenzraumes besser koordinieren zu können. Die Studie<br />
erfolgt in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem tschechischen Ministerium für Regionalentwicklung.<br />
Mit diesem wurden auch die gemeinsamen Problem- und Handlungsfelder, wie z. B.<br />
85
demografischer Wandel, Daseinsvorsorge, Versorgungssituation, Brachflächen, Verkehrsinfrastruktur,<br />
regenerative Energien, Tourismus/Naherholung, Kulturlandschaften und Entwicklung von Grenzgemeinden,<br />
abgestimmt. Ende 2009 wurde eine Vorstudie vorgelegt, die die vorhandenen Kooperationsansätze<br />
für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und deren Weiterentwicklung erfasst.<br />
Mit der Grenzraumstudie wird auch dem LEP 2003 Rechnung getragen, der u.a. eine gemeinsame<br />
Erstellung und Umsetzung von grenzüberschreitenden Konzepten einfordert (Z 3.2.5).<br />
Die Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Tschechien<br />
und Polen erfolgt auf der Ebene der Landes- und Regionalplanung u. a. auch in regelmäßig tagenden<br />
Arbeitsgruppen. Die Sächsisch-Böhmische AG Raumentwicklung und die Sächsisch-Niederschlesische-Lebuser<br />
Land AG Raumentwicklung sind auf Initiative des Sächsischen Staatsministeriums<br />
des Innern (SMI) entstanden und mittlerweile zu einer festen Einrichtung geworden. Mitglieder<br />
dieser Arbeitsgruppen sind auf sächsischer Seite die Regionalen Planungsverbände mit Grenzlage<br />
nach Tschechien bzw. Polen. In Tschechien gehören die Bezirke Liberec, Ústí nad Labem und Karlovy<br />
Vary sowie das tschechische Ministerium für Regionalentwicklung dieser AG an. Auf polnischer Seite<br />
sind dies die Wojewodschaften Dolnośląskie (Niederschlesien) und Lubuskie (Lebuser Land). Die<br />
Federführung des SMI bzw. des tschechischen Ministeriums für Regionalentwicklung ist seit 2007 in<br />
die Hände der Planungspraktiker vor Ort übergegangen. Neben dem regelmäßigen Erfahrungsaustausch<br />
werden in diesen AGs grenzüberschreitende Planungsprobleme erörtert und damit ein Beitrag<br />
zur grenzüberschreitenden Abstimmung raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen geleistet<br />
(LEP-Ziel Z 3.2.3).<br />
Karte 22: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Republik Polen<br />
Transnationale Zusammenarbeit (INTERREG B)<br />
Ende 2006 wurde unter dem Titel „ELLA“ ein transnationales Projekt zum vorsorgenden Hochwasserschutz<br />
an der Elbe mit einer Veranstaltung im Sächsischen Landtag erfolgreich abgeschlossen. Das<br />
Projekt unter der Federführung des SMI wurde nach dem Hochwasser 2002 initiiert und steht im<br />
86
Einklang mit dem LEP 2003, wonach Hochwasserschutz landesweit und grenzüberschreitend vorrangig<br />
durch vorbeugende Maßnahmen gewährleistet werden soll (G 4.3.4). Im Rahmen dieses Projektes<br />
arbeiteten wesentliche Akteure des gesamten Elbeeinzugsgebietes, und zwar sowohl Oberlieger<br />
als auch Unterlieger, aus Wasserwirtschaft und Raumplanung zusammen, was über Staatsgrenzen<br />
hinweg bisher nicht möglich war. Zu den Ergebnissen dieses Projektes gehörte der Aufbau eines<br />
Hochwassermanagementsystems auf Landkreisebene sowie die Bereitstellung von Datengrundlagen<br />
zum kommunalen Hochwasserschutz für die Stadtentwicklung. Darüber hinaus wurden die Risikopotenziale<br />
erfasst und für Teilräume des Elbeeinzugsgebietes Gefahrenkarten bzw. Gefahrenhinweiskarten<br />
(Elbe-Atlas) und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die im Rahmen der Regional- und<br />
Kommunalplanung genutzt werden. Ferner wurde durch dieses Projekt auf die Gefahrenpotenziale<br />
durch Hochwasser aufmerksam gemacht und damit das Problembewusstsein bei der Bevölkerung<br />
gestärkt. Dieses Projekt wird in der neuen Förderperiode unter dem Namen „Label“ weitergeführt,<br />
wobei hier insbesondere wirtschaftliche und touristische Aspekte sowie verkehrswirtschaftliche Belange,<br />
z. B. die der Binnenschifffahrt, in die Untersuchungen mit einbezogen werden.<br />
Abb. 18: Unterzeichnung einer<br />
gemeinsamen Erklärung auf<br />
der Abschlusskonferenz ELLA<br />
am 06.12.2006 im Sächsischen<br />
Landtag<br />
(Quelle: www.ella-interreg.org)<br />
Weitere transnationale Projekte im Berichtszeitraum waren die sogenannten Korridorprojekte entlang<br />
der paneuropäischen Korridore und transeuropäischen Netze, die aufgrund der Lage des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen an einer ehemaligen EU-Außengrenze für die großräumige Einordnung Sachsens<br />
von besonderer Bedeutung sind. Plansätze zur Verbesserung der Erreichbarkeit und der Anbindung<br />
an nationale und internationale Verkehrswege sind im LEP 2003 verankert (G 10.1, Z 10.2 bis Z 10.4,<br />
Z 2.2.4). Insofern leisten auch transnationale Projekte einen Beitrag zur Umsetzung landesplanerischer<br />
Ziele und Grundsätze. Diesbezüglich sind insbesondere die beiden Projekte „SIC!“ (Sustrain<br />
Implement Corridor) und „EDC III Via Regia“ (European Development Corridor) zu nennen, die im<br />
paneuropäischen Korridor IV (Berlin - Dresden - Prag - Wien - Budapest - Athen bzw. Schwarzes<br />
Meer) bzw. paneuropäischen Korridor III (Leipzig/Berlin - Dresden - Breslau - Kattowitz - Krakau -<br />
Lemberg/Ukraine) durchgeführt wurden. Bei diesen transnationalen Projekten wurde die Notwendigkeit<br />
einer Erhöhung der Erreichbarkeit zwischen den Metropolen bzw. Metropolräumen sowie eine<br />
verbesserte Verkehrsinfrastruktur herausgearbeitet und deutlich gemacht. Auch das Nachfolgeprojekt<br />
„Via Regia plus“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Erreichbarkeit der Städte und Regionen im<br />
paneuropäischen Korridor zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Städte und Metropolregionen als<br />
Entwicklungsmotoren gestärkt und das touristische Potenzial besser nutzbar gemacht werden. Der<br />
regionalwirtschaftliche Nutzen einer Hochgeschwindigkeitsverbindung konnte im Rahmen der SIC!-<br />
Machbarkeitsstudie für den Korridor IV nachgewiesen werden. Dadurch kann die Einrichtung schneller<br />
Schienenverbindungen wie z. B. Berlin - Dresden - Prag unterstützt und eine Argumentationshilfe<br />
87
für die Fachpolitik geliefert werden. Als Ergebnis dieser Studien wurde u. a. von den ostdeutschen<br />
Ländern die Raumentwicklungsinitiative Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor gestartet, wobei diese<br />
gemeinsame Aktion auch insgesamt dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen zugute kommt (siehe hierzu auch Kap.<br />
3.1.6 Überregionale Verbindungsachsen und Einbindung in transeuropäische Netze).<br />
Auch in der neuen Förderperiode wurden bereits transnationale Projekte mit sächsischen Projektpartnern<br />
genehmigt. Dabei geht es z. B. um die Nutzung bergbaulicher Potenziale für eine nachhaltige<br />
Entwicklung, um Lösungsansätze und Strategien zur Wiederherstellung ökologischer Netzwerke,<br />
zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen, zur Förderung der<br />
Kreativwirtschaft und zur Sicherung des Humankapitals sowie um die Revitalisierung von kleinen<br />
Stadtzentren. All diese Projekte tragen dazu bei, Lösungen für gemeinsame Probleme und Herausforderungen<br />
gemeinsam zu finden, die sächsische <strong>Landesentwicklung</strong> zu fördern und letztlich auch das<br />
Image und die Außendarstellung des <strong>Freistaat</strong>es zu verbessern.<br />
Interregionale Zusammenarbeit (INTERREG C)<br />
Im Rahmen der interregionalen Zusammenarbeit sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden,<br />
dass Regionen ohne gemeinsame Grenzen miteinander in Verbindung treten können, um Erfahrungen<br />
auszutauschen und Beziehungen aufzubauen. Mit dem neuen Förderzeitraum wurden die<br />
bisherigen vier Programmzonen Süd, Nord, West und Ost zu einem Programmraum zusammengefasst.<br />
Sachsen gehörte bisher mit den Ländern Bayern, Berlin/Brandenburg, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen der Zone Ost an. Die bisherige Gemeinschaftsinitiative INTERREG III C wird ebenso wie die<br />
Zusammenarbeit im Bereich der städtischen Dimension (URBACT) fortgeführt.<br />
Ziel des neuen Programms INTERREG IV C ist die Verbesserung der Wirksamkeit der Regionalpolitik<br />
durch die Förderung der interregionalen Kooperation und des Erfahrungsaustausches in den Bereichen<br />
Innovation und wissensbasierte Wirtschaft sowie Umweltschutz und Risikovermeidung. Mit<br />
dieser Initiative sollen Erfahrungen und vorbildliche Praktiken jener Regionen, die sich als besonders<br />
leistungsfähig erwiesen haben, durch Transfer in eben jene Regionen, die sich verbessern möchten,<br />
genutzt werden. Im Ergebnis werden damit wirtschaftliche Modernisierung und die Steigerung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit in Europa angestrebt. Zudem soll so sichergestellt werden, dass die Kohäsionspolitik<br />
ihren Beitrag zur Lissabon-Agenda für Wachstum und Beschäftigung sowie nachhaltige<br />
Entwicklung leistet. Das Programm INTERREG IV C ist ein grundlegendes Instrument für die neue<br />
Initiative Regionen für den wirtschaftlichen Wandel (RfWW), die auf die Unterstützung regionaler<br />
und städtischer Netzwerke, die Identifizierung und Förderung bewährter Verfahren im Bereich der<br />
Wirtschaftsmodernisierung und die Weitergabe vorbildlicher Praxisbeispiele in andere Regionen zielt.<br />
Beispielhaft soll hier das Projekt „SMART“, das in Sachsen unter Federführung des Aufbauwerkes<br />
Region Leipzig GmbH stand, aufgeführt werden. Bei „SMART“ handelt es sich um ein Programm<br />
zwischen vier europäischen Regionen aus Sachsen, Polen, Griechenland und Spanien, die in gemeinsamen<br />
Projekten durch neue Ansätze den Herausforderungen des Strukturwandels für die Regionalentwicklung<br />
begegnen. Dabei ging es um die touristische und gewerbliche Entwicklung im Zusammenhang<br />
mit der Rekultivierung von Landschaften, um die Innovationsförderung in Kleinbetrieben,<br />
die Wiederherstellung naturnaher Landschaften zur Verbesserung der Lebensqualität, die Absatzsteigerung<br />
für regionale Produkte durch professionelle Vermarktung oder die Entwicklung von Industriebrachen<br />
durch geänderte langfristige Nutzungsmöglichkeiten. Auch diese kleinen Projekte und Maßnahmen,<br />
die vor Ort umgesetzt wurden, tragen zur Landes- und Regionalentwicklung bei, wie dies<br />
u. a. im Leitbild des LEP 2003 formuliert ist.<br />
88
3.7 Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf<br />
Die Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf sind gemäß LEP 2003 so zu entwickeln<br />
und zu fördern, dass sie aus eigener Kraft ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Lagebedingte<br />
Nachteile sind durch Verbesserung der infrastrukturellen Voraussetzungen abzubauen. Das<br />
gilt insbesondere für die Verkehrsinfrastruktur zur Sicherung der Erreichbarkeit der Zentralen Orte<br />
aber auch der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen (Z 3.3.1 und 3.3.4).<br />
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die bisherige Gebietskulisse der Bergbaufolgelandschaften und<br />
der grenznahen Gebiete ausreicht oder ob weitere Räume mit speziellem Handlungsbedarf unter<br />
Zugrundelegung von Auswahlkriterien abzugrenzen sind. Darunter können z. B. auch die gemäß LEP<br />
2003 zu unterstützenden Gebiete sein, die auf Grund ihrer Funktion für den Umwelt- und Ressourcenschutz<br />
in ihrem Handlungs- und Gestaltungsspielraum eingeschränkt sind (Grundsatz G 2.1.3.).<br />
oder z. B. vom Klimawandel oder dem demografischen Wandel besonders betroffene Gebiete. Landesplanerischer<br />
Handlungsbedarf ist u. U. auch dort gegeben, wo das vorhandene Potenzial einer<br />
Region nicht ausgeschöpft und für regionale Entwicklungsimpulse genutzt wird.<br />
3.7.1 Grenznahe Gebiete<br />
In den grenznahen Gebieten sind die lagebedingten Nachteile insbesondere durch interkommunale<br />
Zusammenarbeit sowie durch grenzüberschreitend abgestimmte raumbedeutsamen Planungen und<br />
Maßnahmen und die Schaffung von regionalen Wirkungskreisläufen abzubauen. Grundsätzlich gibt<br />
es auch nach der EU-Erweiterung für die grenznahen Gebiete einen spezifischen Handlungsbedarf,<br />
der sich aus der teilweise peripheren Lage, aus besonderen Funktionen der Grenzgemeinden aber<br />
auch aus dem Potenzial einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ergibt.<br />
Als Beispiele für sich entwickelnde grenzübergreifende interkommunale Kooperationen können die<br />
mit FR-Regio-Mitteln unterstützten Projekte<br />
Erstellung eines Flächenpotenzialkonzeptes für Energieholz für den grenzüberschreitenden Kooperationsraum<br />
Sachsen-Tschechien-Polen „Kleines Dreieck“<br />
Erstellung einer Straßennetz(vor)planung für die Euroregion Neiße und<br />
Vorbereitung eines Ziel-3-Antrages zur Förderung und Aufstellung eines trilateralen Regionalen<br />
Entwicklungskonzepts „Fürst Pückler Park- und Kulturlandschaft“<br />
genannt werden.<br />
Die Abgrenzung der grenznahen Gebiete erfolgte im LEP 2003 auf der Basis der damals geltenden<br />
Landkreise. Auch wenn die Landratsämter der heutigen Landkreise immer noch zu den regionalen<br />
Akteuren zählen, sollten die grenznahen Gebiete für die hier beschriebene Zielbestimmung räumlich<br />
unterhalb der inzwischen deutlich größeren Landkreise auf Gemeindebasis abgegrenzt werden.<br />
3.7.2 Bergbaufolgelandschaften<br />
Für die Sanierung und Entwicklung der Bergbaufolgelandschaften des Braunkohlenbergbaus liegen<br />
in den Regionen verbindliche Sanierungsrahmenpläne vor, deren Ziele und Grundsätze in allen nachfolgenden<br />
Planungen zu beachten bzw. zu berücksichtigen sind. Grundlage für die Gebietskulissen<br />
waren die Abgrenzungen der Braunkohlenplangebiete gemäß § 4 Abs. 5 i. V. m. Anlage 1 SächsLPlG<br />
vom 14. Dezember 2001.<br />
89
Die bergbauliche und wasserwirtschaftliche Grundsanierung der o. g. Gebiete, die im Rahmen der<br />
Rechtsverpflichtung der Sanierungsträger durchgeführt wird, stellt die Voraussetzung für eine sichere<br />
Nachnutzung dar. Die sogenannten § 4 - Maßnahmen zur Erhöhung des Folgenutzungsstandards<br />
sind Schwerpunkte in der Sanierungstätigkeit. Sie umfassen Maßnahmen zur Beseitigung struktureller<br />
Nachteile, zur nachträglichen Wiedernutzbarmachung und zur Unterstützung der Regionalentwicklung.<br />
Um die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effizient einzusetzen und allen betroffenen<br />
Teilräumen gerecht zu werden, wurden bestimmten Seen zugeordnete Teilbudgets gebildet<br />
und gleichzeitig eine Priorisierung der jeweils vorhandenen Maßnahmevorschläge vorgenommen.<br />
Hinsichtlich der ganzheitlichen, länderübergreifenden Entwicklungsstrategien auf dem Gebiet der<br />
Braunkohlenplanung für aktive Tagebaue wurde eine Vereinbarung zwischen den Trägern der Braunkohlenplanung,<br />
der Gemeinsamen Landesplanung der Länder Berlin und Brandenburg und dem<br />
Regionalen Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien, über die Zusammenarbeit bei der Aufstellung<br />
der Braunkohlenpläne für den länderübergreifenden Tagebau Welzow-Süd geschlossen. In<br />
einem abgestimmten Planungsprozess soll hierbei u. a. auch eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung<br />
der Bergbaufolgelandschaft erarbeitet werden.<br />
Die Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus erfolgt weiterhin durch die bundeseigene<br />
Wismut GmbH. Hauptziele sind die nachhaltige Verwahrung der bergbaulichen Anlagen, damit<br />
davon keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht, und – soweit möglich – die Wiedernutzbarmachung<br />
der in Anspruch genommenen Flächen. Die Sanierung erfolgt an den Standorten Dresden-<br />
Gittersee und Königstein der Niederlassung Königstein, den Standorten Pöhla und Bad Schlema der<br />
Niederlassung Aue und am Standort Helmsdorf der Niederlassung Ronneburg. Schwerpunkte sind<br />
dabei die Gewässer schonenden Grubenflutungen in Königstein und Bad Schlema, die Stabilisierung<br />
und Abdeckung der Schlammteiche am Standort Helmsdorf sowie umfassende Haldensanierungen<br />
vor allem in Bad Schlema. Daneben erfolgt unter anderem seit 2006 die umfassende Sanierung der<br />
Schüsselgrundhalde der Grube Königstein. Die aufsteigenden Flutungswässer in der Grube Dresden-<br />
Gittersee sollen über die ehemaligen Abbaufelder der Steinkohlengewinnung und den vorhandenen<br />
„Elbstolln“ der Elbe zugeführt werden. Die hydraulische Verbindung zwischen den Grubenfeldern<br />
Gittersee/Bannewitz, Heidenschanze und Zauckerode (Elbstolln) wird durch einen derzeit im Bau<br />
befindlichen Stollen ermöglicht.<br />
Auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens zwischen dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen und dem Bund<br />
vom September 2003 wird weiterhin die Sanierung von Wismut-Altstandorten unter Beachtung der<br />
bestehenden Umweltbelastungen sowie der Aspekte der Regional- und Kommunalentwicklung vorbereitet<br />
und durchgeführt. In Standortsanierungskonzepten werden die bergbaulichen Hinterlassenschaften<br />
bewertet und auf dieser Grundlage Sanierungsmaßnahmen für die Objekte des Uranerzbergbaus<br />
und der Uranerzaufbereitung festgelegt. Für die Bearbeitungsgebiete Johanngeorgenstadt,<br />
Schneeberg, Schlema und Annaberg befinden sich diese Sanierungskonzepte in der Umsetzung.<br />
Der raumordnerischen Zielstellung des LEP 2003 entsprechend wurde für die ehemalige Steinkohleregion<br />
Zwickau-Lugau-Oelsnitz, die sogenannte FLOEZ-Region, eine ganzheitliche Entwicklungsstrategie<br />
erarbeitet. In den letzten Jahren haben sich feste Arbeitsstrukturen etabliert. Eine Vielzahl der<br />
im Konzept verankerten Schlüsselmaßnahmen und -projekte konnte umgesetzt werden. Die interkommunale<br />
Kooperation in der Steinkohleregion hat sich bewährt. Aus Mitteln der FR-Regio wurden<br />
die Projekte<br />
Aufbau eines thematischen Netzwerkes „Bergbauregionen“ sowie Vorbereitung des Interreg IV b<br />
- Projektes zu Bergbaufolgelandschaften „ReSOURCE“ und<br />
ein Umsetzungsmanagement für Schlüsselprojekte der FLOEZ-Region<br />
bezuschusst.<br />
90
4 Raumbedeutsame Fachplanungen<br />
4.1 Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft<br />
4.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung, Schutzgebiete<br />
4.1.1.1 Landschaftsschutz und Landschaftsentwicklung<br />
Landschaftszerschneidung<br />
Im LEP 2003 ist unter anderem ein Grundsatz verankert, wonach die großflächigen unzerschnittenen<br />
störungsarmen Räume über 40 km² vor Zerschneidung geschützt werden sollen (G 4.2).<br />
Die Landschaftszerschneidung wird mittlerweile in einem anerkannten und vereinheitlichten Verfahren<br />
beurteilt, das sowohl der Bund als auch andere Länder verwenden. Dieses Verfahren gestattet<br />
allerdings für den Berichtszeitraum noch keine Aussagen zur Entwicklung der unzerschnittenen<br />
Räume in Sachsen, weil die dafür erforderlichen Verkehrsdaten nicht vorliegen. Für die Jahre 2004<br />
und 2007 existiert aber ein Vergleich unzerschnittener verkehrsarmer Räume, der Veränderungen vor<br />
allem infolge des Siedlungswachstums und des Straßenbaus reflektiert, Verkehrswerte allerdings<br />
nicht berücksichtigt. Er zeigt, dass im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn A17 Dresden -<br />
Prag in diesem Zeitraum ein solcher Raum im Flächenbereich über 40 km² zerschnitten wurde.<br />
Der Zerschneidungsgrad einer Landschaft lässt sich auch anhand der sogenannten effektiven Maschenweite<br />
beurteilen. Ihr Wert variiert zwischen 0, wenn das betreffende Gebiet vollständig zerschnitten<br />
oder überbaut ist, und der Gesamtgröße des betrachteten Gebietes, wenn trennende Elemente<br />
fehlen. Berechnungen für Sachsen – auf der Datenbasis wie im Falle der unzerschnittenen<br />
verkehrsarmen Räume – ergaben effektive Maschenweiten von 18,75 km² für 2004 und 18,58 km²<br />
für 2007, also eine Abnahme und damit einen zunehmenden Zerschneidungsgrad.<br />
Flächenpools<br />
Flächenpools ermöglichen es, Kompensationsmaßnahmen in ein räumliches Gesamtkonzept zu integrieren,<br />
das eine sinnvolle Sanierung oder Entwicklung von Natur und Landschaft, des Naturhaushaltes<br />
und der einzelnen Schutzgüter verfolgt. Daher ist im LEP 2003 ein Auftrag an die Regionalen<br />
Planungsverbände enthalten, in den Regionalplänen Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />
festzulegen (Z 4.1.5).<br />
Dieser Auftrag wurde in vier Planungsregionen umgesetzt. Dabei wurde überwiegend auf festgelegte<br />
Vorrang- und Vorbehaltsgebiete (zumeist Natur und Landschaft sowie Waldmehrung), sanierungsbedürftige<br />
Bereiche der Landschaft und Bereiche der Landschaft mit besonderen Nutzungsanforderungen<br />
verwiesen.<br />
Landschaftsbild<br />
Zum Schutz der besonderen Landschaftsteile und Landschaftselemente wurden im LEP 2003 zwei<br />
Grundsätze festgelegt (G 4.1.8 und G 4.1.10). In den Regionalplänen sind Vorrang- und Vorbehaltsgebiete<br />
Natur und Landschaft (Landschaftsbild/Landschaftserleben) beziehungsweise „Bereiche der<br />
Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“ festzulegen, um das Landschaftsbild vor Beeinträchtigungen<br />
zu schützen (Z 4.1.9).<br />
91
Entsprechend den im LEP 2003 formulierten Kriterien wurden in zwei Regionalplänen Vorbehaltsgebiete<br />
sowie „Bereiche der Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“ festgelegt, in weiteren<br />
zwei Plänen nur „Bereiche der Landschaft mit besonderer Nutzungsanforderung“. Ein Regionalplan<br />
legt nicht nur Vorbehaltsgebiete sondern auch Vorranggebiete Landschaftsbild/Landschaftserleben<br />
fest.<br />
4.1.1.2 Schutzgebiete<br />
4.1.1.2.1 Naturschutzgebiete<br />
Im Zuge der Angleichung bestehender, noch aus DDR-Recht übergeleiteter Naturschutzgebiete<br />
(NSG) an das geltende Recht nach aktuellen naturschutzfachlichen Kriterien verringerte sich die Zahl<br />
der festgesetzten Naturschutzgebiete im Berichtszeitraum von 213 auf 211. Ihre Gesamtfläche<br />
wuchs jedoch geringfügig von 49.417 ha auf 50.876 ha. Schwerpunkte waren der Schutz von Fließgewässern<br />
(NSG Rauner- und Haarbachtal) sowie Erweiterungen zur Verbesserung des Schutzes von<br />
Hochmooren und Bergwiesen (NSG Zeidelweide und Pfaffenloh, NSG Fichtelberg), Erweiterungen zur<br />
Verbesserung des Schutzes naturnaher Laubwälder (NSG Dresdner Elbtalhänge) und von Bergwiesen<br />
(NSG Grenzwiesen Fürstenau und Fürstenauer Heide), aber auch Veränderungen in der Bergbaufolgelandschaft<br />
(Festsetzung des NSG Rutschung P, Löschung des NSG Urwald Weißwasser).<br />
Hervorzuheben sind im Berichtszeitraum die beiden großen NSG Königsbrücker Heide sowie Gohrischheide<br />
und Elbniederterrasse Zeithain, die der Staatsbetrieb Sachsenforst seit Übertragung der<br />
früheren Truppenübungsplätze Königsbrück und Zeithain an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen zum 1. Januar<br />
2007 verwaltet und naturschutzfachlich betreut. Während der Verwaltung beider Gebiete durch die<br />
Stiftung Wald für Sachsen (1997 bis 2006) konnten Teile der landesbedeutsamen Naturschutzflächen<br />
und Natura 2000-Gebiete saniert werden. Zur weiteren Finanzierung von Altlastensanierung<br />
und Verkehrssicherung bildete man 2007 eine gesonderte Rechnungsabteilung im Sondervermögen<br />
Grundstock. Um die Freiflächen des früheren Standortübungsplatzes Zeithain in das NSG Gohrischheide<br />
und Elbniederterrasse Zeithain einbeziehen zu können, wurden diese 2008 als NSG-<br />
Erweiterung einstweilig sichergestellt.<br />
Naturschutzgebiete<br />
Regierungsbezirk 1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />
bzw. Direktionsbezirk Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />
Chemnitz 84 6.282 89 7.396<br />
Dresden 85 32.130 85 32.938<br />
Leipzig 44 11.005 37 10.542<br />
Sachsen 213 49.417 211 50.876<br />
Tab. 14: Festgesetzte Naturschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009 (Verschiebungen zwischen den<br />
Bezirken durch die Gebietsreform 2008)<br />
Die Rechtsangleichung aus DDR-Recht übergeleiteter Schutzgebiete wird auch zukünftig Schwerpunkt<br />
bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten sein. Darüber hinaus können im Einzelfall weitere<br />
ökologisch wertvolle Gebiete naturschutzrechtlich gesichert werden.<br />
4.1.1.2.2 Landschaftsschutzgebiete<br />
Landschaftsschutzgebiete (LSG) werden überwiegend unter dem Gesichtspunkt der Sicherung sensibler<br />
und ästhetischer Landschaftsteile festgesetzt. Neben der Rechtsangleichung bestehender<br />
übergeleiteter Gebiete sind die neuen LSG Muldental bei Nossen (Landkreis Meißen) und LSG Lübschützer<br />
Teiche - Tresenwald (Muldentalkreis, jetzt Landkreis Leipzig) sowie verschiedene Erweiterungen<br />
(LSG Dresdner Heide, LSG Hohburger Berge, LSG Mittleres Zschopautal) zu nennen. Die Zahl<br />
92
der festgesetzten Landschaftsschutzgebiete stagnierte bei 178, ihre Fläche wuchs jedoch von<br />
541.312 ha auf 552.249 ha.<br />
Landschaftsschutzgebiete<br />
Regierungsbezirk 1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />
bzw. Direktionsbezirk Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />
Chemnitz 69 148.643 72 157.361<br />
Dresden 73 239.644 72 248.306<br />
Leipzig 36 153.025 34 146.582<br />
Sachsen 178 541.312 178 552.249<br />
Tab. 15: Festgesetzte Landschaftsschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009 (Verschiebungen zwischen den<br />
Bezirken durch die Gebietsreform 2008)<br />
4.1.1.2.3 Großschutzgebiete<br />
Seit Mitte 2008 ist der Staatsbetrieb Sachsenforst als Amt für Großschutzgebiete für die Nationalparkregion<br />
Sächsische Schweiz, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
sowie die beiden Naturschutzgebiete Königsbrücker Heide sowie Gohrischheide und Elbniederterrasse<br />
Zeithain zuständig.<br />
Nationalpark Sächsische Schweiz<br />
Für den Nationalpark Sächsische Schweiz und das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet wurden<br />
weitere Grundlagen geschaffen, um die Nationalparkregion entsprechend den Zielen des LEP 2003<br />
(insbesondere Z 4.1.6) und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den angrenzenden tschechischen<br />
Schutzgebietsverwaltungen für den Nationalpark „Böhmische Schweiz“ und das Landschaftsschutzgebiet<br />
„Elbsandsteingebirge“ zu einem international anerkannten Großschutzgebiet weiterzuentwickeln.<br />
Maßgebliche Ergebnisse des Berichtszeitraumes waren:<br />
Abschluss und Veröffentlichung des Nationalparkprogramms zur Untersetzung und Erläuterung<br />
der Ziele und Grundsätze der Rechtsverordnung<br />
Abschluss und Umsetzung der Pflege- und Entwicklungspläne „Fließgewässer Kirnitzsch“, „Offenland<br />
Kirnitzschtal“ sowie „Wald / Teil Waldbehandlungsgrundsätze“<br />
Umsetzung der Wege- und Bergsportkonzeption im Einvernehmen mit allen regionalen Partnern<br />
Abschluss und Bestätigung der FFH-Managementplanungen für den Nationalpark und für Teilgebiete<br />
des Landschaftsschutzgebietes<br />
personelle und fachliche Stärkung der Nationalparkwacht zur Absicherung ihrer Aufgaben bei der<br />
Besucherinformation und der Schutzgebietsüberwachung<br />
Stärkung der Zusammenarbeit mit Kommunen und regionalen Leistungsträgern durch Abschluss<br />
von Vereinbarungen mit der Stadt Sebnitz/OT Hinterhermsdorf als erste Nationalparkgemeinde<br />
und mit 28 Nationalparkpartnern<br />
Ergänzung des bestehenden Informationsangebots für Besucher des Nationalparkes durch die<br />
neuen Informationsstellen Bastei, Beize-Haus, Brand und Zeughaus<br />
Fortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen den Schutzgebietsverwaltungen in der Sächsisch-Böhmischen<br />
Schweiz, u. a. grenzübergreifendes Jubiläumsprogramm unter dem Motto<br />
„Wild und schön: 20 + 10 Jahre Nationalparke Sächsische und Böhmische Schweiz“ sowie Mitwirkung<br />
bei den Feierlichkeiten aus Anlass des 35-jährigen Bestehens des Landschaftsschutzgebiets<br />
Elbsandsteingebirge<br />
93
Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist eines von 15 in Deutschland<br />
nach den Kriterien des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and Biosphere –<br />
MaB) anerkannten Biosphärenreservaten. Die Fortführung der Naturschutzfachplanungen und deren<br />
Umsetzung trugen neben speziellen Arten- und Biotopschutzmaßnahmen dazu bei, dass sich die<br />
Bestände zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten stabilisieren bzw. erhöhen konnten. Insbesondere<br />
Seeadler und Fischotter haben im Biosphärenreservat seit Jahren eine der bundesweit<br />
höchsten Bestandsdichten erreicht.<br />
Zur Umsetzung des LEP-Zieles zur Weiterentwicklung des Biosphärenreservates, insbesondere der<br />
wertvollen Kulturlandschaft (Z 4.1.7), trugen unter anderem folgende konkrete Projekte und Maßnahmen<br />
bei:<br />
Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben der<br />
Fischerei und der Landwirtschaft mit dem Ziel der naturschutzgerechten Bewirtschaftung<br />
Umsetzung der Tourismuskonzeption des Biosphärenreservates<br />
Veranstaltung von Naturmärkten mit bis zu 9.000 Besuchern<br />
Weiterführung des Projektes „Biosphärenwirte“ als Qualitätsmanagement mit Betrieben des<br />
Beherbergungs- und Gaststättengewerbes<br />
Beginn der Marketingoffensive „Oberlausitzer Biokarpfen“ im Jahr 2006 auf der Grundlage des<br />
BMU-Projektes „Strategie nachhaltigen Wirtschaftens in Biosphärenreservaten“<br />
Eröffnung des Seeadlerrundweges im Juli 2009 als regional bedeutsamer Radwanderweg<br />
Planungen zur Einrichtung eines Informationshauses im Biosphärenreservatszentrum in Wartha<br />
nach den Kriterien des MaB-Nationalkomitees in Deutschland (Baubeginn <strong>2010</strong>)<br />
Abschluss einer vertraglichen Vereinbarung zwischen dem Staatsbetrieb Sachsenforst/ Biosphärenreservatsverwaltung<br />
und der Domowina zur engen gegenseitigen Unterstützung bei der Umsetzung<br />
der Zweisprachigkeit in der Region<br />
Mitwirkung am Klimaprojekt des Bundesamtes für Naturschutz „Biosphärenreservate als Modellregionen<br />
für Klimaschutz und Klimaanpassung, Teilprojekt Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“<br />
Naturparke<br />
Mit Inkrafttreten des Sächsischen Verwaltungsneuordnungsgesetzes (SächsVwNG) im August 2008<br />
wurde die Zuständigkeit für die Naturparke den Landratsämtern und Kreisfreien Städten als unteren<br />
Naturschutzbehörden übertragen.<br />
Naturparke<br />
Regierungsbezirk<br />
bzw. Direktionsbezirk<br />
1. Januar 2006 31. Dezember 2009<br />
Anzahl Fläche (ha) Anzahl Fläche (ha)<br />
Chemnitz 1 149.500 1 149.500<br />
Dresden 0 0 1 13.337<br />
Leipzig 1 36.000 1 36.000<br />
Sachsen 2 185.500 3 198.837<br />
Tab. 16: Festgesetzte Naturparke im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009<br />
Die Träger der Naturparke Erzgebirge/Vogtland und Dübener Heide fördern die naturverträgliche<br />
Erholungsnutzung im Naturpark, wirken auf die schutzzweckgerechte Pflege und Entwicklung der<br />
94
Gebiete hin und unterstützen die Maßnahmen des Naturschutzes, insbesondere zum Schutz und zur<br />
Pflege der Pflanzen- und Tierwelt. Die Fläche beider Naturparke hat sich im Berichtszeitraum nicht<br />
verändert.<br />
Neu ist der dritte, 13.337 ha große Naturpark Zittauer Gebirge (Landkreis Görlitz), der 2007 ausgewiesen<br />
wurde. Der Naturpark Zittauer Gebirge orientiert auf die Pflege und Gestaltung einer Vorbildlandschaft<br />
und versteht sich als Plattform und Moderator für das harmonische Miteinander von<br />
Einwohnern und Touristen, Gewerbetreibenden und Naturschützern sowie Land- und Forstwirten.<br />
Karte 23: Naturschutzgebiete und Großschutzgebiete (Stand 2009)<br />
4.1.2 Arten- und Biotopschutz, Biotopverbund<br />
Nach den Grundsätzen des LEP 2003 sollen die heimischen Tiere und Pflanzen sowie ihre Lebensräume<br />
und Lebensgemeinschaften zur Sicherung der biologischen Vielfalt und Bewahrung der biologischen<br />
Ressourcen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen dauerhaft erhalten und die Biotope bzw. Habitate<br />
gefährdeter Arten verbessert werden. Zur Bewertung der Umsetzung des landesplanerischen Erfordernisses<br />
bedarf es der Beobachtung über längere Zeiträume als den üblichen Berichtszeitraum.<br />
In Sachsen haben ca. 30.000 Tierarten, 7.500 Pilzarten und 3.300 Pflanzenarten (ohne Algen,<br />
Neophyten und Mikroorganismen) natürliche Vorkommen. Aus den Roten Listen Sachsens geht hervor,<br />
dass bei den bisher untersuchten 27 Artengruppen im Durchschnitt ca. 10 % der Arten ausgestorben<br />
bzw. verschollen (Spannweite 1 bis 30 %) und ca. 40 % der Arten mehr oder weniger stark<br />
(Spannweite 17 bis 73 %) gefährdet sind (Kategorien 1, 2, 3, R, G). Zu den besonders stark gefährdeten<br />
Artengruppen gehören Armleuchteralgen, Lurche und Kriechtiere, Wildbienen, Steinfliegen,<br />
95
Rundmäuler und Fische, Bockkäfer, Grabwespen und Heuschrecken mit jeweils über 60 % Anteil<br />
ausgestorbener und gefährdeter Arten an der Gesamtzahl der bekannten Arten.<br />
Die Länge der Diagrammsäulen in der folgenden Abbildung verdeutlicht für die 27 Artengruppen den<br />
Anteil der ausgestorbenen und gefährdeten Arten an der in Sachsen bekannten Gesamtartenzahl.<br />
Anteil in % der Gesamtartenzahl<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Armleuchteralgen<br />
Rundmäuler und Fische<br />
Lurche und Kriechtiere<br />
Wildbienen<br />
Gefährdungssituation der Rote-Listen-Artengruppen in Sachsen<br />
Steinfliegen<br />
Bockkäfer<br />
Heuschrecken<br />
Grabwespen<br />
Flechten<br />
Tagfalter<br />
Blatthornkäfer und Hirschkäfer<br />
Säugetiere<br />
Weichtiere<br />
Wasserkäfer<br />
Brutvögel<br />
Farn- und Samenpflanzen<br />
Schwärmer<br />
Libellen<br />
Schwebfliegen<br />
Moose<br />
Spanner<br />
Eulenfalter<br />
Laufkäfer<br />
Pflanzenwespen<br />
Webspinnen und Weberknechte<br />
Zikaden<br />
Pilze<br />
Gefährdung<br />
unbekannten<br />
Ausmaßes<br />
extrem selten<br />
gefährdet<br />
stark<br />
gefährdet<br />
vom<br />
Aussterben<br />
bedroht<br />
ausgestorben<br />
oder<br />
verschollen<br />
Abb. 19: Gefährdungssituation der 27 Artengruppen, für die im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Rote Listen vorliegen (Quelle:<br />
LfULG, Stand Januar <strong>2010</strong>)<br />
In Sachsen kommen theoretisch ca. 485 verschiedene Pflanzengesellschaften (mit höheren Pflanzen)<br />
vor, von denen jedoch 4,1 % verschwunden und 56,5 % mehr oder weniger stark gefährdet sind,<br />
weiterhin 212 Moos- und Flechtengesellschaften (6,1 % verschwunden, 39,7 % gefährdet). Die Zahl<br />
der verschiedenen Biotoptypen (ohne technische Biotoptypen der Siedlungsbereiche, Infrastruktur-<br />
und Industrieanlagen) erreicht fast 300. Mehr als die Hälfte der in Sachsen vorkommenden Biotoptypen<br />
unterliegen einer Gefährdung.<br />
Das SMUL hat im März 2009 das Programm zur Biologischen Vielfalt im <strong>Freistaat</strong> Sachsen vorgelegt.<br />
Darin werden für die fünf Handlungsfelder Naturschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei<br />
und Jagd auf der Grundlage einer Zustandsanalyse mögliche Konflikte benannt, Grundsätze zur Sicherung<br />
der Biologischen Vielfalt abgeleitet und ein Handlungsprogramm aufgestellt.<br />
4.1.2.1 Natura 2000<br />
Das ausschließlich auf naturschutzfachliche Kriterien der EU begründete Schutzgebietsnetz zum<br />
Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten mit dem Namen „Natura 2000“ wird aus den Europäischen<br />
Vogelschutzgebieten (Special Protection Areas, kurz SPA) und den Fauna-Flora-Habitat-<br />
Gebieten (FFH-Gebiete) gebildet. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, der Europäischen Kommission<br />
96
geeignete Gebiete zu melden und sie als besondere Schutzgebiete auszuweisen. Die Auswahl und<br />
Meldung von Gebieten für Natura 2000 wurde mit der amtlichen Veröffentlichung der Gebietsliste<br />
Ende 2007 im Bundesanzeiger abgeschlossen. Mit 270 FFH-Gebieten und 77 SPA, die zusammen<br />
15,9 % der Landesfläche einnehmen, erkannte die Europäische Kommission die sächsische Gebietsmeldung<br />
als vollständig an. Dies war nur durch die engagierte Mithilfe des ehrenamtlichen Naturschutzes<br />
in Sachsen möglich.<br />
Anzahl Fläche in ha Flächenanteil in %<br />
FFH-Gebiete 270 168.657 9,16<br />
Vogelschutzgebiete 77 248.961 13,5<br />
Natura 2000-Gebiete 347 292.772 15,9<br />
Tab. 17: FFH- und Vogelschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
Zur Sicherung langfristig überlebensfähiger Bestände der in Sachsen relevanten 47 Lebensraumtypen<br />
und 135 Arten der FFH-Richtlinie sowie sämtlicher wild lebender europäischer Vogelarten ist eine<br />
ausreichende Vielfalt, Flächengröße und -qualität der Lebensräume zu erhalten oder wieder herzustellen.<br />
Die im Jahr 2003 begonnene Erarbeitung von Managementplänen wird Ende 2011 für nahezu alle<br />
FFH-Gebiete abgeschlossen sein. Die Pläne entstehen in enger Zusammenarbeit und Abstimmung der<br />
beteiligten Behörden mit den betroffenen Eigentümern bzw. Landnutzern (Forstwirtschaft, Landwirtschaft,<br />
Teichwirtschaft und Fischerei). Gemeinsames Ziel ist es, die Akzeptanz für die Errichtung,<br />
Ausweisung sowie dauerhafte Sicherung eines zusammenhängenden europäischen und ökologisch<br />
ausgerichteten Systems von Schutzgebieten in Sachsen gemäß den verbindlichen Vorgaben der EU<br />
zu erhöhen und größtmögliche Planungssicherheit für alle Beteiligten herzustellen.<br />
Seit 2005 besteht die gesetzliche Möglichkeit der Bestimmung der FFH- und Vogelschutzgebiete zu<br />
besonderen Schutzgebieten durch sogenannte Grundschutzverordnungen. Mit Ausnahme des Nationalparkes<br />
Sächsische Schweiz, des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
und des Naturschutzgebietes Königsbrücker Heide, in deren Schutzgebietsverordnungen nach §§ 16<br />
bis 18 des Sächsischen Naturschutzgesetzes die Belange des Vogelschutzes hinreichend gewahrt<br />
sind und für die damit eine zusätzliche rechtliche Sicherung entbehrlich war, wurden bis Ende 2006<br />
für alle sächsischen Vogelschutzgebiete Grundschutzverordnungen erlassen. Auch die sächsischen<br />
FFH-Gebiete sind gemäß Artikel 4 Abs. 4 der FFH-Richtlinie als besondere Schutzgebiete auszuweisen.<br />
Die europarechtliche Verpflichtung wird durch Erlass von Grundschutzverordnungen für 268 der<br />
270 FFH-Gebiete umgesetzt. Mit den fachlichen Vorbereitungen wurde im Jahr 2009 begonnen.<br />
Zwei Gebiete, der Nationalpark Sächsische Schweiz und das Naturschutzgebiet Buchenwälder bei<br />
Steinbach (Gemeinde Jöhstadt) verfügen mit den geltenden, praktisch flächengleichen Schutzgebietsverordnungen<br />
über hinreichende Schutzbestimmungen, so dass man auf eine zusätzliche rechtliche<br />
Sicherung verzichten kann.<br />
Über den Erhaltungszustand der Arten und Lebensräume, die der FFH-Richtlinie unterliegen, ist alle<br />
sechs Jahre zu berichten. Der letzte Bericht umfasst den Zeitraum 2001 bis 2006.<br />
Bei der Erfüllung seiner Berichtspflichten wird der <strong>Freistaat</strong> Sachsen durch die engagierte Mithilfe<br />
des ehrenamtlichen Naturschutzdienstes mit seinen 1.140 berufenen Helfern sowie von naturwissenschaftlichen<br />
Fachverbänden unterstützt. Sie gewährleisten die notwendige Kontinuität in der<br />
Arten- oder Gebietsbetreuung, um die Bestandsentwicklung für bestimmte Artengruppen/Schutzgebiete<br />
abschätzen zu können. Die Einbindung sowohl im Präsenzmonitoring als auch im<br />
Feinmonitoring der Arten stärkt die Zusammenarbeit von behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz<br />
und ermöglicht eine vergleichsweise kostengünstige Überwachung der FFH-Arten.<br />
97
Karte 24: FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete (Stand <strong>2010</strong>)<br />
Von den 47 in Sachsen vorkommenden Lebensraumtypen (LRT) wurde bei 27 der Erhaltungszustand<br />
als günstig eingeschätzt, das entspricht 58 % der LRT. In einem unzureichenden Zustand befinden<br />
sich 11 LRT (23 %) und sechs LRT (13 %) in einem schlechten. Zu drei LRT ließ sich der Erhaltungszustand<br />
nicht ermitteln, da keine ausreichenden Informationen vorliegen. Für 36 (27 %) der bewerteten<br />
131 FFH-Arten wurde der Erhaltungszustand als günstig bewertet. 65 Arten und somit 50 %<br />
befinden sich in einem unzureichenden und neun Arten (7 %) in einem schlechten Zustand. Bei 21<br />
Arten (16 %) fehlen wichtige Informationen, so dass deren Erhaltungszustand nicht eingeschätzt<br />
werden konnte (vgl. Abbildung 20).<br />
Verteilung der FFH-Lebensraumtypen und der FFH-Arten auf die EU-Bewertungsstufen<br />
Stand 2006<br />
100%<br />
90%<br />
3<br />
6<br />
21<br />
80%<br />
9<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
11<br />
27<br />
Lebensraumtypen Arten<br />
65<br />
36<br />
keine<br />
Informationen<br />
schlecht<br />
unzureichend<br />
günstig<br />
Abb. 20: Prozentuale und absolute Verteilung der sächsischen FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arten auf die EU-<br />
Bewertungsstufen 2006; (Quelle: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/20678.htm)<br />
98
Die Entwicklung ist abhängig von Lebensraumtyp und Art durchaus differenziert. So breiten sich<br />
einige Arten wieder aus (bestimmte wassergebundene Arten wie z. B. Grüne Keiljungfer als Zeichen<br />
für verbesserte Wasserqualität), andere befinden sich in einem unzureichenden oder schlechten<br />
Erhaltungszustand. Ziel ist es, letztere in einen günstigen Zustand zu bringen und so deren langfristige<br />
Überlebensfähigkeit zu sichern. Ein wichtiger Ansatz dabei ist die Umsetzung der in den Managementplänen<br />
vorgesehenen Maßnahmen in den FFH-Gebieten. Dazu stehen insbesondere Förderprogramme<br />
zur Verfügung. Im Programm des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft zur<br />
Biologischen Vielfalt im <strong>Freistaat</strong> Sachsen und dem zugehörigen Maßnahmeplan werden weitere<br />
Maßnahmen benannt.<br />
4.1.2.2 Biotopverbund<br />
Im LEP 2003 werden die Regionalen Planungsverbände beauftragt, ein ökologisches Verbundsystem<br />
zu sichern. Anhand der im LEP enthaltenen Gebietskulisse als Suchraum für ein ökologisches Verbundsystem<br />
und der vom Landesamt für Umwelt und Geologie erarbeiteten fachlichen Grundlagen<br />
konkretisierten die Träger der Regionalplanung den Biotopverbund (Z 4.2.2). Die Regionalpläne<br />
sichern den Biotopverbund über Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft, teilweise<br />
ergänzt durch Vorrang- und Vorbehaltsgebiete anderer Kategorien (z. B. Hochwasserschutz, Wald,<br />
Erholung).<br />
Karte 25: Gebietskulisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems (Quelle: LEP 2003)<br />
Die Träger der kommunalen Bauleitplanung werden diese Festlegungen zum Biotopverbund unter<br />
Mitwirkung der Naturschutzfachbehörden weiter konkretisieren. Dies ist der abschließende Schritt<br />
99
der planungsrechtlichen Sicherung. Im Rahmen von drei Pilotprojekten zum Biotopverbund werden<br />
im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie die methodischen Grundlagen zum Biotopverbund<br />
weiterentwickelt und Möglichkeiten zur Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen getestet.<br />
4.1.2.3 Landschaftspflege<br />
Ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der Ziele des Landschaftsprogramms im Bereich Natur und<br />
Landschaft sind Förderrichtlinien. Die wichtigsten Richtlinien für die Förderung flächengebundener<br />
Naturschutzmaßnahmen waren das Teilprogramm „Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft“<br />
(NAK), die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Naturschutzrichtlinie)<br />
und die nachfolgenden Förderrichtlinien Agrarumweltmaßnahmen und Waldmehrung<br />
(RL AuW) – Teil A ab 2007 sowie ab 2009 die Richtlinie Natürliches Erbe (RL NE). Schwerpunkte<br />
der Förderung bestanden in der Fortführung naturschutzgerechter Bewirtschaftungsweisen und<br />
Biotoppflegemaßnahmen insbesondere in Natura 2000-Gebieten, in Schutzgebieten, geschützten<br />
Biotopen und Biotopverbundflächen sowie in Lebensräumen/Lebensstätten geschützter oder gefährdeter<br />
Arten. Diese Maßnahmen sollen der Erhaltung bzw. Wiederherstellung des guten Zustandes<br />
schutzwürdiger Flächen und ausgewählter Biotoptypen sowie der Erhaltung von Lebensräumen wildlebender<br />
Tier- und Pflanzenarten dienen und damit einen Beitrag zum Schutz der natürlichen biologischen<br />
Vielfalt leisten.<br />
Förderflächenumfang (ha)<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Maßnahmen der<br />
naturschutzgerechten<br />
Grünlandnutzung<br />
Biotoppflegemaßnah<br />
men<br />
Maßnahmen der<br />
naturschutzgerechten<br />
Ackernutzung<br />
Maßnahmen der<br />
naturschutzgerechten<br />
Teichbewirtschaftung<br />
Abb. 21: Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege 2006 bis 2009 (Quelle: LfULG)<br />
Bei der Erstellung der aktuellen Förderrichtlinien wurde von einem Pflege- bzw. Förderbedarf für<br />
insgesamt ca. 44.000 ha ausgegangen. Im Jahr 2006 konnte im Programm NAK und für Biotoppflegemaßnahmen<br />
eine Gesamtfläche im Umfang von ca. 33.100 ha wertvoller Grün- und Offenlandbereiche<br />
in die Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen einbezogen werden. 2007 ließen sich Biotoppflegemaßnahmen<br />
aufgrund der auslaufenden Förderung nur noch auf einem sehr kleinen Flä-<br />
100
chenanteil durchführen. 2008 konnte die Pflege wertvoller Biotopflächen im Rahmen einer Ausschreibung<br />
für ca. 2.100 ha vergeben werden. Im Jahr 2009 konnten Maßnahmen der naturschutzgerechten<br />
Pflege und Bewirtschaftung in einem Umfang von insgesamt knapp 36.000 ha umgesetzt<br />
werden; den Schwerpunkt bildeten dabei Maßnahmen im Grünland (ca. 25.000 ha). Biotoppflegemaßnahmen<br />
beschränkten sich aufgrund der Rahmenbedingungen der aktuellen Förderung und<br />
damit verbundener Konsequenzen für die Antragsteller auf ca. 1.700 ha. Über die Richtlinie Natürliches<br />
Erbe werden u. a. auch investive Maßnahmen zur Sicherung der natürlichen biologischen Vielfalt,<br />
wie beispielsweise Biotopgestaltung, Anlage von Gehölzstrukturen des Offenlands, investive<br />
sowie wiederkehrende Artenschutzmaßnahmen, gefördert.<br />
Die Naturschutzgroßprojekte (NGP)<br />
Presseler Heidewald- und Moorgebiet,<br />
Teichgebiete Niederspree und Hammerstadt und<br />
Bergwiesen im Osterzgebirge<br />
wurden bis 2009 abgeschlossen. Ab Ende <strong>2010</strong> ist ein Anschlussprojekt zum NGP Bergwiesen im<br />
Osterzgebirge geplant. Das NGP Lausitzer Seenland befindet sich in der Umsetzungsphase (Phase II)<br />
und wird voraussichtlich Ende 2011 abgeschlossen.<br />
101
4.1.3 Wasser, Gewässer und Hochwasserschutz<br />
4.1.3.1 Wasser und Gewässerschutz<br />
Nach der Bestandsaufnahme der Gewässersituation 2004, deren Ergebnisse im zurückliegenden<br />
<strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong> 2006 im Überblick dargestellt sind, erfolgte bis Ende 2006 die Einrichtung<br />
von Gewässerüberwachungsprogrammen entsprechend der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)<br />
und deren nachfolgende Realisierung. Unter Einbeziehung der Ergebnisse der Überwachungsprogramme<br />
wurden 2008/2009 alle Gewässer erstmals nach dem neuen System der WRRL bewertet. Die<br />
Ergebnisse dieser Zustandsbewertung bestätigten im Wesentlichen das Gesamteinschätzungsbild der<br />
Bestandsaufnahme 2004 und bildeten die weitere Grundlage für die Aufstellung der ersten WRRL-<br />
Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme der Flussgebietseinheiten, die im Dezember<br />
2009 verabschiedet wurden.<br />
Zustand der Oberflächengewässer<br />
Entsprechend den Zielvorgaben der WRRL müssen die natürlichen Oberflächengewässer sowohl einen<br />
„guten ökologischen Zustand“ als auch einen „guten chemischen Zustand“ aufweisen. Für künstliche<br />
und erheblich veränderte Oberflächengewässer gilt neben der Erreichung eines guten chemischen<br />
Zustands das „gute ökologische Potenzial“ als zu erreichendes alternatives Umweltziel.<br />
Als kleinste Beurteilungseinheiten der Oberflächengewässer wurden nach vorgegebenen Kriterien<br />
(z. B. Einzugsgebietsgröße > 10 km², Wasseroberfläche > 0,5 km²) insgesamt 651 Oberflächenwasserkörper<br />
(617 Fließgewässer-WK und 34 Standgewässer-WK) in Sachsen ausgewiesen (Stand 2009).<br />
Die Bewertung erfolgt in fünf Stufen (sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend, schlecht). Der chemische<br />
Zustand wird nur zweistufig (gut, nicht gut) bewertet.<br />
Ökologischer Zustand/ Ökologisches Potenzial der<br />
Oberflächenwasserkörper<br />
44%<br />
0%<br />
6%<br />
23%<br />
27%<br />
sehr gut<br />
gut<br />
mäßig<br />
Chemischer Zustand der<br />
Oberflächenwasserkörper<br />
21%<br />
unbefriedigend nicht gut<br />
schlecht<br />
Abb. 22: Ökologischer Zustand/ökologisches Potenzial und chemischer Zustand der Oberflächenwasserkörper im<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: SMUL, Stand Dezember 2009)<br />
In der erstmaligen Bewertung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials nach WRRL konnten im<br />
Ergebnis der Überwachungsprogramme nur knapp 6 % der sächsischen Oberflächenwasserkörper als<br />
"gut" eingestuft werden (vgl. Abb. 22). Während bei den sächsischen Fließgewässer-Wasserkörpern<br />
2009 nur 4 % den guten ökologischen Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial erreicht haben,<br />
sind dies bei den Standgewässer-Wasserkörpern bereits 38 %. Hierbei handelt es sich insbesondere<br />
102<br />
79%<br />
gut
um Talsperren im Oberlauf der Gebirgsflüsse, die keine oder nur geringe Nährstoffbelastungen aufweisen,<br />
sowie um Bergbaufolge- und Kiesseen mit geringem Nutzungsdruck. Schlechter bewertet<br />
wurden in der Regel Talsperren im Unterlauf der Flüsse, in denen zu hohe Nährstoffkonzentrationen<br />
die natürlichen Biozönosen (Lebensgemeinschaften) bereits erheblich beeinträchtigen.<br />
79 % der sächsischen Oberflächenwasserkörper befinden sich bereits im guten chemischen Zustand<br />
entsprechend dem 2009 gültigen nationalen Recht (vgl. Abb. 22).<br />
In allen fünf derzeit rechtskräftigen Regionalplänen wurden regionale Schwerpunkte der Fließgewässersanierung,<br />
in vier Plänen auch für stehende Gewässer, ausgewiesen. Darüber hinaus wurden<br />
regionale Schwerpunkte der Fließgewässeröffnung gesondert ausgewiesen (LEP-Ziel Z 4.3.2).<br />
Zustand des Grundwassers<br />
Die WRRL verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten zur Erreichung eines sowohl guten mengenmäßigen<br />
als auch guten chemischen Zustandes für das Grundwasser. Mit Stand 2009 wurden insgesamt<br />
70 Grundwasserkörper ausgewiesen, die entweder vollständig oder teilweise auf sächsischem Gebiet<br />
liegen und deren federführende Bearbeitung durch Sachsen erfolgt.<br />
Die Bewertung des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper erfolgt auf der Basis des<br />
nutzbaren Grundwasserdargebotes sowie der Grundwasserstände und ergab 2009, dass sich 63<br />
(90 %) der 70 sächsischen Grundwasserkörper im guten mengenmäßigen Zustand befinden. Der<br />
schlechte mengenmäßige Zustand der übrigen Grundwasserkörper steht hauptsächlich im Zusammenhang<br />
mit dem Absenkungstrichter des Sümpfungsbetriebes von Braunkohlentagebauen in der<br />
Lausitz bzw. in wenigen Einzelfällen auch mit fallenden Grundwasserständen im Elbsandsteingebirge<br />
und im Zittauer Gebirge, deren Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind.<br />
Die Bewertung des chemischen Zustandes der Grundwasserkörper erfolgt auf Grundlage der in der<br />
Grundwassertochterrichtlinie 1) verankerten Qualitätsnormen für Nitrat und Pestizide sowie für<br />
Schwellenwerte weiterer Stoffe, deren Höhe die Mitgliedstaaten selbst festzulegen haben. In<br />
Deutschland erfolgte dies auf Basis der sogenannten Geringfügigkeitsschwellenwerte, die bei geogenen<br />
Hintergrundbelastungen regional angepasst wurden. Gemäß den Bewertungsergebnissen von<br />
2009 weisen 37 (53 %) der 70 sächsischen Grundwasserkörper einen guten chemischen Zustand auf.<br />
Die Ursachen für den schlechten chemischen Zustand der sonstigen Grundwasserkörper sind vielfältig.<br />
Hauptursachen sind Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft sowie erhöhte Sulfat- und<br />
Schwermetallkonzentrationen, die meist aus Bergbau und Altablagerungen bzw. Altlasten resultieren.<br />
Die deutlich längeren Fließzeiten des Grundwassers gegenüber Oberflächenwasser sind von<br />
erheblicher Bedeutung für die Zielerreichung bei Grundwasserkörpern.<br />
Weitere Informationen, Daten bzw. Zwischenergebnisse aus dem Umsetzungsprozess der WRRL im<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen sowie in den Flussgebietseinheiten Elbe und Oder einschließlich kartografischer<br />
Übersichten stehen unter www.wasser.sachsen.de/wrrl zur Verfügung.<br />
1)<br />
Richtlinie 2006/118/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung<br />
und Verschlechterung (ABl. L 372, S. 19)<br />
103
Gemäß LEP 2003 sollen regional bedeutsame Grundwassersanierungsgebiete in den Regionalplänen<br />
als Sanierungsbedürftige Bereiche der Landschaft ausgewiesen werden (Z 4.3.1). In drei Regionalplänen<br />
wurden diese Gebiete direkt als regional bedeutsame Grundwassersanierungsgebiete ausgewiesen,<br />
in einem Regionalplan wurden Gebiete mit anthropogen bedingter Boden- und/oder Grundwasserkontamination<br />
ausgewiesen, die ein vergleichbares Ziel verfolgen.<br />
Trinkwasserschutzgebiete<br />
Im Zeitraum von 2006 bis 2009 wurden von den unteren Wasserbehörden 53 Trinkwasserschutzgebiete<br />
neu festgesetzt und 162 wurden aufgehoben.<br />
Zum Stand 31.12.2009 waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 494 Trinkwasserschutzgebiete zur Wassergewinnung<br />
für die Trinkwasserversorgung mit einer Gesamtfläche von ca. 1.466 km² durch Rechtsverordnung<br />
festgesetzt. Davon sind:<br />
472 Schutzgebiete für Grundwassergewinnung, einschließlich Uferfiltrat- und Infiltratgewinnung<br />
(Fläche: 838,3 km²)<br />
18 Schutzgebiete für Trinkwassertalsperren (Fläche: 612,6 km²)<br />
4 Schutzgebiete für Oberflächenwassergewinnung aus Fließgewässern (Fläche: 15,3 km²)<br />
Weiterhin verfügt Sachsen über vier Heilquellenschutzgebiete mit ca. 44 km² Gesamtfläche.<br />
Karte 26: Wasserschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
104
Daten und detaillierte kartographische Übersichten der Wasserschutzgebiete stehen unter<br />
www.umwelt.sachsen.de und unter www.wasserbuch.sachsen.de zur Verfügung.<br />
Über den fachgesetzlichen Schutz hinaus sollen gemäß LEP 2003 in den Regionalplänen Wasserressourcen,<br />
die sich für die Trinkwasserversorgung besonders eignen, für den gesicherten Bedarf durch<br />
Vorranggebiete und für die langfristige Sicherung durch Vorbehaltsgebiete geschützt werden<br />
(Z 13.2). Dies ist in allen fünf derzeit geltenden Regionalplänen erfolgt und umfasst Vorranggebiete<br />
im Gesamtumfang von ca. 67.554 ha und Vorbehaltsgebiete von ca. 35.255 ha. Diese Flächen überlagern<br />
zum Teil auch bereits festgelegte Wasserschutzgebiete.<br />
Gewässersituation in den Braunkohlenbergbaugebieten<br />
Ziel aller erforderlichen Sanierungsmaßnahmen in den Braunkohlenbergbaugebieten ist es, einen<br />
sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushalt herzustellen (11. Umweltministerkonferenz der<br />
neuen Länder am 17./18. März 1994). Darin eingebunden ist auch der Grundwasserwiederanstieg,<br />
der u. a. zur Wiederherstellung der Kommunikation zwischen Grund- und Oberflächenwasser in den<br />
Fließgewässern führt. In nicht wenigen Fällen weisen die in die Fließgewässer übertretenden Grundwässer<br />
erhebliche, bergbaubürtige, chemische Belastungen auf, die es möglichst zu verringern oder<br />
zu vermeiden gilt.<br />
Mit Stand Ende 2009 ist die bergmännische Sanierung der Bergbaufolgelandschaften für die in den<br />
90er Jahren im Mitteldeutschen und im Lausitzer Braunkohlenrevier stillgelegten Tagebaue weit<br />
fortgeschritten. In der Massenbewegung verbleiben nur noch ca. 3 % und in der Massenverdichtung<br />
nur noch ca. 9 % des Gesamtaufwandes (Quelle: LMBV). Die Rekultivierung von Land- und Forstflächen<br />
hat einen Stand von 75 % erreicht, wobei von 2006 bis 2009 ca. 2.000 ha hinzugekommen<br />
sind.<br />
Im Mittelpunkt der derzeitigen Sanierungsarbeiten stehen die Fortführung der 1995 begonnenen<br />
Flutung der Bergbaufolgeseen, die Eingliederung der neu entstehenden Seen in den Gesamtwasserhaushalt<br />
und die Regulierung der Seewasserqualität. Bisher haben in Sachsen 29 der insgesamt 56<br />
Bergbaufolgeseen mit einer Wasseroberfläche > 10 ha ihren vorgesehenen Endwasserstand erreicht<br />
und vier weitere stehen kurz davor. Insgesamt lag der Flutungsstand in Sachsen Ende 2009 bei ca.<br />
87 %, wovon im Berichtszeitraum ca. 7 % hinzugekommen sind. Ein weiterer Restsee hat dabei den<br />
vorgesehenen Endwasserstand erreicht.<br />
Zudem sind 947 km Fließgewässer vom Braunkohlentagebau beeinflusst. Hier gilt es in den nächsten<br />
Jahren die Gewässermorphologie zu verbessern und damit die ökologische Leistungsfähigkeit zu<br />
erhöhen.<br />
Raumordnerische Vorgaben zur Wiedernutzbarmachung und zur Folgenutzung der Gewässer in den<br />
Braunkohlenbergbaugebieten erfolgen in den Braunkohlenplänen (vgl. Kapitel 2.1.4)<br />
4.1.3.2 Hochwasserschutz<br />
Entwicklung des Hochwasserschutzes in Sachsen<br />
Seit dem Augusthochwasser 2002 hat die Sächsische Staatsregierung umfassende Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Hochwasserschutzes eingeleitet und durchgeführt. Dazu zählen unter anderem die<br />
Vergrößerung der Rückhalteräume in Talsperren und Speichern sowie der Neubau bzw. Ausbau von<br />
Hochwasserrückhaltebecken und Ufersicherungen, die Vergrößerung des Durchflussprofils von Brü-<br />
105
cken, die Ertüchtigung, die Verlegung und der Neubau von Hochwasserschutzanlagen, aber auch die<br />
Verbesserung der Warnsysteme und Meldewege.<br />
Die Landestalsperrenverwaltung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (LTV) hat die ca. 18.000 Hochwasserschäden<br />
des Augusthochwassers 2002 an den größeren Fließgewässern zum großen Teil beseitigt. Zusätzlich<br />
arbeitet die LTV noch über den Berichtszeitraum hinaus an der nachhaltigen Schadensbeseitigung,<br />
die zugleich auch als Beitrag zur Generationenaufgabe der Verbesserung des öffentlichen<br />
Hochwasserschutzes dient. Die Umsetzung des Hochwasserschutzinvestitionsprogramms ist ein vorrangiges<br />
Ziel der Sächsischen Staatsregierung und ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt der LTV. Die<br />
vollständige Sicherung eines angemessenen Niveaus des öffentlichen Hochwasserschutzes wird<br />
jedoch eine Generationenaufgabe bleiben. Neben dem staatlichen Engagement ist und bleibt die<br />
Eigenvorsorge jedes Einzelnen die wichtigste Grundlage des Hochwasserschutzes.<br />
In Sachsen sind für Gewässer 1. Ordnung bereits 47 Hochwasserschutzkonzepte erstellt und vom<br />
SMUL gemäß § 99b Abs. 7 SächsWG behördenintern verbindlich eingeführt worden. Diese Hochwasserschutzkonzepte<br />
umfassen bereits umfangreiche fachliche Inhalte, die in der 2007 in Kraft gesetzten<br />
EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (2007/60/EG, HWRM-RL) gefordert werden. Sie stellen<br />
damit eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung dieser EU-Richtlinie dar.<br />
In den Hochwasserschutzkonzepten sind als Maßnahmen der Flächenvorsorge Vorhaben zur Verringerung<br />
der Hochwasserentstehung durch Verminderung des Wasserabflusses und Vorhaben zur Verbesserung<br />
des Wasserrückhaltes in der Fläche, wie z. B. der Rückbau von Deichen und Ufermauern<br />
außerhalb von Ortslagen, enthalten. Beispielhaft hierfür ist die im Jahr 2008 abgeschlossene Renaturierung<br />
der Großen Mittweida in Schwarzenberg (Westerzgebirge) zu benennen. Auf einer Länge<br />
von 1,2 km wurden die Durchgängigkeit, die Gewässerstruktur und der Hochwasserschutz des Erzgebirgsflusses<br />
deutlich verbessert.<br />
Ein wichtiger Bestandteil des vorbeugenden Hochwasserschutzes ist auch die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten.<br />
Diese sollen weitgehend von Nutzungen, die durch Hochwasser gefährdet<br />
werden und/oder den Hochwasserabfluss behindern können, freigehalten werden. Bestehende<br />
rechtmäßige Nutzungen werden nicht eingeschränkt. Zu diesem Zweck wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
bereits mit der Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes (SächsWG) 2002 die rechtlichen Voraussetzungen<br />
zu einer beschleunigten Ausweisung von Überschwemmungsgebieten geschaffen. Die<br />
Hochwasserschutzkonzepte lieferten dann auch die fachlichen Voraussetzungen zur zügigen Ausweisung<br />
der Überschwemmungsgebiete (ÜSG) der Gewässer 1. Ordnung und der Elbe. Zum<br />
31.12.2009 gab es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 6 ÜSG an der Bundeswasserstraße Elbe, 146 ÜSG an Gewässern<br />
1. Ordnung und 150 ÜSG an Gewässern 2. Ordnung mit einer Gesamtfläche (ohne Gewässerfläche)<br />
von 64.337 ha.<br />
Außerdem wurden wassergesetzliche Regelungen zur Freihaltung der Gewässerrandstreifen von 5 m<br />
Breite im Innenbereich und 10 m im Außenbereich geschaffen. Dies dient der Verminderung des<br />
Gefahren- und Schadenspotenzials und der Verbesserung der Zugänglichkeit der Gewässer zur Unterhaltung<br />
und zur Gefahrenabwehr im Hochwasserfall.<br />
Nach dem schweren Hochwasser 2002 wurde 2004 erstmals die Schutzkategorie „Hochwasserentstehungsgebiet“<br />
im Rahmen der Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes (SächsWG) eingeführt.<br />
Die Festsetzung der Hochwasserentstehungsgebiete (HWEG) erfolgt gemäß § 100b Absatz 1<br />
Satz 2 durch Rechtsverordnung der höheren Wasserbehörde. Ziel dieser Schutzkategorie ist, das<br />
natürliche Wasserversickerungs- und Wasserrückhaltevermögen in den HWEG zu erhalten und zu<br />
verbessern. Die Hochwasserentstehungsgebiete „Geising-Altenberg“ (Landesdirektion Dresden) und<br />
„Breitenbrunn-Rittersgrün“ (Landesdirektion Chemnitz) wurden als Pilotgebiet 2006 und 2007 festgesetzt.<br />
Weiterhin wurden die HWEG „Oberlausitzer Bergland/Hohwald“, „Obere Müglitz/Weißeritz“<br />
106
und „Zittauer Gebirge - Lausche und Jonsdorf“ in der Landesdirektion Dresden und die Hochwasserentstehungsgebiete<br />
der Zschopau und des Schwarzwassers in der Landesdirektion Chemnitz zur<br />
Festsetzung vorbereitet. Weitere 17 Gebiete sind in der Vorentwurfsplanung.<br />
Aufgrund der notwendigen transnationalen (oder grenzüberschreitenden) Zusammenarbeit beim<br />
Hochwasserschutz wurden mit finanzieller Hilfe der EU vielfältige Projekte umgesetzt. Ziele waren<br />
und sind die gemeinsame Umsetzung der HWRM-RL, die Anpassung an den Klimawandel oder das<br />
Aufzeigen von Hochwassergefahren und daran angepasste Raumentwicklungsperspektiven. Beispielhaft<br />
stehen hierfür die Projekte ELLA und LABEL. Hier wurde u. a. eine raumordnerischen Strategie<br />
zum vorbeugenden Hochwasserschutz erarbeitet und vereinbart, mit einer Verankerung von Handlungsempfehlungen<br />
im nationalen und transnationalen Bereich. Teilprojekte waren u. a. die Erstellung<br />
des Elbe-Atlas als Grundlage für das Erkennen von Interessenkonflikten und Schwerpunkten des<br />
Hochwasserschutzes und der Hochwasserabwehr oder eine Wirkungsanalyse von Polder und Deichrückverlegungen<br />
auf das Abflussgeschehen an der Elbe.<br />
In Umsetzung der LEP-Ziele zum vorbeugenden Hochwasserschutz werden in den Regionalplänen<br />
Flächen im Umfang von mehr als 380 km² als Vorranggebiete und von ca. 408 km² als Vorbehaltsgebiete<br />
Hochwasserschutz raumplanerisch gesichert. Darüber hinaus wird die Funktion des Hochwasserschutzes<br />
auch in Größenordnungen durch den Vorrang Natur- und Landschaft gesichert.<br />
Talsperren, Speicher und Hochwasserrückhaltebecken<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gibt es 191 Talsperren, Wasserspeicher und Hochwasserrückhaltebecken mit<br />
einer Höhe des Absperrbauwerkes über Gelände von mehr als 5 m oder einem Nutzraum von mehr<br />
als 100.000 m³ (Stand Anfang <strong>2010</strong>). Sie dienen vorrangig der Bereitstellung von Rohwasser zur<br />
Trinkwasseraufbereitung und dem Hochwasserschutz. Darüber hinaus werden sie für die Energieerzeugung,<br />
die Bereitstellung von Brauchwasser, für die Binnenfischerei, zur Erholung und für den<br />
Naturschutz genutzt. Der gewöhnliche Hochwasserrückhalteraum aller Talsperren, Speicher und<br />
Hochwasserrückhaltebecken im Eigentum des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen beträgt 156,2 Mio. m³, der Nutzraum<br />
594,7 Mio. m³ (Stand 04.08.<strong>2010</strong>). Unter Einbeziehung aller sächsischen Talsperren hat sich<br />
der Hochwasserrückhalteraum von 2001 bis 2009, vorrangig durch veränderte Stauraumaufteilung<br />
in vorhandenen Anlagen sowie durch Neubau, um 47 % erhöht. Dabei mussten an den Stauanlagen<br />
auch Kompromisse zwischen unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gefunden werden, so z. B. zur<br />
Sicherung einer weiteren touristischen Nutzung bei abgesenktem Wasserspiegel (durch Vergrößerung<br />
des gewöhnlichen Hochwasserrückhalteraumes) und damit verbundener Verringerung der Wasserfläche<br />
sowie Veränderung der Ufer- bzw. Strandbereiche.<br />
Hochwassernachrichten- und Alarmdienst<br />
Im Rahmen einer Überarbeitung der Hochwassermeldeordnung aus dem Jahr 2004 wurden unter<br />
anderem neue Hochwassermeldepegel in den Hochwassernachrichtendienst aufgenommen und veraltete,<br />
nicht mehr benötigte herausgenommen. An vielen sächsischen Hochwassermeldepegeln wurden<br />
die Richtwerte der Alarmstufen verändert, um sie besser an die tatsächliche Hochwassergefährdung<br />
der Gemeinden anzupassen. Die überarbeitete Hochwassermeldeordnung (HWMO) ist seit dem<br />
01. August 2008 in Kraft.<br />
Das Landeshochwasserzentrum im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />
(LHWZ) leitet und koordiniert den Hochwassernachrichten- und Alarmdienst. Jede für die Hochwasserabwehr<br />
zuständige Behörde sowie durch Hochwasser besonders gefährdete Dritte (Private) erhalten<br />
alle relevanten Hochwassernachrichten direkt vom Landeshochwasserzentrum.<br />
107
Karte 27: Lage der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes in Sachsen<br />
Im LHWZ werden die Wasserstände und Durchflüsse der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes<br />
(siehe Karte 27) sowie die übermittelten Daten der Nachbarländer und Nachbarstaaten ständig<br />
überwacht. Von der LTV werden im Hochwasserfall für die jeweiligen Flussgebiete relevante Angaben<br />
zu den Inhalten bzw. den verfügbaren Freiräumen, Zuflüssen zu den Stauanlagen, sowie deren<br />
Abgaben bzw. geplanten Abgabeänderungen mitgeteilt. Im Zusammenhang mit Niederschlags- bzw.<br />
Tauwettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes werden diese Informationen hinsichtlich einer<br />
möglichen Hochwasserentstehung bewertet. Dadurch lässt sich eine Hochwassergefahr frühzeitig<br />
erkennen und Betroffene können sofort informiert werden.<br />
108
4.1.4 Bodenschutz und Altlasten<br />
Bodenschutz<br />
Nach den im LEP 2003 enthaltenen Grundsätzen zum Bodenschutz sind die Böden und ihre Funktionen<br />
nachhaltig zu sichern, in ihrer natürlichen Entwicklung zu fördern und ggf. wiederherzustellen.<br />
Ihre Nutzung soll ihrer Leistungsfähigkeit und Empfindlichkeit, wie z. B. ihrer Neigung zur Bodenverdichtung<br />
oder Erosionsempfindlichkeit, angepasst werden.<br />
In Sachsen sind fast 80 % der Ackerfläche potenziell erosionsgefährdet, wobei rund zwei Drittel der<br />
Ackerfläche durch eine hohe bis sehr hohe Wassererosionsgefährdung gekennzeichnet sind. Als<br />
ackerbauliche Erosionsschutzmaßnahme wird vor allem die konservierende Bodenbearbeitung gefördert<br />
und weitflächig praktiziert. Auf besonders erosionsgefährdeten Standorten (ca. 1,5 % der<br />
Ackerfläche) sind ergänzende Erosionsschutzmaßnahmen, wie die Entwicklung von dauerhaften<br />
Vegetationsformen in Steillagen und in erosionsgefährdeten Abflussbahnen, erforderlich. Dies konnte<br />
bisher nur in Einzelfällen umgesetzt werden.<br />
In einigen Regionen Sachsens treten gebietsweise erhöhte Schadstoffgehalte auf. Die Ursachen finden<br />
sich zum einen in regional erhöhten Schwermetallgehalten im Ausgangsgestein und in oberflächennahen<br />
Erzgängen, zum anderen aber auch in der Bergbau- und Industriegeschichte und der<br />
damit verbundenen Siedlungs- und Verkehrstätigkeit. Schwerpunkte der Belastung finden sich in den<br />
ehemaligen Bergbau-, Hütten- und Industriegebieten sowie deren Umfeld, aber auch weiter entfernt<br />
in den Auen der hierdurch belasteten Fließgewässer. Im Rahmen der Erfassung und Abgrenzung<br />
dieser Gebiete durch Bodenmessnetze und das Sächsische Auenmessprogramm fanden sich auf etwa<br />
90.000 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche aufgrund der Schadstoffsituation Hinweise auf das<br />
flächenhafte Auftreten schädlicher Bodenveränderungen. Während die Auen des Mulde-Flussgebietes<br />
regelmäßig flächenhaft erhöhte Konzentrationen aufwiesen, ist dieses bei der Elbe nur für<br />
wenige Abschnitte der Fall. Neben der möglichst flächenscharfen Erfassung und Abgrenzung werden<br />
auch regional angepasste Maßnahmen zum Umgang mit diesen Flächen abgeleitet. Die Umsetzung<br />
nachhaltiger Maßnahmen, z. B. in Form einer Ausweisung von Bodenplanungsgebieten, bleibt für<br />
den Bodenschutzvollzug eine herausfordernde Aufgabenstellung. Die Bodenschutzbehörden tragen<br />
dazu bei, dass gebietsbezogene Aussagen zum Bodenschutz verstärkt in Planungs- und Genehmigungsverfahren,<br />
wie z. B. die Regional- und Bauleitplanung, einfließen.<br />
In Umsetzung der LEP-Ziele zum Bodenschutz wurden in den Regionalplänen Gebiete mit Böden von<br />
besonderer Funktionalität auf Grund des inhaltlichen Zusammenhanges in andere Vorrang- und<br />
Vorbehaltsgebietskategorien, wie Natur und Landschaft oder Landwirtschaft, integriert. Gebiete mit<br />
besonders empfindlichen Böden wurden als „Bereiche der Landschaft mit besonderen Nutzungsanforderungen“,<br />
Gebiete mit erheblich beeinträchtigten Böden als „sanierungsbedürftige Bereiche der<br />
Landschaft“ ausgewiesen.<br />
Altlasten<br />
Dem LEP 2003 zufolge sind Altlasten so zu sanieren, dass dauerhaft keine Gefahren, erhebliche<br />
Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit bestehen<br />
(G 4.4.3). Durch eine vorrangige Altlastenbehandlung auf Industriebrachen ist deren Wiedernutzbarmachung<br />
zu beschleunigen.<br />
Mit der umfassenden Erhebung der altlastenverdächtigen Flächen (AVFL) und Altlasten, die bereits<br />
1991 begann, besteht ein sehr guter Überblick über die kontaminierten Flächen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
(siehe Tab. 18). Ob und in welchem Umfang für Altlasten und auf altlastverdächtigen Flächen Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />
erforderlich sind, um Verunreinigungen des Bodens und von Gewässern zu<br />
109
sanieren, wird im Rahmen abgestufter Untersuchungen entsprechend Bundes-Bodenschutzgesetz<br />
und Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung bestimmt. Nach jeder Untersuchungsstufe wird<br />
der weitere Handlungsbedarf festgelegt oder der Verdacht des Vorliegens einer Altlast ausgeräumt.<br />
Mit der Detailuntersuchung erfolgt die abschließende Gefährdungsabschätzung. Nur wenn für die<br />
Fläche ein Sanierungsbedarf festgestellt wird, handelt es sich um eine Altlast.<br />
Altablagerungen Altstandorte<br />
militärische und<br />
Rüstungsaltlasten<br />
Gesamt<br />
altlastverdächtige Flächen 6.799 12.839 380 20.018<br />
Altlasten 234 413 22 669<br />
Tab. 18: Anzahl der altlastverdächtigen Flächen und Altlasten in Sachsen, Stand 12/2009<br />
Nicht alle seit 1991 in Sachsen mit Altlastenverdacht erfassten Flächen sind zu sanieren. Nach Auswertung<br />
von Datenbeständen zur Altlastensituation in mehreren Ländern der Bundesrepublik ist bei<br />
einer flächendeckenden Erhebung für etwa 15 bis 25 % der Flächen mit Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />
zu rechnen.<br />
16%<br />
2%<br />
10%<br />
Altlastenbearbeitung in Sachsen<br />
55%<br />
17%<br />
Altlastverdacht<br />
ausgeräumt<br />
Altlastverdacht derzeit<br />
ohne Handlungsbedarf<br />
Altlastverdachtsfläche mit<br />
Handlungsbedarf<br />
Altlasten<br />
sanierte Altlasten<br />
Abb. 23: Kennzahlen der Altlastenbearbeitung in Sachsen (Quelle: LfULG, Stand 12/2009)<br />
Der Stand der Altlastenbearbeitung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen kann wie folgt beschrieben werden:<br />
Die Erfassung von AVFL wurde in Sachsen flächendeckend durchgeführt und ist weitestgehend<br />
abgeschlossen.<br />
Bei 17 % der Flächen konnte der Altlastverdacht ausgeräumt werden, d. h. eine Gefährdung der<br />
Umwelt kann ausgeschlossen werden.<br />
Auf 2.836 Flächen (10 %) wurden bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Bei 55 % der erfassten Flächen besteht bei der derzeitigen Nutzung kein Handlungsbedarf. Im<br />
Rahmen von Baumaßnahmen oder bei einer Änderung der Nutzung können hier aber erneut<br />
Maßnahmen erforderlich werden.<br />
Maßnahmen zur abschließenden Gefährdungsabschätzung müssen noch auf 4.680 AVFL (16 %)<br />
durchgeführt werden.<br />
Derzeit sind 669 Flächen (2 %) als Altlast eingestuft, d. h. hier sind Sanierungsmaßnahmen<br />
durchzuführen. Auf 468 Flächen haben diese bereits begonnen.<br />
110
4.1.5 Luftreinhaltung und Klimaschutz<br />
Im LEP 2003 wurde ein Grundsatz verankert, wonach vorrangig in den Verdichtungsräumen und den<br />
verdichteten Bereichen im ländlichen Raum sowie in lufthygienisch und bioklimatisch besonders<br />
schutzwürdigen Bereichen die Emissionen zu reduzieren sind (G 4.5.2).<br />
Berichte zu den Entwicklungen von Schadstoff-Emissionen und -Immissionen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
werden durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie regelmäßig im Internet veröffentlicht<br />
(www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft).<br />
Die Luftbelastung durch Schwefeldioxid (SO2) lag im Berichtszeitraum gleichbleibend auf niedrigem<br />
Niveau. Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit und der Ökosysteme werden im gesamten <strong>Freistaat</strong><br />
weit unterschritten. Die etwas höhere Belastung im Erzgebirge ist auf einzelne Schadstofftransporte<br />
aus Nordböhmen zurückzuführen.<br />
Bei der Schwebstaubbelastung (PM10 mit einem Teilchendurchmesser < 10 μm und PM2.5 mit einem<br />
Durchmesser < 2,5 μm) ist kein Trend zu geringeren Konzentrationen zu erkennen. Die Jahresgrenzwerte<br />
für beide PM-Fraktionen wurden aber im gesamten Berichtszeitraum eingehalten. Der<br />
Kurzzeitgrenzwert für PM10 – das Tagesmittel darf pro Kalenderjahr höchstens 35mal über<br />
50 μg/m³ liegen – wird weiterhin an verkehrsnahen Messstellen in Dresden, Leipzig und Görlitz<br />
überschritten. 2006 gab es auch Überschreitungen in Chemnitz und Plauen. Aufgrund der Grenzwertüberschreitungen<br />
entstanden für diese fünf Städte in den vergangenen Jahren Luftreinhalte-<br />
bzw. Aktionspläne, in denen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffbelastung ausgewiesen<br />
sind.<br />
In den Regionalplänen wurden in Umsetzung des LEP 2003 siedlungsrelevante Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete<br />
(z. T. in Form von Regionalen Grünzügen, z. T. als Vorbehaltsgebiete) sowie<br />
Frisch- und Kaltluftbahnen (symbolhaft) ausgewiesen (Z 4.5.1). Die Darstellung erfolgte überwiegend<br />
in der Karte „Landschaftsbereiche mit besonderen Nutzungsanforderungen“. Die Ausweisungen sind<br />
im Rahmen der Bauleitplanung auszuformen.<br />
Die durchschnittliche Immissionsbelastung durch Stickoxide stagnierte in den vergangenen Jahren.<br />
Hauptquelle der Stickoxide sind Motoren der Kraftfahrzeuge. An verkehrsreichen Standorten in Leipzig,<br />
Dresden und Chemnitz wurde der ab <strong>2010</strong> geltende Jahresgrenzwert von 40 μg/m³ im gesamten<br />
Berichtszeitraum überschritten. Maßnahmen zur Stickoxidreduzierung sind ebenfalls in den Luftreinhalteplänen<br />
ausgewiesen.<br />
Das Reizgas Ozon entsteht in den erdnahen Schichten der Atmosphäre vor allem aus Stickoxiden<br />
und Kohlenwasserstoffen bei hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung. Die ab <strong>2010</strong><br />
verbindlichen Zielwerte zum Schutz der Gesundheit und der Vegetation werden an zahlreichen<br />
Messstationen im ländlichen Raum, insbesondere in den Kammlagen des Erzgebirges, überschritten.<br />
2001 verabschiedete die Sächsische Staatsregierung ein Klimaschutzprogramm, das für den Zeitraum<br />
2005 bis <strong>2010</strong> die folgenden wesentlichen Ziele formuliert:<br />
Senkung der jährlichen CO2-Emissionen in den Bereichen Industrie, Verkehr, private Haushalte<br />
und Kleinverbraucher im Vergleich zu 1998 um insgesamt 2,5 Mio. t<br />
Anhebung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 5 % bzw. 4.600 GWh<br />
111
Zunächst ausgenommen von der CO2-Bilanzierung nach dem Klimaschutzprogramm wurden die<br />
Großfeuerungsanlagen (GFA) zur Stromerzeugung aus Braunkohle. Am 3. März 2009 beschloss die<br />
Staatsregierung konkrete Ziele für die künftige sächsische Klimaschutzpolitik:<br />
Reduzierung der jährlichen energiebedingten CO2-Emissionen des Nicht-Emissionshandelssektors<br />
bis zum Jahr 2020 gegenüber 2006 um mindestens 6,5 Mio. t,<br />
Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Sachsen bis 2020<br />
auf mindestens 24 %.<br />
Derzeit wird reichlich ein Drittel des in Sachsen erzeugten Stroms exportiert.<br />
Großfeuerungsanlagen sind die größten CO2-Emittenten (der Anteil an der Gesamtemission liegt<br />
aktuell bei ca. 65 %). Die CO2-Emissionen waren von 1990 bis 1998 aufgrund der Stilllegung alter<br />
Großfeuerungsanlagen stark zurückgegangen. Mit der Inbetriebnahme der neuen Braunkohlekraftwerke<br />
Lippendorf und Boxberg IV im Jahr 2000 nahmen die Stromproduktion und damit auch der<br />
CO2-Ausstoß wieder deutlich zu und verharren in den letzten Jahren auf etwa gleichem Niveau.<br />
Bei den Emittentengruppen Kleinverbraucher und Verkehr gingen seit 1998 die CO2-Emissionen zurück.<br />
Dies trifft ebenso für die Emittenten Deponien und Altablagerungen, Abwasserbehandlung<br />
sowie Kompostierung (als „Sonstige“ bezeichnet) zu. Die Emissionen aus Haushalten sanken dagegen<br />
kaum. Der Bereich Industrie umfasst die Emissionen, die von den Betreibern emissionserklärungspflichtiger<br />
Anlagen ohne GFA alle vier Jahre (zuletzt 2008) angegeben wurden. Die aktuellen Emissionen<br />
liegen niedriger als die im Jahr 2004 erklärten, überschreiten aber die von 1998.<br />
Die jährlichen CO2-Emissionen nahmen 2008 im Vergleich zum Jahr 1998 in den Bereichen Verkehr<br />
um 1,2 Mio. t, Haushalte um 0,07 Mio. t und Kleinverbraucher um 2,1 Mio. t ab. Unter Einbeziehung<br />
der Entwicklung der Emissionen aus emissionserklärungspflichtigen Anlagen ohne GFA (Zunahme um<br />
0,3 Mio. t) wurde also eine Senkung der CO2-Emissionen aus diesen vier Bereichen um 3 Mio. t erreicht.<br />
Die Entwicklung der CO2-Emissionen seit 1998 ist der folgenden Abbildung zu entnehmen.<br />
Millionen t<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Abb. 24 : Entwicklung der CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008 (Quelle: LfULG)<br />
112<br />
Sonstige<br />
Verkehr<br />
Haushalte<br />
Kleinverbraucher<br />
Industrie (ohne<br />
GFA)<br />
Großfeuerungsanlagen<br />
(GFA)
Im Berichtszeitraum 2006 bis 2009 wurde in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union der Treibhausgas-Emissionshandel<br />
als Teil der Umsetzung des Kyoto-Protokolls mit der zweiten Handelsperiode<br />
(2008 bis 2012) weitergeführt. Dem Emissionshandel unterliegen in Sachsen in der zweiten<br />
Handelsperiode insgesamt 92 Anlagen. ln der ersten Handelsperiode (2005 bis 2007) wurden den<br />
Betreibern jährliche Emissionsberechtigungen für ca. 33 Mio. t CO2 zugeteilt. Für die zweite Handelsperiode<br />
belaufen sich die jährlichen Zuteilungsmengen auf ca. 23 Mio. t CO2. Die Verringerung<br />
der Zuteilungsmenge ist zurückzuführen auf die Modernisierung der Anlagen und die damit verbundene<br />
CO2-Reduzierung, aber auch auf die Begrenzung der Feuerungswärmeleistung der Anlagen.<br />
Damit unterliegen diese dann nicht mehr dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz.<br />
Mit ca. 90 % verursachen die Anlagen zur Energieumwandlung und -umformung immer noch den<br />
überwiegenden Teil der CO2-Emissionen, obwohl sie nur ca. 60 % aller emissionshandelspflichtigen<br />
Anlagen ausmachen. Anlagen zum Schmelzen von Stahl, zur Glasherstellung, zum Brennen keramischer<br />
Erzeugnisse sowie Papierfabriken besitzen einen Anteil von 40 % an der Gesamtzahl emissionshandelspflichtiger<br />
Anlagen, verursachen aber lediglich ca. 10 % der CO2-Emissionen.<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
60<br />
96,87<br />
59<br />
89,90<br />
Energieumwandlung<br />
und -umformung<br />
Emissionshandelspflichtige Anlagen in Sachsen<br />
3<br />
21<br />
3<br />
0,35 0,49 1,32 2,12 1,46<br />
Eisenmetallerzeugung<br />
und Verarbeitung<br />
16<br />
Mineralverarbeitende<br />
Industrie<br />
13<br />
14<br />
7,49<br />
Sonstige<br />
Industriezweige<br />
Anzahl ehpflichtiger<br />
Anlagen I. HP<br />
Anteil [%] I. HP<br />
Anzahl ehpflichtiger<br />
Anlagen II. HP<br />
Anteil [%] II. HP<br />
Abb. 25: Anzahl der emissionshandelspflichtigen Anlagen in Sachsen und deren Anteil an der Zuteilung von CO2-<br />
Zertifikaten (Quelle: LfULG)<br />
113
4.2 Siedlungsentwicklung<br />
4.2.1 Stadtentwicklung<br />
Im Berichtszeitraum ist in den sächsischen Städten und Gemeinden im Bereich der Stadtentwicklung<br />
viel erreicht worden. In den Innenstädten erstrahlt die historische Bausubstanz nach Sanierungsmaßnahmen<br />
in alter neuer Schönheit. Die technische Infrastruktur wurde weiter ausgebaut oder neu<br />
geschaffen. Vorrang besaß die Stärkung der Innenstädte, der innerstädtischen Quartiere und der<br />
Ortskerne, die zu bevorzugten Orten von Wohnen für Jung und Alt, Arbeiten, Handel und Bildung<br />
weiterentwickelt werden sollen. Die zentrale Herausforderung war und ist dabei, die Funktionalität<br />
der Städte auf weniger und zunehmend ältere Einwohner einzurichten.<br />
Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte, wie sie im LEP 2003 verankert sind (Ziel 5.2.1),<br />
sind ein Kerninstrument des Stadtumbaus in den Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Immer mehr<br />
Gemeinden haben dies erkannt und nutzen Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) bzw.<br />
Städtebauliche Entwicklungskonzepte (SEKO), um die Entwicklung der Gemeinde an die insbesondere<br />
demografisch bedingten Veränderungen anzupassen. Mit dem INSEK werden Maßnahmen des<br />
Stadtumbaus in eine langfristige, auf die funktionale und gestalterische Entwicklung der Gesamtstadt<br />
ausgerichtete Strategie eingebunden. Die Erarbeitung eines INSEK/SEKO oder eines Teilentwicklungskonzeptes<br />
ist in der Städtebau- und EU-Förderung eine Voraussetzung, um Fördermittel zu<br />
erhalten. 144 Programmgemeinden in Sachsen haben ein INSEK/SEKO aufgestellt. Darüber hinaus<br />
hat eine Vielzahl von Gemeinden städtebauliche Planungen zu bestimmten Teilbereichen, wie z. B.<br />
Wohnen, entwickelt.<br />
Karte 28: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte und Städtebauliche Entwicklungskonzepte<br />
114
Neben dem Wohnungsrückbau wurde durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen auch die Anpassung von Wohnraum<br />
an die Erfordernisse eines generationenübergreifenden Wohnens gefördert. Dabei wurden<br />
Maßnahmen unterstützt, die auf unterschiedliche Weise den demografischen Veränderungen gerecht<br />
werden. Der Schwerpunkt lag auf der Förderung baulicher Lösungen, die sowohl für das Wohnen<br />
von Familien mit Kindern als auch für den langen Zeitraum des aktiven Alters Wohn-, Betätigungs-<br />
und Kommunikationsmöglichkeiten bieten sowie gleichzeitig für die Phase der Betreuung<br />
geeignet sind. Dem Programm „Mehrgenerationenwohnen“ liegt u. a. der Gedanke zugrunde, dass<br />
der bedarfsgerechte Umbau von Wohnungen und Wohngebäuden in Verbindung mit geeigneten<br />
ambulanten Pflegeangeboten maßgeblich dazu beitragen kann, die Kosten der Hilfs- und Pflegeleistungen<br />
zu verringern.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Landeswohnungsbauförderung vor dem Hintergrund klimapolitischer<br />
Zielsetzungen und stetig steigender Wohnnebenkosten ist die energetische Sanierung. Der <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen unterstützt eine verbesserte Wärmedämmung, die Nutzung erneuerbarer Energien und<br />
Maßnahmen, die die Energieeffizienz von Wohngebäuden erhöhen.<br />
Die beiden genannten neuen Programme der Landeswohnungsbauförderung zielen darauf ab, innerstädtische<br />
Wohnquartiere aufzuwerten. Eine weitere Förderrichtlinie unterstützt die Wohneigentumsbildung<br />
in innerstädtischen Bereichen durch zinsgünstige Darlehen.<br />
Die Stärkung und Weiterentwicklung der Innenstädte (LEP-Ziel Z 5.2.2) ist Basis für eine zukunftsfähige<br />
Entwicklung der Stadt und dient der Stabilisierung als Wohn- und Wirtschaftsstandort. In den<br />
vergangenen Jahren konnte in vielen Städten der Altbaubestand durch die Förderung von Sicherungs-,<br />
Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen in unterschiedlichster Intensität erhalten<br />
bzw. in seinem Zustand verbessert werden. Insgesamt wurden mit den im Berichtszeitraum zur Verfügung<br />
stehenden Bund-Länder-Städtebaufördermitteln Investitionen in 223 Städten und Gemeinden<br />
in 604 Fördergebieten ermöglicht.<br />
Ungeachtet der sichtbaren Verbesserungen in der städtebaulichen Situation der meisten Programmstädte<br />
sind die Perspektiven der innerstädtischen Altstadtquartiere sehr unterschiedlich zu bewerten.<br />
In den Altstädten vieler Städte besteht ein hoher Leerstand, überwiegend in den nicht sanierten<br />
Bereichen. Auch in den Gründerzeitquartieren gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf, um den<br />
Leerstand zu minimieren.<br />
Abb. 26: Innenstadtentwicklung in Chemnitz (Foto: Stadtverwaltung Chemnitz) und in Bautzen (Foto: SMI)<br />
Zur Aufwertung der Bedeutung lebendiger Innenstädte wurde im Jahr 2008 ein neues Bund-Länder-<br />
Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ eingerichtet. Der Schwerpunkt des Programms<br />
liegt in der Stärkung der Zentren als Versorgungsbereich für die Bewohner. Aber auch die Wohnfunktion<br />
und die Belebung der Innenstädte durch Aufwertung des öffentlichen Raumes sowie die<br />
115
Erhaltung bzw. Schaffung von stadtkulturellen Qualitäten in den Innenstädten werden mit diesem<br />
Programm gefördert.<br />
Die EFRE-Programme „Städtische Entwicklung“ (alte Strukturfondsförderperiode 2000 bis 2006) und<br />
„Nachhaltige Stadtentwicklung“ (Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013) haben ebenso die Aufwertung<br />
der Innenstadtgebiete im Blickpunkt. Die Programmumsetzung der alten Förderperiode<br />
erfolgte von 2001 bis 2008 mit 25 Gesamtmaßnahmen der städtischen Entwicklung bei denen über<br />
450 Einzelmaßnahmen durchgeführt wurden. Realisiert wurden vor allem Maßnahmen an Stadtbild<br />
prägenden Standorten. Neben Sanierungs- und Gestaltungsmaßnahmen hatten auch Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der stadttechnischen Infrastrukturen und die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen<br />
für die Bevölkerung einen hohen Anteil. Die Möglichkeit, kleine und mittlere Unternehmen<br />
mit einer städtischen Richtlinie zu fördern, wurde in 16 Programmgebieten aufgegriffen. Diese gezielte<br />
Förderung wurde von den Kommunen ungeachtet des hohen Verwaltungsaufwandes als eine<br />
gute Möglichkeit eingeschätzt, um die lokale Wirtschaft in den Städten zu stärken. Die Kommunen<br />
bewerteten positiv, dass die Bevölkerung bei der Umsetzung der Maßnahmen einbezogen wurde.<br />
In der gegenwärtigen EU-Förderperiode, für die noch keine Evaluationsergebnisse vorliegen, ist der<br />
Fokus auf die Verbesserung der Wohnumfeld- und Umweltsituation sowie auf den Abbau von<br />
städtebaulichen Defiziten gerichtet. Damit wird weiterhin das Hauptziel verfolgt, eine Aufwertung<br />
der Innenstädte, insbesondere der Stadterweiterungsgebiete aus der Zeit zwischen 1870 und 1949,<br />
zu erreichen. Die Kombination von wenigen großen kostenintensiven Investitionsmaßnahmen mit<br />
einer größeren Anzahl kleinerer Projekte soll bewirken, dass die Förderung für viele Bewohner der<br />
Quartiere spürbar wird, indem die Lebensqualität und das Wohnumfeld verbessert werden. Gegenwärtig<br />
werden 23 Gebiete in 20 Städten gefördert.<br />
Auf der Grundlage städtebaulicher Entwicklungskonzepte haben die Gemeinden durch gezielten<br />
Rückbau von Wohngebäuden den Leerstand reduziert. Dabei hatte – dem LEP 2003 folgend – der<br />
Rückbau von außen nach innen Priorität (G 5.2.3). Mit dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost<br />
und Landesmitteln sind seit Programmbeginn 2002 über 100.000 Wohnungen abgerissen worden.<br />
Damit konnten die Unternehmen der Wohnungswirtschaft und der Wohnungsmarkt insgesamt stabilisiert<br />
werden. Unter anderem aus diesem Grund ist der Rückbau in den vergangenen zwei Jahren<br />
zurückgegangen.<br />
Abb. 27: Rückbau in Chemnitz-Hutholz (Fotos: Stadtverwaltung Chemnitz)<br />
Der Rückbau von Wohngebäuden dürfte zunehmend kleinteiliger und damit auch schwieriger werden,<br />
bleibt aber angesichts der demografischen Entwicklung auch in den kommenden Jahren erforderlich.<br />
Nur zum geringen Teil erfolgt kurzfristig eine bauliche Nachnutzung der Rückbauflächen.<br />
Vielfach werden diese Flächen zur Verbesserung des Wohnumfeldes der verbleibenden Wohnbebauung<br />
begrünt.<br />
116
Die kulturelle Identität und die Unverwechselbarkeit der Ortsbilder sächsischer Städte und Gemeinden<br />
werden entscheidend von deren historischen Bausubstanz geprägt. Vielfach wird deutlich, dass<br />
die Eigentümer der Kulturdenkmale, sowohl Private als auch die Öffentliche Hand, in den letzten 20<br />
Jahren vielfältige Anstrengungen zu deren Erhaltung unternommen haben. Gleichwohl war es nicht<br />
in jedem Fall möglich, die Bausubstanz zu erhalten oder zu sanieren und damit wieder einer Nutzung<br />
zuzuführen.<br />
In den Städten und Gemeinden wird sichtbar, dass im Einzelnen für Denkmale, die ihre ursprüngliche<br />
Funktion verloren haben, andere Nutzungen gefunden werden konnten. Auf diese Weise wurden<br />
Bauwerke verschiedener Denkmalarten erhalten.<br />
Bei der Sanierung von Kulturdenkmalen wird das städtebauliche Ziel verfolgt, die historische Bausubstanz<br />
zu reaktivieren und eine langfristig sinnvolle Nutzung anzustreben. Im Berichtszeitraum<br />
konnte mit umfangreichen öffentlichen Fördermitteln eine Vielzahl von Einzeldenkmalen gesichert<br />
werden. Dazu zählen Kirchen, Schlösser, Rathäuser sowie Ensembles von erhaltenswerter Wohnbebauung.<br />
Als Beispiele für eine öffentliche Nutzung von Denkmalen – auch im Sinne des LEP 2003 (G 5.1.8) –<br />
sollen die drei nachfolgenden Bauwerke genannt werden:<br />
Schloss Osterstein in Zwickau mit einer Nutzung als Senioren- und Seniorenpflegeheim<br />
Schloss Hartenfels in Torgau als Sitz der Kreisverwaltung Nordsachsen<br />
Rathaus in Meißen als Sitz der Stadtverwaltung Meißen<br />
Abb. 28: Schloss Freudenstein Freiberg (Foto: Stadtverwaltung Freiberg), Historisches Rathaus Meißen – Innenausbau<br />
(Foto: Stadtverwaltung Meißen)<br />
4.2.2 Dorfentwicklung, Ländliche Entwicklung<br />
Die Dorfentwicklung Sachsens hat auch im Berichtszeitraum – befördert durch Instrumente der<br />
ländlichen Entwicklung, vor allem aber durch das Engagement der gesellschaftlichen und privaten<br />
Akteure vor Ort – zu einer weiteren Aufwertung der Dörfer und damit zu verbesserten Lebensbedingungen<br />
im ländlichen Raum beigetragen. Der Nachholbedarf im Bereich der Infrastruktur konnte<br />
weiter verringert und die ökologischen Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.<br />
Der ganzheitliche Ansatz der Maßnahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung im Sinne der<br />
Ziele und Grundsätze des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes ist ein wesentlicher Beitrag zur Standortattraktivität<br />
des gesamten <strong>Freistaat</strong>es. Die positiven Wirkungen liegen nicht nur in einer Abmilderung der<br />
117
arbeitsplatzbedingten Abwanderung vor allem junger Menschen, sondern auch in einem Beitrag für<br />
die Landeskultur und die Lebensqualität aller Einwohner Sachsens.<br />
Im ländlichen Raum werden seit 2006 durch 35 anerkannte LEADER- und ILE-Regionen Integrierte<br />
Ländliche Entwicklungskonzepte (ILEK) entwickelt und umgesetzt.<br />
Dabei wählen die Regionen nicht nur ihre Abgrenzung selbst. Auch die Inhalte bestimmen sie entsprechend<br />
ihrer endogenen Entwicklungspotenziale weitgehend selbst. Damit ersetzt das ILEK im<br />
ländlichen Raum auf regionaler Ebene andere informelle Planungsinstrumente. Die Finanzierung der<br />
Umsetzung der Projekte erfolgte im Berichtszeitraum einerseits aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />
für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und andererseits über einen Vorrang<br />
von ILE-Projekten in 23 Fachförderrichtlinien des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />
Karte 29: ILE- und LEADER-Gebiete, Stand 2009<br />
Entsprechend der endogenen Entwicklungspotenziale wurde der Entwicklungsschwerpunkt in mehreren<br />
ILEK auf die Inwertsetzung von historisch gewachsenen Landschaftsstrukturen gelegt. Ein besonderes<br />
Augenmerk galt dabei der Verknüpfung mit regionalen Wertschöpfungsketten. So werden z.<br />
B. in der ILE-Region Dübener Heide unter der Marke „Bestes aus der Dübener Heide“ sowohl touristische<br />
als auch regionale Produkte gebündelt. Dies trägt u.a. zur Stärkung der regionalen Identität im<br />
Sinne des LEP 2003 bei (G 5.3.1).<br />
Historisch gewachsene Siedlungsstrukturen im ländlichen Raum bilden – neben ihrer Bedeutung für<br />
die allgemeine Baukultur – auch ein wichtiges Potenzial im Landtourismus. Auf Grundlage dieser<br />
Erkenntnis setzen sich die Regionen eigenverantwortlich im Sinne des LEP 2003 für Bewahrung und<br />
Erhalt regionstypischer Erscheinungsbilder ein (G 5.3.3). Derzeit entwickelt sich unter der Initiative<br />
„Sachsens Erlebnisdörfer“ ein eigenständiges landtouristisches Produkt mit Vermarktung über die<br />
118
Tourismus-Marketing-Gesellschaft Sachsen (TMGS). Im Rahmen der Förderung wird durch attraktive<br />
Fördersätze für Umnutzungen bestehender Gebäude die vorhandene Bausubstanz aufgewertet und<br />
Neubau minimiert.<br />
Die Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft im Sinne des LEP 2003 (G 5.3.5) ist in nahezu allen<br />
ILEK ein Leitthema. Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen ist dabei<br />
ein wichtiger Teilaspekt. Hier werden vor Ort Lösungen entwickelt, die sowohl der demografischen<br />
Entwicklung als auch den Anforderungen an wirtschaftliche Nachhaltigkeit gerecht werden. Ein<br />
gutes Beispiel sind Genossenschaftsmodelle wie der in einer nicht mehr genutzten ehemaligen Turnhalle<br />
eröffnete Dorfladen in Falkenau.<br />
Zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft wird eine gute Zusammenarbeit der LEADER- und ILE-<br />
Managements mit den auf unternehmensrelevante Aufgabenstellungen ausgerichteten Regionalmanagements,<br />
wie z. B. im Erzgebirge, gepflegt. Damit kann die naturgemäß großräumige wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit durch Begleitmaßnahmen in der ländlichen Entwicklung effektiviert werden.<br />
Kleinere wirtschaftliche Projekte der LEADER- und ILE-Regionen erzielen durch die Einbindung in<br />
größere Wirtschaftskreisläufe eine höhere Nachhaltigkeit. Die Erhaltung bzw. Schaffung einer leistungsfähigen<br />
Infrastruktur als eine wichtige Grundlage wird von den ländlichen Regionen unterstützt.<br />
(LEP-Ziel Z 5.3.6).<br />
Abb. 29: Breitbandanschluss für leistungsfähiges<br />
Internet im ländlichen Raum (Foto: Plümer Systemtechnik)<br />
Abb. 30: Genossenschafts-Dorfladen in Falkenau (Foto:<br />
Sachsen-Fernsehen)<br />
Im ELER wurden bis zum 31.12.2009 insgesamt für 1.858 Projektanträge Zuschüsse durch die Landratsämter<br />
als zuständige Behörden bewilligt. Mehr als die Hälfte der Zuschüsse entfiel auf den Bereich<br />
technische kommunale Infrastruktur.<br />
Die Verfahren der Ländlichen Neuordnung nach dem Flurbereinigungsgesetz sind ein wichtiges Instrument<br />
zur Umsetzung des LEP-Grundsatzes zur Schaffung räumlicher Voraussetzungen für den<br />
Erhalt und die Stärkung der Land- und Forstwirtschaft und das Entstehen gemeinschaftlicher Einrichtungen<br />
(G 5.3.2). Die Teilnehmergemeinschaften haben weitreichende Befugnisse zur Schaffung<br />
gemeinschaftlicher Anlagen erhalten. Sie planen und bauen eigenständig ländliche Wege und optimieren<br />
die land- und forstwirtschaftliche Nutzung im Einklang mit den Interessen des Naturschutzes.<br />
Landnutzungskonflikte können minimiert werden. Großbauvorhaben wie Hochwasserschutz-<br />
und Straßenbauten sowie die Realisierung der Bergbaufolgelandschaften werden bodenordnerisch<br />
unterstützt.<br />
119
Karte 30: Ländliche Neuordnung (Quelle: LfULG, Stand <strong>2010</strong>)<br />
120
4.3 Gewerbliche Wirtschaft und Handel<br />
4.3.1 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Dienstleistungen,<br />
Mittelstand und Handwerk 1)<br />
Das überwiegend mittelständisch geprägte verarbeitende Gewerbe in Sachsen konnte in den Jahren<br />
2006 bis 2009 zunächst weiter an die positive Entwicklung der Vorjahre anknüpfen. Während bis<br />
2008 sowohl bei Beschäftigten als auch beim Umsatz jeweils ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr<br />
registriert werden konnte, gingen allerdings 2009 – bedingt durch die weltweite Wirtschaftskrise –<br />
Umsatz und Beschäftigung auch in Sachsen zurück.<br />
Verarbeitendes<br />
Jahr<br />
Gewerbe in<br />
Sachsen* 2006 2007 2008<br />
Veränderung<br />
2008 / 2006<br />
2009<br />
Veränderung<br />
2009 / 2008<br />
Veränderung<br />
2009 / 2006<br />
Betriebe 1.187 1.187 1.238 4,3 % 1.259 1,7 % 6,1 %<br />
Beschäftigte 181.301 186.136 196.282 8,3 % 189.827 -3,3 % 4,7 %<br />
Beschäftigte<br />
je Betrieb<br />
152,7 156,8 158,5 3,8 % 150,8 -4,9 % -1,2 %<br />
Umsatz (Tsd. €) 44.079.536 49.723.908 50.360.125 14,2 % 42.401.058 -15,8 % -3,8 %<br />
Umsatz je<br />
Beschäftigten (€)<br />
243.129 267.138 256.570 5,5 % 223.367 -12,9 % -8,1 %<br />
* Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten, WZ 2008,<br />
Tab. 19: Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes 2006 bis 2009 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
4.3.1.1 Betriebe, Umsatz und Beschäftigtenentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Entwicklung der Anzahl der Betriebe 1)<br />
Im Jahr 2006 gab es im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 1.187 Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten.<br />
Bis 2009 erhöhte sich ihre Zahl um 72 bzw. 6,1 % auf 1.259 Betriebe.<br />
Auf Kreisebene verzeichnete der Landkreis Mittelsachsen mit einer Zunahme der Betriebe um fast<br />
19 % gegenüber 2006 eine besonders dynamische Entwicklung. Rückläufig waren die Betriebszahlen<br />
dagegen in den Landkreisen Leipzig (-5,6 %) und Meißen (-5,1 %). Die höchste Zahl an Betrieben<br />
des Verarbeitenden Gewerbes hatte 2009 der Erzgebirgskreis (161), gefolgt vom Landkreis Mittelsachsen<br />
(151) und dem Landkreis Bautzen (133). Die Landkreise mit den wenigsten Industriebetrieben<br />
waren Nordsachsen (64) und Leipzig (67).<br />
Beschäftigtenentwicklung<br />
Auch die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe war 2009 höher als 2006 (+4,7 %).<br />
Zwischen 2006 und 2008 gab es einen recht deutlichen Zuwachs um 14.582 Personen auf 196.282<br />
Personen (+8,3 %). Im Zuge der Wirtschaftskrise ging die Beschäftigtenzahl 2009 gegenüber dem<br />
Vorjahr aber wieder um 6.455 auf 189.827 (-3,3 %) zurück.<br />
Die durchschnittliche Betriebsgröße (Zahl der Beschäftigten je Betrieb) hat sich entsprechend von<br />
152,7 (2006) auf 158,5 (2008) erhöht. 2009 erreichte sie allerdings nur noch 150,8 Beschäftigte je<br />
Betrieb und ist damit noch unter den Wert von 2006 gesunken.<br />
1) Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten; aus Gründen der Datenverfügbarkeit wird unterhalb der Landesebene das Verarbeitenden Gewerbe<br />
einschließlich Bergbau betrachtet; Daten für kleine und kleinste Unternehmen gemäß EU-Definition (Empfehlung 2003/361/EG v. 06.05.2003)<br />
mit weniger als 50 bzw. 10 Mitarbeitern fanden keine Berücksichtigung.
Die geringste Betriebsgröße wies mit 146,7 Beschäftigten je Betrieb im Jahr 2009 der Direktionsbezirk<br />
Chemnitz aus, im Direktionsbezirk Leipzig gab es 147,7 Beschäftige je Betrieb. Mit 159,6 Beschäftigten<br />
je Betrieb war die durchschnittliche Betriebsgröße im Direktionsbezirk Dresden am größten.<br />
Umsatzentwicklung<br />
Die Umsatzentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens schloss im Gesamtbetrachtungszeitraum<br />
2006 bis 2009 mit einem negativen Vorzeichen. Nachdem die Umsätze 2006 bis 2008 von 44,1<br />
Mrd. Euro auf 50,4 Mrd. Euro (+14,2 %) gestiegen waren, führte die Wirtschaftskrise 2009 zu einem<br />
Rückgang um 15,8 % gegenüber dem Vorjahr auf 42,4 Mrd. Euro. Die differenzierte Entwicklung<br />
nach Landkreisen und Kreisfreien Städten ist der folgenden Grafik zu entnehmen.<br />
Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in %<br />
Nordsachsen<br />
Leipzig<br />
Leipzig, Stadt<br />
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge<br />
Meißen<br />
Görlitz<br />
Bautzen<br />
Dresden, Stadt<br />
Zwickau<br />
Vogtlandkreis<br />
Mittelsachsen<br />
Erzgebirgskreis<br />
Chemnitz, Stadt<br />
-25<br />
-23,9<br />
-21,5<br />
-20,3<br />
-20,1<br />
-15,4<br />
-15,4<br />
-12,3<br />
-13,8<br />
-11,5<br />
-8,9<br />
-9,4<br />
4,2<br />
3,6<br />
9<br />
10<br />
9,5<br />
12<br />
10,6<br />
13,3<br />
18,4<br />
19,3<br />
24,4<br />
26,1<br />
24,6<br />
31,5<br />
-30 -20 -10 0<br />
Prozent<br />
10 20 30 40<br />
Abb. 31: Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe nach Kreisen / Kreisfreien Städten<br />
Veränderung<br />
2008/2006<br />
Veränderung<br />
2009/2008<br />
Ähnlich verhält es sich bei der Produktivitätsentwicklung gemessen am Umsatz je Beschäftigten.<br />
Unter den Kreisen und Kreisfreien Städten liegt die Stadt Leipzig (375.591 Euro) an der Spitze vor<br />
dem Landkreis Bautzen (283.286 Euro), der Stadt Dresden (271.980 Euro) und dem Landkreis Zwickau<br />
(262.251 Euro). Diese Ergebnisse dürften maßgeblich aus der Präsenz des Fahrzeugbaus in den<br />
genannten Regionen resultieren. Die geringsten Produktivitätswerte weisen der Erzgebirgskreis<br />
(116.123 Euro), der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (143.311 Euro) und der Vogtlandkreis<br />
(146.185 Euro) auf.<br />
122
4.3.1.2 Investitionen im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe 2)<br />
Die Statistiken über das Investitionsgeschehen stehen regelmäßig mit einer zeitlichen Verzögerung<br />
zur Verfügung. Daher kann gegenwärtig nur die Entwicklung bis 2008 dargestellt werden.<br />
Die Zahl der Betriebe mit Bruttozugängen an Sachanlagen (Investitionen) ist im Vergleich der Jahre<br />
2005 (2.289 Betriebe) und 2008 (2.461 Betriebe) um 172 gestiegen. Der Schwerpunkt der Investitionen<br />
lag in beiden Jahren bei Ausrüstungen und Anlagen (Maschinen und maschinelle Anlagen). Hierfür<br />
wurden 2008 insgesamt ca. 2,8 Mrd. Euro investiert, das sind 85,6 % des gesamten Investitionsvolumens.<br />
Der Anteil der Investitionen in Gebäude und bebaute Grundstücke lag bei 13,9 %. 2005<br />
betrugen die entsprechende Anteile 87,9 % bzw. 11,8 %.<br />
Von den fast 13,1 Mrd. Euro an Investitionen im Zeitraum 2005 bis 2008 wurden 34,8 % von Betrieben<br />
der Stadt Dresden investiert. Die Landkreise Mittelsachsen und Zwickau folgen mit 10,1 bzw.<br />
8,1 %. Auf die Landkreise Leipzig, Vogtland und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bzw. die Städte<br />
Chemnitz und Leipzig entfielen nur jeweils ca. 3 %.<br />
Das durchschnittliche Investitionsvolumen pro investierendem Betrieb lag 2008 bei 1,35 Mio. Euro.<br />
An der Spitze lagen die Betriebe der Stadt Dresden, die 2008 durchschnittlich über 3,5 Mio. Euro je<br />
Betrieb investierten. Die Landkreise Leipzig, Vogtland und Erzgebirgskreis hatten mit jeweils ca.<br />
0,7 Mio. Euro die geringsten Investitionsvolumina je Betrieb zu verzeichnen.<br />
Im Zeitverlauf kam es bis 2007 zu einem Anstieg der Investitionen gegenüber 2005 um gut 10 %.<br />
2008 konnte dieser Trend nicht fortgesetzt werden. Die Investitionssumme sank gegenüber dem<br />
Vorjahr leicht um 1,8 %. Hauptursache war der Rückgang der Investitionstätigkeit in der Stadt Dresden,<br />
die 2005 bis 2007 jeweils rund 40 % aller Investitionen für sich verbuchen konnte. Die Betriebe<br />
des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes in Sachsen insgesamt haben 2008 damit aber immer<br />
noch ca. 8 % mehr investiert als 2005.<br />
4.3.1.3 Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Die wichtigsten Branchen des sächsischen Verarbeitenden Gewerbes sind seit Jahren<br />
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln<br />
Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen<br />
Maschinenbau<br />
Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen.<br />
In diesen fünf Branchen arbeiteten im Jahr 2009 ca. 55 % der Beschäftigten des sächsischen Verarbeitenden<br />
Gewerbes und erbrachten ca. 60 % des Umsatzes. Die Branchen Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
und Maschinenbau konnten ihre Anteile von Beschäftigten und Umsatz am Verarbeitenden<br />
Gewerbe seit 2006 erhöhen. Die Branche Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen<br />
Erzeugnissen verlor dagegen etwas an Gewicht. Ursächlich hierfür war zunächst die Krise in<br />
der Mikroelektronik, im späteren Verlauf in Kombination mit der Weltwirtschaftskrise. Letztere hat<br />
auch dazu geführt, dass der Umsatzanteil des Maschinenbaus im Betrachtungszeitraum zurückgegangen<br />
ist (vgl. Tabelle 20).<br />
2) Auswertung nach Wirtschaftszweigklassifikation WZ 2003, da nach WZ 2008 keine Zeitreihe verfügbar ist<br />
123
Nach einem fünf Jahre andauernden Boom erlebte der Maschinenbau im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
ab Ende 2008 seinen schwersten Einbruch seit Jahrzehnten. 2009 ist auch in Sachsen<br />
die Maschinenproduktion zum Vorjahr im Jahresdurchschnitt um ca. 20 % geschrumpft. Der Maschinenbau<br />
ist jedoch eine eher heterogene Branche. Die Krise wirkte sich deshalb sehr unterschiedlich<br />
aus. Einige Bereiche entwickelten sich trotz Krise sehr gut, andere, wie etwa die Druckmaschinenhersteller,<br />
litten dagegen heftig mit Rückgängen bis zu 50 %.<br />
Wirtschaftszweig (WZ 2008)<br />
Anteil am Verarbeitenden Gewerbe in %<br />
Betriebe Beschäftigte Umsatz<br />
2006 2009 2006 2009 2006 2009<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
darunter:<br />
Herstellung v. Nahrungs- u.<br />
100 100 100 100 100 100<br />
Futtermitteln 11,0 7,2 * 5,8 * 9,5<br />
Getränkeherstellung 1,5 1,4 1,2 1,0 2,1 1,7<br />
Herstellung von Textilien 5,1 4,8 4,0 3,5 1,9 1,6<br />
Herstellung von Bekleidung<br />
Herst. v. Holz-, Flecht-, Korb-<br />
1,2 1,2 0,7 0,7 0,2 0,3<br />
u. Korkwaren (ohne Möbel)<br />
Herst. v. Papier, Pappe u.<br />
1,4 1,4 1,0 1,3 1,1 1,7<br />
Waren daraus<br />
Herst. v. Druckerzeugnissen,<br />
3,5 3,1 3,0 2,8 3,1 3,1<br />
Vervielf. bespielter Tontr. usw. 2,3 2,5 1,9 * 1,1 *<br />
Herst. v. chem. Erzeugnissen<br />
Herst. v. pharmazeutischen<br />
2,9 2,9 3,9 3,9 4,9 5,1<br />
Erzeugnissen<br />
Herst. v. Gummi- u. Kunst-<br />
0,6 0,8 0,7 1,1 0,5 1,2<br />
stoffwaren<br />
Herst. v. Glas u. Glaswaren,<br />
Keramik, Verarbeitung<br />
5,6 5,9 4,3 4,6 2,5 3,0<br />
v. Steinen u. Erden 6,1 5,5 4,7 4,4 2,9 2,8<br />
Metallerzeugung u. -<br />
bearbeitung<br />
3,8 3,9 4,4 4,7 5,5 4,4<br />
Herst. v. Metallerzeugnissen<br />
Herst. v. DV-Geräten, elektron.<br />
16,1 17,9 12,0 13,7 6,3 7,3<br />
u. optischen Erzeugnissen 4,2 4,2 8,4 6,9 9,5 7,9<br />
Herst. v. elektr. Ausrüstungen 5,6 5,4 5,3 5,4 3,8 3,2<br />
Maschinenbau 14,0 16,0 14,4 16,0 11,8 12,2<br />
Herst. v. Kraftwagen u. -teilen 5,2 5,6 11,9 12,1 25,3 24,0<br />
Sonstiger Fahrzeugbau 1,2 1,0 2,5 2,5 1,9 2,5<br />
Herstellung v. Möbeln 1,9 1,9 1,3 1,3 0,8 0,9<br />
Herst. v. sonstigen Waren<br />
Reparatur u. Installation von<br />
2,9 2,9 2,0 2,1 0,8 1,0<br />
Maschinen u. Ausrüstungen 4,0 4,1 3,2 3,2 2,0 2,0<br />
* aus Datenschutzgründen keine Angaben<br />
Tab. 20: Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 2006 und 2009<br />
Auch die Automobil-Märkte brachen ab 2008 in bisher ungekanntem Maße ein. Sächsische Automobilzulieferer<br />
kämpften zum Teil mit Umsatzeinbrüchen von 20 bis 50 %. Die Umsätze der Hersteller<br />
von Kraftwagen und Kraftwagenteilen gingen von 2008 zu 2009 um 14,6 % von 11,94 Mrd. Euro auf<br />
10,19 Mrd. Euro zurück (bezogen auf Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten). Gestützt durch staat-<br />
124
liche Anreize (Abwrackprämie) blieb der westeuropäische PKW-Markt 2009 insgesamt nur 3 % unter<br />
seinem Vorjahresvolumen. Von den Prämien haben die einzelnen Hersteller und Marken sehr unterschiedlich<br />
profitiert. Hersteller von Kleinst- und Kleinwagen sowie der Kompaktklasse konnten ihren<br />
Absatz erheblich ausweiten. Mehr denn je wurde dabei deutlich, wie wichtig Innovationen sind. Die<br />
Entwicklung verbrauchsarmer und umweltfreundlicher Fahrzeuge sowie das Thema Elektromobilität<br />
gewinnen für das Autoland Sachsen zunehmend an Bedeutung.<br />
Für die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbebetrieben mit überregionaler Bedeutung wurden in<br />
vier von fünf Regionalplänen in Umsetzung des LEP 2003 Vorsorgestandorte „Industrie- und Gewerbe“<br />
bzw. Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Industrie und Gewerbe im Gesamtumfang von ca. 4.200 ha<br />
ausgewiesen (G 6.1.4).<br />
4.3.1.4 Ernährungswirtschaft und Vermarktung<br />
Die sächsische Ernährungswirtschaft gehört zu den umsatzstärksten Wirtschaftszweigen innerhalb<br />
des verarbeitenden Gewerbes und leistet einen gewichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Belebung<br />
des ländlichen Raumes und damit zur Umsetzung der LEP-Ziele. In den Jahren 2006 bis 2009 stand<br />
die Weiterentwicklung der Strukturen der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />
sowie der gesamten Ernährungswirtschaft im Vordergrund.<br />
Im Jahr 2009 erzielte die sächsische Ernährungswirtschaft einen statistischen Gesamtumsatz von<br />
5,98 Mrd. Euro. Aufgrund einer geänderten Statistik ab dem Jahr 2009 ist ein Vergleich zu den Vorjahren<br />
für die gesamte Ernährungswirtschaft nicht mehr möglich. Die Entwicklung einzelner Warenbereiche<br />
ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt.<br />
Warenbereich<br />
Umsatz 2006<br />
in Mio. Euro<br />
Umsatz 2007<br />
in Mio. Euro<br />
Umsatz 2008<br />
in Mio. Euro<br />
Umsatz 2009<br />
in Mio. Euro<br />
Entwicklung<br />
2006-2009<br />
in %<br />
Milchverarbeitung 2.458 2.880 3.118 2.570 + 4,6<br />
Bierherstellung 577 563 549 531 - 8,0<br />
Backwarenherstellung 428 464 494 491 + 14,7<br />
Fleischverarbeitung 399 403 422 412 + 3,3<br />
Obst- und Gemüseverarbeitung<br />
442 489 524 439 - 0,7<br />
Mineralwasser /<br />
Erfrischungsgetränke<br />
129 129 127 116 - 10,1<br />
Futtermittelherstellung 100 126 133 104 + 4,0<br />
Süßwarenherstellung 142 keine Angabe 128 keine Angabe<br />
Mahl- und<br />
Schälmühlen<br />
43 52 63 51 + 18,6<br />
Tab. 21: Umsatzentwicklung wichtiger Warenbereiche der sächsischen Ernährungswirtschaft (Betriebe mit 20 und<br />
mehr tätigen Personen)<br />
Im Berichtszeitraum wurden im Rahmen des Programms „Förderung der Marktstrukturverbesserung<br />
und von Zusammenschlüssen“ 42 investive Vorhaben zur Schaffung bzw. zum Ausbau wettbewerbsfähiger<br />
Unternehmen für die Erfassung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />
unterstützt. Fortgeführt wurde auch die Unterstützung von Unternehmen der Ernährungswirtschaft<br />
beim Markteintritt und Marktausbau im Rahmen der staatlichen Absatzförderung u. a. über<br />
geförderte Messeauftritte und Verkaufsfördermaßnahmen.<br />
125
Im Jahr 2009 betrug der durchschnittliche Umsatz pro Beschäftigten in der sächsischen Ernährungswirtschaft<br />
319.082 Euro und lag damit um 16 % höher als der bundesweite Umsatz pro Beschäftigten.<br />
Begründet ist dies vor allem durch die starke sächsische Milchverarbeitung.<br />
4.3.1.5 Bauhauptgewerbe 3)<br />
Das sächsische Bauhauptgewerbe zählte 2009 insgesamt 6.562 Betriebe, knapp 2 % mehr als 2006.<br />
Die Beschäftigung ging im gleichen Zeitraum um ca. 4 % zurück. Abgenommen hat damit auch die<br />
Betriebsgröße von 9 Beschäftigten je Betrieb im Jahr 2006 auf 8,5 Beschäftigte je Betrieb im Jahr<br />
2009.<br />
Der Anteil der Kleinstbetriebe mit weniger als 10 tätigen Personen lag 2009 bei 81,1 % (2006:<br />
79,7 %). Auf diese Betriebsgröße entfielen 28,3 % der tätigen Personen (2006: 28,0 %).<br />
Die Größenklasse der Betriebe mit 100 und mehr tätigen Personen umfasste Ende Juni 2009 mit 68<br />
Betrieben fünf mehr als im Jahr davor. Der Anteil lag wie auch 2006 bei 1,0 %. Mit 23,8 % war der<br />
Anteil der Beschäftigten noch größer als 2006 (22,7 %).<br />
Regional stellt sich die Entwicklung sehr unterschiedlich dar. Während im Direktionsbezirk (DB)<br />
Dresden sowohl die Zahl der Betriebe als auch der Beschäftigten 2009 höher lag als 2006, gingen im<br />
DB Chemnitz Betriebe und Beschäftigte zurück und im DB Leipzig kam es trotz einer leicht ansteigenden<br />
Betriebszahl zu einem Beschäftigungsrückgang.<br />
Land Betriebe Beschäftigte<br />
Direktionsbezirk (DB) 2006 2009 Veränd. 2006 2009 Veränd.<br />
Kreisfreie Städte/Landkreise Anzahl % Anzahl %<br />
DB Chemnitz 2 725 2 715 -0,4 23 385 20 980 -10,3<br />
Chemnitz, Stadt 327 307 -6,1 4 156 2 976 -28,4<br />
Lkr. Erzgebirgskreis 691 719 4,1 5 917 5 409 -8,6<br />
Lkr. Mittelsachsen 568 566 -0,4 4 600 4 302 -6,5<br />
Lkr. Vogtlandkreis 486 482 -0,8 3 783 3 645 -3,7<br />
Lkr. Zwickau 653 641 -1,8 4 929 4 648 -5,7<br />
DB Dresden 2 355 2 473 5,0 21 114 21 962 4,0<br />
Dresden, Stadt 481 476 -1,0 4 366 5 165 18,3<br />
Lkr. Bautzen 533 569 6,8 5 197 4 846 -6,8<br />
Lkr. Görlitz 466 516 10,7 3 656 3 731 2,1<br />
Lkr. Meißen<br />
Lkr. Sächsische Schweiz-<br />
408 407 -0,3 3 784 3 542 -6,4<br />
Osterzgebirge 467 505 8,1 4 111 4 678 13,8<br />
DB Leipzig 1 368 1 374 0,4 13 552 12 823 -5,4<br />
Leipzig, Stadt 460 447 -2,8 5 275 5 069 -3,9<br />
Lkr. Leipzig 526 522 -0,8 4 714 4 071 -13,6<br />
Lkr. Nordsachsen 382 405 6,0 3 563 3 683 3,4<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen 6 448 6 562 1,8 58 051 55 765 -3,9<br />
Tab. 22: Entwicklung von Betrieben und Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Sachsens<br />
3) Ergebnisse der jährlichen Ergänzungserhebung (für 2006 Totalerhebung) im Bauhauptgewerbe, Betriebe und Beschäftigte jeweils zum 30.6.<br />
des Jahres, Gesamtumsatz des Vorjahres<br />
126
Der Gesamtumsatz im Bauhauptgewerbe Sachsens belief sich 2009 auf ca. 5,6 Mrd. Euro, was einem<br />
Rückgang von fast 7 % im Vergleich zu 2006 entspricht. Zwischenzeitlich war der Gesamtumsatz<br />
2008 bis auf ca. 6,0 Mrd. Euro gestiegen. Den größten Anteil des Umsatzes erwirtschafteten die<br />
Betriebe in den Kreisfreien Städten Leipzig (11,6 %), Dresden (10,7 %) und Chemnitz (10,1 %), gefolgt<br />
vom Landkreis Bautzen mit 9,5 %. Den geringsten Anteil weist der Landkreis Görlitz mit 4,7 %<br />
auf.<br />
Die Umsatzentwicklung 2006 bis 2009 (-6,9 %) war regional von stark gegenläufigen Tendenzen<br />
geprägt. Sie reichen von einem Umsatzzuwachs im Vogtlandkreis von 46 % bis zu einem Rückgang<br />
um 52 % in der Stadt Chemnitz.<br />
4.3.1.6 Dienstleistungen<br />
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Bedeutung von Dienstleistungen stetig zugenommen. Der<br />
zwischen 1991 und 2008 in Sachsen von rund 52 auf 71 % (Deutschland 72,5 %) gestiegene Anteil<br />
der Erwerbstätigen im tertiären Sektor ist nur ein Indikator für die dynamische Entwicklung. Allerdings<br />
liegt sowohl die Anzahl der Erwerbstätigen als auch der Anteil an der Bruttowertschöpfung in<br />
Sachsen leicht unter dem Bundesdurchschnitt.<br />
Im Jahr 2009 beschäftigte das Dienstleistungsgewerbe (ausgenommen Handel, Gastgewerbe und<br />
Verkehr) in Sachsen 671.251 Personen und ist damit der größte Arbeitgeber im <strong>Freistaat</strong>. Mit nahezu<br />
zwei Dritteln (65,6 %) weist der Dienstleistungssektor zudem den höchsten Anteil von Frauen unter<br />
den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf.<br />
Aufgeschlüsselt nach Wirtschaftsbereichen zeigt sich in der aktuellen Entwicklung der Jahre 2008<br />
und 2009 4) , dass vor allem die wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie das Gesundheits- und<br />
Sozialwesen mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen von 3,03 % (+5.174 Beschäftige) beziehungsweise<br />
4,82 % (+8.266 Beschäftigte) eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen haben.<br />
Demgegenüber weist der Bereich Erziehung und Unterricht im gleichen Betrachtungszeitraum einem<br />
Beschäftigtenrückgang von 2.019 Beschäftigten (-2,23 %) aus.<br />
Der Anteil des Dienstleistungsgewerbes (einschließlich Handel, Gastgewerbe und Verkehr) an der<br />
Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche im Jahr 2009 betrug 71,6 % . Dieser hohe Wert bestätigt<br />
die große Bedeutung der Dienstleistungen für Sachsens Wirtschaft. Der Umsatz des Bereiches<br />
Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen sank 2009 im Vergleich zum Vorjahr<br />
zwar um 0,2 % (54 Mio. Euro), dagegen konnten im selben Bezugszeitraum private und öffentliche<br />
Dienstleister eine Umsatzsteigerung von 966 Mio. Euro (4,3 %) erzielen.<br />
Die Dienstleistungswirtschaft in Sachsen ist überwiegend kleinteilig strukturiert. Mehr als 80 % der<br />
Unternehmen sind kleinste Unternehmen bis 9 Mitarbeiter. Die Zahl der Betriebe mit mehr als 50<br />
Beschäftigten liegt in nahezu allen Wirtschaftsbereichen deutlich unter 5 %, große Unternehmen<br />
finden sich nur vereinzelt (vgl. Abbildung 32).<br />
Der sektorale Wandel zugunsten der Dienstleistungen dürfte auf absehbare Zeit weiter anhalten.<br />
4) Mit der zweiten Revision der EU-einheitlichen Wirtschaftszweigklassifikation ab 2008 (Strukturerhebung) bzw. 2009 (Konjunkturerhebung)<br />
sind die Ergebnisse vor 2008 nicht mehr direkt vergleichbar.<br />
127
Unternehmen* nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsabschnitten<br />
Handel; Instandhaltung und<br />
Reparatur von Kfz<br />
Verkehr und Lagerei<br />
Gastgew erbe<br />
Information und Kommunikation<br />
Erbringung von Finanz- und<br />
Versicherungsdienstleistungen<br />
Grundstücks- und Wohnungsw esen<br />
Erbringung von freiberufl., w issenschaftl.<br />
und techn. Dienstleistungen<br />
Erbringung von sonstigen w irtschaftl.<br />
Dienstleistungen<br />
Erziehung und Unterricht<br />
Gesundheits- und Sozialw esen<br />
Kunst, Unterhaltung und Erholung<br />
Erbringung von sonstigen<br />
Dienstleistungen<br />
0 20 40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
* Unternehmen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2008<br />
Prozent<br />
Abb. 32: Dienstleistungsunternehmen nach Beschäftigungsgrößenklassen, 31.12.2008<br />
0 bis 9<br />
10 bis 49<br />
50 bis 249<br />
250 und mehr<br />
Im direkten Vergleich der Bruttowertschöpfung der Jahre 2006 und 2009 (vgl. Abbildung 33) verzeichneten<br />
außer dem produzierenden Gewerbe alle Wirtschaftszweige einen Zuwachs. Besonders<br />
die Finanz- und Unternehmensdienstleister mit 5,81 % sowie die privaten und öffentlichen<br />
Dienstleister mit 8,55 % erzielten hohe Wachstumsraten. Die Bruttowertschöpfung des Bereiches<br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr stieg von 12.741 auf 12.887 Mio. Euro, was einem Wachstum von<br />
1,15 % entspricht.<br />
Mio. Euro<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Bruttowertschöpfung nach ausgewählten Wirtschaftsbereichen in jeweiligen Preisen<br />
Produzierendes Gewerbe (inkl.<br />
Baugewerbe)<br />
Handel, Gastgewerbe und<br />
Verkehr<br />
Finanz- und Unternehmensdienstleister<br />
private und öffentliche<br />
Dienstleister<br />
Abb. 33: Bruttowertschöpfung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen in Sachsen 2006 bis 2009<br />
(Quelle: IfM Bonn)<br />
Durch die gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere den demographischen Wandel, werden<br />
haushaltsnahe Dienstleistungen, beispielsweise Pflegeleistungen weiter an Bedeutung gewinnen.<br />
Haushaltsbezogene Dienstleistungen sind weniger konjunkturanfällig als die Industrie und die von<br />
128<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009
ihr abhängigen Dienstleistungen. Sie haben damit gerade in Krisenzeiten eine wichtige stabilisierende<br />
Funktion für die Gesamtwirtschaft.<br />
Auch die Freizeitgestaltung spielt – neben Bildung und Qualifizierung – eine tendenziell weiter zunehmende<br />
Rolle. Die Bereitschaft, für Gesundheit, Wellness, Urlaub, Freizeit und Kultur Geld auszugeben,<br />
wird allerdings stärker von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beeinflusst, als dies bei<br />
den haushaltsnahen Dienstleistungen der Fall ist.<br />
4.3.1.7 Mittelstand und Handwerk<br />
Die sächsische Wirtschaft ist mittelständisch und dabei insbesondere durch kleinbetriebliche Unternehmensstrukturen<br />
geprägt. Unter Zugrundelegung des Kriteriums Umsatzgröße der EU-<br />
Mittelstandsdefinition gehören 99,9 % aller sächsischen Unternehmen zum Mittelstand.<br />
Im Geschäftsjahr 2009 arbeitete nahezu die Hälfte (49 %) aller Erwerbstätigen in Kleinstunternehmen<br />
mit weniger als fünf Mitarbeitern. Weitere 46 % der Beschäftigten arbeiteten in Unternehmen<br />
mit fünf bis 50 Mitarbeitern. Lediglich 1 % der Erwerbspersonen war in großen Unternehmen<br />
mit über 250 Beschäftigten tätig (Quelle: IAB-Betriebspanel).<br />
Mittelständische Unternehmen werden typischerweise von ihren Inhabern geführt. Während im Jahr<br />
2003 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lediglich rund 179.000 Personen selbstständig erwerbstätig waren, wurden<br />
im Jahr 2008 202.000 selbstständig Erwerbstätige gezählt. Der Frauenanteil unter den Selbstständigen<br />
lag 2003 bei 30,2 % und stieg im Jahr 2008 auf 32,2 %.<br />
Nach dem zwischenzeitlichen Höchststand im Jahr 2006 gingen die Selbstständigenzahlen im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen allerdings zurück. Im Jahr 2008 lagen sie um 4,7 % unter denen des Jahres 2007.<br />
Größenklasse<br />
Lieferungen und Leistungen<br />
von ... bis unter … Euro Anzahl Anteil in %<br />
Unternehmen 1<br />
17.500 - 1 Mio. 135.575 91,4<br />
1 Mio. - 5 Mio. 9.930 6,7<br />
5 Mio. - 50 Mio. 2.584 1,7<br />
50 Mio. und mehr 184 0,1<br />
Insgesamt 148.273 100,0<br />
1<br />
Nur umsatzsteuerpflichtige Unternehmen mit mehr als 17.500 Euro Jahresumsatz.<br />
Tab. 23: Unternehmen 2008 in Sachsen nach Umsatzgrößenklassen (Quelle: Statistisches Landesamt Umsatzsteuerstatistik;<br />
Berechnungen des IfM Bonn)<br />
Auf den Direktionsbezirk Leipzig entfällt knapp ein Viertel aller mittelständischen Unternehmen, der<br />
Rest verteilt sich fast gleichmäßig auf die beiden anderen Direktionsbezirke Dresden und Chemnitz.<br />
Für das Handwerk lassen sich ab 2003 ausnahmslos positive, zum Teil sehr starke Wachstumsraten<br />
im Betriebsbestand verzeichnen. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 50.955 handwerkliche Betriebsstätten<br />
ermittelt, im Jahr 2009 waren es 58.613 (+ 15 %).<br />
129
Anzahl<br />
60000<br />
58000<br />
56000<br />
54000<br />
52000<br />
50000<br />
48000<br />
46000<br />
Handwerksbetriebe in Sachsen<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 34: Entwicklung des Betriebsbestandes im Handwerk (Quelle: ZDH)<br />
Handwerksbetriebe<br />
Die Handwerksbetriebe im <strong>Freistaat</strong> Sachsen erzielten 2008 nach Schätzungen des Zentralverbandes<br />
des Deutschen Handwerks (ZDH) im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk ca. 25<br />
Mrd. Euro Umsatz und beschäftigten ca. 27.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Betriebsbesatz<br />
je Tsd. Einwohner ist mit 13,81 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen größer als in den Ostdeutschen Ländern<br />
mit Berlin (12,76) und in Deutschland (11,70).<br />
4.3.1.8 Technologietransfer<br />
Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Steigerung der Innovationskraft sächsischer<br />
mittelständischer Unternehmen steht eine breite Palette von Institutionen und Instrumenten im<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen zur Verfügung. Vor allem Unternehmen, die über keine eigenen Forschungs- und<br />
Entwicklungskapazitäten verfügen, sind auf die Übertragung technologischen Wissens von sog.<br />
Technologiegebern (Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen) angewiesen. Der<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen unterstützt diesen Technologietransfer in der EFRE-Periode 2007 bis 2013 beispielsweise<br />
mit der Richtlinie zur Technologietransferförderung. Danach ist es für Betriebe möglich,<br />
neue Technologien unmittelbar einzukaufen oder unter Einsatz eines Technologiemittlers entsprechende<br />
Beratungsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Sachsen verfügt über eine – auch im<br />
internationalen Maßstab – außergewöhnliche Dichte und Exzellenz universitärer und außeruniversitärer<br />
Forschung. Mit der Förderung des Technologietransfers sollen noch mehr Unternehmen in<br />
Sachsen von diesen Forschungsergebnissen profitieren. Die Förderung soll dazu beitragen, das beste<br />
verfügbare Know-how in sächsische Unternehmen zu bringen, den Technologiebedarf dieser Betriebe<br />
zu decken, die Innovationskraft zu stärken und darüber hinaus die wirtschaftlichen Potenziale des<br />
insgesamt vorhandenen technologischen Wissens besser auszuschöpfen. Technologiegründerzentren<br />
können mittelbar an der Förderung partizipieren, in dem sie als Technologiemittler Dienstleistungen<br />
für Unternehmen erbringen.<br />
130
4.3.2 Einzelhandel<br />
Der demografische Wandel führt im <strong>Freistaat</strong> nicht nur zu rückläufigen Einwohnerzahlen insgesamt,<br />
sondern insbesondere auch zu einem Rückgang des Anteils der erwerbstätigen Bevölkerung und<br />
damit der potenziell kaufkräftigen Kundschaft für den Einzelhandel.<br />
Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft ist im Berichtszeitraum in Sachsen geringfügig gestiegen und<br />
liegt in Sachsen aktuell bei 4.847 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Davon entfallen 1.850 Euro auf die<br />
Nahrungs- und Genussmittel-Branche. Damit liegt Sachsen um mehr als 10 % unter dem Kaufkraftwert<br />
für die Bundesrepublik von 5.398 Euro bzw. 2.043 Euro für Nahrungs- und Genussmittel.<br />
(Quelle: IHK/IBH Retail Consultants Köln)<br />
Trotzdem ist die Gesamtverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen seit der letzten Erhebung 2006 um<br />
1,3 % weiter gewachsen. Bezogen auf die Pro-Kopf-Relation sind dies – auf Grund der zurückgehenden<br />
Bevölkerungszahlen – fast 4 %.<br />
Mit 1,68 m² Verkaufsfläche je Einwohner liegt Sachsen inzwischen deutlich über dem Durchschnittswert<br />
für die Bundesrepublik, der bei 1,49 m² liegt. Spitzenreiter innerhalb des <strong>Freistaat</strong>es ist<br />
der IHK-Bezirk Chemnitz mit 1,79 m² je Einwohner.<br />
Verkaufsfläche 2006 <strong>2010</strong>*<br />
absolut in Quadratmeter<br />
Kammerbezirk Chemnitz* 2.745.390 2.761.125<br />
Kammerbezirk Dresden 2.588.739 2.624.974<br />
Kammerbezirk Leipzig* 1.586.131 1.625.880<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
in Quadratmeter pro Kopf<br />
6.920.260 7.011.979<br />
Kammerbezirk Chemnitz* 1,71 1,79<br />
Kammerbezirk Dresden 1,56 1,61<br />
Kammerbezirk Leipzig* 1,58 1,63<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen 1,62 1,68<br />
* Seit dem 01.08.2008 gehört der ehemalige Landkreis Döbeln nicht mehr zum KB Leipzig, sondern zum KB<br />
Chemnitz. Dadurch sind die Zahlen nur eingeschränkt vergleichbar.<br />
Tab. 24: Verkaufsfläche des Einzelhandels im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: IHK)<br />
In den 90er Jahren fand das Flächenwachstum vor allem auf der „Grünen Wiese“ statt. Nachdem die<br />
Städte ihre Infrastruktur modernisiert und die meisten Eigentumsverhältnisse geklärt hatten, entstanden<br />
neue, moderne Einzelhandelsflächen in den letzten Jahren zunehmend auch in den Innenbereichen<br />
der Städte, insbesondere in den Oberzentren.<br />
Bezogen auf die Struktur des Einzelhandels ist auch in Sachsen weiterhin ein starker Verdrängungswettbewerb<br />
zu verzeichnen. Bei zunehmender Gesamtverkaufsfläche ging die Zahl der Einzelhandelsbetriebe<br />
weiter zurück. Dabei vollzieht sich ein Wandel von kleinteiligen hin zu mehr großflächigen<br />
Betrieben. In Folge des immer stärkeren Wettbewerbsdrucks konzentriert sich der Einzelhandel<br />
an immer weniger Standorten und auf immer weniger Betriebe.<br />
Im Berichtszeitraum wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen keine Factory Outlet Center (FOC) errichtet.<br />
131
Karte 31: Einzelhandelsverkaufsfläche je Einwohner nach Gemeinden<br />
Für die letzten Jahre lassen sich folgende Trends erkennen:<br />
Kleinflächige Fachgeschäfte scheiden unter dem zunehmenden Druck großer Fachmärkte aus dem<br />
Markt aus.<br />
Das Verkaufsflächenwachstum geht mit einer zunehmenden Filialisierung einher.<br />
Neu entstehende Märkte werden immer größer, in der Nahrungsmittelbranche hält der Trend<br />
zum Discounter an, auch innerhalb von Shopping-Malls.<br />
Neue Standorte wurden selten städtebaulich integriert, sind grundsätzlich auf autoorientierte<br />
Kundschaft ausgerichtet und bringen damit hohe Erschließungskosten mit sich.<br />
Abb. 35: Centrum-Galerie Dresden (Foto: SMI), Innenstadt von Grimma (Foto: CIMA)<br />
132
Von der erfreulichen Entwicklung der Rückkehr des Einzelhandels in die Innenstädte der Oberzentren<br />
konnte der inhabergeführte Facheinzelhandel nicht profitieren. Auch in den neu gebauten oder erweiterten<br />
„Einkaufstempeln“ finden sich zum großen Teil Filialisten großer Handelsketten, Discounter<br />
und große Fachmärkte. Kleine ortansässige Einzelhändler stehen demgegenüber vor der Herausforderung,<br />
sich in Nebenlagen zu behaupten.<br />
Die aktuelle Größenstruktur der ca. 35.900 Einzelhandelsbetriebe in Sachsen zeigt die Auswirkungen<br />
der oben beschriebenen Trends. Fast 60 % der Verkaufsflächen sind großflächigen Einzelhandelseinrichtungen<br />
zuzuordnen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die (baurechtliche) Untergrenze für<br />
großflächigen Einzelhandel seit 2005 bei 800 Quadratmetern Verkaufsfläche liegt. Zahlreiche Discounter<br />
und Fachmärkte bewegen sich aber noch im Bereich zwischen 400 und unter 800 Quadratmetern.<br />
Das heißt, dass längst nicht alle Einzelhandelsobjekte, die unter der „Großflächigkeitsgrenze“<br />
liegen, dem klassischen Einzelhandelsbetrieb entsprechen, der heute unter dem Betriebstyp<br />
„Fachgeschäft“ (max. ca. 100 m² Verkaufsfläche) erfasst wird.<br />
Kammerbezirk<br />
Leipzig<br />
Kammerbezirk<br />
Dresden<br />
Kammerbezirk<br />
Chemnitz<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche<br />
56,4<br />
61,8<br />
59,4<br />
59,6<br />
43,6<br />
38,2<br />
40,6<br />
40,4<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Abb. 36: Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Quelle: IHK)<br />
großflächig<br />
kleinteilig<br />
Prozent<br />
Besonders in der Nahrungs- und Genussmittelbranche als Säule der Nahversorgung wird deutlich,<br />
dass kleinflächige Handelsformen („Tante-Emma-Läden“) drastisch zurückgehen. Vor allem in ländlichen<br />
Gemeinden sind häufig nur noch Bäcker und Fleischer in dieser Größenordnung vertreten, wobei<br />
auch hier die Filialisierung zugenommen hat.<br />
Im Ländlichen Raum gibt es – wie aus Karte 31 ersichtlich – bereits erste Gemeinden, in denen<br />
überhaupt kein stationärer Einzelhandel mehr zu finden ist.<br />
Die Zulassung von überdimensionierten Einzelhandelseinrichtungen in nichtzentralen Orten, die zum<br />
großen Teil noch auf Baurecht aus den 90er Jahren beruht, führt u. a. dazu, dass die Nahversorgung<br />
in den Grund- und Mittelzentren immer mehr unterminiert wird und die Ansiedlungs-Kommunen<br />
mit erhöhtem Aufwand für die nötigen Verkehrsinfrastrukturen (Erschließung, Parkplätze …) konfrontiert<br />
werden.<br />
133
Karte 32: Anteil des großflächigen Einzelhandels an der Gesamtverkaufsfläche<br />
Im Berichtszeitraum hat sich das Sächsische Staatsministerium des Innern darum bemüht, dass die<br />
Gemeinden diejenigen Bebauungspläne, die Zielen der Raumordnung im Bereich Handel widersprechen,<br />
den Zielen der Raumordnung anpassen. Betroffen sind solche Bebauungspläne, die Sondergebietsflächen<br />
für großflächigen Einzelhandel ausweisen, obwohl den Standortgemeinden gemäß LEP<br />
2003 keine entsprechende zentral-örtliche Funktion zukommt (Z 6.2.1). Die Prüfung der prioritär<br />
anzupassenden Bebauungspläne in den Landesdirektionen ist abgeschlossen. Teilweise wurden Bebauungspläne<br />
angepasst. Teilweise hat die Prüfung ergeben, dass eine Anpassung ins Leere gehen<br />
würde, da die Bebauungspläne sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht vollständig<br />
realisiert sind. In einer dritten Fallgruppe laufen die Anpassungsbemühungen bzw. das Verfahren<br />
noch, wobei in einem Verfahren voraussichtlich diese Anpassung mit kommunalaufsichtlichen Mitteln<br />
durchgesetzt werden muss.<br />
Bezüglich der in den Grundzentren gelegenen Bebauungspläne mit Ausweisungen zu großflächigem<br />
Einzelhandel sind die Prüfungen, inwieweit die Ausnahmeregelung des LEP 2003 (Z 6.2.2) greift,<br />
noch nicht abgeschlossen. Die Gespräche mit den Gemeinden werden fortgesetzt, um nach Möglichkeit<br />
ggf. eine konsensuale Anpassung der Bebauungspläne zu erreichen.<br />
Die Bedingungen für den Einzelhandel müssen auch in Nebenlagen und in den Innenstädten kleinerer<br />
Orte weiter erhalten und gestaltet werden. Als ein Instrument zur Unterstützung dieser Lagen<br />
soll im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein Gesetz zur Aufwertung innerstädtischer Quartiere (BID-Konzept) zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
134
4.3.3 Rohstoffsicherung und Rohstoffabbau<br />
4.3.3.1 Rohstoffsicherung<br />
Im LEP 2003 wurde mit der Karte 9 „Sicherungswürdigkeit der Steine und Erden-Rohstoffe, aktiver<br />
Bergbau, Braunkohlenressourcen“ in Verbindung mit Kapitel 7 “Rohstoffsicherung“ eine fundierte<br />
Grundlage für die Ausweisung von Rohstoffsicherungsflächen vorgelegt.<br />
Die Sicherung von oberflächennahen Rohstoffen erfolgte gemäß LEP 2003 in den fortzuschreibenden<br />
Regionalplänen durch die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten. Dabei ist wesentlich,<br />
dass geeignete Lagerstätten im Sinne einer nachhaltigen Rohstoffvorsorge bis weit über die nächsten<br />
40 Jahre raumordnerisch vor Über- bzw. Verbauung oder Zerschneidung geschützt werden sollen.<br />
Mit der Ausweisung von Vorbehaltsgebieten soll dem Aspekt der Rohstoffbereitstellung bei allen<br />
künftigen Planungen Rechnung getragen werden. Grundlage für die Ausweisung in den Regionalplänen<br />
waren die von der Fachbehörde gelieferten Flächenvorschläge.<br />
Mit den Ausweisungen wird in den Regionen der prognostizierte Bedarf für 40 Jahre für die Rohstoffgruppen<br />
Festgesteine, Kiese, Sande und tonige Gesteine weitgehend gedeckt. Geringe Defizite<br />
bestehen in den Regionen Chemnitz/Erzgebirge, Oberes Elbtal-Osterzgebirge und Westsachsen bei<br />
der langfristigen Sicherung (>40 Jahre) von Festgestein, Kiessand und, soweit vorhanden, Kaolin.<br />
Die raumordnerischen Voraussetzungen für einen Braunkohlenabbau bis nach 2040 sind im Braunkohlenplan<br />
Nochten (Laufzeit bis 2050) geschaffen worden.<br />
Die aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen auf dem internationalen<br />
Rohstoffmarkt waren Anlass, die Abbauwürdigkeit der sächsischen Spat- und Erzvorkommen neu zu<br />
beurteilen. Mit der Bewertung wurde 2008 für 139 Vorkommen eine fachliche Grundlage geschaffen,<br />
um die Nutzung dieses Rohstoffpotenzials zu fördern und als Investitionsanreiz zu wirken. Die<br />
Untersuchungsergebnisse bilden mit weiteren Detailuntersuchungen die Grundlage für die Rohstoffsicherung<br />
dieser Bodenschätze in der künftigen Landesplanung.<br />
4.3.3.2 Rohstoffabbau<br />
Der Abbau von Bodenschätzen umfasst in Sachsen die Gewinnung von<br />
Festgesteinen,<br />
Kiesen und Sanden (einschließlich Spezialsanden),<br />
Kaolinen, Spezialtonen, Ziegelrohstoffen und<br />
Braunkohle.<br />
Steine und Erden-Bergbau<br />
Die in der Branche tätigen Unternehmen fördern nahezu alle für die regionale Bauwirtschaft notwendigen<br />
Rohstoffe.<br />
Im Jahr 2009 wurden in 294 unter Bergrecht produzierenden Gewinnungsbetrieben insgesamt ca.<br />
31,5 Mio. t Steine- und Erden-Rohstoffe gefördert. Nach einem merklichen Anstieg im Jahr 2006 ist<br />
die Förderung von Steine- und Erden-Rohstoffen kontinuierlich zurückgegangen und bis zum Jahr<br />
2009 bei Kiesen und Kiessanden um rund 20 %, bei Festgesteinen um rund 10 % gegenüber der<br />
Förderung des Jahres 2005 gesunken.<br />
135
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Kies + Kiessande 13.584 14.721 13.460 11.403 11.632<br />
Festgestein 19.981 21.905 18.441 17.671 17.190<br />
Sonstige SE-Bodenschätze 4.426 3.696 4.116 3.309 2.604<br />
Steine- und Erden-Gewinnung gesamt 37.991 40.322 36.017 32.383 31.426<br />
Tab. 25: Entwicklung der Fördermengen bei Steine- und Erden-Rohstoffen von 2005 bis 2009 (in Kilotonnen)<br />
Die Anzahl der fördernden Betriebe ist in den vergangenen Jahren fast unverändert geblieben. Nach<br />
wie vor unterscheiden sich wesentliche Kenngrößen der einzelnen Betriebe, wie Fördermenge, Mitarbeiterzahl<br />
und Flächeninanspruchnahme, zum Teil erheblich. Die Fördermengen der einzelnen Betriebe<br />
reichen von weniger als 50.000 t bis über 2 Mio. t pro Jahr.<br />
Die gesamte Flächeninanspruchnahme der Steine- und Erden-Betriebe inkl. Betriebsflächen beträgt<br />
gegenwärtig zwischen 0,2 und 0,3 % der Landesfläche des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen.<br />
Trotz des Nachfragerückganges entspricht der Pro-Kopf-Verbrauch an Steine- und Erden-Rohstoffen<br />
in Sachsen mit ca. 10 t/Jahr dem langjährigen Bundesdurchschnitt. Geht man davon aus, dass in<br />
Sachsen im Vergleich zu den westdeutschen Ländern insbesondere im Straßenbau weiterhin Nachholbedarf<br />
besteht, wird auch in den nächsten Jahren mit einem vergleichbaren Baustoffbedarf zu<br />
rechnen sein. Nach heutigem Stand der Technik wird dabei der Einsatz von Recycling-Material keinen<br />
entscheidenden Einfluss auf das Marktverhalten ausüben, da der Einsatzbereich dieses Materials<br />
begrenzt ist. Die Endprodukte der Steine- und Erden-Bergbaubetriebe sind zum überwiegenden Teil<br />
Massengüter, deren Transport aufgrund der begrenzten Marktpreise nur in einem bestimmten Radius<br />
(kleiner 90 km) wirtschaftlich durchführbar ist. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitgehend<br />
flächendeckend Steine- und Erden-Bergbaubetriebe in Sachsen zu betreiben sowie vorhandene<br />
Lagerstätten zu schützen.<br />
Braunkohlen-Bergbau<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist mit seinen Anteilen am Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlenrevier<br />
eines der drei großen Braunkohlenländer im Bundesgebiet. Die Förderung von mehr als 30 Mio. t<br />
Rohbraunkohle (2009) entspricht einem Anteil von etwa 18 % in Deutschland bzw. 3,5 % der weltweit<br />
gewonnenen Rohbraunkohle. Die Braunkohle ist ein wichtiger Pfeiler der Stromversorgung und<br />
der einzige heimische Energieträger, der in Deutschland in großem Umfang subventionsfrei zu international<br />
wettbewerbsfähigen Preisen längerfristig zur Verfügung steht. Die Sächsische Staatsregierung<br />
hat mit einer klaren energiepolitischen Position den Rahmen für einen langfristigen Braunkohlenabbau<br />
in einem umweltverträglichen, aber auch wirtschaftlichen Maß vorgegeben. Braunkohlengewinnung<br />
und die darauf aufbauende Energieerzeugung tragen auch wesentlich zur Wertschöpfung<br />
und zur Arbeitsplatzsicherung in den Braunkohlengebieten bei.<br />
In Sachsen werden die Lausitzer Braunkohlentagebaue Nochten und Reichwalde von der Vattenfall<br />
Europe Mining AG (VEM) und der Tagebau Vereinigtes Schleenhain im Mitteldeutschen Revier von<br />
der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) betrieben. Die MIBRAG mbH betreibt<br />
darüber hinaus im Mitteldeutschen Revier den die Landesgrenze überschreitenden Tagebau Profen,<br />
dessen Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt liegt, der aber auch Baufeldteile auf sächsischem Gebiet<br />
umfasst. Rechtliche Grundlage für die Gewinnung sind die Braunkohlenpläne (siehe Kapitel 2.1.4)<br />
und die bergrechtlichen Zulassungen.<br />
Da der Lausitzer Braunkohletagebau Nochten künftig Teilflächen der Orte Trebendorf und Schleife in<br />
Anspruch nehmen muss, sind Teilumsiedlungen dieser Orte erforderlich. Die Sächsische Staatsregierung<br />
und Vertreter der Region unterzeichneten am 17. September 2008 den Trebendorf-Vertrag als<br />
136
Grundlagenvertrag für die erforderliche Teilumsiedlung des Ortes Trebendorf. Die Erschließungsarbeiten<br />
für den Umsiedlungsstandort in Trebendorf begannen im Jahr 2009. Ab <strong>2010</strong> sollen baureife<br />
Grundstücke für etwa 180 Umsiedler bereit stehen. Nach Unterzeichnung des Grundlagenvertrages<br />
zur Teilumsiedlung der Ortschaft Schleife begann auch hier die Planung für die Umsiedlung von<br />
etwa 70 Einwohnern bis zum Jahr 2013.<br />
Abb. 37: Verlauf der Kohlebandanlage vom Tagebau Reichwalde zum Kraftwerk Boxberg (Luftbild: GeoSN 2008)<br />
Der Tagebau Reichwalde war seit dem Oktober 1999 gestundet. Die Wasserhebung und Sonderbereiche,<br />
wie die Aschespülstelle, wurden aber weiter betrieben. Die Wiederaufnahme des Betriebes erfolgte<br />
am 7. April <strong>2010</strong>. Zuvor wurde die vorhandene Tagebautechnik modernisiert und den aktuellen<br />
gesetzlichen Erfordernissen angepasst. Eine ca. 12 km lange Kohlebandanlage zur Förderung der<br />
abgebauten Braunkohle aus dem Tagebau Reichwalde bis zum Kraftwerk Boxberg wurde mit Planfeststellungsbeschluss<br />
vom 14. Dezember 2009 zugelassen und wird im Auftrag der Firma Vattenfall<br />
Europe Mining AG errichtet.<br />
Die in Sachsen geförderte Braunkohle wird fast ausschließlich direkt in den Kraftwerken Boxberg<br />
(Lausitz) und Lippendorf (Südraum Leipzig) verstromt, nur ein geringer Teil wird zu hochwertigen<br />
Brennstoffen veredelt. Am Kraftwerksstandort Boxberg wird derzeit ein 675 MW-Kraftwerksblock<br />
neu errichtet.<br />
Braunkohlenrevier 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Revier Mittelsachsen 12.895 14.616 12.727 12.719 13.856<br />
Revier Lausitz 19.022 18.924 19.401 18.262 16.354<br />
Braunkohleförderung gesamt 31.917 33.540 32.128 30.981 30.210<br />
Tab. 26: Entwicklung der Fördermengen der Braunkohlenförderung von 2005 bis 2009 (in Kilotonnen)<br />
137
4.3.4 Tourismus<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen ist eines der beliebtesten Kurzreiseziele Deutschlands. Für den internationalen<br />
Tourismus sind es vor allem die Kunstschätze und Kulturereignisse, die Besucher aus aller Welt auf<br />
Sachsen aufmerksam machen. Große Anziehungskraft besitzen die Großstädte, aber auch zahlreiche<br />
kleinere Städte mit historischen Stadtkernen. Reizvolle Landschaften bieten mit ihren abwechslungsreichen<br />
Urlaubsangeboten breitgefächerte Kur- und Erholungsmöglichkeiten.<br />
Die im LEP 2003 enthaltenen Ziele und Grundsätze zum Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus<br />
konnten in weiten Teilen umgesetzt werden (insbesondere Z 8.2 bis 8.6). Der Ausbau der Infrastruktur,<br />
einschließlich baulicher Höhepunkte wie die Wiedererrichtung der Frauenkirche in Dresden,<br />
sowie die ständige Erweiterung und Angebotsqualifizierung der Freizeiteinrichtungen in den urbanen<br />
Zentren oder ihrem Umland, wie u. a. der Belantis-Park bei Leipzig, haben die Voraussetzungen geschaffen<br />
für einen substanziellen Zuwachs des Gästeaufkommens im Berichtszeitraum. Gleiches gilt<br />
für die traditionellen, landesweit bedeutsamen Tourismusregionen sowie für die Städte, die mit ihren<br />
historisch wertvollen baulichen Strukturen als Träger der weiteren Entwicklung des Tourismus im<br />
Kulturreiseland Sachsen fungieren. In Verwirklichung des LEP 2003 entstehen in den Bergbaufolgelandschaften<br />
in touristischer Nutzung als „Leipziger Neuseenland“ und „Lausitzer Seenland“ neue<br />
Destinationen mit einem eigenständigen Profil (G 8.4).<br />
Karte 33: Reisegebiete sowie Kur- und Erholungsorte in Sachsen<br />
Die Beachtung der LEP-Grundsätze als konzeptionelles Gerüst beförderte die Entwicklung des Tourismus<br />
im ländlichen Raum zur zweiten Säule der sächsischen Tourismuswirtschaft (G 8.1 - G. 8.14).<br />
Durch konsequente Förderung touristischer Basiseinrichtungen und Vernetzung mit der Verkehrs-<br />
138
infrastruktur konnte sowohl die Quantität als auch die Qualität der touristischen Angebote weiter<br />
gesteigert werden. Dazu trug auch die Umsetzung der in Grundsatz G 8.9 angestrebten Erhaltung<br />
des Bestandsschutzes bzw. Neuprädikatisierung staatlich anerkannter Kur- und Erholungsorte bei.<br />
Reisegebiete und Gästezahlen<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hatte im Berichtszeitraum ein jährliches Gästeaufkommen zwischen 5,8 und<br />
fast 6 Mio. Gästeankünften sowie zwischen 15,5 und 15,9 Mio. Übernachtungen.<br />
Die drei Großstädte haben am Gesamttourismus Sachsens im Berichtszeitraum mit 46 % der Ankünfte<br />
und 35 % der Übernachtungen einen hohen Anteil.<br />
Gäste-Ankünfte<br />
1.800.000<br />
1.600.000<br />
1.400.000<br />
1.200.000<br />
1.000.000<br />
800.000<br />
600.000<br />
400.000<br />
200.000<br />
0<br />
Oberlausitz-<br />
Niederschl.<br />
Sächs.<br />
Schweiz<br />
Sächs.<br />
Elbland<br />
Ankünfte nach Reisegebieten<br />
Erzgebirge Sächs.<br />
Burgen- u.<br />
Heideland<br />
Reisegebiete<br />
Vogtland Dresden Leipzig Chemnitz<br />
Abb. 38: Entwicklung der Gäste-Ankünfte nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009<br />
Übernachtungen<br />
4.000.000<br />
3.500.000<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
Oberlausitz-<br />
Niederschl.<br />
Sächs.<br />
Schweiz<br />
Sächs.<br />
Elbland<br />
Übernachtungen nach Reisegebieten<br />
Erzgebirge Sächs.<br />
Burgen- u.<br />
Heideland<br />
Reisegebiete<br />
Vogtland Dresden Leipzig Chemnitz<br />
Abb. 39: Entwicklung der Gäste-Übernachtungen nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
139
Unter den sächsischen Reisegebieten außerhalb der Großstädte zählte das Erzgebirge im Zeitraum<br />
2006 bis 2009 mit insgesamt 3,8 Mio. Personen die meisten Gäste (bei 11,4 Mio. Übernachtungen),<br />
gefolgt vom Sächsischen Burgen- und Heideland (2,3 Mio. Gäste mit 6,6 Mio. Übernachtungen) und<br />
der Region Oberlausitz-Niederschlesien (2,1 Mio. Gäste mit ca. 6 Mio. Übernachtungen).<br />
Herkunft der Touristen<br />
Immer mehr ausländische Touristen erschließen sich das Reiseland Sachsen. Im Jahr 2009 erreichten<br />
sie einen Anteil von ca. 10 % an der Gesamtbesucherzahl. Dabei widerspiegeln die Gästezahlen des<br />
Jahres 2009 den Trend seit 2006: Die meisten Touristen kommen aus den USA, gefolgt von den Niederlanden<br />
und Österreich. Wie für die deutschen Besucher, erwiesen sich für die internationalen<br />
Gäste vor allem die Städte Dresden und Leipzig als Besuchermagnete. Etwa 40 % der jährlich rund<br />
600.000 ausländischen Gäste kann die Stadt Dresden für sich verbuchen. Fast 30 % besuchten die<br />
Stadt Leipzig (Tendenz steigend).<br />
Gäste 2006 2007 2008 2009<br />
gesamt 5.975.861 100,0 % 5.815.921 100,0 % 5.911.979 100,0 % 5.964.696 100,0 %<br />
Inland 5.392.288 90,2 % 5.242.254 90,1 % 5.296.153 89,6 % 5.361.310 89,9 %<br />
Ausland 583.573 9,8 % 573.667 9,9 % 615.826 10,4 % 603.386 10,1 %<br />
Tab. 27: Gästeaufkommen in Sachsen 2006 bis 2009<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
Zum Stichtag 31.7.2009 gab es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2.097 geöffnete Beherbergungsbetriebe mit<br />
neun oder mehr Betten. Damit hat sich die Zahl der Betriebe seit 2006 (2.088 Betriebe) nur geringfügig<br />
erhöht. Deutlich stärker ist die Zahl der angebotenen Betten von 111.368 im Jahre 2006 auf<br />
116.669 im Jahre 2009 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme um fast 5 %. Die Wiedereröffnung<br />
der Frauenkirche und die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 haben u. a. dazu geführt,<br />
dass sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen in diesem Jahr Spitzenwerte erzielt<br />
wurden. Nach entsprechender Abnahme in den darauf folgenden Jahren konnten 2009 wieder ähnlich<br />
hohe Werte erreicht werden. Dem allgemeinen Trend zu Kurzreisen folgend, hat sich die Verweildauer<br />
der Gäste minimal verringert.<br />
Beherbergungsbetriebe 2006 2007 2008 2009<br />
Betriebe 2.088 2.053 2.097 2.097<br />
Betten 111.368 111.410 115.309 116.669<br />
Auslastung (%) 40,80 39,70 38,60 38,00<br />
Tab. 28: Betriebe und Bettenzahlen im Beherbergungsgewerbe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />
Die verschiedenen Betriebsarten haben sich in den vergangenen vier Jahren unterschiedlich entwickelt.<br />
Den größten Gästezuwachs konnten die Pensionen verbuchen (Ankünfte: +9 % und Übernachtungen:<br />
+6 %). Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei den Vorsorge- und Reha-Kliniken und den<br />
Hotels Garni verlaufen. Rückläufig dagegen war in Sachsen die Nachfrage nach Ferienhäusern und<br />
Ferienwohnungen (Ankünfte: -12 % und Übernachtungen: -18 %), wobei aufgrund einer Änderung<br />
der statistischen Erhebung kein direkter Vergleich möglich ist. Auch die Gasthöfe mussten bei Einbußen<br />
von -8 % bei den Ankünften und -6 % bei den Übernachtungen ein negatives Fazit ziehen.<br />
140
Karte 34: Übernachtungen in Gästebetten des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2009<br />
Städte- und Kulturtourismus<br />
Der Städte- und Kulturtourismus bildet weiterhin den Kern der Entwicklung des Tourismus in Sachsen.<br />
Hier sind die größten Zuwächse bei Ankünften und Übernachtungen zu verzeichnen. Daraus<br />
ergeben sich positive Sekundäreffekte, insbesondere bei den Umsätzen in Kultureinrichtungen, im<br />
Handel und in der Gastronomie.<br />
Die Bewerbung Sachsens als Kulturreiseland Nr.1 in Deutschland hat sowohl auf dem nationalen als<br />
auch auf dem internationalen Tourismusmarkt eine positive Wirkung gezeigt. Die große Zahl historisch<br />
interessanter Städte und hochwertiger Kulturangebote verspricht eine mittel- bis langfristige<br />
Erschließung und Bindung zahlungskräftiger Gästepotenziale. Der Trend zu kürzeren, dafür aber<br />
exklusiveren Reisen kommt Sachsen dabei zugute. Neben den weltweit bekannten und nachgefragten<br />
Zielen wie Dresden und Leipzig kommen zunehmend auch die traditionsreichen Städte im Erzgebirge<br />
sowie Görlitz, Meißen oder Torgau mit ihren historischen Stadtkernen und entsprechenden<br />
kulturellen Angeboten in den Blickpunkt der Reisenden.<br />
Tourismus im ländlichen Raum<br />
Außerhalb der Städte werden in zunehmendem Maße die Angebote des Aktivtourismus angenommen.<br />
Insbesondere im ländlichen Raum fanden Radfahren, Wandern und Tourismus am Wasser<br />
wachsenden Zuspruch, für den mit dem Ausbau überregionaler Radfernwanderwege (u.a. Elbe-,<br />
Spree-, Frosch- und Oder-Neisse-Radweg) und Wanderwege (Vogtlandpanorama- oder Malerweg)<br />
sowie mit der Entwicklung der neuen Seenlandschaften (Lausitzer Seenland und Leipziger Neuseenland)<br />
die notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden.<br />
141
Mehr als die Hälfte aller touristischen Ankünfte wurden im Berichtszeitraum in den ländlichen Gebieten<br />
Sachsens registriert. Bei den Übernachtungen ist der Anteil noch größer. Etwa zwei Drittel<br />
aller Übernachtungen fanden in den ländlichen Regionen Sachsens statt. Hier liegt die Verweildauer<br />
um gut einen Tag höher als in den Städten.<br />
Abb. 40: Modernisierung bestehender<br />
Ferienwohnungen „Kleiner<br />
Zschirnsteinhof“ in Kleingießhübel/<br />
Sächs. Schweiz (Foto: SMUL)<br />
Die Förderung des Tourismus im ländlichen Raum in Sachsen ist deshalb integrierter Teil der ländlichen<br />
Entwicklung. Sie dient der Erhöhung der Wertschöpfung sowie der Diversifizierung der Wirtschaft<br />
im ländlichen Raum und damit der Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in zumeist<br />
strukturschwachen Gebieten. Dabei wird auf eine marktgerechte Entwicklung des Landtourismus<br />
unter Berücksichtigung von naturräumlichen Potenzialen zur Steigerung der Attraktivität Sachsens<br />
als Reiseziel besonderer Wert gelegt.<br />
Kur- und Erholungsorte<br />
Zum 31.12.2009 waren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gemäß Sächsischem Kurorte-Gesetz (SächsKurG) 14<br />
Gemeinden berechtigt, die Bezeichnung „Staatlich anerkannter Kurort“ für das gesamte Gemeindegebiet<br />
oder für einen definierten Gemeindeteil zu führen. Damit ist die Zahl der Kurorte im Vergleich<br />
zu 2006 unverändert geblieben. Die Zahl der Gemeinden mit dem Prädikat „Staatlich anerkannter<br />
Erholungsort“ hat sich von 64 auf 65 erhöht (siehe auch Karte 33).<br />
Die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen in den Kur- und Erholungsorten hat sich im Berichtszeitraum<br />
weiter positiv entwickelt.<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Ankünfte 573.525 960.568 923.193 1.010.409<br />
Übernachtungen 2.735.580 4.222.028 4.061.566 4.375.291<br />
Tab. 29: Ankünfte und Übernachtungen in Kur und Erholungsorten 2006 bis 2009<br />
142
4.3.5 Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />
Die sächsische Landwirtschaft erzeugt landwirtschaftliche Produkte auf etwa der Hälfte der Fläche<br />
des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Neben ihren wirtschaftlichen Funktionen erlangte die Land- und Forstwirtschaft<br />
Bedeutung als<br />
Sicherung der Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />
unabdingbare Erwerbs- und Lebensrauminfrastruktur für Menschen, Flora und Fauna (z. B. ländlicher<br />
Tourismus, Dienstleistungs- und verarbeitendes Kleingewerbe),<br />
wichtige Grundlage für einen funktionsfähigen Naturhaushalt,<br />
wesentlicher Bestandteil einer wirksamen Hochwasserschutzstrategie in der Fläche und<br />
wichtiger Baustein für die Strategie, in Europa unabhängiger im Energie- bzw. Rohstoffbereich<br />
zu werden (erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe).<br />
In der Land-, Fischerei- und Forstwirtschaft waren 2009 ca. 41.700 Erwerbstätige registriert. Das<br />
entspricht einem Anteil von etwas mehr als 2 % der Erwerbstätigen in Sachsen insgesamt. Die Produktivität<br />
der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft liegt zwar noch unter der der anderen Wirtschaftszweige,<br />
in den letzten Jahren waren jedoch enorme Steigerungen zu verzeichnen. Zurückzuführen<br />
sind diese Verbesserungen auf das umfangreiche Rationalisierungs- und Investitionsgeschehen,<br />
die guten und stabilen Betriebsstrukturen sowie den hohen Qualifizierungsstand der Beschäftigten.<br />
Trotz des Wettbewerbsdruckes durch die zunehmende Globalisierung und Liberalisierung der<br />
Agrarmärkte ist es gelungen, die Beschäftigungszahlen seit 2006 stabil zu halten.<br />
4.3.5.1 Landwirtschaft und Fischereiwirtschaft, Garten- und Weinbau<br />
Landwirtschaft<br />
Von den 2007 in der Landwirtschaft beschäftigten 42.274 Personen (nächste amtliche Arbeitskräfteerfassung<br />
erst <strong>2010</strong>) waren 33.062 ständig Beschäftigte (Familien-Arbeitskräfte und ständige familienfremde<br />
Arbeitskräfte), davon waren ca. 60 % in Vieh haltenden Betrieben tätig. Hinzu kommen<br />
9.212 nicht ständig Beschäftigte vorwiegend in Dauerkultur- und Gartenbauunternehmen, aber auch<br />
in Ackerbaubetrieben.<br />
Die Strukturvielfalt bei den sächsischen Landwirtschaftsbetrieben sichert weiterhin sowohl die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft insgesamt als auch die Erfüllung ihrer zahlreichen sozialen,<br />
kulturellen und ökologischen Funktionen. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag 2009 mit<br />
130 ha weit über dem Bundesdurchschnitt.<br />
Der Entzug von Landwirtschaftsflächen zugunsten von Erholungsflächen, Gebäude- und Freiflächen<br />
sowie von Verkehrsflächen hat sich fortgesetzt (siehe auch Kap. 3.4). Diese Entwicklung konzentriert<br />
sich vorrangig auf die Verdichtungsräume, erhöht dort aber die Kosten der Flächennutzung (Pacht-<br />
und Kaufpreise). Andererseits nahm im Zeitraum 2006 bis 2009 der Pachtflächenanteil der Unternehmen<br />
stetig (von 90 auf 86 %) zugunsten des Bodeneigentums (Anstieg von 10 auf 14 %) ab.<br />
Insbesondere die weitere Privatisierung der zurzeit in Sachsen noch ca. 27.000 ha umfassenden<br />
Treuhandflächen der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -Verwaltungsgesellschaft (BVVG) über<br />
das Neue Privatisierungskonzept (NPK 2007-2009) und die Neuen Privatisierungsgrundsätze (NPG ab<br />
<strong>2010</strong>) wird den Anteil des Bodeneigentums an den landwirtschaftlichen Flächen bis 2025 weiter<br />
ansteigen lassen.<br />
143
Landwirtschaftliche Betriebe nach Betriebsformen 2009<br />
Ackerbaubetriebe<br />
29%<br />
Gartenbaubetriebe<br />
1%<br />
nichtlandw .<br />
Primärprod.<br />
4%<br />
Verbundbetriebe<br />
24%<br />
Dauerkulturbetriebe<br />
1%<br />
Abb. 41: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen 2009<br />
Futterbaubetriebe<br />
37%<br />
Veredlungsbetriebe<br />
Schäferei- 1%<br />
betriebe<br />
3%<br />
Im Berichtszeitraum wurden in den Regionalplänen regional bedeutsame Flächen für die landwirtschaftliche<br />
Produktion als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft ausgewiesen (überwiegend Böden<br />
mit Bodenwertzahlen über 50). Trotzdem konnten damit nicht in allen Landesteilen landwirtschaftlich<br />
wertvolle Flächen für die landwirtschaftliche Produktion gesichert werden.<br />
Die positive Entwicklung des ökologischen Landbaus hat sich auf niedrigem Niveau fortgesetzt. Die<br />
Zahl der Erzeugerbetriebe ist in den Jahren 2006 bis 2009 von 279 auf 405 gestiegen und hat sich<br />
damit um 45 % erhöht. Die Entwicklung der Fläche von 23.450 ha auf 32.310 ha bedeutet eine Steigerung<br />
um 37,8 %. Von dem insgesamt 8.860 ha Flächenzuwachs entfallen allein rund 5.000 ha auf<br />
das Jahr 2009, wozu in erster Linie die ab 2009 erhöhten Förderprämien für den ökologischen Landbau<br />
im Rahmen des Agrarumweltprogramms beigetragen haben.<br />
Ökologischer Landbau 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Entwicklung<br />
2005 bis 2009<br />
in %<br />
landw. Betriebe gesamt 279 293 334 350 405 +45,2<br />
Fläche der Unternehmen<br />
(LF in ha)<br />
23.450 25.053 26.965 27.324 32.310 +37,8<br />
Anteil an der LF von<br />
Sachsen in %<br />
2,5 2,8 2,9 3,0 3,5 +1,0<br />
Durchschnittliche Betriebsgröße<br />
(LF in ha)<br />
84,1 85,5 80,7 78,1 79,8 -5,1<br />
Tab. 30: Entwicklung Betriebe und Fläche im ökologischen Landbau (Quelle: LfULG, Meldungen der Kontrollstellen)<br />
144
Damit konnte das auch im LEP 2003 festgehaltene Bestreben des <strong>Freistaat</strong>es, die ökologisch bewirtschaftete<br />
Fläche in Sachsen kontinuierlich zu erhöhen, weiter umgesetzt werden. Allerdings lag der<br />
Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Sachsen 2009 bei 3,5 % der Landwirtschaftsflächen<br />
und damit noch deutlich unter der im LEP festgehaltenen Zielgröße von 10 % (Z 9.3). Die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße ist mit 79,8 ha gegenüber 84,1 ha im Jahr 2006 leicht rückläufig.<br />
Die Tierhaltung ist mit ca. 42 % am Produktionswert der gesamten Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />
beteiligt und damit eine tragende Säule. Die Viehbestände haben sich in den vergangenen<br />
Jahren überwiegend stabilisiert. Rückgänge sind bei Schafen zu verzeichnen, insbesondere aufgrund<br />
unbefriedigender Markterlöse. Bei Milchkühen sank der Bestand infolge von Leistungssteigerungen<br />
und der Limitierung der Erzeugung aufgrund der bestehenden Milchquote. Mit einer Milchleistung<br />
von 8.891 kg je Kuh und Jahr nimmt die sächsische Milcherzeugung einen Spitzenplatz in Deutschland<br />
ein. Der Schweinebestand in Sachsen befindet sich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau,<br />
wobei ein leicht positiver Trend erkennbar ist. Die Mastgeflügelbestände weisen eine Steigerung auf.<br />
Das durch einen geringen Viehbesatz im <strong>Freistaat</strong> Sachsen von 0,56 GV/ha gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />
von 0,8 GV/ha mögliche Entwicklungspotenzial für die Tierhaltung kann aufgrund begrenzter<br />
Verfügbarkeit geeigneter Bauflächen nicht ausgeschöpft werden. Das Ziel im LEP 2003, den<br />
agrarstrukturellen Belangen bei der Dorfentwicklung besonderes Gewicht einzuräumen, führte in<br />
den seltensten Fällen zur Ausweisung von Eignungsflächen für Erweiterung bzw. Neubau von Tierhaltungsanlagen<br />
in den Regionalplänen. Die Gemeinden sind der Aufgabenstellung nur unzureichend<br />
nachgekommen.<br />
Tierbestände<br />
2006<br />
Anzahl in Tausend Stück/Jahr<br />
2007 2008 2009<br />
Rinder 484 485 509 507<br />
darunter Milchkühe 191 192 191 187<br />
Schweine 632 622 646 675<br />
Schafe 122 127 125 116<br />
Hühner, Lege- und Junghennen,<br />
Masthühner<br />
7.762* 9.175<br />
sonstiges Geflügel 277* 324<br />
Tab. 31: Entwicklung der Tierbestände 2006 bis 2009 (*Geflügel Erfassung nur 2005 und 2007)<br />
Ackerbau erfolgt auf ca. 79 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Wiederum 79 % des Ackerlandes<br />
werden zum Anbau von Druschfrüchten genutzt. Die Hauptkulturen auf dem Ackerland sind<br />
Getreide, einschließlich Körnermais, Ölfrüchte und Futterkulturen. Beim Getreide wird besonders<br />
qualitätsorientiert produziert. Der Anteil Qualitätsgetreide liegt mit 80 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />
(50 %).<br />
Der Anbau und die Verwertung nachwachsender Rohstoffe und Energiepflanzen haben in den letzten<br />
Jahren an Bedeutung zugenommen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Im Jahr 2007 erfolgte der<br />
Anbau nachwachsender Rohstoffe (inkl. Energiepflanzen) auf 66.330 ha. Bezogen auf das gesamte<br />
Ackerland (721.373 ha) wurden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen auf ca. 9 % der Fläche Kulturarten angebaut,<br />
die stofflichen und/oder energetischen Zwecken zugeführt wurden. Aufgrund der Aussetzung der<br />
obligatorischen Flächenstilllegung im Jahr 2008, des Wegfalls der obligatorischen Flächenstilllegung<br />
ab dem Jahr 2009 und des Wegfalls der Energiepflanzenprämie ab dem Jahr <strong>2010</strong> liegen keine vergleichbaren<br />
Angaben mehr zum Anbau nachwachsender Rohstoffe in Sachsen vor.<br />
145
Kulturarten Fläche<br />
[in ha]<br />
2006 2009<br />
Anteil am<br />
Ackerland<br />
[in %]<br />
Fläche<br />
[in ha]<br />
Anteil am Ackerland<br />
[in %]<br />
Getreide 388.530 53,9 407.187 56,5<br />
Mais 74.163 10,3 81.633 11,3<br />
Hülsenfrüchte 15.351 2,1 7.508 1,0<br />
Hackfrüchte 21.154 2,9 21.568 3,0<br />
Ölfrüchte 133.307 18,5 136.765 19,0<br />
Futterpflanzen (ohne Mais) 43.879 6,1 46.412 6,4<br />
Sonstiges (Sonderkulturen,<br />
Gartenbauerz., Brachflächen)<br />
44.788 6,2 20.149 2,8<br />
Ackerland gesamt (AL) 721.172 100 721.222 100<br />
Dauergrünland 183.805 - 188.020 -<br />
Sonstige Flächen 5.838 - 5.678 -<br />
Landwirtschaftlich genutzte<br />
Fläche gesamt<br />
Tab. 32: Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche 2006 und 2009<br />
910.815 - 914.920 -<br />
Die sächsische Landwirtschaft hat ihre Umweltbilanz erheblich verbessert. Der Anteil an konservierender<br />
Bewirtschaftung zur Bekämpfung der Bodenerosion stieg von 2005 mit 246.000 ha auf über<br />
die Hälfte der Ackerfläche (ca. 360.000 ha) im Jahr <strong>2010</strong>. Dabei wurden <strong>2010</strong> bereits ca. 210.000 ha<br />
dauerhaft konservierend bearbeitet. Dies gewährleistet ein höheres Maß an Nährstoffrückhalt, Boden-<br />
und Gewässerschutz als bei einer nur zeitweise konservierenden Bodenbearbeitung.<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat seit 1993 mit seinem Programm „Umweltgerechte Landwirtschaft“ vielen<br />
Landwirten einen Einstieg in eine umweltfreundlichere, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete oder auch<br />
extensivere Produktion ermöglicht. Auch im neuen Förderzeitraum 2007 bis 2013 wird dies mit den<br />
Agrarumweltmaßnahmen der 2. Säule des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum 2007<br />
bis 2013 im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren<br />
fortgesetzt.<br />
Fischereiwirtschaft<br />
Die sächsischen Teichlandschaften konnten im Berichtszeitraum entsprechend dem LEP 2003 als<br />
Bestandteil der Kulturlandschaft für die Teichwirtschaft erhalten und ausgebaut werden (Z 9.8). So<br />
bilden in Sachsen zurzeit ca. 8.500 ha Teichfläche für die Karpfenteichwirtschaft sowie 2.245 ha<br />
Seen für die Fischerei die Grundlage für die Fischproduktion.<br />
Die Forellenproduktion erfolgt an mehreren Standorten, vor allem im Mittelgebirge sowie in Netzgehegeanlagen<br />
in Tagebaurestseen. Inzwischen sind im <strong>Freistaat</strong> außerdem einige technische Aquakulturanlagen<br />
in Betrieb gegangen. Die Karpfenteichwirtschaft bleibt jedoch, trotz zwischenzeitlichem<br />
Produktionsrückgang, der wichtigste und größte Bereich der Fischereiwirtschaft in Sachsen. Zunehmend<br />
werden Satz- und Zierfische verschiedener Arten erzeugt. Darüber hinaus nimmt in den letzten<br />
Jahren die Lohnmast von Stören in Karpfenteichen im Auftrag von Kaviarproduzenten zu.<br />
146
Fischart 2006 2007 2008 2009<br />
Speisekarpfen 2.286 t 1.964 t 2.050 t 1.840 t<br />
Satzkarpfen 1.480 t 1.544 t 1.442 t 1.065 t<br />
Speiseforellen 307 t 324 t 339 t 404 t<br />
Sonstige Fische 439 t 547 t 517 t 608 t<br />
gesamt 4.512 t 4.379 t 4.348 t 3.917 t<br />
Tab. 33: Entwicklung der Fischerzeugung der Binnenfischerei Sachsen in Tonnen (Quelle: LfULG)<br />
Mit der Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaften um Leipzig und vor allem in der Lausitz sind<br />
weitere Wasserflächen für eine fischwirtschaftliche Nutzung entstanden bzw. werden entstehen.<br />
Diese sowie die teilweise bereits vor über 600 Jahren angelegten sächsischen Teiche tragen zu einer<br />
bedeutsamen und ökologisch vielfältigen Kulturlandschaft bei.<br />
Garten- und Weinbau<br />
Bei der letzten statistischen Erhebung in Sachsen 2007 hatte der Produktionsgartenbau einen Anteil<br />
von etwa 8 % am Produktionswert der Landwirtschaft. Über die Hälfte der 695 Betriebe des Produktionsgartenbaus<br />
haben sich auf den Zierpflanzenanbau spezialisiert. Solche Betriebe befinden sich<br />
zumeist in oder am Rand von Siedlungskernen.<br />
Den größten Flächenanteil haben spezialisierte Obstbetriebe. Die Reproduktion des Baumobstbestandes<br />
hat weiterhin Priorität, um die getätigten Investitionen in Lagerung und Vermarktung auch<br />
in den kommenden Jahren auszulasten. Eine flächenmäßige Ausdehnung des Baumobstanbaus ist<br />
aber nicht zu erwarten.<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Ertragsrebfläche ha 397 409 426 447 432<br />
dar. ökologische Bewirtschaftung<br />
ha 7,7 3,7 3,6 4,4 4,4<br />
Hektarertrag hl/ha 49 52 59 60 23<br />
Mostgewicht<br />
o<br />
Oe 86 92 85 84 89<br />
Tab. 34: Entwicklung der Erträge und Mostgewichte im Weinbaugebiet Sachsen<br />
Im Weinbaugebiet Sachsen betrug die Ertragsrebfläche 2009 ca. 432 ha. Davon wurden 4,4 ha ökologisch<br />
bewirtschaftet.<br />
Zur Erhaltung und Gestaltung der traditionellen Weinbauflächen in Sachsen sind im Regionalplan<br />
Oberes Elbtal/Osterzgebirge ein Ziel und zwei Grundsätze festgeschrieben. In der Raumnutzungskarte<br />
des Regionalplanes sind Vorranggebiete Weinbau symbolhaft ausgewiesen.<br />
4.3.5.2 Wald und Forstwirtschaft<br />
Waldfläche und Waldanteil<br />
Im <strong>Landesentwicklung</strong>splan 2003 ist das Ziel verankert, den Waldflächenanteil in Sachsen auf 30 %<br />
zu erhöhen (Z 9.4). Die vom Staatsbetrieb Sachsenforst im Rahmen der Waldflächeninventur erfasste<br />
Waldflächenentwicklung im Zeitraum von 2006 bis 2009 war weiterhin positiv. Seit dem 31.12.2007<br />
(Forstbericht 2008) stieg die Waldfläche von 518.325 ha um 2.960 ha auf 521.285 ha.<br />
147
Damit hat der Wald im <strong>Freistaat</strong> Sachsen einen Anteil an der Gesamtfläche von rund 28 %. In den<br />
Regionalplänen sind Vorrang- und Vorbehaltsgebiete zum Schutz des vorhandenen Waldes in Größenordnung<br />
von ca. 54.665 ha (VRG) bzw. ca. 64.108 ha (VBG) ausgewiesen. Zur Unterstützung der<br />
Erreichung des LEP-Zieles von 30 % Waldflächenanteil wurden in den Regionalplänen regional bedeutsame<br />
Schwerpunkte der Waldmehrung sowie Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Waldmehrung im<br />
Umfang von ca. 5.492 ha (VRG) bzw. 12.350 ha (VBG) ausgewiesen.<br />
Karte 35: Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Waldschutz und Waldmehrung in den Regionalplänen<br />
Forstliche Förderung<br />
Zur Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung, der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />
und des Naturschutzes im Wald wurden im Zeitraum 2006 bis 2009 für mehr als 2.500 Vorhaben im<br />
Privat- und Körperschaftswald Zuwendungen ausgezahlt. Mit Hilfe der Förderung der forstlichen<br />
Infrastruktur, d. h. forstwirtschaftlicher Wege- und Brückenbau, wurden 133 Kilometer forstwirtschaftliche<br />
Wege gebaut und instand gesetzt und somit die Erschließung im Privat- und Körperschaftswald<br />
nachhaltig verbessert. Diese Walderschließung ist eine wesentliche Voraussetzung zur<br />
Intensivierung der Waldpflege und Holznutzung. Gleichzeitig ermöglichen diese forstwirtschaftlichen<br />
Wege der Bevölkerung den Zugang zum zunehmend beliebteren Erholungsort Wald.<br />
Der Aufbau naturnaher, vielfältig strukturierter und stabiler Mischwaldbestände ist eine wichtige<br />
Vorsorgemaßnahme gegenüber dem prognostizierten Klimawandel in Sachsen. Mit Fördermittelunterstützung<br />
wurden ca. 1.300 ha Wald privater und kommunaler Grundeigentümer aufgeforstet und<br />
umgebaut. Durch Bodenschutzkalkung von Waldböden können kurzfristig die hohen immissionsbedingten<br />
Säureeinträge im Oberboden abgepuffert und damit Schäden an Baumbestand und Wald-<br />
148
oden gemindert werden. Insgesamt wurde eine Fläche von fast 11.000 ha Privat- und Körperschaftswald<br />
gekalkt.<br />
Zur Bewältigung der durch den Sturm „Kyrill“ im Januar 2007 entstandenen Schäden wurden mit<br />
Mitteln aus dem Europäischen Solidaritätsfonds im Körperschaftswald des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />
86 km beschädigte forstwirtschaftliche Wege wieder instand gesetzt und der Mehraufwand für die<br />
Aufarbeitung von fast 100.000 m³ Schadholz ausgeglichen.<br />
Waldzustand<br />
Die mittlere Kronenverlichtung (KV) und der Anteil deutlich geschädigter Bäume sind im Zeitraum<br />
2006 bis 2009 annähernd konstant auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Berichtszeiträume<br />
geblieben. Die Bedeutung klassischer Waldschäden, die im direkten Zusammenhang mit hohen Konzentrationen<br />
bestimmter Stoffe (insbes. Schwefel, aber auch Stickoxide, Ozon und sog. flüchtige<br />
Kohlenwasserstoffe) im Boden und in der Atmosphäre stehen, nahm im Berichtszeitraum 2006 bis<br />
2009 weiter ab. Gerade stark rückläufige Schwefeleinträge und die regelmäßige Waldkalkung der<br />
Gebirgswälder als Ausgleichsmaßnahme jahrzehntelanger Säureeinträge bewirkten eine sichtbare<br />
Besserung des Waldzustandes.<br />
Im Berichtszeitraum fiel allein durch den Orkan „Kyrill“ (18.01.2007) zusammen mit dem wenige<br />
Tage später folgenden Sturmtief „Lancelot“ mehr als 1,82 Mio. m³ Sturmholz an. In dem mit<br />
1,15 Mio. m³ am stärksten betroffenen Landeswald überstieg diese Menge den planmäßigen Jahreseinschlag.<br />
Die in Folge eines Befalls durch den wirtschaftlich relevantesten Borkenkäfer an Fichten,<br />
den „Buchdrucker“, landesweit in den Jahren 2006 bis 2009 zwangsweise zu entnehmende Holzmenge<br />
betrug 293.000 m³. Allein im Jahr 2008, mit dem höchsten Buchdruckerbefall der letzten 40<br />
Jahre, trat in den Wäldern aller Eigentumsarten fast 130.000 m³ Stehendbefall durch dieses Forstschadinsekt<br />
auf.<br />
[%] alle<br />
Baumarten Fichte<br />
Kiefer Eiche Buche<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09 06 07 08 09<br />
deutlich geschädigt schw ach geschädigt ungeschädigt<br />
KV (alle Alter) KV (-60 Jahre) KV (>60 Jahre)<br />
Abb. 42: Waldzustand nach Baumart im Zeitraum 2006 bis 2009 (Quelle: SMUL)<br />
149
Forstwirtschaft<br />
In den sächsischen Wäldern werden Jahr für Jahr mehr als 4,5 Mio. m³ Holz produziert. Davon wird<br />
durch die Waldbesitzer bisher lediglich knapp die Hälfte geerntet. Die Bereitstellung des nachwachsenden<br />
Rohstoffes Holz durch die Forstwirtschaft bildet das erste Glied einer weitreichenden Wertschöpfungs-<br />
und Verwertungskette, dem sogenannten Cluster „Forst & Holz“. Auf die stetige Versorgung<br />
mit Holz sind ganze Wirtschaftsbranchen angewiesen. Der Cluster erstreckt sich über Forstbetriebe<br />
und -unternehmen, Sägewerke und Holzindustrie, Holzhandwerk und -bau, Zellstoff- und<br />
Papierindustrie, Druckerei- und Verlagswesen. Mit dem Grad der Veredelung nehmen Wertschöpfung<br />
und Arbeitsplatzzahl exponentiell zu. Besonders der ländliche Raum profitiert davon überdurchschnittlich.<br />
Hier sichert die sächsische Forst- und Holzwirtschaft wichtige Arbeitsplätze und Einkommen.<br />
150
4.4 Technische Infrastruktur<br />
4.4.1 Verkehr<br />
Auf Grundlage der fachliche Grundsätze und Ziele des LEP 2003 sowie des Fachlichen Entwicklungsplanes<br />
Verkehr konnten im Berichtszeitraum weitere wesentliche Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Verkehrsinfrastruktur realisiert werden, um die wirtschaftliche Entwicklung aller Teilräume des <strong>Freistaat</strong>es<br />
zu unterstützen, die Erreichbarkeit zentralörtlicher Funktionen sicherzustellen sowie die<br />
Einbindung in nationale und internationale Verkehrsnetze zu verbessern.<br />
4.4.1.1 Schienenverkehr<br />
Der Ausbau der „Sachsen-Franken-Magistrale“ (LEP-Ziele Z 10.5 und 10.6) zwischen Dresden und<br />
Hof ist bis auf wenige Teilabschnitte fertig gestellt. Im Berichtszeitraum wurden die Baumaßnahmen<br />
zwischen Hohenstein-Ernstthal und St. Egidien sowie im Knoten Chemnitz fortgeführt.<br />
Für die Elektrifizierung des Abschnittes Reichenbach - Hof haben die <strong>Freistaat</strong>en Bayern und Sachsen<br />
die Vorfinanzierung der Planung übernommen und konnten das Projekt damit wesentlich voran<br />
bringen. Die Unterzeichnung des Finanzierungsvertrages zwischen Bund und DB AG erfolgte am<br />
06.07.<strong>2010</strong> sowie zwischen <strong>Freistaat</strong> Sachsen und DB AG am 28.07.<strong>2010</strong>. Mit dem Bau wurde ebenfalls<br />
im Juli <strong>2010</strong> begonnen.<br />
Die Arbeiten am City-Tunnel Leipzig sind im Berichtszeitraum weiter voran gekommen. Im Januar<br />
2007 begann der unterirdische Vortrieb zur Bohrung der beiden je 1.750 m langen Tunnelröhren. Im<br />
Dezember 2008 waren die Tunnelröhren fertig gestellt. Der Rohbau der Tunnelstationen wurde bis<br />
Ende 2009 nahezu abgeschlossen. Gleichzeitig konnte auch der Innenausbau der unterirdischen<br />
Stationen beginnen. Der eisenbahntechnische Ausbau des Tunnels erfolgt durch die DB AG.<br />
Abb. 43: City-Tunnel Leipzig (Foto: Lier)<br />
An der „Mitte-Deutschland-Verbindung“ (Z 10.7) hat der <strong>Freistaat</strong> Sachsen einen vergleichsweise<br />
geringen Anteil. Die Mehrzahl der Baumaßnahmen wurde deshalb im thüringischen Abschnitt realisiert.<br />
Auf sächsischer Seite wurde die Errichtung des elektronischen Stellwerks Meerane vorbereitet,<br />
die zugehörigen Baumaßnahmen haben 2011 begonnen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur<br />
effizienteren Betriebsführung auf dieser Strecke geleistet.<br />
Der gemäß LEP 2003 sowohl für die „Mitte-Deutschland-Verbindung“ als auch für die „Sachsen-<br />
Franken-Magistrale“ (Abschnitt Hof - Leipzig) bedeutsame Neubau der „Dennheritzer Kurve“ wurde<br />
151
durch den Bund nach erfolgter Untersuchung und Bewertung aus wirtschaftlichen Gründen weder<br />
im Bundesverkehrswegeplan 2003 noch im Bedarfsplan Schiene berücksichtigt.<br />
Die Eisenbahnneubaustrecke Erfurt - Halle/Leipzig über den Flughafen Leipzig/Halle (Z 10.8) ist im<br />
sächsischen Teil bereits nahezu vollständig fertig gestellt. Offen sind noch Baumaßnahmen in den<br />
Nachbarländern Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Einbindung in den Knoten Leipzig.<br />
Die Strecke Leipzig - Dresden ist im Abschnitt Leipzig - Riesa ebenfalls bereits für 200 km/h ausgebaut.<br />
Im verbleibenden Teil zwischen Riesa und Dresden konnte der Ausbau des ersten Abschnitts<br />
von Riesa bis Abzweig Röderau im Dezember 2006 fertig gestellt werden. Der Bau der zweigleisigen<br />
Verbindungskurve zur Berliner Strecke wurde im Dezember <strong>2010</strong> abgeschlossen. Diese Verbindungskurve<br />
ermöglicht die Entflechtung von schnellem Schienenpersonenfernverkehr sowie langsamerem<br />
Schienenpersonennahverkehr und Güterverkehr im Zulauf auf den Knoten Dresden. Ebenso wurde im<br />
Dezember <strong>2010</strong> der ausgebaute Abschnitt zwischen Weinböhla und Abzweig Radebeul in Betrieb<br />
genommen. Dieser ist gleichermaßen Teil der Strecke Leipzig - Dresden und Berlin - Dresden und<br />
kommt damit beiden Relationen zugute. Der weitere Ausbau erfolgt im Abschnitt Abzweig Radebeul<br />
- Dresden-Neustadt gemeinsam mit dem Neubau der S-Bahn-Strecke nach Meißen-Triebischtal.<br />
Im Zuge des Ausbaus des Ostsachsennetzes ist die Strecke Görlitz - Zittau (LEP-Ziel Z 10.9) in wesentlichen<br />
Abschnitten für eine Geschwindigkeit von 100 km/h ausgebaut worden. Darin einbezogen<br />
war auch der etwa 12 km lange Abschnitt auf polnischem Gebiet. Dadurch wurden Fahrzeitreduzierungen<br />
um bis zu fünf Minuten möglich.<br />
4.4.1.2 Straßenverkehr<br />
Die flächendeckende Sicherung der Erreichbarkeit von Mittelzentren als regionale Versorgungs-,<br />
Bildungs- und Wirtschaftsstandorte ist eine der wesentlichen Forderungen des LEP 2003. Etwa zwei<br />
Drittel der sächsischen Bevölkerung können mit dem Pkw ein Mittelzentrum innerhalb von ca. 10<br />
Minuten Fahrzeit erreichen, knapp 95 % der Bevölkerung erreichen das nächste Mittelzentrum bis<br />
ca. 20 Minuten Fahrzeit. Nur etwa 1 % der sächsischen Bevölkerung benötigt länger als 30 Minuten,<br />
um mit dem Pkw das nächste Mittelzentrum zu erreichen (Quelle: Internes Arbeitsmaterial des<br />
SMWA). Damit sind die Forderungen des LEP 2003 nach einer Erreichbarkeit der Mittelzentren in<br />
weniger als 60 Minuten für den Sektor Straßenverkehr erfüllt (Begründung zu Z 2.3.7 bis Z 2.3.9).<br />
Zur Verbesserung der überregionalen Erreichbarkeit Sachsens, auch im Hinblick auf die EU-<br />
Erweiterung, sind gemäß LEP 2003 die überregionalen Straßenverbindungen in den sächsischen<br />
Abschnitten der paneuropäischen Korridore III und IV auszubauen oder durch Neubaumaßnahmen zu<br />
ergänzen (Z 10.11). Im Paneuropäischen Korridor IV (Berlin - Dresden - Prag) wurde Ende 2006 die<br />
Autobahn A17 auf deutschem Gebiet bis zur Bundesgrenze fertiggestellt.<br />
Um die Leistungsfähigkeit des Fernstraßennetzes an die Anforderungen durch die EU-Erweiterung<br />
anzupassen, konnten in Umsetzung des LEP 2003 zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik<br />
beziehungsweise der Republik Polen wichtige Fernstraßenprojekte fertiggestellt werden (Z 10.13).<br />
Weitere befinden sich im Bau.<br />
Die Autobahn A72n zwischen Chemnitz und Leipzig mit einer Gesamtlänge von ca. 62 km ist derzeit<br />
die wichtigste im Bau befindliche Bundesfernstraßenverbindung. Davon konnten bisher 12 km fertiggestellt<br />
werden. Auf weiteren ca. 33 km wird derzeit gebaut.<br />
152
Abb. 44: A17, Seidewitztalbrücke<br />
(Foto: Straßenbauverwaltung)<br />
Die B178n von der Autobahn A4 bei Weißenberg bis zur Bundesgrenze bei Zittau hat eine Gesamtlänge<br />
von ca. 42 km. Im Oktober 2007 und im Oktober 2008 konnten weitere 7 km in Betrieb genommen<br />
werden. Der 6 km lange Bauabschnitt 3.1 wurde <strong>2010</strong> dem Verkehr übergeben. Damit sind<br />
gegenwärtig ca. 22 km der B178n fertiggestellt. Im Bau befindet sich der Abschnitt 3.2 mit 10,2 km<br />
Baulänge.<br />
Weitere Ortsumgehungen wie z. B. die B92 in Oelsnitz/Vogtl., die B92 in Elsterberg, die B101 in Meißen,<br />
oder die B174 in Marienberg sind unter Verkehr bzw. befinden sich im Bau (z. B. B169 Riesa -<br />
B6).<br />
Schwerpunkte im Staatsstraßennetz waren im Berichtszeitraum<br />
der Neubau von Ortsumgehungen und damit Entlastung der Ortslagen,<br />
die Erhaltung und Verbesserung des Staatsstraßenbestandsnetzes sowie<br />
der Neu- und Ersatzneubau von Ingenieurbauwerken.<br />
Eine intakte und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur gehört zu den Voraussetzungen für die nachhaltige<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität einer Region. Neben dem Bau von Ortsumgehungen<br />
sind die Anbindung und der Ausbau des nachgeordneten Staatsstraßenetzes, einschließlich Neu- und<br />
Ersatzneubau von Ingenieurbauwerken, von Bedeutung.<br />
Abb. 45: S177, Ortsumgehung Radeberg<br />
(Foto: Straßenbauverwaltung)<br />
Verkehrswichtige Projekte im Staatsstraßenbau mit überregionaler und regionaler Bedeutung sind<br />
z.B. der Neubau der Westtrasse, einer Verbindung zwischen A72 und A4 westlich von Chemnitz,<br />
153
sowie der Neubau der S177 zwischen der A17 und der A4 östlich von Dresden. Ein wichtiger Baustein<br />
im Zuge der Westtrasse war die Fertigstellung der S 289 Ortsumgehung Reichenbach Ende<br />
2007. Im Zuge der S177 wurden 2007 die Westumgehung Pirna, 2. Bauabschnitt, und 2008 die<br />
Ortsumgehung Großerkmannsdorf/Radeberg dem Verkehr übergeben. Weitere erforderliche Bauabschnitte<br />
zur endgültigen Verkehrswirksamkeit sollen in den nächsten Jahren umgesetzt werden.<br />
Hohe Priorität haben die zahlreichen Ausbauprojekte innerhalb und außerhalb von Städten und Gemeinden.<br />
Beispielsweise wurden rund 3 km der S24 nördlich von Dahlen bis 2008 und die S25 in der<br />
Ortslage von Arzberg bis 2007 grundhaft ausgebaut.<br />
4.4.1.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)<br />
Fast die Hälfte der sächsischen Gemeinden weist ÖPNV-Reisezeiten zum nächsten Ober- bzw. Mittelzentrum<br />
von unter 30 Minuten auf. Weitere 25 % der Gemeinden sind mit ÖPNV-Reisezeiten<br />
zwischen 30 und 40 Minuten gut angebunden (Quelle: Internes Arbeitsmaterial des SMWA).<br />
Vergleichsweise hohe Reisezeiten von über 60 Minuten gab es 2005 in 20 Gemeinden des <strong>Freistaat</strong>es.<br />
Am stärksten betroffen sind dabei die Landkreise Mittelsachsen und Sächsische Schweiz-<br />
Osterzgebirge mit je sechs Gemeinden.<br />
Als problematisch erweist sich teilweise im ländlichen Raum die auf Grund der zurückgegangenen<br />
Auslastung reduzierte Anbindungshäufigkeit von Bus-Linien, insbesondere während der Schulferien,<br />
wenn auch der Schülerverkehr entfällt. Hier muss verstärkt nach alternativen Lösungen gesucht<br />
werden, um auch für die nicht oder weniger mobilen Bevölkerungsgruppen die Erreichbarkeit mittelzentraler<br />
Funktionen sicherzustellen.<br />
Abb.46: Fahrgastunterstand mit dynamischer<br />
Fahrgastinformation (Foto: ZVON)<br />
Der grenz- und länderübergreifende ÖPNV ist insbesondere durch<br />
Einführung und Ausgestaltung grenzüberschreitender Tarife und Tarifsysteme,<br />
neue grenzüberschreitende ÖPNV-Angebote<br />
Intensivierung der länder- und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der ÖPNV- bzw. SPNV-<br />
Aufgabenträger<br />
weiter ausgebaut worden. Damit wurden wichtige Schritte zur Umsetzung des LEP 2003 (G 10.15)<br />
unternommen.<br />
154
Die ÖPNV-Zweckverbände als die verantwortlichen Aufgabenträger im <strong>Freistaat</strong> Sachsen haben den<br />
grenzüberschreitenden ÖPNV durch die Einführung bzw. den Ausbau folgender Maßnahmen im Bereich<br />
der grenzüberschreitenden Tarife und Tarifsysteme befördert:<br />
Einführung des Elbe-Labe-Tickets im Gebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) und in der auf<br />
der tschechischen Seite angrenzenden Region Ústí n.L.<br />
Erweiterung des Geltungsbereiches des im Gebiet des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien<br />
(ZVON) und den angrenzenden Regionen in Tschechien und Polen gültigen<br />
Euro-Neiße-Tickets<br />
Erweiterung des Nahverkehrssystems EgroNet (inkl. EgroNet-Ticket) in der Region Vogtland sowie<br />
den angrenzenden Gebieten in Tschechien, Thüringen und Bayern auf die Städte Bayreuth, Gera<br />
und Weiden sowie den bayerischen Landkreis Lichtenfels<br />
Im grenzüberschreitenden ÖPNV zwischen dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen und Polen bzw. dem <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen und der Tschechischen Republik wurden durch die ÖPNV-Zweckverbände folgende Angebotsverbesserungen<br />
realisiert:<br />
Angebotsausweitung beim „Elbe-Labe-Sprinter“ zwischen Děčín und Bad Schandau sowie Einsatz<br />
attraktiver Fahrzeuge ab Dezember <strong>2010</strong><br />
Verlängerung des Wanderexpress „Bohemica“ Dresden - Děčín (saisonales Angebot) bis nach<br />
Litoměřice ab Frühjahr <strong>2010</strong> sowie Einrichtung von Adventszügen von Ústí n.L. und Děčín zum<br />
Striezelmarkt nach Dresden<br />
Betriebsaufname des grenzüberschreitenden „Trilex“, einem einheitlichen SPNV-Angebot mit<br />
modernen Dieseltriebwagen zwischen Liberec, Hrádek nad Nisou, Zittau, Varnsdorf, Rybniště und<br />
Seifhennersdorf<br />
Die sächsischen ÖPNV-Zweckverbände haben sowohl untereinander als auch Landesgrenzen überschreitend<br />
ihre Zusammenarbeit mit den benachbarten Aufgabenträgern intensiviert. Deutlich wird<br />
dies bereits in der gemeinsamen Planung und Ausschreibung von Verkehrsleistungen sowohl Verbund-<br />
als auch Landesgrenzen übergreifend. Beispiele hierfür sind:<br />
Ausschreibung und zwischenzeitliche Zuschlagserteilung für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz in<br />
Kooperation von sechs SPNV-Aufgabenträgern (drei sächsische ÖPNV-Zweckverbände, Länder<br />
Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie <strong>Freistaat</strong> Thüringen), das nach Inbetriebnahme des City-<br />
Tunnels Leipzig im Dezember 2013 umgesetzt werden soll<br />
Ausschreibung bzw. Zuschlagserteilung weiterer Verbund- bzw. Landesgrenzen überschreitender<br />
Linien bzw. Strecken (Dieselnetz Ostthüringen, Saxonia-Linie Dresden - Leipzig, Elbe-Elster-Netz,<br />
Spree-Neiße-Netz)<br />
Als weiterer wesentlicher Grundsatz wurde im LEP 2003 die Verbesserung der Anbindung zwischen<br />
Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau und den jeweils umliegenden Städten im schienengebundenen<br />
Nahverkehr formuliert. Dafür wurden mit den durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen geförderten Neu-<br />
und Ausbaumaßnahmen im Eisenbahnnetz die Voraussetzungen geschaffen. Die Ausgestaltung der<br />
entsprechenden Angebote obliegt den ÖPNV-Zweckverbänden.<br />
Im Berichtszeitraum konnten solche Verbesserungen durch den Aus- bzw. Neubau von Schieneninfrastruktur<br />
erzielt werden. Besonders hervorzuheben sind hierbei:<br />
der nahezu abgeschlossene Ausbau des Erzgebirgs- und Ostsachsennetzes<br />
der fortgeführte Bau des City-Tunnels Leipzig als Herzstück des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes<br />
der weitere Ausbau des Chemnitzer Modells mit dem Ende 2009 begonnenen Bau der Verknüpfungsstelle<br />
Chemnitz Hbf und dem Umbau des Hauptbahnhofs Chemnitz<br />
155
der 2009 begonnene Neu- und Ausbau des zweiten Teilabschnittes Dresden-Neustadt - Meißen-<br />
Triebischtal der S-Bahn Pirna - Dresden - Meißen-Triebischtal<br />
Die Ausgestaltung der SPNV-Angebote auf der aus- bzw. neu gebauten Schieneninfrastruktur liegt<br />
im <strong>Freistaat</strong> Sachsen in der Verantwortung der ÖPNV-Zweckverbände.<br />
4.4.1.4 Binnenhäfen, Güterverkehrsanlagen<br />
Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße, für deren Entwicklung die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
des Bundes Verantwortung trägt. Diese repariert und unterhält die Elbe seit dem Jahr 2005 nach den<br />
„Grundsätzen für das Fachkonzept der Unterhaltung der Elbe zwischen Tschechien und Geestacht<br />
mit Erläuterungen“. Die Arbeiten setzten sich im Berichtszeitraum fort und fanden im Jahr <strong>2010</strong><br />
ihren Abschluss. Seitdem stehen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Fahrrinnentiefen für den wirtschaftlichen<br />
Betrieb von Binnenschiffen zur Verfügung. Damit ist auch die im LEP 2003 festgeschriebene Nutzung<br />
der Elbe als transeuropäische Wasserstraße im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gewährleistet (Z 10.17).<br />
Die wirtschaftliche Befahrbarkeit der Elbe ist maßgeblich für den Schiffsumschlag in den sächsischen<br />
Häfen in Torgau, Riesa und Dresden, die von der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH<br />
(SBO) betrieben werden. Als Folge wichtiger Investitionen, wie der Eisenbahnbrücke in Torgau, dem<br />
Logistikkomplex in Riesa und der RoRo-Anlage in Dresden siedelten sich bis Ende 2009 insgesamt 54<br />
Unternehmen in den Häfen an, die zu diesem Zeitpunkt über 430 Mitarbeiter beschäftigten. Bei der<br />
SBO waren zum Stichtag 31. Dezember 2009 darüber hinaus 86 Mitarbeiter tätig.<br />
Abb. 47: Elbhafen Dresden (Foto: SBO)<br />
Die Entwicklung des Umschlages in den Häfen im Berichtszeitraum ist der nachfolgenden Tabelle zu<br />
entnehmen.<br />
Umschlag (in Tonnen)<br />
Verkehrsträger 2006 2007 2008 2009<br />
Schiff 161.823 267.848 165.587 197.286<br />
Bahn 538.032 527.564 617.650 526.610<br />
LKW 1.104.485 1.115.687 1.121.763 1.140.348<br />
Gesamt 1.804.340 1.911.099 1.905.005 1.864.244<br />
Tab. 35: Hafenumschlag in den Sächsischen Binnenhäfen 2006 bis 2009<br />
Neben den o. g. Kennzahlen ist für die Häfen die Entwicklung in den Zukunftsgeschäftsfeldern Container-<br />
und Projektladungsverkehr von besonderer Bedeutung. Der Containerverkehr wird aufgrund<br />
156
der Kundenstruktur im Wesentlichen im Hafen Riesa abgewickelt. Im Jahr 2005 akquirierte die SBO<br />
den Containerzug „Albatros-Express“ der Transfracht International. Der Containerumschlag wuchs<br />
im Terminal Riesa von ca. 26.000 TEU (twenty foot equivalent unit) im Jahr 2006 auf ca. 36.000 TEU<br />
im Jahr 2009.<br />
Im Projektladungsverkehr erreichte die SBO im Jahr 2006 ca. 30 und im Jahr 2009 ca. 300 aus- und<br />
eingehende Sendungen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um hochwertige Güter wie Turbinen,<br />
Transformatoren, Motoren und Flügel für Windkraftanlagen. Der Güterumschlag in den Häfen<br />
hat ein stabiles Niveau erreicht. In den Zukunftsgeschäftsfeldern sind deutliche Wachstumsraten zu<br />
verzeichnen. Die Kapazitäten des Containerterminals in Riesa betragen ca. 42.000 TEU, so dass sich<br />
der Neubau eines Terminals in der Planung befindet. Mit dem Betrieb der Häfen können kostengünstige<br />
und umweltverträgliche Güterverkehre angeboten, die Standortfaktoren verbessert und Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden.<br />
Speziell für den Umschlag von Gütern von der Schiene auf die Straße und zur Ansiedlung von logistik-affinen<br />
Unternehmen dienen die Güterverkehrszentren (GVZ) in Leipzig, Dresden und Südwestsachsen<br />
mit dem Kernmodul in Glauchau. An diesen Standorten siedelten sich zahlreiche Unternehmen<br />
an, die im Jahr 2009 insgesamt fast 7.000 Mitarbeiter beschäftigten. In den GVZ Leipzig<br />
und Dresden entstanden Terminals für den kombinierten Verkehr (KV). Die im Berichtszeitraum erreichten<br />
Umschlagsleistungen sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.<br />
Umschlagsleistungen [in TEU]<br />
GVZ 2006 2007 2008 2009<br />
KV-Terminal GVZ Leipzig 120.000 136.000 136.000 120.000<br />
KV-Terminal GVZ Dresden 9.000 15.000 20.000 22.000<br />
Tab. 36: Umschlagsleistung in den Güterverkehrszentren Leipzig und Dresden<br />
Das GVZ Südwestsachsen erhielt im Jahr 2007 eine Förderzusage vom Eisenbahnbundesamt für den<br />
Bau eines Terminals, das im Jahr <strong>2010</strong> in Glauchau in Betrieb ging.<br />
Die Güterverkehrszentren im <strong>Freistaat</strong> Sachsen sind gut am Markt etabliert. Mit dem Neubau in<br />
Glauchau stehen nun flächendeckend Terminals für den kombinierten Verkehr für die produzierenden<br />
Unternehmen zur Verfügung.<br />
4.4.1.5 Luftverkehr<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen waren im Berichtszeitraum neben den zwei internationalen Verkehrsflughäfen<br />
12 Verkehrslandeplätze, 10 Sonderlandeplätze sowie 30 Hubschrauberlandeplätze am Luftverkehrsnetz.<br />
Für die kommerzielle Luftfahrt sind die internationalen Verkehrsflughäfen maßgeblich. Daher<br />
setzte der <strong>Freistaat</strong> Sachsen die Entwicklung der Infrastruktur an den Flughäfen im Berichtszeitraum<br />
fort.<br />
Der Flughafen Dresden sanierte seine Start- und Landebahn und verlängerte sie auf 2.850 m. Die<br />
neue Bahn ist seit August 2007 in Betrieb. Mittelstreckenflüge sind nunmehr ohne Einschränkung<br />
möglich. Weitere Baumaßnahmen waren insbesondere die Erneuerung von Rollbahnen und die Sanierung<br />
und Erweiterung von Vorfeldflächen.<br />
Am Flughafen Leipzig/Halle war der Neubau der interkontinentalfähigen Start- und Landebahn Süd<br />
zentrales Infrastrukturprojekt zur Umsetzung des LEP 2003 (Z 10.10). Das Projekt umfasste neben<br />
der 3.600 m langen Start- und Landebahn ein Parallelrollbahnsystem und Vorfeldflächen mit über 60<br />
Stellplätzen für den gewerblichen Luftverkehr.<br />
157
Abb. 48: Vorfeld Flughafen Leipig/Halle<br />
(Foto: Flughafen Leipzig/Halle)<br />
Im Jahr 2008 nahm die Deutsche Post das Europa-Drehkreuz für Luftfrachtexpress von DHL in Betrieb.<br />
In Folge der DHL-Ansiedlung engagieren sich auch die Frachtfluggesellschaften AeroLogic und<br />
Lufthansa Cargo.<br />
Die verkehrswirtschaftliche Entwicklung an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden wird in der<br />
nachfolgenden Tabelle verdeutlicht:<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Flughafen Leipzig/Halle<br />
Passagiere 2.339.989 2.719.256 2.457.077 2.410.812<br />
Flugbewegungen<br />
Flughafen Dresden<br />
42.417 50.972 59.924 60.150<br />
Passagiere 1.836.068 1.849.836 1.856.390 1.718.923<br />
Flugbewegungen 37.343 36.151 36.968 34.798<br />
Tab. 37: Passagiere und Flugbewegungen an den sächsischen Flughäfen 2006 bis 2009<br />
Die Verkehrsflughäfen bieten stabile Verbindungen in die internationalen Tourismus- und<br />
Verbrauchsschwerpunkte sowie zu den deutschen Drehkreuzen in Frankfurt und München. Zudem<br />
entstanden im Low-Cost-Segment innerdeutsche, aber auch europäische Linienverbindungen.<br />
Der Frachtverkehr am Flughafen Leipzig/Halle entwickelte sich vom Jahr 2006 mit ca. 29.000 Tonnen<br />
bis zum Jahr 2009 mit ca. 524.000 Tonnen überaus dynamisch. Mittlerweile nimmt der Flughafen<br />
Leipzig/Halle im Frachtverkehr den 2. Platz im gesamtdeutschen Vergleich ein.<br />
Im Ergebnis kann der <strong>Freistaat</strong> Sachsen mit den Verkehrsflughäfen Leipzig/Halle und Dresden durch<br />
die Bereitstellung stabiler Verbindungen die Wirtschaft fördern und den Tourismus unterstützen<br />
sowie, vor allem aufgrund der Ansiedlungen im Frachtbereich, den Arbeitsmarkt entlasten.<br />
4.4.1.6 Fahrradverkehr<br />
Nach dem LEP 2003 ist in den Regionen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen das Radwegenetz für den Alltagsradverkehr<br />
und den touristischen Radverkehr weiter zu entwickeln, die Netzgestaltung zu optimieren,<br />
die Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln und die Ausstattung zu verbessern (Z 10.18) .<br />
158
Im Berichtszeitraum konnten neben der Mittellandroute (D-Route Nr. 4; Abschnitt zwischen Elberadweg<br />
und Oder-Neiße-Radweg) folgende Regionale Hauptradrouten des „SachsenNetz Rad“ fertig<br />
gestellt werden:<br />
Altenburg-Colditz-Radroute (Nr. II-3)<br />
Parthe-Mulde-Radroute (Nr. II-23)<br />
Radroute Dresden - Bastei (Nr. II-31)<br />
Sorbische Impressionen (Nr. II-36)<br />
Krabatweg (Nr. II-37)<br />
Kreisbahnradweg (Nr. II-40)<br />
Wolfsradweg (Nr. II-41) und<br />
Rübezahlradweg (Nr. II-47).<br />
Abb. 49: Fahrradwegweiser in der Lausitz<br />
(Foto: M. Haase)<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen waren Ende 2009 etwa 23 % der Bundesstraßen und 9 % der Staatsstraßen<br />
mit Radverkehrsanlagen ausgestattet, die zu einem Großteil auch dem Netzschluss kommunaler<br />
Radverkehrsnetze dienen.<br />
Straßenkategorie<br />
(überörtlicher Verkehr)<br />
Straßenlänge gesamt<br />
davon mit Radverkehrsanlagen<br />
in km in %<br />
Bundesstraßen 2.430 568 23,4<br />
Staatsstraßen 4.778 413 8,6<br />
Tab. 38: Anteil der Straßen mit Radverkehrsanlagen im überörtlichen Verkehr (Quelle: Längenstatistik der Straßen<br />
des überörtlichen Verkehrs, Stand: 1. Januar <strong>2010</strong>, Hrsg. BMVBS)<br />
Die Vernetzung des Fahrrades mit dem Öffentlichen Verkehr und dessen Bedeutung als Zubringer<br />
zum ÖPNV wurde im Berichtszeitraum beispielsweise durch die Ausstattung der ÖPNV-<br />
Übergangsstellen mit Bike-and-Ride-Anlagen in Grimma/Oberer Bahnhof, Geithain, Markranstädt,<br />
Döbeln Hbf., Dresden-Dobritz, Schkeuditz, Torgau, Wurzen, Leisnig, Rackwitz, Großsteinberg, Narsdorf<br />
und Klingenberg-Colmnitz gestärkt.<br />
Die Bedeutung des Fahrrades rückt insbesondere im Hinblick auf Aspekte des Klimaschutzes, steigender<br />
Rohölpreise und möglicher wirtschaftlicher Krisen zunehmend in den Vordergrund. Dabei<br />
entwickelt sich E-Mobilität auf zwei Rädern zunehmend als gesellschaftlicher Trend. Dies zeigt sich<br />
in hohen Wachstumsraten im Umsatz mit „Pedelecs“ im Fahrradhandel. Neue Anbieter organisieren<br />
in Sachsen, u. a. im Vogtland, Mietstationen für „E-Bikes“.<br />
159
4.4.2 Energieversorgung und erneuerbare Energien<br />
4.4.2.1 Energieversorgung<br />
Ohne eine leistungsstarke und zukunftsfähige Energiewirtschaft ist eine moderne Gesellschaft nicht<br />
vorstellbar. In den sächsischen Unternehmen der Elektrizitäts-, Gas- und Fernwärmeversorgung sowie<br />
des aktiven Braunkohlenbergbaus waren zum Ende des Berichtszeitraumes ca. 12.600 Beschäftigte<br />
tätig. Mit weiteren ca. 10.400 Arbeitnehmern in der Erneuerbare-Energien-Branche, davon<br />
allein ca. 7.900 Arbeitnehmer in der Erneuerbaren-Energien-Industrie, ist die Energiewirtschaft in<br />
Sachsen ein leistungsfähiges Element der sächsischen Wirtschaftsstruktur.<br />
Wie im LEP 2003 verankert, soll Energieversorgung sicher, kostengünstig sowie umwelt- und sozialverträglich<br />
sein (G 11.1). Die Effizienz der Energienutzung ist zu erhöhen. Die Energieversorgungsunternehmen<br />
haben mit umfangreichen Investitionen eine wettbewerbsfähige und neue Versorgungsstruktur<br />
geschaffen, die bei den leitungsgebundenen Energieträgern Strom und Gas aus der<br />
Verbundebene, den Regionalversorgern und den Stadtwerken besteht. Mit dem im Jahr 2005 novellierten<br />
Energiewirtschaftsrecht sind die Unternehmen zur Gewährleistung von Transparenz verpflichtet,<br />
ihren Netzbetrieb diskriminierungsfrei auszugestalten und abzuwickeln. Das bedeutet praktisch<br />
eine rechtliche und operationelle Trennung der Geschäftsbereiche Erzeugung, Netzbetrieb und Vertrieb<br />
in allen drei Versorgungsebenen. Dieser Forderung sind die Unternehmen zwischenzeitlich<br />
nachgekommen.<br />
Im Strombereich besteht die Unternehmensstruktur auf der überregionalen Ebene aus der Vattenfall<br />
Europe AG (Vertrieb), der Vattenfall Europe Mining & Generation GmbH (Tagebau und Kraftwerke)<br />
sowie der 50 Hertz Transmission GmbH (Netzbetreiber). Im Gasbereich sind das die VNG Verbundnetz<br />
Gas AG und Wintershall Gas GmbH (beide Vertrieb) sowie die Netzbetreiber<br />
VNG Gastransport GmbH (Ontras) und WINGAS Transport GmbH.<br />
Bei den Regionalversorgern sind in der Elektrizitätsversorgung folgende Unternehmen für den Vertrieb<br />
zuständig: envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) und ENSO Strom AG. Die Stromnetze in<br />
Sachsen betreiben die Unternehmen envia Verteilnetz GmbH und ENSO Netz GmbH.<br />
Die regionale Gasversorgung wird in Sachsen maßgeblich durch die Unternehmen ENSO Erdgas<br />
GmbH, ESG Erdgas Südsachsen GmbH sowie die Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH (Mitgas)<br />
bestimmt. Der Netzbetrieb erfolgt durch die Netzgesellschaften ENSO Netz GmbH, Südsachsen<br />
Netz GmbH sowie Mitgas Verteilnetz GmbH.<br />
Neben den überregionalen und regionalen Energieversorgern beliefern auf der dritten Ebene der<br />
Versorgungsstruktur insgesamt 69 Stadtwerke die Bevölkerung zuverlässig mit Strom, Gas und Fernwärme.<br />
Zur technischen Infrastruktur gehört in Sachsen neben den Energieträgern Strom, Gas und Fernwärme<br />
auch die Braunkohle. In den 90er Jahren wurden hohe Investitionen in den Neubau und die<br />
Modernisierung der Braunkohlenkraftwerke Boxberg und Lippendorf getätigt. Zusammen mit dem<br />
Kraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg gehört der Kraftwerkspark mit einem durchschnittlichen<br />
Wirkungsgrad von 40 % heute zu den weltweit modernsten. Auch in Zukunft ist die Nutzung der<br />
Braunkohle notwendig, um die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung auf hohem<br />
Niveau zu gewährleisten. Außerdem sichert die Nutzung der heimischen Braunkohle in besonderem<br />
Maße Arbeitplätze und Wertschöpfung in der Region. In Umsetzung des LEP 2003 sichert die Regionalplanung<br />
die räumlichen Voraussetzungen für die künftige Nutzung der Braunkohle durch die<br />
Braunkohlenpläne (Z 11.2). Seit Oktober 2007 befindet sich der Braunkohlenplan Nochten in der<br />
Fortschreibung (siehe auch Kap. 2.1.4 und 4.3.3).<br />
160
Einen festen Bestandteil in der Energiewirtschaft Sachsens bildet der Handel mit Energie. Die im<br />
Jahr 1999 auf Initiative der Sächsischen Staatsregierung gegründete Strombörse EEX European<br />
Energy Exchange AG (damals LPX Leipzig Power Exchange) mit Sitz in Leipzig ist heute eine feste<br />
Institution. Sie ist Handelsplattform für Strom, Erdgas, Kohle und CO2-Emissionsberechtigungen, die<br />
sowohl kurzfristig am Spotmarkt, als auch langfristig am Terminmarkt gehandelt werden. Die EEX AG<br />
ist heute die teilnehmer- und umsatzstärkste Energiebörse in Kontinentaleuropa und damit ein<br />
wichtiger Meilenstein bei der Entstehung eines einheitlichen europäischen Marktes.<br />
Energieträger Primärenergieverbrauch (in Peta-Joule)<br />
1990 2000 2005 2006 2007 2008<br />
Braunkohle 788,6 205,0 260,7 272,0 272,7 259,9<br />
Steinkohle 21,6 4,8 4,3 4,2 3,2 2,5<br />
Mineralöl 103,1 240,0 236,8 232,9 219,4 238,5<br />
Erdgas 35,2 132,8 142,2 140,2 130,5 127,8<br />
Stromaustauschsaldo -39,3 -15,2 -38,2 -40,5 -44,3 -40,4<br />
Erneuerbare Energien 1,0 3,6 19,6 31,5 37,6 39,4<br />
Sonstige Energieträger u.<br />
Import von Fernwärme<br />
14,1 7,4 6,1 6,4 5,3 3,4<br />
gesamt 924,3 578,6 631,5 646,7 624,5 631,2<br />
Tab. 39: Primärenergieverbrauch in Sachsen 1990, 2000 und 2005 bis 2008<br />
Der Primärenergieverbrauch (Energieverbrauch vor Umwandlungseinsatz) im <strong>Freistaat</strong> Sachsen lag<br />
nach einem Anstieg zu Beginn des Berichtszeitraumes und einem deutlichen Rückgang im Jahr 2007<br />
mit 631,2 PJ (1 Peta-Joule = 10 15 Joule) im Jahr 2008 wieder etwa auf dem Stand von 2005. Ausschlaggebend<br />
für den Rückgang 2007 waren die besonders milden Temperaturen des Jahres 2007 im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Dahinter trat der Einfluss des im Jahr 2007 anhaltenden Wirtschaftswachstums<br />
(das Bruttoinlandsprodukt stieg preisbereinigt um 2,7 %) und der weiterhin hohen Energiepreise<br />
zurück.<br />
Wichtigster Energieträger in der Zusammensetzung des Primärenergieverbrauches blieb auch im<br />
Jahr 2008 (Daten für 2009 liegen noch nicht vor) mit einem Anteil von 41,2 % die Braunkohle. Im<br />
Jahr 2008 wurden in Sachsen ca. 35.400 Gigawattstunden Strom erzeugt, wovon mehr als 80 %<br />
Braunkohlenstrom waren. Sachsen ist traditionelles Stromexportland. Der Verbrauch an Elektrizität<br />
im Land ist um deutlich mehr als ein Drittel geringer als die Erzeugung. Auch wenn die Nutzung der<br />
Braunkohle mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden ist, ist sie aus der Energiebilanz Sachsens aktuell<br />
nicht wegzudenken. Braunkohle bildet die Brücke hin zu einer Energieversorgung auf Basis der<br />
erneuerbaren Energien. Die Braunkohlentechnologie wird weiterentwickelt, um die damit verbundenen<br />
Emissionen deutlich zu verringern.<br />
Weitere Bestandteile des Primärenergiemixes sind Mineralöl mit 37,8 %, Erdgas mit 20,3 %, Steinkohle<br />
mit 0,4 % sowie sonstige Energieträger mit 0,5 %. An Strom wurden bilanziell 40,4 PJ an andere<br />
Bundesländer geliefert, was einem Anteil von 6,4 % entspricht. Beispiellos ist die Entwicklung<br />
bei den erneuerbaren Energien, die aufgrund einer verbesserten Datenbasis erstmals im Primärenergieverbrauch<br />
ausgewiesen werden konnte (vgl. Tabelle 40). Hier stieg der Anteil von nahezu Null im<br />
Jahr 1990 auf 6,2 %. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien wird im nächsten Kapitel noch<br />
ausführlicher dargestellt.<br />
Der Endenergieverbrauch (Energieverbrauch nach Umwandlung, Sekundärenergie oder Verwendung<br />
der Energieträger) hat sich im Verlauf der letzten Jahre wenig verändert und erreichte im Jahr 2008<br />
mit 352,4 PJ wieder ein ähnliches Niveau wie 1997. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei der<br />
161
Entwicklung der einzelnen Energieträger. So stand einem verringerten Verbrauch bei Mineralöl (z. B.<br />
Raumwärme, Kraftstoffverbrauch) eine erhöhte Nachfrage bei Gas und Strom (z. B. Kochen, Raumwärme)<br />
gegenüber. Die Braunkohle findet als Heizenergie in Haushalten kaum noch Anwendung.<br />
Hingegen ist der Anteil der erneuerbaren Energien im Endenergieverbrauch (z. B. Holznutzung,<br />
Solarthermie, Biokraftstoffe) deutlich gestiegen.<br />
Verbrauchssektor Endenergieverbrauch (in Peta-Joule)<br />
1990 2000 2005 2006 2007 2008<br />
Industrie *) 188,0 67,1 75,7 78,5 81,0 80,0<br />
Verkehr 78,5 101,6 94,1 96,5 98,4 107,4<br />
Haushalte 141,6 101,4 108,2 116,3 100,0 113,2<br />
Kleinverbraucher 136,0 74,9 66,7 62,1 54,7 51,8<br />
gesamt 544,1 345,0 344,7 353,3 334,2 352,4<br />
Abweichungen durch Rundungen, *) inkl. Gewinnung von Steinen und Erden,<br />
Tab. 40: Endenergieverbrauch 1990, 2000 und 2005 bis 2008<br />
Die größten Anteile am Endenergieverbrauch hatten die Energieträger Mineralöl, Gas und Strom<br />
(siehe Abbildung 50). Die Energieträgerstruktur des Endenergieverbrauches entspricht damit weitgehend<br />
der gesamtdeutschen Versorgungsstruktur, wobei der Anteil der Fernwärme in Sachsen bedeutend<br />
höher ist als im Durchschnitt der Bundesrepublik.<br />
Strom 20,6%<br />
Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008<br />
Erneuerbare Energien<br />
4,8%<br />
Fernwärme 6,9%<br />
Erdgas 24,9%<br />
Sonstige 0,4%<br />
Abb. 50: Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008<br />
162<br />
Braunkohle 1,4%<br />
Steinkohle 0,5%<br />
Mineralöl 40,5%
4.4.2.2 Erneuerbare Energien<br />
Vor dem Hintergrund der Importabhängigkeit der Energieversorgung, der Endlichkeit der Energieträger<br />
Öl und Gas sowie der Belastung von Klima und Umwelt durch Emissionen gewinnen die erneuerbaren<br />
Energien als heimische Energieträger zunehmend an Bedeutung. Die Erhöhung des Anteils<br />
erneuerbarer Energien am Energieaufkommen ist unter anderem im LEP 2003 verankert (G 11.1 und<br />
11.3).<br />
Neben einem wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, tragen die erneuerbaren Energien zur Wirtschaftsentwicklung<br />
bei. In dieser Branche wurde 2008 im <strong>Freistaat</strong> ca. 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet,<br />
davon in der Erneuerbare-Energien-Industrie ca. 2 Mrd. Euro. Eine Schlüsselposition nimmt dabei die<br />
Photovoltaikbranche ein. Sie ist mit der gesamten Wertschöpfungskette, von den Grundmaterialien<br />
über Wafer und Zellen bis hin zur Modulfertigung, in Sachsen vorzufinden. Allein in dieser Branche<br />
gab es im Jahr 2008 ca. 5.400 Arbeitsplätze, die einen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. Euro erwirtschafteten.<br />
Darüber hinaus sind in Sachsen weltmarktführende Anlagen- und Maschinenbauer angesiedelt,<br />
die mit ihrem Know-how Automatisierungslösungen und Sondermaschinen entwickeln und die Photovoltaik-Industrie<br />
beliefern.<br />
Stromeinspeisung in GWh<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
277<br />
740<br />
816<br />
Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien<br />
1133<br />
1155<br />
268<br />
299<br />
236<br />
324<br />
237<br />
68 58<br />
171<br />
119 105<br />
151<br />
187<br />
2 3 7 16<br />
1261<br />
44<br />
207<br />
451<br />
324<br />
1548<br />
59<br />
349<br />
572<br />
261<br />
1457<br />
111<br />
484<br />
275<br />
1363<br />
590 585590<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 51: Entwicklung der erneuerbaren Energien in Sachsen 2002 bis 2008<br />
197<br />
Wasserkraft<br />
Windkraft<br />
Photovoltaik<br />
Biogas<br />
Biomasse<br />
Im Jahr 2009 wurden 3.009 GWh Strom aus erneuerbaren Energien in das Netz der allgemeinen<br />
Versorgung eingespeist. Im Einzelnen entfallen davon auf die Windenergie ca. 45 %, auf Biomasse/Biogas<br />
ca. 39 %, auf Wasserkraft ca. 9 % und auf die Photovoltaik ca. 7 %. Bezogen auf den<br />
Bruttostromverbrauch ergibt sich insgesamt ein Anteil von ca. 14,6 %.<br />
Anlagentechnisch stellte sich die Situation im <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Jahr 2009 wie folgt dar: Bei der<br />
Windenergie speisten 810 Anlagen 1.363 GWh Strom in das Netz der allgemeinen Versorgung ein.<br />
Die zweitgrößte Menge stellten 348 Biomasse-/Biogasanlagen mit einer Einspeisung von 1.175 GWh<br />
dar. 284 Wasserkraftanlagen erzeugten 275 GWh und 10.976 Anlagen der Photovoltaik 197 GWh<br />
Strom.<br />
163
Gemäß LEP 2003 sind in den Regionalplänen die räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung von<br />
Windenergie zu sichern (Z 11.4). Diese Planung konnte im Berichtszeitraum noch nicht in allen Planungsverbänden<br />
abgeschlossen werden (siehe Kapitel 2.1.3).<br />
Karte 36: Windkraftanlagen in Sachsen<br />
Geothermie<br />
Die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien ist laut LEP 2003 entsprechend dem Klimaschutzprogramm<br />
und dem Energieprogramm des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen auch auf dem Gebiet der Geothermie<br />
zu unterstützen (G 11.3). Damit wird zwar in Sachsen bisher kein Strom erzeugt, jedoch kann die<br />
Geothermie den Verbrauch von Strom und Gas für Heizzwecke verringern.<br />
In Sachsen ergeben sich auf Grund des geologischen Baus und des weit verbreiteten Altbergbaus<br />
Nutzungsmöglichkeiten für die Geothermie im Bereich der oberflächennahen Geothermie (bis 400 m<br />
Tiefe), der tiefen Geothermie (bis 5.000 m Tiefe) sowie bei der Grubenwassergeothermie.<br />
Ende 2009 wurden in Sachsen ca. 7.530 Erdwärmeanlagen mit oberflächennaher Geothermie betrieben,<br />
was einen Anstieg dieser erneuerbaren Energieform von 63 % im Vergleich zu den 2.741 Anlagen<br />
von Ende 2005 darstellt (vgl. Abb. 52). Die installierte Gesamtheizleistung der oberflächennahen<br />
Geothermie in Sachsen beträgt ca. 90 MWth. Damit werden einzelne Gebäude, Wohnanlagen, Bürokomplexe,<br />
Schwimmhallen und gewerbliche Flächen beheizt sowie mit Warmwasser und ggf. auch<br />
mit Kühlung versorgt. Zu den häufigsten Nutzungsformen gehören dabei die Erdwärmesonden, ge-<br />
164
folgt von kollektor- und brunnengekoppelten Erdwärmeanlagen. Durch steigende Energiekosten ist<br />
zukünftig eine weitere Zunahme geothermisch beheizter und klimatisierter Gebäude zu erwarten.<br />
Anzahl derAnlagen<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Erdwärmeanlagen in Sachsen<br />
2 4 7 12 25 29 50 82 139 208<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 52: Kumulative jährliche Entwicklung von Erdwärmeanlagen in Sachsen. (Quelle: LfULG, Stand 12/2009)<br />
Zur verstärkten Nutzung der oberflächennahen Geothermie in Sachsen wurde 2006 ein Leitfaden zur<br />
Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />
und Geologie (LfULG) herausgegeben. Ziel des Leitfadens ist es, Möglichkeiten dieser umweltfreundlichen<br />
Energienutzung aufzuzeigen, den rechtlichen Rahmen zur Errichtung der Anlagen darzustellen,<br />
potenzielle Nutzer über die Qualitätsanforderungen aufzuklären sowie Fachleuten Anregungen<br />
und Handlungsempfehlungen zu vermitteln.<br />
Jahr<br />
360<br />
631<br />
922<br />
1.340<br />
1.936<br />
2.741<br />
4.061<br />
5.561<br />
6.803<br />
7.530<br />
165
4.4.3 Telekommunikation<br />
Die Infrastruktur für Neue Medien hatte sich im <strong>Freistaat</strong> Sachsen nach der Jahrtausendwende in<br />
großstädtisch geprägten Ballungsräumen und ländlichen Gebieten deutlich unterschiedlich entwickelt.<br />
In den Ballungsräumen wurde ein hoher Versorgungsgrad mit leistungsfähigen Breitbandverbindungen<br />
(ab 1 Mbit/s) erreicht. Im ländlichen Raum verblieben aber bis 2009 noch größere Lücken<br />
in der Versorgung, sog. „weiße Flecke“. So verfügten in Sachsen 2007 nur 55,9 % der Haushalte über<br />
einen Breitbandinternetzugang. Deutschlandweit waren es zu diesem Zeitpunkt etwa 64,4 % der<br />
Haushalte (Quelle: Statistisches Landesamt).<br />
Die Staatsregierung konzentriert ihre Anstrengungen auf eine Verbesserung der Breitbandverfügbarkeit.<br />
Entsprechend dem LEP 2003 ist eine flächendeckende Versorgung mit Telekommunikationsdienstleistungen<br />
in allen Landesteilen anzustreben (G 12.1). Die verwendete Technologie kann dabei<br />
aber nicht nur auf Festnetzanschlüssen basieren. Auch funkgestützte Systeme werden zur Versorgung<br />
schwach besiedelter Gebiete gezielt herangezogen.<br />
Dieser systemübergreifende Ansatz führte bis zum Ende des Berichtszeitraumes 2009 zu Fortschritten<br />
im Hinblick auf die Erreichung der Ziele. Für etwa 98 % aller sächsischen Haushalte und Unternehmen<br />
war bis 2009 ein Breitbandanschluss mit einer Mindestdownloadrate von 384 kbit/s über<br />
mindestens eine Breitbandtechnologie verfügbar.<br />
Die für <strong>2010</strong> prognostizierte Verfügbarkeit von leistungsfähigen Breitbandverbindungen ab 1 Mbit/s<br />
für 95,6 % der Haushalte in Sachsen wurde nach bisher vorliegenden Daten noch nicht erreicht.<br />
Karte 37: Breitbandverfügbarkeit (ab 1 Mbit/s) in Sachsen <strong>2010</strong> (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie; www.breitbandatlas.de)<br />
166
Eine exakte statistische Erfassung der Verfügbarkeit von leistungsfähigen Breitbandverbindungen<br />
liegt bisher nicht vor. Die hier abgebildete Karte, die Informationen aus dem Breitbandatlas des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie wiedergibt, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
da die Daten auf freiwilligen Angaben der Telekommunikationsunternehmen basieren. Die Karte<br />
stellt lediglich überblicksweise einen Zwischenstand dar, der etwa am Ende des Berichtszeitraumes<br />
vorlag.<br />
Der Ausbau von hochleistungsfähiger drahtgebundener Breitbandinfrastruktur findet weiterhin<br />
schwerpunktmäßig in den Verdichtungsräumen statt. Hier konzentriert sich der Wettbewerb um die<br />
Kunden und führt zu schnellen Qualitätsfortschritten. Deshalb fokussiert die Staatsregierung ihre<br />
komplementären Unterstützungsmaßnahmen auf die ländlichen Räume. Der Schwerpunkt liegt dabei<br />
auch gegenwärtig auf der Schließung von Breitbandversorgungslücken durch festnetzgestützte und<br />
mobile Breitbandlösungen. Die Voraussetzungen für den Bau von Hochleistungsnetzen werden vor<br />
allem durch Gesetze und Rechtsverordnungen des Bundes sowie verwaltungsrechtliche Vorgaben<br />
von Seiten der Bundesnetzagentur weiter verbessert.<br />
Die Förderinstrumente der Staatsregierung stehen in Sachsen flächendeckend zur Verfügung und<br />
werden von den sächsischen Kommunen umfangreich genutzt. Deutliche Signale von Seiten der<br />
Kommunen, Wohnungseigentümer, Unternehmen und privaten Interessenten wären hier in der Zukunft<br />
hilfreich, den am Markt tätigen Unternehmen Anreize für verstärkte Investitionen zu geben.<br />
167
4.4.4 Öffentliche Wasserversorgung<br />
Die öffentliche Wasserversorgung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen wird, dem LEP 2003 (G 13.1) entsprechend,<br />
überwiegend aus ortsnahen Wasservorkommen gedeckt. In Regionen mit nicht ausreichenden örtlichen<br />
Dargeboten sowie zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in den Verdichtungsräumen<br />
ist die Wasserversorgung durch einen weitgehenden Verbund zwischen örtlicher, regionaler und<br />
überregionaler Wasserversorgung bzw. Fernwasserversorgung geprägt.<br />
Im Jahr 2009 wurde die Trinkwasserversorgungspflicht von 76 Aufgabenträgern – darunter 33<br />
Zweckverbände und 43 Städte und Gemeinden (davon 11 in einem Teilzweckverband) – wahrgenommen<br />
(siehe Karte 38).<br />
Karte 38: Aufgabenträger der öffentlichen Wasserversorgung<br />
Die öffentliche Wasserversorgung erfolgte im Jahr 2009 zu 59 % aus Grundwasser, einschließlich<br />
Uferfiltrat/Infiltrat, und zu 40 % aus Oberflächenwasser von 23 Trinkwassertalsperren und Trinkwasserspeichern.<br />
In geringem Umfang (
etrifft insbesondere Einzelanwesen im Außenbereich und im ländlichen Raum. Ein hundertprozentiger<br />
Anschlussgrad ist praktisch nicht erreichbar und wird auch nicht angestrebt.<br />
Der durchschnittliche spezifische Wasserverbrauch der sächsischen Bevölkerung liegt bei 86 l/E*d<br />
und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von 122 l/E*d.<br />
Erhebliche Fortschritte sind bei der weiteren Reduzierung der Wasserverluste festzustellen. Durch die<br />
Sanierung der Rohrnetze und technische Maßnahmen im Anlagenbetrieb konnten diese auf ca. 15 %<br />
verringert werden.<br />
4.4.5 Abwasserentsorgung<br />
Gemäß LEP 2003 sind bei der Abwasserentsorgung sowohl wasserwirtschaftliche, als auch ökonomische<br />
und ökologische Aspekte zu berücksichtigen (G 13.3). Wo zentrale Anlagen wirtschaftlich unzweckmäßig<br />
sind und ökologische Gründe nicht entgegen stehen, sollen dezentrale Lösungen mit<br />
Kleinkläranlagen erhalten oder errichtet werden (Z 13.4).<br />
Der Schwerpunkt beim Ausbau der abwassertechnischen Infrastruktur in Sachsen lag in den zurückliegenden<br />
Jahren bei der Umsetzung der EG-Richtlinie Kommunalabwasser (91/272/EWG), insbesondere<br />
in den Verdichtungsgebieten mit mehr als 2.000 Einwohnerwerten (EW), und bei der Erfüllung<br />
der nationalen Anforderungen des Wasserhaushaltsgesetzes an eine Abwasserbehandlung nach dem<br />
Stand der Technik.<br />
In den nach der sächsischen Kommunalabwasserverordnung ausgewiesenen Verdichtungsgebieten<br />
leben ca. 73 % der Bevölkerung. Insgesamt beträgt der durchschnittliche Anschlussgrad an öffentliche<br />
Abwasserbehandlungsanlagen in den Verdichtungsgebieten ca. 98 %. Die Anschlussgrade in den<br />
für Sachsen relevanten Kategorien von Verdichtungsgebieten nach EG-Richtlinie Kommunalabwasser<br />
stellen sich wie folgt dar (Stand <strong>2010</strong>):<br />
in Verdichtungsgebieten mit mehr als 10.000 EW: 98 %<br />
in Verdichtungsgebieten mit 2.000 bis 10.000 EW: 95 %<br />
Der Anschlussgrad der sächsischen Bevölkerung an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen hat<br />
sich auf etwa 86 % im Jahr <strong>2010</strong> erhöht (1990: ca. 56 %; 2006: ca. 83 %; 2008: ca. 85 %). Die Verteilung<br />
des Anschlussgrades über Gemeinde-Größenklassen zeigt Abbildung 53. Im ländlichen Raum<br />
liegt der Anschlussgrad in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern im Durchschnitt unter<br />
67 %, in Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern liegt er schon seit 2006 über 90 %. In den drei<br />
sächsischen Großstädten mit fast einem Drittel der Bevölkerung Sachsens sind mit mehr als 98 %<br />
nahezu alle Einwohner angeschlossen.<br />
In Sachsen sind 687 kommunale Kläranlagen (ab 50 EW) mit einer Behandlungskapazität von insgesamt<br />
etwa 5,7 Mio. EW in Betrieb. Davon wurden von 1991 bis <strong>2010</strong> 594 Kläranlagen mit einer Behandlungskapazität<br />
von insgesamt ca. 5,6 Mio. EW neu errichtet, saniert oder erweitert. Damit beträgt<br />
der Anteil dieser Anlagen an der gesamten vorhandenen Behandlungskapazität inzwischen<br />
98 %.<br />
In über 97 % der Kläranlagen wird das Abwasser biologisch behandelt. Lediglich in noch 3 % der<br />
kommunalen Kläranlagen wird das Abwasser nur mechanisch gereinigt. In 32 % aller Kläranlagen<br />
erfolgt eine weitergehende Abwasserreinigung mit Phosphor- und/oder Stickstoffeliminierung. Alle<br />
Anlagen mit einer Kapazität über 10.000 EW besitzen bereits eine solche dritte Reinigungsstufe.<br />
169
Gemeinde-Größenklasse (Einwohner)<br />
Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen<br />
Sachsen<br />
> 100.000<br />
> 10.000 bis 100.000<br />
> 5.000 bis 10.000<br />
> 2000 bis 5000<br />
≤ 2000<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
61%<br />
Anschlussgrad<br />
Abb. 53: Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen nach Gemeinde-Größenklassen (Quelle: SMUL,<br />
Stand <strong>2010</strong>)<br />
In den kommenden Jahren ist noch für ca. 530.000 Einwohner die Abwasserbeseitigung an den<br />
Stand der Technik anzupassen. Dies betrifft vor allem den ländlichen Raum, da dort in vielen Gemeindeteilen<br />
das Abwasser noch über teilweise desolate Kleinkläranlagen und Sammelgruben entsorgt<br />
wird. Aufgrund der dünnen Besiedlung ist jedoch der Anschluss an große zentrale Kläranlagen<br />
oft sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, so dass kleinräumige dezentrale Lösungen,<br />
Gruppen- oder Einzellösungen in vielen Fällen zweckmäßig sind.<br />
Nach den Grundsätzen des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft gemäß<br />
§ 9 des Sächsischen Wassergesetzes für die Abwasserbeseitigung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2007 bis<br />
2015 vom 28. September 2007 sowie entsprechend der sächsischen Kleinkläranlagenverordnung<br />
vom 19. Juli 2007 soll auf der Grundlage der durch die Aufgabenträger überarbeiteten Abwasserbeseitigungskonzepte<br />
bis Ende 2015 die Abwasserbehandlung in Sachsen flächendeckend dem Stand<br />
der Technik entsprechen.<br />
4.4.6 Abfall und Lärmschutz<br />
4.4.6.1 Abfall<br />
Aus der traditionellen, auf Entsorgung gerichteten Abfallwirtschaft entwickelt sich zunehmend eine<br />
auf Ressourcenschonung und Klimaschutz orientierte Kreislauf- und Wertstoffwirtschaft. Hierbei ist<br />
die Abfallhierarchie (Vermeidung / Vorbereitung zur Wiederverwendung / Recycling / sonstige Verwertung<br />
/ Beseitigung) Grundlage für das Handeln sämtlicher Akteure im öffentlichen und privaten<br />
Bereich. Die Landkreise, Kreisfreien Städte und Abfallverbände nehmen ihre Aufgaben als öffentlichrechtliche<br />
Entsorgungsträger (ÖRE) in hoher Qualität bei zumutbaren Abfallgebühren wahr. Die privatwirtschaftliche<br />
Entsorgung der gewerblichen und industriellen Abfälle, einschließlich der gefährlichen<br />
Abfälle, hat sich in Verbindung mit einer engmaschigen Abfallüberwachung bewährt. Es be-<br />
170<br />
67%<br />
77%<br />
86%<br />
91%<br />
98%
steht langfristige Entsorgungssicherheit im <strong>Freistaat</strong> Sachsen, wie sie im LEP 2003 gefordert wird<br />
(G 14.1, G 14.2).<br />
Im Jahre 2009 wurden insgesamt 1,37 Mio. Tonnen Abfälle aus privaten Haushalten und Kleingewerbe<br />
gesammelt. Der seit Mitte der 1990er Jahre andauernde Aufkommensrückgang setzte sich bis<br />
2008 zunächst fort. 2009 wurde erstmals wieder ein leichter Anstieg einiger Abfallfraktionen wie<br />
Restabfälle, Leichtverpackungen und Bio- und Grünabfälle registriert. Das den ÖRE überlassene Aufkommen<br />
an Papier/Pappe/Kartonagen ist seit mehreren Jahren rückläufig. Die Ursache liegt bei den<br />
verstärkt durchgeführten privatwirtschaftlichen Papiersammlungen. Eine positive Entwicklung war<br />
bei Bio- und Grünabfällen zu verzeichnen, wobei bei der Sammlung und Verwertung noch Potenziale<br />
bestehen. Die erfassten Mengen an Bio- und Grünabfällen liegen noch deutlich unter dem bundesdeutschen<br />
Durchschnitt. Die Restabfälle bilden mit 39 % aller anfallenden Siedlungsabfälle nach den<br />
getrennt gesammelten Wertstoffen (53 %) die größte Fraktion.<br />
kg/(E.a)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Einwohnerspezifisches Aufkommen an Siedlungsabfällen aus privaten Haushalten und<br />
Kleingewerbe<br />
6 7<br />
34 35<br />
26<br />
26<br />
26<br />
134 131 129 127<br />
25 129<br />
25<br />
5<br />
35<br />
35 36<br />
22 21 22 20<br />
65 63<br />
59<br />
53 52<br />
26 28 25 28 29 29 30<br />
25 25 25<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Restabfälle sperrige Abfälle Papier, Pappe, Kartonagen Glas<br />
Leichtverpackungen sonstige Wertstoffe Bioabfälle Grünabfälle<br />
Abb. 54: Einwohnerspezifisches Aufkommen der Siedlungsabfälle aus privaten Haushalten und Kleingewerbe in<br />
Sachsen 2005 bis 2009 (Quelle: Siedlungsabfallbilanzen LfULG)<br />
Für die Behandlung der sächsischen Abfälle stehen in Sachsen insgesamt folgende Anlagen zur Verfügung<br />
(Abfallwirtschaftsplan 2009):<br />
70 Kompostieranlagen<br />
6 Vergärungsanlagen<br />
41 Sortier- und Recyclinganlagen für Wertstoffe (Glas, Leichtverpackungen, Papier)<br />
21 Sortieranlagen für sperrige Abfälle und Gewerbeabfälle<br />
55 Aufbereitungsanlagen für Altholz<br />
304 Sortier- und Recyclinganlagen für Bau- und Abbruchabfälle<br />
65 Asphaltanlagen<br />
84 Aufbereitungsanlagen für Altreifen und Altfahrzeuge<br />
32 Aufbereitungsanlagen für Elektro- und Elektronikaltgeräte.<br />
5<br />
6<br />
24<br />
171
Für vorzubehandelnde Siedlungsabfälle stehen drei mechanisch-biologische, eine mechanischphysikalische<br />
sowie eine thermische Anlage zur Verfügung. Im Jahr 2009 wurden die beiden letzten<br />
Deponien der Klasse I in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft geschlossen. Seitdem werden noch drei<br />
Deponien der Klasse II in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft betrieben. Zudem stehen in Sachsen<br />
Deponien privater Betreiber zur Verfügung. Insgesamt besteht nach Angaben des LfULG im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen ein genehmigtes Restvolumen von 11,1 Mio. m³, davon sind 4,1 Mio. m³ ausgebaut.<br />
4.4.6.2 Lärmschutz<br />
Im Sinne des Lärmschutzes sollten gemäß LEP 2003 Gebiete, die zu Wohn- und Erholungszwecken<br />
genutzt werden, von lärmintensiven Verkehrswegen freigehalten werden (G 15.1). In Umsetzung von<br />
§ 50 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) sind daher bei raumbedeutsamen Planungen<br />
und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen,<br />
dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden<br />
Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Die<br />
Beachtung dieser präventiven Maßgabe erfolgt bereits im Planungsprozess.<br />
Ein neues Instrument stellt in diesem Zusammenhang die EU-Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG<br />
dar. Sie wurde durch die §§ 47a bis 47f BImSchG und durch die Verordnung über die Lärmkartierung<br />
(34. BImSchV) in deutsches Recht umgesetzt. Danach bestand in Stufe 1 bis zum 30.Juni 2007 die<br />
gesetzliche Pflicht, für Ballungsräume mit mehr als 250.000 Einwohnern, für Hauptverkehrsstraßen<br />
mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 6 Mio. Kraftfahrzeugen pro Jahr, für Haupteisenbahnstrecken<br />
mit einem Verkehrsaufkommen von über 60.000 Zügen pro Jahr sowie für Großflughäfen<br />
mit mehr als 50.000 Flugbewegungen pro Jahr Lärmkarten zu erarbeiten. Zu Grunde zu legen waren<br />
dabei die Verkehrsmengen des Jahres 2006. In Sachsen betraf dies die Ballungsräume Dresden und<br />
Leipzig, 530 km Hauptstraßennetz außerhalb von Ballungsräumen (überwiegend Autobahnen und<br />
Bundesstraßen) in 107 Städten und Gemeinden sowie 154 km Haupteisenbahnstrecken in 22 Städten<br />
und Gemeinden. Großflughäfen waren dagegen nicht dabei. Die Ergebnisse der Lärmkartierung<br />
wurden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Informationen zur Höhe der Lärmbelastungen und<br />
zur Anzahl der betroffenen Personen stehen auch im Internet für die untersuchten Hauptverkehrsstraßen<br />
unter www.umwelt.sachsen.de/umwelt/3509.htm bzw. für die untersuchten Haupteisenbahnstrecken<br />
unter www.eba.bund.de/cln_031/nn_204518/DE/Fachthemen/Umgebungslaermkartierung/Ergebnisse/ergebnisse__node.html?__nnn=true<br />
zur Verfügung. Im Ergebnis der Kartierung war<br />
durch die betreffenden Städte und Gemeinden bis zum 18. Juli 2008 die Aufstellung von Lärmaktionsplänen<br />
zu prüfen. Diese haben gemäß § 47d BImSchG das Ziel, Lärmprobleme und Lärmauswirkungen<br />
zu regeln und sollten aufgestellt werden, wenn gesundheitsrelevante Lärmbetroffenheiten<br />
(d. h. Dauerbelastungen von mehr als 65 dB(A) am Tag bzw. mehr als 55 dB(A) nachts) vorliegen.<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen haben im Berichtszeitraum 20 Kommunen mit der Aufstellung von Lärmaktionsplänen<br />
begonnen und die Pläne teilweise bereits zum Abschluss geführt.<br />
Auf der Basis der in den vergangenen Jahren durchgeführten Planfeststellungsverfahren für die Verkehrsflughäfen<br />
Dresden und Leipzig/Halle wurden erste Berechnungen zur Ausweisung neuer Siedlungsbeschränkungsbereiche<br />
durchgeführt. Die Grundlage dazu bildete das im Jahre 2007 novellierte<br />
Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm. Im Ergebnis wurde im Regionalplan Westsachsen von 2008 für<br />
den Flughafen Leipzig/Halle ein neuer Siedlungsbeschränkungsbereich ausgewiesen. Für den Flughafen<br />
Dresden gilt weiterhin der Siedlungsbeschränkungsbereich aus dem Jahre 1997 (festgelegt im<br />
ersten Regionalplan des Regionalen Planungsverbandes Oberes Elbtal/Osterzgebirge), ein neuer Siedlungsbeschränkungsbereich<br />
befindet sich in der Diskussion. Bei den am stärksten frequentierten<br />
Verkehrslandeplätzen Bautzen, Kamenz und Riesa-Göhlis gab es aufgrund der geringen Anzahl von<br />
Betroffenen keine Notwendigkeit für die Ausweisung von Siedlungsbeschränkungsbereichen.<br />
172
4.5 Soziale Infrastruktur<br />
4.5.1 Gesundheits- und Sozialwesen<br />
4.5.1.1 Jugend, Frauen und Familie, Soziale Dienste<br />
Kinder- und Jugendhilfe<br />
Während des Berichtszeitraumes konnte im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ein umfassendes System an Einrichtungen<br />
und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe etabliert und entwickelt werden. Verantwortlich<br />
für den Betrieb, die Planung und die Finanzierung der Dienste und Einrichtungen auf örtlicher Ebene<br />
sind die Landkreise und Kreisfreien Städte (Jugendämter) als örtliche Träger der öffentlichen<br />
Jugendhilfe. Die Angebote der Hilfen zur Erziehung, für die im Rahmen des erzieherischen Bedarfs<br />
ein individueller Rechtsanspruch besteht, richten sich an Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />
in Krisen- und Belastungssituationen. Sie umfassen ambulante, teilstationäre und stationäre<br />
Dienste und Einrichtungen. Tabelle 41 zeigt die Entwicklung der Anzahl der Hilfen, gegliedert<br />
nach den einzelnen Hilfearten in den Jahren 2006 bis 2009.<br />
Hilfearten<br />
Erziehungsberatungen nach § 28 SGB VIII<br />
2006 2007 2008 2009<br />
laufende Beratungen am 31.12. 5.896 6.514 6.886<br />
beendete Beratungen<br />
Einzelbetreuungen nach § 30 SGB VIII<br />
11.733 12.730 13.326 13.925<br />
laufende Hilfen am 31.12 820 846 803 797<br />
beendete Hilfen<br />
Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII<br />
1.509 849 944 907<br />
laufende Hilfen am 31.12. 2.095 2.117 2.101 2.185<br />
beendete Hilfen 406 462 466 487<br />
Heimerziehung, sonstige betreute Wohnformen nach § 34 SGB VIII<br />
laufende Hilfen am 31.12. 2.587 2.433 2.543 2.493<br />
beendete Hilfen 1.193 1.282 1.398 1.439<br />
Sozialpädagogische Familienhilfen nach § 32 SGB VIII<br />
laufende Hilfen am 31.12. 1.415 1.929 2.172 2.237<br />
beendete Hilfen 1.002 1.127 1.474 1.517<br />
Vorläufige Schutzmaßnahmen Junge Menschen 2008<br />
gesamt 1.939 2.042 2.005 1.977<br />
darunter unter 14 Jahren 952 1.087 1.111 1.143<br />
Inobhutnahme auf eigenen Wunsch 604 565 490 441<br />
Inobhutnahme wegen Gefährdung 1.335 1.476 1.504 1.518<br />
Tab. 41: Fallzahlen Hilfen zur Erziehung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 bis 2009<br />
Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen existiert – wie im LEP 2003 (Z 16.1.3) verankert – ein umfassendes Netz von<br />
Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, zumeist in freier Trägerschaft. Angebotsformen<br />
sind u. a. Kinder- und Jugendzentren, Jugendclubs und Jugendtreffs. Die demografische Entwicklung<br />
stellt die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe bei der Planung der Angebote vor allem im<br />
ländlichen Raum vor große Herausforderungen. Die Zunahme der Zahl der Jugendeinrichtungen, die<br />
ohne hauptamtliches Personal geführt werden, ist vor diesem Hintergrund zu sehen (siehe Tabelle<br />
42). Die Daten zu den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe werden im Vierjahresturnus erhoben.<br />
173
Einrichtungsart 1998 2002 2006<br />
Einrichtungen der Kinder- und<br />
Jugenderholung/ -bildung<br />
137 132 151<br />
Jugendzentren/ -freizeitheime,<br />
Häuser der offenen Tür<br />
526 607 620<br />
Jugendräume/ -heime ohne<br />
hauptamtliches Personal<br />
275 331 614<br />
Einrichtungen/ Initiativen der<br />
Mobilen Jugendarbeit<br />
72 94 119<br />
Jugendberatungsstellen<br />
gem. §11 SGB VIII<br />
37 35 39<br />
Einrichtungen gesamt 1.047 1.203 1.539<br />
Tätige Personen in Einrichtungen der<br />
Jugendarbeit<br />
2.785 2.956 2.704<br />
Tab. 42: Einrichtungen und tätige Personen der Kinder- und Jugendarbeit im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
(Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen <strong>2010</strong> (Datenerhebung nur alle vier Jahre)<br />
Familienhilfe<br />
Gemäß LEP 2003 sollen in allen Landesteilen Dienste und Einrichtungen der Familienhilfe bedarfsgerecht<br />
eingerichtet sein (Z 16.1.1).<br />
Familien erhalten durch Ehe-, Familien- und Lebensberatung Hilfe und Unterstützung in Fragen der<br />
allgemeinen Lebensplanung, der Gestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im Umgang<br />
mit Konflikten und Problemen in der Partnerschaft. Landesweit existieren 19 mit staatlichen<br />
Mitteln geförderte Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen, davon sechs mit Telefonseelsorge.<br />
Die Träger gehören in der Regel den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege an.<br />
Werdende Mütter haben einen gesetzlichen Anspruch auf umfassende Beratung in allen die<br />
Schwangerschaft und Geburt betreffenden Fragen. Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen gab es am Ende des Berichtszeitraumes<br />
65 anerkannte Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in<br />
freier und kommunaler Trägerschaft, außerdem sieben den anerkannten gleichgestellte Schwangerschaftsberatungsstellen<br />
der Caritas. Neben der Schwangerschafts(konflikt)beratung bieten sie Hilfe<br />
bei Anträgen an die Stiftung Mutter und Kind sowie präventive Veranstaltungen an; ab 2009 auch<br />
spezielle Fachberatung im Kontext pränataler Diagnostik.<br />
Aufbau und Erhalt überregionaler Familienferienstätten wurden weiter vom <strong>Freistaat</strong> gefördert. Die<br />
insgesamt 38 Familienzentren sind Stätten der Bildung und des Erfahrungsaustausches; sie stärken<br />
insbesondere Erziehungskompetenz und Beziehungsfähigkeit. Familienferienstätten halten als familiengerecht<br />
ausgestattete Urlaubsorte zugleich spezielle Bildungs- und Unterhaltungsangebote vor.<br />
Nicht zuletzt förderte der <strong>Freistaat</strong> Sachsen überregionale Angebote der Familienbildung sowie Projekte<br />
zu deren inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung. Hier werden Familien unterstützt<br />
bei der Bewältigung von Problemlagen in Ehe oder Partnerschaft, der Erziehung von Kindern, der<br />
Versorgung pflegebedürftiger Familienmitglieder, der Haushaltsführung und der Mitwirkung in familienrelevanten<br />
Institutionen. Junge Menschen werden auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben<br />
mit Kindern vorbereitet.<br />
Hilfe bei häuslicher Gewalt<br />
Für Opfer und Täter im Kontext häuslicher Gewalt und Stalking hält der <strong>Freistaat</strong> Sachsen eine<br />
leistungsfähige und abgestimmte Beratungs- und Unterstützungsstruktur bereit. Ein sachsenweites<br />
Netz an Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen, Interventions- und Koordinierungsstellen sowie<br />
Täterberatungsstellen arbeitet auf der Grundlage des Ende 2006 beschlossenen Sächsischen Landes-<br />
174
aktionsplanes zur Bekämpfung häuslicher Gewalt in Kooperationsbündnissen mit Polizei, Justiz,<br />
Rechtsmedizin, Gesundheitswesen und Kinder- und Jugendhilfe zusammen. Die 21 vom <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen geförderten Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen (Stichdatum 31.12.2009) bieten von<br />
Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern in akuter Notsituation eine anonyme Unterkunft,<br />
Schutz und Unterstützung rund um die Uhr und beratende Hilfe. Sieben Interventions- und Koordinierungsstellen<br />
leisten einzelfallbezogene, aufsuchende Krisenintervention in Fällen häuslicher Gewalt<br />
und Stalking und vernetzen alle mit der Bekämpfung häuslicher Gewalt befassten Berufsgruppen.<br />
In den vier sächsischen Täterberatungsprojekten lernen Täter, Verantwortung für das eigene<br />
Gewalthandeln zu übernehmen und Konfliktsituationen gewaltfrei zu lösen.<br />
Sozialpsychiatrische Dienste, Suchtberatung<br />
Während des Berichtszeitraumes wurden die Sozialpsychiatrischen Dienste sowie die Suchtberatungs-<br />
und Behandlungsstellen durch Landesmittel gefördert. Landkreise und Kreisfreie Städte sind<br />
gemäß dem Sächsischen Psychiatriegesetz vom 10.10.2007 verpflichtet, vorsorgende, begleitende<br />
und nachsorgende Hilfe für psychisch Kranke und Suchtkranke einzurichten und eine gemeindenahe,<br />
personenbezogene und bedarfsdeckende Angebotsstruktur vorzuhalten. Sozialpsychiatrische Dienste<br />
befinden sich in jedem Landkreis und jeder Kreisfreien Stadt, dazu in Außenstellen. Insgesamt gibt es<br />
in Sachsen 46 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen sowie 23 Außenstellen (Stand 31.12.2009).<br />
HIV- und AIDS-Beratung<br />
Angebote der HIV- und AIDS-Beratung der Gesundheitsämter finden sich in den Landkreisen und<br />
Kreisfreien Städten. Sie wurden im Berichtszeitraum durch Landesmittel im Bestand gefördert.<br />
4.5.1.2 Kindertageseinrichtungen<br />
Gemäß LEP 2003 sollen Kindertagesstätten in allen Landesteilen bedarfsgerecht zur Verfügung stehen<br />
(Z 16.1.4). Zu den Kindertageseinrichtungen gehören die Kinderkrippen, die Kindergärten und die<br />
Horte. Erfreulicherweise war im Berichtszeitraum ein leichter Anstieg der Kinderzahlen in Sachsen zu<br />
verzeichnen. Dieser Anstieg verläuft jedoch regional differenziert. In Gemeinden mit starkem Bevölkerungsrückgang<br />
müssen daher gegebenenfalls durch Konzentration an einem Standort oder z.B.<br />
durch Kombination von Kinderkrippe und Kindergarten oder Kindergarten und Hort langfristig tragfähige<br />
Lösungen für die Absicherung der Kinderbetreuung gefunden werden.<br />
Der Anteil der in Kindertageseinrichtungen betreuten Kinder hat sich in allen Altersgruppen erhöht.<br />
Im Kindergartenalter beträgt er inzwischen fast 95 %. Einen starken Zuwachs gab es im Bereich der<br />
Hortbetreuung.<br />
Altersgruppe 2006 2007 2008 2009<br />
0-3 Jahre 98.434 98.949 100.770 102.364<br />
davon betreute Kinder in<br />
32.795<br />
34.104<br />
36.164<br />
40.418<br />
Krippe u. Kindertagespflege (33,3 %) (34,5 %) (35,9 %) (39,5 %)<br />
3-6 Jahre 95.312 96.569 97.361 97.760<br />
davon betreute Kinder in Kita<br />
89.062<br />
(93,4 %)<br />
89.418<br />
(92,6 %)<br />
91.440<br />
(93,9 %)<br />
92.497<br />
(94,6 %)<br />
6-11 Jahre 147.481 151.995 154.766 157.166<br />
davon betreute Kinder im Hort<br />
93.476<br />
(63,4 %)<br />
103.009<br />
(67,7 %)<br />
110.262<br />
(71,2 %)<br />
115.026<br />
(73,2 %)<br />
Tab. 43: Entwicklung der Kinderzahlen und der in Kindertageseinrichtungen (Kitas) und Kindertagespflege betreuten<br />
Kinder 2006 bis 2009 in Sachsen<br />
175
Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen hat sich im Berichtszeitraum stetig erhöht. Ein Großteil der<br />
bestehenden Einrichtungen hat darüber hinaus Kapazitätserweiterungen vorgenommen. Der Anteil<br />
der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft hat deutlich zugenommen. Dabei geht es nicht<br />
nur um neu hinzugekommene Einrichtungen. Mehrere Kommunen haben ihre vorhandenen Kindertageseinrichtungen<br />
in freie Trägerschaft überführt oder planen demnächst einen solchen Schritt.<br />
März 2006 März 2009<br />
Landkreis/<br />
Kreisfreie Stadt insgesamt<br />
davon<br />
öffentliche<br />
freie Träger<br />
Träger<br />
insgesamt<br />
davon<br />
öffentliche<br />
freie Träger<br />
Träger<br />
Chemnitz, Stadt 134 76 58 133 72 61<br />
Dresden, Stadt 266 142 124 309 138 171<br />
Leipzig, Stadt 264 111 153 282 106 176<br />
Bautzen 210 90 120 226 88 138<br />
Erzgebirgskreis 231 118 113 230 113 117<br />
Görlitz 200 101 99 199 94 105<br />
Leipzig 203 102 101 204 96 108<br />
Meißen 169 93 76 180 77 103<br />
Mittelsachsen 233 128 105 234 116 118<br />
Nordsachsen<br />
Sächsische<br />
168 108 60 161 103 58<br />
Schweiz-<br />
Osterzgebirge<br />
183 97 86 190 88 102<br />
Vogtlandkreis 160 102 58 163 107 56<br />
Zwickau 201 97 104 202 79 123<br />
Sachsen 2.622 1.365 1.257 2.713 1.277 1.436<br />
Tab. 44: Anzahl der Kindertageseinrichtungen 2006 und 2009 in Sachsen nach Trägerschaft<br />
Die Kommunen sind verpflichtet, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem dritten<br />
Lebensjahr zu erfüllen. Weiterhin haben sie für ein bedarfsgerechtes Angebot an Plätzen für Kinder<br />
bis zum vollendeten dritten Lebensjahr zu sorgen. Ab August 2013 ist dann für die Altersgruppe ab<br />
vollendetem erstem Lebensjahr ein Rechtsanspruch zu realisieren. Bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung<br />
wurden die Kommunen im Berichtszeitraum durch Fördermittel des Bundes und des<br />
Landes unterstützt.<br />
In vielen KiTa-Bauten waren Baumaßnahmen erforderlich, um den aktuellen Anforderungen an den<br />
Brandschutz, Hygiene, Barrierefreiheit, Energieeffizienz und moderner kindgerechter Ausstattung der<br />
Betreuungsräume gerecht zu werden.<br />
Im Berichtszeitraum wurden auf der Grundlage bestehender Förderrichtlinien folgende investive<br />
Maßnahmen im Bereich Kindertagesbetreuung gefördert:<br />
Neubau von Kindertageseinrichtungen und Neuschaffung von Plätzen, einschließlich der Erstausstattung<br />
Sanierung von Kindertageseinrichtungen (z. B. Behebung von Sicherheits- einschließlich Brandschutzmängeln,<br />
Verbesserung der sanitären Anlagen, barrierefreie Ausgestaltung der Einrichtung<br />
oder Verbesserung des Lärm- und Gesundheitsschutzes für die pädagogischen Fachkräfte in der<br />
Einrichtung)<br />
Modernisierung von Kindertageseinrichtungen<br />
Instandsetzung der kindbezogenen Räume und Ausstattung von Kindertagespflegestellen (seit<br />
2007)<br />
176
Landkreis/<br />
Anzahl der geförderten Projekte*<br />
Kreisfreie Stadt 2006 2007 2008 2009<br />
Chemnitz, Stadt 12 8 18 26<br />
Vogtlandkreis 69 61 111 40<br />
Zwickau 106 128 119 106<br />
Erzgebirgskreis 142 130 186 106<br />
Mittelsachsen 97 108 76 61<br />
Leipzig, Stadt 76 45 55 270<br />
Nordsachsen 80 66 87 46<br />
Leipzig 90 60 102 14<br />
Dresden, Stadt 128 28 29 11<br />
Bautzen 119 101 137 66<br />
Görlitz 83 68 76 40<br />
Meißen 64 54 89 36<br />
Sächsische Schweiz-<br />
Osterzgebirge<br />
127 120 144 123<br />
Sachsen 1.193 977 1.229 945<br />
* beinhaltet Neubau, Sanierung und Modernisierung von Kindertageseinrichtungen sowie ab 2007 die Ausstattung und Instandsetzung<br />
von Kindertagespflegestellen<br />
Tab. 45: Anzahl der mit Landes- und Bundesmitteln geförderten Projekte nach Jahren und Kreisen (Quelle: SMK)<br />
Die Bundesmittel wurden seit 2008 für die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Betreuungsplätze<br />
für Kinder bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres in Kinderkrippen und Kindertagespflegestellen<br />
zur Verfügung gestellt. Landesmittel standen im gesamten Berichtszeitraum zur Verfügung,<br />
dabei lag der Schwerpunkt ab 2008 auf der Schaffung bzw. Sicherung von Plätzen für Kinder<br />
im Alter von 3 Jahren bis zur Vollendung der 4. Klasse in Kindergärten und Horten. Im Berichtszeitraum<br />
konnten mit den Bundes- und Landesmitteln ca. 4.300 Projekte realisiert werden, darunter 153<br />
Neubauten, und es wurden ca. 11.800 neue Plätze geschaffen. Zudem wurden 2009/<strong>2010</strong> aus dem<br />
Konjunkturprogramm II Bundes- und Landesmittel u. a. für den Bereich "Frühkindliche Infrastruktur"<br />
bereit gestellt, womit zahlreiche weitere Projekte gefördert werden konnten.<br />
Im Siedlungsgebiet des sorbischen Volkes gibt es ein etabliertes Netz an zweisprachigen bzw. sorbischen<br />
Kindertagesstätten.<br />
4.5.1.3 Altenhilfe<br />
Sachsen hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Menschen im Alter über 65. Dem ständig<br />
steigenden Betreuungsbedarf trägt der LEP 2003 Rechnung, wonach in zumutbarer Entfernung, dem<br />
Bedarf entsprechend, offene ambulante und stationäre Einrichtungen der Altenhilfe angeboten werden<br />
sollen (Z 16.2.5).<br />
Seit Einführung der Pflegestatistik im Jahr 1999 ist in Sachsen – wie in ganz Deutschland – eine<br />
deutliche Zunahme der Leistungsempfänger insgesamt zu verzeichnen. Dieser Anstieg kann vor allem<br />
auf die deutliche Zunahme der über 80-jährigen Pflegebedürftigen zurückgeführt werden.<br />
Der Anteil der stationär betreuten pflegebedürftigen Senioren stieg von 29 % im Jahr 1999 über<br />
36,7 % (2005) auf 38,1 % im Jahr 2009; eine Entwicklung, die sich auch im Verhältnis von häuslicher<br />
und stationärer Betreuung ausdrückt. Nachdem die Anzahl der zu Hause betreuten pflegebedürftigen<br />
Senioren von 68.531 im Jahr 1999 bis 2005 auf 62.966 zurückgegangen war, stieg sie<br />
bis 2009 wieder auf 68.543 und erreicht damit etwa wieder das Niveau von 1999. Die Zahl der in<br />
Heimen Betreuten stieg dagegen von 27.338 Personen im Jahr 1999 um mehr als die Hälfte auf<br />
42.207 Personen im Jahr 2009.<br />
177
Die Zahl der pflegebedürftigen Senioren insgesamt (ab 65 Jahre) stieg allein im Berichtszeitraum seit<br />
2005 um 11,2 % an. Im Jahr 2009 gab es in Sachsen 110.750 pflegebedürftige Seniorinnen und<br />
Senioren, davon waren etwa zwei Drittel 80 Jahre und älter.<br />
Anzahl<br />
140 000<br />
120 000<br />
100 000<br />
80 000<br />
60 000<br />
40 000<br />
20 000<br />
0<br />
Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen<br />
1999 2001 2003 2005 2007 2009<br />
je 1 000 Einw ohner<br />
32,0<br />
28,0<br />
24,0<br />
20,0<br />
16,0<br />
12,0<br />
8,0<br />
4,0<br />
0,0<br />
je 1 000 Einw ohner<br />
65 und mehr Jahre<br />
25 bis unter 65 Jahre<br />
unter 25 Jahren<br />
Abb. 55: Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen im Dezember 1999 bis 2009 nach Altersgruppen<br />
(Grafik: Statistisches Landesamt)<br />
Von den über 65-jährigen Pflegebedürftigen wurden 2009 etwa 33 % ausschließlich durch Angehörige<br />
betreut – gegenüber 43 % im Jahr 1999. Der Trend zur Pflege in Heimen stellt sich im Vergleich<br />
zu den westdeutschen Ländern als nachholende Entwicklung dar.<br />
Stationäre Einrichtungen<br />
Die pflegerische Versorgung ist flächendeckend und auf qualitativ hohem Niveau sichergestellt. Im<br />
Jahr 2009 gab es in Sachsen 729 stationäre Pflegeeinrichtungen, die 48.124 Betten anboten, davon<br />
waren 42.207 Plätze durch Seniorinnen und Senioren im Alter über 65 Jahre belegt. Hinzu kamen<br />
1.155 Plätze von Kurzzeitpflegeeinrichtungen sowie 166 Tagespflegeeinrichtungen. Fast alle Einrichtungen<br />
wurden neu errichtet bzw. saniert. So bieten die vollstationären Einrichtungen keine Vierbettzimmer<br />
mehr an, in ganz Sachsen sind noch einige wenige Plätze in Dreibettzimmern verfügbar,<br />
mehr als die Hälfte werden inzwischen in Einbettzimmern angeboten. Die Zahl der Einrichtungen<br />
und Plätze stieg deutlich an. 2009 war gegenüber 2005 ein Zuwachs um 81 stationäre Einrichtungen<br />
zu verzeichnen. Diese Entwicklung hält weiter an. In Anbetracht der zu erwartenden Zunahme<br />
von pflegebedürftigen älteren Menschen in Sachsen gilt es, deren Wunsch nach Verbleib in der eigenen<br />
Häuslichkeit durch geeignete ambulante und teilstationäre Pflegearrangements so weit wie<br />
möglich zu unterstützen. Ebenso erfordern die aktuell sinkende Pflegequote und die regional sehr<br />
unterschiedliche Ausprägung des Alterungsprozesses eine sorgfältige und vorausschauende Bedarfsplanung<br />
für stationäre Pflegeeinrichtungen.<br />
178
Von den derzeit verfügbaren vollstationären Einrichtungen befinden sich ca. 80 % in Zentralen Orten,<br />
darunter 60 % in Ober- und Mittelzentren.<br />
Ambulante Versorgung<br />
Rund 200 Sozialstationen und 1.025 ambulante Pflegedienste (Stand 31.12.2009) zeigen, dass während<br />
des Berichtzeitraumes auch in der ambulanten Versorgung ein signifikanter Ausbau stattfand.<br />
Seit 2006 sind 134 Pflegedienste neu auf den Markt gekommen. Mit einem weiteren Anstieg in der<br />
Versorgungsdichte ist in den nächsten Jahren zu rechnen.<br />
Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der ambulanten Hospizdienste, denen bei der Begleitung<br />
von Schwerstkranken und deren Angehörigen eine zentrale Aufgabe zukommt. 2009 wurden in<br />
Sachsen 41 ambulante Hospizdienste vom <strong>Freistaat</strong> gefördert (24 waren es im vorherigen Berichtszeitraum).<br />
Die Zahl der stationären Hospize erhöhte sich im Vergleich zum vorangegangenen Berichtszeitraum<br />
von vier auf sieben (davon ein Kinderhospiz).<br />
Ergänzend zu den klassischen Angeboten der ambulanten Altenhilfe gewinnen niedrigschwellige<br />
Angebote an Bedeutung und werden unter besonderer Berücksichtigung demenziell erkrankter Menschen<br />
nach § 45 SGB XI nachhaltig gefördert. Im Mittelpunkt stehen Pflegebedürftige mit erheblichem<br />
Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung. Es gibt Hilfen zur stundenweisen Entlastung<br />
pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich, Tagesbetreuungen in Kleingruppen, Einzelbetreuungen<br />
durch Helfer oder auch Familien entlastende Dienste. Diese niedrigschwelligen Angebote<br />
gilt es in den kommenden Jahren zielgerichtet weiter auszubauen; sie leisten einen wichtigen<br />
Beitrag, damit pflegebedürftige Menschen so lange wie irgend möglich in ihrer gewohnten Umgebung<br />
verbleiben können.<br />
Das zum 1. Juli 2008 in Kraft getretene Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG) beinhaltet Vorgaben<br />
zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen. So besteht seit<br />
01.01.2009 ein Rechtsanspruch auf individuelle Pflegeberatung; im Zusammenhang damit wurde die<br />
Möglichkeit der Einrichtung von Pflegestützpunkten eröffnet. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen wählte stattdessen<br />
einen zukunftsfähigeren, den regionalen Bedürfnissen und Perspektiven angepassten Weg: Das<br />
„PflegeNetz“ basiert auf einer zwischen Pflegekassen, Kommunen und Landkreisen unter Beteiligung<br />
des sächsischen Sozialministeriums geschlossenen Kooperationsvereinbarung und startete am<br />
12.06.2009. Ziel ist die gemeinsame Sicherstellung einer vernetzten Pflegeberatung im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen. Das „PflegeNetz“ soll in jedem Einzelfall helfen, eine direkte, schnelle, umfassende und<br />
trägerübergreifende Unterstützung in pflegefachlichen Fragen in Anspruch zu nehmen. Den Betroffenen<br />
soll es ermöglicht werden, so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung zu verbleiben.<br />
Pflegebedürftige benötigen eine optimale Koordinierung und Steuerung von Leistungen unterschiedlicher<br />
Versorgungsbereiche. Dazu werden die unterschiedlichen Träger der Sozialversicherung, der<br />
öffentlichen Hand einschließlich der Landkreise und Kreisfreien Städte sowie die medizinischen,<br />
pflegerischen und sozialen Leistungserbringer miteinander vernetzt. Auch soziale sowie bürgerschaftliche<br />
Initiativen und Selbsthilfeorganisationen werden eingebunden.<br />
Parallel dazu wurde – ebenfalls in Kooperation mit Pflegekassen und Kommunen – das Internet<br />
portal www.pflegenetz.sachsen.de eingerichtet, das landesweit alle stationären, teilstationären,<br />
ambulanten Versorgungsangebote, die niedrigschwelligen Angebote sowie verschiedenste altenspezifische<br />
Dienstleistungen bündelt und anbietet. Diese Plattform wird systematisch weiter ausgebaut<br />
und bietet bereits jetzt als ständig aktualisierte Datenbank Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen<br />
einen qualitativ hochwertigen Service „rund um die Pflege“.<br />
179
4.5.1.4 Behindertenhilfe<br />
Die Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dem<br />
Staat obliegt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die behinderten Menschen ein selbst bestimmtes<br />
Leben und die gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglichen. Dazu gehört die Schaffung<br />
von Angeboten, Diensten und Einrichtungen für Betreuung, Beschäftigung, Bildung und Ausbildung<br />
sowie von Wohnangeboten. Die Betroffenen haben einen Rechtsanspruch auf die im Einzelfall<br />
erforderlichen Hilfen. Während des Berichtzeitraumes wurde in Sachsen, gemäß LEP 2003 ein differenziertes<br />
Netz von ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten bzw. Einrichtungen<br />
weiter so ausgebaut, dass es geeignet ist, den individuell sehr verschiedenen und von der jeweiligen<br />
Lebenslage abhängigen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen zu entsprechen (Z 16.2.6<br />
und 16.2.7).<br />
Im Bereich der stationären und teilstationären Einrichtungen für behinderte Menschen ergibt sich<br />
zum Ende des Berichtszeitraumes (31.12.2009) folgendes Bild: Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen existiert ein<br />
Netz von 149 Wohnstätten für erwachsene behinderte Menschen mit 7.206 Plätzen (sowie 1.229<br />
Plätzen in Außenwohngruppen), 60 Werkstätten mit 15.985 Plätzen im Arbeitsbereich (einschließlich<br />
Berufsbildungsbereich), 790 Plätzen im Förder- und Betreuungsbereich sowie 31 Wohnstätten mit<br />
976 Plätzen für behinderte Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen integrative und heilpädagogische<br />
Kindertageseinrichtungen sowie Gruppen und Einrichtungen der Ganztagsbetreuung. Es ist davon<br />
auszugehen, dass damit der bestehende quantitative Bedarf in etwa abgedeckt wurde. Insbesondere<br />
im Bereich der Wohnstätten gab es Einrichtungen, die qualitativ noch nicht den heimrechtlichen<br />
Mindestanforderungen entsprechen, somit saniert oder ganz ersetzt werden müssen. Für die Zukunft<br />
ist mit einem weiteren Anstieg der Anzahl der Menschen, die wegen einer Behinderung Anspruch<br />
auf Eingliederungshilfe haben, zu rechnen. Zu den vordringlichen Aufgaben gehört es, im Bereich des<br />
„Wohnens“ den Anstieg des Bedarfs durch den Ausbau ambulanter Hilfen und alternativer Wohnformen<br />
– z.B. ambulant betreutes Wohnen oder Außenwohngruppen – abzufangen.<br />
Landesweit 48 Integrationsprojekte im Sinne des § 132 SGB IX boten 930 Menschen, davon 442<br />
schwerbehinderten Menschen, ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.<br />
Die meisten Menschen mit Behinderung leben nicht in einem Heim, sondern in ihren Familien oder<br />
in eigenen Wohnungen. Dies ist oft nur durch den Einsatz ambulanter Dienste sowie Familien unterstützender<br />
Dienste möglich. Über Art und Umfang der Leistungen entscheiden der behinderte<br />
Mensch oder die Familie weitestgehend selbst. Im Bereich der ambulanten Hilfsangebote zeigte sich<br />
zum Ende des Berichtzeitraumes ein differenziertes Bild: Frühförder- und Frühberatungsstellen für<br />
behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder und ihre Eltern waren landesweit vorhanden. Ambulante,<br />
Familien entlastende Dienste und Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen konnten<br />
mit Unterstützung durch den <strong>Freistaat</strong> Sachsen in vielen Regionen geschaffen werden.<br />
Im Gesetz zur Verbesserung der Integration von Menschen mit Behinderungen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
(Sächsisches Integrationsgesetz – SächsIntegrG) ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit<br />
Behinderungen am Leben in der Gesellschaft und ihre selbstbestimmte Lebensführung als Ziel festgeschrieben.<br />
Die Behörden und sonstige öffentliche Stellen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen sollen im Rahmen<br />
ihres jeweiligen Aufgabenbereiches die im Gesetz genannten Ziele aktiv fördern und bei der<br />
Planung von Maßnahmen beachten. Ein zentrales Anliegen des Sächsischen Integrationsgesetzes ist<br />
die Barrierefreiheit. Dabei geht es nicht nur um die Barrierefreiheit bei baulichen Anlagen, sondern<br />
auch bei Verkehrsmitteln, Informationsverarbeitung und -quellen sowie Kommunikationseinrichtungen.<br />
180
4.5.1.5 Niedergelassene Ärzte, Apotheken, öffentliches Gesundheitswesen<br />
Niedergelassene Ärzte<br />
Die ambulante ärztliche Versorgung wird überwiegend durch die in eigener Praxis niedergelassenen<br />
Ärzte erbracht. Zum Stichtag 01.10.2009 waren in Sachsen 5.436 Ärzte niedergelassen. Neben der<br />
Einzelpraxis gibt es die Gemeinschaftspraxen bzw. Praxisgemeinschaften. Mit dem 2004 in Kraft<br />
getretenen GKV-Modernisierungsgesetz wurde die Rechtsgrundlage zur Gründung von medizinischen<br />
Versorgungszentren (MVZ) als neue Versorgungsform in der ambulanten vertragsärztlichen<br />
Versorgung geschaffen. MVZ sind „fachübergreifende ärztlich geleitete Einrichtungen“, in denen<br />
Vertragsärzte und angestellte Ärzte tätig sein können. Bisher wurden in Sachsen 108 MVZ gegründet,<br />
in denen insgesamt 53 Vertragsärzte und 327 angestellte Ärzte tätig sind. Derzeit existieren<br />
noch vier Polikliniken (darunter zwei Universitätskliniken) in denen insgesamt 15 Ärzte und 124<br />
Zahnärzte arbeiten.<br />
Der Anteil der in eigener Niederlassung tätigen Ärzte ist in den vergangenen Jahren zurück gegangen,<br />
dagegen haben die in MVZ tätigen Ärzte zugenommen.<br />
Ambulante medizinische Ver- 2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
sorgung durch …<br />
(01.10.2006) (01.10.2007) (01.10.2008) (01.10.2009)<br />
Niedergelassene Ärzte 5.667 5.578 5.498 5.436<br />
Angestellte Praxisärzte 77 146 182 197<br />
Zweigpraxen 368 370 348 360<br />
Polikliniken und Ambulatorien 10 7 6 4<br />
Ärzte in Polikliniken 17 14 15 15<br />
VZ 43 79 97 108<br />
Zugelassene Ärzte<br />
Ärzte im MVZ<br />
23 43 48 68<br />
Angestellte Ärzte im MVZ 98 193 287 352<br />
Niedergelassene Zahnärzte 3.235 3.226 3.203 3.168<br />
Angestellte Zahnärzte 26 112 124 153<br />
Anzahl der Polikliniken<br />
davon:<br />
5 5 4 4<br />
Universitätskliniken<br />
Angestellte Zahnärzte in<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Polikliniken<br />
davon:<br />
154<br />
133<br />
115<br />
124<br />
Angestellte Zahnärzte in<br />
Universitätskliniken<br />
140<br />
122<br />
106<br />
115<br />
Zahnarzt-Zweigpraxen 21 23 31 37<br />
Tab. 46: Entwicklung der ambulanten medizinischen Versorgung in Sachsen<br />
In Sachsen existiert ein flächendeckendes Netz an ambulanter medizinischer Versorgung gemäß LEP<br />
2003 (Z 16.2.3). Der Rückgang der Anzahl niedergelassener Ärzte im Berichtszeitraum (siehe Tabelle<br />
46) betrifft vor allem die Versorgungsdichte im ländlichen Raum, wo die Wiederbesetzung von Arztpraxen,<br />
insbesondere von Hausarztpraxen, zunehmend schwieriger wird. Nach dem Maßstab der<br />
Statistik konnte am Ende des Berichtszeitraumes noch nicht von einer Unterversorgung im niedergelassenen<br />
Bereich gesprochen werden. Die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte macht jedoch<br />
das Problem deutlich, entsprechende Nachbesetzungen vor allem für Praxen im ländlichen Raum zu<br />
finden. Die Staatsregierung setzt deshalb alles daran, einem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken<br />
und Anreize zur Niederlassung von Ärzten im ländlichen Raum durch unterschiedliche Förderinstrumente<br />
in Anwerbung, Studium und Weiterbildung zu schaffen.<br />
181
Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />
Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist neben der stationären und ambulanten Versorgung die<br />
dritte Säule des Gesundheitswesens. Er ist grundsätzlich nicht kurativ tätig und erfüllt im Wesentlichen<br />
überwachende, vorsorgende und fürsorgende Aufgaben. Um den Bedarf an qualifizierten Ärztinnen<br />
und Ärzten im ÖGD in Sachsen flächendeckend sicherzustellen, verabschiedete die Staatsregierung<br />
am 01.12.2003 ein Sonderprogramm zur Qualitätssicherung im ÖGD. Durch dieses Programm<br />
konnte ein eigener Amtsarztkurs in Sachsen eingerichtet werden, an dem bisher 75 Ärztinnen<br />
und Ärzte teilnahmen. Für 23 Ärztinnen und Ärzte, die sich in der Weiterbildung zum Facharzt<br />
für Öffentliches Gesundheitswesen befanden, konnten Zuwendungsverträge geschlossen und Weiterbildungszeiten<br />
gefördert werden.<br />
Öffentliche Apotheken<br />
Die Zahl der öffentlichen Apotheken ist von 965 am 01.01.2006 auf 1.001 am 31.12.2009 gestiegen.<br />
Die Apothekendichte in Sachsen liegt noch immer unter der in Gesamtdeutschland. Eine flächendeckende<br />
Arzneimittelversorgung gem. LEP 2003 (G 16.2.4) ist gewährleistet, auch wenn die Apothekendichte<br />
im ländlichen Raum geringer ist als in den Verdichtungsräumen. Zudem wird der Zugang<br />
zu Arzneimitteln durch die Unterhaltung von 146 Rezeptsammelstellen erleichtert. Durch eine<br />
abgestimmte Bereitschaftsdienstregelung wird gesichert, dass außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten<br />
für jeden Bürger eine Apotheke in höchstens 12 km, in Ausnahmefällen bis zu 20 km Entfernung<br />
dienstbereit ist.<br />
Die Zahl der Krankenhausapotheken hat sich im Berichtszeitraum 01.01.2006 bis 31.12.2009 von 27<br />
auf 20 reduziert. Damit werden in Sachsen 70,7 % der Krankenhäuser mit 85,9 % der Krankenhausbetten<br />
direkt durch Krankenhausapotheken mit Arzneimitteln versorgt.<br />
Mit Stand 31.12.2009 beträgt die Anzahl der Filialapotheken 174. Seit der Gesundheitsreform 2003<br />
kann einer Apotheke die Erlaubnis zum Betreiben von bis zu drei Filialapotheken erteilt werden.<br />
Kreisfreie Stadt<br />
Landkreis<br />
Land<br />
Öffentliche<br />
Apotheken<br />
Apotheker in<br />
öffentlichen<br />
Apotheken<br />
Einwohner/Apotheke<br />
Chemnitz, Stadt 64 91 3.798<br />
Erzgebirgskreis 95 123 3.920<br />
Mittelsachsen 80 104 4.153<br />
Vogtlandkreis 59 88 4.190<br />
Zwickau 96 114 3.595<br />
Dresden, Stadt 118 203 4.382<br />
Bautzen 67 102 4.851<br />
Görlitz 66 90 4.259<br />
Meißen 52 83 4.894<br />
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 51 77 4.977<br />
Leipzig, Stadt 139 255 3.733<br />
Leipzig 63 106 4.281<br />
Nordsachsen 51 71 4.091<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen 1001 1507 4.165<br />
Tab. 47: Anzahl der öffentlichen Apotheken nach Landkreisen und Kreisfreien Städten, Stand:12/2009<br />
182
4.5.1.6 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen<br />
Krankenhäuser<br />
Ziel der Krankenhausplanung ist es, eine bedarfsgerechte und patientenorientierte Versorgung der<br />
Bevölkerung in leistungsfähigen sowie sparsam und eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern<br />
sicherzustellen, die in struktureller, funktioneller, bautechnischer und hygienischer Hinsicht<br />
modernen Anforderungen entsprechen. Die bedarfsgerechte Patientenversorgung soll, orientiert am<br />
System der zentralen Orte, durch ein funktional abgestuftes Netz einander ergänzender Krankenhäuser<br />
sichergestellt werden (LEP-Ziel Z 16.2.2). Dabei steht die Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit<br />
und der Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser unter Berücksichtigung des medizinischen, medizinisch-technischen<br />
und des pflegerischen Fortschritts sowie der demografischen Entwicklung im<br />
Mittelpunkt.<br />
Im Berichtszeitraum hat sich die medizinische Versorgung durch die Krankenhäuser weiter verbessert.<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen verfügte am 31.12.2009 mit 80 Plankrankenhäusern über ein flächendeckendes<br />
Netz moderner und effizienter Krankenhäuser. In allen Oberzentren befindet sich ein Krankenhaus<br />
der Schwerpunktversorgung; 34 von 38 Mittelzentren verfügen über ein Krankenhaus der<br />
Regelversorgung. Die Verteilung der Krankenhäuser und der entsprechenden Betten auf die Planungsregionen<br />
ist der Karte 39 zu entnehmen.<br />
Die zukünftige Entwicklung der Krankenhäuser wird im Wesentlichen durch drei Faktoren geprägt<br />
werden: Demografische Alterung und medizinischer Fortschritt führen zu einem veränderten Bedarf<br />
an Gesundheitsleistungen, vor allem bezogen auf die Versorgung älterer Menschen. Dem stehen<br />
limitierte finanzielle und personelle Ressourcen der Krankenhäuser gegenüber. Nicht zuletzt verschärft<br />
sich der Wettbewerb, weil die Angebotstransparenz und die Mündigkeit der Patienten bei der<br />
Auswahl des Krankenhauses zunehmen.<br />
Um das erreichte Versorgungsniveau bezüglich Dichte und Qualität der Versorgung zu halten, ist die<br />
Ausweitung transsektoraler, integrierter Versorgungsmodelle ein wichtiger Lösungsansatz. Vor diesem<br />
Hintergrund unterstützt der <strong>Freistaat</strong> Sachsen integrative Versorgungsnetzwerke wie das im<br />
Dezember 2008 gestartete Carus Consilium Sachsen. Ein wesentliches Instrument zur Vernetzung<br />
von Gesundheitsdienstleistungen ist der Ausbau der Telemedizin. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hatte deshalb<br />
bereits im Jahr 1998 das Modellprogramm „SaxTeleMed“ in sein Krankenhaus-<br />
Investitionsprogramm aufgenommen und in den Folgejahren medizinisch, technisch und prozessorientiert<br />
umgesetzt. Viele telemedizinische Lösungen haben die Erprobungsphase längst verlassen<br />
und sind integraler Bestandteil der Regelversorgung und regionaler Versorgungskonzepte im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen, aber auch darüber hinaus geworden (so z. B. die Schlaganfallnetzwerke). Mit der<br />
Etablierung eines telemedizinischen Tumorkonzils zwischen dem Universitäts KrebsCentrum Dresden<br />
(UCC) und dem Krankenhaus Freiberg, das eine Pilotfunktion für ganz Sachsen hat, wurde ein weiterer<br />
Schritt zum Ausbau der Telemedizin geleistet. Es ist beabsichtigt, sukzessive weitere Krankenhäuser<br />
an dem Tumorkonzil zu beteiligen. Damit wird mittelfristig eine erhebliche Verbesserung der<br />
onkologischen Versorgung in der Fläche erreicht.<br />
Rehabilitationseinrichtungen<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen werden für alle wesentlichen medizinischen Indikationen Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />
zur Wiederherstellung, Erhaltung und Besserung der Gesundheit, der Leistungsfähigkeit<br />
und der Erwerbsfähigkeit angeboten.<br />
Ende 2009 gab es 52 Rehabilitationseinrichtungen, darunter 32 Einrichtungen für Erwachsene, fünf<br />
Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, fünf geriatrische Einrichtungen, zehn Einrichtungen der<br />
Suchthilfe und zwei Eltern-Kind-Kureinrichtungen.<br />
183
Karte 39: Krankenhausversorgung<br />
Karte 40: Rehabilitationseinrichtungen<br />
184
Die Rehabilitationseinrichtungen unterliegen keiner staatlichen Planung. Die Belegung erfolgt aufgrund<br />
einer Empfehlung des Reha-Koordinierungskreises auf der Basis von Versorgungs- und Belegungsverträgen<br />
zwischen den Einrichtungen und den Rehabilitationsträgern.<br />
4.5.1.7 Rettungsdienst<br />
Die flächendeckende und effektive Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen des Rettungsdienstes<br />
wurde im Berichtszeitraum entsprechend den Zielen und Grundsätzen des LEP 2003 (u. a. Z 17.6)<br />
weiter sichergestellt.<br />
Der Rettungsdienst umfasst die Notfallrettung sowie den Krankentransport als öffentliche Aufgabe.<br />
Die Bergwacht und die Wasserwacht sind Bestandteil des Rettungsdienstes, soweit sie Notfallrettung<br />
durchführen. Nach der Kreisgebietsreform im Jahr 2008 haben sich die Trägerstrukturen im<br />
Rettungsdienst erheblich verändert. So sind jetzt im bodengebundenen Rettungsdienst acht Landkreise,<br />
zwei Kreisfreie Städte und drei Rettungszweckverbände Träger des Rettungsdienstes (siehe<br />
Karte 41). Träger des Luftrettungsdienstes ist weiterhin der <strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />
Karte 41: Träger des Rettungsdienstes<br />
Die Träger des bodengebundenen Rettungsdienstes übertragen die Durchführung des Rettungsdienstes<br />
nach einem Auswahlverfahren im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Vertrages für die Dauer<br />
von fünf Jahren auf private Hilfsorganisationen oder andere Unternehmer. In einigen Städten wird<br />
ein Teil der Rettungsdienstleistungen durch die Berufsfeuerwehr erbracht. Im Auswahlverfahren<br />
haben alle Bewerber grundsätzlich die gleiche Chance, als Leistungserbringer ausgewählt zu werden.<br />
Damit ist ein Wettbewerb zwischen Hilfsorganisationen und privaten Unternehmen um alle benötig-<br />
185
ten Kapazitäten im Rettungsdienst zu gleichen Konditionen eröffnet worden. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
hat für die Luftrettung die Auswahlverfahren zwischenzeitlich durchgeführt und mit den im Verfahren<br />
obsiegenden Leistungserbringern öffentlich-rechtliche Verträge für einen Zeitraum von acht<br />
Jahren geschlossen.<br />
Ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes ist im Bereich Notfallrettung<br />
die Einhaltung der Hilfsfrist. Gesetzlich ist in § 26 Abs. 2 Sätze 6 und 7 SächsBRKG i. V. m. § 3 Sächsische<br />
Landesrettungsdienstplanverordnung (SächsLRettDPVO) geregelt, dass der Einsatzort der Notfallrettung<br />
mit Rettungswagen planerisch innerhalb einer Hilfsfrist von zwölf Minuten erreicht werden<br />
soll. Um die Einhaltung der Hilfsfrist zu gewährleisten, wird von den Trägern des Rettungsdienstes<br />
eine risikoabhängige Fahrzeugbemessung durchgeführt. Diese fließt in die Bereichspläne der<br />
Träger ein und bewirkt erforderlichenfalls, dass neue Rettungsmittel angeschafft oder Rettungswachen<br />
neu errichtet oder verlegt werden müssen. Die Staatsregierung überprüft die Einhaltung der<br />
Hilfsfristen. Die Träger müssen zweimal jährlich berichten, ob die Hilfsfristen eingehalten werden<br />
und welche Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen wurden.<br />
Im Jahr 2009 lag die Einhaltung der Hilfsfrist bei 87,54 % und konnte damit nur geringfügig gesteigert<br />
werden. Die Entwicklung der Anzahl der Rettungswachen, der Rettungsmittel sowie der im<br />
Rettungsdienst eingesetzten Notärzte, hauptamtlichen Rettungsassistenten und hauptamtlichen<br />
Rettungssanitäter im Berichtszeitraum ist in den nachfolgenden Übersichten dargestellt:<br />
Rettungswachen<br />
Jahr 2006 2007 2008 2009<br />
Rettungswachen 100 99 96 108<br />
Außenstellen 63 63 70 60<br />
Bergwacht 7 14 11 13<br />
Wasserwacht 8 10 10 10<br />
Rettungsmittel<br />
Jahr 2006 2007 2008 2009<br />
Rettungstransportwagen 190 196 208 219<br />
Notarzteinsatzfahrzeuge 69 78 76 76<br />
Krankentransportwagen 197 198 209 209<br />
Notarztwagen 7 2 2 2<br />
Mehrzweckfahrzeuge 0 1 2 2<br />
Personaleinsatz<br />
Jahr 2006 2007 2008 2009<br />
Notärzte 1575 1502 1451 1489<br />
Rettungsassistenten 1334 1562 1630 1704<br />
Rettungssanitäter 1249 1067 1153 944<br />
Tab. 48: Rettungswachen, Rettungsmittel und Personaleinsatz im Rettungsdienst 2006 bis 2009<br />
Zur Optimierung der Rettungsdiensteinsätze ist auch die Vorhaltung effizienter Alarmierungssysteme<br />
erforderlich (siehe Kap. 4.5.5.3).<br />
186
4.5.2 Bildungswesen<br />
4.5.2.1 Schulen<br />
4.5.2.1.1 Allgemein bildende Schulen<br />
Mit Ausnahme der Grundschulen (und der freien Waldorfschulen) war an den Schulen des <strong>Freistaat</strong>es<br />
Sachsen im Zeitraum von 2006 bis 2009 insbesondere in Folge der Geburtenentwicklung in den<br />
1990er Jahren ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen zu verzeichnen.<br />
Im Schuljahr 2009/10 lernten an den 1.478 allgemein bildenden Schulen 301.252 Schülerinnen und<br />
Schüler. Das sind 39.463 bzw. 11,6 % weniger als im Schuljahr 2005/2006. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
(Schuljahr 2008/09) sank die Schülerzahl jedoch nur noch um 358, woraus sich schließen lässt, dass<br />
sich die Schülerzahlen allmählich auf niedrigem Niveau stabilisieren.<br />
Schüler<br />
450 000<br />
400 000<br />
350 000<br />
300 000<br />
250 000<br />
200 000<br />
150 000<br />
100 000<br />
50 000<br />
Schüler an allgemein bildenden Schulen in Sachsen<br />
-<br />
Schuljahr 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10<br />
Abb. 56: Entwicklung der Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen in Sachsen<br />
Schüler an ...<br />
Freien<br />
Waldorfschulen<br />
allgemein bildenden<br />
Förderschulen<br />
Gymnasien<br />
Mittelschulen<br />
Grundschulen<br />
95,85 % der Schulanfänger begannen ihre schulische Ausbildung an einer Grundschule, 3,80 % an<br />
einer allgemein bildenden Förderschule und 0,35 % an einer Freien Waldorfschule.<br />
Zu Beginn des Schuljahres 2009/10 wechselten 14.643 Schülerinnen und Schüler und damit 52,3 %<br />
nach der Grundschule an eine Mittelschule und 12.807 bzw. 45,7 % an ein Gymnasium. Damit<br />
erhöhte sich der Anteil der Schüler, die sich für den weiteren Bildungsweg an einem Gymnasium<br />
entschieden, im Vergleich zum Vorjahr leicht. Im Schuljahr 2005/2006 lag dieser Anteil noch bei<br />
43,7 %.<br />
Zur Sicherung und Entwicklung gleichwertiger Lebensbedingungen sollen gemäß LEP 2003 in allen<br />
Landesteilen vielfältige und hochwertige Bildungseinrichtungen in zumutbaren Entfernungen zugänglich<br />
sein (G 16.3.1).<br />
Sorbische Schülerinnen und Schüler können an Grundschulen, Mittelschulen und dem Gymnasium in<br />
Bautzen auf Sorbisch lernen. An allen sorbischen Grundschulen wird zweisprachig unterrichtet.<br />
187
Schulart<br />
Allgemein bildende Schulen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong><br />
(öffentliche Schulen und Schulen in freier Trägerschaft)<br />
Anzahl Schülerinnen und Schüler<br />
2005/2006 2009/<strong>2010</strong> 2005/2006 2009/<strong>2010</strong><br />
Grundschulen 854 839 110.220 120.763<br />
Mittelschulen 424 333 112.823 81.276<br />
Gymnasien 146 145 95.622 79.078<br />
Förderschulen 166 158 20.848 18.821<br />
Freie Waldorfschulen 3 3 1.202 1.314<br />
Tab. 49: Schulen und Schülerzahlen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong><br />
Grundschulen<br />
Gemäß LEP 2003 sollen Grundschulen unter Beachtung der Tragfähigkeitskriterien in allen Zentralen<br />
Orten geführt werden sowie bei bestehendem öffentlichem Bedürfnis auch in nicht zentralörtlichen<br />
Gemeinden (Ziel 16.3.3).<br />
Karte 42: Grundschulen in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)<br />
Im Bereich der Grundschulen war insbesondere in den Innenstadtbereichen der Oberzentren Dresden<br />
und Leipzig und der Mittelzentren eine Konsolidierung der Schülerzahl zu verzeichnen. Im ländlichen<br />
Raum konnten Grundschulen im Ergebnis geeigneter kommunaler Zusammenarbeit gestärkt werden.<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen steht ein zumutbar erreichbares Angebot an öffentlichen Grundschulen zur<br />
Verfügung.<br />
188
Mittelschulen<br />
Im Berichtszeitraum erfuhr das Netz der Mittelschulen die deutlichste Änderung. Auf Grund der<br />
dichten Besiedlung des <strong>Freistaat</strong>es führte die Aufhebung von Mittelschulen aber nicht zu unzumutbaren<br />
Schulwegen. Gemäß LEP 2003 stehen in allen Mittel- und Oberzentren öffentliche Mittelschulen<br />
zur Verfügung (Z 13.3.4). Im öffentlichen Bereich folgte die Entwicklung der Schulzahl weitgehend<br />
der Zahl der Schüler. Im ländlichen Raum wurde der notwendigen Standortanpassung durch<br />
die Einrichtung von Schulen in freier Trägerschaft zum Teil entgegengewirkt. Gerade hier erreicht<br />
eine zunehmende Anzahl von Mittelschulen nicht mehr die erforderliche Zweizügigkeit in allen Jahrgangsstufen.<br />
Gegenwärtig besteht für diese Schulen noch ein öffentliches Bedürfnis.<br />
Mit dem Ziel, alle Schüler individuell, begabungs- und leistungsgerecht zu fördern, soll im Zuge der<br />
Weiterentwicklung der Mittelschule die individuelle Förderung der Schüler verbessert werden. Ein<br />
wesentliches Instrument wird dabei die Förderung von Schülern in Leistungsgruppen sein. Ein weiteres<br />
Ziel ist die Verbesserung der Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit.<br />
Auf Grund fehlenden öffentlichen Bedürfnisses war die Sorbische Mittelschule Panschwitz-Kuckau<br />
2007 aufzuheben. Auch diese Aufhebung unterstützt die sachgerechte Führung der verbleibenden<br />
sorbischen Grundschulen, sorbischen Mittelschulen und des Sorbischen Gymnasiums Bautzen.<br />
Gymnasien<br />
Das Netz der Gymnasien erfuhr im Berichtszeitraum keine grundlegende Änderung. Die Zahl der<br />
aufgehobenen öffentlichen Gymnasien entsprach fast genau der Zahl der im Berichtszeitraum neu<br />
eröffneten Gymnasien in freier Trägerschaft. In allen Mittel- und Oberzentren stehen gemäß den<br />
Festlegungen im LEP 2003 (Z 16.3.5) öffentliche Gymnasien zu Verfügung.<br />
Schwerpunkte bei der qualitativen Ausgestaltung des allgemeinbildenden Gymnasiums in Sachsen<br />
sind:<br />
Evaluation der weiterentwickelten gymnasialen Oberstufe, einschließlich der Präzisierung der<br />
Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe<br />
Implementierung eines veränderten Übergangsverfahrens zum Gymnasium<br />
qualitative Weiterentwicklung der Gymnasien mit vertiefter Ausbildung<br />
Entwicklung einer Konzeption zur Beratung am Gymnasium und die Stärkung der individuellen<br />
Förderung<br />
Im Berichtszeitraum wurden in Altenberg (sportliche Vertiefung) und Löbau (mathematischnaturwissenschaftliche<br />
Vertiefung) an zwei weiteren Gymnasialstandorten Angebote zur Förderung<br />
besonders begabter Schüler eingerichtet.<br />
Darüber hinaus engagiert sich Sachsen für die Erhöhung der Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen<br />
innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Sachsen unterstützt hier maßgeblich den Prozess der<br />
Angleichung der Abiturprüfungen in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen,<br />
Sachsen-Anhalt, Sachsen und Schleswig-Holstein mit dem Ziel, ab Schuljahr 2013/14 erste<br />
gemeinsame Prüfungselemente in diesen Ländern einzusetzen.<br />
189
Karte 43: Mittelschulen und Gymnasien in Sachsen (Schuljahr 2009/10)<br />
Förderschulen<br />
Im Bereich der Förderschulen kam es im Berichtszeitraum zu keinen bedeutenden Veränderungen im<br />
Schulnetz. Ziel sonderpädagogischer Förderung ist es, ein wohnortnahes und bedarfsgerechtes<br />
Angebot sowie für einzelne Förderschwerpunkte überregionale Angebote ganzheitlicher sonderpädagogischer<br />
Förderung an ausgewählten Standorten vorzuhalten, um jedem Schüler mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf erfolgreiches Lernen in der Schule und einen Schulabschluss zu ermöglichen.<br />
Im Rahmen der Regionalentwicklung werden dabei, in Anlehnung an das Netz der Mittelzentren,<br />
für alle Schüler auch bei zurückgehenden Schülerzahlen zumutbar erreichbare Standorte<br />
weiterhin gesichert. Dies geschieht u. a. durch die Profilierung der Förderzentren und Förderschulzentren<br />
zur Sicherung eines regionalen sonderpädagogischen Bildungsangebotes in differenzierten<br />
Formen.<br />
Internationale Kontakte<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für internationale Kontakte ist die Beherrschung der jeweiligen<br />
Fremdsprache. An Schulen, die über enge und vielseitige partnerschaftliche Kontakte zu einer polnischen<br />
oder tschechischen Schule verfügen, ist das Interesse an der Partnersprache groß. Maßnahmen<br />
der internationalen Bildungskooperation sächsischer Schulen mit ausländischen Partnern können<br />
mit sächsischen Haushaltsmitteln gefördert werden. Sächsisch-tschechische Schulpartnerschaften<br />
(115 im Schuljahr 2009/10) nehmen nach wie vor Rang 1, sächsisch-polnische Schulpartnerschaften<br />
(90) Rang 2 in der internationalen Zusammenarbeit sächsischer Schulen ein.<br />
Trotz rückläufiger Schülerzahlen wächst die Anzahl von Schülern, die Polnisch bzw. Tschechisch als<br />
Fremdsprache im Unterricht bzw. im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft erlernen, kontinuierlich.<br />
190
Insgesamt 1.735 Schüler lernten im Schuljahr 2009/10 Polnisch. 2.540 Schüler lernten Tschechisch,<br />
davon 2.259 im regulären Unterricht.<br />
Als wichtiger Beitrag zur weiteren Verbesserung der Polnisch- und Tschechischangebote wird die<br />
Sicherung von Möglichkeiten zum durchgängigen Erlernen der Nachbarsprache, d. h. vom Kindergarten<br />
über Primar-, Sekundar- bis zur Tertiärbildung, insbesondere in den Grenzregionen, gesehen.<br />
Über die verstärkte Einbindung der kommunalen Ebene in die Entwicklung eines solchen Bildungsangebotes<br />
soll dies organisiert werden.<br />
Erwachsenenbildung<br />
Die Schülerzahlen an den Schulen des zweiten Bildungsweges sind im Berichtszeitraum von 2.939<br />
im Schuljahr 2005/06 auf 2.775 im Schuljahr 2009/10 leicht zurückgegangen. Dennoch zeigte sich<br />
auch im Berichtszeitraum die Bereitschaft nicht mehr schulpflichtiger Jugendlicher und Erwachsener,<br />
sich durch die Verbesserung ihrer schulischen Qualifikation neue Chancen im Berufsleben zu<br />
erschließen. Schulen des zweiten Bildungsweges stehen bedarfsgerecht insbesondere in den Oberzentren<br />
zur Verfügung. Für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche und Erwachsene aus dem ostsächsischen<br />
Raum, die den Haupt- oder Realschulabschluss erwerben wollen, wurde am Standort<br />
Görlitz ein zusätzliches Angebot eingerichtet.<br />
Im Bereich der anerkannten Weiterbildungseinrichtungen kam es im Berichtszeitraum zu keinen<br />
bedeutsamen Veränderungen. Derzeit gehören hierzu in Sachsen:<br />
12 Volkshochschulen in kommunaler Trägerschaft<br />
6 Volkshochschulen in freier Trägerschaft<br />
8 Sonstige Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft<br />
4.5.2.1.2 Berufsbildende Schulen<br />
Im Berichtszeitraum wurde die kontinuierliche Anpassung des Netzes der Berufsbildenden Schulen<br />
an die demografische und wirtschaftliche Entwicklung sachgerecht und planmäßig durch die Landkreise<br />
und Kreisfreien Städte fortgeführt. Im Ergebnis der Funktional- und Gebietsreform 2008 besteht<br />
für die kommenden Jahre der Bedarf weiterer Abstimmungen bei der inhaltlichen Ausrichtung<br />
der Beruflichen Schulzentren.<br />
2005/2006 2006/2007<br />
Schuljahr<br />
2007/2008 2008/2009 2009/<strong>2010</strong><br />
Schulen 296 297 294 294 298<br />
Schüler/-innen insg. 170.095 166.656 160.524 148.974 137.205<br />
männlich 88.792 87.119 83.891 77.158 69.660<br />
weiblich 81.303 79.537 76.633 71.816 67.545<br />
darunter im<br />
1. Ausbildungsjahr<br />
71.743 68.867 65.538 56.098 51.559<br />
Tab. 50: Berufsbildende Schulen 2005/2006 bis 2009/<strong>2010</strong> (öffentliche Schulen und Schulen in freier Trägerschaft)<br />
Zur qualitativen Ausgestaltung der Angebote werden im Rahmen von Schulversuchen Bildungsangebote<br />
überarbeitet bzw. neu konzipiert. Für die Berufsbereiche Wirtschaft und Verwaltung sowie Ernährung,<br />
Gästebetreuung und hauswirtschaftliche Dienstleistung werden seit 2007/2008 Schulversuche<br />
geführt, deren Gegenstand die Konzipierung einer gemeinsamen Grundbildung ist. Ziel ist es,<br />
für die duale Ausbildung in der Berufsschule (BS) eine berufsübergreifende gemeinsame Beschulung<br />
191
in der ersten Klassenstufe der jeweiligen Berufsbereiche und für die Absolventen des Berufsgrundbildungsjahres<br />
(BGJ) eine höhere Anrechenbarkeit auf nachfolgende Ausbildungen zu ermöglichen.<br />
Damit soll zum einen ein wohnort- und ausbildungsplatznahes Angebot an beruflicher Bildung und<br />
zum anderen eine Reduzierung der Verweildauer in den berufsbildenden Schulen erreicht werden,<br />
um so vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der steigenden Nachfrage an Fachkräften<br />
gerecht werden zu können.<br />
Im Berufsbereich Körperpflege wurde der Schulversuch erfolgreich abgeschlossen. Die berufsübergreifende<br />
gemeinsame Beschulung wird im Schuljahr <strong>2010</strong>/2011 als Regelangebot eingeführt.<br />
Seit 2008 läuft die Erprobung eines praxisorientierten, zweijährigen Berufsvorbereitungsjahres (BVJ).<br />
Zielgruppe für dieses zusätzliche Angebot sind Schulabgänger allgemein bildender Schulen, die die<br />
Zielstellung des BVJ – Herstellung der Ausbildungsreife und Erwerb des Hauptschulabschlusses – in<br />
einem Jahr nicht erreichen. Unter Leitung des Sächsischen Bildungsinstitutes begann diese Ausbildung<br />
im Rahmen dieses Schulversuchs mit dem Schuljahr 2008/09 an acht Beruflichen Schulzentren<br />
des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, die mit dem Schuljahr 2009/10 um zwei weitere Standorte erweitert wurde.<br />
Sachsen hat sich mit dem Modellversuch "Kooperatives Lehren und Lernen in typischen Lernsituationen<br />
(KOLLT)" am Modellversuchsprogramm "Selbst gesteuertes und kooperatives Lernen in der beruflichen<br />
Erstausbildung (SKOLA)" beteiligt. Der Modellversuch KOLLT hatte am 01.11.2005 begonnen<br />
und wurde am 30.09.2008 erfolgreich beendet. Im Modellversuch wurden Lernsituationen zum kooperativen<br />
Lernen für Berufe des gewerblich-technischen und sozial-pflegerischen Bereiches in den<br />
Schularten Berufsschule und Berufsfachschule entwickelt, erprobt und evaluiert. Zudem wurden<br />
Instrumente zur Erfassung und Bewertung von Teamfähigkeit bei den Lernenden entwickelt, erprobt<br />
und evaluiert.<br />
4.5.2.2 Hochschulen<br />
Gemäß LEP 2003 sollen die sächsischen Universitäten und Hochschulen an ihren traditionellen<br />
Standorten weiterentwickelt werden. Die Fachhochschulen sollen eine enge Verbindung zur regionalen<br />
Wirtschaft aufbauen und damit auch als Standortfaktor wirken. Vorrangiges Ziel ist es, die<br />
Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Effizienz zu erhöhen (Z 16.3.10).<br />
Die sächsische Hochschullandschaft (Hochschulen im Geschäftsbereich des SMWK) besteht derzeit<br />
aus den vier Universitäten in Chemnitz, Dresden, Freiberg und Leipzig sowie dem Internationalen<br />
Hochschulinstitut Zittau als universitäre Einrichtung, fünf künstlerischen Hochschulen und fünf<br />
Fachhochschulen. Außerdem gibt es im <strong>Freistaat</strong> Sachsen weitere zwölf Hochschuleinrichtungen, die<br />
nicht dem Geschäftsbereich des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst<br />
(SMWK) unterstehen. Die folgenden Aussagen in diesem Kapitel beziehen sich nur auf die Hochschulen<br />
im Geschäftsbereich des SMWK.<br />
Hochschulentwicklung<br />
Die zentralen Einrichtungen für Wissenschaft, Forschung und Lehre sind in Sachsen die Universitäten.<br />
Sie können besondere Leistungen sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der anwendungsorientierten<br />
Forschung vorweisen. Die Universitäten und das Internationale Hochschulinstitut<br />
Zittau verfügen über das Promotionsrecht.<br />
Die Medizinischen Fakultäten in Dresden und Leipzig haben sich zu den größten Drittmitteleinwerbern<br />
der jeweiligen Universitäten entwickelt und sich so größere Spielräume für Spitzenforschung<br />
192
geschaffen. In der Lehre haben beide Medizinische Fakultäten hervorragende Ergebnisse zu verzeichnen.<br />
Insbesondere in Dresden wurde die Lehre nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert.<br />
Die Fachhochschulen erfüllen – dem LEP 2003 (Ziel Z 16.3.10) entsprechend – mit einem ganz besonderen<br />
Praxisbezug der Lehre, mit in das Studium eingebundenen praktischen Studiensemestern<br />
und mit Professor/innen, die neben der wissenschaftlichen Qualifikation Erfahrungen in der Berufspraxis<br />
mitbringen, einen eigenständigen Bildungsauftrag, der stärker als an Universitäten auf die<br />
Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet ist. Die Fachhochschulen sind wichtig für den Wissens- und<br />
Technologietransfer und erbringen Forschungsleistungen, insbesondere für die klein- und mittelständischen<br />
Unternehmen in ihren Regionen.<br />
An den fünf traditionsreichen Kunsthochschulen in Sachsen werden die Studierenden sowohl auf<br />
künstlerische, kunstpädagogische und künstlerisch-wissenschaftliche Berufe im Bereich künstlerischer<br />
Institutionen als auch auf die überwiegend freiberufliche Tätigkeit vorbereitet. Das Graduiertenstudium<br />
für alle künstlerischen Studiengänge ist als Meisterschülerstudium organisiert. Neben<br />
der künstlerisch-praktischen Arbeit ist die kunsttheoretische Ausbildung wesentlicher Teil des Studiums.<br />
In wissenschaftlichen Fachgebieten ist die Promotion zugelassen. Die beiden Musikhochschulen<br />
kooperieren auf dem Gebiet der Lehramtsausbildung mit den Universitäten in Leipzig und Dresden.<br />
Im Zuge der weiteren Hochschulentwicklungsplanung wurde im Zeitraum Mai 2008 bis Februar<br />
2009 im Rahmen des Projektes „Herausforderungen an eine zukunftsfähige Entwicklung der sächsischen<br />
Hochschullandschaft bis 2020 und mögliche Lösungsansätze“ mit dem „Sächsischen Hochschulrating<br />
2008“ eine Stärken-/Schwächen-Analyse ausgewählter Fächer durchgeführt. Die Ergebnisse<br />
bildeten eine zentrale Grundlage für die Formulierung von Empfehlungen für die weitere Entwicklung<br />
der standortspezifischen Angebote und dienen somit auch einer Bewertung der Profilbildung<br />
der sächsischen Hochschulen und einer Fortschreibung der Planung des Studienangebotes im<br />
<strong>Freistaat</strong> Sachsen.<br />
Das Sächsische Hochschulgesetz (SächsHSG) wurde Ende 2008 mit dem Ziel novelliert, das Verhältnis<br />
von Staat und Hochschulen neu zu regeln und die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie<br />
die Eigenverantwortung der Hochschulen zu stärken. Hierzu wurde die Voraussetzung durch eine<br />
Straffung der Hochschulstrukturen gelegt. Eine straffere Gremienstruktur aus Senat, Rektorat und<br />
Hochschulrat soll künftig effizientere Entscheidungswege und die weitere Profilierung der sächsischen<br />
Hochschulen im internationalen Wettbewerb ermöglichen. Die erhöhte Autonomie der Hochschulen<br />
geht mit der Forderung einher, Strukturen der Qualitätssicherung an Hochschulen zu implementieren,<br />
um die Zielsetzungen, die hochschulintern und mit dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen vereinbart<br />
werden, evaluieren zu können.<br />
Im Jahr 2007 haben Bund und Länder den Hochschulpakt 2020 unterzeichnet. Damit soll u. a. der<br />
durch die doppelten Abiturjahrgänge zu erwartenden steigenden Zahl an Studienberechtigten in den<br />
alten Ländern und dem parallel dazu verlaufenden, demografisch bedingten Rückgang der Studienberechtigtenzahlen<br />
in den neuen Ländern Rechnung getragen werden. Außerdem sind die Herausforderungen<br />
aus dem Bologna-Prozess zu berücksichtigen sowie die Forschung zu stärken. Im Juni<br />
2009 haben die Regierungschefs von Bund und Ländern die Fortsetzung des Hochschulpaktes beschlossen.<br />
Studentenzahlen<br />
Die hohe Attraktivität der sächsischen Hochschullandschaft wird an der Entwicklung der Studienanfänger-<br />
und Studentenzahlen deutlich. Seit Beginn der Erneuerung der sächsischen Hochschulland-<br />
193
schaft sind kontinuierlich steigende Studentenzahlen zu verzeichnen. Sie stiegen an den Hochschulen<br />
im Geschäftsbereich des SMWK von ca. 103.600 im Jahr 2005 auf ca. 104.800 im Jahr 2009 an.<br />
Die Anzahl der Studienanfänger im ersten Hochschulsemester an den Hochschulen im Geschäfts<br />
bereich des SMWK stieg von ca. 18.700 (2005) bis auf ca. 20.200 (2009) an. Das Ziel, den Anteil an<br />
Studienanfängern an den Fachhochschulen auf 30 % zu erhöhen, ist mit 31,4 % im Jahr 2009 bereits<br />
übertroffen.<br />
Studienanfänger und Anteil der Fachhochschulen<br />
Studienanfänger<br />
(1. HS)<br />
16000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
13556<br />
5103<br />
27,35%<br />
12410<br />
28,75%<br />
5007<br />
14180<br />
27,98%<br />
5509<br />
13485<br />
30,41%<br />
5892<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
13868 31,36%<br />
31,00%<br />
6336<br />
Anteil<br />
32,00%<br />
30,00%<br />
29,00%<br />
28,00%<br />
27,00%<br />
26,00%<br />
25,00%<br />
Universitäten<br />
Fachhochschulen<br />
Anteil der FH<br />
Abb. 57: Studienanfänger an Universitäten und Fachhochschulen (im Geschäftsbereich SMWK) 2005 bis 2009 sowie<br />
Anteil der Fachhochschulen an den Studienanfängern<br />
Der Ausländeranteil an den Studienanfängern an Hochschulen im <strong>Freistaat</strong> Sachsen betrug im Jahr<br />
2009 18,2 % und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 14,8 %.<br />
Entwicklungen im Bereich des Hochschulbaus<br />
Im Berichtszeitraum von 2006 bis 2009 wurden mit Mitteln von Bund und Land sowie mit Unterstützung<br />
von EFRE-Mitteln u. a. folgende Baumaßnahmen realisiert bzw. vorangebracht:<br />
Universität Leipzig (einschl. Bereich Medizin): Umbau und Modernisierung Hörsaalgebäude, Neubau<br />
Fakultätsgebäude Wirtschaftswissenschaften am Augustusplatz (fertig), Neubau Sonderlaboratorien<br />
Biowissenschaften, Umbau Hautklinik zum Zentralen Forschungsgebäude (1. BA fertig,<br />
2. BA noch in Ausführung), Neubau zentrales Lehr- und Bibliotheksgebäude mit Mensa für<br />
die Veterinärmedizinische Fakultät (fertig)<br />
TU Dresden (einschl. Bereich Medizin): Neubau Leichtbauinnovationszentrum, Neubau Chemie<br />
(2. BA), Institute der Fachrichtung Wasserwesen, Umbau und Modernisierung Mensa/Universitätsverwaltung,<br />
Sanierung und Umbau Haus 33 für die Augenklinik, Neubau Patientenküche<br />
(alle fertig)<br />
TU Chemnitz: Neubau Physik/Reinraum Waferbearbeitung (fertig), Umbau und Sanierung von<br />
Institutsgebäuden für die Fakultäten Wirtschaftswissenschaften und Philosophie (fertig), Umbau<br />
und Modernisierung am Standort Straße der Nationen (3. BA noch in Ausführung)<br />
194
TU Bergakademie Freiberg: Umbau und Sanierung Warmwalzhalle (fertig) sowie weiterer Hochschulgebäude<br />
Hochschule für Bildende Künste Dresden: Umbau und Sanierung Gebäudekomplex Güntzstraße<br />
(fertig)<br />
Hochschule für Musik Dresden: Neubau Konzertsaal (fertig)<br />
HTW Dresden: Umbau und Sanierung Zentral- und Seminargebäude (Restleistungen noch in Ausführung)<br />
HTWK Leipzig: Neubau Hochschulbibliothek/Medienzentrum (fertig)<br />
Hochschule Mittweida: Umbau und Sanierung Hauptgebäude (fertig)<br />
Hochschule Zittau/Görlitz: Neubau Mensa/Bibliothek in Görlitz, Lehr- und Laborgebäude<br />
„Könitzer“ - Neubau Laborriegel C in Zittau (alle fertig)<br />
Westsächsische Hochschule Zwickau: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, insbesondere an<br />
Lehrgebäuden am Standort Scheffelberg<br />
E-Learning im Hochschulbereich<br />
Am 5. März 2007 wurde auf Initiative der Hochschulen und des SMWK ein Arbeitskreis E-Learning<br />
als wissenschaftlicher Expertenbeirat gegründet. Kernaufgabe des Arbeitskreises ist die landesweite<br />
Koordination der Aktivitäten zur Nutzung von E-Learning in der akademischen Lehre an den Mitgliedshochschulen.<br />
Der Arbeitskreis berät die Hochschulen zu Fragen der weiteren Integration multimedialer<br />
Lehrformen, entwickelt Empfehlungen und strategische Leitlinien und koordiniert deren<br />
Umsetzung. Außerdem unterstützt und koordiniert der Arbeitskreis die E-Learning-Initiativen der<br />
Mitgliedshochschulen, übernimmt die Begutachtung von Projektanträgen, steuert die hochschulübergreifende<br />
Vernetzung und sorgt somit für die Verbreitung und Verstetigung der Projektergebnisse.<br />
Die technologiebezogenen Dienste werden von der bereits 2004 gegründeten BPS Bildungsportal<br />
Sachsen GmbH weitergeführt. Im Jahr 2009 sind mit vier Universitäten, vier Fachhochschulen und<br />
zwei Kunsthochschulen zehn von 15 staatlichen Hochschulen Sachsens an der Gesellschaft in unterschiedlichem<br />
Umfang beteiligt. Die seit 2006 verfügbare zentrale Lernplattform sächsischer Hochschulen<br />
„Opal“ wird derzeit von 12 sächsischen Hochschulen genutzt. Von allen ca. 110.000 Hochschulangehörigen<br />
in Sachsen sind mehr als 90.000 Nutzer auf der Lernplattform registriert.<br />
Der Schwerpunkt der E-Learning-Initiative in Sachsen liegt auf zentralen Ansätzen sowie hochschulübergreifenden<br />
Kooperationen. Die zentralen und dezentralen Servicestrukturen sorgen dafür,<br />
dass die Voraussetzung für medien- und internetbasiertes Lehren und Lernen auch an kleineren<br />
Hochschulen gegeben sind.<br />
Studentenwerke<br />
Im <strong>Freistaat</strong> Sachsen bestehen vier Studentenwerke. Das Studentenwerk Chemnitz-Zwickau betreut<br />
die Hochschulstandorte Chemnitz und Zwickau; das Studentenwerk Dresden die Hochschulstandorte<br />
Dresden, Zittau und Görlitz; das Studentenwerk Freiberg die Hochschulstandorte Freiberg und Mittweida;<br />
das Studentenwerk Leipzig den Hochschulstandort Leipzig. Ausgehend von den Studentenzahlen<br />
zu Beginn des Wintersemesters 2009 betreuten die sächsischen Studentenwerke insgesamt<br />
109.912 Studierende und damit ca. 3 % mehr als 2005. Die sächsischen Studentenwerke unterhalten<br />
Studentenwohnheime, Mensen und Cafeterien, Kinderbetreuungseinrichtungen, Studentenclubs und<br />
weitere Sozialeinrichtungen, insbesondere Beratungsangebote für studententypische Problemlagen.<br />
Die Angebote der Studentenwerke, auch im kulturellen Bereich, erhöhen die Attraktivität der Hoch-<br />
195
schulen und Hochschulstandorte und beeinflussen somit wesentlich die Entscheidung der Studenten<br />
für die Wahl des Hochschulortes.<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Mensen der Studentenwerke ist im Zeitraum 2006 bis 2009 trotz steigenden<br />
Aufwandes bei Personal und Betriebskosten konstant geblieben. Während der Umsatzerlös um<br />
13,8 % angestiegen ist, betrug die Steigerung des Aufwandes 14,3 %. Die Schwerpunkte der Sanierungstätigkeit<br />
von Mensen sind nach wie vor an den Standorten Dresden und Leipzig zu setzen.<br />
Seit 2006 verringerte sich die Zahl der Wohnheimplätze vor allem durch die Aufgabe von Liegenschaften<br />
von 17.336 auf 16.759 im Jahr 2009.<br />
4.5.2.3 Berufsakademie<br />
Die Berufsakademie (BA) Sachsen hat sich zu einem festen Bestandteil des tertiären Bildungssektors<br />
neben der sächsischen Hochschullandschaft entwickelt. Ihre Weiterentwicklung wurde ebenfalls im<br />
LEP 2003 (Ziel Z 16.3.10) verankert. Oberste Priorität der BA ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs<br />
und das Bleibeverhalten der Absolventen in Unternehmen in Sachsen. Nach dem Studium verbleiben<br />
ca. 80 % der Absolventen in Sachsen. An Hand dieser stabilen Zahlen seit 1991 kann der große Erfolg<br />
und die Bedeutung dieser Ausbildungsform für die Sächsische Wirtschaft sichtbar nachgewiesen<br />
werden.<br />
Anteil der Absolventen in %<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien<br />
Bautzen Breitenbrunn Dresden Glauchau Leipzig Plauen Riesa BA Sachsen ges.<br />
Einstellungen Wehr-/ Ersatzdienst/ Stud./ Ausl./ Selbst. Arbeitsplatzsuche ohne Info<br />
Abb. 58: Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien in Sachsen (Quelle: SMWK)<br />
Fest etabliert haben sich die Standorte der Staatlichen Studienakademien in Bautzen, Breitenbrunn,<br />
Dresden, Glauchau, Leipzig und Riesa. Mit dem seit 2006 gesetzlich verankerten siebenten Standort<br />
der Staatlichen Studienakademie Plauen ist das gegenwärtig geplante Ausbauprogramm bezüglich<br />
der Standortwahl in Sachsen erreicht.<br />
Die Akkreditierung und die Umstellung des BA-Diploms auf Bachelor-Abschlüsse werden erfolgreich<br />
umgesetzt. Im Zuge der Umsetzung der Bologna-Beschlüsse wurde ein effizientes Qualitätsmanagementsystem<br />
vorbereitet und eingeführt. Dieses ist zwischenzeitlich von den Akkreditierungsagenturen<br />
hervorragend bewertet worden. Das Thema Internationalisierung nahm im Bereich der Lehre<br />
stark an Bedeutung zu und führte dazu, dass Fremdsprachenangebote und E-Learning verstärkt in<br />
der Lehre eingesetzt werden. Mit diesen Maßnahmen kann auf die Entwicklungen des Globalen<br />
Marktes reagiert werden. Absolventen können für den Einsatz im Ausland noch besser vorbereitet<br />
werden.<br />
196
Studierende davon im ... Studienjahr<br />
Studienbereich<br />
insgesamt<br />
darunter mit<br />
angestrebtem<br />
Bachelorabschluss<br />
1. 2. 3.<br />
Absolventen<br />
Sozialwesen 376 265 152 89 135 134<br />
Technik 2055 548 710 728 617 561<br />
Wirtschaft 2822 1671 1006 952 864 807<br />
Insgesamt 5253 2484 1868 1769 1616 1502<br />
Tab. 51: Studierende und Absolventen an der Berufsakademie Sachsen 2009 nach Studienbereichen<br />
Die bereits 2004 begonnenen Infrastrukturmaßnahmen an den Studienakademien führten zur deutlichen<br />
Angleichung an gängige Standards. Die Grundversorgung mit wissenschaftlicher Literatur wurde<br />
mit der Bereitstellung von unterschiedlichen Medienformen und -trägern deutlich verbessert. Die<br />
Bibliotheken bieten zusätzlichen Wissenstransfer in Form der Mitnutzung wissenschaftlicher Literatur<br />
gegenüber ihren Praxispartnern als Dienstleistungen an. Parallel dazu konnte die IT-Sicherheit an<br />
den Studienakademien erhöht und eine zentrale Campussoftware zur Unterstützung der Studienprozesse<br />
als Projekt vorbereitet werden.<br />
Erste gemeinsame Maßnahmen einer Marketingstrategie führten zur Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes<br />
der BA an den Standorten und das gemeinsame Auftreten der Staatlichen Studienakademien<br />
bei Bildungsmessen und gezielter Akquise von Studierenden und Praxispartnern.<br />
Laufende Baumaßnahmen in Breitenbrunn, Riesa und Glauchau wurden abgeschlossen. Im Berichtszeitraum<br />
begann die große Baumaßnahme der Studienakademie Dresden in ehemaligen Gebäuden<br />
der TU Dresden. Im Oktober 2009 wurde Richtfest für ein auf dem Campus gemeinsam mit der Evangelischen<br />
Hochschule Dresden genutztes Gebäude gefeiert.<br />
197
4.5.3 Wissenschaft und Forschung<br />
Hochschulforschung<br />
2009 wurden an sächsischen Hochschulen 12 Sonderforschungsbereiche und 14 Graduiertenkollegs,<br />
von denen drei internationalen Status aufweisen, durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.<br />
Die sächsischen Fachhochschulen beteiligen sich mit großem Erfolg am Förderprogramm „Anwendungsorientierte<br />
Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF). Im Rahmen der BMBF-Förderinitiative „Unternehmen Region“ sind die<br />
sächsischen Hochschulen innerhalb der einzelnen wirtschaftlich ausgerichteten Teilprogramme in<br />
regionale Netzwerke eingebunden und stellen den wissenschaftlichen Part dar.<br />
Die immer kürzeren Innovationszyklen lassen die Bereiche Grundlagenforschung, angewandte Forschung<br />
und Entwicklung näher aneinanderrücken und führen verstärkt zur Überlappung der Forschungsfelder<br />
der Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Damit verbunden<br />
ist neben einem intensiveren Wettbewerb auch die Chance zu fruchtbarer Zusammenarbeit.<br />
Diesen vielgestaltigen Prozess durch geeignete infrastrukturelle und personenbezogene Maßnahmen<br />
zu unterstützen, ist ein wesentliches Ziel der Wissenschaftspolitik in Sachsen. Bis Ende 2009 trugen<br />
insgesamt rund 50 gemeinsame Berufungen zwischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
und Universitäten an allen vier Universitätsstandorten zur engen personellen Verknüpfung und zum<br />
intensiven Austausch zwischen beiden Forschungsbereichen bei.<br />
Außeruniversitäre Forschung<br />
Die Struktur der sächsischen außerhochschulischen Forschungslandschaft ist durch einen hohen<br />
Anteil von Einrichtungen gekennzeichnet, die von Bund und Ländern nach Artikel 91b GG gemeinsam<br />
finanziert werden. Hierzu gehören im Berichtszeitraum:<br />
ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren<br />
sechs Institute der Max-Planck-Gesellschaft<br />
16 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG)<br />
sieben Leibniz-Institute<br />
Unter den genannten FhG-Einrichtungen befindet sich auch das neu eröffnete Fraunhofer-Zentrum<br />
All Silicon System Integration Dresden (ASSID), in dem Forschung auf dem Hightech-Gebiet der 3D-<br />
Systemintegration auf Waferebene betrieben wird.<br />
Weiterhin ist der <strong>Freistaat</strong> Sachsen Ende 2009 zuständig für zehn, hinsichtlich ihres Grundbedarfs<br />
ausschließlich aus Landesmitteln institutionell geförderte Landesforschungseinrichtungen sowie eine<br />
durch die Stiftung für das Sorbische Volk finanzierte Forschungseinrichtung im Geschäftsbereich des<br />
SMWK. Diese außerhochschulischen Forschungseinrichtungen warben 2009 insgesamt 247,7 Mio.<br />
Euro an Drittmitteln ein. Durch 3.386 Forschungsprojekte konnten damit 3.064 Mitarbeiter zusätzlich<br />
beschäftigt werden.<br />
An-Institute der Universitäten und Forschungszentren der Fachhochschulen ergänzen den Bereich<br />
der außerhochschulischen Forschung. Damit wird die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft<br />
wesentlich gestärkt.<br />
198
Abb. 59: Fraunhofer Institut für Elektronische<br />
Nanosysteme (ENAS) Chemnitz (Foto: ENAS)<br />
Abb. 60: Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immuno<br />
logie (IZI) Leipzig (Foto: IZI)<br />
Ein weiteres Fundament für den arbeitsteiligen Forschungsprozess bilden die großen Forschungsverbünde,<br />
insbesondere auf den Gebieten Material- und Umweltforschung, Biotechnologie sowie Medizin.<br />
Sie fügen sich in die auf Wachstums- und Schlüsseltechnologien ausgerichtete sächsische Forschungspolitik<br />
ein. Ein Beispiel hierfür ist das von Herstellern, Zulieferern, Dienstleistern, Hochschulen<br />
und Forschungsinstituten am Dresdner Standort gegründete Netzwerk der Halbleiter-, Elektronik-<br />
und Mikrosystemindustrie „Silicon Saxony e. V.“, in das ca. 200 Partner eingebunden sind.<br />
Zur weiteren Verbesserung der Forschungsinfrastruktur wurden auch im Berichtszeitraum 2006 bis<br />
2009 EFRE-Mittel für den Bau und die Geräteausstattung von Fraunhofer-Einrichtungen an den<br />
Standorten Dresden, Leipzig und Chemnitz eingesetzt. So konnte beispielsweise Mitte 2008 der Neubau<br />
des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie am Deutschen Platz in Leipzig bezogen<br />
werden. Im neu errichteten Institutsgebäude des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme<br />
auf dem Chemnitzer „Smart Systems Campus“ bieten seit Juni 2009 31 Büros und 20 Laborräume<br />
etwa 100 Mitarbeitern Platz für noch mehr Spitzenforschung. Zum Aufbau eines Zentrums<br />
für organische Materialien und elektronische Bauelemente (COMEDD) am Fraunhofer-Institut für<br />
Photonische Mikrosysteme in Dresden wurden rund 900 Quadratmeter Reinraumfläche mit einzigartigen<br />
Anlagen für die Forschung, Entwicklung und Pilotproduktion von Bauelementen und Fertigungstechnologien<br />
auf Basis halbleitender organischer Materialien ausgestattet.<br />
Ausdruck für die Leistungskraft der sächsischen Fraunhofer-Institute sind u. a. das in den letzten<br />
Jahren stark gestiegene Drittmittelaufkommen und die wachsende Zahl an Industrieaufträgen. Im<br />
Jahr 2006 wurden ca. 83 Mio. Euro eingeworben, 2009 waren es mehr als 114 Mio. Euro.<br />
199
4.5.4 Kultur und Sport<br />
4.5.4.1. Kulturräume, Kultureinrichtungen<br />
Die sächsische Kulturlandschaft verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Erbe, beruht aber zugleich<br />
auf Innovation in der Gegenwart. Sie ist geprägt durch eine beeindruckende öffentlich getragene<br />
oder geförderte Infrastruktur, ein starkes bürgerschaftliches Engagement und durch die Identifikation<br />
der Bevölkerung mit der Kultur in der jeweiligen Region. Diese kulturelle Landschaft soll gemäß<br />
LEP 2003 in ihrer historisch gewachsenen Vielfalt erhalten und entwickelt werden (G 16.4.1). Sachsen<br />
hat unter den Flächenländern mit 4,1 % den größten Anteil der Kulturausgaben am Gesamthaushalt<br />
und mit 170,84 Euro die höchsten Kulturausgaben pro Einwohner. 43,4 % der Kulturausgaben<br />
werden von den Gemeinden und Zweckverbänden geleistet. (Angaben für 2007; Kulturfinanzbericht<br />
<strong>2010</strong> der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder)<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und die Kommunen tragen gemeinsam die Verantwortung für die Vielfalt des<br />
kulturellen Angebotes. In Sachsen bestehen seit 1994 ländliche Kulturräume als Zweckverbände und<br />
urbane Kulturräume, die auch im LEP 2003 (Z 16.4.2) verankert sind. In Reaktion auf die Kreisgebiets-<br />
und Funktionalreform im Jahr 2008 verringerte sich die Anzahl der ländlichen Kulturräume<br />
auf fünf, die durch jeweils zwei Landkreise gebildet werden (Vogtland - Zwickau, Erzgebirge -<br />
Mittelsachsen, Leipziger Raum, Meißen - Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Oberlausitz-Niederschlesien).<br />
Die Städte Plauen und Zwickau sind freiwillige Mitglieder im Kulturraum Vogtland - Zwickau.<br />
Die drei urbanen Kulturräume sind die Kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig.<br />
Karte 44: Kulturräume in Sachsen<br />
200
Die Kulturräume unterstützen solidarisch Einrichtungen und Maßnahmen von regionaler Bedeutung<br />
unabhängig von ihrer Trägerschaft und Rechtsform. Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen nimmt seine Mitverantwortung<br />
durch die finanzielle Beteiligung an diesem Kulturlastenausgleich wahr. Die Kulturräume<br />
treffen ihre Entscheidungen im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung. Seit dem 1. August<br />
2008 gilt das Sächsische Kulturraumgesetz unbefristet, es ist bis spätestens 31. Dezember 2015 zu<br />
evaluieren.<br />
Theater und Orchester<br />
Gemessen an den öffentlichen Kulturausgaben in Sachsen nimmt die Sparte Theater und Musik mit<br />
33,6 % die Spitzenposition ein. Es besteht eine leistungsstarke und flächendeckende Theater- und<br />
Orchesterlandschaft. Diese ist geprägt durch ein sich ergänzendes Nebeneinander von Staatstheatern<br />
und Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft. Daneben tragen Privat- und Amateurtheater<br />
sowie entsprechend organisierte Orchester zum vielfältigen kulturellen Angebot bei.<br />
Die Sächsische Staatsoper Dresden mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, das Staatsschauspiel<br />
Dresden und die Landesbühnen Sachsen befinden sich als Staatsbetriebe in der Trägerschaft des<br />
<strong>Freistaat</strong>es Sachsen. In der Spielzeit 2008/09 konnten diese Einrichtungen 740.000 Besucher begrüßen.<br />
Im kommunalen Bereich existieren gegenwärtig 17 rechtlich abgegrenzte Theater und Orchester.<br />
Insgesamt besuchten 1,9 Mio. Besucher in der Spielzeit 2008/09 die Veranstaltungen. Das Gerhart-<br />
Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau ist im Jahr <strong>2010</strong> durch die Fusion der Theater in diesen beiden<br />
Städten entstanden. Zur Theaterlandschaft Sachsen gehört auch das Sorbische Nationalensemble.<br />
Öffentliche Bibliotheken<br />
Die Öffentlichen Bibliotheken sind unverzichtbarer Bestandteil der kommunalen Infrastruktur. Sie<br />
leisten als Portale für physische und virtuelle Information, als Vermittler von Medienkompetenz, als<br />
Bildungspartner der Schulen, als Orte multikulturellen Austausches, als Zentren der Bürgerinformation<br />
und als soziale Treffpunkte umfassende Bildungs- und Kulturarbeit. Mit diesen professionellen<br />
und zukunftsorientierten Leistungen werden Öffentliche Bibliotheken von den Bürgern als die meistgenutzten<br />
kulturellen Einrichtungen Sachsens wahrgenommen. Das flächendeckende Netz Öffentlicher<br />
Bibliotheken zur Gewährleistung gleichwertiger Lebensbedingungen für die Bevölkerung in<br />
allen Landesteilen Sachsens umfasst rund 550 leistungsfähige Einrichtungen, die in Verbünden und<br />
Netzwerken aktiv arbeiten. Die enge Kooperation der Öffentlichen Bibliotheken in den ländlichen<br />
Regionen untereinander, gefördert durch die ländlichen Kulturräume, und die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Großstadtbibliotheken und den wissenschaftlichen Bibliotheken bilden das Fundament für<br />
eine zukunftsorientierte bürgernahe Bibliotheksarbeit in Sachsen.<br />
Von zentraler Bedeutung für die Bibliotheken in Sachsen ist die Sächsische Landesbibliothek –<br />
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) (www.slub-dresden.de). Zu ihren Aufgaben zählen<br />
die Unterstützung der regionalen Arbeit der Bibliotheken und Informationseinrichtungen, die Koordinierung<br />
der sächsischen Beiträge zur Deutschen Digitalen Bibliothek sowie die Bestandserhaltung<br />
des schriftlichen Kulturgutes der sächsischen Bibliotheken.<br />
Für verschiedene Informations- und Dienstleistungsangebote sächsischer Bibliotheken wurde 2006<br />
eine einheitliche Oberfläche geschaffen und seitdem um weitere Inhalte und Services ergänzt<br />
(www.bibliotheksportalsachsen.de).<br />
201
Museen<br />
Die Museen tragen ganz wesentlich zur Attraktivität Sachsens bei. Insbesondere die Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dresden (SKD) wirken als kultureller Botschafter Sachsens und Deutschlands in<br />
der Welt. Mit der Sanierung des Albertinums war zugleich der Einbau eines neuen Zentraldepots –<br />
der Arche – verbunden, der im Nachgang zur Flut 2002 als wichtige Maßnahme für die künftige<br />
Sicherung der Museumsbestände beschlossen wurde. Ein wichtiges Projekt für die künftige museale<br />
Arbeit starteten die SKD 2008 mit der „Museumsdatenbank Daphne – Inventarisierung, Provenienzrecherche,<br />
Vermögensnachweis“. Die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Anforderungen an<br />
die SKD erfordern eine höhere Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit, die mit der zum 01.01.2009<br />
erfolgten Umwandlung der SKD in einen Staatsbetrieb erreicht werden soll.<br />
Auch das Landesamt für Archäologie (LfA) wurde zum 01.01.2008 in einen Staatsbetrieb umgewandelt.<br />
Das LfA ist Fachbehörde und anerkannte Forschungseinrichtung für alle Fragen des archäologischen<br />
Denkmalschutzes und der Bodendenkmalpflege. Teil des LfA ist das Landesmuseum für Vorgeschichte,<br />
das zukünftige „Haus der Archäologie und Geschichte“ in Chemnitz.<br />
Das Staatliche Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG) und die Staatlichen Naturhistorischen<br />
Sammlungen Dresden (SNSD) wurden 2005 gemeinsam mit dem Forschungsinstitut und Naturmuseum<br />
Senckenberg vom Wissenschaftsrat erfolgreich evaluiert. In der Folge wurden im Jahr 2009 auf<br />
der Basis einer gemeinsamen Forschungskonzeption die SNSD und das SMNG in die Senckenbergische<br />
Naturforschende Gesellschaft integriert.<br />
Im Deutschen Hygiene-Museum Dresden, dem in seiner Art einzigartigen Museum in Deutschland,<br />
konnte im Berichtszeitraum die Sanierung des Veranstaltungsbereiches sowie des großen und kleinen<br />
Saales und der Wandelhalle aus Mitteln des Bundes und der beiden Hauptstifter (<strong>Freistaat</strong> Sachsen<br />
und Stadt Dresden) erfolgreich durchgeführt und <strong>2010</strong> abgeschlossen werden.<br />
Wesentliches Anliegen des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen war und ist die Stärkung der Museen in den Regionen.<br />
Die seit 2007 im zweijährigen Rhythmus erfolgende Vergabe des Sächsischen Museumspreises<br />
und alternierend die Würdigung des „Ehrenamts im Museum“ sind neben der bewährten Beratung<br />
und Förderung durch die Sächsische Landesstelle für Museumswesen (www.sachsens-museenentdecken.de)<br />
wichtige Instrumente, um die Museumsarbeit im nichtstaatlichen Bereich zu unterstützen.<br />
Wesentliche Grundzüge der künftigen Entwicklung der sächsischen Museumslandschaft hat<br />
das SMWK mit der „Museumskonzeption 2020“ erarbeitet, die 2009 vorgelegt wurde und wichtige<br />
Eckpunkte für die weitere Arbeit enthält.<br />
Sorbische Sprache und Kultur<br />
Die sorbische Kultur bereichert die sächsische Kultur. Der bikulturelle Charakter des sorbischen Siedlungsgebietes<br />
wurde deshalb im LEP-Ziel zur Erhaltung und Entwicklung regional bedeutsamer Kultureinrichtungen<br />
unter Berücksichtigung regionaler Traditionen und Besonderheiten (Z 16.4.3) hervorgehoben.<br />
Die sorbische Sprache, sorbische Schulen gehören dabei ebenso zum Bild des sorbischen<br />
Siedlungsgebietes wie sorbische Kultureinrichtungen, so das Sorbische Nationalensemble, der<br />
Domowina-Verlag, das Sorbische Institut, das Deutsch-Sorbische Volkstheater oder das Sorbische<br />
Museum Bautzen. Die Stiftung für das sorbische Volk arbeitet seit dem Jahr 1999 als selbständige<br />
Stiftung öffentlichen Rechts. Sie fördert sorbische Kunst und Kultur sowie die sorbischen Institutionen.<br />
Die Stiftung wird vom Bund, vom Land Brandenburg und dem <strong>Freistaat</strong> Sachsen gemeinsam<br />
gefördert. Im sorbischen Siedlungsgebiet des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen sind sorbische Traditionen und<br />
deren Pflege stark verwurzelt. Sorbische Kultur und Kunst wird in Vereinen, Ensembles und Chören<br />
aber auch in der Dorfgemeinschaft, in den Familien und in den Kirchgemeinden gepflegt.<br />
202
4.5.4.2 Breiten- und Leistungssport, Sportstätten<br />
Breiten- und Leistungssport<br />
Der Sport erfüllt in umfassender Weise gemeinwohlorientierte Aufgaben. Er leistet insbesondere<br />
Beiträge zur Gesunderhaltung (Unterbreitung allgemeiner und spezieller präventiver Angebote), zur<br />
gesellschaftlichen Integration (Sportverein als Ort der Kommunikation, des gemeinsamen Engagements<br />
und als lebensbegleitendes soziales Netzwerk) und zur Vermittlung positiver Werte (Fairness,<br />
Teamgeist, Leistungsstreben).<br />
Im Berichtszeitraum konnten die im Landessportbund Sachsen organisierten Sportvereine ihre Mitgliederzahl<br />
von 530.426 auf 573.413 erhöhen. Der sächsische Sport ist damit trotz zurück gehender<br />
Bevölkerungszahlen im Wachstum begriffen. Der Anteil der in Sportvereinen organisierten sächsischen<br />
Einwohner (Organisationsgrad) stieg von 12,4 % im Jahr 2006 auf 13,8 % im Jahr 2009.<br />
Eine vergleichbare Entwicklung ist im Berichtszeitraum auch hinsichtlich der Mitgliedschaft von<br />
Kindern und Jugendlichen in Sportvereinen zu verzeichnen. Deren Zahl stieg von 164.372 im Jahr<br />
2006 auf 170.478 im Jahr 2009. Damit waren im Jahr 2009 ca. 30 % der Kinder und Jugendlichen in<br />
Sachsen Mitglied in einem im Landessportbund Sachsen organisierten Sportverein.<br />
Mitglieder<br />
600.000<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
519.594<br />
12,09%<br />
Mitgliederzahlen und Organisationsgrad in Sportvereinen<br />
530.426<br />
12,41%<br />
540.400<br />
12,71%<br />
552.256<br />
13,08%<br />
573.413<br />
13,80%<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abb. 61: Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sportvereinen und Organisationsgrad<br />
Organisationsgrad<br />
16,00%<br />
14,00%<br />
12,00%<br />
10,00%<br />
Internationale Erfolge sächsischer Sportler wie auch die Durchführung bedeutender Sportereignisse<br />
in Sachsen bedeuten einen Imagegewinn nach außen und stärken die Identifikation der Bürger mit<br />
"ihrem" <strong>Freistaat</strong>. Nicht zuletzt üben erfolgreiche Spitzensportler eine Vorbildfunktion für die jüngere<br />
Generation aus und motivieren Kinder und Jugendliche zur eigenen sportlichen Betätigung.<br />
8,00%<br />
203
Karte 45: Bundesstützpunkte Leistungssport in Sachsen<br />
Aus diesem Grund war der <strong>Freistaat</strong> Sachsen im Berichtszeitraum ein im Bundesvergleich führender<br />
Leistungssport-Standort und soll es auch bleiben. Im Leistungssport kann Sachsen, gemessen an<br />
seinem Bevölkerungsanteil von ca. 5,1 %, überdurchschnittliche Erfolge verzeichnen:<br />
In Sachsen trainieren knapp 9 % aller Bundeskader-Athleten.<br />
Hier befinden sich 12 % der Bundesstützpunkte (siehe Karte 45).<br />
Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 errangen sächsische Athleten 9,5 % der deutschen<br />
Medaillen und 8,6 % der sog. Platzierungspunkte (Ränge 1 bis 10). Bei den Winterspielen fällt<br />
diese Bilanz naturgemäß noch besser aus.<br />
Grundlage für Erfolge im Hochleistungsbereich ist eine kontinuierliche Nachwuchsentwicklung.<br />
Nach der letzten Bewertung des Deutschen Olympischen Sportbundes befinden sich die sächsischen<br />
Verbände immer noch in zwei Dritteln aller hier leistungsmäßig betriebenen Sportarten in<br />
der vorderen Hälfte der Bundesländer.<br />
Sportstätten<br />
Die Förderung des Sportstättenbaus trug in den letzten Jahren zur Erhaltung der Sportstätteninfrastruktur<br />
gemäß LEP 2003 bei. Danach sollen sportliche Angebote bedarfsgerecht in zumutbarer Entfernung<br />
zur Verfügung stehen (G 16.4.4). Auch über die Schulbauförderung und über städtebauliche<br />
Programme sind Fördermittel in Sportstätten geflossen. Eine Bestandserweiterung oder eine signifikante<br />
Verbesserung des baulichen Zustandes lässt sich aus der im SMK geführten Sportstättenstatistik<br />
jedoch nicht ablesen.<br />
204
Die nachfolgende Tabelle enthält Angaben über die erfassten Flächen und Auswertungen zum Nutzungszustand<br />
der Sportstätten, die den Berichtszeitraum annähernd abbilden:<br />
Gesamtflächenanteile nach Bau- /Nutzungszustand<br />
Bau-/Nutzungs-<br />
Sportplätze Sporthallen Hallenbäder Freibäder<br />
zustandsstufen 12/ 2005 2009 12/ 2005 2009 2005 6/2009 2005 6/2009<br />
guter Zustand (1) 35,2 % 36,4 % 46,0 % 44,3 % 54,0 % 53,3 % 53,6 % 53,2 %<br />
mit geringen Mängeln (2) 34,7 % 32,0 % 32,5 % 30,1 % 23,2 % 23,0 % 24,6 % 19,8 %<br />
Sanierungsbedürftiger<br />
Zustand (3)<br />
27,9 % 29,4 % 16,3 % 15,8 % 13,8 % 11,5 % 18,9 % 21,4 %<br />
nicht nutzbar (4) 1,7 % 1,2 % 0,5 % 0,9 % 0,0 % 0,8 % 1,7 % 2,1 %<br />
nicht kategorisiert 0,5 % 1,0 % 4,7 % 8,9 % 9,0 % 11,4 % 1,2 % 3,5 %<br />
(1) bis (4): Bau-/Nutzungszustandsstufen 1 bis 4<br />
Tab. 52: Bau-/Nutzungszustand sächsischer Sportstätten nach Anteilen an der Gesamtfläche<br />
Die Tabelle zeigt einerseits, dass nach Einschätzung der Kommunen über 70 % der Kernsportanlagen<br />
einen Nutzungszustand 1 und 2 aufweisen, das heißt, mit keinen oder lediglich geringen Mängeln<br />
behaftet sind. Die für den gesamten <strong>Freistaat</strong> Sachsen zunächst positive Bilanz darf jedoch nicht<br />
darüber hinweg täuschen, dass punktuell vergleichsweise großer Handlungsbedarf besteht. Mit Ausnahme<br />
der Sportplätze hat sich der Nutzungszustand bei den Sporthallen und Hallenbädern im anschließenden<br />
Berichtszeitraum leicht verschlechtert.<br />
205
4.5.5 Öffentliche Verwaltung, Sicherheit und Ordnung<br />
4.5.5.1 E-Government<br />
In Umsetzung des LEP 2003 werden im <strong>Freistaat</strong> Sachsen erhebliche Anstrengungen unternommen,<br />
moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung<br />
zu nutzen (G 17.1). Das umfangreiche Leistungsangebot der sächsischen Landes- und<br />
Kommunalverwaltungen wird schrittweise per Internet zugänglich. Seit dem Jahr 2003 vollzieht sich<br />
die E-Government-Entwicklung in Sachsen auf Grundlage strategischer Planungen von Land und<br />
Kommunen. Wesentliche Ziele der „E-Government-Fahrpläne“ sind inzwischen erreicht: Bereits heute<br />
stehen den Bürgern, Unternehmen und Organisationen E-Government-Anwendungen in vielen<br />
unterschiedlichen Bereichen der Verwaltungstätigkeit zur Verfügung.<br />
Mit der im Juni 2009 vom Kabinett verabschiedeten „E-Government-Strategie des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen“<br />
liegt nunmehr eine neu gefasste Orientierung für die gemeinsame E-Government-Entwicklung<br />
der Landes- und Kommunalverwaltungen in Sachsen für die kommenden Jahre vor. Der Aufbau von<br />
E-Government erfordert erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen. Diesen Aufwand auf<br />
staatlicher und kommunaler Seite doppelt zu betreiben ist nicht mehr zeitgemäß. Sachsen hat im<br />
Jahr 2004 frühzeitig mit der Initiative „Sachsen interaktiv“ die Kooperation von <strong>Freistaat</strong> und Kommunen<br />
bei der Entwicklung und Realisierung von E-Government-Infrastrukturen vorangetrieben.<br />
Abb. 62: Netzinfrastruktur des Sächsischen Verwaltungsnetzes<br />
Sächsisches<br />
Verwaltungsnetz (SVN)<br />
Das Sächsische Verwaltungsnetz ist die Antwort des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen auf die technischen und<br />
organisatorischen Herausforderungen an die Landes- und Kommunalverwaltung in der heutigen Zeit.<br />
Es umfasst das landesweite Kommunikationsnetz des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen im Bereich Daten, Sprache<br />
und Internet sowie Mobilfunkkommunikation. Weiterhin stehen gemeinsam genutzte Dienste und<br />
206
die E-Government-Plattform zentral für alle Behörden und Bürger zur Verfügung. Die Anschluss-<br />
Summenbandbreiten der ca. 800 Behördenstandorte im SVN wurden deutlich verbessert und betragen<br />
nunmehr etwa 9 Gbit/s.<br />
Im Rahmen der strategischen Zielstellung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, One-Stop-Government-Ansätze<br />
sowie die Einrichtung internetbasierter Behördengänge weiter auszubauen, spielt die E-Government-<br />
Plattform eine wesentliche Rolle.<br />
Mit dem Lebenslagenportal „Amt24“ wurde 2005 begonnen, mehrere sogenannte Basiskomponenten<br />
technisch und organisatorisch auf einer Plattform zu betreiben. Gegenwärtig sind folgende Basiskomponenten<br />
im Einsatz:<br />
Lebenslagenportal „Amt 24“<br />
Digitale Signatur und Verschlüsselung (ESV)<br />
Integrationsframework (IF)<br />
Formularservice (FS)<br />
Content Management System (CMS)<br />
Geodatenportal (GeoBAK)<br />
Zahlungsverkehr (ZV)<br />
IT-gestützte Vorgangsbearbeitung (Betrieb nicht auf der Plattform)<br />
Die Basiskomponenten wurden seit ihrer stufenweisen Einführung sehr vielfältig sowohl innerhalb<br />
der Landes- und Kommunalverwaltungen als auch für die Bereitstellung von externen Dienstleistungen<br />
genutzt. Nachfolgend sind hierzu einige ausgewählte Kennzahlen für verschiedene Basiskomponenten<br />
angeführt (Stand 2009):<br />
Im Jahr 2009 wurden 1,4 Millionen Formulare abgerufen (FS).<br />
500 Meldebehörden, 130 sächsischen Notare, Kammern und Firmen sowie 13 sächsische Gesundheitsämter<br />
und 250 für die EU-Dienstleistungsrichtlinie zuständige Stellen nutzten die zentrale<br />
Elektronische Signatur und Verschlüsselung.<br />
Seit 2007 wurden ca. 3,5 Millionen Meldenachrichten vermittelt (IF).<br />
1.200 Mitarbeiter der Staatsverwaltung nutzten die Vorgangsbearbeitung.<br />
33 Behörden nutzten landesweit das zentrale Content Management System.<br />
Mit der Basiskomponente Zahlungsverkehr wurden seit 2008 2.818 Transaktionen durchgeführt.<br />
Im „Amt24“ waren 35 Lebenslagen mit über 800 Lebenslagetexten redaktionell hinterlegt.<br />
In der GeoBaK waren 41 Kartendienste (Anbieter) mit insgesamt 337 Karten-Layern eingebunden.<br />
Durch die Integration in den Betrieb der Zentralen Dienste des SVN im Jahr 2009 werden nunmehr<br />
der durchgängige und unterbrechungsfreie Betrieb gewährleistet sowie die funktionalen und wirtschaftlichen<br />
Vorteile des SVN genutzt. Insbesondere die einheitlichen Auftrags- bzw. Änderungsprozesse<br />
und der gemeinsame Service-Desk führen zu einer effizienteren Leistungserbringung.<br />
Die Basiskomponenten bildeten die entscheidende technische Voraussetzung für die Bereitstellung<br />
der 1. Ausbaustufe für die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie zum Jahresende 2009. Basierend<br />
auf einem IT-Fachkonzept wurden speziell dafür verschiedene Funktions- und Schnittstellenerweiterungen<br />
vorgenommen. Besonders gefragt war in diesem Zusammenhang die enge Abstimmung<br />
der Anforderungen aller beteiligten Partner von Land, Kommunen und Kammern. Diese Zusammen-<br />
207
arbeit hat sich bewährt. Die aufgebauten organisatorischen und technischen Netzwerke sollen nunmehr<br />
für die nächsten anstehenden ebenenübergreifenden Aufgaben genutzt werden.<br />
4.5.5.2 Gerichtsbarkeit<br />
Die Funktional- und Verwaltungsreform im Jahr 2008 hat in geringem Maße auch zu Veränderungen<br />
bei den gerichtlichen Zuständigkeiten geführt. Um dem Prinzip der Einräumigkeit der Verwaltung zu<br />
genügen, das auch bei der Bestimmung der Gerichtsbezirke ein wesentliches Ordnungskriterium<br />
darstellt, mussten aufgrund der Neuordnung der Kreisgrenzen einzelne Gerichtsbezirke entsprechend<br />
angepasst werden. Anderenfalls hätten Teilgebiete der neuen Landkreise anderen Bezirken von Land-<br />
, Arbeits-, Verwaltungs- und Sozialgerichten angehört als der Rest des jeweiligen Kreisgebietes. Die<br />
Übereinstimmung von Gerichts- und Verwaltungsgrenzen erscheint jedoch unverzichtbar, um zum<br />
einen klar erkennbare Strukturen für die Bürger zu schaffen und zum anderen eine reibungslose<br />
Zusammenarbeit zwischen Justiz und Verwaltung zu gewährleisten.<br />
Karte 46: Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen<br />
Im Einzelnen wurden zum 1. August 2008 gerichtliche Zuständigkeiten wie folgt geändert:<br />
Amts- und Landgerichte<br />
Die Amtsgerichtsbezirke Aue und Döbeln wechselten von den Landgerichtsbezirken Zwickau bzw.<br />
Leipzig zum Landgerichtsbezirk Chemnitz.<br />
Der Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal wechselte vom Landgerichtsbezirk Chemnitz zum<br />
Landgerichtsbezirk Zwickau.<br />
208
Arbeitsgerichte<br />
Die Gebiete der ehemaligen Landkreise Aue-Schwarzenberg und Döbeln wechselten zum Arbeitsgerichtsbezirk<br />
Chemnitz.<br />
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Chemnitzer Land wechselte zum Arbeitsgerichtsbezirk<br />
Zwickau.<br />
Verwaltungs- und Sozialgerichte<br />
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Döbeln wechselte zum Verwaltungs- bzw.<br />
Sozialgerichtsbezirk Chemnitz.<br />
Die Standortverteilung orientiert sich weiter am Netz der Zentralen Orte, d. h. von 69 Gerichten/Staatsanwaltschaften<br />
und deren Zweigstellen befinden sich 44 in Oberzentren und 24 in Mittelzentren<br />
(LEP-Ziel Z 17.3). Allein das Amtsgericht Hainichen befindet sich in einem Grundzentrum.<br />
4.5.5.3 Öffentliche Sicherheit und Ordnung<br />
Polizeistruktur<br />
Die sächsische Polizei wurde zum 1. Januar 2005 neu strukturiert. Durch Verzicht auf eine Hierarchieebene<br />
hat sie einen modernen zweistufigen Verwaltungsaufbau erhalten.<br />
In einem zweiten Schritt wurde zum 1. Januar 2009 die Struktur der polizeilichen Basisdienststellen<br />
(Polizeireviere und -posten) angepasst. Mit dem Ziel, Führungs-, Stabs- und Verwaltungsaufgaben<br />
zugunsten der operativen Aufgabenwahrnehmung zu bündeln, wurden bei den Polizeidirektionen in<br />
der Fläche bestehende Polizeireviere vernetzt. Dabei nimmt eines der Polizeireviere (vernetzt wurden<br />
bis zu drei) die Stabs- und Verwaltungsaufgaben für den Revierverbund wahr. Diesem Polizeirevier<br />
(Kategorie I-Revier) sind die anderen Polizeireviere (Kategorie II-Reviere) nachgeordnet. In Dresden,<br />
Leipzig und Zwickau (Standorte mit mehreren Polizeirevieren) wurde die Anzahl der Polizeireviere<br />
reduziert. Ferner wurden in den Polizeirevieren der Fläche Kriminaldienste eingerichtet. Dazu wurden<br />
die Kriminalaußenstellen der Kriminalpolizeiinspektionen und die Ermittlungsdienste der Polizeireviere<br />
organisatorisch zusammengeführt. Bei den Polizeiposten wurde der Personaleinsatz flexibilisiert.<br />
Den sieben Polizeidirektionen sind gegenwärtig insgesamt 72 Polizeireviere und 84 Polizeiposten<br />
nachgeordnet (vgl. Karte 47).<br />
Die räumliche Verteilung der Polizeidienststellen entspricht damit dem LEP 2003, wonach Einrichtungen<br />
der öffentlichen Sicherheit in allen Landesteilen, insbesondere in den Zentralen Orten vorhanden<br />
sein sollen (Z 17.5).<br />
209
Karte 47: Polizeistruktur ab 01/2009<br />
Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz<br />
Die schnelle Alarmierung von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz ist eine wichtige<br />
Voraussetzung, um im Schadensfall Menschenleben zu retten und Tiere oder Sachwerte sowie die<br />
Umwelt zu schützen. Die im LEP 2003 formulierten Vorgaben (Z 17.6) werden nach § 11 Sächsisches<br />
Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz (SächsBRKG) vom 24. Juni<br />
2004 umgesetzt. Auf der Grundlage von § 11 Abs.1 und § 26 Abs.1 Satz 6 SächsBRKG treten mit der<br />
Dritten Änderung der Landesrettungsdienstplanverordnung zum 1. Januar 2011 Regelungen in Kraft,<br />
die die Standorte von fünf Integrierten Regionalleitstellen (IRLS) festlegen und Mindestanforderungen<br />
an Qualifikation, Personalausstattung, Technik und Organisation der IRLS vorgeben. An den<br />
Standorten Hoyerswerda (für die Landkreise Görlitz und Bautzen), Dresden (für die Kreisfreie Stadt<br />
Dresden sowie die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen), Chemnitz (für die<br />
Kreisfreie Stadt Chemnitz, den Landkreis Mittelsachsen und den Erzgebirgskreis) und Zwickau (für<br />
den Landkreis Zwickau und den Vogtlandkreis) haben im Berichtszeitraum die Maßnahmen zur Errichtung<br />
der IRLS begonnen. Die Förderung durch den <strong>Freistaat</strong> und die Träger des bodengebundenen<br />
Rettungsdienstes wird sichergestellt. (Näheres zum Rettungsdienst siehe Kap. 4.5.1.7)<br />
Parallel zur Errichtung der IRLS bauen die Träger von Brandschutz und Rettungsdienst mit maßgeblicher<br />
finanzieller Förderung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ein flächendeckendes Netz zur digitalen Alarmierung<br />
der Einsatzkräfte auf. In den nächsten Jahren wird dieses Netz flankiert durch die Umstellung<br />
des Analogfunks auf den digitalen Funk, der eine sichere Kommunikation der Leitstellen mit den<br />
210
Einheiten von Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz sowie dieser Einheiten untereinander<br />
ermöglichen wird.<br />
Des Weiteren wird die Einsatzfähigkeit der Einheiten der Feuerwehren gestärkt. Um den Mitgliederbestand<br />
in den Freiwilligen Feuerwehren leistungsfähig zu halten und junge Nachwuchskräfte für<br />
die Dienste im Ehrenamt zu werben, hat die Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit die<br />
Kampagne „Helden gesucht“, gestartet. Zum 1. Januar 2011 treten nach den Vorschlägen der Staatsregierung<br />
zudem Änderungen des SächsBRKG in Kraft, mit denen das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr<br />
auf acht Jahre abgesenkt und eine finanzielle Anerkennung für langjährigen aktiven ehrenamtlichen<br />
Dienst in den Einheiten von Brand- und Katastrophenschutz sowie dem Rettungsdienst<br />
gewährt werden. Zusätzlich wird die Feuerwehrrente für die ehrenamtlich Tätigen in diesen Einheiten<br />
angeboten, die ebenfalls ein Zeichen der Anerkennung für die im Ehrenamt Tätigen ist. Auch die<br />
vorgesehene Einführung einer gesonderten Fahrberechtigung für Einsatzfahrzeuge bis 4,75 t und bis<br />
7,5 t dient vor allem der Sicherstellung der Einsatzbereitschaft von Feuerwehr und Katastrophenschutz.<br />
Ausstattung und Anlagen dieser Einheiten wurden durch eine massive Investitionsförderung einschließlich<br />
der Mittel aus dem Konjunkturpaket II und aus dem Ziel 3-Programm der EU vor allem in<br />
den Jahren 2009 und <strong>2010</strong> modernisiert. So sind in diesem Zeitraum die Beschaffung von rund 230<br />
Feuerwehrfahrzeugen und der Neu- und Ausbau von zahlreichen Feuerwehrhäusern gefördert worden.<br />
Damit wird sicher gestellt, dass Feuerwehren in ausreichender Zahl und auf hohem Qualitätsniveau<br />
bereitgehalten werden.<br />
Der Katastrophenschutz (KatS) ist Aufgabe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, der den „KatS“ demzufolge auszustatten<br />
hat (siehe auch LEP 2003, G 17.7). Dazu hat er unter anderem Katastrophenschutzeinheiten<br />
gebildet, deren Träger die Landkreise bzw. Kreisfreien Städte als untere Brandschutz-, Rettungsdienst-<br />
und Katastrophenschutzbehörden (BRK-Behörden) und die im Katastrophenschutz mitwirkenden<br />
privaten Hilfsorganisationen sind.<br />
Die bisherigen Katastrophenschutzeinheiten im <strong>Freistaat</strong> Sachsen sollen nach Maßgabe der Kriterien<br />
des Systems der Versorgungsstufen neu gegliedert werden. Unter Beachtung bereits vorhandener<br />
Ressourcen des Brandschutzes und des Rettungsdienstes wurde der Schwerpunkt auf die Stufe 3 und<br />
hier insbesondere auf die Bewältigung von Ereignissen mit chemischen, biologischen oder radioaktiven/nuklearen<br />
Agenzien sowie von Ereignissen mit einem Massenanfall von Verletzten gelegt.<br />
Weitere Kriterien für eine Neugliederung der Katastrophenschutzeinheiten sind außerdem die in der<br />
Gefährdungsabschätzung des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen dargestellten besonderen Gefährdungen. Dies sind<br />
insbesondere Extremwetterlagen (Sturm/Orkan, Starkregen, lang anhaltender Schneefall/Schneeverwehungen),<br />
Flächenbrände (Waldbrand), Hochwasser, Tierseuchen, Gefahrstoff-Freisetzung und<br />
Gefahren durch Terroranschläge.<br />
211
5. Schlussfolgerungen für die künftige Landesplanung<br />
Aus der vorliegenden Berichterstattung wird deutlich, dass sich die fachübergreifende raumordnerische<br />
Gesamtkonzeption des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 vom Grundsatz her bewährt hat. Die<br />
Verwirklichung der Zielsetzungen und Aufgabenstellungen des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes hat im<br />
Zusammenspiel von Landes- und Regionalplanung, raumrelevanten Fachplanungen und der kommunalen<br />
Planung mit dazu beigetragen, dass sich der <strong>Freistaat</strong> Sachsen und seine Teilräume günstig<br />
entwickelt haben.<br />
Der Bericht enthält aber auch zahlreiche Informationen zu geänderten Rahmenbedingungen, Trends<br />
der räumlichen Entwicklung und neuen Herausforderungen, die eine Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />
erfordern.<br />
Die nachfolgenden Aussagen zu Schlussfolgerungen aus der vorliegenden Berichterstattung haben<br />
keine präjudizierende Wirkung hinsichtlich der künftigen Landesplanung. Derartige Festlegungen<br />
sind vielmehr der konkreten Abstimmung innerhalb der Staatsregierung im Rahmen der anstehenden<br />
Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 vorbehalten.<br />
5.1 Wesentliche Erfordernisse für eine Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />
(1) Europäische Raumentwicklung<br />
Neben der Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts auch mit den<br />
neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen<br />
durch die fortschreitende Globalisierung, die Wirtschafts- und Finanzkrise, den demografischen<br />
Wandel, den Klimawandel sowie das Erfordernis der Sicherung der zukünftigen Energieversorgung,<br />
die nur gemeinsam bewältigt werden können. Durch die EU-Erweiterungen 2004 und 2007 ist Sachsen<br />
innerhalb der EU von einer Randlage mit einer EU-Außengrenze in eine zentrale Lage gerückt<br />
und kann damit eine gestärkte Position als Tor zu Ost-/Südosteuropa übernehmen.<br />
Daher werden folgende landesplanerisch relevante Schwerpunkte für die Entwicklung Sachsens in<br />
Europa identifiziert:<br />
Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu Fragen der Raumordnung und<br />
Regionalentwicklung, insbesondere durch Moderation und Abstimmung von Projekten und Aktivitäten<br />
der Regionalentwicklung durch die Träger der Regionalplanung<br />
weitere Einbindung Sachsens in das Europäische Verkehrsnetz, verbunden mit Stärkung und Ausbau<br />
der für Sachsen relevanten transeuropäischen Netze; weiterer Ausbau der grenzüberschreitenden<br />
Verkehrsinfrastruktur, die durch die historischen Rahmenbedingungen insbesondere im<br />
Bereich Schiene noch weit von westeuropäischem Niveau entfernt ist, sowie durchgehend grenzüberschreitende<br />
Verkehrsangebote im ÖPNV<br />
Förderung eines transeuropäischen Risikomanagements, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen<br />
des Klimawandels<br />
verantwortungsvolle Nutzung gemeinsamer ökologischer Ressourcen und kultureller Werte als<br />
Chance für die Entwicklung auch über Grenzen hinweg<br />
212
(2) Raumstruktur und Zentrale Orte<br />
Die bisher relativ ausgeglichene Raum- und Siedlungsstruktur Sachsens hat sich in der Vergangenheit<br />
weitgehend als vorteilhaft erwiesen. Das dreistufige Zentrale-Orte-System der Ober-, Mittelund<br />
Grundzentren sowie das Achsensystem haben sich zur Steuerung einer abgestimmten Siedlungs-<br />
und Infrastrukturentwicklung und eines effizienten Einsatzes öffentlicher Mittel bewährt. Vor<br />
dem Hintergrund des in den Teilräumen Sachsens differenziert verlaufenden demografischen Wandels<br />
und der Veränderung weiterer sozioökonomischer Bedingungen besteht jedoch insbesondere<br />
folgender Fortschreibungsbedarf:<br />
Anpassung der Kriterien für die Ausweisung von Raumkategorien, Notwendigkeit der Ausweisung<br />
von Verdichteten Bereichen im Ländlichen Raum überprüfen<br />
stärkere Berücksichtigung der unterschiedlichen teilräumlichen Potenziale und Defizite sowie der<br />
besonderen Problemlagen von peripheren, dünn besiedelten ländlichen Räumen<br />
Sicherung des dreistufigen Systems der Zentralen Orte<br />
weitere Stabilisierung der Zentralen Orte, v. a. der Mittelzentren im ländlichen Raum, durch Bündelung<br />
von Einrichtungen der Daseinsvorsorge und wirtschaftsnaher Dienstleistungen in den Versorgungs-<br />
und Siedlungskernen der Zentralen Orte<br />
Überprüfung der Städteverbünde hinsichtlich ihrer gemeinsamen Aufgabenwahrnehmung bzw.<br />
Funktionsteilung als Zentraler Ort<br />
(3) Flächenneuinanspruchnahme<br />
Der <strong>Freistaat</strong> Sachsen hat sich zum Ziel gesetzt, die Flächenneuinanspruchnahme bis 2020 auf unter<br />
zwei Hektar pro Tag zu reduzieren. Die aktive Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme ist eine<br />
fach- und planungsebenenübergreifende Querschnittsaufgabe. Unter den Bedingungen des fortschreitenden<br />
demografischen Wandels, der Erfordernisse zum Schutz des Freiraumes und der natürlichen<br />
Ressourcen sowie einer stärker kostenorientierten Siedlungsentwicklung ist durch die Fortschreibung<br />
des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes das flächenpolitisch wirksame raumordnerische Instrumentarium<br />
zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme zu effektivieren. Dazu zählen insbesondere:<br />
vorrangige Ausrichtung einer flächensparenden und bedarfsorientierten Siedlungsentwicklung<br />
durch Nutzung vorhandener Flächenpotenziale, wie Baulücken, Baulandreserven, Brachflächen<br />
und Möglichkeiten der Verdichtung (Vorrang der städtebaulichen Innenentwicklung vor der Außenentwicklung)<br />
Vermeidung einer flächenhaften Zersiedelung durch vorrangige Konzentration der Siedlungstätigkeit<br />
in den Zentralen Orten bzw. in den Versorgungs- und Siedlungskernen sowie im Bereich<br />
der Achsen<br />
Sicherung ausreichender Freiräume zum Schutz der ökologischen Ressourcen und für Zwecke der<br />
naturnahen Erholung sowie Vorhaltung von Flächen für land- und forstwirtschaftliche Nutzungen,<br />
den vorbeugenden Hochwasserschutz und die Nutzung regenerativer Energiequellen<br />
Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt<br />
sowie für landwirtschaftliche Nutzungen und oberflächennahe Rohstoffe<br />
Förderung der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit mit dem Ziel einer wirtschaftlich<br />
effizienteren Flächennutzung<br />
Das Ziel einer Reduzierung der Flächeninanspruchnahme kann nicht durch völligen Verzicht auf<br />
Neuausweisungen realisiert werden. Um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit durch die Ansiedlung<br />
oder Erweiterung von Industrie und Gewerbe sowie durch Verkehrs- und Logistikinfrastruktur<br />
213
zu erhalten und um den Bedürfnissen nach attraktiven und kostengünstigen Wohnverhältnissen<br />
Rechnung zu tragen, ist entsprechend begründeter Flächenbedarf zu berücksichtigen.<br />
(4) Klima und Energie<br />
Mit der Fortschreibung des LEP muss auf die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels in Sachsen<br />
reagiert werden. Dies betrifft sowohl die Aktualisierung und Fortentwicklung der klimaschutzrelevanten<br />
Vorgaben zur Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgasen als auch die Vorgaben zur<br />
Anpassung und vorausschauenden Bewältigung der Folgen des Klimawandels.<br />
Seit In-Kraft-Treten des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes 2003 haben sich die klimaschutzpolitischen Vorgaben<br />
der Sächsischen Staatsregierung gegenüber denen des Klimaschutzprogramms von 2001<br />
deutlich erhöht. Mit Kabinettsbeschluss vom 03.03.2009 hat sich die Zielstellung zum Ausbau des<br />
Anteils der Windenergie am Bruttostromverbrauch mit 2530 GWh/a (2009) gegenüber 1150 GWh/a<br />
am Endenergieverbrauch (2001) etwa verdoppelt.<br />
Durch geeignete raumordnerische Ausweisungen kann die Nutzung von Photovoltaik, Biomasse oder<br />
Geothermie befördert werden. Die bereits weit verbreitete Nutzung der Windenergie wird durch die<br />
abschließende Ausweisung geeigneter Gebiete in den Regionalplänen aber auch räumlich begrenzt.<br />
Der weitere Ausbau der Nutzung der Windenergie und vor allem die Berücksichtigung sich verschärfender<br />
Nutzungskonflikte zwischen der technischen Weiterentwicklung der Windenergieanlagen und<br />
dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung stellen neue Anforderungen an die Regionalplanung.<br />
Daraus ergibt sich folgender Fortschreibungsbedarf:<br />
Anpassung der landesweiten Zielstellung zur Steuerung der Nutzung der Windenergie an die<br />
neuen klimaschutzpolitischen Zielstellungen der Sächsischen Staatsregierung sowie Vorgaben zur<br />
Regionalisierung der landesweiten Zielstellung<br />
Vorgaben zum Repowering im Zusammenhang mit der räumlichen Steuerung der Nutzung der<br />
Windenergie<br />
Handlungsauftrag zur Steuerung der Nutzung regionaler Energien auf Grundlage regionaler<br />
Energie- und Klimaschutzkonzepte<br />
Vorgaben zum Netzausbau zur Sicherung der Energieversorgung<br />
Für die Fortentwicklung der räumlich relevanten Anpassungsstrategien an den Klimawandel müssen<br />
im <strong>Landesentwicklung</strong>splan insbesondere die Rahmenvorgaben in den Bereichen<br />
vorbeugender Hochwasserschutz,<br />
vorsorgender Schutz von Wasserressourcen im Hinblick auf absehbare regionale Wasserknappheiten,<br />
Schutz vor Hitzefolgen in Siedlungsbereichen (bioklimatische Belastungsgebiete),<br />
Schutz besonders erosionsanfälliger Gebiete bei Extremwetterlagen,<br />
Unterstützung von notwendigen Ausweich- und Wanderungsbewegungen von Tier- und Pflanzenarten,<br />
Flächensicherung für die Landwirtschaft,<br />
Waldumbau und<br />
Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen im Tourismus<br />
überprüft und konkretisiert werden.<br />
214
(5) Gewerbliche Wirtschaft und Handel<br />
Die vorausschauende Koordinierung der verschiedenen Nutzungsansprüche an den Raum durch die<br />
Raumordnungspläne trägt zur Planungs- und Investitionssicherheit der Wirtschaft bei. Die Festlegungen<br />
im <strong>Landesentwicklung</strong>splan sind zukünftig darauf auszurichten, dass die sächsische Wirtschaft<br />
trotz zurückgehender finanzieller Zuwendungen auch weiterhin hervorragende Standort- und<br />
Rahmenbedingungen vorfindet, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Dies bedeutet<br />
zielgerichtete und bedarfsgerechte Investitionen in den Ausbau von Bildungs- und Infrastruktureinrichtungen<br />
sowie ausreichende Flächenangebote und Entwicklungsmöglichkeiten für ansiedlungs-<br />
oder erweiterungswillige Betriebe.<br />
Die vielfältigen Potenziale jeder einzelnen Region sind zu sichern und zu fördern, dabei ist auf eine<br />
enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft Wert zu legen. Kooperationen und Netzwerke<br />
sind, wenn möglich auch grenzüberschreitend, auszubauen.<br />
Die bestehenden Regelungen zum Umgang mit großflächigen Handelseinrichtungen im <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
haben sich bewährt. Sie sind weiterhin konsequent anzuwenden, eine Abweichung<br />
davon ist nur in begründeten Ausnahmefällen zuzulassen. Die begonnene Stärkung der Innenstädte<br />
durch die Nachnutzung von Brachflächen und eine bedarfsgerechte Ansiedlung von großflächigen<br />
Handelseinrichtungen im Zentrum der Städte ist als Alternative zur Ansiedlung auf der „Grünen<br />
Wiese“ zu fördern, wenn die Ansiedlung von Facheinzelhandel nicht möglich ist. Die Nahversorgung<br />
in den Stadteilzentren und in den umliegenden Ortsteilen muss dabei aber gewährleistet bleiben.<br />
Innerstädtische Quartiere und Stadtteilzentren sollen künftig weiter aufgewertet und unterstützt<br />
werden. Vermehrt ist auf die Erarbeitung und Umsetzung von Regionalen Einzelhandelskonzepten<br />
hinzuwirken, da eine Veränderung der bestehenden Handelslandschaft Sachsens gerade im Verdichtungsraum<br />
unmittelbare Auswirkungen auf benachbarte Kommunen hat. Hier sollte die Regionalplanung<br />
ihre Rolle als neutraler Moderator in der Zusammenführung und Koordinierung oft sehr unterschiedlicher<br />
Interessen verstärkt ausüben.<br />
(6) Verkehr<br />
Trotz wesentlicher Fortschritte bzw. Erfolge bei der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur sind<br />
auch zukünftig unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Anforderungen<br />
erhebliche Anstrengungen zur weiteren Optimierung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich.<br />
Die Gesamtmobilitätsstrategie des <strong>Freistaat</strong>es und die hieraus abgeleiteten raumordnerischen Festlegungen<br />
zur Verkehrsinfrastruktur müssen<br />
den unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen der sich in Struktur und Verteilung ändernden<br />
Bevölkerung entsprechen,<br />
durch Abstimmung zwischen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung und eine belastbare Zweckmäßigkeitsbeurteilung<br />
von Maßnahmen eine umweltschonende, flächen- und kostensparende<br />
sowie energieeffiziente Verkehrsentwicklung unterstützen,<br />
den Transportbedarf der Wirtschaft befriedigen und die Standortattraktivität von Wirtschaftsstandorten<br />
und Tourismusgebieten verbessern sowie<br />
den großräumigen Leistungsaustausch zwischen den Teilräumen Sachsens, insbesondere zwischen<br />
den Kernstädten der Metropolregion, den Leistungsaustausch zu anderen deutschen Metropolregionen<br />
und zu europäischen Wirtschaftsräumen unterstützen.<br />
Insbesondere die zurück gegangene Auslastung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und<br />
die daraus folgende Ausdünnung der Angebote in der Fläche stellen neue Herausforderungen an die<br />
öffentliche Verkehrserschließung ländlicher Regionen.<br />
215
(7) Daseinsvorsorge<br />
Dem Ziel der Raumordnung zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen<br />
folgend, wurde unter Wachstumsbedingungen eine in hohem Maße flächendeckende Ausstattung<br />
mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge angestrebt.<br />
Die Sicherung der Daseinsvorsorge hat auch weiterhin hohe Priorität. Unter den Bedingungen des<br />
demografischen Wandels ergibt sich jedoch, vor allem in Hinblick auf Tragfähigkeitsprobleme von<br />
Infrastruktureinrichtungen im ländlichen Raum, folgender Fortschreibungsbedarf:<br />
Stabilisierung der Zentralen Orte durch Konzentration von Einrichtungen der Daseinsvorsorge in<br />
den Zentralen Orten und Orientierung der Fachpolitiken und Träger der Daseinvorsorge am Zentrale-Orte-System<br />
Schaffung von regionalen Spielräumen zur Bereitstellung von Einrichtungen und Leistungen der<br />
Daseinsvorsorge, insbesondere auch in peripheren, dünn besiedelten ländlichen Räumen, einschließlich<br />
alternativer Angebotsformen und innovativer Lösungen<br />
Stärkung der regionalen und interkommunalen Kooperation zur Sicherung der Daseinsvorsorge<br />
Sicherung von Erreichbarkeiten im ländlichen Raum<br />
(8) Regionalentwicklung<br />
Zur Erschließung und Inwertsetzung endogener Entwicklungspotenziale soll die regionale und kommunale<br />
Ebene weiter gestärkt werden.<br />
Fortschreibungsbedarf besteht hinsichtlich<br />
der Intensivierung der regionalen und interkommunalen Abstimmung, Kooperation und Arbeitsteilung,<br />
insbesondere bei der flächendeckenden Sicherung der Daseinsvorsorge<br />
einer stärkeren Orientierung der raumbedeutsamen Fachpolitiken und der Förderprogramme an<br />
integrierten und überörtlich abgestimmten Entwicklungs- und Handlungskonzepten<br />
der Entwicklung von Stadt-Umland-Kooperationen, kommunaler Aufgabenteilung und Aufgabenbündelung<br />
sowie der Einbeziehung privater Akteure bei der Kooperation<br />
der Stärkung der aktiven Rolle der Träger der Regionalplanung im Hinblick auf besondere Handlungsfelder<br />
der Regionalentwicklung, wie die Gestaltung des demografischen Wandels, die Kulturlandschaftsentwicklung,<br />
Konzepte und Maßnahmen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
u. a.<br />
(9) Integration und Vernetzung<br />
Der <strong>Landesentwicklung</strong>splan setzt gemäß seiner gesetzlichen Aufgabe einen raumbezogenen Rahmen<br />
für die zusammenfassende, überörtliche und fachübergreifende Ordnung, Entwicklung und<br />
Sicherung des Gesamtraumes des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen. Er bündelt somit sektorale Teilstrategien zu<br />
einer räumlichen Gesamtstrategie mit dem Ziel, die räumlichen Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Attraktivität des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen zu optimieren. Um die Steuerungsmöglichkeiten<br />
dieses Instruments zu erhöhen, sind der <strong>Landesentwicklung</strong>splan und die Fachplanungen<br />
und -politiken stärker aufeinander abzustimmen und integrierte Planungs- und Handlungsansätze<br />
zu befördern.<br />
Die Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes sollte daher<br />
eine nachhaltige und räumlich ausgewogene Entwicklung unterstützen, die das partnerschaftliche<br />
Miteinander und die solidarische Verantwortung aller Kommunen, insbesondere auch von<br />
Stadt und Land, fördert,<br />
216
die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der sozialen, kulturellen, naturräumlichen und wirtschaftlichen<br />
Vielfalt aller Regionen verdeutlichen sowie die spezifischen Potenziale der Teilräume<br />
des <strong>Freistaat</strong>es stärken,<br />
die integrative und fachübergreifend abgestimmte Planung und Koordination raumwirksamer<br />
Vorhaben, insbesondere auch die Abstimmung der Strategien für die Regional-, Stadt- und Ländliche<br />
Entwicklung unterstützen und<br />
zu einem effizienten und regional abgestimmten Einsatz öffentlicher Mittel beitragen.<br />
5.2 Eckpunkte der Fortschreibung des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes<br />
Im „Koalitionsvertrag zwischen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Landesverband<br />
Sachsen und der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Sachsen über die Bildung<br />
der Staatsregierung für die 5. Legislaturperiode des Sächsischen Landtages“ ist die Fortschreibung<br />
des <strong>Landesentwicklung</strong>splanes als Vorhaben verankert.<br />
Das sächsische Kabinett hat am 16. März <strong>2010</strong> diese Fortschreibung beschlossen. Bei der Fortschreibung<br />
sind die raumbezogenen Inhalte des Fachlichen Entwicklungsplanes Verkehr (FEV) in den <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
zu integrieren, da der FEV gemäß § 20 SächsLPlG nur noch bis zum 31.12.2011<br />
gültig ist. Zugleich hat sich das Kabinett über folgende fachliche Eckpunkte der Fortschreibung verständigt:<br />
Einbindung Sachsens in die europäische Raumentwicklung<br />
Innovation und Wachstum fördern/ Sicherung der räumlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft<br />
Sicherung der Daseinsvorsorge unter den Bedingungen des Demografischen Wandels<br />
Aktualisierung der räumlichen Rahmensetzungen für Mobilität und integrierte Verkehrsentwicklung<br />
effiziente Flächennutzung und Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme<br />
Fortentwicklung der Raumordnungsstrategie zum Klimawandel<br />
Allgemeine Zielstellungen der Fortschreibung sind<br />
Deregulierung und Verschlankung der Raumordnungspläne<br />
Stärkung der Subsidiarität und Förderung der Kooperation<br />
Stärkung des integrativen Ansatzes<br />
Mit diesen Eckpunkten der Fortschreibung werden wesentliche Schlussfolgerungen aus der vorliegenden<br />
Berichterstattung aufgegriffen.<br />
217
218
Verzeichnis der im Text verwendeten Abkürzungen<br />
AG Arbeitsgruppe<br />
ARGEn Arbeitsgemeinschaften<br />
AVFL altlastenverdächtige Flächen<br />
BA Berufsakademie Sachsen<br />
BauGB Baugesetzbuch<br />
BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />
BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />
BID Business Improvement Districts (Bündnis für Innovation und Dienstleistungen)<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Rektorsicherheit<br />
BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
BRK-Behörden Brandschutz-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzbehörden<br />
BVVG Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />
CADSES Mitteleuropäischer, Adria-, Donau- und südosteuropäischer Raum<br />
CMS Content Management System<br />
DB Direktionsbezirk<br />
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung<br />
EgroNet Grenzüberschreitendes Nahverkehrssystem<br />
EKZ Einkaufszentrum<br />
ELER Europäischer Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des Ländlichen Raumes<br />
ELLA transnationales Projekt zum vorsorgenden Hochwasserschutz an der Elbe<br />
ESV Elektronische Signatur und Verschlüsselung<br />
EU Europäische Union<br />
EUREK Europäisches Raumentwicklungskonzept<br />
Ew Einwohner<br />
EW Einwohnerwert<br />
FEV Fachlicher Entwicklungsplan Verkehr<br />
FFH Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU<br />
FLOEZ Future for Lugau-Oelsnitz-Zwickau (Ganzheitliche Entwicklungsstrategie für die<br />
ehemalige Steinkohlenbergbauregion)<br />
FRL Förderrichtlinie<br />
FR-Regio Fachförderprogramm für die Regionalentwicklung<br />
FS Formularservice<br />
GA Gemeinsamer Ausschuss<br />
GeoBAK Geodatenportal (Basiskomponente Geodaten)<br />
GeoSN Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen<br />
GFA Großfeuerungsanlagen<br />
GG Grundgesetz<br />
GV Großvieheinheiten<br />
GVZ Güterverkehrszentrum<br />
GWh Gigawattstunde<br />
GZ Grundzentrum<br />
HWEG Hochwasserentstehungsgebiete<br />
HWMO Hochwassermeldeordnung<br />
HWRM-RL EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie<br />
IAB Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />
219
IF Integrationsframework<br />
IfM Institut für Mittelstandsforschung<br />
IHK Industrie- und Handelskammer<br />
IKM Initiativkreis Deutsche Metropolregionen<br />
ILE integrierte ländliche Entwicklung<br />
ILEK Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept<br />
IMAG Interministerielle Arbeitsgruppe<br />
INSEK Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />
INTERREG A Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der lokalen grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit<br />
INTERREG B Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der transnationalen<br />
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumentwicklung<br />
INTERREG C Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der interregionalen<br />
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Regionalentwicklung<br />
JTS Gemeinsames Technisches Sekretariat<br />
KatS Katastrophenschutz<br />
KiTa Kindertagesstätten<br />
KOLLT Modellversuch „Kooperatives Lehren und Lernen in typischen Lernsituationen“<br />
KV kombinierter Verkehr<br />
KWK Kraft-Wärme-Kopplung<br />
LD Landesdirektion<br />
LEADER Liason Entre Actions de Developpment de l`Economie Rusale (EU-<br />
Gemeinschaftsinitiative für Ländliche Neuordnung)<br />
LEB <strong><strong>Landesentwicklung</strong>sbericht</strong><br />
LEP <strong>Landesentwicklung</strong>splan<br />
LfA Landesamt für Archäologie<br />
LfULG Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />
LHWZ Landeshochwasserzentrum im LfULG<br />
Lkr Landkreis<br />
LMBV Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft m.b.H<br />
LRT Lebensraumtypen<br />
LSG Landschaftsschutzgebiete<br />
LTV Landestalsperrenverwaltung<br />
MaB Man and Biosphere<br />
MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH<br />
MIV motorisierter Individualverkehr<br />
MKRO Ministerkonferenz für Raumordnung<br />
MORO Modellvorhaben zur Raumordnung<br />
MPG Max-Planck-Gesellschaft<br />
MVZ medizinische Versorgungszentren<br />
MWth<br />
Megawatt-thermisch<br />
MZ Mittelzentrum<br />
NAK Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft<br />
Natura 2000 Schutzgebietsnetz zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten<br />
NGP Naturschutzgroßprojekte<br />
NSG Naturschutzgebiete<br />
ÖGD Öffentlicher Gesundheitsdienst<br />
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />
ÖRE öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger<br />
OZ Oberzentrum<br />
PJ Peta-Joule<br />
220
REK Regionales Entwicklungskonzept<br />
RK Rechtskreise<br />
ROG Raumordnungsgesetz des Bundes<br />
RPV Regionaler Planungsverband<br />
SächsBRKG Sächsisches Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz<br />
SächsGVBl Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt<br />
SächsIntegrG Sächsisches Integrationsgesetz<br />
SächsKrGebNG Gesetz zur Neugliederung des Gebietes der Landkreise des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen<br />
SächsKurG Sächsisches Kurorte-Gesetz<br />
SächsLPIG Sächsisches Landesplanungsgesetz<br />
SächsLRettDPVO Sächsische Landesrettungsdienstplanverordnung<br />
SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz<br />
SächsVwNG Sächsisches Verwaltungsneuordnungsgesetz<br />
SächsWG Sächsisches Wassergesetz<br />
SBO Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH<br />
SEKO Städtebauliches Entwicklungskonzept<br />
SGB Sozialgesetzbuch<br />
SIC Sustrain Implement Corridor<br />
SKD Staatliche Kunstsammlungen Dresden<br />
SLUB<br />
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden<br />
SMF<br />
Sächsisches Staatsministerium der Finanzen<br />
SMI Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />
SMNG Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz<br />
SMUL Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />
SMWA Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit und Verkehr<br />
SNSD Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dresden<br />
SPA Special Protection Areas – Europäische Vogelschutzgebiete<br />
SPNV Schienenpersonenverkehr<br />
SUP Strategische Umweltprüfung<br />
SuV Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
SVN Sächsisches Verwaltungsnetz<br />
TEN-V Transeuropäisches Verkehrsnetz<br />
TEU twenty foot equivalent unit<br />
URBACT<br />
Bereich der städtischen Dimension<br />
ÜSG<br />
Überschwemmungsgebiet<br />
VBG Vorbehaltsgebiet<br />
VBLR verdichtete Bereiche im ländlichen Raum (Raumkategorie)<br />
VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />
VRG Vorranggebiet<br />
VVO Verkehrsverbund Oberelbe<br />
WRRL EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks<br />
zkT zugelassene kommunale Träger<br />
ZVON Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien<br />
221
Kartenverzeichnis.......................................................................................................................................................... Seite<br />
Karte 1: Sachsen in der Europäischen Union 2009 .........................................................................................11<br />
Karte 2: Kreisneugliederung ab 01.08.2008......................................................................................................20<br />
Karte 3: Regionale Planungsverbände in Sachsen...........................................................................................24<br />
Karte 4: Raumstruktur .............................................................................................................................................33<br />
Karte 5: Erreichbarkeit der sächsischen Kernstädte der Metropolregion Mitteldeutschland .............34<br />
Karte 6: Mittelbereiche............................................................................................................................................37<br />
Karte 7: Grünzäsuren, Regionale Grünzüge, Siedlungs- und Versorgungskerne ....................................39<br />
Karte 8: Struktur der Zentralen Orte und Achsen............................................................................................43<br />
Karte 9: Bevölkerungsdichte der Gemeinden 2009.........................................................................................46<br />
Karte 10: Bevölkerungsentwicklung nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009 .......................47<br />
Karte 11: Saldo der Geburten und Sterbefälle nach Gemeinden vom 31.12.2005 bis 31.12.2009.....49<br />
Karte 12: Saldo der Zu- und Fortzüge vom 31.12.2005 bis 31.12.2009 .....................................................50<br />
Karte 13: Sorbisches Siedlungsgebiet in Sachsen..............................................................................................56<br />
Karte 14: Arbeitslosenquote 2009 nach Kreisen/Kreisfreien Städten ..........................................................58<br />
Karte 15: Typisierung der Gemeinden nach Pendlermerkmalen ....................................................................61<br />
Karte 16: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2006 bis 2008 nach Kreisen und Kreisfreien<br />
Städten.........................................................................................................................................................64<br />
Karte 17: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf Gemeindebasis........................................70<br />
Karte 18: Europäische Metropolregionen in Deutschland...............................................................................79<br />
Karte 19: Aktionsräume der Regionalentwicklung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen....................................................82<br />
Karte 20: Kooperationsraum Mitteleuropa ..........................................................................................................83<br />
Karte 21: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Tschechische Republik..................................85<br />
Karte 22: Gemeinsames Fördergebiet <strong>Freistaat</strong> Sachsen – Republik Polen................................................86<br />
Karte 23: Naturschutzgebiete und Großschutzgebiete (Stand 2009)..........................................................95<br />
Karte 24: FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete ........................................................................98<br />
Karte 25: Gebietskulisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems .................................99<br />
Karte 26: Wasserschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen ................................................................................... 104<br />
Karte 27: Lage der Pegel des gewässerkundlichen Landesmessnetzes in Sachsen................................ 108<br />
Karte 28: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte und Städtebauliche Entwicklungskonzepte........ 114<br />
Karte 29: ILE- und LEADER-Gebiete, Stand 2009 ........................................................................................... 118<br />
Karte 30: Ländliche Neuordnung ......................................................................................................................... 120<br />
Karte 31: Einzelhandelsverkaufsfläche je Einwohner nach Gemeinden ................................................... 132<br />
Karte 32: Anteil des großflächigen Einzelhandels an der Gesamtverkaufsfläche.................................. 134<br />
Karte 33: Reisegebiete sowie Kur- und Erholungsorte in Sachsen ............................................................ 138<br />
Karte 34: Übernachtungen in Gästebetten des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen 2009.............................................. 141<br />
Karte 35: Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Waldschutz und Waldmehrung in den Regionalplänen....... 148<br />
Karte 36: Windkraftanlagen in Sachsen ............................................................................................................ 164<br />
Karte 37: Breitbandverfügbarkeit (≥ Mbit/s) in Sachsen <strong>2010</strong> ................................................................... 166<br />
Karte 38: Aufgabenträger der öffentlichen Wasserversorgung................................................................... 168<br />
Karte 39: Krankenhausversorgung....................................................................................................................... 184<br />
Karte 40: Rehabilitationseinrichtungen............................................................................................................. 184<br />
Karte 41: Träger des Rettungsdienstes............................................................................................................... 185<br />
Karte 42: Grundschulen in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)........................................................................ 188<br />
Karte 43: Mittelschulen und Gymnasien in Sachsen (Schuljahr 2009/<strong>2010</strong>)......................................... 190<br />
Karte 44: Kulturräume in Sachsen....................................................................................................................... 200<br />
Karte 45: Bundesstützpunkte Leistungssport in Sachsen ............................................................................. 204<br />
Karte 46: Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen........................................................................... 208<br />
Karte 47: Polizeistruktur ab 01/2009.................................................................................................................. 210<br />
222
Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................................... Seite<br />
Tabelle 1: Stand der Braunkohlenpläne und Sanierungsrahmenpläne......................................................30<br />
Tabelle 2a: Abgeschlossene Raumordnungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009.................31<br />
Tabelle 2b: Abgeschlossene Zielabweichungsverfahren im Berichtszeitraum 2006 bis 2009..............32<br />
Tabelle 3: Ausweisung von Grundzentren in den Regionalplänen .............................................................35<br />
Tabelle 4: Ausweisung besonderer Gemeindefunktionen in den Regionalplänen..................................38<br />
Tabelle 5: Anteile der Raumkategorien in Sachsen.........................................................................................42<br />
Tabelle 6: Bevölkerungsdaten der Länder der Bundesrepublik im Vergleich...........................................45<br />
Tabelle 7: Wanderungsbilanz 2006 bis 2009 nach Altersgruppen und Geschlecht..............................50<br />
Tabelle 8: Lebensformen 2009 nach Lebensformtyp......................................................................................55<br />
Tabelle 9: Erwerbstätigkeit in Sachsen 2006 bis 2009..................................................................................57<br />
Tabelle 10: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2006 bis 2009...................................................................59<br />
Tabelle 11: Arbeitsplatzangebot und Arbeitsplatzzentralität von Städten mit mehr als 9000<br />
sv-pflichtigen Arbeitsplätzen in Sachsen.......................................................................................62<br />
Tabelle 12: Entwicklung der Flächennutzung in Sachsen 2005 bis 2009 ..................................................69<br />
Tabelle 13: Entwicklung ausgewählter Flächennutzungsarten nach Landkreisen und Kreis-<br />
freien Städten.........................................................................................................................................70<br />
Tabelle 14: Festgesetzte Naturschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..............................92<br />
Tabelle 15: Festgesetzte Landschaftsschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..................93<br />
Tabelle 16: Festgesetzte Naturparke im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 und 2009..............................................94<br />
Tabelle 17: FFH- und Vogelschutzgebiete im <strong>Freistaat</strong> Sachsen...................................................................97<br />
Tabelle 18: Anzahl der altlastverdächtigen Flächen und Altlasten in Sachsen, Stand 12/2009....... 110<br />
Tabelle 19: Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes 2006 bis 2009 im <strong>Freistaat</strong> Sachsen .......... 121<br />
Tabelle 20: Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe Sachsens 2006 und 2009........................ 124<br />
Tabelle 21: Umsatzentwicklung wichtiger Warenbereiche der sächsischen Ernährungs-<br />
wirtschaft (Betriebe mit mehr als 20 und mehr tätigen Personen)..................................... 125<br />
Tabelle 22: Entwicklung von Betrieben und Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Sachsens ............ 126<br />
Tabelle 23: Unternehmen 2008 in Sachsen nach Umsatzgrößenklassen ................................................ 129<br />
Tabelle 24: Verkaufsfläche des Einzelhandels im <strong>Freistaat</strong> Sachsen......................................................... 131<br />
Tabelle 25: Entwicklung der Fördermengen bei Steine- und Erdenrohstoffen von 2005 bis 2009 136<br />
Tabelle 26: Entwicklung der Fördermengen bei der Braunkohlenförderung von 2005 bis 2009...... 137<br />
Tabelle 27: Gästeaufkommen in Sachsen 2006 bis 2009............................................................................. 140<br />
Tabelle 28: Betriebe und Bettenzahlen im Beherbergungsgewerbe des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen ........... 140<br />
Tabelle 29: Ankünfte und Übernachtungen in Kur- und Erholungsorten 2006 bis 2009 ................... 142<br />
Tabelle 30: Entwicklung Betriebe und Fläche im ökologischen Landbau ................................................ 144<br />
Tabelle 31: Entwicklung der Tierbestände 2006 bis 2009............................................................................ 145<br />
Tabelle 32: Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche 2006 und 2009.................................................... 146<br />
Tabelle 33: Entwicklung der Fischerzeugung der Binnenfischerei Sachsen in t.................................... 147<br />
Tabelle 34: Entwicklung der Erträge und Mostgewichte im Weinbaugebiet Sachsen......................... 147<br />
Tabelle 35: Hafenumschlag in den Sächsischen Binnenhäfen 2006 bis 2009....................................... 156<br />
Tabelle 36: Umschlagsleistung in den Güterverkehrszentren Leipzig und Dresden.............................. 157<br />
Tabelle 37: Passagiere und Flugbewegungen an den sächsischen Flughäfen 2006 bis 2009 ........... 158<br />
Tabelle 38: Anteil der Straßen mit Radverkehrsanlagen im überörtlichen Verkehr.............................. 159<br />
Tabelle 39: Primärenergieverbrauch in Sachsen 1990, 2000 und 2005 bis 2008................................. 161<br />
Tabelle 40: Endenergieverbrauch 1990, 2000 und 2005 bis 2008............................................................ 162<br />
Tabelle 41: Fallzahlen Hilfen zur Erziehung im <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2006 bis 2009................................ 173<br />
Tabelle 42: Einrichtungen und tätige Personen der Kinder- und Jugendarbeit im <strong>Freistaat</strong><br />
Sachsen ................................................................................................................................................. 174<br />
Tabelle 43: Entwicklung der Kinderzahlen und der in Kindertageseinrichtungen (Kitas) und<br />
Kindertagespflege betreuten Kinder 2006 bis 2009 in Sachsen .......................................... 175<br />
223
Tabelle 44: Anzahl der Kindertageseinrichtungen 2006 und 2009 in Sachsen nach Trägerschaft.. 176<br />
Tabelle 45: Anzahl der mit Landes- und Bundesmitteln geförderten Projekte nach Jahren und<br />
Kreisen................................................................................................................................................... 177<br />
Tabelle 46: Entwicklung der ambulanten medizinischen Versorgung in Sachsen................................. 181<br />
Tabelle 47: Anzahl der öffentlichen Apotheken nach Landkreisen und Kreisfreien Städten,<br />
Stand: 31.12.2009.............................................................................................................................. 182<br />
Tabelle 48: Rettungswachen, Rettungsmittel und Personaleinsatz im Rettungsdienst 2006<br />
bis 2009 ................................................................................................................................................ 186<br />
Tabelle 49: Schulen und Schülerzahlen in den Schuljahren 2005/2006 und 2009/<strong>2010</strong>................... 188<br />
Tabelle 50: Berufsbildende Schulen 2005/2006 bis 2009/<strong>2010</strong> (öffentliche Schulen und<br />
Schulen in freier Trägerschaft)....................................................................................................... 191<br />
Tabelle 51: Studierende und Absolventen an der Berufsakademie Sachsen 2009 nach Studien-<br />
bereichen .............................................................................................................................................. 197<br />
Tabelle 52: Bau-/Nutzungszustand sächsischer Sportstätten nach Anteilen an der Gesamtfläche 205<br />
224
Abbildungsverzeichnis.........................................................................................................................................................Seite<br />
Abb. 1: Bevölkerungsprognose bis 2005 nach Altersgruppen................................................................................10<br />
Abb. 2: Ausgaben aus dem öffentlichen Haushalt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, 2006 bis 2009........................13<br />
Abb. 3: Entwicklung der Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen zum Abbau teilungs-<br />
bedingter Sonderlasten an den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2005 bis 2019.........................................................15<br />
Abb. 4 Entwicklung der Arbeitsplatzzahlen in den Mittelzentren 2005 bis 2009..........................................36<br />
Abb. 5: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2009 ..................................................................47<br />
Abb. 6: Alterspyramide für den <strong>Freistaat</strong> Sachsen 2009 .........................................................................................51<br />
Abb. 7: Verhältnis der Generationen und Durchschnittsalter ................................................................................52<br />
Abb. 8: Ausländer nach Staatsangehörigkeit..............................................................................................................53<br />
Abb. 9: Haushaltsgröße .....................................................................................................................................................54<br />
Abb. 10: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2000 bis 2009 .......................................................................57<br />
Abb. 11: Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung...............................................................63<br />
Abb. 12: Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen........................................................................................................66<br />
Abb. 13: Bodenfläche am 31.12.2009 nach Nutzungsarten.....................................................................................68<br />
Abb. 14: Entwicklung von Bevölkerung und Siedlungs- und Verkehrsfläche seit 2000 ...................................71<br />
Abb. 15: Strategien und Handlungsfelder zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme ............................73<br />
Abb. 16: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Ressorts.....................................................................77<br />
Abb. 17: Raumwirksame Fördermittel 2006 bis 2009 nach Herkunft der Fördermittel ...................................78<br />
Abb. 18: Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung auf der Abschlusskonferenz ELLA am<br />
06.12.2006 im Sächsischen Landtag ..............................................................................................................87<br />
Abb. 19: Gefährdungssituation der 27 Artengruppen, für die im <strong>Freistaat</strong> Sachsen Rote Listen<br />
vorliegen (Stand Januar <strong>2010</strong>) .........................................................................................................................96<br />
Abb. 20: Prozentuale Verteilung der sächsischen FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arten auf die<br />
EU-Bewertungsstufen für den Berichtszeitraum 2001 bis 2006 ...........................................................98<br />
Abb. 21: Geförderte Flächen für naturschutzgerechte Nutzung und Pflege 2006 bis 2009........................100<br />
Abb. 22: Oberflächenwasserkörper im <strong>Freistaat</strong> Sachsen (Stand Dezember 2009).........................................102<br />
Abb. 23: Kennzahlen der Altlastenbearbeitung in Sachsen ...................................................................................110<br />
Abb. 24: Entwicklung der CO2-Emissionen in Sachsen 1998 bis 2008...............................................................112<br />
Abb. 25: Anzahl der emissionshandelspflichtigen Anlagen in Sachsen und deren Anteil an der<br />
Zuteilung von CO2-Zertifikaten.....................................................................................................................113<br />
Abb. 26: Innenstadtentwicklung in Chemnitz und Bautzen ..................................................................................115<br />
Abb. 27: Rückbau in Chemnitz-Hutholz.... .................................................................................................................116<br />
Abb. 28: Schloss Freudenstein Freiberg, Historisches Rathaus Meißen – Innenausbau................................117<br />
Abb. 29: Breitbandanschluss für leistungsfähiges Internet im ländlichen Raum............................................119<br />
Abb. 30: Genossenschafts-Dorfladen in Falkenau ....................................................................................................119<br />
Abb. 31: Umsatzentwicklung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe nach Kreisen/ Kreisfreien<br />
Städten .................................................................................................................................................................122<br />
Abb. 32: Dienstleistungsunternehmen nach Beschäftigungsgrößenklassen, 31.12.2008.............................128<br />
Abb. 33: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftszweigen in Sachsen................................................................128<br />
Abb. 34: Entwicklung des Betriebsbestandes im Handwerk ..................................................................................130<br />
Abb. 35: Centrum-Galerie Dresden, Innenstadt von Grimma................................................................................132<br />
Abb. 36: Größenstruktur der Einzelhandelsverkaufsfläche im <strong>Freistaat</strong> Sachsen............................................133<br />
Abb. 37: Verlauf der Kohlebandanlage vom Tagebau Reichwalde zum Kraftwerk Boxberg.........................137<br />
Abb. 38: Entwicklung der Gäste-Ankünfte nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009 ........................139<br />
Abb. 39: Entwicklung der Gäste-Übernachtungen nach Reisegebieten in Sachsen 2006 bis 2009 ..........139<br />
Abb. 40: Modernisierung bestehender Ferienwohnungen „Kleiner Zschirnsteinhof“ in<br />
Kleingießhübel/Sächsische Schweiz.............................................................................................................142<br />
Abb. 41: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen 2009.................................................144<br />
Abb. 42: Waldzustand nach Baumart im Zeitraum 2006 bis 2009 .....................................................................149<br />
Abb. 43: City-Tunnel Leipzig ...........................................................................................................................................151<br />
225
Abb. 44: A17, Seidewitztalbrücke..................................................................................................................................153<br />
Abb. 45: S177, Ortsumgehung Radeberg.....................................................................................................................153<br />
Abb. 46: Fahrgastunterstand mit dynamischer Fahrgastinformation .................................................................154<br />
Abb. 47: Elbhafen Dresden...............................................................................................................................................156<br />
Abb. 48: Vorfeld Flughafen Leipzig/Halle ....................................................................................................................158<br />
Abb. 49: Fahrradwegweiser in der Lausitz ..................................................................................................................159<br />
Abb. 50: Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2008.....................................................................................162<br />
Abb. 51: Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Sachsen 2002 bis 2008..................................................163<br />
Abb. 52: Kumulative jährliche Entwicklung von Erdwärmeanlagen in Sachsen..............................................165<br />
Abb. 53: Anschlussgrad an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen nach Gemeinde-Größen-<br />
klassen (Stand 2008)........................................................................................................................................170<br />
Abb. 54: Einwohnerspezifisches Aufkommen der Siedlungsabfälle aus privaten Haushalten und<br />
Kleingewerbe in Sachsen 2005 bis 2009....................................................................................................171<br />
Abb. 55: Leistungsempfänger der Pflegeversicherung in Sachsen im Dezember 1999 bis 2009<br />
nach Altersgruppen...........................................................................................................................................178<br />
Abb. 56: Entwicklung der Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen in Sachsen.................................187<br />
Abb. 57: Studienanfänger an Universitäten und Fachhochschulen 2005 bis 2009........................................194<br />
Abb. 58: Verbleib der Absolventen der Staatlichen Studienakademien in Sachsen ......................................196<br />
Abb. 59: Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme (ENAS) Chemnitz.............................................199<br />
Abb. 60: Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) Leipzig..................................................199<br />
Abb. 61: Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sportvereinen und Organisationsgrad ..................................203<br />
Abb. 62: Netzinfrastruktur des Sächsischen Verwaltungsnetzes..........................................................................206<br />
226
Anlage Raumwirksame öffentliche Fördermittel 2006 bis 2009 (Land/Bund/EU)<br />
Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />
SK<br />
SMUL<br />
SMWA<br />
SMK<br />
Volumen<br />
2006 in T€<br />
Volumen<br />
2007 in T€<br />
Volumen<br />
2008 in T€<br />
Volumen<br />
2009 in T€<br />
Gesamt<br />
2006 -<br />
2009 in T€<br />
Davon:<br />
Landesmittel<br />
(%)<br />
Davon:<br />
Bundesmittel<br />
(%)<br />
Davon:<br />
EU-Mittel<br />
(%)<br />
Richtlinie der Sächsischen Staatskanzlei zur Förderung von Maßnahmen<br />
für die Bewältigung des demografischen Wandels (FRL Demografie) 1300,00 1300,00 1300,00 3900,00 100,00<br />
Richtlinie Natürliches Erbe (RL NE/2007) 5641,40 5845,40 6849,00 50498,00 68833,80 41,62 58,38<br />
Operationelles Programm für den Europäischen Fischereifonds 0,02 0,06 0,08 25,30 74,70<br />
Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung 4,88 3,11 7,99 40,00 60,00<br />
Flurbereinigung 908,79 55,90 964,69 40,00 60,00<br />
Förderung des Landtourismus 2432,88 2110,72 220,76 4764,36 25,00 75,00<br />
LEADER+/Entwicklungsstrategie 5943,08 9536,73 357,02 15836,83 25,00 75,00<br />
LEADER+/Zusammenarbeit 198,12 1038,34 6,72 1243,19 25,00 75,00<br />
Entwicklung des Ländlichen Raumes und der Dörfer 67524,06 53765,60 20750,01 86,00 142125,67 13,59 86,41<br />
Ländliche Entwicklung 8637,22 6421,20 3687,25 478,30 19223,96 40,00 60,00<br />
Ökologische Landschaftsgestaltung 2521,38 2377,45 4898,83 25,00 75,00<br />
Integrierte Ländliche Entwicklung 861,57 19074,74 64284,12 84220,44 26,65 22,06 51,29<br />
Infrastruktur in den ländlichen Gemeinden (Hochwasserschäden) 8890,04 1443,79 69,44 10403,26 78,72 21,28<br />
Dorferneuerung 417,61 417,61 40,00 60,00<br />
Wasser und Kulturbau 169,40 169,40 40,00 60,00<br />
Summe GA-Infra Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur<br />
Richtlinie des SMWA über die Gewährung von Fördermitteln nach Maß-<br />
95876,37 57130,88 84399,75 85505,47 322912,46 49,50 49,50 1,00<br />
gabe des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes 107671,37 135632,79 100521,24 74920,21 418745,62 6,21 93,79<br />
Bau von Staatsstraßen einschließlich Ingenieurleistungen 134341,60 118242,80 125874,50 67143,80 445602,70 25,00 75,00<br />
Förderung Schulhausbau 35311,48 74203,49 54251,70 32825,80 196592,46 100,00<br />
FAG 2218,60 -314,50 -15,10 31191,26 33080,26 100,00<br />
EFRE II 44259,48 15495,68 11669,09 3611,55 75035,79 100,00<br />
EFRE III 6808,25 26529,60 33337,85 100,00<br />
KP II 96183,90 96183,90 6,25 93,75<br />
IZBuB 58703,70 48208,67 17864,70 12606,40 137383,47 25,80 74,20<br />
Sportförderung 17632,87 17895,43 18791,60 19734,20 74054,10 100,00<br />
Investive Sportförderung 17605,69 12531,30 13725,70 23295,20 67157,89 84,50 15,50<br />
Hochwasserschadensbeseitigung 12458,90 5572,60 1274,00 5,90 19311,40 50,00 50,00<br />
Fördermittel für Kindertageseinrichtungen VwV Kita-Investitionen 25429,20 28387,20 42512,30 24846,00 121174,70 73,70 26,30
Gesamt Davon: Davon: Davon:<br />
Volumen Volumen Volumen Volumen 2006 - LandesBundes- EU-Mittel<br />
Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />
2006 in T€ 2007 in T€ 2008 in T€ 2009 in T€ 2009 in T€ mittel (%) mittel (%) (%)<br />
Anwendungsorientierte Forschungsprojekte und -infrastruktur 52193,00 60381,70 71657,90 99296,30 283528,90 25,00 75,00<br />
SMWK<br />
SMI<br />
228<br />
Landesexzellenzinitiative 0,00 0,00 0,00 12514,80 12514,80 28,03 71,97<br />
EFRE - Infrastruktur der Berufsakademie Sachsen 2000,00 2654,80 1904,80 1874,60 8434,20 22,78 77,22<br />
EFRE - Infrastruktur an Hochschulen 0,00 3951,79 13851,20 18977,24 36780,23 25,31 74,69<br />
FR-Regio 983,00 1279,00 1279,00 867,00 4408,00 100,00<br />
Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen - SEP 45200,00 65000,00 64200,00 65800,00 240200,00 50,00 50,00<br />
Städtebaulicher Denkmalschutz - SDP 40000,00 61200,00 65500,00 73500,00 240200,00 50,00 50,00<br />
Soziale Stadt 6900,00 9600,00 15000,00 14300,00 45800,00 50,00 50,00<br />
Stadtumbau Ost- Teile Rückbau und Aufwertung 78000,00 66500,00 58570,00 70300,00 273370,00 50,00 50,00<br />
Aktive Stadt- und Ortszentren - SOP 1600,00 1600,00 50,00 50,00<br />
EFRE Förderung der städtischen Entwicklung 33252,60 35829,60 24011,80 93094,00 100,00<br />
EFRE Förderung der Revitalisierung von Brachflächen 5910,90 18763,30 13345,40 438,70 38458,30 100,00<br />
EFRE nachhaltige Stadtentwicklung<br />
EFRE Förderung der Revitalisierung von Industriebrachen und Konversi-<br />
8244,80 8244,80 100,00<br />
onsflächen 6795,10 6795,10 100,00<br />
Energetische Sanierung 2670,91 20043,62 27800,22 50514,74 100,00<br />
Mehrgenerationenwohnen 412,27 13176,20 3710,82 17299,29 100,00<br />
Wohneigentum<br />
Zuweisungen und Zuschüsse zur Sicherung, Nutzbarmachung, Erhaltung<br />
900,00 16478,31 17378,31 100,00<br />
und Pflege von Kulturdenkmalen 12105,90 14698,00 5129,30 12857,80 44791,00 100,00<br />
Zuschüsse zur Förderung "national wertvoller Kulturdenkmäler"<br />
Sonderprogramm "Denkmalschutz" für dringende Substanzsicherungs-<br />
879,40 1788,00 503,00 974,00 4144,40 27,50 72,50<br />
und Restaurierungsarbeiten an akut gefährdeten Baudenkmalen 1001,00 1370,00 2371,00 100,00<br />
Zustiftung zum Grundkapital der Stiftung Umgebindehaus 650,00 650,00 100,00
Gesamt Davon: Davon:<br />
Volumen Volumen Volumen Volumen 2006 - LandesBundes- Ressort Kurzbezeichnung des Programms<br />
2006 in T€ 2007 in T€ 2008 in T€ 2009 in T€ 2009 in T€ mittel (%) mittel (%)<br />
Krankenhausfinanzierung, Gesundheitsstrukturgesetz, SächsKHG 142580,48 193899,83 122504,69 99068,59 558053,59 65,06 34,94<br />
SMS<br />
Gesundheitsförderung 261,04 1542,60 1781,63 1709,43 5294,70 100,00<br />
Verbraucherschutz 7,99 6,90 7,12 7,15 29,15 100,00<br />
Suchtprävention/Suchtkrankenhilfe 4359,91 4200,89 4879,13 4354,60 17794,53 100,00<br />
AIDS-Prävention und -Beratung 342,18 393,47 380,63 360,37 1476,64 100,00<br />
Sozialpsychiatrische Hilfen 5253,31 6771,83 4542,92 6570,79 23138,85 100,00<br />
Förderung von Betreuungsvereinen 358,09 372,36 371,39 363,98 1465,81 100,00<br />
Förderung der Kinder- und Jugendhilfe 201,79 829,56 1584,32 2825,82 5441,49 100,00<br />
Zuwendungen für Einrichtungen und Maßnahmen der Familienförderung 7235,74 6609,45 6547,68 1673,64 22066,51 99,90 0,10<br />
Förderung von Investitionen für Jugendhilfeeinrichtungen 1450,55 2097,80 4935,78 8484,13 100,00<br />
Schwangerschaftsberatung 5376,42 5376,42 100,00<br />
Förderung von offenen Hilfen für Menschen mit Behinderung 2206,35 1833,02 1883,19 1701,59 7624,15 100,00<br />
Investitionen Behindertenhilfe 26288,27 15792,08 17382,43 17983,46 77446,24 100,00<br />
PflegeVG (Bund) 1935,84 -127,96 267,32 -365,81 1709,39 6,79 93,21<br />
FRL Hospiz 477,75 629,13 541,35 512,54 2160,77 100,00<br />
Niedrigschwellige Betreuungsangebote 128,08 136,06 151,61 191,40 607,16 98,52 1,48<br />
Davon:<br />
EU-Mittel<br />
(%)<br />
Förderung der Chancengleichheit 1206,22 2034,13 2078,33 2173,62 7492,30 100,00<br />
Ausgleichsförderung Jugendhilfe 4843,93 13,14 -3,13 -33,66 4820,28 100,00<br />
Jugendhilfe, überörtlicher Bedarf (FRL Weiterentwicklung) 4905,54 3126,32 3292,37 3482,91 14807,14 100,00<br />
FRL Jugendpauschale 12036,30 15319,60 14955,11 14869,95 57180,96 100,00<br />
Summe (gerundet) 1146852 1197308 1085312 1221158 4650630 42,50 34,35 23,15<br />
229
Herausgeber:<br />
Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />
Abteilung 4 - <strong>Landesentwicklung</strong>, Vermessungswesen<br />
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Redaktion:<br />
Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />
Referat 46 - Landesstruktur, Raumbeobachtung<br />
Gestaltung und Satz:<br />
Sächsisches Staatsministerium des Innern<br />
Druck:<br />
Druckhaus Dresden GmbH<br />
Kartengrundlage:<br />
Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung (GeoSN) 2009<br />
Datengrundlage:<br />
Statistisches Landesamt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen (sofern nicht anders angegeben)<br />
Redaktionsschluss:<br />
30. Juni 2011<br />
Auflagenhöhe:<br />
1. Auflage, August 2011, 3.000 Exemplare<br />
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