Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BERICHTE DER SCHWYZERISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT • VIERZEHNTES HEFT<br />
<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
Legenden zu den Abbildungen der vorderen Umschlagseite<br />
Abb. 1 Blick vom Spital (1573.9 m ü.M.) über das Wisstannengebiet zu den Wägitalerbergen<br />
Abb. 2 Die Gipfel der Rigi ragen aus dem Nebelmeer wie aus den Gletscherströmen der Eiszeiten.<br />
Abb. 3 Die Mythen sind Geotope von internationaler Bedeutung.<br />
Abb. 4 Blick über den Sihlsee Richtung Druesberg <strong>und</strong> Forstberg<br />
Abb. 5 Der Glarner Verrucano (auch Sernifit oder roter Ackerstein genannt) ist das Leitgestein des Linthgletschers.<br />
Abb. 6 Rillenkarren im Karstgebiet der Silberen (Muotatal)<br />
Abb. 7 Bunte Nagelfluh des Rossberg<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Abb. 8 Dickwandige Schale einer Auster aus der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (Durchmesser ca. 10 cm)<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Die Bildrechte liegen bei den entsprechenden Bildautoren (vgl. Bildnachweis Seite 4)<br />
© Copyright 2003, <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herstellung <strong>und</strong> Bezugsadresse: ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln<br />
Gedruckt auf Zanders Mega halbmatt, hergestellt aus 50 Prozent Altpapier<br />
ISBN 3-9521189-3-1
<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />
<strong>und</strong> seiner Nachbargebiete<br />
René Hantke, Elsbeth Kuriger<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>:<br />
René Hantke, Karl Faber, Jakob Gasser, Stefan Lienert, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg<br />
200 Millionen Jahre Erdgeschichte<br />
Region: Arth – Goldau – Lauerz – Seewen – Ibach – Brunnen<br />
Jakob Gasser<br />
Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen<br />
Richtungsbeziehungen zwischen Gewässern (Seen, Bächen) <strong>und</strong> Klüften<br />
René Hantke, Adrian E. Scheidegger<br />
Mittelmoränen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen<br />
René Hantke<br />
Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See<br />
René Hantke<br />
Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes<br />
René Hantke<br />
Tektonische Querschnitte durch die Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> die westlichen Glarner Alpen<br />
René Hantke<br />
Tektonische Karte der Zentralschweiz <strong>und</strong> der westlichen Glarner Alpen<br />
René Hantke<br />
Redaktion: Stefan Lienert<br />
Berichte der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Vierzehntes Heft 2003
Die <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong> dankt den folgenden Institutionen für namhafte Beiträge, welche<br />
die Herausgabe des vorliegenden Berichtes ermöglichten:<br />
Ausbildungs-Stiftung für den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> die Bezirke See <strong>und</strong> Gaster (<strong>Kanton</strong> St. Gallen) (Fr. 15'000.–)<br />
Lotteriefonds c/o Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> (Fr. 15'000.–)<br />
Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (Fr. 7'000.–)<br />
Die Feldaufnahmen <strong>und</strong> das Zusammenstellen der Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> wurden von<br />
folgenden Institutionen finanziell unterstützt:<br />
Erziehungsdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>, Kulturförderung (Fr. 1'500.– für ein Höhleninventar)<br />
Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>, Gr<strong>und</strong>lagen Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz (Beitrag noch offen)<br />
Raiffeisenbank Yberg (Fr. 500.– für ein Höhleninventar)<br />
Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (Fr. 3'000.– für Feldspesen)<br />
Verein Geologischer Wanderweg Roggenstock (Fr. 500.– für ein Höhleninventar)<br />
Dank gebührt auch allen Personen, welche die Forschungsarbeiten tatkräftig unterstützten. Die Personen sind<br />
jeweils in den Kapiteln 1 (Seite 34), 2 (Seite 37) <strong>und</strong> 4 (Seite 98) in einem persönlichen Dank der Autorin <strong>und</strong> der<br />
Autoren erwähnt.<br />
Allen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern der ea Druck + Verlag AG, Einsiedeln <strong>und</strong> insbesondere dem verantwortlichen<br />
Technopolygrafen, Herrn Josef Dörig, gilt ein grosser Dank für die optimale Betreuung <strong>und</strong> die professionelle<br />
Arbeitsweise.<br />
2<br />
Dank
Vorwort<br />
Gemäss Statuten verfolgt die <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong> folgende drei Ziele: die Förderung<br />
der naturwissenschaftlichen Kenntnisse, die Vertretung der Naturwissenschaften gegenüber Behörden <strong>und</strong><br />
Öffentlichkeit <strong>und</strong> die Unterstützung der Bestrebungen zum Schutz der Umwelt <strong>und</strong> zur Erhaltung nationaler<br />
Denkmäler. Hierzu gehört auch der Geotopschutz. Dass Geotope als erdgeschichtliche Objekte oder Landschaftsbereiche<br />
von erdgeschichtlicher Aussagekraft inventarisiert werden sollen, beruht vorerst auf der<br />
Initiative des B<strong>und</strong>esamtes für Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft. Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> fiel dieses Ansinnen insofern<br />
auf fruchtbaren Boden, dass die Herren Karl Faber, Jakob Gasser, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg <strong>und</strong> der<br />
Schreibende unter der Leitung von Prof. Dr. René Hantke seit längerem die Absicht hegten, dass grosse Wissen<br />
der älteren Generation um die <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> die Geotope des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> noch rechtzeitig zusammenzutragen.<br />
In den Jahren 2000 bis 2002 wurden mit einem immensen Aufwand die vorhandenen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
gesammelt <strong>und</strong> mit vielen weiteren Aufnahmen, Fotografien <strong>und</strong> Zeichnungen ergänzt, sodass heute 177<br />
Objekte unterschiedlicher Geotoptypen sehr genau erfasst sind. Das Resultat ist nicht ein vollständiges<br />
Geotopinventar für den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. Es sind aber sehr wertvolle Gr<strong>und</strong>lagen, welche dem <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
<strong>und</strong> den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden in der Hoffnung, dass die Naturdenkmäler, welche sowohl<br />
für die Öffentlichkeit wie auch für die Wissenschaft von grossem Wert oder sogar unentbehrlich sind, für<br />
künftige Generationen erhalten werden können.<br />
Der Schritt von den Geotop-Gr<strong>und</strong>lagen zu einem Heft <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> war als Idee<br />
ein kleiner, in der Ausführung ein grosser <strong>und</strong> kein einfacher. Die <strong>Geologie</strong> ist, zumindest für Laien, keine einfache<br />
Wissenschaft. Die Zeiträume, von der sie handelt, sind riesengross. Die Begriffe, die für sie verwendet<br />
werden, gehören meist nicht zur Alltagssprache. Und ab <strong>und</strong> zu verlieren sich die Geologen in schwer verständlichen<br />
Spezialistenformulierungen. Das vorliegende Heft ist eine Mischung aus allgemein verständlichem<br />
Wissen <strong>und</strong> Spezialartikeln. Die junge Geologin Elsbeth Kuriger hatte den Auftrag im Kapitel 1, dem Überblick<br />
über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete, das grosse Wissen von Prof. Dr. René<br />
Hantke in der Sprache der Jungen zu erzählen. Zudem sind die Kapitel 1 bis 3 reich mit Fotografien <strong>und</strong> Zeichnungen<br />
illustriert. All das soll helfen, auch Laien einen Einblick in die Welt der <strong>Geologie</strong> zu geben <strong>und</strong> sie von<br />
der Bedeutung <strong>und</strong> der Schutzwürdigkeit von Geotopen zu überzeugen. Die Kapitel 4 bis 7 zeigen ein Spezialwissen<br />
auf, wie es sich nur in Jahrzehnte langer Forschertätigkeit angeeignet werden kann.<br />
In den Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> im Heft 14 stecken ein riesiger Arbeitsaufwand<br />
<strong>und</strong> viel Herzblut. In Fronarbeit hat die Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> die vorhandenen Daten<br />
gesammelt, die Objekte begangen, fotografiert <strong>und</strong> Zeichnungen angefertigt. Es kommt nicht von ungefähr,<br />
dass Karl Faber <strong>und</strong> insbesondere Jakob Gasser Probleme mit den Augen bekamen <strong>und</strong> zeitweilig die Farbstifte<br />
zur Seite legen mussten. Auch Professor Hantke konnte die Arbeit nur bei angeschlagener Ges<strong>und</strong>heit zu Ende<br />
führen. Der erfolgreiche Abschluss wird sicher zu einer schnellen Erholung beitragen.<br />
«Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> ist, geologisch betrachtet, sehr vielfältig. Er liegt im Grenzbereich zwischen dem<br />
Mittelland <strong>und</strong> dem kompliziert strukturierten Alpengebirge. Die Vielzahl geologischer Einheiten hat eine komplizierte<br />
<strong>Geologie</strong> zur Folge, was sie zugleich äusserst interessant gestaltet. Der <strong>Kanton</strong> befindet sich zudem im<br />
Grenzgebiet zweier grosser eiszeitlicher Gletscherströme. Der Linth- <strong>und</strong> der Muota/Reuss-Gletscher überprägten<br />
die Landschaft. Die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s ist nichts anderes als ein grosses Puzzle, das es zusammenzusetzen<br />
gilt.» (Kap. 1.9). – Ich wünsche Ihnen dabei viel Spass.<br />
Einsiedeln, im April 2003 Stefan Lienert<br />
3
Karl Faber Abb. 1.32, 2.4, 2.5, 2.6, 2.9, 2.10, 2.16, 2.22, 2.31, 2.33, 2.41<br />
Jakob Gasser Abb. 2, 3, 6, 7, 8, 1.1, 1.2, 1.3, 1.4, 1.5, 1.7, 1.8, 1.9, 1.11, 1.12, 1.13, 1.15, 1.18,<br />
1.20, 1.21, 1.23, 1.24, 1.25, 1.29, 1.30, 1.33, 2.25, 2.26, 2.27, 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5,<br />
3.6, 3.7, 3.8, 3.9, 3.10, 3.11, 3.12, 3.13, 3.14, 3.15, 3.16, 3.17, 3.18, 3.19, 3.20, 3.21,<br />
3.22, 3.23, 3.24, 3.25, 3.26, 3.27, 3.28, 3.29, 3.30, 3.31, 3.32, 3.33, 3.34, 3.35, 3.36,<br />
3.37, 3.38, 3.40, 3.41, 3.42, 3.43<br />
René Hantke Abb. 1.6, 2.2, 2.13, 2.19, 2.28, 2.37, 4.1, 4.2, 4.3, 4.4, 4.11, 5.1a, 5.1b, 5.2, 5.3, 5.4,<br />
5.5, 5.6, 5.7, 5.8, 5.9, 6.1, 6.2, 6.3, 7.1, 7.2, 7.3, 7.4, 7.5, 7.6, 7.7, 7.8, 7.9<br />
Albert Heim Abb. 3.39<br />
Stefan Lienert Abb. 1, 4, 5, 1.19, 1.27<br />
K. Meyer-Eymar Abb. 2.7<br />
Verkehrsverein Oberiberg Abb. 1.14<br />
Adrian E. Scheidegger Abb. 4.5, 4.6, 4.7, 4.8, 4.9, 4.10, 4.12, 4.13, 4.14, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.19, 4.20,<br />
4.21, 4.22<br />
Josef Stirnimann Abb. 1.16, 1.17, 1.28, 1.31, 2.3, 2.8, 2.14, 2.17, 2.18, 2.20, 2.23, 2.24, 2.29, 2.30,<br />
2.42<br />
Kurt Sturzenegger Abb. 2.1<br />
Rudolf Trümpy Abb. 1.22<br />
Heinz Winterberg Abb. 2.11, 2.12, 2.15, 2.21, 2.32, 2.34, 2.35, 2.36, 2.38, 2.39, 2.40<br />
Walter Zehnder Abb. 1.10, 1.26<br />
Karl Faber, Brächenstrasse 1, 8843 Oberiberg<br />
Jakob Gasser, Gardi 1, 6423 Seewen<br />
Prof. Dr. René Hantke, Glärnischstrasse 3, 8712 Stäfa<br />
Elsbeth Kuriger, Heidenbühl 6, 8840 Einsiedeln<br />
Dr. Stefan Lienert, Seestrasse 77, 8846 Willerzell<br />
Prof. Dr. Adrian E. Scheidegger, Technische Universität Wien, Gusshausstrasse 27–29/1282, A-1040 Wien<br />
Josef Stirnimann, Zürichstrasse 28, 8840 Einsiedeln<br />
Heinz Winterberg, Quellenweg 25, 8845 Studen<br />
4<br />
Bildnachweis<br />
Autoren
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete 9<br />
1.1 <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> – oder wie der Gipfel des Roggenstock von Afrika ins Ybrig kam 9<br />
1.2 Kurze Einführung in die <strong>Geologie</strong> der Alpen 9<br />
1.2.1 Ein Grosskontinent zerfällt (Trias bis mittlere Kreide, vor 250–100 Millionen Jahren) 9<br />
1.2.2 Wie die Meeresgesteine ins Hochgebirge gelangen (Mittlere Kreide bis jüngeres<br />
Tertiär, vor 100–18 Millionen Jahren) 10<br />
1.2.3 Das Eiszeitalter bis heute (Quartär) 10<br />
1.3 Geologische Einheiten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 10<br />
1.3.1 Molasse 10<br />
1.3.1.1 Molasse-Schüttungen im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 11<br />
1.3.1.2 Molasse Schüttungen: Grosse Schwemmfächer oder Murgänge? 13<br />
1.3.2 Flysch 14<br />
1.3.3 Helvetikum 15<br />
1.3.3.1 Helvetische Decken – Ein Überblick 16<br />
1.3.3.2 Einzelheiten im Bau der Helvetischen Decken 18<br />
1.3.4 Innere <strong>und</strong> Äussere Einsiedler Schuppenzone 21<br />
1.3.5 <strong>Schwyz</strong>er Klippen: Penninikum <strong>und</strong> Ostalpin 22<br />
1.3.5.1 Die Gesteine des Roggenstock <strong>und</strong> der Mördergruebi 22<br />
1.3.5.2 Die Mythen 23<br />
1.3.5.3 Wie die Klippen in den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> kamen 23<br />
1.4 Eiszeitalter 24<br />
1.4.1 Eiszeitliche Gletscherstände – eine Spurensuche 25<br />
1.4.2 Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> unter Eis 25<br />
1.4.2.1 Grössere Vergletscherungen 26<br />
1.4.2.2 Letzte Vergletscherungen 26<br />
1.5 Verwitterung <strong>und</strong> Gesteinsabtrag 27<br />
1.5.1 Karst <strong>und</strong> Höhlen 27<br />
1.5.2 Gesteinsabtrag im Einzugsgebiet des Sihlsees – einige Zahlen 28<br />
1.6 Talbildung 28<br />
1.6.1 Die bedeutendsten Täler im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 29<br />
1.6.2 Die Zürichsee-Talung <strong>und</strong> wie sie entstand 29<br />
1.7 Vegetation <strong>und</strong> Klima 30<br />
1.7.1 Fossile Pflanzen als Hinweise für Vegetation <strong>und</strong> Klima der Molassezeit 30<br />
1.7.2 Vegetation im Eiszeitalter 30<br />
1.8 Mensch <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong> 31<br />
1.8.1 Der Mensch in der ausgehenden Eiszeit 32<br />
1.8.2 Gestein als Energie- <strong>und</strong> Baurohstoff 32<br />
1.8.3 Trinkwasserversorgung 32<br />
1.8.4 Badekuren im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 33<br />
1.9 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 34<br />
5
2 Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 35<br />
6<br />
2.1 Allgemeines 35<br />
2.2 Definitionen 35<br />
2.3 Arbeitsablauf 36<br />
2.4 Ergebnisse 36<br />
2.5 Weiteres Vorgehen 37<br />
2.6 Liste der 177 erfassten Geotope (Stand 31.10.2002) 38<br />
Geotop-Beispiele 1–13 45<br />
3 200 Millionen Jahre Erdgeschichte 63<br />
3.1 Mythen 63<br />
3.1.1 Namengebung 63<br />
3.1.2 <strong>Geologie</strong> der Mythen 64<br />
3.1.3 Quellen im Mythengebiet 66<br />
3.2 Äussere Einsiedler Schuppenzone (ÄES) 66<br />
3.2.1 <strong>Geologie</strong> 66<br />
3.2.2 Erzvorkommen in der ÄES 68<br />
3.2.3 Gasvorkommen im Bereich der ÄES 69<br />
3.3 Quartär (Eiszeitalter) 70<br />
3.4 Ebene von Arth 72<br />
3.5 Felderboden 72<br />
3.6 Entstehung des Lauerzer Sees 74<br />
3.7 Bergsturz Goldau 78<br />
3.8 Erratiker-Häufung Blattiswald, Steinen/Steinerberg 81<br />
4 Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen 83<br />
Zusammenfassung 83<br />
4.1 Einleitung 83<br />
4.2 Methodik der Studie 83<br />
4.2.1 Generelle Bemerkungen 83<br />
4.2.2 <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> tektonische Lineamente der Zentralschweiz 84<br />
4.2.3 Kluftstellungsmessungen 85<br />
4.2.4 Richtung der Zuflüsse 87<br />
4.3 Molasseseen 87<br />
4.3.1 Ägerisee 87<br />
4.3.2 Lauerzer See 87<br />
4.3.3 Zuger See 87
4.4 Vierwaldstätter See 88<br />
4.4.1 Einleitung 88<br />
4.4.2 Chrüztrichter <strong>und</strong> seine Arme 88<br />
4.4.3 Vitznauer Becken 89<br />
4.4.4 Gersauer Becken 89<br />
4.4.5 Urner See 90<br />
4.5 Seen der Obwaldner Talung 91<br />
4.5.1 Einleitung 91<br />
4.5.2 Alpnacher See 91<br />
4.5.3 Wichelsee 91<br />
4.5.4 Sarner See 91<br />
4.5.5 Lungerer See 92<br />
4.6 Alpenrand-Stauseen im Nordosten der Zentralschweiz 92<br />
4.6.1 Klöntaler See 92<br />
4.6.2 Wägitaler See 92<br />
4.6.3 Sihlsee 92<br />
4.7 Morphotektonische Betrachtungen 93<br />
4.7.1 Allgemeines Resultat 93<br />
4.7.2 Molasseseen 94<br />
4.7.3 Vierwaldstätter See 94<br />
4.7.4 Seen der Obwaldner Talung 95<br />
4.7.5 Alpenrand-Stauseen 96<br />
4.8 Folgerungen 97<br />
5 Mittelmoränen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen 99<br />
5.1 Einleitung 99<br />
5.2 Der Reuss-Gletscher 100<br />
5.2.1 Mittelmoränen im Bereich des urnerischen Reuss-Gletschers 100<br />
5.2.2 Mittelmoränen im Bereich des Muota-Gletschers 100<br />
5.2.3 Der vereinigte Muota/Reuss-Gletscher <strong>und</strong> der Reuss-Gletscher im Vierwaldstätter See 101<br />
5.2.4 Brünig-Arm des Aare-Gletschers 103<br />
5.3 Der Linth-Gletscher 103<br />
5.3.1 Mittelmoränen im Bereich des glarnerischen Linth-Gletschers 103<br />
5.3.2 Der Linth/Rhein-Gletscher 103<br />
5.3.3 Mittelmoränen im Einzugsgebiet des Sihl-Gletschers 105<br />
6 Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See 106<br />
Zusammenfassung 106<br />
6.1 Einleitung 106<br />
6.2 Die Chindli-Moräne im Gersauer Becken (LK 1171 Beckenried) 107<br />
6.3 Die Vitznauer Moräne im Weggiser Becken (LK 1151 Rigi) 108<br />
7
8<br />
6.4 Die Mittelmoräne am NE-Fuss des Rotzberg <strong>und</strong> der subaquatische Rücken<br />
Stansstad–Halbinsel Biregg (LK 1170 Alpnach) 109<br />
6.5 Die Mittelmoräne von Kehrsiten (Atlasblatt Luzern, LK 1150) 109<br />
6.6 Die spätwürmzeitlichen Gletscherhalte 109<br />
6.7 Die sukzessive Auffüllung der Becken des Vierwaldstätter Sees 109<br />
7 Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz <strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes 110<br />
Zusammenfassung 110<br />
7.1 Einleitung 110<br />
7.2 Neu zu überdenkende erdgeschichtliche Lehrmeinungen 110<br />
7.2.1 Zur Entstehungsgeschichte der Molasse-Schuttfächer 110<br />
7.2.2 Zur „glazialen Übertiefung“ von Alpentälern <strong>und</strong> zum Problem Gr<strong>und</strong>moräne 111<br />
7.2.3 Fluviales Eintiefen der Talsysteme? 112<br />
7.2.4 Abtrag durch Karbonatlösung 112<br />
7.2.5 Der Abtrag ganzer Deckenteile 113<br />
7.3 Zur Landschaftsgeschichte zwischen jüngerem Oligozän <strong>und</strong> Pliozän 113<br />
7.3.1 Der Nordrand der im jüngeren Oligozän sich bildenden zentralen Alpen 113<br />
7.3.2 Die Anlage der Täler um das Rigi-Gebiet 114<br />
7.3.3 Die Anlage von Haslital <strong>und</strong> Brienzer See-Talung 115<br />
7.3.4 Der Transportweg der Zentralschweizer Klippen 117<br />
7.4 Die alpine Gebirgsbildung <strong>und</strong> der stete Wechsel von Klima <strong>und</strong> Vegetation 117<br />
8 Glossar – Fachausdrücke 119<br />
Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis 125<br />
Tektonische Querschnitte durch die Zentralschweiz <strong>und</strong> die westlichen Glarner Alpen 130<br />
Tektonische Karte der Zentralschweiz <strong>und</strong> der westlichen Glarner Alpen Beilage<br />
Tabelle A: Erdgeschichte Beilage
1 Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />
<strong>und</strong> seiner Nachbargebiete<br />
1.1 <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> – oder wie<br />
der Gipfel des Roggenstock von Afrika ins<br />
Ybrig kam<br />
<strong>Geologie</strong> umfasst weit mehr als die Auseinandersetzung<br />
mit Bergen <strong>und</strong> uralten Ablagerungen, die<br />
Namen verschiedener Zeitabschnitte tragen, die man<br />
sich kaum merken kann. <strong>Geologie</strong> ist etwas Lebendiges.<br />
Wie eine Pflanze, so lebt auch ein Berg: Er entsteht,<br />
nimmt Gestalt an, verändert sich ständig <strong>und</strong><br />
verschwindet wieder. Nur die Zeitdimensionen sind<br />
verschieden. Es sind nicht einige Wochen oder<br />
Monate, sondern Jahrmillionen.<br />
Eine Landschaft ist kein zufälliges Gebilde. In ihr ist<br />
die Lebensgeschichte einer Region aufgezeichnet. Es<br />
sind die Gesteine, Bergstürze, Rutschungen, Murgänge<br />
<strong>und</strong> Eiszeiten, welche die Landschaftsgeschichte<br />
schreiben. Diese Geschichte ist nicht abgeschlossen,<br />
sie geht ständig weiter. Wer weiss, ob der<br />
Druesberg in 100'000 Jahren noch steht, wie er verwittert<br />
<strong>und</strong> wie weit er abgetragen worden ist, <strong>und</strong> ob<br />
unsere Seen mit Gesteinsschutt aufgefüllt sind?<br />
Was führte dazu, dass die Rigi nicht neben dem<br />
Bockmattli steht? Weshalb ist das Muotatal dort <strong>und</strong><br />
nicht anderswo? Ist es wahr, dass die Mythen<br />
urspünglich südlich des Chaiserstock oder gar südlich<br />
des Alpenhauptkammes lagen, <strong>und</strong> der Roggenstock-Gipfel<br />
zum ur-afrikanischen Kontinentalschelf<br />
gehört? Wo kommt das Trinkwasser, unser wertvollster<br />
Rohstoff, eigentlich her? Wie steht es mit anderen<br />
Rohstoffen? Sind wir wirklich „stein“-reich?<br />
Diese <strong>und</strong> viele weitere Fragen werden in diesem<br />
Artikel aufgegriffen.<br />
Die Unterhaltung über <strong>Geologie</strong> setzt die Kenntnis<br />
einiger Fachwörter voraus. Wer mitreden will, muss<br />
diese verstehen. Fachwörter sind wie Namen von<br />
Pflanzen lernbar. Der Artikel soll einen Einstieg dazu<br />
bieten. Fachausdrücke werden im Text erklärt oder<br />
illustriert. Zudem werden viele Begriffe im Glossar<br />
(Kap. 8) oder in der Tabelle A Erdgeschichte (Umschlag)<br />
erläutert. Ebenso tragen die Karte (Umschlag)<br />
<strong>und</strong> acht Querschnitte durch die <strong>Schwyz</strong>er Berge<br />
(Seite 130) zum Verständnis bei.<br />
Viel Spass auf der Reise durch die <strong>Schwyz</strong>er <strong>Geologie</strong>!<br />
René Hantke, Elsbeth Kuriger<br />
1.2 Kurze Einführung in die <strong>Geologie</strong> der<br />
Alpen<br />
Verschiedenste Prozesse <strong>und</strong> sich ändernde Klimate<br />
haben die Erde, Europa <strong>und</strong> den heutigen Alpenraum<br />
während Jahrmillionen geprägt. Sie haben dazu<br />
geführt, dass die <strong>Schwyz</strong>er Alpen so vielfältig gestaltet<br />
sind. Dieser lange Entwicklungsweg wird als Kurzgeschichte<br />
der Alpen zusammengefasst. Tab. A dient<br />
als Übersicht <strong>und</strong> erleichtert das zeitliche Einordnen<br />
der einzelnen Kapitel.<br />
Am Ende des Erdaltertums (Paläozoikum) bilden alle<br />
Kontinente der Erde den riesigen Grosskontinent<br />
Pangäa. Zu Beginn des Erdmittelalters (Mesozoikum)<br />
ändert sich dieses Bild. Pangäa zerfällt in auseinanderdriftende<br />
Kontinentalschollen, zwischen denen<br />
sich Ozeanbecken formen. Zwischen dem europäischen<br />
<strong>und</strong> dem afrikanischen Kontinent bildet sich<br />
das Urmittelmeer oder die Tethys. In ihr entstehen die<br />
meisten Gesteine, die heute in den Alpen zu finden<br />
sind.<br />
Die Tethys ist nicht überall gleich tief. Je nach Meerestiefe<br />
unterscheiden sich die Gesteine, die sich dort<br />
bilden. Deshalb wird die Tethys in verschieden tiefe<br />
Ablagerungsräume aufgeteilt (Abb. 1.1). Im Gebiet<br />
des nördlichen Flachmeeres lagern sich Gesteine des<br />
heutigen Jura-Gebirges, des Untergr<strong>und</strong>es des Mittellandes<br />
<strong>und</strong> diejenigen des Helvetikums ab. Der Ablagerungsraum<br />
des Penninikums entspricht dem Tief-<br />
Abb. 1.1 Schematische Darstellung der Tethys vor 150 Millionen<br />
Jahren. Das Helvetikum entspricht dem ureuropäischen<br />
Kontinentalrand, das Penninikum der<br />
Tiefsee <strong>und</strong> das Ostalpin <strong>und</strong> Südalpin dem ur-afrikanischen<br />
Kontinentalrand (nach HANTKE et al.<br />
1998).<br />
9
see-Bereich der Tethys. Der südliche, flache Schelfbereich<br />
vor dem ur-afrikanischen Kontinent enthält<br />
die Ablagerungsräume Ostalpin <strong>und</strong> Südalpin. Die<br />
Namen der verschiedenen Ablagerungsräume beziehen<br />
sich sowohl auf den Ort der Ablagerung als<br />
auch auf die Zusammensetzung der Gesteine. Der<br />
Ausdruck „Der Berg gehört zur helvetischen Kreide“<br />
bedeutet, dass die Gesteine während der Kreide (Zeit)<br />
im Helvetikum (Ort) abgelagert worden sind.<br />
Zur mittleren Kreidezeit stoppt die weitere Öffnung<br />
des Ozeanbeckens. Ur-Afrika bewegt sich nordwärts<br />
Richtung Ur-Europa <strong>und</strong> die Tethys schliesst sich allmählich<br />
wieder. Letztendlich kollidieren die beiden<br />
Kontinente: Die „Alpenfaltung“ oder alpine Orogenese<br />
beginnt.<br />
Die zunehmende Kontinentalkollision bringt Platzprobleme<br />
mit sich. Einerseits taucht der europäische Kontinent<br />
unter den afrikanischen (Subduktion), andererseits<br />
zerbrechen <strong>und</strong> verformen sich die in der Tethys<br />
abgelagerten Sedimente unter dem gewaltigen Druck.<br />
Sie werden teilweise von ihrem Untergr<strong>und</strong> (Kristallin)<br />
abgeschert, dachziegelartig aufeinandergeschoben,<br />
verfaltet <strong>und</strong> zerschert. Die Bildung einzelner<br />
Gesteinsschollen, sogenannter Decken, beginnt im<br />
Süden <strong>und</strong> pflanzt sich allmählich gegen Norden fort.<br />
Das Ostalpin <strong>und</strong> Penninikum werden von den<br />
gebirgsbildenden Prozessen früher erfasst als das Helvetikum.<br />
Die Aufstapelung der Decken verläuft deshalb<br />
nach folgender Regel: Je südlicher abgelagert,<br />
desto weiter oben im Deckenstapel. Das Ostalpin<br />
ruht auf dem Penninikum <strong>und</strong> beide liegen auf dem<br />
Helvetikum. Auch innerhalb der einzelnen Ablagerungsräume<br />
erfolgt die Stapelung analog: Das südlichste<br />
Helvetikum liegt zuoberst, das nördlichste zuunterst.<br />
Deckenbildung <strong>und</strong> Faltung beginnen im Meer. Durch<br />
die Bewegung der von Süden anrückenden Decken<br />
wird die europäische Platte nach unten gedrückt.<br />
Dadurch bildet sich nördlich der anfahrenden Decken<br />
ein Vorlandbecken, ein tiefer Meerestrog vor dem werdenden<br />
alpinen Gebirge. Im Bereich des werdenden<br />
Gebirges heben sich erste Inseln über den Meeresspiegel.<br />
Verwitterung <strong>und</strong> Erosion setzen ein. Der Abtragungsschutt<br />
lagert sich in tiefen Vorlandbecken ab.<br />
Diese im tiefen Meer abgelagerten Sedimentgesteine<br />
werden Flysch genannt.<br />
Bereits in der Mitte des Tertiärs ragen die Alpen kräftig<br />
über den Meeresspiegel empor <strong>und</strong> sind der Verwitterung<br />
ausgesetzt. Wiederkehrende Murgänge <strong>und</strong><br />
10<br />
grosse Flüsse bringen riesige Massen an Verwitterungsschutt<br />
ins Alpenvorland. Die Gesteine, die daraus<br />
im flachen Meer oder auf dem Festland entstehen,<br />
bezeichnet man als Molasse. Zeitweise dringt ein<br />
seichtes Meer bis ins Alpenvorland, zeitweise prägen<br />
riesige Flusssysteme das Gebiet. Im Meer abgelagerter<br />
Gesteinsschutt heisst Meeresmolasse, durch Rüfen<br />
<strong>und</strong> von schuttbeladenen Flüssen abgelagertes Gestein<br />
Süsswassermolasse. Vorstoss <strong>und</strong> Rückzug des Meeres<br />
wiederholen sich zweimal. Deshalb unterscheidet man<br />
Untere Meeresmolasse, Untere Süsswassermolasse,<br />
Obere Meeresmolasse <strong>und</strong> Obere Süsswassermolasse<br />
(Tab. A).<br />
Die jüngste Zeit der Erdgeschichte wird als Eiszeitalter<br />
bezeichnet <strong>und</strong> umfasst die letzten zwei Millionen<br />
Jahre. Kennzeichnend sind grosse Klimaschwankungen.<br />
Das Eiszeitalter wird in Warmzeiten <strong>und</strong> Kaltzeiten<br />
unterteilt. Die mittlere Jahrestemperatur zwischen<br />
Warm- <strong>und</strong> Kaltzeit schwankt um 15°C. Der<br />
Wechsel zwischen Kalt- <strong>und</strong> Warmzeit findet mindestens<br />
15-mal (marine Bef<strong>und</strong>e), resp. 12-mal (festländische<br />
Bef<strong>und</strong>e) statt. Als Folge davon stossen die<br />
Alpengletscher mehrmals bis ins Mittelland, während<br />
der grössten Kaltzeiten bis an den Rand des ebenfalls<br />
vergletscherten Schwarzwaldes, vor. Findlinge, Moränen<br />
<strong>und</strong> Schotter sind Zeugen der Wechselwirkungen<br />
zwischen Wasser <strong>und</strong> Eis. Im Verlaufe des Eiszeitalters<br />
beginnt der Mensch den Alpenraum zu besiedeln <strong>und</strong><br />
muss sich, wie die Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt, dem wechselnden<br />
Klima anpassen.<br />
1.3 Geologische Einheiten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Die vier wichtigsten geologischen Einheiten, die im<br />
<strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> vorkommen, sind: Molasse, Flysch,<br />
Helvetische Decken <strong>und</strong> Klippen, die aus penninischen<br />
<strong>und</strong> ostalpinen Ablagerungsräumen stammen. In<br />
Abb. 1.2 ist ihr Vorkommen schematisch aufgezeigt.<br />
Unter dem Begriff Molasse werden alle Gesteine<br />
zusammengefasst, die als Verwitterungsschutt der sich<br />
hebenden Alpen im flachen Meer oder auf dem Festland<br />
abgelagert wurden. Ursprünglich bezeichnete das<br />
Wort Molasse nur Sandsteine aus der Westschweiz, die<br />
als Mühlsteine (lat. mola) verwendet wurden. Heute<br />
versteht man unter Molasse auch grobe Sedimentgesteine<br />
wie die Nagelfluh. Während einer Zeitspanne<br />
von gut 20 Millionen Jahren, im Oligozän <strong>und</strong> im Miozän,<br />
wurde der Verwitterungsschutt im Alpenvorland<br />
in verschiedenen Schuttfächern abgelagert. Die grobe
Abb. 1.2 Schematische Übersichtskarte über die geologischen Bauelemente im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Schuttfracht (Molasse-Konglomerat = Nagelfluh)<br />
setzte sich nahe der Alpen ab. Die feineren Fraktionen,<br />
Sande <strong>und</strong> Tone, wurden weiter transportiert <strong>und</strong><br />
alpenferner abgelagert.<br />
Die Einteilung der Molasse in die vier Gruppen<br />
Untere Meeresmolasse, Untere Süsswassermolasse,<br />
Obere Meeresmolasse <strong>und</strong> Obere Süsswassermolasse<br />
beinhaltet eine zeitliche Angabe (untere = ältere,<br />
obere = jüngere) <strong>und</strong> eine örtliche Angabe (Meeres- =<br />
im flachen Meer abgelagert, Süsswasser- = Ablagerungen<br />
auf dem Festland). Eine andere Einteilung der<br />
Molasse erfolgt aufgr<strong>und</strong> späterer tektonischer Ereignisse.<br />
Die subalpine Molasse liegt alpennah <strong>und</strong><br />
wurde bei fortschreitender alpiner Orogenese<br />
gestaucht <strong>und</strong> verschuppt (Vorkommen Abb. 1.2). Die<br />
südlichste Molasse wurde von den Helvetischen<br />
Decken (Kap. 1.3.3) sogar überfahren. Nördlich davon<br />
liegen die aufgerichtete <strong>und</strong> die mittelländische<br />
Molasse. Diese ist von der Alpenfaltung kaum erfasst<br />
worden <strong>und</strong> ist mehrheitlich flach gelagert. An ihrem<br />
Südrand wurde sie verbogen, vor den subalpinen<br />
Molasseschuppen aufgerichtet, steilgestellt <strong>und</strong> teils<br />
von ihnen überfahren.<br />
Der Gesteinsinhalt der einzelnen Schuttfächer lässt<br />
Rückschlüsse über das Einzugsgebiet der einzelnen<br />
Flusssysteme zu. Versteinerungen tierischer Organismen<br />
<strong>und</strong> von Pflanzen ermöglichen die Zuteilung zur<br />
Meeres- oder Süsswassermolasse. Diese <strong>und</strong> weitere<br />
Kriterien lassen die Geschichte der Molassezeit rekonstruieren<br />
(Abb. 1.3).<br />
1.3.1.1 Molasse-Schüttungen im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Ablagerungen der Unteren Meeresmolasse treten am<br />
Südost-Ufer des Küssnachtersees, an der Grenze zum<br />
<strong>Kanton</strong> Zug am Rufibach, im Trepsental <strong>und</strong> an der<br />
Grenze zum <strong>Kanton</strong> Glarus auf. Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
wurden vor allem Sedimente der Unteren Süsswassermolasse<br />
<strong>und</strong> der Oberen Meeresmolasse abgelagert.<br />
Letztere sind eher bescheiden <strong>und</strong> zwischen Wollerau<br />
<strong>und</strong> Bäch sowie auf den Inseln Ufenau <strong>und</strong> Lützelau<br />
aufgeschlossen. Die Obere Süsswassermolasse mit<br />
dem Hörnli-Schuttfächer setzt erst wieder ausserhalb<br />
der <strong>Kanton</strong>sgrenzen, an der Baarburg im <strong>Kanton</strong> Zug,<br />
bei Richterswil <strong>und</strong> nördlich des Schlosshügels von<br />
Rapperswil, ein.<br />
11
UMM Untere Meeres-<br />
Molasse<br />
Zur Unteren Süsswassermolasse gehören der Rigi-<br />
Rossberg-, der Höhronen- <strong>und</strong> der Speer-Hirzli-<br />
Fächer. Der Rigi-Rossberg-Fächer, der sich bis<br />
zum Morgarten- <strong>und</strong> Friherrenberg (Abb. 7.3 Kap.<br />
7) fortsetzt, ist der älteste Schuttfächer dieser Zeit.<br />
Der Geröllinhalt wandelte sich im Verlaufe der<br />
Schüttung. Zuerst war die Schüttung reich an Kalk<strong>und</strong><br />
Flysch-Geröllen, die sich zur Kalknagelfluh<br />
verfestigte. Später enthielt die Schüttung Radiolarite<br />
<strong>und</strong> plötzlich rote Kristallin-Gerölle, was ihr<br />
den Namen Bunte Nagelfluh verlieh. Sie beinhaltet<br />
Gesteine des Penninikums <strong>und</strong> des Ostalpins, die<br />
aus Mittelbünden via Ur-Panixerpass <strong>und</strong> durch<br />
eine Senke im Ur-Bisistal geschüttet wurden.<br />
Eine viel Kristallin-reichere Nagelfluh findet sich<br />
im jüngeren Höhronen-Fächer. Der Gesteinsinhalt<br />
deutet auf eine Herkunft aus dem Engadin hin.<br />
Zu dieser Zeit muss es kühl gewesen sein, denn<br />
grosse Gletscher transportierten Gesteine aus dem<br />
Bergeller-Massiv <strong>und</strong> dem Bernina-Gebiet über die<br />
Pässe Septimer, Julier <strong>und</strong> Albula bis nach Tiefencastel.<br />
Von dort erfolgte die Schüttung via Ur-Panixerpass<br />
<strong>und</strong> hinteres Muotatal bis in den Raum von<br />
Meggen, Immensee, Walchwil <strong>und</strong> zum Höhronen.<br />
Die weiter transportierte Feinfraktion gelangte zum<br />
Buechberg <strong>und</strong> in die Nordost-Schweiz.<br />
Die östliche <strong>und</strong> etwas jüngere Schüttung der Unteren<br />
Süsswassermolasse, der Speer-Hirzli-Fächer,<br />
12<br />
USM Untere Süsswasser-<br />
Molasse<br />
USM Untere Süsswasser-<br />
Molasse<br />
OMM Obere Meeres-<br />
Molasse<br />
OSM Obere Süsswasser-<br />
Molasse<br />
Abb. 1.3 Die Molasse wurde abgelagert zwischen mittlerem Oligozän vor 35 Millionen Jahren (Bild I) <strong>und</strong> mittlerem Miozän vor<br />
17–12 Millionen Jahren (Bild IV: Hörnli-Fächer). Der Gesteinsinhalt der verschiedenen Schuttfächer gibt Hinweise über<br />
das Liefergebiet (nach TRÜMPY 1980).<br />
ist wieder arm an Kristallin-Geröllen. Wärmeres<br />
Klima stoppte den Eisfluss aus dem Engadin. Fossile<br />
Pflanzen deuten auf höhere Temperaturen hin.<br />
Gesteine dieser Schüttung sind am Rinderweidhorn–Spitzberg–Mälchterli<br />
<strong>und</strong> vor allem in der<br />
Ostschweiz aufgeschlossen.<br />
Die Verschuppung der subalpinen Molasse zeigt<br />
sich in den drei Höhenzügen Höhronen, St. Jost–<br />
Etzel (Grindelegg-Schuppe) <strong>und</strong> Rigi–Rossberg–<br />
Friherrenberg, die dachziegelartig übereinander ge-<br />
Abb. 1.4 Nagelfluh (Molasse-Konglomerat) vom Rossberg.<br />
Typisch für ein Konglomerat sind die abger<strong>und</strong>eten,<br />
zu einem Gestein verfestigten Gerölle.<br />
Abb. 1.5 Die Gipfelkappe des Etzels wurde als Schuppe der subalpinen Molasse auf die im Süden steilgestellte Molasse aufgeschoben<br />
(nach H.P. MÜLLER in KÜMIN 1989).
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
schoben sind. Die Gipfelkappe des Etzels ist eine<br />
Klippe der subalpinen Molasse, die auf die im Süden<br />
steilgestellte, aufgerichtete Molasse aufgeschoben<br />
wurde (Abb. 1.5).<br />
1.3.1.2 Molasse Schüttungen: Grosse<br />
Schwemmfächer oder Murgänge?<br />
Die bedeutenden Schuttfächer wurden bisher meist<br />
als fluvial ins Vorland geschüttete Schwemmfächer<br />
gedeutet. Umfangreiche Studien (Kap. 7) haben jedoch<br />
gezeigt, dass sie nicht nur als über Jahrmillionen<br />
bestehende, warmzeitliche Deltas grosser<br />
Flüsse, sondern eher als fächerartig ins Vorland<br />
geschüttete Ausbrüche alpiner Stauseen zu betrachten<br />
sind. Die Ausdehnung der Nagelfluh über mehrere<br />
Kilometer wäre als reine Flussablagerung<br />
unmöglich. Dazu waren die Einzugsgebiete zu klein<br />
<strong>und</strong> die Wasserführung selbst bei gewaltigsten<br />
Regengüssen viel zu gering.<br />
Die sich wiederholenden Nagelfluhbänke an der<br />
Rigi, die von den Einwohnern „Riginen“ genannt<br />
werden, sind nicht einfach überdimensionierte Kiesbänke<br />
eines Flusses. Heute stellt man sich die Entstehung<br />
folgendermassen vor: Kühleres Klima bewirkt<br />
eine tiefere Waldgrenze <strong>und</strong> somit vermehrte<br />
Bergstürze, Rüfen <strong>und</strong> Rutschungen, welche die Gewässer<br />
in den Tälern zu Flussseen stauen. Diese<br />
natürlichen Stauseen brechen gelegentlich aus, <strong>und</strong><br />
riesige Murgänge ergiessen sich ins Alpenvorland.<br />
Wärmeres Klima bewirkt eine höhere Waldgrenze<br />
<strong>und</strong> verminderte Verwitterung. Die „Riginen“ lassen<br />
sich als Wiederholungen von wärmerem <strong>und</strong> kälterem<br />
Klima erklären (Abb. 1.6).<br />
Abb. 1.6 Die Bildung der Geröllschübe im Alpen-Vorland<br />
(aus HANTKE &STAUFFER 1999)<br />
1 In Warmzeiten der mittleren Tertiärzeit, vor 25<br />
Millionen Jahren, lag die Waldgrenze in den werdenden<br />
Alpen auf 3000–4000 m Höhe, also 1500<br />
m höher als heute. In den Niederungen wuchs<br />
eine subtropisch–warm-gemässigte Flora, in<br />
höheren Lagen stockten Nadelwälder.<br />
2 In Kühlphasen wurden die Hochlagen mit Firn<br />
bedeckt, Gletscher flossen in die Alpentäler, die<br />
Waldgrenze sank. Von den entwaldeten Hängen<br />
gingen Rüfen <strong>und</strong> Bergschlipfe nieder <strong>und</strong> stauten<br />
die Gewässer in den Tälern zu Seen.<br />
3 Weitere Rüfen-Niedergänge <strong>und</strong> Bergschlipfe<br />
liessen die Stauseen überschwappen, die Schuttriegel<br />
barsten. Stauinhalt <strong>und</strong> geborstene Riegel<br />
ergossen sich als wassergetränkte Schuttmassen<br />
fingerförmig ins Alpen-Vorland.<br />
4 An den Rändern bauten die einzelnen Flussläufe<br />
kleine Dämme auf, die von Zeit zu Zeit durchbrachen.<br />
Die ausgetretenen Wassermassen konnten<br />
sich in Sand- <strong>und</strong> Gerölllagen des Schuttfächers<br />
eintiefen <strong>und</strong> diesen zerschneiden.<br />
13
Als Flysch werden Sedimentgesteine bezeichnet, die<br />
während der Alpenfaltung aus dem Verwitterungsschutt<br />
der werdenden Alpen in tiefen Vorlandbecken (Meeresbecken<br />
„vor dem Land“ = vor den von Süden anfahrenden<br />
Decken) abgelagert wurden. Meist waren untermeerische<br />
Schlammlawinen (sogenannte Turbidite, Abb.<br />
1.7) beteiligt. Diese lagerten sich nach Korngrösse sortiert<br />
ab. Flysch ist charakterisiert durch Wechsellagerungen<br />
von Sandsteinen, Mergeln <strong>und</strong> Tonen, ist leicht<br />
erodierbar <strong>und</strong> bildet in den Alpen oft gras- oder waldbedeckte<br />
Höhen, deren Hänge zu Sackungen <strong>und</strong> Rutschungen<br />
neigen (Flysch ist ein Volksausdruck aus dem<br />
Simmental <strong>und</strong> verwandt mit dem Wort „fliessen“).<br />
Beim Vorstoss der Decken von Süden gegen Norden<br />
lagert sich Flysch zuerst im Vorlandbecken des penninischen,<br />
später in jenem des helvetischen Ablagerungsraumes<br />
ab. Entweder wird der Flysch von den<br />
vorrückenden Decken, d.h. vom eigenen Liefergebiet,<br />
überfahren oder er wird durch den Druck der nach<br />
14<br />
Abb. 1.7 Flysch ist in tiefen Meeresbecken abgelagerter Verwitterungsschutt.<br />
Oft sind untermeerische Trübeströme<br />
am steilen Kontinentalhang beteiligt.<br />
Norden vorstossenden Decken von seinem Untergr<strong>und</strong><br />
abgeschert <strong>und</strong> nach Norden geschoben. Bei fortschreitender<br />
alpiner Gebirgsbildung schiebt sich der<br />
Flysch an die Molasse <strong>und</strong> wird mit dieser steilgestellt.<br />
Der Flysch liegt heute direkt südlich der Molasse<br />
(Abb. 1.2). Je nach Zusammensetzung lassen sich verschiedene<br />
Flysche unterscheiden, deren Verbreitung in<br />
Abb. 1.8 dargestellt ist.<br />
Abb. 1.8 Verbreitung der verschiedenen Flyscharten <strong>und</strong> der Einsiedler Schuppenzone. Die beiden Einsiedler Schuppenzonen werden<br />
fälschlicherweise oft „Einsiedler Flysch“ genannt. Sie sind von den Helvetischen Decken abgeglitten <strong>und</strong> zeigen<br />
kaum Flysch-Charakter (nach FREI 1963, HANTKE et al. 1967K, OCHSNER 1969K, 1975 <strong>und</strong> WINKLER et al. 1985).
Wägitaler Flysch<br />
Der Wägitaler Flysch wurde zwischen oberster<br />
Kreide <strong>und</strong> mittlerem Eozän im Penninikum abgelagert<br />
(LEUPOLD 1943, FREI 1963, OCHSNER 1969K,<br />
1975 <strong>und</strong> WINKLER et al. 1985). Im inneren Wägital,<br />
am Brüschstockbügel, ist er sehr mächtig.<br />
Gegen Westen setzt er sich südlich der Aubrige über<br />
Amselspitz, Hochstuckli in den Talkessel von<br />
<strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> über den Gätterlipass ins Teuffibachtobel<br />
bei Gersau fort. Er besteht aus zyklisch sich<br />
wiederholenden Abfolgen von:<br />
Brekzien verschiedener Herkunft: Die bis zu meterdicken<br />
Brekzien liegen oft an der Basis von Sandsteinbänken<br />
<strong>und</strong> enthalten ockergelb anwitternde<br />
Dolomite, Kalke, grobe Quarzkörner, grüne Quarzitknollen<br />
mit feinverteiltem Glaukonit <strong>und</strong> hellen<br />
Glimmern. In groben Brekzien treten kristalline<br />
Gesteine, Granit oder Gneis, auf.<br />
Sandsteine: Die braungrauen Sandsteine haben eine<br />
Mächtigkeit von einigen Zentimetern bis einem<br />
Meter. Oft sind Kreuzschichtung <strong>und</strong> auf den<br />
Schichtflächen Wühlspuren von Schlamm fressenden<br />
Organismen erkennbar (Abb. 1.9).<br />
Kalke: Feinkörniger, heller Alberese-Kalk ist<br />
typisch für den Wägital-Flysch.<br />
Tone <strong>und</strong> seltener Mergel sind dunkelgrau bis<br />
braungrau <strong>und</strong> bilden Gleithorizonte.<br />
Abb. 1.9 Wühlspuren von Lebewesen im Flysch<br />
Trepsen-Flysch<br />
Der Trepsen-Flysch tritt im mittleren Trepsental als<br />
1200–1500 m mächtige Abfolge auf. Gegen Osten<br />
<strong>und</strong> Westen wird er schmäler. Nach Gesteinsinhalt<br />
<strong>und</strong> Alter ist er mit dem Wägitaler Flysch verwandt<br />
(OCHSNER 1969K, 1975). Vor allem die Sandsteinlagen<br />
am Feldredertligrat (Rossweidhöchi) sind<br />
dem Sandstein des Wägitaler Flysch sehr ähnlich.<br />
Zusätzlich enthält der Trepsen-Flysch Kristallin-<br />
Konglomerate, Molasse-ähnliche Sandsteine <strong>und</strong><br />
Glaukonitische Quarzsandsteine. Es ist möglich,<br />
dass diese Komponenten im Wägitaler Flysch ebenfalls<br />
vorkommen, jedoch nirgends aufgeschlossen<br />
sind. Nach LEUPOLD (1943) wurde eine ehemals<br />
zusammenhängende Flyschabfolge von der Aubrig-<br />
Kette (Kap. 1.3.3.2) durchschert <strong>und</strong> in den Wägitaler<br />
<strong>und</strong> Trepsen-Flysch zweigeteilt.<br />
Schlieren-Flysch<br />
Der Schlieren-Flysch entstand von oberster Kreide<br />
bis Eozän <strong>und</strong> wurde im Penninikum westlich des<br />
Wägitaler Flysch abgelagert. Auf ihm liegen die<br />
südlichen Klippen (Kap. 1.3.5): Rotenflue, Schijen<br />
<strong>und</strong> Mördergruebi (östlichstes Vorkommen des<br />
Schlieren-Flysches in der Schweiz). Er besteht aus<br />
plattigen, grauen, mergeligen Kalken <strong>und</strong> graubraunen<br />
Mergeln, die mit dünnen, hell- bis rotbraunen,<br />
gradierten Sandsteinen wechseln. Teilweise treten<br />
bis 2 m mächtige Konglomeratlagen auf.<br />
Wildflysch, Iberg-Mélange<br />
Der Begriff Wildflysch oder Iberg-Mélange<br />
bezeichnet ein tektonisches Mélange. Mélanges<br />
werden durch Bewegungen zwischen zwei Decken<br />
bei der Überschiebung gebildet. Dabei handelt es<br />
sich um zuvor abgelagerten Flysch, der bei fortschreitender<br />
alpiner Gebirgsbildung überfahren<br />
wird. In diesen meist zerscherten <strong>und</strong> deformierten<br />
Gesteinen befinden sich ortsfremde Blöcke (exotische<br />
Blöcke) sowohl vom Hangenden (obere Decke<br />
bei einer Deckenüberschiebung) als auch vom Liegenden<br />
(untere Decke).<br />
Zum Iberg-Mélange gehören der Surbrunnen-<br />
Flysch (Vorkommen im Surbrunnentobel) <strong>und</strong> die<br />
Roggenegg-Serie (Vorkommen auf der Roggenegg).<br />
Ebenso ist das Iberg-Mélange im Zwäckentobel<br />
<strong>und</strong> im Isentobel zwischen Hangendem<br />
(Wägitaler Flysch, Schlieren-Flysch, Klippen-<br />
Decke) <strong>und</strong> Liegendem (Helvetikum) zerschert<br />
(BAYER 1982). Es sind schwarze, dünnblättrige<br />
Mergelschiefer mit exotischen Einschlüssen von<br />
Habkern-Granit, Gneisen, Quarziten, Dolomiten,<br />
Sandsteinen, Konglomeraten, Brekzien. Als Serhalten-Flysch,<br />
nach Serhalten bei Innerthal, hat<br />
OCHSNER (1969K, 1975) ein weiteres Vorkommen<br />
vom Typ Iberg-Mélange benannt.<br />
Zusätzlich sind noch drei weitere, lokal jedoch<br />
begrenzte Flyschvorkommen zu nennen. Der Ruestel-<br />
Flysch südöstlich von Vorderthal <strong>und</strong> der Gwürz-<br />
Flysch bei Innerthal sind alttertiäre Flyschserien von<br />
wildflyschartigem Aussehen. Als Scheidegg-Flysch<br />
wird ein dunkelbrauner, sandiger, alttertiärer Mergel-<br />
Flysch mit Silt- <strong>und</strong> glaukonithaltigen Sandsteinlagen<br />
am Nordfuss des Tierberg bezeichnet.<br />
Das Helvetikum baut die südlichen Gebirge des <strong>Kanton</strong>s<br />
auf. Alle markanten Felsgipfel im Wägital, die<br />
Sihltaler Berge, die hohen Berge im Muotatal <strong>und</strong><br />
der höchste Berg im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>, der Bös Fulen,<br />
15
Abb. 1.10 Der Höch Turm ist aus der höchsten helvetischen<br />
Decke aufgebaut.<br />
liegen im Bereich der helvetischen Decken (Abb.<br />
1.2). Einzig die Mythen, der Roggenstock <strong>und</strong> einige<br />
weitere Gipfel gehören nicht zum Helvetikum, sondern<br />
zu den penninischen <strong>und</strong> ostalpinen Klippen<br />
(Kap. 1.3.5).<br />
Die Gesteine des Helvetikums bestehen ausschliesslich<br />
aus Sedimenten des Mesozoikums <strong>und</strong> des Tertiärs.<br />
Es sind hauptsächlich Kalke <strong>und</strong> Mergel, die im<br />
flachen Schelf am Nordrand der Tethys abgelagert<br />
wurden. Es ist jener Teil der Alpen, der als letzter von<br />
der Alpenfaltung erfasst wurde. Die Gesteine der südlicheren<br />
Ablagerungsräume (Penninikum <strong>und</strong> Ostalpin,<br />
Kap. 1.3.5) waren zu diesem Zeitpunkt längst in<br />
die Gebirgsbildung einbezogen worden. Auch das Helvetikum<br />
wurde unter dem gewaltigen Druck von<br />
Süden in einzelne Decken zerschert, die von ihrem kristallinen<br />
Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> längs höheren Gleithorizonten<br />
abglitten <strong>und</strong> nach Norden geschoben wurden.<br />
OBERHOLZERs (1933) Vorstellung der Deckenbildung<br />
(Abb. 1.11) ist stark vereinfacht. Nach heutigem Wissen<br />
spielen noch viele zusätzliche Prozesse mit. Trotzdem<br />
hilft sie, sich die Alpenbildung besser vorstellen<br />
zu können. Zuletzt fuhren die helvetischen Decken auf<br />
die Molasse, zerscherten sie <strong>und</strong> stauchten sie in<br />
Schuppen (Kap. 1.3.1).<br />
16<br />
1.3.3.1 Helvetische Decken – Ein Überblick<br />
Durch die Deckenbildung gelangen ursprünglich hintereinander<br />
liegende Gesteinspakete übereinander. Auch<br />
innerhalb der helvetischen Decken gilt die Regel, dass<br />
südlichere Gesteinsabfolgen höher im Deckenstapel liegen<br />
(Kap. 1.2.2). Hauptdecken <strong>und</strong> davon abgescherte<br />
Teildecken wurden nach ihrem Auftreten benannt. Die<br />
Hauptdecken, von unten nach oben im Deckenstapel,<br />
sind: Griessstock-Decke, Clariden-Decke, Glarner-<br />
Decke, Mürtschen-Decke, Axen-Decke <strong>und</strong> Drusberg-<br />
Decke (Tab. 1.1, Abb. 1.12). Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> sind die<br />
Axen- <strong>und</strong> die Drusberg-Decke die Hauptvertreter des<br />
Helvetikums. Ihre Ausdehnung ist in Abb. 1.2 dargestellt.<br />
Der allgemeine Aufbau der Helvetischen Decken <strong>und</strong><br />
der geologische Zeitabschnitt der jeweiligen Gesteine<br />
ist in Tab. 1.2 schematisch zusammengefasst. Es treten<br />
jedoch nicht alle Schichten in allen Decken auf. Einige<br />
Schichtabfolgen, d.h. einige Gesteinsserien, wurden<br />
entweder gar nicht abgelagert oder während der<br />
Gebirgsbildung abgeschert <strong>und</strong> irgendwo eingefaltet.<br />
In der Natur kann eine Gesteinsabfolge aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Fazies (typische Merkmale zur Unterscheidung ähnlicher<br />
Gesteinstypen, Abb. 1.13) <strong>und</strong> ihrer Position der<br />
jeweiligen Decke zugeordnet werden.<br />
Abb. 1.11 Die nach OBERHOLZER (1933) aufgezeigte Deckenbildung,<br />
die bis heute stark verfeinert wurde.
Hauptdecke Teildecke/Decken-Elemente Markante Gipfel<br />
�<br />
�<br />
Fluebrig-Drusberg-Element Fluebrig, Druesberg, Forstberg, Fronalpstock, Höch Turm, Ortstock<br />
Drusberg-Decke Rederten-Element Bockmattli, Zindlenspitz, Redertenstock, Ochsenchopf<br />
Wiggis-Element Riseten, Rautispitz, Wiggis<br />
Silberen-Decken Silberen, Wasserberg, Chaiserstock, Aubrige, Urmiberg<br />
Axen-Decke Bächistock-Decke Vrenelisgärtli, Bächistock, Rossstock, Rigi Hochflue<br />
basale Axen-Decke Bös Fulen, Pfannenstock, Dejenstock, Chinzerberg<br />
Mürtschen-Decke Mürtschenstock<br />
Glarner-Decke Schilt<br />
Clariden-Decke Clariden, Gemsfairen<br />
Griessstock-Decke Griessstock, Wageten, Chöpfenberg<br />
Tab. 1.1 Die helvetischen Decken <strong>und</strong> ihre Teildecken. Die südlich der Axen-Decke abgelagerten Gesteine der Drusberg-Decke<br />
liegen heute zuoberst, die Griessstock-Decke zuunterst.<br />
Abb. 1.12 Stapelung der Helvetischen Decken (schematisch).<br />
Was aus dem südlichsten helvetischen Ablagerungsraum<br />
stammt, liegt heute am nördlichsten.<br />
Abb. 1.13 Der hellgrau anwitternde Schrattenkalk ist oft reich an<br />
Fossilien, die ihn von anderen Kalken unterscheiden.<br />
Nicht alle Gesteinsschichten verhalten sich bei der<br />
Faltung gleich. Die imposanten <strong>und</strong> schön sichtbaren<br />
Falten werden vor allem durch die starren,<br />
kompetenten Kalksteine wie Quintner Kalk, Schrattenkalk<br />
<strong>und</strong> Seewer Kalk gebildet (Abb. 1.14). Weichere,<br />
inkompetente Gesteine (Mergel, Schiefer)<br />
bilden das Füllmaterial <strong>und</strong> sind oft unter Grashalden<br />
versteckt.<br />
Abb. 1.14 Falte im Schrattenkalk an der Totenplangg im<br />
Waagtal<br />
17
Jahre<br />
vor heute<br />
Ära Abteilung Schichtglied Gesteinsart<br />
Oligozän Jüngster helvetischer Flysch Mergel, Sandstein, Dachschiefer<br />
Taveyanne-Sandstein Vulkanitischer, gräulich-schwärzlicher Sandstein<br />
Burg-Sandstein Sandstein-Flysch<br />
Eozän Stad-Mergel Globigerinenmergel<br />
65 Mio. Nummulitenkalk Kalk mit versteinerten Nummuliten, Grünsandstein<br />
Wang-Formation Dunkle Kalke<br />
Amdener Formation Graue, geschichtete Mergel<br />
Seewer Kalk Lichtgrauer Kalk mit welligen, schwarzen Tonhäuten<br />
Garschella-Formation (Helv. Gault) Quarzsandstein, grüne, glaukonitische Sandkalke<br />
Schrattenkalk-Formation Heller, blaugrauer oder bräunlicher Kalk<br />
Drusberg-Schichten Graubraune Mergel, Mergelkalke<br />
Altmann-Schichten Glaukonitische, sandige Kalke mit Ammoniten<br />
Helvetischer Kieselkalk Schwarzblauer, sehr harter, kieseliger Kalk<br />
Betlis-Kalk/Diphyoides-Kalk Gelblich anwitternder Kalk<br />
Vitznau-Mergel Mergel mit Austern<br />
Öhrli-Formation/Palfris-Formation Oolithische Kalke <strong>und</strong> Mergel/Mergelschiefer<br />
140 Mio.<br />
Zementstein-Formation Mergelige Kalke<br />
Malm<br />
Quintner Kalk Massiger, grauschwarzer, hell anwitternder Kalk<br />
Schilt-Formation Wechsellagerung Mergel/Kalk <strong>und</strong> Kalke<br />
Blegi-Eisenoolith Eisenhaltiger Oolith<br />
Dogger<br />
Reischibe-Formation<br />
Bommerstein-Formation<br />
Echinodermenbrekzie<br />
Eisensandstein, Tone<br />
Mols-Member Schwarze Tonschiefer<br />
210 Mio. Lias Sexmor-, Spitzmeilen-, Prodkamm-Fm. Mergel, Sandsteine<br />
Keuper Quarten-Formation Rote <strong>und</strong> grüne Schiefer<br />
Muschelkalk Röti-Dolomit Dolomit, Rauhwacken<br />
250 Mio. Buntsandstein Melser Sandstein Grobe, quarzreiche Sandsteine<br />
Verrucano Brekzien, Sandsteine, Schiefer, Vulkanite<br />
1.3.3.2 Einzelheiten im Bau der Helvetischen<br />
Decken<br />
Innerhalb des helvetischen Ablagerungsraumes nimmt<br />
die Meerestiefe von Norden gegen Süden langsam zu,<br />
es treten aber auch immer wieder Hochzonen auf. Deshalb<br />
zeigen die Gesteinsabfolgen auch innerhalb des<br />
Helvetikums je nach Ablagerungsort Unterschiede,<br />
anhand derer sich die Decken charakterisieren lassen.<br />
Griessstock-Decke<br />
Es gibt keine Regel ohne Ausnahme, auch zu Abb.<br />
1.12 nicht! Der Hauptteil der Griessstock-Decke<br />
befindet sich heute analog zu Abb. 1.12 südlich<br />
des Klausenpasses. Die Wageten-Kette (Wageten,<br />
Brüggler, Chöpfenberg) hingegen ist ein völlig isolierter<br />
Teil der Griessstock-Decke, der heute nördlich<br />
der Drusberg-Decke liegt. Die Ausbildung der<br />
einzelnen Gesteinsschichten deutet darauf hin, dass<br />
die Wageten-Kette <strong>und</strong> die Gesteine des Griess-<br />
18<br />
Känozoikum<br />
(Erdneuzeit)<br />
Mesozoikum<br />
(Erdmittelalter)<br />
Paläozoikum<br />
(Erdaltertum)<br />
Tertiär<br />
Kreide<br />
Jura<br />
Trias<br />
Karbon Perm<br />
Tab. 1.2 Schichtfolge des Helvetikums<br />
Kristallines Gr<strong>und</strong>gebirge Gneise, Granit<br />
stock ursprünglich zusammengehörten. Dabei wurde<br />
der jüngere Teil der Griessstock-Decke beim<br />
Vorbeigleiten der höheren Decken abgeschert, mitgerissen<br />
<strong>und</strong> nach Norden verfrachtet. Die Wageten-Kette<br />
besteht aus Quintner Kalk, in der Mächtigkeit<br />
stark reduzierten Gesteinen der Kreide,<br />
Nummulitenkalk, Stad-Mergel <strong>und</strong> Taveyanne-<br />
Sandstein des Tertiärs.<br />
Clariden-Decke, Glarner-Decke, Mürtschen-Decke<br />
Die nächsthöheren Decken, die Clariden-, die Glarner-<br />
<strong>und</strong> die Mürtschen-Decke, liegen in den<br />
<strong>Schwyz</strong>er Bergen unter der Axen-Decke <strong>und</strong> höheren<br />
Decken begraben oder gelangten gar nicht bis<br />
ins <strong>Kanton</strong>sgebiet. Kein einziger <strong>Schwyz</strong>er Gipfel<br />
gehört zu diesen Decken.<br />
Axen-Decke<br />
Die Axen-Decke bedeckt die Fläche südlich des Riemenstaldnertals<br />
bis zur Linie Klausenpass–Urner
Boden–Braunwald, weiter bis zum Glärnisch <strong>und</strong><br />
der Kette nördlich des Klöntalersees, Twiren, Mättlistock,<br />
Dejenstock (Abb. 1.2). Die ältesten Schichten<br />
der Axen-Decke reichen im Bisistal bis in den<br />
Lias, im Brunalpeli, im Robutzli <strong>und</strong> im Aufstieg<br />
zur Charetalp bis in den Dogger. Hauptmerkmal der<br />
Axen-Decke ist der mächtige Malm mit der Schilt-<br />
Formation <strong>und</strong> dem Mergelband zwischen Unterem<br />
<strong>und</strong> Oberem Quintner Kalk. In der Abfolge der Helvetischen<br />
Gesteine (Tab. 1.2) sind die weiche,<br />
inkompetente Zementstein-Formation <strong>und</strong> die<br />
Öhrli-Mergel ideale Gleithorizonte, auf denen die<br />
Kreide als Teildecken (Bächistock-Decke <strong>und</strong> Silberen-Decken)<br />
abgeschert <strong>und</strong> nach Norden verfrachtet<br />
wurde. Die Bächistock-Decke <strong>und</strong> die Silberen-Decken<br />
lassen sich, schön übereinander<br />
gestapelt, von der Silberen hinunter ins Bisistal,<br />
über den Wasserberg ins Hürital <strong>und</strong> über den<br />
Blüemberg bis zum Chaiserstock verfolgen. Die<br />
Bächistock-Decke reicht sogar bis an den Urner See.<br />
Ebenfalls zu den Silberen-Decken gehören der<br />
Chalberstock östlich von Euthal, die Aubrige, der<br />
Gugelberg nördlich des Wägitalersees <strong>und</strong> der<br />
Urmiberg (Abb. 1.15). Diese Berge sind nicht mehr<br />
mit der basalen Axen-Decke verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> liegen<br />
isoliert ganz im Norden des Helvetikums. Mit<br />
zunehmender Alpenbildung kam es zusätzlich zur<br />
Nord–Süd Verkürzung zu einer leichten West–Ost<br />
Verformung. Daraus resultierte eine grosse Senke,<br />
die Bisistal-Depression, als Mulde mit den Hochzonen<br />
westlich (Rophaien, Rossstock) <strong>und</strong> östlich<br />
(Glärnisch) davon. Später schob sich die Drusberg-<br />
Decke von Süden nach Norden darüber, riss jene<br />
Teile der Decke, die das Vorbeigleiten behinderten,<br />
weg <strong>und</strong> verfrachtete sie an ihre heutige Position.<br />
Im Gross Mälchtal <strong>und</strong> auf der Toralp ist der<br />
Zusammenhang zwischen der Silberen- <strong>und</strong> der<br />
darübergefahrenen Drusberg-Decke noch erkennbar.<br />
Hier befindet sich die Toralp-Serie (Kap. 2<br />
Geotop-Beispiel 8), eine auf der Silberen-Decke<br />
liegende Verkehrtabfolge der Drusberg-Decke (die<br />
jungen Schichten liegen unten, die alten oben).<br />
Drusberg-Decke<br />
Die Hauptmasse der Drusberg-Decke besteht aus<br />
Gesteinen der helvetischen Kreide. Sie erstreckt<br />
sich vom Vierwaldstättersee (nördlich des Riemenstaldnertals,<br />
Fronalpstock), über das Muotatal, die<br />
Sihltaler Alpen, die Wägitaler Berge bis zum Wiggis<br />
(Abb. 1.2). Zwischen dem Sihltal <strong>und</strong> dem Glarnerland<br />
sind die Bergketten Fluebrig–Druesberg<br />
(Fluebrig–Drusberg-Element), Bockmattli–<br />
Ochsenkopf (Rederten-Element) <strong>und</strong> Wiggis–<br />
Riseten (Wiggis-Element) als drei Teilelemente der<br />
Drusberg-Decke zu verstehen. Sie wurden bei ihrer<br />
Platznahme schräg auseinander geschert.<br />
Diese drei Teilelemente bilden komplizierte Falten.<br />
Es sind drei Bergzüge in Nordost–Südwest-Rich-<br />
Abb. 1.15 Der Urmiberg (Silberen-Decke) gehört wie die Rigi Hochflue (Bächistock-Decke) zu den Helvetischen Randketten.<br />
19
20<br />
tung, die alle gegen Westen einfallen. Das Wiggis-<br />
Element bildet oberhalb von Näfels die weite Obersee<br />
Mulde. Der Nordschenkel dieser nach oben<br />
offenen Grossfalte steigt zur Fridlispitz–Riseten-<br />
Kette an, der Südschenkel zum Rautispitz. Westlich<br />
davon liegt das Rederten-Element mit der Bergkette<br />
zwischen Oberseetal <strong>und</strong> Wägital (Ochsenchopf,<br />
Zindlenspitz, Bockmattli). Seine Strukturen<br />
mit einem Wechselspiel von Mulden <strong>und</strong> Gewölben<br />
sind dem Wiggis-Element ähnlich. Eine markante<br />
Faltenumbiegung ist an der Stirnzone am Schiberg–Bockmattli<br />
zu sehen (Abb. 1.16).<br />
Abb. 1.16 Eine Faltenumbiegung ist als steil zum Wägital<br />
abfallende Stirnzone am Schiberg–Bockmattli<br />
(Rederten-Element der Drusberg-Decke) zu sehen.<br />
Abb. 1.17 Das Roggenstöckli: Der südlichste Teil der Drusberg-Decke<br />
liegt als Klippe isoliert auf der Silberen-Decke<br />
in einer sanften Mulde.<br />
Das Fluebrig–Drusberg-Element baut, beginnend<br />
mit der Stirn am Fluebrig (OCHSNER 1921, RICK<br />
1985, 2002), die Sihltaler Alpen auf. Es gipfelt im<br />
Druesberg <strong>und</strong> lässt sich über Forstberg–Sternen–<br />
First, die Mulden von Hinter Oberberg <strong>und</strong> Illgau in<br />
die Fallenflue <strong>und</strong> die beiden Gibel bis zur Fronalpstock-Gruppe<br />
<strong>und</strong> den Urnersee verfolgen. Die Berge<br />
westlich des Sihltales (Twäriberg, Rütistein, Schülberg,<br />
Biet, Leiterenstollen) sind über dem kompetenten,<br />
starren Kieselkalk auf den inkompetenten<br />
Drusberg-Schichten (Mergelschiefer, die ideale<br />
Gleithorizonte bilden) von der tieferen Drusberg-<br />
Abb. 1.18 Der Forstberg (Drusberg-Decke) im Vordergr<strong>und</strong>, dahinter die Silberen <strong>und</strong> die Glärnisch-Gipfel Ruchen <strong>und</strong><br />
Bächistock (Bächistock-Decke)
Decke abgeglitten. Dazwischen bildete sich das hintere<br />
Sihltal. Gesteine des Tertiärs sind auf dem Fidisberg,<br />
dem Biet <strong>und</strong> der Totenplangg aufgeschlossen.<br />
Am Stock befindet sich ein Aufschluss der Inneren<br />
Einsiedler Schuppenzone (Kap. 1.3.4) mit doppelter<br />
Nummulitenkalk-Abfolge.<br />
Ebenfalls zur Drusberg-Decke gehört das Roggenstöckli<br />
(Abb. 1.17 <strong>und</strong> Kap. 2 Geotop-Beispiel 8)<br />
zwischen Bödmerenwald <strong>und</strong> Silberen. In einer<br />
Senke der Silberen-Decke ist beim Vorbeigleiten<br />
der Drusberg-Decke ihr südlichster Teil als kleine<br />
Klippe zurückgeblieben.<br />
Die Wageten-Kette (Griessstock-Decke), die Aubrig-<br />
Kette, die Rigi-Hochflue <strong>und</strong> der Urmiberg (alle Bächistock-<br />
<strong>und</strong> Silberen-Decke) werden auch als Helvetische<br />
Randketten bezeichnet. Dieser Name stammt von<br />
ihrer Stellung am Nordrand der Alpen. Auch Mattstock<br />
<strong>und</strong> Säntis nehmen „Randkettenstellung“ ein.<br />
Den schönsten Querschnitt durch die Äussere Einsiedler<br />
Schuppenzone bieten die Gesteinsfolgen am Sihlsee<br />
beidseits des Steinbach-Viadukts (Abb. 1.19 <strong>und</strong> Abb.<br />
2.5 Kap. 2). Die Felsrippen, die nördlich von Euthal<br />
zum Sattelchöpfli <strong>und</strong> jene, die vom Steinbach zum<br />
Hummel hochziehen, sind Teile der Äusseren (alpenfernen)<br />
Einsiedler Schuppenzone. Wie der Name sagt,<br />
ist die Gesteinsserie „verschuppt“, d.h. dachziegelartig<br />
übereinandergeschoben (JEANNET et al. 1935, LEUPOLD<br />
1937, 1943, HERB & HOTTINGER 1965, KUHN 1972).<br />
Die Schuppenzone besteht aus einer mehrmaligen Wiederholung<br />
jüngster helvetischer Ablagerungen: Amdener<br />
Formation, Nummulitenkalk, Glaukonit-Sandstein,<br />
Stad-Mergel <strong>und</strong> teils noch Burg-Sandstein (Tab. 1.2).<br />
Früher wurde die Einsiedler Schuppenzone als „Ein-<br />
Abb. 1.19 Die Äussere Einsiedler Schuppenzone – Blick vom<br />
Sihlsee gegen die Hagelflue<br />
siedler Flysch“ bezeichnet. Sie enthält jedoch kaum<br />
Flysch-Sedimente, sondern diese sind in einer frühen<br />
Phase der alpinen Gebirgsbildung von der Drusberg-<br />
Decke (Kap. 1.3.3.1) abgeglitten. Die Amdener Formation<br />
bildete dabei ideale Gleithorizonte. Ein Teil blieb<br />
auf halber Strecke stecken <strong>und</strong> bildet die Innere (alpennahe)<br />
Einsiedler Schuppenzone.<br />
Die Äussere Einsiedler Schuppenzone lässt sich mit<br />
Unterbrüchen durch den ganzen <strong>Kanton</strong> verfolgen (Abb.<br />
1.2, 1.8). Sie verläuft von der Fälmisegg ins Teuffibachtobel<br />
bei Gersau, über das Gätterli zum Lauerzersee,<br />
über die Insel Schwanau hinauf zur Burg, über<br />
Ufem Tritt, Hummel, Steinbach (Abb. 1.20) <strong>und</strong> weiter<br />
ins Wägital, von Vorderthal bis zum Chöpfenberg.<br />
Abb. 1.20 Die Verschuppung der Äusseren Einsiedler Schuppenzone beim Steinbachviadukt (nach KUHN 1972)<br />
21
Abb. 1.21 Nummuliten sind von Auge gut sichtbare, einzellige<br />
Lebewesen mit spiralig aufgebautem Gehäuse.<br />
Durchmesser eines Nummuliten auf dem Foto<br />
zirka 2 cm.<br />
Die Innere Einsiedler Schuppenzone erstreckt sich<br />
ebenfalls über grosse Teile des <strong>Kanton</strong>s, tritt jedoch<br />
weniger markant in Erscheinung. Aufgeschlossen ist<br />
sie bei <strong>Schwyz</strong>, bei der Haggenegg, am Gschwändstock,<br />
am Charenstock, oberhalb der Sihltalhütte hinter<br />
Studen, im Chli <strong>und</strong> Gross Mutzenstein <strong>und</strong> in der<br />
Rot Wand westlich des Wägitaler Sees.<br />
Auf dem Roggenstock hat man den Gesteins-Gr<strong>und</strong> des<br />
ur-afrikanischen Randmeeres unter den Füssen! Diese<br />
Gesteine stammen wie diejenigen der Mördergruebi,<br />
22<br />
des Gross- <strong>und</strong> des Hudelschijen vom südlichen Flachwasserbereich<br />
des Ur-Mittelmeeres Tethys. Sie gehören<br />
zum Ostalpin. Die Sandsteine <strong>und</strong> Dolomite der Trias<br />
sind 200 Millionen Jahre alt <strong>und</strong> somit die ältesten<br />
Gesteine im <strong>Kanton</strong>. Sie liegen heute auf jüngeren<br />
Gesteinen, isoliert auf Gesteinen nördlicherer Ablagerungsräume.<br />
Dafür braucht man das Fachwort Klippe.<br />
KAUFMANN (1876) hat erstmals erkannt, dass diese<br />
Gesteine wie Fremdlinge auf ihrem Untergr<strong>und</strong> liegen.<br />
Die bekanntesten Klippen sind die Mythen. Die<br />
Rotenflue, der Chli Schijen <strong>und</strong> kleine Bereiche am<br />
Brünnelistock gehören ebenfalls der Klippen-Decke<br />
an.<br />
1.3.5.1 Die Gesteine des Roggenstock <strong>und</strong> der<br />
Mördergruebi<br />
Weite Teile der Ostalpen bestehen aus Gesteinen, wie<br />
sie in der Gipfelregion des Roggenstock (Abb. 1.22<br />
VII) auftreten. Dolomit kommt hauptsächlich im<br />
Unterengadin <strong>und</strong> – wie der Name sagt – in den Dolomiten<br />
vor. Die Kalke der Roggenalp-Schuppe (Abb.<br />
1.22 VI) haben ebenfalls Äquivalente in den Ostalpen.<br />
Diese Schuppe war wahrscheinlich ursprünglich mit<br />
der Roggenstockschuppe verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wurde später<br />
von ihr überfahren. Radiolarite <strong>und</strong> Ophiolithe (Abb.<br />
1.22 V), wie sie auch auf der Westseite der Mördergruebi<br />
auftreten, wurden im tiefen Meer, in Zusammenhang<br />
mit untermeerischen Magmaergüssen an<br />
Mittelozeanischen Rücken, abgelagert. Diese Gesteine<br />
Abb. 1.22 Der Roggenstock, ein Berg aus sieben Decken (nach TRÜMPY 1985)<br />
VII Sandsteine, Raibler-Schichten, Hauptdolomit der Trias, älteste Gesteine im Kt. <strong>Schwyz</strong> Oberostalpin<br />
VI Schuppe der Roggenalp: Kalke des Trias <strong>und</strong> Lias, „Die kleinste Decke der Welt“ Unterostalpin (?)<br />
V Radiolarit, Ophiolith, Kalke <strong>und</strong> Schiefer Südpenninikum<br />
IV Kalke des Jura, Fleckenkalke <strong>und</strong> Couches Rouges der Kreide, Flysch Mittelpenninikum<br />
III Wägitaler Flysch Nordpenninikum<br />
II Wildflysch, Iberg-Mélange<br />
I Kreide <strong>und</strong> Eozän der Drusberg-Decke Helvetikum
Abb. 1.23 Die Mythen <strong>und</strong> die Rotenflue liegen als schroffe Klippen auf der sanften Flysch-Landschaft. Die auffällig rote Gipfelkappe<br />
des Grossen Mythen ist aus Couches Rouges, grau-rötlichen Mergelkalken der jüngeren Kreide-Zeit, aufgebaut.<br />
sind von vielen kleinen Scherflächen durchsetzt <strong>und</strong><br />
zerbrochen. Sie neigen zu Sackungen, Rutschungen<br />
<strong>und</strong> Schuttbildung. Die Minster <strong>und</strong> ihre Zuflüsse liefern<br />
daher viel Radiolarit- <strong>und</strong> Ophiolith-Schutt.<br />
Der Roggenstock ist mit seinen 1778 m ü.M. eher ein<br />
bescheidener Berg. Aus geologischer Sicht aber übertrifft<br />
er mit seinen sieben Decken viele höhere Berge.<br />
Abb. 1.22 zeigt die Gesteinsabfolge am Roggenstock,<br />
die sich an der Mördergruebi, am Gross- <strong>und</strong> am<br />
Hudelschijen ähnlich gestaltet. Wie in Kap. 1.2.2 dargestellt,<br />
liegen die Gesteine aus dem südlichsten<br />
Ablagerungsraum (Oberostalpin als südlichster Teil<br />
des Ostalpin) zuoberst, die helvetische Drusberg-<br />
Decke zuunterst.<br />
1.3.5.2 Die Mythen<br />
Die Mythen gehören sicherlich zu den eindrucksvollsten<br />
Klippen der Schweiz. Aus einer sanften Landschaft<br />
(typisch für Flysch) ragen felsig die beiden Gipfel<br />
empor (SMIT SIBINGA 1921). Die Schichtfolge der<br />
Mythen ist lückenhaft. Die Gesteine der Mythen <strong>und</strong><br />
der Rotenflue entstammen der mittelpenninischen<br />
Schwelle, einer Hochzone im sonst tiefmeerischen<br />
Penninikum. Im Sattel zwischen den beiden Mythen<br />
beginnt die Gesteinsfolge mit einem Schachtelhalmführenden<br />
Sandstein der Trias. Der Hauptteil der<br />
Mythen besteht aus Malm-Kalken (WEISS 1949). Am<br />
Kleinen Mythen kommt an der Basis zusätzlich lokal<br />
eine ältere Kristallin-Brekzie vor (VOGEL 1978, FEL-<br />
BER 1984). Bei der auffallend roten Gipfelpartie des<br />
Grossen Mythen handelt es sich um grau-rötliche Mer-<br />
gelkalke der Oberkreide, um sogenannte Couches<br />
Rouges (LIENERT 1959, 1967). Ein Band von rötlichen<br />
Mergelkalken umgibt auch die Rotenflue. Zwischen<br />
den Malm-Kalken <strong>und</strong> den Couches Rouges der<br />
Rotenflue findet sich noch ein fleckiger Kreide-Kalk,<br />
der Silex-Knollen enthält.<br />
1.3.5.3 Wie die Klippen in den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
kamen<br />
Die ostalpine Roggenstock-Decke sowie Radiolarite<br />
<strong>und</strong> Ophiolithe sind auf das Ybrig beschränkt. Die penninische<br />
Klippendecke, wie sie an den Mythen vorkommt,<br />
tritt in den westlichen Zentralschweizer Klippenbergen<br />
Buochserhorn, Stanserhorn, den Giswiler<br />
Stöcken <strong>und</strong> im Rotspitz wieder auf. Sie fehlt dann bis<br />
westlich des Thunersees, wo sie als grosse zusammenhängende<br />
Decke der Préalpes Romandes wieder einsetzt.<br />
Zwischen den Klippenbergen der Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> den Préalpes fehlen Klippen-Elemente.<br />
Früher glaubte man, die Klippen seien als ganze<br />
zusammenhängende Decke überschoben worden.<br />
Gebietsweise wären dann Teile dieser Decke vollständig<br />
erodiert <strong>und</strong> einzelne Überreste, die heutigen Klippen<br />
eben, zurückgeblieben. Da in den Zwischenbereichen<br />
selbst kleinste Reste fehlen, ist diese These<br />
suspekt. Viel eher gelangten die verschiedenen Klippen<br />
einzeln auf unterschiedlichen Wegen an ihre heutige<br />
Stelle. Beim Transport über hügeliges Relief wurden<br />
die Decken auseinandergerissen <strong>und</strong> kamen als<br />
einzelne Bruchstücke durch Depressionen, Senken in<br />
der Oberfläche (Bisistal- <strong>und</strong> Haslital-Depression), an<br />
ihre heutige Position (Kap. 7).<br />
23
1.4 Eiszeitalter<br />
War es die Sintflut, die ortsfremde Gesteine aus den<br />
Alpen ins Mittelland spülte? Diese Frage beschäftigte<br />
die Forscher lange Zeit. Schon im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
fiel dem Sohn des Pfarrers von Grindelwald auf,<br />
dass alte Moränen weit ausserhalb der Gletscher lagen.<br />
Der Walliser Forstingenieur Venetz mutmasste in der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts als erster, dass die<br />
Alpengletscher bis ins Mittelland vordrangen. De<br />
Charpentier, Direktor der Salzminen von Bex, hielt<br />
erstmals öffentlich eine Rede über solche Gletscherausdehnungen<br />
<strong>und</strong> wurde ausgelacht. Letztendlich<br />
verhalf LOUIS AGASSIZ 1840 der Eiszeittheorie zum<br />
Durchbruch.<br />
Vor der Mitte des 19. Jahr<strong>und</strong>erts war klar, dass mindestens<br />
zwei Kaltzeiten existierten. HEER (1865, 1879)<br />
fand in Warmzeiten abgelagerte Schieferkohlen zwischen<br />
kaltzeitlichen Ablagerungen. PENCK erkannte<br />
um 1885 drei Vereisungen, 1901 deren vier, die er nach<br />
den süddeutschen Flüssen Günz, Mindel, Riss <strong>und</strong><br />
Würm benannte. In der Folge stieg die Anzahl Kaltzeiten<br />
ständig an. Nach heutigen Erkenntnissen sind es<br />
mindestens 12 Kaltzeiten mit markanten Gletschervorstössen.<br />
Früher wurden die Ablagerungen des vorletzten Gletschervorstosses<br />
als „Riss“ bezeichnet <strong>und</strong> als die grössten<br />
Vorstösse interpretiert. Untersuchungen zeigten,<br />
dass die vorletzte Kaltzeit bei weitem nicht die grösste<br />
war. Heute spricht man von „Grossen <strong>und</strong> Grössten<br />
Vergletscherungen“, von denen die mächtigen Ablagerungen<br />
stammen. Die „Würm“-Kaltzeit wird einfach<br />
„Letzte Vergletscherung“ genannt (SCHLÜCHTER &<br />
KELLY 2000). Der ganze Zeitabschnitt der Klimaschwankungen<br />
umfasst als Eiszeitalter mit Kalt- <strong>und</strong><br />
Warmzeiten die letzten zwei Millionen Jahre. In der<br />
grössten Kaltzeit vereinigten sich die grossen alpinen<br />
Gletscherströme bei Koblenz <strong>und</strong> stiessen bis Möhlin<br />
24<br />
vor. Die Ablagerungen der verschiedenen Kaltzeiten<br />
sind nur lückenhaft vorhanden, zu oft hat ein neuer<br />
Vorstoss die alten Ablagerungen überprägt. Die Warmzeiten<br />
können aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Floren<br />
<strong>und</strong> Faunen unterschieden werden (Kap. 1.7).<br />
Prozess (Was macht der Gletscher?) Resultierende Form (Wie sieht es aus?)<br />
Erosion / Abtrag<br />
Abrasion: Feine Gesteinspartikel am Gletschergr<strong>und</strong> scheuern<br />
das felsige Gletscherbett<br />
Gletscherschliff<br />
Plucking: Das Eis bricht Gesteinsstücke aus dem Fels Ausgebrochene Hohlformen auf der Leeseite von R<strong>und</strong>höckern<br />
Schmelzwassererosion: Schmelzwasser am Gletscherbett<br />
erodiert den Fels oder Lockergestein<br />
Gletschertöpfe, Strudellöcher im Fels (alte Bez. Gletschermühlen)<br />
Sedimentation / Ablagerung<br />
Ablagerung von Lockermaterial am Gletschergr<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>moräne mit gekritzten Geschieben<br />
Bulldozing: Verformung des Lockermaterials an der<br />
Gletscherfront beim Gletschervorstoss<br />
Endmoräne<br />
Ausschmelzen von Lockermaterial an der Oberfläche Mittel-, Ober- <strong>und</strong> Seitenmoränen<br />
Schmelzwassersedimentation: Mit dem Schmelzwasser Sander: Schotterebenen vor dem Gletscher<br />
transportiertes Lockermaterial wird abgelagert Esker: Mit Schotter gefüllte Gletscherkanäle<br />
Tab. 1.3 Gletscher gestalten die Kleinformen einer Landschaft (nach HAEBERLI et al. 2000).<br />
Abb. 1.24 Wechsellagerung Moräne (reine Gletscherablagerung)<br />
<strong>und</strong> eisrandnahe Schotter. Die Moräne ist<br />
chaotisch, die eisrandnahen, etwas verschwemmten<br />
Schotter sind eingeregelt.
Abb. 1.25 Findling von Knonau (Kt. Zürich). Während des<br />
Eiszeitalters fiel dieser Nagelfluhblock vom Rossberg<br />
auf den Reuss-Gletscher <strong>und</strong> wurde nach<br />
einem Transportweg von 18 km in Knonau als ortsfremdes<br />
Gestein (Findling) abgelagert.<br />
Der Linth-Gletscher soll über den St.Meinrad ins Sihltal<br />
geflossen sein? Weshalb weiss man, dass der<br />
Muota/Reuss-Gletscher aus dem Muotatal <strong>und</strong> dem<br />
Urnerland fast bis Bennau vorgedrungen ist?<br />
Zum Glück hinterlassen die Gletscher Spuren. Gletscher<br />
fliessen ähnlich wie Honig auf einer schiefen<br />
Ebene langsam abwärts (heutige Alpengletscher 50–<br />
100 m/Jahr, polare Eisströme 500–1000 m/Jahr). Ein<br />
Gletscher schafft dadurch einerseits Gesteinsmaterial<br />
weg, er erodiert, andererseits kann er auch grosse<br />
Mengen Lockermaterial anhäufen, sedimentieren. In<br />
Tab. 1.3 sind Prozesse <strong>und</strong> die daraus resultierenden<br />
Formen aufgelistet. Die heutige Landschaftsform weist<br />
sowohl Erosions- als auch Sedimentationsformen auf.<br />
Moränen, R<strong>und</strong>höcker, Findlinge, Schotterfelder <strong>und</strong><br />
Terrassen ermöglichen die Rekonstruktion alter Gletscherstände<br />
<strong>und</strong> Fliessrichtungen. Sich wiederholende<br />
Wechsellagerungen von Moräne <strong>und</strong> Flussablagerungen<br />
bek<strong>und</strong>en mehrere Gletschervorstösse.<br />
Analysen von Lockergestein in Schottern <strong>und</strong> Moräne<br />
liefern zusätzliche Informationen über das Einzugsgebiet<br />
der Gletscher. Die verschiedenen alpinen Gletscher<br />
zeichnen sich durch charakteristische Leitgesteine<br />
aus, die nur aus dem Einzugsgebiet eines<br />
bestimmten Gletschers stammen können. Für den<br />
Linth-Gletscher ist es Verrucano, für den Rhein-Gletscher<br />
Juliergranit <strong>und</strong> für den Reuss-Gletscher Windgällen-Porphyr.<br />
Aaregranit kommt im Reuss-Gletscher<br />
vor, nur selten im Linth-Gletscher.<br />
Die eiszeitlichen Gletscher haben auch im <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Schwyz</strong> ihre Spuren hinterlassen. Es sind vor allem<br />
Moränen, Findlinge <strong>und</strong> Schotter, die Aussagen über<br />
die Ausdehnung <strong>und</strong> Mächtigkeit einstiger <strong>Schwyz</strong>er<br />
Gletscher liefern.<br />
Der Linthanteil des Linth/Rhein-Gletschers mit seinen<br />
Zuschüssen, dem Wägitaler- <strong>und</strong> dem Alp/Sihl/<br />
Minster-Gletscher, <strong>und</strong> der Muota/Reuss-Gletscher<br />
bedeckten den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> während des Eiszeitalters<br />
grossflächig (HANTKE 1980). (Der Muota/<br />
Reuss-Gletscher wird in Kap. 3 ausführlich beschrieben.)<br />
Besonders während der eiszeitlichen Gletscher-<br />
Abb. 1.26 Am Fusse des Bös Fulen <strong>und</strong> des Grisset sind im Sonnenlicht Moränen der Kleinen Eiszeit zu sehen.<br />
25
hochstände haben sich die verschiedenen Gletscher<br />
gegenseitig beeinflusst. Grosse Gletscher drängten<br />
kleine Seitengletscher in ihre Täler zurück. Die<br />
Mächtigkeit der einzelnen Gletscher kann anhand der<br />
höchstgelegenen Findlinge bestimmt werden. Die<br />
Eisströme waren zeitweise über 1500 m mächtig. Mit<br />
Ausnahme einiger über die Eisoberfläche ragender,<br />
steiler Gipfel (Nunatak) war der ganze <strong>Kanton</strong> eisbedeckt.<br />
Am Ende der letzten Kaltzeit schmolz das Eis mit kurzen<br />
Wiedervorstossphasen zurück. Heute vermögen<br />
nur noch kleine Firnfelder am Bös Fulen den Sommer<br />
zu überdauern. Kleinere Moränenwälle im Vorfeld<br />
stammen aus der Kleinen Eiszeit, Eisvorstössen zwischen<br />
1600–1850 (Abb. 1.26).<br />
1.4.2.1 Grössere Vergletscherungen<br />
Zur Zeit der grössten Vergletscherungen vor 780'000<br />
Jahren lag der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> zu über 95% unter Eis.<br />
Die Einsattelungen zwischen Ibergeregg <strong>und</strong> Haggenegg<br />
bildeten Firnsättel zwischen dem Muota/Reuss-<br />
Gletscher im Süden <strong>und</strong> dem Minster-, resp. Alp-Gletscher<br />
im Norden. Eis floss zudem über den Pragelpass<br />
<strong>und</strong> die Goldplangg zwischen Muotathal <strong>und</strong> Riemenstalden.<br />
Auf dem Stöcklichrüz, auf 1200 m ü.M.,<br />
26<br />
berührten sich Sihl- <strong>und</strong> Linth-Gletscher. Während der<br />
Maximalausdehnung reichte der Linth-Gletscher bis<br />
zum Raten, was für den Linth-Gletscher typische Leitgesteine,<br />
die dort zu finden sind, belegen. Ein Seitenarm<br />
des Muota/Reuss-Gletschers floss durch das<br />
Rothenthurmer Tal.<br />
1.4.2.2 Letzte Vergletscherungen<br />
Zur letzten Kaltzeit, mit der Maximalausdehnung der<br />
Gletscher vor zirka 18'000 Jahren, lagen erneut über<br />
90% des <strong>Kanton</strong>s unter dem Eis. Eine Zunge des<br />
Linth-Gletschers floss über den St.Meinrad-Pass <strong>und</strong><br />
zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen gegen Einsiedeln <strong>und</strong><br />
staute den Sihl-Gletscher. Zwei mächtige Endmoränen<br />
sind Zeugen davon. Einerseits bildet der Endmoränenkranz<br />
Altberg–Hartmannsegg–Hinterhorben den Abschluss<br />
des Linth-Gletschers (die Gletscherzunge lag<br />
in der Schwantenau), andererseits ist es die mindestens<br />
100 m mächtige Endmoräne des Sihl-Gletschers von<br />
Ober-Waldweg (Abb. 1.27). Die beachtliche Breite der<br />
Moränen deutet auf mehrere Gletschervorstösse in<br />
verschiedenen Kaltzeiten hin. Eine solche Menge<br />
Moränenmaterial kann unmöglich während eines einzigen<br />
Hochstandes angehäuft werden. Beim Abschmelzen<br />
des Sihl-Gletschers bildete sich am Ende<br />
einer Eiszeit ein Ur-Sihlsee.<br />
Abb. 1.27 Schwantenau mit dem Endmoränenkranz Hartmannsegg–Hinterhorben. Während der letzten Vergletscherung floss der<br />
Linth-Gletscher zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen dem Sihl-Gletscher entgegen. Die Gletscherzunge des Linth-Gletschers<br />
lag in der Schwantenau.
Abb. 1.28 Karstoberfläche mit den typischen Rillen im<br />
Gestein, die durch Kalklösung in Kontakt mit Wasser<br />
entstehen.<br />
In älteren Kaltzeiten lagerten Schmelzwässer des<br />
Linth-Gletschers <strong>und</strong> des kuchenförmig am Buechberg<br />
stirnenden Wägitaler Gletschers glaziale Schotter<br />
ab. In Warmzeiten wuchsen Bäume auf diesem<br />
Lockermaterial. Mittelmoränen, kiesreiche Moränen,<br />
Schotter <strong>und</strong> Findlinge belegen, dass der Benkner<br />
Büchel <strong>und</strong> der Buechberg in der jüngsten Kaltzeit<br />
wieder von Eis überflossen wurden. Der Wägitaler<br />
Gletscher wurde vom wachsenden Linth-Gletscher<br />
wieder ins Wägital zurückgedrängt.<br />
1.5 Verwitterung <strong>und</strong> Gesteinsabtrag<br />
Gesteine, die frei an der Oberfläche liegen, verwittern<br />
mechanisch <strong>und</strong> chemisch. Mechanische Verwitterung<br />
geschieht durch Gesteinszertrümmerung.<br />
Schwächezonen (feine Risse, Klüfte, Scherstörungen)<br />
begünstigen das Eindringen von Wasser, welches<br />
gefriert <strong>und</strong> das Gestein sprengt (Frostsprengung). Bei<br />
der chemischen Verwitterung hingegen wird das<br />
Gestein durch chemische Reaktionen zwischen Wasser<br />
<strong>und</strong> Gestein gelöst.<br />
Die Berge werden jedoch nicht nur abgetragen <strong>und</strong><br />
ständig kleiner. Die Hebung der Alpen (<strong>und</strong> des Alpenvorlandes)<br />
geht bis heute weiter. Die Hebungsraten,<br />
gemessen gegenüber einem Referenzpunkt in Aarburg,<br />
betragen im Raume Luzern–Goldau zwischen 0.25<br />
mm/Jahr <strong>und</strong> 0.3 mm/Jahr. In Richtung Alpen nimmt<br />
die Hebungsrate zu. Der Gotthard hebt sich, nach Messungen<br />
der Landestopographie, zirka 1 mm/Jahr. Demgegenüber<br />
stehen Erosionsraten ähnlicher Grössenordnung.<br />
Dabei beträgt die chemische Verwitterung zirka<br />
1⁄6 der mechanischen Verwitterung (JÄCKLI 1958).<br />
Sowohl die mechanische als auch die chemische Verwitterung<br />
sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> sehr gut beobachtbar.<br />
Rutschungen, Sackungen <strong>und</strong> Murgänge kommen<br />
überall vor. Grössere Ereignisse wie die Goldauer<br />
Bergstürze (Kap. 3.7) prägen das Landschaftsbild.<br />
Auch in Zukunft sind Felsstürze nicht ausgeschlossen,<br />
was jüngste Ereignisse wie die Felsstürze am Druesberg<br />
1989 <strong>und</strong> am Mythen 1998 belegen. Die grosse<br />
Anzahl Höhlen <strong>und</strong> die riesigen verkarsteten Gebiete<br />
zeugen von chemischer Verwitterung.<br />
Als Karst (Abb. 1.28) wird eine Landschaftsform<br />
bezeichnet, die durch chemische Verwitterung von<br />
hauptsächlich kalkreichen Gesteinen entsteht. Die<br />
Oberflächenentwässerung fehlt. Das Wasser versickert<br />
in den Untergr<strong>und</strong>, setzt dort seine lösende Wirkung<br />
fort <strong>und</strong> bildet Höhlensysteme. In einer Karstquelle<br />
tritt es am Rande des Karstgebietes wieder an die<br />
Oberfläche. Dolinen (Abb. 1.29) sind typische<br />
Erscheinungen in Karstgebieten.<br />
Nicht alle kalkhaltigen Gesteine sind gleich gut löslich,<br />
hauptsächlich Quintner Kalk, Schrattenkalk <strong>und</strong><br />
Seewer Kalk sind verkarstungsfähig. Mergelige, tonige<br />
Schichten wie Amdener Mergel oder Drusberg-<br />
Schichten hingegen lösen sich weit weniger. Sie bilden<br />
deshalb oft die Basis von Höhlensystemen <strong>und</strong> wirken<br />
als Gr<strong>und</strong>wasserstauer.<br />
Ausgedehnte Karstlandschaften wie Silberen <strong>und</strong> Charetalp,<br />
Glattalp <strong>und</strong> Wägitaler Berge prägen die<br />
<strong>Schwyz</strong>er Alpen. Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> beheimatet mit<br />
dem Höllloch das grösste Höhlensystem Europas <strong>und</strong><br />
eines der grössten der Welt. Die vermessene Gesamtlänge<br />
beträgt 186 km (Stand 2002). Das benachbarte<br />
35 km lange Silberensystem ist mit dem Höllloch<br />
durch eine noch nicht begehbare eingestürzte Zone<br />
verb<strong>und</strong>en. Diese Höhlen bildeten sich hauptsächlich<br />
im Schrattenkalk, Seewer Kalk <strong>und</strong> teilweise in den<br />
Drusberg-Schichten (WILDBERGER & PREISWERK<br />
1997). Neben den beiden Systemen wurden im <strong>Kanton</strong><br />
einige H<strong>und</strong>ert grössere <strong>und</strong> kleinere Höhlen entdeckt<br />
<strong>und</strong> vermessen.<br />
Abb. 1.29 Dolinen zwischen Spirstock <strong>und</strong> Nühüttli. Im<br />
Untergr<strong>und</strong> wird Gestein weggelöst bis die Hohlräume<br />
zu gross werden <strong>und</strong> einstürzen. An der<br />
Oberfläche sind in der Folge Einsturztrichter<br />
erkennbar.<br />
27
Bedeutende Karstquellen sind die Fläschloch- <strong>und</strong><br />
H<strong>und</strong>slochquelle im Wägital (SCHARDT 1924), die<br />
Schlichenden Brünnen, die Brünnen bei Hinter Seeberg<br />
im Bisisthal <strong>und</strong> die Aufstösse in Studen (Kap. 2<br />
Geotop-Beispiel 11). Das durch Karstspalten eingedrungene<br />
Regen- <strong>und</strong> Schmelzwasser durchfliesst die<br />
unterirdischen Systeme schnell. Infolge der fehlenden<br />
Reaktionsszeit ist das Wasser von Karstquellen<br />
schlecht filtriert.<br />
Während früher dem Abtrag ein hoher Stellenwert<br />
zugesprochen wurde, hat dieser aufgr<strong>und</strong> neuerer Messungen<br />
<strong>und</strong> Korrekturen massiv an Bedeutung eingebüsst<br />
(HANTKE 1982, 1991, HANTKE et al. 2002Ka-f,<br />
AMMANN 1987). Selbst in Gebieten mit vielen erosionsanfälligen<br />
Gesteinen wie im Ybrig haben neuere Messungen<br />
den Abtrag deutlich nach unten korrigiert.<br />
Seit dem Stau des Sihlsees im Jahre 1937 wurden bis<br />
1978/79 drei Millionen m 3<br />
Lockermaterial im Sihlsee<br />
abgelagert. 1.5 Millionen m 3 stammen aus dem Einzugsgebiet<br />
der Minster, 400'000 m 3 aus dem Einzugsgebiet<br />
der Sihl <strong>und</strong> 200'000 m 3 aus jenem des Eubach.<br />
Für das Einzugsgebiet der Minster erhält AMMANN<br />
(1987) einen mittlereren Abtrag von 0.19 mm/Jahr. Er<br />
hat versucht, den Schlammabtrag der einzelnen<br />
Quelläste zu eruieren. Waag <strong>und</strong> Chäswaldbach zeigten<br />
mit 0.02 mm/Jahr die kleinste, Heiken- <strong>und</strong> Surbrunnentobel<br />
mit 0.76–1.52 mm/Jahr die grösste<br />
Intensität. Vor der intensiven Waldnutzung durch den<br />
Menschen dürften die Werte noch tiefer gelegen<br />
haben.<br />
Die Intensität der mechanischen Verwitterung ist von<br />
der Gesteinsart abhängig. Sie ist hoch an aktiven Hängen,<br />
die immer wieder rutschen, <strong>und</strong> an Schwebestoff<br />
liefernden Uferstrecken. Der Surbrunnen-Flysch<br />
(Kap. 1.3.2) nimmt eine Zwischenstufe ein zwischen<br />
28<br />
leicht erodierbarem Lockergestein <strong>und</strong> hartem Fels,<br />
der resistenter gegen mechanische Verwitterung ist.<br />
In den Kalkgesteinen des Helvetikums (Kap. 1.3.3) ist<br />
neben dem mechanischen Abtrag der Talränder noch<br />
die chemische Verwitterung beteiligt. In der Silberen<br />
betrug die Karbonatlösung der Oberfläche während<br />
der letzten 10'000 Jahre 0.01 mm/Jahr (Kap. 7.2 <strong>und</strong><br />
HANTKE 1982). In den Kaltzeiten des Eiszeitalters war<br />
die Kalklösung vernachlässigbar klein. Die helvetischen<br />
Decken sind in den letzten fünf Millionen Jahren<br />
durch Lösung 25–30 m, der wegen seines kieseligen<br />
Anteils viel schlechter lösliche Kieselkalk nur um<br />
wenige Meter erniedrigt worden.<br />
1.6 Talbildung<br />
Ist es Zufall, dass sich die Täler heute genau dort<br />
befinden, wo sie sind? Haben Bäche <strong>und</strong> Flüsse ihren<br />
Weg nach dem Zufallsprinzip gewählt <strong>und</strong> irgendwo<br />
ein Tal zu formen begonnen? Die Antwort ist einfach:<br />
Nein, es ist hauptsächlich der geologische<br />
Bau, die Tektonik, die zur Talbildung führt. Störungen<br />
im Gesteinsuntergr<strong>und</strong> (Scherstörungen, Auf- <strong>und</strong><br />
Abschiebungen, Blattverschiebungen, Faltenmulden,<br />
aufgebrochene Gewölbe, Deckengrenzen) bilden<br />
Schwächezonen, die anfällig auf Erosion <strong>und</strong> Verwitterung<br />
sind. Der Gesteinsuntergr<strong>und</strong> ist nie völlig<br />
homogen. All diese Erscheinungen zeichneten Fliessgewässern<br />
<strong>und</strong> Gletschern den Weg vor. Die Anlage<br />
der Täler ist, entgegen der verbreiteten Meinung, nicht<br />
die Folge von Vereisungen, sondern vor allem von<br />
gebirgsbildenden Prozessen. Die tektonisch angelegten<br />
Täler werden durch anschliessende mechanische<br />
Verwitterung ständig breiter. Vor allem Fels- <strong>und</strong> Bergstürze<br />
spielen dabei eine wichtige Rolle.<br />
Man unterscheidet Längstäler <strong>und</strong> Quertäler. Ein<br />
Längstal verläuft parallel zu Grossstrukturen wie<br />
Deckengrenzen oder Faltenachsen, ein Quertal senkrecht<br />
dazu. Die Deckengrenzen verlaufen oft zirka<br />
Abb. 1.30 Blattverschiebung im Tal des Sihlsees. Die Äussere Einsiedler Schuppenzone beidseits des Sihlsees wurde um zirka<br />
100m versetzt. Die unterschiedlichen Schichten der Schuppenzone sind farblich differenziert dargestellt (nach HANTKE<br />
et al. 1998).
West–Ost (Abb.1.2), so das Riemenstaldnertal. Bisistal<br />
<strong>und</strong> Sihltal hingegen sind Quertäler. Sie bildeten<br />
sich entlang Nord–Süd verlaufender Schwächezonen,<br />
die während der Deckenbewegung entstanden sind.<br />
Im Urner See liegt der Fels bis gegen 200 m unter dem<br />
Meeresspiegel. Die Anlage des Tales ist tektonischen<br />
Ursprungs. Eine Blattverschiebung mit einem Versetzungsbetrag<br />
von mehr als 700 m existierte bereits vor<br />
dem Eiszeitalter. Der Reuss-Gletscher durchfloss in<br />
der Folge die tektonisch angelegte Urnersee-Talung.<br />
Im Muotatal liegt der Fels nach geophysikalischen<br />
Untersuchungen mindestens 120–200 m, lokal gar<br />
500 m unter der heutigen Talsohle. Beim Schlattli <strong>und</strong><br />
in der Muotaschlucht tritt der Fels jedoch an die Oberfläche.<br />
Das Muotatal weist ebenfalls viele Scherstörungen<br />
auf. Hangschutt von den Talflanken <strong>und</strong> der<br />
Muota-Gletscher mit seinem glazialen Schutt füllten<br />
das Tal bis zum Felsriegel beim Schlattli. Starzlen-,<br />
Grindsblacken- <strong>und</strong> Riemenstaldner-Tal folgen der<br />
Deckengrenze zwischen Axen- <strong>und</strong> Drusberg-Decke.<br />
Scherstörungen <strong>und</strong> Klüfte prägen auch die Talung<br />
von Rothenthurm, das Alptal, das Sihltal <strong>und</strong> das<br />
Wägital. Bei der Talung des Sihlsees betragen Versetzungen<br />
aufgr<strong>und</strong> von Scherstörungen über 100 m<br />
(Abb. 1.30). Bei der Willerzeller Uferstrasse zeigt sich<br />
eine Versetzung von 10 m beidseits der Strasse. Im<br />
Waagtal (Kap. 2 Geotop-Beispiel 10) wurde eine horizontale<br />
Verschiebung von 330 m <strong>und</strong> eine vertikale<br />
von 280 m gemessen. Die glaziale Aufschüttung<br />
beträgt in der Talung von Rothenthurm 50 m. Im Alptal<br />
ergab eine Tiefbohrung, dass mindestens 135 m<br />
Lockergestein (meist Schotter) das Tal füllen.<br />
ALB. HEIM (1894a) betrachtete das Zürichsee-Tal als<br />
von einer Ur-Sihl, das Glatttal als von einer Ur-Linth<br />
ausgeräumtes Flusstal. Die Wissenschaft glaubte dann<br />
lange Zeit, dass das Zürichsee Becken ein rein von<br />
Gletschern ausgeräumtes Tal sei (PENCK & BRÜCKNER<br />
1909). Die verkitteten Gesteine auf dem Üetliberg <strong>und</strong><br />
Albis wurden als glaziale Schotter der ältesten Kaltzeit<br />
gedeutet, als Teile einer riesigen bis zum Irchel reichenden<br />
Schotterflur. Das ganze Zürichsee Tal wäre<br />
anschliessend innerhalb von 600'000 Jahren bis auf<br />
den Felsgr<strong>und</strong> ausgeräumt worden. Folgende Überlegungen<br />
widersprechen dieser Annahme <strong>und</strong> deuten auf<br />
eine bereits vor den Gletschervorstössen existierende<br />
Hohlform hin. Die „Schotter“ auf Üetliberg <strong>und</strong> Albis<br />
werden nicht mehr als schmelzwasserbedingte Schotterebenen,<br />
sondern nach Untersuchungen von WAGNER<br />
Abb. 1.31 Das Waagtal – Entgegen der weit verbreiteten Meinung<br />
sind nicht die Gletscher, sondern tektonische<br />
Prozesse an der Anlage der Täler beteiligt, was<br />
Kluftmessungen bestätigen (Kap. 4).<br />
(2001c) <strong>und</strong> HANTKE & WAGNER (2003a) als ausgeschmolzenes<br />
Mittelmoränenmaterial gedeutet. Dieses<br />
Lockermaterial wurde durch Schmelzwasser verschwemmt<br />
<strong>und</strong> durch kalkreiches Feinmaterial, durch<br />
„Gletschermilch“, zu „löchriger Nagelfluh“ (Name für<br />
diese Deckenschotter, hat nichts mit der Nagelfluh der<br />
Molasse zu tun) verkittet.<br />
Der ganze Raum der Zürichsee-Talung, der innerhalb<br />
der 600'000 Jahre des Eiszeitalters hätte ausgeräumt<br />
werden müssen, entspricht mindestens 90 km 3 , Scheidegger<br />
errechnete gar 124 km 3 . Eine mittlere Erosionsrate<br />
von 150'000 m 3 pro Jahr wäre nötig. Weil während<br />
der Warmzeiten mit dichter Bewaldung die Erosion<br />
kleiner ist, bleibt für die Ausräumung nur die kurze Zeit<br />
des Eisvorstosses <strong>und</strong> des Abschmelzens bis zur Wiederbewaldung.<br />
Für die Ausräumung stehen daher weniger<br />
als 100'000 Jahre zur Verfügung. Während dieser<br />
Zeit müssten umgerechnet 600'000 m 3 pro Jahr erodiert<br />
werden, was aufgr<strong>und</strong> aktueller Beobachtungen unmöglich<br />
ist. Die Linth hat z.B. von 1910–1931 pro Jahr<br />
nur 126'000 m 3 Verwitterungsschutt aus dem Glarnerland<br />
in den Walensee geschüttet. Das Gefälle im Glarnerland<br />
<strong>und</strong> somit die Erosionsleistung ist einiges höher<br />
als in der Zürichsee-Talung.<br />
29
Wiederholtes Vorstossen <strong>und</strong> Abschmelzen mehrerer<br />
Linth-Gletscher in eine bereits existierende, tektonisch<br />
angelegte Talung ist viel wahrscheinlicher als Talbildung<br />
durch Gletschererosion. Der Gletscher braucht<br />
mit dem Eintritt einer Warmzeit nur abzuschmelzen,<br />
was viel weniger lange dauert als die zur Ausräumung<br />
von Molasse-Fels benötigte Zeit. Berechnungen ergeben,<br />
dass ein 700 m mächtiger Gletscher mindestens<br />
1000, maximal 3000 Jahre für das Abschmelzen<br />
benötigt. Beobachtungen an heutigen Alpengletschern<br />
zeigen, dass ein Abschmelzen sogar in viel kürzerer<br />
Zeit möglich ist. Der Unteraar-Gletscher war zur Zeit<br />
des letzten Gletscherhochstandes im Jahre 1850 direkt<br />
von der Lauteraarhütte aus erreichbar. Heute, 150<br />
Jahre später, führen im Fels angebrachte Leitern zum<br />
150 m tiefer gelegenen Gletscher. Dies entspricht<br />
einem mittleren jährlichen Verlust von 1 m Eisdicke.<br />
Dasselbe gilt für den Konkordiaplatz auf dem Aletsch-<br />
Gletscher, der heute von der Konkordiahütte aus ebenfalls<br />
auf Leitern erreicht wird.<br />
1.7 Vegetation <strong>und</strong> Klima<br />
Aus der Vegetation lassen sich zuverlässig Schlüsse<br />
über das herrschende Klima ziehen. Die Klimageschichte<br />
wird weitgehend durch Auswertungen der<br />
Waldgeschichte mit Pollenanalysen rekonstruiert.<br />
Mit chemischen Analysen (z.B. δ 18 O) aus Eisbohrkernen<br />
des grönländischen Inlandeises <strong>und</strong> aus Tiefsee<br />
Bohrkernen lässt sich das Klima bis 400'000<br />
Jahre zurückverfolgen. Zwischen kaltzeitlichen Ablagerungen<br />
gef<strong>und</strong>ene Schieferkohle <strong>und</strong> Baumstämme<br />
können mit Hilfe der 14 C-Methode datiert<br />
werden.<br />
Mit Hilfe fossiler Floren (Blätter, Hölzer, Früchte,<br />
Samen, Pollen, Sporen, die fossil erhalten sind) lässt<br />
sich die Klimageschichte der Molassezeit rekonstruieren.<br />
Dabei geben vor allem Pflanzengesellschaften<br />
präzise Werte. Die Vergesellschaftungen, z.B. Pollenzusammensetzungen,<br />
änderten sich mit einem<br />
Klimawandel. Die wärmeliebendsten Arten starben<br />
während den Kaltzeiten aus, andere überlebten an<br />
wärmeren Reliktstandorten. In der folgenden Warmzeit<br />
konkurrenzierten sich die verbliebenen Arten <strong>und</strong><br />
neue charakteristische Pflanzengesellschaften entstanden.<br />
In der Zentralschweiz lieferten F<strong>und</strong>stellen in der<br />
Unteren Süsswassermolasse, an der Rigi in Weggis<br />
<strong>und</strong> bei Arth, am Rossberg, am Morgartenberg, bei<br />
Teufsetzi am Ägerisee, um Rothenthurm, im Greit am<br />
Höhronen, am Rinderweidhorn <strong>und</strong> am Buechberg<br />
30<br />
teils recht ergiebige F<strong>und</strong>e, eigentliche Pflanzengesellschaften.<br />
Die F<strong>und</strong>stellen bei Arth zeichnen sich durch reiche<br />
Farnfloren mit Wasserfichte <strong>und</strong> nordamerikanischem<br />
Silber-Ahorn aus. An wärmeliebenden Laubhölzern<br />
dominierten ein fernöstliches Walnuss- <strong>und</strong> ein Lederstrauch-Gewächs,<br />
ebenfalls unter den Wärmeliebenden<br />
eine nordamerikanische Hickory-Art <strong>und</strong> bei den<br />
eher hiesigen Bäumen eine Wasserulme, Erlen <strong>und</strong><br />
Föhren. Am Gnipen fanden sich Sumpfzypresse, Wasserfichte<br />
– jüngst Strünke in Lebensstellung, eingebettet<br />
in Mergel (Kap. 3.7) – Rotholz, Amberbaum,<br />
Kadsurabaum, Flügelnuss, Wachsbeerstrauch, Silber-<br />
Ahorn <strong>und</strong> Campherbaum. Rohrkolben belegen<br />
Ufernähe, Torfmoos feuchte Standorte. Am Morgartenberg<br />
herrschten Sumpfzypresse <strong>und</strong> Campherbaum<br />
vor. Reich vertreten waren Wasserfichte,<br />
Amberbaum, Hainbuche, Erle, Silber-Ahorn, ein ausgestorbenes<br />
Lorbeergewächs, Walnuss-Gewächse traten<br />
zurück. Rohrkolben <strong>und</strong> Riedgräser säumten die<br />
Ufer. Benachbart wuchsen Amberbaum, Erle, Sumpfzypresse,<br />
Wasserfichte, Campherbaum, Weide, Pappel,<br />
Platane <strong>und</strong> Wachsbeerstrauch. Schilf, Schachtelhalm<br />
<strong>und</strong> ein Wasserfarn belegen einen Altlauf. Am<br />
Ostrand der Rossberg-Schüttung wuchsen im Uferwald<br />
Seerose, Kaki, Zwergpalme, Waldmeister <strong>und</strong> ein<br />
atlantischer Farn mit engem Vorkommensbereich bei<br />
15–18°C Jahresmitteltemperatur. Am Buechberg fand<br />
sich neben Campherbäumen <strong>und</strong> Erlen ein Goldtannen-Zapfen<br />
(HANTKE 1956, 1991).<br />
Zwischen den fossilen Floren gelegene Nagelfluhbänke<br />
bek<strong>und</strong>en kühlzeitliche, bei tiefer Waldgrenze<br />
ins Vorland ausgebrochene Schuttstränge von niedergegangenen<br />
Rüfen, welche Seen stauten. Erneute Niedergänge<br />
liessen die Schuttdämme bersten <strong>und</strong> Schuttmassen<br />
ins Vorland austreten (Abb. 1.6, S. 13).<br />
Zur Zeit der Oberen Meeresmolasse mag sich die<br />
Bewaldung im flachen Uferbereich, aufgr<strong>und</strong> gleichaltriger<br />
F<strong>und</strong>e im Toggenburg, um 80% bewegt haben.<br />
Erst in den Warmzeiten des Eiszeitalters haben Berge<br />
<strong>und</strong> Täler eine mit heute vergleichbare Gestalt angenommen.<br />
Sie waren je nach Höhenlage, mit Ausnahme<br />
unwirtlicher Kalkhochflächen <strong>und</strong> höchster Gipfel,<br />
zwischen 65% <strong>und</strong> 0% bewaldet. – Heute liegt der<br />
Waldanteil im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> bei 30%. – In Kaltzeiten<br />
dagegen vermochte sich nur an steilen Süd- bis<br />
Westlagen über die Gletscher emporragender Gipfel<br />
eine genügsame, alpine Reliktflora zu halten <strong>und</strong> die<br />
Eiszeiten zu überdauern (HANTKE & SEITTER 1985,<br />
HANTKE et al. 2001). Von diesen aus konnte sie sich,<br />
zusammen mit den jeweils von Reliktstandorten in SE-
Jahre vor<br />
heute<br />
2'000<br />
4'000<br />
6'000<br />
8'000<br />
10'000<br />
12'000<br />
14'000<br />
16'000<br />
18'000<br />
Geologische<br />
Gliederung<br />
Holozän<br />
Pleistozän<br />
Nacheiszeit<br />
Ausgehende letzte<br />
Vergletscherungen<br />
Fichte<br />
Buche<br />
Pflanzenwelt Kulturen<br />
Weisstanne<br />
Eichenmischwald:<br />
Hasel, Linde,<br />
Eiche, Ulme, Ahorn.<br />
Hasel<br />
Föhre<br />
Birke<br />
Wacholder<br />
Wermut<br />
Kälte-Steppe: T<strong>und</strong>ra<br />
Neuzeit<br />
Mittelalter<br />
Römerzeit<br />
Eisenzeit<br />
Bronzezeit<br />
Neolithikum<br />
(Jungsteinzeit)<br />
Mesolithikum<br />
(Mittelsteinzeit)<br />
Paläolithikum<br />
(Altsteinzeit)<br />
Tab. 1.4 Wald- <strong>und</strong> Kulturgeschichte ab Ende der letzten<br />
Eiszeit (nach LÜDI 1939 <strong>und</strong> LEUZINGER-PICCAND<br />
1996b)<br />
<strong>und</strong> SW-Europa in beginnenden Warmzeiten zurückgewanderten<br />
Arten, erneut ausbreiten.<br />
Die zeitliche Einstufung der Kaltzeiten erfolgt neben<br />
ihrer Lage zu Moräne <strong>und</strong> Schotter verlässlich durch<br />
warmzeitliche Floren <strong>und</strong> Faunen. Schon LÜDI (1953)<br />
konnte im Mittelland mehrere in ihrem Floreninhalt<br />
sich unterscheidende Warmzeiten nachweisen. WEL-<br />
TEN (1988) fand am Buechberg <strong>und</strong> SIDLER (1988) im<br />
Zugerland zwei durch Kaltzeiten getrennte warmzeitliche<br />
Floren. BURGA et al. (1998) konnten die Entwicklung<br />
der jüngeren <strong>und</strong> jüngsten Zeit mit Pollenfloren<br />
aufhellen.<br />
Im Gebiet des heutigen künstlichen Sihlsees bestand<br />
gegen Ende der Eiszeit <strong>und</strong> vermutlich schon in früheren<br />
Warmzeiten ein natürlicher See (HANTKE 1996).<br />
Bei der Verlandung des letzten Ur-Sihlsees wuchsen<br />
entsprechend des wärmer werdenden Klimas sukzessive<br />
andere Bäume. Die Waldfolge des Ur-Sihlsees hat<br />
LÜDI (1939) dargelegt. Zuerst siedelten sich Föhren<br />
an, allmählich Hasel, Eiche <strong>und</strong> Linde (Tab. 1.4). Bei<br />
Oberflächenproben dominieren Fichten <strong>und</strong> Föhren,<br />
82% sind Graspollen. Getreidepollen treten nur vereinzelt<br />
auf. Ein Pollenprofil wurde von HAAS in LEU-<br />
ZINGER-PICCAND (1996a,b) am Seeende aufgenommen.<br />
Die Untersuchungen der Waldgeschichte in den<br />
Voralpen (WYNISTORF 1985) <strong>und</strong> im Bödmerenwald<br />
(SIDLER 2001) haben übereinstimmende Ergebnisse<br />
mit der Wiedereinwanderung im Sihlsee-Gebiet ergeben.<br />
1.8 Mensch <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong><br />
Den Menschen ( ) gibt es etwa seit 1.7<br />
Millionen Jahren. Verglichen mit der 4.5 Milliarden<br />
alten Erde sind wir also äusserst jung. Der Mensch<br />
machte sich geologische Fakten schon früh zu Nutze.<br />
Steine dienten ihm als Werkzeuge, Waffen <strong>und</strong> Geschirr.<br />
Archäologische F<strong>und</strong>e alter Siedlungen <strong>und</strong><br />
Rastplätze belegen dies.<br />
Auch der moderne Mensch versucht immer wieder, die<br />
geologischen Erkenntnisse zu nutzen. Wussten Sie,<br />
dass zu Beginn des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts im <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Schwyz</strong> nach Erdöl gebohrt wurde? Haben Sie<br />
schon einmal vom Badekurort Innerthal gehört? Heute<br />
noch liefern verschiedene Gesteine, Ablagerungen der<br />
Alter Objekt F<strong>und</strong>ort Referenz<br />
8. Jh. n. Chr. Frauenkloster Lützelau TANNER 1968, ZIEGLER 1998<br />
7. Jh. n. Chr. römische Fibel Arth MEYER 1978<br />
600 n. Chr. frühmittelalterliche Gräber Pfäffikon, Freienbach<br />
3. Jh. n. Chr. Mühle Richterswil JURT 1991<br />
2.–8. Jh. n. Chr. Tempel Ufenau GUT & ZIEGLER 1983<br />
1.–3. Jh. n. Chr. verschiedene F<strong>und</strong>e GUT & ZIEGLER 1983, JURT 1991,<br />
römischer Münzen diverse Orte MEYER 1978<br />
1'800–800 v. Chr.<br />
(Bronzezeit)<br />
Beil, Axt, Dolch, Speerspitze Einsiedeln <strong>und</strong> Umgebung SCHERER 1916<br />
Steinbeile <strong>Schwyz</strong>, Küssnacht SCHERER 1910<br />
Spangen, Dolch, Klingen Gersau, Steinen SPECK 1984<br />
Beile Bisistal SPECK 1991<br />
Pollen von Kulturpflanzen Muotatal SIDLER 1994, 2001<br />
4'000–2'000 v. Chr. Seeufersiedlungen, Zürichsee,<br />
(Neolithikum) Pfahlbauten Freienbach<br />
CAVELTI 1999, 2002<br />
10'000–8'000 v. Chr. 2280 Silex-Artefakte der ersten Nordende des Sihlsees, HAAS in LEUZINGER-PICCAND<br />
(Paläolithikum) Siedlungszeit Einsiedeln 1994, 1996a,b<br />
10'000 v. Chr. Erste Besiedlung datiert HAAS in LEUZINGER-PICCAND<br />
(Paläolithikum) durch Pollendaten 1994, 1996a,b, LÜDI 1939<br />
Tab. 1.5 Eine Auswahl archäologischer F<strong>und</strong>e im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. Sie belegen die Zeit der Besiedlung nach der letzten Eiszeit.<br />
31
Molasse-, der Eis- <strong>und</strong> Nacheiszeit, wichtige Rohstoffe<br />
für das Baugewerbe. Und schliesslich verdanken<br />
wir sauberes Trinkwasser dem filtrierenden Gesteinsuntergr<strong>und</strong>.<br />
Während die Gletscher der letzten Eiszeit das Mittelland<br />
langsam wieder freigaben <strong>und</strong> das Klima wärmer<br />
wurde, durchstreiften Menschen vor 12'000 Jahren als<br />
Jäger <strong>und</strong> Sammler die sich wieder bewaldenden<br />
Gebiete. Zeugen dieser Zeit sind über 2000 Silex-<br />
Artefakte, die am nördlichen Sihlseeufer ausgegraben<br />
wurden (LEUZINGER-PICCAND 1994, 1996a,b).<br />
Gewichtige Neuf<strong>und</strong>e über 4000 Jahre alter Seeufersiedlungen<br />
wurden von CAVELTI (1999, 2002) in<br />
Freienbach gemacht. Tab. 1.5 gibt einen knappen<br />
Überblick über die entdeckten Zeugnisse einer langen<br />
Geschichte der Besiedlung des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>.<br />
Zusätzliche Details sind der angegebenen Literatur zu<br />
entnehmen.<br />
Gold wurde im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> nie gef<strong>und</strong>en. Trotzdem<br />
ist der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> nicht ganz so arm an Rohstoffen,<br />
wie man meint. Eisenerz wurde während einiger<br />
Jahre in Lauerz abgebaut (Kap. 3.2.2). Kohle<br />
wurde in Notzeiten zum Teil genutzt. Zu Beginn des<br />
letzten Jahrh<strong>und</strong>erts (1925–28) wurde in der Linthebene<br />
bei Tuggen 1647 m tief nach Erdöl gebohrt, um<br />
Aufschluss über dessen Vorkommen in der subalpinen<br />
Molasse zu erhalten (BRAUN 1925, OCHSNER 1975).<br />
Die Ölspuren waren sehr gering, <strong>und</strong> eine wirtschaftliche<br />
Nutzung hätte sich nie gelohnt. Gasvorkommen in<br />
Spuren sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> mehrere bekannt. Bei<br />
Sondierbohrungen in Nuolen (KOPP 1955, SCHUPPLI<br />
1952) wurde Erdgas festgestellt. Auch beim Bau des<br />
Druckstollens für das Kraftwerk Wägital ist Erdgas<br />
(Methangas) ausgetreten (SCHARDT 1924). Austritte im<br />
Abb. 1.32 Aufgelassener Steinbruch in den Sandsteinen der<br />
Oberen Meeresmolasse in Freienbach<br />
32<br />
Lauerzersee (Kap. 3.2.3) dürften mit der Grenze zwischen<br />
Äusserer Einsiedler Schuppenzone <strong>und</strong> subalpiner<br />
Molasse in Zusammenhang stehen.<br />
Mineralische Rohstoffe werden vor allem für das Baugewerbe<br />
abgebaut. Viele kleinere Steinbrüche konnten<br />
nicht überleben. Ihre qualitativ guten Bereiche waren<br />
erschöpft oder sie kamen mit dem Gr<strong>und</strong>wasserschutz<br />
in Konflikt. Sie haben als sogenannte „aufgelassene“<br />
Steinbrüche nur noch historische Bedeutung. Im Gebiet<br />
Bäch, Freienbach <strong>und</strong> Wollerau gehören mehrere<br />
Steinbrüche in Sandsteinen der Oberen Meeresmolasse<br />
der Vergangenheit an (Abb. 1.32). Lockermaterial<br />
aus Moränen oder glazialen Schotterablagerungen<br />
wurden in Schindellegi, Hurden <strong>und</strong> Reichenburg<br />
abgebaut. DE QUERVAIN (1969) liefert eine interessante<br />
Zusammenstellung inklusive heute geschlossener<br />
Steinbrüche. Standorte, an denen heute noch abgebaut<br />
wird, <strong>und</strong> die Verwendung der verschiedenen Rohstoffe<br />
sind in KÜNDIG et al. (1997) zusammengestellt.<br />
Tab. 1.6 gibt eine Übersicht über die wichtigen Steinbrüche<br />
im <strong>Kanton</strong>.<br />
Die Verfügbarkeit von Trinkwasser ist vom Gesteinsuntergr<strong>und</strong><br />
abhängig. Früher wurde Wasser aus Bächen<br />
<strong>und</strong> Flüssen genutzt, bis man merkte, dass dies<br />
nicht ganz unproblematisch ist. Später verwendete<br />
man vor allem Quellwasser. Nicht alle Quellen sind<br />
zuverlässige Wasserlieferanten. Vor allem Karstquellen<br />
eignen sich schlecht. Das Wasser fliesst in Höhlensystemen<br />
schnell (bis einige km pro Tag) <strong>und</strong> wird auf<br />
dem Weg kaum gereinigt. Entsprechend anfällig sind<br />
Karstquellen auf Verschmutzungen. Weitaus sicherer<br />
ist die Nutzung von Gr<strong>und</strong>wasser in Lockergesteinen.<br />
Das Gr<strong>und</strong>wasser bildet sich durch versickernde Niederschläge,<br />
Wasser aus Seen <strong>und</strong> Flüssen. Das Wasser<br />
fliesst nur wenige Meter pro Tag durch das Lockermaterial<br />
<strong>und</strong> wird dabei gefiltert <strong>und</strong> gereinigt. Pumpwerke<br />
fördern es für den Gebrauch an die Oberfläche.<br />
Es gilt daher zum Gr<strong>und</strong>wasser Sorge zu tragen. Die<br />
Ausscheidung spezieller Schutzzonen mit Nutzungseinschränkungen<br />
soll helfen, die Qualität des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
zu erhalten oder zu verbessern.<br />
Zwei grosse Gr<strong>und</strong>wasservorkommen im <strong>Kanton</strong><br />
seien erwähnt: der Felderboden zwischen <strong>Schwyz</strong><br />
<strong>und</strong> Brunnen <strong>und</strong> das Rothenthurmer Moor zwischen<br />
Altmatt <strong>und</strong> Biberbrugg. Beides sind mit<br />
Lockermaterial aufgefüllte Felströge. Am Ende der<br />
Eiszeiten schmolzen die Gletscher zurück: Moränen,<br />
Schottermaterial <strong>und</strong> Hangschutt von den Talflanken<br />
füllten die verbliebenen Täler <strong>und</strong> Tröge. Im Felderboden<br />
konnten durch Bohrungen <strong>und</strong> Geoelektrik gegen<br />
100 m mächtige gr<strong>und</strong>wasserführende Lockergesteine<br />
festgestellt werden. Sondierbohrungen im Rothenthur-
Steinbruch / Kiesgrube Gestein Verwendung<br />
Guntliweid (Nuolen) Untere Süsswassermolasse Bruchsteine, Abdeckplatten<br />
Tuggen-Wangen Glaziale Schotter Kies, Sand<br />
Chalch (Einsiedeln) Einsiedler Schuppenzone Blocksteine, Schotter, Kies, Sand (gebrochen)<br />
Trachslau-Alpthal Eiszeitliche Kiesterrasse Kies, Sand<br />
Steinbruch Nägeli (Brunnen) Tonig-mergelige Schiefer (Helvetikum) Tonig-mergeliger Anteil für Zementproduktion<br />
Kalksteinbruch Hettis-Dieggis (Brunnen) Kalksteine (Helvetikum)<br />
mer Moor ergaben, dass zwei durch eine siltig-tonige<br />
Zwischenschicht getrennte Gr<strong>und</strong>wasserleiter übereinander<br />
liegen (Abb. 1.33).<br />
Quellwasser kann nicht nur zur Wasserversorgung<br />
genutzt werden. Je nach Mineralgehalt verspricht der<br />
Mensch sich heilende Wirkung. Mineralien, die im<br />
Wasser gelöst sind, hängen vom Gestein ab, in welchem<br />
das Wasser zirkuliert. Die „Berggeist-Quelle“<br />
zwischen Fuederegg <strong>und</strong> Oberiberg enthält viel<br />
Schwefelwasserstoff, wie bereits der Geruch nach faulen<br />
Eiern verrät. Der Schwefel stammt vom Gips,<br />
durch den das Wasser sickert. Historisch von Bedeu-<br />
Schotter, Kies (gebrochen), Kalk-Anteil<br />
für Zementproduktion<br />
Zingel (<strong>Schwyz</strong>) Kieselkalk, Schrattenkalk (Helvetikum) Schotter, Kies, Sand (gebrochen), Splitt<br />
Tab. 1.6 Eine Auswahl noch in Betrieb stehender Steinbrüche <strong>und</strong> Kiesgruben<br />
tung ist die Schwefelquelle im Schlapprig bei Egg<br />
(WERNER-KARL KÄLIN 1982). Sie wurde gefasst <strong>und</strong><br />
noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bei<br />
Magen- <strong>und</strong> Darmerkrankungen aufgesucht (OCHSNER<br />
1907). Seit dem Stau des Sihlsees ist die Fassung nur<br />
noch bei Niedrigwasser sichtbar.<br />
Dass einige Quellen im <strong>Kanton</strong> sich zu Badekurorten<br />
entwickelten, wissen die wenigsten. Heilquellen <strong>und</strong><br />
Bäder in Seewen wurden vom 18. bis anfangs 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
genutzt (AMSTUTZ 1989). Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
blühte das Bad Nuolen (J. HEIM 1981), dessen Wasser<br />
schwach eisenhaltig war. Innerthal im Wägital wollte<br />
den Nuolenern nicht nachstehen <strong>und</strong> begann die<br />
Fläschlochquelle (sie liegt heute unter dem Seespiegel)<br />
zu nutzen. Diese Karstquelle zeichnete sich durch<br />
Abb. 1.33 Schematischer Querschnitt durch die Talung von Rothenthurm. Zwei Gr<strong>und</strong>wasserleiter sind durch eine siltig-tonige Zwischenschicht<br />
getrennt.<br />
33
esonders reines Wasser aus (MÄCHLER 1983) <strong>und</strong> verhalf<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier zur Linderung verschiedener<br />
Gebrechen. Der Badekurort Innerthal erlebte seinen<br />
Höhepunkt Ende 19. anfangs 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
1.9 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> ist, geologisch betrachtet, sehr<br />
vielfältig. Er liegt im Grenzbereich zwischen dem Mittelland<br />
<strong>und</strong> dem kompliziert strukturierten Alpengebirge.<br />
Die Vielzahl geologischer Einheiten hat eine<br />
komplizierte <strong>Geologie</strong> zur Folge, was sie zugleich äusserst<br />
interessant gestaltet. Der <strong>Kanton</strong> befindet sich<br />
zudem im Grenzgebiet zweier grosser eiszeitlicher<br />
Gletscherströme. Der Linth- <strong>und</strong> der Muota/Reuss-<br />
Gletscher überprägten die Landschaft. Die <strong>Geologie</strong><br />
des <strong>Kanton</strong>s ist nichts anderes als ein grosses Puzzle,<br />
das es zusammenzusetzen gilt. Wer es zusammengefügt<br />
hat, versteht nicht nur die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s,<br />
sondern einen Grossteil der <strong>Geologie</strong> überhaupt.<br />
Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> beheimatet geologische Kostbarkeiten,<br />
die wichtige Erkenntnisse zur <strong>Geologie</strong> lieferten.<br />
Zu erwähnen sind vor allem der Roggenstock <strong>und</strong><br />
die Mythen als Klippen, die Einsiedler Schuppenzonen<br />
mit den verschuppten Nummulitenkalkbänken<br />
<strong>und</strong> die helvetischen Decken. Wertvolle Edelsteine<br />
hingegen kann er nicht liefern. Genügend Trinkwasser<br />
ist ein versteckter, lebenswichtiger, nicht zu unterschätzender<br />
Reichtum.<br />
Das Wissen über die <strong>Geologie</strong> konnte nur in jahrelanger<br />
Beobachtung <strong>und</strong> Forschung gesammelt werden.<br />
Die geologische Forschung in der Schweiz <strong>und</strong> damit<br />
auch jene im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> kann auf gegen 300<br />
Jahre intensive Tätigkeit zurückblicken (Zusammenfassungen:<br />
KAUFMANN 1876, BUCK 1936, JEANNET<br />
1941). Das geologische Wissen <strong>und</strong> das geologische<br />
34<br />
Weltbild entwickelten sich in dieser Zeit enorm. Schon<br />
früh wurde erkannt, dass die versteinerten Fische nicht<br />
von einer Sintflut stammen. Erst knapp ein halbes<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert ist vergangen seit der Anerkennung der<br />
Plattentektonik. Forschen bedeutet, kritisch zu sein.<br />
Gerade im Zusammenhang mit Neuaufnahmen geologischer<br />
Kartenblätter der Region müssen die alten<br />
Gr<strong>und</strong>lagen neu überdacht werden. Es gilt, alte<br />
Ansichten zu hinterfragen <strong>und</strong> bei Bedarf zu korrigieren.<br />
Auch neue Ideen, von denen man heute überzeugt<br />
ist, können sich als unkorrekt herausstellen.<br />
Erd- <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte sind <strong>und</strong> bleiben<br />
historische Wissenschaften. <strong>Geologie</strong> ist insofern<br />
schwierig, da vieles unter Gesteinsschutt <strong>und</strong> Vegetation<br />
verborgen liegt. Moderne Untersuchungsmethoden<br />
wie Radar- <strong>und</strong> Satellitenmessungen oder seismische<br />
Untersuchungen eröffnen neue Perspektiven.<br />
Doch sind – bei all dem faszinierenden Neuen –<br />
sorgfältige, oft mühsame <strong>und</strong> zuweilen nicht ganz<br />
ungefährliche Feldbeobachtungen unabdingbar. Die<br />
geologische Forschung der Zukunft muss beides<br />
beinhalten: Feldbeobachtungen unter Einbezug neuer<br />
Mess- <strong>und</strong> Auswertmethoden. Zugleich gilt es, in<br />
allen Sparten der Erdwissenschaften <strong>und</strong> verwandten<br />
Wissensgebieten, in Klimatologie <strong>und</strong> Biologie als<br />
Paläo-Klimatologie <strong>und</strong> Paläo-Biologie, die Anstrengungen<br />
zu vertiefen. Wie die erdgeschichtlichen<br />
Abläufe in der Natur, so ist auch ihre Erforschung nie<br />
beendet. Sie fasziniert uns immer wieder aufs Neue<br />
<strong>und</strong> entschädigt unsere Mühen mit dem Lohn der<br />
Erkenntnis.<br />
Stefan Lienert gebührt Dank als Initiator <strong>und</strong> Herausgeber dieser<br />
Publikation. Er gab die Anregung zum vorliegenden Artikel.<br />
Jakob Gasser lockerte diesen Artikel mit seinen erklärenden<br />
Zeichnungen auf. Wertvolle Anregungen zum Entwurf <strong>und</strong> zur<br />
Korrektur lieferte Maria Schönbächler. Ihnen beiden sei für ihre<br />
Mitarbeit herzlich gedankt. Elsbeth Kuriger dankt Beat Rick,<br />
Helmut Weissert, Andreas Wildberger <strong>und</strong> Christian Schlüchter<br />
für ihre Unterstützung. René Hantke schliesst Heinz Winterberg<br />
in diesen Dank ein.
2 Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>:<br />
René Hantke, Karl Faber, Jakob Gasser, Stefan Lienert, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg<br />
2.1 Allgemeines<br />
Naturk<strong>und</strong>lich wertvolle Landschaften <strong>und</strong> Naturdenkmäler<br />
können gemäss B<strong>und</strong>esgesetz über die Raumplanung<br />
Art. 17 unter Schutz gestellt werden, um der Nachwelt<br />
erhalten zu bleiben. Ein entsprechendes Inventar<br />
bietet die Gr<strong>und</strong>lage, lokale (kommunale), regionale<br />
(kantonale) oder nationale Schutzzonen auszuscheiden.<br />
Viele Aspekte des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes sind<br />
bereits verwirklicht (z.B. Moorschutz). Hingegen sind<br />
Zeugen der Erd- <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte <strong>und</strong> ihre<br />
Nutzung bisher unvollständig erfasst <strong>und</strong> kaum in den<br />
Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz integriert worden. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong>e wurde 1995 die Arbeitsgruppe Geotopschutz<br />
Schweiz gegründet. Die Zielrichtungen <strong>und</strong><br />
die Rahmenbedingungen für den Schutz erdwissenschaftlicher<br />
Objekte formulierte sie im Bericht „Geotope“<br />
(STRASSER et al. 1995). Einleitend heisst es:<br />
«Geotope sind erdwissenschaftlich wertvolle Teile<br />
der Landschaft. Sie schliessen Berge, Hügel, Täler,<br />
Moränenwälle, Schluchten, Höhlen, Karstphänomene,<br />
Ufergebiete, Steinbrüche, Kiesgruben, Bergwerke,<br />
Strassen- <strong>und</strong> Wegabschnitte oder Findlinge<br />
ein, welche eine Situation oder Begebenheit aus der<br />
Vergangenheit der Erde oder aus der Geschichte des<br />
Lebens <strong>und</strong> des Klimas in typischer <strong>und</strong> anschaulicher<br />
Weise dokumentieren. Geotope ermöglichen es,<br />
die räumlich-zeitliche Entwicklung einer Region, die<br />
Bedeutung der Oberflächenprozesse <strong>und</strong> die Wichtigkeit<br />
der Gesteine als formende Elemente der Landschaft<br />
zu erfassen. In diesem Sinne stellen Geotope<br />
Naturdenkmälder dar, welche sowohl für die Öffentlichkeit<br />
wie auch für die Wissenschaft von grossem<br />
Wert oder sogar unentbehrlich sind.<br />
Geotopschutz erfüllt verschiedene Aufgaben:<br />
Erhaltung wissenschaftlich relevanter Aufschlüsse<br />
oder Landschaftsteile (z.B. Typlokalitäten, Fossilf<strong>und</strong>stellen,<br />
geomorphologisch ausgepägte Stadien<br />
von Gletschern);<br />
Dokumentation, Sicherung, Erschliessung <strong>und</strong><br />
Unterhalt didaktisch geeigneter Aufschlüsse oder<br />
geologischer Lehrpfade.»<br />
Das Ziel der Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Schwyz</strong> ist es, Gr<strong>und</strong>lagen für einen umfassenden<br />
Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz zu liefern, auf Zeugen<br />
der Erdgeschichte hinzuweisen <strong>und</strong> mitzuhelfen, diese<br />
für die Wissenschaft <strong>und</strong> die Öffentlichkeit zu erhalten.<br />
2.2 Definitionen<br />
Im Bericht des Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz<br />
(STRASSER et al. 1995) werden die Begriffe Geotop<br />
<strong>und</strong> Geotopschutzgebiet definiert:<br />
«Geotope sind räumlich begrenzte Teile der Geosphäre<br />
von besonderer geologischer, geomorphologischer<br />
oder geoökologischer Bedeutung. Sie beinhalten<br />
wichtige Zeugen der Erdgeschichte <strong>und</strong><br />
geben Einblick in die Entwicklung der Landschaft<br />
<strong>und</strong> des Klimas.»<br />
«Geotope sind der Nachwelt zu erhalten. Sie sind<br />
vor Einflüssen zu bewahren, die ihre Substanz,<br />
Struktur, Form oder natürliche Weiterentwicklung<br />
beeinträchtigen.»<br />
«Geotopschutzgebiete sind operative Bereiche, in<br />
denen bestimmte Vorschriften oder Massnahmen<br />
zur Erhaltung oder Pflege von Geotopen erlassen,<br />
angeordnet oder ergriffen werden sollen.<br />
Geotopschutzgebiete sind, gestützt auf Geotopinventare,<br />
im Raumplanungsverfahren auszuscheiden<br />
<strong>und</strong> mit der nötigen Verbindlichkeit festzulegen.<br />
Die Aufnahme von Geotopschutzgebieten in geltende<br />
Raumplanungsinstrumente wie Richt- <strong>und</strong><br />
Nutzungspläne, Schutzverordnungen usw. dokumentiert,<br />
dass neben dem rein wissenschaftlichen<br />
auch ein breiter abgestütztes öffentliches Interesse<br />
an der Geotoperhaltung besteht.»<br />
Geotope können von ihrer Entstehung sowie ihrem<br />
Charakter her in drei Gruppen aufgeteilt werden:<br />
1) Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien <strong>und</strong><br />
Fossilien sowie deren Lagerungsverhältnisse <strong>und</strong><br />
Strukturen, wobei zu unterscheiden ist zwischen<br />
a) durch natürliche Prozesse entstandenen Standorten<br />
(Hanganrisse, Felswände, Prallhänge,<br />
Bachprofile etc.) <strong>und</strong><br />
35
) von Menschen geschaffenen (anthropogenen)<br />
Aufschlüssen (Steinbrüche, Bergwerke, Sand-,<br />
Ton- <strong>und</strong> Kiesgruben, Strasseneinschnitte etc.)<br />
2) Durch natürliche Vorgänge entstandene Formen an<br />
der Erdoberfläche (Verwitterung – Erosion – Ablagerung)<br />
3) Natürliche Quellen <strong>und</strong> Wasserfassungsanlagen<br />
Unterschieden wird ferner zwischen aktiven Geotopen,<br />
die heute geologisch noch aktiv sind, <strong>und</strong><br />
passiven Geotopen, die eine statische Momentaufnahme<br />
der Erdgeschichte verkörpern <strong>und</strong> sich<br />
während eines Menschenlebens unwesentlich verändern.<br />
Die Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz schlägt vor,<br />
acht Geotoptypen zu unterscheiden, die von ihrer<br />
wissenschaftlich pädagogischen Aussage her verschieden<br />
sind:<br />
A Lagerungsverhältnisse, Deformationsstrukturen,<br />
Tektonik<br />
B Paläontologie, Fossilf<strong>und</strong>stelle<br />
C Mineralogie, Petrographie, Geochemie<br />
D Historischer Bergbau, Monumente, Geschichte der<br />
Erdwissenschaften<br />
E Sedimentologie, Sedimentstrukturen, Aktuogeologie<br />
F Stratigraphie, Typlokalität, lithostratigrafisches<br />
Richtprofil<br />
G Geomorphologie, Landschaftsform<br />
H Hydrogeologie, Quelle<br />
2.3 Arbeitsablauf<br />
Die Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />
der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
SzNG begann ihre Arbeit im Herbst 2000 <strong>und</strong> schloss<br />
sie Anfang 2003 weitgehend ab. Sie hielt sich an die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen der Arbeitsgruppe<br />
Geotopschutz Schweiz.<br />
36<br />
In der ersten Bearbeitungsphase wurden interessante<br />
<strong>und</strong> schützenswerte Objekte <strong>und</strong> Landschaften ermittelt,<br />
inventarisiert <strong>und</strong> beschrieben. Das Erfassen der<br />
Geotope durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />
erfolgte aufgr<strong>und</strong> der Kenntnisse, Unterlagen <strong>und</strong><br />
vieler Begehungen. Entscheidend waren das grosse<br />
Wissen von Prof. Dr. René Hantke, seine langjährige<br />
geologische Tätigkeit im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> besonders<br />
die Aufnahmen für den Geologischen Atlas der<br />
Schweiz 1:25'000 der Blätter 1132 Einsiedeln, 1151<br />
Rigi, 1152 Ibergeregg, 1153 Klöntal, 1172 Muotatal<br />
<strong>und</strong> 1173 Linthal (alle heute abgeschlossen – HANTKE<br />
et al. 2002Ka-f). In einem zweiten Schritt wurden die<br />
verschiedenen Objekte bewertet, verglichen <strong>und</strong> eingeteilt<br />
in Standorte von L (lokaler, kommunaler), R<br />
(regionaler, kantonaler), N (nationaler) <strong>und</strong> I (internationaler)<br />
Bedeutung.<br />
2.4 Ergebnisse<br />
Es wurden 177 Objekte genauer untersucht <strong>und</strong> bearbeitet.<br />
Die Bewertung nach lokaler (L), regionaler (R),<br />
nationaler (N) <strong>und</strong> internationaler (I) Bedeutung ist<br />
zum Teil fliessend (N/R oder R/L) <strong>und</strong> soll bei einer<br />
späteren Weiterbearbeitung endgültig festgelegt werden.<br />
Bei der folgenden tabellarischen Auswertung<br />
wurden die als „fliessend“ beurteilten Objekte der<br />
höheren Bedeutung zugeteilt. Die Einteilung in die<br />
Geotoptypen A–H ist nicht immer eindeutig. Ein Geotop<br />
kann mehreren Typen zugeteilt werden. Zum Beispiel<br />
haben die Fläschliloch- <strong>und</strong> H<strong>und</strong>slochquelle im<br />
Wägital (Kap. 1.5.1) geohistorische Bedeutung (D).<br />
Quellen werden zudem der Hydrogeologie (H) zugeordnet.<br />
Für die tabellarische Auflistung wurde der<br />
Geotoptyp H gewichtet.<br />
Die Ergebnisse seien anhand einiger Beispiele erklärt.<br />
Die vier international bedeutenden Geotope sind der<br />
Goldauer Bergsturz (Kap. 3.7), das Höllloch inklusive<br />
Karstwasserquellen des Höllloch-Höhlen-Systems<br />
(Kap. 1.5.1), die Mythen <strong>und</strong> der Roggenstock als<br />
Geotoptyp Bewertung<br />
I N R L Total<br />
international national regional/ lokal/<br />
kantonal kommunal<br />
A Strukturgeologie − Tektonik 2 4 31 20 57<br />
B Paläontologie − Fossilien − − 8 1 9<br />
C Mineralogie − Petrographie − − 1 − 1<br />
D Geohistorische Objekte − 3 4 2 9<br />
E Sedimentologie − Aktuogeologie − − 1 2 3<br />
F Stratigraphie − Typlokalität − 3 14 6 23<br />
G Geomorphologie − Landschaft 1 8 27 27 63<br />
H Hydrogeologie 1 2 6 3 12<br />
Total 4 20 92 61 177<br />
Tab. 2.1 Einteilung der 177 Objekte in Geotoptypen <strong>und</strong> Bewertung
edeutende Klippen (Kap. 1.3.5). Diese Objekte sind<br />
selbst im internationalen Vergleich einzigartig. Von<br />
nationaler Bedeutung ist die Äussere Einsiedler<br />
Schuppenzone beim Steinbachviadukt des Sihlsees<br />
(Kap. 1.3.4). Für die Schweizer <strong>Geologie</strong> ist sie von<br />
grosser Bedeutung, nicht aber im internationalen Vergleich.<br />
Die Typlokalitäten der Gesteinsformationen<br />
sind alle von nationaler oder regionaler Bedeutung.<br />
Beispielsweise stammt der Formationsname „Seewer<br />
Kalk“ von der für diesen Kalk typischen Ausbildung in<br />
Seewen. Andere Formationen wie die Drusberg-<br />
Schichten, die Wang-Schichten, der Burg-Sandstein<br />
usw. haben ihre Typlokalität ebenfalls im <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Schwyz</strong>. Regional oder lokal bedeutend sind Scherstörungen<br />
oder Moränen als eiszeitliche Relikte. Die<br />
Ergebnistabelle zeigt, dass die meisten Geotope von<br />
regionaler oder lokaler Bedeutung sind <strong>und</strong> den Themen<br />
A Strukturgeologie − Tektonik (Beispiel Scherstörungen)<br />
oder G Geomorphologie − Landschaft<br />
(Beispiel Moränen) zugeordnet worden sind. Nachfolgend<br />
sind 13 der 177 gegenwärtigen Objekte in der<br />
Originalfassung des Inventars als Beispiele aufgeführt.<br />
2.5 Weiteres Vorgehen<br />
Die vorliegenden Gr<strong>und</strong>lagen (Stand 30.10.2002) bilden<br />
die Basis für eventuell später zu ergänzende Arbeiten<br />
– der Arbeitsgruppe Geotope BUWAL/LHG (GER-<br />
BER & GSTEIGER 2000) für ein Konzept zum Schutz<br />
Abb. 2.1 Anzahl Geotope (Objekte) pro Gemeinde<br />
der Geotope von internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />
Bedeutung<br />
– für zukünftige Schutzprojekte von regionaler oder<br />
lokaler Bedeutung durch <strong>Kanton</strong> <strong>und</strong> Gemeinden.<br />
Die kopierten Originalakten des Inventars inklusive<br />
Beilagen werden dem Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s<br />
<strong>Schwyz</strong> zuhanden des Amtes für Raumplanung für<br />
Entscheide über das weitere Vorgehen im Geotopschutz<br />
übergeben. Für die Gemeinden interessante<br />
Unterlagen werden als Information den Gemeindebehörden<br />
übergeben. Die Originalakten bleiben bei<br />
der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
SzNG.<br />
Den Originalakten <strong>und</strong> der Kopie für das Justizdepartement<br />
werden noch folgende Unterlagen beigelegt:<br />
– Zwei Kataloge der Fossilien <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>, 1.<br />
Wirbeltiere (Fische), 2. Wirbellose Tiere. Universität<br />
Zürich, Paläontologisches Institut <strong>und</strong> Museum<br />
Zürich, Dr. Heinz Furrer<br />
– Liste der wichtigsten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> entdeckten<br />
<strong>und</strong> erforschten Höhlen. Gemeinsame Arbeit<br />
von Dr. Andreas Wildberger, Geologe mit Höhlenforschern<br />
aus dem <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>.<br />
Dank<br />
Daniel Bollinger, Max Kobel, Elsbeth Kuriger, Josef Kuster (†),<br />
Beat Rick, Conrad Schindler, Maria Schönbächler, Jörg Uttinger<br />
<strong>und</strong> Andreas Wildberger stellten ihre Kenntnisse der <strong>Geologie</strong><br />
des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> zur Verfügung <strong>und</strong> halfen bei der<br />
Bewertung der Geotope mit. Ihnen allen sei herzlich gedankt.<br />
37
2.6 Liste der 177 erfassten Geotope (Stand 31.10.2002)<br />
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1301 - 1 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 2 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 3 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 4 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 5 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 6 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 7 - G<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 8 - D F<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 9 - B D F<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 10 -A F H<br />
Einsiedeln<br />
1301 - 11 - H<br />
Einsiedeln<br />
1311 - 1 - A<br />
Gersau<br />
1311 - 2 - A G<br />
Gersau<br />
1311 - 3 - A D<br />
Gersau<br />
1311 - 4 - G<br />
Gersau<br />
1311 - 5 - F<br />
Gersau<br />
1321 - 1 - G<br />
Feusisberg<br />
1321 - 2 - G<br />
Feusisberg<br />
1321 - 3 - G<br />
Feusisberg<br />
1321 - 4 - A<br />
Feusisberg<br />
1322 - 1 - D F<br />
Freienbach<br />
1322 - 2 -A D F<br />
Freienbach<br />
38<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Schlänggli–<br />
Moos–Bennau<br />
Chrüzweid–<br />
Chatzenstrick<br />
Altberg<br />
Schwantenau<br />
S des Etzel <strong>und</strong><br />
Tüfelsbrugg<br />
696 000 - 697 500/<br />
222 000 - 223 200<br />
696 475 - 697 675/<br />
220 150 - 221 800<br />
697 625 - 700 350/<br />
222 950 - 225 050<br />
700 200 - 701 150/<br />
224 700 - 225 950<br />
Chörnlisegg 602 600 - 703 900/<br />
224 350 - 225 100<br />
Sulzel 702 700 - 703 300/<br />
222 000 - 223 075<br />
Willerzell–<br />
Rickental<br />
Steinbruch<br />
„Chalch“, Gross<br />
Steinbach–<br />
Büelhöchi<br />
Chalberstock–<br />
Chilentobel<br />
703 375 - 705 000/<br />
220 400 - 221 500<br />
702 050 - 702 300/<br />
217 650 - 217 900<br />
701 500 - 706 550/<br />
217 000 - 219 350<br />
705 800 - 707 050/<br />
217 050 - 217 600<br />
NNW von Egg 701 540 / 224 910 L Sinterhang mit Sinterquelle.<br />
Ober Nas–<br />
Imseli–Bürglen<br />
(LU)<br />
Fälmisegg–<br />
Gersau<br />
Teuffibach N<br />
von Gersau<br />
679 100 - 679 675/<br />
205 250 - 205 925<br />
681 500 - 683 300/<br />
204 625 - 207 100<br />
682 800 - 683 125/<br />
205 650 - 206 350<br />
N Ausfingernde Mittelmoränen des Rothenthurmer Armes des Muota/Reuss-Gletschers<br />
bei Biberbrugg.<br />
R Risszeitliche Erratiker auf Mittelmoräne zwischen Alp-Gletscher <strong>und</strong> Rothenthurmer<br />
Arm des Muota/Reuss-Gletschers.<br />
N Auf Altberg-Hinterhorben hinterliess der eingedrungene Linth/Rhein-Gletscher<br />
eine mächtige Endmoräne, die einen präwürmzeitlichen Kern enthält.<br />
R Ins Sihltal absteigende Moränenwälle bek<strong>und</strong>en, dass eine Zunge des Linth/<br />
Rhein-Gletschers über den Sattel von St. Meinrad in ein bereits existierendes Tal<br />
hinunter geflossen ist.<br />
R Aufgearbeitetes älteres Moränengut ist in junge Moräne eingeb<strong>und</strong>en worden.<br />
Endlage SW von Buechhalden auf 970 m ü.M.<br />
L Mittelmoräne zwischen Sihl- <strong>und</strong> Sulzel-Gletscher.<br />
R Der durch den ins Hochtal des Sihlsees eingedrungenen Linth/Rhein-Gletscher<br />
gestaute Sihlgletscher staute seinerseits das aus den Gebieten des Hirzeneggwald,<br />
Büelhöchi <strong>und</strong> Dürrgschwend zufliessende Eis bis auf 970 m ü.M.<br />
R Der Steinbruch „Chalch“ zeigt einen typischen Querschnitt durch die erste Schuppe<br />
der Äusseren Einsiedler Schuppenzone. Die Hauptmasse der Gesteine besteht<br />
aus grauen, fossilreichen Nummulitenkalken.<br />
N Beidseits des Sihlsees sind wissenschaftshistorisch wertvolle Aufschlüsse in den<br />
Abfolgen der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (ÄES) vorhanden. Diese<br />
umfassen mehrfach sich wiederholende Amdener Schichten-Nummulitenkalke-<br />
Stad-Mergel.<br />
Von Bedeutung sind vor allem die Nummulitenkalke mit ihren Fossilhorizonten<br />
(Steinbach: Nummuliten, Mollusken, Seeigeln) die schon im vorletzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
bekannt waren.<br />
Beim Grenzblatt (Blattverschiebung) in der Willerzellerstrasse sind die mit 25°<br />
gegen SE einfallenden Nummulitenkalke um fast 10 m gegen N versetzt.<br />
R An den Alpenrand verfrachtete Schichtfolgen der Silberen-Decke = Aubrig-<br />
Abfolge. Karstquellen auf der N-Seite des Chalberstocks am Eubach.<br />
R Grenzblatt in der Urmi-Schuppe. Die Abfolgen der Ober Nas ist gegenüber der<br />
Abfolge Forstegg–Chrüzegg–Ober Rängg um 400 m gegen NW vorgeschoben<br />
worden.<br />
R Zwischen Rigi-Hochflue-Kette <strong>und</strong> Gersauer Stock wurden Teile der südlichen<br />
Axen-Decke an Grenzblättern abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachtet.<br />
N Die Schuppenzone im Teuffibach wurde bereits früh von namhaften Forschern<br />
untersucht. Sie liegt gut aufgeschlossen am Alpenrand zwischen Scheidegg-<br />
Molasse <strong>und</strong> der abgeschobenen Randkette (= von der Axen-Decke abgescherte,<br />
höhere Einheiten: Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Schuppe).<br />
Chindli 684 600 / 204 100 R Unterseeische gegenseitige Stirnmoränen. Der Reuss-Gletscher traf in allen<br />
Kaltzeiten auf einen von W nach E vorstossenden Engelberg–Brünig-Arm des<br />
Aare-Gletschers.<br />
SE des Gätterli 684 625 - 684 900/<br />
207 950 - 208 075<br />
Rossberg–<br />
Scherenspitz<br />
694 850 - 695 325/<br />
224 650 - 225 650<br />
Höhronenboden 695 600 - 696 400/<br />
224 625 - 225 300<br />
Etzel-W-Seite 699 550 - 700 200/<br />
225 250 - 226 250<br />
Etzel-Gipfelklippe<br />
Bäch–<br />
Freienbach<br />
Ufenau–<br />
Lützelau<br />
Frauenwinkel<br />
700 125 - 700 950/<br />
225 775 - 226 400<br />
697 650 - 699 775/<br />
228 200 - 229 250<br />
700 875 - 703 250/<br />
229 000 - 231 225<br />
R In der Flysch Abfolge des Gätterli <strong>und</strong> Chäppeliberg liegen, durch Globigerinenschiefer<br />
getrennt, Nummulitenkalke Typ Einsiedeln, die an der Basis der Hochflue-Schuppe<br />
an den Alpenrand verfrachtet worden sind.<br />
R In den grössten Kaltzeiten bildete sich auf der N-Seite des Höhronen auf dem<br />
Ober Rossberg eine Mittelmoräne zwischen Eismassen von Gschwänd <strong>und</strong> der<br />
Richterswiler Egg.<br />
R Mittelmoräne Höhronenboden zwischen dem Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> einem<br />
von der Höhronen-Kette abgeflossenen Höhronen-Gletscher.<br />
R Zwei Moränenwälle vom Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> von dem über den Pass<br />
von St. Meinrad zum Sihl-Gletscher übergeflossenen Arm des Linth/Rhein-Gletschers.<br />
N / R Überschiebung der Etzel-Gipfelklippe <strong>und</strong> ihre Fortsetzung über Hüllerich,<br />
Unterschwändi/Oberschwändi-Flügenberg bis Muschelberg.<br />
R Aufgelassene Steinbrüche im Bächer Sandstein, Strudellöcher im Krebsbach.<br />
R Zwischen den Inseln Ufenau, Lützelau <strong>und</strong> Rapperswil haben sich in der Oberen<br />
Meeresmolasse Querstörungen eingestellt. Im Seefeld <strong>und</strong> im Frauenwinkel sind<br />
archäologische F<strong>und</strong>e gemacht worden.
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1322 - 3 - G D<br />
Freienbach<br />
1323 - 1 - G<br />
Wollerau<br />
1323 - 2 - A E<br />
Wollerau<br />
1323 - 3 - G<br />
Wollerau<br />
1323 - 4 - D F<br />
Wollerau<br />
1331 - 1 - A<br />
Küssnacht<br />
1331 - 2 - A<br />
Küssnacht<br />
1331 - 3 - G<br />
Küssnacht<br />
1331 - 4 - D G<br />
Küssnacht<br />
1331 - 5 - G<br />
Küssnacht<br />
1331 - 6 - G<br />
Küssnacht<br />
1331 - 7 - G<br />
Küssnacht<br />
1341 - 1 - G<br />
Altendorf<br />
1341 - 2 - B<br />
Altendorf<br />
1342 - 1 - G<br />
Galgenen<br />
1342 - 2 - G<br />
Galgenen<br />
1343 - 1 - F<br />
Innerthal<br />
1343 - 2 - E<br />
Innerthal<br />
1343 - 3 - A G<br />
Innerthal<br />
1343 - 4 - H D<br />
Innerthal<br />
1343 - 5 - A<br />
Innerthal<br />
1343 - 6 - A<br />
Innerthal<br />
1343 - 7 - F<br />
Innerthal<br />
1345 - 1 - G H<br />
Reichenburg<br />
1345 - 2 - H<br />
Reichenburg<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Halbinsel<br />
Hurden<br />
Weberzopf E<br />
Bhf. Samstagern<br />
702 300 - 704 000/<br />
228 750 - 230 925<br />
694 850 - 695 050/<br />
227 350 - 227 825<br />
Scheren 695 025 - 695 700/<br />
225 550 - 226 200<br />
Studenbüel 695 850 - 696 600/<br />
228 150 - 228 450<br />
N von Wigarten 697 300 - 697 650/<br />
228 125 - 228 425<br />
Haltikon 672 700 - 676 850/<br />
213 650 - 216 700<br />
N / R Spätglaziale Stirnmoräne des Linth/Rhein-Gletschers: Dahinter Flachwasserbereich<br />
Rapperswi–Hurden–Pfäffikon. Archäol. Untersuchung, CAVELTI 2002.<br />
R Schotter, die durch Schmelzwasser verfrachtet worden sind, haben einen Eistunnel,<br />
ein Os, gefüllt. Im schweizerischen Jungtertiär eher selten.<br />
R Aktuogeologie: Erosion, Rutschungen, Felsstürze.<br />
L Studenbüel-Mittelmoräne, drumlinartige Glazialschuttform mit Erratikern,<br />
L<br />
bildete sich wahrscheinlich zwischen dem Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> dem bei<br />
Siebnen zugeflossenen Wägital-Gletscher.<br />
Aufgelassene Steinbrüche im Bächer Sandstein.<br />
R Die Scherstörungen beinhalten Geotope in der Steilzone der Unteren Süsswasser-<br />
Molasse (USM). Sie erfolgten mit der Aufschiebung der Rigi-Rossberg-Schuppe.<br />
Fossilf<strong>und</strong>stelle Buseri (spätwürmzeitlicher Wisent).<br />
Baumgarten 678 675 / 218 050 R Scherstörungen in der Steilzone der USM auf der Halbinsel Chiemen sowie im<br />
Zuger See-Engnis.<br />
Eichli bis<br />
Chrüzegg<br />
Chrüzboden–<br />
Chrüzegg<br />
Ghürschbach<br />
Fischchratten-<br />
bach<br />
677 400 - 678 250/<br />
213 950 - 216 500<br />
676 875 - 679 075/<br />
211 975 - 214 900<br />
R Persistente Mittelmoräne zwischen dem Vierwaldstätter See-Arm <strong>und</strong> dem Zuger<br />
See-Arm des Reuss-Gletschers.<br />
N Mittelmoräne zwischen dem Vierwaldstätter See-Arm des Reuss-Gletschers <strong>und</strong><br />
dem Rigi-Kargletscher, was Granit- <strong>und</strong> Nagelfluhblöcke belegen.<br />
Erratischer Granitblock des Reuss-Gletschers. (Albert-Heim-Stein).<br />
Als der Stau durch das Reuss-Eis wegfiel, stiess das Rigi-Eis durch das Ghürschbachtal<br />
bis gegen 500 m in die Zuger See-Talung vor, was stirnnahe Moränen<br />
belegen.<br />
679 300 / 214 300 L Stirnnahe Seitenmoränen vor 15'000 Jahren vom Fischchratten-Gletscher von<br />
Rigi Kulm abgelagert.<br />
Gsteig 675 425 / 215 450 L Strudelloch von Schmelzwässern in der Steilzone der USM.<br />
Hohle Gasse 676 900 - 677 400/<br />
216 350 - 216 600<br />
Stöcklichrütz 704 125 - 704 950/<br />
223 600 - 224 150<br />
Rinderweidhorn keine - sensibel R F<strong>und</strong>stelle fossiler Pflanzen.<br />
Ober Grabenegg 707 200 - 708 000/<br />
223 950 - 224 200<br />
Pfifegg 707 600 - 708 350/<br />
222 400 - 223 075<br />
Chli <strong>und</strong> Gross<br />
Mutzenstein<br />
Allmeind<br />
Wägitaler See<br />
Bockmattlihütte<br />
Schiberg–Bockmattli<br />
H<strong>und</strong>sloch <strong>und</strong><br />
Fläschloch<br />
Schwialppass–<br />
Ochsenkopf<br />
709 775 - 710 825/<br />
214 775 - 215 900<br />
711 650 - 712 350/<br />
215 075 - 216 350<br />
714 500 - 715 400/<br />
217 000 - 218 150<br />
712 200 / 214 150<br />
713 200 / 215 550<br />
710 000 - 713 000/<br />
210 500 - 211 550<br />
Wänifirst 709 050 - 710 000/<br />
209 750 - 211 100<br />
Durgäng 711 700 - 712 575/<br />
210 850 - 211 400<br />
Hirschlen 716 425 - 716 850/<br />
226 000 - 226 400<br />
Reumeren 716 700 - 717 100/<br />
226 775 - 226 950<br />
R In der Hohlen Gasse ist ein Querschnitt durch eine Mittelmoräne zwischen<br />
Zuger See- <strong>und</strong> Küssnachter Arm des Reuss-Gletschers aufgeschlossen.<br />
R Moränen der grössten Vergletscherung des Linth/Rhein-Gletschers.<br />
R / L Die Moräne der Ober Grabenegg stellt eine Mittelmoräne zwischen Linth/Rhein-<br />
Gletscher <strong>und</strong> Eis von der Pfifegg dar.<br />
R / L Dolinen im Kalksandstein der USM der Pfifegg.<br />
R Zwischen Schlierenbach <strong>und</strong> Fläschlihöchi liegt über dem Serhalten-Flysch eine<br />
Wildflysch Abfolge (Iberg-Mélange) mit Blöcken der Klippendecke. Darüber folgen<br />
über Amdener- bzw. Wang-Formation Nummulitenkalke von Gross <strong>und</strong> Chli<br />
Mutzenstein <strong>und</strong> Rot Wand.<br />
L Über Jahre vom B<strong>und</strong>esamt für Landestopografie vermessene Horizontal- <strong>und</strong><br />
Vertikalverschiebungen, bis 220 cm/Jahr, bek<strong>und</strong>en aktuelle Rutschungen im<br />
moränenbedeckten Flyschgebiet des Wägital.<br />
R Die Scherstörung zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli wurde im Eiszeitalter<br />
ausgeräumt. In der dazwischen entstandenen Hohlform hat sich ein Gletscher<br />
entwickelt. Zwischen dem Wägitaler-Gletscher <strong>und</strong> dem zwischen Schiberg <strong>und</strong><br />
Bockmattli zufliessenden Ast des Trepsen-Gletschers hat sich eine persistente<br />
Mittelmoräne gebildet.<br />
N Stromquellen mit stark unterschiedlicher Wasserführung. Die beiden Quellen<br />
hängen miteinander zusammen.<br />
R / L Von Scherstörungen durchsetzte Umbiegung in der südlichen Rederten-Scholle<br />
zwischen Schwialppass <strong>und</strong> Ochsenchopf. Die Scherstörungen durchziehen die<br />
Oberalp vom Nollen bis ins Quellgebiet des Brüschbach.<br />
R / L Markante Scherstörungen im E-Ende der Drusberg-Decke zwischen Wänifirst<br />
<strong>und</strong> Fulberg.<br />
R / L Typlokalität der Dur(ch)gäng-Schichten, glaukonitische Mergel. Schichtglied<br />
in der unteren Garschella-Formation der Luitere-Fossilschicht.<br />
L Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Abbauwände der ehemaligen Kiesgrube Hirschlen.<br />
R / L Altlauf der Linth mit offenen Wasserflächen.<br />
39
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1345 - 3 - A<br />
Reichenburg<br />
1346 - 1 - G<br />
Schübelbach<br />
1346 - 2 - A<br />
Schübelbach<br />
1346 - 3 - A<br />
Schübelbach<br />
1347 - 1 - F<br />
Tuggen<br />
1347 - 2 - G<br />
Tuggen<br />
1347 - 3 - G H<br />
Tuggen<br />
1347 - 4 - A<br />
Tuggen<br />
1347 - 5 - A<br />
Tuggen<br />
1347 - 6 - H<br />
Tuggen<br />
1347 - 7 - G<br />
Tuggen<br />
1348 - 1 - A<br />
Vorderthal<br />
1348 - 2 - A<br />
Vorderthal<br />
1348 - 3 - F<br />
Vorderthal<br />
1349 - 1 - C<br />
Wangen<br />
1349 - 2 - B E<br />
Wangen<br />
1361 - 1 - G<br />
Alpthal<br />
1361 - 2 - F<br />
Alpthal<br />
1362 - 1 - F G<br />
Arth<br />
1362 - 2 - G<br />
Arth<br />
1362 - 3 - G<br />
Arth<br />
1362 - 4 - G E<br />
Arth<br />
1362 - 5 -B D G<br />
Arth<br />
1362 - 6 - D G<br />
Arth<br />
1362 - 7 - B<br />
Arth<br />
1362 - 8 - A F<br />
Arth<br />
1363 - 1 - A G<br />
Illgau<br />
40<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Lauihöchi/<br />
Lachen<br />
Ebnet, Oberluft,<br />
Sampel<br />
W-Ende des<br />
Chöpfenberg<br />
Stockberg–<br />
(Austock)<br />
Buechberg<br />
Steinbrüche<br />
Buechberg<br />
Erratiker<br />
715 000 - 716 050/<br />
221 675 - 222 400<br />
714 700 - 715 000/<br />
226 000 - 226 250<br />
714 600 - 715 300/<br />
218 850 - 219 800<br />
710 825 - 711 900/<br />
223 050 - 223 950<br />
712 050 - 714 075/<br />
229 550 - 230 375<br />
711 125 - 716 000/<br />
228 650 - 230 400<br />
Alter Linth-Lauf 714 850 - 715 250/<br />
229 675 - 230 050<br />
Buechberg–<br />
Grinau<br />
710 400 - 716 100/<br />
228 475 - 230 700<br />
E Höchegg 713 775 - 714 125/<br />
229 450 - 229 750<br />
Chränest–<br />
Rütihof<br />
Rosenbergerhof<br />
713 750 - 713 925/<br />
227 600 - 227 900<br />
712 900 - 713 200/<br />
227 400 - 227 800<br />
Spitzberg 710 875 - 711 750/<br />
220 000 - 220 875<br />
Klein Aubrig<br />
Gross Aubrig<br />
707 625 - 712 975/<br />
217 750 - 219 375<br />
S der Sattelegg 706 850 - 707 825/<br />
219 450 - 220 000<br />
Rüti 710 200 - 710 425/<br />
228 525 - 228 650<br />
Guntliweid 711 200 - 711 500/<br />
229 325 - 229 525<br />
Gspaa 695 100 - 696 000/<br />
209 800 - 210 500<br />
Zwäckenalp–<br />
Brünnelistock<br />
697 275 - 697 950/<br />
208 850 - 209 225<br />
Rigi 678 250 - 681 900/<br />
210 150 - 213 050<br />
Staldi–Dächli 681 600 - 682 300/<br />
210 675 - 211 300<br />
Rufiberg P. 1061 684 000 - 684 500/<br />
215 250 - 216 475<br />
Rigi-<br />
Scheidegg<br />
681 800 - 683 100/<br />
208 300 - 209 800<br />
Gnipen 685 200 - 685 550/<br />
213 750 - 215 000<br />
Goldauer-<br />
Bergsturz<br />
638 050 - 688 500/<br />
209 850 - 215 100<br />
L Scherstörung im Zusammenhang mit Spitzberg-Abscherung.<br />
L Die Schottervorkommen auf der SW-Seite des Buechberg sind wohl als ältere<br />
von Linth- <strong>und</strong> Wägitaler Gletscher gestaute Kame-Schotter <strong>und</strong> verschwemmte<br />
Mittelmoränen zu deuten.<br />
R Scherstörungen am W-Ende des Chöpfenberg. Die Abfolge ist im Gebiet des<br />
Klausenpasses von der Griessstock-Decke abgerissen, unter der Axen-Decke von<br />
ihrer Unterlage abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachtet worden.<br />
L Am Westende des Stockberg zeichnet sich in der subalpinen Molasse eine formschöne<br />
nach N überkippte Synklinale ab.<br />
L Aufgelassene Steinbrüche im Granitischen Sandstein am Nord- <strong>und</strong> Südhang des<br />
Buechberg. Bereits im ausgehenden Mittelalter wurden Sandsteine gebrochen <strong>und</strong><br />
mit Schiffen vor allem nach Zürich geliefert.<br />
L Auf dem Buechberg liegen zahlreiche Erratiker (vorwiegend Verrucano-Blöcke),<br />
die in Mittelmoränen auf dem Rücken des Linth/Rhein-Gletschers auf der<br />
Molasse-Synklinale des Buechberg auf Gr<strong>und</strong> gelaufen sind.<br />
R Zwischen Walensee <strong>und</strong> Zürichsee lag noch im frühen Mittelalter ein flachgründiger<br />
See (Tuggener See). Dieser verlandete im Laufe der Zeit; hinterliess Restseen<br />
zwischen denen Linth <strong>und</strong> Maag sich durchwanden.<br />
L Die Molasse-Synklinale des Buechberg findet an der Grinau (E-Ende des Buechberg)<br />
ein durch zwei Scherstörungen bedingtes plötzliches Ende.<br />
L Abrisszone einer grossen Rutschung.<br />
L Wasserlöcher; Sand <strong>und</strong> Silt führende Wasseraustritte; Tagbrüche.<br />
L Lehmgrube Rosenberg der ehemaligen Zürcher Ziegeleien.<br />
R Die gegen S abdrehenden Schichten der Unteren Süsswassermolasse reissen am<br />
Ostende ab <strong>und</strong> erscheinen wieder N des Trepsentales.<br />
R Zwischen Chalberstock (Bezirk Einsiedeln), dem Chli Aubrig <strong>und</strong> Gugelberg<br />
wurden die Silberen-Decken im Rossmattertal abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />
verfrachtet.<br />
L S der Sattelegg, auf Hinter Sattelegg zwischen Wicherten <strong>und</strong> Wangner Hüttli,<br />
liegen mehrere Schuppen von Einsiedler Nummulitenkalk mit Stad-Mergeln.<br />
R Letztinterglaziale Schieferkohle in den Schottern von Wangen. Zwischen Wangen<br />
<strong>und</strong> Nuolen ist noch ein letzter bescheidener Rest von Schieferkohle im Verband<br />
erhalten.<br />
R Im Steinbruch Guntliweid kam beim Abbau der Unteren Süsswassermolasse<br />
(USM) eine reiche fossile Flora zum Vorschein: nebst Campherbäumen, ein<br />
Zapfen einer Goldtanne.<br />
L Moränen eines spätglazialen Zwüschet-Mythen-Gletschers, welcher von der<br />
N-Seite des Grossen Mythen <strong>und</strong> von der SE-Seite des Kleinen Mythen genährt<br />
wurde.<br />
R Auf der Zwäckenalp finden sich mehrere isolierte Reste von Trias der Klippen-<br />
Decke mit Kalkalgen (Diploporen) <strong>und</strong> Bryozoen.<br />
R Nagelfluh-Abfolge. Auf der SE-Seite von Rigi-Kulm zeichnen sich in der USM<br />
Bergzerreissungen ab. Nagelfluhplatten lösen sich längs Klüften <strong>und</strong> gleiten ab.<br />
L Die Blöcke stammen aufgr<strong>und</strong> der Vergesellschaftung mit vielen Taveyanne-<br />
Sandsteinen aus dem Schächental <strong>und</strong> Gruontal.<br />
R Mittelmoräne zwischen Zuger See-Arm des Reuss-Gletschers <strong>und</strong> des Gletschers<br />
vom Gnipen. Dies belegen Nagelfluhblöcke von der Gnipen-Seite.<br />
R Abfolgen der Scheidegg-Nagelfluh, der höchsten Serie der Rigi-Schüttung, die<br />
auf der S-Seite der Scheidegg (Burggeist-Windegg) versackt sind <strong>und</strong> stellenweise<br />
langsam talwärts gleiten.<br />
R Im Bergsturz-Anrissgebiet <strong>und</strong> im Trümmerfeld liegen, am Rande aufgeschlossen, fossile<br />
Floren von bemerkenswerten Arten (Baumstrünke, Trittsiegel oligozäner Tiere).<br />
I Eiszeitliche, nacheiszeitliche <strong>und</strong> historische Bergstürze am Rossberg, speziell<br />
Rötener- (1222) <strong>und</strong> Goldauer- (1806) Bergstürze.<br />
Zünggelenbach keine - sensibel R Am Zünggelenbach NE von Arth entdeckte E. Baumberger eine fossile Farnflora<br />
mit Wasserfichte <strong>und</strong> Ahorn.<br />
Oberarth–<br />
Goldau<br />
Fallenflue–<br />
Oberberg<br />
682 900 - 684 350/<br />
211 700 - 212 850<br />
695 150 - 698 600/<br />
205 200 - 207 050<br />
L Nagelfluhbänke <strong>und</strong> ihre Scherstörungen.<br />
L Von zahlreichen Scherstörungen durchsetzter Bereich des Fallenflue-Gewölbes<br />
der Drusberg-Decke mit deutlichen Schichtverstellungen <strong>und</strong> vielen Dolinen.
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1364 - 1 - E F<br />
Ingenbohl<br />
1364 - 2 - D G<br />
Ingenbohl<br />
1364 - 3 - F<br />
Ingenbohl<br />
1364 - 4 - H<br />
Ingenbohl<br />
1365 - 1 - A<br />
Lauerz<br />
1365 - 2 - A D<br />
Lauerz<br />
1365 - 3 - A<br />
Lauerz<br />
1366 - 1 - G<br />
Morschach<br />
1366 - 2 - A<br />
Morschach<br />
1366 - 3 - G<br />
Morschach<br />
1366 - 4 - F<br />
Morschach<br />
1366 - 5 - F<br />
Morschach<br />
1367 - 1 - E F<br />
Muotathal<br />
1367 - 2 - F<br />
Muotathal<br />
1367 - 3 - E G<br />
Muotathal<br />
1367 - 4 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 5 - A G<br />
Muotathal<br />
1367 - 6 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 7 - G H<br />
Muotathal<br />
1367 - 8 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 9 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 10 - F<br />
Muotathal<br />
1367 - 11 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 12 - A F<br />
Muotathal<br />
1367 - 13 - D G<br />
Muotathal<br />
1367 - 14 - A<br />
Muotathal<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Spitzeren 685 750 - 686 175/<br />
206 750 - 206 825<br />
Gottertli 686 750 - 687 125/<br />
207 300 - 207 575<br />
R Seit BUXTORF 1916 wird der tiefere Betlis-Kalk der Hochflue-Kette in Spitzeren-<br />
Kalk <strong>und</strong> Spitzeren-Mergel unterteilt.<br />
R Erratiker aus dem Urner Reusstal, transportiert zur Zeit der grössten Vergletscherung.<br />
Wilerbrugg 688 600 / 206 400 R Flysch-Aufschluss mit Ölquarzit-Geschieben im Dach der Inneren Einsiedler<br />
Schuppenzone (IES).<br />
Rotacher–<br />
Wilen<br />
689 150 - 689 275/<br />
207 000 - 207 125<br />
S Lauerz 686 675 - 687 400/<br />
209 000 - 209 800<br />
Weidstein–<br />
Schwanau<br />
687 700 - 688 650/<br />
208 800 - 209 800<br />
Schwändi 688 400 - 688 700/<br />
208 600 - 208 850<br />
Sisikon–<br />
Hinter Ibach<br />
689 050 - 692 450/<br />
200 850 - 206 500<br />
Fronalpstock 690 850 - 691 350/<br />
202 050 - 203 300<br />
Spitzeren–Eu 690 900 - 691 325/<br />
203 200 - 204 000<br />
Furggeli<br />
P. 1732<br />
Näppenalp 693 850 - 696 200/<br />
202 150 - 203 775<br />
Mälchstöckli<br />
P. 1707<br />
Laubgartenbach<br />
Planggstock–<br />
Oberjäntenen<br />
R Der zurückschmelzende Reuss-Gletscher liess im frühen Spätglazial am Rande<br />
„Eiskuchen”, sog. Toteis, zurück. Toteis-Hohlform mit gelegentlichem Seelein.<br />
L Moränenzüge S von Lauerz als Dokument einer Eisrandlage beim Rückzug des<br />
Reuss-Gletschers.<br />
R Mehrere Nummulitenkalk-Abfolgen vom Typ Einsiedeln liegen zwischen Otten<br />
<strong>und</strong> Schwanau (Eisenerz von Lauerz).<br />
R Die Schürflinge von Altdorfer Sandstein <strong>und</strong> Gruontal-Konglomerat stammen aus<br />
dem Schächental. Sie wurden über dem Flysch abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />
verfrachtet.<br />
R Im Bereich Sisikon–Morschach–Hinter Ibach liegen massenhaft Erratiker als<br />
Mittelmoränenreste des Reuss-Gletschers.<br />
L Aufschiebung innerhalb des Fronalpstock-Gewölbes der Drusberg-Decke.<br />
L Nischenartige Hohlform im Schrattenkalk der Fronalpfalte (Drusberg-Decke)<br />
war in N-Exposition von einem Gletscher erfüllt.<br />
691 700 / 202 050 L Götzis-Schichten, Konglomeratischer Seewer Kalk auf normalem Seewer Kalk.<br />
696 350 - 696 750/<br />
201 550 - 202 100<br />
696 700 / 202 375<br />
697 100 - 697 650/<br />
202 100 - 203 075<br />
Schwarzstock 697 450 - 698 350/<br />
201 200 - 203 200<br />
Hellberg 699 375 - 699 950/<br />
201 975 - 202 575<br />
Achslenstock 698 600 - 699 325/<br />
199 675 - 200 700<br />
E Frutt<br />
bis Hürital<br />
Höllloch<br />
Balmblätzen<br />
Schl. Brunnen<br />
Fugglen<br />
Gütschtobel–<br />
Bawangli<br />
Wallis, SE von<br />
Hinterthal<br />
699 900 - 701 200/<br />
202 000 - 202 450<br />
702 700 / 203 725<br />
707 200 / 204 350<br />
702 450 / 203 325<br />
702 250 / 203 100<br />
695 700 - 697 050/<br />
203 000 - 204 125<br />
702 150 - 702 550/<br />
201 850 - 202 300<br />
R Im Gebiet Näppenalp–Tröligerwald liegt Nummulitenkalk vom Typ Einsiedeln<br />
auf Wang-Schichten der Drusberg-Decke.<br />
R Auf dem Mälchstöckli liegt Wang-Brekzie mit Komponenten von Seewer Kalk,<br />
Garschella-Formation <strong>und</strong> oberstem Schrattenkalk.<br />
Laubgarten-Bach 1420 <strong>und</strong> 1500 m ü.M. mit Blöcken von Seewer Kalk, Garschella-Formation<br />
<strong>und</strong> Oberen Orbitolinenschichten in Wang-Formation.<br />
R Im Gebiet des Planggstock zeichnen sich zwei Transgressionen ab: Konglomeratischer<br />
Seewer Kalk (Götzis-Schichten) <strong>und</strong> Wang-Schichten.<br />
R Sackungen, die noch immer aktiv sind <strong>und</strong> wiederholt ins Rambachtobel niedergefahren<br />
sind, bedeuten für das Dorf Muotathal eine latente Gefahr.<br />
L Stirnnahe Seitenmoränen. Vom mündenden Bürgeli-Gletscher aus dem Gebiet<br />
Chaiserstock–Blüemberg.<br />
R Bei der Überschiebung der Drusberg-Decke wurde die Obere Silberen-Decke im<br />
Gebiet des Achslenstock <strong>und</strong> des Blümberg-Höreli in Falten gelegt.<br />
L Prachtvoll erhaltene spätglaziale Seitenmoräne des Hüri-/Muota-Gletschers.<br />
I Höllloch <strong>und</strong> zweiter Eingang in den Balmblätzen. Ausgedehntes Höhlensystem<br />
in verschiedenen tektonischen Einheiten (Bächistock-Decke, Untere <strong>und</strong> Obere<br />
Silberen-Decke, verschiedene Kreidekalke, so im Kontakt mit Drusberg-Schichten<br />
Schrattenkalk).<br />
Schlichenden Brunnen: (Balm) Karstwasseraustritt des Höllloch-Höhlensystems,<br />
Fliesswege aus dem Silberengebiet mit Markierversuch nachgewiesen.<br />
Fugglen: Karstwasseraufstösse.<br />
N Karstsystem mit grossen Höhlen, welche eine ausserordentlich grosse Schichtreihe<br />
(Mittlere Unterkreide bis Alttertiär) durchqueren.<br />
R Auf Wallis, SE von Muotathal, liegt Kieselkalk der Toralp-Serie auf der Oberen<br />
Silberen-Decke.<br />
Grosser Sternen 703 900 / 206 260 R Oolithische Bänke in den Luitere-Mergeln der unteren Garschella-Formation.<br />
N von<br />
Wasserberg<br />
Vorderes<br />
Bisistal<br />
Kar des<br />
Gämsstafel<br />
702 500 - 704 400/<br />
201 000 - 203 100<br />
702 800 - 704 750/<br />
202 250 - 203 350<br />
706 100 - 707 200/<br />
206 300 - 207 100<br />
Gschwändeigen 704 825 - 705 300/<br />
202 850 - 204 300<br />
R Sackungen auf verschiedenen Gleithorizonten der unteren Kreide sind als höhere<br />
Elemente der Axen-Decke ins vordere Bisistal niedergefahren.<br />
R Dreifache Abfolge von Schrattenkalk, Garschella-Formation, Seewer Kalk der<br />
Bächistock-, Unteren <strong>und</strong> Oberen Silberen-Decke im E begrenzt durch Aufschiebung<br />
mit helvetischem Kieselkalk.<br />
N Typlokalität der Drusberg-Schichten. Nach der Gesteinsabfolge im Gämsstafel<br />
SE des Druesberg hat ARN. ESCHER (1868) vor 135 Jahren den Begriff der mergelig-siltig<br />
<strong>und</strong> siltig-kalkigen Wechselfolge der oberen Unter-Kreide der helvetischen<br />
Kalkalpen bezeichnet.<br />
R Von der Drusberg-Decke bei ihrem Vorgleiten in die tektonische Senke der oberen<br />
Silberen-Decke gepresste Verkehrtserie (Toralp-Element: Helvetischer Kieselkalk<br />
<strong>und</strong> Betlis-Kalk).<br />
41
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1367 - 15 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 16 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 17 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 18 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 19 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 20 - A G<br />
Muotathal<br />
1367 - 21 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 22 - A H<br />
Muotathal<br />
1367 - 23 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 24 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 25 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 26 - A B<br />
Muotathal<br />
1367 - 27 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 28 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 29 -G<br />
Muotathal<br />
1367 - 30 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 31 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 32 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 33 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 34 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 35 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 36 - G<br />
Muotathal<br />
1367 - 37 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 38 - A<br />
Muotathal<br />
1367 - 39 - F G<br />
Muotathal<br />
42<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Dürenboden <strong>und</strong><br />
Hochweid<br />
705 675 - 706 650/<br />
199 425 - 200 425<br />
Bödmerenwald 706 000 - 707 200/<br />
203 075 - 207 075<br />
In den<br />
Balmblätzen<br />
E von Ober<br />
Schwarzenbach<br />
Vorder<br />
Bärenloch<br />
Roggenstöckli<br />
P. 1702.5<br />
707 100 - 707 400/<br />
204 175 - 204 650<br />
707 200 - 707 800/<br />
199 800 - 200 200<br />
707 125 - 707 800/<br />
205 050 - 205 525<br />
707 350 - 708 150/<br />
203 925 - 204 400<br />
Milchbüelen 707 900 - 708 600/<br />
196 500 - 197 200<br />
Gwalpeten–<br />
Märenspitz<br />
707 700 - 708 500/<br />
194 000 - 196 150<br />
Alp Saas 708 550 - 709 750/<br />
207 000 - 208 625<br />
Pragel–Rampferenstöckli<br />
Bödmeren,<br />
Oberist Hütte<br />
709 400 - 710 000/<br />
206 125 - 206 950<br />
708 850 - 709 000/<br />
203 825 - 204 100<br />
Tor–Abedweid 708 525 - 709 025/<br />
202 650 - 203 525<br />
R Mittelmoräne Dürenboden zwischen Muota- <strong>und</strong> Robutzli-Gletscher von der<br />
Hochfläche der Charetalp <strong>und</strong> Höchweid zwischen östlichen Parental-Armen des<br />
Muota-Gletschers.<br />
R Im Bödmerenwald ist im Gebiet Fureneggen–Tälti die Obere Silberen-Decke<br />
von mehreren N–S-verlaufenden Scherstörungen durchsetzt, <strong>und</strong> in tektonischen<br />
Senken liegen Reste des Toralp-Elementes.<br />
R Von der Drusberg-Decke wurde bei ihrem Vorgleiten in die tektonische Senke der<br />
Oberen Silberen-Decke Verkehrtserie (Toralp-Element) gepresst.<br />
N / R Der tiefste „Block-Gletscher“ der Alpen, mit einem Ende auf 1100 m ü.M.,<br />
gleitet auf steilstehendem Mols-Member (Tonschiefer des Aalenian). Das transportierte<br />
Bergsturzgut besteht aus Quintner Kalk vom Chupferberg.<br />
L Von der Oberen Silberen-Schuppe oder evtl. vom Toralp-Element ist beim Vorgleiten<br />
der Drusberg-Decke eine Seewer Kalk-Schuppe abgeschert worden.<br />
N Klippe der Drusberg-Decke, liegt im W auf der Oberen Silberen-Schuppe im E<br />
auf Toralp-Element. Der Anschluss zur Drusberg-Decke wurde durch die Muldenstruktur<br />
des Oberen Roggenloch unterb<strong>und</strong>en.<br />
L Noch im ausgehenden Spätwürm stürzte der Glattalp-Gletscher in das von Moränen<br />
begrenzte Zungenbecken auf Oberen Lias.<br />
R Im hintersten Bisistal ist die Axen-Decke in Falten gelegt. Über ihr liegt Malm<br />
der Drusberg-Decke. Märenbrunnen: Grosse Quelle aus Felswand.<br />
L Auf der E-Seite der Kette Miserenstock–Wänifirst sind in der Palfris-Formation<br />
<strong>und</strong> den Vitznauer Mergel Sackungen ins hinterste Klöntal niedergefahren.<br />
L Toralp-Element: verkehrtliegender Betlis-Kalk der Drusberg-Decke liegt auf der<br />
Oberen Silberen-Schuppe. Im Westen <strong>und</strong> Osten ist es durch eine Bruchstörung<br />
begrenzt.<br />
R In bereits bei der Platznahme der helvetischen Decken existenten Bruchspalten<br />
der Oberen Silberen-Decke findet sich S von Oberist Hütte, im Bereich einer<br />
markanten Querstörung, Kieselkalk des Toralp-Elementes.<br />
R Durch Scherstörungen begrenztes, dreieckiges Senkungsgebiet in der Oberen Silberen-Decke.<br />
Darin liegt ein Rest des Toralp-Elementes, Verkehrtschenkel der<br />
Drusberg-Decke mit Kieselkalk <strong>und</strong> Betlis-Kalk.<br />
Torloch 708 950 / 202 200 L Grenzblatt in der steilstehenden Öhrli-Formation, darüber Vitznau-Mergel <strong>und</strong><br />
Betlis-Kalk der basalen Axen-Decke; dann folgt erneut steilstehender Öhrli-Kalk<br />
der Bächistock-Decke.<br />
Toralp<br />
Silberen-Gipfel<br />
709 200 - 711 100/<br />
202 825 - 203 850<br />
710 825 - 711 550/<br />
205 475 - 206 100<br />
Gross Mälchtal 709 250 - 709 500/<br />
202 500 - 202 750<br />
Robutzli 708 500 - 710 000/<br />
199 800 - 200 500<br />
Charetalp 708 550 - 711 000/<br />
198 300 - 199 300<br />
Gampeleggen 709 925 - 711 350/<br />
208 375 - 208 825<br />
Chälen–<br />
Ronenband<br />
710 200 - 711 700/<br />
207 600 - 208 500<br />
Silberenseeli 711 850 - 712 575/<br />
203 500 - 204 250<br />
Gämsiloch<br />
Chratzerengrat<br />
711 000 - 711 300/<br />
203 100 - 203 325<br />
Glattalp 709 900 - 713 100/<br />
196 800 - 198 300<br />
Jegerstöck 709 425 - 713 550/<br />
195 400 - 197 575<br />
Brunalpeli 712 500 - 714 500/<br />
201 500 - 203 325<br />
R<strong>und</strong> Eggen 714 000 - 715 975/<br />
199 500 - 201 300<br />
N Toralp: Typlokalität der Toralp-Abfolge bzw. Elementes. Verkehrtserie der<br />
darüber vorgefahrenen Drusberg-Decke. Reste von verwalztem Betlis-Kalk<br />
wurden in tektonische Senken gepresst. Auf der N-Seite des Gross Mälchtal<br />
biegt dieser in flach nach N geöffneter Mulde zum Toralp-Element, der Verkehrtserie<br />
der Drusberg-Decke, um.<br />
R Im schattigen Gross Mälchtal hat sich auf knapp 1800 m ü.M. eine prachtvolle<br />
Stirnmoräne des Gross Mälchtal-Gletschers vom Chratzerengrat gebildet.<br />
L In der von Scherstörungen durchsetzten Karst-Hochfläche des westlichen Bös<br />
Fulen-Gewölbes hat sich der Dogger-Aufbruch des Robutzli ausgebildet.<br />
L Versickerungstrichter im vertorften <strong>und</strong> von Scherstörungen durchsetzten Karstgebiet<br />
im Quintner Kalk <strong>und</strong> in der Zementstein-Formation der Axen-Decke.<br />
R Persistente Mittelmoräne, die sich zwischen Eis von der Silberen <strong>und</strong> vom Bietstock<br />
sowie von Fläschenspitz–Wänifirst <strong>und</strong> Brüschbüchel bildete.<br />
L Zwei Systeme von schrägen Scherstörungen am N-Abhang der Silberen (Chälen–Ronenband).<br />
L Das Bergsturzseeli auf der Hinteren Silberenalp wird durch liegende Vitznau-<br />
Mergel gestaut. Diese sind nur an wenigen Stellen nicht vom Öhrli-Kalk-Sturzgut<br />
vom Chratzerengrat verschont geblieben.<br />
L Aus dem steilstehenden Öhrli-Kalk der Bächistock-Decke ist ein Stück Fels ausgebrochen<br />
<strong>und</strong> hat eine Naturbrücke entstehen lassen.<br />
L Die tektonisch angelegte <strong>und</strong> von Sackungen der Zementstein-Formation umgebene<br />
Wanne des Glattalpsees in der Zementstein-Formation der Axen-Decke<br />
wurde von Gletschern vom Ortstock <strong>und</strong> von den Jegerstöck ausgekolkt.<br />
L Über der Zementstein-Formation der Axen-Decke liegt mindestens ein Paket einer<br />
höheren Einheit von Quintner Kalk <strong>und</strong> Zementstein-Formation. Es entspricht<br />
dem Jurakern der Drusberg-Decke.<br />
L Scherstörungen im verfalteten <strong>und</strong> durchscherten Dogger-Aufbruch des Brunalpeli,<br />
in dessen Kern Eisensandstein (Bommerstein-Formation) zu Tage tritt.<br />
R / L Eindrückliche R<strong>und</strong>höckerlandschaft in dem von Störungen mit tiefen Dolinen<br />
<strong>und</strong> Karrenschloten durchsetzten Oberen Quintner Kalk der Axen-Decke.
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1367 - 40 - H<br />
Muotathal<br />
1368 - 1 - A<br />
Oberiberg<br />
1368 - 2 - A F<br />
Oberiberg<br />
1368 - 3 - A G<br />
Oberiberg<br />
1368 - 4 - G<br />
Oberiberg<br />
1368 - 5 - D H<br />
Oberiberg<br />
1368 - 6 - A F<br />
Oberiberg<br />
1368 - 7 - G<br />
Oberiberg<br />
1368 - 8 - A<br />
Oberiberg<br />
1368 - 9 - B D<br />
Oberiberg<br />
1368 - 10 - F<br />
Oberiberg<br />
1369 - 1 - A F<br />
Riemenstalden<br />
1369 - 2 - A E<br />
Riemenstalden<br />
1369 - 3 - A<br />
Riemenstalden<br />
1370 - 1 - A B<br />
Rothenthurm<br />
1371 - 1 - A<br />
Sattel<br />
1371 - 2 - G<br />
Sattel<br />
1371 - 3 - G<br />
Sattel<br />
1371 - 4 - G<br />
Sattel<br />
1372 - 1 - A G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 2 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 3 - F<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 4 - D F<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 5 - A G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 6 - G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 7 - B D<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 8 - G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Hinter Seeberg 705 600 - 705 900/<br />
200 500 - 200 900<br />
Surbrunnentobel<br />
Mördergruebi<br />
Pt. 1690<br />
Minsterschlucht<br />
Glastobel<br />
699 200 - 701 675/<br />
211 875 - 212 475<br />
700 175 - 701 800/<br />
206 650 - 208 700<br />
701 500 - 702 075/<br />
210 675 - 212 125<br />
Buoffen 701 025 - 701 575/<br />
208 800 - 210 175<br />
„Berggeist“-<br />
Quelle<br />
N Grosse Karstwasseraufstösse im Talboden mit beidseitigem Einzugsgebiet<br />
(BLN 1601).<br />
R Im Surbrunnentobel liegen in Mergeln exotische Blöcke als Iberg-Mélange<br />
(früher Wildflysch).<br />
R Die Mördergruebi besteht aus einer zerbrochenen ostalpinen Hauptdolomit-<br />
Platte über mittel- <strong>und</strong> hochpenninischen Klippen-Einheiten.<br />
L Minsterschlucht <strong>und</strong> Glastobel wurden nicht nur durch die Erosion der Minster<br />
<strong>und</strong> durch Schmelzwässer des Minster-Gletschers erzeugt; sie sind durch Scherstörungen<br />
tektonisch vorgezeichnet worden.<br />
L Zwischen Chäswald- <strong>und</strong> Minster-Gletscher hat sich eine Mittelmoräne mit zahlreichen<br />
Dolomit-Erratikern gebildet.<br />
701 675 / 207 775 R Im Bruchtektonik-Areal vom Einsiedler Schuppenzonen-Gebiet (Amdener For mation/Nummulitenkalk/Stad-Mergel)<br />
tritt eine Schwefel-Wasserstoff (H2S)-reiche<br />
Quelle aus.<br />
Roggenstock 702 200 - 703 075/<br />
208 100 - 209 425<br />
Seebli 702 200 - 703 000/<br />
207 300 - 208 150<br />
Hesisbol-Alp 701 500 - 703 600/<br />
205 700 - 207 800<br />
Bei der<br />
Druesberghütte<br />
Twäriberg 705 250 - 705 850/<br />
210 050 - 210 550<br />
Chämlezen 691 200 - 691 500/<br />
200 500 - 200 700<br />
Chlingenstock–<br />
Hengst<br />
Fulen<br />
Chaiserstock<br />
I Klippenabfolge am Roggenstock besteht aus mittelpenninischer Klippen-Decke,<br />
hochpenninischer Radiolarit/Ophiolit-Decke, ostalpiner Schuppe von Ober Roggen<br />
<strong>und</strong> Gipfelklippe Roggenstock–Farenstock.<br />
L Senke von tektonisch gestörten Wang-Schichten. Sie war infolge des Permafrostes<br />
bis zum Überlauf aufgestaut.<br />
L Scherstörungen in der Wang-Formation der Hesisbol-Alp mit aufliegenden Nummulitenkalken<br />
mit zahlreichen Dolinen. Diese haben sich oft in Schnittstellen von<br />
Scherstörungen gebildet.<br />
keine - sensibel R Im Obersten Schrattenkalk der südlichen Drusberg-Decke hat schon ARN. ESCHER<br />
(1868) vor über 130 Jahren Korallen gef<strong>und</strong>en. Sie belegen ein sauberes, untiefes<br />
Wasser in diesem Ablagerungsbereich des Schrattenkalkes.<br />
693 600 - 696 100/<br />
200 825 - 201 450<br />
696 975 - 697 500/<br />
197 050 - 197 450<br />
696 950 - 698 400/<br />
198 050 - 199 100<br />
R / L Glaukonitischer Phosphorit-Horizont mit aufgearbeiteten Brocken von Brisi-<br />
Kalk, tiefstes Glied der Selun-Schichtglieder (Garschella-Formation).<br />
R Abgescherte <strong>und</strong> beim Vormarsch der Drusberg-Decke überdrehte Front der<br />
Bächistock-Decke.<br />
R Ausbruch von Kreide-Schichten zwischen Rot Turm, Chlingenstock <strong>und</strong> Hengst<br />
aus dem Auflagerungsbereich der Wang-Formation.<br />
R Im Fulen ist mit Betlis-Kalk <strong>und</strong> Kieselkalk noch eine Gipfelklippe der Oberen<br />
Silberen-Decke auf der Bächistock-Decke vorhanden. An markanten Querstörungen<br />
endet die Obere Silberen-Decke mit dem Chaiserstock–Chli Chaisergrat; sie<br />
ist gegen die Urner See-Kulmination an den Alpenrand vorgeschoben worden <strong>und</strong><br />
erscheint dort in der Urmiberg-Platte.<br />
Rothenthurm keine - sensibel R / L Scherstörungen in der Talung von Rothenthurm mit F<strong>und</strong>stellen fossiler Pflanzen<br />
in der Steiner Aa <strong>und</strong> Rössliweid.<br />
Sattel–<br />
Schornen<br />
689 950 - 691 625/<br />
215 000 - 217 225<br />
Sunnenberg 692 100 - 692 475/<br />
215 550 - 216 100<br />
Mostelberg 691 725 - 692 375/<br />
213 400 - 214 275<br />
Altstafel 688 900 - 689 425/<br />
215 850 - 216 100<br />
Zünggelenflue–<br />
Ränggen<br />
Platten–Burg–<br />
Engelstock<br />
688 600 - 689 000/<br />
207 950 - 208 325<br />
689 400 - 690 750/<br />
210 200 - 211 850<br />
L Scherstörungen in der Unteren Süsswassermolasse (USM) der Rigi-Rossberg-<br />
Schüttung sind verantwortlich für die Sattel-Talung.<br />
R Habkern-Granit-Erratiker in der Steiner Aa <strong>und</strong> beim Gehöft Lustnau zwischen<br />
Sattel <strong>und</strong> Biberegg.<br />
R Mittelmoräne zwischen dem Rothenthurmer Arm des Muota/Reuss-Gletschers<br />
<strong>und</strong> dem Mostel-Gletscher vom Hochstuckli.<br />
L Höchste würmzeitliche Eisrandlage auf der SE-Seite des Rossberg, 1200 m<br />
ü.M.<br />
R In den Ränggen zeichnen sich markante Scherstörungen ab. W des Sattels hat<br />
sich in einer der Scherstörungen eine formschöne Riesen-Doline ausgebildet.<br />
R Vom Lauerzer See bis zum Engelstock finden sich, durch quere Scherstörungen<br />
versetzt, Partien der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (ÄES).<br />
Burg 690 425 / 211 260 N / R Typlokalität des Burg-Sandsteins (Sandstein-Flysch über dem Stad-Mergel).<br />
Seewen 690 320 / 209 270 N Typlokalität Seewer Kalk: In einem aufgelassenen Steinbruch 300 m SE der<br />
Autobahnausfahrt A4 <strong>Schwyz</strong> (Seewen).<br />
Hinter Ibach 691 950 - 692 750/<br />
205 925 - 207 325<br />
Hochstuckli–<br />
Haggenegg<br />
Zwüschet<br />
Mythen<br />
Brüschrain<br />
Gummenwald<br />
R / L Südhelvetische Nummulitenkalk-Schuppen an der Basis des Gibel-Gewölbes<br />
(Innere Einsiedler Schuppenzone IES). Spätglaziale Moräne Wernisberg–Degenberg<br />
auf den Schottern von Niederstalden–Wernisberg.<br />
693 925 / 212 400 L Grosser Klippenmalm-Block wurde bereits als Klippe oder erst zur Zeit der<br />
grössten Vergletscherung dorthin verfrachtet.<br />
keine - sensibel R F<strong>und</strong>stelle von fossilen Keuper-Pflanzen: Schachtelhalm (HEER 1877, 1879).<br />
694 800 - 695 775/<br />
210 950 - 212 450<br />
L Mittel- <strong>und</strong> Endmoränen eines Gletschers vom Haggenspitz (Alp-Gletscher-<br />
System).<br />
43
Stamm-Nr. /<br />
Gemeinde<br />
1372 - 9 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 10 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 11 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 12 - A G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 13 - G<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 14 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 15 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 16 - F<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 17 - F<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1372 - 18 - A<br />
<strong>Schwyz</strong><br />
1373 - 1 - G<br />
Steinen<br />
1375 - 1 - A<br />
Unteriberg<br />
1375 - 2 - B<br />
Unteriberg<br />
1375 - 3 - A G<br />
Unteriberg<br />
1375 - 4 - H<br />
Unteriberg<br />
1375 - 5 - A<br />
Unteriberg<br />
1375 - 6 - A<br />
Unteriberg<br />
1375 - 7 - F<br />
Unteriberg<br />
1375 - 8 - G<br />
Unteriberg<br />
1375 - 9 - A D<br />
Unteriberg<br />
1375 - 10 - A<br />
Unteriberg<br />
1375 - 11 - F<br />
Unteriberg<br />
1375 - 12 - G<br />
Unteriberg<br />
1375 - 13 - A G<br />
Unteriberg<br />
1375 - 14 - B F<br />
Unteriberg<br />
44<br />
Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />
Grosser <strong>und</strong><br />
Kleiner Mythen<br />
694 275 - 695 725/<br />
208 775 - 211 400<br />
Muotaschlucht 692 200 - 693 875/<br />
205 125 - 205 700<br />
Rotenflue 695 325 - 696 650/<br />
207 575 - 209 000<br />
Unter Gibel–<br />
Ober Gibel<br />
692 125 - 695 200/<br />
205 175 - 207 400<br />
Chaisten 695 200 - 698 150/<br />
206 550 - 207 925<br />
Chli Schijen<br />
P. 1557<br />
Gross Schijen–<br />
Hudelschijen<br />
697 550 - 698 750/<br />
207 100 - 207 900<br />
698 850 - 699 300/<br />
207 200 - 208 100<br />
Isentobel 699 650 - 700 075/<br />
207 325 - 208 200<br />
Spirstock<br />
P. 1771<br />
701 000 - 701 900/<br />
206 000 - 206 850<br />
Urmiberg 687 575 - 690 575/<br />
206 325 - 209 375<br />
Blattiswald 686 575 - 687 500/<br />
211 200 - 211 800<br />
Höch-Gütsch 702 325 - 702 850/<br />
213 050 - 213 150<br />
I Oberhalb <strong>Schwyz</strong> liegt auf Flysch ein markanter Rest der mittelpenninischen<br />
Klippen-Decke <strong>und</strong> baut die beiden Mythen auf.<br />
L Tektonische Vorgänge bewirkten eine erste Talanlage. In der Folge wurde die<br />
Muotaschlucht durch Eis, fliessendes Wasser <strong>und</strong> Verwitterungsvorgänge zur<br />
heutigen Schlucht geformt.<br />
R Im Gebiet der Rotenflue liegt eine ursprünglich nördliche Scholle der <strong>Schwyz</strong>er<br />
Klippen-Decke vor. Schichtserie: Trias-Gipse, Klippen-Malm, Malmbrekzie,<br />
Neocom-Fleckenkalke, Couches Rouges <strong>und</strong> höhere Schuppe mit Dogger.<br />
R Scherstörungen (A) <strong>und</strong> Strudellöcher (G) sowie Dolinen (G) in Schrattenkalk<br />
<strong>und</strong> Garschella-Formation der frontalen Drusberg-Decke.<br />
L Persistente Mittelmoräne Chaisten zwischen Rotenflue/Chloterli- <strong>und</strong> Chli<br />
Schijen-Eis.<br />
R Das Klippengebiet des Chli Schijen umfasst neben der Gipfel-Klippe weitere<br />
Klippen-Malm-Vorkommen, z.T. mit Neocom-Fleckenkalken <strong>und</strong> Couches<br />
Rouges.<br />
N / R Über Lunzer Schichten liegen Hauptdolomitreste der ostalpinen Roggenstock-<br />
Decke. Sie bek<strong>und</strong>en die westlichsten Bereiche der Ostalpen.<br />
R Im Isentobel liegen im Iberg-Mélange zahlreiche kristalline <strong>und</strong> andere exotische<br />
Blöcke.<br />
L Auf dem Spirstock liegt über Einsiedler Nummulitenkalken eine jüngste Abfolge<br />
mit Blockmergel <strong>und</strong> polygener Brekzie.<br />
R Der Urmiberg taucht bei Seewen unter die Schuttfächer von Nieten- <strong>und</strong> Siechenbach.<br />
Seine Fortsetzung liegt im Chaiserstock als Obere Silberen-Decke vor.<br />
R Im Blattiswald liegen zahlreiche Erratiker aus dem urnerischen Reuss- <strong>und</strong><br />
Maderanertal. Sie belegen einen Bergsturz auf den Reuss-Gletscher im frühen<br />
Spätglazial.<br />
L In der Inneren Einsiedler Schuppenzone (IES) liegt eine mehrfache Abfolge<br />
von Amdener Formation, Nummulitenkalk <strong>und</strong> Stad-Mergel, die lokal von Iberg-<br />
Mélange überdeckt ist.<br />
„Hüenderstein” 702 900 / 212 950 L Kleine Sackungsscholle der Inneren Einsiedler Schuppenzone (IES) mit verschiedenen<br />
Nummulitenarten.<br />
Guggerenchopf<br />
Hirsch<br />
Studen<br />
Adelmatt<br />
Tierfäderenegg–<br />
Stock–Nollen<br />
702 950 - 704 300/<br />
210 975 - 213 100<br />
R Scherstörungen im Gewölbe Guggerenchopf–Hirsch der frontalen Drusberg-<br />
Decke. Sie lassen sich zwischen Däslig–Sitinossen–Schlözbach in zahlreichen<br />
kleinen Störungen direkt beobachten.<br />
706 375 / 214 300 R Karstwasser-Aufstösse. Die letzten drei noch nicht gefassten Quell-Aufstösse in<br />
der Ebene von Studen.<br />
705 600 - 706 350/<br />
211 950 - 212 850<br />
R Am Stock liegen zwei Abfolgen von Wang-Formation, Nummulitenkalk <strong>und</strong><br />
Stad-Mergel übereinander.<br />
Schl<strong>und</strong> 704 925 / 212 850 L Der ca. 750 m3 grosse Seewer Kalk-Block wurde vom P. 1513 N der Tierfäderenegg<br />
durch Eis zum Schl<strong>und</strong> transportiert.<br />
Wannen keine - sensibel L Fossilhorizont der Wannenalp-Schichten (Obere Garschella Formation).<br />
Biet 706 325 - 706 550/<br />
210 550 - 210 775<br />
Rütistein<br />
P. 1986<br />
706 400 - 706 700/<br />
207 700 - 208 525<br />
Oberstes Sihltal 706 800 - 708 225/<br />
206 850 - 211 700<br />
Fluebrig 707 400 - 710 950/<br />
212 000 - 214 200<br />
Wändlispitz am<br />
Fluebrig<br />
Sihlseeli <strong>und</strong><br />
Butzi<br />
L Auf der N-Seite des Biet haben sich mehrere grosse Dolinen gebildet.<br />
L Innerhalb der südlichen Drusberg-Decke zeichnet sich eine schon von HANS<br />
CONRAD ESCHER (1807) <strong>und</strong> EDMUND QUEREAU (1893) gezeichnete Überschiebung<br />
ab.<br />
L Scherstörungen haben vom Teuf H<strong>und</strong> <strong>und</strong> NNE von Lusgütsch sihlabwärts die<br />
Anlagen des obersten Sihltales bedingt.<br />
R Schichtglied in der Garschella-Formation <strong>und</strong> Stirngewölbe der Drusberg-<br />
Decke.<br />
709 350 / 213 070 L Naturbrücke im untersten Schrattenkalk der Drusberg-Decke.<br />
709 450 - 709 925/<br />
208 000 - 210 500<br />
Wangflue 701 900 - 703 200/<br />
207 250 - 208 275<br />
L Im Bereich von SSE–NNW-verlaufenden Scherstörungen haben sich in Kühlzeiten<br />
durch Frostsprengung seit der Platznahme der Drusberg-Decke im widerstandsfähigen,<br />
helvetischen Kieselkalk mehrere Kare gebildet.<br />
N Die Wangflue, Typlokalität der Wang-Formation, oberste helvetische Kreide.
Geotop-Beispiel 1<br />
1301 - 1 - G Schlänggli–Moos–Bennau Ausfingernde Mittelmoränen des Rothenthurmer<br />
Einsiedeln Armes des Muota/Reuss-Gletschers bei Biberbrugg<br />
LK 1132 Einsiedeln 696/222 Hantke René N<br />
Ausserhalb des Endmoränenwalles von Schlänggli zeichnet sich zwischen diesem <strong>und</strong> der im Maximalstand der<br />
letzten Kaltzeit geschütteten Schotterterrasse von Bennau ein sich ausfingerndes System von Mittelmoränen des<br />
Rothenthurmer Armes ab. Auf diesem auf dem Eis transportierten Obermoränenschutt, auf festerem Gr<strong>und</strong>, wurden<br />
die Verkehrswege – SOB, Strasse <strong>und</strong> Strässchen – angelegt. Die Moränen-Endaufschüttungen bek<strong>und</strong>en den<br />
bis zur Bennauer Terrasse reichenden maximalen würmzeitlichen Eisstand des Rothenthurmer Armes. Die Tälchen<br />
zwischen den Mittelmoränenfingern wurden nicht ausgeräumt. In ihnen wurden, wie Bohrungen (AEBERLI 2001)<br />
<strong>und</strong> jüngste Aufschlüsse belegen, kaltzeitliche Seeletten mit Warven abgelagert, die zu Rutschungen Anlass geben.<br />
Der zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen eingedrungene Arm des Linth-Gletschers floss im entsprechenden Eisstand über<br />
den Sattel P. 911 E des Altberg ins untere Alptal <strong>und</strong> durch dieses von NE an die Terrasse von Bennau <strong>und</strong> hinterliess<br />
bei Biberbrugg äusserste Wallreste. In den äussersten Ständen flossen subglaziäre Schmelzwässer von Sihl<strong>und</strong><br />
Alp-Gletscher durch das untere Alptal.<br />
695 696 697 698<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): AEBERLI, U. 2001, HANTKE, R. 2003, et al. 2002 Ka.<br />
224<br />
223<br />
222<br />
Abb. 2.2<br />
Höhenkurven-Darstellung der ausfingernden Mittelmoränen<br />
des Rothenthurmer Armes des<br />
Muota/Reuss-Gletschers (M./R.-Gl.) zwischen der<br />
Schlänggli-Endmoräne <strong>und</strong> der Schotterterrasse<br />
von Bennau. Mittelmoränen-Finger des Rothenthurmer<br />
Armes punktiert, jüngerer Maximalstand<br />
mit dicken Punkten.<br />
Hochwürmzeitliche Schotter-Terrasse von Bennau<br />
zwischen Rothenthurmer Arm <strong>und</strong> ins untere Alptal<br />
eingedrungenem Linth-Eis.<br />
L.-Gl = Jüngere würmzeitliche Maximalstände des<br />
eingedrungenen Linth-Gletschers mit dicken Punkten.<br />
Abb. 2.3<br />
Ausfingernde Mittelmoräne des Rothenthurmer<br />
Armes des Muota/Reuss-Gletschers vom Altberg<br />
aus, der Endmoräne des zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen<br />
eingedrungenen Linth-Gletschers. Im Vordergr<strong>und</strong><br />
die Schotterterrasse von Bennau mit markanten<br />
Sackungen an den zurückschmelzenden<br />
Eisrand.<br />
45
Geotop-Beispiel 2<br />
1301 - 9 - B D F Steinbach–Büelhöchi Das Typusprofil der Einsiedler Nummuliten-<br />
Einsiedeln Kalke am Steinbach<br />
46<br />
LK 1152 Ibergeregg 702/217 Hantke René N<br />
Der Einsiedler Nummulitenkalk wurde erstmals von H.C. ESCHER V.D. LINTH (1807) erwähnt. Sein Sohn Arnold hat<br />
ein Profil durch die Abfolge skizziert, mit R.I. MURCHISON begangen <strong>und</strong> mit ihm diskutiert; dieser hat es 1849<br />
beschrieben.<br />
K. MAYER-EYMAR (1868) hat das Profil erneut aufgenommen <strong>und</strong> 1877 aus dem Dach des Nummulitenkalkes am<br />
Steinbach aus der Steinbach-Fossilschicht eine umfangreiche Flachwasserfauna eingehend beschrieben <strong>und</strong> abgebildet<br />
(Abb. 2.7). In den 30er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts haben JEANNET, LEUPOLD & BUCK (1935) die einzelnen<br />
Schuppen makro- <strong>und</strong> mikropaläontologisch untersucht <strong>und</strong> die Herkunft der Schuppen erkannt. Später haben FREI<br />
(1963), HERB. & HOTTINGER (1965) <strong>und</strong> KUHN (1967, 1972) die Mikrofauna bearbeitet <strong>und</strong> die Schuppenzone kartiert.<br />
Die Abfolge umfasst eine vierfache Wiederholung von Amdener Mergel, Nummulitenkalk, Globigerinenschiefer,<br />
von Oberkreide – Alttertiär (Abb. 2.4–2.6).<br />
Abb. 2.4<br />
Profil durch die Nummulitenkalkrippe am Steinbach<br />
aus LEUPOLD 1966 in KUHN 1972, Fig. 6<br />
Abb. 2.5<br />
Die Nummulitenkalkrippe am Steinbach von Ruestel<br />
702 703<br />
Abb. 2.6<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 1152 (Ibergeregg). Reproduziert mit<br />
Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
218<br />
217
Abb. 2.7<br />
K. MAYER-EYMAR, 1877, aus Systematisches Verzeichnis der Versteinerungen des Parisian der Umgebung von Einsiedeln, Beitr. geol.<br />
Karte der Schweiz 14/2, Anh. Tafeln I–IV, (F<strong>und</strong>stelle Steinbach).<br />
Literatur: FREI, R. 1963, HERB, R. & HOTTINGER, L. 1965, JEANNET, A., LEUPOLD, W. & BUCK, D. 1935, KUHN, J.A.<br />
1972, LEUPOLD, W. 1966, MAYER-EYMAR. K. 1877, MURCHISON, R.I. 1849.<br />
47
Geotop-Beispiel 3<br />
1311 - 2 - A G Fälmisegg–Gersau Blattverschiebung zwischen Rigi-Hochflue-Kette<br />
Gersau <strong>und</strong> Gersauer Stock<br />
LK 1151 Rigi<br />
LK 1171 Beckenried 682/206 Hantke René R<br />
Die beiden Gesteinsabfolgen der Rigi-Hochflue- <strong>und</strong> der Urmiberg-Platte <strong>und</strong> die entsprechenden Abfolgen am<br />
Gersauer Stock wurden bei der Platznahme der helvetischen Randkette in Gersau um 2.2 km gegen NW verschoben.<br />
Die Blattverschiebungen beginnen schon E von Gersau, bei Buol <strong>und</strong> sind im Bereich Gersau durch Sackungen<br />
<strong>und</strong> Schuttfächer überschüttet, umso bedeutsamer sind ihre Ränder (Abb. 2.8 <strong>und</strong> 2.9).<br />
Da der Widerstand durch die Nagelfluhmasse der Rigi bereits zur Zeit der Platznahme der helvetischen Decken<br />
gegen W bescheidener geworden ist, die Rigi-Schüttung gegen W an Intensität eingebüsst hat, glitten die Elemente<br />
des Gersauer Stock weiter gegen NW vor als NE von Gersau, wo sich über der länger anhaltenden Rigi-Schüttung<br />
im Teuffibach noch die Teuffibach-Schuppen einstellen. Offenbar ist auch der ursprünglich S anschliessende<br />
Bereich, der gegen SSE sich verjüngende Schüttungsstiel, verschuppt <strong>und</strong> auf die jüngsten Ablagerungen des Rigi-<br />
Schuttfächers, auf die Scheidegg-Nagelfluh, aufgeschoben worden.<br />
Der vom Gersauer Stock etwas bescheidenere Rigi-Schüttungsanteil ist nicht erst später, in der ausgehenden Tertiärzeit,<br />
im Pliozän, <strong>und</strong> im Eiszeitalter durch den Reuss-Gletscher abgetragen <strong>und</strong> als Blöcke ins Mittelland verfrachtet<br />
worden, sondern bek<strong>und</strong>et die primäre Reduktion gegen den westlichen Schüttungsrand. Dies zeigt, dass die Nagelfluh-Schüttungen<br />
recht kurzfristig – als Ausbrüche von hinterstauten Seen in den alpinen Tälern – entstanden sind<br />
<strong>und</strong> dass sie durch das rasche Ausfallen der Grobschüttung frontal <strong>und</strong> seitlich begrenzt waren (Abb. 1.6, S. 13).<br />
Bei der Blattverschiebung zeichnen sich im Teuffibachtobel auch in den Molasseschuppen Störungen mit Verschiebungen<br />
ab (Geotop 1311 - 3 - AD).<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): BUXTORF, A. 1913K, 1916, HANTKE, R. 1961a, et al. 2002Kb, KAUFMANN, F.-J. 1872,<br />
STÜRM, B. 1973, VOGEL, A. & HANTKE, R. 1988.<br />
48<br />
682 684 685<br />
207<br />
206<br />
205<br />
Abb. 2.8<br />
Gersauer Stock, Gersau <strong>und</strong> Rigi-Hochflue von<br />
Beckenried aus. Die Scherstörung verläuft schräg<br />
oberhalb von Gersau.<br />
Abb. 2.9<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 (verkleinert) 1151/<br />
1171 (Rigi/Beckenried) mit Blattverschiebung in<br />
der helvetischen Randkette Gersauer Stock–Rigi-<br />
Hochflue<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo<br />
(BA035157)
Geotop-Beispiel 4<br />
1343 - 2 - E Allmeind Aktive Rutschung Allmeind auf der W-Seite des<br />
Innerthal Wägitaler See Wägitaler Sees<br />
LK 1153 Klöntal 712/215 Hantke René L<br />
Die Rutschung Allmeind auf Flysch-Unterlage ist<br />
nicht nur die bedeutendste aktive Rutschung im <strong>Kanton</strong>,<br />
sondern noch weit darüber hinaus. Es ist fast<br />
möglich zuzuschauen, wie sich das an sich bescheiden<br />
steile Gebiet der Allmeind seewärts bewegt.<br />
Besonders krass sind die Bewegungen unterhalb des<br />
Waldrandes; offenbar ist dort die Bodenfeuchtigkeit<br />
noch etwas erhöht. Dagegen sind die Bewegungen im<br />
Wald deutlich geringer (Abb. 2.10–2.12).<br />
Von 1988–93 hat das BA für Landestopographie<br />
(EGGENBERG 1993) die Rutschgebiete am Wägitaler<br />
See vermessen. Auf der W-Seite bei Au <strong>und</strong> im<br />
Gebiet Allmeind wurden in fünf Jahren (P. 4) Horizontal-Verschiebungen<br />
bis zu 1103 cm <strong>und</strong> Vertikal-<br />
Bewegungen bis 200 cm festgestellt. Auf der E-Seite<br />
hat sich beim Unteren Heuboden (P. 806) das Terrain<br />
von 1988–93 um 25 cm horizontal <strong>und</strong> 41 cm vertikal<br />
bewegt (Abb. 2.10).<br />
Neben Spiegelschwankungen durch den Stausee-<br />
Betrieb ist im Fall Allmeind das Abgleiten der Moränendecke<br />
auf schieferiger Flysch-Unterlage unter<br />
Kontrolle zu halten (EGGENBERG 1993, in JÄCKLI<br />
1970, 1975, 1980, 1996).<br />
Abb. 2.11<br />
Die Allmeind-Rutschung<br />
712<br />
Literatur: EGGENBERG, F. 1993, JÄCKLI, H. 1970, 1975, 1980, 1996.<br />
713<br />
Abb. 2.10<br />
Horizontalverschiebung in der Allmeind-Rutschung, nach<br />
EGGENBERG 1993<br />
Abb. 2.12<br />
Durch einen Rutschwulst aufgestauter Tümpel<br />
714<br />
217<br />
216<br />
215<br />
214<br />
49
Geotop-Beispiel 5<br />
1343 - 3 - A G Bockmattlihütte Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des<br />
Innerthal Schiberg–Bockmattli Schiberg<br />
50<br />
LK 1153 Klöntal 715/218 Hantke René R<br />
Die schon bei der Platznahme erfolgte Scherstörung <strong>und</strong> der Aufbruch zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli wurden<br />
in den Kaltzeiten ausgeräumt. In der entstandenen Hohlform hat sich jeweils ein Gletscher entwickelt. Am N-Fuss<br />
des Schiberg setzt auf 1520 m ü.M. eine persistente, über alle Kaltzeiten des Eiszeitalters geschüttete Mittelmoräne<br />
zwischen dem Wägital-Gletscher <strong>und</strong> einem aus dem Kar zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli vorstossenden Bockmattli-Gletscher<br />
ein (Abb. 2.13–2.15).<br />
In den grössten Kaltzeiten reichte der Wägital-Gletscher über dem mittleren Wägital bis auf 1470 m ü.M. Der viel<br />
bescheidenere Bockmattli-Gletscher wurde mit dem vom Tierberg <strong>und</strong> Chöpfenberg zugestossenen Trepsen-Eis<br />
auf das Trepsental beschränkt. Dabei hat sich ebenfalls NW von Trepsen eine Mittelmoräne eingestellt. Im Maximum<br />
der letzten Eiszeit reichte das Feldredertli-Eis an der Lauihöchi bis auf 1400 m ü.M. Die steil S-fallenden<br />
Wände vermochten kälteresistenten alpinen Florenelementen ein Refugium zu bieten. Noch an der Ober Grabenegg<br />
S von Galgenen stand das Linth-Eis bis auf 1050 m ü.M.<br />
714 715<br />
Abb. 2.14<br />
Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des Schiberg von<br />
Schwarzenegg<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): Kap. 5, HANTKE, R. et al. 2002Kd.<br />
218<br />
217<br />
Abb. 2.13<br />
Höhenkurven-Darstellung der persistenten<br />
Mittelmoräne am Fuss des Schiberg,<br />
1:25'000. Mittelmoränen (punktiert)<br />
zwischen Wägitaler- <strong>und</strong> Bockmattli-<br />
Gletscher; dicke Punktreihen: jüngere<br />
stirnnahe Moränen des Bockmattli-Gletschers.<br />
Abb. 2.15<br />
Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des Schiberg von Allmeind
Geotop-Beispiel 6<br />
1346 - 2 - A Westende des Chöpfenberg Scherstörung am Westende der Wageten–<br />
Schübelbach Chöpfenberg-Kette<br />
LK 1133 Linthebene 715/219 Hantke René R<br />
Im obersten Trepsental endet die Wageten–Chöpfenberg-Kette scheinbar ohne jede Fortsetzung gegen W. Die<br />
Gesteinsabfolge umfasst: Quintner Kalk, Tros-Kalk, eine in ihrer Mächtigkeit reduzierte Kreide – Zementstein-Formation<br />
bis Seewer Kalk – <strong>und</strong> darüber transgredierendes Tertiär mit Nummulitenkalk, Stad-Mergel <strong>und</strong><br />
Taveyanne-Serie (Abb. 2.16 <strong>und</strong> 2.17). Aufgr<strong>und</strong> der Abfolge ergaben sich schon früh (MEYER 1922) Hinweise,<br />
dass die Wageten-Kette von der Griessstock-Decke abgeschert <strong>und</strong> an der Basis der helvetischen Decken an den<br />
Alpenrand verfrachtet worden ist. Dies haben die Aufnahmen von FREY (1965) <strong>und</strong> STACHER (1973) bestätigt.<br />
Merkwürdig ist dabei jedoch, dass zwischen dem Klausenpass <strong>und</strong> dem Wiedererscheinen der ihr gesteinsmässig<br />
entsprechenden Abfolge in der Chöpfenberg-Kette eine Lücke von über 10 km klafft.<br />
Da sich das Bös Fulen-Gewölbe zwischen dem Bisistal <strong>und</strong> dem hinteren Bösbächital extrem stark heraushebt,<br />
besteht die Möglichkeit, dass sich darin das zwischen Griessstock <strong>und</strong> Chöpfenberg fehlende Zwischenstück der<br />
jüngeren Schichtglieder der Griessstock-Decke verbirgt. Dieses könnte beim Vorgleiten der Chöpfenberg–Wageten-Kette<br />
in der tektonischen Falle des Bös Fulen-Gewölbes hängen geblieben sein. Weiter W, wo die jüngeren<br />
Sedimente der Griessstock-Decke noch mit der Deckenbasis solidarisch geblieben sind, wie weiter E, wo die<br />
Abfolge als Chöpfenberg–Wageten-Kette an den Alpenrand vorgeschoben worden ist, reduziert sich das Bös<br />
Fulen-Gewölbe.<br />
715<br />
716<br />
220<br />
219<br />
Abb. 2.16<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 1133 (Linthebene): Das Westende des<br />
Chöpfenberg<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
Abb. 2.17<br />
Das Westende der Chöpfenberg-Kette von der Schwarzenegg<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): FREY, F. 1965, HANTKE, R. 1961a, et al. 2002Kd, MEYER, H. 1922, OBERHOLZER, J. 1933,<br />
OBERHOLZER, J. et al. 1942K, OCHSNER, A. 1969K, 1975, STACHER, P. 1973.<br />
51
Geotop-Beispiel 7<br />
1348 - 1 - A Spitzberg Die Abscherung der Spitzberg-Molasse <strong>und</strong> ihre<br />
Vorderthal Verschiebung gegen E an den Alpenrand<br />
52<br />
LK 1133 Linthebene 711/220 Hantke René R<br />
Die Molasse-Abfolge des Spitzberg endet NE von Vorderthal zwischen der Strassenkehre P. 818 <strong>und</strong> Baschanner<br />
zunächst ohne sichtlichen Gr<strong>und</strong>. Ihre seitliche Abscherung ist bei der Platznahme der an den Alpenrand verfrachteten<br />
helvetischen Stirnköpfe der Aubrige <strong>und</strong> der Verschuppung der subalpinen Molasse erfolgt. Längs einer<br />
SW–NE-verlaufenden Scherstörung ist diese abgeschert <strong>und</strong> gegen NE verschoben worden. Sie setzt sich N des<br />
Trepsenbach in der Kette des Mälchterli weiter gegen E über den Planggenstock zum Hirzli in den Kt. Glarus fort.<br />
In der letzten Phase der Platznahme ist die steil gegen SE einfallende Scherfläche leicht verbogen <strong>und</strong> die südöstliche<br />
Partie gegen NE verschoben worden. S an die Scherfläche schliesst Trepsen-Flysch an, eine Abspaltung des<br />
Wägitaler Flysches. Gegen W quert die Basis der kühlzeitlichen oberoligozänen Spitzberg-Schüttung bei P. 714 die<br />
Wägitaler Strasse <strong>und</strong> steigt N von Güspi <strong>und</strong> Drinäpper N der Vorder Sattelegg an (Abb. 2.18–2.21).<br />
Gegen E erreicht die Scherfläche vom Spitzberg zwischen Chli Feldredertli <strong>und</strong> Lachner Stock, im Sattel von<br />
P. 1398 den Molassegrat. Dort umfasst die östliche Fortsetzung der Spitzberg-Abfolge eine r<strong>und</strong> 300 m mächtige<br />
Molasseserie mit Planggenstock <strong>und</strong> Hirzli. Auf dem Sattel P. 1398 stösst die Scherfläche an die Kernzone aus<br />
Unterer Meeresmolasse der Biltener- <strong>und</strong> Lachen–Trepsenbach-Antiklinale. Die mehrere 100 m mächtige Abfolge<br />
S dieser Antiklinale spitzt gegen den Sattel aus. Die Hirzli-Schüttung büsst gegen W rasch an Mächtigkeit ein. Da<br />
sich in der Molasse-Abfolge von Hirzli–Planggenstock – mit Ausnahme einer lokalen basalen Aufschiebung im<br />
mittleren Biltener Tobel – nirgends eine Scherfläche abzeichnet, hat dort die Molasse-Schüttung mit bedeutender<br />
Schuttlieferung länger angehalten. Das Gebiet W des Planggenstock gegen den Sattel P. 1398 bildet eine Hochzone.<br />
Auf diese folgte eine Schüttung, nachdem die tieferen, zunächst noch vom Meer der Unteren Meeresmolasse<br />
eingenommenen Bereiche (Biltener Tobel <strong>und</strong> P. 1398–Gelbberg–Chatzenrugg–Unteres Trepsental) verfüllt worden<br />
waren. Aufgr<strong>und</strong> der überliegenden Molasse konnte dies erst in der Kühlphase geschehen, die auf die warmzeitliche<br />
Flora an der W-Flanke des Hirzli folgte. In dieser Kühlzeit wurde auch der Bereich WSW der Scherfläche,<br />
die Spitzberg–Drinäpper-Schüttung, überschüttet. Damit dürfte die Warmphase mit der Flora am Hirzli jener am<br />
Rinderweidhorn entsprechen.<br />
Eine Geröllzählung in der 25° gegen SW einfallenden Kalknagelfluh des Spitzberg N von Haltli ergab bei einer<br />
Geröllgrösse von 1–9 cm in grobkalksandiger Matrix (Tab. 2.2):<br />
– Feinkörniger grauer Sandstein mit brauner Verwitterungsrinde 18 %<br />
– Mikritische Kalke mit wenig fein verteiltem Glaukonit 26 %<br />
– Feinkörniger gelblicher Dolomit 18 %<br />
– Onkoidischer, hell anwitternder Kalk 4 %<br />
– Mikritischer, weisslich anwitternder Kalk 12 %<br />
– Feinspätiger, hellgrau anwitternder Kalk 10 %<br />
– Feinspätiger, glaukonitischer Sandkalk 6 %<br />
– Dunkelgrüner bis schwarzer Silex 6 %<br />
Kalknagelfluh Spitzberg (Typ Hirzli) 100 %<br />
Tab. 2.2<br />
Geröllzählung Kalknagelfluh Spitzberg (Typ Hirzli)<br />
Abb. 2.18<br />
Lauihöchi–Rossweidhöchi–Chöpfenberg. Die Scherstörung trifft<br />
im Bild 12 mm vom linken Rand auf die Hintergr<strong>und</strong>-Kulisse.<br />
In der nächsttieferen Nagelfluhbank sind die dunklen Silices etwas häufiger. Eine höhere Bank zeichnet sich durch<br />
bis 15 cm grosse Gerölle eines mikritischen Kalkes aus; zugleich trat dort ein einziges rotes Radiolarit-Geröll auf.<br />
Noch etwas höher fand sich ein Dolomitgeröll von 16 cm Durchmesser.
Unt. Süsswassermolasse<br />
Kalk-Nagelfluh<br />
Unt. Meeresmolasse<br />
Tonmergel, Kalk-Sandstein<br />
Quartär: Hangschutt<br />
Moräne, Rutschungen<br />
Äussere Einsiedler Schuppen<br />
Amdener Sch. Nummulilenk. SM.<br />
Wildflysch<br />
Serhalten Flysch<br />
Trepsen-Flysch<br />
Abb. 2.19<br />
Die Scherstörung zwischen dem S-Ende des Spitzberg <strong>und</strong> seiner nordöstlichen Fortsetzung in der Kette Mälchterli–Planggenstock–Hirzli-Kette,<br />
weitgehend nach OCHSNER, A. 1969K:<br />
Subalpine Molasse-Schuppe Vordere Sattelegg–Spitzberg <strong>und</strong> Mälchterli–Planggenstock–Hirzli<br />
Trepsen-Flysch = basale Abspaltung des Wägitaler Flysch<br />
Einschlüsse von exotischen Blöcken <strong>und</strong> Leimeren-Kalk im Wildflysch (Serhalten-Flysch)<br />
Äussere Einsiedler Schuppenzone, Amdener Schichten, Südhelvetische Nummulitenschichten, Stad-Mergel (SM)<br />
Quartär: Moränen, Schotter, Bergsturz, Hangschutt, Rutschungen, Alluvionen<br />
Abb. 2.20<br />
Die gegen rechts in die Luft ausstreichenden<br />
Molasseschichten des Spitzberg NE von Vorderthal<br />
von der Wägitaler Strasse aus. Die Scherstörung<br />
verläuft von Vorderthal zum Sattel E des<br />
Spitzberg.<br />
Abb. 2.21<br />
Molasse-Kalknagelfluh vom S-Ende des Spitzberg<br />
(Baschanner)<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): FREI, H.-P. 1979, HANTKE, R. 1991, et al. 2002Ka, MÜLLER, H.-P. 1971, OCHSNER, A.<br />
1969K, 1975.<br />
53
Geotop-Beispiel 8<br />
1367 - 20 - A G Roggenstöckli Das Roggenstöckli P. 1702.5, eine Klippe der<br />
Muotathal Drusberg-Decke<br />
LK 1172 Muotatal<br />
LK 1173 Linthal 707/204 Hantke René N<br />
Im oberen Bödmerwald erhebt sich zwischen den Balmblätzen <strong>und</strong> dem Oberen Roggenloch ein 600 m langer,<br />
400 m breiter <strong>und</strong> 120 m hoher Felsrücken von Unterkreide-Gesteinen der Drusberg-Decke. Der Rücken, eine<br />
Klippe der südlichsten Drusberg-Decke – Vitznau-Mergel, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> schiefriger unterer helvetischer<br />
Kieselkalk – ist beim Vorgleiten in einer seichten Senke zurückgeblieben. Während die Unterlage auf der W-Seite<br />
aus Oberem Schrattenkalk der Oberen Silberen-Decke besteht, hat sich auf der E-Seite, im Oberen Roggenloch,<br />
über dem Seewer Kalk der Oberen Silberen-Decke noch Betlis-Kalk der Toralp-Serie, überfahrene Stirnteile der<br />
Drusberg-Decke, erhalten. Diese hält unter dem Roggenstöckli nicht durchgehend durch; die Toralp-Serie ist nur<br />
lückenhaft, vor allem in tektonischen Senken der Oberen Silberen-Decke, zurückgeblieben. Da auf der W-Seite<br />
Oberer Schrattenkalk ihr höchstes Schichtglied bildet, ist sie dort schon beim Vorgleiten der Drusberg-Decke auf<br />
einem Mergelhorizont der Garschella-Formation, auf der Fluebrig-Schicht, abgeschert worden (HANTKE, R. in<br />
SIDLER, C. 2001, S.52f Abb. 2.3, HANTKE, R. et al. 2002Ke, Abb. 2.22–2.24). In der Gruebi S des Pragelweges stellt<br />
sich in der Palfris-Formation der Drusberg-Decke ein Seewer Kalk-Vorkommen von wenigen 100 m Länge ein, das<br />
als abgeschert von der Oberen Silberen-Decke gedeutet werden kann.<br />
Die Steinschlag gefährdete Steilwand der Drusberg-Decke ist seit ihrer Platznahme nur wenige 100 m zurückgewittert.<br />
Auf der S-Seite des Roggenstöckli sind von der Abfolge durch das in jeder Kaltzeit des Eiszeitalters von<br />
der Silberen abgeflossene Eis nur wenige Zehner von Metern weggesprengt worden. Die S-Seite stellt damit aufgr<strong>und</strong><br />
seiner ordentlich symmetrischen Form des Roggenstöckli den kaum durch spätere Einwirkung beeinträchtigten<br />
S-Rand der Drusberg-Decke dar. Das Relief des Silberen-Plateaus mit der Senke des Roggenstöckli <strong>und</strong> den<br />
mit Toralp-Serie gefüllten Senken bek<strong>und</strong>et die Überschiebung der Drusberg-Decke, der Abtrag ist minimal.<br />
Abb. 2.23<br />
Das Roggenstöckli von SE: Über Seewer Kalk der Oberen Silberen-Decke<br />
folgen zunächst wenige Meter Betlis-Kalk der<br />
Toralp-Serie <strong>und</strong> darüber die Klippe des Roggenstöckli mit<br />
Vitznau-Mergeln, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> Kieselkalk der südlichen<br />
Drusberg-Decke.<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): BRÜCKNER, W. 1947, HANTKE, R. 1949, 1961a, 1995, 2001K, et al. 2002Ke,f, KÄLIN, W. 1982,<br />
1987, KÄLIN, W. & SCAGNET, E. 1997, OBERHOLZER, J. 1933, et al. 1942K, SIDLER, C. 2001.<br />
54<br />
707 708<br />
204<br />
Abb. 2.22<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 (vergrössert) 1172/1173 (Muotatal/Linthal)<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
Abb. 2.24<br />
Das Roggenstöckli von E: Die Klippe der Drusberg-Decke mit<br />
Vitznau-Mergel, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> basalem schiefrigem<br />
helvetischen Kieselkalk liegt auf Oberem Schrattenkalk der<br />
Oberen Silberen-Decke.
Geotop-Beispiel 9<br />
1371 - 2 - G Sunnenberg Habkern-Granit-Erratiker im Tal der Steiner Aa<br />
Sattel<br />
LK 1152 Ibergeregg 692/216 Gasser Jakob R<br />
Auf der Nebenstrasse vom Dorf Sattel gegen Rothenthurm liegt nach 1.5 km oberhalb des Bahntunnels das Gehöft<br />
Lustnau. Dort findet sich auf 935 m ü.M. ein besonderer granitischer Gesteinsblock.<br />
Im Flussbett der Steiner Aa liegen zwei gleichartige, r<strong>und</strong> geschliffene, 1–2 m 3 grosse Blöcke, die je nach Wasserführung<br />
<strong>und</strong> Geschiebetrieb des Flusses freigelegt oder zugedeckt sind. Eine nähere Musterung des granitischen<br />
Gesteins zeigt Abweichungen gegenüberden bekannten Aare-Granit-Erratikern des Reuss-Gletschers. Neben graugrünlichem,<br />
fettig glänzendem Quarz (40%) <strong>und</strong> dunklem Glimmer (Biotit 10%) fällt der fleischrote Alkali-Feldspat<br />
(50%) auf (Abb. 2.26 <strong>und</strong> 2.27).<br />
Solche Gesteine kommen häufig im Flysch des Habkern-Tales nördlich von Interlaken vor <strong>und</strong> werden daher Habkern-Granit<br />
genannt. Dieser Granittyp stammt von einer heute verschw<strong>und</strong>enen Region, einer Schwelle am Rande<br />
des nördlichen Ur-Mittelmeeres (Tethys), deren Abtragungsprodukte während der Flyschbildung in die Vortiefe der<br />
Gebirgsfront abglitten.<br />
Abb. 2.25<br />
Situation des Murgangs vom Engelstock auf den Reuss/Muota-Gletscher mit Transportweg an den F<strong>und</strong>ort. Das Längenprofil dient<br />
der Ermittlung der Höhenlage des Eises.<br />
Bei der alpinen Gebirgsbildung gelangten mit dem Deckenschub die drei Habkern-Granit-Blöcke – im Flysch gut<br />
verpackt – als „Exoten“ in den Bereich des Engelstock. Aufgr<strong>und</strong> der im Raum Steinen–Engelstock rekonstruierten<br />
Oberfläche des Reuss-Gletschers um 1000 m ü.M. kann das weitere Geschehen gegen Ende der letzten<br />
Vergletscherung eingeordnet werden. Der Rothenthurmer Arm des Muota/Reuss-Gletschers endete in der Gegend<br />
55
von Rothenthurm. In einer Tauphase löste sich am Engelstock oberhalb Gigersberg, aus der heute noch erkennbaren<br />
Anrissnische Abigweid, eine murgangähnliche Flysch-Rutschung. Der Murgang fuhr über Chüngstbüel–Höchweid–Erlirieter<br />
auf den Rothenthurmer Eisarm. Damit sind die drei Habkern-Granit-Blöcke zu Erratikern geworden<br />
<strong>und</strong> auf dem wieder vorstossenden Eis, in r<strong>und</strong> 70–100 Jahren, um 2.5 km Richtung Rothenthurm verfrachtet<br />
worden. Die Lauital-Eiszunge drückte den Reuss/Muota-Gletscher etwas nach NW <strong>und</strong> die Findlinge in die ungefähre<br />
heutige Lage. Ein Temperaturanstieg setzte dem Vorstoss ein Ende – das Eis begann zurückzuschmelzen.<br />
Da in der Lustnau während des Abschmelzens Gletscheroberfläche, Terrainhöhe <strong>und</strong> Lage des nördlichsten „erratischen<br />
Exoten“ zusammenfielen, wurde dieser dort auf 935 m ü.M. deponiert. Die beiden andern, 250 m südlicher<br />
gelegenen Blöcke, glitten beim Schmelzen auf der zurückweichenden Gletscherzunge auf die damalige Talsohle,<br />
wo sie durch Erosionswirkung der Steiner Aa an ihren heutigen Standort verfrachtet worden sind (Abb. 2.25).<br />
Abb. 2.26<br />
Der Habkern-Granitblock auf dem Hof Lustnau, Gemeinde Sattel, durchdrungen von einem hellen, feinkörnigen Granit-Aplit-Gang.<br />
Abb. 2.27<br />
Habkern-Granit – Anschliff eines Handstückes 4/5 cm vom F<strong>und</strong>ort Lustnau in der Steiner Aa<br />
Literatur: YAVUZ, E.V. 1996.<br />
56
Geotop-Beispiel 10<br />
1375 - 3 - A G Guggerenchopf Die Entstehung des Waagtales mit dem Inselberg<br />
Unteriberg Hirsch Siti-Nossen<br />
LK 1152 Ibergeregg 703/211 Hantke René & Scheidegger Adrian E. R<br />
Das Waagtal verdankt seine Entstehung einer Anzahl Grenzblättern, die sich ablösten <strong>und</strong> in ihrer Mitte einen Inselberg<br />
stehen liessen. Die Faltenachsen des Guggeren- <strong>und</strong> des Hirsch-Gewölbes sind sowohl in der Horizontalen<br />
wie in der Vertikalen gegen einander verschoben. Der Versatz beträgt in der Horizontalen 330 m, in der Vertikalen<br />
280 m, die Faltenachsen fallen mit 7° gegen WSW. Dass der Waag-Gletscher von der westlichen Druesberg-Kette<br />
diese markante Vorzeichnung benutzt hat, ist offenk<strong>und</strong>ig. Eine Ausräumung durch den Waag-Gletscher erscheint<br />
jedoch recht merkwürdig, da dieser durch den Minster-Gletscher im W <strong>und</strong> vor allem durch den von der östlichen<br />
Druesberg–Mieseren- <strong>und</strong> von der Mieseren–Fluebrig-Kette abgestiegenen Sihl-Gletscher im E gestaut wurde.<br />
Der Siti-Nossen ist als abgesunkener Inselberg in der Mitte des Waagtales stehen geblieben; der Waag-Gletscher<br />
hat ihn nicht weggeräumt (Abb. 2.28–2.30).<br />
Abb. 2.28<br />
Zeichnung des Waagtales von der Schlipfauweid (nach HANTKE, R. et al. 1998)<br />
Abb. 2.29<br />
Blick von der Rüti ins Waagtal mit Hirsch-Gewölbe (links) <strong>und</strong><br />
über dem Tal emporgehobenem Guggerenchopf-Gewölbe<br />
(rechts) im Hintergr<strong>und</strong> der Roggenstock<br />
Abb. 2.30<br />
Blick vom Schachen ins aufgebrochene Guggeren/Hirsch-<br />
Gewölbe mit dem Siti-Nossen<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): HANTKE, R. et al. 1998, 2002 Kc, QUEREAU, E.C. 1893, SCHEIDEGGER, A.E. 2001.<br />
57
Geotop-Beispiel 11<br />
1375 - 4 - H Studen Karstwasseraufstösse in Studen<br />
Unteriberg Adelmatt<br />
LK 1152 Ibergeregg<br />
LK 1153 Klöntal 706/214 Winterberg Heinz R<br />
Im Spätglazial, vor 15'000 Jahren, schmolz der Sihl-Gletscher im oberen Sihltal bis auf einige Kargletscher zurück. Es<br />
entstand ein Ur-Sihlsee, der von der heutigen Staumauer ins Waagtal <strong>und</strong> gegen den Chalchboden reichte. Murgänge,<br />
verursacht durch Unwetter im Zusammenhang mit plötzlicher Schneeschmelze <strong>und</strong> gefördert durch noch unbewaldete<br />
Bergflanken, füllten den Ochsenboden bis zur Chalchboden-Felsschwelle. In der entstandenen wasserdurchlässigen<br />
Ebene versickert die Sihl heute bei Niederwasser vom <strong>Schwyz</strong>erblätz bis zur Schiessanlage Ochsenboden (Abb. 2.31 A).<br />
Bis zur Linie Adelmatt–Oberstuden–Breitried wurde der See teils mit Verlandungssedimenten – Silt <strong>und</strong> Ton – <strong>und</strong> weiteren<br />
Murgängen von Sihl <strong>und</strong> Wisstannenbach aufgefüllt. Die Sihl wurde dadurch zu stets neuer Linienführung<br />
gezwungen. Es entstand ein System von Bänken <strong>und</strong> Rinnen, im oberen Teil mit Flachmoor-Torfbildung, die immer wieder<br />
von Schlamm überdeckt wurde. Die Wasserdurchlässigkeit des Untergr<strong>und</strong>es ist noch beträchtlich, aber unterschiedlich<br />
(Abb. 2.31 B).<br />
Gegen NW nimmt der Anteil an Seeboden- <strong>und</strong> Torfablagerungen zu <strong>und</strong> schränkt die Durchlässigkeit stark ein<br />
(Abb. 2.31 C): Es ist eine Staubarriere entstanden, die das vom Ochsenboden zufliessende Gr<strong>und</strong>wasser an die Oberfläche<br />
zwingt. In zwei 50 m von einander entfernten Quellaufstössen tritt es mit 10 m 3 /min zu Tage <strong>und</strong> fliesst in den<br />
Brunnenbach (Abb. 2.31 <strong>und</strong> 2.32). Dieser entspringt r<strong>und</strong> 600 m SW, ebenfalls als Gr<strong>und</strong>wasseraufstoss, <strong>und</strong> ist in<br />
einem Betonrohr gefasst.<br />
58<br />
215<br />
214<br />
213<br />
706 707 708<br />
Beide Quellaufstösse bei Adelmatt (Abb. 2.34 <strong>und</strong><br />
2.35) zeigen im Sommer <strong>und</strong> im Winter eine recht<br />
konstante Wassertemperatur: die rechte Quelle mit<br />
6,5–7°C bei 42 mg/l Calcium, die linke, etwa 50 m<br />
entfernte, mit 8–9,5°C <strong>und</strong> 85 mg/l Calcium, also<br />
doppelt so hohem Gehalt. Dieser Umstand deutet<br />
auf eine mehrheitlich andere Herkunft des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
hin. Möglich ist der Charenstock <strong>und</strong><br />
Stock–Schrot, wo sich abflusslose Becken befinden.<br />
Beide Quellen sind von einem Moos – Brunnenmoos<br />
(Fontinalis antipyretica) – <strong>und</strong> von Sumpfpflanzen<br />
besiedelt: einem Sumpf-Weidenröschen,<br />
wahrscheinlich ein 3-fach-Bastard Epilobium<br />
palustre x E. parviflorum x E. tetragonum,<br />
Moos-Labkraut (Galium uliginosum), Sumpf-<br />
Labkraut (Galium palustre), Sumpf-Vergissmeinnicht<br />
(Myosotis scorpioides) <strong>und</strong> vor allem<br />
Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga).<br />
Erstaunlich ist die Lebensweise dieser Pflanzen.<br />
Sie ziehen sich im Winter nur knapp unter die Wasseroberfläche<br />
zurück (Abb. 2.36) <strong>und</strong> treiben im<br />
Frühjahr wieder aus. Wegen der relativen Wärme<br />
des Wassers erfolgt der Wachstumsbeginn r<strong>und</strong> 2<br />
Wochen früher als in der Umgebung.<br />
Abb. 2.31<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 1152/1153 (Ibergeregg/<br />
Klöntal)<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo<br />
(BA035157)
Wie der Vergleich der beiden Kartenausschnitte (Abb. 2.32 <strong>und</strong> 2.33) zeigt, traten in der Ebene von Studen Ende<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts viel mehr Quellen noch offen zu Tage. Fast alle wurden seither gefasst, in Rohre gelegt oder<br />
ihre Wasserläufe begradigt.<br />
Abb. 2.32<br />
Siegfriedkarte 1:25'000, Blatt 259 (1892), Ausschnitt Studen<br />
Abb. 2.34<br />
Rechter Karstwasser-Aufstoss beim Schopf<br />
Abb. 2.35<br />
Linker Karstwasser-Aufstoss Adelmatt<br />
Literatur: ZINGG, A. J. 1999.<br />
706<br />
707<br />
Abb. 2.33<br />
LK 1:25'000 1152 Ibergeregg (1999), Ausschnitt Studen<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
215<br />
214<br />
Abb. 2.36<br />
Grün schimmern Sumpfpflanzen durch das 6°C warme Wasser,<br />
während die Pflanzenteile oberhalb gänzlich abgefroren sind.<br />
59
Geotop-Beispiel 12<br />
1375 - 6 - A Schl<strong>und</strong> Der Seewer Kalk-Erratiker vom Schl<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Unteriberg sein Transportweg auf Eis<br />
60<br />
LK 1152 Ibergeregg 705/213 Hantke René & Winterberg Heinz L<br />
Der r<strong>und</strong> 750 m 3 grosse Seewer Kalk-Block im Schl<strong>und</strong> ist im unteren Bereich dünnplattig, stellenweise intensiv<br />
gefältelt <strong>und</strong> von schiefen Scherflächen durchsetzt. Trotzdem scheint der Block unter dem Eistransport kaum stark<br />
gelitten zu haben, sonst wäre er auseinander gebrochen. Ferner muss der Sturz auf Eis sanft auf den westlichen Tierfäderenegg-Firn<br />
<strong>und</strong> aus geringer Höhe erfolgt sein. Da auf der N-Seite des Stock kein Seewer Kalk ansteht, kann<br />
der Block nur durch Eis transportiert worden sein. Aufgr<strong>und</strong> der Beschaffenheit des Seewer Kalkes <strong>und</strong> dem analogen<br />
Vorkommen auf der S-Seite des Stock N der Tierfäderenegg, etwa dem Seewer Kalk-Zahn P. 1513, kann der<br />
Block im Schl<strong>und</strong> auf 1200 m Höhe in der letzten Kaltzeit, vor 18'000 Jahren, von diesem Seewer Kalk-Zahn auf<br />
die firnbedeckten, gegen SE einfallenden, liegenden Stad (Globigerinen)-Mergel geglitten sein. Da das Eis auf dem<br />
Firnsattel der Tierfäderenegg auf mindestens 1470 m ü.M. stand <strong>und</strong> dieses gegen den Zahn noch etwas anstieg,<br />
muss der längs einer Störung niedergebrochene Block sanft auf dem Unter Stock-Firn gelandet sein. Von dort glitt<br />
er auf diesem um die W-Seite des Stock talwärts. Nach 2 km, für die er 30–40 Jahre benötigt haben dürfte, lief er<br />
auf einer Mittelmoräne mit Stad-Mergelschutt im Schl<strong>und</strong> zwischen Stock-Eis <strong>und</strong> Waag-Gletscher auf Gr<strong>und</strong>. Der<br />
Waag-Gletscher füllte das Waagtal <strong>und</strong> reichte im Schl<strong>und</strong> bis auf 1200 m ü.M. Dadurch verhinderte der Waag-<br />
Gletscher einen Absturz des Blockes ins Waagtal. Da der Waag-Gletscher sich nördlich des Charenstock mit dem<br />
Sihl-Gletscher vereinigt hatte <strong>und</strong> dieser bei Breiten südlich von Gross noch bis auf 1000 m ü.M. stand, kann die<br />
Reise nur kurz nach dem maximalen Eisstand der letzten Eiszeit stattgef<strong>und</strong>en haben (Abb. 2.37–2.40).<br />
Im Schl<strong>und</strong> ist der grosse Seewer Kalk-Block nicht der einzige, aber die andern, etwas westlich gelegenen sind viel<br />
kleiner <strong>und</strong> fallen kaum auf. Auch nördlich der Tierfäderenegg liegen auf dem Grat zu P. 1513 noch einige kleinere<br />
Seewer Kalk-Blöcke; diese haben die Fahrt zum Schl<strong>und</strong> nicht mitgemacht, sind erst nach dem Abschmelzen des<br />
Firnsattels niedergebrochen.<br />
Abb. 2.37<br />
Der Transportweg des Seewer Kalk-Blockes vom eisfreien Südabfall des Stock auf dem durch den westlichen Tierfäderenegg-Firn<br />
dem Waag-Gletscher zugeflossenen letzten rechtsseitigen Zuschuss
Der Seewer Kalk-Block im Schl<strong>und</strong> ist längst nicht mehr so kahl wie beim Transport. Eine reiche Flora hat auf ihm<br />
Einzug gehalten. Trotz des kargen Felsuntergr<strong>und</strong>es hat bereits eine Anzahl Bäume Wurzeln geschlagen: Fichte,<br />
Vogelbeerbaum, Mehlbeerbaum, Ulme <strong>und</strong> ein Berg-Ahorn (Abb. 2.39 <strong>und</strong> 2.40).<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): HANTKE, R. et al. 2002Kc, JEANNET, A. 1941.<br />
Abb. 2.38<br />
Abbruchstelle des Seewer Kalk-Erratikers<br />
vom P. 1513 (ca. 325 m S vom Stock, P. 1600)<br />
Abb. 2.39<br />
Der Seewer Kalk-Erratiker lief auf einer Mittelmoräne<br />
mit Stad-Mergelschutt im Schl<strong>und</strong><br />
auf Gr<strong>und</strong> – Ansicht von S.<br />
Abb. 2.40<br />
Der Seewer Kalk-Erratiker – Ansicht von NW<br />
61
Geotop-Beispiel 13<br />
1375 - 14 - B F Wangflue Die Wangflue, Typlokalität der obersten<br />
Unteriberg helvetischen Kreide<br />
62<br />
LK 1152 Ibergeregg 702/207 Hantke René N<br />
In der Druesberg-Kette stellen sich über der Amdener Formation bei graduellem Übergang bis 60 m graue, splittrig<br />
brechende, plattige Kalke <strong>und</strong> Kalkschiefer ein. In den Feldbüchern Arn. Eschers v.d. Linth findet sich 1853<br />
erstmals eine Notiz, worin er die Gesteine des Schülberg als „dunkelgraue, ziemlich feste Kalkschiefer“ beschreibt.<br />
«Diese grauen <strong>und</strong> schwärzlichen Schiefer sind ohne Zweifel ident den ähnlichen südlich des Roggenstock. Repräsentiren<br />
das Danien?» Später hat ESCHER von „Schülbergschiefern“, „Sevelenschiefer“ <strong>und</strong> „Wangschiefern“<br />
geschrieben <strong>und</strong> 1868 in einer Mitteilung erwähnt, dass die „schwärzlichen Schieferkalke“ vor allem in den Sihltaler<br />
Alpen <strong>und</strong> im St. Galler Rheintal auftreten. In STUDER 1872 nannte Escher sie nach der Wangflue über der Alp<br />
Wang im hintersten Waagtal Wang-Schichten; aufgr<strong>und</strong> von Inoceramen stellte er sie in die Kreide (Abb. 2.41<br />
<strong>und</strong> 2.42).<br />
Am W-Fuss des Schülberg erwähnt JEANNET (1941) grünliche quarzitische Bänke <strong>und</strong> Linsen <strong>und</strong> aus den tieferen,<br />
etwas schiefrigen Schichten der Wang-Formation grosse Austern, Pycnodonta escheri Mayer. Bei Stäfel auf Hesisbol<br />
fand schon ESCHER (in KAUFMANN 1876) Seeigel. Die dunklen, aber hell anwitternden siltigen, etwas glaukonitführenden<br />
Mergelkalkschiefer liefern Inoceramen-Schalentrümmer <strong>und</strong> vereinzelt Belemnitellen. Die Abfolge<br />
fällt vom Grat First–Sternen hangparallel gegen NNW ein <strong>und</strong> ist von Bruchsystemen durchschert. In der Wangflue<br />
wird sie von N nach S von 60 auf 25 m, in der Sternen–Forstberg-Kette von 25 auf 20 m reduziert.<br />
STACHER (1980, S.22ff <strong>und</strong> Figuren) hat von der Wangflue zum Seebli über 130 m ein Typusprofil aufgenommen<br />
mit Korngrössen von Quarz, Glaukonit, Dolomit <strong>und</strong> Pyrit sowie Calcit-Fragmenten, Inoceramen-Prismen, Spongien-Nadeln<br />
<strong>und</strong> Foraminiferen. Darnach reicht die Wang-Formation mit Wang-Basisschichten über Schiefermergel,<br />
Schieferkalk bis zum Wang-Kalk vom Ober-Campanian bis ins Unter-Maastrichtian. Sodann hat er am Seebenstöckli,<br />
am Schülberg <strong>und</strong> am Fidisberg Detailprofile aufgenommen <strong>und</strong> mikropaläontologisch untersucht. Im<br />
Chöpfentobel fand S. SCHLANKE in STACHER 1980 Pachydiscus robustus, einen Ammoniten des Campanian–Maastrichian.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des Plankton/Benthos-Verhältnisses zwischen 0,1 <strong>und</strong> 2,0 sieht STACHER 1980 den Ablagerungsraum im<br />
äusseren Schelf <strong>und</strong> oberen Kontinentalabhang bis 800 m Tiefe.<br />
702<br />
703<br />
208<br />
Abb. 2.41<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 (vergrössert) 1152 (Ibergeregg).<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
Abb. 2.42<br />
Wangflue von E<br />
Literatur <strong>und</strong> Karten (K): ESCHER, ARN. 1868, HANTKE, R. et al. 2002Kc, JEANNET, A. 1941, QUEREAU, E.C.<br />
1893/1893K, STACHER, P. 1980, STUDER, B. 1872.
3.1 Mythen<br />
3 200 Millionen Jahre Erdgeschichte<br />
Region: Arth – Goldau – Lauerz – Seewen – Ibach – Brunnen<br />
Abb. 3.1 Blick auf Lauerzer See <strong>und</strong> Mythen von Rigi-Kulm<br />
Sprachforscher suchten die Herkunft der Namen der<br />
beiden auffälligen Felspyramiden, die den nord-östlichen<br />
Talabschluss des Felderbodens bilden, zu<br />
ergründen. Belege verschiedener Schreibweisen<br />
gehen bis in das 13. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Erstmals<br />
aktenk<strong>und</strong>ig ist ein Dokument von 1217–1222 wo<br />
„ch<strong>und</strong>rad in mîtun“ erwähnt wird. Weitere Schreibweisen<br />
waren: Mytun, Myten, Mytten, Midten,<br />
Miten, mithen, Mythen. Für den Namen wurde<br />
immer das feminine „die“ verwendet, was im Verlaufe<br />
der letzten h<strong>und</strong>ert Jahre durch das maskuline<br />
Jakob Gasser<br />
„der“ verdrängt wurde. Ursprünglich war die grosse<br />
Mythe alleiniger Namensträger, währenddem die<br />
nördliche Dreispitz-Gruppe den Namen „Hacken“<br />
trug. Heute sind nur noch „Haggenspitz“ <strong>und</strong> die<br />
Benennung „Haggenegg“ übrig geblieben. Es heisst<br />
heute: Kleiner Mythen, Grosser Mythen (WEIBEL<br />
1973).<br />
Bereits 1661 wurde versucht den Namen auf Gr<strong>und</strong><br />
der Form mit „Mitra“ (Bischofsmütze) in Beziehung<br />
zu bringen. Andere Deutungen folgen dem indogermanischen<br />
„Meta“, das jede kegelförmige oder pyramidale<br />
Figur bezeichnet. Das lateinische „meta“ bedeutet<br />
wiederum ein spitzes Ziel z.B. eine Heutriste mit Mittelpfosten.<br />
63
Das Wort „Mˆyta“ kann mit Meidung übersetzt werden.<br />
Die Mythen waren ein gefährliches Hindernis mit<br />
Steinschlag, Felsstürzen, Lawinen – ein Gebiet, das<br />
man meiden sollte. Der Gr<strong>und</strong> der Namengebung<br />
könnte also der „Unnutzen“ gewesen sein. Nach einem<br />
weitern Erklärungsversuch soll sich der Name von der<br />
zwischen beiden Gipfeln liegenden Alp (in der Mitte<br />
gelegen) „Mittenalp oder Mitenalp“ ableiten lassen<br />
(Zwüschet Mythen).<br />
Abb. 3.2 Ansicht der Mythen von W mit Ortsbezeichnungen<br />
Die Mythen setzen sich aus Formationen zusammen,<br />
die von der Oberen Trias bis in die Obere Kreide reichen.<br />
Mythen <strong>und</strong> Rotenflue liegen als isolierte<br />
Deckenreste einer penninischen Überschiebung der<br />
geologisch jüngern Flysch-Unterlage auf. Die Gipfelregion<br />
des Grossen Mythen besteht aus rotem Mergel-<br />
Kalk, der „Couches Rouges“. Ein leichter Eisengehalt<br />
bewirkt die rötliche Färbung. Untergeordnet treten<br />
graugrünliche Mergelkalke auf. Alter: Oberkreide<br />
(88 Mio. Jahre)–Paleozän (55 Mio. Jahre).<br />
Die Hauptmasse der beiden Mythen ist aus einem hellen,<br />
grauweissen Kalkstein aufgebaut, der während der<br />
64<br />
jüngeren Jurazeit (Oberjura, weisser Jura, Malm,<br />
Alter: 160–140 Mio. J.) in einem Schwellenbereich der<br />
Tethys sedimentiert <strong>und</strong> verfestigt wurde. Fossile<br />
Korallen lassen auf ein Riff schliessen. Daraus ergeben<br />
sich die Benennungen Malmkalk oder Malmriffkalk.<br />
Im Bereich des Südgrates des Grossen Mythen befindet<br />
sich der auffällige Weisse Nollen, eine abgerissene,<br />
abgedrehte Malmkalk-Scholle. Die vom Zwüschet-<br />
Mythen nach S unter den Grossen Mythen abtauchen-<br />
den Gesteinsschichten gehören zwei geologischen<br />
Abteilungen, dem Jura <strong>und</strong> der Trias an. Der braune<br />
Jura oder Dogger (180–160 Mio. J.) ist durch einen<br />
dunkeln Kieselkalk (Spatkalk) mit schwarzen Silex-<br />
Knollen vertreten.<br />
Die Trias zeigt ihre Anwesenheit mit geschichtetem,<br />
grauem Hauptdolomit <strong>und</strong> graugrünen, violetten Mergeln<br />
an. Auf Gr<strong>und</strong> der Fossilf<strong>und</strong>e können diese<br />
Gesteine der Oberen Trias (230–210 Mio. J.) zugeordnet<br />
werden.<br />
Nach einem Transportweg von etwa 150 km fand die<br />
Platznahme der Mythen spätestens vor fünf Mio. Jahren<br />
statt.
Abb. 3.3 Silex-Knollen (Feuerstein oder Flint), eine dichte<br />
Quarzvarietät, entstanden durch Ausfällung von<br />
Kieselsäure (SiO 2 ) auf dem Meeresboden.<br />
Farbe: Schmutziggrau bis schwarz<br />
Härte: 6.5 Mohs (mit Messer nicht ritzbar)<br />
Bruch: Muschelig mit scharfen Kanten (Steinzeit<br />
Werkzeuge)<br />
F<strong>und</strong>ort: Kieselkalk (Dogger), Bereich Bachrüseren,<br />
Gr. Mythen<br />
Abb. 3.4 Ammonit, F<strong>und</strong>ort Glätti, Kl. Mythen<br />
Ammoniten sind unmittelbar mit den Tintenfischen<br />
(Cephalopoda, Kopffüsser) verwandt <strong>und</strong> werden<br />
oft fälschlicherweise als „Schnecken“ bezeichnet.<br />
Die Ammoniten sind vor etwa 65 Mio. Jahren, zeitgleich<br />
mit den Dinosauriern, ausgestorben. Erhalten<br />
sind nur fossile Überreste. Der vorliegende<br />
Teilbereich ist als Steinkern (Hohlraumfüllung mit<br />
Sediment) erhalten. Das Gehäuse ist spiralig aufgerollt,<br />
wobei nur der vorderste Teil dem Tier als<br />
Wohnkammer diente. Der Ammonit (Durchmesser<br />
23 cm) stammt aus dem Malm (weisser Jura<br />
160–140 Mio. J.), wurde ergänzt <strong>und</strong> in seiner<br />
Schwimmstellung abgebildet.<br />
Abb. 3.5 Remsibrekzie von der Remsisite, N Zwüschet Mythen (1:1) Das typische einer Brekzie sind die eckigen Trümmer, im<br />
vorliegenden Fall zerbrochene Dolomit-Gesteine.<br />
65
Durch die Hebung der Zentralmassive, von Aar- <strong>und</strong><br />
Gotthard-Massiv, erfolgte nebst dem aktiven Schub<br />
eine Schweregleitung der Mythen-Klötze (selbständiges<br />
Abgleiten auf einer schiefen Ebene). Die<br />
Platznahme der beiden Mythen verursachte beim<br />
Auffahren auf die Flyschunterlage eine muldenförmige<br />
Hohlform. Vorhandene Platten zerbrachen <strong>und</strong><br />
wurden schief gegen das Muldenzentrum gestellt.<br />
Der Bereich von den Mythen bis zum Muldenrand<br />
wurde im Laufe der Zeit von Sturzgut <strong>und</strong> Moränen<br />
abgedeckt. Einsickerndes Wasser sammelte sich in<br />
Abb. 3.6 Darstellung der bekannten, grösseren Quell-Austritte auf der Mythen W-Seite<br />
Gr<strong>und</strong>lage: Übersichtsplan 1:10'000<br />
66<br />
Teiltrögen, welche dieses als Überlaufquellen frei<br />
geben. Es ist deshalb nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass auf<br />
einer Länge von 3 km 15 Quellen auf einer Linie zu<br />
Tage treten. Die Verbindung Ried–Hochstuckli liegt<br />
in der Falllinie mit ca. 25% Gefälle <strong>und</strong> markiert den<br />
westlichen Rand der Mulde. Südöstlich der Linie<br />
Ried–Haggenegg zeigt das nach S umbiegende<br />
Höhenkurvenbild die den Mythen vorgelagerte<br />
Schuttmasse an. Das Wasser wird für die Wasserversorgung<br />
<strong>Schwyz</strong> genutzt. Am Fusse des Weissen<br />
Nollen entspringt eine Spaltquelle, das Nollenbrünneli.<br />
Es versiegt auch im heissesten Sommer nicht.<br />
Die Stockwaldquelle, in der Griggeli-Risi unter dem<br />
Kleinen Mythen, liefert das ganze Jahr regelmässig<br />
Wasser mit einer Temperatur von 4 °C. Ortsk<strong>und</strong>ige<br />
vermuten unter dem Schuttkegel eine Toteismasse<br />
(Rest-Gletscher). Oberhalb der Quelle hat sich infolge<br />
einer Sackung eine Spalte von 400 m Länge<br />
gebildet, was auf den Schmelzvorgang hinweisen<br />
könnte.<br />
Die ehemals sehr bekannte, schwefelhaltige Heilquelle<br />
im Mythenbad soll Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
verschüttet worden sein.<br />
3.2 Äussere Einsiedler Schuppenzone (ÄES)<br />
Auf der Linie Weidstein/Schwanau–Schornen quert<br />
eine Felsrippe den Lauerzer See, setzt sich über Platten–Burg<br />
fort <strong>und</strong> verschwindet unter dem Engelstock.<br />
Es handelt sich dabei um eine Schichtfolge<br />
von Amdenermergel, Nummulitenkalk, Glaukonitsandstein,<br />
Globigerinenmergel <strong>und</strong> Burgsandstein.<br />
Mehrere solcher Schuppen, die unterschiedlich vollständig<br />
ausgebildet sind, können, wie im Weidstein,<br />
aufeinander folgen oder als Einzelrippe auftreten.<br />
Die steil alpeneinwärts abfallenden Schuppen sind<br />
vom Rücken der Drusbergdecke abgeglitten <strong>und</strong> liegen<br />
der schräg unter den Urmiberg abtauchenden<br />
Molasse auf. Die Hauptmasse der Gesteine besteht<br />
aus grauen, fossilreichen Nummulitenkalken, die<br />
von vererzten Partien durchsetzt sind. Eine durchgehend<br />
mit Eisenerz imprägnierte Schicht aus Num-
mulitenkalk tritt gegenüber der Insel Schwanau,<br />
in der Chlostermatt am Weidstein, zu Tage. Der<br />
Abb. 3.7 Ansicht Weidstein von Osten<br />
Eisengehalt wurde mit 10–20% ermittelt (EPPRECHT<br />
1948).<br />
Abb. 3.8 Die Aare-Granit-Findlinge dokumentieren die Anwesenheit<br />
des Reuss-Gletschers.<br />
Abb. 3.9 Weidstein (ÄES) mit acht Nummulitenkalk-Rippen, getrennt durch Schieferzonen, in steil südfallende Schuppen überschoben.<br />
Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />
67
Erste Bergbauversuche erfolgten im Kt. <strong>Schwyz</strong> 1597<br />
am „Isenbach“ (Oberiberg) <strong>und</strong> es erscheint in der<br />
Folge offensichtlich, dass schon um 1600 in Lauerz<br />
nach Erz gesucht wurde. Über detaillierte Angaben<br />
zum Erzabbau im Otten lassen uns die historischen<br />
Nachrichten im Stich. Dem Urner Madran, Besitzer<br />
der Bergwerke in Uri, wurde 1602 die Suche nach Erz<br />
im Lande <strong>Schwyz</strong> auf zehn Jahre bewilligt. Von Resultaten<br />
Madranschen Suchens erfahren wir nichts (HIST.<br />
VEREIN 1925).<br />
Hingegen findet sich 1858 ein Hinweis auf drei Hammerschmieden<br />
in Steinen, die bereits über 200 Jahre<br />
Bestand haben sollen. Hammerschmieden waren integrierender<br />
Bestandteil von Eisenbergwerken, was wiederum<br />
auf einen in der Nähe stattfindenden Erzabbau,<br />
in der ersten Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts, hindeutet.<br />
1724 soll der Betrieb für den Erzabbau von den Bergherren<br />
Linder + Burckhardt (nebst dem Hauptwerk<br />
Uri) aufgenommen worden sein. Es wird in den Akten<br />
die Erstellung eines Schmelzofens erwähnt. Der Besitzer<br />
von „Bühl“ erinnert sich noch 1872, dass sich im<br />
Otten, gegen den Lauerzer See, Reste des Schmelzofens<br />
befanden. Im Jahre 1729 wurde das „Lowerzerwerk“<br />
aus finanziellen Gründen wieder stillgelegt,<br />
denn weder Quantität noch Qualität versprachen eine<br />
reiche Ausbeute. Der Abbau muss in geringem<br />
Umfang im Tagbau stattgef<strong>und</strong>en haben. Eine Grube<br />
(„Stollen“), in der Erz gebrochen wurde, ist heute noch<br />
als „Erzloch“ sichtbar.<br />
Abb. 3.10 Zugang zum Erzloch in der Chlostermatt am Weidstein<br />
(Höhe 4.0 m, Breite 5.0 m)<br />
68<br />
Abb. 3.11 Planliche Darstellung des Erzloches<br />
Abb. 3.12 Frische Bruchfläche des Nummuliten-Erzes<br />
Abb. 3.13 Hämatitisch vererzte Nummuliten. Die dunkelkirschroten<br />
oder stahlblau-glänzenden Foraminiferen<br />
können leicht aus der Kalkmasse herausgelöst<br />
werden (grösster Durchmesser ca. 5 mm).
Im Lauerzer See werden zwischen Schwanau <strong>und</strong><br />
Schornen, entlang einer 600 m langen Zone, über der<br />
den See querenden ÄES Gasaustritte beobachtet. Die<br />
Austrittsstellen sind besonders gut bei einer Eisdecke<br />
zu sehen. Das Gas entströmt mit einiger Sicherheit als<br />
sogenannte Spaltenbläser einer Nummulitenkalk-<br />
Rippe. Als Wirtgestein kommen Amdener Mergel,<br />
Globigerinenmergel oder die Molasse in Betracht.<br />
Beim Lauerzer See-Gas handelt es sich ausschliesslich<br />
(85%) um Methan (CH 4). Die austretende Gasmenge<br />
wurde von BÜCHI & AMBERG (1983) auf r<strong>und</strong> 1000 m 3 /<br />
Tag geschätzt.<br />
Abb. 3.14 Übersicht der Methangas-Austrittsstellen im Lauerzer<br />
See<br />
Abb. 3.17 Nummulitenkalk-Rippe Schornen–Platten–Burg<br />
Abb. 3.15 Nummulitenkalk-Rippe Schornen–Platten–Burg–<br />
Engelstock. Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />
Abb. 3.16 Grauer Nummulitenkalk-Anschliff (1:1)<br />
69
3.3 Quartär (Eiszeitalter)<br />
Auf das warme, subtropische Klima (Paleozän 65 Mio.<br />
J.–Anfang Pliozän 5 Mio. J.) folgte eine markante Abkühlungsphase,<br />
in der das Klima von Schnee <strong>und</strong> Eis<br />
(nivales Klima) geprägt war. Innerhalb des nun folgenden<br />
quartären Eiszeitalters hat sich der Abkühlungstrend<br />
fortgesetzt, wobei die mittlere Jahres-Temperatur im<br />
Vergleich zu heute (9.6 °C) um 5–10 °C abgesunken ist.<br />
Diese Temperatur-Erniedrigung liess die Gebirgsgletscher<br />
anwachsen – es entstand ein zusammenhängendes<br />
Eisstromnetz. Auffällig ist der Wechsel von Kalt- <strong>und</strong><br />
Warmzeiten. Die letzte Kaltzeit ging vor 10'000 Jahren<br />
in die heutige Warmzeit (Holozän) über.<br />
Die Faktoren, die das Zustandekommen einer Eiszeit<br />
verursachen, sind nicht in allen Teilen bekannt. Eine<br />
wesentliche Rolle wird der Wirkung der Erdbahnelemente,<br />
nebst vielen anderen klimawirksamen Einflüssen,<br />
zugewiesen. Es ist vom Aktualitätsprinzip ausgehend<br />
anzunehmen, dass auf die heutige Warmzeit<br />
erneut eine Kaltzeit folgen wird.<br />
Die Gletscher schufen keine neuen Abflusswege, sie<br />
folgten den bereits bei der Alpenhebung vorgezeich-<br />
70<br />
neten Furchen. Der Reussgletscher z.B. der Querfurche,<br />
die von Brunnen bis Andermatt zurückreicht<br />
<strong>und</strong> im Tal des Urnersees deutlich sichtbar wird. Die<br />
Gletscher überprägten <strong>und</strong> erweiterten lediglich die<br />
Täler – eine wesentliche Vertiefung fand nicht statt.<br />
Mit Hilfe von Moränen <strong>und</strong> Findlingen, die im Ablationsgebiet<br />
(Zehrgebiet) liegen blieben, lassen sich<br />
die Gletscherränder rekonstruieren. Schliffgrenzen<br />
gehen nach oben in zackige Bergformen über <strong>und</strong><br />
weisen in Hochlagen auf ehemalige Gletscherstände<br />
hin.<br />
Abb. 3.18 Schematische Temperatur-Kurve Tertiär/Quartär<br />
Abb. 3.19 Der Reuss-Gletscher im Raum <strong>Schwyz</strong> (Standort Oberberg 1200 m ü.M.) während der letzten Vergletscherung. Die Eismächtigkeit<br />
über dem Talkessel beträgt etwa 600 m. Im Hintergr<strong>und</strong> Pilatus. Im Vordergr<strong>und</strong> (von links) Hochflue, Rigi<br />
Scheidegg, Rigi Kulm.
Abb. 3.20 Im Gletschervorland breiteten sich Steppen <strong>und</strong> T<strong>und</strong>ren<br />
aus, die von kälteliebenden Pflanzen <strong>und</strong> Tieren<br />
besiedelt wurden. Beispiele Höhlenbär <strong>und</strong> Mammut.<br />
Abb. 3.21 Ausdehnung des Reussgletschers <strong>und</strong> seiner Nachbargletscher<br />
71
3.4 Ebene von Arth<br />
Der trogförmige Felsuntergr<strong>und</strong> der Talebene von Arth<br />
besteht aus rötlicher Nagelfluh der Untern Süsswassermolasse<br />
(USM). Der Fels ist in Tiefen von 20–110 m<br />
unter Terrain anstehend. An der tiefsten Stelle ist eine<br />
alte, eiszeitliche Abflussrinne der Rigi-Aa zu vermuten.<br />
Über der Molasse liegt eine 5 m bis über 40 m mächtige<br />
Abfolge von Sanden, Feinsanden <strong>und</strong> Lehmen mit<br />
deutlicher Feinschichtung, die eindeutig als Seeablagerungen<br />
einzustufen sind. Dies bedeutet, dass der Ur-<br />
Zugersee bis an die Felsbarriere von Oberarth reichte.<br />
Unter 2–8 m mächtigen sandig-lehmigen Überschwemmungssedimenten<br />
folgen stark sandige Kiese,<br />
die bis 60 m mächtig werden. Diese Schotterabla-<br />
Abb. 3.22 Strandlinie des Ur-Zugersees an der Felsbarriere<br />
von Oberarth, die eine Verbindung mit dem Lauerzer-Arm<br />
des Ur-Reuss-Sees verhinderte.<br />
Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />
Abb. 3.23 Die Ebene von Arth, dargestellt mit Höhenkurven<br />
der Oberfläche <strong>und</strong> dem Felsuntergr<strong>und</strong>.<br />
72<br />
Abb. 3.24 Nach dem Gletscher-Rückzug bildete sich ein<br />
zusammenhängender, fjordähnlicher Reuss-See<br />
gerungen bedecken die ganze Arther-Ebene <strong>und</strong> stellen<br />
den eigentlichen Gr<strong>und</strong>wasserträger dar (JÄCKLI<br />
1986).<br />
Gemäss Gr<strong>und</strong>wasserkarte wird an etwa 25 Stellen<br />
Gr<strong>und</strong>wasser (GW) entnommen <strong>und</strong> für die Trinkwasserversorgung<br />
der Gemeinde Arth verwendet.<br />
Eine Verbindung des Ur-Zugersees mit dem Lauerzer-<br />
Arm des Urnersees bestand, selbst bei einem wahrscheinlich<br />
höchsten eiszeitlichen Wasserstand von<br />
443 m ü.M. zu keiner Zeit. Verhindert wurde dieser<br />
Zusammenschluss durch die Felsbarriere von Oberarth,<br />
mit Koten von 445–463 m ü.M.<br />
3.5 Felderboden<br />
Unter dem Felderboden – der Ebene zwischen Ibach<br />
<strong>und</strong> Brunnen – erstreckt sich eine bei der Platznahme<br />
der verschiedenen Deckenelemente enstandene Talanlage.<br />
Im W ist es der Urmiberg, ein Element der helvetischen<br />
Randkette, das sich als selbständiges Gleitbrett<br />
von der Silberen-Decke abgelöst hatte <strong>und</strong> nach<br />
NW verschleppt wurde. Im SE wird die Ebene von der,<br />
dem Fronalpstock vorgelagerten, nach N abtauchenden<br />
Gibel-Falte <strong>und</strong> dem Axenstein-Gewölbe abgeschlossen.<br />
Dazwischen liegt in einer Querstörung der<br />
Durchbruch der Muota. Im NE bilden die dem Flysch<br />
aufliegenden Mythen-Klippen den Talabschluss.
Abb. 3.25 Der Felderboden, dargestellt ohne Talfüllung, zeigt eine steil nach SW abtauchende Talsohle. Diese dürfte ein Abfliessen<br />
der Ur-Muota Richtung Lauerzer See verunmöglicht haben (dunkler Farbton: Felsverlauf unter Terrain).<br />
Die tiefste Bohrung im oberen Bereich der Ebene<br />
(Diesel/Ibach, Terrain 450 m ü.M) erreichte in 111 m<br />
Tiefe Seebodenablagerungen (JÄCKLI 1974). Geschätzt<br />
dürfte die Felssohle auf etwa 220 m ü.M in 230<br />
m Tiefe liegen. In Seewen ist der Fels der Urmiberg-<br />
Platte in 142 m Tiefe (Kote 319 m ü.M.) erbohrt worden.<br />
Im Urnersee liegt der Fels auf Meereshöhe (± 0 m<br />
ü.M.) <strong>und</strong> lokal deutlich tiefer. Damit fällt der Felsuntergr<strong>und</strong><br />
der Muota-Ebene in grosser Tiefe Richtung<br />
Brunnen ab.<br />
Ausgeführte Bohrungen im Felderboden zeigten<br />
Schotter von bis zu 110 m Mächtigkeit, die von Seeboden-Lehmen<br />
<strong>und</strong> anderen Lockergesteinen unterlagert<br />
werden. Im Urnersee sind diese 240 m mächtig.<br />
Sie können im Felderboden durchaus 200 m erreichen.<br />
Die Beckenfüllung erfolgte nach dem Abschmelzen<br />
von Muota- <strong>und</strong> Reussgletscher. Im Raume <strong>Schwyz</strong>–<br />
Seewen waren es die Schuttablagerungen der vielen<br />
Seitenbäche aus dem Engelstock- <strong>und</strong> Mythengebiet<br />
(Siechen-, Nieten- <strong>und</strong> Tobelbach).<br />
Die Auffüllung des Seebeckens Ibach–Ingenbohl beruht<br />
nur zum Teil auf abgelagertem Gletscherschutt, vor<br />
allem aber auf der Sedimentation von grossen Schotter-<br />
Abb. 3.26 Verlandung Felderboden<br />
Das Abschmelzen von Reuss- <strong>und</strong> Muota-Gletscher<br />
leitete die Verlandung bis an das W-Ende des<br />
heutigen Lauerzer Sees ein. Der Umfang des ehemaligen<br />
Seegebietes ist durch viele Kernbohrungen<br />
<strong>und</strong> Baugruben-Aufschlüsse, die Seebodenablagerungen<br />
<strong>und</strong> Torf enthalten, sehr gut belegt.<br />
73
Abb. 3.27 Blick vom Urmiberg (Ober Brunniberg) auf die heutige Talebene des Felderboden<br />
mengen der Muota. Dies wird dadurch belegt, dass in<br />
den durchbohrten Schottern keine kristallinen Gerölle,<br />
sondern nur helvetische Kalkgesteine angetroffen wurden.<br />
Der R<strong>und</strong>ungsgrad ist eher schlecht, was ein Indiz<br />
für kurze Transportwege ist <strong>und</strong> wiederum auf die<br />
Muota-Schmelzwässer als Lieferant hindeutet.<br />
Das Vorhandensein von Reuss-Erratikern auf den<br />
heute teilweise abgebauten Schottern von Hinter-Ibach<br />
belegt einen letzten Vorstoss des Reussgletschers.<br />
Infolge der optimalen Durchlässigkeit des im Felderboden<br />
mächtigen, als Fluss-Schotter (saubere Kies-<br />
Sande) bezeichneten, Lockergesteinskörpers ergibt<br />
sich ein idealer Gr<strong>und</strong>wasserleiter, ein sogenannter<br />
Aquifer. Im Gegensatz dazu werden nichtwasserleitende<br />
Schichten (Ton, Lehm) Aquiclud genannt. Als<br />
Gr<strong>und</strong>wasser (GW) wird sämtliches unter der Erdoberfläche<br />
in Hohlräumen des Bodens vorhandenes, fliessendes<br />
Wasser bezeichnet. Das Gr<strong>und</strong>wasser wird, wie<br />
das Wasser in der Atmosphäre (Nebel, Wolken) <strong>und</strong> die<br />
Oberfächengewässer (Flüsse, Seen), als begrenzter Teil<br />
des Wasserkreislaufes der Erde betrachtet.<br />
Der im Felderboden vorhandene Gr<strong>und</strong>wasserstrom,<br />
der sich teilweise als GW-Aufstoss bemerkbar macht,<br />
wird für die Zwecke der Wasserversorgung der umliegenden<br />
Dörfer genutzt <strong>und</strong> demzufolge als nutzbares<br />
Gr<strong>und</strong>wasser bezeichnet.<br />
Gemäss Gewässerschutzkarte des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />
wird in der Muotaebene an über 50 Stellen Gr<strong>und</strong>wasser<br />
entnommen. Die Bäche Leewasser <strong>und</strong> Chlosterbach<br />
sind sichtbare Abflüsse überlaufenden Gr<strong>und</strong>-<br />
74<br />
wassers. Durch Drainagen (GW-Absenkung) <strong>und</strong> Grabeneindohlungen<br />
wurden kleinere Gerinne zum Versiegen<br />
gebracht. Nebst dem versickernden Oberflächenwasser<br />
speist die Muota durch Infiltration das<br />
Gr<strong>und</strong>wasser.<br />
3.6 Entstehung des Lauerzer Sees<br />
Vor 25'000 Jahren hatte die letzte Kaltzeit ihren Höhepunkt<br />
überschritten, die Gletscher waren auf dem<br />
Rückzug in die Alpentäler. Moränenablagerungen,<br />
Findlinge in Schwärmen oder Einzelblöcke, Talfüllungen,<br />
Deltabildungen, alte Flussläufe <strong>und</strong> Seebildungen<br />
zeichnen das Bild der Vergangenheit nach. Als Beispiel<br />
der Spurensuche <strong>und</strong> der Rekonstruktion der<br />
Landschaftsgeschichte wurde der „Lauerzer See <strong>und</strong><br />
seine Umgebung“ ausgewählt.<br />
Der Arm des Reussgletschers, der den Urmiberg bzw.<br />
die Rigi rechtsseitig umfloss, stirnte vor etwa 25'000<br />
Jahren (Spätglazial) an der Felsschwelle von Oberarth.<br />
Granitfindlinge oberhalb der Bernerhöchi, beim Weidstein<br />
<strong>und</strong> im Zingel, zeigen eine Eisrandlage auf Kote<br />
600 m ü.M. an. Auf der Steinerbergseite wurde vom<br />
Reusseis ein Blockschwarm im Ausmass von 900 m<br />
Länge <strong>und</strong> 250 m Breite (Bergsturz aus dem Reusstal)<br />
antransportiert. Infolge des einsetzenden Rückschmelzvorganges<br />
blieb diese Masse über dem heutigen<br />
„Blattiswald“ stationär <strong>und</strong> schmolz ab Kote 550<br />
m ü.M. aus dem Eis aus. Der Gletscher zog sich kontinuierlich<br />
um etwa 5500 m bis in die Gegend von See-
wen zurück. Der Rückzug dürfte sich im Schatten des<br />
Urmiberg wesentlich verlangsamt haben.<br />
Ein erneutes Einsetzen einer Kaltzeit vor 15'000 Jahren<br />
bewirkte einen letzten Eisvorstoss, der im „Sägel“<br />
endete. Die Eiszunge blieb etwa 100 Jahre stationär –<br />
Abschmelzen <strong>und</strong> Nachschub waren identisch –<br />
sodass sich ein Stirn- oder Endmoränen-Wall bilden<br />
konnte. Auf der Seite Lauerz bauten sich heute noch<br />
gut sichtbare Seitenmoränen auf. Die Bildung des<br />
Lauerzer Sees nahm seinen Anfang <strong>und</strong> das Zurückschmelzen<br />
des Eises seinen Fortgang.<br />
Der endgültige, spätglaziale Eiszerfall des Reussgletschers<br />
im Lauerzer See-Gebiet war nicht mehr aufzuhalten.<br />
Die Verlandung des untiefen Seebeckens<br />
„Sägel“ schritt sehr rasch voran. Die Steiner Aa schüttete<br />
das Erosionsmaterial vom Ober- <strong>und</strong> Unterlauf, in<br />
einer Menge von etwa 4 Mio. m 3<br />
, in das Deltagebiet<br />
<strong>und</strong> rückte mit der Mündung 1 km seewärts. NE von<br />
Steinerberg löste sich ein Bergsturz aus der Molasse<br />
des Rossberg <strong>und</strong> erreichte mit seiner Sturzzunge<br />
knapp den Rand des Lauerzer See-Beckens (Bergsturz<br />
Rubenen). Dabei wurde das östliche Ende der „Blattiswald-Granit-Anhäufung“<br />
tangiert.<br />
Gletscherschliffe, Moränen <strong>und</strong> Reuss-Erratiker kamen<br />
im Steinbruch Zingel zu Tage. Vom Zingel bis zum<br />
Weidstein ist der gesamte, sehr steile Hang mit nacheiszeitlich<br />
niedergefahrenem Gehängeschutt bedeckt. Das<br />
Material stammt als Verwitterungsprodukt aus dem NW-<br />
Schichtkopf des Urmiberg. Moränen <strong>und</strong> Findlinge liegen<br />
allenfalls unter diesem Schutt.<br />
Vom Weidstein über Lauerz bis in den Bereich Buosigen<br />
sind Moränen vorhanden, die mit Findlingen in grosser<br />
Zahl durchsetzt sind. Oberhalb Lauerz ist der Hang auf<br />
einer Länge von 1.5 km von einem nacheiszeitlichen<br />
Bergsturz (kieselige Kalke) aus dem Gebiet Hochflue<br />
überfahren worden. Dieses Sturzmaterial verdeckt weitgehend<br />
die Seitenmoräne von Lauerz bis Buosigen. Der<br />
Bergsturz Röthen von 1222 <strong>und</strong> der Goldauer Bergsturz<br />
von 1806 überdeckten das verlandete Sägel-Gebiet <strong>und</strong><br />
zerstörten zum grössten Teil den Endmoränen-Kranz im<br />
„Sägel“. Dieser kam beim Bau der Nationalstrasse teilweise<br />
zum Vorschein (Moräne <strong>und</strong> Granitblöcke). Die<br />
wahrscheinlichste ehemalige Uferlinie des Ur-Lauerzer<br />
Sees lässt sich mittels Baugr<strong>und</strong>aufschlüssen gut belegen.<br />
Seit dem Vorliegen verlässlicher Kartenwerke (Dufour-<br />
Karte 1865) lassen sich Veränderungen messen. Der Vergleich<br />
mit heutigen Karten zeigt, dass sich die Uferlinie<br />
in den letzten 100 Jahren unwesentlich verändert hat. In<br />
geologischen Zeiträumen hat sich die Mündung der Steiner<br />
Aa jedoch um 2000 m Richtung Lauerz verschoben.<br />
Das gesamte Delta hat sich entsprechend ausgedehnt.<br />
Geologisch gesehen seit kurzem wurde die Deltabildung<br />
durch Ausbaggerungen etwas reduziert. Mit<br />
Abb. 3.28 Blick in den vom Reuss-Gletscher bedeckten Talkessel von <strong>Schwyz</strong> zu Beginn der Bildung des Lauerzer Sees. Standort<br />
ist die vom Bergsturz 1806 überdeckte Stirnmoräne im Schutt, Goldau.<br />
75
Abb. 3.29 Der Lauerzer See <strong>und</strong> seine Entwicklung vor 25'000 Jahren bis vor 14'000 Jahren<br />
76
Abb. 3.30 Der Lauerzer See <strong>und</strong> seine Entwicklung vor 14'000 Jahren bis heute<br />
77
dem Einbau von Sperren in der Steiner Aa wurde<br />
hauptsächlich der Kiestransport eliminiert – das<br />
Ausbaggern ist eingestellt worden. Feinste Schwebestoffe<br />
werden in den See eingetragen <strong>und</strong> sedimentiert.<br />
Eine Abnahme der Wassertiefe ist in der<br />
Sägel-Bucht bereits feststellbar. Ohne besondere<br />
Massnahmen wird der Lauerzer See in den nächsten<br />
10'000 Jahren verlanden <strong>und</strong> danach der Vergangenheit<br />
angehören.<br />
3.7 Bergsturz Goldau<br />
Die Molassegesteine der Rigi <strong>und</strong> des Rossberg sind<br />
vor allem Gesteinsbildungen aus ger<strong>und</strong>eten, fein- bis<br />
grobkörnigen Komponenten, gehören der Gesteinsgruppe<br />
„Konglomerate“ an <strong>und</strong> werden als Nagelfluh<br />
bezeichnet. Zwischenlagen von Sandstein <strong>und</strong> Mergel<br />
vervollständigen das Bild.<br />
Rigi <strong>und</strong> Rossberg bestehen grösstenteils aus bunter<br />
Nagelfluh, die neben Geröllen aus Sedimenten (Kalke,<br />
Dolomite) auch solche von kristallinen Gesteinen (z.B.<br />
rote Granite) aufweisen. Die Gesteinsarten der Nagelfluhgerölle<br />
stammen aus höheren, im Tertiär abgetragenen<br />
Baueinheiten der Alpen <strong>und</strong> können den ostalpinen<br />
Decken zugeordnet werden.<br />
Die letzte Hauptfaltung der helvetischen Decken verursachte<br />
am Alpenrand ein Überfahren der Molasse<br />
um einige Kilometer. Das Auffahren von Urmiberg<br />
<strong>und</strong> Hochflue mitsamt der Auflast von Flysch <strong>und</strong> Einsiedler-Schuppenzone<br />
bewirkten die Schiefstellung<br />
<strong>und</strong> die dachziegelartige Überschiebung von Rigi <strong>und</strong><br />
Rossberg.<br />
Gebirge werden aufgestaucht – <strong>und</strong> wieder abgetragen.<br />
Der Abtrag beginnt mit der Verwitterung. Darunter<br />
versteht man die Einwirkung der atmosphärischen<br />
Kräfte („das Wetter“) auf die Gesteine <strong>und</strong> die dadurch<br />
bedingte Zerstörung (physikalisch, chemisch, biolo-<br />
Abb. 3.31 Musterbeispiele (Handstück 6/6 cm) magmatischer<br />
Gesteine aus der bunten Rossberg-Nagelfluh (Herkunft<br />
der Gerölle aus dem Bernina-Gebiet)<br />
78<br />
Abb. 3.32 oben: Bunte Nagelfluh vom Rossberg mit Gletscherschliff-Spuren<br />
unten: freigelegte rotbraune Mergelschicht<br />
Abb. 3.33 Dokumentation zur Herkunft der bunten Nagelfluh-Gerölle;<br />
links: Handstück (6/6 cm) aus der<br />
Rossberg-Nagelfluh; rechts: Handstück der roten<br />
Lias-Brekzie (Alv-Typ) vom Berninapass<br />
Abb. 3.34 Ammonit (Durchmesser 7 cm) aus einem Kalkstein-Geröll<br />
der Rossberg-Nagelfluh. Ablauf der<br />
Geschichte: Kalkausfällung im Tethys-Meer <strong>und</strong><br />
Sedimentation – Einbettung <strong>und</strong> Fossilisierung des<br />
verendeten Ammoniten-Tieres – Verfestigung des<br />
Kalkschlammes zu Kalkstein – Aufschiebung<br />
des Gesteins infolge Faltungsvorgängen – Verwitterung,<br />
Flusstransport mit erneuter Sedimentation<br />
– Verkittung zu Nagelfluh – Aufschiebung am<br />
Rossberg – Verwitterung – Bergsturz – Bergung<br />
aus Geröll im Schutt, Goldau.
gisch). Der nachfolgende Abtrag ist die Summe aller<br />
Vorgänge (Schwerkraft, Wasser, Eis) der auf Erniedrigung<br />
<strong>und</strong> Einebnung der Oberflächenformen hinwirkenden<br />
Naturkräfte.<br />
Beim Rossberg kommt hinzu, dass der anstehende<br />
Fels, durch die unsanften Schubkräfte bei der Platznahme,<br />
von Klüften stark zerschert worden ist <strong>und</strong><br />
Abb. 3.35 Der auf die Molasse aufgeschobene Urmiberg <strong>und</strong><br />
die Hochflue mit Lauerzer See von Norden<br />
dadurch dem Oberflächenwasser besondern Zugang<br />
ermöglichte. Das Wasser kann die tiefer liegenden<br />
Mergelschichten erreichen <strong>und</strong> bewässern. Dies<br />
bewirkt eine Reduktion des Reibungskoeffizienten,<br />
was schlussendlich zum Abgleiten führt. Daraus ergibt<br />
sich die richtigere Benennung für „Bergsturz“ nämlich<br />
„Schlipfsturz“.<br />
Für den Ortsnamen Goldau gibt es mehrere Deutungen.<br />
Wahrscheinlich scheint ein ursprüngliches „Goletau“,<br />
was Geschiebe, Schutt oder Geröllhalde bedeutet <strong>und</strong><br />
auf Bergstürze hinweist. Es ist deshalb nicht erstaunlich,<br />
dass ALB. HEIM (1932) auf frühere Abbrüche hinweist<br />
<strong>und</strong> J. KOPP (1936) etwa zwanzig grössere <strong>und</strong><br />
Abb. 3.36 Rossberg von Süden mit Anrissgebiet Gnipen <strong>und</strong> Sturzbahn 1806<br />
kleinere Bergstürze, meist vorgeschichtlichen Alters,<br />
erwähnt. Stets war es ein Abgleiten von Nagelfluhplatten<br />
auf einer Mergel-Unterlage. Im Gebiet des Rossberg<br />
lösten sich aus den westlichen <strong>und</strong> südlichen Flanken<br />
zahlreiche Bergstürze. Während der letzten<br />
Vergletscherung waren es Felspartien, welche aus dem<br />
Bereich des westlichen Gnipen auf das Reuss-Eis<br />
stürzten. Vom Gletscher transportierte Blöcke finden<br />
sich heute bei Knonau <strong>und</strong> Mettmenstetten.<br />
Als postglazial <strong>und</strong> prähistorisch gilt der Oberarther<br />
Bergsturz. Streublöcke lassen den ehemaligen, westlichen<br />
Sturzbereich einigermassen nachzeichnen.<br />
Als nacheiszeitlich (prähistorisch) gilt der Rubenen<br />
Felssturz. Sturzblöcke sind im Gebiet Steinerberg-Ost,<br />
sowie im Raum westlich von Steinen auszumachen. Im<br />
Blattiswald hat der Felssturz Teile eines eiszeitlich<br />
abgelagerten Granitblockschwarmes tangiert.<br />
Der erste historische Bergsturz ereignete sich um das<br />
Jahr 1222 <strong>und</strong> verschüttete den Weiler Röthen, zwischen<br />
Goldau <strong>und</strong> Steinerberg gelegen. Als letztes<br />
grosses historisches Ereignis ist der Goldauer Berg-<br />
Abb. 3.37 Das Anrissgebiet am Gnipen<br />
79
sturz von 1806 zu erwähnen. Abrisskante <strong>und</strong> Sturzbahn<br />
sind deutlich zu erkennen.<br />
Niederschlagsreiche Jahre <strong>und</strong> besonders der regenreiche<br />
Sommer 1806 trugen wesentlich zur grössten<br />
Abb. 3.38 Die Bergstürze am Rossberg. Gr<strong>und</strong>lage LK 1:25'000 (verkleinert) 1151 (Rigi)<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />
80<br />
historischen Naturkatastrophe der Schweiz, dem Bergsturz<br />
von Goldau, bei. Durch Klüfte <strong>und</strong> Schichtfugen<br />
drang Sickerwasser in eine unter der Gesteins-Oberfläche<br />
liegende Mergelschicht ein <strong>und</strong> weichte diese<br />
zu einer Schmierschicht auf. Auf dieser Gleitschicht<br />
rutschten am 2. September 1806 r<strong>und</strong> 40 Mio. Kubikmeter<br />
Nagelfluhgestein ins Tal, begruben das Dorf<br />
Abb. 3.39 Geologisches Profil durch den Goldauer Bergsturz (aus ALB. HEIM 1932 Bergsturz <strong>und</strong> Menschenleben)
Goldau mit 457 Menschen unter sich <strong>und</strong> überdeckten<br />
eine Fläche von zirka sieben Quadratkilometern.<br />
Die Schichtfolgen im Goldauer Bergsturzgebiet sind<br />
am Rossberg nicht einmalig, sondern setzen sich dem<br />
Rossberg entlang gegen Osten fort. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e werden sich im Rahmen der geologischen<br />
Geschichte, infolge fortwährender Erosion, entsprechende<br />
Felsschlipfe ergeben. Grössere Ereignisse zeigen<br />
sich Monate oder Jahre voraus durch langsame,<br />
später schneller werdende Bewegungen, mit zunehmendem<br />
Steinschlag <strong>und</strong> der Bildung von Rissen in<br />
der Falllinie <strong>und</strong> quer dazu, an.<br />
Bevorstehende Grossereignisse sind zurzeit am Rossberg<br />
nicht zu erkennen. Instabilitäten (Abstürze aus<br />
Felswänden, Rutschungen in Lockergesteinen) sind<br />
meist lokaler Natur <strong>und</strong> treten relativ häufig auf. In<br />
geologischer Zukunft muss sicher mit weiteren Bergstürzen<br />
gerechnet werden. Ein solches Geschehen<br />
kann man jedoch nicht genau prognostizieren.<br />
3.8 Erratiker-Häufung Blattiswald,<br />
Steinen/Steinerberg<br />
Im Blattiswald, unterhalb Steinerberg gelegen, befindet<br />
sich entlang dem Hangfuss auf einer Fläche von ca.<br />
23 ha eine Anhäufung von Kristallin-Findlingen. Die<br />
Blöcke sind von unregelmässiger, eckiger oder anger<strong>und</strong>eter<br />
Gestalt verschiedener Grössen. Alles deutet auf<br />
einen Felssturz mit nachfolgendem Gletschertransport<br />
hin. Die Anhäufung erreicht keine grosse Mächtigkeit,<br />
da diese vielerorts sichtbar, direkt der Molasse aufliegt.<br />
Infolge ungünstiger Lage <strong>und</strong> teilweise starker<br />
Vergneisung <strong>und</strong> Schieferung, weshalb die Gesteins-<br />
Abb. 3.40 Situation Blattiswald<br />
qualität abgemindert wurde, entgingen die Findlinge<br />
der Verwertung als Bausteine. Der Bau von Walderschliessungsstrassen<br />
reduzierte die Menge der Erratiker<br />
unwesentlich. Ausserhalb des Waldes gelegene<br />
Einzelblöcke oder Gesteinsgruppen wurden entfernt,<br />
da diese die Bewirtschaftung behinderten.<br />
Die erratischen Blöcke lassen sich mit Hilfe der Petrographie<br />
(Gesteinsbeschreibung) der Herkunftszone<br />
weitgehend zuordnen. Aus dem häufigen Vorhandensein<br />
von Chlorit-Serizit-Gneisen, gebänderten Amphibolit-Migmatiten,<br />
wenig Zentralem Aaregranit <strong>und</strong><br />
dessen Randausbildung als feinkörnigem Granit-Aplit<br />
sowie leicht vergneisten Graniten <strong>und</strong> Granitporphyren<br />
lässt sich das Gebiet östlich Amsteg (Bristenstock<br />
<strong>und</strong> S-Seite Maderanertal) lokalisieren.<br />
Vor etwa 17'000 Jahren, zur Zeit der späten letzten Vergletscherung,<br />
ereignete sich ausgangs des südlichen<br />
Maderanertales ein Felssturz auf den dem Reussgletscher<br />
zufliessenden Hüfi-Gletscher. In der Gegend des<br />
heutigen Amsteg übernahm der Reussgletscher die<br />
Fracht <strong>und</strong> transportiete die Felsblöcke als ganzes Paket<br />
über 35 km in das Gebiet „Blattiswald“, wo das Ausschmelzen<br />
aus dem Eis erfolgte, <strong>und</strong> die Reise nach<br />
r<strong>und</strong> 500 Jahren Transportzeit zu Ende ging.<br />
Abb. 3.41 Der Blattiswald vom „Schlössli“ (linker Bildrand)<br />
bis „Mulfis“ (rechter Bildrand) – Ansicht aus SE<br />
(Frauholz)<br />
Abb. 3.42 Erratiker im Blattiswald<br />
81
82<br />
Abb. 3.43 Erratiker-Blockschwarm im Blattiswald unterhalb dem Dorf Steinerberg. Das aus Graniten <strong>und</strong> Gneisen bestehende, vermutete Bergsturzmaterial stammt aus dem Gebiet östlich<br />
Amsteg. ALB. HEIM erwähnt 1919 in <strong>Geologie</strong> der Schweiz, dass am Abhang des Rossberges, besonders zwischen Steinen <strong>und</strong> Steinerberg 3000–4000 Blöcke gezählt wurden. Im<br />
Jahre 2002 ergab eine Bestandesaufnahme um die 2000 Blöcke mit Einzel-Volumen zwischen 1 bis 400 m 3 (Gesamtvolumen 11'000 m 3 ).
4 Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen<br />
Zusammenfassung<br />
Bei der Betrachtung bevorzugter Richtungen in der<br />
Landschaft der Zentralschweiz wurde auf solche von<br />
Seen <strong>und</strong> ihren Zuflüssen <strong>und</strong> ihren Zusammenhang<br />
mit Klüften <strong>und</strong> Bruchstörungen, auf die Morphotektonik,<br />
geachtet: Bäche fliessen selten in der Falllinie in<br />
die Seen. Ein Vergleich der drei Richtungselemente hat<br />
ergeben:<br />
– Es gibt keine Korrelation zwischen den Richtungen<br />
der Seebecken <strong>und</strong> der Klüfte. Die beiden müssen<br />
daher unabhängig voneinander entstanden sein: Da<br />
die Klüfte nachweislich nach-miozänen Ursprungs<br />
sind, muss die Anlage der Seebecken durch die spätmiozäne<br />
Platznahme der Decken vorgezeichnet<br />
worden sein.<br />
– Es lässt sich keine Korrelation zwischen den Richtungen<br />
der Seebecken <strong>und</strong> der Zuflüsse erkennen.<br />
Die beiden dürften daher unabhängig voneinander<br />
entstanden sein.<br />
– Dagegen besteht eine Korrelation zwischen Kluft<strong>und</strong><br />
Bachrichtungen innerhalb der einzelnen Seen.<br />
Klüfte <strong>und</strong> Laufstrecken der Bäche sind daher<br />
durch dieselbe Ursache vorgezeichnet worden,<br />
durch die Wirkung des jüngeren, nach-miozänen,<br />
neo-tektonischen Spannungsfeldes.<br />
4.1 Einleitung<br />
Richtungsbeziehungen zwischen Gewässern (Seen, Bächen) <strong>und</strong> Klüften<br />
Die zentralschweizerischen Alpenrandseen bilden ein<br />
eindrucksvolles Merkmal <strong>und</strong> eine touristische Attraktion<br />
in der Landschaft. Zum Teil sind sie tief ins<br />
Gebirge eingebettet, wie der Urner See, zum Teil<br />
René Hantke, Adrian E. Scheidegger<br />
erscheinen sie weniger spektakulär, wandeln sich von<br />
rein alpiner Charakteristik zu Mittellandseen, wie der<br />
Zuger See. Durch den Bau von Staumauern wurden<br />
vormalige Seen wieder geschaffen, reaktiviert.<br />
– Im Molasse-Vorland: Ägerisee, Lauerzer <strong>und</strong> Zuger<br />
See,<br />
– die Arme des Vierwaldstätter Sees,<br />
– Seen der Obwaldner Talung: Alpnacher See,<br />
Wichelsee, Sarner <strong>und</strong> Lungerer See,<br />
– Stauseen: Klöntaler See, Wägitaler See <strong>und</strong> Sihlsee.<br />
HEIM (1894a) sah in der Entstehung der Alpenrandseen<br />
alte Flusstäler, die beim Einsinken des Alpenkörpers<br />
unter dessen Last ertrunken wären. Bis KOPP<br />
(1962a), oft noch später, wurden sie als Wirkung<br />
der Glazialerosion angesehen; HANTKE (1991 S.182)<br />
schreibt ihre Anlage der landschaftsgestaltenden Tektonik<br />
zu: klaffenden Grenzblättern (Urner See) <strong>und</strong><br />
Decken-Stirnen (Sarner See, Vitznauer <strong>und</strong> Gersauer<br />
Becken des Vierwaldstätter Sees), Aufbrüchen (Küssnachter<br />
Arm) <strong>und</strong> Scherstörungen in Spätphasen alpiner<br />
Gebirgsbildung (BUXTORF 1951).<br />
Sodann erhebt sich die Frage nach Beziehungen zwischen<br />
den Seen <strong>und</strong> ihrer Umgebung, zwischen den<br />
Seen <strong>und</strong> ihren Zuflüssen einerseits <strong>und</strong> Klüften <strong>und</strong><br />
Scherstörungen im Gestein anderseits. Es wird sich herausstellen,<br />
dass die Genese der Seen nicht direkt mit<br />
jener der Klüfte <strong>und</strong> jener der Zuflüsse zusammenhängt.<br />
4.2 Methodik der Studie<br />
Die Studie zielt auf eine Klärung der Morphotektonik des<br />
Umfeldes der Zentralschweizer Alpenrandseen. Dies<br />
Mio. Jahre<br />
vor heute<br />
Ära Abt. Stufen Molasse-Schichtabfolgen Gesteinsarten<br />
17–12 Karpat-Sarmat Obere Süsswassermolasse OSM Hörnli-Schuttfächer: Nagelfluh Sandstein, Mergel, Kalke, Kohlen<br />
22–17<br />
Helvetian<br />
Burdigalian<br />
Obere Meeresmolasse OMM<br />
Ufenauer- <strong>und</strong> St. Galler Sandstein,<br />
Luzerner- <strong>und</strong> Bächer Sandstein<br />
24–22 Aquitanian Höhronen- <strong>und</strong><br />
Untere Süsswassermolasse USM Rigi-Schuttfächer:<br />
29–24 Chattian Nagelfluh, Sandstein, Mergel, Kalke, Kohlen<br />
33–29 Rupelian Untere Meeresmolasse UMM<br />
Horwer Sandstein,<br />
Grisiger Mergel<br />
Mittleres KÄnozoikum<br />
(Mittlere Erdneuzeit)<br />
Oligozän Miozän<br />
Tab. 4.1 Gliederung der Zentral- <strong>und</strong> Ostschweizer Molasse<br />
83
geschieht durch einen Vergleich zwischen der <strong>Geologie</strong>,<br />
den Richtungen grosstektonischer Linien, „Lineamenten“,<br />
den als neo-tektonisch verursacht betrachteten<br />
Kluftstellungen <strong>und</strong> den Richtungen der Zuflüsse. Für die<br />
Studie wurde die Region in vier Teilgebiete unterteilt.<br />
84<br />
Loc. No. Max.1 Max.2 Winkel Winkelhalb.<br />
Molasseseen<br />
Ägerisee<br />
Klüfte 180 146+09 46+15 81 6 96<br />
Bäche 22 178+10 86+09 89 42 132<br />
See 2 180+np 117+np<br />
Lauerzer See<br />
Klüfte 154 143+11 60+07 83 101 11<br />
Bäche 62 168+13 50+04 62 19 109<br />
See 1 115+np<br />
Zuger See<br />
NE-Ufer Klüfte 152 146+08 41+11 75 3 93<br />
SE-Ufer Klüfte 108 175+10 102+17 74 139 48<br />
NW-Ufer Klüfte 63 181+08 71+07 70 36 126<br />
Risch-Chiem. Klüfte 110 162+00 75+11 87 118 29<br />
SW-Ufer Klüfte 84 113+12 7+11 75 150 60<br />
Goldau Klüfte 66 122+11 25+11 83 164 74<br />
Alle Klüfte 2∈3 583 178+12 63+00 64 30 120<br />
Klüfte ohne NE-Ufer 431 173+01 85+00 88 129 39<br />
Bäche 2∈3 136 177+07 105+04 72 141 51<br />
See 2 180+np 130+np<br />
Molasseseen alle<br />
Klüfte 917 146+04 51+03 85 8 98<br />
Bäche 220 169+11 66+09 77 28 118<br />
Vierwaldstätter See<br />
Chrüztrichter<br />
Küssn. Arm Klüfte 191 166+04 82+00 85 123 34<br />
Luzerner See Klüfte 180 153+02 65+08 88 109 19<br />
Horwer Bucht Klüfte 375 156+05 66+06 89 21 111<br />
Alle Klüfte 2∈3 498 166+11 67+18 81 27 117<br />
Bäche 2∈3 52 145+07 51+04 86 8 98<br />
See 2 134+np 40+np<br />
Vitznauer Becken<br />
N-Seite Klüfte 286 119+06 20+05 82 159 61<br />
Bürgenstock Klüfte 218 167+08 84+11 83 126 36<br />
Alle Klüfte 504 111+06 12+08 80 152 62<br />
Bäche 26 186+12<br />
See 1 90+np<br />
Gersauer Becken<br />
N-Seite Klüfte 241 153+19 75+13 78 24 114<br />
S-Seite Klüfte 243 168+01 86+00 81 127 37<br />
Seewligrat Klüfte 218 164+13 64+13 80 114 24<br />
Alle Klüfte 702 172+00 78+00 86 125 35<br />
Bäche 2∈3 73 168+11 103+00 65 135 45<br />
See 1 85+np<br />
Urner See<br />
Urner See-E. Klüfte 388 171+06 84+08 87 127 37<br />
NE Klüfte 152 177+07 88+10 90 133 43<br />
SE Klüfte 236 166+00 82+00 84 124 34<br />
Urner See-W. Klüfte 256 125+04 29+03 84 167 77<br />
NW Klüfte 105 134+11 26+11 73 170 80<br />
SW Klüfte 151 122+01 33+00 89 78 167<br />
Alle Klüfte 644 2+09 99+11 83 140 50<br />
Bäche 2∈3 55 155+11 95+02 60 125 35<br />
See 2 180+np 130+np<br />
Vierwaldstätter See alle<br />
Klüfte 2348 168+01 83+00 85 126 36<br />
Bäche 2∈3 206 168+01 102+02 67 135 45<br />
Das Untersuchungsgebiet umfasst die nördlichen<br />
Alpen <strong>und</strong> ihr Molasse-Vorland. Die helvetischen<br />
Loc. No. Max.1 Max.2 Winkel Winkelhalb.<br />
Obwaldner Talung<br />
Alpnacher See<br />
Klüfte 218 132+06 55+11 78 93 4<br />
Bäche 77 125+08 39+02 86 82 172<br />
See 1 60+np<br />
Wichelsee<br />
Klüfte 85 114+12<br />
Bäche 56 107+14<br />
See 1 40+np<br />
Sarner See<br />
Klüfte 88 132+16<br />
Bäche 194 136+07<br />
See 1 42+np<br />
Lungerer See<br />
Klüfte 128 168+06 94+10 74 131 41<br />
Bäche 21 103+11<br />
See 1 25+np<br />
Obwaldner Talung alle<br />
Klüfte 519 128+02<br />
Bäche 348 124+03 31+14 86 168 78<br />
Stauseen<br />
Sihlsee<br />
Friherrenbg.Klüfte 65 136+14 32+21 76 174 84<br />
Grosser Runs Klüfte 63 153+10 74+34 80 113 24<br />
Steinbach Klüfte 63 176+10 83+18 86 40 129<br />
Schräwald Klüfte 66 151+14 72+12 78 111 22<br />
Euthal Klüfte 64 176+16 80+16 82 39 128<br />
Unt. Teil Klüfte 63 169+16 94+19 76 131 41<br />
Alle Klüfte 384 159+19 76+21 83 117 28<br />
Bäche 250 160+02 62+0 82 21 111<br />
Brüche, Region 7 175+15<br />
See 2 165+np 140+np<br />
Wägitaler See<br />
Unt. Teil Klüfte 102 134+10 50+13 84 92 2<br />
SE-Ufer Klüfte 113 148+08 59+10 89 104 14<br />
Alle Klüfte 215 142+09 55+08 87 98 8<br />
Bäche 2∈3 104 144+20 62+02 82 103 13<br />
See 2 148+np 15+np<br />
Klöntaler See<br />
Südufer Klüfte 126 161+09 84+07 77 122 32<br />
Nordufer Klüfte 100 114+00 21+12 87 157 68<br />
Alle Klüfte 226 175+09 96+06 80 136 46<br />
Bäche ges. 145 161+05 58+09 76 19 109<br />
See 2 95+np 60+np<br />
Stauseen alle<br />
Klüfte 825 157+06 79+07 80 119 29<br />
Bäche 499 161+00 71+04 90 116 26<br />
Zentralschweiz alle oben<br />
Klüfte 4609 163+00 80+00 83 122 32<br />
Bäche 1273 155+00 67+00 88 111 21<br />
Nordschweiz<br />
Klüfte (AES 1977) reg 163+12 77+12 86 120 29<br />
Bäche (AES 1979) reg 155±np 75±np 80 115 25<br />
Tab. 4.2 Auswertungen für Schweizer Alpenrandseen: Streich/Trendrichtungen von Klüften, Bächen <strong>und</strong> Seen
Abb. 4.1 Tektonisches Umfeld des Untersuchungsgebietes (HANTKE 1991)<br />
Kalkalpen bilden ein Deckengebirge, dessen Gesteinspakete,<br />
„Decken“, seit dem jüngeren Tertiär um Dutzende<br />
von Kilometern aus dem Süden an <strong>und</strong> auf das<br />
Vorland im N überschoben worden sind. Nach ihrem<br />
Ablagerungsraum der Gesteine am N-Rand <strong>und</strong> am<br />
Abfall zum Ur-Mittelmeer = Tethys (nach der Schwester<br />
<strong>und</strong> Gattin des Okeanos der griechischen Mythologie)<br />
werden drei grosse Deckensysteme unterschieden:<br />
das helvetische am N-Rand der Tethys, das<br />
penninische der zentralen Tröge <strong>und</strong> das ostalpine am<br />
S-Rand der Tethys. Die helvetische Stammdecke wird<br />
in einzelne Decken, Teildecken <strong>und</strong> Schuppen unterteilt<br />
<strong>und</strong> nach typischen Lokalitäten benannt: in Glarner-,<br />
Mürtschen, Axen-Decke mit Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Decke<br />
<strong>und</strong> Drusberg-Decke.<br />
Im Vorland liegen die Molasse-Ablagerungen. Diese<br />
sind am Alpenrand verschuppt, gegen das Mittelland<br />
gestaucht <strong>und</strong> dann flach gelagert. Bei ihrer Schüttung<br />
sind in den tektonisch entstandenen Alpentälern durch<br />
Bergstürze <strong>und</strong> Rüfen Seen gestaut worden, die von<br />
Zeit zu Zeit ins Vorland ausgebrochen sind <strong>und</strong> dort im<br />
Laufe der Zeit gewaltige Schuttmassen aufgebaut<br />
haben.<br />
Die Gliederung der Schichtabfolgen der helvetischen<br />
Decken wird in Tab. 1.2 (Seite 18) <strong>und</strong> jene der<br />
Molasse in Tab. 4.1 aufgezeigt.<br />
Bei der Betrachtung einer Karte der Zentralschweiz<br />
(Abb. 4.1) fällt auf, dass die Ausrichtung, das „Streichen“,<br />
der Seen E einer markanten Linie vom Brünig<br />
über Kehrsiten, Chiemen <strong>und</strong> weiter bis Rapperswil<br />
N–S <strong>und</strong> E–W verläuft, weiter W <strong>und</strong> weiter E, NW–<br />
SE <strong>und</strong> NE–SW.<br />
Ferner sind Trend-Richtungen<br />
bei den Seen der<br />
einzelnen Gebiete von<br />
Bedeutung. Diese können<br />
leicht auf einer Karte<br />
gemessen werden. Bei<br />
den meisten Seen gibt<br />
es nur einen Trend: den<br />
der grössten Längserstreckung.<br />
Manche Seen, der<br />
Chrüztrichter oder der<br />
Zuger See, zeigen zwei<br />
charakteristische Richtungen.<br />
Die Trends wurden<br />
in den Kartenskizzen<br />
(Abb. 4.2–4.4 <strong>und</strong> 4.11)<br />
samt den Azimuten N > E<br />
eingetragen. In den Folgerungen<br />
wird sich zeigen,<br />
ob diese mit weiteren<br />
Strukturelementen<br />
etwas gemeinsam haben.<br />
Kluftstellungsmessungen erlauben Aussagen über<br />
die lokale Tektonik. Klüfte sind als kleine Spalten im<br />
Fels allgegenwärtig; meist zeigen sie sich am Aufschluss<br />
in mehreren Scharen, von denen eine flach<br />
(„subhorizontal“) liegt, die anderen + steil („subvertikal“)<br />
stehen; dabei stehen zwei etwa im rechten<br />
Abb. 4.2 Planskizze des Gebietes der Molasseseen mit<br />
Kluftmessstellen, Bächen <strong>und</strong> geologisch markanten<br />
Linien<br />
85
Abb. 4.3 Planskizze des Vierwaldstätter Sees mit Kluftmessstellen, Bächen <strong>und</strong> tektonisch markanten Linien<br />
Winkel zu einander (Abb. 4.5–4.10). Die subhorizontale<br />
Schar entspricht der Schichtung; die subvertikalen<br />
Scharen sind durch das rezente tektonische<br />
Spannungsfeld erzeugte Miniatur-Scherbrüche.<br />
Diese mögen an der Oberfläche Entlastungsspuren<br />
zeigen, deuten aber dennnoch Scherlinien des tektonischen<br />
Spannungsfeldes an (SCHEIDEGGGER 1978,<br />
2001). Für unsere Zwecke sind nur die subvertikalen<br />
Abb. 4.4 Planskizze der Obwaldner Talung mit Kluftmessstellen,<br />
Bächen <strong>und</strong> geologisch markanten<br />
Linien<br />
86<br />
Kluftscharen von Interesse, da nur sie mit der Tektonik<br />
in Beziehung stehen. Die Regelmässigkeiten sind<br />
nicht absolut; sie müssen daher statistisch erfasst<br />
werden. So können Richtungsrosen für die Klüfte<br />
gezeichnet werden <strong>und</strong> die Maxima in den Diagrammen<br />
durch einfaches Markieren bestimmt werden<br />
(nicht-parametrische Methode, np). Die Auswertung<br />
kann für einzelne Aufschlüsse, für Gruppen von solchen<br />
<strong>und</strong> für ganze Seebereiche durchgeführt werden.<br />
Eleganter ist die Auswertung auf rechnerischer<br />
Basis nach der Methode von KOHLBECK & SCHEIDEG-<br />
GER (1977, 1985). Dabei werden die zu einer Gruppe<br />
von subvertikalen Klüften bestpassenden Stellungen<br />
(Fallrichtung <strong>und</strong> Fallwinkel) unter der Annahme<br />
berechnet, dass sie Dimroth-Watson-Verteilungen,<br />
das heisst dem Kugeläquivalent der Gauss’schen Verteilung<br />
in der Ebene (WATSON 1970), entsprechen,<br />
deren Parameter bestimmt werden (parametrische<br />
Methode). Die bestpassenden Maxima werden als<br />
Max 1, 2 (<strong>und</strong> evtl. 3) bezeichnet. Für je zwei steil<br />
einfallende Kluftscharen lassen sich die Richtungen<br />
der Hauptspannungen des diese verursachenden<br />
Spannungsfeldes bestimmen: Sie sind die Winkelhalbierenden<br />
der Kluftmaxima. Meist sind zwei<br />
Maxima eindeutig bestimmt; bei einer Überprüfung<br />
der Streichrose ergeben sich manchmal nur ein<br />
Maximum oder gar mehr als zwei. Für die Bestimmung<br />
der Spannungsrichtungen werden dann jene<br />
zwei, die am deutlichsten sind, verwendet. Die Richtungen<br />
der Winkelhalbierenden, die tektonischen<br />
Hauptspannungsrichtungen, sind in Tab. 4.2 angegeben.
Zur Festlegung von Kluft-Stellungen werden die<br />
Fallrichtungen (Azimut im Uhrzeigersinn von N > E,<br />
Fallwinkel als Neigungswinkel zur Horizontalen,<br />
beide in Grad) angegeben; alle Rechnungen werden<br />
auf die Fallrichtungen bezogen, zur besseren Veranschaulichung<br />
werden die Streichrichtungen, d.h. die<br />
Richtungen der Schnittlinien der Kluftflächen mit<br />
der Horizontalen, verwendet, <strong>und</strong> Richtungsrosen für<br />
die Häufigkeitsverteilung der Streichrichtungen der<br />
steil stehenden Klüfte gezeichnet. Die numerisch<br />
berechneten Häufungsmaxima der Azimute der<br />
Streichrichtungen sind in Tab. 4.2 mit Vertrauensgrenzen<br />
(+) angegeben, bei nicht-parametrischen<br />
Maxima mit + np.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der statistischen Auswertungen von Kluftstellungen<br />
ist es möglich,<br />
1. festzustellen, ob Scharen existieren, <strong>und</strong><br />
2. ihre Richtungen <strong>und</strong> die dazu gehörigen Hauptrichtungen<br />
der neo-tektonischen Hauptspannungen zu<br />
bestimmen. Es ist dann zu untersuchen, ob sie mit<br />
anderen landschaftlich, geomorphologisch, bedeutsamen<br />
Richtungen korrelieren. Trifft dies zu, dann<br />
sind die Richtungen, wie jene der Klüfte, sehr wahrscheinlich<br />
neo-tektonisch vorgezeichnet.<br />
Die Trend-Richtungen der Zuflüsse zu den Seen werden<br />
behandelt wie die Kluft-Streich-Richtungen. Da<br />
Fliessgewässer nicht geradlinig verlaufen, sind ihre<br />
Läufe zu digitalisieren, d.h. aus Karten herauszuzeichnen<br />
(Abb. 4.2–4.4 <strong>und</strong> 4.11), in Abschnitte zu unterteilen<br />
<strong>und</strong> deren Richtungen (Azimut N > E in °) zu<br />
messen. Wegen ihrer fraktalen Struktur sind Kartenmassstab<br />
<strong>und</strong> Digitalisationsschritte belanglos. Die<br />
Zuflüsse zu jedem See werden zusammengefasst <strong>und</strong><br />
wie die Klüfte statistisch ausgewertet. Bei Seen-Ketten<br />
ist als Zufluss des unteren Sees der Abschnitt des<br />
Fliessgewässers bis zu seinem Austritt aus dem nächstoberen<br />
gewertet worden, also die Lorze als Zufluss<br />
zum Zuger See bis zu ihrem Austritt aus dem Ägerisee;<br />
dabei sind die Austritte nicht mehr in die Betrachtung<br />
einbezogen worden. Wegen der im Vergleich zu Klüften<br />
geringen Zahl an Eingabedaten konnten bei den<br />
Seen keine Unterteilung in einzelne Gebiete vorgenommen<br />
werden (z. B. NW-Ufer), sondern nur ihre<br />
gesamten Einzugsgebiete behandelt werden.<br />
Die Auswertungen sind wie bei den Klüften erfolgt: Es<br />
können wieder nicht-parametrische Trend(Streich)rosen<br />
gezeichnet <strong>und</strong> Maxima durch Prüfung bestimmt<br />
oder wieder die Methode von KOHLBECK &<br />
SCHEIDEGGER (1977, 1985) angewendet werden. Dabei<br />
wurde mit Fallrichtungen entsprechender Polrichtungen<br />
gerechnet; da es bei Bächen nicht sinnvoll ist, von<br />
„Fallen“ zu sprechen, wurden nur Streichrichtungen<br />
(Tab. 4.2) aufgelistet.<br />
4.3 Molasseseen<br />
Im Molasse-Vorland liegen Ägerisee, Lauerzer <strong>und</strong><br />
Zuger See (Abb. 4.2).<br />
Die S-Seite des Ägerisees (Abb. 4.2) ist durch die<br />
Molasserippe Schornenboden <strong>und</strong> die Scherstörungen<br />
um Schornen–Tschupplen vorgezeichnet. Das W-Ende<br />
folgt dem Streichen zwischen der Höhronen-Schuppe<br />
im Wiler- <strong>und</strong> Mitteldorfer Berg im N <strong>und</strong> der St. Jost<br />
(=Grindelegg)-Schuppe der Brandflue im S. Tektonisch<br />
zeichnen sich beim Ägerisee zwei Richtungen<br />
ab: N–S im E <strong>und</strong> N117°E im W.<br />
Im Bereich des Ägerisees wurden an acht Stellen in<br />
der Unteren Süsswassermolasse (USM) Kluftstellungen<br />
gemessen, vier davon auf der N-Seite des Sees in<br />
Sandstein- <strong>und</strong> Nagelfluhbänken, zwei am S-Ufer, an<br />
der Nase am Strandweg vom Hauptsee gegen W, wiederum<br />
in Nagelfluh, <strong>und</strong> in Tobeln im mergeligen<br />
Abhang, an dem sich Klüfte erkennen liessen. Ferner<br />
waren eine Sandsteinwand am W-Ausgang von Unterägeri<br />
<strong>und</strong> ein Aufschluss am Durchbruch der Nagelfluh<br />
bei der Schornen-Letzi zugänglich (Abb. 4.2).<br />
Die zum morphologischen Vergleich herangezogenen<br />
Bäche sind in Abb. 4.2 aufgezeigt: auf der N-Seite<br />
deren zwei, auf der S-Seite ein Bach mit Verzweigung.<br />
Der Lauerzer See, einst Teil des Vierwaldstätter Sees<br />
(HANTKE 1991:182ff), verdankt, wie andere seiner<br />
Becken, die Entstehung landschaftsgestaltender Tektonik.<br />
Nach dem eiszeitlichen Abschmelzen des Eises<br />
wurde die ehemalige Verbindung zwischen Vierwaldstätter<br />
<strong>und</strong> Lauerzer See durch Murfächer von Mythen,<br />
Ibergeregg <strong>und</strong> den Schuttfächer der Muota unterbrochen.<br />
Der Trend des Lauerzer Sees verläuft N115°E.<br />
Um den Lauerzer See wurden Kluftstellungen an sieben<br />
Aufschlüssen gemessen (Abb. 4.2), vier am N-<br />
Ufer in der Rigi-Nagelfluh (USM), drei am S-Ufer in<br />
Stad-Mergeln, Kieselkalk <strong>und</strong> Nummulitenkalk.<br />
Die zur morphotektonischen Studie verwendeten<br />
Bäche sind in Abb. 4.2 wiedergegeben. Trotz der<br />
Kleinheit des Sees ist sein Einzugsgebiet bedeutend.<br />
Geologisch verdankt der Zuger See seine Entstehung<br />
dem gegen N zunehmend stärkeren Auseinanderklaf-<br />
87
Abb. 4.5 Messstelle Baumgarten<br />
fen der Nagelfluh-Schüttungen von Rigi <strong>und</strong> Rossberg.<br />
Schon in Goldau zeichnet sich eine Scherstörung<br />
ab. Analoge Störungen finden sich auf den Halbinseln<br />
Chiemen <strong>und</strong> Buonas sowie im Seegr<strong>und</strong>. Im Zuger<br />
See zeichnen sich mindestens zwei Trendrichtungen<br />
ab: N–S <strong>und</strong> N130°E (OTTIGER et al. 1990K).<br />
Kluftmessungen wurden an 27 Aufschlüssen (Abb.<br />
4.2) vorgenommen: Am NE-Ufer zwischen Zug <strong>und</strong><br />
Lothenbach an sieben Stellen im Sandstein der Oberen<br />
Meeresmolasse (OMM), im Granitischen Sandstein<br />
<strong>und</strong> Sandstein mit <strong>und</strong> ohne Nagelfluhbänken der<br />
Unteren Süsswassermolasse (USM), am SE-Ufer an<br />
fünf Aufschlüssen um Walchwil im Granitischen<br />
Sandstein <strong>und</strong> in der Kalk-Nagelfluh der USM sowie<br />
in den Grisiger Mergeln der Unteren Meeresmolasse<br />
(UMM). Am NW-Ufer wurden an drei Stellen zwischen<br />
Steinhausen <strong>und</strong> Freudenberg Klüfte in Sandsteinen<br />
der Oberen Süsswassermolasse gemessen.<br />
Zwischen Risch <strong>und</strong> Baumgarten (Chiemen) boten<br />
sich fünf Stellen zu Kluftmessungen in Sandstein <strong>und</strong><br />
Nagelfluhbänken der USM an. Am SW-Ufer fanden<br />
sich zwischen Immensee <strong>und</strong> Nasegg vier zu Messungen<br />
verwendbare Aufschlüsse in der USM, in Sandstein,<br />
Nagelfluh <strong>und</strong> Mergel. Am S-Ende des Sees<br />
waren deren drei bei Goldau in der USM-Nagelfluh<br />
verwertbar.<br />
Die zu Richtungsstudien herangezogenen Bäche sind<br />
in Abb. 4.2 dargestellt. Die meisten finden sich an der<br />
E-, nur wenige an der W-Seite. Die Lorze wurde vom<br />
Ausfluss aus dem Ägerisee bis zum Eintritt in den<br />
Zuger See in Betracht gezogen.<br />
4.4 Vierwaldstätter See<br />
Der Vierwaldstätter See nimmt unter den Alpenrandseen<br />
eine zentrale Stellung ein. Er erstreckt sich vom<br />
Urner See über das Gersauer <strong>und</strong> Vitznauer Becken<br />
zum Chrüztrichter mit den sternförmig ausstrahlenden<br />
88<br />
Armen von Küssnachter <strong>und</strong> Luzerner See <strong>und</strong> der<br />
Hergiswil-Horwer Bucht. Die Abgrenzung gegen den<br />
Lauerzer <strong>und</strong> Zuger See ist etwas willkürlich; die<br />
Schwelle der Hohlen Gasse bei Immensee zum Zuger<br />
See <strong>und</strong> die Schwellen zum Lauerzer See sind jüngeren<br />
Datums. Der Alpnacher See wird hier zu den Seen<br />
der Obwaldner Talung gerechnet. Die Arme des Vierwaldstätter<br />
Sees entsprechen in Ausdehnung <strong>und</strong><br />
Bedeutung den Molasseseen <strong>und</strong> den Seen der<br />
Obwaldner Talung.<br />
Die Richtungen der Arme des Vierwaldstätter Sees:<br />
Küssnachter <strong>und</strong> Luzerner See <strong>und</strong> Hergiswiler Bucht<br />
streichen + NW–SE oder NE–SW; Vitznauer <strong>und</strong> Gersauer<br />
Becken + N–S <strong>und</strong> E–W. Der Urner See verläuft<br />
nur scheinbar N–S; er ist aus Stücken zusammengesetzt,<br />
die von der N–S-Richtung abweichen. HANTKE<br />
(1987b, 1991) hat am Vierwaldstätter See Lineamente<br />
festgehalten (Abb. 4.1).<br />
Vom Chrüztrichter erstrecken sich mehrere Arme ins<br />
Molasse-Vorland, so dass diese an die Molasseseen<br />
anschliessen. Es zeichnen sich zwei charakteristische<br />
tektonische Richtungen: Eine N40°E ist durch eine<br />
Gerade von Stansstad bis Küssnacht bestimmt, die<br />
andere N134°E durch parallele Richtungen des Luzerner<br />
Sees <strong>und</strong> der Horwer Bucht.<br />
Der Küssnachter See liegt in einer aufgebrochenen<br />
Antiklinale zwischen der Rigi-Schuppe <strong>und</strong> der steil<br />
stehenden, aufgerichteten Molasse der Kette zwischen<br />
Luzerner <strong>und</strong> Zuger See. Wie bei den meisten tektonischen<br />
Störungen in der Molasse lassen sich auch die<br />
Querstörungen am Küssnachter Arm nicht durch an<br />
Rutschharnischen betastbare Scherflächen belegen.<br />
Ihre Existenz ist aber durch Scherflächen bedingte Tälchen<br />
belegt <strong>und</strong> steht durch die Verstellung der<br />
Molasse-Abfolge ausser Zweifel (BUXTORF & KOPP<br />
1944).<br />
Abb. 4.6 Messstelle Hergiswiler Bucht
Von den zu Kluftmessungen besuchten Aufschlüssen<br />
(Abb. 4.3) liegen acht auf dem E-Ufer zwischen Küssnacht<br />
<strong>und</strong> Hertenstein, bei Küssnacht noch eine in verkitteten<br />
eiszeitlichen Schottern <strong>und</strong> im aquitanen<br />
Sandstein, zwischen Greppen <strong>und</strong> Eggisbüel in den<br />
Grisiger Mergeln, rezentem Quelltuff auf einer Unterlage<br />
von USM-Nagelfluh <strong>und</strong> Weggiser Kalksandstein;<br />
am W-Ufer wurde an einer Stelle in der USM bei<br />
Meggen gemessen.<br />
Der Luzerner See verdankt seine Anlage + senkrecht<br />
zur Streichrichtung laufenden Querstörungen.<br />
Kluftmessungen wurden an acht Stellen (Abb. 4.3)<br />
vorgenommen, vier am NE-Ufer zwischen Luzern <strong>und</strong><br />
Meggenhorn in Sandsteinen <strong>und</strong> Nagelfluh der aquitanen<br />
USM, in Luzern in der OMM beim Löwendenkmal,<br />
drei lagen zwischen Luzern <strong>und</strong> St. Niklausen, in Bunter<br />
Nagelfluh <strong>und</strong> Sandsteinen der aquitanen USM.<br />
Die Horwer Bucht verdankt ihre Entstehung Querstörungen.<br />
Das Seewligrat-Gewölbe entspricht jenem<br />
des Mueterschwanderberg. Das verlandete Seestück<br />
von Buochs nach Stans <strong>und</strong> seine Fortsetzung ins Drachenried<br />
entsprechen der Trennung zwischen Silberen-<br />
<strong>und</strong> Drusberg-Decke (HANTKE 1961a).<br />
Kluftstellungen wurden an 19 Aufschlüssen gemessen<br />
(Abb. 4.3). Die ersten fünf Messungen wurden im<br />
Kieselkalk von Kehrsiten-Dorf nach Stansstad vorgenommen,<br />
die nächsten drei zwischen dem Ausfluss des<br />
Alpnacher Sees <strong>und</strong> Hergiswil, weitere an der Horwer<br />
Bucht, ihrer drei zwischen Utohorn <strong>und</strong> dem Winkel in<br />
Horw in aquitaner Bunter Nagelfluh <strong>und</strong> Kalksandstein<br />
der USM <strong>und</strong> vier über dem W-Ufer der Horwer<br />
Bucht in Mergeln, Kalksandstein, Molasse Rouge <strong>und</strong><br />
Grisiger Mergeln.<br />
Die Richtungen der Zuflüsse konnten nur für den<br />
ganzen Chrüztrichter, nicht aber für einzelne Teile<br />
berechnet werden, da sich nur wenige Richtungsdaten<br />
ergaben.<br />
Das Vitznauer Becken liegt zwischen der helvetischen<br />
Bürgenstock-Kette <strong>und</strong> der gegen S knickartig steiler<br />
einfallenden Rigi-Molasse-Schuppe. Die Halbinsel<br />
Hertenstein ist an einer Blattverschiebung weiter nach<br />
NW <strong>und</strong> zugleich tiefer gesetzt worden. Analoge Verschiebungen<br />
sind von der NW-Seite des Küssnachter<br />
Sees bekannt (BUXTORF & KOPP 1944). Sie zeigen,<br />
dass auch die steilstehende <strong>und</strong> aufgerichtete Molasse<br />
zwischen der Luzerner Bucht <strong>und</strong> dem Zuger See ana-<br />
Abb. 4.7 Messstelle Seewligrat<br />
logen Verscherungen unterworfen waren. Im See-<br />
Durchbruch zwischen den Nasen zeichnet sich ein<br />
komplementär wirkendes Grenzblatt ab. Dabei blieb<br />
die Bürgenstock-Kette im SW zurück. Zwischen Stans<br />
<strong>und</strong> Stansstad verlaufen erneut Grenzblätter. Der Mueterschwanderberg<br />
blieb gegenüber dem Bürgenstock<br />
im S in tieferer Position zurück. Im Rotzloch-Durchbruch<br />
liegt erneut eine komplementäre Störung vor.<br />
Da sich durch solche Grenzblätter, Blattverschiebungen<br />
in den Decken, am Alpenrand ein Streckungseffekt<br />
ergibt, hat sie BUXTORF (1913K, et al. 1916K)<br />
„Streckungsbrüche“ genannt. Der Richtungstrend<br />
des Sees ist E–W.<br />
Für Kluftmessungen am Vitznauer Becken ist die N-<br />
Seite zwischen Hertenstein <strong>und</strong> Ober Nas gut zugänglich;<br />
an ihr wurden 13 Stellen eingemessen (Abb. 4.3);<br />
sieben zwischen Hertenstein <strong>und</strong> Hinter Lützelau in<br />
Sandstein, Kalk-Sandstein <strong>und</strong> Nagelfluh der USM,<br />
drei am Abhang der Rigi ob Vitznau in der Rigi-Nagelfluh<br />
<strong>und</strong> drei zwischen Vitznau <strong>und</strong> Ober Nas im Helvetischen<br />
Kieselkalk <strong>und</strong> im Schrattenkalk.<br />
Auf der S-Seite ist das Ufer nur teilweise zugänglich<br />
oder besteht aus Hangschutt. Die dem See am nächsten<br />
gelegenen Aufschlüsse finden sich am Bürgenstock<br />
(Abb. 4.3). Die zehn Messstellen lagen im alttertiären<br />
Assilinen-Grünsandstein, im Seewer Kalk, im Schrattenkalk,<br />
in der Garschella-Formation <strong>und</strong> im Nummulitenkalk.<br />
Bachrichtungen wurden wieder nur für das gesamte<br />
Becken berechnet: Im S ergaben sich am Bürgenstock<br />
keine Richtungstrends; messbare Bäche entwässern<br />
zum N-Ufer (Abb. 4.3).<br />
Das Gersauer Becken bildete sich zwischen dem Seelisberg-Stirngewölbe<br />
der Drusberg-Decke <strong>und</strong> den<br />
von ihr an den Alpenrand geschleppten Schuppen der<br />
Axen-Decke. Dabei entspricht die tiefere, die Hoch-<br />
89
Abb. 4.8 Messstelle Wand Gersau<br />
flue-Schuppe, der Bächistock-Decke, die höhere, die<br />
Urmi-Schuppe, der Silberen-Decke. Bei Gersau<br />
wurde die westliche Fortsetzung von Urmi- <strong>und</strong><br />
Hochflue-Schuppe an einem Grenzblatt nach NW verfrachtet,<br />
wo sie auf Urmi <strong>und</strong> im Gersauer/Vitznauer<br />
Stock vorliegen. Ein weiteres, gleichsinnig verstellendes<br />
Grenzblatt zeichnet sich in der Schibenen-Störung<br />
ab. Das Imseli wurde nach NW vorgeschoben. Der<br />
Trend des Gersauer Beckens ist erneut ungefähr E–W<br />
(N85°E).<br />
Kluftmessungen am Gersauer Becken (Abb. 4.3)<br />
wurden am N-Ufer von Brunnen bis zur Unter Nas an<br />
elf Stellen in Schrattenkalk, Drusberg-Schichten, Kieselkalk,<br />
Echinodermenkalk <strong>und</strong> Brisi-Sandstein vorgenommen.<br />
Zwischen Ennetbürgen <strong>und</strong> Nas wurden<br />
Kluftrichtungen an vier Stellen, im Assilinen-Grünsandstein,<br />
in Knollenschichten der Garschella-Formation,<br />
im Schrattenkalk <strong>und</strong> im Kieselkalk, gemessen.<br />
Der Seewligrat <strong>und</strong> seine Fortsetzung gegen E können<br />
als „Pseudo-N-Ufer“ des Gersauer Beckens betrachtet<br />
werden, da der See noch im Spätglazial von Ennetbürgen<br />
nach Stansstad gereicht hat. Zehn für Kluftmessungen<br />
brauchbare Aufschlüsse fanden sich im Seewer<br />
Kalk, im Brisi-Kalk der Garschella-Formation <strong>und</strong> im<br />
Schrattenkalk.<br />
Am S-Ufer wurde an elf Stellen von Treibport bis<br />
Emmeten im Kieselkalk, Schrattenkalk <strong>und</strong> Seewer<br />
Kalk gemessen.<br />
90<br />
Bachrichtungen wurden für das gesamte Gersauer<br />
Becken berechnet. Nur wenige Bäche entwässern die<br />
N-Seite, mehrere, längere die S-Seite.<br />
Der S-Teil des Urner Sees liegt in der Axen-Decke, der<br />
N-Teil in der Drusberg-Decke. Ihre Gesteine bestehen<br />
vorwiegend aus Kalken der Kreidezeit mit transgredierendem<br />
Alttertiär. Es ist daher sinnvoll, den N <strong>und</strong> den<br />
S beider Seeufer gesondert zu betrachten. Zwischen<br />
dem E- <strong>und</strong> dem W-Ufer des Sees liegen Grenzblätter,<br />
die eine sinistrale (nach links erfolgte) Verstellung von<br />
700 m bewirkt haben. Dies äussert sich am Alpenrand<br />
in einem Schmälerwerden des Hochstuckli-Flyschs<br />
gegen SW, in einem solchen der Rigi-Molasse gegen E<br />
<strong>und</strong> im Ausbleiben der Urmi-Schuppe, die am Chaiserstock,<br />
senkrecht zum Kettenstreichen, als Silberen-<br />
Decke wieder einsetzt (HANTKE 1961a). Entsprechend<br />
zeichnen sich für den Urner See zwei tektonische<br />
Richtungen ab: Die Hauptrichtung verläuft N–S; eine<br />
Nebenrichtung mit Trend N130°E folgt dem Versatz.<br />
Die für Kluftmessungen untersuchten 17 Aufschlüsse<br />
am E-Ufer lagen am „Weg der Schweiz“. Die NE-<br />
Region (Brunnen–Sisikon) lieferte sieben: im Schrattenkalk<br />
<strong>und</strong> Brisi-Kalk; die SE-Region (Flüelen–<br />
Gruonbach–Sisikon) deren zehn: im Stad-Mergel <strong>und</strong><br />
Flysch, Kieselkalk des S-Lappens der Axen-Decke <strong>und</strong><br />
in Betlis-Kalk, Kieselkalk, Echinodermenkalk, Drusberg-Schichten<br />
<strong>und</strong> Schrattenkalk des N-Lappens.<br />
Abb. 4.9 Messstelle Tellsplatte<br />
Am W-Ufer bot der „Weg der Schweiz“ eine NW-<br />
Region mit fünf Aufschlüssen zwischen Rütli <strong>und</strong><br />
Schattenhalb an der Breitlohn im Kieselkalk <strong>und</strong> eine<br />
SW-Region von Isleten bis Bauen mit sieben Aufschlüssen:<br />
in Kieselkalk, Schrattenkalk, Betlis-Kalk,<br />
Drusberg-Schichten <strong>und</strong> Orbitolinenschichten.<br />
An Bächen der steilen Seeufer boten sich nur wenige<br />
auswertbare Messungen an.
4.5 Seen der Obwaldner Talung<br />
Die Obwaldner Talung liegt nahezu auf einer geraden<br />
Linie, die sich in einer Serie von Staffelbrüchen vom<br />
Küssnachter Becken im NE mit einem Azimut von<br />
N30°E bis zum Brünig im SW erstreckt. Sie schliesst<br />
eine Reihe von Seen ein: Alpnacher See, Wichelsee,<br />
Sarner <strong>und</strong> Lungerer See (Abb. 4.4).<br />
Der Alpnacher See wird auf der NW-Seite vom Pilatus<br />
mit Klimsenhorn-, Esel- <strong>und</strong> Matthorn-Schuppe, auf der<br />
SE-Seite von Rotzberg <strong>und</strong> Mueterschwanderberg, dem<br />
Bürgenstock-Element, begrenzt (Abb. 4.4) mit helvetischen<br />
Schichtfolgen vom Betlis-Kalk bis in die eozänen<br />
Stad-Mergel. Die Überschiebungsfläche ist am Esel gut<br />
sichtbar. Da die Schichten steiler einfallen als der Hang,<br />
finden sich die jüngsten Glieder morphologisch zuunterst,<br />
bei Alpnachstad. Der See liegt NW einer Deckentrennung,<br />
die vom Rotzberg entlang dem Bürgenstock<br />
zum Chrüztrichter verläuft <strong>und</strong>, abgewandelt, sich in den<br />
Küssnachter See fortsetzt (Abb. 4.4). Sein SE-Ufer wird<br />
durch den Steilabfall des Mueterschwanderberg im Hinterbergwald<br />
gebildet; am unteren Seeende zeigt sich ein<br />
Durchbruch durch den Lopper-Schiltgrat. Auch der<br />
Lopper fällt steil zum See ab; weiter im SW folgt eine<br />
Alluvialebene, dann der Abhang des Pilatus. Auf der<br />
SE-Seite durchbricht die Rotz-Schlucht den Rücken<br />
Rotzberg–Mueterschwanderberg <strong>und</strong> ermöglicht eine<br />
Entwässerung des Drachenried zum Alpnacher See. Die<br />
Längsachse des Alpnacher Sees (Trend N60°E) ist<br />
etwas verdreht zu jener der Obwaldner Talung, was mit<br />
der Tektonik zusammenhängt.<br />
Die ersten drei Kluftmessstellen (Abb. 4.4) lagen bei<br />
Alpnachstad, in den Stad-Mergeln hinter dem Parkplatz<br />
beim Bahnhof <strong>und</strong> am Ende eines in den Wald<br />
führenden Karrenweges, ihrer drei am N-Ufer, 500 m<br />
W der Hellegg, bei der Telliegg <strong>und</strong> bei Rengg im<br />
Telliwald, weitere am S-Ufer des Seeendes an einer<br />
steilen Kalkwand unterhalb des Hinterberg-Waldes<br />
<strong>und</strong> in der Rotz-Schlucht. Diese bietet oben einen flachen<br />
Eingang, dann ein Steilstück mit Wasserfällen<br />
<strong>und</strong> einer Karsthöhle, dem Rotzloch, <strong>und</strong> einen engen<br />
Ausgang zum Alpnacher See. Kluftstellungen wurden<br />
an den Schlucht-Enden gemessen.<br />
Die Zuflüsse erfolgen hauptsächlich von W <strong>und</strong> N.<br />
Der Wichelsee zwischen Alpnacher <strong>und</strong> Sarner See<br />
schmiegt sich an den Steilabfall des Plateaus von<br />
Kerns an. Dieses setzt sich im Mueterschwanderberg<br />
<strong>und</strong> E der Scherung von Stans–Stansstad in den Bürgenstock<br />
fort. Aufgr<strong>und</strong> der geometrischen Stellung,<br />
der Fazies <strong>und</strong> der Transgressionen bek<strong>und</strong>et dieses<br />
Randketten-Element ein Äquivalent der Silberen-<br />
Decke, des höchsten Teilelementes der Axen-Decke<br />
(HANTKE 1961a, 1987b). Der Trend (N40°E) des<br />
Wichelsees liegt nahe jenem der Obwaldner Talung.<br />
Für Kluftmessungen gestaltet sich der Zugang durch<br />
die steil abfallende Felswand zum E-Ufer des Sees<br />
schwierig. Ein Wanderweg führt von Sibeneich an steilen<br />
Felsen zum Ufer; auf halber Höhe wurde eine<br />
Stelle eingemessen. Im feuchten Uferstreifen mit<br />
Zufahrt von Sarnen her, trifft der Weg ans Ufer; am<br />
oberen Seeende konnten beim Zugang zu einem Felsbunker<br />
Klüfte eingemessen werden. Der Uferweg verliert<br />
sich unterhalb der Felswand im Landstreifen<br />
gegen N, wo erneut Klüfte gemessen wurden. Ein verwertbarer<br />
Aufschluss fand sich bei Etschi an einer<br />
Strassenkehre von Sibeneich nach Alpnach.<br />
Zu Messungen auswertbare Zuflüsse bilden jene zur<br />
Sarner Aa zwischen Wichel- <strong>und</strong> Sarner See.<br />
Den Untergr<strong>und</strong> des Sarner Sees bilden die helvetischen<br />
Decken, die Drusberg-Decke <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />
verfrachtete Schuppen der Axen-Decke. Diese<br />
wurden auf Flysch <strong>und</strong> subalpine Molasse aufgeschoben;<br />
in der Mulde liegen penninischer Flysch <strong>und</strong> die<br />
Obwaldner Klippen. Die Talung ist durch die Tektonik<br />
vorgezeichnet.<br />
1986 ereignete sich oberhalb Giswil ein Erdrutsch, der<br />
Tote forderte <strong>und</strong> die Brünigbahn <strong>und</strong> -strasse auf<br />
Wochen unterbrach. Ein Besuch mit Walter Kyburz<br />
zeigte, dass die Drusberg-Decke in instabilem Gelände<br />
gegen NW abtaucht; der Sarner See liegt in einer<br />
Mulde <strong>und</strong> einem tektonischen Lineament. Im Rutschgebiet<br />
ob Giswil sind Wang-Schichten, sandig-siltige<br />
Ablagerungen der obersten Kreide, <strong>und</strong> transgredierender<br />
Nummulitenkalk beteiligt. Die Richtung<br />
(N42°E) des Sarner Sees liegt nahezu in der Richtung<br />
der Obwaldner Talung.<br />
Um Kluftstellungen zu messen, wurde der Sarner See<br />
umr<strong>und</strong>et (Abb. 4.4). Seenahe Aufschlüsse existieren<br />
nur bei Giswil-Flüe: gebankter Kalk am Rande einer<br />
engen Klus <strong>und</strong> bei Sarnen am Seeweg von Sarnen nach<br />
Sachseln, nahe des Brünigbahn-Trasses: Stad-Mergel.<br />
Am E-Ufer fanden sich an der Strasse Sachseln–Flüeli<br />
zwei Aufschlüsse 1–2 km entfernt vom Ufer: beim Felsenheim<br />
ob Sachseln (Kalk) <strong>und</strong> wenige h<strong>und</strong>ert Meter<br />
weiter gegen Flüeli bei der Salzbrunnenbruck, in dessen<br />
Tobel Seewer Kalk ansteht. Sonst bilden Alluvionen das<br />
91
Ufer; im W besteht es bis hoch hinauf aus Rüfen- <strong>und</strong><br />
Sackungsschutt, so dass Felsaufschlüsse fehlen.<br />
Das Einzugsgebiet des Sarner Sees ist bedeutend<br />
(Abb. 4.4), so dass sich viele Richtungsdaten von<br />
Bächen gewinnen liessen.<br />
Die helvetische Drusberg-Decke bildet den Untergr<strong>und</strong>.<br />
Diese wurde teils auf Flysch <strong>und</strong> subalpine<br />
Molasse überschoben; auf N-penninischem Schlieren-<br />
Flysch schwimmen die mittelpenninischen Obwaldner<br />
Klippen. Die Richtung (N25°E) des Lungerer Sees<br />
entspricht generell jener der Obwaldner Talung, ist<br />
aber etwas gegen E–W verdreht.<br />
Aufschlüsse für Kluftmessungen fanden sich r<strong>und</strong><br />
um den See (Abb. 4.4): an der Nas bei Mülibach<br />
im Diphyoides-Kalk, im Wald oberhalb Kaiserstuhl,<br />
am Seeende bei Bürglen in den Drusberg-Schichten,<br />
im Schwendlerwald <strong>und</strong> bei den Diessenbachfällen im<br />
Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> am Fusse des Kirchhügels von<br />
Lungern im Malm-Kalk.<br />
In Anbetracht der Kleinheit des Lungerer Sees finden<br />
sich nur wenige Zuflüsse<br />
4.6 Alpenrand-Stauseen im Nordosten der<br />
Zentralschweiz<br />
1908, 1924 <strong>und</strong> 1937 wurden zur Elektrizitätsgewinnung<br />
der Klöntaler See, der Wägitaler See <strong>und</strong> der<br />
Sihlsee aufgestaut. Ihre Vorläufer waren im Spätglazial<br />
bis auf einen Rest oder gar ganz verlandet. Doch<br />
existierten wohl schon in den Zwischeneiszeiten Seen,<br />
deren Gestalt von der heutigen nur wenig abwich.<br />
Der Klöntaler See liegt streng nicht mehr in der Zentralschweiz,<br />
doch in den Kalkalpen mit helvetischen<br />
Schichtfolgen, in einem stirnnahen Aufbruch der<br />
Axen-Decke, die in der Twiren–Dejenstock-Kette im<br />
N des Sees auf Gleithorizonten (Mergel) im Malm<br />
(Schilt-Schichten) <strong>und</strong> im untersten Dogger (Mols-<br />
Member) vorgeglitten ist. Spätglaziale <strong>und</strong> ältere,<br />
begrabene Bergstürze vom Glärnisch-Gleiter zwischen<br />
Vrenelisgärtli <strong>und</strong> Vorder Glärnisch sowie von E<br />
des Dejenstock haben den See aufgestaut.<br />
Kluftstellungen wurden an elf Stellen gemessen <strong>und</strong><br />
mit den zufliessenden Bächen in Abb. 4.11 eingetragen.<br />
Am S-Ufer befanden sich zwei beim Gessner-<br />
Denkmal <strong>und</strong> am Bärentritt im Dogger-Echinoder-<br />
92<br />
menkalk, die übrigen vier bei der Bachmündung P.<br />
854, beim Wissen Brunnen, in der Bucht P. 854 <strong>und</strong> am<br />
Seeende im Quintner Kalk (Malm). Am N-Ufer lagen<br />
die Stellen bei Glarner Rueggis im versackten Öhrli-<br />
Kalk, beim Hinter Ruestelchopf, bei der Schutzhütte in<br />
versackten Zementsteinschichten <strong>und</strong> beim Vorder<br />
Ruestelchopf im Seewer Kalk der unter der Mürtschen-Decke<br />
liegenden Glarner Decke.<br />
Der Wägitaler See liegt in einer bedeutenden<br />
SSW–NNE-verlaufenden Scherzone in der Drusberg-<br />
Decke zwischen Rederten-Element im E <strong>und</strong> dem E-<br />
Rand des Drusberg-Elementes. Durch den mächtigen<br />
Wägitaler Flysch wurden die Aubrige im N des Sees<br />
beim Vorgleiten als über dem Glärnisch abgescherte<br />
Silberen-Decke an den Alpenrand verfrachtet.<br />
Kluftorientierungen wurden an elf Stellen gemessen<br />
<strong>und</strong> mit zufliessenden Bächen für die Orientierungsstudie<br />
in Abb. 4.11 eingetragen. Ihrer fünf am nördlichen<br />
See lagen im Seewer Kalk an der W- <strong>und</strong> E-Seite der<br />
Staumauer <strong>und</strong> bei Innerthal, bei der Schlierenbach-<br />
Mündung <strong>und</strong> beim Stockbügel im Wägitaler Flysch,<br />
sechs ebenfalls, an der Sännegg <strong>und</strong> im Blattli, ob Ziggen<br />
<strong>und</strong> beim Vorder Bruch in Amdener Schichten <strong>und</strong><br />
beim Hinter Bruch <strong>und</strong> beim H<strong>und</strong>sloch im Brisi-Kalk.<br />
Der Sihlsee liegt in einer Scherstörung der Einsiedler<br />
Schuppenzone. Diese besteht aus in einer Frühphase<br />
vom Substrat abgefahrenen Paketen von Oberkreide/<br />
Alttertiär-Gesteinen, die auf ebenfalls dachziegelartig<br />
verschuppte subalpine Molasse mit Friherrenberg,<br />
Vogelherd <strong>und</strong> Wannengütsch aufgeschoben worden<br />
sind.<br />
Die mehrfache Wiederholung von Amdener Schichten<br />
(Oberkreide), transgredierendem Nummulitenkalk mit<br />
Abb. 4.10 Messstelle im Wägitaler Flysch
Abb. 4.11 Planskizze der Stauseen mit Kluftmessstellen <strong>und</strong> Bächen<br />
Grünsandstein <strong>und</strong> Stad-Mergeln, die gegen oben<br />
Sandsteinbänke aufnehmen, sind an der Strasse von<br />
Chälen zum Amselspitz gut aufgeschlossen. Dieser<br />
liegt in aufgeschobenem Wägitaler Flysch (Obere<br />
Kreide–Alttertiär) <strong>und</strong> ist für die weichen Landschaftsformen<br />
bezeichnend. An der Butziflue wird der<br />
Wägitaler Flysch erneut von Wang-Schichten <strong>und</strong><br />
Nummulitenkalk überschoben.<br />
a<br />
Ägerisee Klüfte STR<br />
Intervall 12.0 Max = 16%<br />
c<br />
Zuger See Klüfte STR<br />
Intervall 12.0 Max = 11%<br />
b<br />
Lauerzer See Klüfte STR<br />
Intervall 15.0 Max = 15%<br />
Abb. 4.12<br />
Streichrosen der Klüfte der<br />
Molasseseen: (a) Ägerisee, (b)<br />
Lauerzer See <strong>und</strong> (c) Zuger<br />
See<br />
Die heutige Gestalt des Sihlsees<br />
wurde durch die Staumauern bei<br />
Hüendermatt <strong>und</strong> am Sihl-Austritt<br />
geschaffen. In einer durch klaffende<br />
Blattverschiebungen angelegten<br />
Furche in der Äusseren Einsiedler<br />
Schuppenzone bestand im<br />
Spätglazial (in: LEUZINGER-PICCAND<br />
1996b), wohl gar schon in Zwischeneiszeiten,<br />
ein Sihlsee. Wegen den<br />
Verschiebungen ist die „Richtung“<br />
des Sees nicht einheitlich; sie ändert<br />
sich von N165°E im N bei der Euthaler<br />
Brücke zu N140°E im S.<br />
Kluftorientierungen wurden an 18<br />
Aufschlüssen gemessen <strong>und</strong> sechs<br />
Regionen zugeteilt, ihrer drei in der<br />
Nagelfluh der USM SE von Einsiedeln:<br />
am Vogelherd, am Friherrenberg<br />
<strong>und</strong> am Abstieg zur Chälen.<br />
Drei lagen zwischen Gross <strong>und</strong><br />
Chälen, in der Grosser Runs an<br />
einer Nagelfluhrippe <strong>und</strong> im Nummulitenkalk<br />
unterhalb Chüeboden.<br />
Am mittleren Sihlsee fanden sich auf der W-Seite drei<br />
Messstellen an Nummulitenkalk-Wänden N von<br />
Steinbach. Am oberen Seeende liegen Sackungshänge<br />
vor. Erst am seeparallelen Kamm, im Schrähwald,<br />
konnte im Wägitaler Flysch gemessen werden. Am<br />
NE-Ufer bei Euthal boten Nummulitenkalk-Wände<br />
drei Messstellen. Im unteren Seeteil wurde an drei<br />
Stellen gemessen: an einer Nagelfluhrippe der USM N<br />
von Willerzell, in kreuzgeschichteten Sandsteinen der<br />
USM bei Langrüti <strong>und</strong> an der Kalksandstein-Wand<br />
unterhalb der Staumauer.<br />
4.7 Morphotektonische Betrachtungen<br />
Die Auswertungen erfolgten nach KOHLBECK & SCHEID-<br />
EGGER (1977, 1985) <strong>und</strong> meist unter Annahme zweier<br />
Dimroth-Watson-Verteilungen (Tab. 4.2). Manchmal<br />
war nur eine Verteilung sinnvoll, dann fehlt in Tab. 4.2<br />
das 2. Maximum; oder es wurden drei Verteilungen<br />
vorausgesetzt, aber nur zwei für die Interpretation verwendet<br />
<strong>und</strong> durch das Symbol 2∈3 am Zeilenende<br />
angedeutet. Die Vertrauensgrenzen der Resultate sind<br />
mit ± angegeben; bei nicht-parametrisch gewonnenen<br />
Werten steht ± np. Eine Durchsicht der Tab. 4.2 zeigt,<br />
dass die Auswertungen für alle Klüfte sowie für alle<br />
Bäche der ganzen Region (Trendrosen in Abb. 4.22a<br />
<strong>und</strong> 4.22b) meist die Schweizer Richtungen ergeben<br />
(SCHEIDEGGER 1977, 1979). Auch für Teilregionen<br />
(Abb. 4.20 <strong>und</strong> 4.21) ergeben sich mit wenigen Ausnahmen<br />
überall den schweizerisch-europäischen<br />
übereinstimmende Verhältnisse (SCHEIDEGGER 1977,<br />
93
a<br />
Ägerisee Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 32%<br />
c<br />
Zuger See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 17%<br />
1995): eine Hauptspannung (meist P) zwischen 110°<br />
<strong>und</strong> 145° (N>E).<br />
Daten <strong>und</strong> Auswertungen zeigen für die Zentralschweizer<br />
Molasseseen (Abb. 4.12 <strong>und</strong> 4.13) individuelle<br />
Kluft- bzw. Bachtrendrosen; jene für das Gesamtgebiet<br />
(Abb. 4.20a <strong>und</strong> 4.21a), gegenüber den „normalen“<br />
Umständen für die Schweiz, ein etwas verdrehtes<br />
Resultat: Die Hauptspannungen verlaufen N–S <strong>und</strong><br />
E–W, statt NW–SE <strong>und</strong> NE–SW. Die Resultate für den<br />
Zuger See scheinen etwas unbestimmt. Eine genauere<br />
Betrachtung der Klüfte zeigt, dass diese am NE-Ufer<br />
eng an jene von Lauerzer See <strong>und</strong> Ägerisee anschliessen.<br />
Die übrigen Teilresultate zeigen aber eher einen<br />
Anschluss an die Klüfte der restlichen Alpenrandseen.<br />
Die Auswertung für den Zuger See wurde daher noch<br />
ohne die Klüfte im NE vorgenommen; dann sind die<br />
Resultate identisch mit denen am Vierwaldstätter See<br />
<strong>und</strong> in der Obwaldner Talung.<br />
Für den Chrüztrichter ergeben sich Übereinstimmungen<br />
der Kluftschar-Richtungen in allen Armen mit<br />
einer Hauptspannungsrichtung zwischen 109° <strong>und</strong><br />
123°; dies entspricht genau einer der europäischen.<br />
Eine Auswertung aller Klüfte um den Chrüztrichter ist<br />
daher sinnvoll (Tab. 4.2); Abb. 4.14a zeigt die entsprechende<br />
Kluftrose. Die Bäche passen nicht so gut in<br />
94<br />
b<br />
Lauerzer See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 26%<br />
Abb. 4.13<br />
Richtungsrosen der Zuflussbäche<br />
der Molasseseen: (a)<br />
Ägerisee, (b) Lauerzer See <strong>und</strong><br />
(c) Zuger See<br />
dieses Schema; immerhin liegt das 2. Maximum der<br />
Bäche nicht allzu weit vom 2. Maximum der Klüfte<br />
(siehe Tab. 4.2 <strong>und</strong> Abb. 4.15a).<br />
Bei den Auswertungen für das Vitznauer Becken<br />
(Tab. 4.2) fällt auf, dass die Kluftstellungen auf der<br />
S-Seite des Beckens, am Bürgenstock, genau den<br />
schweizerisch-europäischen (siehe oben) entsprechen.<br />
Auf der N-Seite hingegen herrscht eine grosse<br />
Streuung vor; wenn man zwei Kluftscharen „forciert“,<br />
sind diese gegen die „normale“ Richtung um<br />
ca. 30° verdreht. Eine Auswertung des gesamten<br />
Beckens ist daher nicht befriedigend: Die Streuung<br />
ist gross (Kluftrose Abb. 4.14b). Bei den Bächen<br />
(Abb. 4.15b) lässt sich nur eine Trendrichtung ermitteln;<br />
diese passt mit dem Streichen einer Kluftschar<br />
zusammen.<br />
Die Auswertungen für das Gersauer Becken sind in<br />
der Tab. 4.2 aufgezeigt. Sie schliessen für das N-Ufer<br />
den Seewligrat nicht ein. Dagegen schliessen die Auswertungen<br />
für das gesamte Gersauer Becken (Kluftrose<br />
Abb. 4.14c) den Seewligrat ein. Es ergibt sich eine gute<br />
Übereinstimmung aller Resultate mit den „normalen“<br />
für die ganze Schweiz. Ein Maximum der Bachrichtungen<br />
stimmt mit einer Kluftstreichrichtung überein.<br />
Die Auswertung der Klüfte für den Urner See (Kluftrose<br />
Abb. 4.14d) zeigt, dass ein signifikanter Unterschied<br />
zwischen E- <strong>und</strong> W-Ufer besteht. Dagegen exi-<br />
a<br />
Chrüztrichter Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 10%<br />
c d<br />
Gersauer Becken Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 9%<br />
Vitznauer Becken Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 8%<br />
Urner See Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 8%<br />
Abb. 4.14 Streichrosen der Klüfte am Vierwaldstätter See: (a)<br />
Chrüztrichter, (b) Vitznauer Becken, (c) Gersauer<br />
Becken <strong>und</strong> (d) Urner See<br />
b
a<br />
Chrüztrichter Bäche<br />
Intervall 15.0 Max = 26%<br />
c d<br />
Gersauer Becken Bäche<br />
Intervall 15.0 Max = 28%<br />
Abb. 4.15 Richtungsrosen der Zuflussbäche am Vierwaldstätter<br />
See: (a) Chrüztrichter, (b) Vitznauer Becken, (c)<br />
Gersauer Becken <strong>und</strong> (d) Urner See<br />
stiert keiner zwischen den entsprechenden N- <strong>und</strong> S-<br />
Regionen. Am E-Ufer zeigen sich zwei Kluftscharen,<br />
die + N–S <strong>und</strong> E–W streichen, was den normalen<br />
Schweizer (<strong>und</strong> europäischen) Verhältnissen enspricht<br />
(P-Richtung um 130°). Der allgemeine Trend des<br />
Urner Sees (N–S) passt gut mit der Kluftrichtung 1<br />
zusammen. Am W-Ufer sind die Verhältnisse anders:<br />
Die Kluftrichtungen liegen eher NE–SW <strong>und</strong> NW–SE,<br />
die P-Richtung um 170°, was einer Drehung gegenüber<br />
dem E-Ufer um ca. 40° entspricht. Diese Drehung<br />
ist nicht durch die Deckenstruktur verursacht; sie findet<br />
sich auch, wenn die N- <strong>und</strong> S-Bereiche individuell<br />
verglichen werden. Sie muss eher mit Verschiebungen<br />
an den Grenzblättern in Zusammenhang stehen. Eine<br />
Überprüfung des Urner Sees zeigt, dass dieser nicht<br />
N–S streicht, sondern eine Zickzack-Struktur aufweist,<br />
vor allem zwischen Bauen <strong>und</strong> Gruonbach. Die<br />
Klüfte auf der W-Seite des Sees würden der Blattverschiebung<br />
Bauen–Gruonbach entsprechen. Am Urner<br />
See wurden alle Klüfte gerechnet. Wegen des markanten<br />
Unterschiedes in den Richtungen der Klüfte am E<strong>und</strong><br />
am W-Ufer sind aber solche Rechnungen nicht<br />
von Bedeutung: Die Kluftrosen zeigen kein eindeutiges<br />
Bild; die Streuungen sind hoch, <strong>und</strong> die Endwerte<br />
widerspiegeln solche in der Mitte zwischen denen für<br />
die beiden Ufer; sie liegen näher denen des E-Ufers,<br />
einfach deshalb, weil dort mehr Klüfte gemessen worden<br />
sind als am W-Ufer, so dass eine nicht natürliche<br />
Gewichtung entsteht. Eine der Bachrichtungen passt<br />
aber mit einem Kluftstreich-Maximum zusammen.<br />
b<br />
Vitznauer Becken Bäche<br />
Intervall 15.0 Max = 27%<br />
Urner See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 42%<br />
Für den Vierwaldstätter See als Ganzes zeigt eine<br />
Durchsicht der Tab. 4.2 für die Klüfte <strong>und</strong> der Kluftrose<br />
(Abb. 4.20b), dass diese im Wesentlichen den<br />
schweizerisch-europäischen entsprechen: Die Hauptspannungsrichtungen<br />
(P) liegen bei 126°, die kleinste<br />
(T) bei 36°. Die Bachrichtungen (Abb. 4.21b) ergeben<br />
fast das gleiche Bild (P 136°, T 45°).<br />
Die Auswertungen für den Alpnacher See sind in Tab.<br />
4.2 aufgelistet; Abb. 4.16a zeigt die Kluftstreichrose.<br />
Dabei sind die Kluftrichtungen etwas verdreht zu den<br />
allgemein üblichen „europäischen“; die eine Hauptspannungsrichtung<br />
(P) streicht etwas mehr E–W als<br />
normal, liegt aber immer noch im üblichen Quadranten.<br />
Ein Maximum der Bachrichtungen (Abb. 4.17a)<br />
stimmt gut mit dem entsprechenden der Klüfte überein.<br />
Die Auswertungen um den Wichelsee finden sich in<br />
Tab. 4.2, Abb. 4.16b (Kluftstreichrose) <strong>und</strong> 4.17b<br />
(Bach-Trendrose). Es gibt nur ein Kluftmaximum, das<br />
nahe einem Trendmaximum der Bäche liegt.<br />
Die Auswertungen für den Sarner See sind in Tab. 4.2<br />
aufgezeigt; Abb. 4.16c zeigt die Kluftstreichrose, 4.17c<br />
die Bach-Trendrose. Wiederum ist bei den Klüften wie<br />
bei den Bächen nur je ein Maximum bestimmbar;<br />
Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtungen sind praktisch identisch.<br />
a<br />
Alpnacher See Klüfte STR<br />
Intervall 15.0 Max = 17%<br />
Sarner See Klüfte STR<br />
Intervall 15.0 Max = 13%<br />
Wichelsee Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 12%<br />
Lungerer See Klüfte STR<br />
Intervall 15.0 Max = 19%<br />
Abb. 4.16 Streichrosen der Klüfte für (a) den Alpnacher See,<br />
(b) den Wichelsee, (c) den Sarner See <strong>und</strong> (d) den<br />
Lungerer See<br />
b<br />
c d<br />
95
a<br />
Alpnacher See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 20%<br />
c d<br />
Sarner See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 25%<br />
Abb. 4.17 Richtungsrosen der Zuflüsse: (a) Alpnacher See,<br />
(b) Wichelsee, (c) Sarner See <strong>und</strong> (d) Lungerer See<br />
Die Auswertungen für den Lungerer See sind in Tab.<br />
4.2 aufgelistet; Abb. 4.16d zeigt die Kluftstreichrose,<br />
4.17d die Bach-Trendrose. Eine Überprüfung der<br />
Resultate ergibt, dass die zwei Kluftmaxima ziemlich<br />
den schweizerisch-europäischen Richtungen entsprechen;<br />
bei den Bächen ist nur ein Maximum bestimmbar,<br />
das nahe dem entsprechenden Kluftmaximum<br />
liegt.<br />
Für die Obwaldner Talung gesamthaft zeigt eine<br />
Durchsicht der Tab. 4.2 <strong>und</strong> der Diagramme (Abb.<br />
4.20c <strong>und</strong> 4.21c), dass eine Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtung<br />
für alle Gebiete der Obwaldner Talung NW–SE verläuft;<br />
die andere liegt, falls bestimmbar, normal<br />
dazu.<br />
Die Auswertungen der Kluftmessungen des Klöntaler<br />
Sees wurden für das S-, das N-Ufer <strong>und</strong> den gesamten<br />
See ausgewertet (Tab. 4.2) <strong>und</strong> Abb. 4.18c (Kluftstreichrose)<br />
sowie die Bachrichtungen in 125 m-<br />
Abschnitte digitalisiert (Abb. 19c, Bach-Trendrose).<br />
Die Auswertung ist nur für den gesamten See sinnvoll<br />
(Tab. 4.2). Die Kluftstellungen am N-Ufer sind recht<br />
unzuverlässig, da Öhrli-Kalk <strong>und</strong> Zementsteinschichten<br />
versackt sind. Sonst ergibt sich eine generelle<br />
Übereinstimmung mit den Richtungen der gesamten<br />
Nord-Schweiz <strong>und</strong> mit einer der Bachrichtungen. Die<br />
Ausrichtung des Sees passt nicht recht ins Schema;<br />
96<br />
b<br />
Wichelsee Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 24%<br />
Lungerer See Bäche Trend<br />
Intervall 15.0 Max = 34%<br />
seine Bildung ist daher unabhängig von der Neotektonik<br />
erfolgt.<br />
Für den Wägitaler See wurden die Auswertungen für<br />
den unteren Teil, das felsigere SE-Ufer <strong>und</strong> den ganzen<br />
See vorgenommen (Tab. 4.2), die Bachrichtungen<br />
digitalisiert <strong>und</strong> ausgewertet. Abb. 4.18b zeigt die<br />
Kluftstreichrose, 4.19b die Bach-Trendrose. Bei nicht<br />
numerischen Rechnungen zeigte sich, dass die Annahme<br />
von zwei Maxima bei den Bächen zwei nicht<br />
konjugierte Richtungen ergibt. Die Rechnungen wurden<br />
daher für drei Maxima gemacht (Tab. 4.2); dabei<br />
sind für die Bäche die zwei konjugierten Maxima aufgelistet,<br />
das dritte lag bei 100° + 0°. Die Kluftstellungswerte<br />
an beiden Ufern <strong>und</strong> am gesamten See passen<br />
mit sich selbst, mit einer Bachrichtung <strong>und</strong> mit der<br />
Ausrichtung des unteren Seeteils zusammen. Diese<br />
Landschaftselemente sind damit durch die Neotektonik<br />
bedingt, nicht aber die Ausrichtung des oberen<br />
Seeteiles, der durch die prä-pliozäne Decken-Platznahme<br />
bedingt ist.<br />
Die Auswertungen der Kluftmessungen für den Sihlsee<br />
sind in Tab. 4.2 für die einzelnen Regionen <strong>und</strong> für<br />
den Sihlsee als Ganzes zusammengefasst. Die Richtungsrose<br />
der Klüfte (Abb. 4.18a) gleicht sehr jener für<br />
die gesamte N-Schweiz (SCHEIDEGGER 1977). Waag<strong>und</strong><br />
Sihltal verdanken ihre Bildung klaffenden Blattverschiebungen<br />
(Kap. 2 Geotop-Beispiel 10). Diese<br />
sind durch Bruchlinienscharen begrenzt, wie sie in der<br />
a<br />
Sihlsee alle Klüfte STR<br />
Intervall 12.0 Max = 12%<br />
c d<br />
Klöntal Klüfte STR<br />
Intervall 15.0 Max = 16%<br />
Wägital alle Klüfte<br />
Intervall 15.0 Max = 14%<br />
Sihlsee Brüche STR<br />
Intervall 9.0 Max = 29%<br />
Abb. 4.18 Streichrosen der Klüfte für (a) den Sihlsee, (b) den<br />
Wägitaler See <strong>und</strong> (c) den Klöntaler See, dazu (d)<br />
der Bruchlinien für den Sihlsee/das Waagtal<br />
b
a<br />
Sihlsee Bäche STR<br />
Intervall 12.0 Max = 13%<br />
c<br />
Klöntal alle Bäche STR<br />
Intervall 15.0 Max = 23%<br />
Gegend typisch sind (Abb. 4.18a; die Zahlen geben<br />
das Azimut in ° N > E). Die Auswertung zeigt einen<br />
gewissen Unterschied zwischen den Werten vom Sihlsee<br />
(141° + 11°) <strong>und</strong> vom Waagtal (6° + 8°); doch ist<br />
nur eine Gesamtauswertung für die Region sinnvoll<br />
(Azimut 175° + 15°), Richtungsrose der Bruchlinien<br />
in Abb. 4.18d.<br />
Für einen morphotektonischen Vergleich mit den<br />
Bächen wurden deren Läufe in 250 m-Abschnitte digitalisiert<br />
<strong>und</strong> zu einer Richtungsrose der Bachsegmente<br />
ausgewertet (Abb. 4.19a). Die entsprechenden 1. Richtungsmaxima<br />
(Tab. 4.2) fallen mit denen der Klüfte,<br />
Brüche <strong>und</strong> Seerichtung recht gut zusammen<br />
(159–165°); die 2. streuen stärker. Als Folgerung<br />
ergibt sich, dass die Anlage des Sihlsees durch klaffende<br />
Blattverschiebungen im Einklang mit derjenigen<br />
der Klüfte steht <strong>und</strong> durch die Neotektonik <strong>und</strong> nicht<br />
durch Deckenstirnen bestimmt wurde. Die Bachrichtungen<br />
entsprechen den Kluftrichtungen; auch ihre<br />
Anlage ist wohl neotektonisch bedingt.<br />
Ein Vergleich der Richtungsrelationen zwischen<br />
Klüften, Bächen <strong>und</strong> Bruchlinien der drei Stauseen<br />
untereinander zeigt, dass innerhalb jedes Seengebietes<br />
die Kluft-, Bach- <strong>und</strong> Bruchrichtungen korrelieren.<br />
Es ist also wahrscheinlich, dass Klüfte, Brüche<br />
<strong>und</strong> Bachläufe durch die gleichen Spannungen<br />
erzeugt worden sind: Das kann nur das lokale, neotektonische<br />
Spannungsfeld gewesen sein. Lokal passen<br />
die Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtungen generell zusammen,<br />
dagegen ist die Ausrichtung der Seen davon<br />
b<br />
Wägital Bäche STR<br />
Intervall 15.0 Max = 26%<br />
Abb. 4.19<br />
Richtungsrosen der Zuflüsse:<br />
(a) Sihlsee, (b) Wägitaler See<br />
<strong>und</strong> (c) Klöntaler See<br />
teilweise unabhängig. Fliessgewässer <strong>und</strong> Klüfte sind<br />
demnach neotektonisch bedingt; die Anlage der Seen<br />
ist jedoch teilweise durch eine ältere Tektonik vorgezeichnet<br />
worden.<br />
4.8 Folgerungen<br />
Abschliessend sei ein expliziter Vergleich zwischen<br />
Kluftmaxima, Bachtrends <strong>und</strong> Orientierungen der<br />
Seen gewagt (Tab. 4.2). Dabei zeigt sich:<br />
– Zwischen den Richtungen der Seebecken <strong>und</strong> den<br />
Klüften scheint es keine Korrelation zu geben.<br />
Daher müssen beide wenigstens zum Teil unabhängig<br />
von einander entstanden sein: Da die Klüfte<br />
nachweislich jungen Ursprungs sind, dürfte die<br />
Anlage der Seebecken im Wesentlichen vor der<br />
Änderung des tektonischen Feldes im ausgehenden<br />
Miozän, wie sie von LAUBSCHER (1987) postuliert<br />
wurde, stattgef<strong>und</strong>en haben. Die Seebecken sind<br />
wohl grösstenteils durch die Platznahme der<br />
Decken vorgezeichnet worden. Dabei wurden sie<br />
seitlich durch Spaltenfrost weiter ausgeräumt <strong>und</strong><br />
durch die Gletscher ausgeschliffen.<br />
– Zwischen den Richtungen der Seebecken <strong>und</strong> der<br />
Bachläufe existiert keine allgemeine Korrelation.<br />
Die beiden dürften daher unabhängig von einander<br />
entstanden sein.<br />
a<br />
Molasseseen Klüfte STR<br />
Intervall 12.0 Max = 10%<br />
c d<br />
Obwaldner Talung Klüfte<br />
Intervall 15.0 Max = 14%<br />
Vierwaldst. See Klüfte STR<br />
Intervall 9.0 Max = 8%<br />
Stauseen Klüfte STR<br />
Intervall 12.0 Max = 12%<br />
Abb. 4.20 Streichrosen der Klüfte für das Gesamtgebiet (a)<br />
der Molasseseen, (b) des Vierwaldstätter Sees, (c)<br />
der Obwaldner Talung <strong>und</strong> (d) der drei Stauseen<br />
b<br />
97
a<br />
Molasseseen Bäche<br />
Intervall 12.0 Max = 14%<br />
c d<br />
Obwaldner Talung Bäche<br />
Intervall 12.0 Max = 21%<br />
Abb. 4.21 Richtungsrosen der Bäche für das Gesamtgebiet (a)<br />
der Molasseseen, (b) des Vierwaldstätter Sees, (c)<br />
der Obwaldner Talung <strong>und</strong> (d) der drei Stauseen<br />
– Dagegen besteht ein generelle Korrelation zwischen<br />
Kluft-, Bruch- <strong>und</strong> Bachrichtungen. Dies<br />
würde bedeuten, dass die Bäche, Klüfte <strong>und</strong> Brüche<br />
98<br />
b<br />
Vierwaldst. See Bäche<br />
Intervall 12.0 Max = 12%<br />
Stauseen Bäche<br />
Intervall 15.0 Max = 15%<br />
a b<br />
Alpenrand alle Klüfte<br />
Intervall 9.0 Max = 8%<br />
Alpenrand alle Bäche<br />
Intervall 15.0 Max = 11%<br />
Abb. 4.22 Richtungsrosen für (a) Klüfte <strong>und</strong> (b) Bäche der<br />
gesamten untersuchten Region<br />
durch dieselbe Ursache entstanden sind: Da die<br />
Klüfte nachweislich durch das neotektonische<br />
Spannungsfeld bedingt sind, müssen auch Bachläufe<br />
<strong>und</strong> Brüche durch dieses vorgezeichnet worden<br />
sein.<br />
Die Begehungen des Ägerisees wurden in Begleitung von Dr.<br />
Paul Scheidegger ausgeführt, die Untersuchung der Obwaldner<br />
Talung von den Herren W. Kyburz†, dipl. Geol., Universität<br />
Zürich, <strong>und</strong> Dr. A. Wegmann, Sigriswil, unterstützt. Der Klöntaler<br />
See wurde in Begleitung der Geologen Dr. Hugo Buser,<br />
Unterterzen, <strong>und</strong> Frederico Mooser, Ciudad de México, begangen.<br />
Die Messungen an der Felswand bei der Sihlsee-Staumauer<br />
erfolgte mit Erlaubnis von Herrn M. Fuchs, Etzelwerk, Einsiedeln;<br />
das Befahren der Grosser Runs-Schräwaldstrasse mit jener<br />
von Herrn Dr. S. Lienert, Willerzell, was bestens verdankt sei.
5.1 Einleitung<br />
5 Mittelmoränen in der Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen<br />
Mittelmoränen werden in der alpinen Literatur recht<br />
stiefmütterlich behandelt, obwohl sie beim Zusammentreffen<br />
zweier Gletscher die Schuttmenge von<br />
zwei Seitenmoränen führen. Ein Gletschersystem,<br />
das aus n Teilgletschern besteht, erhält an den Vereinigungsstellen<br />
insgesamt n-1 Mittelmoränen. Wie<br />
bei heutigen alpinen Gletschern, wurde auch in Kaltzeiten<br />
der Grossteil des Schuttgutes auf dem Eis<br />
transportiert. Die Vorstellung, sämtliches Gesteinsgut<br />
wäre durch Spalten <strong>und</strong> Schmelzwässer auf den<br />
Gletscherboden gelangt <strong>und</strong> zerrieben worden, ist<br />
dahin zu korrigieren, dass dies vor allem für Feingut<br />
zutraf <strong>und</strong> dass Gr<strong>und</strong>moräne kaum weit verfrachtet<br />
wurde.<br />
An den Vereinigungsstellen übernahmen die Mittelmoränen<br />
den primären Randschutt <strong>und</strong> führten ihn<br />
René Hantke<br />
auf eisigen Förderbändern bis ans Ende oder an den<br />
Rand der Gletscherzungen. Gegen ihre Enden häufte<br />
sich dieser zu Bändern, verflachte, rückte näher<br />
zusammen <strong>und</strong> wurde als Moränen- <strong>und</strong> Schottergut<br />
abgelagert. WAGNER (1986, 1997, 2001a–c), der sich<br />
seit 20 Jahren mit eiszeitlichen Mittelmoränen auseinandersetzt,<br />
vor allem mit terminalen <strong>und</strong> lateralen<br />
Endaufschüttungen im Alpen-Vorland <strong>und</strong> in späten<br />
Abschmelzphasen in den Alpentälern, hat sie aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Form als „Moränen-Quappen“ bezeichnet.<br />
Noch im „Eiszeitalter“ (HANTKE 1978, 1980, 1983,<br />
1987a) wurde Mittelmoränen viel zu wenig Beachtung<br />
geschenkt. Bei der Kartierung für Blätter des Geologischen<br />
Atlas der Schweiz 1:25'000 in der Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> den westlichen Glarner Alpen wurden<br />
zahlreiche Moränen-Ansätze festgestellt, aber erst bei<br />
letzten Begehungen, der Bereinigung, der Druckvor-<br />
Abb. 5.1a Die Mittelmoräne der Chammhalden von der Chammhaldenhütte aus mit Girenspitz <strong>und</strong> Grenzchopf in der Nord-Kette des<br />
Säntisgebirges (Frontalansicht)<br />
99
ereitung der Atlasblätter Einsiedeln, Rigi, Ibergeregg,<br />
Klöntal, Muotatal <strong>und</strong> Linthal (HANTKE et al. 2002Kaf)<br />
sowie der Niederschrift der Erläuterungen <strong>und</strong> in<br />
Kontakt mit Gerhart Wagner in ihrer Tragweite<br />
erkannt. Zugleich mehrten sich bei uns beiden die<br />
Erkenntnisse um diese landschaftsgestaltenden Elemente<br />
von bescheidenen firnbedeckten Anfängen<br />
(HANTKE 1970, 1980) über ausapernde Wälle zum<br />
bedeutenden, durch die Gletscherdynamik geprägten<br />
<strong>und</strong> ins Vorland verfrachteten Oberflächenschutt.<br />
Dabei kommt ihm vor allem für die Landschaftsgeschichte<br />
entscheidende Bedeutung zu.<br />
In dieser Arbeit werden vorwiegend inneralpine Vereinigungsstellen<br />
von Teilgletschern betrachtet: der<br />
Ursprung der Mittelmoränen. Ein Teil des primären<br />
Randschuttes von Teilgletschern wurde nicht von der<br />
entstehenden Mittelmoräne übernommen, sondern<br />
blieb an ihren Ansätzen als charakteristische Ablagerung<br />
liegen. Diese geben Hinweise über Eishöhen von<br />
Höchstständen <strong>und</strong> markanter Wiedervorstösse.<br />
Eine klassische Mittelmoräne, die Chammhalden an<br />
der Nordwest-Flanke des Säntis (HANTKE 1978, Fig.<br />
29, S. 86; 1980, Fig. 43, S. 85, HANTKE in FUNK et al.<br />
2000), hat sich, seit der Platznahme der Säntis-Schuppen<br />
vor fünf Mio. Jahren, über alle Kaltzeiten durch<br />
Felssturzgut zwischen einem gegen S abfliessenden<br />
Urnäsch- <strong>und</strong> einem gegen NE sich wendenden Wissbach-Gletscher<br />
gebildet. Sie erreicht – selbst bei<br />
einem Felskern, wie dies für Kargletscher mit zurückwitternder<br />
Wand vorauszusetzen ist – die respektable<br />
Höhe von 200 m (Abb. 5.1a <strong>und</strong> 5.1b).<br />
Abb. 5.1b Die Mittelmoräne der Chammhalden am NW-Fuss<br />
des Säntis (punktiert) hat sich über alle Kaltzeiten des<br />
Eiszeitalters zwischen den Firnen des Wissbach- <strong>und</strong><br />
des Urnäsch-Gletschers gebildet. LK 1115 Säntis.<br />
100<br />
Im proximalen Bereich liefern Mittelmoränen Hinweise<br />
auf Eishöhen; im distalen sind viele bisher als Drumlin<br />
kartierte Bildungen als Mittelmoränen zu deuten.<br />
Ebenso lassen sich schwer verständliche isolierte<br />
Schotter-Vorkommen als von Schmelzwässern zusammengeschwemmtes<br />
Schuttgut von Mittelmoränen problemlos<br />
erklären. Übereinander gelegene Abfolgen zeigen,<br />
dass Mittelmoränen sich über mehrere Kaltzeiten<br />
stets an denselben Stellen eingestellt haben, so dass es<br />
zu einer Häufung von Moränengut gekommen ist.<br />
5.2 Der Reuss-Gletscher<br />
Südöstlich von Schattdorf (Atlasblatt 1192 Schächental),<br />
auf Gampelen (694.5/188.7/1485 m ü.M.), hat<br />
BRÜCKNER (B. et al. 1987K) am Fuss von Schwarz<br />
Grat–Bälmeten um 1470 m eine Stauterrasse von Eis<br />
verschlepptem Bergsturzgut gezeichnet. Wo die Eiszufuhr<br />
zwischen Bälmeten <strong>und</strong> Hoch Fulen, infolge<br />
rückwärtiger grösserer Höhen, markant ansteigt, fällt<br />
die Terrasse aus: Sie ist als Mittelmoränen-Stauterrasse<br />
zwischen Schwarz Grat–Bälmeten- <strong>und</strong> Reuss-<br />
Eis zu deuten (Abb. 5.2).<br />
Zeugen von ins Schächental eingedrungenem Reuss-<br />
Eis sind die Kristallin-Blöcke bei Witerschwanden<br />
(BRÜCKNER 1938, et al. 1987K, HANTKE 1987a). Der<br />
Schächen-Gletscher wurde vom Reuss-Eis bis dort<br />
zurückgestaut <strong>und</strong> auf die rechte Talflanke gedrängt,<br />
was Erratiker belegen.<br />
Das Zusammentreffen von absteigenden Moränen des<br />
Holder-Gletschers <strong>und</strong> des austretenden Rieder-Gletschers<br />
führten oberhalb Bürglen, bei Brügg<br />
(694.7/192.5/640), zum Stau der Terrassen von<br />
Breitäbnet <strong>und</strong> Ämmerten; sie bek<strong>und</strong>en die Lagen<br />
von Chindli/Ibacher- <strong>und</strong> Ingenbohler Ständen (Kap.<br />
6) des ins untere Schächental eingedrungenen Reuss-<br />
Gletschers.<br />
Auf der Nordseite des Schächentales haben sich Mittelmoränen-Ansätze<br />
unter den Felsgraten vom<br />
Hagelstock zur Chalberweid, vom Hagelstöckli zu<br />
den westlichen Eggen (1951 m), vom Spilauer Grätli<br />
zu den östlichen Eggen (1967.8 m) <strong>und</strong> südöstlich<br />
von Chinzig Chulm (P. 2151) zur Ober Gisleralp<br />
gebildet.<br />
Zwischen Reuss- <strong>und</strong> mündendem Muota-Gletscher<br />
wurden Mittelmoränen im Stooswald, oberhalb der
Abb. 5.2 Der aufgr<strong>und</strong> von Reuss-Erratiker bis Witerschwanden<br />
ins Schächental eingedrungene Reuss-<br />
Gletscher, aus HANTKE 1987a.<br />
Punktiert: Mittelmoränen-Terrasse von Gampelen<br />
Kreuzchen: Erratiker des Reuss-Gletschers<br />
Ausgezogene <strong>und</strong> punktiert verb<strong>und</strong>ene Linie:<br />
Höchststand der letzten Vereisung<br />
Talstation Morschach–Stoos-Schwebebahn, abgelagert,<br />
was gegen den Muota-Gletscher plötzlich ausfallende<br />
Kristallin-Erratiker bekräftigen (LK 1172 Muotatal).<br />
Südlich des Stoos hat sich auf dem Holiberig eine Mittelmoräne<br />
zwischen Fronalp-Gletscher <strong>und</strong> vom<br />
Chlingenstock zugeflossenem Eis gebildet. Der Wall<br />
der Blüemlisegg (694.5/203.7/1204) östlich des Stoos<br />
ist als Mittelmoräne zwischen Näppen- <strong>und</strong> Muota-<br />
Gletscher zu deuten (Abb. 5.3).<br />
Im hintersten Bisistal wurde zwischen Ruosalper- <strong>und</strong><br />
Gwalpeten Tal sowie am Nordwest-Fuss des Märenspitz<br />
im steilen Schuttgrat von Vorderist Nissegg<br />
(708.0/195.9) Mittelmoränengut zwischen diesem <strong>und</strong><br />
dem von der Glattalp (LK 1173 Linthal) abgestiegenen<br />
Gletscher geschüttet (Abb. 5.4).<br />
Beim Bau des Alpsträsschens ins hinterste urnerischen<br />
Hürital wurde oberhalb Wängi eine Mittelmoräne aufgeschlossen.<br />
Sie hatte sich über mehrere Kaltzeiten<br />
zwischen einem Gletscher vom Chinzig <strong>und</strong> einem aus<br />
dem Kar von Sirtenstock–Höch Pfaffen (LK 1172<br />
Muotatal) eingestellt.<br />
Abb. 5.3 Die Blüemlisegg-Mittelmoräne (punktiert) im östlichen<br />
Stoos-Gebiet bildete sich zwischen dem<br />
Muota-Gletscher <strong>und</strong> dem von der Chlingenstock-<br />
Kette zugestossenen Näppen-Gletscher. LK 1172<br />
Muotatal.<br />
Zwischen dem Ägeri-Arm des Muota/Reuss-Gletschers<br />
<strong>und</strong> vom Chaiserstock zugeflossenem Eis<br />
(LK 1151 Rigi) hat sich eine Mittelmoräne gebildet.<br />
Gegen W setzt auf Illenberg S von Unterägeri<br />
(Atlasblatt 1131 Zug) um 980 m eine solche zwischen<br />
Ägeri-Arm <strong>und</strong> zugerischem Hüri-Gletscher<br />
ein.<br />
Abb. 5.4 Spätglaziale Mittelmoränen (punktiert) im Bereich<br />
der Äste des Muota-Gletschers mit Waldieggen<br />
(W.-E.), Eggen <strong>und</strong> Vorderist Nissegg gegen<br />
den Glattalp-Gletscher (G). Seitenmoränen: dicke<br />
Punktzeilen. LK 1172 Muotatal <strong>und</strong> 1173 Linthal.<br />
101
Abb. 5.5 Die Rufiberg-Mittelmoräne (punktiert) zwischen<br />
Zuger See-Arm des Muota/Reuss-Gletschers <strong>und</strong><br />
vom Rossberg zugeflossenem Lokaleis; die frühe<br />
Spätwürm-Moräne des Rossberg-Eises mit dicken<br />
Punktzeilen. LK 1151 Rigi.<br />
Prachtvolle, bisher als Seitenmoränen betrachtete<br />
Wälle haben sich N des westlichen Rossberg, auf dem<br />
Rufiberg (Blatt 1151 Rigi, Abb. 5.5), <strong>und</strong> an der Nordwest-Flanke<br />
der Rigi, in der Seebodenalp-Moräne<br />
(HANTKE 2003, Abb. 3), erhalten. Da von ihr frühe<br />
spätwürmzeitliche Moränen auf der Nordseite der Rigi<br />
fast bis an den Zuger See reichen, können sie nicht nur<br />
Seitenmoränen des Reuss-Gletschers bek<strong>und</strong>en; sie<br />
bildeten sich zwischen Zuschüssen vom Rossberg<br />
bzw. von der Rigi <strong>und</strong> dem eisstauenden Reuss-Gletscher,<br />
der in den würmzeitlichen Höchstständen ihr<br />
Zufliessen verhindert hat.<br />
Die unterseeischen Moränen werden in Kap. 6 beschrieben.<br />
Eine markante persistente Mittelmoräne<br />
zwischen Reuss- <strong>und</strong> Engelberger Gletscher setzt am<br />
NW-Grat des Buochserhorn als Geissholzegg um<br />
1000 m ein, eine höhere, präwürmzeitliche auf 1200 m<br />
(LK 1171 Beckenried).<br />
Analog der Wälle auf Seebodenalp <strong>und</strong> Rufiberg ist<br />
der Wall von Mostel nicht als Seitenmoräne eines über<br />
den Pass von Rothenthurm gegen Norden fliessenden<br />
Muota/Reuss-Gletscherarmes zu betrachten; auch er<br />
ist als Mittelmoräne zwischen diesem <strong>und</strong> von Hochstuckli<br />
<strong>und</strong> Engelstock zugeflossenem Eis zu deuten<br />
(Abb. 5.6). Ebenso kommt südlich von Rothenthurm<br />
den Wällen zwischen diesem Eisarm <strong>und</strong> dem mündenden<br />
H<strong>und</strong>s-Chotten-Gletscher Mittelmoränen-<br />
Natur zu (LK 1152 Ibergeregg). Zwischen Chli Morgarten,<br />
Tännlichrüz <strong>und</strong> der Molasserippe von St. Jost<br />
haben sich zwischen Ägeri- <strong>und</strong> Rothenthurmer Arm<br />
102<br />
des gegen Norden abgedrängten Muota/Reuss-Gletschers<br />
Mittelmoränen gebildet.<br />
Der verkittete <strong>und</strong> randlich verstürzte Schotter des<br />
Ratengütsch (1119.2 m) – aufgr<strong>und</strong> seiner Höhenlage<br />
ein „subalpiner Deckenschotter“ – liegt zwischen<br />
Rothenthurmer- <strong>und</strong> Ägeri-Arm des Muota/Reuss-<br />
Gletschers <strong>und</strong> dem bis Raten–H<strong>und</strong>wileren eingedrungenen<br />
präwürmzeitlichen Linth-Gletscher mit<br />
Verrucano-Erratikern (LK 1132 Einsiedeln).<br />
Präwürmzeitliche <strong>und</strong> noch ältere Mittelmoränen<br />
haben sich auf Chrüzweid–H<strong>und</strong>wileren–Oberegg–<br />
Chatzenstrick–Brunneren, zwischen Rothenthurmer<br />
Arm von Muota/Reuss- <strong>und</strong> Alp-Gletscher gebildet.<br />
Eine weitere präwürmzeitliche Mittelmoräne ist zwischen<br />
Rossberg <strong>und</strong> Zugerberg als Wall Brünnli–Nollen<br />
(Atlasblatt 1131 Zug) sowie eine noch im Spätriss<br />
aktive Mittelmoräne auf dessen Grat (P. 1015.1, 1018,<br />
1017, 1010.6) <strong>und</strong> Hochstock–Hochwacht geschüttet<br />
worden. Die Grenze zwischen Reuss- <strong>und</strong> Linth-Gletscher<br />
dürfte – wie schon in einer früheren Eiszeit –<br />
über die Baarburg verlaufen sein. Die verkittete Schotterkappe<br />
auf einer Molasse-Kuppe, deren Natur <strong>und</strong><br />
Alter über ein Jahrh<strong>und</strong>ert diskutiert wurden (AEPPLI<br />
Abb. 5.6 Die Mittelmoräne von Mostelberg (punktiert) bildete<br />
sich zwischen dem Rothenthurmer Arm des<br />
Muota-Reuss-Gletschers <strong>und</strong> vom Hochstuckli <strong>und</strong><br />
Engelstock zugeflossenem Eis; dicke Punktzeilen:<br />
Seitenmoränen. LK 1152 Ibergeregg.
1894K, FREI 1912, HEIM 1894a, 1913, 1919, HANTKE<br />
1961b), wäre als verschwemmter Mittelmoränen-<br />
Schutt zu betrachten.<br />
Eine persistente Mittelmoräne hat sich auf der Nordseite<br />
des Bürgenstock (LK 1170 Alpnach, Atlasblatt<br />
1150 Luzern) zwischen Reuss-Gletscher <strong>und</strong> über den<br />
Brünigpass (1000 m) geflossenem Aare-Eis entwickelt.<br />
Bei Stans vereinigte sich dieser mit dem<br />
Engelberger Gletscher <strong>und</strong> schüttete bei Kehrsiten<br />
eine bis 60 m hohe Mittelmoräne (BUXTORF 1910Ka, et<br />
al. 1916K), die sich als subaquatischer Wall in den<br />
Vierwaldstätter See gegen Luzern verfolgen lässt<br />
(Kap. 6; KOPP et al. 1955K, 1962b). In der Obwaldner<br />
Talung stellen sich südwestlich <strong>und</strong> westlich von Alpnach<br />
Mittelmoränen zwischen dem Brünig-Arm des<br />
Aare-Gletschers <strong>und</strong> den Schlieren-Gletschern ein<br />
(LK 1170 Alpnach).<br />
Eine bedeutende Mittelmoräne hat sich nordöstlich<br />
des Pilatus, auf Schwandegg (P. 1083)–Chrienseregg<br />
(1032 m)–Gibelegg-R<strong>und</strong>höcker–Ränggbach-Durchbruch–P.<br />
949–Wall nördlich von Hinterschilt, gebildet.<br />
BAUMBERGER (in BUXTORF et al. 1916K) hat sie<br />
als Stirnmoräne eines Pilatus-Gletschers gedeutet,<br />
KOPP (K. et al. 1955K, 1962b), aufgr<strong>und</strong> einzelner<br />
Kristallin-Erratiker <strong>und</strong> ihrer Grösse, als eine vom<br />
Brünig-Arm des Aare-Gletschers geschüttete Seitenmoräne.<br />
Die Wälle weiter westlich, zwischen<br />
Holderchäppeli <strong>und</strong> Gass, sind als Mittelmoränen<br />
zwischen Brünig-Arm <strong>und</strong> Rümlig-Gletscher zu interpretieren.<br />
5.3 Der Linth-Gletscher<br />
Im Grosstal setzt E von Linthal um 1840 m eine höchste<br />
Mittelmoräne auf Hälsli (1772.2 m) N der Alp Sasberg<br />
zwischen Linth- <strong>und</strong> Diesbach-Gletscher (LK<br />
1173 Linthal) ein.<br />
Den Grat zwischen Diesbach- <strong>und</strong> Übelbachtal haben<br />
OBERHOLZER (OBERHOLZER & ALB. HEIM 1910K, O. et<br />
al. 1942K) <strong>und</strong> SCHIELLY (1981K) verschieden, aber<br />
beide als anstehend kartiert. Eine Neuuntersuchung<br />
hat indessen gezeigt, dass der distale Grat von P. 1765<br />
bis 1540 m aus Moränengut besteht; er stellt eine Mittelmoräne<br />
zwischen Diesbach- <strong>und</strong> Übelbach-Gletscher<br />
dar. Unterhalb der Schönau setzt um 1650 m<br />
eine Mittelmoräne des Würm-Maximums zwischen<br />
Linth- <strong>und</strong> Hasler Gletscher ein. Eine jüngere Mittelmoräne<br />
stellt sich im Hasler Tal unterhalb 1050 m ein.<br />
Zwischen Linth- <strong>und</strong> Bächi-Gletscher löst sich auf<br />
1170 m eine Mittelmoräne, die sich über Schlatt<br />
gegen das Luchsinger Tobel verfolgen lässt. Nördlich<br />
von Luchsingen verläuft ein Wall längs des linken<br />
Hangfusses. Dieser bek<strong>und</strong>et – wie der auf der<br />
Schotterterrasse von Nidfurn aufsitzende Wall – die<br />
Fortsetzung der Mittelmoräne zwischen Bächi- <strong>und</strong><br />
Linth-Gletscher (HANTKE 2003, Abb. 4).<br />
Rechtsseitige Mittelmoränen zwischen Linth- <strong>und</strong><br />
Änetseeben-Gletscher liegen auf dem Grat Mätzstöck–Rotenberg–Sedel–Gigerhorn<br />
(LK 1173 Linthal).<br />
Nordöstlich des Hellhorn hat sich eine weitere<br />
zwischen Nideren- <strong>und</strong> Sernf-Gletscher (LK 1174<br />
Elm) gebildet.<br />
Aus der Nische in der Nordwand des Vorder Glärnisch<br />
(LK 1153 Klöntal) ist schon früh ein Bergsturz<br />
niedergebrochen, wie Sturzbrekzien auf dem<br />
Stöckli belegen. Da sich auf dem Stöckli-Grat (P.<br />
1000) kein Moränengut aus dem hinteren Glarnerland<br />
findet, sondern vor allem Gesteinsgut vom Vorder<br />
Glärnisch, schlossen OBERHOLZER (1933) <strong>und</strong><br />
SCHINDLER (1959), dass dieses aus einer Zeit<br />
stamme, in welcher der Linth-Gletscher nur noch<br />
so hoch gereicht hat wie im „Bühl-Stadium“ (= Stadium<br />
von Hurden–Rapperswil oder Weesen/Ziegelbrücke).<br />
Es liegt eine Mittelmoräne zwischen Klön<strong>und</strong><br />
Bächi-Eis des Linth-Gletschers vor. Die Verkittung<br />
erfolgte durch subglaziäre Schmelzwässer.<br />
Ihr Alter kann weit älter als früh-spätwürmzeitlich<br />
sein.<br />
Im hinteren Klöntal ist die bisher meist als Seitenmoräne<br />
des Rossmatter Gletschers gedeutete<br />
Moräne, die den Talboden der Richisau (LK 1153<br />
Klöntal) abdämmt, in ihrem untersten Teil als Mittelmoräne<br />
zu deuten. Zweifelsfrei sind die im Tal der<br />
Richisauer Chlön sich einstellenden Mittelmoränen,<br />
jene des Gampeleggen, zwischen nördlichem Silberen-Eis<br />
<strong>und</strong> einer Zunge, die zwischen Fläschenspitz<br />
<strong>und</strong> Brüschalp von Nordwesten zugeflossen ist,<br />
sowie jene, welche die Eismassen auf Mittler<br />
Schwialp getrennt hat (Abb. 5.7).<br />
Neben der altbekannten Mittelmoräne zwischen<br />
Walensee-Arm des Rhein- <strong>und</strong> Linth-Gletschers treten<br />
weitere Mittelmoränen-Ansätze auf: Eine tiefere,<br />
von Erratikern begleitete setzt bei Rütisbrunnen<br />
um 950 m ein <strong>und</strong> steigt über Vor dem Wald<br />
(HERB & DOLLFUS 2003K) gegen das Escher Kanal-<br />
Knie ab (OCHSNER 1969K). Versackte Bereiche liegen<br />
bei Unter Sol; höchsten eozänen Stad-Schiefern<br />
aufgesetzte Mittelmoränen verraten eine würmzeitliche<br />
Eishöhe um 1300 m.<br />
103
Im vordersten Glarnerland lösen sich am Bärensolspitz<br />
(LK 1153 Klöntal) um 1360 m Mittelmoränen<br />
zwischen Obersee- <strong>und</strong> Schwändi-Gletscher; gegen E<br />
fallen sie am Näfelserberg gegen 1240 m ab <strong>und</strong><br />
bestätigen die am Zusammenfluss von Walensee-Arm<br />
des Rhein- <strong>und</strong> Linth-Gletschers festgestellte Eishöhe<br />
(HERB & DOLLFUS 2003K).<br />
Am Rande des Biltener Tobels zeichnet sich die<br />
Eisoberfläche des würmzeitlichen Linth/Rhein-Gletschers<br />
in moränenbedeckten Molasserippen um<br />
1220 m ab (Atlasblatt 1133 Linthebene). Noch nach<br />
dem Zürich-Stadium hing eine Eiszunge aus dem<br />
Kar zwischen Hirzli (1640.8 m) <strong>und</strong> Planggenstock<br />
(1675.2 m), beim Gras-Chopf um 950 m, mit dem<br />
Linth-Gletscher zusammen. Kieselkalk-Findlinge<br />
liegen nördlich des Austock, <strong>und</strong> Verrucano-Blöcke<br />
reichen östlich Tostel bis auf 975 m. Jene im unteren<br />
Trepsental bek<strong>und</strong>en ein präwürmzeitliches Überfliessen<br />
über den Sattel von Ruebergschwänd (1206<br />
m), jene im unteren Wägital ein würmzeitliches Eindringen<br />
von Linth-Eis von zwei km. Dabei wurde der<br />
Wägitaler Gletscher auf die linke Talseite abgedrängt.<br />
Auf Ruchweiden, am rechten Ausgang des Spreitenbachtales,<br />
beginnen höchste, verrutschte Mittelmoränen-Ansätze<br />
um 1120 m. Auf Ober Grabenegg<br />
setzt um 1020 m eine sek<strong>und</strong>äre Seitenmoräne des<br />
Zürich-Stadiums ein. Daraus ergibt sich ein Oberflächen-Gefälle<br />
des Linth/Rhein-Gletschers bis zum<br />
Einsatz seiner linksufrigen Seitennmoräne westlich<br />
des Etzel um 890 m (LK 1132 Einsiedeln) von 14 ‰.<br />
Im hintersten Trepsental einem Seitenast des Wägitales,<br />
setzt auf Schwarzenegg (LK 1153 Klöntal), vor<br />
dem Bockmattli-Kar auf 1480 m, eine persistente Mit-<br />
104<br />
Abb. 5.7<br />
Die Mittelmoränen im<br />
Tal der Richisauer Chlön:<br />
Gampeleggen <strong>und</strong> Mittler<br />
Schwialp. Mittelmoränen<br />
punktiert, jüngere<br />
Wiedervorstösse mit dicken<br />
Punktlinien, LK<br />
1153 Klöntal.<br />
telmoräne zwischen Wägitaler <strong>und</strong> Trepsen-Gletscher<br />
ein (Abb. 2.13–2.15 in Geotop-Beispiel 5 S. 50).<br />
Präwürmzeitliche Mittelmoränen haben sich im<br />
Alpen-Vorland auf Stöcklichrüz <strong>und</strong> auf Wissegg<br />
zwischen austretenden Kargletschern <strong>und</strong> Linth-<br />
Gletscher <strong>und</strong> – weiter westlich, auf dem Grat P.<br />
1202–Beristofel–Eggli – zwischen Linth- <strong>und</strong> Sihl-<br />
Gletscher gebildet (LK 1132 Einsiedeln). Westlich<br />
der Höhronen-Kette setzt auf Schurtannenweid–Brämerhöchi–Kloster<br />
Gubel eine weitere zwischen<br />
Linth- <strong>und</strong> den nordwestlich Unterägeri (Atlasblatt<br />
1131 Zug) sich wieder vereinigten Reuss-Gletscher-<br />
Armen ein.<br />
Neben dem Drumlin-artigen Studenbüel nordwestlich<br />
Wollerau, der als Mittelmoräne zwischen Linth-Parentalgletschern<br />
zu deuten ist, erscheinen die Moränenbzw.<br />
Schotter-Vorkommen der Bächau (LK 1132 Einsiedeln)<br />
<strong>und</strong> der Halbinsel Au (Atlasblatt 1112 Stäfa)<br />
am linken Zürichsee-Ufer Mittelmoränen-verdächtig.<br />
Die verkitteten Schotter der Halbinsel Au bestehen<br />
aus ger<strong>und</strong>eten Geröllen mit Verrucano-Gut; sie wurden<br />
vom Linth-Gletscher nochmals überfahren, was<br />
Erratiker belegen. Jene der Bächau <strong>und</strong> der Halbinsel<br />
Au sind wohl beim Vorstoss zwischen mündenden<br />
Zuschüssen des Linth-Gletschers gebildet worden.<br />
Ebenso deuten die von Wällen gekrönten verkitteten<br />
Schotter der Ruine Alt Wädenswil auf eine Mittelmoränen-Schüttung<br />
(LK 1132 Einsiedeln). Damit<br />
würde die These um die rückgesenkten Deckenschotter<br />
hinfällig (ALB. HEIM 1894a, 1913, 1919).<br />
Mittelmoränen haben sich zwischen dem gegen S,<br />
über die Sihl vorgedrungenen Linth-Gletscher <strong>und</strong> von<br />
der Höhronen-Kette zugeflossenen Eiszungen gebildet.
Neben der Kollisionsmoräne (von G. Wagner gemäss<br />
schriftlicher Mitteilung vorgeschlagene Bezeichnung<br />
für Stirnmoränen gegenläufiger Gletscherzungen) von<br />
Sihl- <strong>und</strong> zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen ins Sihltal eingedrungenem<br />
Linth-Gletscher haben Schmelzwässer<br />
zwischen Grosser Runs- <strong>und</strong> Sihl-Gletscher sowie<br />
zwischen diesem <strong>und</strong> dem bei Willerzell ausgetretenen<br />
Ricken-Gletscher von Büelhöchi (1425.1 m) <strong>und</strong> Rinderweidhorn<br />
(1316.8 m) zur Ablagerung mächtiger<br />
Stauschotter geführt (LK 1132 Einsiedeln).<br />
Markante Mittelmoränen haben sich im Quellgebiet<br />
der Sihl zwischen Minster-Gletscher <strong>und</strong> einem<br />
Zufluss aus dem Chäswaldtobel gebildet; ebenso ist<br />
der Wall zwischen Minster- <strong>und</strong> Fallenbach-Gletscher<br />
(LK 1152 Ibergeregg) als solche zu interpretieren.<br />
Eindrückliche Mittelmoränen liegen auf dem Sattel<br />
von Oberiberg zwischen Minster- <strong>und</strong> Waag-Gletscher<br />
<strong>und</strong> auf jenem vom Stock zum Charenstock, zwischen<br />
Waag- <strong>und</strong> Sihl-Gletscher. Der Wall von Düsselplangg<br />
ist als Mittelmoräne zwischen Waag- <strong>und</strong><br />
Abb. 5.8<br />
Die spätwürmzeitliche Bueffen-Mittelmoräne<br />
(punktiert) zwischen Minster- <strong>und</strong> Chäswald-Gletscher;<br />
jüngere Wiedervorstösse: dicke Punktreihen.<br />
LK 1152 Ibergeregg.<br />
Abb. 5.9 Der Schuttwall zwischen Eis aus den Nätschboden–Brüschrainhöchi-<br />
<strong>und</strong> Brüschrainhöchi–Grossbrechenstock-Karen<br />
bek<strong>und</strong>et eine persistente Mittelmoräne:<br />
punktiert; trennende Felskante zwischen<br />
den Karen: gestrichelt; jüngere Wiedervorstösse:<br />
dicke Punktreihen. LK 1152 Ibergeregg.<br />
einem vom Fidisberg–Biet–Farenstock-Gebiet zugeflossenen<br />
Gletscher zu deuten; jener zwischen Bueffen<br />
(701.1/208.8) <strong>und</strong> Laburg entspricht einer solchen<br />
zwischen Minster- <strong>und</strong> Chäswaldtobel-Gletscher<br />
(Abb. 5.8).<br />
Auf dem Friherrenberg-Sattel südlich von Einsiedeln<br />
hat sich zwischen Sihl- <strong>und</strong> eingedrungenem Linth-<br />
Gletscher eine präwürmzeitliche Mittelmoräne mit<br />
einem markanten Schrattenkalk-Erratiker gebildet.<br />
Der Wall Böswis–Dümpflen westlich Einsiedeln entstand<br />
als würmzeitliche Mittelmoräne zwischen Alp-<br />
Gletscher <strong>und</strong> einem von Samstageren (1310.5 m)<br />
gegen Nordosten abgestiegenen Kargletscher.<br />
Im hinteren Alptal zeichnet sich auf Brüschrain<br />
1339.4 m (695.3/212.2) eine markante persistente Mittelmoräne<br />
als horizontal laufender Wall ab zwischen<br />
einer von Nätschberg–Brüschrainhöchi (1517 m)<br />
abgestiegenen Eiszunge <strong>und</strong> einer solchen vom Grossbrechenstock<br />
(1559.4 m, Abb. 5.9).<br />
Die Finger von Mittelmoränen-Endaufschüttungen<br />
des über den Pass von Rothenthurm geflossenen<br />
Muota/Reuss-Gletschers werden als Geotop-Beispiel<br />
1 (S. 45) beschrieben.<br />
105
Zusammenfassung<br />
Die mächtigen unterseeischen Moränen im Vierwaldstätter<br />
See weisen eine bedeutend ältere Geschichte<br />
auf, als bisher angenommen wurde. Die geradlinig<br />
verlaufende Chindli-Moräne ist durch gegeneinander<br />
vorstossende Zungen von Reuss- <strong>und</strong> Engelberger<br />
Gletscher gebildet <strong>und</strong> wohl bei entsprechendem Eisstand<br />
von Kaltzeit zu Kaltzeit, als Kollisionsmoräne,<br />
höher geschüttet worden.<br />
Beim unterseeischen Moränenbogen W von Vitznau<br />
begann die Schüttung ebenfalls schon nach dem ersten<br />
Vorstoss von Reuss- <strong>und</strong> Engelberger Gletscher. Bei<br />
entsprechenden Eisständen wurde wohl auch dieser<br />
sukzessive höher geschüttet.<br />
Zwischen Brünigarm des Aare-Gletschers <strong>und</strong> dem<br />
gegen NW vorgestossenen Engelberger Eis bildete<br />
sich am NE-Fuss des Rotzberg ein kurzer Mittelmoränen-Ansatz<br />
<strong>und</strong> von Stansstad zur Biregg-Halbinsel<br />
eine weitere unterseeische Mittelmoräne.<br />
Beim weiteren Vorstoss drang eine Zunge von Engelberger<br />
Eis in die Talung von Obbürgen ein <strong>und</strong> schüttete<br />
die Moräne von Dönnimatt.<br />
Die altbekannte Mittelmoräne an der NE-Ecke des<br />
Bürgenstock der Höchststände von Brünigarm des<br />
Aare-Gletschers <strong>und</strong> Reuss-Gletscher lässt sich unterseeisch<br />
weit in den Vierwaldstätter See hinaus als<br />
Endaufschüttungen auf dem Gr<strong>und</strong> des Chrüztrichters<br />
106<br />
6 Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See<br />
René Hantke<br />
verfolgen. Sie ist in ihrer Form <strong>und</strong> Grösse mit der<br />
klassischen Mittelmoräne der Chammhalden N des<br />
Säntis vergleichbar.<br />
Eine der Moräne von Ingenbohl entsprechende unterseeische<br />
Stirnmoräne des Reuss-Gletschers im Vierwaldstätter<br />
See wurde vom Muota-Delta teilweise<br />
überschüttet.<br />
6.1 Einleitung<br />
Im Vierwaldstättstätter See sind seit den Tiefenlotungen<br />
für die Kurvendarstellung der Blätter 208 Weggis<br />
(1889) <strong>und</strong> 381 Brunnen (1894) des Siegfried-Atlas<br />
zwei unterseeische Moränen des Reuss-Gletschers<br />
bekannt, die Vitznau- <strong>und</strong> die Chindli-Moräne. Diese<br />
sind als Wiedervorstösse während des spätwürmzeitlichen<br />
Abschmelzens des Reuss-Gletschers gedeutet<br />
worden (HEIM 1894b, BRÜCKNER in PENCK &BRÜCK-<br />
NER 1909, BUXTORF 1910Ka, 1913K, 1916, et al.<br />
1916K, HANTKE 1958, 1980). Im Zusammenhang mit<br />
der Neukartierung von Blatt 1151 Rigi mit Nordteil<br />
von Blatt 1171 Beckenried (HANTKE et al. 2002Kb)<br />
wurde den unterseeischen Moränen erneut Beachtung<br />
geschenkt. Schon vor 16 Jahren wurde ein Versuch<br />
gewagt (HANTKE 1987a), den geradlinigen Verlauf <strong>und</strong><br />
die bedeutende Mächtigkeit der Chindli-Moräne im<br />
Gersauer Becken neu zu deuten. Zudem haben Höhen-<br />
Abb. 6.1<br />
Die Stossrichtungen der Gletscher<br />
im Gebiet des Vierwaldstätter Sees
kurvenbilder des Seegr<strong>und</strong>es erlaubt, die Landaufnahmen<br />
zu ergänzen <strong>und</strong> auf Seebereiche auszudehnen.<br />
Neuer Hauptgesichtspunkt ist die bisher kaum beachtete<br />
Bedeutung von Mittelmoränen <strong>und</strong> ihre Vereinigung<br />
zu Obermoräne d.h. der Schutttransport auf dem<br />
Eis anstelle der bisher angenommenen Dominanz von<br />
Gr<strong>und</strong>moräne, dem Transport am Gletschergr<strong>und</strong><br />
mit all seinen Konsequenzen (HANTKE & WAGNER<br />
2003a,b). Die nie bewiesene Annahme PENCK &<br />
BRÜCKNERs (1909) einer sukzessiven Eintiefung der<br />
Landoberfläche von Eiszeit zu Eiszeit <strong>und</strong> die Vorstellung,<br />
die Täler seien in einer frühen Kaltzeit durch die<br />
Gletscher gewaltig übertieft <strong>und</strong> erst in späteren Eiszeiten<br />
aufgeschottert worden, sind zu revidieren. Im<br />
Vierwaldstätter See (Urner See, Gersauer <strong>und</strong> Weggiser<br />
Becken) hat die alpine Tektonik das Gr<strong>und</strong>relief<br />
vorgezeichnet. Die Gletscher flossen in allen Kaltzeiten<br />
durch bestehende Täler, tieften diese nicht ein,<br />
sondern schütteten sie mit Schottern <strong>und</strong> auf den<br />
Gr<strong>und</strong> abgeschmolzener Obermoräne auf. Diese wurden<br />
beim nächsten Vorstoss mit etwas Gr<strong>und</strong>moräne<br />
überfahren.<br />
Die unterseeischen Moränen widerspiegeln erneut die<br />
Mannigfaltigkeit eiszeitlicher Strukturen, die durch<br />
auf dem Eis transportierten Schutt entstehen können.<br />
6.2 Die Chindli-Moräne im Gersauer Becken<br />
(LK 1171 Beckenried)<br />
Die Dimensionen der beiden einander entsprechenden<br />
Wälle des bei Brunnen sich gabelnden Reuss-Gletschers,<br />
die unterseeische Chindli-Moräne: 145 m hoch<br />
<strong>und</strong> 700 m breit, <strong>und</strong> die stirnnahen Seitenmoränen im<br />
Talkessel von <strong>Schwyz</strong>: 5–7 m hoch <strong>und</strong> 30–40 m breit,<br />
stehen in keinem Verhältnis zu einander. Der Chindli-<br />
Wall ist nicht nur über 20-mal so hoch, sondern auch<br />
20-mal so breit wie die entsprechenden Wälle der Ibacher<br />
Zunge. Daraus resultiert für die Seemoränen ein<br />
Volumen, das fast 400-mal so gross ist. Der unterseeische<br />
Chindli-Wall kann damit kaum nur als kurzfristiger<br />
Wiedervorstoss beim spätwürmzeitlichen Zurückschmelzen<br />
des Reuss-Eises wie die Ibacher Wälle<br />
gedeutet werden. Dies muss zu einer sinnvolleren Deutung<br />
der Entstehung der Chindli-Moräne anspornen.<br />
1987 wurde dargetan, dass an ihrem Aufbau schon der<br />
entsprechende würmzeitliche Vorstoss beteiligt gewesen<br />
sein dürfte. Dabei stiess der schuttbedeckte Reuss-<br />
Gletscher im Becken von Gersau zwischen Schwibogen<br />
<strong>und</strong> Chindli auf den bei Stans ebenfalls sich<br />
gabelnden Engelberger Gletscher. Dem in angestammter<br />
Richtung gegen NW vorgestossenen Eisarm war<br />
durch das über den Brünigpass geflossene rechtsseitige<br />
Aare-Eis der ungehinderte Abfluss ins westliche<br />
Vierwaldstätter Seebecken erschwert worden. Dies<br />
geschah bei Allweg W von Stans durch den Drachenrieder<br />
Arm, vor allem durch das im Becken des Alpnacher<br />
Sees vorgestossene Aare-Eis. Die gegen E ins<br />
Gersauer Becken vorgedrungene, noch vom Chol-<br />
Gletscher unterstützte, ebenfalls schuttbedeckte Zunge<br />
traf zwischen Schwibogen <strong>und</strong> Chindli auf die<br />
etwas mächtigere westliche Reuss-Gletscherzunge.<br />
Zwischen den beiden aufeinander stossenden Eiszungen<br />
wurde aus dem Oberflächenschutt, wie aus dem<br />
Kurvenbild des Seegr<strong>und</strong>es hervorgeht (Abb. 6.2), ein<br />
auffallend geradlinig laufender unterseeischer Wall,<br />
die Chindli-Moräne, geschüttet. Mit Wagner (schriftliche<br />
Mitteilung) kann dieser spezielle Typ als Kollisionsmoräne<br />
bezeichnet werden.<br />
Kollisionsmoränen sind gar nicht so selten: bei Allweg<br />
zwischen Stans <strong>und</strong> Ennetmoos, NW des Sihlsees zwischen<br />
Sihl- <strong>und</strong> eingedrungenem Linth-Gletscher, im<br />
Luganer See zwischen einem Tessin/Adda-Lappen<br />
<strong>und</strong> einem Tresa-aufwärts geflossenen Tessin-Arm.<br />
Die Kulmination der Chindli-Moräne ist zudem im P.<br />
384 36 m überhöht; Wagner denkt allenfalls an eine<br />
Endaufschüttung einer Mittelmoräne.<br />
Abb. 6.2 Die unterseeische Chindli-Moräne als Kollisionsmoräne<br />
zwischen dem östlichen Arm des Engelberger<br />
<strong>und</strong> dem Vierwaldstatter See-Arm des<br />
Reuss-Gletschers sowie die entsprechenden stirnnahen<br />
Seitenmoränen von Wernisberg–Degenberg<br />
im Talkessel von <strong>Schwyz</strong>, die älteren Schottern<br />
aufsitzen.<br />
Die der stirnnahen Ingenbohler Moräne (Institut–Kloster–Dorfkirche)<br />
entsprechende unterseeische<br />
Endmoräne des Vierwaldstätter See-Armes<br />
des Reuss-Gletschers wurde vom Muota-Delta teilweise<br />
überschüttet, ist aber mit P. 341 NE von Treib<br />
noch zu erkennen. Erläuterung der Lokalitäten:<br />
Abb. 6.1.<br />
107
Mit der In-Frage-Stellung des sukzessiven glazialen<br />
Eintiefens der Täler im Laufe des Eiszeitalters durch<br />
die Erklärung der NE-schweizerischen Deckenschotter<br />
(HANTKE & WAGNER 2003a,b) als auf Gr<strong>und</strong> gelaufene<br />
<strong>und</strong> verschwemmte Mittelmoränen öffnen sich<br />
auch neue Perspektiven für die subaquatischen Vierwaldstätter<br />
See-Moränen. Da Mittelmoränen sich<br />
heute immer an denselben Stellen einfinden, dürfte<br />
dies auch in der Vergangenheit kaum anders gewesen<br />
sein. Damit hätten sich auch Kollisionsmoränen erzeugende<br />
Eisvorstösse in älteren Kaltzeiten ganz ähnlich<br />
verhalten wie in der letzten Kaltzeit.<br />
Beim weiteren Vorstossen der Gletscher verhinderte<br />
der bei Ibach austretende Muota-Gletscher ein kräftigeres<br />
Vorstossen des von Brunnen gegen NE fliessende<br />
Reuss-Eis. Dieses tendierte daher mehr gegen<br />
W, ins Gersauer Becken. Da im W der Chindli-Moräne<br />
Engelberger Eis lag, konnte das Reuss-Eis den Wall<br />
weder beim würmzeitlichen Vorstoss noch bei früheren<br />
Eisvorstössen einfach wegstossen. Dies setzt<br />
jedoch voraus, dass das Relief in den Einzugsgebieten<br />
von Reuss-, Engelberger <strong>und</strong> Aare-Gletscher etwa die<br />
selben Veränderungen erlitten hat.<br />
Nur das den subaquatischen Chindli-Wall überfliessende<br />
Reuss-Eis konnte weiter nach W gelangen. Auch<br />
dies dürfte sich bei früheren Vorstössen ebenso zugetragen<br />
haben. Dagegen sind die von Seelisberg absteigenden<br />
spätwürmzeitlichen Seitenmoränen eher bescheiden,<br />
<strong>und</strong> am Fuss der Hochflue-Kette fehlen<br />
welche praktisch ganz.<br />
Ein Ausräumen von Moränengut ist unwahrscheinlich;<br />
die oberste Lage, echte Gr<strong>und</strong>moräne <strong>und</strong> darunter<br />
gelegene, auf den Seegr<strong>und</strong> abgeschmolzene Ober-<br />
108<br />
moräne ist vom erneut vorrückenden Eis überflossen,<br />
etwas verflacht, „überprägt“, aber nicht ausgeräumt<br />
worden.<br />
6.3 Die Vitznauer Moräne im Weggiser Becken<br />
(LK 1151 Rigi)<br />
Der von Stans gegen E vorgestossene Arm des Engelberger<br />
Gletschers wandte sich nach Buochs auch<br />
gegen den tektonisch vorgezeichneten Durchlass zwischen<br />
Bürgenstock <strong>und</strong> Gersauer/Vitznauer Stock.<br />
Schon im ersten Eisvorstoss wurde der höchste<br />
Bereich zwischen den Nasen angegriffen <strong>und</strong> als<br />
unterseeischer Endmoränenbogen mit ausgebrochenem<br />
Gesteinsgut ins Weggiser Becken geschüttet.<br />
Beim weiteren Vorstoss des Reuss-Gletschers wurde<br />
die gegen NE in den Talkessel von <strong>Schwyz</strong> vorgestossene<br />
Zunge vom austretenden Muota-Gletscher<br />
gebremst. Gemeinsam stiessen beide bis Goldau vor.<br />
Der gegen W gerichtete Reuss-Gletscherarm vermochte<br />
so den ihm entgegen geflossenen Engelberger<br />
Arm zurückzudrängen. Dies gibt sich aus dem<br />
bogenförmigen Ansatz auf der S-Seite der Chindli-<br />
Moräne, im Schwibogen, zu erkennen. Dadurch<br />
wurde der Druck auf den Durchbruch zwischen den<br />
Nasen verstärkt, <strong>und</strong> der Moränenbogen bei Vitznau<br />
wurde durch weitere Schüttungen höher <strong>und</strong> breiter.<br />
Da sich dieser Vorgang nicht nur in der letzten Kaltzeit,<br />
sondern schon vom ersten Vorstoss an durch alle<br />
Kaltzeiten hindurch ähnlich wiederholt haben kann,<br />
wäre nicht nur die Chindli-, sondern auch die Vitznauer<br />
Moräne sukzessive höher geschüttet worden<br />
(Abb. 6.3).<br />
Abb. 6.3<br />
Beim weiteren Vorstoss des Reuss-<br />
Gletschers von der Chindli-Moräne<br />
wurde der östliche Arm des Engelberger<br />
Gletschers vom Reuss-Eis überw<strong>und</strong>en,<br />
der Eisdruck auf den Durchbruch<br />
zwischen den Nasen verstärkt<br />
<strong>und</strong> die Basis der halbkreisförmigen<br />
subaquatischen Vitznauer Stirnmoräne<br />
mit Schuttgut überschüttet.<br />
Zugleich bildete sich zwischen über<br />
den Brünig geflossenem Aare-Eis<br />
<strong>und</strong> den durch den tektonisch vorgezeichneten<br />
Durchlass Stans–Stansstad<br />
vorgestossenen NW-Arm des<br />
Engelberger Gletschers ein S–N-verlaufender<br />
subaquatischer Wall gegen<br />
die S-Spitze der Biregg-Halbinsel.<br />
Die Mittelmoräne von Kehrsiten mit<br />
Ansatz an der NW-Nase des Bürgenstock;<br />
sie setzt sich auf dem Seegr<strong>und</strong><br />
gegen den Chrüztrichter fort. Erläuterung<br />
der Lokalitäten: Abb. 6.1.
6.4 Die Mittelmoräne am NE-Fuss des<br />
Rotzberg <strong>und</strong> der subaquatische Rücken<br />
Stansstad–Halbinsel Biregg (LK 1170<br />
Alpnach)<br />
Mit dem Vorstoss des Engelberger/Reuss-Gletschers<br />
zur Vitznauer Moräne wurde das durch den Durchlass<br />
zwischen Stans <strong>und</strong> Stansstad vorrückende Engelberger<br />
Eis von dem durch die Talung des Alpnacher Sees<br />
vorgestossenen Brünigarm des Aare-Gletschers vermehrt<br />
gegen den westlichen Bürgenstock gedrängt.<br />
Zwischen den beiden hat sich am NE-Fuss des Rotzberg,<br />
im Hubel, ein kurzer Mittelmoränen-Ansatz ausgebildet.<br />
N von Stansstad zeichnet sich auf dem Seegr<strong>und</strong><br />
ein bisher kaum beachteter, S–N-laufender<br />
subaquatischer Rücken ab, der gegen das S-Ende der<br />
Biregg-Halbinsel zielt. Dieser bek<strong>und</strong>et wohl ebenfalls<br />
eine Mittelmoräne, die sich zwischen Aare-Eis<br />
<strong>und</strong> von ihm an den Bürgenstock gedrängten Engelberger<br />
Eisarm gebildet hat (Abb. 6.3).<br />
Beim weiteren Vorstoss drang eine Zunge von Engelberger<br />
Eis am westlichen Bürgenstock in der Talung<br />
von Obbürgen vor <strong>und</strong> hinterliess bis Dönnimatt eine<br />
eindrucksvolle Endmoräne. Aufgr<strong>und</strong> der Abfolgen<br />
auf der S-Seite des Buechberg (Kt. <strong>Schwyz</strong>, WELTEN<br />
1988) dürften neben dem würmzeitlichen noch ältere<br />
Vorstösse zu ihrer Schüttung beigetragen haben.<br />
6.5 Die Mittelmoräne von Kehrsiten<br />
(Atlasblatt Luzern, LK 1150)<br />
Mit dem noch stärkeren Anwachsen der Eismassen in<br />
den einzelnen Kaltzeiten <strong>und</strong> ihrem weiteren Vordringen<br />
in die Becken des Vierwaldstätter Sees bildete sich bei<br />
Müliortegg W von Kehrsiten an der NW-Ecke des Bürgenstock<br />
eine bis 60 m hohe Moränennase. Diese ist<br />
schon früh als Mittelmoräne zwischen dem Engelberger/Brünig-Arm<br />
des Aare-Gletschers <strong>und</strong> dem Engelberger/Reuss-Gletscher<br />
erkannt worden (BUXTORF<br />
1910Ka, et al. 1916K, KOPP et al. 1955K, KOPP & BUX-<br />
TORF 1962b). Sie setzt sich unterseeisch noch 1,5 km in<br />
den See fort. Die Erhebungen P. 351 <strong>und</strong> P. 352 am<br />
Gr<strong>und</strong> des Chrüztrichter sind als aufgesetzte „Mittelquappen“<br />
im Sinne WAGNERs 1997, als typisch geformte<br />
Mittelmoränen-Endaufschüttungen, zu deuten.<br />
Die Bürgenstock-Moräne ist daher mit denen von Allweg<br />
<strong>und</strong> Hubel als eine über alle Kaltzeiten gewachsene,<br />
persistente Mittelmoräne zu deuten <strong>und</strong> mit der<br />
Chammhalden-Moräne am N-Fuss des Säntis zu vergleichen<br />
(HANTKE 1978, Fig. 29, 1980, Fig. 43 <strong>und</strong><br />
Abb. 5.1a,b, S. 99 <strong>und</strong> 100).<br />
Da die subaquatischen Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne<br />
wohl ebenfalls über alle Kaltzeiten bei analogen Eis-<br />
ständen sukzessive höher geschüttet worden sind,<br />
dürfte dies auch für sie <strong>und</strong> für den subaquatischen<br />
Wall Stansstad–Biregg-Halbinsel zutreffen.<br />
6.6 Die spätwürmzeitlichen Gletscherhalte<br />
Dass sich die schon beim Vorstoss angelegten unterseeischen<br />
Moränenstände von Vitznau <strong>und</strong> Chindli mit<br />
ihrer enormen Mächtigkeit beim Zurückschmelzen<br />
des Reuss-Gletschers erneut als bevorzugte Rückschmelzlagen<br />
anboten, ergibt sich aus entsprechenden<br />
Eisständen unter dem Goldauer Bergsturz <strong>und</strong> im<br />
<strong>Schwyz</strong>er Becken. Bei Goldau konnte Gasser (Kap.<br />
3.6) beim Nationalstrassenbau unter den Trümmern<br />
der Bergstürze den bisher nur S von Lauerz durch<br />
Moränen bekannten Goldauer Stand nachweisen, der<br />
zeitlich jenem von Vitznau entspricht. Der Stand von<br />
Ibach (= Chindli) ist durch eine 5–7 m hohe Seitenmoräne<br />
auf der Schotterflur von Wernisberg–Degenberg<br />
SE von Ibach belegt (S. 107).<br />
Zum Endmoränen-Ansatz des gut 20 m hohen Ingenbohler<br />
Walles (Institut–Kloster–Dorfkirche, Blatt<br />
1151 Rigi) zeichnet sich neben den Wällen am SE-<br />
Fuss des Urmiberg auch zwischen Urner See <strong>und</strong><br />
Gersauer Becken, bei P. 341 NE von Treib, ein entsprechender<br />
Moränenwall ab. Dieser wurde durch<br />
den Schuttfächer der Muota teilweise überschüttet, ist<br />
aber im Kurvenbild klar zu erkennen (Abb. 6.2). Dieser<br />
Wall ragt weit weniger hoch über den Seegr<strong>und</strong><br />
empor als Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne <strong>und</strong> ist mit<br />
gut 15 m Höhe mit dem Ingenbohler Wall vergleichbar.<br />
6.7 Die sukzessive Auffüllung der Becken des<br />
Vierwaldstätter Sees<br />
Im Laufe des Eiszeitalters wurden die Berge niedriger,<br />
die Täler weiter <strong>und</strong> die Seebecken allmählich<br />
etwas zugeschüttet. Im noch 214 m tiefen Gersauer<br />
Becken liegt der Felsgr<strong>und</strong> bis 30 m unter dem Meeresspiegel.<br />
Die glaziale Auskolkung strebt gegen<br />
Null, da die gegeneinander vorgestossenen Reuss<strong>und</strong><br />
Engelberger Gletscher ihre Kolk-Energie gegenseitig<br />
zerstört haben. Die Auffüllung durch rezente,<br />
pleistozäne <strong>und</strong> pliozäne Seesedimente durch Bäche,<br />
Reuss- <strong>und</strong> Muota-Schweb (ausgeschmolzene Ober<strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>moräne) bewegt sich seit der Platznahme<br />
der Decken um 250 m (FINCKH 1977, et al. 1984). Da<br />
die unterseeischen Moränen unter der Sturmwellenbasis<br />
liegen, sind sie kaum abgetragen worden, haben<br />
durch Abgleiten ihrer Hänge etwas <strong>und</strong> durch die<br />
Auffüllung der Becken deutlich an Höhe eingebüsst,<br />
so dass ihre heutigen Dimensionen Minimalwerte<br />
darstellen.<br />
109
Zusammenfassung<br />
Nachdem versucht worden ist, das Überdauern von<br />
Kaltzeiten durch Alpenpflanzen im Rigi- <strong>und</strong> Brienzer<br />
Rothorn-Gebiet oberhalb der Vereisungsgrenze wahrscheinlich<br />
darzulegen, erhebt sich die Frage nach<br />
einem weiteren Zurückverfolgen von Landschafts<strong>und</strong><br />
Vegetationsgeschichte, insbesondere der Herkunft<br />
<strong>und</strong> Einwanderungsgeschichte von Alpenpflanzen<br />
nachzugehen. Nach einer Diskussion einiger neu zu<br />
überdenkender geologischer Probleme – Molasse-<br />
Schuttfächerbildung, glaziale Übertiefung von Alpentälern,<br />
Gr<strong>und</strong>moränenbildung, fluviales Eintiefen von<br />
Tälern, Abtrag ganzer Deckenteile – wird versucht,<br />
eine Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz <strong>und</strong><br />
des östlichen Berner Oberlandes zwischen dem jüngeren<br />
Oligozän <strong>und</strong> dem Pliozän zu entwerfen.<br />
Während die <strong>Schwyz</strong>er Klippen durch eine Ur-Panixerpass-<br />
<strong>und</strong> eine Ur-Bisistal-Quersenke aus dem<br />
Grenzbereich von penninischem <strong>und</strong> ostalpinem Ablagerungsraum<br />
an den Alpenrand vorgeglitten sind, bietet<br />
sich für die Obwaldner Klippen ein Vorgleiten<br />
durch eine Ur-Hasli-Depression an.<br />
Die Anlage der Becken des Vierwaldstätter <strong>und</strong> des<br />
Zuger Sees sind durch Grenzblätter, Deckengrenzen<br />
<strong>und</strong> aufgebrochene Gewölbe tektonisch bedingt. Die<br />
Schüttung des Rigi-Schuttfächers erfolgte im Wechsel<br />
von kühlzeitlichen Geröllschüben mit warmzeitlichen,<br />
fossilführenden Feinsedimenten.<br />
Die Quersenken Ur-Panixerpass–Ur-Bisistal im Osten<br />
<strong>und</strong> Ossola-Tal–Gries–Grimsel–Hasli im Westen bek<strong>und</strong>en<br />
– neben der Bewegungsbahn von Deckenteilen,<br />
eine noch ältere Talung für die Molasseschüttungen<br />
– die Möglichkeit für einen jungoligozänen <strong>und</strong><br />
miozänen Floren-Austausch. Auf unterschiedlichem<br />
Substrat <strong>und</strong> Höhenlage boten sie bei wiederholtem<br />
Klimawechsel noch im jüngeren Tertiär <strong>und</strong> im Eiszeitalter<br />
Wanderrouten für Floren <strong>und</strong> Faunen zwischen<br />
Alpen-Süd- <strong>und</strong> -Nord-Seite.<br />
7.1 Einleitung<br />
Bei Kartierungen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> den Glarner<br />
Alpen für den Geologischen Atlas der Schweiz <strong>und</strong><br />
beim Fahnden nach möglichen präglazialen Florenrelikten<br />
(HANTKE et al. 2001) wurde versucht, für Rigi<br />
<strong>und</strong> Brienzer Rothorn eine Landschaftgeschichte zu<br />
entwerfen. Mit dem zeitlichen Ablauf des geologi-<br />
110<br />
7 Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz<br />
<strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes<br />
René Hantke<br />
schen Geschehens, einer Geschichte des Reliefs, kann<br />
es – zusammen mit der geschichtlichen Entwicklung<br />
des floristischen Inhaltes der Vegetationsdecke – gelingen,<br />
möglichen Einwanderungswegen kühl- <strong>und</strong> kaltzeitlicher<br />
Floren nachzuspüren.<br />
7.2 Neu zu überdenkende erdgeschichtliche<br />
Lehrmeinungen<br />
Die Molasse-Schuttfächer werden – aufgr<strong>und</strong> ihres<br />
Fossilinhaltes, vor allem ihrer warm-gemässigten–<br />
subtropischen Florenelemente – meist als warmzeitliche<br />
Ablagerungen alpiner Flüsse in ein flaches Vorland,<br />
zeitweise in ein seichtes Randmeer, betrachtet.<br />
Über Jahrzehnte sich erstreckende Arbeiten in<br />
Molasse-Schuttfächern haben gezeigt, dass die Schüttungen<br />
mit ihrem Geröllinhalt (Gesteinsnatur, Geröllgrösse,<br />
Einregelung) <strong>und</strong> der Ausdehnung der Nagelfluhbänke<br />
längs <strong>und</strong> quer zur Strömungsrichtung<br />
kaum nur durch alpine Flüsse mit Hochwasserspitzen<br />
geschüttet worden sein können; dies schon gar nicht<br />
unter warm-gemässigtem–subtropischem Klima mit<br />
hoher Waldgrenze, bei dem ein Teil des Niederschlags<br />
vom Wald an die Atmosphäre zurückgegeben <strong>und</strong> ein<br />
weiterer vom Wurzelwerk zurückgehalten wird.<br />
In Warmzeiten wurden vor allem feinkörnige Sedimente<br />
abgelagert, <strong>und</strong> warmzeitliche Pflanzengesellschaften<br />
besiedelten das Alpenvorland. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Polleninhalte (HOCHULI 1978, EBERHARD 1986, 1989)<br />
waren weite Gebiete der Alpen-N-Seite von Laubmischwäldern,<br />
höhere Lagen von Nadelwäldern bestockt.<br />
Oft über Kilometer verfolgbare grobgeröllige<br />
Nagelfluhbänke bek<strong>und</strong>en aber nicht gleichzeitig<br />
erfolgte Ablagerungen in Flussbetten. Zudem waren<br />
die jungoligozänen <strong>und</strong> miozänen Alpen kaum viel<br />
breiter <strong>und</strong> die Wasserscheide bald einmal erreicht.<br />
Selbst sintflutartige Starkniederschläge <strong>und</strong> ein bedeutendes<br />
Relief konnten nicht genügen, um N-alpine<br />
Flüsse mit ihrer Schuttfracht so weit ins Vorland vordringen<br />
<strong>und</strong> diese in km-breiten Strängen ablagern zu<br />
lassen.<br />
Die beobachtbaren Fakten sprechen für plötzliche<br />
Ausbrüche alpiner, durch Rüfen <strong>und</strong> Bergstürze
gestauter Flussseen. Diese sind in Kühlzeiten bei tiefer<br />
Waldgrenze durch seitlich niedergefahrenes<br />
Schuttgut von verschertem, über labilen Untergr<strong>und</strong><br />
bewegtem Fels zu langen Flussseen gestaut worden.<br />
Bei weiteren Rüfen-Niedergängen schwappten die<br />
gestauten Wassermassen über; der abdämmende<br />
Schuttwall barst, so dass sich Stauinhalt <strong>und</strong> Schuttdamm<br />
katastrophenartig ins Vorland ergossen (Abb.<br />
7.1). Dort fiel aus dem Gemisch von Wasser, Schlamm<br />
<strong>und</strong> Gesteinsgut der dabei gerollte Schutt sukzessive<br />
aus. Die anfangs kaum eingeregelte Schotterflur verfestigte<br />
sich zu Nagelfluh, der Sand zu Sandstein.<br />
Nachdem der Stausee entleert war, floss der Fluss wieder<br />
mit normaler Transportlast, führte Schlamm <strong>und</strong><br />
bei Hochwasser Sand <strong>und</strong> Geröllrestanzen. Im flachen<br />
Vorland begann er auszuufern <strong>und</strong> neigte – trotz<br />
raschen Bewuchses mit Gebüsch längs Wasseradern –<br />
zu Überschwemmungen.<br />
Abb. 7.1 Die Bildung von Molasse-Schuttfächern durch<br />
Ausbrechen alpiner Stauseen<br />
Rüfen-Niedergänge <strong>und</strong> Ausbrüche hinterstauter Wassermassen<br />
konnten sich in einer Kühlphase mehrmals<br />
wiederholen, bis das Klima wieder wärmer wurde, die<br />
Waldgrenze anstieg <strong>und</strong> Rüfen-Niedergänge nachliessen,<br />
was warmzeitliche fossile Floren in Feinsedimenten<br />
bek<strong>und</strong>en (HEER 1855–59, HANTKE 1954, 1964,<br />
1991, 1993, HANTKE & STAUFFER 1999, HOCHULI<br />
1978, EBERHARD 1986, 1989).<br />
Die tiefen Alpentäler werden meist als von Gletschern<br />
ausgeräumt, als „glazial übertieft“ betrachtet. Bei Tiefbohrungen<br />
in Alpentälern, etwa bei der fast 600 m tiefen,<br />
randnahen Bohrung Hohenems im Vorarlberger<br />
Rheintal (OBERHAUSER 1982K, 1991), beginnt die<br />
Lockergesteinsfolge über dem Felsgr<strong>und</strong> nicht mit<br />
Gr<strong>und</strong>moräne, sondern mit Sanden, Schottern <strong>und</strong><br />
Blockschutt. Die Gletscher konnten daher die Täler<br />
zuvor gar nicht so tief ausgeschürft haben. Zudem fol-<br />
gen – etwa in der Linthebene – unter letzt-warmzeitlichen<br />
Sedimenten solche einer vorletzten <strong>und</strong> darunter<br />
noch ältere Ablagerungen. Leider liegen erst bei<br />
wenigen paläobotanisch untersuchten Tiefbohrungen,<br />
die den Fels erreicht haben, Altersdaten vor.<br />
Die Alpentäler wurden vorwiegend tektonisch angelegt:<br />
Quertäler durch quer laufende Scherstörungen<br />
(Blattverschiebungen), bei Decken Grenzblätter,<br />
Längstäler durch Überschiebungen, aufgebrochene<br />
Gewölbe <strong>und</strong> Mulden. Den Gletschern kommt beim<br />
Vorstoss in wenig verfestigte Sedimente <strong>und</strong> dem Frost<br />
bei der Ausweitung der Täler längs Klüften niedergebrochener<br />
Gesteinspartien Bedeutung zu. Damit stellt<br />
der Felsgr<strong>und</strong> weder im Alpen-Rheintal, noch im Vierwaldstätter<br />
See, etwa im Urner See (BUXTORF et al.<br />
1916K, BRÜCKNER 1956a, HANTKE 1961a, et al. 2002<br />
Ke, SCHINDLER 1969), wo er seismisch erst knapp 200<br />
m unter dem Meeresspiegel nachgewiesen ist, noch im<br />
Brienzer See, die „Quartärbasis“ dar. Die Becken sind<br />
somit nicht „glazial“ übertieft. Der Felsgr<strong>und</strong> ist<br />
älter; er fällt in die Zeit der Zerscherung bei der Platznahme<br />
der helvetischen Decken, vor gut fünf Mio. Jahren.<br />
Das tiefste Schuttgut im ersten Urner See wurde<br />
schon damals abgelagert <strong>und</strong> blieb in der tektonischen<br />
Senke liegen; der Reuss-Gletscher hat beim Vorstoss<br />
nur wenig Schutt weiter verfrachtet. Die tiefsten Sedimente<br />
sind daher nicht unbedingt pleistozän; sie können<br />
als Gesteinsschutt, Schotter <strong>und</strong> Sande im Vorfeld<br />
eines frühesten Reuss- bzw. Aare-Gletschers bis an die<br />
Mio-/Pliozän-Wende zurückreichen, während nach<br />
bisheriger Vorstellung zwischen dem jüngeren Miozän<br />
<strong>und</strong> dem jüngerem Pliozän Sedimente von über drei<br />
Mio. Jahren „fehlen“.<br />
Zudem wurde der Gletscherschutt auch in den Kaltzeiten<br />
nicht auf dem Boden als Gr<strong>und</strong>moräne fortbewegt,<br />
sondern, wie schon LOUIS AGASSIZ (1840) am Unteraargletscher<br />
festgestellt hat, auf der Oberfläche<br />
Gegen das Ende einer Kaltzeit schmolz der Obermoränenschutt<br />
auf den Talboden <strong>und</strong> wurde beim Vorstoss<br />
in der nächsten Kaltzeit vom wieder vorgestossenen<br />
Gletscher überfahren, gepresst, „vorbelastet“ <strong>und</strong> mit<br />
etwas echter Gr<strong>und</strong>moräne zu einer Pseudo-Gr<strong>und</strong>moräne<br />
vermengt. Auch die canyonartigen Schluchten,<br />
die Aare- oder die Taminaschlucht (HANTKE &<br />
SCHEIDEGGER 1993, 2000), sind nicht vom Wasser eingesägt<br />
worden; sie folgen Störungen <strong>und</strong> sind im<br />
Kalkstein von kalten Tiefenwasser durch Lösung<br />
„geglättet“ worden.<br />
Die r<strong>und</strong> 400 m tiefe, geophysikalisch <strong>und</strong> durch Bohrungen<br />
belegte Menzinger Rinne zwischen oberem<br />
Zürichsee <strong>und</strong> Zuger See mit Felstiefen bis unter 270<br />
m bzw. 330 m ü.M. hat sich – dem Molassestreichen<br />
folgend – am S-Rand einer bis zur Überkippung aufgerichteten,<br />
von Querstörungen zerscherten Molasseabfolge<br />
gebildet. Diese ist dabei kollabiert, <strong>und</strong> ihr<br />
111
Schutt füllte die Mulde. In der Rinnenfüllung sind<br />
palynologisch zwei Warmzeiten nachgewiesen (SID-<br />
LER 1988). Darunter folgen noch mindestens 170 m<br />
moränenartige Sedimente, die in ihrer Position – quer<br />
zur Fliessrichtung der Gletscher – eine Reihe weiterer<br />
Kalt/Warmzeit-Zyklen beinhalten können; zuunterst<br />
sind Sande erbohrt worden (WYSSLING & FELBER<br />
1995). Die untere Moränen-Abfolge möchte WYSS-<br />
LING (2002) als Gr<strong>und</strong>moräne einer einzigen Kaltzeit,<br />
der „Grössten Eiszeit“, zuweisen. Eine derart mächtige<br />
„Gr<strong>und</strong>“moräne einer einzigen Kaltzeit wäre<br />
absolut einmalig. Die Verfrachtung zäher, kompakter<br />
„Gr<strong>und</strong>“moräne am Gletscherboden, wo die Schubkraft<br />
des Gletschers scharf abfällt, ist auszuschliessen.<br />
Dagegen erfolgte der Transport problemlos als zu<br />
Obermoräne vereinigten Mittelmoränen, bei der das<br />
Eis als Förderband gewirkt hat (WAGNER 2001c). Wohl<br />
tritt Gr<strong>und</strong>moräne meist am Gletschergr<strong>und</strong> auf; doch<br />
sind Wysslings Dimensionen um zwei Grössenordnungen<br />
zu gross.<br />
Der Nachweis der Menzinger Rinne <strong>und</strong> ihre Füllung<br />
haben nicht nur Konsequenzen für die Deutung der<br />
Geschichte zwischen Zürichsee <strong>und</strong> Zuger See. Nach<br />
bisheriger Auffassung wären die Täler des Mittellandes<br />
in Warmzeiten des Eiszeitalters bei bis über 70 %<br />
Waldbedeckung im Alpen-Vorland <strong>und</strong> in den N-<br />
Alpen sukzessive eingetieft worden. In den Kaltzeiten<br />
wären vor den anrückenden Gletschern jeweils auf<br />
immer tieferen Niveaus gewaltige Schotterfluren<br />
geschüttet worden: Höherer, Mittlerer <strong>und</strong> Tieferer<br />
Deckenschotter. Am bayerischen Eisrand werden zuoberst<br />
noch ältere Deckschotter unterschieden.<br />
In den Schweizer Deckenschottern lassen sich geröllanalytisch<br />
verschiedene Schotterstränge auseinanderhalten,<br />
so dass sich diese gliedern lassen (GRAF 1993,<br />
1995, in MATOUSEK et al. 2000K, BITTERLI et al. 2000K,<br />
BOLLIGER et al. 1996, HANTKE & WAGNER 2003a,b,<br />
HANTKE et al. 2003) <strong>und</strong> teils pliozänes Alter belegen.<br />
Unterhalb der Deckenschotter werden für eine differenziertere<br />
Geschichte des mittleren <strong>und</strong> jüngeren<br />
Pleistozäns – je nach Schule – weitere, vom jeweiligen<br />
Eisrand aus geschüttete Schotterfluren unterschieden:<br />
mehrere Hoch-, Mittel- <strong>und</strong> Niederterrassenschotter.<br />
Für all diese höheren schweizerischen Schotterfluren<br />
bietet sich eine weit realistischere Deutung an: Sie<br />
wurden lokal vom Rand in bereits in Tälern fliessenden<br />
Gletschern auf eisfreie Hochflächen geschüttet.<br />
Dabei kommt den Mittelmoränen für die Lieferung<br />
des Schuttgutes entscheidende Bedeutung zu (HANTKE<br />
1991 S. 208; WAGNER 1997 S. 134, WAGNER 2001c):<br />
Es sind auf Molasse- oder Tafeljura-Riedel auf Gr<strong>und</strong><br />
gelaufene, durch Schmelzwasser <strong>und</strong> Regengüsse ver-<br />
112<br />
frachtete, „moränennahe“ Schotterfluren (HANTKE &<br />
WAGNER 2003a,b).<br />
Wie steht es mit dem in den Erdwissenschaften immer<br />
wieder diskutierten Abtrag von Deckenteilen <strong>und</strong> von<br />
ganzen Decken? Im Muotatal, auf Silberen, Charetalp<br />
<strong>und</strong> Glattalp, lässt sich der Abtrag durch Lösung bei<br />
auf nacktem Kalkhochflächen aufliegenden Findlingen<br />
ermitteln. Unter ihnen hat sich ein maximal 10–12<br />
cm hoher, an Gletschertische erinnernder Kalkschemel<br />
gebildet. Die Findlinge liegen auf einem Kranz auf<br />
dem Silberen-Plateau; für einen letztspätwürmzeitlichen<br />
Moränenwall hat die Substanz nicht ausgereicht.<br />
Doch haben die Blöcke seit dem Eisvorstoss vor<br />
11'000 Jahren die Karsthochfläche vor Lösungsabtrag<br />
geschützt (Abb. 7.2). Aus der Höhe der Kalkschemel<br />
resultiert ein Abtrag der umliegenden Karstfläche von<br />
1 cm in 1000 Jahren. Ähnliche Schemel finden sich<br />
auf Rautialp (Kt. Glarus), <strong>und</strong> BRÜCKNER (1956b) hat<br />
solche – noch ohne chemischen Abtrag – vom Hoch<br />
Fulen-Gebiet (Kt. Uri) beschrieben.<br />
Abb. 7.2 Erratiker auf Kalkschemel des letzten spätwürmzeitlichen<br />
Eisvorstosses auf Oberist Twärenen, Silberen<br />
(Kt. <strong>Schwyz</strong>). Unter dem Erratiker blieb die<br />
Oberfläche vor der Karbonatlösung durch Regen<strong>und</strong><br />
Schneeschmelzwasser bewahrt: Es entstand<br />
ein Kalkschemel. Bei Blöcken, die sich im letzten<br />
spätwürmzeitlichen Gletschervorstoss abgesetzt<br />
haben, erlaubt die Schemelhöhe von 10–12 cm eine<br />
Lösungsrate von 1 cm/1000 Jahre zu ermitteln.<br />
Für die Zeit seit der Platznahme der helvetischen<br />
Decken vor fünf Mio. Jahren ergäbe sich zunächst ein<br />
Lösungsabtrag von maximal 50 m. Auf den flachen<br />
Hochflächen war dieser jedoch unter dem kaltzeitlichen<br />
Eisschild geringer Vorstoss- <strong>und</strong> Abschmelzphasen<br />
haben später eingesetzt <strong>und</strong> früher aufgehört.<br />
An vertikalen Flächen – zwischen Schrattenkalk <strong>und</strong><br />
eingepresstem Kieselkalk der aufliegenden Toralp-<br />
Abfolge – konnten gar nur wenige cm bis dm beobachtet<br />
werden. Der mechanische Abtrag ist auf den<br />
Hochflächen minimal; er beschränkt sich auf lokales
Ausbrechen von Felswannen durch vorstossendes Eis.<br />
Auf Silberen–Twärenen–Bödmeren sind viele Senken<br />
rein tektonisch bedingt, was ihre Füllung mit Toralp-<br />
Abfolge belegt; es sei denn, sie wären schon in Spätphasen<br />
der Platznahme der Decken, im jüngsten Miozän,<br />
glaziär ausgeräumt worden (HANTKE 2001K, et al.<br />
2002Ke,f).<br />
Ein wirksamerer Hang-Abtrag erfolgte <strong>und</strong> geschieht<br />
noch immer mechanisch an steilen Flanken durch Felsstürze,<br />
Steinschlag, Rüfen <strong>und</strong> Rutschungen. An der<br />
Druesberg-Südwand lässt sich – trotz aktiver Felsabbrüche<br />
– seit der Platznahme vor fünf Mio. Jahren ein<br />
Abtrag von nur wenigen h<strong>und</strong>ert Metern ermitteln. Die<br />
Täler werden kaum tiefer, aber breiter <strong>und</strong> die Berge<br />
schroffer.<br />
Für den Bereich zwischen Alpen-Rheintal <strong>und</strong> Thunersee<br />
wird angenommen, dass die höchsten tektonischen<br />
Einheiten, die Klippen-Decke <strong>und</strong> in den<br />
<strong>Schwyz</strong>er Alpen noch darüber liegende hochpenninische<br />
<strong>und</strong> ostalpine Elemente, bis auf die bescheidenen<br />
Reste der östlichen <strong>Schwyz</strong>er Klippen, abgetragen<br />
worden wären.<br />
Die dargelegten Kalklösungswerte sind von Bedeutung<br />
für den Abtrag von Deckenteilen in den Helvetischen<br />
Kalkalpen <strong>und</strong> für die Klippen-Decke. Diese<br />
können nach ihrer Platznahme vor fünf Mio. Jahren<br />
nicht über weite Areale bis auf bescheidenste Reste<br />
abgetragen worden sein. Die Zentralschweizer Klippen<br />
übersteigen den maximalen Abtragungswert um<br />
weit über eine Zehnerpotenz. Zwischen Thuner- <strong>und</strong><br />
Genfersee, in den Préalpes médianes, ist die Klippen-<br />
Decke intensiv verfaltet; ihre Gewölbe sind aufgebrochen.<br />
Als Ganzes blieb die Decke aber noch weitgehend<br />
intakt. Die Zentralschweizer Klippen sind daher<br />
kaum Reste einer zusammenhängenden Decke; sie<br />
sind als einzelne Schollen auf Flysch <strong>und</strong> helvetischen<br />
Decken verfrachtet worden. Ihr Schutt hat im jüngeren<br />
Oligozän <strong>und</strong> im Miozän, in initialen Zerbrechungsphasen<br />
<strong>und</strong> Frühphasen ihres Transports über Relief,<br />
in Hochlagen <strong>und</strong> in Kühlzeiten, das Schuttgut des<br />
Rigi–Rossberg-Schuttfächers geliefert (Abb. 7.3 <strong>und</strong><br />
7.4).<br />
Ein Abtrag durch Fliessgewässer, die nach heftigen<br />
Regengüssen, bei plötzlich einsetzender Schneeschmelze<br />
<strong>und</strong> besonders bei deren Kombination, kurzfristig<br />
gewaltige Schuttmengen verfrachten, bleibt<br />
unbestritten. Transportkraft <strong>und</strong> landschaftsprägender<br />
Einfluss sind – vor allem unmittelbar darnach – beeindruckend;<br />
doch schon nach wenigen Jahrzehnten sind<br />
die Spuren verheilt. Festzuhalten ist, dass bei solchen<br />
Ereignissen nicht Fels sondern Gesteinsschutt verfrachtet<br />
wird. Zur Diskussion steht aber der Abtrag<br />
von Fels.<br />
7.3 Zur Landschaftsgeschichte zwischen<br />
jüngerem Oligozän <strong>und</strong> Pliozän<br />
Gegen das jüngere Oligozän setzten in den werdenden<br />
Alpen Verfrachtungen von ihrer Unterlage abgescherter<br />
Erdrindenstücke, von Decken verstärkt ein. Zugleich<br />
wurden aus alpinen Stammtälern Schuttfächer<br />
anfangs in ein perialpines Meer, dann – bei klimatisch<br />
bedingtem, tieferem Meeresspiegel – auf das landfest<br />
Abb. 7.3<br />
Die Geröll-Schüttungen des jung-oligozänen Rigi-Rossberg-<br />
<strong>und</strong> des jüngst-oligozän–frühmiozänen Höhronen-<br />
Schuttfächers. Das Schuttgut des Rigi-Schuttfächers<br />
stammt aus Mittelbünden, jenes des jüngeren Höhronen-<br />
Fächers aus dem Bernina-Gebiet. Es wurde durch Eistransfluenz<br />
aus dem Engadin über Ur-Julier <strong>und</strong> Ur-Albula<br />
nach Mittelbünden <strong>und</strong> bei Seeausbrüchen als Muren<br />
durch die Ur-Panixerpass- <strong>und</strong> Ur-Bisistal-Quersenke<br />
nach Norden verfrachtet (Abb. 7.1).<br />
113
Abb. 7.4 Die Klippen der Zentralschweiz sind auf dem Rücken der helvetischen Decken <strong>und</strong> Flysch-Schuppen durch Quersenken<br />
aus Südosten in ihre heutige präalpine Position in der Zentralschweiz gelangt. Im Osten erfolgte dies durch eine Ur-Panixerpass-<br />
<strong>und</strong> eine Ur-Bisistal-Depression, im Westen durch die Ur-Hasli-Depression.<br />
Penninische Klippen punktiert; Ostalpine Klippen schwarz<br />
gewordene Vorland geschüttet. Bei den Bewegungen<br />
der ostalpinen <strong>und</strong> penninischen Decken, vor allem<br />
beim Transport der als Schollen über Relief verfrachteten<br />
<strong>Schwyz</strong>er Klippen, fiel mächtig Gesteinsschutt<br />
an. Dieser stammte aus Liefergebieten in Mittelbünden<br />
(SPECK 1953, STÜRM 1973, HANTKE 1988, 1991).<br />
Als Transportwege bieten sich Strukturen unter den<br />
späteren Quersenken der helvetischen Decken, Ur-<br />
Panixerpass- <strong>und</strong> Ur-Bisistal-Depression, an. Ein Teil<br />
des über 100 km 3 umfassenden Rigi-Rossberg-Schuttgutes,<br />
in dem Nagelfluhbänke km-weit durchhalten,<br />
wurde schon bei der Schüttung als Feingut weiter verfrachtet,<br />
ein weiterer später von den Decken überfahren<br />
<strong>und</strong> ein letzter fiel Bergstürzen zum Opfer <strong>und</strong><br />
wurde zum Teil vom Reuss-Gletscher als Erratiker <strong>und</strong><br />
Mittelmoränen fortgetragen.<br />
Wenig jüngere Schüttungen zeichnen sich im Höhronen-,<br />
noch jüngere im W im Napf- <strong>und</strong> im E im Hörnli-<br />
Fächer ab. Auf ihnen fehlen obermiozäne <strong>und</strong> pliozäne<br />
Sedimente. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass sie<br />
im Pliozän <strong>und</strong> im Pleistozän vollständig abgetragen<br />
wurden. Westlich von St. Gallen liegen solch jüngere<br />
114<br />
Sedimente als kühlzeitliche Tannenberg-Schüttung vor<br />
(HOFMANN 1957, 1973K). Noch jüngere, pliozäne<br />
Ablagerungen sind in den Senken zu erwarten, die bei<br />
der Platznahme der helvetischen Decken durch Ausscheren<br />
der subalpinen Molasse-Schuppen aus ihrem<br />
Ablagerungsraum entstanden <strong>und</strong> in aus Blattverschiebungen<br />
hervorgegangenen Gräben. Ihre Sedimente<br />
finden sich teils in Deckenschottern (S. 112) auf<br />
Hochflächen als auf Gr<strong>und</strong> gelaufener, epiglaziärer<br />
Schmelzwasser-Ablagerungen von ins Mittelland vorgestossenen<br />
alpinen Gletschern (WAGNER 1997,<br />
2001c, HANTKE & WAGNER 2003a,b).<br />
Der Vorstellung, die Täler im Rigi-Gebiet wären im<br />
Eiszeitalter glazial zunehmend tiefer ausgeräumt worden<br />
(RÜTIMEYER 1877), wurde bei Neukartierungen<br />
der Atlasblätter überprüft.<br />
Die Becken von Vierwaldstätter <strong>und</strong> Zuger See <strong>und</strong> die<br />
Talung Brunnen–<strong>Schwyz</strong>–Arth sind tektonisch angelegt
(HANTKE 1961a, 1986, 1991, et al. 2002Kb,e). Der<br />
Urner See verdankt seine Entstehung Grenzblättern,<br />
längs denen die Flanken bei der Platznahme auf Gleithorizonten<br />
auseinander gefahren sind, so dass die<br />
Decken beidseits des Sees um über 700 m gegeneinander<br />
verstellt erscheinen (S. 111). Die Talung Brunnen–Ibach,<br />
das Seebecken Brunnen–Buochs <strong>und</strong> das<br />
von der untersten Engelberger Aa durchflossene Tal zwischen<br />
Buochser Horn–Stanser Horn <strong>und</strong> Bürgenstock<br />
verlaufen zwischen der Stirn der Drusberg-Decke<br />
im S <strong>und</strong> den durch diese vom Rücken der Axen-Decke<br />
abgescherten <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachteten<br />
Kreide-Eozän-Schuppen im N, den steil gegen SE einfallenden<br />
Hochflue- <strong>und</strong> Urmi-Platten. Die Hochflue<br />
endet NE der Egg, der Urmiberg bei Seewen. Senkrecht<br />
zum Streichen setzen ihre östlichen Äquivalente –<br />
Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Decke – auf der Axen-Decke<br />
ein (HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Die Abscherung<br />
von ihrer Unterlage erfolgte durch die vorgefahrene<br />
Drusberg-Decke, den Flysch <strong>und</strong> die darauf reitenden<br />
Klippen: Mythen, Rotenflue <strong>und</strong> Iberger Klippen.<br />
Der Durchbruch der Nasen, die Verbindung von Gersauer-<br />
<strong>und</strong> Vitznauer Becken, verdankt die Entstehung<br />
„Streckungsbrüchen“, schräg laufenden Grenzblättern.<br />
Dadurch wurden die von der Axen-Decke abgescherten<br />
<strong>und</strong> am Alpenrand aufgerichteten Kreide-<br />
Abfolgen seitlich „gestreckt“.<br />
Der Abschnitt Vitznau–Chrüztrichter folgt dem SW-<br />
Rand des Rigi-Schuttfächers, an den der Bürgenstock<br />
als verbogenes westliches Äquivalent der Urmi-Platte<br />
<strong>und</strong> Fortsetzung der Hochflue-Schuppe anschliesst<br />
(HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Der Küssnachter<br />
Arm hat sich im aufgebrochenen Gewölbe vor der<br />
starren Rigi-Scholle gebildet.<br />
Die Zuger See-Talung entstand bei der Platznahme<br />
der helvetischen Decken in der verscherten Rigi-Rossberg-Schüttung<br />
<strong>und</strong> ihrer vorgelagerten Molasse.<br />
Dabei sind die Molasseblöcke von Rigi <strong>und</strong> Rossberg<br />
schon früh auf Gleithorizonten auseinander gedriftet.<br />
Altersmässig umfasst die Rigi-Rossberg-Molasse das<br />
jüngere Oligozän. In Kühlzeiten wurde vorwiegend<br />
Grobgut abgelagert. Pflanzliche <strong>und</strong> tierische Fossilreste<br />
finden sich nur in feinen, warmzeitlichen Sedimenten.<br />
Von der Scheidegg gegen S, gegen das Tüfenbachtobel,<br />
erscheint noch frühes Miozän. Dann lag der<br />
Rigi-Schuttfächer für jüngere Ablagerungen zu hoch.<br />
Solche konnten nur noch randlich erfolgen: zwischen<br />
Luzerner- <strong>und</strong> Zuger See, zum Walchwiler Berg <strong>und</strong><br />
zum Höhronen. Die Rigi-Schüttung aus Mittelbünden<br />
wurde von der Höhronen-Schüttung (Abb. 7.3) mit<br />
kaltzeitlichen Zuschüssen aus dem Oberengadin<br />
abgelöst. Gegen das mittlere Miozän wurde die Schüttung,<br />
bei fortschreitender alpiner Gebirgsbildung,<br />
durch jene des Hörnli-Fächers mit veränderten Liefergebieten<br />
<strong>und</strong> neuen Abflusswegen ersetzt.<br />
Im jüngeren Oligozän <strong>und</strong> im Miozän bildete die<br />
Hasli-Talung eine flache Quersenke. Aus dem zunächst<br />
noch gegen N abfallenden Ossola-Tal erfolgte<br />
über Gries–Grimsel–Ur-Haslital die Schüttung der<br />
Entlebucher Schuttfächer <strong>und</strong> später jene des Napf-<br />
Fächers. Im jüngeren Miozän bewegten sich durch<br />
diese Quersenke <strong>und</strong> ihre Randbereiche die helvetische<br />
Wildhorn-Decke, der Obwaldner Flysch <strong>und</strong> –<br />
auf ihnen reitend – die westlichen mittelpenninischen<br />
Zentralschweizer Klippen, Giswiler Stöcke–Rotspitz,<br />
gegen Nordwesten.<br />
Die Anlage des heutigen Haslitales ist noch jünger,<br />
bestimmt durch Störungen, die das Aar-Massiv durchscheren.<br />
Sie verläuft durch die Quermulde in den Faltenachsen<br />
der Wildhorn-Decke mit ihren liegenden<br />
Falten. In der östlichen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette<br />
fallen die Faltenachsen gegen das Haslital; nördlich<br />
der Aare steigen sie gegen Nordosten wieder an<br />
(ARBENZ 1911K, MÜLLER 1938). Dies sind die letzten<br />
Zeugen der früheren Schüttungsrinne von Entlebucher<br />
<strong>und</strong> Napf-Schuttfächer.<br />
Die Fortsetzung des Haslitales gegen Westen in die<br />
Brienzer See-Talung verdankt ihre Entstehung dem<br />
axialen Auseinanderreissen der Wildhorn-Decke.<br />
Gegen ihre Front erfolgte unter der Last des vorgleitenden<br />
Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches ein Loslösen<br />
der Kreidehüllen von ihren im Süden, in den Gebirgskämmen<br />
der Faulhorn–Schwarzhorn-Kette, zurückgebliebenen<br />
Jura-Kernen (GÜNZLER-SEIFFERT 1934,<br />
1938K). Auf Gleithorizonten, den nordfallenden<br />
Callovo-Oxford-Mergelschiefern <strong>und</strong> Mergelschiefern<br />
der untersten Kreide, fuhren die verfalteten <strong>und</strong><br />
verschuppten Kreide-Hüllen weiter gegen N vor <strong>und</strong><br />
bildeten die Kreidefalten der Wilerhorn–Brienzer<br />
Rothorn–Brienzergrat–Harder-Kette.<br />
In den letzten Phasen der Platznahme der helvetischen<br />
Decken begann sich auf den Callovo-Oxford-Schiefern<br />
die Talung des Brienzer Sees zu öffnen. Von den<br />
tieferen Jurakernen ist S des Brienzer Sees der von<br />
Querstörungen durchsetzte Rücken der Rouft zwischen<br />
Giessbach-Hotel zum See-Anfang an der Querstörung<br />
Teiffental–Nasen <strong>und</strong> W der Riseten an Grenzblättern<br />
gegen N bewegt worden. Der Rücken setzt<br />
sich im gegen W brüsk endenden Ballenberg fort; in<br />
ihm zeichnen sich gegen N ansteigende Scherflächen<br />
ab.<br />
Auf N-fallenden Callovo-Oxford-Schiefern glitten die<br />
tiefsten Quintner Kalkstirnen nach NW. Unter der Last<br />
der vorgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flyschmassen<br />
rissen die Kreide-Hüllen von ihren Jura-Kernen<br />
ab, brach die Wildhorn-Decke auseinander (Abb. 7.5).<br />
115
Abb. 7.5 Bei der Platznahme der Wildhorn-Decke ist ihr Frontbereich an Längsstörungen axial aufgebrochen. Durch das Vorgleiten<br />
der Kreide-Hüllen auf Gleithorizonten im Bereich oberster Dogger/unterster Malm (Callovo-Oxford-Schiefer) <strong>und</strong><br />
unterster Kreide (Palfris-Formation–Vitznau-Mergel) öffnete sich unter der Last des von der Brienzergrat-Kette gegen<br />
Norden abgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches die Brienzer See-Talung. In der tektonisch entstandenen Längskerbe<br />
sammelten sich in Warmzeiten die Flussarme des Hasli in einem Ur-Brienzer See, dem Nordost-Arm eines Ur-<br />
Oberländer Sees. In Kaltzeiten floss der Hauptast des Aare-Gletschers durch diese Talung.<br />
Abb. 7.6 Geologisches Querprofil durch die Berge am oberen Brienzer See zwischen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette im Süden <strong>und</strong><br />
Brienzergrat-Kette im Norden, zirka 1:100'000.<br />
Zwischen dem durchscherten Quintner Kalk des Brünig<br />
<strong>und</strong> von Brienz sind steile ENE–WSW-laufende<br />
Störungen zu erkennen. Ebenso verraten sich solche in<br />
den Tälern beidseits des Ballenberg, im Tal Brienzwiler–Hofstetten–Brienz<br />
<strong>und</strong> im Aaretal, die sich als<br />
Scherstörungen im Brienzer See (Abb. 7.5, 7.6 <strong>und</strong><br />
7.8) verlieren. Längs Störungen sind Felspartien niedergefahren,<br />
versackt.<br />
In der tiefsten Senke, im Aaretal zwischen Meiringen<br />
<strong>und</strong> in ihrer Fortsetzung gegen Südwesten, sammelten<br />
sich die Fliessgewässer des Oberhasli im pliozänen<br />
Brienzer Arm des Ur-Oberländer Sees (Abb. 7.7).<br />
Durch Unterschiebung des Vorlandes wurde die Brienzergrat-Kette<br />
höher gestaucht (Abb. 7.5 <strong>und</strong> 7.6). Der<br />
Brünig in der direkten Fortsetzung der Hasli-Depression<br />
liegt in der alten Quersenke mit teils mitgeschleppten<br />
Jura-Kernen <strong>und</strong> vorbewegten Kreide-Hüllen.<br />
Im Eiszeitalter wurde auch die Brienzer See-Talung<br />
kaum vertieft, wohl aber erweitert (S. 112).<br />
Die Hänge oberhalb Brienz, zwischen Brienzwiler<br />
<strong>und</strong> Ebligen, zeichnen sich durch zahllose, teils<br />
schon von MICHEL (1922K) erkannte Sackungen aus<br />
116<br />
(Abb. 7.9). Diese reichen bei der Zwischenegg SE<br />
des Arnihaaggen fast bis auf den Grenzgrat Bern/<br />
Obwalden. Im subalpinen Bereich waren Sackungen<br />
in Warmzeiten von Wald bestockt <strong>und</strong> schützten die<br />
Talflanken weitgehend vor dem Abtrag. In tieferen<br />
Lagen sind sie moränenbedeckt, in höheren liegen<br />
sie in Palfris-Schiefern, Vitznau-Mergeln, im Diphyoides-Kalk<br />
<strong>und</strong> im helvetischem Kieselkalk.<br />
Kahlschläge zur Gewinnung von Alpweiden <strong>und</strong> für<br />
Abb. 7.7 Der nach den letzten Phasen der Platznahme der<br />
Wildhorn-Decke entstandene Ur-Brienzer See<br />
wurde durch den mehrfach vorgestossenen Aare-<br />
Gletscher kaum wesentlich vertieft, wohl aber<br />
erweitert. Blick von einem frühen Brienzer<br />
Rothorn gegen Südwesten auf den Oberländer See.
den Hausbau <strong>und</strong> Hausbrand haben im<br />
gelockerten Gestein zu mächtigen<br />
Schuttfächern <strong>und</strong> seit dem 15. Jh. zu<br />
Verwüstungen durch Wildbäche geführt.<br />
Erst gegen Brienz stellt sich im<br />
Quintner Kalk von Flueberg <strong>und</strong> Flue<br />
anstehender Fels ein (Abb. 7.9).<br />
Ein vergleichbares Geschehen hat sich<br />
im Klöntal (Kt. Glarus) ereignet. Dort<br />
ist die Stirn der Axen-Decke zwischen<br />
Glärnisch- <strong>und</strong> Twiren–Deyenstock-Kette<br />
aufgebrochen <strong>und</strong> auf plastischen<br />
Schilt-Schichten vorgeglitten.<br />
Neben Längsbrüchen auf der Glärnisch-<br />
Seite (SCHINDLER 1959, HANTKE et al.<br />
2002Kd) zeichnet sich die N-Seite des<br />
Klöntals durch Sackungen aus (OBER-<br />
HOLZER et al. 1942K). Wie in der Brienzer<br />
See-Talung sind alte Längsbrüche<br />
beteiligt (GÜNZLER-SEIFFERT 1952).<br />
Während der Transportweg der westlichen <strong>und</strong> der<br />
östlichen Zentralschweizer Klippen problemlos<br />
erscheint (Abb. 7.4), gestaltet sich jener der Klippen<br />
von Klewenalp–Buochserhorn <strong>und</strong> Stanserhorn–<br />
Arvigrat, infolge des späteren tektonischen Geschehens,<br />
viel schwieriger. Am wahrscheinlichsten<br />
erscheint ein Weg aus dem Tessin durch Leventina–Gotthard–Engelberg.<br />
Der Hochstau von Gotthard-<br />
<strong>und</strong> Aar-Massiv zum Hochgebirge erfolgte<br />
erst spät.<br />
Abb. 7.8 Längs- <strong>und</strong> Querstörungen im Gebiet Giessbach–Brünigpass<br />
7.4 Die alpine Gebirgsbildung <strong>und</strong> der stete<br />
Wechsel von Klima <strong>und</strong> Vegetation<br />
Mit dem Hochstau des Alpen-Hauptkammes <strong>und</strong> dem<br />
steten Wandel von Warm- <strong>und</strong> Kühlzeiten hat sich<br />
auch die Flora laufend veränderten Umweltbedingungen<br />
angepasst, was pflanzliche Grossreste <strong>und</strong> Pollenfloren<br />
aus der Molasse dokumentieren. Im Vorland<br />
breiteten sich zusammenhängende, warmgemässigte<br />
Laubmischwälder aus mit Amberbäumen, wärmeliebenden<br />
Walnuss-Verwandten <strong>und</strong> Sumpfzypressen, in<br />
wärmeren Phasen Lorbeer-Gewächse <strong>und</strong> vereinzelt<br />
Fächerpalmen, wie fossile Floren im Rigi- <strong>und</strong> im<br />
Schuttkegel<br />
Schwemmfächer: Muren<br />
Späteiszeitliche Moränen<br />
Mittelmoränen<br />
Sackungspakete von Schutt<br />
Sackungspakete von Felsgestein<br />
Südhelvetische Kreide <strong>und</strong> Malm<br />
Abb. 7.9<br />
Sackungen auf der Südseite der<br />
Brienzer Rothorn-Kette<br />
117
Rossberg-Gebiet belegen (HOCHULI 1978, EBERHARD<br />
1989, HANTKE 1964, 1991, et al. 2002Kb). In den Voralpen<br />
entfalteten sich bis 1200 m über die heutige<br />
Waldgrenze, bis 2800 m ü.M. reichende, höhenstufenmässig<br />
gegliederte Laubmischwälder; höher oben<br />
wuchsen nur noch Nadelhölzer.<br />
Das jeweilige Zurückwandern der in Kühlzeiten verdrängten<br />
Wälder erfolgte einerseits perialpin; anderseits<br />
erlaubten niedrige Pässe ein rasches Anpassen an<br />
das veränderte Klima <strong>und</strong> ein schnelleres Wiederausbreiten<br />
der Gehölze.<br />
Die alpine Flora, die sich in Hochlagen der Rigi zu<br />
behaupten vermochte, ist wohl mit den <strong>Schwyz</strong>er<br />
Klippen in die <strong>Schwyz</strong>er Berge eingewandert. Schon<br />
in der ersten Kaltzeit dürfte sie an sonnigen S-Hängen<br />
der Rigi <strong>und</strong> steilen S-Flanken der Druesberg-Kette<br />
Refugien gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in den Warmzeiten auf waldfreie<br />
Nord- <strong>und</strong> Ost-Lagen gewechselt haben (HANTKE<br />
et al. 2001).<br />
Zwischen Hasli <strong>und</strong> Ossola-Tal zeichnet sich noch<br />
im mittleren Tertiär ein Einwanderungsweg vom Ur-<br />
Toce zur Ur-Aare ab, da weder Grimsel noch Griespass<br />
als trennende Wasserscheiden existiert haben<br />
(Abb. 7.4).<br />
Mit den Gesteinsdecken ist bei der Gebirgsbildung zu<br />
allen Zeiten auch die Pflanzendecke mit ihrer Kleinfauna<br />
mitgewandert. Mit der Wildhorn-Decke <strong>und</strong> der<br />
bei ihrer Platznahme erfolgten Trennung der Kreide-<br />
Hüllen von ihren Jura-Kernen konnte bei an Substrat<br />
118<br />
<strong>und</strong> Exposition angepasster Höhengliederung eine<br />
alpine Flora ins Brienzer Rothorn-Gebiet gelangen.<br />
Mit den durch die Hasli-Quersenke vorgefahrenen<br />
Giswiler Klippen gelangten Dolomit ertragende,<br />
ursprünglich südalpine Arten in die westlichen Zentralschweizer<br />
Klippen <strong>und</strong> vom Mändli über Schönbüel<br />
zum Brienzergrat. Das Aufsteigen des Aar-Massivs<br />
im jüngsten Miozän unterband den früheren<br />
Austausch von Laubbäumen über die Grimsel; für<br />
alpine <strong>und</strong> subalpine Arten blieb der Einwanderungsweg<br />
nur für windverfrachtete <strong>und</strong> durch Vögel verbreitete<br />
Samen erhalten. Etliche alpine Arten dürften<br />
die Kaltzeiten mit der Kleinfauna an geschützten Südlagen<br />
über dem Eis der Talgletscher überdauert haben<br />
(HANTKE et al. 2001).<br />
Mit dem Vorgleiten der Giswiler Klippen, isolierten<br />
dolomitischen Gesteinen der penninischen Klippen-<br />
Decke aus Süden <strong>und</strong> Südosten, fallen als Florenrelikte<br />
eher solche, als durch Wind <strong>und</strong> Zugvögel verfrachtete<br />
Samen von SW-europäischen, atlantischen<br />
Arten in Betracht.<br />
Mit den hereinbrechenden Kaltzeiten im Pliozän <strong>und</strong><br />
Pleistozän, in denen nur bescheidenste alpine Flächen<br />
oberhalb der Talgletscher kurzfristig ausaperten,<br />
begannen für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere härtere Zeiten. In<br />
HANTKE et al. (2001) wurde versucht, die jüngere<br />
Landschaftsgeschichte des Eiszeitalters im Rigi- <strong>und</strong><br />
Brienzer Rothorn-Gebiet <strong>und</strong> das mögliche Überleben<br />
kälteresistenter Arten, aufgr<strong>und</strong> der heutigen Verbreitung<br />
der alpinen Arten, aufzuzeigen.
Um das Heft einer weiteren, erdgeschichtlich interessierten<br />
Leserschaft zugänglich zu machen, werden knappe Erläuterungen<br />
von Fachausdrücken <strong>und</strong> erdgeschichtliche Übersichten beigefügt.<br />
Weitere Fachausdrücke sind auch in den Tabellen 1.1 bis<br />
1.6 (Kap. 1) <strong>und</strong> 4.1 (Kap. 4) sowie in Tabelle A: Erdgeschichte<br />
(loses Blatt im Umschlag), meist im zeitlichen Zusammenhang,<br />
aufgeführt.<br />
Folgende Spezialzeichen bedeuten: > siehe auch …, >> Gegensatz.<br />
Abfolge: Übereinander abgelagerte Folge zusammengehöriger<br />
Gesteinsschichten.<br />
Ablation: Verlust von Gletschereis an der Oberfläche durch<br />
Abschmelzen <strong>und</strong> Verdunsten infolge Sonneneinstrahlung<br />
<strong>und</strong> Temperatureinflüssen.<br />
Abscherung: Durch tektonische Bewegung bedingtes Abgleiten<br />
oder Wegpressen einer Gesteinsfolge von ihrer Unterlage.<br />
Abschiebung: Wegbewegen infolge Schub eines Gesteinspaketes<br />
von der Hauptmasse; >> Aufschiebung.<br />
Abtragung: Oberbegriff für die mechanische, chemische oder<br />
biologische Zerstörungstätigkeit, die Gesteinsmaterial aus<br />
dem Verband lockert, löst <strong>und</strong> umlagert.<br />
Akkumulation: Bezeichnung des Prozesses als auch des Produktes<br />
der mechanischen Anhäufung von Gesteinsmaterial.<br />
Auch jährlicher Massenzuwachs eines Gletschers.<br />
Alleröd: Wärmerer Zeitabschnitt in der letzten Kaltzeit, > Interstadial,<br />
von 12'000–11'000 Jahren vor heute. Die späteiszeitliche<br />
Wiederbewaldung mit Birke <strong>und</strong> Waldföhre reichte in<br />
den Alpentälern bis 1'600 m ü.M.<br />
allochthon: Gesteine, die nicht mehr am Ort ihrer Bildung liegen;<br />
>> autochthon.<br />
Alluvion: Durch junge Fliessgewässer (alluvial) erfolgte Ablagerung.<br />
Altdorfer Sandstein: Quarzreicher Sandstein des nordhelvetischen<br />
Schächentaler > Flysch (älteres Oligozän).<br />
Ammonit: Ammonshorn, Kopffüsser, am Ende des Erdmittelalters,<br />
vor 65 Mio. Jahren, ausgestorbenes, marines Weichtier,<br />
das in der letzten Kammer (Wohnkammer) eines spiralig aufgew<strong>und</strong>enen,<br />
mehrkammerigen (Gaskammern), hartschaligen<br />
Gehäuses lebte.<br />
Antiklinale: Zu länglichem Gewölbe verformte Gesteinsschichten;<br />
die ältesten Gesteine liegen im Kern; >> Synklinale.<br />
Archäobotanik, -zoologie: Urgeschichtsbotanik, -zoologie,<br />
Pflanzen- bzw. Tierk<strong>und</strong>e im Gebiet der Urgeschichtsforschung.<br />
Aufschiebung: Anschiebung eines Gesteinspaketes an ein anderes;<br />
>> Abschiebung.<br />
autochthon: An Ort <strong>und</strong> Stelle gebildet, dem kristallinen Untergr<strong>und</strong><br />
aufliegend; >> allochthon.<br />
Biotop: Lebensverband einer wild lebenden Artengemeinschaft<br />
von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren in ihrem Umfeld.<br />
8 Glossar – Fachausdrücke<br />
Blattverschiebung: Seitliche Verschiebung von Gesteinskörpern<br />
an steilstehender Bewegungsfuge.<br />
Brekzie: Sedimentäres Trümmergestein mit eckigen Bruchstücken,<br />
die durch ein Bindemittel (Zement) verkittet sind.<br />
Bronzezeit: Zeitabschnitt von 3'800–2'800 Jahren vor heute.<br />
Metallische Werkzeuge <strong>und</strong> Waffen wurden aus Bronze, einer<br />
niedrig schmelzenden Legierung aus Kupfer <strong>und</strong> Zinn, hergestellt.<br />
Ackerbau <strong>und</strong> Viehzucht (Ziege, Schaf, Schwein, H<strong>und</strong>,<br />
Rind <strong>und</strong> Pferd) bildeten die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage. Tab.<br />
1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />
Bruch: Verwerfung, abrupte Verstellung von Gesteinsschichten.<br />
Bunte Nagelfluh: Mindestens 10 % der Gerölle bestehen aus<br />
kristallinen (Tiefen-, Erguss- oder metamorphen) Gesteinen;<br />
Extrem Bunte Nagelfluh: 50 % der Gerölle bestehen aus kristallinen<br />
Gesteinen; >> Kalknagelfluh.<br />
Couches Rouges: Rötliche <strong>und</strong> graue > Mergelkalke der Oberkreide<br />
der > Klippen-Decke.<br />
Decke: Bei der Gebirgsbildung von der ursprünglichen Unterlage<br />
abgelöste, auf fremde Unterlage überschobene Gesteinsmasse<br />
(Überschiebungsdecke).<br />
Deckenkern: Älteste Gesteine einer Decke, Kern einer Decke.<br />
Deckenstirn: Frontpartie, meist gewölbeartiges Ende einer<br />
Decke.<br />
Deckenschotter: Meist randlich verkittete Schotterflur(en) älterer<br />
Kaltzeiten. Es sind auf einer Hochfläche (Molasse oder<br />
Tafeljura) auf Gr<strong>und</strong> gelaufene > Mittelmoränen, die durch<br />
Gletscher-Schmelzwässer verschwemmt worden sind <strong>und</strong> eisrandnahen<br />
Charakter zeigen. Früher wurden sie als zusammenhängende<br />
Schotterfluren betrachtet, in die sich die Täler<br />
stufenartig, fluvial oder glazial, eingetieft hätten.<br />
Depression: Vertiefung in der Landoberfläche, tektonische Senke.<br />
Diagenese: Abgelagertes Lockergesteinsmaterial wird durch<br />
erneute Überlagerung mehr oder weniger langzeitigem Druck<br />
von geringer Intensität ausgesetzt. Die im Lockergestein zirkulierenden<br />
chemischen Lösungen liefern den Zement, was<br />
schlussendlich zur Bildung von festem Sedimentgestein führt.<br />
Dimroth/Watson-Verteilung: Kugel-Äquivalent der Gauss’schen<br />
Verteilung (Glockenkurve) in der Ebene.<br />
diskordant: unter spitzem Winkel aneinander stossende Schichten<br />
eines Gesteinskomplexes; >> konkordant.<br />
Dogger: Mittlere Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />
vor 180–160 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Doline, Versickerungstrichter: Trichterförmige Bodenvertiefung<br />
in Kalken <strong>und</strong> kalkreichen Sandsteinen mit unterirdischer<br />
Entwässerung; > Karst.<br />
Dolomit: Gestein mit hohem Anteil an Dolomit-Kriställchen<br />
(Calcium-Magnesium-Karbonat), das in warmen, extrem flachen<br />
Randmeeren ausgefällt worden ist.<br />
Drumlin: Aus dem irischen stammender Begriff für unter dem<br />
Eis entstandene, Stromlinien-förmige Körper aus Moränen-<br />
119
gut. Ihre Längsachse deuten die Eis-Fliessrichtung an. Viele<br />
als Drumlin bezeichnete Formen sind überfahrene > Mittelmoränen.<br />
Echinodermen: Tierstamm der Stachelhäuter, marine, wirbellose<br />
Tiere mit 5-strahliger Skelett-Symmetrie: Seelilien, Seeigel,<br />
Seesterne, Schlangensterne, besiedelten eher wärmere<br />
Meere vom Kambrium bis heute.<br />
Eiszeitalter: Zeitabschnitt der letzten 2 Mio. Jahre, bei dem sich<br />
mehrfach > Kalt- <strong>und</strong> > Warmzeiten abgewechselt haben.<br />
Gegenwärtig werden im Eiszeitalter 14 derartige Wechsel<br />
unterschieden; Tab. A.<br />
Eozän: Zweitältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />
vor 55–36 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
epiglaziär: auf dem Gletschereis.<br />
Epipaläolithikum: Jüngster Abschnitt der Altsteinzeit, des<br />
Paläolithikums, 12'000–9'500 Jahre vor heute.<br />
Erguss: Ausfluss von Magma an die Erdoberfläche oder am<br />
Meeresboden.<br />
Ergussgestein: An die Erdoberfläche oder am Meeresboden ausgetretenes,<br />
rasch abgekühltes <strong>und</strong> dabei nur teilweise auskristallisiertes,<br />
magmatisches Gestein.<br />
Erosion: Linienförmig verlaufender Abtrag durch fliessendes<br />
Wasser, Eis <strong>und</strong> Wind. Da meist nur lockerer Schutt aufgegriffen<br />
<strong>und</strong> oft schon nach kurzem Transport wieder abgelagert<br />
wird, ist die Wirkung auf Felsgestein als gering einzustufen.<br />
Erratiker, Erratischer Block, Findling: Durch Eis in ein gesteinsmässig<br />
anderes Gebiet verfrachteter Block. Leitgestein<br />
für den Linth-Gletscher sind: > Verrucano-Blöcke, für den<br />
Sihl-Gletscher: Einsiedler > Nummulitenkalke, für den<br />
Schächenarm des Reuss-Gletschers: > Altdorfer Sandstein<br />
<strong>und</strong> für den Urner Reuss-Gletscher: Windgällen-Porphyr, Kristallin<br />
des Aar-Massivs.<br />
Europäisch-schweizerische Spannungsrichtung: Eine Hauptspannung<br />
(= Maximaldruck) liegt zwischen 110°N <strong>und</strong><br />
145°E.<br />
Evolution: Stammesgeschichtliche Entwicklung von Pflanzen<strong>und</strong><br />
Tierwelt (= Phylogenie).<br />
Exotischer Block: Artfremder Gesteinsblock, der ins Sediment<br />
eingeglitten ist.<br />
Fallen (= Fallwinkel): Neigungswinkel einer Schicht- oder<br />
Bruchfläche gegen die Horizontale; >> Streichen.<br />
Fallrichtung: Steilst mögliche Richtung einer Geraden in einer<br />
Schicht- oder Bruchfläche.<br />
Falte: Durch seitlichen Druck verbogene Gesteinsschichten,<br />
Strukturgebilde von gewisser Längserstreckung.<br />
Faltenachse: Gedachte Verbindung aller Punkte mit kleinstem<br />
Krümmungsradius längs einer Falte.<br />
Fazies: Gesamtheit der Merkmale eines Gesteins hinsichtlich<br />
Beschaffenheit (> Lithologie, > Fossilinhalt <strong>und</strong> Lebensspuren).<br />
Fenster: Durch Aufbruch des gewölbeartig gestauchten Untergr<strong>und</strong>es<br />
entstandene Lücke in der Decke, durch die der jüngere<br />
Untergr<strong>und</strong> zu Tage tritt; > Knopfloch; >> Klippe.<br />
Findling: > Erratiker, erratischer Block.<br />
fluvial, fluviatil: durch Fliessgewässer bearbeitet, erzeugt.<br />
Flysch: Wechsellagerung von sandigen <strong>und</strong> tonigen Gesteinen,<br />
seltener Brekzien <strong>und</strong> Konglomeraten, die bei der (alpinen)<br />
Gebirgsbildung in sich verengenden Trögen des alpinen<br />
120<br />
Randmeeres abgelagert wurden. Dabei sind vom Abhang<br />
des Troges ausgebrochene, noch kaum verfestigte Sedimente<br />
als Trübeströme verfrachtet <strong>und</strong> in der Beckentiefe<br />
als zyklisch sich wiederholende Abfolgen (> Brekzie,<br />
> Konglomerat, > Sandstein, > Tone) wieder abgelagert<br />
worden. Als jüngste Gesteinsfolge (obere Kreide bis Alttertiär)<br />
wurde der Flysch noch in die Faltung einbezogen; oft<br />
bildet er Deckengrenzen.<br />
Foraminiferen: Schalentragender, meist planktonisch (im Meerwasser)<br />
oder benthonisch (am Meeresgr<strong>und</strong>) lebender Einzeller,<br />
dessen Plasmakörper durch kleine Öffnungen (lat. Foramina)<br />
austreten kann. Sie haben im Laufe der Erdgeschichte<br />
eine ungemeine Formenfülle entwickelt <strong>und</strong> bilden, da ihre<br />
Schälchen meist in grosser Zahl auftreten, bevorzugte > Leitfossilien.<br />
Fossil, Petrefakt: Versteinerter oder inkohlter Überrest eines<br />
Lebewesens; > Leitfossil.<br />
fossil: in erdgeschichtlicher Vergangenheit entstanden; >><br />
rezent.<br />
Fucoiden: Frassgänge schlammfressender mariner Organismen.<br />
Garschella-Formation: Spatkalke <strong>und</strong> Grünsandsteine, neue<br />
Bezeichnung für Helvetischen Gault, 110–95 Mio. Jahre,<br />
Tab.1.2.<br />
Geomorphologie: Lehre von den auf der Erdoberfläche wirkenden<br />
Vorgängen <strong>und</strong> den dadurch entstandenen Landschaftsformen.<br />
Geotop: Erdgeschichtliches Objekt oder Landschaftsbereich von<br />
erdgeschichtlicher Aussagekraft.<br />
Gewölbe: Höchster Bereich einer Falte; > Antiklinale; >><br />
Mulde, Synklinale.<br />
Glaukonit: Dunkelgrünes Mineral, das durch marine Organismen<br />
im Meer gebildet wird.<br />
glazial: kaltzeitlich entstanden.<br />
glaziär: durch Gletscher erzeugt, bearbeitet, abgelagert.<br />
glazifluvial: durch Gletscher-Schmelzwässer erzeugt, abgelagert;<br />
kaltzeitlich durch Schmelzwasser entstanden.<br />
Gleichgewichtslage: Gletscher-Grenzbereich, an dem sich<br />
Anreicherung von Schnee (> Akkumulation) <strong>und</strong> Abschmelzung<br />
( > Ablation) die Waage halten.<br />
Gleithorizont: Weiche, > inkompetente Gesteinsschicht aus<br />
Mergel oder Ton, auf der bei seitlichem Druck das überliegende<br />
(> hangende) Gestein abgeschoben wird.<br />
Gletschermühle: Begriff aus veralteter Theorie, nach der die<br />
Gletschermühlen durch von Wasser angetriebene Mahlsteine<br />
entstanden seien; > Strudelloch.<br />
Gletscherschliff: Durch Eis-Überfahrung geprägte Felspartie;<br />
Sandkörner haben Kritzer im Fels erzeugt.<br />
Globigerinen, Globorotalien: Weltweit verbreitete einzellige,<br />
planktonische Kleinlebewesen (> Foraminiferen) mit zierlichen<br />
Kalkschälchen, deren Bauplan sie zu wichtigen > Leitfossilien<br />
werden liess.<br />
Grenzblatt: Steilstehende Scherfläche, Grenzfläche, längs welcher<br />
Deckenteile bei der Platznahme gegeneinander horizontal<br />
verschert <strong>und</strong> verschoben worden sind.<br />
Gr<strong>und</strong>gebirge: Kristalline Unterlage der > autochthonen Sedimentabfolge.<br />
Gr<strong>und</strong>moräne: Gepresste, tonig-siltige Moräne, oft jedoch<br />
> Obermoräne, deren Schutt nach Abschmelzen des Eises auf<br />
dem ehemaligen Gletscherboden abgelagert <strong>und</strong> bei erneutem
Gletscher-Vorstoss von tonig-siltigen Sedimenten, echter<br />
Gr<strong>und</strong>moräne von wenigen cm bis m überlagert <strong>und</strong> vom Eis<br />
gepresst worden ist.<br />
Grüngestein, Ophiolith: Zu den submarinen Ergussgesteinen<br />
gehörendes Gestein, das in der Frühzeit der Alpenbildung<br />
(Oberjura–Kreide) zum Meeresboden aufgedrungen war <strong>und</strong><br />
sich durch grüne Farben auszeichnet; durch Sauerstoff-<br />
Reduktion vergrünt.<br />
Habkern-Granit: Exotische Kristallin-Blöcke im Wildflysch.<br />
Das granitische Gestein ist nach ihrem häufigen Vorkommen<br />
bei Habkern, nördlich Interlaken, benannt.<br />
Hangendes: In die <strong>Geologie</strong> übernommener Bergmannsausdruck<br />
für überliegendes Gestein; >> Liegendes.<br />
Hauptspannungsrichtungen: Richtungen im Spannungstensor,<br />
bei denen keine Scherspannungen auftreten.<br />
Helvetische Decken: Im nördlichen Schelf- (Flachmeer-Bereich)<br />
des Ur-Mittelmeeres, > Tethys, abgelagerte Sedimente,<br />
die südlich des Aar-Massivs vom Untergr<strong>und</strong> abgeschert wurden,<br />
auf dieses aufgefahren <strong>und</strong> bei dessen Hebung zu<br />
> Decken überschoben <strong>und</strong> bis zum Alpenrand vorgeglitten<br />
sind.<br />
Helvetische Schichtreihe(n): Alpine Gesteinsabfolge(n), deren<br />
Ablagerungsraum im nördlichen Schelf des Ur-Mittelmeeres,<br />
> Tethys, lag <strong>und</strong> die bei der alpinen Gebirgsbildung bis an<br />
den Alpen-Nordrand geschoben wurden; Tab. 1.2.<br />
Höhle: Durch natürliche Prozesse, in Karstgesteinen durch<br />
Lösungsverwitterung, entstandener Hohlraum in der Erdkruste.<br />
Holozän: Jüngster Abschnitt der Erdgeschichte von 10'000 Jahren–heute,<br />
Lebewesen gleichen völlig den heutigen; Tab. 1.4<br />
<strong>und</strong> A.<br />
Horgener Kultur: Neolithische Siedlungskultur um 3'200–<br />
2'800 v. Chr. zwischen Zuger- <strong>und</strong> Pfäffiker See. Sie zeichnet<br />
sich durch grobgeformte Keramik, kunstvoll bearbeitete<br />
Steinäxte <strong>und</strong> erste kupferne Dolche aus. Ackerbau (Einkorn,<br />
Gerste, Zwergweizen, Hirse) <strong>und</strong> Viehzucht (Ziege, Schaf,<br />
Schwein).<br />
Hydrogeologie: Wissenschaft von den Erscheinungen <strong>und</strong> Wirkungen<br />
des Wassers in der Erdkruste.<br />
inkompetent: mergelig-tonige Gesteinsfolgen sind zur Faltung<br />
wenig geeignet, lassen sich aber leicht plastisch verformen;<br />
>> kompetent.<br />
Inoceramen: Muscheln der oberen Kreide.<br />
Inselberg: In einer Ebene stehen gebliebener Berg. Früher meist<br />
als nicht durch Eis ausgeräumter Erosionsrest betrachtet,<br />
heute durch auseinander bewegte Schertektonik erzeugt; oft<br />
vom Eis überprägt.<br />
Interglazial: Zwischeneiszeit, Abschnitt zwischen zwei Kaltzeiten<br />
mit deutlich wärmerem Klima, was Wiederbewaldung<br />
ermöglicht; > Interstadial.<br />
Interstadial: Wärmerer Abschnitt innerhalb einer Kaltzeit,<br />
jedoch kein vollständiger Eisabbau, mit nur kühlzeitlicher<br />
Wiederbewaldung; > Interglazial.<br />
Jahrring(alter): Bäume <strong>und</strong> Wurzeln mehrjähriger Pflanzen<br />
zeigen jährliche Zuwachszonen mit hellem (weicherem) Früh<strong>und</strong><br />
dunklem (härterem) Spätholz. Durch witterungsbedingte<br />
Ausbildung von Jahr zu Jahr entsteht ein Muster, das wie ein<br />
Zeit-Strichcode gelesen werden kann.<br />
Jura(zeit): Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters (><br />
Mesozoikum), vor 210–140 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Kalknagelfluh: Über 90 % der Gerölle bestehen aus Kalken <strong>und</strong><br />
Kalksandsteinen; >> Bunte Nagelfluh.<br />
Kaltzeit: Kalte Periode in der jüngsten Erdgeschichte mit Jahresmittel-Temperaturen<br />
um -4–2°C (heute 8–9°C). Die alpinen<br />
Gletscher sind in ein in eine baumlose > T<strong>und</strong>ra verwandeltes<br />
Mittelland vorgestossen; >> Warmzeit.<br />
Känozoikum: Erdneuzeit mit Tertiär <strong>und</strong> Quartär, Zeitraum von<br />
65 Mio. Jahren–heute; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Kar: Sesselförmige Felswanne in steilerem Berghang mit flacherem<br />
Boden <strong>und</strong> oft talwärtiger Felsschwelle.<br />
Karren, Schratten: Durch chemische Lösung von Regen- <strong>und</strong><br />
Schneeschmelzwasser entstandene Rinnen <strong>und</strong> Rillen auf<br />
vegetationsarmen bis -freien Kalkoberflächen.<br />
Karst: Nach einer Landschaft in Istrien benanntes, zerklüftetes<br />
Kalkgebiet mit Verwitterungsbildungen durch kalklösendes<br />
Regen- <strong>und</strong> Schneeschmelzwasser mit > Karren, > Dolinen,<br />
> Höhlen.<br />
Karstquelle: Unterirdisch durch ein Karstgebiet geflossenes,<br />
kaum filtriertes, meist kalkarmes Wasser, das auf einer<br />
<strong>und</strong>urchlässigen Schicht, oft im Talgr<strong>und</strong> austritt.<br />
Kieselkalk, helvetischer: Gesteinsformation der oberen helvetischen<br />
Unterkreide; zeichnet sich durch gebankte, harte<br />
marine Kalke aus, Farbe dunkel-blau-grau, wittert düster<br />
beige an, 132–124 Mio. Jahre; Tab. 1.2.<br />
klastisch: aus Trümmern bestehend.<br />
Klippe: Deckenrelikt auf fremder, jüngerer Unterlage; >> Fenster.<br />
Kluft: Bei der Faltung <strong>und</strong> Schieferung in spröden Gesteinen<br />
> tektonisch, in > magmatischen Gesteinen bei der Abkühlung<br />
entstandene Fuge. Klüfte sind allgegenwärtig, treten selbst in<br />
kleinen Aufschlüssen in Scharen auf. Sie lassen das tektonische<br />
Geschehen erkennen, erweisen sich als Soll-Abbruchstellen<br />
von Fels- <strong>und</strong> Bergstürzen. Oft sind sie durch karbonat-<br />
oder kieselsäurehaltige Wässer zu Calcit- oder<br />
Quarzadern verheilt.<br />
Klus: Schluchtartig aufgebrochenes Quertal in einer Gebirgskette.<br />
Knopfloch: Domartig aufgewölbte Sediment- oder Kristallin-<br />
Serie, die in ihrem Kern ältere Gesteine erkennen lässt, fälschlich<br />
oft als > Fenster bezeichnet.<br />
kompetent: Gesteine in Schichtpaketen, die zur Fortleitung von<br />
gerichtetem Druck befähigt sind, sich jedoch spröd <strong>und</strong> bruchbildend<br />
verhalten; >> inkompetent.<br />
Konglomerat: Sedimentgestein mit zu Geröllen ger<strong>und</strong>eten<br />
Komponenten; > Nagelfluh.<br />
konkordant: ungestörte Übereinander-Lagerung, im Profil parallel<br />
gelagert; >> diskordant.<br />
kontinental: festländisch.<br />
Kreide(zeit): Jüngste Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters<br />
(> Mesozoikum), vor 140–65 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Kreuzschichtung: Engräumig schräg übereinander liegende<br />
Schichtung, die sich in Fliessgewässern <strong>und</strong> Deltas auf der<br />
Leeseite von Hindernissen bildet. Durch Veränderung der<br />
Strömung ändert sich die Schüttungsrichtung.<br />
Kristallin: Kurzform für kristalline (magmatische <strong>und</strong> metamorphe)<br />
Gesteine <strong>und</strong> für das Gr<strong>und</strong>gebirge.<br />
Kühlzeit: Erdgeschichtlicher Zeitabschnitt mit kühlzeitlichem<br />
Klima (Jahresmittel 2–5°C, heute 8–9°C) mit tiefer Wald-<br />
121
122<br />
grenze <strong>und</strong> erhöhter Frosteinwirkung; kühler als heute, aber<br />
weniger kalt als eine > Kaltzeit; >> Warmzeit.<br />
Längstal: Parallel zu Grossstrukturen (Deckengrenzen, Faltenachsen)<br />
verlaufendes Tal (Martigny–Chur, Engadin); >> Quertal.<br />
Landschaftsgeschichte: Versuch, das > tektonische <strong>und</strong> > morphologische<br />
Geschehen in ein möglichst widerspruchsfreies<br />
zeitliches Nacheinander einzuordnen.<br />
Leitfossil: Fossil, das nur während eines relativ kurzen Zeitabschnittes<br />
oder unter bestimmten Umweltbedingungen gelebt<br />
hat <strong>und</strong> für diesen Zeitabschnitt oder diese Fazies charakteristisch<br />
ist.<br />
Lias(zeit): Älteste Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />
vor 210–180 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Liegendes: Das eine Bezugsschicht unterlagernde Gestein; >><br />
Hangendes.<br />
limnisch: im Süsswasser entstanden, abgelagert; > fluvial, >><br />
marin, >> terrestrisch.<br />
Lineament, tektonisches: Durch Spannungen in der Erdoberfläche<br />
erzeugtes, oft über mehrere tektonische Stockwerke<br />
sich durchpausendes, parallel laufendes Schersystem.<br />
Lithologie: Lehre vom Sedimentinhalt; Sedimentgesteine erlauben<br />
Aussagen über Herkunft <strong>und</strong> Bildung.<br />
Magma: Heisse, von Gasen durchsetzte, Silikat-haltige Gesteinsschmelze<br />
im Erdinnern.<br />
Malm: Jüngste Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />
vor 160–140 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
marin: meeres-, im Meer entstanden, abgelagert; >> limnisch.<br />
Meeresmolasse: Im Laufe der jüngeren Erdneuzeit sind zweimal<br />
Meeresarme von Trögen im SW <strong>und</strong> im NE der Schweiz ins<br />
Mittelland vorgestossen <strong>und</strong> haben dieses überflutet. Die<br />
darin abgelagerten Sedimente werden als Untere bzw. als<br />
Obere Meeresmolasse bezeichnet. Ursache hierfür ist das in<br />
> Warmzeiten erfolgte Abschmelzen der polaren Eiskappen,<br />
das den Weltmeeresspiegel anheben liess.<br />
Gesteinsmässig besteht die Untere Meeresmolasse im unteren<br />
Teil aus > Mergeln, im oberen aus > Sandsteinen, die Obere<br />
aus gebankten Sandsteinen mit Mergel- <strong>und</strong> einzelnen > Konglomeratlagen.<br />
Versteinerungen – Meerestiere: Schnecken,<br />
Muscheln, Haifischzähne – belegen die > marine Natur der<br />
Sedimente; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />
Member: Schichtglied, Einheit unterhalb des Ranges einer Formation.<br />
Mergel: Karbonathaltiger > Ton; mit zunehmendem Tongehalt<br />
werden unterschieden: mergelige Kalke, kalkige Mergel,<br />
tonige Mergel, mergelige Tone.<br />
Mesolithikum: Mittlere Steinzeit, 9'500–6'000 Jahre vor heute,<br />
mit dichter werdender Bewaldung; nach der Haselzeit:<br />
Eichen-Mischwälder mit Ulme, Eiche, Linde, Esche, Ahorn;<br />
Auerochs, Hirsch, Reh, Steinbock, Wildschwein, Bär; Jäger<br />
<strong>und</strong> Sammler; Tab.1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />
Mesozoikum: Erdmittelalter mit > Trias, > Jura, > Kreide, Zeitraum<br />
vor 250–65 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Metamorphe Gesteine, Metamorphite: Gesteine, die durch<br />
gebirgsbildende Prozesse eine Umwandlung, eine Metamorphose,<br />
erlitten haben.<br />
mikritisch: feinstkörnig.<br />
Miozän: Zweitjüngster Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />
vor 24–5 Mio. Jahren; Tab. A.<br />
Mittelmoräne: Entsteht bei der Vereinigung zweier (> Parental-)<br />
Gletscher aus ihren inneren Seitenmoränen; sie werden<br />
auf dem Gletscher als Förderband oft bis an dessen Ende verfrachtet.<br />
Mittelozeanischer Rücken (MOR): Submariner Rücken, der<br />
sich in sich erweiternden Ozeanen durch Aufstieg von<br />
> Magma entwickelt. Entstehungsort von > Ophiolithen.<br />
Molasse: Abtragungsschutt der in der mittleren <strong>und</strong> jüngeren<br />
Erdneuzeit gebildeten Alpen. In die alpinen Stammtäler fuhren<br />
in > Kühlzeiten bei tiefer Waldgrenze Rüfen <strong>und</strong> Bergschlipfe<br />
nieder, stauten Flüsse zu natürlichen Seen, die von<br />
Zeit zu Zeit ausbrachen <strong>und</strong> die Schuttfracht als Geröllflut<br />
(> Nagelfluh) ins Alpen-Vorland verfrachteten. In > Warmzeiten<br />
wurden die Talflanken wieder bewaldet <strong>und</strong> stabiler. Die<br />
Gewässer flossen ruhig <strong>und</strong> transportierten Sande <strong>und</strong><br />
Schlamm ins Vorland, die zu > Sandstein <strong>und</strong> > Mergel erhärteten;<br />
Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />
Molasse rouge: Tieferer, durch rötliche Farbe sich auszeichnender,<br />
mergelig-siltiger Abschnitt der Unteren > Süsswassermolasse.<br />
Moräne: Gesteinsschutt, der am Eisrand als Seitenmoräne abgelagert,<br />
beim Zusammenfluss zweier Gletscher als > Mittelmoräne<br />
auf dem Eis verfrachtet <strong>und</strong> irgendwo seitlich oder am<br />
Zungenende als End- oder Stirnmoräne bzw. als längsstrukturierte,<br />
ausufernde Mittelmoränen abgelagert wird.<br />
Morphotektonik: Beziehungen zwischen > Tektonik <strong>und</strong> ><br />
Landschaftsgeschichte.<br />
Mulde: Tiefster Bereich einer Falte; > Synklinale; >> Gewölbe,<br />
Antiklinale.<br />
Mure (= Rüfi, Murgang): Aus- oder Abbruch einer wassergetränkten<br />
Schuttmasse, die von den Flanken zu Tal fährt sowie<br />
Ausbrüche natürlicher Stauseen, die sich als Gesteinsschutt-<br />
Wassergemisch ins Vorland ergiessen.<br />
Nagelfluh: Schweizer Ausdruck für eine zu Gestein verfestigte<br />
Geröllbank einer ins Alpenvorland ausgebrochenen > Mure. ><br />
Kalknagelfluh, > Bunte Nagelfluh, Extrem Bunte Nagelfluh.<br />
Neolithikum: Jungsteinzeit, 6'000–4'000 Jahre vor heute. Vegetation:<br />
Wälder mit hochkommender Buche <strong>und</strong> Weisstanne,<br />
Zurücktreten der Eichenmischwälder, Einwandern der Fichte.<br />
Tiere: Domestizierung führt zu Haustieren: Schaf, Ziege,<br />
Schwein, Rind. Der Mensch wird sesshaft, baut Getreide an,<br />
nutzt den Wald mit Steinbeil; Tab. 1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />
Neotektonik: Jüngste, oft noch andauernde Bewegung in<br />
Gesteinsabfolgen.<br />
Nummulit: Gesteinsbildende, grosse > Foraminifere mit spiraligem<br />
Kalkgehäuse mit kapuzenartig übereinander greifenden<br />
Windungen.<br />
Nummulitenkalk: Kalkabfolge von wenigen Zehnern von<br />
Metern, die vor allem aus Kalkschalen von > Nummuliten<br />
aufgebaut wird, meist in <strong>Gesellschaft</strong> von weiteren Gross-<br />
> Foraminiferen mit eigenem Bauplan.<br />
Obermoräne: Gegen die Gletscherzunge hin zu Oberflächenschutt<br />
vereinigte > Mittelmoränen; Hauptgesteinschutt für die<br />
Schotterbildung.<br />
Oligozän: Drittältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />
vor 36–24 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
onkoidisch: in seichtem Wasser um einen Kern gebildete Karbonatablagerung.<br />
Oolith: Aus Ooiden (1–2 mm grosse eiförmig-kugelige Körner,<br />
die durch Anlagerung von Kalk im flachen Wasser entstehen)<br />
aufgebautes Sedimentgestein.
Ophiolith (= Schlangenstein): > Grüngestein.<br />
Orogenese: Gebirgsbildung.<br />
Ostalpine Decken: Entstammen vom südlichen Kontinentalrand<br />
des Ur-Mittelmeeres, der > Tethys.<br />
Paläobotanik: Vorwelt-Botanik; > Paläontologie.<br />
Paläoklima: Vorwelt-Klima.<br />
Paläontologie: Wissenschaft früherer Lebewesen, umfasst ><br />
Paläobotanik, > Paläozoologie <strong>und</strong> Paläobiologie.<br />
Paläozoikum: Erdaltertum mit Karbon <strong>und</strong> Perm, Zeitraum vor<br />
570–250 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Paläozoologie: Vorwelt-Zoologie; > Paläontologie.<br />
Paleozän: Ältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />
vor 65–55 Mio. Jahren; Tab. A.<br />
Parental-Gletscher: Im Einzugsgebiet der Gletscher treten<br />
jeweils zwei Parental- (elterliche) Gletscher zusammen. Dabei<br />
bilden die beiden zusammentreffenden Seitenmoränen eine<br />
> Mittelmoräne.<br />
Penninische Decken: Entstammen den tiefsten, durch Schwellen<br />
unterteilten zentralen Trögen der > Tethys; ihre jüngeren in<br />
Frühphasen abgeglittenen Gesteinsabfolgen liegen nördlich,<br />
die älteren <strong>und</strong> ihr kristalliner Untergr<strong>und</strong> südlich einer<br />
Schwelle.<br />
persistent: über längere Zeit andauernd.<br />
Petrographie: Gesteinsbeschreibung.<br />
Pfyner Kultur: Nach Pfyn TG benannte, jungsteinzeitliche Kultur<br />
von 4'000–3'500 v. Chr., ausgezeichnet durch Henkelkrüge<br />
<strong>und</strong> -tassen.<br />
Platznahme: Die vorgleitenden Decken nehmen bei der Gebirgsbildung<br />
langsam ihre heutige Lage ein. Da der äussere<br />
Alpenbogen weiter ist als der innere Raum, in dem ihre Sedimente<br />
abgelagert worden sind, reicht die Deckensubstanz<br />
nicht zur vollständigen Bedeckung: Es bilden sich > Quertäler.<br />
Pleistozän: > Eiszeitalter ohne die letzte nacheiszeitliche,<br />
> holozäne Entwicklung; Hauptabschnitt des Quartärs, ca.<br />
2 Mio.– 10'000 Jahre vor heute; Tab. 1.4 <strong>und</strong> A.<br />
Pliozän: Jüngster Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />
vor 5–ca. 2 Mio. Jahren. Durch wiederholten markanten<br />
Wechsel von Kalt- <strong>und</strong> Warmzeiten kam es zu Vergletscherungen<br />
im Schweizer Mittelland; Tab. A.<br />
Pollen: Blütenstaub, männliche Vermehrungskeime von Samenpflanzen.<br />
Pollenanalyse: Methode der > Paläobotanik zur Bestimmung der<br />
Entwicklung der erdgeschichtlichen Vegetationsabschnitte<br />
durch prozentuales Auszählen der einzelnen Pollentypen <strong>und</strong><br />
deren Zuordnung zu ihren Lieferanten. Dabei haben jedoch<br />
nicht alle Arten gleich viele <strong>und</strong> gleich gut erhaltungsfähige<br />
Pollen geliefert.<br />
polygen: aus Komponenten unterschiedlicher Art <strong>und</strong> verschiedener<br />
Herkunft zusammengesetzt.<br />
Quartär, Eiszeitalter: Jüngster Abschnitt der Erdgeschichte, vor<br />
ca. 2 Mio. Jahren–heute. In dieser Zeit kam es durch wiederholten<br />
markanten Wechsel von > Kalt- <strong>und</strong> > Warmzeiten zu<br />
Vereisungen im Schweizer Mittelland. In den grössten Kaltzeiten<br />
waren die Gletscher bis ins Hochrheintal vorgedrungen;<br />
Tab. A.<br />
Quarzit: Aus Quarzkörnern bestehendes, > metamorphes Gestein.<br />
Quelltuff: Kalkablagerung aus kalkreichem Quellwasser.<br />
Querstörung: Quer zu den Ketten verlaufender Bruch.<br />
Quertal: Quer zu den Grossstrukturen (Deckengrenzen, Faltenachsen)<br />
<strong>und</strong> parallel zu Kluft- <strong>und</strong> Bruchsystemen verlaufendes<br />
Tal, (Linthtal, Urner Reusstal); >> Längstal.<br />
Radiolarit: In tiefem Meer abgelagerter Kieselsäure-reicher, zu<br />
Hornstein verfestigter Schlamm, vorwiegend aus Gehäusen<br />
abgestorbener Radiolarien (Einzeller mit Kieselskelett) bestehend.<br />
Refugium: Zufluchtsort, sonnige Standorte, an denen kälteresistente<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Kleintiere die Kaltzeiten überdauern<br />
konnten.<br />
Regression: Rückzug des Meeres aus vorher eingenommenen<br />
Gebieten; bedingt durch Absinken des Meeresspiegels, in<br />
> Kühl- <strong>und</strong> > Kaltzeiten: polare Eiskappen- <strong>und</strong> Inlandeisbildung;<br />
>> Transgression.<br />
Relikt: Überbleibsel einer kälteresistenten Krautflora mit kurzer<br />
Vegetationszeit <strong>und</strong> bewegungsarmer Kleinfauna.<br />
rezent: in der Gegenwart gebildet, noch andauernd; >> fossil.<br />
Richtungsrose: Zeigt die statistische Häufigkeit von Kluft- <strong>und</strong><br />
Bachtrend-Richtungen.<br />
Rüfi: Schweizerischer, aus dem Romanischen stammender Ausdruck<br />
für > Mure.<br />
Rutschung: Oft noch andauernde Abwärtsbewegung von Hangbereichen;<br />
> Sackung.<br />
Sackung: Meist zum Stillstand gelangter, oft noch im Verband<br />
verbliebener abwärts bewegter Hangbereich; > Rutschung.<br />
Sandstein: Zu Stein verfestigter Sand.<br />
Scherstörung: Bruch, Fläche oder eng benachbarte Flächen,<br />
längs der (oder denen) eine Gesteinsabfolge horizontal, vertikal<br />
oder in beiden Richtungen durchgeschert worden ist.<br />
Schichtlücke: Wird durch das Ausbleiben von anderorts vorhandenen<br />
Ablagerungsgesteinen erzeugt.<br />
Schnurkeramik-Kultur: > Neolithische Kultur von 2'800–<br />
2'200 v. Chr.<br />
Schrattenkalk: Nach der Schrattenflue zwischen Emme <strong>und</strong><br />
Waldemme benannte Kalk-Abfolge der obersten helvetischen<br />
Unterkreide, 118–110 Mio. Jahre; durchsetzt von Schratten<br />
(> Karren), die durch kaltes, Kohlensäure haltiges Wasser<br />
meist längs Störungen entstandenen Rissen herausgelöst werden.<br />
Dabei entstehen > Karst-Hochflächen; Tab. 1.2.<br />
Schubbahn: Bahn, längs welcher die Decken vorgeglitten sind.<br />
Schüttung: Durch ein ehemaliges alpines (oder schwarzwäldisches)<br />
Fluss-System in Kühlzeiten fächerartig ins Vorland<br />
verfrachteter Schutt. Bei tiefer Waldgrenze sind von instabilen<br />
Hängen Rüfen niedergefahren, haben in den Tälern Stauseen<br />
abgedämmt. Diese sind von Zeit zu Zeit geborsten, so dass ihr<br />
Inhalt – Wasser mit Gesteinschutt – den Weg ins Vorland fand.<br />
Da derartige Vorgänge bis zur Änderung des Flusssystems<br />
stets an der selben Stelle erfolgt sind, bildete sich dort im Vorland<br />
ein Schuttfächer mit herkunftstypischem Gesteinsinhalt.<br />
Schuppe: Hinsichtlich Schichtinhalt <strong>und</strong> räumlicher Ausdehnung<br />
kleinere > Decke.<br />
Sediment: Ablagerung, wird im Laufe der Zeit durch Überlagerung<br />
mit jüngeren Ablagerungen gepresst <strong>und</strong> durch Karbonatoder<br />
Kieselsäure-Lösungen zu Stein verfestigt; > Diagenese.<br />
Sedimentologie: Geologischer Wissenszweig, der sich mit der<br />
Ablagerung von > Sedimenten befasst.<br />
123
Seewer Kalk: Nach dem alten Steinbruch von Seewen benannter<br />
feinstkörniger, mariner Kalk der unteren Oberkreide, von<br />
95–88 Mio. Jahren, im Bruch mausgrau mit dunkeln Tonhäuten,<br />
hell anwitternd; Tab. 1.2.<br />
Serie: Gesteinsabfolge eng zusammengehöriger, nacheinander<br />
abgelagerter Sedimente.<br />
Silex – Silices: Feuerstein oder Flint (braunschwarze, knollige<br />
Kieselsäure-Konkretionen). In der Urgeschichte: Gestein, das<br />
glasartig splittert <strong>und</strong> zu Klingen <strong>und</strong> Pfeilspitzen verarbeitet<br />
worden ist.<br />
Silt: Feinster Sand, Korngrösse liegt bei 0.002–0.06 mm.<br />
Stad-Mergel: > Globigerinen-Mergel des helvetischen Eozäns,<br />
45–40 Mio. Jahre; Tab. 1.2.<br />
Staffelbrüche: Parallele, gestaffelte Brüche.<br />
Stirn: Durch Vorgleiten erzeugtes walzenförmiges Front-Ende<br />
einer Gesteinsdecke.<br />
Störung: Allgemeiner Begriff für horizontal, vertikal oder<br />
schräg verschobene (gestörte) Gesteins- > Abfolgen.<br />
Stratigraphie: Geologischer Wissenszweig, der die Gesteine<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Merkmale: Lithologie, Fossilien <strong>und</strong> Altersdaten<br />
zeitlich relativ <strong>und</strong> absolut in die Erdgeschichte einordnet.<br />
Streckungsbrüche: > Grenzblätter, > Blattverschiebungen, die<br />
einen Streckungseffekt bewirken.<br />
Streichen: Horizontale Richtung einer Schichtfläche, einer ><br />
Faltenachse oder einer > Störung; >> Fallen.<br />
Strudelloch: Kesselförmige Hohlformen im Felsbett des Gletschers,<br />
die durch Kies <strong>und</strong> Sand führende, unter Druck stehende<br />
Schmelzwässer ausgekolkt wurden.<br />
Subduktion: Abtauchen einer ozeanischen Platte bei der Kontinental-Kollision.<br />
Süsswassermolasse, Obere: Jüngste Gruppe der Molasse, die<br />
vor 17 Mio. Jahren mit dem Zurückweichen des Meeres der<br />
Oberen Meeresmolasse eingesetzt <strong>und</strong> bis vor 11 Mio. Jahren<br />
angehalten hat. In zentralen Schüttungsbereichen (Napf,<br />
Hörnli) besteht sie aus > Nagelfluh; gegen Randbereiche<br />
schalten sich feinere Sedimente, > Sandsteine <strong>und</strong> > Mergel,<br />
ein; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />
Süsswassermolasse, Untere: Zweitälteste Gruppe der Molasse,<br />
die vor knapp 30 Mio. Jahren mit dem Zurückweichen der Unteren<br />
Meeresmolasse eingesetzt <strong>und</strong> bis 22 Mio. Jahre, bis zur<br />
Überflutung durch das Meer der Oberen Meeresmolasse, gedauert<br />
hat. In zentralen Schüttungsbereichen (Rigi-Rossberg, Morgartenberg,<br />
Friherrenberg, Rinderweidhorn, Höhronen) besteht<br />
sie aus > Nagelfluh; gegen Randbereiche schalten sich feinere<br />
Sedimente, > Sandsteine <strong>und</strong> > Mergel, ein; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />
Synklinale: Zu einer > Mulde verfaltete Gesteinsschichten. Die<br />
jüngsten Gesteine sind im Kern; >>Antiklinale, Gewölbe.<br />
Taveyanne-Sandstein: Nach der Alp Taveyanne in den Waadtländer<br />
Alpen benannte Sandstein-Abfolge, die sich durch<br />
feine Trümmer vulkanischer Gesteine auszeichnet.<br />
Tektonik: Lehre vom Bau, den Lagerungsstörungen der Erdkruste,<br />
den Kräften <strong>und</strong> Bewegungsvorgängen (Strukturen,<br />
> Störungen, > Falten, > Überschiebungen, > Brüche), welche<br />
diese formen.<br />
terrestrisch: auf dem Festland gebildet, abgelagert.<br />
Tertiär: Hauptabschnitt der Erdneuzeit, umfasst die Zeitspanne<br />
vor 65–ca. 2 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />
Tethys: Ur-Mittelmeer, das seit dem Erdmittelalter den N-Kontinent<br />
(Laurasia = N-Amerika + Eurasien) vom S-Kontinent<br />
124<br />
(Gondwana = S-Amerika + Afrika + Indien + Australien +<br />
Antarktis) getrennt hat.<br />
Ton: Feinstes Sediment mit Korndurchmesser kleiner als 0.002<br />
mm.<br />
Transgression: Vordringen des Meeres auf Landgebiete durch<br />
Anstieg des Meeresspiegels. Die abgelagerten Sedimente liegen<br />
dabei meist > diskordant auf den darunter gelegenen; >><br />
Regression.<br />
Trend: Statistisch erfassbare Richtung von (Landschafts-) Elementen.<br />
Trias: Älteste Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters<br />
(> Mesozoikum), vor 250–210 Mio. Jahren. In der Schweiz<br />
ausgebildet als germanische Trias, vorwiegend kontinental–<br />
flachmarin, oder (ost)alpine, flach–tiefmeerische Trias; Tab.<br />
1.2 <strong>und</strong> A.<br />
T<strong>und</strong>ra: Baumloser Vegetationstyp im subpolaren Klima.<br />
Überschiebung: Fläche, an der + horizontale Bewegungen von<br />
> Decken stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />
Übertiefung: Ins vorletzte Jahrh<strong>und</strong>ert zurückgehende, oft kaum<br />
zutreffende Vorstellung über die Talbildung. Danach sollten<br />
die Gletscher sich im Laufe des Eiszeitalters sukzessive eingetieft<br />
<strong>und</strong> die Täler geschaffen haben, die oft bis unter den<br />
Meerespiegel reichen. Die Täler sind jedoch tektonisch angelegt<br />
<strong>und</strong> in > Kaltzeiten nur von den Gletschern benutzt <strong>und</strong><br />
erweitert, aber kaum vertieft worden.<br />
Verkehrtserie, überdrehte Gesteinsabfolge: Die älteste Ablagerung<br />
einer Gesteinsabfolge liegt zuoberst.<br />
Vermergelung: Kalkige Ablagerungen gehen seitlich durch<br />
Zulieferung von Ton in Mergel über.<br />
Verrucano (Glarner-): Der ältere Verrucano, > klastische, bis<br />
1'500 m mächtige Sedimente in Zusammenhang mit vulkanischen<br />
Ergussgesteinen, die in grabenartigen Senken abgelagert<br />
wurden; der jüngere Verrucano, bis einige 100 m mächtig,<br />
enthält Silt- <strong>und</strong> Sandsteine sowie Quarz- <strong>und</strong><br />
Ergussgesteins-Konglomerate. Im Glarnerland bildet er den<br />
überschobenen Kern der helvetischen Decke; im Eiszeitalter<br />
verfrachtete Blöcke: typische > Erratiker des Linth-Gletschers;<br />
Tab. 1.2.<br />
Versickerungstrichter: > Doline.<br />
Vorlandbecken: Tiefes Meeresbecken im Vorland eines werdenden<br />
Gebirges.<br />
Wang-Formation: Nach der Alp Wang im hintersten Waagtal<br />
benannte Gesteinsserie der jüngsten Kreide, dunkle,<br />
aber hell anwitternde, marine Sandkalke <strong>und</strong> Siltsteine;<br />
Tab. 1.2.<br />
Warmzeit: Erdgeschichtlicher Zeitabschnitt, dessen Klima sich<br />
mit dem heutigen vergleichen lässt. Die Waldgrenze lag etwa<br />
so hoch oder höher als heute, nordalpin auf 1'700–2'700 m<br />
ü.M.; >> Kaltzeit, >> Kühlzeit.<br />
Wildflysch: Vorwiegend dunkelbraune bis grauschwarze Mergelschiefer,<br />
oft tektonisch gequält <strong>und</strong> verfaltet mit > exotischen<br />
Blöcken: Graniten, Gneisen, Siltsteinen, Ölquarziten,<br />
Kalken.<br />
Würm-Eiszeit: Letzte Vergletscherung, benannt nach der<br />
Würm, dem Abfluss des Starnberger Sees (Bayern).<br />
Zeitabschnitt, geologischer: Wie die Zeit des heutigen Alltags<br />
in einzelne Abschnitte unterteilt wird (Jahrh<strong>und</strong>erte, Jahre,<br />
Jahreszeiten, usw.) wird auch die Erdgeschichte in verschieden<br />
wertige Abschnitte gegliedert.
Im Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis sind alle in den Kapiteln 1<br />
bis 8 zitierten Autoren <strong>und</strong> Werke aufgelistet. Die Karten sind<br />
nach der Jahreszahl mit einem K gekennzeichnet (z.B. 1987K).<br />
AEBERLI, U. 1991. Geologische Baugr<strong>und</strong>untersuchungen Neues<br />
Schulhaus Studen. – Geol. Ber. Büro Dr. H. Jäckli AG, Ibach-<br />
<strong>Schwyz</strong>.<br />
AEBERLI, U. 2001. Hauptstrasse A8 <strong>Schwyz</strong>–Pfäffikon: Rutschung<br />
Biberbrugg, Feusisberg SZ. – Geol. Ber. Büro Dr. H.<br />
Jäckli AG, Ibach-<strong>Schwyz</strong>, an Tiefbauamt Kt. <strong>Schwyz</strong>.<br />
AEPLLI, A. 1894K. Erosionsterrassen <strong>und</strong> Glazialschotter in<br />
ihrer Beziehung zur Entstehung des Zürichsees mit Geologischer<br />
Karte des Gebietes zwischen Zürichsee <strong>und</strong> Zugersee<br />
1:25'000. – Beitr. geol. Karte Schweiz N. F. 4.<br />
AGASSIZ, L. 1840. Etudes sur les glaciers. – Neuchâtel. Reprinted<br />
for Dawsons of Pall Mall 1966.<br />
AMMANN, M.A. 1987. Herkunft <strong>und</strong> Zusammensetzung von<br />
Silt in fliessenden Gewässern <strong>und</strong> Stauseen. Geotechnische<br />
Abtragungsanalysen im Alpenraum. – Diss. ETH Zürich<br />
Nr. 8234. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ. Zürich N.F. 266,<br />
181 S.<br />
AMSTUTZ, A. 1989. Bad Seewen. Die Geschichte der Heilquellen<br />
<strong>und</strong> Bäder in Seewen im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zu Beginn<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. – <strong>Schwyz</strong>er Hefte Nr. 47.<br />
ARBENZ, P. 1911K. Geologische Karte des Gebirges zwischen<br />
Engelberg <strong>und</strong> Meiringen, 1:50'000. – Geol. Spezial-Karte<br />
55. Schweiz. Geol. Komm.<br />
BAYER, A.A. 1982. Untersuchungen im Habkern-Mélange<br />
(„Wildflysch“) zwischen Aare <strong>und</strong> Rhein. – Diss. ETH<br />
Zürich Nr. 6950. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ. Zürich N.F.<br />
240, 184 <strong>und</strong> 170 S.<br />
BITTERLI, T., GRAF, H.R., MATOUSEK, F., WANNER, M. 2000K.<br />
Blatt 1050 Zurzach. – Geol. Atlas Schweiz 1:25'000 mit<br />
Erläuterungen 102. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern.<br />
BOLLIGER, T., FEJFAL, O., GRAF, H.R., KÄLIN, O. 1996. Vorläufige<br />
Mitteilung über F<strong>und</strong>e von pliozänen Kleinsäugern aus<br />
den höheren Deckenschottern des Irchels (Kt. Zürich). –<br />
Eclogae geol. Helv. 89/3, 1043–1048.<br />
BRAUN, L. 1925. Erster–sechster geologischer Bericht über die<br />
Tiefbohrung in Tuggen (Kt. <strong>Schwyz</strong>), 17. Juli–28. August<br />
1925. – Manuskript Schweiz. geotechn. Komm.<br />
BRÜCKNER, W. 1938. Die Quartärbildungen im oberen Schächental,<br />
Kt. Uri. – Eclogae geol. Helv. 30/2 (1937), 273–292.<br />
BRÜCKNER, W. 1947. Über die Natur der „Toralp-Decke“ <strong>und</strong><br />
der „Richisauer Zwischendecke“ im Pragelpass-Gebiet. –<br />
Eclogae geol. Helv. 39/2 (1946), 165–168.<br />
BRÜCKNER, W. 1956a. Neue tektonische Untersuchungen am<br />
Ostufer des Urnersees, Zentralschweiz. – N. Jb. Geol. 102/3,<br />
381–401.<br />
BRÜCKNER, W. 1956b. Über „Lösungstische“. – Alpen 1956/3,<br />
35–36.<br />
BRÜCKNER, W. et al. 1987K. Blatt 1192 Schächental. – Geol.<br />
Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
BÜCHI, U.P. 1985. Methangasvorkommen im Lauerzer See. –<br />
Bericht Nr. 1851.<br />
Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis<br />
BÜCHI, U.P., AMBERG, R. 1983. Erdgasindikationen des schweizerischen<br />
Alpennordrandes. – Bull. Schweiz. Ver. Petroleum-<br />
Geol. u. -Ing. 49/117, 69–94.<br />
BUCK, D. 1936. Zweih<strong>und</strong>ert Jahre geologische Forschertätigkeit<br />
im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. – Benziger Verlag, Einsiedeln. 44 S.<br />
BURGA, C.A., PERRET, R. et al. 1998. Vegetation <strong>und</strong> Klima der<br />
Schweiz seit dem jüngeren Eiszeitalter. – Thun, Ott.<br />
BUXTORF, A. 1910K, 1913. Geologische Karte der Pilatus–Bürgenstock–Rigihochfluhkette,<br />
Blatt 2: Bürgenstock,<br />
1:25'000, mit Profiltafel <strong>und</strong> Erläuterungen. – Geol. Spez.-<br />
Karte 27a,b. Schweiz. Geol. Komm.<br />
BUXTORF, A. 1913K, 1916. Geologische Karte der Pilatus–Bürgenstock–Rigihochfluhkette,<br />
Blatt 3: Rigihochfluhkette<br />
1:25'000, mit Profiltafel <strong>und</strong> Erläuterungen. – Geol. Spez.-<br />
Karte 29a,b. Schweiz. Geol. Komm.<br />
BUXTORF, A. 1951. Orientierung über die <strong>Geologie</strong> der Berge<br />
am Vierwaldstättersee <strong>und</strong> die Probleme der Entstehung des<br />
Sees. – Verh. Schweiz. Naturf. Ges., Luzern 1951, 81–85.<br />
BUXTORF, A. et al. 1916K. Geologische Vierwaldstätterseekarte<br />
1:50'000. – Geol. Spezial-Karte 66a. – Schweiz. Geol.<br />
Komm.<br />
BUXTORF, A., KOPP, J. 1944. Über das Unterstampien der Rigi<br />
<strong>und</strong> über Querbrüche in der Molasse zwischen Vierwaldstätter<br />
<strong>und</strong> Zuger See. – Eclogae geol. Helv. 36/2 (1943),<br />
291–302.<br />
CAVELTI, TH. 1999. Die prähistorischen Seeufersiedlungen von<br />
Freienbach SZ. – Mitt. hist. Verein Kt. <strong>Schwyz</strong> Nr. 91,<br />
11–27.<br />
CAVELTI, TH. 2002. Neolithikum <strong>und</strong> Bronzezeit im <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Schwyz</strong>. – Unveröff. Liz.-Arbeit Univ. Zürich, Abt. Ur- <strong>und</strong><br />
Frühgeschichte.<br />
DE QUERVAIN, F. 1969. Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. –<br />
Schweiz. geotechn. Komm. Zürich.<br />
EBEL, J.G. 1808. Über den Bau der Erde in dem Alpen-Gebirge,<br />
zwischen 12 Längen- <strong>und</strong> 2–4 Breitengraden; nebst einigen<br />
Betrachtungen über die Gebirge <strong>und</strong> den Bau der Erde überhaupt.<br />
– Zürich (Orell Füssli), 2 Bde.<br />
EBERHARD, M. 1986. Litho- <strong>und</strong> Biostratigraphie im Oberen<br />
Süsswassermolasse-Fächer der Adelegg (Südbayern). – Jb.<br />
GLA 129/1, Wien.<br />
EBERHARD, M. 1989. Klima-Änderungen vom Mittelmiozän bis<br />
Obermiozän, gründend auf makroskopischen Pflanzenresten<br />
in Altwasser-Ablagerungen der Adelegg (Allgäu). – Geol.<br />
Bavar. 94, München.<br />
EGGENBERG, F. 1993. Wägital, Rutschmessungen Bericht 1993<br />
über die Messungen vom 3.–11. Mai 1993 sowie die Verschiebungsanalyse<br />
1988–1993 mit Beilage B1 (Horizontale<br />
Verschiebungen) <strong>und</strong> B2 (Vertikale Verschiebungen). – BA<br />
Landestopographie Wabern.<br />
EPPRECHT, W. 1948. Das Nummulitenerz von Lowerz. –<br />
Beiträge zur <strong>Geologie</strong> der Schweiz, Mitt. Nr. 13.<br />
ESCHER, ARN. 1868. In: Protokoll der geologisch-mineralogischen<br />
Sektion. – Verh. Schweiz. Naturf. Ges. 52, 62.<br />
ESCHER, H.C. 1807. Geognostische Nachrichten über die Alpen,<br />
in Briefen aus Helvetien. – Alpina 2, 1–58.<br />
125
EUGSTER, H., FORRER, M., FRÖHLICHER, H., KEMPF, TH.,<br />
SCHLATTER, L., BLASER, R., FUNK, H., LANGENEGGER, H.,<br />
SPOERRI, M., HABICHT, K. 1982K. Blatt 1115 Säntis. – Geol.<br />
Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
FELBER, P.J. 1984. Der Dogger der Zentralschweizer Klippen. –<br />
Diss. ETH Zürich Nr. 750b. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ.<br />
Zürich N.F. 246.<br />
FINCKH, P. 1977. Wärmeflussmessungen in Randalpenseen. –<br />
Diss. ETH Zürich.<br />
FINCKH, P., KELTS, K., LAMBERT, A. 1984. Seismic stratigraphy<br />
and bedrock forms in perialpine lakes. – Geol. Soc. Amer.<br />
Bull. 95, 1118–1128.<br />
FREI, H.-P. 1979. Stratigraphische Untersuchungen in der subalpinen<br />
Molasse der Nordostschweiz zwischen Wägitaler Aa<br />
<strong>und</strong> Urnäsch. – Diss. Univ. Zürich. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong><br />
Univ. Zürich N.F. 233, 217 S.<br />
FREI, ROM. 1912. Monographie des schweizerischen Deckenschotters<br />
mit Geologischer Karte des Lorzetobel–Sihlsprung-Gebietes<br />
(Kt. Zug) 1:25'000. – Beitr. geol. Karte<br />
Schweiz N. F. 37.<br />
FREI, RUD. 1963. Die Flyschbildungen in der Unterlage von<br />
Iberger Klippen <strong>und</strong> Mythen. – Diss. ETH Zürich.<br />
FREY, F. 1965. <strong>Geologie</strong> der östlichen Claridenkette. – Vjschr.<br />
Naturf. Ges. Zürich 110/1, 1–287.<br />
FUNK, H., HABICHT, K., HANTKE, R., PFIFFNER, O. A. mit Beiträgen<br />
von KOBEL, M. 2000. Erläuterungen zu Blatt 1115 Säntis.<br />
– Landeshydrol. u. -geol. Bern.<br />
GASSER, J. 1987. Geologische Vergangenheit. – In: BORER, B.<br />
ed.: Steinen – Ein Streifzug durch seine Landschaft,<br />
Geschichte, Kultur, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik, 34–47. Steinen<br />
(Verkehrsver.).<br />
GASSER, J. 1992. Geschichte der Seen r<strong>und</strong> um die Rigi. – In:<br />
STEINEGGER, H.: Gemeinde <strong>Schwyz</strong> – Ein Führer durch<br />
Geschichte, Kultur, Schule, Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Freizeit –<br />
ausgestattet mit zahlreichen Informationen für Einwohner<br />
<strong>und</strong> Neuzuzügler. <strong>Schwyz</strong> (<strong>Schwyz</strong>er Z.).<br />
GERBER, B., GSTEIGER, P. 2000. Konzept für den Schutz der<br />
Geotope von nationaler Bedeutung. – B<strong>und</strong>esamt für<br />
Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft (BUWAL), Arbeitsgruppe<br />
Geotope BUWAL/LHG, Bern. – Unveröffentlicht, deponiert<br />
beim BUWAL.<br />
GRAF, H.R. 1993, 1995. Die Deckenschotter der zentralen<br />
Nordschweiz. – Diss. ETH Zürich Nr. 10205, Graf, Gächlingen<br />
SH.<br />
GÜNZLER-SEIFFERT, H. 1934. Exkursion Nr. 47: Interlaken–<br />
Schynige Platte–Faulhorn–Grindelwald. – Geol. Führer<br />
Schweiz 9, 647–656. Wepf, Basel.<br />
GÜNZLER-SEIFFERT, H. 1938K. Blatt 396 Grindelwald mit Teilen<br />
der Blätter 392 Brienz, 393 Meiringen, 397 Guttannen –<br />
Geol. Atlas Schweiz 1:25'000, Erläuterungen. – Schweiz.<br />
Geol. Komm.<br />
GÜNZLER-SEIFFERT, H. 1952. Alte Brüche im Kreide/Tertiär-<br />
Anteil der Wildhorndecke zwischen Rhone <strong>und</strong> Rhein. –<br />
Geol. R<strong>und</strong>schau 40/2, 211–239.<br />
GUT, U., ZIEGLER, P. 1983. Ufnau, die Klosterinsel im Zürichsee.<br />
– 4.Aufl. – Gut, Stäfa.<br />
HAEBERLI, W., HOLZHAUSER, H.P., MAISCH, M., 2000. Gr<strong>und</strong>züge<br />
der Geomorphologie. – Vorlesungsunterlagen. Geogr.<br />
Inst. Univ. Zürich.<br />
HANTKE, R. 1949. Geologische Untersuchungen im Silbern-<br />
Gebiet (Kte. Glarus <strong>und</strong> <strong>Schwyz</strong>). – Unveröff. Dipl.-Arb.<br />
Abt. Naturw. ETH Zürich.<br />
HANTKE, R. 1954. Die fossile Flora der obermiozänen Oehninger<br />
F<strong>und</strong>stelle Schrotzburg (Schienerberg, Süd-Baden). –<br />
Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. 80/2, 29–118.<br />
126<br />
HANTKE, R. 1956. Fossile Floren des Buechbergs (Oberer<br />
Zürichsee). – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 5. Heft, 7–23.<br />
HANTKE, R. 1958. Die Gletscherstände des Reuss- <strong>und</strong> Linthsystems<br />
zur ausgehenden Würmeiszeit. – Eclogae geol. Helv.<br />
58/1, 119–149.<br />
HANTKE, R. 1961a. Tektonik der helvetischen Kalkalpen zwischen<br />
Obwalden <strong>und</strong> St.Galler Rheintal. – Vjschr. Naturf.<br />
Ges. Zürich 106/1, 1–212 (mit 2 Karten u. 34 Profilen).<br />
HANTKE, R. 1961b. Zur Quartärgeologie im Grenzbereich zwischen<br />
Muota/Reuss- <strong>und</strong> Linth/Rheinsystem. – Geogr. Helv.<br />
16/4, 212–223.<br />
HANTKE, R. 1964. Die fossilen Eichen <strong>und</strong> Ahorne aus der<br />
Molasse der Schweiz <strong>und</strong> von Öhningen (Süd-Baden). –<br />
Njbl. Naturf. Ges. Zürich 167 (1965), 140 S.<br />
HANTKE, R. 1970. Zur Diffluenz des würmzeitlichen Rheingletschers<br />
bei Sargans <strong>und</strong> die spätglazialen Gletscherstände in<br />
der Walensee-Talung <strong>und</strong> im Rheintal. – Vjschr. Naturf. Ges.<br />
Zürich 115/1, 101–126.<br />
HANTKE, R. 1978, 1980, 1983. Eiszeitalter 1, 2, 3. – Ott, Thun;<br />
1992. 1–3 – ecomed Landsberg/Lech.<br />
HANTKE, R. 1982. Zur Talgeschichte des Gebietes zwischen<br />
Pragel- <strong>und</strong> Klausenpass. – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 8.<br />
Heft, 3–12.<br />
HANTKE, R. 1983. Erdgeschichtlicher Aufbau <strong>und</strong> Entstehung<br />
der Schächentaler Berge. – In: ITEN, K. (ed.): Das<br />
Schächental – Das grosse Buch vom Klausen <strong>und</strong> von der<br />
Verbindung zwischen Uri <strong>und</strong> Glarus. – Gamma, Altdorf,<br />
137–154.<br />
HANTKE, R. 1986. Zur Entstehung des Vierwaldstätter Sees. –<br />
Schweizer Hotelj. 1986/2, 13–16.<br />
HANTKE, R. 1987a. Die Alpen im Eiszeitalter. – Mitt. Naturf.<br />
Ges. Luzern 29, 77–98.<br />
HANTKE, R. 1987b. Zur Entstehung der Landschaft von Obwalden.<br />
– Mitt. Naturf. Ges. Luzern 29, 237–250.<br />
HANTKE, R. 1988. Zur Landschaftsgeschichte. – In: VOGEL &<br />
HANTKE 1988.<br />
HANTKE, R. 1991. Landschaftsgeschichte der Schweiz <strong>und</strong> ihrer<br />
Nachbargebiete. – Ott, Thun; 1992 ecomed, Landsberg/<br />
Lech, 309 S.<br />
HANTKE, R. 1993. Flussgeschichte Mitteleuropas – Skizzen zu<br />
einer Erd-, Vegetations- <strong>und</strong> Klimageschichte der letzten 40<br />
Millionen Jahre. – Enke, Stuttgart, 460 S.<br />
HANTKE, R. 1995. Erdgeschichte des Bödmerenwaldes (Gemeinde<br />
Muotathal, Kt. <strong>Schwyz</strong>). – Erläuterungen zur Geologischen<br />
Karte 1:2000. – Ber. Eidg. Forschanst. Wald, Schnee,<br />
Landschaft, 337.<br />
HANTKE, R. 1996. <strong>Geologie</strong>. Interdisziplinäres Forschungsprojekt<br />
Ibergeregg. – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 11. Heft, 19–27.<br />
HANTKE, R. 2001K. Geologische Karte Roggenstöckli–Tor<br />
1:12'500. – In: SIDLER, C. 2001.<br />
HANTKE, R. 2003. Eiszeitliche Mittelmoränen in der Zentral<strong>und</strong><br />
Ostschweiz. – Eiszeitalter u. Gegenwart 52 (im Druck).<br />
HANTKE, R. et al. 1967K. Geologische Karte des <strong>Kanton</strong>s<br />
Zürich <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete. – Vjschr. Naturf. Ges.<br />
Zürich 112/2, 91–122, 2 Blätter.<br />
HANTKE, R. et al. 2002Ka. Blatt 1132 Einsiedeln mit Anhängsel<br />
von Blatt 1112 Stäfa, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas Schweiz<br />
1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />
HANTKE, R. et al. 2002Kb. Blatt 1151 Rigi mit Nordrand von<br />
Blatt 1171 Beckenried, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas<br />
Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (im<br />
Druck).<br />
HANTKE, R. et al. 2002Kc. Blatt 1152 Ibergeregg, mit Erläuterungen.<br />
– Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u.<br />
<strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).
HANTKE, R. et al. 2002Kd. Blatt 1153 Klöntal, mit Erläuterungen.<br />
– Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>,<br />
Bern (in Bearbeitung).<br />
HANTKE, R. et al. 2002Ke. Blatt 1172 Muotatal mit Ostrand von<br />
Blatt 1171 Beckenried, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas<br />
Schweiz 1: 25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />
HANTKE, R. et al. 2002Kf. Blatt 1173 Linthal mit Anhängsel von<br />
Blatt 1193 Tödi, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas Schweiz<br />
1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />
HANTKE, R., HEIERLI, H., FABER, K., WINTERBERG, H. 1998.<br />
Geologischer Wanderweg am Roggenstock Oberiberg/<br />
Hoch-Ybrig. – Verein Geol. Wanderweg Roggenstock.<br />
HANTKE, R., MÜLLER, E., SCHEIDEGGER, A.E., WIESMANN, A.<br />
2003. Der Molasse-Schuttfächer des Ottebärg. – Mitt. Thurg.<br />
Naturf. Ges. 59 (im Druck).<br />
HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 1993. Zur Genese der Aareschlucht<br />
(Berner Oberland, Schweiz). – Geogr. Helv. 48/3,<br />
120–124.<br />
HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 1997. Zur Morphogenese der<br />
Zürichseetalung. – Vjschr. Naturf. Ges. Zürich, 142/3, 89–95.<br />
HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 2000. Zur Entstehung der<br />
Taminaschlucht. – Terra plana 2000/1.<br />
HANTKE, R., SEITTER, H. 1985. Vermochten an nie vereisten<br />
Lagen im Alpstein jüngsttertiäre Florenrelikte die Eiszeiten<br />
zu überdauern? – Ber. St. Gall. Natw. Ges. 82, 55–107.<br />
HANTKE, R., STAUFFER, F. 1999. Geoweg Schänis–Weesen–<br />
Amden. – Kaltbrunn Erni, Tourismus Amden-Weesen.<br />
HANTKE, R., WAGNER, G., SCHATZ, W., SEITTER, H., 2001. Mögliche<br />
Präquartär-Relikte im Rigi- <strong>und</strong> Brienzer Rothorn<br />
Gebiet. – Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 145/2–3, 65–85.<br />
HANTKE, R., WAGNER, G. 2003a. Eiszeitliche Mittelmoränen<br />
<strong>und</strong> „Deckenschotter“ im Thurgau. – Mitt. Thurg. Naturf.<br />
Ges. 59.<br />
HANTKE, R., WAGNER, G. 2003b. Ältere Berner Schotter <strong>und</strong> eiszeitliche<br />
Mittelmoränen. – Mitt. Naturf. Ges. Bern N.F. 60.<br />
HEER, O. 1855–59. Flora tertiaria Helvetiae 1–3. – Wurster,<br />
Winterthur.<br />
HEER, O. 1865, 1879. Die Urwelt der Schweiz. – Zürich.<br />
HEER, O. 1877. Flora fossilis Helvetiae. – Wurster, Zürich.<br />
HEIM, ALB. 1894a. Die Entstehung der alpinen Randseen. –<br />
Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 39/1, 66–84.<br />
HEIM, ALB. 1894b. Über das absolute Alter der Eiszeit. –<br />
Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 39/2.<br />
HEIM, ALB. 1913. Über den rückläufigen Deckenschotter. –<br />
Eclogae geol. Helv. 13/5, 682–683.<br />
HEIM, ALB. 1919. <strong>Geologie</strong> der Schweiz 1. – Tauchnitz, Leipzig.<br />
HEIM, ALB. 1932. Bergsturz <strong>und</strong> Menschenleben. – Vjschr.<br />
Naturf. Ges. Zürich, 77, Beil. 20.<br />
HEIM, J. 1981. Das Mineralbad Nuolen. Die Geschichte des<br />
einst bekannten Mineralbades am Oberen Zürichsee. –<br />
<strong>Schwyz</strong>er Hefte Nr. 21.<br />
HERB, R., DOLLFUS, S. 2003K. Blatt 1134 Walensee. – Geol.<br />
Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern.<br />
HERB, R., HOTTINGER, L. 1965. Das Tertiär der helvetischen<br />
Decken der Ostschweiz. – VSP-Bull. 31/81, 135–151.<br />
HISTORISCHER VEREIN DER FÜNF ORTE, 1925. Der Geschichtsfre<strong>und</strong>.<br />
– Mitt. LXXX Band.<br />
HOCHULI, P. A. 1978. Palynologische Untersuchungen im Oligozän<br />
<strong>und</strong> Untermiozän der zentralen <strong>und</strong> westlichen Paratethys.<br />
– Beitr. Paläontol. Österr. 4, 1–132.<br />
HOFMANN, F. 1957. Pliozäne Schotter <strong>und</strong> Sande auf dem Tannenberg<br />
NW St. Gallen. – Eclogae geol. Helv. 50/2, 477–482.<br />
HOFMANN, F. 1973K. Blatt 1074 Bischofszell, mit Erläuterungen.<br />
Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
JÄCKLI, H. 1958. Der rezente Abtrag der Alpen im Spiegel der<br />
Vorlandsedimentation. – Eclogae geol. Helv. 51/2.<br />
JÄCKLI, H. 1970. Die Geländebewegungen im Gebiet des Wägitalersees<br />
Gde. Innerthal SZ. – Geol. Büro Dr. H. Jäckli AG,<br />
Zürich, SGD 11897.<br />
JÄCKLI, H. 1974. Gr<strong>und</strong>wasseruntersuchungen Felderboden,<br />
Gemeinden <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> Ingenbohl. – Ber. Geol. Büro Dr. H.<br />
Jäckli AG, Zürich.<br />
JÄCKLI, H. 1975, 1980. Die Geländebewegungen im Gebiet des<br />
Wägitalersees Gde. Innerthal SZ – 1. Ergänzungsber., 2.<br />
Ergänzungsber. – Geol. Büro Dr. H. Jäckli AG, Zürich, SGD<br />
11897, SGD 19049.<br />
JÄCKLI, H. 1986. Gr<strong>und</strong>wasseruntersuchungen Arth SZ. – Ber.<br />
Geol. Büro Dr. H. Jäckli AG, Zürich.<br />
JÄCKLI, H. 1996. Die Spiegelschwankungen des Stausees Wägital<br />
beeinflussten Kriechbewegungen. – In: Instabile Hänge<br />
<strong>und</strong> andere risikorelevante natürliche Prozesse. – Birkhäuser,<br />
Basel.<br />
JEANNET, A. 1941. <strong>Geologie</strong> der oberen Sihltaler Alpen (Kt.<br />
<strong>Schwyz</strong>). – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 3. Heft, 95–116.<br />
JEANNET, A., LEUPOLD, W., BUCK, D. 1935. Stratigraphische<br />
Profile des Nummulitikums von Einsiedeln-Iberg. – Ber.<br />
<strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 1. Heft, 35–51.<br />
JURT, W. 1991. Kulturlandschaft <strong>Schwyz</strong>. – In: <strong>Schwyz</strong> – Portrait<br />
eines <strong>Kanton</strong>s. – Edition 91, <strong>Schwyz</strong>, 168–233.<br />
KÄLIN, W. 1982. Der Bödmerenwald. – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf.<br />
Ges., 8. Heft, 81–86.<br />
KÄLIN, W. 1987. Zur Geschichte des Urwald-Reservates Bödmeren.<br />
– Ber. WSL/FNP 299, 13–17.<br />
KÄLIN, W., SCAGNET, E. 1997. Urwald in den <strong>Schwyz</strong>er Bergen<br />
– Schöne wilde Bödmeren. – Zürich (Werd), 135 S.<br />
KÄLIN, W.-K. 1982. Notizen zur Wirtschaft im Gebiet des heutigen<br />
Sihlsees. – Schr. Verein „Fürs Chärnehus“ Nr. 7.<br />
KAUFMANN, F.J. 1872. Rigi <strong>und</strong> Molassegebiet der Mittelschweiz.<br />
– Beitr. geol. Karte Schweiz 11. – Schweiz. Geol.<br />
Komm.<br />
KAUFMANN, F.J. 1876. Fünf neue Jurassier: Mythen, Buochser<strong>und</strong><br />
Stanzerhorn, Enzimattberg <strong>und</strong> Rothspitz. – Jb. SAC 11,<br />
45–74.<br />
KOHLBECK, F.K., SCHEIDEGGER, A.E. 1977. On the theory of the<br />
evaluation of joint orientation measurements. – Rock<br />
Mechanics 9, 9–25.<br />
KOHLBECK, F. K., SCHEIDEGGER, A.E. 1985. The power of parametric<br />
orientation statistics in the Earth sciences. – Mitt.<br />
Österr. geol. Ges. 78, 251–265.<br />
KOPP, J. 1936 Die Bergstürze des Rossberges. – Eclogae geol.<br />
Helv. 29/2, 490–493.<br />
KOPP, J. 1955. Erdgas <strong>und</strong> Erdöl in der Schweiz. – Verl. Räber,<br />
Luzern.<br />
KOPP, J. 1962a. Veränderungen von Seen <strong>und</strong> Flussläufen in der<br />
Zentalschweiz in interglazialer <strong>und</strong> postglazialer Zeit. –<br />
Mitt. Naturf. Ges. Luzern 19, 153–166.<br />
KOPP, J. mit Beiträgen von BUXTORF, A. 1962b. Erläuterungen zu<br />
Blatt Luzern. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
KOPP, J., BENDEL, L., BUXTORF, A. 1955K. Blatt Luzern. – Geol.<br />
Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
KUHN, J.A. 1967. Die Äussere Einsiedler Schuppenzone östlich<br />
des Sihlsees. – Unveröff. Dipl.-Arb. Abt. Natw. ETH Zürich,<br />
54 S. – Dep. Geol. Inst. ETH Zürich.<br />
KUHN, J.A. 1972. Stratigraphisch-mikropaläontologische Untersuchungen<br />
in der Äusseren Einsiedler Schuppenzone <strong>und</strong><br />
im Wägitaler Flysch E <strong>und</strong> W des Sihlsees (Kt. <strong>Schwyz</strong>). –<br />
Eclogae geol. Helv. 65/3, 485–553.<br />
KÜMIN, F. 1989. Der Etzel, seine Geschichte, seine Schönheiten,<br />
seine Wanderwege. – Bruhin, Freienbach.<br />
127
KÜNDIG, R., MUMENTHALER, TH., ECKARDT, P., KEUSEN, H.R.,<br />
SCHINDLER, C., HOFMANN, F., VOGLER, R., GUNTLI, P. 1997.<br />
Die mineralischen Rohstoffe der Schweiz. – Schweiz. geotechn.<br />
Komm. (Hrsg.).<br />
LAUBSCHER, H. 1987. Die tektonische Entwicklung der Nordschweiz.<br />
– Eclogae geol. Helv. 80/2, 287–303.<br />
LEUPOLD, W. 1937. Zur Stratigraphie der Flyschbildungen<br />
zwischen Linth <strong>und</strong> Rhein. – Eclogae geol. Helv. 30/1,<br />
1–23.<br />
LEUPOLD, W. 1943. Neue Beobachtungen zur Gliederung der<br />
Flyschbildungen der Alpen zwischen Reuss <strong>und</strong> Rhein. –<br />
Eclogae geol. Helv. 35/2, 247–291.<br />
LEUPOLD, W. 1966. Einsiedler Nummulitenkalke in Lexique<br />
stratigraphique international, 1: Europe. – Fasc. 7c, 1, 2.<br />
LEUZINGER-PICCAND, C. 1994. Archäologische Ausgrabung Einsiedeln-Langrüti<br />
1994 (EL '94). – Vorbericht nach Abschluss<br />
der Feldarbeiten. Schweiz. Landesmuseum Zürich.<br />
LEUZINGER-PICCAND, C. 1996a. Einsiedeln-Langrüti (SZ): eine<br />
spätmagdalénien-zeitliche <strong>und</strong> mesolithische Freilandstation<br />
in den Voralpen. – Grabungsbericht <strong>und</strong> Sammelstudie. Jb.<br />
SGUF 79.<br />
LEUZINGER-PICCAND, C. 1996b. Camping am Sihlsee vor 12'000<br />
Jahren. – Schweiz. Landesmuseum Zürich <strong>und</strong> <strong>Schwyz</strong>.<br />
Naturf. Ges., 51 S.<br />
LIENERT, O. 1959. Neue geologische Untersuchungen am Grossen<br />
Mythen unter spezieller Berücksichtigung der Couches<br />
Rouges Mikrofauna. – Eclogae geol. Helv. 51/2, 391–394.<br />
LIENERT, O. 1967. Grosser Mythen. Exkursion Nr. 31 Umgebung<br />
von Zürich. Teilstrecke III: Oberiberg–<strong>Schwyz</strong>, Abstecher<br />
b. – Geol. Führer Schweiz 7, 564–567.<br />
LÜDI, W. 1939. Die Geschichte der Moore des Sihltales bei Einsiedeln.<br />
– Veröff. Geobot. Inst. Rübel Zürich 15, 95 S.<br />
LÜDI, W. 1953. Die Pflanzenwelt des Eiszeitalters im nördlichen<br />
Vorland der Schweizer Alpen. – Veröff. Geobot. Inst. Rübel<br />
Zürich 27, 208 S.<br />
MÄCHLER, L. 1983. Das Bad Wäggithal. Die Geschichte des<br />
früheren Badekurortes Innerthal. – <strong>Schwyz</strong>er Hefte Nr. 27.<br />
MATOUSEK, F., WANNER, M., BAUMANN, A., GRAF, H.R., NÜESCH,<br />
R., BITTERLI, T. 2000K. Blatt 1050 Zurzach. – Geol. Atlas<br />
Schweiz 1:25'000, Karte 102. – Landeshydr. u. -geol. Bern.<br />
MAYER-EYMAR, K. 1868. Coupe du terrain nummulitique des<br />
environs d’Einsiedeln. – Verh. Schweiz. Naturf. Ges., Einsiedeln,<br />
68–73.<br />
MAYER-EYMAR, K. 1877. Systematisches Verzeichniss der Versteinerungen<br />
des Parisian der Umgebung von Einsiedeln. –<br />
Beitr. geol. Karte Schweiz 14/2, Anh.<br />
MEYER, A. 1978. Die Kunstdenkmäler des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>. –<br />
Der Bezirk <strong>Schwyz</strong>: Der Flecken <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> das übrige<br />
Gemeindegebiet. – Die Kunstdenkmäler der Schweiz 65. –<br />
Ges. Schweiz. Kunstgesch. – Birkhäuser, Basel.<br />
MEYER, H. 1922. Geologische Untersuchungen im Gebiet der<br />
Wageten- <strong>und</strong> Riseten-Ketten (Kt. Glarus). – Diss. Univ.<br />
Zürich – Mehl, Braunfels.<br />
MICHEL, F. L. 1922K. Geologische Karte <strong>und</strong> Profile des Brienzergrates,<br />
1:50'000. – Geol. Spez.-Karte 95.– Schweiz. Geol.<br />
Komm.<br />
MOHR, O. 1928. Abhandlungen aus dem Gebiete der technischen<br />
Mechanik. – 3. Aufl. Ernst, Berlin.<br />
MÜLLER, F. mit Beiträgen von P. ARBENZ 1938. <strong>Geologie</strong> der<br />
Engelhörner, der Aareschlucht <strong>und</strong> der Kalkkeile bei Innertkirchen,<br />
Berner Oberland. – Beitr. geol. Karte Schweiz N. F.<br />
74.<br />
MÜLLER, H.-P. 1971. Geologische Untersuchungen in der subalpinen<br />
Molasse zwischen Einsiedeln <strong>und</strong> oberem Zürichsee<br />
(Kt. <strong>Schwyz</strong>). – Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 116/1, 1–153.<br />
128<br />
MURCHISON, R.I. 1849. On the geological structure of the Alps,<br />
Appennines and Carpathians. – J. Geol. Soc. London 5/1.<br />
OBERHAUSER, R. 1982K, 1991. 110 St. Gallen Süd <strong>und</strong> 111<br />
Dornbirn Süd, Erläuterungen. – Geol. Karte Rep. Österreich<br />
1:25'000. – Geol. B<strong>und</strong>esanst. Wien.<br />
OBERHOLZER, J. 1933. <strong>Geologie</strong> der Glarneralpen, mit Atlasbd. –<br />
Beitr. geol. Karte Schweiz N. F. 28. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
OBERHOLZER, J. et al. 1942K. Geologische Karte des <strong>Kanton</strong>s<br />
Glarus 1:50'000. – Geol. Spez.-Karte 117. – Schweiz. Geol.<br />
Komm. (1984K unveränd. Neudr.).<br />
OBERHOLZER, J., HEIM, ALB. 1910K. Geologische Karte der<br />
Glarneralpen 1:50'000. – Geol. Spez.-Karte 50. – Schweiz.<br />
Geol. Komm.<br />
OCHSNER, A. 1921. <strong>Geologie</strong> des Fluhbrig <strong>und</strong> der nördlich anschliessenden<br />
Flyschregion. – Diss. ETH Zürich.<br />
OCHSNER, A. 1969K, 1975. Blatt 1133 Linthebene, mit Erläuterungen.<br />
– Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol.<br />
Komm.<br />
OCHSNER, M. 1907. Die Schwefelquelle im Schlagberg. – Feuilleton<br />
d. Einsiedler Anzeigers 1907, Nr. 82–84.<br />
OTTIGER, R., FREIMOSER, M., JÄCKLI, H., KOPP, J., MÜLLER, E.<br />
1990K. Blatt 1131 Zug. – Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. –<br />
Landeshydrol. u. -geol., Bern.<br />
PENCK, A., BRÜCKNER, E. 1909. Die Alpen im Eiszeitalter 1–3.<br />
– Leipzig (Tauchnitz).<br />
QUEREAU, E.C. 1893. Die Klippenregion von Iberg (Sihlthal). –<br />
Beitr. geol. Karte Schweiz N. F. 3, 153 S.<br />
QUEREAU, E.C. 1893K. Die Klippenregion von Iberg (Sihlthal),<br />
1:25'000. – Geol. Spez.-Karte 14. – Schweiz. Geol. Komm.<br />
RICK, B. 1985. <strong>Geologie</strong> des Fluhbrig (Kt. <strong>Schwyz</strong>) unter<br />
besonderer Berücksichtigung der Altmannschichten <strong>und</strong> der<br />
„Gault“-Formation. – Unpubl. Diplomarbeit ETH Zürich.<br />
RICK, B. 2002. Die <strong>Geologie</strong> des Fluebrig-Gebietes. – In: 100<br />
Jahre Sektion Einsiedeln SAC. ea Druck + Verlag AG, Einsiedeln.<br />
S. 74–87.<br />
RÜTIMEYER, L. 1877. Der Rigi: Berg, Thal <strong>und</strong> See. – Georg’s,<br />
Basel, Genf, Lyon.<br />
SCHARDT, H. 1924. Die geologischen Verhältnisse des Kraft<strong>und</strong><br />
Stauwerkes Wäggital. – Eclogae geol. Helv. 62/1,<br />
525–544.<br />
SCHEIDEGGER, A.E. 1977. Kluftmessungen im Gelände <strong>und</strong> ihre<br />
Bedeutung für die Bestimmung des tektonischen Spannungsfeldes<br />
in der Schweiz. – Geogr. Helv. 32/3, 121–134.<br />
SCHEIDEGGER, A.E. 1978. The enigma of jointing. – Rivista Ital.<br />
Geofisica e Scienze Affini 5, 1–4.<br />
SCHEIDEGGER, A.E. 1979. Orientationsstruktur der Talanlagen<br />
in der Schweiz. – Geogr. Helv. 34/1, 9–15.<br />
SCHEIDEGGER, A.E. 1995. Geojoints and geostresses. – In Proc.<br />
2nd Internat. Conf. on Mechanics of Jointed and Faulted<br />
Rock, Balkema Rotterdam, S. 3–35.<br />
SCHEIDEGGER, A.E. 2001. Surface joint systems, tectonic stresses<br />
and geomorphology: A reconciliation of conflicting<br />
observations. – Geomorphology 38/3–4.<br />
SCHERER, E. 1910. Beiträge zur Urgeschichte der Urschweiz. –<br />
Beil. Jber. 1909/10 Kant. Lehranst. Sarnen.<br />
SCHERER, E. 1916. Die vorgeschichtlichen <strong>und</strong> frühgeschichtlichen<br />
Altertümer der Urschweiz. – Mitt. antiq. Ges. Zürich<br />
27/4, 200.<br />
SCHIELLY, H.-P. 1981K. Geologische Karte des westlichen Freiberges<br />
(Kt. Glarus), 1:10'000. – Naturf. Ges. Kt. Glarus.<br />
SCHINDLER, C. 1959. <strong>Geologie</strong> des Glärnisch. – Beitr. geol.<br />
Karte Schweiz N. F. 107.<br />
SCHINDLER, C. 1969. Neue Aufnahmen in der Axen-Decke beidseits<br />
des Urner Sees. – Eclogae geol. Helv. 62/1, 155–171.<br />
SCHLÜCHTER, CH., KELLY, M. 2000. Das Eiszeitalter in der
Schweiz. Eine schematische Zusammenstellung. – Universität<br />
Bern <strong>und</strong> IGCP-378. Stiftung Landschaft <strong>und</strong> Kies<br />
(Hrsg.).<br />
SCHUPPLI, H.M. 1952. Erdölgeologische Untersuchungen in der<br />
Schweiz. 9. Abschnitt: Ölgeologische Probleme der subalpinen<br />
Molasse der Schweiz. 10. Abschnitt: Ölgeologische Probleme<br />
des Mittellandes östlich der Linie Solothurn–Thun. –<br />
Beitr. Geol. Schweiz, geotechn. Ser. 26/4.<br />
SIDLER, C. 1988. Signification de la palynologie appliquée aux<br />
sédiments détritiques et organogènes du Pléistocène<br />
supérieur: Eem–Tardiglaciaire würmien et de l’Holocène<br />
entre Zoug, Zurich et Baden AG (Suisse). – Thèse 8640 EPF<br />
Zurich, 217 S.<br />
SIDLER, C. 1994. Histoire du paysage végétal au Bödmerenwald/Muotathal<br />
SZ, du Tardiglaciaire würmien à l’Holocène.<br />
– Manuscr., dep. Stiftung Urwald-Reservat Bödmeren.<br />
SIDLER, C. 2001. Spätglaziale <strong>und</strong> holozäne Vegetationsgeschichte<br />
des Bödmerenwaldes, Gemeinde Muotathal/SZ<br />
(Pollenanalyse). – In: Urwaldreservat Bödmeren. – Ber.<br />
<strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 13. Heft, 51–64.<br />
SMIT SIBINGA, G. L. 1921. Die Klippen der Mythen <strong>und</strong> Rothenfluh.<br />
– Diss. Univ. Zürich, 58 S.<br />
SPECK, J. 1953. Geröllstudien in der subalpinen Molasse am<br />
Zugersee <strong>und</strong> Versuch einer paläogeographischen Auswertung.<br />
– Diss. Univ. Zürich – Kalt-Zehnder, Zug, 175 S.<br />
SPECK, J. 1984. Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte. – In: STADELMANN, P.<br />
(ed.) 1984. Der Vierwaldstättersee <strong>und</strong> die Seen der Zentralschweiz.<br />
– Keller, Luzern, 256 S.<br />
SPECK, J. 1991. Ein bronzener Schaftlappenbeil von Bisistal<br />
(Gem. Muotathal SZ). – Jb. Schweiz. Ges. Ur- u. Frühgesch.<br />
74, 200–201.<br />
STACHER, P. 1973. Stratigraphie der Wagetenschuppe <strong>und</strong> Profile<br />
durch die Einsiedler Schuppenzone <strong>und</strong> den Flysch am<br />
Südhang der Wagetenkette. – Unveröff. Dipl.-Arb. ETH<br />
Zürich.<br />
STACHER, P. 1980. Stratigraphie, Mikrofazies <strong>und</strong> Mikropaläontologie<br />
der Wang-Formation – (Helvetische Oberkreide der<br />
Schweizer Alpen). – Beitr. geol. Karte Schweiz N. F. 152.<br />
STRASSER, A. et al. 1995. Geotope <strong>und</strong> der Schutz erdwissenschaftlicher<br />
Objekte in der Schweiz: ein Strategiebericht. –<br />
Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz. Institut de Géologie.<br />
Fribourg. 27 S.<br />
STUDER, B. 1872. Index der Petrographie <strong>und</strong> Stratigraphie der<br />
Schweiz <strong>und</strong> ihrer Umgebungen. – Dalp, Bern, 272 S.<br />
STÜRM, B. 1973. Die Rigi-Schüttung: Sedimentpetrographie,<br />
Sedimentologie, Paläogeographie, Tektonik. – Diss. Univ.<br />
Zürich, 96 S.<br />
TANNER, A. 1968. Die Ausdehnung des Tuggenersees im Frühmittelalter.<br />
– Mitt. Hist. Ver. Kt. <strong>Schwyz</strong> 61, 141–208.<br />
TOPOGRAPHISCHES BUREAU 1889K, 1894K. Blatt 208 Weggis,<br />
Blatt 381 Brunnen des Topographischen Atlas der Schweiz<br />
1:25'000 (Siegfried-Karte). – Topographisches Bureau<br />
Bern.<br />
TRÜMPY, R. 1980. Geology of Switzerland. Part A: An outline of<br />
the Geology of Switzerland. Part B: Geological Excursions.<br />
– Wepf & Co. Basel.<br />
TRÜMPY, R. 1985. Die Plattentektonik <strong>und</strong> die Entstehung der<br />
Alpen. – Njbl. Naturf. Ges. Zürich 187, 47 S.<br />
VOGEL, A. 1978. <strong>Geologie</strong> des Kleinen Mythen. – Unveröffentlichte<br />
Diplomarbeit Universität Zürich. – Dep. Geol. Inst.<br />
Zürich.<br />
VOGEL, A., HANTKE, R. 1988. Zur <strong>Geologie</strong> des Rigigebietes. –<br />
Mitt. Naturf. Ges. Luzern 30, 23–50.<br />
WAGNER, G. 1986. Die eiszeitlichen Moränen von Aare- <strong>und</strong><br />
Rhonegletscher im Gebiet des Worblentals bei Bern. – Mitt.<br />
Naturf. Ges. Bern N. F. 43, 63–110.<br />
WAGNER, G. 1997. Eiszeitliche Mittelmoränen im Berner Mittelland.<br />
– Mitt. Naturf. Ges. Bern N. F. 54, 91–137.<br />
WAGNER, G. 2001a. Mittelmoränen historischer <strong>und</strong> prähistorischer<br />
Gletscher im Wallis. – Mitt. Naturf. Ges. Bern N.F. 58.<br />
WAGNER, G. 2001b. Drumlins im Berner Mittelland? – Eine<br />
begrifflich-morphologische Studie. – Mitt. Naturf. Ges. Bern<br />
N. F. 58, 97–114.<br />
WAGNER, G. 2001c. Mittelmoränen eiszeitlicher Alpengletscher<br />
in der Schweiz. – Eclogae geol. Helv. 94/2, 221–235.<br />
WATSON, G.S. 1970. Orientation statistics in the Earth sciences.<br />
– Bull. Geol. Inst. Uppsala N.S. 2/9, 73–89.<br />
WEIBEL, V. 1973. Namenk<strong>und</strong>e des Landes <strong>Schwyz</strong>. Forschungen<br />
zum alemannischen Sprachraum 1. – Huber, Frauenfeld.<br />
WEISS, H. 1949. Stratigraphie <strong>und</strong> Mikrofauna des Klippenmalm.<br />
– Diss. Univ. Zürich.<br />
WELTEN, M. 1988. Pollenanalytische Untersuchungen im jüngeren<br />
Quartär des nördlichen Alpenvorlandes der Schweiz. –<br />
Beitr. geol. Karte Schweiz N.F. 156.<br />
WILDBERGER, A., PREISWERK, CH. 1997. Karst <strong>und</strong> Höhlen der<br />
Schweiz. – Speleo Projects Basel.<br />
WINKLER, W., WILDI, W., VAN STUIJVENBERG, J., CARON, CH.<br />
1985. Wägital-Flysch et autres flyschs penniques en Suisse<br />
Centrale. – Eclogae geol. Helv. 78/1, 1–22.<br />
WYNISTORF, E. 1985. Beiträge zur Geomorphologie des Rigi-<br />
NW-Hanges <strong>und</strong> des nordwestlichen Teiles des Rigi-NE-<br />
Hanges, Geomorphologie, Palynologie. – Unpubl. Diplomarbeit<br />
Geogr. Inst. Univ. Zürich.<br />
WYSSLING, G. 2002. Die Ur-Sihl floss einst ins Reusstal. – Zur<br />
<strong>Geologie</strong> des Sihltales zwischen Schindellegi <strong>und</strong> Sihlbrugg.<br />
– Verein. Pro Sihltal 52, 1–14.<br />
WYSSLING, L. & G., FELBER, P. 1995. Glazialgeologische Spezialuntersuchung<br />
der Kernbohrung Nr. 109 bei Menzingen/ZG<br />
mit zusätzlicher Geschiebe-Analyse des Bohrgutes.<br />
– Ber. Geol. Büro Wyssling, Pfaffhausen ZH.<br />
YAVUZ, E.V. 1996. Analyse der Bewegung grosser, tonreicher<br />
Rutschgebiete am Beispiel des Gebietes Engelstock–Sattel–Steinen<br />
(SZ). – Diss. ETH Zürich Nr. 11706.<br />
ZIEGLER, P. 1998. Kulturraum Zürichsee – 5000 Jahre Geschichte<br />
in Bildern <strong>und</strong> Dokumenten. – Gut, Stäfa.<br />
ZINGG, A.J. 1999. Talebene von Studen, Abklärung Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse<br />
für das Amt für Umweltschutz des <strong>Kanton</strong>s<br />
<strong>Schwyz</strong>.<br />
129