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Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

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BERICHTE DER SCHWYZERISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT • VIERZEHNTES HEFT<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>


2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

Legenden zu den Abbildungen der vorderen Umschlagseite<br />

Abb. 1 Blick vom Spital (1573.9 m ü.M.) über das Wisstannengebiet zu den Wägitalerbergen<br />

Abb. 2 Die Gipfel der Rigi ragen aus dem Nebelmeer wie aus den Gletscherströmen der Eiszeiten.<br />

Abb. 3 Die Mythen sind Geotope von internationaler Bedeutung.<br />

Abb. 4 Blick über den Sihlsee Richtung Druesberg <strong>und</strong> Forstberg<br />

Abb. 5 Der Glarner Verrucano (auch Sernifit oder roter Ackerstein genannt) ist das Leitgestein des Linthgletschers.<br />

Abb. 6 Rillenkarren im Karstgebiet der Silberen (Muotatal)<br />

Abb. 7 Bunte Nagelfluh des Rossberg<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Abb. 8 Dickwandige Schale einer Auster aus der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (Durchmesser ca. 10 cm)<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Die Bildrechte liegen bei den entsprechenden Bildautoren (vgl. Bildnachweis Seite 4)<br />

© Copyright 2003, <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herstellung <strong>und</strong> Bezugsadresse: ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln<br />

Gedruckt auf Zanders Mega halbmatt, hergestellt aus 50 Prozent Altpapier<br />

ISBN 3-9521189-3-1


<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />

<strong>und</strong> seiner Nachbargebiete<br />

René Hantke, Elsbeth Kuriger<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>:<br />

René Hantke, Karl Faber, Jakob Gasser, Stefan Lienert, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg<br />

200 Millionen Jahre Erdgeschichte<br />

Region: Arth – Goldau – Lauerz – Seewen – Ibach – Brunnen<br />

Jakob Gasser<br />

Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen<br />

Richtungsbeziehungen zwischen Gewässern (Seen, Bächen) <strong>und</strong> Klüften<br />

René Hantke, Adrian E. Scheidegger<br />

Mittelmoränen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen<br />

René Hantke<br />

Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See<br />

René Hantke<br />

Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes<br />

René Hantke<br />

Tektonische Querschnitte durch die Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> die westlichen Glarner Alpen<br />

René Hantke<br />

Tektonische Karte der Zentralschweiz <strong>und</strong> der westlichen Glarner Alpen<br />

René Hantke<br />

Redaktion: Stefan Lienert<br />

Berichte der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Vierzehntes Heft 2003


Die <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong> dankt den folgenden Institutionen für namhafte Beiträge, welche<br />

die Herausgabe des vorliegenden Berichtes ermöglichten:<br />

Ausbildungs-Stiftung für den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> die Bezirke See <strong>und</strong> Gaster (<strong>Kanton</strong> St. Gallen) (Fr. 15'000.–)<br />

Lotteriefonds c/o Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> (Fr. 15'000.–)<br />

Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (Fr. 7'000.–)<br />

Die Feldaufnahmen <strong>und</strong> das Zusammenstellen der Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> wurden von<br />

folgenden Institutionen finanziell unterstützt:<br />

Erziehungsdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>, Kulturförderung (Fr. 1'500.– für ein Höhleninventar)<br />

Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>, Gr<strong>und</strong>lagen Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz (Beitrag noch offen)<br />

Raiffeisenbank Yberg (Fr. 500.– für ein Höhleninventar)<br />

Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (Fr. 3'000.– für Feldspesen)<br />

Verein Geologischer Wanderweg Roggenstock (Fr. 500.– für ein Höhleninventar)<br />

Dank gebührt auch allen Personen, welche die Forschungsarbeiten tatkräftig unterstützten. Die Personen sind<br />

jeweils in den Kapiteln 1 (Seite 34), 2 (Seite 37) <strong>und</strong> 4 (Seite 98) in einem persönlichen Dank der Autorin <strong>und</strong> der<br />

Autoren erwähnt.<br />

Allen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern der ea Druck + Verlag AG, Einsiedeln <strong>und</strong> insbesondere dem verantwortlichen<br />

Technopolygrafen, Herrn Josef Dörig, gilt ein grosser Dank für die optimale Betreuung <strong>und</strong> die professionelle<br />

Arbeitsweise.<br />

2<br />

Dank


Vorwort<br />

Gemäss Statuten verfolgt die <strong>Schwyz</strong>erische <strong>Naturforschende</strong> <strong>Gesellschaft</strong> folgende drei Ziele: die Förderung<br />

der naturwissenschaftlichen Kenntnisse, die Vertretung der Naturwissenschaften gegenüber Behörden <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> die Unterstützung der Bestrebungen zum Schutz der Umwelt <strong>und</strong> zur Erhaltung nationaler<br />

Denkmäler. Hierzu gehört auch der Geotopschutz. Dass Geotope als erdgeschichtliche Objekte oder Landschaftsbereiche<br />

von erdgeschichtlicher Aussagekraft inventarisiert werden sollen, beruht vorerst auf der<br />

Initiative des B<strong>und</strong>esamtes für Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft. Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> fiel dieses Ansinnen insofern<br />

auf fruchtbaren Boden, dass die Herren Karl Faber, Jakob Gasser, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg <strong>und</strong> der<br />

Schreibende unter der Leitung von Prof. Dr. René Hantke seit längerem die Absicht hegten, dass grosse Wissen<br />

der älteren Generation um die <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> die Geotope des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> noch rechtzeitig zusammenzutragen.<br />

In den Jahren 2000 bis 2002 wurden mit einem immensen Aufwand die vorhandenen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

gesammelt <strong>und</strong> mit vielen weiteren Aufnahmen, Fotografien <strong>und</strong> Zeichnungen ergänzt, sodass heute 177<br />

Objekte unterschiedlicher Geotoptypen sehr genau erfasst sind. Das Resultat ist nicht ein vollständiges<br />

Geotopinventar für den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. Es sind aber sehr wertvolle Gr<strong>und</strong>lagen, welche dem <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

<strong>und</strong> den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden in der Hoffnung, dass die Naturdenkmäler, welche sowohl<br />

für die Öffentlichkeit wie auch für die Wissenschaft von grossem Wert oder sogar unentbehrlich sind, für<br />

künftige Generationen erhalten werden können.<br />

Der Schritt von den Geotop-Gr<strong>und</strong>lagen zu einem Heft <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Geotope im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> war als Idee<br />

ein kleiner, in der Ausführung ein grosser <strong>und</strong> kein einfacher. Die <strong>Geologie</strong> ist, zumindest für Laien, keine einfache<br />

Wissenschaft. Die Zeiträume, von der sie handelt, sind riesengross. Die Begriffe, die für sie verwendet<br />

werden, gehören meist nicht zur Alltagssprache. Und ab <strong>und</strong> zu verlieren sich die Geologen in schwer verständlichen<br />

Spezialistenformulierungen. Das vorliegende Heft ist eine Mischung aus allgemein verständlichem<br />

Wissen <strong>und</strong> Spezialartikeln. Die junge Geologin Elsbeth Kuriger hatte den Auftrag im Kapitel 1, dem Überblick<br />

über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete, das grosse Wissen von Prof. Dr. René<br />

Hantke in der Sprache der Jungen zu erzählen. Zudem sind die Kapitel 1 bis 3 reich mit Fotografien <strong>und</strong> Zeichnungen<br />

illustriert. All das soll helfen, auch Laien einen Einblick in die Welt der <strong>Geologie</strong> zu geben <strong>und</strong> sie von<br />

der Bedeutung <strong>und</strong> der Schutzwürdigkeit von Geotopen zu überzeugen. Die Kapitel 4 bis 7 zeigen ein Spezialwissen<br />

auf, wie es sich nur in Jahrzehnte langer Forschertätigkeit angeeignet werden kann.<br />

In den Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> im Heft 14 stecken ein riesiger Arbeitsaufwand<br />

<strong>und</strong> viel Herzblut. In Fronarbeit hat die Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> die vorhandenen Daten<br />

gesammelt, die Objekte begangen, fotografiert <strong>und</strong> Zeichnungen angefertigt. Es kommt nicht von ungefähr,<br />

dass Karl Faber <strong>und</strong> insbesondere Jakob Gasser Probleme mit den Augen bekamen <strong>und</strong> zeitweilig die Farbstifte<br />

zur Seite legen mussten. Auch Professor Hantke konnte die Arbeit nur bei angeschlagener Ges<strong>und</strong>heit zu Ende<br />

führen. Der erfolgreiche Abschluss wird sicher zu einer schnellen Erholung beitragen.<br />

«Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> ist, geologisch betrachtet, sehr vielfältig. Er liegt im Grenzbereich zwischen dem<br />

Mittelland <strong>und</strong> dem kompliziert strukturierten Alpengebirge. Die Vielzahl geologischer Einheiten hat eine komplizierte<br />

<strong>Geologie</strong> zur Folge, was sie zugleich äusserst interessant gestaltet. Der <strong>Kanton</strong> befindet sich zudem im<br />

Grenzgebiet zweier grosser eiszeitlicher Gletscherströme. Der Linth- <strong>und</strong> der Muota/Reuss-Gletscher überprägten<br />

die Landschaft. Die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s ist nichts anderes als ein grosses Puzzle, das es zusammenzusetzen<br />

gilt.» (Kap. 1.9). – Ich wünsche Ihnen dabei viel Spass.<br />

Einsiedeln, im April 2003 Stefan Lienert<br />

3


Karl Faber Abb. 1.32, 2.4, 2.5, 2.6, 2.9, 2.10, 2.16, 2.22, 2.31, 2.33, 2.41<br />

Jakob Gasser Abb. 2, 3, 6, 7, 8, 1.1, 1.2, 1.3, 1.4, 1.5, 1.7, 1.8, 1.9, 1.11, 1.12, 1.13, 1.15, 1.18,<br />

1.20, 1.21, 1.23, 1.24, 1.25, 1.29, 1.30, 1.33, 2.25, 2.26, 2.27, 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5,<br />

3.6, 3.7, 3.8, 3.9, 3.10, 3.11, 3.12, 3.13, 3.14, 3.15, 3.16, 3.17, 3.18, 3.19, 3.20, 3.21,<br />

3.22, 3.23, 3.24, 3.25, 3.26, 3.27, 3.28, 3.29, 3.30, 3.31, 3.32, 3.33, 3.34, 3.35, 3.36,<br />

3.37, 3.38, 3.40, 3.41, 3.42, 3.43<br />

René Hantke Abb. 1.6, 2.2, 2.13, 2.19, 2.28, 2.37, 4.1, 4.2, 4.3, 4.4, 4.11, 5.1a, 5.1b, 5.2, 5.3, 5.4,<br />

5.5, 5.6, 5.7, 5.8, 5.9, 6.1, 6.2, 6.3, 7.1, 7.2, 7.3, 7.4, 7.5, 7.6, 7.7, 7.8, 7.9<br />

Albert Heim Abb. 3.39<br />

Stefan Lienert Abb. 1, 4, 5, 1.19, 1.27<br />

K. Meyer-Eymar Abb. 2.7<br />

Verkehrsverein Oberiberg Abb. 1.14<br />

Adrian E. Scheidegger Abb. 4.5, 4.6, 4.7, 4.8, 4.9, 4.10, 4.12, 4.13, 4.14, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.19, 4.20,<br />

4.21, 4.22<br />

Josef Stirnimann Abb. 1.16, 1.17, 1.28, 1.31, 2.3, 2.8, 2.14, 2.17, 2.18, 2.20, 2.23, 2.24, 2.29, 2.30,<br />

2.42<br />

Kurt Sturzenegger Abb. 2.1<br />

Rudolf Trümpy Abb. 1.22<br />

Heinz Winterberg Abb. 2.11, 2.12, 2.15, 2.21, 2.32, 2.34, 2.35, 2.36, 2.38, 2.39, 2.40<br />

Walter Zehnder Abb. 1.10, 1.26<br />

Karl Faber, Brächenstrasse 1, 8843 Oberiberg<br />

Jakob Gasser, Gardi 1, 6423 Seewen<br />

Prof. Dr. René Hantke, Glärnischstrasse 3, 8712 Stäfa<br />

Elsbeth Kuriger, Heidenbühl 6, 8840 Einsiedeln<br />

Dr. Stefan Lienert, Seestrasse 77, 8846 Willerzell<br />

Prof. Dr. Adrian E. Scheidegger, Technische Universität Wien, Gusshausstrasse 27–29/1282, A-1040 Wien<br />

Josef Stirnimann, Zürichstrasse 28, 8840 Einsiedeln<br />

Heinz Winterberg, Quellenweg 25, 8845 Studen<br />

4<br />

Bildnachweis<br />

Autoren


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete 9<br />

1.1 <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> – oder wie der Gipfel des Roggenstock von Afrika ins Ybrig kam 9<br />

1.2 Kurze Einführung in die <strong>Geologie</strong> der Alpen 9<br />

1.2.1 Ein Grosskontinent zerfällt (Trias bis mittlere Kreide, vor 250–100 Millionen Jahren) 9<br />

1.2.2 Wie die Meeresgesteine ins Hochgebirge gelangen (Mittlere Kreide bis jüngeres<br />

Tertiär, vor 100–18 Millionen Jahren) 10<br />

1.2.3 Das Eiszeitalter bis heute (Quartär) 10<br />

1.3 Geologische Einheiten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 10<br />

1.3.1 Molasse 10<br />

1.3.1.1 Molasse-Schüttungen im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 11<br />

1.3.1.2 Molasse Schüttungen: Grosse Schwemmfächer oder Murgänge? 13<br />

1.3.2 Flysch 14<br />

1.3.3 Helvetikum 15<br />

1.3.3.1 Helvetische Decken – Ein Überblick 16<br />

1.3.3.2 Einzelheiten im Bau der Helvetischen Decken 18<br />

1.3.4 Innere <strong>und</strong> Äussere Einsiedler Schuppenzone 21<br />

1.3.5 <strong>Schwyz</strong>er Klippen: Penninikum <strong>und</strong> Ostalpin 22<br />

1.3.5.1 Die Gesteine des Roggenstock <strong>und</strong> der Mördergruebi 22<br />

1.3.5.2 Die Mythen 23<br />

1.3.5.3 Wie die Klippen in den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> kamen 23<br />

1.4 Eiszeitalter 24<br />

1.4.1 Eiszeitliche Gletscherstände – eine Spurensuche 25<br />

1.4.2 Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> unter Eis 25<br />

1.4.2.1 Grössere Vergletscherungen 26<br />

1.4.2.2 Letzte Vergletscherungen 26<br />

1.5 Verwitterung <strong>und</strong> Gesteinsabtrag 27<br />

1.5.1 Karst <strong>und</strong> Höhlen 27<br />

1.5.2 Gesteinsabtrag im Einzugsgebiet des Sihlsees – einige Zahlen 28<br />

1.6 Talbildung 28<br />

1.6.1 Die bedeutendsten Täler im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 29<br />

1.6.2 Die Zürichsee-Talung <strong>und</strong> wie sie entstand 29<br />

1.7 Vegetation <strong>und</strong> Klima 30<br />

1.7.1 Fossile Pflanzen als Hinweise für Vegetation <strong>und</strong> Klima der Molassezeit 30<br />

1.7.2 Vegetation im Eiszeitalter 30<br />

1.8 Mensch <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong> 31<br />

1.8.1 Der Mensch in der ausgehenden Eiszeit 32<br />

1.8.2 Gestein als Energie- <strong>und</strong> Baurohstoff 32<br />

1.8.3 Trinkwasserversorgung 32<br />

1.8.4 Badekuren im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 33<br />

1.9 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 34<br />

5


2 Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> 35<br />

6<br />

2.1 Allgemeines 35<br />

2.2 Definitionen 35<br />

2.3 Arbeitsablauf 36<br />

2.4 Ergebnisse 36<br />

2.5 Weiteres Vorgehen 37<br />

2.6 Liste der 177 erfassten Geotope (Stand 31.10.2002) 38<br />

Geotop-Beispiele 1–13 45<br />

3 200 Millionen Jahre Erdgeschichte 63<br />

3.1 Mythen 63<br />

3.1.1 Namengebung 63<br />

3.1.2 <strong>Geologie</strong> der Mythen 64<br />

3.1.3 Quellen im Mythengebiet 66<br />

3.2 Äussere Einsiedler Schuppenzone (ÄES) 66<br />

3.2.1 <strong>Geologie</strong> 66<br />

3.2.2 Erzvorkommen in der ÄES 68<br />

3.2.3 Gasvorkommen im Bereich der ÄES 69<br />

3.3 Quartär (Eiszeitalter) 70<br />

3.4 Ebene von Arth 72<br />

3.5 Felderboden 72<br />

3.6 Entstehung des Lauerzer Sees 74<br />

3.7 Bergsturz Goldau 78<br />

3.8 Erratiker-Häufung Blattiswald, Steinen/Steinerberg 81<br />

4 Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen 83<br />

Zusammenfassung 83<br />

4.1 Einleitung 83<br />

4.2 Methodik der Studie 83<br />

4.2.1 Generelle Bemerkungen 83<br />

4.2.2 <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> tektonische Lineamente der Zentralschweiz 84<br />

4.2.3 Kluftstellungsmessungen 85<br />

4.2.4 Richtung der Zuflüsse 87<br />

4.3 Molasseseen 87<br />

4.3.1 Ägerisee 87<br />

4.3.2 Lauerzer See 87<br />

4.3.3 Zuger See 87


4.4 Vierwaldstätter See 88<br />

4.4.1 Einleitung 88<br />

4.4.2 Chrüztrichter <strong>und</strong> seine Arme 88<br />

4.4.3 Vitznauer Becken 89<br />

4.4.4 Gersauer Becken 89<br />

4.4.5 Urner See 90<br />

4.5 Seen der Obwaldner Talung 91<br />

4.5.1 Einleitung 91<br />

4.5.2 Alpnacher See 91<br />

4.5.3 Wichelsee 91<br />

4.5.4 Sarner See 91<br />

4.5.5 Lungerer See 92<br />

4.6 Alpenrand-Stauseen im Nordosten der Zentralschweiz 92<br />

4.6.1 Klöntaler See 92<br />

4.6.2 Wägitaler See 92<br />

4.6.3 Sihlsee 92<br />

4.7 Morphotektonische Betrachtungen 93<br />

4.7.1 Allgemeines Resultat 93<br />

4.7.2 Molasseseen 94<br />

4.7.3 Vierwaldstätter See 94<br />

4.7.4 Seen der Obwaldner Talung 95<br />

4.7.5 Alpenrand-Stauseen 96<br />

4.8 Folgerungen 97<br />

5 Mittelmoränen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen 99<br />

5.1 Einleitung 99<br />

5.2 Der Reuss-Gletscher 100<br />

5.2.1 Mittelmoränen im Bereich des urnerischen Reuss-Gletschers 100<br />

5.2.2 Mittelmoränen im Bereich des Muota-Gletschers 100<br />

5.2.3 Der vereinigte Muota/Reuss-Gletscher <strong>und</strong> der Reuss-Gletscher im Vierwaldstätter See 101<br />

5.2.4 Brünig-Arm des Aare-Gletschers 103<br />

5.3 Der Linth-Gletscher 103<br />

5.3.1 Mittelmoränen im Bereich des glarnerischen Linth-Gletschers 103<br />

5.3.2 Der Linth/Rhein-Gletscher 103<br />

5.3.3 Mittelmoränen im Einzugsgebiet des Sihl-Gletschers 105<br />

6 Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See 106<br />

Zusammenfassung 106<br />

6.1 Einleitung 106<br />

6.2 Die Chindli-Moräne im Gersauer Becken (LK 1171 Beckenried) 107<br />

6.3 Die Vitznauer Moräne im Weggiser Becken (LK 1151 Rigi) 108<br />

7


8<br />

6.4 Die Mittelmoräne am NE-Fuss des Rotzberg <strong>und</strong> der subaquatische Rücken<br />

Stansstad–Halbinsel Biregg (LK 1170 Alpnach) 109<br />

6.5 Die Mittelmoräne von Kehrsiten (Atlasblatt Luzern, LK 1150) 109<br />

6.6 Die spätwürmzeitlichen Gletscherhalte 109<br />

6.7 Die sukzessive Auffüllung der Becken des Vierwaldstätter Sees 109<br />

7 Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz <strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes 110<br />

Zusammenfassung 110<br />

7.1 Einleitung 110<br />

7.2 Neu zu überdenkende erdgeschichtliche Lehrmeinungen 110<br />

7.2.1 Zur Entstehungsgeschichte der Molasse-Schuttfächer 110<br />

7.2.2 Zur „glazialen Übertiefung“ von Alpentälern <strong>und</strong> zum Problem Gr<strong>und</strong>moräne 111<br />

7.2.3 Fluviales Eintiefen der Talsysteme? 112<br />

7.2.4 Abtrag durch Karbonatlösung 112<br />

7.2.5 Der Abtrag ganzer Deckenteile 113<br />

7.3 Zur Landschaftsgeschichte zwischen jüngerem Oligozän <strong>und</strong> Pliozän 113<br />

7.3.1 Der Nordrand der im jüngeren Oligozän sich bildenden zentralen Alpen 113<br />

7.3.2 Die Anlage der Täler um das Rigi-Gebiet 114<br />

7.3.3 Die Anlage von Haslital <strong>und</strong> Brienzer See-Talung 115<br />

7.3.4 Der Transportweg der Zentralschweizer Klippen 117<br />

7.4 Die alpine Gebirgsbildung <strong>und</strong> der stete Wechsel von Klima <strong>und</strong> Vegetation 117<br />

8 Glossar – Fachausdrücke 119<br />

Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis 125<br />

Tektonische Querschnitte durch die Zentralschweiz <strong>und</strong> die westlichen Glarner Alpen 130<br />

Tektonische Karte der Zentralschweiz <strong>und</strong> der westlichen Glarner Alpen Beilage<br />

Tabelle A: Erdgeschichte Beilage


1 Überblick über die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />

<strong>und</strong> seiner Nachbargebiete<br />

1.1 <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> – oder wie<br />

der Gipfel des Roggenstock von Afrika ins<br />

Ybrig kam<br />

<strong>Geologie</strong> umfasst weit mehr als die Auseinandersetzung<br />

mit Bergen <strong>und</strong> uralten Ablagerungen, die<br />

Namen verschiedener Zeitabschnitte tragen, die man<br />

sich kaum merken kann. <strong>Geologie</strong> ist etwas Lebendiges.<br />

Wie eine Pflanze, so lebt auch ein Berg: Er entsteht,<br />

nimmt Gestalt an, verändert sich ständig <strong>und</strong><br />

verschwindet wieder. Nur die Zeitdimensionen sind<br />

verschieden. Es sind nicht einige Wochen oder<br />

Monate, sondern Jahrmillionen.<br />

Eine Landschaft ist kein zufälliges Gebilde. In ihr ist<br />

die Lebensgeschichte einer Region aufgezeichnet. Es<br />

sind die Gesteine, Bergstürze, Rutschungen, Murgänge<br />

<strong>und</strong> Eiszeiten, welche die Landschaftsgeschichte<br />

schreiben. Diese Geschichte ist nicht abgeschlossen,<br />

sie geht ständig weiter. Wer weiss, ob der<br />

Druesberg in 100'000 Jahren noch steht, wie er verwittert<br />

<strong>und</strong> wie weit er abgetragen worden ist, <strong>und</strong> ob<br />

unsere Seen mit Gesteinsschutt aufgefüllt sind?<br />

Was führte dazu, dass die Rigi nicht neben dem<br />

Bockmattli steht? Weshalb ist das Muotatal dort <strong>und</strong><br />

nicht anderswo? Ist es wahr, dass die Mythen<br />

urspünglich südlich des Chaiserstock oder gar südlich<br />

des Alpenhauptkammes lagen, <strong>und</strong> der Roggenstock-Gipfel<br />

zum ur-afrikanischen Kontinentalschelf<br />

gehört? Wo kommt das Trinkwasser, unser wertvollster<br />

Rohstoff, eigentlich her? Wie steht es mit anderen<br />

Rohstoffen? Sind wir wirklich „stein“-reich?<br />

Diese <strong>und</strong> viele weitere Fragen werden in diesem<br />

Artikel aufgegriffen.<br />

Die Unterhaltung über <strong>Geologie</strong> setzt die Kenntnis<br />

einiger Fachwörter voraus. Wer mitreden will, muss<br />

diese verstehen. Fachwörter sind wie Namen von<br />

Pflanzen lernbar. Der Artikel soll einen Einstieg dazu<br />

bieten. Fachausdrücke werden im Text erklärt oder<br />

illustriert. Zudem werden viele Begriffe im Glossar<br />

(Kap. 8) oder in der Tabelle A Erdgeschichte (Umschlag)<br />

erläutert. Ebenso tragen die Karte (Umschlag)<br />

<strong>und</strong> acht Querschnitte durch die <strong>Schwyz</strong>er Berge<br />

(Seite 130) zum Verständnis bei.<br />

Viel Spass auf der Reise durch die <strong>Schwyz</strong>er <strong>Geologie</strong>!<br />

René Hantke, Elsbeth Kuriger<br />

1.2 Kurze Einführung in die <strong>Geologie</strong> der<br />

Alpen<br />

Verschiedenste Prozesse <strong>und</strong> sich ändernde Klimate<br />

haben die Erde, Europa <strong>und</strong> den heutigen Alpenraum<br />

während Jahrmillionen geprägt. Sie haben dazu<br />

geführt, dass die <strong>Schwyz</strong>er Alpen so vielfältig gestaltet<br />

sind. Dieser lange Entwicklungsweg wird als Kurzgeschichte<br />

der Alpen zusammengefasst. Tab. A dient<br />

als Übersicht <strong>und</strong> erleichtert das zeitliche Einordnen<br />

der einzelnen Kapitel.<br />

Am Ende des Erdaltertums (Paläozoikum) bilden alle<br />

Kontinente der Erde den riesigen Grosskontinent<br />

Pangäa. Zu Beginn des Erdmittelalters (Mesozoikum)<br />

ändert sich dieses Bild. Pangäa zerfällt in auseinanderdriftende<br />

Kontinentalschollen, zwischen denen<br />

sich Ozeanbecken formen. Zwischen dem europäischen<br />

<strong>und</strong> dem afrikanischen Kontinent bildet sich<br />

das Urmittelmeer oder die Tethys. In ihr entstehen die<br />

meisten Gesteine, die heute in den Alpen zu finden<br />

sind.<br />

Die Tethys ist nicht überall gleich tief. Je nach Meerestiefe<br />

unterscheiden sich die Gesteine, die sich dort<br />

bilden. Deshalb wird die Tethys in verschieden tiefe<br />

Ablagerungsräume aufgeteilt (Abb. 1.1). Im Gebiet<br />

des nördlichen Flachmeeres lagern sich Gesteine des<br />

heutigen Jura-Gebirges, des Untergr<strong>und</strong>es des Mittellandes<br />

<strong>und</strong> diejenigen des Helvetikums ab. Der Ablagerungsraum<br />

des Penninikums entspricht dem Tief-<br />

Abb. 1.1 Schematische Darstellung der Tethys vor 150 Millionen<br />

Jahren. Das Helvetikum entspricht dem ureuropäischen<br />

Kontinentalrand, das Penninikum der<br />

Tiefsee <strong>und</strong> das Ostalpin <strong>und</strong> Südalpin dem ur-afrikanischen<br />

Kontinentalrand (nach HANTKE et al.<br />

1998).<br />

9


see-Bereich der Tethys. Der südliche, flache Schelfbereich<br />

vor dem ur-afrikanischen Kontinent enthält<br />

die Ablagerungsräume Ostalpin <strong>und</strong> Südalpin. Die<br />

Namen der verschiedenen Ablagerungsräume beziehen<br />

sich sowohl auf den Ort der Ablagerung als<br />

auch auf die Zusammensetzung der Gesteine. Der<br />

Ausdruck „Der Berg gehört zur helvetischen Kreide“<br />

bedeutet, dass die Gesteine während der Kreide (Zeit)<br />

im Helvetikum (Ort) abgelagert worden sind.<br />

Zur mittleren Kreidezeit stoppt die weitere Öffnung<br />

des Ozeanbeckens. Ur-Afrika bewegt sich nordwärts<br />

Richtung Ur-Europa <strong>und</strong> die Tethys schliesst sich allmählich<br />

wieder. Letztendlich kollidieren die beiden<br />

Kontinente: Die „Alpenfaltung“ oder alpine Orogenese<br />

beginnt.<br />

Die zunehmende Kontinentalkollision bringt Platzprobleme<br />

mit sich. Einerseits taucht der europäische Kontinent<br />

unter den afrikanischen (Subduktion), andererseits<br />

zerbrechen <strong>und</strong> verformen sich die in der Tethys<br />

abgelagerten Sedimente unter dem gewaltigen Druck.<br />

Sie werden teilweise von ihrem Untergr<strong>und</strong> (Kristallin)<br />

abgeschert, dachziegelartig aufeinandergeschoben,<br />

verfaltet <strong>und</strong> zerschert. Die Bildung einzelner<br />

Gesteinsschollen, sogenannter Decken, beginnt im<br />

Süden <strong>und</strong> pflanzt sich allmählich gegen Norden fort.<br />

Das Ostalpin <strong>und</strong> Penninikum werden von den<br />

gebirgsbildenden Prozessen früher erfasst als das Helvetikum.<br />

Die Aufstapelung der Decken verläuft deshalb<br />

nach folgender Regel: Je südlicher abgelagert,<br />

desto weiter oben im Deckenstapel. Das Ostalpin<br />

ruht auf dem Penninikum <strong>und</strong> beide liegen auf dem<br />

Helvetikum. Auch innerhalb der einzelnen Ablagerungsräume<br />

erfolgt die Stapelung analog: Das südlichste<br />

Helvetikum liegt zuoberst, das nördlichste zuunterst.<br />

Deckenbildung <strong>und</strong> Faltung beginnen im Meer. Durch<br />

die Bewegung der von Süden anrückenden Decken<br />

wird die europäische Platte nach unten gedrückt.<br />

Dadurch bildet sich nördlich der anfahrenden Decken<br />

ein Vorlandbecken, ein tiefer Meerestrog vor dem werdenden<br />

alpinen Gebirge. Im Bereich des werdenden<br />

Gebirges heben sich erste Inseln über den Meeresspiegel.<br />

Verwitterung <strong>und</strong> Erosion setzen ein. Der Abtragungsschutt<br />

lagert sich in tiefen Vorlandbecken ab.<br />

Diese im tiefen Meer abgelagerten Sedimentgesteine<br />

werden Flysch genannt.<br />

Bereits in der Mitte des Tertiärs ragen die Alpen kräftig<br />

über den Meeresspiegel empor <strong>und</strong> sind der Verwitterung<br />

ausgesetzt. Wiederkehrende Murgänge <strong>und</strong><br />

10<br />

grosse Flüsse bringen riesige Massen an Verwitterungsschutt<br />

ins Alpenvorland. Die Gesteine, die daraus<br />

im flachen Meer oder auf dem Festland entstehen,<br />

bezeichnet man als Molasse. Zeitweise dringt ein<br />

seichtes Meer bis ins Alpenvorland, zeitweise prägen<br />

riesige Flusssysteme das Gebiet. Im Meer abgelagerter<br />

Gesteinsschutt heisst Meeresmolasse, durch Rüfen<br />

<strong>und</strong> von schuttbeladenen Flüssen abgelagertes Gestein<br />

Süsswassermolasse. Vorstoss <strong>und</strong> Rückzug des Meeres<br />

wiederholen sich zweimal. Deshalb unterscheidet man<br />

Untere Meeresmolasse, Untere Süsswassermolasse,<br />

Obere Meeresmolasse <strong>und</strong> Obere Süsswassermolasse<br />

(Tab. A).<br />

Die jüngste Zeit der Erdgeschichte wird als Eiszeitalter<br />

bezeichnet <strong>und</strong> umfasst die letzten zwei Millionen<br />

Jahre. Kennzeichnend sind grosse Klimaschwankungen.<br />

Das Eiszeitalter wird in Warmzeiten <strong>und</strong> Kaltzeiten<br />

unterteilt. Die mittlere Jahrestemperatur zwischen<br />

Warm- <strong>und</strong> Kaltzeit schwankt um 15°C. Der<br />

Wechsel zwischen Kalt- <strong>und</strong> Warmzeit findet mindestens<br />

15-mal (marine Bef<strong>und</strong>e), resp. 12-mal (festländische<br />

Bef<strong>und</strong>e) statt. Als Folge davon stossen die<br />

Alpengletscher mehrmals bis ins Mittelland, während<br />

der grössten Kaltzeiten bis an den Rand des ebenfalls<br />

vergletscherten Schwarzwaldes, vor. Findlinge, Moränen<br />

<strong>und</strong> Schotter sind Zeugen der Wechselwirkungen<br />

zwischen Wasser <strong>und</strong> Eis. Im Verlaufe des Eiszeitalters<br />

beginnt der Mensch den Alpenraum zu besiedeln <strong>und</strong><br />

muss sich, wie die Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt, dem wechselnden<br />

Klima anpassen.<br />

1.3 Geologische Einheiten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Die vier wichtigsten geologischen Einheiten, die im<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> vorkommen, sind: Molasse, Flysch,<br />

Helvetische Decken <strong>und</strong> Klippen, die aus penninischen<br />

<strong>und</strong> ostalpinen Ablagerungsräumen stammen. In<br />

Abb. 1.2 ist ihr Vorkommen schematisch aufgezeigt.<br />

Unter dem Begriff Molasse werden alle Gesteine<br />

zusammengefasst, die als Verwitterungsschutt der sich<br />

hebenden Alpen im flachen Meer oder auf dem Festland<br />

abgelagert wurden. Ursprünglich bezeichnete das<br />

Wort Molasse nur Sandsteine aus der Westschweiz, die<br />

als Mühlsteine (lat. mola) verwendet wurden. Heute<br />

versteht man unter Molasse auch grobe Sedimentgesteine<br />

wie die Nagelfluh. Während einer Zeitspanne<br />

von gut 20 Millionen Jahren, im Oligozän <strong>und</strong> im Miozän,<br />

wurde der Verwitterungsschutt im Alpenvorland<br />

in verschiedenen Schuttfächern abgelagert. Die grobe


Abb. 1.2 Schematische Übersichtskarte über die geologischen Bauelemente im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Schuttfracht (Molasse-Konglomerat = Nagelfluh)<br />

setzte sich nahe der Alpen ab. Die feineren Fraktionen,<br />

Sande <strong>und</strong> Tone, wurden weiter transportiert <strong>und</strong><br />

alpenferner abgelagert.<br />

Die Einteilung der Molasse in die vier Gruppen<br />

Untere Meeresmolasse, Untere Süsswassermolasse,<br />

Obere Meeresmolasse <strong>und</strong> Obere Süsswassermolasse<br />

beinhaltet eine zeitliche Angabe (untere = ältere,<br />

obere = jüngere) <strong>und</strong> eine örtliche Angabe (Meeres- =<br />

im flachen Meer abgelagert, Süsswasser- = Ablagerungen<br />

auf dem Festland). Eine andere Einteilung der<br />

Molasse erfolgt aufgr<strong>und</strong> späterer tektonischer Ereignisse.<br />

Die subalpine Molasse liegt alpennah <strong>und</strong><br />

wurde bei fortschreitender alpiner Orogenese<br />

gestaucht <strong>und</strong> verschuppt (Vorkommen Abb. 1.2). Die<br />

südlichste Molasse wurde von den Helvetischen<br />

Decken (Kap. 1.3.3) sogar überfahren. Nördlich davon<br />

liegen die aufgerichtete <strong>und</strong> die mittelländische<br />

Molasse. Diese ist von der Alpenfaltung kaum erfasst<br />

worden <strong>und</strong> ist mehrheitlich flach gelagert. An ihrem<br />

Südrand wurde sie verbogen, vor den subalpinen<br />

Molasseschuppen aufgerichtet, steilgestellt <strong>und</strong> teils<br />

von ihnen überfahren.<br />

Der Gesteinsinhalt der einzelnen Schuttfächer lässt<br />

Rückschlüsse über das Einzugsgebiet der einzelnen<br />

Flusssysteme zu. Versteinerungen tierischer Organismen<br />

<strong>und</strong> von Pflanzen ermöglichen die Zuteilung zur<br />

Meeres- oder Süsswassermolasse. Diese <strong>und</strong> weitere<br />

Kriterien lassen die Geschichte der Molassezeit rekonstruieren<br />

(Abb. 1.3).<br />

1.3.1.1 Molasse-Schüttungen im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Ablagerungen der Unteren Meeresmolasse treten am<br />

Südost-Ufer des Küssnachtersees, an der Grenze zum<br />

<strong>Kanton</strong> Zug am Rufibach, im Trepsental <strong>und</strong> an der<br />

Grenze zum <strong>Kanton</strong> Glarus auf. Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

wurden vor allem Sedimente der Unteren Süsswassermolasse<br />

<strong>und</strong> der Oberen Meeresmolasse abgelagert.<br />

Letztere sind eher bescheiden <strong>und</strong> zwischen Wollerau<br />

<strong>und</strong> Bäch sowie auf den Inseln Ufenau <strong>und</strong> Lützelau<br />

aufgeschlossen. Die Obere Süsswassermolasse mit<br />

dem Hörnli-Schuttfächer setzt erst wieder ausserhalb<br />

der <strong>Kanton</strong>sgrenzen, an der Baarburg im <strong>Kanton</strong> Zug,<br />

bei Richterswil <strong>und</strong> nördlich des Schlosshügels von<br />

Rapperswil, ein.<br />

11


UMM Untere Meeres-<br />

Molasse<br />

Zur Unteren Süsswassermolasse gehören der Rigi-<br />

Rossberg-, der Höhronen- <strong>und</strong> der Speer-Hirzli-<br />

Fächer. Der Rigi-Rossberg-Fächer, der sich bis<br />

zum Morgarten- <strong>und</strong> Friherrenberg (Abb. 7.3 Kap.<br />

7) fortsetzt, ist der älteste Schuttfächer dieser Zeit.<br />

Der Geröllinhalt wandelte sich im Verlaufe der<br />

Schüttung. Zuerst war die Schüttung reich an Kalk<strong>und</strong><br />

Flysch-Geröllen, die sich zur Kalknagelfluh<br />

verfestigte. Später enthielt die Schüttung Radiolarite<br />

<strong>und</strong> plötzlich rote Kristallin-Gerölle, was ihr<br />

den Namen Bunte Nagelfluh verlieh. Sie beinhaltet<br />

Gesteine des Penninikums <strong>und</strong> des Ostalpins, die<br />

aus Mittelbünden via Ur-Panixerpass <strong>und</strong> durch<br />

eine Senke im Ur-Bisistal geschüttet wurden.<br />

Eine viel Kristallin-reichere Nagelfluh findet sich<br />

im jüngeren Höhronen-Fächer. Der Gesteinsinhalt<br />

deutet auf eine Herkunft aus dem Engadin hin.<br />

Zu dieser Zeit muss es kühl gewesen sein, denn<br />

grosse Gletscher transportierten Gesteine aus dem<br />

Bergeller-Massiv <strong>und</strong> dem Bernina-Gebiet über die<br />

Pässe Septimer, Julier <strong>und</strong> Albula bis nach Tiefencastel.<br />

Von dort erfolgte die Schüttung via Ur-Panixerpass<br />

<strong>und</strong> hinteres Muotatal bis in den Raum von<br />

Meggen, Immensee, Walchwil <strong>und</strong> zum Höhronen.<br />

Die weiter transportierte Feinfraktion gelangte zum<br />

Buechberg <strong>und</strong> in die Nordost-Schweiz.<br />

Die östliche <strong>und</strong> etwas jüngere Schüttung der Unteren<br />

Süsswassermolasse, der Speer-Hirzli-Fächer,<br />

12<br />

USM Untere Süsswasser-<br />

Molasse<br />

USM Untere Süsswasser-<br />

Molasse<br />

OMM Obere Meeres-<br />

Molasse<br />

OSM Obere Süsswasser-<br />

Molasse<br />

Abb. 1.3 Die Molasse wurde abgelagert zwischen mittlerem Oligozän vor 35 Millionen Jahren (Bild I) <strong>und</strong> mittlerem Miozän vor<br />

17–12 Millionen Jahren (Bild IV: Hörnli-Fächer). Der Gesteinsinhalt der verschiedenen Schuttfächer gibt Hinweise über<br />

das Liefergebiet (nach TRÜMPY 1980).<br />

ist wieder arm an Kristallin-Geröllen. Wärmeres<br />

Klima stoppte den Eisfluss aus dem Engadin. Fossile<br />

Pflanzen deuten auf höhere Temperaturen hin.<br />

Gesteine dieser Schüttung sind am Rinderweidhorn–Spitzberg–Mälchterli<br />

<strong>und</strong> vor allem in der<br />

Ostschweiz aufgeschlossen.<br />

Die Verschuppung der subalpinen Molasse zeigt<br />

sich in den drei Höhenzügen Höhronen, St. Jost–<br />

Etzel (Grindelegg-Schuppe) <strong>und</strong> Rigi–Rossberg–<br />

Friherrenberg, die dachziegelartig übereinander ge-<br />

Abb. 1.4 Nagelfluh (Molasse-Konglomerat) vom Rossberg.<br />

Typisch für ein Konglomerat sind die abger<strong>und</strong>eten,<br />

zu einem Gestein verfestigten Gerölle.<br />

Abb. 1.5 Die Gipfelkappe des Etzels wurde als Schuppe der subalpinen Molasse auf die im Süden steilgestellte Molasse aufgeschoben<br />

(nach H.P. MÜLLER in KÜMIN 1989).


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

schoben sind. Die Gipfelkappe des Etzels ist eine<br />

Klippe der subalpinen Molasse, die auf die im Süden<br />

steilgestellte, aufgerichtete Molasse aufgeschoben<br />

wurde (Abb. 1.5).<br />

1.3.1.2 Molasse Schüttungen: Grosse<br />

Schwemmfächer oder Murgänge?<br />

Die bedeutenden Schuttfächer wurden bisher meist<br />

als fluvial ins Vorland geschüttete Schwemmfächer<br />

gedeutet. Umfangreiche Studien (Kap. 7) haben jedoch<br />

gezeigt, dass sie nicht nur als über Jahrmillionen<br />

bestehende, warmzeitliche Deltas grosser<br />

Flüsse, sondern eher als fächerartig ins Vorland<br />

geschüttete Ausbrüche alpiner Stauseen zu betrachten<br />

sind. Die Ausdehnung der Nagelfluh über mehrere<br />

Kilometer wäre als reine Flussablagerung<br />

unmöglich. Dazu waren die Einzugsgebiete zu klein<br />

<strong>und</strong> die Wasserführung selbst bei gewaltigsten<br />

Regengüssen viel zu gering.<br />

Die sich wiederholenden Nagelfluhbänke an der<br />

Rigi, die von den Einwohnern „Riginen“ genannt<br />

werden, sind nicht einfach überdimensionierte Kiesbänke<br />

eines Flusses. Heute stellt man sich die Entstehung<br />

folgendermassen vor: Kühleres Klima bewirkt<br />

eine tiefere Waldgrenze <strong>und</strong> somit vermehrte<br />

Bergstürze, Rüfen <strong>und</strong> Rutschungen, welche die Gewässer<br />

in den Tälern zu Flussseen stauen. Diese<br />

natürlichen Stauseen brechen gelegentlich aus, <strong>und</strong><br />

riesige Murgänge ergiessen sich ins Alpenvorland.<br />

Wärmeres Klima bewirkt eine höhere Waldgrenze<br />

<strong>und</strong> verminderte Verwitterung. Die „Riginen“ lassen<br />

sich als Wiederholungen von wärmerem <strong>und</strong> kälterem<br />

Klima erklären (Abb. 1.6).<br />

Abb. 1.6 Die Bildung der Geröllschübe im Alpen-Vorland<br />

(aus HANTKE &STAUFFER 1999)<br />

1 In Warmzeiten der mittleren Tertiärzeit, vor 25<br />

Millionen Jahren, lag die Waldgrenze in den werdenden<br />

Alpen auf 3000–4000 m Höhe, also 1500<br />

m höher als heute. In den Niederungen wuchs<br />

eine subtropisch–warm-gemässigte Flora, in<br />

höheren Lagen stockten Nadelwälder.<br />

2 In Kühlphasen wurden die Hochlagen mit Firn<br />

bedeckt, Gletscher flossen in die Alpentäler, die<br />

Waldgrenze sank. Von den entwaldeten Hängen<br />

gingen Rüfen <strong>und</strong> Bergschlipfe nieder <strong>und</strong> stauten<br />

die Gewässer in den Tälern zu Seen.<br />

3 Weitere Rüfen-Niedergänge <strong>und</strong> Bergschlipfe<br />

liessen die Stauseen überschwappen, die Schuttriegel<br />

barsten. Stauinhalt <strong>und</strong> geborstene Riegel<br />

ergossen sich als wassergetränkte Schuttmassen<br />

fingerförmig ins Alpen-Vorland.<br />

4 An den Rändern bauten die einzelnen Flussläufe<br />

kleine Dämme auf, die von Zeit zu Zeit durchbrachen.<br />

Die ausgetretenen Wassermassen konnten<br />

sich in Sand- <strong>und</strong> Gerölllagen des Schuttfächers<br />

eintiefen <strong>und</strong> diesen zerschneiden.<br />

13


Als Flysch werden Sedimentgesteine bezeichnet, die<br />

während der Alpenfaltung aus dem Verwitterungsschutt<br />

der werdenden Alpen in tiefen Vorlandbecken (Meeresbecken<br />

„vor dem Land“ = vor den von Süden anfahrenden<br />

Decken) abgelagert wurden. Meist waren untermeerische<br />

Schlammlawinen (sogenannte Turbidite, Abb.<br />

1.7) beteiligt. Diese lagerten sich nach Korngrösse sortiert<br />

ab. Flysch ist charakterisiert durch Wechsellagerungen<br />

von Sandsteinen, Mergeln <strong>und</strong> Tonen, ist leicht<br />

erodierbar <strong>und</strong> bildet in den Alpen oft gras- oder waldbedeckte<br />

Höhen, deren Hänge zu Sackungen <strong>und</strong> Rutschungen<br />

neigen (Flysch ist ein Volksausdruck aus dem<br />

Simmental <strong>und</strong> verwandt mit dem Wort „fliessen“).<br />

Beim Vorstoss der Decken von Süden gegen Norden<br />

lagert sich Flysch zuerst im Vorlandbecken des penninischen,<br />

später in jenem des helvetischen Ablagerungsraumes<br />

ab. Entweder wird der Flysch von den<br />

vorrückenden Decken, d.h. vom eigenen Liefergebiet,<br />

überfahren oder er wird durch den Druck der nach<br />

14<br />

Abb. 1.7 Flysch ist in tiefen Meeresbecken abgelagerter Verwitterungsschutt.<br />

Oft sind untermeerische Trübeströme<br />

am steilen Kontinentalhang beteiligt.<br />

Norden vorstossenden Decken von seinem Untergr<strong>und</strong><br />

abgeschert <strong>und</strong> nach Norden geschoben. Bei fortschreitender<br />

alpiner Gebirgsbildung schiebt sich der<br />

Flysch an die Molasse <strong>und</strong> wird mit dieser steilgestellt.<br />

Der Flysch liegt heute direkt südlich der Molasse<br />

(Abb. 1.2). Je nach Zusammensetzung lassen sich verschiedene<br />

Flysche unterscheiden, deren Verbreitung in<br />

Abb. 1.8 dargestellt ist.<br />

Abb. 1.8 Verbreitung der verschiedenen Flyscharten <strong>und</strong> der Einsiedler Schuppenzone. Die beiden Einsiedler Schuppenzonen werden<br />

fälschlicherweise oft „Einsiedler Flysch“ genannt. Sie sind von den Helvetischen Decken abgeglitten <strong>und</strong> zeigen<br />

kaum Flysch-Charakter (nach FREI 1963, HANTKE et al. 1967K, OCHSNER 1969K, 1975 <strong>und</strong> WINKLER et al. 1985).


Wägitaler Flysch<br />

Der Wägitaler Flysch wurde zwischen oberster<br />

Kreide <strong>und</strong> mittlerem Eozän im Penninikum abgelagert<br />

(LEUPOLD 1943, FREI 1963, OCHSNER 1969K,<br />

1975 <strong>und</strong> WINKLER et al. 1985). Im inneren Wägital,<br />

am Brüschstockbügel, ist er sehr mächtig.<br />

Gegen Westen setzt er sich südlich der Aubrige über<br />

Amselspitz, Hochstuckli in den Talkessel von<br />

<strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> über den Gätterlipass ins Teuffibachtobel<br />

bei Gersau fort. Er besteht aus zyklisch sich<br />

wiederholenden Abfolgen von:<br />

Brekzien verschiedener Herkunft: Die bis zu meterdicken<br />

Brekzien liegen oft an der Basis von Sandsteinbänken<br />

<strong>und</strong> enthalten ockergelb anwitternde<br />

Dolomite, Kalke, grobe Quarzkörner, grüne Quarzitknollen<br />

mit feinverteiltem Glaukonit <strong>und</strong> hellen<br />

Glimmern. In groben Brekzien treten kristalline<br />

Gesteine, Granit oder Gneis, auf.<br />

Sandsteine: Die braungrauen Sandsteine haben eine<br />

Mächtigkeit von einigen Zentimetern bis einem<br />

Meter. Oft sind Kreuzschichtung <strong>und</strong> auf den<br />

Schichtflächen Wühlspuren von Schlamm fressenden<br />

Organismen erkennbar (Abb. 1.9).<br />

Kalke: Feinkörniger, heller Alberese-Kalk ist<br />

typisch für den Wägital-Flysch.<br />

Tone <strong>und</strong> seltener Mergel sind dunkelgrau bis<br />

braungrau <strong>und</strong> bilden Gleithorizonte.<br />

Abb. 1.9 Wühlspuren von Lebewesen im Flysch<br />

Trepsen-Flysch<br />

Der Trepsen-Flysch tritt im mittleren Trepsental als<br />

1200–1500 m mächtige Abfolge auf. Gegen Osten<br />

<strong>und</strong> Westen wird er schmäler. Nach Gesteinsinhalt<br />

<strong>und</strong> Alter ist er mit dem Wägitaler Flysch verwandt<br />

(OCHSNER 1969K, 1975). Vor allem die Sandsteinlagen<br />

am Feldredertligrat (Rossweidhöchi) sind<br />

dem Sandstein des Wägitaler Flysch sehr ähnlich.<br />

Zusätzlich enthält der Trepsen-Flysch Kristallin-<br />

Konglomerate, Molasse-ähnliche Sandsteine <strong>und</strong><br />

Glaukonitische Quarzsandsteine. Es ist möglich,<br />

dass diese Komponenten im Wägitaler Flysch ebenfalls<br />

vorkommen, jedoch nirgends aufgeschlossen<br />

sind. Nach LEUPOLD (1943) wurde eine ehemals<br />

zusammenhängende Flyschabfolge von der Aubrig-<br />

Kette (Kap. 1.3.3.2) durchschert <strong>und</strong> in den Wägitaler<br />

<strong>und</strong> Trepsen-Flysch zweigeteilt.<br />

Schlieren-Flysch<br />

Der Schlieren-Flysch entstand von oberster Kreide<br />

bis Eozän <strong>und</strong> wurde im Penninikum westlich des<br />

Wägitaler Flysch abgelagert. Auf ihm liegen die<br />

südlichen Klippen (Kap. 1.3.5): Rotenflue, Schijen<br />

<strong>und</strong> Mördergruebi (östlichstes Vorkommen des<br />

Schlieren-Flysches in der Schweiz). Er besteht aus<br />

plattigen, grauen, mergeligen Kalken <strong>und</strong> graubraunen<br />

Mergeln, die mit dünnen, hell- bis rotbraunen,<br />

gradierten Sandsteinen wechseln. Teilweise treten<br />

bis 2 m mächtige Konglomeratlagen auf.<br />

Wildflysch, Iberg-Mélange<br />

Der Begriff Wildflysch oder Iberg-Mélange<br />

bezeichnet ein tektonisches Mélange. Mélanges<br />

werden durch Bewegungen zwischen zwei Decken<br />

bei der Überschiebung gebildet. Dabei handelt es<br />

sich um zuvor abgelagerten Flysch, der bei fortschreitender<br />

alpiner Gebirgsbildung überfahren<br />

wird. In diesen meist zerscherten <strong>und</strong> deformierten<br />

Gesteinen befinden sich ortsfremde Blöcke (exotische<br />

Blöcke) sowohl vom Hangenden (obere Decke<br />

bei einer Deckenüberschiebung) als auch vom Liegenden<br />

(untere Decke).<br />

Zum Iberg-Mélange gehören der Surbrunnen-<br />

Flysch (Vorkommen im Surbrunnentobel) <strong>und</strong> die<br />

Roggenegg-Serie (Vorkommen auf der Roggenegg).<br />

Ebenso ist das Iberg-Mélange im Zwäckentobel<br />

<strong>und</strong> im Isentobel zwischen Hangendem<br />

(Wägitaler Flysch, Schlieren-Flysch, Klippen-<br />

Decke) <strong>und</strong> Liegendem (Helvetikum) zerschert<br />

(BAYER 1982). Es sind schwarze, dünnblättrige<br />

Mergelschiefer mit exotischen Einschlüssen von<br />

Habkern-Granit, Gneisen, Quarziten, Dolomiten,<br />

Sandsteinen, Konglomeraten, Brekzien. Als Serhalten-Flysch,<br />

nach Serhalten bei Innerthal, hat<br />

OCHSNER (1969K, 1975) ein weiteres Vorkommen<br />

vom Typ Iberg-Mélange benannt.<br />

Zusätzlich sind noch drei weitere, lokal jedoch<br />

begrenzte Flyschvorkommen zu nennen. Der Ruestel-<br />

Flysch südöstlich von Vorderthal <strong>und</strong> der Gwürz-<br />

Flysch bei Innerthal sind alttertiäre Flyschserien von<br />

wildflyschartigem Aussehen. Als Scheidegg-Flysch<br />

wird ein dunkelbrauner, sandiger, alttertiärer Mergel-<br />

Flysch mit Silt- <strong>und</strong> glaukonithaltigen Sandsteinlagen<br />

am Nordfuss des Tierberg bezeichnet.<br />

Das Helvetikum baut die südlichen Gebirge des <strong>Kanton</strong>s<br />

auf. Alle markanten Felsgipfel im Wägital, die<br />

Sihltaler Berge, die hohen Berge im Muotatal <strong>und</strong><br />

der höchste Berg im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>, der Bös Fulen,<br />

15


Abb. 1.10 Der Höch Turm ist aus der höchsten helvetischen<br />

Decke aufgebaut.<br />

liegen im Bereich der helvetischen Decken (Abb.<br />

1.2). Einzig die Mythen, der Roggenstock <strong>und</strong> einige<br />

weitere Gipfel gehören nicht zum Helvetikum, sondern<br />

zu den penninischen <strong>und</strong> ostalpinen Klippen<br />

(Kap. 1.3.5).<br />

Die Gesteine des Helvetikums bestehen ausschliesslich<br />

aus Sedimenten des Mesozoikums <strong>und</strong> des Tertiärs.<br />

Es sind hauptsächlich Kalke <strong>und</strong> Mergel, die im<br />

flachen Schelf am Nordrand der Tethys abgelagert<br />

wurden. Es ist jener Teil der Alpen, der als letzter von<br />

der Alpenfaltung erfasst wurde. Die Gesteine der südlicheren<br />

Ablagerungsräume (Penninikum <strong>und</strong> Ostalpin,<br />

Kap. 1.3.5) waren zu diesem Zeitpunkt längst in<br />

die Gebirgsbildung einbezogen worden. Auch das Helvetikum<br />

wurde unter dem gewaltigen Druck von<br />

Süden in einzelne Decken zerschert, die von ihrem kristallinen<br />

Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> längs höheren Gleithorizonten<br />

abglitten <strong>und</strong> nach Norden geschoben wurden.<br />

OBERHOLZERs (1933) Vorstellung der Deckenbildung<br />

(Abb. 1.11) ist stark vereinfacht. Nach heutigem Wissen<br />

spielen noch viele zusätzliche Prozesse mit. Trotzdem<br />

hilft sie, sich die Alpenbildung besser vorstellen<br />

zu können. Zuletzt fuhren die helvetischen Decken auf<br />

die Molasse, zerscherten sie <strong>und</strong> stauchten sie in<br />

Schuppen (Kap. 1.3.1).<br />

16<br />

1.3.3.1 Helvetische Decken – Ein Überblick<br />

Durch die Deckenbildung gelangen ursprünglich hintereinander<br />

liegende Gesteinspakete übereinander. Auch<br />

innerhalb der helvetischen Decken gilt die Regel, dass<br />

südlichere Gesteinsabfolgen höher im Deckenstapel liegen<br />

(Kap. 1.2.2). Hauptdecken <strong>und</strong> davon abgescherte<br />

Teildecken wurden nach ihrem Auftreten benannt. Die<br />

Hauptdecken, von unten nach oben im Deckenstapel,<br />

sind: Griessstock-Decke, Clariden-Decke, Glarner-<br />

Decke, Mürtschen-Decke, Axen-Decke <strong>und</strong> Drusberg-<br />

Decke (Tab. 1.1, Abb. 1.12). Im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> sind die<br />

Axen- <strong>und</strong> die Drusberg-Decke die Hauptvertreter des<br />

Helvetikums. Ihre Ausdehnung ist in Abb. 1.2 dargestellt.<br />

Der allgemeine Aufbau der Helvetischen Decken <strong>und</strong><br />

der geologische Zeitabschnitt der jeweiligen Gesteine<br />

ist in Tab. 1.2 schematisch zusammengefasst. Es treten<br />

jedoch nicht alle Schichten in allen Decken auf. Einige<br />

Schichtabfolgen, d.h. einige Gesteinsserien, wurden<br />

entweder gar nicht abgelagert oder während der<br />

Gebirgsbildung abgeschert <strong>und</strong> irgendwo eingefaltet.<br />

In der Natur kann eine Gesteinsabfolge aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Fazies (typische Merkmale zur Unterscheidung ähnlicher<br />

Gesteinstypen, Abb. 1.13) <strong>und</strong> ihrer Position der<br />

jeweiligen Decke zugeordnet werden.<br />

Abb. 1.11 Die nach OBERHOLZER (1933) aufgezeigte Deckenbildung,<br />

die bis heute stark verfeinert wurde.


Hauptdecke Teildecke/Decken-Elemente Markante Gipfel<br />

�<br />

�<br />

Fluebrig-Drusberg-Element Fluebrig, Druesberg, Forstberg, Fronalpstock, Höch Turm, Ortstock<br />

Drusberg-Decke Rederten-Element Bockmattli, Zindlenspitz, Redertenstock, Ochsenchopf<br />

Wiggis-Element Riseten, Rautispitz, Wiggis<br />

Silberen-Decken Silberen, Wasserberg, Chaiserstock, Aubrige, Urmiberg<br />

Axen-Decke Bächistock-Decke Vrenelisgärtli, Bächistock, Rossstock, Rigi Hochflue<br />

basale Axen-Decke Bös Fulen, Pfannenstock, Dejenstock, Chinzerberg<br />

Mürtschen-Decke Mürtschenstock<br />

Glarner-Decke Schilt<br />

Clariden-Decke Clariden, Gemsfairen<br />

Griessstock-Decke Griessstock, Wageten, Chöpfenberg<br />

Tab. 1.1 Die helvetischen Decken <strong>und</strong> ihre Teildecken. Die südlich der Axen-Decke abgelagerten Gesteine der Drusberg-Decke<br />

liegen heute zuoberst, die Griessstock-Decke zuunterst.<br />

Abb. 1.12 Stapelung der Helvetischen Decken (schematisch).<br />

Was aus dem südlichsten helvetischen Ablagerungsraum<br />

stammt, liegt heute am nördlichsten.<br />

Abb. 1.13 Der hellgrau anwitternde Schrattenkalk ist oft reich an<br />

Fossilien, die ihn von anderen Kalken unterscheiden.<br />

Nicht alle Gesteinsschichten verhalten sich bei der<br />

Faltung gleich. Die imposanten <strong>und</strong> schön sichtbaren<br />

Falten werden vor allem durch die starren,<br />

kompetenten Kalksteine wie Quintner Kalk, Schrattenkalk<br />

<strong>und</strong> Seewer Kalk gebildet (Abb. 1.14). Weichere,<br />

inkompetente Gesteine (Mergel, Schiefer)<br />

bilden das Füllmaterial <strong>und</strong> sind oft unter Grashalden<br />

versteckt.<br />

Abb. 1.14 Falte im Schrattenkalk an der Totenplangg im<br />

Waagtal<br />

17


Jahre<br />

vor heute<br />

Ära Abteilung Schichtglied Gesteinsart<br />

Oligozän Jüngster helvetischer Flysch Mergel, Sandstein, Dachschiefer<br />

Taveyanne-Sandstein Vulkanitischer, gräulich-schwärzlicher Sandstein<br />

Burg-Sandstein Sandstein-Flysch<br />

Eozän Stad-Mergel Globigerinenmergel<br />

65 Mio. Nummulitenkalk Kalk mit versteinerten Nummuliten, Grünsandstein<br />

Wang-Formation Dunkle Kalke<br />

Amdener Formation Graue, geschichtete Mergel<br />

Seewer Kalk Lichtgrauer Kalk mit welligen, schwarzen Tonhäuten<br />

Garschella-Formation (Helv. Gault) Quarzsandstein, grüne, glaukonitische Sandkalke<br />

Schrattenkalk-Formation Heller, blaugrauer oder bräunlicher Kalk<br />

Drusberg-Schichten Graubraune Mergel, Mergelkalke<br />

Altmann-Schichten Glaukonitische, sandige Kalke mit Ammoniten<br />

Helvetischer Kieselkalk Schwarzblauer, sehr harter, kieseliger Kalk<br />

Betlis-Kalk/Diphyoides-Kalk Gelblich anwitternder Kalk<br />

Vitznau-Mergel Mergel mit Austern<br />

Öhrli-Formation/Palfris-Formation Oolithische Kalke <strong>und</strong> Mergel/Mergelschiefer<br />

140 Mio.<br />

Zementstein-Formation Mergelige Kalke<br />

Malm<br />

Quintner Kalk Massiger, grauschwarzer, hell anwitternder Kalk<br />

Schilt-Formation Wechsellagerung Mergel/Kalk <strong>und</strong> Kalke<br />

Blegi-Eisenoolith Eisenhaltiger Oolith<br />

Dogger<br />

Reischibe-Formation<br />

Bommerstein-Formation<br />

Echinodermenbrekzie<br />

Eisensandstein, Tone<br />

Mols-Member Schwarze Tonschiefer<br />

210 Mio. Lias Sexmor-, Spitzmeilen-, Prodkamm-Fm. Mergel, Sandsteine<br />

Keuper Quarten-Formation Rote <strong>und</strong> grüne Schiefer<br />

Muschelkalk Röti-Dolomit Dolomit, Rauhwacken<br />

250 Mio. Buntsandstein Melser Sandstein Grobe, quarzreiche Sandsteine<br />

Verrucano Brekzien, Sandsteine, Schiefer, Vulkanite<br />

1.3.3.2 Einzelheiten im Bau der Helvetischen<br />

Decken<br />

Innerhalb des helvetischen Ablagerungsraumes nimmt<br />

die Meerestiefe von Norden gegen Süden langsam zu,<br />

es treten aber auch immer wieder Hochzonen auf. Deshalb<br />

zeigen die Gesteinsabfolgen auch innerhalb des<br />

Helvetikums je nach Ablagerungsort Unterschiede,<br />

anhand derer sich die Decken charakterisieren lassen.<br />

Griessstock-Decke<br />

Es gibt keine Regel ohne Ausnahme, auch zu Abb.<br />

1.12 nicht! Der Hauptteil der Griessstock-Decke<br />

befindet sich heute analog zu Abb. 1.12 südlich<br />

des Klausenpasses. Die Wageten-Kette (Wageten,<br />

Brüggler, Chöpfenberg) hingegen ist ein völlig isolierter<br />

Teil der Griessstock-Decke, der heute nördlich<br />

der Drusberg-Decke liegt. Die Ausbildung der<br />

einzelnen Gesteinsschichten deutet darauf hin, dass<br />

die Wageten-Kette <strong>und</strong> die Gesteine des Griess-<br />

18<br />

Känozoikum<br />

(Erdneuzeit)<br />

Mesozoikum<br />

(Erdmittelalter)<br />

Paläozoikum<br />

(Erdaltertum)<br />

Tertiär<br />

Kreide<br />

Jura<br />

Trias<br />

Karbon Perm<br />

Tab. 1.2 Schichtfolge des Helvetikums<br />

Kristallines Gr<strong>und</strong>gebirge Gneise, Granit<br />

stock ursprünglich zusammengehörten. Dabei wurde<br />

der jüngere Teil der Griessstock-Decke beim<br />

Vorbeigleiten der höheren Decken abgeschert, mitgerissen<br />

<strong>und</strong> nach Norden verfrachtet. Die Wageten-Kette<br />

besteht aus Quintner Kalk, in der Mächtigkeit<br />

stark reduzierten Gesteinen der Kreide,<br />

Nummulitenkalk, Stad-Mergel <strong>und</strong> Taveyanne-<br />

Sandstein des Tertiärs.<br />

Clariden-Decke, Glarner-Decke, Mürtschen-Decke<br />

Die nächsthöheren Decken, die Clariden-, die Glarner-<br />

<strong>und</strong> die Mürtschen-Decke, liegen in den<br />

<strong>Schwyz</strong>er Bergen unter der Axen-Decke <strong>und</strong> höheren<br />

Decken begraben oder gelangten gar nicht bis<br />

ins <strong>Kanton</strong>sgebiet. Kein einziger <strong>Schwyz</strong>er Gipfel<br />

gehört zu diesen Decken.<br />

Axen-Decke<br />

Die Axen-Decke bedeckt die Fläche südlich des Riemenstaldnertals<br />

bis zur Linie Klausenpass–Urner


Boden–Braunwald, weiter bis zum Glärnisch <strong>und</strong><br />

der Kette nördlich des Klöntalersees, Twiren, Mättlistock,<br />

Dejenstock (Abb. 1.2). Die ältesten Schichten<br />

der Axen-Decke reichen im Bisistal bis in den<br />

Lias, im Brunalpeli, im Robutzli <strong>und</strong> im Aufstieg<br />

zur Charetalp bis in den Dogger. Hauptmerkmal der<br />

Axen-Decke ist der mächtige Malm mit der Schilt-<br />

Formation <strong>und</strong> dem Mergelband zwischen Unterem<br />

<strong>und</strong> Oberem Quintner Kalk. In der Abfolge der Helvetischen<br />

Gesteine (Tab. 1.2) sind die weiche,<br />

inkompetente Zementstein-Formation <strong>und</strong> die<br />

Öhrli-Mergel ideale Gleithorizonte, auf denen die<br />

Kreide als Teildecken (Bächistock-Decke <strong>und</strong> Silberen-Decken)<br />

abgeschert <strong>und</strong> nach Norden verfrachtet<br />

wurde. Die Bächistock-Decke <strong>und</strong> die Silberen-Decken<br />

lassen sich, schön übereinander<br />

gestapelt, von der Silberen hinunter ins Bisistal,<br />

über den Wasserberg ins Hürital <strong>und</strong> über den<br />

Blüemberg bis zum Chaiserstock verfolgen. Die<br />

Bächistock-Decke reicht sogar bis an den Urner See.<br />

Ebenfalls zu den Silberen-Decken gehören der<br />

Chalberstock östlich von Euthal, die Aubrige, der<br />

Gugelberg nördlich des Wägitalersees <strong>und</strong> der<br />

Urmiberg (Abb. 1.15). Diese Berge sind nicht mehr<br />

mit der basalen Axen-Decke verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> liegen<br />

isoliert ganz im Norden des Helvetikums. Mit<br />

zunehmender Alpenbildung kam es zusätzlich zur<br />

Nord–Süd Verkürzung zu einer leichten West–Ost<br />

Verformung. Daraus resultierte eine grosse Senke,<br />

die Bisistal-Depression, als Mulde mit den Hochzonen<br />

westlich (Rophaien, Rossstock) <strong>und</strong> östlich<br />

(Glärnisch) davon. Später schob sich die Drusberg-<br />

Decke von Süden nach Norden darüber, riss jene<br />

Teile der Decke, die das Vorbeigleiten behinderten,<br />

weg <strong>und</strong> verfrachtete sie an ihre heutige Position.<br />

Im Gross Mälchtal <strong>und</strong> auf der Toralp ist der<br />

Zusammenhang zwischen der Silberen- <strong>und</strong> der<br />

darübergefahrenen Drusberg-Decke noch erkennbar.<br />

Hier befindet sich die Toralp-Serie (Kap. 2<br />

Geotop-Beispiel 8), eine auf der Silberen-Decke<br />

liegende Verkehrtabfolge der Drusberg-Decke (die<br />

jungen Schichten liegen unten, die alten oben).<br />

Drusberg-Decke<br />

Die Hauptmasse der Drusberg-Decke besteht aus<br />

Gesteinen der helvetischen Kreide. Sie erstreckt<br />

sich vom Vierwaldstättersee (nördlich des Riemenstaldnertals,<br />

Fronalpstock), über das Muotatal, die<br />

Sihltaler Alpen, die Wägitaler Berge bis zum Wiggis<br />

(Abb. 1.2). Zwischen dem Sihltal <strong>und</strong> dem Glarnerland<br />

sind die Bergketten Fluebrig–Druesberg<br />

(Fluebrig–Drusberg-Element), Bockmattli–<br />

Ochsenkopf (Rederten-Element) <strong>und</strong> Wiggis–<br />

Riseten (Wiggis-Element) als drei Teilelemente der<br />

Drusberg-Decke zu verstehen. Sie wurden bei ihrer<br />

Platznahme schräg auseinander geschert.<br />

Diese drei Teilelemente bilden komplizierte Falten.<br />

Es sind drei Bergzüge in Nordost–Südwest-Rich-<br />

Abb. 1.15 Der Urmiberg (Silberen-Decke) gehört wie die Rigi Hochflue (Bächistock-Decke) zu den Helvetischen Randketten.<br />

19


20<br />

tung, die alle gegen Westen einfallen. Das Wiggis-<br />

Element bildet oberhalb von Näfels die weite Obersee<br />

Mulde. Der Nordschenkel dieser nach oben<br />

offenen Grossfalte steigt zur Fridlispitz–Riseten-<br />

Kette an, der Südschenkel zum Rautispitz. Westlich<br />

davon liegt das Rederten-Element mit der Bergkette<br />

zwischen Oberseetal <strong>und</strong> Wägital (Ochsenchopf,<br />

Zindlenspitz, Bockmattli). Seine Strukturen<br />

mit einem Wechselspiel von Mulden <strong>und</strong> Gewölben<br />

sind dem Wiggis-Element ähnlich. Eine markante<br />

Faltenumbiegung ist an der Stirnzone am Schiberg–Bockmattli<br />

zu sehen (Abb. 1.16).<br />

Abb. 1.16 Eine Faltenumbiegung ist als steil zum Wägital<br />

abfallende Stirnzone am Schiberg–Bockmattli<br />

(Rederten-Element der Drusberg-Decke) zu sehen.<br />

Abb. 1.17 Das Roggenstöckli: Der südlichste Teil der Drusberg-Decke<br />

liegt als Klippe isoliert auf der Silberen-Decke<br />

in einer sanften Mulde.<br />

Das Fluebrig–Drusberg-Element baut, beginnend<br />

mit der Stirn am Fluebrig (OCHSNER 1921, RICK<br />

1985, 2002), die Sihltaler Alpen auf. Es gipfelt im<br />

Druesberg <strong>und</strong> lässt sich über Forstberg–Sternen–<br />

First, die Mulden von Hinter Oberberg <strong>und</strong> Illgau in<br />

die Fallenflue <strong>und</strong> die beiden Gibel bis zur Fronalpstock-Gruppe<br />

<strong>und</strong> den Urnersee verfolgen. Die Berge<br />

westlich des Sihltales (Twäriberg, Rütistein, Schülberg,<br />

Biet, Leiterenstollen) sind über dem kompetenten,<br />

starren Kieselkalk auf den inkompetenten<br />

Drusberg-Schichten (Mergelschiefer, die ideale<br />

Gleithorizonte bilden) von der tieferen Drusberg-<br />

Abb. 1.18 Der Forstberg (Drusberg-Decke) im Vordergr<strong>und</strong>, dahinter die Silberen <strong>und</strong> die Glärnisch-Gipfel Ruchen <strong>und</strong><br />

Bächistock (Bächistock-Decke)


Decke abgeglitten. Dazwischen bildete sich das hintere<br />

Sihltal. Gesteine des Tertiärs sind auf dem Fidisberg,<br />

dem Biet <strong>und</strong> der Totenplangg aufgeschlossen.<br />

Am Stock befindet sich ein Aufschluss der Inneren<br />

Einsiedler Schuppenzone (Kap. 1.3.4) mit doppelter<br />

Nummulitenkalk-Abfolge.<br />

Ebenfalls zur Drusberg-Decke gehört das Roggenstöckli<br />

(Abb. 1.17 <strong>und</strong> Kap. 2 Geotop-Beispiel 8)<br />

zwischen Bödmerenwald <strong>und</strong> Silberen. In einer<br />

Senke der Silberen-Decke ist beim Vorbeigleiten<br />

der Drusberg-Decke ihr südlichster Teil als kleine<br />

Klippe zurückgeblieben.<br />

Die Wageten-Kette (Griessstock-Decke), die Aubrig-<br />

Kette, die Rigi-Hochflue <strong>und</strong> der Urmiberg (alle Bächistock-<br />

<strong>und</strong> Silberen-Decke) werden auch als Helvetische<br />

Randketten bezeichnet. Dieser Name stammt von<br />

ihrer Stellung am Nordrand der Alpen. Auch Mattstock<br />

<strong>und</strong> Säntis nehmen „Randkettenstellung“ ein.<br />

Den schönsten Querschnitt durch die Äussere Einsiedler<br />

Schuppenzone bieten die Gesteinsfolgen am Sihlsee<br />

beidseits des Steinbach-Viadukts (Abb. 1.19 <strong>und</strong> Abb.<br />

2.5 Kap. 2). Die Felsrippen, die nördlich von Euthal<br />

zum Sattelchöpfli <strong>und</strong> jene, die vom Steinbach zum<br />

Hummel hochziehen, sind Teile der Äusseren (alpenfernen)<br />

Einsiedler Schuppenzone. Wie der Name sagt,<br />

ist die Gesteinsserie „verschuppt“, d.h. dachziegelartig<br />

übereinandergeschoben (JEANNET et al. 1935, LEUPOLD<br />

1937, 1943, HERB & HOTTINGER 1965, KUHN 1972).<br />

Die Schuppenzone besteht aus einer mehrmaligen Wiederholung<br />

jüngster helvetischer Ablagerungen: Amdener<br />

Formation, Nummulitenkalk, Glaukonit-Sandstein,<br />

Stad-Mergel <strong>und</strong> teils noch Burg-Sandstein (Tab. 1.2).<br />

Früher wurde die Einsiedler Schuppenzone als „Ein-<br />

Abb. 1.19 Die Äussere Einsiedler Schuppenzone – Blick vom<br />

Sihlsee gegen die Hagelflue<br />

siedler Flysch“ bezeichnet. Sie enthält jedoch kaum<br />

Flysch-Sedimente, sondern diese sind in einer frühen<br />

Phase der alpinen Gebirgsbildung von der Drusberg-<br />

Decke (Kap. 1.3.3.1) abgeglitten. Die Amdener Formation<br />

bildete dabei ideale Gleithorizonte. Ein Teil blieb<br />

auf halber Strecke stecken <strong>und</strong> bildet die Innere (alpennahe)<br />

Einsiedler Schuppenzone.<br />

Die Äussere Einsiedler Schuppenzone lässt sich mit<br />

Unterbrüchen durch den ganzen <strong>Kanton</strong> verfolgen (Abb.<br />

1.2, 1.8). Sie verläuft von der Fälmisegg ins Teuffibachtobel<br />

bei Gersau, über das Gätterli zum Lauerzersee,<br />

über die Insel Schwanau hinauf zur Burg, über<br />

Ufem Tritt, Hummel, Steinbach (Abb. 1.20) <strong>und</strong> weiter<br />

ins Wägital, von Vorderthal bis zum Chöpfenberg.<br />

Abb. 1.20 Die Verschuppung der Äusseren Einsiedler Schuppenzone beim Steinbachviadukt (nach KUHN 1972)<br />

21


Abb. 1.21 Nummuliten sind von Auge gut sichtbare, einzellige<br />

Lebewesen mit spiralig aufgebautem Gehäuse.<br />

Durchmesser eines Nummuliten auf dem Foto<br />

zirka 2 cm.<br />

Die Innere Einsiedler Schuppenzone erstreckt sich<br />

ebenfalls über grosse Teile des <strong>Kanton</strong>s, tritt jedoch<br />

weniger markant in Erscheinung. Aufgeschlossen ist<br />

sie bei <strong>Schwyz</strong>, bei der Haggenegg, am Gschwändstock,<br />

am Charenstock, oberhalb der Sihltalhütte hinter<br />

Studen, im Chli <strong>und</strong> Gross Mutzenstein <strong>und</strong> in der<br />

Rot Wand westlich des Wägitaler Sees.<br />

Auf dem Roggenstock hat man den Gesteins-Gr<strong>und</strong> des<br />

ur-afrikanischen Randmeeres unter den Füssen! Diese<br />

Gesteine stammen wie diejenigen der Mördergruebi,<br />

22<br />

des Gross- <strong>und</strong> des Hudelschijen vom südlichen Flachwasserbereich<br />

des Ur-Mittelmeeres Tethys. Sie gehören<br />

zum Ostalpin. Die Sandsteine <strong>und</strong> Dolomite der Trias<br />

sind 200 Millionen Jahre alt <strong>und</strong> somit die ältesten<br />

Gesteine im <strong>Kanton</strong>. Sie liegen heute auf jüngeren<br />

Gesteinen, isoliert auf Gesteinen nördlicherer Ablagerungsräume.<br />

Dafür braucht man das Fachwort Klippe.<br />

KAUFMANN (1876) hat erstmals erkannt, dass diese<br />

Gesteine wie Fremdlinge auf ihrem Untergr<strong>und</strong> liegen.<br />

Die bekanntesten Klippen sind die Mythen. Die<br />

Rotenflue, der Chli Schijen <strong>und</strong> kleine Bereiche am<br />

Brünnelistock gehören ebenfalls der Klippen-Decke<br />

an.<br />

1.3.5.1 Die Gesteine des Roggenstock <strong>und</strong> der<br />

Mördergruebi<br />

Weite Teile der Ostalpen bestehen aus Gesteinen, wie<br />

sie in der Gipfelregion des Roggenstock (Abb. 1.22<br />

VII) auftreten. Dolomit kommt hauptsächlich im<br />

Unterengadin <strong>und</strong> – wie der Name sagt – in den Dolomiten<br />

vor. Die Kalke der Roggenalp-Schuppe (Abb.<br />

1.22 VI) haben ebenfalls Äquivalente in den Ostalpen.<br />

Diese Schuppe war wahrscheinlich ursprünglich mit<br />

der Roggenstockschuppe verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wurde später<br />

von ihr überfahren. Radiolarite <strong>und</strong> Ophiolithe (Abb.<br />

1.22 V), wie sie auch auf der Westseite der Mördergruebi<br />

auftreten, wurden im tiefen Meer, in Zusammenhang<br />

mit untermeerischen Magmaergüssen an<br />

Mittelozeanischen Rücken, abgelagert. Diese Gesteine<br />

Abb. 1.22 Der Roggenstock, ein Berg aus sieben Decken (nach TRÜMPY 1985)<br />

VII Sandsteine, Raibler-Schichten, Hauptdolomit der Trias, älteste Gesteine im Kt. <strong>Schwyz</strong> Oberostalpin<br />

VI Schuppe der Roggenalp: Kalke des Trias <strong>und</strong> Lias, „Die kleinste Decke der Welt“ Unterostalpin (?)<br />

V Radiolarit, Ophiolith, Kalke <strong>und</strong> Schiefer Südpenninikum<br />

IV Kalke des Jura, Fleckenkalke <strong>und</strong> Couches Rouges der Kreide, Flysch Mittelpenninikum<br />

III Wägitaler Flysch Nordpenninikum<br />

II Wildflysch, Iberg-Mélange<br />

I Kreide <strong>und</strong> Eozän der Drusberg-Decke Helvetikum


Abb. 1.23 Die Mythen <strong>und</strong> die Rotenflue liegen als schroffe Klippen auf der sanften Flysch-Landschaft. Die auffällig rote Gipfelkappe<br />

des Grossen Mythen ist aus Couches Rouges, grau-rötlichen Mergelkalken der jüngeren Kreide-Zeit, aufgebaut.<br />

sind von vielen kleinen Scherflächen durchsetzt <strong>und</strong><br />

zerbrochen. Sie neigen zu Sackungen, Rutschungen<br />

<strong>und</strong> Schuttbildung. Die Minster <strong>und</strong> ihre Zuflüsse liefern<br />

daher viel Radiolarit- <strong>und</strong> Ophiolith-Schutt.<br />

Der Roggenstock ist mit seinen 1778 m ü.M. eher ein<br />

bescheidener Berg. Aus geologischer Sicht aber übertrifft<br />

er mit seinen sieben Decken viele höhere Berge.<br />

Abb. 1.22 zeigt die Gesteinsabfolge am Roggenstock,<br />

die sich an der Mördergruebi, am Gross- <strong>und</strong> am<br />

Hudelschijen ähnlich gestaltet. Wie in Kap. 1.2.2 dargestellt,<br />

liegen die Gesteine aus dem südlichsten<br />

Ablagerungsraum (Oberostalpin als südlichster Teil<br />

des Ostalpin) zuoberst, die helvetische Drusberg-<br />

Decke zuunterst.<br />

1.3.5.2 Die Mythen<br />

Die Mythen gehören sicherlich zu den eindrucksvollsten<br />

Klippen der Schweiz. Aus einer sanften Landschaft<br />

(typisch für Flysch) ragen felsig die beiden Gipfel<br />

empor (SMIT SIBINGA 1921). Die Schichtfolge der<br />

Mythen ist lückenhaft. Die Gesteine der Mythen <strong>und</strong><br />

der Rotenflue entstammen der mittelpenninischen<br />

Schwelle, einer Hochzone im sonst tiefmeerischen<br />

Penninikum. Im Sattel zwischen den beiden Mythen<br />

beginnt die Gesteinsfolge mit einem Schachtelhalmführenden<br />

Sandstein der Trias. Der Hauptteil der<br />

Mythen besteht aus Malm-Kalken (WEISS 1949). Am<br />

Kleinen Mythen kommt an der Basis zusätzlich lokal<br />

eine ältere Kristallin-Brekzie vor (VOGEL 1978, FEL-<br />

BER 1984). Bei der auffallend roten Gipfelpartie des<br />

Grossen Mythen handelt es sich um grau-rötliche Mer-<br />

gelkalke der Oberkreide, um sogenannte Couches<br />

Rouges (LIENERT 1959, 1967). Ein Band von rötlichen<br />

Mergelkalken umgibt auch die Rotenflue. Zwischen<br />

den Malm-Kalken <strong>und</strong> den Couches Rouges der<br />

Rotenflue findet sich noch ein fleckiger Kreide-Kalk,<br />

der Silex-Knollen enthält.<br />

1.3.5.3 Wie die Klippen in den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

kamen<br />

Die ostalpine Roggenstock-Decke sowie Radiolarite<br />

<strong>und</strong> Ophiolithe sind auf das Ybrig beschränkt. Die penninische<br />

Klippendecke, wie sie an den Mythen vorkommt,<br />

tritt in den westlichen Zentralschweizer Klippenbergen<br />

Buochserhorn, Stanserhorn, den Giswiler<br />

Stöcken <strong>und</strong> im Rotspitz wieder auf. Sie fehlt dann bis<br />

westlich des Thunersees, wo sie als grosse zusammenhängende<br />

Decke der Préalpes Romandes wieder einsetzt.<br />

Zwischen den Klippenbergen der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> den Préalpes fehlen Klippen-Elemente.<br />

Früher glaubte man, die Klippen seien als ganze<br />

zusammenhängende Decke überschoben worden.<br />

Gebietsweise wären dann Teile dieser Decke vollständig<br />

erodiert <strong>und</strong> einzelne Überreste, die heutigen Klippen<br />

eben, zurückgeblieben. Da in den Zwischenbereichen<br />

selbst kleinste Reste fehlen, ist diese These<br />

suspekt. Viel eher gelangten die verschiedenen Klippen<br />

einzeln auf unterschiedlichen Wegen an ihre heutige<br />

Stelle. Beim Transport über hügeliges Relief wurden<br />

die Decken auseinandergerissen <strong>und</strong> kamen als<br />

einzelne Bruchstücke durch Depressionen, Senken in<br />

der Oberfläche (Bisistal- <strong>und</strong> Haslital-Depression), an<br />

ihre heutige Position (Kap. 7).<br />

23


1.4 Eiszeitalter<br />

War es die Sintflut, die ortsfremde Gesteine aus den<br />

Alpen ins Mittelland spülte? Diese Frage beschäftigte<br />

die Forscher lange Zeit. Schon im späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

fiel dem Sohn des Pfarrers von Grindelwald auf,<br />

dass alte Moränen weit ausserhalb der Gletscher lagen.<br />

Der Walliser Forstingenieur Venetz mutmasste in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts als erster, dass die<br />

Alpengletscher bis ins Mittelland vordrangen. De<br />

Charpentier, Direktor der Salzminen von Bex, hielt<br />

erstmals öffentlich eine Rede über solche Gletscherausdehnungen<br />

<strong>und</strong> wurde ausgelacht. Letztendlich<br />

verhalf LOUIS AGASSIZ 1840 der Eiszeittheorie zum<br />

Durchbruch.<br />

Vor der Mitte des 19. Jahr<strong>und</strong>erts war klar, dass mindestens<br />

zwei Kaltzeiten existierten. HEER (1865, 1879)<br />

fand in Warmzeiten abgelagerte Schieferkohlen zwischen<br />

kaltzeitlichen Ablagerungen. PENCK erkannte<br />

um 1885 drei Vereisungen, 1901 deren vier, die er nach<br />

den süddeutschen Flüssen Günz, Mindel, Riss <strong>und</strong><br />

Würm benannte. In der Folge stieg die Anzahl Kaltzeiten<br />

ständig an. Nach heutigen Erkenntnissen sind es<br />

mindestens 12 Kaltzeiten mit markanten Gletschervorstössen.<br />

Früher wurden die Ablagerungen des vorletzten Gletschervorstosses<br />

als „Riss“ bezeichnet <strong>und</strong> als die grössten<br />

Vorstösse interpretiert. Untersuchungen zeigten,<br />

dass die vorletzte Kaltzeit bei weitem nicht die grösste<br />

war. Heute spricht man von „Grossen <strong>und</strong> Grössten<br />

Vergletscherungen“, von denen die mächtigen Ablagerungen<br />

stammen. Die „Würm“-Kaltzeit wird einfach<br />

„Letzte Vergletscherung“ genannt (SCHLÜCHTER &<br />

KELLY 2000). Der ganze Zeitabschnitt der Klimaschwankungen<br />

umfasst als Eiszeitalter mit Kalt- <strong>und</strong><br />

Warmzeiten die letzten zwei Millionen Jahre. In der<br />

grössten Kaltzeit vereinigten sich die grossen alpinen<br />

Gletscherströme bei Koblenz <strong>und</strong> stiessen bis Möhlin<br />

24<br />

vor. Die Ablagerungen der verschiedenen Kaltzeiten<br />

sind nur lückenhaft vorhanden, zu oft hat ein neuer<br />

Vorstoss die alten Ablagerungen überprägt. Die Warmzeiten<br />

können aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Floren<br />

<strong>und</strong> Faunen unterschieden werden (Kap. 1.7).<br />

Prozess (Was macht der Gletscher?) Resultierende Form (Wie sieht es aus?)<br />

Erosion / Abtrag<br />

Abrasion: Feine Gesteinspartikel am Gletschergr<strong>und</strong> scheuern<br />

das felsige Gletscherbett<br />

Gletscherschliff<br />

Plucking: Das Eis bricht Gesteinsstücke aus dem Fels Ausgebrochene Hohlformen auf der Leeseite von R<strong>und</strong>höckern<br />

Schmelzwassererosion: Schmelzwasser am Gletscherbett<br />

erodiert den Fels oder Lockergestein<br />

Gletschertöpfe, Strudellöcher im Fels (alte Bez. Gletschermühlen)<br />

Sedimentation / Ablagerung<br />

Ablagerung von Lockermaterial am Gletschergr<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>moräne mit gekritzten Geschieben<br />

Bulldozing: Verformung des Lockermaterials an der<br />

Gletscherfront beim Gletschervorstoss<br />

Endmoräne<br />

Ausschmelzen von Lockermaterial an der Oberfläche Mittel-, Ober- <strong>und</strong> Seitenmoränen<br />

Schmelzwassersedimentation: Mit dem Schmelzwasser Sander: Schotterebenen vor dem Gletscher<br />

transportiertes Lockermaterial wird abgelagert Esker: Mit Schotter gefüllte Gletscherkanäle<br />

Tab. 1.3 Gletscher gestalten die Kleinformen einer Landschaft (nach HAEBERLI et al. 2000).<br />

Abb. 1.24 Wechsellagerung Moräne (reine Gletscherablagerung)<br />

<strong>und</strong> eisrandnahe Schotter. Die Moräne ist<br />

chaotisch, die eisrandnahen, etwas verschwemmten<br />

Schotter sind eingeregelt.


Abb. 1.25 Findling von Knonau (Kt. Zürich). Während des<br />

Eiszeitalters fiel dieser Nagelfluhblock vom Rossberg<br />

auf den Reuss-Gletscher <strong>und</strong> wurde nach<br />

einem Transportweg von 18 km in Knonau als ortsfremdes<br />

Gestein (Findling) abgelagert.<br />

Der Linth-Gletscher soll über den St.Meinrad ins Sihltal<br />

geflossen sein? Weshalb weiss man, dass der<br />

Muota/Reuss-Gletscher aus dem Muotatal <strong>und</strong> dem<br />

Urnerland fast bis Bennau vorgedrungen ist?<br />

Zum Glück hinterlassen die Gletscher Spuren. Gletscher<br />

fliessen ähnlich wie Honig auf einer schiefen<br />

Ebene langsam abwärts (heutige Alpengletscher 50–<br />

100 m/Jahr, polare Eisströme 500–1000 m/Jahr). Ein<br />

Gletscher schafft dadurch einerseits Gesteinsmaterial<br />

weg, er erodiert, andererseits kann er auch grosse<br />

Mengen Lockermaterial anhäufen, sedimentieren. In<br />

Tab. 1.3 sind Prozesse <strong>und</strong> die daraus resultierenden<br />

Formen aufgelistet. Die heutige Landschaftsform weist<br />

sowohl Erosions- als auch Sedimentationsformen auf.<br />

Moränen, R<strong>und</strong>höcker, Findlinge, Schotterfelder <strong>und</strong><br />

Terrassen ermöglichen die Rekonstruktion alter Gletscherstände<br />

<strong>und</strong> Fliessrichtungen. Sich wiederholende<br />

Wechsellagerungen von Moräne <strong>und</strong> Flussablagerungen<br />

bek<strong>und</strong>en mehrere Gletschervorstösse.<br />

Analysen von Lockergestein in Schottern <strong>und</strong> Moräne<br />

liefern zusätzliche Informationen über das Einzugsgebiet<br />

der Gletscher. Die verschiedenen alpinen Gletscher<br />

zeichnen sich durch charakteristische Leitgesteine<br />

aus, die nur aus dem Einzugsgebiet eines<br />

bestimmten Gletschers stammen können. Für den<br />

Linth-Gletscher ist es Verrucano, für den Rhein-Gletscher<br />

Juliergranit <strong>und</strong> für den Reuss-Gletscher Windgällen-Porphyr.<br />

Aaregranit kommt im Reuss-Gletscher<br />

vor, nur selten im Linth-Gletscher.<br />

Die eiszeitlichen Gletscher haben auch im <strong>Kanton</strong><br />

<strong>Schwyz</strong> ihre Spuren hinterlassen. Es sind vor allem<br />

Moränen, Findlinge <strong>und</strong> Schotter, die Aussagen über<br />

die Ausdehnung <strong>und</strong> Mächtigkeit einstiger <strong>Schwyz</strong>er<br />

Gletscher liefern.<br />

Der Linthanteil des Linth/Rhein-Gletschers mit seinen<br />

Zuschüssen, dem Wägitaler- <strong>und</strong> dem Alp/Sihl/<br />

Minster-Gletscher, <strong>und</strong> der Muota/Reuss-Gletscher<br />

bedeckten den <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> während des Eiszeitalters<br />

grossflächig (HANTKE 1980). (Der Muota/<br />

Reuss-Gletscher wird in Kap. 3 ausführlich beschrieben.)<br />

Besonders während der eiszeitlichen Gletscher-<br />

Abb. 1.26 Am Fusse des Bös Fulen <strong>und</strong> des Grisset sind im Sonnenlicht Moränen der Kleinen Eiszeit zu sehen.<br />

25


hochstände haben sich die verschiedenen Gletscher<br />

gegenseitig beeinflusst. Grosse Gletscher drängten<br />

kleine Seitengletscher in ihre Täler zurück. Die<br />

Mächtigkeit der einzelnen Gletscher kann anhand der<br />

höchstgelegenen Findlinge bestimmt werden. Die<br />

Eisströme waren zeitweise über 1500 m mächtig. Mit<br />

Ausnahme einiger über die Eisoberfläche ragender,<br />

steiler Gipfel (Nunatak) war der ganze <strong>Kanton</strong> eisbedeckt.<br />

Am Ende der letzten Kaltzeit schmolz das Eis mit kurzen<br />

Wiedervorstossphasen zurück. Heute vermögen<br />

nur noch kleine Firnfelder am Bös Fulen den Sommer<br />

zu überdauern. Kleinere Moränenwälle im Vorfeld<br />

stammen aus der Kleinen Eiszeit, Eisvorstössen zwischen<br />

1600–1850 (Abb. 1.26).<br />

1.4.2.1 Grössere Vergletscherungen<br />

Zur Zeit der grössten Vergletscherungen vor 780'000<br />

Jahren lag der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> zu über 95% unter Eis.<br />

Die Einsattelungen zwischen Ibergeregg <strong>und</strong> Haggenegg<br />

bildeten Firnsättel zwischen dem Muota/Reuss-<br />

Gletscher im Süden <strong>und</strong> dem Minster-, resp. Alp-Gletscher<br />

im Norden. Eis floss zudem über den Pragelpass<br />

<strong>und</strong> die Goldplangg zwischen Muotathal <strong>und</strong> Riemenstalden.<br />

Auf dem Stöcklichrüz, auf 1200 m ü.M.,<br />

26<br />

berührten sich Sihl- <strong>und</strong> Linth-Gletscher. Während der<br />

Maximalausdehnung reichte der Linth-Gletscher bis<br />

zum Raten, was für den Linth-Gletscher typische Leitgesteine,<br />

die dort zu finden sind, belegen. Ein Seitenarm<br />

des Muota/Reuss-Gletschers floss durch das<br />

Rothenthurmer Tal.<br />

1.4.2.2 Letzte Vergletscherungen<br />

Zur letzten Kaltzeit, mit der Maximalausdehnung der<br />

Gletscher vor zirka 18'000 Jahren, lagen erneut über<br />

90% des <strong>Kanton</strong>s unter dem Eis. Eine Zunge des<br />

Linth-Gletschers floss über den St.Meinrad-Pass <strong>und</strong><br />

zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen gegen Einsiedeln <strong>und</strong><br />

staute den Sihl-Gletscher. Zwei mächtige Endmoränen<br />

sind Zeugen davon. Einerseits bildet der Endmoränenkranz<br />

Altberg–Hartmannsegg–Hinterhorben den Abschluss<br />

des Linth-Gletschers (die Gletscherzunge lag<br />

in der Schwantenau), andererseits ist es die mindestens<br />

100 m mächtige Endmoräne des Sihl-Gletschers von<br />

Ober-Waldweg (Abb. 1.27). Die beachtliche Breite der<br />

Moränen deutet auf mehrere Gletschervorstösse in<br />

verschiedenen Kaltzeiten hin. Eine solche Menge<br />

Moränenmaterial kann unmöglich während eines einzigen<br />

Hochstandes angehäuft werden. Beim Abschmelzen<br />

des Sihl-Gletschers bildete sich am Ende<br />

einer Eiszeit ein Ur-Sihlsee.<br />

Abb. 1.27 Schwantenau mit dem Endmoränenkranz Hartmannsegg–Hinterhorben. Während der letzten Vergletscherung floss der<br />

Linth-Gletscher zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen dem Sihl-Gletscher entgegen. Die Gletscherzunge des Linth-Gletschers<br />

lag in der Schwantenau.


Abb. 1.28 Karstoberfläche mit den typischen Rillen im<br />

Gestein, die durch Kalklösung in Kontakt mit Wasser<br />

entstehen.<br />

In älteren Kaltzeiten lagerten Schmelzwässer des<br />

Linth-Gletschers <strong>und</strong> des kuchenförmig am Buechberg<br />

stirnenden Wägitaler Gletschers glaziale Schotter<br />

ab. In Warmzeiten wuchsen Bäume auf diesem<br />

Lockermaterial. Mittelmoränen, kiesreiche Moränen,<br />

Schotter <strong>und</strong> Findlinge belegen, dass der Benkner<br />

Büchel <strong>und</strong> der Buechberg in der jüngsten Kaltzeit<br />

wieder von Eis überflossen wurden. Der Wägitaler<br />

Gletscher wurde vom wachsenden Linth-Gletscher<br />

wieder ins Wägital zurückgedrängt.<br />

1.5 Verwitterung <strong>und</strong> Gesteinsabtrag<br />

Gesteine, die frei an der Oberfläche liegen, verwittern<br />

mechanisch <strong>und</strong> chemisch. Mechanische Verwitterung<br />

geschieht durch Gesteinszertrümmerung.<br />

Schwächezonen (feine Risse, Klüfte, Scherstörungen)<br />

begünstigen das Eindringen von Wasser, welches<br />

gefriert <strong>und</strong> das Gestein sprengt (Frostsprengung). Bei<br />

der chemischen Verwitterung hingegen wird das<br />

Gestein durch chemische Reaktionen zwischen Wasser<br />

<strong>und</strong> Gestein gelöst.<br />

Die Berge werden jedoch nicht nur abgetragen <strong>und</strong><br />

ständig kleiner. Die Hebung der Alpen (<strong>und</strong> des Alpenvorlandes)<br />

geht bis heute weiter. Die Hebungsraten,<br />

gemessen gegenüber einem Referenzpunkt in Aarburg,<br />

betragen im Raume Luzern–Goldau zwischen 0.25<br />

mm/Jahr <strong>und</strong> 0.3 mm/Jahr. In Richtung Alpen nimmt<br />

die Hebungsrate zu. Der Gotthard hebt sich, nach Messungen<br />

der Landestopographie, zirka 1 mm/Jahr. Demgegenüber<br />

stehen Erosionsraten ähnlicher Grössenordnung.<br />

Dabei beträgt die chemische Verwitterung zirka<br />

1⁄6 der mechanischen Verwitterung (JÄCKLI 1958).<br />

Sowohl die mechanische als auch die chemische Verwitterung<br />

sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> sehr gut beobachtbar.<br />

Rutschungen, Sackungen <strong>und</strong> Murgänge kommen<br />

überall vor. Grössere Ereignisse wie die Goldauer<br />

Bergstürze (Kap. 3.7) prägen das Landschaftsbild.<br />

Auch in Zukunft sind Felsstürze nicht ausgeschlossen,<br />

was jüngste Ereignisse wie die Felsstürze am Druesberg<br />

1989 <strong>und</strong> am Mythen 1998 belegen. Die grosse<br />

Anzahl Höhlen <strong>und</strong> die riesigen verkarsteten Gebiete<br />

zeugen von chemischer Verwitterung.<br />

Als Karst (Abb. 1.28) wird eine Landschaftsform<br />

bezeichnet, die durch chemische Verwitterung von<br />

hauptsächlich kalkreichen Gesteinen entsteht. Die<br />

Oberflächenentwässerung fehlt. Das Wasser versickert<br />

in den Untergr<strong>und</strong>, setzt dort seine lösende Wirkung<br />

fort <strong>und</strong> bildet Höhlensysteme. In einer Karstquelle<br />

tritt es am Rande des Karstgebietes wieder an die<br />

Oberfläche. Dolinen (Abb. 1.29) sind typische<br />

Erscheinungen in Karstgebieten.<br />

Nicht alle kalkhaltigen Gesteine sind gleich gut löslich,<br />

hauptsächlich Quintner Kalk, Schrattenkalk <strong>und</strong><br />

Seewer Kalk sind verkarstungsfähig. Mergelige, tonige<br />

Schichten wie Amdener Mergel oder Drusberg-<br />

Schichten hingegen lösen sich weit weniger. Sie bilden<br />

deshalb oft die Basis von Höhlensystemen <strong>und</strong> wirken<br />

als Gr<strong>und</strong>wasserstauer.<br />

Ausgedehnte Karstlandschaften wie Silberen <strong>und</strong> Charetalp,<br />

Glattalp <strong>und</strong> Wägitaler Berge prägen die<br />

<strong>Schwyz</strong>er Alpen. Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> beheimatet mit<br />

dem Höllloch das grösste Höhlensystem Europas <strong>und</strong><br />

eines der grössten der Welt. Die vermessene Gesamtlänge<br />

beträgt 186 km (Stand 2002). Das benachbarte<br />

35 km lange Silberensystem ist mit dem Höllloch<br />

durch eine noch nicht begehbare eingestürzte Zone<br />

verb<strong>und</strong>en. Diese Höhlen bildeten sich hauptsächlich<br />

im Schrattenkalk, Seewer Kalk <strong>und</strong> teilweise in den<br />

Drusberg-Schichten (WILDBERGER & PREISWERK<br />

1997). Neben den beiden Systemen wurden im <strong>Kanton</strong><br />

einige H<strong>und</strong>ert grössere <strong>und</strong> kleinere Höhlen entdeckt<br />

<strong>und</strong> vermessen.<br />

Abb. 1.29 Dolinen zwischen Spirstock <strong>und</strong> Nühüttli. Im<br />

Untergr<strong>und</strong> wird Gestein weggelöst bis die Hohlräume<br />

zu gross werden <strong>und</strong> einstürzen. An der<br />

Oberfläche sind in der Folge Einsturztrichter<br />

erkennbar.<br />

27


Bedeutende Karstquellen sind die Fläschloch- <strong>und</strong><br />

H<strong>und</strong>slochquelle im Wägital (SCHARDT 1924), die<br />

Schlichenden Brünnen, die Brünnen bei Hinter Seeberg<br />

im Bisisthal <strong>und</strong> die Aufstösse in Studen (Kap. 2<br />

Geotop-Beispiel 11). Das durch Karstspalten eingedrungene<br />

Regen- <strong>und</strong> Schmelzwasser durchfliesst die<br />

unterirdischen Systeme schnell. Infolge der fehlenden<br />

Reaktionsszeit ist das Wasser von Karstquellen<br />

schlecht filtriert.<br />

Während früher dem Abtrag ein hoher Stellenwert<br />

zugesprochen wurde, hat dieser aufgr<strong>und</strong> neuerer Messungen<br />

<strong>und</strong> Korrekturen massiv an Bedeutung eingebüsst<br />

(HANTKE 1982, 1991, HANTKE et al. 2002Ka-f,<br />

AMMANN 1987). Selbst in Gebieten mit vielen erosionsanfälligen<br />

Gesteinen wie im Ybrig haben neuere Messungen<br />

den Abtrag deutlich nach unten korrigiert.<br />

Seit dem Stau des Sihlsees im Jahre 1937 wurden bis<br />

1978/79 drei Millionen m 3<br />

Lockermaterial im Sihlsee<br />

abgelagert. 1.5 Millionen m 3 stammen aus dem Einzugsgebiet<br />

der Minster, 400'000 m 3 aus dem Einzugsgebiet<br />

der Sihl <strong>und</strong> 200'000 m 3 aus jenem des Eubach.<br />

Für das Einzugsgebiet der Minster erhält AMMANN<br />

(1987) einen mittlereren Abtrag von 0.19 mm/Jahr. Er<br />

hat versucht, den Schlammabtrag der einzelnen<br />

Quelläste zu eruieren. Waag <strong>und</strong> Chäswaldbach zeigten<br />

mit 0.02 mm/Jahr die kleinste, Heiken- <strong>und</strong> Surbrunnentobel<br />

mit 0.76–1.52 mm/Jahr die grösste<br />

Intensität. Vor der intensiven Waldnutzung durch den<br />

Menschen dürften die Werte noch tiefer gelegen<br />

haben.<br />

Die Intensität der mechanischen Verwitterung ist von<br />

der Gesteinsart abhängig. Sie ist hoch an aktiven Hängen,<br />

die immer wieder rutschen, <strong>und</strong> an Schwebestoff<br />

liefernden Uferstrecken. Der Surbrunnen-Flysch<br />

(Kap. 1.3.2) nimmt eine Zwischenstufe ein zwischen<br />

28<br />

leicht erodierbarem Lockergestein <strong>und</strong> hartem Fels,<br />

der resistenter gegen mechanische Verwitterung ist.<br />

In den Kalkgesteinen des Helvetikums (Kap. 1.3.3) ist<br />

neben dem mechanischen Abtrag der Talränder noch<br />

die chemische Verwitterung beteiligt. In der Silberen<br />

betrug die Karbonatlösung der Oberfläche während<br />

der letzten 10'000 Jahre 0.01 mm/Jahr (Kap. 7.2 <strong>und</strong><br />

HANTKE 1982). In den Kaltzeiten des Eiszeitalters war<br />

die Kalklösung vernachlässigbar klein. Die helvetischen<br />

Decken sind in den letzten fünf Millionen Jahren<br />

durch Lösung 25–30 m, der wegen seines kieseligen<br />

Anteils viel schlechter lösliche Kieselkalk nur um<br />

wenige Meter erniedrigt worden.<br />

1.6 Talbildung<br />

Ist es Zufall, dass sich die Täler heute genau dort<br />

befinden, wo sie sind? Haben Bäche <strong>und</strong> Flüsse ihren<br />

Weg nach dem Zufallsprinzip gewählt <strong>und</strong> irgendwo<br />

ein Tal zu formen begonnen? Die Antwort ist einfach:<br />

Nein, es ist hauptsächlich der geologische<br />

Bau, die Tektonik, die zur Talbildung führt. Störungen<br />

im Gesteinsuntergr<strong>und</strong> (Scherstörungen, Auf- <strong>und</strong><br />

Abschiebungen, Blattverschiebungen, Faltenmulden,<br />

aufgebrochene Gewölbe, Deckengrenzen) bilden<br />

Schwächezonen, die anfällig auf Erosion <strong>und</strong> Verwitterung<br />

sind. Der Gesteinsuntergr<strong>und</strong> ist nie völlig<br />

homogen. All diese Erscheinungen zeichneten Fliessgewässern<br />

<strong>und</strong> Gletschern den Weg vor. Die Anlage<br />

der Täler ist, entgegen der verbreiteten Meinung, nicht<br />

die Folge von Vereisungen, sondern vor allem von<br />

gebirgsbildenden Prozessen. Die tektonisch angelegten<br />

Täler werden durch anschliessende mechanische<br />

Verwitterung ständig breiter. Vor allem Fels- <strong>und</strong> Bergstürze<br />

spielen dabei eine wichtige Rolle.<br />

Man unterscheidet Längstäler <strong>und</strong> Quertäler. Ein<br />

Längstal verläuft parallel zu Grossstrukturen wie<br />

Deckengrenzen oder Faltenachsen, ein Quertal senkrecht<br />

dazu. Die Deckengrenzen verlaufen oft zirka<br />

Abb. 1.30 Blattverschiebung im Tal des Sihlsees. Die Äussere Einsiedler Schuppenzone beidseits des Sihlsees wurde um zirka<br />

100m versetzt. Die unterschiedlichen Schichten der Schuppenzone sind farblich differenziert dargestellt (nach HANTKE<br />

et al. 1998).


West–Ost (Abb.1.2), so das Riemenstaldnertal. Bisistal<br />

<strong>und</strong> Sihltal hingegen sind Quertäler. Sie bildeten<br />

sich entlang Nord–Süd verlaufender Schwächezonen,<br />

die während der Deckenbewegung entstanden sind.<br />

Im Urner See liegt der Fels bis gegen 200 m unter dem<br />

Meeresspiegel. Die Anlage des Tales ist tektonischen<br />

Ursprungs. Eine Blattverschiebung mit einem Versetzungsbetrag<br />

von mehr als 700 m existierte bereits vor<br />

dem Eiszeitalter. Der Reuss-Gletscher durchfloss in<br />

der Folge die tektonisch angelegte Urnersee-Talung.<br />

Im Muotatal liegt der Fels nach geophysikalischen<br />

Untersuchungen mindestens 120–200 m, lokal gar<br />

500 m unter der heutigen Talsohle. Beim Schlattli <strong>und</strong><br />

in der Muotaschlucht tritt der Fels jedoch an die Oberfläche.<br />

Das Muotatal weist ebenfalls viele Scherstörungen<br />

auf. Hangschutt von den Talflanken <strong>und</strong> der<br />

Muota-Gletscher mit seinem glazialen Schutt füllten<br />

das Tal bis zum Felsriegel beim Schlattli. Starzlen-,<br />

Grindsblacken- <strong>und</strong> Riemenstaldner-Tal folgen der<br />

Deckengrenze zwischen Axen- <strong>und</strong> Drusberg-Decke.<br />

Scherstörungen <strong>und</strong> Klüfte prägen auch die Talung<br />

von Rothenthurm, das Alptal, das Sihltal <strong>und</strong> das<br />

Wägital. Bei der Talung des Sihlsees betragen Versetzungen<br />

aufgr<strong>und</strong> von Scherstörungen über 100 m<br />

(Abb. 1.30). Bei der Willerzeller Uferstrasse zeigt sich<br />

eine Versetzung von 10 m beidseits der Strasse. Im<br />

Waagtal (Kap. 2 Geotop-Beispiel 10) wurde eine horizontale<br />

Verschiebung von 330 m <strong>und</strong> eine vertikale<br />

von 280 m gemessen. Die glaziale Aufschüttung<br />

beträgt in der Talung von Rothenthurm 50 m. Im Alptal<br />

ergab eine Tiefbohrung, dass mindestens 135 m<br />

Lockergestein (meist Schotter) das Tal füllen.<br />

ALB. HEIM (1894a) betrachtete das Zürichsee-Tal als<br />

von einer Ur-Sihl, das Glatttal als von einer Ur-Linth<br />

ausgeräumtes Flusstal. Die Wissenschaft glaubte dann<br />

lange Zeit, dass das Zürichsee Becken ein rein von<br />

Gletschern ausgeräumtes Tal sei (PENCK & BRÜCKNER<br />

1909). Die verkitteten Gesteine auf dem Üetliberg <strong>und</strong><br />

Albis wurden als glaziale Schotter der ältesten Kaltzeit<br />

gedeutet, als Teile einer riesigen bis zum Irchel reichenden<br />

Schotterflur. Das ganze Zürichsee Tal wäre<br />

anschliessend innerhalb von 600'000 Jahren bis auf<br />

den Felsgr<strong>und</strong> ausgeräumt worden. Folgende Überlegungen<br />

widersprechen dieser Annahme <strong>und</strong> deuten auf<br />

eine bereits vor den Gletschervorstössen existierende<br />

Hohlform hin. Die „Schotter“ auf Üetliberg <strong>und</strong> Albis<br />

werden nicht mehr als schmelzwasserbedingte Schotterebenen,<br />

sondern nach Untersuchungen von WAGNER<br />

Abb. 1.31 Das Waagtal – Entgegen der weit verbreiteten Meinung<br />

sind nicht die Gletscher, sondern tektonische<br />

Prozesse an der Anlage der Täler beteiligt, was<br />

Kluftmessungen bestätigen (Kap. 4).<br />

(2001c) <strong>und</strong> HANTKE & WAGNER (2003a) als ausgeschmolzenes<br />

Mittelmoränenmaterial gedeutet. Dieses<br />

Lockermaterial wurde durch Schmelzwasser verschwemmt<br />

<strong>und</strong> durch kalkreiches Feinmaterial, durch<br />

„Gletschermilch“, zu „löchriger Nagelfluh“ (Name für<br />

diese Deckenschotter, hat nichts mit der Nagelfluh der<br />

Molasse zu tun) verkittet.<br />

Der ganze Raum der Zürichsee-Talung, der innerhalb<br />

der 600'000 Jahre des Eiszeitalters hätte ausgeräumt<br />

werden müssen, entspricht mindestens 90 km 3 , Scheidegger<br />

errechnete gar 124 km 3 . Eine mittlere Erosionsrate<br />

von 150'000 m 3 pro Jahr wäre nötig. Weil während<br />

der Warmzeiten mit dichter Bewaldung die Erosion<br />

kleiner ist, bleibt für die Ausräumung nur die kurze Zeit<br />

des Eisvorstosses <strong>und</strong> des Abschmelzens bis zur Wiederbewaldung.<br />

Für die Ausräumung stehen daher weniger<br />

als 100'000 Jahre zur Verfügung. Während dieser<br />

Zeit müssten umgerechnet 600'000 m 3 pro Jahr erodiert<br />

werden, was aufgr<strong>und</strong> aktueller Beobachtungen unmöglich<br />

ist. Die Linth hat z.B. von 1910–1931 pro Jahr<br />

nur 126'000 m 3 Verwitterungsschutt aus dem Glarnerland<br />

in den Walensee geschüttet. Das Gefälle im Glarnerland<br />

<strong>und</strong> somit die Erosionsleistung ist einiges höher<br />

als in der Zürichsee-Talung.<br />

29


Wiederholtes Vorstossen <strong>und</strong> Abschmelzen mehrerer<br />

Linth-Gletscher in eine bereits existierende, tektonisch<br />

angelegte Talung ist viel wahrscheinlicher als Talbildung<br />

durch Gletschererosion. Der Gletscher braucht<br />

mit dem Eintritt einer Warmzeit nur abzuschmelzen,<br />

was viel weniger lange dauert als die zur Ausräumung<br />

von Molasse-Fels benötigte Zeit. Berechnungen ergeben,<br />

dass ein 700 m mächtiger Gletscher mindestens<br />

1000, maximal 3000 Jahre für das Abschmelzen<br />

benötigt. Beobachtungen an heutigen Alpengletschern<br />

zeigen, dass ein Abschmelzen sogar in viel kürzerer<br />

Zeit möglich ist. Der Unteraar-Gletscher war zur Zeit<br />

des letzten Gletscherhochstandes im Jahre 1850 direkt<br />

von der Lauteraarhütte aus erreichbar. Heute, 150<br />

Jahre später, führen im Fels angebrachte Leitern zum<br />

150 m tiefer gelegenen Gletscher. Dies entspricht<br />

einem mittleren jährlichen Verlust von 1 m Eisdicke.<br />

Dasselbe gilt für den Konkordiaplatz auf dem Aletsch-<br />

Gletscher, der heute von der Konkordiahütte aus ebenfalls<br />

auf Leitern erreicht wird.<br />

1.7 Vegetation <strong>und</strong> Klima<br />

Aus der Vegetation lassen sich zuverlässig Schlüsse<br />

über das herrschende Klima ziehen. Die Klimageschichte<br />

wird weitgehend durch Auswertungen der<br />

Waldgeschichte mit Pollenanalysen rekonstruiert.<br />

Mit chemischen Analysen (z.B. δ 18 O) aus Eisbohrkernen<br />

des grönländischen Inlandeises <strong>und</strong> aus Tiefsee<br />

Bohrkernen lässt sich das Klima bis 400'000<br />

Jahre zurückverfolgen. Zwischen kaltzeitlichen Ablagerungen<br />

gef<strong>und</strong>ene Schieferkohle <strong>und</strong> Baumstämme<br />

können mit Hilfe der 14 C-Methode datiert<br />

werden.<br />

Mit Hilfe fossiler Floren (Blätter, Hölzer, Früchte,<br />

Samen, Pollen, Sporen, die fossil erhalten sind) lässt<br />

sich die Klimageschichte der Molassezeit rekonstruieren.<br />

Dabei geben vor allem Pflanzengesellschaften<br />

präzise Werte. Die Vergesellschaftungen, z.B. Pollenzusammensetzungen,<br />

änderten sich mit einem<br />

Klimawandel. Die wärmeliebendsten Arten starben<br />

während den Kaltzeiten aus, andere überlebten an<br />

wärmeren Reliktstandorten. In der folgenden Warmzeit<br />

konkurrenzierten sich die verbliebenen Arten <strong>und</strong><br />

neue charakteristische Pflanzengesellschaften entstanden.<br />

In der Zentralschweiz lieferten F<strong>und</strong>stellen in der<br />

Unteren Süsswassermolasse, an der Rigi in Weggis<br />

<strong>und</strong> bei Arth, am Rossberg, am Morgartenberg, bei<br />

Teufsetzi am Ägerisee, um Rothenthurm, im Greit am<br />

Höhronen, am Rinderweidhorn <strong>und</strong> am Buechberg<br />

30<br />

teils recht ergiebige F<strong>und</strong>e, eigentliche Pflanzengesellschaften.<br />

Die F<strong>und</strong>stellen bei Arth zeichnen sich durch reiche<br />

Farnfloren mit Wasserfichte <strong>und</strong> nordamerikanischem<br />

Silber-Ahorn aus. An wärmeliebenden Laubhölzern<br />

dominierten ein fernöstliches Walnuss- <strong>und</strong> ein Lederstrauch-Gewächs,<br />

ebenfalls unter den Wärmeliebenden<br />

eine nordamerikanische Hickory-Art <strong>und</strong> bei den<br />

eher hiesigen Bäumen eine Wasserulme, Erlen <strong>und</strong><br />

Föhren. Am Gnipen fanden sich Sumpfzypresse, Wasserfichte<br />

– jüngst Strünke in Lebensstellung, eingebettet<br />

in Mergel (Kap. 3.7) – Rotholz, Amberbaum,<br />

Kadsurabaum, Flügelnuss, Wachsbeerstrauch, Silber-<br />

Ahorn <strong>und</strong> Campherbaum. Rohrkolben belegen<br />

Ufernähe, Torfmoos feuchte Standorte. Am Morgartenberg<br />

herrschten Sumpfzypresse <strong>und</strong> Campherbaum<br />

vor. Reich vertreten waren Wasserfichte,<br />

Amberbaum, Hainbuche, Erle, Silber-Ahorn, ein ausgestorbenes<br />

Lorbeergewächs, Walnuss-Gewächse traten<br />

zurück. Rohrkolben <strong>und</strong> Riedgräser säumten die<br />

Ufer. Benachbart wuchsen Amberbaum, Erle, Sumpfzypresse,<br />

Wasserfichte, Campherbaum, Weide, Pappel,<br />

Platane <strong>und</strong> Wachsbeerstrauch. Schilf, Schachtelhalm<br />

<strong>und</strong> ein Wasserfarn belegen einen Altlauf. Am<br />

Ostrand der Rossberg-Schüttung wuchsen im Uferwald<br />

Seerose, Kaki, Zwergpalme, Waldmeister <strong>und</strong> ein<br />

atlantischer Farn mit engem Vorkommensbereich bei<br />

15–18°C Jahresmitteltemperatur. Am Buechberg fand<br />

sich neben Campherbäumen <strong>und</strong> Erlen ein Goldtannen-Zapfen<br />

(HANTKE 1956, 1991).<br />

Zwischen den fossilen Floren gelegene Nagelfluhbänke<br />

bek<strong>und</strong>en kühlzeitliche, bei tiefer Waldgrenze<br />

ins Vorland ausgebrochene Schuttstränge von niedergegangenen<br />

Rüfen, welche Seen stauten. Erneute Niedergänge<br />

liessen die Schuttdämme bersten <strong>und</strong> Schuttmassen<br />

ins Vorland austreten (Abb. 1.6, S. 13).<br />

Zur Zeit der Oberen Meeresmolasse mag sich die<br />

Bewaldung im flachen Uferbereich, aufgr<strong>und</strong> gleichaltriger<br />

F<strong>und</strong>e im Toggenburg, um 80% bewegt haben.<br />

Erst in den Warmzeiten des Eiszeitalters haben Berge<br />

<strong>und</strong> Täler eine mit heute vergleichbare Gestalt angenommen.<br />

Sie waren je nach Höhenlage, mit Ausnahme<br />

unwirtlicher Kalkhochflächen <strong>und</strong> höchster Gipfel,<br />

zwischen 65% <strong>und</strong> 0% bewaldet. – Heute liegt der<br />

Waldanteil im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> bei 30%. – In Kaltzeiten<br />

dagegen vermochte sich nur an steilen Süd- bis<br />

Westlagen über die Gletscher emporragender Gipfel<br />

eine genügsame, alpine Reliktflora zu halten <strong>und</strong> die<br />

Eiszeiten zu überdauern (HANTKE & SEITTER 1985,<br />

HANTKE et al. 2001). Von diesen aus konnte sie sich,<br />

zusammen mit den jeweils von Reliktstandorten in SE-


Jahre vor<br />

heute<br />

2'000<br />

4'000<br />

6'000<br />

8'000<br />

10'000<br />

12'000<br />

14'000<br />

16'000<br />

18'000<br />

Geologische<br />

Gliederung<br />

Holozän<br />

Pleistozän<br />

Nacheiszeit<br />

Ausgehende letzte<br />

Vergletscherungen<br />

Fichte<br />

Buche<br />

Pflanzenwelt Kulturen<br />

Weisstanne<br />

Eichenmischwald:<br />

Hasel, Linde,<br />

Eiche, Ulme, Ahorn.<br />

Hasel<br />

Föhre<br />

Birke<br />

Wacholder<br />

Wermut<br />

Kälte-Steppe: T<strong>und</strong>ra<br />

Neuzeit<br />

Mittelalter<br />

Römerzeit<br />

Eisenzeit<br />

Bronzezeit<br />

Neolithikum<br />

(Jungsteinzeit)<br />

Mesolithikum<br />

(Mittelsteinzeit)<br />

Paläolithikum<br />

(Altsteinzeit)<br />

Tab. 1.4 Wald- <strong>und</strong> Kulturgeschichte ab Ende der letzten<br />

Eiszeit (nach LÜDI 1939 <strong>und</strong> LEUZINGER-PICCAND<br />

1996b)<br />

<strong>und</strong> SW-Europa in beginnenden Warmzeiten zurückgewanderten<br />

Arten, erneut ausbreiten.<br />

Die zeitliche Einstufung der Kaltzeiten erfolgt neben<br />

ihrer Lage zu Moräne <strong>und</strong> Schotter verlässlich durch<br />

warmzeitliche Floren <strong>und</strong> Faunen. Schon LÜDI (1953)<br />

konnte im Mittelland mehrere in ihrem Floreninhalt<br />

sich unterscheidende Warmzeiten nachweisen. WEL-<br />

TEN (1988) fand am Buechberg <strong>und</strong> SIDLER (1988) im<br />

Zugerland zwei durch Kaltzeiten getrennte warmzeitliche<br />

Floren. BURGA et al. (1998) konnten die Entwicklung<br />

der jüngeren <strong>und</strong> jüngsten Zeit mit Pollenfloren<br />

aufhellen.<br />

Im Gebiet des heutigen künstlichen Sihlsees bestand<br />

gegen Ende der Eiszeit <strong>und</strong> vermutlich schon in früheren<br />

Warmzeiten ein natürlicher See (HANTKE 1996).<br />

Bei der Verlandung des letzten Ur-Sihlsees wuchsen<br />

entsprechend des wärmer werdenden Klimas sukzessive<br />

andere Bäume. Die Waldfolge des Ur-Sihlsees hat<br />

LÜDI (1939) dargelegt. Zuerst siedelten sich Föhren<br />

an, allmählich Hasel, Eiche <strong>und</strong> Linde (Tab. 1.4). Bei<br />

Oberflächenproben dominieren Fichten <strong>und</strong> Föhren,<br />

82% sind Graspollen. Getreidepollen treten nur vereinzelt<br />

auf. Ein Pollenprofil wurde von HAAS in LEU-<br />

ZINGER-PICCAND (1996a,b) am Seeende aufgenommen.<br />

Die Untersuchungen der Waldgeschichte in den<br />

Voralpen (WYNISTORF 1985) <strong>und</strong> im Bödmerenwald<br />

(SIDLER 2001) haben übereinstimmende Ergebnisse<br />

mit der Wiedereinwanderung im Sihlsee-Gebiet ergeben.<br />

1.8 Mensch <strong>und</strong> <strong>Geologie</strong><br />

Den Menschen ( ) gibt es etwa seit 1.7<br />

Millionen Jahren. Verglichen mit der 4.5 Milliarden<br />

alten Erde sind wir also äusserst jung. Der Mensch<br />

machte sich geologische Fakten schon früh zu Nutze.<br />

Steine dienten ihm als Werkzeuge, Waffen <strong>und</strong> Geschirr.<br />

Archäologische F<strong>und</strong>e alter Siedlungen <strong>und</strong><br />

Rastplätze belegen dies.<br />

Auch der moderne Mensch versucht immer wieder, die<br />

geologischen Erkenntnisse zu nutzen. Wussten Sie,<br />

dass zu Beginn des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts im <strong>Kanton</strong><br />

<strong>Schwyz</strong> nach Erdöl gebohrt wurde? Haben Sie<br />

schon einmal vom Badekurort Innerthal gehört? Heute<br />

noch liefern verschiedene Gesteine, Ablagerungen der<br />

Alter Objekt F<strong>und</strong>ort Referenz<br />

8. Jh. n. Chr. Frauenkloster Lützelau TANNER 1968, ZIEGLER 1998<br />

7. Jh. n. Chr. römische Fibel Arth MEYER 1978<br />

600 n. Chr. frühmittelalterliche Gräber Pfäffikon, Freienbach<br />

3. Jh. n. Chr. Mühle Richterswil JURT 1991<br />

2.–8. Jh. n. Chr. Tempel Ufenau GUT & ZIEGLER 1983<br />

1.–3. Jh. n. Chr. verschiedene F<strong>und</strong>e GUT & ZIEGLER 1983, JURT 1991,<br />

römischer Münzen diverse Orte MEYER 1978<br />

1'800–800 v. Chr.<br />

(Bronzezeit)<br />

Beil, Axt, Dolch, Speerspitze Einsiedeln <strong>und</strong> Umgebung SCHERER 1916<br />

Steinbeile <strong>Schwyz</strong>, Küssnacht SCHERER 1910<br />

Spangen, Dolch, Klingen Gersau, Steinen SPECK 1984<br />

Beile Bisistal SPECK 1991<br />

Pollen von Kulturpflanzen Muotatal SIDLER 1994, 2001<br />

4'000–2'000 v. Chr. Seeufersiedlungen, Zürichsee,<br />

(Neolithikum) Pfahlbauten Freienbach<br />

CAVELTI 1999, 2002<br />

10'000–8'000 v. Chr. 2280 Silex-Artefakte der ersten Nordende des Sihlsees, HAAS in LEUZINGER-PICCAND<br />

(Paläolithikum) Siedlungszeit Einsiedeln 1994, 1996a,b<br />

10'000 v. Chr. Erste Besiedlung datiert HAAS in LEUZINGER-PICCAND<br />

(Paläolithikum) durch Pollendaten 1994, 1996a,b, LÜDI 1939<br />

Tab. 1.5 Eine Auswahl archäologischer F<strong>und</strong>e im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. Sie belegen die Zeit der Besiedlung nach der letzten Eiszeit.<br />

31


Molasse-, der Eis- <strong>und</strong> Nacheiszeit, wichtige Rohstoffe<br />

für das Baugewerbe. Und schliesslich verdanken<br />

wir sauberes Trinkwasser dem filtrierenden Gesteinsuntergr<strong>und</strong>.<br />

Während die Gletscher der letzten Eiszeit das Mittelland<br />

langsam wieder freigaben <strong>und</strong> das Klima wärmer<br />

wurde, durchstreiften Menschen vor 12'000 Jahren als<br />

Jäger <strong>und</strong> Sammler die sich wieder bewaldenden<br />

Gebiete. Zeugen dieser Zeit sind über 2000 Silex-<br />

Artefakte, die am nördlichen Sihlseeufer ausgegraben<br />

wurden (LEUZINGER-PICCAND 1994, 1996a,b).<br />

Gewichtige Neuf<strong>und</strong>e über 4000 Jahre alter Seeufersiedlungen<br />

wurden von CAVELTI (1999, 2002) in<br />

Freienbach gemacht. Tab. 1.5 gibt einen knappen<br />

Überblick über die entdeckten Zeugnisse einer langen<br />

Geschichte der Besiedlung des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong>.<br />

Zusätzliche Details sind der angegebenen Literatur zu<br />

entnehmen.<br />

Gold wurde im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> nie gef<strong>und</strong>en. Trotzdem<br />

ist der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> nicht ganz so arm an Rohstoffen,<br />

wie man meint. Eisenerz wurde während einiger<br />

Jahre in Lauerz abgebaut (Kap. 3.2.2). Kohle<br />

wurde in Notzeiten zum Teil genutzt. Zu Beginn des<br />

letzten Jahrh<strong>und</strong>erts (1925–28) wurde in der Linthebene<br />

bei Tuggen 1647 m tief nach Erdöl gebohrt, um<br />

Aufschluss über dessen Vorkommen in der subalpinen<br />

Molasse zu erhalten (BRAUN 1925, OCHSNER 1975).<br />

Die Ölspuren waren sehr gering, <strong>und</strong> eine wirtschaftliche<br />

Nutzung hätte sich nie gelohnt. Gasvorkommen in<br />

Spuren sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> mehrere bekannt. Bei<br />

Sondierbohrungen in Nuolen (KOPP 1955, SCHUPPLI<br />

1952) wurde Erdgas festgestellt. Auch beim Bau des<br />

Druckstollens für das Kraftwerk Wägital ist Erdgas<br />

(Methangas) ausgetreten (SCHARDT 1924). Austritte im<br />

Abb. 1.32 Aufgelassener Steinbruch in den Sandsteinen der<br />

Oberen Meeresmolasse in Freienbach<br />

32<br />

Lauerzersee (Kap. 3.2.3) dürften mit der Grenze zwischen<br />

Äusserer Einsiedler Schuppenzone <strong>und</strong> subalpiner<br />

Molasse in Zusammenhang stehen.<br />

Mineralische Rohstoffe werden vor allem für das Baugewerbe<br />

abgebaut. Viele kleinere Steinbrüche konnten<br />

nicht überleben. Ihre qualitativ guten Bereiche waren<br />

erschöpft oder sie kamen mit dem Gr<strong>und</strong>wasserschutz<br />

in Konflikt. Sie haben als sogenannte „aufgelassene“<br />

Steinbrüche nur noch historische Bedeutung. Im Gebiet<br />

Bäch, Freienbach <strong>und</strong> Wollerau gehören mehrere<br />

Steinbrüche in Sandsteinen der Oberen Meeresmolasse<br />

der Vergangenheit an (Abb. 1.32). Lockermaterial<br />

aus Moränen oder glazialen Schotterablagerungen<br />

wurden in Schindellegi, Hurden <strong>und</strong> Reichenburg<br />

abgebaut. DE QUERVAIN (1969) liefert eine interessante<br />

Zusammenstellung inklusive heute geschlossener<br />

Steinbrüche. Standorte, an denen heute noch abgebaut<br />

wird, <strong>und</strong> die Verwendung der verschiedenen Rohstoffe<br />

sind in KÜNDIG et al. (1997) zusammengestellt.<br />

Tab. 1.6 gibt eine Übersicht über die wichtigen Steinbrüche<br />

im <strong>Kanton</strong>.<br />

Die Verfügbarkeit von Trinkwasser ist vom Gesteinsuntergr<strong>und</strong><br />

abhängig. Früher wurde Wasser aus Bächen<br />

<strong>und</strong> Flüssen genutzt, bis man merkte, dass dies<br />

nicht ganz unproblematisch ist. Später verwendete<br />

man vor allem Quellwasser. Nicht alle Quellen sind<br />

zuverlässige Wasserlieferanten. Vor allem Karstquellen<br />

eignen sich schlecht. Das Wasser fliesst in Höhlensystemen<br />

schnell (bis einige km pro Tag) <strong>und</strong> wird auf<br />

dem Weg kaum gereinigt. Entsprechend anfällig sind<br />

Karstquellen auf Verschmutzungen. Weitaus sicherer<br />

ist die Nutzung von Gr<strong>und</strong>wasser in Lockergesteinen.<br />

Das Gr<strong>und</strong>wasser bildet sich durch versickernde Niederschläge,<br />

Wasser aus Seen <strong>und</strong> Flüssen. Das Wasser<br />

fliesst nur wenige Meter pro Tag durch das Lockermaterial<br />

<strong>und</strong> wird dabei gefiltert <strong>und</strong> gereinigt. Pumpwerke<br />

fördern es für den Gebrauch an die Oberfläche.<br />

Es gilt daher zum Gr<strong>und</strong>wasser Sorge zu tragen. Die<br />

Ausscheidung spezieller Schutzzonen mit Nutzungseinschränkungen<br />

soll helfen, die Qualität des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

zu erhalten oder zu verbessern.<br />

Zwei grosse Gr<strong>und</strong>wasservorkommen im <strong>Kanton</strong><br />

seien erwähnt: der Felderboden zwischen <strong>Schwyz</strong><br />

<strong>und</strong> Brunnen <strong>und</strong> das Rothenthurmer Moor zwischen<br />

Altmatt <strong>und</strong> Biberbrugg. Beides sind mit<br />

Lockermaterial aufgefüllte Felströge. Am Ende der<br />

Eiszeiten schmolzen die Gletscher zurück: Moränen,<br />

Schottermaterial <strong>und</strong> Hangschutt von den Talflanken<br />

füllten die verbliebenen Täler <strong>und</strong> Tröge. Im Felderboden<br />

konnten durch Bohrungen <strong>und</strong> Geoelektrik gegen<br />

100 m mächtige gr<strong>und</strong>wasserführende Lockergesteine<br />

festgestellt werden. Sondierbohrungen im Rothenthur-


Steinbruch / Kiesgrube Gestein Verwendung<br />

Guntliweid (Nuolen) Untere Süsswassermolasse Bruchsteine, Abdeckplatten<br />

Tuggen-Wangen Glaziale Schotter Kies, Sand<br />

Chalch (Einsiedeln) Einsiedler Schuppenzone Blocksteine, Schotter, Kies, Sand (gebrochen)<br />

Trachslau-Alpthal Eiszeitliche Kiesterrasse Kies, Sand<br />

Steinbruch Nägeli (Brunnen) Tonig-mergelige Schiefer (Helvetikum) Tonig-mergeliger Anteil für Zementproduktion<br />

Kalksteinbruch Hettis-Dieggis (Brunnen) Kalksteine (Helvetikum)<br />

mer Moor ergaben, dass zwei durch eine siltig-tonige<br />

Zwischenschicht getrennte Gr<strong>und</strong>wasserleiter übereinander<br />

liegen (Abb. 1.33).<br />

Quellwasser kann nicht nur zur Wasserversorgung<br />

genutzt werden. Je nach Mineralgehalt verspricht der<br />

Mensch sich heilende Wirkung. Mineralien, die im<br />

Wasser gelöst sind, hängen vom Gestein ab, in welchem<br />

das Wasser zirkuliert. Die „Berggeist-Quelle“<br />

zwischen Fuederegg <strong>und</strong> Oberiberg enthält viel<br />

Schwefelwasserstoff, wie bereits der Geruch nach faulen<br />

Eiern verrät. Der Schwefel stammt vom Gips,<br />

durch den das Wasser sickert. Historisch von Bedeu-<br />

Schotter, Kies (gebrochen), Kalk-Anteil<br />

für Zementproduktion<br />

Zingel (<strong>Schwyz</strong>) Kieselkalk, Schrattenkalk (Helvetikum) Schotter, Kies, Sand (gebrochen), Splitt<br />

Tab. 1.6 Eine Auswahl noch in Betrieb stehender Steinbrüche <strong>und</strong> Kiesgruben<br />

tung ist die Schwefelquelle im Schlapprig bei Egg<br />

(WERNER-KARL KÄLIN 1982). Sie wurde gefasst <strong>und</strong><br />

noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bei<br />

Magen- <strong>und</strong> Darmerkrankungen aufgesucht (OCHSNER<br />

1907). Seit dem Stau des Sihlsees ist die Fassung nur<br />

noch bei Niedrigwasser sichtbar.<br />

Dass einige Quellen im <strong>Kanton</strong> sich zu Badekurorten<br />

entwickelten, wissen die wenigsten. Heilquellen <strong>und</strong><br />

Bäder in Seewen wurden vom 18. bis anfangs 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

genutzt (AMSTUTZ 1989). Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

blühte das Bad Nuolen (J. HEIM 1981), dessen Wasser<br />

schwach eisenhaltig war. Innerthal im Wägital wollte<br />

den Nuolenern nicht nachstehen <strong>und</strong> begann die<br />

Fläschlochquelle (sie liegt heute unter dem Seespiegel)<br />

zu nutzen. Diese Karstquelle zeichnete sich durch<br />

Abb. 1.33 Schematischer Querschnitt durch die Talung von Rothenthurm. Zwei Gr<strong>und</strong>wasserleiter sind durch eine siltig-tonige Zwischenschicht<br />

getrennt.<br />

33


esonders reines Wasser aus (MÄCHLER 1983) <strong>und</strong> verhalf<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier zur Linderung verschiedener<br />

Gebrechen. Der Badekurort Innerthal erlebte seinen<br />

Höhepunkt Ende 19. anfangs 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

1.9 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> ist, geologisch betrachtet, sehr<br />

vielfältig. Er liegt im Grenzbereich zwischen dem Mittelland<br />

<strong>und</strong> dem kompliziert strukturierten Alpengebirge.<br />

Die Vielzahl geologischer Einheiten hat eine<br />

komplizierte <strong>Geologie</strong> zur Folge, was sie zugleich äusserst<br />

interessant gestaltet. Der <strong>Kanton</strong> befindet sich<br />

zudem im Grenzgebiet zweier grosser eiszeitlicher<br />

Gletscherströme. Der Linth- <strong>und</strong> der Muota/Reuss-<br />

Gletscher überprägten die Landschaft. Die <strong>Geologie</strong><br />

des <strong>Kanton</strong>s ist nichts anderes als ein grosses Puzzle,<br />

das es zusammenzusetzen gilt. Wer es zusammengefügt<br />

hat, versteht nicht nur die <strong>Geologie</strong> des <strong>Kanton</strong>s,<br />

sondern einen Grossteil der <strong>Geologie</strong> überhaupt.<br />

Der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> beheimatet geologische Kostbarkeiten,<br />

die wichtige Erkenntnisse zur <strong>Geologie</strong> lieferten.<br />

Zu erwähnen sind vor allem der Roggenstock <strong>und</strong><br />

die Mythen als Klippen, die Einsiedler Schuppenzonen<br />

mit den verschuppten Nummulitenkalkbänken<br />

<strong>und</strong> die helvetischen Decken. Wertvolle Edelsteine<br />

hingegen kann er nicht liefern. Genügend Trinkwasser<br />

ist ein versteckter, lebenswichtiger, nicht zu unterschätzender<br />

Reichtum.<br />

Das Wissen über die <strong>Geologie</strong> konnte nur in jahrelanger<br />

Beobachtung <strong>und</strong> Forschung gesammelt werden.<br />

Die geologische Forschung in der Schweiz <strong>und</strong> damit<br />

auch jene im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> kann auf gegen 300<br />

Jahre intensive Tätigkeit zurückblicken (Zusammenfassungen:<br />

KAUFMANN 1876, BUCK 1936, JEANNET<br />

1941). Das geologische Wissen <strong>und</strong> das geologische<br />

34<br />

Weltbild entwickelten sich in dieser Zeit enorm. Schon<br />

früh wurde erkannt, dass die versteinerten Fische nicht<br />

von einer Sintflut stammen. Erst knapp ein halbes<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert ist vergangen seit der Anerkennung der<br />

Plattentektonik. Forschen bedeutet, kritisch zu sein.<br />

Gerade im Zusammenhang mit Neuaufnahmen geologischer<br />

Kartenblätter der Region müssen die alten<br />

Gr<strong>und</strong>lagen neu überdacht werden. Es gilt, alte<br />

Ansichten zu hinterfragen <strong>und</strong> bei Bedarf zu korrigieren.<br />

Auch neue Ideen, von denen man heute überzeugt<br />

ist, können sich als unkorrekt herausstellen.<br />

Erd- <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte sind <strong>und</strong> bleiben<br />

historische Wissenschaften. <strong>Geologie</strong> ist insofern<br />

schwierig, da vieles unter Gesteinsschutt <strong>und</strong> Vegetation<br />

verborgen liegt. Moderne Untersuchungsmethoden<br />

wie Radar- <strong>und</strong> Satellitenmessungen oder seismische<br />

Untersuchungen eröffnen neue Perspektiven.<br />

Doch sind – bei all dem faszinierenden Neuen –<br />

sorgfältige, oft mühsame <strong>und</strong> zuweilen nicht ganz<br />

ungefährliche Feldbeobachtungen unabdingbar. Die<br />

geologische Forschung der Zukunft muss beides<br />

beinhalten: Feldbeobachtungen unter Einbezug neuer<br />

Mess- <strong>und</strong> Auswertmethoden. Zugleich gilt es, in<br />

allen Sparten der Erdwissenschaften <strong>und</strong> verwandten<br />

Wissensgebieten, in Klimatologie <strong>und</strong> Biologie als<br />

Paläo-Klimatologie <strong>und</strong> Paläo-Biologie, die Anstrengungen<br />

zu vertiefen. Wie die erdgeschichtlichen<br />

Abläufe in der Natur, so ist auch ihre Erforschung nie<br />

beendet. Sie fasziniert uns immer wieder aufs Neue<br />

<strong>und</strong> entschädigt unsere Mühen mit dem Lohn der<br />

Erkenntnis.<br />

Stefan Lienert gebührt Dank als Initiator <strong>und</strong> Herausgeber dieser<br />

Publikation. Er gab die Anregung zum vorliegenden Artikel.<br />

Jakob Gasser lockerte diesen Artikel mit seinen erklärenden<br />

Zeichnungen auf. Wertvolle Anregungen zum Entwurf <strong>und</strong> zur<br />

Korrektur lieferte Maria Schönbächler. Ihnen beiden sei für ihre<br />

Mitarbeit herzlich gedankt. Elsbeth Kuriger dankt Beat Rick,<br />

Helmut Weissert, Andreas Wildberger <strong>und</strong> Christian Schlüchter<br />

für ihre Unterstützung. René Hantke schliesst Heinz Winterberg<br />

in diesen Dank ein.


2 Gr<strong>und</strong>lagen für ein Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>:<br />

René Hantke, Karl Faber, Jakob Gasser, Stefan Lienert, Josef Stirnimann, Heinz Winterberg<br />

2.1 Allgemeines<br />

Naturk<strong>und</strong>lich wertvolle Landschaften <strong>und</strong> Naturdenkmäler<br />

können gemäss B<strong>und</strong>esgesetz über die Raumplanung<br />

Art. 17 unter Schutz gestellt werden, um der Nachwelt<br />

erhalten zu bleiben. Ein entsprechendes Inventar<br />

bietet die Gr<strong>und</strong>lage, lokale (kommunale), regionale<br />

(kantonale) oder nationale Schutzzonen auszuscheiden.<br />

Viele Aspekte des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes sind<br />

bereits verwirklicht (z.B. Moorschutz). Hingegen sind<br />

Zeugen der Erd- <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte <strong>und</strong> ihre<br />

Nutzung bisher unvollständig erfasst <strong>und</strong> kaum in den<br />

Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz integriert worden. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e wurde 1995 die Arbeitsgruppe Geotopschutz<br />

Schweiz gegründet. Die Zielrichtungen <strong>und</strong><br />

die Rahmenbedingungen für den Schutz erdwissenschaftlicher<br />

Objekte formulierte sie im Bericht „Geotope“<br />

(STRASSER et al. 1995). Einleitend heisst es:<br />

«Geotope sind erdwissenschaftlich wertvolle Teile<br />

der Landschaft. Sie schliessen Berge, Hügel, Täler,<br />

Moränenwälle, Schluchten, Höhlen, Karstphänomene,<br />

Ufergebiete, Steinbrüche, Kiesgruben, Bergwerke,<br />

Strassen- <strong>und</strong> Wegabschnitte oder Findlinge<br />

ein, welche eine Situation oder Begebenheit aus der<br />

Vergangenheit der Erde oder aus der Geschichte des<br />

Lebens <strong>und</strong> des Klimas in typischer <strong>und</strong> anschaulicher<br />

Weise dokumentieren. Geotope ermöglichen es,<br />

die räumlich-zeitliche Entwicklung einer Region, die<br />

Bedeutung der Oberflächenprozesse <strong>und</strong> die Wichtigkeit<br />

der Gesteine als formende Elemente der Landschaft<br />

zu erfassen. In diesem Sinne stellen Geotope<br />

Naturdenkmälder dar, welche sowohl für die Öffentlichkeit<br />

wie auch für die Wissenschaft von grossem<br />

Wert oder sogar unentbehrlich sind.<br />

Geotopschutz erfüllt verschiedene Aufgaben:<br />

Erhaltung wissenschaftlich relevanter Aufschlüsse<br />

oder Landschaftsteile (z.B. Typlokalitäten, Fossilf<strong>und</strong>stellen,<br />

geomorphologisch ausgepägte Stadien<br />

von Gletschern);<br />

Dokumentation, Sicherung, Erschliessung <strong>und</strong><br />

Unterhalt didaktisch geeigneter Aufschlüsse oder<br />

geologischer Lehrpfade.»<br />

Das Ziel der Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong><br />

<strong>Schwyz</strong> ist es, Gr<strong>und</strong>lagen für einen umfassenden<br />

Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz zu liefern, auf Zeugen<br />

der Erdgeschichte hinzuweisen <strong>und</strong> mitzuhelfen, diese<br />

für die Wissenschaft <strong>und</strong> die Öffentlichkeit zu erhalten.<br />

2.2 Definitionen<br />

Im Bericht des Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz<br />

(STRASSER et al. 1995) werden die Begriffe Geotop<br />

<strong>und</strong> Geotopschutzgebiet definiert:<br />

«Geotope sind räumlich begrenzte Teile der Geosphäre<br />

von besonderer geologischer, geomorphologischer<br />

oder geoökologischer Bedeutung. Sie beinhalten<br />

wichtige Zeugen der Erdgeschichte <strong>und</strong><br />

geben Einblick in die Entwicklung der Landschaft<br />

<strong>und</strong> des Klimas.»<br />

«Geotope sind der Nachwelt zu erhalten. Sie sind<br />

vor Einflüssen zu bewahren, die ihre Substanz,<br />

Struktur, Form oder natürliche Weiterentwicklung<br />

beeinträchtigen.»<br />

«Geotopschutzgebiete sind operative Bereiche, in<br />

denen bestimmte Vorschriften oder Massnahmen<br />

zur Erhaltung oder Pflege von Geotopen erlassen,<br />

angeordnet oder ergriffen werden sollen.<br />

Geotopschutzgebiete sind, gestützt auf Geotopinventare,<br />

im Raumplanungsverfahren auszuscheiden<br />

<strong>und</strong> mit der nötigen Verbindlichkeit festzulegen.<br />

Die Aufnahme von Geotopschutzgebieten in geltende<br />

Raumplanungsinstrumente wie Richt- <strong>und</strong><br />

Nutzungspläne, Schutzverordnungen usw. dokumentiert,<br />

dass neben dem rein wissenschaftlichen<br />

auch ein breiter abgestütztes öffentliches Interesse<br />

an der Geotoperhaltung besteht.»<br />

Geotope können von ihrer Entstehung sowie ihrem<br />

Charakter her in drei Gruppen aufgeteilt werden:<br />

1) Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien <strong>und</strong><br />

Fossilien sowie deren Lagerungsverhältnisse <strong>und</strong><br />

Strukturen, wobei zu unterscheiden ist zwischen<br />

a) durch natürliche Prozesse entstandenen Standorten<br />

(Hanganrisse, Felswände, Prallhänge,<br />

Bachprofile etc.) <strong>und</strong><br />

35


) von Menschen geschaffenen (anthropogenen)<br />

Aufschlüssen (Steinbrüche, Bergwerke, Sand-,<br />

Ton- <strong>und</strong> Kiesgruben, Strasseneinschnitte etc.)<br />

2) Durch natürliche Vorgänge entstandene Formen an<br />

der Erdoberfläche (Verwitterung – Erosion – Ablagerung)<br />

3) Natürliche Quellen <strong>und</strong> Wasserfassungsanlagen<br />

Unterschieden wird ferner zwischen aktiven Geotopen,<br />

die heute geologisch noch aktiv sind, <strong>und</strong><br />

passiven Geotopen, die eine statische Momentaufnahme<br />

der Erdgeschichte verkörpern <strong>und</strong> sich<br />

während eines Menschenlebens unwesentlich verändern.<br />

Die Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz schlägt vor,<br />

acht Geotoptypen zu unterscheiden, die von ihrer<br />

wissenschaftlich pädagogischen Aussage her verschieden<br />

sind:<br />

A Lagerungsverhältnisse, Deformationsstrukturen,<br />

Tektonik<br />

B Paläontologie, Fossilf<strong>und</strong>stelle<br />

C Mineralogie, Petrographie, Geochemie<br />

D Historischer Bergbau, Monumente, Geschichte der<br />

Erdwissenschaften<br />

E Sedimentologie, Sedimentstrukturen, Aktuogeologie<br />

F Stratigraphie, Typlokalität, lithostratigrafisches<br />

Richtprofil<br />

G Geomorphologie, Landschaftsform<br />

H Hydrogeologie, Quelle<br />

2.3 Arbeitsablauf<br />

Die Arbeitsgruppe Geotopinventar <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong><br />

der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

SzNG begann ihre Arbeit im Herbst 2000 <strong>und</strong> schloss<br />

sie Anfang 2003 weitgehend ab. Sie hielt sich an die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen der Arbeitsgruppe<br />

Geotopschutz Schweiz.<br />

36<br />

In der ersten Bearbeitungsphase wurden interessante<br />

<strong>und</strong> schützenswerte Objekte <strong>und</strong> Landschaften ermittelt,<br />

inventarisiert <strong>und</strong> beschrieben. Das Erfassen der<br />

Geotope durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />

erfolgte aufgr<strong>und</strong> der Kenntnisse, Unterlagen <strong>und</strong><br />

vieler Begehungen. Entscheidend waren das grosse<br />

Wissen von Prof. Dr. René Hantke, seine langjährige<br />

geologische Tätigkeit im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> <strong>und</strong> besonders<br />

die Aufnahmen für den Geologischen Atlas der<br />

Schweiz 1:25'000 der Blätter 1132 Einsiedeln, 1151<br />

Rigi, 1152 Ibergeregg, 1153 Klöntal, 1172 Muotatal<br />

<strong>und</strong> 1173 Linthal (alle heute abgeschlossen – HANTKE<br />

et al. 2002Ka-f). In einem zweiten Schritt wurden die<br />

verschiedenen Objekte bewertet, verglichen <strong>und</strong> eingeteilt<br />

in Standorte von L (lokaler, kommunaler), R<br />

(regionaler, kantonaler), N (nationaler) <strong>und</strong> I (internationaler)<br />

Bedeutung.<br />

2.4 Ergebnisse<br />

Es wurden 177 Objekte genauer untersucht <strong>und</strong> bearbeitet.<br />

Die Bewertung nach lokaler (L), regionaler (R),<br />

nationaler (N) <strong>und</strong> internationaler (I) Bedeutung ist<br />

zum Teil fliessend (N/R oder R/L) <strong>und</strong> soll bei einer<br />

späteren Weiterbearbeitung endgültig festgelegt werden.<br />

Bei der folgenden tabellarischen Auswertung<br />

wurden die als „fliessend“ beurteilten Objekte der<br />

höheren Bedeutung zugeteilt. Die Einteilung in die<br />

Geotoptypen A–H ist nicht immer eindeutig. Ein Geotop<br />

kann mehreren Typen zugeteilt werden. Zum Beispiel<br />

haben die Fläschliloch- <strong>und</strong> H<strong>und</strong>slochquelle im<br />

Wägital (Kap. 1.5.1) geohistorische Bedeutung (D).<br />

Quellen werden zudem der Hydrogeologie (H) zugeordnet.<br />

Für die tabellarische Auflistung wurde der<br />

Geotoptyp H gewichtet.<br />

Die Ergebnisse seien anhand einiger Beispiele erklärt.<br />

Die vier international bedeutenden Geotope sind der<br />

Goldauer Bergsturz (Kap. 3.7), das Höllloch inklusive<br />

Karstwasserquellen des Höllloch-Höhlen-Systems<br />

(Kap. 1.5.1), die Mythen <strong>und</strong> der Roggenstock als<br />

Geotoptyp Bewertung<br />

I N R L Total<br />

international national regional/ lokal/<br />

kantonal kommunal<br />

A Strukturgeologie − Tektonik 2 4 31 20 57<br />

B Paläontologie − Fossilien − − 8 1 9<br />

C Mineralogie − Petrographie − − 1 − 1<br />

D Geohistorische Objekte − 3 4 2 9<br />

E Sedimentologie − Aktuogeologie − − 1 2 3<br />

F Stratigraphie − Typlokalität − 3 14 6 23<br />

G Geomorphologie − Landschaft 1 8 27 27 63<br />

H Hydrogeologie 1 2 6 3 12<br />

Total 4 20 92 61 177<br />

Tab. 2.1 Einteilung der 177 Objekte in Geotoptypen <strong>und</strong> Bewertung


edeutende Klippen (Kap. 1.3.5). Diese Objekte sind<br />

selbst im internationalen Vergleich einzigartig. Von<br />

nationaler Bedeutung ist die Äussere Einsiedler<br />

Schuppenzone beim Steinbachviadukt des Sihlsees<br />

(Kap. 1.3.4). Für die Schweizer <strong>Geologie</strong> ist sie von<br />

grosser Bedeutung, nicht aber im internationalen Vergleich.<br />

Die Typlokalitäten der Gesteinsformationen<br />

sind alle von nationaler oder regionaler Bedeutung.<br />

Beispielsweise stammt der Formationsname „Seewer<br />

Kalk“ von der für diesen Kalk typischen Ausbildung in<br />

Seewen. Andere Formationen wie die Drusberg-<br />

Schichten, die Wang-Schichten, der Burg-Sandstein<br />

usw. haben ihre Typlokalität ebenfalls im <strong>Kanton</strong><br />

<strong>Schwyz</strong>. Regional oder lokal bedeutend sind Scherstörungen<br />

oder Moränen als eiszeitliche Relikte. Die<br />

Ergebnistabelle zeigt, dass die meisten Geotope von<br />

regionaler oder lokaler Bedeutung sind <strong>und</strong> den Themen<br />

A Strukturgeologie − Tektonik (Beispiel Scherstörungen)<br />

oder G Geomorphologie − Landschaft<br />

(Beispiel Moränen) zugeordnet worden sind. Nachfolgend<br />

sind 13 der 177 gegenwärtigen Objekte in der<br />

Originalfassung des Inventars als Beispiele aufgeführt.<br />

2.5 Weiteres Vorgehen<br />

Die vorliegenden Gr<strong>und</strong>lagen (Stand 30.10.2002) bilden<br />

die Basis für eventuell später zu ergänzende Arbeiten<br />

– der Arbeitsgruppe Geotope BUWAL/LHG (GER-<br />

BER & GSTEIGER 2000) für ein Konzept zum Schutz<br />

Abb. 2.1 Anzahl Geotope (Objekte) pro Gemeinde<br />

der Geotope von internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />

Bedeutung<br />

– für zukünftige Schutzprojekte von regionaler oder<br />

lokaler Bedeutung durch <strong>Kanton</strong> <strong>und</strong> Gemeinden.<br />

Die kopierten Originalakten des Inventars inklusive<br />

Beilagen werden dem Justizdepartement des <strong>Kanton</strong>s<br />

<strong>Schwyz</strong> zuhanden des Amtes für Raumplanung für<br />

Entscheide über das weitere Vorgehen im Geotopschutz<br />

übergeben. Für die Gemeinden interessante<br />

Unterlagen werden als Information den Gemeindebehörden<br />

übergeben. Die Originalakten bleiben bei<br />

der <strong>Schwyz</strong>erischen <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

SzNG.<br />

Den Originalakten <strong>und</strong> der Kopie für das Justizdepartement<br />

werden noch folgende Unterlagen beigelegt:<br />

– Zwei Kataloge der Fossilien <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>, 1.<br />

Wirbeltiere (Fische), 2. Wirbellose Tiere. Universität<br />

Zürich, Paläontologisches Institut <strong>und</strong> Museum<br />

Zürich, Dr. Heinz Furrer<br />

– Liste der wichtigsten im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> entdeckten<br />

<strong>und</strong> erforschten Höhlen. Gemeinsame Arbeit<br />

von Dr. Andreas Wildberger, Geologe mit Höhlenforschern<br />

aus dem <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>.<br />

Dank<br />

Daniel Bollinger, Max Kobel, Elsbeth Kuriger, Josef Kuster (†),<br />

Beat Rick, Conrad Schindler, Maria Schönbächler, Jörg Uttinger<br />

<strong>und</strong> Andreas Wildberger stellten ihre Kenntnisse der <strong>Geologie</strong><br />

des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> zur Verfügung <strong>und</strong> halfen bei der<br />

Bewertung der Geotope mit. Ihnen allen sei herzlich gedankt.<br />

37


2.6 Liste der 177 erfassten Geotope (Stand 31.10.2002)<br />

Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1301 - 1 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 2 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 3 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 4 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 5 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 6 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 7 - G<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 8 - D F<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 9 - B D F<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 10 -A F H<br />

Einsiedeln<br />

1301 - 11 - H<br />

Einsiedeln<br />

1311 - 1 - A<br />

Gersau<br />

1311 - 2 - A G<br />

Gersau<br />

1311 - 3 - A D<br />

Gersau<br />

1311 - 4 - G<br />

Gersau<br />

1311 - 5 - F<br />

Gersau<br />

1321 - 1 - G<br />

Feusisberg<br />

1321 - 2 - G<br />

Feusisberg<br />

1321 - 3 - G<br />

Feusisberg<br />

1321 - 4 - A<br />

Feusisberg<br />

1322 - 1 - D F<br />

Freienbach<br />

1322 - 2 -A D F<br />

Freienbach<br />

38<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Schlänggli–<br />

Moos–Bennau<br />

Chrüzweid–<br />

Chatzenstrick<br />

Altberg<br />

Schwantenau<br />

S des Etzel <strong>und</strong><br />

Tüfelsbrugg<br />

696 000 - 697 500/<br />

222 000 - 223 200<br />

696 475 - 697 675/<br />

220 150 - 221 800<br />

697 625 - 700 350/<br />

222 950 - 225 050<br />

700 200 - 701 150/<br />

224 700 - 225 950<br />

Chörnlisegg 602 600 - 703 900/<br />

224 350 - 225 100<br />

Sulzel 702 700 - 703 300/<br />

222 000 - 223 075<br />

Willerzell–<br />

Rickental<br />

Steinbruch<br />

„Chalch“, Gross<br />

Steinbach–<br />

Büelhöchi<br />

Chalberstock–<br />

Chilentobel<br />

703 375 - 705 000/<br />

220 400 - 221 500<br />

702 050 - 702 300/<br />

217 650 - 217 900<br />

701 500 - 706 550/<br />

217 000 - 219 350<br />

705 800 - 707 050/<br />

217 050 - 217 600<br />

NNW von Egg 701 540 / 224 910 L Sinterhang mit Sinterquelle.<br />

Ober Nas–<br />

Imseli–Bürglen<br />

(LU)<br />

Fälmisegg–<br />

Gersau<br />

Teuffibach N<br />

von Gersau<br />

679 100 - 679 675/<br />

205 250 - 205 925<br />

681 500 - 683 300/<br />

204 625 - 207 100<br />

682 800 - 683 125/<br />

205 650 - 206 350<br />

N Ausfingernde Mittelmoränen des Rothenthurmer Armes des Muota/Reuss-Gletschers<br />

bei Biberbrugg.<br />

R Risszeitliche Erratiker auf Mittelmoräne zwischen Alp-Gletscher <strong>und</strong> Rothenthurmer<br />

Arm des Muota/Reuss-Gletschers.<br />

N Auf Altberg-Hinterhorben hinterliess der eingedrungene Linth/Rhein-Gletscher<br />

eine mächtige Endmoräne, die einen präwürmzeitlichen Kern enthält.<br />

R Ins Sihltal absteigende Moränenwälle bek<strong>und</strong>en, dass eine Zunge des Linth/<br />

Rhein-Gletschers über den Sattel von St. Meinrad in ein bereits existierendes Tal<br />

hinunter geflossen ist.<br />

R Aufgearbeitetes älteres Moränengut ist in junge Moräne eingeb<strong>und</strong>en worden.<br />

Endlage SW von Buechhalden auf 970 m ü.M.<br />

L Mittelmoräne zwischen Sihl- <strong>und</strong> Sulzel-Gletscher.<br />

R Der durch den ins Hochtal des Sihlsees eingedrungenen Linth/Rhein-Gletscher<br />

gestaute Sihlgletscher staute seinerseits das aus den Gebieten des Hirzeneggwald,<br />

Büelhöchi <strong>und</strong> Dürrgschwend zufliessende Eis bis auf 970 m ü.M.<br />

R Der Steinbruch „Chalch“ zeigt einen typischen Querschnitt durch die erste Schuppe<br />

der Äusseren Einsiedler Schuppenzone. Die Hauptmasse der Gesteine besteht<br />

aus grauen, fossilreichen Nummulitenkalken.<br />

N Beidseits des Sihlsees sind wissenschaftshistorisch wertvolle Aufschlüsse in den<br />

Abfolgen der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (ÄES) vorhanden. Diese<br />

umfassen mehrfach sich wiederholende Amdener Schichten-Nummulitenkalke-<br />

Stad-Mergel.<br />

Von Bedeutung sind vor allem die Nummulitenkalke mit ihren Fossilhorizonten<br />

(Steinbach: Nummuliten, Mollusken, Seeigeln) die schon im vorletzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

bekannt waren.<br />

Beim Grenzblatt (Blattverschiebung) in der Willerzellerstrasse sind die mit 25°<br />

gegen SE einfallenden Nummulitenkalke um fast 10 m gegen N versetzt.<br />

R An den Alpenrand verfrachtete Schichtfolgen der Silberen-Decke = Aubrig-<br />

Abfolge. Karstquellen auf der N-Seite des Chalberstocks am Eubach.<br />

R Grenzblatt in der Urmi-Schuppe. Die Abfolgen der Ober Nas ist gegenüber der<br />

Abfolge Forstegg–Chrüzegg–Ober Rängg um 400 m gegen NW vorgeschoben<br />

worden.<br />

R Zwischen Rigi-Hochflue-Kette <strong>und</strong> Gersauer Stock wurden Teile der südlichen<br />

Axen-Decke an Grenzblättern abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachtet.<br />

N Die Schuppenzone im Teuffibach wurde bereits früh von namhaften Forschern<br />

untersucht. Sie liegt gut aufgeschlossen am Alpenrand zwischen Scheidegg-<br />

Molasse <strong>und</strong> der abgeschobenen Randkette (= von der Axen-Decke abgescherte,<br />

höhere Einheiten: Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Schuppe).<br />

Chindli 684 600 / 204 100 R Unterseeische gegenseitige Stirnmoränen. Der Reuss-Gletscher traf in allen<br />

Kaltzeiten auf einen von W nach E vorstossenden Engelberg–Brünig-Arm des<br />

Aare-Gletschers.<br />

SE des Gätterli 684 625 - 684 900/<br />

207 950 - 208 075<br />

Rossberg–<br />

Scherenspitz<br />

694 850 - 695 325/<br />

224 650 - 225 650<br />

Höhronenboden 695 600 - 696 400/<br />

224 625 - 225 300<br />

Etzel-W-Seite 699 550 - 700 200/<br />

225 250 - 226 250<br />

Etzel-Gipfelklippe<br />

Bäch–<br />

Freienbach<br />

Ufenau–<br />

Lützelau<br />

Frauenwinkel<br />

700 125 - 700 950/<br />

225 775 - 226 400<br />

697 650 - 699 775/<br />

228 200 - 229 250<br />

700 875 - 703 250/<br />

229 000 - 231 225<br />

R In der Flysch Abfolge des Gätterli <strong>und</strong> Chäppeliberg liegen, durch Globigerinenschiefer<br />

getrennt, Nummulitenkalke Typ Einsiedeln, die an der Basis der Hochflue-Schuppe<br />

an den Alpenrand verfrachtet worden sind.<br />

R In den grössten Kaltzeiten bildete sich auf der N-Seite des Höhronen auf dem<br />

Ober Rossberg eine Mittelmoräne zwischen Eismassen von Gschwänd <strong>und</strong> der<br />

Richterswiler Egg.<br />

R Mittelmoräne Höhronenboden zwischen dem Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> einem<br />

von der Höhronen-Kette abgeflossenen Höhronen-Gletscher.<br />

R Zwei Moränenwälle vom Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> von dem über den Pass<br />

von St. Meinrad zum Sihl-Gletscher übergeflossenen Arm des Linth/Rhein-Gletschers.<br />

N / R Überschiebung der Etzel-Gipfelklippe <strong>und</strong> ihre Fortsetzung über Hüllerich,<br />

Unterschwändi/Oberschwändi-Flügenberg bis Muschelberg.<br />

R Aufgelassene Steinbrüche im Bächer Sandstein, Strudellöcher im Krebsbach.<br />

R Zwischen den Inseln Ufenau, Lützelau <strong>und</strong> Rapperswil haben sich in der Oberen<br />

Meeresmolasse Querstörungen eingestellt. Im Seefeld <strong>und</strong> im Frauenwinkel sind<br />

archäologische F<strong>und</strong>e gemacht worden.


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1322 - 3 - G D<br />

Freienbach<br />

1323 - 1 - G<br />

Wollerau<br />

1323 - 2 - A E<br />

Wollerau<br />

1323 - 3 - G<br />

Wollerau<br />

1323 - 4 - D F<br />

Wollerau<br />

1331 - 1 - A<br />

Küssnacht<br />

1331 - 2 - A<br />

Küssnacht<br />

1331 - 3 - G<br />

Küssnacht<br />

1331 - 4 - D G<br />

Küssnacht<br />

1331 - 5 - G<br />

Küssnacht<br />

1331 - 6 - G<br />

Küssnacht<br />

1331 - 7 - G<br />

Küssnacht<br />

1341 - 1 - G<br />

Altendorf<br />

1341 - 2 - B<br />

Altendorf<br />

1342 - 1 - G<br />

Galgenen<br />

1342 - 2 - G<br />

Galgenen<br />

1343 - 1 - F<br />

Innerthal<br />

1343 - 2 - E<br />

Innerthal<br />

1343 - 3 - A G<br />

Innerthal<br />

1343 - 4 - H D<br />

Innerthal<br />

1343 - 5 - A<br />

Innerthal<br />

1343 - 6 - A<br />

Innerthal<br />

1343 - 7 - F<br />

Innerthal<br />

1345 - 1 - G H<br />

Reichenburg<br />

1345 - 2 - H<br />

Reichenburg<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Halbinsel<br />

Hurden<br />

Weberzopf E<br />

Bhf. Samstagern<br />

702 300 - 704 000/<br />

228 750 - 230 925<br />

694 850 - 695 050/<br />

227 350 - 227 825<br />

Scheren 695 025 - 695 700/<br />

225 550 - 226 200<br />

Studenbüel 695 850 - 696 600/<br />

228 150 - 228 450<br />

N von Wigarten 697 300 - 697 650/<br />

228 125 - 228 425<br />

Haltikon 672 700 - 676 850/<br />

213 650 - 216 700<br />

N / R Spätglaziale Stirnmoräne des Linth/Rhein-Gletschers: Dahinter Flachwasserbereich<br />

Rapperswi–Hurden–Pfäffikon. Archäol. Untersuchung, CAVELTI 2002.<br />

R Schotter, die durch Schmelzwasser verfrachtet worden sind, haben einen Eistunnel,<br />

ein Os, gefüllt. Im schweizerischen Jungtertiär eher selten.<br />

R Aktuogeologie: Erosion, Rutschungen, Felsstürze.<br />

L Studenbüel-Mittelmoräne, drumlinartige Glazialschuttform mit Erratikern,<br />

L<br />

bildete sich wahrscheinlich zwischen dem Linth/Rhein-Gletscher <strong>und</strong> dem bei<br />

Siebnen zugeflossenen Wägital-Gletscher.<br />

Aufgelassene Steinbrüche im Bächer Sandstein.<br />

R Die Scherstörungen beinhalten Geotope in der Steilzone der Unteren Süsswasser-<br />

Molasse (USM). Sie erfolgten mit der Aufschiebung der Rigi-Rossberg-Schuppe.<br />

Fossilf<strong>und</strong>stelle Buseri (spätwürmzeitlicher Wisent).<br />

Baumgarten 678 675 / 218 050 R Scherstörungen in der Steilzone der USM auf der Halbinsel Chiemen sowie im<br />

Zuger See-Engnis.<br />

Eichli bis<br />

Chrüzegg<br />

Chrüzboden–<br />

Chrüzegg<br />

Ghürschbach<br />

Fischchratten-<br />

bach<br />

677 400 - 678 250/<br />

213 950 - 216 500<br />

676 875 - 679 075/<br />

211 975 - 214 900<br />

R Persistente Mittelmoräne zwischen dem Vierwaldstätter See-Arm <strong>und</strong> dem Zuger<br />

See-Arm des Reuss-Gletschers.<br />

N Mittelmoräne zwischen dem Vierwaldstätter See-Arm des Reuss-Gletschers <strong>und</strong><br />

dem Rigi-Kargletscher, was Granit- <strong>und</strong> Nagelfluhblöcke belegen.<br />

Erratischer Granitblock des Reuss-Gletschers. (Albert-Heim-Stein).<br />

Als der Stau durch das Reuss-Eis wegfiel, stiess das Rigi-Eis durch das Ghürschbachtal<br />

bis gegen 500 m in die Zuger See-Talung vor, was stirnnahe Moränen<br />

belegen.<br />

679 300 / 214 300 L Stirnnahe Seitenmoränen vor 15'000 Jahren vom Fischchratten-Gletscher von<br />

Rigi Kulm abgelagert.<br />

Gsteig 675 425 / 215 450 L Strudelloch von Schmelzwässern in der Steilzone der USM.<br />

Hohle Gasse 676 900 - 677 400/<br />

216 350 - 216 600<br />

Stöcklichrütz 704 125 - 704 950/<br />

223 600 - 224 150<br />

Rinderweidhorn keine - sensibel R F<strong>und</strong>stelle fossiler Pflanzen.<br />

Ober Grabenegg 707 200 - 708 000/<br />

223 950 - 224 200<br />

Pfifegg 707 600 - 708 350/<br />

222 400 - 223 075<br />

Chli <strong>und</strong> Gross<br />

Mutzenstein<br />

Allmeind<br />

Wägitaler See<br />

Bockmattlihütte<br />

Schiberg–Bockmattli<br />

H<strong>und</strong>sloch <strong>und</strong><br />

Fläschloch<br />

Schwialppass–<br />

Ochsenkopf<br />

709 775 - 710 825/<br />

214 775 - 215 900<br />

711 650 - 712 350/<br />

215 075 - 216 350<br />

714 500 - 715 400/<br />

217 000 - 218 150<br />

712 200 / 214 150<br />

713 200 / 215 550<br />

710 000 - 713 000/<br />

210 500 - 211 550<br />

Wänifirst 709 050 - 710 000/<br />

209 750 - 211 100<br />

Durgäng 711 700 - 712 575/<br />

210 850 - 211 400<br />

Hirschlen 716 425 - 716 850/<br />

226 000 - 226 400<br />

Reumeren 716 700 - 717 100/<br />

226 775 - 226 950<br />

R In der Hohlen Gasse ist ein Querschnitt durch eine Mittelmoräne zwischen<br />

Zuger See- <strong>und</strong> Küssnachter Arm des Reuss-Gletschers aufgeschlossen.<br />

R Moränen der grössten Vergletscherung des Linth/Rhein-Gletschers.<br />

R / L Die Moräne der Ober Grabenegg stellt eine Mittelmoräne zwischen Linth/Rhein-<br />

Gletscher <strong>und</strong> Eis von der Pfifegg dar.<br />

R / L Dolinen im Kalksandstein der USM der Pfifegg.<br />

R Zwischen Schlierenbach <strong>und</strong> Fläschlihöchi liegt über dem Serhalten-Flysch eine<br />

Wildflysch Abfolge (Iberg-Mélange) mit Blöcken der Klippendecke. Darüber folgen<br />

über Amdener- bzw. Wang-Formation Nummulitenkalke von Gross <strong>und</strong> Chli<br />

Mutzenstein <strong>und</strong> Rot Wand.<br />

L Über Jahre vom B<strong>und</strong>esamt für Landestopografie vermessene Horizontal- <strong>und</strong><br />

Vertikalverschiebungen, bis 220 cm/Jahr, bek<strong>und</strong>en aktuelle Rutschungen im<br />

moränenbedeckten Flyschgebiet des Wägital.<br />

R Die Scherstörung zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli wurde im Eiszeitalter<br />

ausgeräumt. In der dazwischen entstandenen Hohlform hat sich ein Gletscher<br />

entwickelt. Zwischen dem Wägitaler-Gletscher <strong>und</strong> dem zwischen Schiberg <strong>und</strong><br />

Bockmattli zufliessenden Ast des Trepsen-Gletschers hat sich eine persistente<br />

Mittelmoräne gebildet.<br />

N Stromquellen mit stark unterschiedlicher Wasserführung. Die beiden Quellen<br />

hängen miteinander zusammen.<br />

R / L Von Scherstörungen durchsetzte Umbiegung in der südlichen Rederten-Scholle<br />

zwischen Schwialppass <strong>und</strong> Ochsenchopf. Die Scherstörungen durchziehen die<br />

Oberalp vom Nollen bis ins Quellgebiet des Brüschbach.<br />

R / L Markante Scherstörungen im E-Ende der Drusberg-Decke zwischen Wänifirst<br />

<strong>und</strong> Fulberg.<br />

R / L Typlokalität der Dur(ch)gäng-Schichten, glaukonitische Mergel. Schichtglied<br />

in der unteren Garschella-Formation der Luitere-Fossilschicht.<br />

L Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Abbauwände der ehemaligen Kiesgrube Hirschlen.<br />

R / L Altlauf der Linth mit offenen Wasserflächen.<br />

39


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1345 - 3 - A<br />

Reichenburg<br />

1346 - 1 - G<br />

Schübelbach<br />

1346 - 2 - A<br />

Schübelbach<br />

1346 - 3 - A<br />

Schübelbach<br />

1347 - 1 - F<br />

Tuggen<br />

1347 - 2 - G<br />

Tuggen<br />

1347 - 3 - G H<br />

Tuggen<br />

1347 - 4 - A<br />

Tuggen<br />

1347 - 5 - A<br />

Tuggen<br />

1347 - 6 - H<br />

Tuggen<br />

1347 - 7 - G<br />

Tuggen<br />

1348 - 1 - A<br />

Vorderthal<br />

1348 - 2 - A<br />

Vorderthal<br />

1348 - 3 - F<br />

Vorderthal<br />

1349 - 1 - C<br />

Wangen<br />

1349 - 2 - B E<br />

Wangen<br />

1361 - 1 - G<br />

Alpthal<br />

1361 - 2 - F<br />

Alpthal<br />

1362 - 1 - F G<br />

Arth<br />

1362 - 2 - G<br />

Arth<br />

1362 - 3 - G<br />

Arth<br />

1362 - 4 - G E<br />

Arth<br />

1362 - 5 -B D G<br />

Arth<br />

1362 - 6 - D G<br />

Arth<br />

1362 - 7 - B<br />

Arth<br />

1362 - 8 - A F<br />

Arth<br />

1363 - 1 - A G<br />

Illgau<br />

40<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Lauihöchi/<br />

Lachen<br />

Ebnet, Oberluft,<br />

Sampel<br />

W-Ende des<br />

Chöpfenberg<br />

Stockberg–<br />

(Austock)<br />

Buechberg<br />

Steinbrüche<br />

Buechberg<br />

Erratiker<br />

715 000 - 716 050/<br />

221 675 - 222 400<br />

714 700 - 715 000/<br />

226 000 - 226 250<br />

714 600 - 715 300/<br />

218 850 - 219 800<br />

710 825 - 711 900/<br />

223 050 - 223 950<br />

712 050 - 714 075/<br />

229 550 - 230 375<br />

711 125 - 716 000/<br />

228 650 - 230 400<br />

Alter Linth-Lauf 714 850 - 715 250/<br />

229 675 - 230 050<br />

Buechberg–<br />

Grinau<br />

710 400 - 716 100/<br />

228 475 - 230 700<br />

E Höchegg 713 775 - 714 125/<br />

229 450 - 229 750<br />

Chränest–<br />

Rütihof<br />

Rosenbergerhof<br />

713 750 - 713 925/<br />

227 600 - 227 900<br />

712 900 - 713 200/<br />

227 400 - 227 800<br />

Spitzberg 710 875 - 711 750/<br />

220 000 - 220 875<br />

Klein Aubrig<br />

Gross Aubrig<br />

707 625 - 712 975/<br />

217 750 - 219 375<br />

S der Sattelegg 706 850 - 707 825/<br />

219 450 - 220 000<br />

Rüti 710 200 - 710 425/<br />

228 525 - 228 650<br />

Guntliweid 711 200 - 711 500/<br />

229 325 - 229 525<br />

Gspaa 695 100 - 696 000/<br />

209 800 - 210 500<br />

Zwäckenalp–<br />

Brünnelistock<br />

697 275 - 697 950/<br />

208 850 - 209 225<br />

Rigi 678 250 - 681 900/<br />

210 150 - 213 050<br />

Staldi–Dächli 681 600 - 682 300/<br />

210 675 - 211 300<br />

Rufiberg P. 1061 684 000 - 684 500/<br />

215 250 - 216 475<br />

Rigi-<br />

Scheidegg<br />

681 800 - 683 100/<br />

208 300 - 209 800<br />

Gnipen 685 200 - 685 550/<br />

213 750 - 215 000<br />

Goldauer-<br />

Bergsturz<br />

638 050 - 688 500/<br />

209 850 - 215 100<br />

L Scherstörung im Zusammenhang mit Spitzberg-Abscherung.<br />

L Die Schottervorkommen auf der SW-Seite des Buechberg sind wohl als ältere<br />

von Linth- <strong>und</strong> Wägitaler Gletscher gestaute Kame-Schotter <strong>und</strong> verschwemmte<br />

Mittelmoränen zu deuten.<br />

R Scherstörungen am W-Ende des Chöpfenberg. Die Abfolge ist im Gebiet des<br />

Klausenpasses von der Griessstock-Decke abgerissen, unter der Axen-Decke von<br />

ihrer Unterlage abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachtet worden.<br />

L Am Westende des Stockberg zeichnet sich in der subalpinen Molasse eine formschöne<br />

nach N überkippte Synklinale ab.<br />

L Aufgelassene Steinbrüche im Granitischen Sandstein am Nord- <strong>und</strong> Südhang des<br />

Buechberg. Bereits im ausgehenden Mittelalter wurden Sandsteine gebrochen <strong>und</strong><br />

mit Schiffen vor allem nach Zürich geliefert.<br />

L Auf dem Buechberg liegen zahlreiche Erratiker (vorwiegend Verrucano-Blöcke),<br />

die in Mittelmoränen auf dem Rücken des Linth/Rhein-Gletschers auf der<br />

Molasse-Synklinale des Buechberg auf Gr<strong>und</strong> gelaufen sind.<br />

R Zwischen Walensee <strong>und</strong> Zürichsee lag noch im frühen Mittelalter ein flachgründiger<br />

See (Tuggener See). Dieser verlandete im Laufe der Zeit; hinterliess Restseen<br />

zwischen denen Linth <strong>und</strong> Maag sich durchwanden.<br />

L Die Molasse-Synklinale des Buechberg findet an der Grinau (E-Ende des Buechberg)<br />

ein durch zwei Scherstörungen bedingtes plötzliches Ende.<br />

L Abrisszone einer grossen Rutschung.<br />

L Wasserlöcher; Sand <strong>und</strong> Silt führende Wasseraustritte; Tagbrüche.<br />

L Lehmgrube Rosenberg der ehemaligen Zürcher Ziegeleien.<br />

R Die gegen S abdrehenden Schichten der Unteren Süsswassermolasse reissen am<br />

Ostende ab <strong>und</strong> erscheinen wieder N des Trepsentales.<br />

R Zwischen Chalberstock (Bezirk Einsiedeln), dem Chli Aubrig <strong>und</strong> Gugelberg<br />

wurden die Silberen-Decken im Rossmattertal abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />

verfrachtet.<br />

L S der Sattelegg, auf Hinter Sattelegg zwischen Wicherten <strong>und</strong> Wangner Hüttli,<br />

liegen mehrere Schuppen von Einsiedler Nummulitenkalk mit Stad-Mergeln.<br />

R Letztinterglaziale Schieferkohle in den Schottern von Wangen. Zwischen Wangen<br />

<strong>und</strong> Nuolen ist noch ein letzter bescheidener Rest von Schieferkohle im Verband<br />

erhalten.<br />

R Im Steinbruch Guntliweid kam beim Abbau der Unteren Süsswassermolasse<br />

(USM) eine reiche fossile Flora zum Vorschein: nebst Campherbäumen, ein<br />

Zapfen einer Goldtanne.<br />

L Moränen eines spätglazialen Zwüschet-Mythen-Gletschers, welcher von der<br />

N-Seite des Grossen Mythen <strong>und</strong> von der SE-Seite des Kleinen Mythen genährt<br />

wurde.<br />

R Auf der Zwäckenalp finden sich mehrere isolierte Reste von Trias der Klippen-<br />

Decke mit Kalkalgen (Diploporen) <strong>und</strong> Bryozoen.<br />

R Nagelfluh-Abfolge. Auf der SE-Seite von Rigi-Kulm zeichnen sich in der USM<br />

Bergzerreissungen ab. Nagelfluhplatten lösen sich längs Klüften <strong>und</strong> gleiten ab.<br />

L Die Blöcke stammen aufgr<strong>und</strong> der Vergesellschaftung mit vielen Taveyanne-<br />

Sandsteinen aus dem Schächental <strong>und</strong> Gruontal.<br />

R Mittelmoräne zwischen Zuger See-Arm des Reuss-Gletschers <strong>und</strong> des Gletschers<br />

vom Gnipen. Dies belegen Nagelfluhblöcke von der Gnipen-Seite.<br />

R Abfolgen der Scheidegg-Nagelfluh, der höchsten Serie der Rigi-Schüttung, die<br />

auf der S-Seite der Scheidegg (Burggeist-Windegg) versackt sind <strong>und</strong> stellenweise<br />

langsam talwärts gleiten.<br />

R Im Bergsturz-Anrissgebiet <strong>und</strong> im Trümmerfeld liegen, am Rande aufgeschlossen, fossile<br />

Floren von bemerkenswerten Arten (Baumstrünke, Trittsiegel oligozäner Tiere).<br />

I Eiszeitliche, nacheiszeitliche <strong>und</strong> historische Bergstürze am Rossberg, speziell<br />

Rötener- (1222) <strong>und</strong> Goldauer- (1806) Bergstürze.<br />

Zünggelenbach keine - sensibel R Am Zünggelenbach NE von Arth entdeckte E. Baumberger eine fossile Farnflora<br />

mit Wasserfichte <strong>und</strong> Ahorn.<br />

Oberarth–<br />

Goldau<br />

Fallenflue–<br />

Oberberg<br />

682 900 - 684 350/<br />

211 700 - 212 850<br />

695 150 - 698 600/<br />

205 200 - 207 050<br />

L Nagelfluhbänke <strong>und</strong> ihre Scherstörungen.<br />

L Von zahlreichen Scherstörungen durchsetzter Bereich des Fallenflue-Gewölbes<br />

der Drusberg-Decke mit deutlichen Schichtverstellungen <strong>und</strong> vielen Dolinen.


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1364 - 1 - E F<br />

Ingenbohl<br />

1364 - 2 - D G<br />

Ingenbohl<br />

1364 - 3 - F<br />

Ingenbohl<br />

1364 - 4 - H<br />

Ingenbohl<br />

1365 - 1 - A<br />

Lauerz<br />

1365 - 2 - A D<br />

Lauerz<br />

1365 - 3 - A<br />

Lauerz<br />

1366 - 1 - G<br />

Morschach<br />

1366 - 2 - A<br />

Morschach<br />

1366 - 3 - G<br />

Morschach<br />

1366 - 4 - F<br />

Morschach<br />

1366 - 5 - F<br />

Morschach<br />

1367 - 1 - E F<br />

Muotathal<br />

1367 - 2 - F<br />

Muotathal<br />

1367 - 3 - E G<br />

Muotathal<br />

1367 - 4 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 5 - A G<br />

Muotathal<br />

1367 - 6 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 7 - G H<br />

Muotathal<br />

1367 - 8 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 9 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 10 - F<br />

Muotathal<br />

1367 - 11 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 12 - A F<br />

Muotathal<br />

1367 - 13 - D G<br />

Muotathal<br />

1367 - 14 - A<br />

Muotathal<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Spitzeren 685 750 - 686 175/<br />

206 750 - 206 825<br />

Gottertli 686 750 - 687 125/<br />

207 300 - 207 575<br />

R Seit BUXTORF 1916 wird der tiefere Betlis-Kalk der Hochflue-Kette in Spitzeren-<br />

Kalk <strong>und</strong> Spitzeren-Mergel unterteilt.<br />

R Erratiker aus dem Urner Reusstal, transportiert zur Zeit der grössten Vergletscherung.<br />

Wilerbrugg 688 600 / 206 400 R Flysch-Aufschluss mit Ölquarzit-Geschieben im Dach der Inneren Einsiedler<br />

Schuppenzone (IES).<br />

Rotacher–<br />

Wilen<br />

689 150 - 689 275/<br />

207 000 - 207 125<br />

S Lauerz 686 675 - 687 400/<br />

209 000 - 209 800<br />

Weidstein–<br />

Schwanau<br />

687 700 - 688 650/<br />

208 800 - 209 800<br />

Schwändi 688 400 - 688 700/<br />

208 600 - 208 850<br />

Sisikon–<br />

Hinter Ibach<br />

689 050 - 692 450/<br />

200 850 - 206 500<br />

Fronalpstock 690 850 - 691 350/<br />

202 050 - 203 300<br />

Spitzeren–Eu 690 900 - 691 325/<br />

203 200 - 204 000<br />

Furggeli<br />

P. 1732<br />

Näppenalp 693 850 - 696 200/<br />

202 150 - 203 775<br />

Mälchstöckli<br />

P. 1707<br />

Laubgartenbach<br />

Planggstock–<br />

Oberjäntenen<br />

R Der zurückschmelzende Reuss-Gletscher liess im frühen Spätglazial am Rande<br />

„Eiskuchen”, sog. Toteis, zurück. Toteis-Hohlform mit gelegentlichem Seelein.<br />

L Moränenzüge S von Lauerz als Dokument einer Eisrandlage beim Rückzug des<br />

Reuss-Gletschers.<br />

R Mehrere Nummulitenkalk-Abfolgen vom Typ Einsiedeln liegen zwischen Otten<br />

<strong>und</strong> Schwanau (Eisenerz von Lauerz).<br />

R Die Schürflinge von Altdorfer Sandstein <strong>und</strong> Gruontal-Konglomerat stammen aus<br />

dem Schächental. Sie wurden über dem Flysch abgeschert <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />

verfrachtet.<br />

R Im Bereich Sisikon–Morschach–Hinter Ibach liegen massenhaft Erratiker als<br />

Mittelmoränenreste des Reuss-Gletschers.<br />

L Aufschiebung innerhalb des Fronalpstock-Gewölbes der Drusberg-Decke.<br />

L Nischenartige Hohlform im Schrattenkalk der Fronalpfalte (Drusberg-Decke)<br />

war in N-Exposition von einem Gletscher erfüllt.<br />

691 700 / 202 050 L Götzis-Schichten, Konglomeratischer Seewer Kalk auf normalem Seewer Kalk.<br />

696 350 - 696 750/<br />

201 550 - 202 100<br />

696 700 / 202 375<br />

697 100 - 697 650/<br />

202 100 - 203 075<br />

Schwarzstock 697 450 - 698 350/<br />

201 200 - 203 200<br />

Hellberg 699 375 - 699 950/<br />

201 975 - 202 575<br />

Achslenstock 698 600 - 699 325/<br />

199 675 - 200 700<br />

E Frutt<br />

bis Hürital<br />

Höllloch<br />

Balmblätzen<br />

Schl. Brunnen<br />

Fugglen<br />

Gütschtobel–<br />

Bawangli<br />

Wallis, SE von<br />

Hinterthal<br />

699 900 - 701 200/<br />

202 000 - 202 450<br />

702 700 / 203 725<br />

707 200 / 204 350<br />

702 450 / 203 325<br />

702 250 / 203 100<br />

695 700 - 697 050/<br />

203 000 - 204 125<br />

702 150 - 702 550/<br />

201 850 - 202 300<br />

R Im Gebiet Näppenalp–Tröligerwald liegt Nummulitenkalk vom Typ Einsiedeln<br />

auf Wang-Schichten der Drusberg-Decke.<br />

R Auf dem Mälchstöckli liegt Wang-Brekzie mit Komponenten von Seewer Kalk,<br />

Garschella-Formation <strong>und</strong> oberstem Schrattenkalk.<br />

Laubgarten-Bach 1420 <strong>und</strong> 1500 m ü.M. mit Blöcken von Seewer Kalk, Garschella-Formation<br />

<strong>und</strong> Oberen Orbitolinenschichten in Wang-Formation.<br />

R Im Gebiet des Planggstock zeichnen sich zwei Transgressionen ab: Konglomeratischer<br />

Seewer Kalk (Götzis-Schichten) <strong>und</strong> Wang-Schichten.<br />

R Sackungen, die noch immer aktiv sind <strong>und</strong> wiederholt ins Rambachtobel niedergefahren<br />

sind, bedeuten für das Dorf Muotathal eine latente Gefahr.<br />

L Stirnnahe Seitenmoränen. Vom mündenden Bürgeli-Gletscher aus dem Gebiet<br />

Chaiserstock–Blüemberg.<br />

R Bei der Überschiebung der Drusberg-Decke wurde die Obere Silberen-Decke im<br />

Gebiet des Achslenstock <strong>und</strong> des Blümberg-Höreli in Falten gelegt.<br />

L Prachtvoll erhaltene spätglaziale Seitenmoräne des Hüri-/Muota-Gletschers.<br />

I Höllloch <strong>und</strong> zweiter Eingang in den Balmblätzen. Ausgedehntes Höhlensystem<br />

in verschiedenen tektonischen Einheiten (Bächistock-Decke, Untere <strong>und</strong> Obere<br />

Silberen-Decke, verschiedene Kreidekalke, so im Kontakt mit Drusberg-Schichten<br />

Schrattenkalk).<br />

Schlichenden Brunnen: (Balm) Karstwasseraustritt des Höllloch-Höhlensystems,<br />

Fliesswege aus dem Silberengebiet mit Markierversuch nachgewiesen.<br />

Fugglen: Karstwasseraufstösse.<br />

N Karstsystem mit grossen Höhlen, welche eine ausserordentlich grosse Schichtreihe<br />

(Mittlere Unterkreide bis Alttertiär) durchqueren.<br />

R Auf Wallis, SE von Muotathal, liegt Kieselkalk der Toralp-Serie auf der Oberen<br />

Silberen-Decke.<br />

Grosser Sternen 703 900 / 206 260 R Oolithische Bänke in den Luitere-Mergeln der unteren Garschella-Formation.<br />

N von<br />

Wasserberg<br />

Vorderes<br />

Bisistal<br />

Kar des<br />

Gämsstafel<br />

702 500 - 704 400/<br />

201 000 - 203 100<br />

702 800 - 704 750/<br />

202 250 - 203 350<br />

706 100 - 707 200/<br />

206 300 - 207 100<br />

Gschwändeigen 704 825 - 705 300/<br />

202 850 - 204 300<br />

R Sackungen auf verschiedenen Gleithorizonten der unteren Kreide sind als höhere<br />

Elemente der Axen-Decke ins vordere Bisistal niedergefahren.<br />

R Dreifache Abfolge von Schrattenkalk, Garschella-Formation, Seewer Kalk der<br />

Bächistock-, Unteren <strong>und</strong> Oberen Silberen-Decke im E begrenzt durch Aufschiebung<br />

mit helvetischem Kieselkalk.<br />

N Typlokalität der Drusberg-Schichten. Nach der Gesteinsabfolge im Gämsstafel<br />

SE des Druesberg hat ARN. ESCHER (1868) vor 135 Jahren den Begriff der mergelig-siltig<br />

<strong>und</strong> siltig-kalkigen Wechselfolge der oberen Unter-Kreide der helvetischen<br />

Kalkalpen bezeichnet.<br />

R Von der Drusberg-Decke bei ihrem Vorgleiten in die tektonische Senke der oberen<br />

Silberen-Decke gepresste Verkehrtserie (Toralp-Element: Helvetischer Kieselkalk<br />

<strong>und</strong> Betlis-Kalk).<br />

41


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1367 - 15 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 16 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 17 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 18 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 19 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 20 - A G<br />

Muotathal<br />

1367 - 21 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 22 - A H<br />

Muotathal<br />

1367 - 23 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 24 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 25 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 26 - A B<br />

Muotathal<br />

1367 - 27 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 28 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 29 -G<br />

Muotathal<br />

1367 - 30 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 31 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 32 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 33 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 34 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 35 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 36 - G<br />

Muotathal<br />

1367 - 37 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 38 - A<br />

Muotathal<br />

1367 - 39 - F G<br />

Muotathal<br />

42<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Dürenboden <strong>und</strong><br />

Hochweid<br />

705 675 - 706 650/<br />

199 425 - 200 425<br />

Bödmerenwald 706 000 - 707 200/<br />

203 075 - 207 075<br />

In den<br />

Balmblätzen<br />

E von Ober<br />

Schwarzenbach<br />

Vorder<br />

Bärenloch<br />

Roggenstöckli<br />

P. 1702.5<br />

707 100 - 707 400/<br />

204 175 - 204 650<br />

707 200 - 707 800/<br />

199 800 - 200 200<br />

707 125 - 707 800/<br />

205 050 - 205 525<br />

707 350 - 708 150/<br />

203 925 - 204 400<br />

Milchbüelen 707 900 - 708 600/<br />

196 500 - 197 200<br />

Gwalpeten–<br />

Märenspitz<br />

707 700 - 708 500/<br />

194 000 - 196 150<br />

Alp Saas 708 550 - 709 750/<br />

207 000 - 208 625<br />

Pragel–Rampferenstöckli<br />

Bödmeren,<br />

Oberist Hütte<br />

709 400 - 710 000/<br />

206 125 - 206 950<br />

708 850 - 709 000/<br />

203 825 - 204 100<br />

Tor–Abedweid 708 525 - 709 025/<br />

202 650 - 203 525<br />

R Mittelmoräne Dürenboden zwischen Muota- <strong>und</strong> Robutzli-Gletscher von der<br />

Hochfläche der Charetalp <strong>und</strong> Höchweid zwischen östlichen Parental-Armen des<br />

Muota-Gletschers.<br />

R Im Bödmerenwald ist im Gebiet Fureneggen–Tälti die Obere Silberen-Decke<br />

von mehreren N–S-verlaufenden Scherstörungen durchsetzt, <strong>und</strong> in tektonischen<br />

Senken liegen Reste des Toralp-Elementes.<br />

R Von der Drusberg-Decke wurde bei ihrem Vorgleiten in die tektonische Senke der<br />

Oberen Silberen-Decke Verkehrtserie (Toralp-Element) gepresst.<br />

N / R Der tiefste „Block-Gletscher“ der Alpen, mit einem Ende auf 1100 m ü.M.,<br />

gleitet auf steilstehendem Mols-Member (Tonschiefer des Aalenian). Das transportierte<br />

Bergsturzgut besteht aus Quintner Kalk vom Chupferberg.<br />

L Von der Oberen Silberen-Schuppe oder evtl. vom Toralp-Element ist beim Vorgleiten<br />

der Drusberg-Decke eine Seewer Kalk-Schuppe abgeschert worden.<br />

N Klippe der Drusberg-Decke, liegt im W auf der Oberen Silberen-Schuppe im E<br />

auf Toralp-Element. Der Anschluss zur Drusberg-Decke wurde durch die Muldenstruktur<br />

des Oberen Roggenloch unterb<strong>und</strong>en.<br />

L Noch im ausgehenden Spätwürm stürzte der Glattalp-Gletscher in das von Moränen<br />

begrenzte Zungenbecken auf Oberen Lias.<br />

R Im hintersten Bisistal ist die Axen-Decke in Falten gelegt. Über ihr liegt Malm<br />

der Drusberg-Decke. Märenbrunnen: Grosse Quelle aus Felswand.<br />

L Auf der E-Seite der Kette Miserenstock–Wänifirst sind in der Palfris-Formation<br />

<strong>und</strong> den Vitznauer Mergel Sackungen ins hinterste Klöntal niedergefahren.<br />

L Toralp-Element: verkehrtliegender Betlis-Kalk der Drusberg-Decke liegt auf der<br />

Oberen Silberen-Schuppe. Im Westen <strong>und</strong> Osten ist es durch eine Bruchstörung<br />

begrenzt.<br />

R In bereits bei der Platznahme der helvetischen Decken existenten Bruchspalten<br />

der Oberen Silberen-Decke findet sich S von Oberist Hütte, im Bereich einer<br />

markanten Querstörung, Kieselkalk des Toralp-Elementes.<br />

R Durch Scherstörungen begrenztes, dreieckiges Senkungsgebiet in der Oberen Silberen-Decke.<br />

Darin liegt ein Rest des Toralp-Elementes, Verkehrtschenkel der<br />

Drusberg-Decke mit Kieselkalk <strong>und</strong> Betlis-Kalk.<br />

Torloch 708 950 / 202 200 L Grenzblatt in der steilstehenden Öhrli-Formation, darüber Vitznau-Mergel <strong>und</strong><br />

Betlis-Kalk der basalen Axen-Decke; dann folgt erneut steilstehender Öhrli-Kalk<br />

der Bächistock-Decke.<br />

Toralp<br />

Silberen-Gipfel<br />

709 200 - 711 100/<br />

202 825 - 203 850<br />

710 825 - 711 550/<br />

205 475 - 206 100<br />

Gross Mälchtal 709 250 - 709 500/<br />

202 500 - 202 750<br />

Robutzli 708 500 - 710 000/<br />

199 800 - 200 500<br />

Charetalp 708 550 - 711 000/<br />

198 300 - 199 300<br />

Gampeleggen 709 925 - 711 350/<br />

208 375 - 208 825<br />

Chälen–<br />

Ronenband<br />

710 200 - 711 700/<br />

207 600 - 208 500<br />

Silberenseeli 711 850 - 712 575/<br />

203 500 - 204 250<br />

Gämsiloch<br />

Chratzerengrat<br />

711 000 - 711 300/<br />

203 100 - 203 325<br />

Glattalp 709 900 - 713 100/<br />

196 800 - 198 300<br />

Jegerstöck 709 425 - 713 550/<br />

195 400 - 197 575<br />

Brunalpeli 712 500 - 714 500/<br />

201 500 - 203 325<br />

R<strong>und</strong> Eggen 714 000 - 715 975/<br />

199 500 - 201 300<br />

N Toralp: Typlokalität der Toralp-Abfolge bzw. Elementes. Verkehrtserie der<br />

darüber vorgefahrenen Drusberg-Decke. Reste von verwalztem Betlis-Kalk<br />

wurden in tektonische Senken gepresst. Auf der N-Seite des Gross Mälchtal<br />

biegt dieser in flach nach N geöffneter Mulde zum Toralp-Element, der Verkehrtserie<br />

der Drusberg-Decke, um.<br />

R Im schattigen Gross Mälchtal hat sich auf knapp 1800 m ü.M. eine prachtvolle<br />

Stirnmoräne des Gross Mälchtal-Gletschers vom Chratzerengrat gebildet.<br />

L In der von Scherstörungen durchsetzten Karst-Hochfläche des westlichen Bös<br />

Fulen-Gewölbes hat sich der Dogger-Aufbruch des Robutzli ausgebildet.<br />

L Versickerungstrichter im vertorften <strong>und</strong> von Scherstörungen durchsetzten Karstgebiet<br />

im Quintner Kalk <strong>und</strong> in der Zementstein-Formation der Axen-Decke.<br />

R Persistente Mittelmoräne, die sich zwischen Eis von der Silberen <strong>und</strong> vom Bietstock<br />

sowie von Fläschenspitz–Wänifirst <strong>und</strong> Brüschbüchel bildete.<br />

L Zwei Systeme von schrägen Scherstörungen am N-Abhang der Silberen (Chälen–Ronenband).<br />

L Das Bergsturzseeli auf der Hinteren Silberenalp wird durch liegende Vitznau-<br />

Mergel gestaut. Diese sind nur an wenigen Stellen nicht vom Öhrli-Kalk-Sturzgut<br />

vom Chratzerengrat verschont geblieben.<br />

L Aus dem steilstehenden Öhrli-Kalk der Bächistock-Decke ist ein Stück Fels ausgebrochen<br />

<strong>und</strong> hat eine Naturbrücke entstehen lassen.<br />

L Die tektonisch angelegte <strong>und</strong> von Sackungen der Zementstein-Formation umgebene<br />

Wanne des Glattalpsees in der Zementstein-Formation der Axen-Decke<br />

wurde von Gletschern vom Ortstock <strong>und</strong> von den Jegerstöck ausgekolkt.<br />

L Über der Zementstein-Formation der Axen-Decke liegt mindestens ein Paket einer<br />

höheren Einheit von Quintner Kalk <strong>und</strong> Zementstein-Formation. Es entspricht<br />

dem Jurakern der Drusberg-Decke.<br />

L Scherstörungen im verfalteten <strong>und</strong> durchscherten Dogger-Aufbruch des Brunalpeli,<br />

in dessen Kern Eisensandstein (Bommerstein-Formation) zu Tage tritt.<br />

R / L Eindrückliche R<strong>und</strong>höckerlandschaft in dem von Störungen mit tiefen Dolinen<br />

<strong>und</strong> Karrenschloten durchsetzten Oberen Quintner Kalk der Axen-Decke.


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1367 - 40 - H<br />

Muotathal<br />

1368 - 1 - A<br />

Oberiberg<br />

1368 - 2 - A F<br />

Oberiberg<br />

1368 - 3 - A G<br />

Oberiberg<br />

1368 - 4 - G<br />

Oberiberg<br />

1368 - 5 - D H<br />

Oberiberg<br />

1368 - 6 - A F<br />

Oberiberg<br />

1368 - 7 - G<br />

Oberiberg<br />

1368 - 8 - A<br />

Oberiberg<br />

1368 - 9 - B D<br />

Oberiberg<br />

1368 - 10 - F<br />

Oberiberg<br />

1369 - 1 - A F<br />

Riemenstalden<br />

1369 - 2 - A E<br />

Riemenstalden<br />

1369 - 3 - A<br />

Riemenstalden<br />

1370 - 1 - A B<br />

Rothenthurm<br />

1371 - 1 - A<br />

Sattel<br />

1371 - 2 - G<br />

Sattel<br />

1371 - 3 - G<br />

Sattel<br />

1371 - 4 - G<br />

Sattel<br />

1372 - 1 - A G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 2 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 3 - F<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 4 - D F<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 5 - A G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 6 - G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 7 - B D<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 8 - G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Hinter Seeberg 705 600 - 705 900/<br />

200 500 - 200 900<br />

Surbrunnentobel<br />

Mördergruebi<br />

Pt. 1690<br />

Minsterschlucht<br />

Glastobel<br />

699 200 - 701 675/<br />

211 875 - 212 475<br />

700 175 - 701 800/<br />

206 650 - 208 700<br />

701 500 - 702 075/<br />

210 675 - 212 125<br />

Buoffen 701 025 - 701 575/<br />

208 800 - 210 175<br />

„Berggeist“-<br />

Quelle<br />

N Grosse Karstwasseraufstösse im Talboden mit beidseitigem Einzugsgebiet<br />

(BLN 1601).<br />

R Im Surbrunnentobel liegen in Mergeln exotische Blöcke als Iberg-Mélange<br />

(früher Wildflysch).<br />

R Die Mördergruebi besteht aus einer zerbrochenen ostalpinen Hauptdolomit-<br />

Platte über mittel- <strong>und</strong> hochpenninischen Klippen-Einheiten.<br />

L Minsterschlucht <strong>und</strong> Glastobel wurden nicht nur durch die Erosion der Minster<br />

<strong>und</strong> durch Schmelzwässer des Minster-Gletschers erzeugt; sie sind durch Scherstörungen<br />

tektonisch vorgezeichnet worden.<br />

L Zwischen Chäswald- <strong>und</strong> Minster-Gletscher hat sich eine Mittelmoräne mit zahlreichen<br />

Dolomit-Erratikern gebildet.<br />

701 675 / 207 775 R Im Bruchtektonik-Areal vom Einsiedler Schuppenzonen-Gebiet (Amdener For mation/Nummulitenkalk/Stad-Mergel)<br />

tritt eine Schwefel-Wasserstoff (H2S)-reiche<br />

Quelle aus.<br />

Roggenstock 702 200 - 703 075/<br />

208 100 - 209 425<br />

Seebli 702 200 - 703 000/<br />

207 300 - 208 150<br />

Hesisbol-Alp 701 500 - 703 600/<br />

205 700 - 207 800<br />

Bei der<br />

Druesberghütte<br />

Twäriberg 705 250 - 705 850/<br />

210 050 - 210 550<br />

Chämlezen 691 200 - 691 500/<br />

200 500 - 200 700<br />

Chlingenstock–<br />

Hengst<br />

Fulen<br />

Chaiserstock<br />

I Klippenabfolge am Roggenstock besteht aus mittelpenninischer Klippen-Decke,<br />

hochpenninischer Radiolarit/Ophiolit-Decke, ostalpiner Schuppe von Ober Roggen<br />

<strong>und</strong> Gipfelklippe Roggenstock–Farenstock.<br />

L Senke von tektonisch gestörten Wang-Schichten. Sie war infolge des Permafrostes<br />

bis zum Überlauf aufgestaut.<br />

L Scherstörungen in der Wang-Formation der Hesisbol-Alp mit aufliegenden Nummulitenkalken<br />

mit zahlreichen Dolinen. Diese haben sich oft in Schnittstellen von<br />

Scherstörungen gebildet.<br />

keine - sensibel R Im Obersten Schrattenkalk der südlichen Drusberg-Decke hat schon ARN. ESCHER<br />

(1868) vor über 130 Jahren Korallen gef<strong>und</strong>en. Sie belegen ein sauberes, untiefes<br />

Wasser in diesem Ablagerungsbereich des Schrattenkalkes.<br />

693 600 - 696 100/<br />

200 825 - 201 450<br />

696 975 - 697 500/<br />

197 050 - 197 450<br />

696 950 - 698 400/<br />

198 050 - 199 100<br />

R / L Glaukonitischer Phosphorit-Horizont mit aufgearbeiteten Brocken von Brisi-<br />

Kalk, tiefstes Glied der Selun-Schichtglieder (Garschella-Formation).<br />

R Abgescherte <strong>und</strong> beim Vormarsch der Drusberg-Decke überdrehte Front der<br />

Bächistock-Decke.<br />

R Ausbruch von Kreide-Schichten zwischen Rot Turm, Chlingenstock <strong>und</strong> Hengst<br />

aus dem Auflagerungsbereich der Wang-Formation.<br />

R Im Fulen ist mit Betlis-Kalk <strong>und</strong> Kieselkalk noch eine Gipfelklippe der Oberen<br />

Silberen-Decke auf der Bächistock-Decke vorhanden. An markanten Querstörungen<br />

endet die Obere Silberen-Decke mit dem Chaiserstock–Chli Chaisergrat; sie<br />

ist gegen die Urner See-Kulmination an den Alpenrand vorgeschoben worden <strong>und</strong><br />

erscheint dort in der Urmiberg-Platte.<br />

Rothenthurm keine - sensibel R / L Scherstörungen in der Talung von Rothenthurm mit F<strong>und</strong>stellen fossiler Pflanzen<br />

in der Steiner Aa <strong>und</strong> Rössliweid.<br />

Sattel–<br />

Schornen<br />

689 950 - 691 625/<br />

215 000 - 217 225<br />

Sunnenberg 692 100 - 692 475/<br />

215 550 - 216 100<br />

Mostelberg 691 725 - 692 375/<br />

213 400 - 214 275<br />

Altstafel 688 900 - 689 425/<br />

215 850 - 216 100<br />

Zünggelenflue–<br />

Ränggen<br />

Platten–Burg–<br />

Engelstock<br />

688 600 - 689 000/<br />

207 950 - 208 325<br />

689 400 - 690 750/<br />

210 200 - 211 850<br />

L Scherstörungen in der Unteren Süsswassermolasse (USM) der Rigi-Rossberg-<br />

Schüttung sind verantwortlich für die Sattel-Talung.<br />

R Habkern-Granit-Erratiker in der Steiner Aa <strong>und</strong> beim Gehöft Lustnau zwischen<br />

Sattel <strong>und</strong> Biberegg.<br />

R Mittelmoräne zwischen dem Rothenthurmer Arm des Muota/Reuss-Gletschers<br />

<strong>und</strong> dem Mostel-Gletscher vom Hochstuckli.<br />

L Höchste würmzeitliche Eisrandlage auf der SE-Seite des Rossberg, 1200 m<br />

ü.M.<br />

R In den Ränggen zeichnen sich markante Scherstörungen ab. W des Sattels hat<br />

sich in einer der Scherstörungen eine formschöne Riesen-Doline ausgebildet.<br />

R Vom Lauerzer See bis zum Engelstock finden sich, durch quere Scherstörungen<br />

versetzt, Partien der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (ÄES).<br />

Burg 690 425 / 211 260 N / R Typlokalität des Burg-Sandsteins (Sandstein-Flysch über dem Stad-Mergel).<br />

Seewen 690 320 / 209 270 N Typlokalität Seewer Kalk: In einem aufgelassenen Steinbruch 300 m SE der<br />

Autobahnausfahrt A4 <strong>Schwyz</strong> (Seewen).<br />

Hinter Ibach 691 950 - 692 750/<br />

205 925 - 207 325<br />

Hochstuckli–<br />

Haggenegg<br />

Zwüschet<br />

Mythen<br />

Brüschrain<br />

Gummenwald<br />

R / L Südhelvetische Nummulitenkalk-Schuppen an der Basis des Gibel-Gewölbes<br />

(Innere Einsiedler Schuppenzone IES). Spätglaziale Moräne Wernisberg–Degenberg<br />

auf den Schottern von Niederstalden–Wernisberg.<br />

693 925 / 212 400 L Grosser Klippenmalm-Block wurde bereits als Klippe oder erst zur Zeit der<br />

grössten Vergletscherung dorthin verfrachtet.<br />

keine - sensibel R F<strong>und</strong>stelle von fossilen Keuper-Pflanzen: Schachtelhalm (HEER 1877, 1879).<br />

694 800 - 695 775/<br />

210 950 - 212 450<br />

L Mittel- <strong>und</strong> Endmoränen eines Gletschers vom Haggenspitz (Alp-Gletscher-<br />

System).<br />

43


Stamm-Nr. /<br />

Gemeinde<br />

1372 - 9 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 10 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 11 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 12 - A G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 13 - G<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 14 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 15 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 16 - F<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 17 - F<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1372 - 18 - A<br />

<strong>Schwyz</strong><br />

1373 - 1 - G<br />

Steinen<br />

1375 - 1 - A<br />

Unteriberg<br />

1375 - 2 - B<br />

Unteriberg<br />

1375 - 3 - A G<br />

Unteriberg<br />

1375 - 4 - H<br />

Unteriberg<br />

1375 - 5 - A<br />

Unteriberg<br />

1375 - 6 - A<br />

Unteriberg<br />

1375 - 7 - F<br />

Unteriberg<br />

1375 - 8 - G<br />

Unteriberg<br />

1375 - 9 - A D<br />

Unteriberg<br />

1375 - 10 - A<br />

Unteriberg<br />

1375 - 11 - F<br />

Unteriberg<br />

1375 - 12 - G<br />

Unteriberg<br />

1375 - 13 - A G<br />

Unteriberg<br />

1375 - 14 - B F<br />

Unteriberg<br />

44<br />

Lokalität Koordinaten Stufe Geotop-Kurzbezeichnung<br />

Grosser <strong>und</strong><br />

Kleiner Mythen<br />

694 275 - 695 725/<br />

208 775 - 211 400<br />

Muotaschlucht 692 200 - 693 875/<br />

205 125 - 205 700<br />

Rotenflue 695 325 - 696 650/<br />

207 575 - 209 000<br />

Unter Gibel–<br />

Ober Gibel<br />

692 125 - 695 200/<br />

205 175 - 207 400<br />

Chaisten 695 200 - 698 150/<br />

206 550 - 207 925<br />

Chli Schijen<br />

P. 1557<br />

Gross Schijen–<br />

Hudelschijen<br />

697 550 - 698 750/<br />

207 100 - 207 900<br />

698 850 - 699 300/<br />

207 200 - 208 100<br />

Isentobel 699 650 - 700 075/<br />

207 325 - 208 200<br />

Spirstock<br />

P. 1771<br />

701 000 - 701 900/<br />

206 000 - 206 850<br />

Urmiberg 687 575 - 690 575/<br />

206 325 - 209 375<br />

Blattiswald 686 575 - 687 500/<br />

211 200 - 211 800<br />

Höch-Gütsch 702 325 - 702 850/<br />

213 050 - 213 150<br />

I Oberhalb <strong>Schwyz</strong> liegt auf Flysch ein markanter Rest der mittelpenninischen<br />

Klippen-Decke <strong>und</strong> baut die beiden Mythen auf.<br />

L Tektonische Vorgänge bewirkten eine erste Talanlage. In der Folge wurde die<br />

Muotaschlucht durch Eis, fliessendes Wasser <strong>und</strong> Verwitterungsvorgänge zur<br />

heutigen Schlucht geformt.<br />

R Im Gebiet der Rotenflue liegt eine ursprünglich nördliche Scholle der <strong>Schwyz</strong>er<br />

Klippen-Decke vor. Schichtserie: Trias-Gipse, Klippen-Malm, Malmbrekzie,<br />

Neocom-Fleckenkalke, Couches Rouges <strong>und</strong> höhere Schuppe mit Dogger.<br />

R Scherstörungen (A) <strong>und</strong> Strudellöcher (G) sowie Dolinen (G) in Schrattenkalk<br />

<strong>und</strong> Garschella-Formation der frontalen Drusberg-Decke.<br />

L Persistente Mittelmoräne Chaisten zwischen Rotenflue/Chloterli- <strong>und</strong> Chli<br />

Schijen-Eis.<br />

R Das Klippengebiet des Chli Schijen umfasst neben der Gipfel-Klippe weitere<br />

Klippen-Malm-Vorkommen, z.T. mit Neocom-Fleckenkalken <strong>und</strong> Couches<br />

Rouges.<br />

N / R Über Lunzer Schichten liegen Hauptdolomitreste der ostalpinen Roggenstock-<br />

Decke. Sie bek<strong>und</strong>en die westlichsten Bereiche der Ostalpen.<br />

R Im Isentobel liegen im Iberg-Mélange zahlreiche kristalline <strong>und</strong> andere exotische<br />

Blöcke.<br />

L Auf dem Spirstock liegt über Einsiedler Nummulitenkalken eine jüngste Abfolge<br />

mit Blockmergel <strong>und</strong> polygener Brekzie.<br />

R Der Urmiberg taucht bei Seewen unter die Schuttfächer von Nieten- <strong>und</strong> Siechenbach.<br />

Seine Fortsetzung liegt im Chaiserstock als Obere Silberen-Decke vor.<br />

R Im Blattiswald liegen zahlreiche Erratiker aus dem urnerischen Reuss- <strong>und</strong><br />

Maderanertal. Sie belegen einen Bergsturz auf den Reuss-Gletscher im frühen<br />

Spätglazial.<br />

L In der Inneren Einsiedler Schuppenzone (IES) liegt eine mehrfache Abfolge<br />

von Amdener Formation, Nummulitenkalk <strong>und</strong> Stad-Mergel, die lokal von Iberg-<br />

Mélange überdeckt ist.<br />

„Hüenderstein” 702 900 / 212 950 L Kleine Sackungsscholle der Inneren Einsiedler Schuppenzone (IES) mit verschiedenen<br />

Nummulitenarten.<br />

Guggerenchopf<br />

Hirsch<br />

Studen<br />

Adelmatt<br />

Tierfäderenegg–<br />

Stock–Nollen<br />

702 950 - 704 300/<br />

210 975 - 213 100<br />

R Scherstörungen im Gewölbe Guggerenchopf–Hirsch der frontalen Drusberg-<br />

Decke. Sie lassen sich zwischen Däslig–Sitinossen–Schlözbach in zahlreichen<br />

kleinen Störungen direkt beobachten.<br />

706 375 / 214 300 R Karstwasser-Aufstösse. Die letzten drei noch nicht gefassten Quell-Aufstösse in<br />

der Ebene von Studen.<br />

705 600 - 706 350/<br />

211 950 - 212 850<br />

R Am Stock liegen zwei Abfolgen von Wang-Formation, Nummulitenkalk <strong>und</strong><br />

Stad-Mergel übereinander.<br />

Schl<strong>und</strong> 704 925 / 212 850 L Der ca. 750 m3 grosse Seewer Kalk-Block wurde vom P. 1513 N der Tierfäderenegg<br />

durch Eis zum Schl<strong>und</strong> transportiert.<br />

Wannen keine - sensibel L Fossilhorizont der Wannenalp-Schichten (Obere Garschella Formation).<br />

Biet 706 325 - 706 550/<br />

210 550 - 210 775<br />

Rütistein<br />

P. 1986<br />

706 400 - 706 700/<br />

207 700 - 208 525<br />

Oberstes Sihltal 706 800 - 708 225/<br />

206 850 - 211 700<br />

Fluebrig 707 400 - 710 950/<br />

212 000 - 214 200<br />

Wändlispitz am<br />

Fluebrig<br />

Sihlseeli <strong>und</strong><br />

Butzi<br />

L Auf der N-Seite des Biet haben sich mehrere grosse Dolinen gebildet.<br />

L Innerhalb der südlichen Drusberg-Decke zeichnet sich eine schon von HANS<br />

CONRAD ESCHER (1807) <strong>und</strong> EDMUND QUEREAU (1893) gezeichnete Überschiebung<br />

ab.<br />

L Scherstörungen haben vom Teuf H<strong>und</strong> <strong>und</strong> NNE von Lusgütsch sihlabwärts die<br />

Anlagen des obersten Sihltales bedingt.<br />

R Schichtglied in der Garschella-Formation <strong>und</strong> Stirngewölbe der Drusberg-<br />

Decke.<br />

709 350 / 213 070 L Naturbrücke im untersten Schrattenkalk der Drusberg-Decke.<br />

709 450 - 709 925/<br />

208 000 - 210 500<br />

Wangflue 701 900 - 703 200/<br />

207 250 - 208 275<br />

L Im Bereich von SSE–NNW-verlaufenden Scherstörungen haben sich in Kühlzeiten<br />

durch Frostsprengung seit der Platznahme der Drusberg-Decke im widerstandsfähigen,<br />

helvetischen Kieselkalk mehrere Kare gebildet.<br />

N Die Wangflue, Typlokalität der Wang-Formation, oberste helvetische Kreide.


Geotop-Beispiel 1<br />

1301 - 1 - G Schlänggli–Moos–Bennau Ausfingernde Mittelmoränen des Rothenthurmer<br />

Einsiedeln Armes des Muota/Reuss-Gletschers bei Biberbrugg<br />

LK 1132 Einsiedeln 696/222 Hantke René N<br />

Ausserhalb des Endmoränenwalles von Schlänggli zeichnet sich zwischen diesem <strong>und</strong> der im Maximalstand der<br />

letzten Kaltzeit geschütteten Schotterterrasse von Bennau ein sich ausfingerndes System von Mittelmoränen des<br />

Rothenthurmer Armes ab. Auf diesem auf dem Eis transportierten Obermoränenschutt, auf festerem Gr<strong>und</strong>, wurden<br />

die Verkehrswege – SOB, Strasse <strong>und</strong> Strässchen – angelegt. Die Moränen-Endaufschüttungen bek<strong>und</strong>en den<br />

bis zur Bennauer Terrasse reichenden maximalen würmzeitlichen Eisstand des Rothenthurmer Armes. Die Tälchen<br />

zwischen den Mittelmoränenfingern wurden nicht ausgeräumt. In ihnen wurden, wie Bohrungen (AEBERLI 2001)<br />

<strong>und</strong> jüngste Aufschlüsse belegen, kaltzeitliche Seeletten mit Warven abgelagert, die zu Rutschungen Anlass geben.<br />

Der zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen eingedrungene Arm des Linth-Gletschers floss im entsprechenden Eisstand über<br />

den Sattel P. 911 E des Altberg ins untere Alptal <strong>und</strong> durch dieses von NE an die Terrasse von Bennau <strong>und</strong> hinterliess<br />

bei Biberbrugg äusserste Wallreste. In den äussersten Ständen flossen subglaziäre Schmelzwässer von Sihl<strong>und</strong><br />

Alp-Gletscher durch das untere Alptal.<br />

695 696 697 698<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): AEBERLI, U. 2001, HANTKE, R. 2003, et al. 2002 Ka.<br />

224<br />

223<br />

222<br />

Abb. 2.2<br />

Höhenkurven-Darstellung der ausfingernden Mittelmoränen<br />

des Rothenthurmer Armes des<br />

Muota/Reuss-Gletschers (M./R.-Gl.) zwischen der<br />

Schlänggli-Endmoräne <strong>und</strong> der Schotterterrasse<br />

von Bennau. Mittelmoränen-Finger des Rothenthurmer<br />

Armes punktiert, jüngerer Maximalstand<br />

mit dicken Punkten.<br />

Hochwürmzeitliche Schotter-Terrasse von Bennau<br />

zwischen Rothenthurmer Arm <strong>und</strong> ins untere Alptal<br />

eingedrungenem Linth-Eis.<br />

L.-Gl = Jüngere würmzeitliche Maximalstände des<br />

eingedrungenen Linth-Gletschers mit dicken Punkten.<br />

Abb. 2.3<br />

Ausfingernde Mittelmoräne des Rothenthurmer<br />

Armes des Muota/Reuss-Gletschers vom Altberg<br />

aus, der Endmoräne des zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen<br />

eingedrungenen Linth-Gletschers. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

die Schotterterrasse von Bennau mit markanten<br />

Sackungen an den zurückschmelzenden<br />

Eisrand.<br />

45


Geotop-Beispiel 2<br />

1301 - 9 - B D F Steinbach–Büelhöchi Das Typusprofil der Einsiedler Nummuliten-<br />

Einsiedeln Kalke am Steinbach<br />

46<br />

LK 1152 Ibergeregg 702/217 Hantke René N<br />

Der Einsiedler Nummulitenkalk wurde erstmals von H.C. ESCHER V.D. LINTH (1807) erwähnt. Sein Sohn Arnold hat<br />

ein Profil durch die Abfolge skizziert, mit R.I. MURCHISON begangen <strong>und</strong> mit ihm diskutiert; dieser hat es 1849<br />

beschrieben.<br />

K. MAYER-EYMAR (1868) hat das Profil erneut aufgenommen <strong>und</strong> 1877 aus dem Dach des Nummulitenkalkes am<br />

Steinbach aus der Steinbach-Fossilschicht eine umfangreiche Flachwasserfauna eingehend beschrieben <strong>und</strong> abgebildet<br />

(Abb. 2.7). In den 30er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts haben JEANNET, LEUPOLD & BUCK (1935) die einzelnen<br />

Schuppen makro- <strong>und</strong> mikropaläontologisch untersucht <strong>und</strong> die Herkunft der Schuppen erkannt. Später haben FREI<br />

(1963), HERB. & HOTTINGER (1965) <strong>und</strong> KUHN (1967, 1972) die Mikrofauna bearbeitet <strong>und</strong> die Schuppenzone kartiert.<br />

Die Abfolge umfasst eine vierfache Wiederholung von Amdener Mergel, Nummulitenkalk, Globigerinenschiefer,<br />

von Oberkreide – Alttertiär (Abb. 2.4–2.6).<br />

Abb. 2.4<br />

Profil durch die Nummulitenkalkrippe am Steinbach<br />

aus LEUPOLD 1966 in KUHN 1972, Fig. 6<br />

Abb. 2.5<br />

Die Nummulitenkalkrippe am Steinbach von Ruestel<br />

702 703<br />

Abb. 2.6<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 1152 (Ibergeregg). Reproduziert mit<br />

Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

218<br />

217


Abb. 2.7<br />

K. MAYER-EYMAR, 1877, aus Systematisches Verzeichnis der Versteinerungen des Parisian der Umgebung von Einsiedeln, Beitr. geol.<br />

Karte der Schweiz 14/2, Anh. Tafeln I–IV, (F<strong>und</strong>stelle Steinbach).<br />

Literatur: FREI, R. 1963, HERB, R. & HOTTINGER, L. 1965, JEANNET, A., LEUPOLD, W. & BUCK, D. 1935, KUHN, J.A.<br />

1972, LEUPOLD, W. 1966, MAYER-EYMAR. K. 1877, MURCHISON, R.I. 1849.<br />

47


Geotop-Beispiel 3<br />

1311 - 2 - A G Fälmisegg–Gersau Blattverschiebung zwischen Rigi-Hochflue-Kette<br />

Gersau <strong>und</strong> Gersauer Stock<br />

LK 1151 Rigi<br />

LK 1171 Beckenried 682/206 Hantke René R<br />

Die beiden Gesteinsabfolgen der Rigi-Hochflue- <strong>und</strong> der Urmiberg-Platte <strong>und</strong> die entsprechenden Abfolgen am<br />

Gersauer Stock wurden bei der Platznahme der helvetischen Randkette in Gersau um 2.2 km gegen NW verschoben.<br />

Die Blattverschiebungen beginnen schon E von Gersau, bei Buol <strong>und</strong> sind im Bereich Gersau durch Sackungen<br />

<strong>und</strong> Schuttfächer überschüttet, umso bedeutsamer sind ihre Ränder (Abb. 2.8 <strong>und</strong> 2.9).<br />

Da der Widerstand durch die Nagelfluhmasse der Rigi bereits zur Zeit der Platznahme der helvetischen Decken<br />

gegen W bescheidener geworden ist, die Rigi-Schüttung gegen W an Intensität eingebüsst hat, glitten die Elemente<br />

des Gersauer Stock weiter gegen NW vor als NE von Gersau, wo sich über der länger anhaltenden Rigi-Schüttung<br />

im Teuffibach noch die Teuffibach-Schuppen einstellen. Offenbar ist auch der ursprünglich S anschliessende<br />

Bereich, der gegen SSE sich verjüngende Schüttungsstiel, verschuppt <strong>und</strong> auf die jüngsten Ablagerungen des Rigi-<br />

Schuttfächers, auf die Scheidegg-Nagelfluh, aufgeschoben worden.<br />

Der vom Gersauer Stock etwas bescheidenere Rigi-Schüttungsanteil ist nicht erst später, in der ausgehenden Tertiärzeit,<br />

im Pliozän, <strong>und</strong> im Eiszeitalter durch den Reuss-Gletscher abgetragen <strong>und</strong> als Blöcke ins Mittelland verfrachtet<br />

worden, sondern bek<strong>und</strong>et die primäre Reduktion gegen den westlichen Schüttungsrand. Dies zeigt, dass die Nagelfluh-Schüttungen<br />

recht kurzfristig – als Ausbrüche von hinterstauten Seen in den alpinen Tälern – entstanden sind<br />

<strong>und</strong> dass sie durch das rasche Ausfallen der Grobschüttung frontal <strong>und</strong> seitlich begrenzt waren (Abb. 1.6, S. 13).<br />

Bei der Blattverschiebung zeichnen sich im Teuffibachtobel auch in den Molasseschuppen Störungen mit Verschiebungen<br />

ab (Geotop 1311 - 3 - AD).<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): BUXTORF, A. 1913K, 1916, HANTKE, R. 1961a, et al. 2002Kb, KAUFMANN, F.-J. 1872,<br />

STÜRM, B. 1973, VOGEL, A. & HANTKE, R. 1988.<br />

48<br />

682 684 685<br />

207<br />

206<br />

205<br />

Abb. 2.8<br />

Gersauer Stock, Gersau <strong>und</strong> Rigi-Hochflue von<br />

Beckenried aus. Die Scherstörung verläuft schräg<br />

oberhalb von Gersau.<br />

Abb. 2.9<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 (verkleinert) 1151/<br />

1171 (Rigi/Beckenried) mit Blattverschiebung in<br />

der helvetischen Randkette Gersauer Stock–Rigi-<br />

Hochflue<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo<br />

(BA035157)


Geotop-Beispiel 4<br />

1343 - 2 - E Allmeind Aktive Rutschung Allmeind auf der W-Seite des<br />

Innerthal Wägitaler See Wägitaler Sees<br />

LK 1153 Klöntal 712/215 Hantke René L<br />

Die Rutschung Allmeind auf Flysch-Unterlage ist<br />

nicht nur die bedeutendste aktive Rutschung im <strong>Kanton</strong>,<br />

sondern noch weit darüber hinaus. Es ist fast<br />

möglich zuzuschauen, wie sich das an sich bescheiden<br />

steile Gebiet der Allmeind seewärts bewegt.<br />

Besonders krass sind die Bewegungen unterhalb des<br />

Waldrandes; offenbar ist dort die Bodenfeuchtigkeit<br />

noch etwas erhöht. Dagegen sind die Bewegungen im<br />

Wald deutlich geringer (Abb. 2.10–2.12).<br />

Von 1988–93 hat das BA für Landestopographie<br />

(EGGENBERG 1993) die Rutschgebiete am Wägitaler<br />

See vermessen. Auf der W-Seite bei Au <strong>und</strong> im<br />

Gebiet Allmeind wurden in fünf Jahren (P. 4) Horizontal-Verschiebungen<br />

bis zu 1103 cm <strong>und</strong> Vertikal-<br />

Bewegungen bis 200 cm festgestellt. Auf der E-Seite<br />

hat sich beim Unteren Heuboden (P. 806) das Terrain<br />

von 1988–93 um 25 cm horizontal <strong>und</strong> 41 cm vertikal<br />

bewegt (Abb. 2.10).<br />

Neben Spiegelschwankungen durch den Stausee-<br />

Betrieb ist im Fall Allmeind das Abgleiten der Moränendecke<br />

auf schieferiger Flysch-Unterlage unter<br />

Kontrolle zu halten (EGGENBERG 1993, in JÄCKLI<br />

1970, 1975, 1980, 1996).<br />

Abb. 2.11<br />

Die Allmeind-Rutschung<br />

712<br />

Literatur: EGGENBERG, F. 1993, JÄCKLI, H. 1970, 1975, 1980, 1996.<br />

713<br />

Abb. 2.10<br />

Horizontalverschiebung in der Allmeind-Rutschung, nach<br />

EGGENBERG 1993<br />

Abb. 2.12<br />

Durch einen Rutschwulst aufgestauter Tümpel<br />

714<br />

217<br />

216<br />

215<br />

214<br />

49


Geotop-Beispiel 5<br />

1343 - 3 - A G Bockmattlihütte Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des<br />

Innerthal Schiberg–Bockmattli Schiberg<br />

50<br />

LK 1153 Klöntal 715/218 Hantke René R<br />

Die schon bei der Platznahme erfolgte Scherstörung <strong>und</strong> der Aufbruch zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli wurden<br />

in den Kaltzeiten ausgeräumt. In der entstandenen Hohlform hat sich jeweils ein Gletscher entwickelt. Am N-Fuss<br />

des Schiberg setzt auf 1520 m ü.M. eine persistente, über alle Kaltzeiten des Eiszeitalters geschüttete Mittelmoräne<br />

zwischen dem Wägital-Gletscher <strong>und</strong> einem aus dem Kar zwischen Schiberg <strong>und</strong> Bockmattli vorstossenden Bockmattli-Gletscher<br />

ein (Abb. 2.13–2.15).<br />

In den grössten Kaltzeiten reichte der Wägital-Gletscher über dem mittleren Wägital bis auf 1470 m ü.M. Der viel<br />

bescheidenere Bockmattli-Gletscher wurde mit dem vom Tierberg <strong>und</strong> Chöpfenberg zugestossenen Trepsen-Eis<br />

auf das Trepsental beschränkt. Dabei hat sich ebenfalls NW von Trepsen eine Mittelmoräne eingestellt. Im Maximum<br />

der letzten Eiszeit reichte das Feldredertli-Eis an der Lauihöchi bis auf 1400 m ü.M. Die steil S-fallenden<br />

Wände vermochten kälteresistenten alpinen Florenelementen ein Refugium zu bieten. Noch an der Ober Grabenegg<br />

S von Galgenen stand das Linth-Eis bis auf 1050 m ü.M.<br />

714 715<br />

Abb. 2.14<br />

Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des Schiberg von<br />

Schwarzenegg<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): Kap. 5, HANTKE, R. et al. 2002Kd.<br />

218<br />

217<br />

Abb. 2.13<br />

Höhenkurven-Darstellung der persistenten<br />

Mittelmoräne am Fuss des Schiberg,<br />

1:25'000. Mittelmoränen (punktiert)<br />

zwischen Wägitaler- <strong>und</strong> Bockmattli-<br />

Gletscher; dicke Punktreihen: jüngere<br />

stirnnahe Moränen des Bockmattli-Gletschers.<br />

Abb. 2.15<br />

Die persistente Mittelmoräne am N-Fuss des Schiberg von Allmeind


Geotop-Beispiel 6<br />

1346 - 2 - A Westende des Chöpfenberg Scherstörung am Westende der Wageten–<br />

Schübelbach Chöpfenberg-Kette<br />

LK 1133 Linthebene 715/219 Hantke René R<br />

Im obersten Trepsental endet die Wageten–Chöpfenberg-Kette scheinbar ohne jede Fortsetzung gegen W. Die<br />

Gesteinsabfolge umfasst: Quintner Kalk, Tros-Kalk, eine in ihrer Mächtigkeit reduzierte Kreide – Zementstein-Formation<br />

bis Seewer Kalk – <strong>und</strong> darüber transgredierendes Tertiär mit Nummulitenkalk, Stad-Mergel <strong>und</strong><br />

Taveyanne-Serie (Abb. 2.16 <strong>und</strong> 2.17). Aufgr<strong>und</strong> der Abfolge ergaben sich schon früh (MEYER 1922) Hinweise,<br />

dass die Wageten-Kette von der Griessstock-Decke abgeschert <strong>und</strong> an der Basis der helvetischen Decken an den<br />

Alpenrand verfrachtet worden ist. Dies haben die Aufnahmen von FREY (1965) <strong>und</strong> STACHER (1973) bestätigt.<br />

Merkwürdig ist dabei jedoch, dass zwischen dem Klausenpass <strong>und</strong> dem Wiedererscheinen der ihr gesteinsmässig<br />

entsprechenden Abfolge in der Chöpfenberg-Kette eine Lücke von über 10 km klafft.<br />

Da sich das Bös Fulen-Gewölbe zwischen dem Bisistal <strong>und</strong> dem hinteren Bösbächital extrem stark heraushebt,<br />

besteht die Möglichkeit, dass sich darin das zwischen Griessstock <strong>und</strong> Chöpfenberg fehlende Zwischenstück der<br />

jüngeren Schichtglieder der Griessstock-Decke verbirgt. Dieses könnte beim Vorgleiten der Chöpfenberg–Wageten-Kette<br />

in der tektonischen Falle des Bös Fulen-Gewölbes hängen geblieben sein. Weiter W, wo die jüngeren<br />

Sedimente der Griessstock-Decke noch mit der Deckenbasis solidarisch geblieben sind, wie weiter E, wo die<br />

Abfolge als Chöpfenberg–Wageten-Kette an den Alpenrand vorgeschoben worden ist, reduziert sich das Bös<br />

Fulen-Gewölbe.<br />

715<br />

716<br />

220<br />

219<br />

Abb. 2.16<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 1133 (Linthebene): Das Westende des<br />

Chöpfenberg<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

Abb. 2.17<br />

Das Westende der Chöpfenberg-Kette von der Schwarzenegg<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): FREY, F. 1965, HANTKE, R. 1961a, et al. 2002Kd, MEYER, H. 1922, OBERHOLZER, J. 1933,<br />

OBERHOLZER, J. et al. 1942K, OCHSNER, A. 1969K, 1975, STACHER, P. 1973.<br />

51


Geotop-Beispiel 7<br />

1348 - 1 - A Spitzberg Die Abscherung der Spitzberg-Molasse <strong>und</strong> ihre<br />

Vorderthal Verschiebung gegen E an den Alpenrand<br />

52<br />

LK 1133 Linthebene 711/220 Hantke René R<br />

Die Molasse-Abfolge des Spitzberg endet NE von Vorderthal zwischen der Strassenkehre P. 818 <strong>und</strong> Baschanner<br />

zunächst ohne sichtlichen Gr<strong>und</strong>. Ihre seitliche Abscherung ist bei der Platznahme der an den Alpenrand verfrachteten<br />

helvetischen Stirnköpfe der Aubrige <strong>und</strong> der Verschuppung der subalpinen Molasse erfolgt. Längs einer<br />

SW–NE-verlaufenden Scherstörung ist diese abgeschert <strong>und</strong> gegen NE verschoben worden. Sie setzt sich N des<br />

Trepsenbach in der Kette des Mälchterli weiter gegen E über den Planggenstock zum Hirzli in den Kt. Glarus fort.<br />

In der letzten Phase der Platznahme ist die steil gegen SE einfallende Scherfläche leicht verbogen <strong>und</strong> die südöstliche<br />

Partie gegen NE verschoben worden. S an die Scherfläche schliesst Trepsen-Flysch an, eine Abspaltung des<br />

Wägitaler Flysches. Gegen W quert die Basis der kühlzeitlichen oberoligozänen Spitzberg-Schüttung bei P. 714 die<br />

Wägitaler Strasse <strong>und</strong> steigt N von Güspi <strong>und</strong> Drinäpper N der Vorder Sattelegg an (Abb. 2.18–2.21).<br />

Gegen E erreicht die Scherfläche vom Spitzberg zwischen Chli Feldredertli <strong>und</strong> Lachner Stock, im Sattel von<br />

P. 1398 den Molassegrat. Dort umfasst die östliche Fortsetzung der Spitzberg-Abfolge eine r<strong>und</strong> 300 m mächtige<br />

Molasseserie mit Planggenstock <strong>und</strong> Hirzli. Auf dem Sattel P. 1398 stösst die Scherfläche an die Kernzone aus<br />

Unterer Meeresmolasse der Biltener- <strong>und</strong> Lachen–Trepsenbach-Antiklinale. Die mehrere 100 m mächtige Abfolge<br />

S dieser Antiklinale spitzt gegen den Sattel aus. Die Hirzli-Schüttung büsst gegen W rasch an Mächtigkeit ein. Da<br />

sich in der Molasse-Abfolge von Hirzli–Planggenstock – mit Ausnahme einer lokalen basalen Aufschiebung im<br />

mittleren Biltener Tobel – nirgends eine Scherfläche abzeichnet, hat dort die Molasse-Schüttung mit bedeutender<br />

Schuttlieferung länger angehalten. Das Gebiet W des Planggenstock gegen den Sattel P. 1398 bildet eine Hochzone.<br />

Auf diese folgte eine Schüttung, nachdem die tieferen, zunächst noch vom Meer der Unteren Meeresmolasse<br />

eingenommenen Bereiche (Biltener Tobel <strong>und</strong> P. 1398–Gelbberg–Chatzenrugg–Unteres Trepsental) verfüllt worden<br />

waren. Aufgr<strong>und</strong> der überliegenden Molasse konnte dies erst in der Kühlphase geschehen, die auf die warmzeitliche<br />

Flora an der W-Flanke des Hirzli folgte. In dieser Kühlzeit wurde auch der Bereich WSW der Scherfläche,<br />

die Spitzberg–Drinäpper-Schüttung, überschüttet. Damit dürfte die Warmphase mit der Flora am Hirzli jener am<br />

Rinderweidhorn entsprechen.<br />

Eine Geröllzählung in der 25° gegen SW einfallenden Kalknagelfluh des Spitzberg N von Haltli ergab bei einer<br />

Geröllgrösse von 1–9 cm in grobkalksandiger Matrix (Tab. 2.2):<br />

– Feinkörniger grauer Sandstein mit brauner Verwitterungsrinde 18 %<br />

– Mikritische Kalke mit wenig fein verteiltem Glaukonit 26 %<br />

– Feinkörniger gelblicher Dolomit 18 %<br />

– Onkoidischer, hell anwitternder Kalk 4 %<br />

– Mikritischer, weisslich anwitternder Kalk 12 %<br />

– Feinspätiger, hellgrau anwitternder Kalk 10 %<br />

– Feinspätiger, glaukonitischer Sandkalk 6 %<br />

– Dunkelgrüner bis schwarzer Silex 6 %<br />

Kalknagelfluh Spitzberg (Typ Hirzli) 100 %<br />

Tab. 2.2<br />

Geröllzählung Kalknagelfluh Spitzberg (Typ Hirzli)<br />

Abb. 2.18<br />

Lauihöchi–Rossweidhöchi–Chöpfenberg. Die Scherstörung trifft<br />

im Bild 12 mm vom linken Rand auf die Hintergr<strong>und</strong>-Kulisse.<br />

In der nächsttieferen Nagelfluhbank sind die dunklen Silices etwas häufiger. Eine höhere Bank zeichnet sich durch<br />

bis 15 cm grosse Gerölle eines mikritischen Kalkes aus; zugleich trat dort ein einziges rotes Radiolarit-Geröll auf.<br />

Noch etwas höher fand sich ein Dolomitgeröll von 16 cm Durchmesser.


Unt. Süsswassermolasse<br />

Kalk-Nagelfluh<br />

Unt. Meeresmolasse<br />

Tonmergel, Kalk-Sandstein<br />

Quartär: Hangschutt<br />

Moräne, Rutschungen<br />

Äussere Einsiedler Schuppen<br />

Amdener Sch. Nummulilenk. SM.<br />

Wildflysch<br />

Serhalten Flysch<br />

Trepsen-Flysch<br />

Abb. 2.19<br />

Die Scherstörung zwischen dem S-Ende des Spitzberg <strong>und</strong> seiner nordöstlichen Fortsetzung in der Kette Mälchterli–Planggenstock–Hirzli-Kette,<br />

weitgehend nach OCHSNER, A. 1969K:<br />

Subalpine Molasse-Schuppe Vordere Sattelegg–Spitzberg <strong>und</strong> Mälchterli–Planggenstock–Hirzli<br />

Trepsen-Flysch = basale Abspaltung des Wägitaler Flysch<br />

Einschlüsse von exotischen Blöcken <strong>und</strong> Leimeren-Kalk im Wildflysch (Serhalten-Flysch)<br />

Äussere Einsiedler Schuppenzone, Amdener Schichten, Südhelvetische Nummulitenschichten, Stad-Mergel (SM)<br />

Quartär: Moränen, Schotter, Bergsturz, Hangschutt, Rutschungen, Alluvionen<br />

Abb. 2.20<br />

Die gegen rechts in die Luft ausstreichenden<br />

Molasseschichten des Spitzberg NE von Vorderthal<br />

von der Wägitaler Strasse aus. Die Scherstörung<br />

verläuft von Vorderthal zum Sattel E des<br />

Spitzberg.<br />

Abb. 2.21<br />

Molasse-Kalknagelfluh vom S-Ende des Spitzberg<br />

(Baschanner)<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): FREI, H.-P. 1979, HANTKE, R. 1991, et al. 2002Ka, MÜLLER, H.-P. 1971, OCHSNER, A.<br />

1969K, 1975.<br />

53


Geotop-Beispiel 8<br />

1367 - 20 - A G Roggenstöckli Das Roggenstöckli P. 1702.5, eine Klippe der<br />

Muotathal Drusberg-Decke<br />

LK 1172 Muotatal<br />

LK 1173 Linthal 707/204 Hantke René N<br />

Im oberen Bödmerwald erhebt sich zwischen den Balmblätzen <strong>und</strong> dem Oberen Roggenloch ein 600 m langer,<br />

400 m breiter <strong>und</strong> 120 m hoher Felsrücken von Unterkreide-Gesteinen der Drusberg-Decke. Der Rücken, eine<br />

Klippe der südlichsten Drusberg-Decke – Vitznau-Mergel, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> schiefriger unterer helvetischer<br />

Kieselkalk – ist beim Vorgleiten in einer seichten Senke zurückgeblieben. Während die Unterlage auf der W-Seite<br />

aus Oberem Schrattenkalk der Oberen Silberen-Decke besteht, hat sich auf der E-Seite, im Oberen Roggenloch,<br />

über dem Seewer Kalk der Oberen Silberen-Decke noch Betlis-Kalk der Toralp-Serie, überfahrene Stirnteile der<br />

Drusberg-Decke, erhalten. Diese hält unter dem Roggenstöckli nicht durchgehend durch; die Toralp-Serie ist nur<br />

lückenhaft, vor allem in tektonischen Senken der Oberen Silberen-Decke, zurückgeblieben. Da auf der W-Seite<br />

Oberer Schrattenkalk ihr höchstes Schichtglied bildet, ist sie dort schon beim Vorgleiten der Drusberg-Decke auf<br />

einem Mergelhorizont der Garschella-Formation, auf der Fluebrig-Schicht, abgeschert worden (HANTKE, R. in<br />

SIDLER, C. 2001, S.52f Abb. 2.3, HANTKE, R. et al. 2002Ke, Abb. 2.22–2.24). In der Gruebi S des Pragelweges stellt<br />

sich in der Palfris-Formation der Drusberg-Decke ein Seewer Kalk-Vorkommen von wenigen 100 m Länge ein, das<br />

als abgeschert von der Oberen Silberen-Decke gedeutet werden kann.<br />

Die Steinschlag gefährdete Steilwand der Drusberg-Decke ist seit ihrer Platznahme nur wenige 100 m zurückgewittert.<br />

Auf der S-Seite des Roggenstöckli sind von der Abfolge durch das in jeder Kaltzeit des Eiszeitalters von<br />

der Silberen abgeflossene Eis nur wenige Zehner von Metern weggesprengt worden. Die S-Seite stellt damit aufgr<strong>und</strong><br />

seiner ordentlich symmetrischen Form des Roggenstöckli den kaum durch spätere Einwirkung beeinträchtigten<br />

S-Rand der Drusberg-Decke dar. Das Relief des Silberen-Plateaus mit der Senke des Roggenstöckli <strong>und</strong> den<br />

mit Toralp-Serie gefüllten Senken bek<strong>und</strong>et die Überschiebung der Drusberg-Decke, der Abtrag ist minimal.<br />

Abb. 2.23<br />

Das Roggenstöckli von SE: Über Seewer Kalk der Oberen Silberen-Decke<br />

folgen zunächst wenige Meter Betlis-Kalk der<br />

Toralp-Serie <strong>und</strong> darüber die Klippe des Roggenstöckli mit<br />

Vitznau-Mergeln, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> Kieselkalk der südlichen<br />

Drusberg-Decke.<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): BRÜCKNER, W. 1947, HANTKE, R. 1949, 1961a, 1995, 2001K, et al. 2002Ke,f, KÄLIN, W. 1982,<br />

1987, KÄLIN, W. & SCAGNET, E. 1997, OBERHOLZER, J. 1933, et al. 1942K, SIDLER, C. 2001.<br />

54<br />

707 708<br />

204<br />

Abb. 2.22<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 (vergrössert) 1172/1173 (Muotatal/Linthal)<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

Abb. 2.24<br />

Das Roggenstöckli von E: Die Klippe der Drusberg-Decke mit<br />

Vitznau-Mergel, Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> basalem schiefrigem<br />

helvetischen Kieselkalk liegt auf Oberem Schrattenkalk der<br />

Oberen Silberen-Decke.


Geotop-Beispiel 9<br />

1371 - 2 - G Sunnenberg Habkern-Granit-Erratiker im Tal der Steiner Aa<br />

Sattel<br />

LK 1152 Ibergeregg 692/216 Gasser Jakob R<br />

Auf der Nebenstrasse vom Dorf Sattel gegen Rothenthurm liegt nach 1.5 km oberhalb des Bahntunnels das Gehöft<br />

Lustnau. Dort findet sich auf 935 m ü.M. ein besonderer granitischer Gesteinsblock.<br />

Im Flussbett der Steiner Aa liegen zwei gleichartige, r<strong>und</strong> geschliffene, 1–2 m 3 grosse Blöcke, die je nach Wasserführung<br />

<strong>und</strong> Geschiebetrieb des Flusses freigelegt oder zugedeckt sind. Eine nähere Musterung des granitischen<br />

Gesteins zeigt Abweichungen gegenüberden bekannten Aare-Granit-Erratikern des Reuss-Gletschers. Neben graugrünlichem,<br />

fettig glänzendem Quarz (40%) <strong>und</strong> dunklem Glimmer (Biotit 10%) fällt der fleischrote Alkali-Feldspat<br />

(50%) auf (Abb. 2.26 <strong>und</strong> 2.27).<br />

Solche Gesteine kommen häufig im Flysch des Habkern-Tales nördlich von Interlaken vor <strong>und</strong> werden daher Habkern-Granit<br />

genannt. Dieser Granittyp stammt von einer heute verschw<strong>und</strong>enen Region, einer Schwelle am Rande<br />

des nördlichen Ur-Mittelmeeres (Tethys), deren Abtragungsprodukte während der Flyschbildung in die Vortiefe der<br />

Gebirgsfront abglitten.<br />

Abb. 2.25<br />

Situation des Murgangs vom Engelstock auf den Reuss/Muota-Gletscher mit Transportweg an den F<strong>und</strong>ort. Das Längenprofil dient<br />

der Ermittlung der Höhenlage des Eises.<br />

Bei der alpinen Gebirgsbildung gelangten mit dem Deckenschub die drei Habkern-Granit-Blöcke – im Flysch gut<br />

verpackt – als „Exoten“ in den Bereich des Engelstock. Aufgr<strong>und</strong> der im Raum Steinen–Engelstock rekonstruierten<br />

Oberfläche des Reuss-Gletschers um 1000 m ü.M. kann das weitere Geschehen gegen Ende der letzten<br />

Vergletscherung eingeordnet werden. Der Rothenthurmer Arm des Muota/Reuss-Gletschers endete in der Gegend<br />

55


von Rothenthurm. In einer Tauphase löste sich am Engelstock oberhalb Gigersberg, aus der heute noch erkennbaren<br />

Anrissnische Abigweid, eine murgangähnliche Flysch-Rutschung. Der Murgang fuhr über Chüngstbüel–Höchweid–Erlirieter<br />

auf den Rothenthurmer Eisarm. Damit sind die drei Habkern-Granit-Blöcke zu Erratikern geworden<br />

<strong>und</strong> auf dem wieder vorstossenden Eis, in r<strong>und</strong> 70–100 Jahren, um 2.5 km Richtung Rothenthurm verfrachtet<br />

worden. Die Lauital-Eiszunge drückte den Reuss/Muota-Gletscher etwas nach NW <strong>und</strong> die Findlinge in die ungefähre<br />

heutige Lage. Ein Temperaturanstieg setzte dem Vorstoss ein Ende – das Eis begann zurückzuschmelzen.<br />

Da in der Lustnau während des Abschmelzens Gletscheroberfläche, Terrainhöhe <strong>und</strong> Lage des nördlichsten „erratischen<br />

Exoten“ zusammenfielen, wurde dieser dort auf 935 m ü.M. deponiert. Die beiden andern, 250 m südlicher<br />

gelegenen Blöcke, glitten beim Schmelzen auf der zurückweichenden Gletscherzunge auf die damalige Talsohle,<br />

wo sie durch Erosionswirkung der Steiner Aa an ihren heutigen Standort verfrachtet worden sind (Abb. 2.25).<br />

Abb. 2.26<br />

Der Habkern-Granitblock auf dem Hof Lustnau, Gemeinde Sattel, durchdrungen von einem hellen, feinkörnigen Granit-Aplit-Gang.<br />

Abb. 2.27<br />

Habkern-Granit – Anschliff eines Handstückes 4/5 cm vom F<strong>und</strong>ort Lustnau in der Steiner Aa<br />

Literatur: YAVUZ, E.V. 1996.<br />

56


Geotop-Beispiel 10<br />

1375 - 3 - A G Guggerenchopf Die Entstehung des Waagtales mit dem Inselberg<br />

Unteriberg Hirsch Siti-Nossen<br />

LK 1152 Ibergeregg 703/211 Hantke René & Scheidegger Adrian E. R<br />

Das Waagtal verdankt seine Entstehung einer Anzahl Grenzblättern, die sich ablösten <strong>und</strong> in ihrer Mitte einen Inselberg<br />

stehen liessen. Die Faltenachsen des Guggeren- <strong>und</strong> des Hirsch-Gewölbes sind sowohl in der Horizontalen<br />

wie in der Vertikalen gegen einander verschoben. Der Versatz beträgt in der Horizontalen 330 m, in der Vertikalen<br />

280 m, die Faltenachsen fallen mit 7° gegen WSW. Dass der Waag-Gletscher von der westlichen Druesberg-Kette<br />

diese markante Vorzeichnung benutzt hat, ist offenk<strong>und</strong>ig. Eine Ausräumung durch den Waag-Gletscher erscheint<br />

jedoch recht merkwürdig, da dieser durch den Minster-Gletscher im W <strong>und</strong> vor allem durch den von der östlichen<br />

Druesberg–Mieseren- <strong>und</strong> von der Mieseren–Fluebrig-Kette abgestiegenen Sihl-Gletscher im E gestaut wurde.<br />

Der Siti-Nossen ist als abgesunkener Inselberg in der Mitte des Waagtales stehen geblieben; der Waag-Gletscher<br />

hat ihn nicht weggeräumt (Abb. 2.28–2.30).<br />

Abb. 2.28<br />

Zeichnung des Waagtales von der Schlipfauweid (nach HANTKE, R. et al. 1998)<br />

Abb. 2.29<br />

Blick von der Rüti ins Waagtal mit Hirsch-Gewölbe (links) <strong>und</strong><br />

über dem Tal emporgehobenem Guggerenchopf-Gewölbe<br />

(rechts) im Hintergr<strong>und</strong> der Roggenstock<br />

Abb. 2.30<br />

Blick vom Schachen ins aufgebrochene Guggeren/Hirsch-<br />

Gewölbe mit dem Siti-Nossen<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): HANTKE, R. et al. 1998, 2002 Kc, QUEREAU, E.C. 1893, SCHEIDEGGER, A.E. 2001.<br />

57


Geotop-Beispiel 11<br />

1375 - 4 - H Studen Karstwasseraufstösse in Studen<br />

Unteriberg Adelmatt<br />

LK 1152 Ibergeregg<br />

LK 1153 Klöntal 706/214 Winterberg Heinz R<br />

Im Spätglazial, vor 15'000 Jahren, schmolz der Sihl-Gletscher im oberen Sihltal bis auf einige Kargletscher zurück. Es<br />

entstand ein Ur-Sihlsee, der von der heutigen Staumauer ins Waagtal <strong>und</strong> gegen den Chalchboden reichte. Murgänge,<br />

verursacht durch Unwetter im Zusammenhang mit plötzlicher Schneeschmelze <strong>und</strong> gefördert durch noch unbewaldete<br />

Bergflanken, füllten den Ochsenboden bis zur Chalchboden-Felsschwelle. In der entstandenen wasserdurchlässigen<br />

Ebene versickert die Sihl heute bei Niederwasser vom <strong>Schwyz</strong>erblätz bis zur Schiessanlage Ochsenboden (Abb. 2.31 A).<br />

Bis zur Linie Adelmatt–Oberstuden–Breitried wurde der See teils mit Verlandungssedimenten – Silt <strong>und</strong> Ton – <strong>und</strong> weiteren<br />

Murgängen von Sihl <strong>und</strong> Wisstannenbach aufgefüllt. Die Sihl wurde dadurch zu stets neuer Linienführung<br />

gezwungen. Es entstand ein System von Bänken <strong>und</strong> Rinnen, im oberen Teil mit Flachmoor-Torfbildung, die immer wieder<br />

von Schlamm überdeckt wurde. Die Wasserdurchlässigkeit des Untergr<strong>und</strong>es ist noch beträchtlich, aber unterschiedlich<br />

(Abb. 2.31 B).<br />

Gegen NW nimmt der Anteil an Seeboden- <strong>und</strong> Torfablagerungen zu <strong>und</strong> schränkt die Durchlässigkeit stark ein<br />

(Abb. 2.31 C): Es ist eine Staubarriere entstanden, die das vom Ochsenboden zufliessende Gr<strong>und</strong>wasser an die Oberfläche<br />

zwingt. In zwei 50 m von einander entfernten Quellaufstössen tritt es mit 10 m 3 /min zu Tage <strong>und</strong> fliesst in den<br />

Brunnenbach (Abb. 2.31 <strong>und</strong> 2.32). Dieser entspringt r<strong>und</strong> 600 m SW, ebenfalls als Gr<strong>und</strong>wasseraufstoss, <strong>und</strong> ist in<br />

einem Betonrohr gefasst.<br />

58<br />

215<br />

214<br />

213<br />

706 707 708<br />

Beide Quellaufstösse bei Adelmatt (Abb. 2.34 <strong>und</strong><br />

2.35) zeigen im Sommer <strong>und</strong> im Winter eine recht<br />

konstante Wassertemperatur: die rechte Quelle mit<br />

6,5–7°C bei 42 mg/l Calcium, die linke, etwa 50 m<br />

entfernte, mit 8–9,5°C <strong>und</strong> 85 mg/l Calcium, also<br />

doppelt so hohem Gehalt. Dieser Umstand deutet<br />

auf eine mehrheitlich andere Herkunft des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

hin. Möglich ist der Charenstock <strong>und</strong><br />

Stock–Schrot, wo sich abflusslose Becken befinden.<br />

Beide Quellen sind von einem Moos – Brunnenmoos<br />

(Fontinalis antipyretica) – <strong>und</strong> von Sumpfpflanzen<br />

besiedelt: einem Sumpf-Weidenröschen,<br />

wahrscheinlich ein 3-fach-Bastard Epilobium<br />

palustre x E. parviflorum x E. tetragonum,<br />

Moos-Labkraut (Galium uliginosum), Sumpf-<br />

Labkraut (Galium palustre), Sumpf-Vergissmeinnicht<br />

(Myosotis scorpioides) <strong>und</strong> vor allem<br />

Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga).<br />

Erstaunlich ist die Lebensweise dieser Pflanzen.<br />

Sie ziehen sich im Winter nur knapp unter die Wasseroberfläche<br />

zurück (Abb. 2.36) <strong>und</strong> treiben im<br />

Frühjahr wieder aus. Wegen der relativen Wärme<br />

des Wassers erfolgt der Wachstumsbeginn r<strong>und</strong> 2<br />

Wochen früher als in der Umgebung.<br />

Abb. 2.31<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 1152/1153 (Ibergeregg/<br />

Klöntal)<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo<br />

(BA035157)


Wie der Vergleich der beiden Kartenausschnitte (Abb. 2.32 <strong>und</strong> 2.33) zeigt, traten in der Ebene von Studen Ende<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts viel mehr Quellen noch offen zu Tage. Fast alle wurden seither gefasst, in Rohre gelegt oder<br />

ihre Wasserläufe begradigt.<br />

Abb. 2.32<br />

Siegfriedkarte 1:25'000, Blatt 259 (1892), Ausschnitt Studen<br />

Abb. 2.34<br />

Rechter Karstwasser-Aufstoss beim Schopf<br />

Abb. 2.35<br />

Linker Karstwasser-Aufstoss Adelmatt<br />

Literatur: ZINGG, A. J. 1999.<br />

706<br />

707<br />

Abb. 2.33<br />

LK 1:25'000 1152 Ibergeregg (1999), Ausschnitt Studen<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

215<br />

214<br />

Abb. 2.36<br />

Grün schimmern Sumpfpflanzen durch das 6°C warme Wasser,<br />

während die Pflanzenteile oberhalb gänzlich abgefroren sind.<br />

59


Geotop-Beispiel 12<br />

1375 - 6 - A Schl<strong>und</strong> Der Seewer Kalk-Erratiker vom Schl<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Unteriberg sein Transportweg auf Eis<br />

60<br />

LK 1152 Ibergeregg 705/213 Hantke René & Winterberg Heinz L<br />

Der r<strong>und</strong> 750 m 3 grosse Seewer Kalk-Block im Schl<strong>und</strong> ist im unteren Bereich dünnplattig, stellenweise intensiv<br />

gefältelt <strong>und</strong> von schiefen Scherflächen durchsetzt. Trotzdem scheint der Block unter dem Eistransport kaum stark<br />

gelitten zu haben, sonst wäre er auseinander gebrochen. Ferner muss der Sturz auf Eis sanft auf den westlichen Tierfäderenegg-Firn<br />

<strong>und</strong> aus geringer Höhe erfolgt sein. Da auf der N-Seite des Stock kein Seewer Kalk ansteht, kann<br />

der Block nur durch Eis transportiert worden sein. Aufgr<strong>und</strong> der Beschaffenheit des Seewer Kalkes <strong>und</strong> dem analogen<br />

Vorkommen auf der S-Seite des Stock N der Tierfäderenegg, etwa dem Seewer Kalk-Zahn P. 1513, kann der<br />

Block im Schl<strong>und</strong> auf 1200 m Höhe in der letzten Kaltzeit, vor 18'000 Jahren, von diesem Seewer Kalk-Zahn auf<br />

die firnbedeckten, gegen SE einfallenden, liegenden Stad (Globigerinen)-Mergel geglitten sein. Da das Eis auf dem<br />

Firnsattel der Tierfäderenegg auf mindestens 1470 m ü.M. stand <strong>und</strong> dieses gegen den Zahn noch etwas anstieg,<br />

muss der längs einer Störung niedergebrochene Block sanft auf dem Unter Stock-Firn gelandet sein. Von dort glitt<br />

er auf diesem um die W-Seite des Stock talwärts. Nach 2 km, für die er 30–40 Jahre benötigt haben dürfte, lief er<br />

auf einer Mittelmoräne mit Stad-Mergelschutt im Schl<strong>und</strong> zwischen Stock-Eis <strong>und</strong> Waag-Gletscher auf Gr<strong>und</strong>. Der<br />

Waag-Gletscher füllte das Waagtal <strong>und</strong> reichte im Schl<strong>und</strong> bis auf 1200 m ü.M. Dadurch verhinderte der Waag-<br />

Gletscher einen Absturz des Blockes ins Waagtal. Da der Waag-Gletscher sich nördlich des Charenstock mit dem<br />

Sihl-Gletscher vereinigt hatte <strong>und</strong> dieser bei Breiten südlich von Gross noch bis auf 1000 m ü.M. stand, kann die<br />

Reise nur kurz nach dem maximalen Eisstand der letzten Eiszeit stattgef<strong>und</strong>en haben (Abb. 2.37–2.40).<br />

Im Schl<strong>und</strong> ist der grosse Seewer Kalk-Block nicht der einzige, aber die andern, etwas westlich gelegenen sind viel<br />

kleiner <strong>und</strong> fallen kaum auf. Auch nördlich der Tierfäderenegg liegen auf dem Grat zu P. 1513 noch einige kleinere<br />

Seewer Kalk-Blöcke; diese haben die Fahrt zum Schl<strong>und</strong> nicht mitgemacht, sind erst nach dem Abschmelzen des<br />

Firnsattels niedergebrochen.<br />

Abb. 2.37<br />

Der Transportweg des Seewer Kalk-Blockes vom eisfreien Südabfall des Stock auf dem durch den westlichen Tierfäderenegg-Firn<br />

dem Waag-Gletscher zugeflossenen letzten rechtsseitigen Zuschuss


Der Seewer Kalk-Block im Schl<strong>und</strong> ist längst nicht mehr so kahl wie beim Transport. Eine reiche Flora hat auf ihm<br />

Einzug gehalten. Trotz des kargen Felsuntergr<strong>und</strong>es hat bereits eine Anzahl Bäume Wurzeln geschlagen: Fichte,<br />

Vogelbeerbaum, Mehlbeerbaum, Ulme <strong>und</strong> ein Berg-Ahorn (Abb. 2.39 <strong>und</strong> 2.40).<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): HANTKE, R. et al. 2002Kc, JEANNET, A. 1941.<br />

Abb. 2.38<br />

Abbruchstelle des Seewer Kalk-Erratikers<br />

vom P. 1513 (ca. 325 m S vom Stock, P. 1600)<br />

Abb. 2.39<br />

Der Seewer Kalk-Erratiker lief auf einer Mittelmoräne<br />

mit Stad-Mergelschutt im Schl<strong>und</strong><br />

auf Gr<strong>und</strong> – Ansicht von S.<br />

Abb. 2.40<br />

Der Seewer Kalk-Erratiker – Ansicht von NW<br />

61


Geotop-Beispiel 13<br />

1375 - 14 - B F Wangflue Die Wangflue, Typlokalität der obersten<br />

Unteriberg helvetischen Kreide<br />

62<br />

LK 1152 Ibergeregg 702/207 Hantke René N<br />

In der Druesberg-Kette stellen sich über der Amdener Formation bei graduellem Übergang bis 60 m graue, splittrig<br />

brechende, plattige Kalke <strong>und</strong> Kalkschiefer ein. In den Feldbüchern Arn. Eschers v.d. Linth findet sich 1853<br />

erstmals eine Notiz, worin er die Gesteine des Schülberg als „dunkelgraue, ziemlich feste Kalkschiefer“ beschreibt.<br />

«Diese grauen <strong>und</strong> schwärzlichen Schiefer sind ohne Zweifel ident den ähnlichen südlich des Roggenstock. Repräsentiren<br />

das Danien?» Später hat ESCHER von „Schülbergschiefern“, „Sevelenschiefer“ <strong>und</strong> „Wangschiefern“<br />

geschrieben <strong>und</strong> 1868 in einer Mitteilung erwähnt, dass die „schwärzlichen Schieferkalke“ vor allem in den Sihltaler<br />

Alpen <strong>und</strong> im St. Galler Rheintal auftreten. In STUDER 1872 nannte Escher sie nach der Wangflue über der Alp<br />

Wang im hintersten Waagtal Wang-Schichten; aufgr<strong>und</strong> von Inoceramen stellte er sie in die Kreide (Abb. 2.41<br />

<strong>und</strong> 2.42).<br />

Am W-Fuss des Schülberg erwähnt JEANNET (1941) grünliche quarzitische Bänke <strong>und</strong> Linsen <strong>und</strong> aus den tieferen,<br />

etwas schiefrigen Schichten der Wang-Formation grosse Austern, Pycnodonta escheri Mayer. Bei Stäfel auf Hesisbol<br />

fand schon ESCHER (in KAUFMANN 1876) Seeigel. Die dunklen, aber hell anwitternden siltigen, etwas glaukonitführenden<br />

Mergelkalkschiefer liefern Inoceramen-Schalentrümmer <strong>und</strong> vereinzelt Belemnitellen. Die Abfolge<br />

fällt vom Grat First–Sternen hangparallel gegen NNW ein <strong>und</strong> ist von Bruchsystemen durchschert. In der Wangflue<br />

wird sie von N nach S von 60 auf 25 m, in der Sternen–Forstberg-Kette von 25 auf 20 m reduziert.<br />

STACHER (1980, S.22ff <strong>und</strong> Figuren) hat von der Wangflue zum Seebli über 130 m ein Typusprofil aufgenommen<br />

mit Korngrössen von Quarz, Glaukonit, Dolomit <strong>und</strong> Pyrit sowie Calcit-Fragmenten, Inoceramen-Prismen, Spongien-Nadeln<br />

<strong>und</strong> Foraminiferen. Darnach reicht die Wang-Formation mit Wang-Basisschichten über Schiefermergel,<br />

Schieferkalk bis zum Wang-Kalk vom Ober-Campanian bis ins Unter-Maastrichtian. Sodann hat er am Seebenstöckli,<br />

am Schülberg <strong>und</strong> am Fidisberg Detailprofile aufgenommen <strong>und</strong> mikropaläontologisch untersucht. Im<br />

Chöpfentobel fand S. SCHLANKE in STACHER 1980 Pachydiscus robustus, einen Ammoniten des Campanian–Maastrichian.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Plankton/Benthos-Verhältnisses zwischen 0,1 <strong>und</strong> 2,0 sieht STACHER 1980 den Ablagerungsraum im<br />

äusseren Schelf <strong>und</strong> oberen Kontinentalabhang bis 800 m Tiefe.<br />

702<br />

703<br />

208<br />

Abb. 2.41<br />

Ausschnitt aus LK 1:25'000 (vergrössert) 1152 (Ibergeregg).<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

Abb. 2.42<br />

Wangflue von E<br />

Literatur <strong>und</strong> Karten (K): ESCHER, ARN. 1868, HANTKE, R. et al. 2002Kc, JEANNET, A. 1941, QUEREAU, E.C.<br />

1893/1893K, STACHER, P. 1980, STUDER, B. 1872.


3.1 Mythen<br />

3 200 Millionen Jahre Erdgeschichte<br />

Region: Arth – Goldau – Lauerz – Seewen – Ibach – Brunnen<br />

Abb. 3.1 Blick auf Lauerzer See <strong>und</strong> Mythen von Rigi-Kulm<br />

Sprachforscher suchten die Herkunft der Namen der<br />

beiden auffälligen Felspyramiden, die den nord-östlichen<br />

Talabschluss des Felderbodens bilden, zu<br />

ergründen. Belege verschiedener Schreibweisen<br />

gehen bis in das 13. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Erstmals<br />

aktenk<strong>und</strong>ig ist ein Dokument von 1217–1222 wo<br />

„ch<strong>und</strong>rad in mîtun“ erwähnt wird. Weitere Schreibweisen<br />

waren: Mytun, Myten, Mytten, Midten,<br />

Miten, mithen, Mythen. Für den Namen wurde<br />

immer das feminine „die“ verwendet, was im Verlaufe<br />

der letzten h<strong>und</strong>ert Jahre durch das maskuline<br />

Jakob Gasser<br />

„der“ verdrängt wurde. Ursprünglich war die grosse<br />

Mythe alleiniger Namensträger, währenddem die<br />

nördliche Dreispitz-Gruppe den Namen „Hacken“<br />

trug. Heute sind nur noch „Haggenspitz“ <strong>und</strong> die<br />

Benennung „Haggenegg“ übrig geblieben. Es heisst<br />

heute: Kleiner Mythen, Grosser Mythen (WEIBEL<br />

1973).<br />

Bereits 1661 wurde versucht den Namen auf Gr<strong>und</strong><br />

der Form mit „Mitra“ (Bischofsmütze) in Beziehung<br />

zu bringen. Andere Deutungen folgen dem indogermanischen<br />

„Meta“, das jede kegelförmige oder pyramidale<br />

Figur bezeichnet. Das lateinische „meta“ bedeutet<br />

wiederum ein spitzes Ziel z.B. eine Heutriste mit Mittelpfosten.<br />

63


Das Wort „Mˆyta“ kann mit Meidung übersetzt werden.<br />

Die Mythen waren ein gefährliches Hindernis mit<br />

Steinschlag, Felsstürzen, Lawinen – ein Gebiet, das<br />

man meiden sollte. Der Gr<strong>und</strong> der Namengebung<br />

könnte also der „Unnutzen“ gewesen sein. Nach einem<br />

weitern Erklärungsversuch soll sich der Name von der<br />

zwischen beiden Gipfeln liegenden Alp (in der Mitte<br />

gelegen) „Mittenalp oder Mitenalp“ ableiten lassen<br />

(Zwüschet Mythen).<br />

Abb. 3.2 Ansicht der Mythen von W mit Ortsbezeichnungen<br />

Die Mythen setzen sich aus Formationen zusammen,<br />

die von der Oberen Trias bis in die Obere Kreide reichen.<br />

Mythen <strong>und</strong> Rotenflue liegen als isolierte<br />

Deckenreste einer penninischen Überschiebung der<br />

geologisch jüngern Flysch-Unterlage auf. Die Gipfelregion<br />

des Grossen Mythen besteht aus rotem Mergel-<br />

Kalk, der „Couches Rouges“. Ein leichter Eisengehalt<br />

bewirkt die rötliche Färbung. Untergeordnet treten<br />

graugrünliche Mergelkalke auf. Alter: Oberkreide<br />

(88 Mio. Jahre)–Paleozän (55 Mio. Jahre).<br />

Die Hauptmasse der beiden Mythen ist aus einem hellen,<br />

grauweissen Kalkstein aufgebaut, der während der<br />

64<br />

jüngeren Jurazeit (Oberjura, weisser Jura, Malm,<br />

Alter: 160–140 Mio. J.) in einem Schwellenbereich der<br />

Tethys sedimentiert <strong>und</strong> verfestigt wurde. Fossile<br />

Korallen lassen auf ein Riff schliessen. Daraus ergeben<br />

sich die Benennungen Malmkalk oder Malmriffkalk.<br />

Im Bereich des Südgrates des Grossen Mythen befindet<br />

sich der auffällige Weisse Nollen, eine abgerissene,<br />

abgedrehte Malmkalk-Scholle. Die vom Zwüschet-<br />

Mythen nach S unter den Grossen Mythen abtauchen-<br />

den Gesteinsschichten gehören zwei geologischen<br />

Abteilungen, dem Jura <strong>und</strong> der Trias an. Der braune<br />

Jura oder Dogger (180–160 Mio. J.) ist durch einen<br />

dunkeln Kieselkalk (Spatkalk) mit schwarzen Silex-<br />

Knollen vertreten.<br />

Die Trias zeigt ihre Anwesenheit mit geschichtetem,<br />

grauem Hauptdolomit <strong>und</strong> graugrünen, violetten Mergeln<br />

an. Auf Gr<strong>und</strong> der Fossilf<strong>und</strong>e können diese<br />

Gesteine der Oberen Trias (230–210 Mio. J.) zugeordnet<br />

werden.<br />

Nach einem Transportweg von etwa 150 km fand die<br />

Platznahme der Mythen spätestens vor fünf Mio. Jahren<br />

statt.


Abb. 3.3 Silex-Knollen (Feuerstein oder Flint), eine dichte<br />

Quarzvarietät, entstanden durch Ausfällung von<br />

Kieselsäure (SiO 2 ) auf dem Meeresboden.<br />

Farbe: Schmutziggrau bis schwarz<br />

Härte: 6.5 Mohs (mit Messer nicht ritzbar)<br />

Bruch: Muschelig mit scharfen Kanten (Steinzeit<br />

Werkzeuge)<br />

F<strong>und</strong>ort: Kieselkalk (Dogger), Bereich Bachrüseren,<br />

Gr. Mythen<br />

Abb. 3.4 Ammonit, F<strong>und</strong>ort Glätti, Kl. Mythen<br />

Ammoniten sind unmittelbar mit den Tintenfischen<br />

(Cephalopoda, Kopffüsser) verwandt <strong>und</strong> werden<br />

oft fälschlicherweise als „Schnecken“ bezeichnet.<br />

Die Ammoniten sind vor etwa 65 Mio. Jahren, zeitgleich<br />

mit den Dinosauriern, ausgestorben. Erhalten<br />

sind nur fossile Überreste. Der vorliegende<br />

Teilbereich ist als Steinkern (Hohlraumfüllung mit<br />

Sediment) erhalten. Das Gehäuse ist spiralig aufgerollt,<br />

wobei nur der vorderste Teil dem Tier als<br />

Wohnkammer diente. Der Ammonit (Durchmesser<br />

23 cm) stammt aus dem Malm (weisser Jura<br />

160–140 Mio. J.), wurde ergänzt <strong>und</strong> in seiner<br />

Schwimmstellung abgebildet.<br />

Abb. 3.5 Remsibrekzie von der Remsisite, N Zwüschet Mythen (1:1) Das typische einer Brekzie sind die eckigen Trümmer, im<br />

vorliegenden Fall zerbrochene Dolomit-Gesteine.<br />

65


Durch die Hebung der Zentralmassive, von Aar- <strong>und</strong><br />

Gotthard-Massiv, erfolgte nebst dem aktiven Schub<br />

eine Schweregleitung der Mythen-Klötze (selbständiges<br />

Abgleiten auf einer schiefen Ebene). Die<br />

Platznahme der beiden Mythen verursachte beim<br />

Auffahren auf die Flyschunterlage eine muldenförmige<br />

Hohlform. Vorhandene Platten zerbrachen <strong>und</strong><br />

wurden schief gegen das Muldenzentrum gestellt.<br />

Der Bereich von den Mythen bis zum Muldenrand<br />

wurde im Laufe der Zeit von Sturzgut <strong>und</strong> Moränen<br />

abgedeckt. Einsickerndes Wasser sammelte sich in<br />

Abb. 3.6 Darstellung der bekannten, grösseren Quell-Austritte auf der Mythen W-Seite<br />

Gr<strong>und</strong>lage: Übersichtsplan 1:10'000<br />

66<br />

Teiltrögen, welche dieses als Überlaufquellen frei<br />

geben. Es ist deshalb nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass auf<br />

einer Länge von 3 km 15 Quellen auf einer Linie zu<br />

Tage treten. Die Verbindung Ried–Hochstuckli liegt<br />

in der Falllinie mit ca. 25% Gefälle <strong>und</strong> markiert den<br />

westlichen Rand der Mulde. Südöstlich der Linie<br />

Ried–Haggenegg zeigt das nach S umbiegende<br />

Höhenkurvenbild die den Mythen vorgelagerte<br />

Schuttmasse an. Das Wasser wird für die Wasserversorgung<br />

<strong>Schwyz</strong> genutzt. Am Fusse des Weissen<br />

Nollen entspringt eine Spaltquelle, das Nollenbrünneli.<br />

Es versiegt auch im heissesten Sommer nicht.<br />

Die Stockwaldquelle, in der Griggeli-Risi unter dem<br />

Kleinen Mythen, liefert das ganze Jahr regelmässig<br />

Wasser mit einer Temperatur von 4 °C. Ortsk<strong>und</strong>ige<br />

vermuten unter dem Schuttkegel eine Toteismasse<br />

(Rest-Gletscher). Oberhalb der Quelle hat sich infolge<br />

einer Sackung eine Spalte von 400 m Länge<br />

gebildet, was auf den Schmelzvorgang hinweisen<br />

könnte.<br />

Die ehemals sehr bekannte, schwefelhaltige Heilquelle<br />

im Mythenbad soll Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

verschüttet worden sein.<br />

3.2 Äussere Einsiedler Schuppenzone (ÄES)<br />

Auf der Linie Weidstein/Schwanau–Schornen quert<br />

eine Felsrippe den Lauerzer See, setzt sich über Platten–Burg<br />

fort <strong>und</strong> verschwindet unter dem Engelstock.<br />

Es handelt sich dabei um eine Schichtfolge<br />

von Amdenermergel, Nummulitenkalk, Glaukonitsandstein,<br />

Globigerinenmergel <strong>und</strong> Burgsandstein.<br />

Mehrere solcher Schuppen, die unterschiedlich vollständig<br />

ausgebildet sind, können, wie im Weidstein,<br />

aufeinander folgen oder als Einzelrippe auftreten.<br />

Die steil alpeneinwärts abfallenden Schuppen sind<br />

vom Rücken der Drusbergdecke abgeglitten <strong>und</strong> liegen<br />

der schräg unter den Urmiberg abtauchenden<br />

Molasse auf. Die Hauptmasse der Gesteine besteht<br />

aus grauen, fossilreichen Nummulitenkalken, die<br />

von vererzten Partien durchsetzt sind. Eine durchgehend<br />

mit Eisenerz imprägnierte Schicht aus Num-


mulitenkalk tritt gegenüber der Insel Schwanau,<br />

in der Chlostermatt am Weidstein, zu Tage. Der<br />

Abb. 3.7 Ansicht Weidstein von Osten<br />

Eisengehalt wurde mit 10–20% ermittelt (EPPRECHT<br />

1948).<br />

Abb. 3.8 Die Aare-Granit-Findlinge dokumentieren die Anwesenheit<br />

des Reuss-Gletschers.<br />

Abb. 3.9 Weidstein (ÄES) mit acht Nummulitenkalk-Rippen, getrennt durch Schieferzonen, in steil südfallende Schuppen überschoben.<br />

Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />

67


Erste Bergbauversuche erfolgten im Kt. <strong>Schwyz</strong> 1597<br />

am „Isenbach“ (Oberiberg) <strong>und</strong> es erscheint in der<br />

Folge offensichtlich, dass schon um 1600 in Lauerz<br />

nach Erz gesucht wurde. Über detaillierte Angaben<br />

zum Erzabbau im Otten lassen uns die historischen<br />

Nachrichten im Stich. Dem Urner Madran, Besitzer<br />

der Bergwerke in Uri, wurde 1602 die Suche nach Erz<br />

im Lande <strong>Schwyz</strong> auf zehn Jahre bewilligt. Von Resultaten<br />

Madranschen Suchens erfahren wir nichts (HIST.<br />

VEREIN 1925).<br />

Hingegen findet sich 1858 ein Hinweis auf drei Hammerschmieden<br />

in Steinen, die bereits über 200 Jahre<br />

Bestand haben sollen. Hammerschmieden waren integrierender<br />

Bestandteil von Eisenbergwerken, was wiederum<br />

auf einen in der Nähe stattfindenden Erzabbau,<br />

in der ersten Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts, hindeutet.<br />

1724 soll der Betrieb für den Erzabbau von den Bergherren<br />

Linder + Burckhardt (nebst dem Hauptwerk<br />

Uri) aufgenommen worden sein. Es wird in den Akten<br />

die Erstellung eines Schmelzofens erwähnt. Der Besitzer<br />

von „Bühl“ erinnert sich noch 1872, dass sich im<br />

Otten, gegen den Lauerzer See, Reste des Schmelzofens<br />

befanden. Im Jahre 1729 wurde das „Lowerzerwerk“<br />

aus finanziellen Gründen wieder stillgelegt,<br />

denn weder Quantität noch Qualität versprachen eine<br />

reiche Ausbeute. Der Abbau muss in geringem<br />

Umfang im Tagbau stattgef<strong>und</strong>en haben. Eine Grube<br />

(„Stollen“), in der Erz gebrochen wurde, ist heute noch<br />

als „Erzloch“ sichtbar.<br />

Abb. 3.10 Zugang zum Erzloch in der Chlostermatt am Weidstein<br />

(Höhe 4.0 m, Breite 5.0 m)<br />

68<br />

Abb. 3.11 Planliche Darstellung des Erzloches<br />

Abb. 3.12 Frische Bruchfläche des Nummuliten-Erzes<br />

Abb. 3.13 Hämatitisch vererzte Nummuliten. Die dunkelkirschroten<br />

oder stahlblau-glänzenden Foraminiferen<br />

können leicht aus der Kalkmasse herausgelöst<br />

werden (grösster Durchmesser ca. 5 mm).


Im Lauerzer See werden zwischen Schwanau <strong>und</strong><br />

Schornen, entlang einer 600 m langen Zone, über der<br />

den See querenden ÄES Gasaustritte beobachtet. Die<br />

Austrittsstellen sind besonders gut bei einer Eisdecke<br />

zu sehen. Das Gas entströmt mit einiger Sicherheit als<br />

sogenannte Spaltenbläser einer Nummulitenkalk-<br />

Rippe. Als Wirtgestein kommen Amdener Mergel,<br />

Globigerinenmergel oder die Molasse in Betracht.<br />

Beim Lauerzer See-Gas handelt es sich ausschliesslich<br />

(85%) um Methan (CH 4). Die austretende Gasmenge<br />

wurde von BÜCHI & AMBERG (1983) auf r<strong>und</strong> 1000 m 3 /<br />

Tag geschätzt.<br />

Abb. 3.14 Übersicht der Methangas-Austrittsstellen im Lauerzer<br />

See<br />

Abb. 3.17 Nummulitenkalk-Rippe Schornen–Platten–Burg<br />

Abb. 3.15 Nummulitenkalk-Rippe Schornen–Platten–Burg–<br />

Engelstock. Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />

Abb. 3.16 Grauer Nummulitenkalk-Anschliff (1:1)<br />

69


3.3 Quartär (Eiszeitalter)<br />

Auf das warme, subtropische Klima (Paleozän 65 Mio.<br />

J.–Anfang Pliozän 5 Mio. J.) folgte eine markante Abkühlungsphase,<br />

in der das Klima von Schnee <strong>und</strong> Eis<br />

(nivales Klima) geprägt war. Innerhalb des nun folgenden<br />

quartären Eiszeitalters hat sich der Abkühlungstrend<br />

fortgesetzt, wobei die mittlere Jahres-Temperatur im<br />

Vergleich zu heute (9.6 °C) um 5–10 °C abgesunken ist.<br />

Diese Temperatur-Erniedrigung liess die Gebirgsgletscher<br />

anwachsen – es entstand ein zusammenhängendes<br />

Eisstromnetz. Auffällig ist der Wechsel von Kalt- <strong>und</strong><br />

Warmzeiten. Die letzte Kaltzeit ging vor 10'000 Jahren<br />

in die heutige Warmzeit (Holozän) über.<br />

Die Faktoren, die das Zustandekommen einer Eiszeit<br />

verursachen, sind nicht in allen Teilen bekannt. Eine<br />

wesentliche Rolle wird der Wirkung der Erdbahnelemente,<br />

nebst vielen anderen klimawirksamen Einflüssen,<br />

zugewiesen. Es ist vom Aktualitätsprinzip ausgehend<br />

anzunehmen, dass auf die heutige Warmzeit<br />

erneut eine Kaltzeit folgen wird.<br />

Die Gletscher schufen keine neuen Abflusswege, sie<br />

folgten den bereits bei der Alpenhebung vorgezeich-<br />

70<br />

neten Furchen. Der Reussgletscher z.B. der Querfurche,<br />

die von Brunnen bis Andermatt zurückreicht<br />

<strong>und</strong> im Tal des Urnersees deutlich sichtbar wird. Die<br />

Gletscher überprägten <strong>und</strong> erweiterten lediglich die<br />

Täler – eine wesentliche Vertiefung fand nicht statt.<br />

Mit Hilfe von Moränen <strong>und</strong> Findlingen, die im Ablationsgebiet<br />

(Zehrgebiet) liegen blieben, lassen sich<br />

die Gletscherränder rekonstruieren. Schliffgrenzen<br />

gehen nach oben in zackige Bergformen über <strong>und</strong><br />

weisen in Hochlagen auf ehemalige Gletscherstände<br />

hin.<br />

Abb. 3.18 Schematische Temperatur-Kurve Tertiär/Quartär<br />

Abb. 3.19 Der Reuss-Gletscher im Raum <strong>Schwyz</strong> (Standort Oberberg 1200 m ü.M.) während der letzten Vergletscherung. Die Eismächtigkeit<br />

über dem Talkessel beträgt etwa 600 m. Im Hintergr<strong>und</strong> Pilatus. Im Vordergr<strong>und</strong> (von links) Hochflue, Rigi<br />

Scheidegg, Rigi Kulm.


Abb. 3.20 Im Gletschervorland breiteten sich Steppen <strong>und</strong> T<strong>und</strong>ren<br />

aus, die von kälteliebenden Pflanzen <strong>und</strong> Tieren<br />

besiedelt wurden. Beispiele Höhlenbär <strong>und</strong> Mammut.<br />

Abb. 3.21 Ausdehnung des Reussgletschers <strong>und</strong> seiner Nachbargletscher<br />

71


3.4 Ebene von Arth<br />

Der trogförmige Felsuntergr<strong>und</strong> der Talebene von Arth<br />

besteht aus rötlicher Nagelfluh der Untern Süsswassermolasse<br />

(USM). Der Fels ist in Tiefen von 20–110 m<br />

unter Terrain anstehend. An der tiefsten Stelle ist eine<br />

alte, eiszeitliche Abflussrinne der Rigi-Aa zu vermuten.<br />

Über der Molasse liegt eine 5 m bis über 40 m mächtige<br />

Abfolge von Sanden, Feinsanden <strong>und</strong> Lehmen mit<br />

deutlicher Feinschichtung, die eindeutig als Seeablagerungen<br />

einzustufen sind. Dies bedeutet, dass der Ur-<br />

Zugersee bis an die Felsbarriere von Oberarth reichte.<br />

Unter 2–8 m mächtigen sandig-lehmigen Überschwemmungssedimenten<br />

folgen stark sandige Kiese,<br />

die bis 60 m mächtig werden. Diese Schotterabla-<br />

Abb. 3.22 Strandlinie des Ur-Zugersees an der Felsbarriere<br />

von Oberarth, die eine Verbindung mit dem Lauerzer-Arm<br />

des Ur-Reuss-Sees verhinderte.<br />

Gr<strong>und</strong>lage Übersichtsplan 1:10'000<br />

Abb. 3.23 Die Ebene von Arth, dargestellt mit Höhenkurven<br />

der Oberfläche <strong>und</strong> dem Felsuntergr<strong>und</strong>.<br />

72<br />

Abb. 3.24 Nach dem Gletscher-Rückzug bildete sich ein<br />

zusammenhängender, fjordähnlicher Reuss-See<br />

gerungen bedecken die ganze Arther-Ebene <strong>und</strong> stellen<br />

den eigentlichen Gr<strong>und</strong>wasserträger dar (JÄCKLI<br />

1986).<br />

Gemäss Gr<strong>und</strong>wasserkarte wird an etwa 25 Stellen<br />

Gr<strong>und</strong>wasser (GW) entnommen <strong>und</strong> für die Trinkwasserversorgung<br />

der Gemeinde Arth verwendet.<br />

Eine Verbindung des Ur-Zugersees mit dem Lauerzer-<br />

Arm des Urnersees bestand, selbst bei einem wahrscheinlich<br />

höchsten eiszeitlichen Wasserstand von<br />

443 m ü.M. zu keiner Zeit. Verhindert wurde dieser<br />

Zusammenschluss durch die Felsbarriere von Oberarth,<br />

mit Koten von 445–463 m ü.M.<br />

3.5 Felderboden<br />

Unter dem Felderboden – der Ebene zwischen Ibach<br />

<strong>und</strong> Brunnen – erstreckt sich eine bei der Platznahme<br />

der verschiedenen Deckenelemente enstandene Talanlage.<br />

Im W ist es der Urmiberg, ein Element der helvetischen<br />

Randkette, das sich als selbständiges Gleitbrett<br />

von der Silberen-Decke abgelöst hatte <strong>und</strong> nach<br />

NW verschleppt wurde. Im SE wird die Ebene von der,<br />

dem Fronalpstock vorgelagerten, nach N abtauchenden<br />

Gibel-Falte <strong>und</strong> dem Axenstein-Gewölbe abgeschlossen.<br />

Dazwischen liegt in einer Querstörung der<br />

Durchbruch der Muota. Im NE bilden die dem Flysch<br />

aufliegenden Mythen-Klippen den Talabschluss.


Abb. 3.25 Der Felderboden, dargestellt ohne Talfüllung, zeigt eine steil nach SW abtauchende Talsohle. Diese dürfte ein Abfliessen<br />

der Ur-Muota Richtung Lauerzer See verunmöglicht haben (dunkler Farbton: Felsverlauf unter Terrain).<br />

Die tiefste Bohrung im oberen Bereich der Ebene<br />

(Diesel/Ibach, Terrain 450 m ü.M) erreichte in 111 m<br />

Tiefe Seebodenablagerungen (JÄCKLI 1974). Geschätzt<br />

dürfte die Felssohle auf etwa 220 m ü.M in 230<br />

m Tiefe liegen. In Seewen ist der Fels der Urmiberg-<br />

Platte in 142 m Tiefe (Kote 319 m ü.M.) erbohrt worden.<br />

Im Urnersee liegt der Fels auf Meereshöhe (± 0 m<br />

ü.M.) <strong>und</strong> lokal deutlich tiefer. Damit fällt der Felsuntergr<strong>und</strong><br />

der Muota-Ebene in grosser Tiefe Richtung<br />

Brunnen ab.<br />

Ausgeführte Bohrungen im Felderboden zeigten<br />

Schotter von bis zu 110 m Mächtigkeit, die von Seeboden-Lehmen<br />

<strong>und</strong> anderen Lockergesteinen unterlagert<br />

werden. Im Urnersee sind diese 240 m mächtig.<br />

Sie können im Felderboden durchaus 200 m erreichen.<br />

Die Beckenfüllung erfolgte nach dem Abschmelzen<br />

von Muota- <strong>und</strong> Reussgletscher. Im Raume <strong>Schwyz</strong>–<br />

Seewen waren es die Schuttablagerungen der vielen<br />

Seitenbäche aus dem Engelstock- <strong>und</strong> Mythengebiet<br />

(Siechen-, Nieten- <strong>und</strong> Tobelbach).<br />

Die Auffüllung des Seebeckens Ibach–Ingenbohl beruht<br />

nur zum Teil auf abgelagertem Gletscherschutt, vor<br />

allem aber auf der Sedimentation von grossen Schotter-<br />

Abb. 3.26 Verlandung Felderboden<br />

Das Abschmelzen von Reuss- <strong>und</strong> Muota-Gletscher<br />

leitete die Verlandung bis an das W-Ende des<br />

heutigen Lauerzer Sees ein. Der Umfang des ehemaligen<br />

Seegebietes ist durch viele Kernbohrungen<br />

<strong>und</strong> Baugruben-Aufschlüsse, die Seebodenablagerungen<br />

<strong>und</strong> Torf enthalten, sehr gut belegt.<br />

73


Abb. 3.27 Blick vom Urmiberg (Ober Brunniberg) auf die heutige Talebene des Felderboden<br />

mengen der Muota. Dies wird dadurch belegt, dass in<br />

den durchbohrten Schottern keine kristallinen Gerölle,<br />

sondern nur helvetische Kalkgesteine angetroffen wurden.<br />

Der R<strong>und</strong>ungsgrad ist eher schlecht, was ein Indiz<br />

für kurze Transportwege ist <strong>und</strong> wiederum auf die<br />

Muota-Schmelzwässer als Lieferant hindeutet.<br />

Das Vorhandensein von Reuss-Erratikern auf den<br />

heute teilweise abgebauten Schottern von Hinter-Ibach<br />

belegt einen letzten Vorstoss des Reussgletschers.<br />

Infolge der optimalen Durchlässigkeit des im Felderboden<br />

mächtigen, als Fluss-Schotter (saubere Kies-<br />

Sande) bezeichneten, Lockergesteinskörpers ergibt<br />

sich ein idealer Gr<strong>und</strong>wasserleiter, ein sogenannter<br />

Aquifer. Im Gegensatz dazu werden nichtwasserleitende<br />

Schichten (Ton, Lehm) Aquiclud genannt. Als<br />

Gr<strong>und</strong>wasser (GW) wird sämtliches unter der Erdoberfläche<br />

in Hohlräumen des Bodens vorhandenes, fliessendes<br />

Wasser bezeichnet. Das Gr<strong>und</strong>wasser wird, wie<br />

das Wasser in der Atmosphäre (Nebel, Wolken) <strong>und</strong> die<br />

Oberfächengewässer (Flüsse, Seen), als begrenzter Teil<br />

des Wasserkreislaufes der Erde betrachtet.<br />

Der im Felderboden vorhandene Gr<strong>und</strong>wasserstrom,<br />

der sich teilweise als GW-Aufstoss bemerkbar macht,<br />

wird für die Zwecke der Wasserversorgung der umliegenden<br />

Dörfer genutzt <strong>und</strong> demzufolge als nutzbares<br />

Gr<strong>und</strong>wasser bezeichnet.<br />

Gemäss Gewässerschutzkarte des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong><br />

wird in der Muotaebene an über 50 Stellen Gr<strong>und</strong>wasser<br />

entnommen. Die Bäche Leewasser <strong>und</strong> Chlosterbach<br />

sind sichtbare Abflüsse überlaufenden Gr<strong>und</strong>-<br />

74<br />

wassers. Durch Drainagen (GW-Absenkung) <strong>und</strong> Grabeneindohlungen<br />

wurden kleinere Gerinne zum Versiegen<br />

gebracht. Nebst dem versickernden Oberflächenwasser<br />

speist die Muota durch Infiltration das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser.<br />

3.6 Entstehung des Lauerzer Sees<br />

Vor 25'000 Jahren hatte die letzte Kaltzeit ihren Höhepunkt<br />

überschritten, die Gletscher waren auf dem<br />

Rückzug in die Alpentäler. Moränenablagerungen,<br />

Findlinge in Schwärmen oder Einzelblöcke, Talfüllungen,<br />

Deltabildungen, alte Flussläufe <strong>und</strong> Seebildungen<br />

zeichnen das Bild der Vergangenheit nach. Als Beispiel<br />

der Spurensuche <strong>und</strong> der Rekonstruktion der<br />

Landschaftsgeschichte wurde der „Lauerzer See <strong>und</strong><br />

seine Umgebung“ ausgewählt.<br />

Der Arm des Reussgletschers, der den Urmiberg bzw.<br />

die Rigi rechtsseitig umfloss, stirnte vor etwa 25'000<br />

Jahren (Spätglazial) an der Felsschwelle von Oberarth.<br />

Granitfindlinge oberhalb der Bernerhöchi, beim Weidstein<br />

<strong>und</strong> im Zingel, zeigen eine Eisrandlage auf Kote<br />

600 m ü.M. an. Auf der Steinerbergseite wurde vom<br />

Reusseis ein Blockschwarm im Ausmass von 900 m<br />

Länge <strong>und</strong> 250 m Breite (Bergsturz aus dem Reusstal)<br />

antransportiert. Infolge des einsetzenden Rückschmelzvorganges<br />

blieb diese Masse über dem heutigen<br />

„Blattiswald“ stationär <strong>und</strong> schmolz ab Kote 550<br />

m ü.M. aus dem Eis aus. Der Gletscher zog sich kontinuierlich<br />

um etwa 5500 m bis in die Gegend von See-


wen zurück. Der Rückzug dürfte sich im Schatten des<br />

Urmiberg wesentlich verlangsamt haben.<br />

Ein erneutes Einsetzen einer Kaltzeit vor 15'000 Jahren<br />

bewirkte einen letzten Eisvorstoss, der im „Sägel“<br />

endete. Die Eiszunge blieb etwa 100 Jahre stationär –<br />

Abschmelzen <strong>und</strong> Nachschub waren identisch –<br />

sodass sich ein Stirn- oder Endmoränen-Wall bilden<br />

konnte. Auf der Seite Lauerz bauten sich heute noch<br />

gut sichtbare Seitenmoränen auf. Die Bildung des<br />

Lauerzer Sees nahm seinen Anfang <strong>und</strong> das Zurückschmelzen<br />

des Eises seinen Fortgang.<br />

Der endgültige, spätglaziale Eiszerfall des Reussgletschers<br />

im Lauerzer See-Gebiet war nicht mehr aufzuhalten.<br />

Die Verlandung des untiefen Seebeckens<br />

„Sägel“ schritt sehr rasch voran. Die Steiner Aa schüttete<br />

das Erosionsmaterial vom Ober- <strong>und</strong> Unterlauf, in<br />

einer Menge von etwa 4 Mio. m 3<br />

, in das Deltagebiet<br />

<strong>und</strong> rückte mit der Mündung 1 km seewärts. NE von<br />

Steinerberg löste sich ein Bergsturz aus der Molasse<br />

des Rossberg <strong>und</strong> erreichte mit seiner Sturzzunge<br />

knapp den Rand des Lauerzer See-Beckens (Bergsturz<br />

Rubenen). Dabei wurde das östliche Ende der „Blattiswald-Granit-Anhäufung“<br />

tangiert.<br />

Gletscherschliffe, Moränen <strong>und</strong> Reuss-Erratiker kamen<br />

im Steinbruch Zingel zu Tage. Vom Zingel bis zum<br />

Weidstein ist der gesamte, sehr steile Hang mit nacheiszeitlich<br />

niedergefahrenem Gehängeschutt bedeckt. Das<br />

Material stammt als Verwitterungsprodukt aus dem NW-<br />

Schichtkopf des Urmiberg. Moränen <strong>und</strong> Findlinge liegen<br />

allenfalls unter diesem Schutt.<br />

Vom Weidstein über Lauerz bis in den Bereich Buosigen<br />

sind Moränen vorhanden, die mit Findlingen in grosser<br />

Zahl durchsetzt sind. Oberhalb Lauerz ist der Hang auf<br />

einer Länge von 1.5 km von einem nacheiszeitlichen<br />

Bergsturz (kieselige Kalke) aus dem Gebiet Hochflue<br />

überfahren worden. Dieses Sturzmaterial verdeckt weitgehend<br />

die Seitenmoräne von Lauerz bis Buosigen. Der<br />

Bergsturz Röthen von 1222 <strong>und</strong> der Goldauer Bergsturz<br />

von 1806 überdeckten das verlandete Sägel-Gebiet <strong>und</strong><br />

zerstörten zum grössten Teil den Endmoränen-Kranz im<br />

„Sägel“. Dieser kam beim Bau der Nationalstrasse teilweise<br />

zum Vorschein (Moräne <strong>und</strong> Granitblöcke). Die<br />

wahrscheinlichste ehemalige Uferlinie des Ur-Lauerzer<br />

Sees lässt sich mittels Baugr<strong>und</strong>aufschlüssen gut belegen.<br />

Seit dem Vorliegen verlässlicher Kartenwerke (Dufour-<br />

Karte 1865) lassen sich Veränderungen messen. Der Vergleich<br />

mit heutigen Karten zeigt, dass sich die Uferlinie<br />

in den letzten 100 Jahren unwesentlich verändert hat. In<br />

geologischen Zeiträumen hat sich die Mündung der Steiner<br />

Aa jedoch um 2000 m Richtung Lauerz verschoben.<br />

Das gesamte Delta hat sich entsprechend ausgedehnt.<br />

Geologisch gesehen seit kurzem wurde die Deltabildung<br />

durch Ausbaggerungen etwas reduziert. Mit<br />

Abb. 3.28 Blick in den vom Reuss-Gletscher bedeckten Talkessel von <strong>Schwyz</strong> zu Beginn der Bildung des Lauerzer Sees. Standort<br />

ist die vom Bergsturz 1806 überdeckte Stirnmoräne im Schutt, Goldau.<br />

75


Abb. 3.29 Der Lauerzer See <strong>und</strong> seine Entwicklung vor 25'000 Jahren bis vor 14'000 Jahren<br />

76


Abb. 3.30 Der Lauerzer See <strong>und</strong> seine Entwicklung vor 14'000 Jahren bis heute<br />

77


dem Einbau von Sperren in der Steiner Aa wurde<br />

hauptsächlich der Kiestransport eliminiert – das<br />

Ausbaggern ist eingestellt worden. Feinste Schwebestoffe<br />

werden in den See eingetragen <strong>und</strong> sedimentiert.<br />

Eine Abnahme der Wassertiefe ist in der<br />

Sägel-Bucht bereits feststellbar. Ohne besondere<br />

Massnahmen wird der Lauerzer See in den nächsten<br />

10'000 Jahren verlanden <strong>und</strong> danach der Vergangenheit<br />

angehören.<br />

3.7 Bergsturz Goldau<br />

Die Molassegesteine der Rigi <strong>und</strong> des Rossberg sind<br />

vor allem Gesteinsbildungen aus ger<strong>und</strong>eten, fein- bis<br />

grobkörnigen Komponenten, gehören der Gesteinsgruppe<br />

„Konglomerate“ an <strong>und</strong> werden als Nagelfluh<br />

bezeichnet. Zwischenlagen von Sandstein <strong>und</strong> Mergel<br />

vervollständigen das Bild.<br />

Rigi <strong>und</strong> Rossberg bestehen grösstenteils aus bunter<br />

Nagelfluh, die neben Geröllen aus Sedimenten (Kalke,<br />

Dolomite) auch solche von kristallinen Gesteinen (z.B.<br />

rote Granite) aufweisen. Die Gesteinsarten der Nagelfluhgerölle<br />

stammen aus höheren, im Tertiär abgetragenen<br />

Baueinheiten der Alpen <strong>und</strong> können den ostalpinen<br />

Decken zugeordnet werden.<br />

Die letzte Hauptfaltung der helvetischen Decken verursachte<br />

am Alpenrand ein Überfahren der Molasse<br />

um einige Kilometer. Das Auffahren von Urmiberg<br />

<strong>und</strong> Hochflue mitsamt der Auflast von Flysch <strong>und</strong> Einsiedler-Schuppenzone<br />

bewirkten die Schiefstellung<br />

<strong>und</strong> die dachziegelartige Überschiebung von Rigi <strong>und</strong><br />

Rossberg.<br />

Gebirge werden aufgestaucht – <strong>und</strong> wieder abgetragen.<br />

Der Abtrag beginnt mit der Verwitterung. Darunter<br />

versteht man die Einwirkung der atmosphärischen<br />

Kräfte („das Wetter“) auf die Gesteine <strong>und</strong> die dadurch<br />

bedingte Zerstörung (physikalisch, chemisch, biolo-<br />

Abb. 3.31 Musterbeispiele (Handstück 6/6 cm) magmatischer<br />

Gesteine aus der bunten Rossberg-Nagelfluh (Herkunft<br />

der Gerölle aus dem Bernina-Gebiet)<br />

78<br />

Abb. 3.32 oben: Bunte Nagelfluh vom Rossberg mit Gletscherschliff-Spuren<br />

unten: freigelegte rotbraune Mergelschicht<br />

Abb. 3.33 Dokumentation zur Herkunft der bunten Nagelfluh-Gerölle;<br />

links: Handstück (6/6 cm) aus der<br />

Rossberg-Nagelfluh; rechts: Handstück der roten<br />

Lias-Brekzie (Alv-Typ) vom Berninapass<br />

Abb. 3.34 Ammonit (Durchmesser 7 cm) aus einem Kalkstein-Geröll<br />

der Rossberg-Nagelfluh. Ablauf der<br />

Geschichte: Kalkausfällung im Tethys-Meer <strong>und</strong><br />

Sedimentation – Einbettung <strong>und</strong> Fossilisierung des<br />

verendeten Ammoniten-Tieres – Verfestigung des<br />

Kalkschlammes zu Kalkstein – Aufschiebung<br />

des Gesteins infolge Faltungsvorgängen – Verwitterung,<br />

Flusstransport mit erneuter Sedimentation<br />

– Verkittung zu Nagelfluh – Aufschiebung am<br />

Rossberg – Verwitterung – Bergsturz – Bergung<br />

aus Geröll im Schutt, Goldau.


gisch). Der nachfolgende Abtrag ist die Summe aller<br />

Vorgänge (Schwerkraft, Wasser, Eis) der auf Erniedrigung<br />

<strong>und</strong> Einebnung der Oberflächenformen hinwirkenden<br />

Naturkräfte.<br />

Beim Rossberg kommt hinzu, dass der anstehende<br />

Fels, durch die unsanften Schubkräfte bei der Platznahme,<br />

von Klüften stark zerschert worden ist <strong>und</strong><br />

Abb. 3.35 Der auf die Molasse aufgeschobene Urmiberg <strong>und</strong><br />

die Hochflue mit Lauerzer See von Norden<br />

dadurch dem Oberflächenwasser besondern Zugang<br />

ermöglichte. Das Wasser kann die tiefer liegenden<br />

Mergelschichten erreichen <strong>und</strong> bewässern. Dies<br />

bewirkt eine Reduktion des Reibungskoeffizienten,<br />

was schlussendlich zum Abgleiten führt. Daraus ergibt<br />

sich die richtigere Benennung für „Bergsturz“ nämlich<br />

„Schlipfsturz“.<br />

Für den Ortsnamen Goldau gibt es mehrere Deutungen.<br />

Wahrscheinlich scheint ein ursprüngliches „Goletau“,<br />

was Geschiebe, Schutt oder Geröllhalde bedeutet <strong>und</strong><br />

auf Bergstürze hinweist. Es ist deshalb nicht erstaunlich,<br />

dass ALB. HEIM (1932) auf frühere Abbrüche hinweist<br />

<strong>und</strong> J. KOPP (1936) etwa zwanzig grössere <strong>und</strong><br />

Abb. 3.36 Rossberg von Süden mit Anrissgebiet Gnipen <strong>und</strong> Sturzbahn 1806<br />

kleinere Bergstürze, meist vorgeschichtlichen Alters,<br />

erwähnt. Stets war es ein Abgleiten von Nagelfluhplatten<br />

auf einer Mergel-Unterlage. Im Gebiet des Rossberg<br />

lösten sich aus den westlichen <strong>und</strong> südlichen Flanken<br />

zahlreiche Bergstürze. Während der letzten<br />

Vergletscherung waren es Felspartien, welche aus dem<br />

Bereich des westlichen Gnipen auf das Reuss-Eis<br />

stürzten. Vom Gletscher transportierte Blöcke finden<br />

sich heute bei Knonau <strong>und</strong> Mettmenstetten.<br />

Als postglazial <strong>und</strong> prähistorisch gilt der Oberarther<br />

Bergsturz. Streublöcke lassen den ehemaligen, westlichen<br />

Sturzbereich einigermassen nachzeichnen.<br />

Als nacheiszeitlich (prähistorisch) gilt der Rubenen<br />

Felssturz. Sturzblöcke sind im Gebiet Steinerberg-Ost,<br />

sowie im Raum westlich von Steinen auszumachen. Im<br />

Blattiswald hat der Felssturz Teile eines eiszeitlich<br />

abgelagerten Granitblockschwarmes tangiert.<br />

Der erste historische Bergsturz ereignete sich um das<br />

Jahr 1222 <strong>und</strong> verschüttete den Weiler Röthen, zwischen<br />

Goldau <strong>und</strong> Steinerberg gelegen. Als letztes<br />

grosses historisches Ereignis ist der Goldauer Berg-<br />

Abb. 3.37 Das Anrissgebiet am Gnipen<br />

79


sturz von 1806 zu erwähnen. Abrisskante <strong>und</strong> Sturzbahn<br />

sind deutlich zu erkennen.<br />

Niederschlagsreiche Jahre <strong>und</strong> besonders der regenreiche<br />

Sommer 1806 trugen wesentlich zur grössten<br />

Abb. 3.38 Die Bergstürze am Rossberg. Gr<strong>und</strong>lage LK 1:25'000 (verkleinert) 1151 (Rigi)<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035157)<br />

80<br />

historischen Naturkatastrophe der Schweiz, dem Bergsturz<br />

von Goldau, bei. Durch Klüfte <strong>und</strong> Schichtfugen<br />

drang Sickerwasser in eine unter der Gesteins-Oberfläche<br />

liegende Mergelschicht ein <strong>und</strong> weichte diese<br />

zu einer Schmierschicht auf. Auf dieser Gleitschicht<br />

rutschten am 2. September 1806 r<strong>und</strong> 40 Mio. Kubikmeter<br />

Nagelfluhgestein ins Tal, begruben das Dorf<br />

Abb. 3.39 Geologisches Profil durch den Goldauer Bergsturz (aus ALB. HEIM 1932 Bergsturz <strong>und</strong> Menschenleben)


Goldau mit 457 Menschen unter sich <strong>und</strong> überdeckten<br />

eine Fläche von zirka sieben Quadratkilometern.<br />

Die Schichtfolgen im Goldauer Bergsturzgebiet sind<br />

am Rossberg nicht einmalig, sondern setzen sich dem<br />

Rossberg entlang gegen Osten fort. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e werden sich im Rahmen der geologischen<br />

Geschichte, infolge fortwährender Erosion, entsprechende<br />

Felsschlipfe ergeben. Grössere Ereignisse zeigen<br />

sich Monate oder Jahre voraus durch langsame,<br />

später schneller werdende Bewegungen, mit zunehmendem<br />

Steinschlag <strong>und</strong> der Bildung von Rissen in<br />

der Falllinie <strong>und</strong> quer dazu, an.<br />

Bevorstehende Grossereignisse sind zurzeit am Rossberg<br />

nicht zu erkennen. Instabilitäten (Abstürze aus<br />

Felswänden, Rutschungen in Lockergesteinen) sind<br />

meist lokaler Natur <strong>und</strong> treten relativ häufig auf. In<br />

geologischer Zukunft muss sicher mit weiteren Bergstürzen<br />

gerechnet werden. Ein solches Geschehen<br />

kann man jedoch nicht genau prognostizieren.<br />

3.8 Erratiker-Häufung Blattiswald,<br />

Steinen/Steinerberg<br />

Im Blattiswald, unterhalb Steinerberg gelegen, befindet<br />

sich entlang dem Hangfuss auf einer Fläche von ca.<br />

23 ha eine Anhäufung von Kristallin-Findlingen. Die<br />

Blöcke sind von unregelmässiger, eckiger oder anger<strong>und</strong>eter<br />

Gestalt verschiedener Grössen. Alles deutet auf<br />

einen Felssturz mit nachfolgendem Gletschertransport<br />

hin. Die Anhäufung erreicht keine grosse Mächtigkeit,<br />

da diese vielerorts sichtbar, direkt der Molasse aufliegt.<br />

Infolge ungünstiger Lage <strong>und</strong> teilweise starker<br />

Vergneisung <strong>und</strong> Schieferung, weshalb die Gesteins-<br />

Abb. 3.40 Situation Blattiswald<br />

qualität abgemindert wurde, entgingen die Findlinge<br />

der Verwertung als Bausteine. Der Bau von Walderschliessungsstrassen<br />

reduzierte die Menge der Erratiker<br />

unwesentlich. Ausserhalb des Waldes gelegene<br />

Einzelblöcke oder Gesteinsgruppen wurden entfernt,<br />

da diese die Bewirtschaftung behinderten.<br />

Die erratischen Blöcke lassen sich mit Hilfe der Petrographie<br />

(Gesteinsbeschreibung) der Herkunftszone<br />

weitgehend zuordnen. Aus dem häufigen Vorhandensein<br />

von Chlorit-Serizit-Gneisen, gebänderten Amphibolit-Migmatiten,<br />

wenig Zentralem Aaregranit <strong>und</strong><br />

dessen Randausbildung als feinkörnigem Granit-Aplit<br />

sowie leicht vergneisten Graniten <strong>und</strong> Granitporphyren<br />

lässt sich das Gebiet östlich Amsteg (Bristenstock<br />

<strong>und</strong> S-Seite Maderanertal) lokalisieren.<br />

Vor etwa 17'000 Jahren, zur Zeit der späten letzten Vergletscherung,<br />

ereignete sich ausgangs des südlichen<br />

Maderanertales ein Felssturz auf den dem Reussgletscher<br />

zufliessenden Hüfi-Gletscher. In der Gegend des<br />

heutigen Amsteg übernahm der Reussgletscher die<br />

Fracht <strong>und</strong> transportiete die Felsblöcke als ganzes Paket<br />

über 35 km in das Gebiet „Blattiswald“, wo das Ausschmelzen<br />

aus dem Eis erfolgte, <strong>und</strong> die Reise nach<br />

r<strong>und</strong> 500 Jahren Transportzeit zu Ende ging.<br />

Abb. 3.41 Der Blattiswald vom „Schlössli“ (linker Bildrand)<br />

bis „Mulfis“ (rechter Bildrand) – Ansicht aus SE<br />

(Frauholz)<br />

Abb. 3.42 Erratiker im Blattiswald<br />

81


82<br />

Abb. 3.43 Erratiker-Blockschwarm im Blattiswald unterhalb dem Dorf Steinerberg. Das aus Graniten <strong>und</strong> Gneisen bestehende, vermutete Bergsturzmaterial stammt aus dem Gebiet östlich<br />

Amsteg. ALB. HEIM erwähnt 1919 in <strong>Geologie</strong> der Schweiz, dass am Abhang des Rossberges, besonders zwischen Steinen <strong>und</strong> Steinerberg 3000–4000 Blöcke gezählt wurden. Im<br />

Jahre 2002 ergab eine Bestandesaufnahme um die 2000 Blöcke mit Einzel-Volumen zwischen 1 bis 400 m 3 (Gesamtvolumen 11'000 m 3 ).


4 Zur Morphotektonik der zentralschweizerischen Alpenrandseen<br />

Zusammenfassung<br />

Bei der Betrachtung bevorzugter Richtungen in der<br />

Landschaft der Zentralschweiz wurde auf solche von<br />

Seen <strong>und</strong> ihren Zuflüssen <strong>und</strong> ihren Zusammenhang<br />

mit Klüften <strong>und</strong> Bruchstörungen, auf die Morphotektonik,<br />

geachtet: Bäche fliessen selten in der Falllinie in<br />

die Seen. Ein Vergleich der drei Richtungselemente hat<br />

ergeben:<br />

– Es gibt keine Korrelation zwischen den Richtungen<br />

der Seebecken <strong>und</strong> der Klüfte. Die beiden müssen<br />

daher unabhängig voneinander entstanden sein: Da<br />

die Klüfte nachweislich nach-miozänen Ursprungs<br />

sind, muss die Anlage der Seebecken durch die spätmiozäne<br />

Platznahme der Decken vorgezeichnet<br />

worden sein.<br />

– Es lässt sich keine Korrelation zwischen den Richtungen<br />

der Seebecken <strong>und</strong> der Zuflüsse erkennen.<br />

Die beiden dürften daher unabhängig voneinander<br />

entstanden sein.<br />

– Dagegen besteht eine Korrelation zwischen Kluft<strong>und</strong><br />

Bachrichtungen innerhalb der einzelnen Seen.<br />

Klüfte <strong>und</strong> Laufstrecken der Bäche sind daher<br />

durch dieselbe Ursache vorgezeichnet worden,<br />

durch die Wirkung des jüngeren, nach-miozänen,<br />

neo-tektonischen Spannungsfeldes.<br />

4.1 Einleitung<br />

Richtungsbeziehungen zwischen Gewässern (Seen, Bächen) <strong>und</strong> Klüften<br />

Die zentralschweizerischen Alpenrandseen bilden ein<br />

eindrucksvolles Merkmal <strong>und</strong> eine touristische Attraktion<br />

in der Landschaft. Zum Teil sind sie tief ins<br />

Gebirge eingebettet, wie der Urner See, zum Teil<br />

René Hantke, Adrian E. Scheidegger<br />

erscheinen sie weniger spektakulär, wandeln sich von<br />

rein alpiner Charakteristik zu Mittellandseen, wie der<br />

Zuger See. Durch den Bau von Staumauern wurden<br />

vormalige Seen wieder geschaffen, reaktiviert.<br />

– Im Molasse-Vorland: Ägerisee, Lauerzer <strong>und</strong> Zuger<br />

See,<br />

– die Arme des Vierwaldstätter Sees,<br />

– Seen der Obwaldner Talung: Alpnacher See,<br />

Wichelsee, Sarner <strong>und</strong> Lungerer See,<br />

– Stauseen: Klöntaler See, Wägitaler See <strong>und</strong> Sihlsee.<br />

HEIM (1894a) sah in der Entstehung der Alpenrandseen<br />

alte Flusstäler, die beim Einsinken des Alpenkörpers<br />

unter dessen Last ertrunken wären. Bis KOPP<br />

(1962a), oft noch später, wurden sie als Wirkung<br />

der Glazialerosion angesehen; HANTKE (1991 S.182)<br />

schreibt ihre Anlage der landschaftsgestaltenden Tektonik<br />

zu: klaffenden Grenzblättern (Urner See) <strong>und</strong><br />

Decken-Stirnen (Sarner See, Vitznauer <strong>und</strong> Gersauer<br />

Becken des Vierwaldstätter Sees), Aufbrüchen (Küssnachter<br />

Arm) <strong>und</strong> Scherstörungen in Spätphasen alpiner<br />

Gebirgsbildung (BUXTORF 1951).<br />

Sodann erhebt sich die Frage nach Beziehungen zwischen<br />

den Seen <strong>und</strong> ihrer Umgebung, zwischen den<br />

Seen <strong>und</strong> ihren Zuflüssen einerseits <strong>und</strong> Klüften <strong>und</strong><br />

Scherstörungen im Gestein anderseits. Es wird sich herausstellen,<br />

dass die Genese der Seen nicht direkt mit<br />

jener der Klüfte <strong>und</strong> jener der Zuflüsse zusammenhängt.<br />

4.2 Methodik der Studie<br />

Die Studie zielt auf eine Klärung der Morphotektonik des<br />

Umfeldes der Zentralschweizer Alpenrandseen. Dies<br />

Mio. Jahre<br />

vor heute<br />

Ära Abt. Stufen Molasse-Schichtabfolgen Gesteinsarten<br />

17–12 Karpat-Sarmat Obere Süsswassermolasse OSM Hörnli-Schuttfächer: Nagelfluh Sandstein, Mergel, Kalke, Kohlen<br />

22–17<br />

Helvetian<br />

Burdigalian<br />

Obere Meeresmolasse OMM<br />

Ufenauer- <strong>und</strong> St. Galler Sandstein,<br />

Luzerner- <strong>und</strong> Bächer Sandstein<br />

24–22 Aquitanian Höhronen- <strong>und</strong><br />

Untere Süsswassermolasse USM Rigi-Schuttfächer:<br />

29–24 Chattian Nagelfluh, Sandstein, Mergel, Kalke, Kohlen<br />

33–29 Rupelian Untere Meeresmolasse UMM<br />

Horwer Sandstein,<br />

Grisiger Mergel<br />

Mittleres KÄnozoikum<br />

(Mittlere Erdneuzeit)<br />

Oligozän Miozän<br />

Tab. 4.1 Gliederung der Zentral- <strong>und</strong> Ostschweizer Molasse<br />

83


geschieht durch einen Vergleich zwischen der <strong>Geologie</strong>,<br />

den Richtungen grosstektonischer Linien, „Lineamenten“,<br />

den als neo-tektonisch verursacht betrachteten<br />

Kluftstellungen <strong>und</strong> den Richtungen der Zuflüsse. Für die<br />

Studie wurde die Region in vier Teilgebiete unterteilt.<br />

84<br />

Loc. No. Max.1 Max.2 Winkel Winkelhalb.<br />

Molasseseen<br />

Ägerisee<br />

Klüfte 180 146+09 46+15 81 6 96<br />

Bäche 22 178+10 86+09 89 42 132<br />

See 2 180+np 117+np<br />

Lauerzer See<br />

Klüfte 154 143+11 60+07 83 101 11<br />

Bäche 62 168+13 50+04 62 19 109<br />

See 1 115+np<br />

Zuger See<br />

NE-Ufer Klüfte 152 146+08 41+11 75 3 93<br />

SE-Ufer Klüfte 108 175+10 102+17 74 139 48<br />

NW-Ufer Klüfte 63 181+08 71+07 70 36 126<br />

Risch-Chiem. Klüfte 110 162+00 75+11 87 118 29<br />

SW-Ufer Klüfte 84 113+12 7+11 75 150 60<br />

Goldau Klüfte 66 122+11 25+11 83 164 74<br />

Alle Klüfte 2∈3 583 178+12 63+00 64 30 120<br />

Klüfte ohne NE-Ufer 431 173+01 85+00 88 129 39<br />

Bäche 2∈3 136 177+07 105+04 72 141 51<br />

See 2 180+np 130+np<br />

Molasseseen alle<br />

Klüfte 917 146+04 51+03 85 8 98<br />

Bäche 220 169+11 66+09 77 28 118<br />

Vierwaldstätter See<br />

Chrüztrichter<br />

Küssn. Arm Klüfte 191 166+04 82+00 85 123 34<br />

Luzerner See Klüfte 180 153+02 65+08 88 109 19<br />

Horwer Bucht Klüfte 375 156+05 66+06 89 21 111<br />

Alle Klüfte 2∈3 498 166+11 67+18 81 27 117<br />

Bäche 2∈3 52 145+07 51+04 86 8 98<br />

See 2 134+np 40+np<br />

Vitznauer Becken<br />

N-Seite Klüfte 286 119+06 20+05 82 159 61<br />

Bürgenstock Klüfte 218 167+08 84+11 83 126 36<br />

Alle Klüfte 504 111+06 12+08 80 152 62<br />

Bäche 26 186+12<br />

See 1 90+np<br />

Gersauer Becken<br />

N-Seite Klüfte 241 153+19 75+13 78 24 114<br />

S-Seite Klüfte 243 168+01 86+00 81 127 37<br />

Seewligrat Klüfte 218 164+13 64+13 80 114 24<br />

Alle Klüfte 702 172+00 78+00 86 125 35<br />

Bäche 2∈3 73 168+11 103+00 65 135 45<br />

See 1 85+np<br />

Urner See<br />

Urner See-E. Klüfte 388 171+06 84+08 87 127 37<br />

NE Klüfte 152 177+07 88+10 90 133 43<br />

SE Klüfte 236 166+00 82+00 84 124 34<br />

Urner See-W. Klüfte 256 125+04 29+03 84 167 77<br />

NW Klüfte 105 134+11 26+11 73 170 80<br />

SW Klüfte 151 122+01 33+00 89 78 167<br />

Alle Klüfte 644 2+09 99+11 83 140 50<br />

Bäche 2∈3 55 155+11 95+02 60 125 35<br />

See 2 180+np 130+np<br />

Vierwaldstätter See alle<br />

Klüfte 2348 168+01 83+00 85 126 36<br />

Bäche 2∈3 206 168+01 102+02 67 135 45<br />

Das Untersuchungsgebiet umfasst die nördlichen<br />

Alpen <strong>und</strong> ihr Molasse-Vorland. Die helvetischen<br />

Loc. No. Max.1 Max.2 Winkel Winkelhalb.<br />

Obwaldner Talung<br />

Alpnacher See<br />

Klüfte 218 132+06 55+11 78 93 4<br />

Bäche 77 125+08 39+02 86 82 172<br />

See 1 60+np<br />

Wichelsee<br />

Klüfte 85 114+12<br />

Bäche 56 107+14<br />

See 1 40+np<br />

Sarner See<br />

Klüfte 88 132+16<br />

Bäche 194 136+07<br />

See 1 42+np<br />

Lungerer See<br />

Klüfte 128 168+06 94+10 74 131 41<br />

Bäche 21 103+11<br />

See 1 25+np<br />

Obwaldner Talung alle<br />

Klüfte 519 128+02<br />

Bäche 348 124+03 31+14 86 168 78<br />

Stauseen<br />

Sihlsee<br />

Friherrenbg.Klüfte 65 136+14 32+21 76 174 84<br />

Grosser Runs Klüfte 63 153+10 74+34 80 113 24<br />

Steinbach Klüfte 63 176+10 83+18 86 40 129<br />

Schräwald Klüfte 66 151+14 72+12 78 111 22<br />

Euthal Klüfte 64 176+16 80+16 82 39 128<br />

Unt. Teil Klüfte 63 169+16 94+19 76 131 41<br />

Alle Klüfte 384 159+19 76+21 83 117 28<br />

Bäche 250 160+02 62+0 82 21 111<br />

Brüche, Region 7 175+15<br />

See 2 165+np 140+np<br />

Wägitaler See<br />

Unt. Teil Klüfte 102 134+10 50+13 84 92 2<br />

SE-Ufer Klüfte 113 148+08 59+10 89 104 14<br />

Alle Klüfte 215 142+09 55+08 87 98 8<br />

Bäche 2∈3 104 144+20 62+02 82 103 13<br />

See 2 148+np 15+np<br />

Klöntaler See<br />

Südufer Klüfte 126 161+09 84+07 77 122 32<br />

Nordufer Klüfte 100 114+00 21+12 87 157 68<br />

Alle Klüfte 226 175+09 96+06 80 136 46<br />

Bäche ges. 145 161+05 58+09 76 19 109<br />

See 2 95+np 60+np<br />

Stauseen alle<br />

Klüfte 825 157+06 79+07 80 119 29<br />

Bäche 499 161+00 71+04 90 116 26<br />

Zentralschweiz alle oben<br />

Klüfte 4609 163+00 80+00 83 122 32<br />

Bäche 1273 155+00 67+00 88 111 21<br />

Nordschweiz<br />

Klüfte (AES 1977) reg 163+12 77+12 86 120 29<br />

Bäche (AES 1979) reg 155±np 75±np 80 115 25<br />

Tab. 4.2 Auswertungen für Schweizer Alpenrandseen: Streich/Trendrichtungen von Klüften, Bächen <strong>und</strong> Seen


Abb. 4.1 Tektonisches Umfeld des Untersuchungsgebietes (HANTKE 1991)<br />

Kalkalpen bilden ein Deckengebirge, dessen Gesteinspakete,<br />

„Decken“, seit dem jüngeren Tertiär um Dutzende<br />

von Kilometern aus dem Süden an <strong>und</strong> auf das<br />

Vorland im N überschoben worden sind. Nach ihrem<br />

Ablagerungsraum der Gesteine am N-Rand <strong>und</strong> am<br />

Abfall zum Ur-Mittelmeer = Tethys (nach der Schwester<br />

<strong>und</strong> Gattin des Okeanos der griechischen Mythologie)<br />

werden drei grosse Deckensysteme unterschieden:<br />

das helvetische am N-Rand der Tethys, das<br />

penninische der zentralen Tröge <strong>und</strong> das ostalpine am<br />

S-Rand der Tethys. Die helvetische Stammdecke wird<br />

in einzelne Decken, Teildecken <strong>und</strong> Schuppen unterteilt<br />

<strong>und</strong> nach typischen Lokalitäten benannt: in Glarner-,<br />

Mürtschen, Axen-Decke mit Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Decke<br />

<strong>und</strong> Drusberg-Decke.<br />

Im Vorland liegen die Molasse-Ablagerungen. Diese<br />

sind am Alpenrand verschuppt, gegen das Mittelland<br />

gestaucht <strong>und</strong> dann flach gelagert. Bei ihrer Schüttung<br />

sind in den tektonisch entstandenen Alpentälern durch<br />

Bergstürze <strong>und</strong> Rüfen Seen gestaut worden, die von<br />

Zeit zu Zeit ins Vorland ausgebrochen sind <strong>und</strong> dort im<br />

Laufe der Zeit gewaltige Schuttmassen aufgebaut<br />

haben.<br />

Die Gliederung der Schichtabfolgen der helvetischen<br />

Decken wird in Tab. 1.2 (Seite 18) <strong>und</strong> jene der<br />

Molasse in Tab. 4.1 aufgezeigt.<br />

Bei der Betrachtung einer Karte der Zentralschweiz<br />

(Abb. 4.1) fällt auf, dass die Ausrichtung, das „Streichen“,<br />

der Seen E einer markanten Linie vom Brünig<br />

über Kehrsiten, Chiemen <strong>und</strong> weiter bis Rapperswil<br />

N–S <strong>und</strong> E–W verläuft, weiter W <strong>und</strong> weiter E, NW–<br />

SE <strong>und</strong> NE–SW.<br />

Ferner sind Trend-Richtungen<br />

bei den Seen der<br />

einzelnen Gebiete von<br />

Bedeutung. Diese können<br />

leicht auf einer Karte<br />

gemessen werden. Bei<br />

den meisten Seen gibt<br />

es nur einen Trend: den<br />

der grössten Längserstreckung.<br />

Manche Seen, der<br />

Chrüztrichter oder der<br />

Zuger See, zeigen zwei<br />

charakteristische Richtungen.<br />

Die Trends wurden<br />

in den Kartenskizzen<br />

(Abb. 4.2–4.4 <strong>und</strong> 4.11)<br />

samt den Azimuten N > E<br />

eingetragen. In den Folgerungen<br />

wird sich zeigen,<br />

ob diese mit weiteren<br />

Strukturelementen<br />

etwas gemeinsam haben.<br />

Kluftstellungsmessungen erlauben Aussagen über<br />

die lokale Tektonik. Klüfte sind als kleine Spalten im<br />

Fels allgegenwärtig; meist zeigen sie sich am Aufschluss<br />

in mehreren Scharen, von denen eine flach<br />

(„subhorizontal“) liegt, die anderen + steil („subvertikal“)<br />

stehen; dabei stehen zwei etwa im rechten<br />

Abb. 4.2 Planskizze des Gebietes der Molasseseen mit<br />

Kluftmessstellen, Bächen <strong>und</strong> geologisch markanten<br />

Linien<br />

85


Abb. 4.3 Planskizze des Vierwaldstätter Sees mit Kluftmessstellen, Bächen <strong>und</strong> tektonisch markanten Linien<br />

Winkel zu einander (Abb. 4.5–4.10). Die subhorizontale<br />

Schar entspricht der Schichtung; die subvertikalen<br />

Scharen sind durch das rezente tektonische<br />

Spannungsfeld erzeugte Miniatur-Scherbrüche.<br />

Diese mögen an der Oberfläche Entlastungsspuren<br />

zeigen, deuten aber dennnoch Scherlinien des tektonischen<br />

Spannungsfeldes an (SCHEIDEGGGER 1978,<br />

2001). Für unsere Zwecke sind nur die subvertikalen<br />

Abb. 4.4 Planskizze der Obwaldner Talung mit Kluftmessstellen,<br />

Bächen <strong>und</strong> geologisch markanten<br />

Linien<br />

86<br />

Kluftscharen von Interesse, da nur sie mit der Tektonik<br />

in Beziehung stehen. Die Regelmässigkeiten sind<br />

nicht absolut; sie müssen daher statistisch erfasst<br />

werden. So können Richtungsrosen für die Klüfte<br />

gezeichnet werden <strong>und</strong> die Maxima in den Diagrammen<br />

durch einfaches Markieren bestimmt werden<br />

(nicht-parametrische Methode, np). Die Auswertung<br />

kann für einzelne Aufschlüsse, für Gruppen von solchen<br />

<strong>und</strong> für ganze Seebereiche durchgeführt werden.<br />

Eleganter ist die Auswertung auf rechnerischer<br />

Basis nach der Methode von KOHLBECK & SCHEIDEG-<br />

GER (1977, 1985). Dabei werden die zu einer Gruppe<br />

von subvertikalen Klüften bestpassenden Stellungen<br />

(Fallrichtung <strong>und</strong> Fallwinkel) unter der Annahme<br />

berechnet, dass sie Dimroth-Watson-Verteilungen,<br />

das heisst dem Kugeläquivalent der Gauss’schen Verteilung<br />

in der Ebene (WATSON 1970), entsprechen,<br />

deren Parameter bestimmt werden (parametrische<br />

Methode). Die bestpassenden Maxima werden als<br />

Max 1, 2 (<strong>und</strong> evtl. 3) bezeichnet. Für je zwei steil<br />

einfallende Kluftscharen lassen sich die Richtungen<br />

der Hauptspannungen des diese verursachenden<br />

Spannungsfeldes bestimmen: Sie sind die Winkelhalbierenden<br />

der Kluftmaxima. Meist sind zwei<br />

Maxima eindeutig bestimmt; bei einer Überprüfung<br />

der Streichrose ergeben sich manchmal nur ein<br />

Maximum oder gar mehr als zwei. Für die Bestimmung<br />

der Spannungsrichtungen werden dann jene<br />

zwei, die am deutlichsten sind, verwendet. Die Richtungen<br />

der Winkelhalbierenden, die tektonischen<br />

Hauptspannungsrichtungen, sind in Tab. 4.2 angegeben.


Zur Festlegung von Kluft-Stellungen werden die<br />

Fallrichtungen (Azimut im Uhrzeigersinn von N > E,<br />

Fallwinkel als Neigungswinkel zur Horizontalen,<br />

beide in Grad) angegeben; alle Rechnungen werden<br />

auf die Fallrichtungen bezogen, zur besseren Veranschaulichung<br />

werden die Streichrichtungen, d.h. die<br />

Richtungen der Schnittlinien der Kluftflächen mit<br />

der Horizontalen, verwendet, <strong>und</strong> Richtungsrosen für<br />

die Häufigkeitsverteilung der Streichrichtungen der<br />

steil stehenden Klüfte gezeichnet. Die numerisch<br />

berechneten Häufungsmaxima der Azimute der<br />

Streichrichtungen sind in Tab. 4.2 mit Vertrauensgrenzen<br />

(+) angegeben, bei nicht-parametrischen<br />

Maxima mit + np.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der statistischen Auswertungen von Kluftstellungen<br />

ist es möglich,<br />

1. festzustellen, ob Scharen existieren, <strong>und</strong><br />

2. ihre Richtungen <strong>und</strong> die dazu gehörigen Hauptrichtungen<br />

der neo-tektonischen Hauptspannungen zu<br />

bestimmen. Es ist dann zu untersuchen, ob sie mit<br />

anderen landschaftlich, geomorphologisch, bedeutsamen<br />

Richtungen korrelieren. Trifft dies zu, dann<br />

sind die Richtungen, wie jene der Klüfte, sehr wahrscheinlich<br />

neo-tektonisch vorgezeichnet.<br />

Die Trend-Richtungen der Zuflüsse zu den Seen werden<br />

behandelt wie die Kluft-Streich-Richtungen. Da<br />

Fliessgewässer nicht geradlinig verlaufen, sind ihre<br />

Läufe zu digitalisieren, d.h. aus Karten herauszuzeichnen<br />

(Abb. 4.2–4.4 <strong>und</strong> 4.11), in Abschnitte zu unterteilen<br />

<strong>und</strong> deren Richtungen (Azimut N > E in °) zu<br />

messen. Wegen ihrer fraktalen Struktur sind Kartenmassstab<br />

<strong>und</strong> Digitalisationsschritte belanglos. Die<br />

Zuflüsse zu jedem See werden zusammengefasst <strong>und</strong><br />

wie die Klüfte statistisch ausgewertet. Bei Seen-Ketten<br />

ist als Zufluss des unteren Sees der Abschnitt des<br />

Fliessgewässers bis zu seinem Austritt aus dem nächstoberen<br />

gewertet worden, also die Lorze als Zufluss<br />

zum Zuger See bis zu ihrem Austritt aus dem Ägerisee;<br />

dabei sind die Austritte nicht mehr in die Betrachtung<br />

einbezogen worden. Wegen der im Vergleich zu Klüften<br />

geringen Zahl an Eingabedaten konnten bei den<br />

Seen keine Unterteilung in einzelne Gebiete vorgenommen<br />

werden (z. B. NW-Ufer), sondern nur ihre<br />

gesamten Einzugsgebiete behandelt werden.<br />

Die Auswertungen sind wie bei den Klüften erfolgt: Es<br />

können wieder nicht-parametrische Trend(Streich)rosen<br />

gezeichnet <strong>und</strong> Maxima durch Prüfung bestimmt<br />

oder wieder die Methode von KOHLBECK &<br />

SCHEIDEGGER (1977, 1985) angewendet werden. Dabei<br />

wurde mit Fallrichtungen entsprechender Polrichtungen<br />

gerechnet; da es bei Bächen nicht sinnvoll ist, von<br />

„Fallen“ zu sprechen, wurden nur Streichrichtungen<br />

(Tab. 4.2) aufgelistet.<br />

4.3 Molasseseen<br />

Im Molasse-Vorland liegen Ägerisee, Lauerzer <strong>und</strong><br />

Zuger See (Abb. 4.2).<br />

Die S-Seite des Ägerisees (Abb. 4.2) ist durch die<br />

Molasserippe Schornenboden <strong>und</strong> die Scherstörungen<br />

um Schornen–Tschupplen vorgezeichnet. Das W-Ende<br />

folgt dem Streichen zwischen der Höhronen-Schuppe<br />

im Wiler- <strong>und</strong> Mitteldorfer Berg im N <strong>und</strong> der St. Jost<br />

(=Grindelegg)-Schuppe der Brandflue im S. Tektonisch<br />

zeichnen sich beim Ägerisee zwei Richtungen<br />

ab: N–S im E <strong>und</strong> N117°E im W.<br />

Im Bereich des Ägerisees wurden an acht Stellen in<br />

der Unteren Süsswassermolasse (USM) Kluftstellungen<br />

gemessen, vier davon auf der N-Seite des Sees in<br />

Sandstein- <strong>und</strong> Nagelfluhbänken, zwei am S-Ufer, an<br />

der Nase am Strandweg vom Hauptsee gegen W, wiederum<br />

in Nagelfluh, <strong>und</strong> in Tobeln im mergeligen<br />

Abhang, an dem sich Klüfte erkennen liessen. Ferner<br />

waren eine Sandsteinwand am W-Ausgang von Unterägeri<br />

<strong>und</strong> ein Aufschluss am Durchbruch der Nagelfluh<br />

bei der Schornen-Letzi zugänglich (Abb. 4.2).<br />

Die zum morphologischen Vergleich herangezogenen<br />

Bäche sind in Abb. 4.2 aufgezeigt: auf der N-Seite<br />

deren zwei, auf der S-Seite ein Bach mit Verzweigung.<br />

Der Lauerzer See, einst Teil des Vierwaldstätter Sees<br />

(HANTKE 1991:182ff), verdankt, wie andere seiner<br />

Becken, die Entstehung landschaftsgestaltender Tektonik.<br />

Nach dem eiszeitlichen Abschmelzen des Eises<br />

wurde die ehemalige Verbindung zwischen Vierwaldstätter<br />

<strong>und</strong> Lauerzer See durch Murfächer von Mythen,<br />

Ibergeregg <strong>und</strong> den Schuttfächer der Muota unterbrochen.<br />

Der Trend des Lauerzer Sees verläuft N115°E.<br />

Um den Lauerzer See wurden Kluftstellungen an sieben<br />

Aufschlüssen gemessen (Abb. 4.2), vier am N-<br />

Ufer in der Rigi-Nagelfluh (USM), drei am S-Ufer in<br />

Stad-Mergeln, Kieselkalk <strong>und</strong> Nummulitenkalk.<br />

Die zur morphotektonischen Studie verwendeten<br />

Bäche sind in Abb. 4.2 wiedergegeben. Trotz der<br />

Kleinheit des Sees ist sein Einzugsgebiet bedeutend.<br />

Geologisch verdankt der Zuger See seine Entstehung<br />

dem gegen N zunehmend stärkeren Auseinanderklaf-<br />

87


Abb. 4.5 Messstelle Baumgarten<br />

fen der Nagelfluh-Schüttungen von Rigi <strong>und</strong> Rossberg.<br />

Schon in Goldau zeichnet sich eine Scherstörung<br />

ab. Analoge Störungen finden sich auf den Halbinseln<br />

Chiemen <strong>und</strong> Buonas sowie im Seegr<strong>und</strong>. Im Zuger<br />

See zeichnen sich mindestens zwei Trendrichtungen<br />

ab: N–S <strong>und</strong> N130°E (OTTIGER et al. 1990K).<br />

Kluftmessungen wurden an 27 Aufschlüssen (Abb.<br />

4.2) vorgenommen: Am NE-Ufer zwischen Zug <strong>und</strong><br />

Lothenbach an sieben Stellen im Sandstein der Oberen<br />

Meeresmolasse (OMM), im Granitischen Sandstein<br />

<strong>und</strong> Sandstein mit <strong>und</strong> ohne Nagelfluhbänken der<br />

Unteren Süsswassermolasse (USM), am SE-Ufer an<br />

fünf Aufschlüssen um Walchwil im Granitischen<br />

Sandstein <strong>und</strong> in der Kalk-Nagelfluh der USM sowie<br />

in den Grisiger Mergeln der Unteren Meeresmolasse<br />

(UMM). Am NW-Ufer wurden an drei Stellen zwischen<br />

Steinhausen <strong>und</strong> Freudenberg Klüfte in Sandsteinen<br />

der Oberen Süsswassermolasse gemessen.<br />

Zwischen Risch <strong>und</strong> Baumgarten (Chiemen) boten<br />

sich fünf Stellen zu Kluftmessungen in Sandstein <strong>und</strong><br />

Nagelfluhbänken der USM an. Am SW-Ufer fanden<br />

sich zwischen Immensee <strong>und</strong> Nasegg vier zu Messungen<br />

verwendbare Aufschlüsse in der USM, in Sandstein,<br />

Nagelfluh <strong>und</strong> Mergel. Am S-Ende des Sees<br />

waren deren drei bei Goldau in der USM-Nagelfluh<br />

verwertbar.<br />

Die zu Richtungsstudien herangezogenen Bäche sind<br />

in Abb. 4.2 dargestellt. Die meisten finden sich an der<br />

E-, nur wenige an der W-Seite. Die Lorze wurde vom<br />

Ausfluss aus dem Ägerisee bis zum Eintritt in den<br />

Zuger See in Betracht gezogen.<br />

4.4 Vierwaldstätter See<br />

Der Vierwaldstätter See nimmt unter den Alpenrandseen<br />

eine zentrale Stellung ein. Er erstreckt sich vom<br />

Urner See über das Gersauer <strong>und</strong> Vitznauer Becken<br />

zum Chrüztrichter mit den sternförmig ausstrahlenden<br />

88<br />

Armen von Küssnachter <strong>und</strong> Luzerner See <strong>und</strong> der<br />

Hergiswil-Horwer Bucht. Die Abgrenzung gegen den<br />

Lauerzer <strong>und</strong> Zuger See ist etwas willkürlich; die<br />

Schwelle der Hohlen Gasse bei Immensee zum Zuger<br />

See <strong>und</strong> die Schwellen zum Lauerzer See sind jüngeren<br />

Datums. Der Alpnacher See wird hier zu den Seen<br />

der Obwaldner Talung gerechnet. Die Arme des Vierwaldstätter<br />

Sees entsprechen in Ausdehnung <strong>und</strong><br />

Bedeutung den Molasseseen <strong>und</strong> den Seen der<br />

Obwaldner Talung.<br />

Die Richtungen der Arme des Vierwaldstätter Sees:<br />

Küssnachter <strong>und</strong> Luzerner See <strong>und</strong> Hergiswiler Bucht<br />

streichen + NW–SE oder NE–SW; Vitznauer <strong>und</strong> Gersauer<br />

Becken + N–S <strong>und</strong> E–W. Der Urner See verläuft<br />

nur scheinbar N–S; er ist aus Stücken zusammengesetzt,<br />

die von der N–S-Richtung abweichen. HANTKE<br />

(1987b, 1991) hat am Vierwaldstätter See Lineamente<br />

festgehalten (Abb. 4.1).<br />

Vom Chrüztrichter erstrecken sich mehrere Arme ins<br />

Molasse-Vorland, so dass diese an die Molasseseen<br />

anschliessen. Es zeichnen sich zwei charakteristische<br />

tektonische Richtungen: Eine N40°E ist durch eine<br />

Gerade von Stansstad bis Küssnacht bestimmt, die<br />

andere N134°E durch parallele Richtungen des Luzerner<br />

Sees <strong>und</strong> der Horwer Bucht.<br />

Der Küssnachter See liegt in einer aufgebrochenen<br />

Antiklinale zwischen der Rigi-Schuppe <strong>und</strong> der steil<br />

stehenden, aufgerichteten Molasse der Kette zwischen<br />

Luzerner <strong>und</strong> Zuger See. Wie bei den meisten tektonischen<br />

Störungen in der Molasse lassen sich auch die<br />

Querstörungen am Küssnachter Arm nicht durch an<br />

Rutschharnischen betastbare Scherflächen belegen.<br />

Ihre Existenz ist aber durch Scherflächen bedingte Tälchen<br />

belegt <strong>und</strong> steht durch die Verstellung der<br />

Molasse-Abfolge ausser Zweifel (BUXTORF & KOPP<br />

1944).<br />

Abb. 4.6 Messstelle Hergiswiler Bucht


Von den zu Kluftmessungen besuchten Aufschlüssen<br />

(Abb. 4.3) liegen acht auf dem E-Ufer zwischen Küssnacht<br />

<strong>und</strong> Hertenstein, bei Küssnacht noch eine in verkitteten<br />

eiszeitlichen Schottern <strong>und</strong> im aquitanen<br />

Sandstein, zwischen Greppen <strong>und</strong> Eggisbüel in den<br />

Grisiger Mergeln, rezentem Quelltuff auf einer Unterlage<br />

von USM-Nagelfluh <strong>und</strong> Weggiser Kalksandstein;<br />

am W-Ufer wurde an einer Stelle in der USM bei<br />

Meggen gemessen.<br />

Der Luzerner See verdankt seine Anlage + senkrecht<br />

zur Streichrichtung laufenden Querstörungen.<br />

Kluftmessungen wurden an acht Stellen (Abb. 4.3)<br />

vorgenommen, vier am NE-Ufer zwischen Luzern <strong>und</strong><br />

Meggenhorn in Sandsteinen <strong>und</strong> Nagelfluh der aquitanen<br />

USM, in Luzern in der OMM beim Löwendenkmal,<br />

drei lagen zwischen Luzern <strong>und</strong> St. Niklausen, in Bunter<br />

Nagelfluh <strong>und</strong> Sandsteinen der aquitanen USM.<br />

Die Horwer Bucht verdankt ihre Entstehung Querstörungen.<br />

Das Seewligrat-Gewölbe entspricht jenem<br />

des Mueterschwanderberg. Das verlandete Seestück<br />

von Buochs nach Stans <strong>und</strong> seine Fortsetzung ins Drachenried<br />

entsprechen der Trennung zwischen Silberen-<br />

<strong>und</strong> Drusberg-Decke (HANTKE 1961a).<br />

Kluftstellungen wurden an 19 Aufschlüssen gemessen<br />

(Abb. 4.3). Die ersten fünf Messungen wurden im<br />

Kieselkalk von Kehrsiten-Dorf nach Stansstad vorgenommen,<br />

die nächsten drei zwischen dem Ausfluss des<br />

Alpnacher Sees <strong>und</strong> Hergiswil, weitere an der Horwer<br />

Bucht, ihrer drei zwischen Utohorn <strong>und</strong> dem Winkel in<br />

Horw in aquitaner Bunter Nagelfluh <strong>und</strong> Kalksandstein<br />

der USM <strong>und</strong> vier über dem W-Ufer der Horwer<br />

Bucht in Mergeln, Kalksandstein, Molasse Rouge <strong>und</strong><br />

Grisiger Mergeln.<br />

Die Richtungen der Zuflüsse konnten nur für den<br />

ganzen Chrüztrichter, nicht aber für einzelne Teile<br />

berechnet werden, da sich nur wenige Richtungsdaten<br />

ergaben.<br />

Das Vitznauer Becken liegt zwischen der helvetischen<br />

Bürgenstock-Kette <strong>und</strong> der gegen S knickartig steiler<br />

einfallenden Rigi-Molasse-Schuppe. Die Halbinsel<br />

Hertenstein ist an einer Blattverschiebung weiter nach<br />

NW <strong>und</strong> zugleich tiefer gesetzt worden. Analoge Verschiebungen<br />

sind von der NW-Seite des Küssnachter<br />

Sees bekannt (BUXTORF & KOPP 1944). Sie zeigen,<br />

dass auch die steilstehende <strong>und</strong> aufgerichtete Molasse<br />

zwischen der Luzerner Bucht <strong>und</strong> dem Zuger See ana-<br />

Abb. 4.7 Messstelle Seewligrat<br />

logen Verscherungen unterworfen waren. Im See-<br />

Durchbruch zwischen den Nasen zeichnet sich ein<br />

komplementär wirkendes Grenzblatt ab. Dabei blieb<br />

die Bürgenstock-Kette im SW zurück. Zwischen Stans<br />

<strong>und</strong> Stansstad verlaufen erneut Grenzblätter. Der Mueterschwanderberg<br />

blieb gegenüber dem Bürgenstock<br />

im S in tieferer Position zurück. Im Rotzloch-Durchbruch<br />

liegt erneut eine komplementäre Störung vor.<br />

Da sich durch solche Grenzblätter, Blattverschiebungen<br />

in den Decken, am Alpenrand ein Streckungseffekt<br />

ergibt, hat sie BUXTORF (1913K, et al. 1916K)<br />

„Streckungsbrüche“ genannt. Der Richtungstrend<br />

des Sees ist E–W.<br />

Für Kluftmessungen am Vitznauer Becken ist die N-<br />

Seite zwischen Hertenstein <strong>und</strong> Ober Nas gut zugänglich;<br />

an ihr wurden 13 Stellen eingemessen (Abb. 4.3);<br />

sieben zwischen Hertenstein <strong>und</strong> Hinter Lützelau in<br />

Sandstein, Kalk-Sandstein <strong>und</strong> Nagelfluh der USM,<br />

drei am Abhang der Rigi ob Vitznau in der Rigi-Nagelfluh<br />

<strong>und</strong> drei zwischen Vitznau <strong>und</strong> Ober Nas im Helvetischen<br />

Kieselkalk <strong>und</strong> im Schrattenkalk.<br />

Auf der S-Seite ist das Ufer nur teilweise zugänglich<br />

oder besteht aus Hangschutt. Die dem See am nächsten<br />

gelegenen Aufschlüsse finden sich am Bürgenstock<br />

(Abb. 4.3). Die zehn Messstellen lagen im alttertiären<br />

Assilinen-Grünsandstein, im Seewer Kalk, im Schrattenkalk,<br />

in der Garschella-Formation <strong>und</strong> im Nummulitenkalk.<br />

Bachrichtungen wurden wieder nur für das gesamte<br />

Becken berechnet: Im S ergaben sich am Bürgenstock<br />

keine Richtungstrends; messbare Bäche entwässern<br />

zum N-Ufer (Abb. 4.3).<br />

Das Gersauer Becken bildete sich zwischen dem Seelisberg-Stirngewölbe<br />

der Drusberg-Decke <strong>und</strong> den<br />

von ihr an den Alpenrand geschleppten Schuppen der<br />

Axen-Decke. Dabei entspricht die tiefere, die Hoch-<br />

89


Abb. 4.8 Messstelle Wand Gersau<br />

flue-Schuppe, der Bächistock-Decke, die höhere, die<br />

Urmi-Schuppe, der Silberen-Decke. Bei Gersau<br />

wurde die westliche Fortsetzung von Urmi- <strong>und</strong><br />

Hochflue-Schuppe an einem Grenzblatt nach NW verfrachtet,<br />

wo sie auf Urmi <strong>und</strong> im Gersauer/Vitznauer<br />

Stock vorliegen. Ein weiteres, gleichsinnig verstellendes<br />

Grenzblatt zeichnet sich in der Schibenen-Störung<br />

ab. Das Imseli wurde nach NW vorgeschoben. Der<br />

Trend des Gersauer Beckens ist erneut ungefähr E–W<br />

(N85°E).<br />

Kluftmessungen am Gersauer Becken (Abb. 4.3)<br />

wurden am N-Ufer von Brunnen bis zur Unter Nas an<br />

elf Stellen in Schrattenkalk, Drusberg-Schichten, Kieselkalk,<br />

Echinodermenkalk <strong>und</strong> Brisi-Sandstein vorgenommen.<br />

Zwischen Ennetbürgen <strong>und</strong> Nas wurden<br />

Kluftrichtungen an vier Stellen, im Assilinen-Grünsandstein,<br />

in Knollenschichten der Garschella-Formation,<br />

im Schrattenkalk <strong>und</strong> im Kieselkalk, gemessen.<br />

Der Seewligrat <strong>und</strong> seine Fortsetzung gegen E können<br />

als „Pseudo-N-Ufer“ des Gersauer Beckens betrachtet<br />

werden, da der See noch im Spätglazial von Ennetbürgen<br />

nach Stansstad gereicht hat. Zehn für Kluftmessungen<br />

brauchbare Aufschlüsse fanden sich im Seewer<br />

Kalk, im Brisi-Kalk der Garschella-Formation <strong>und</strong> im<br />

Schrattenkalk.<br />

Am S-Ufer wurde an elf Stellen von Treibport bis<br />

Emmeten im Kieselkalk, Schrattenkalk <strong>und</strong> Seewer<br />

Kalk gemessen.<br />

90<br />

Bachrichtungen wurden für das gesamte Gersauer<br />

Becken berechnet. Nur wenige Bäche entwässern die<br />

N-Seite, mehrere, längere die S-Seite.<br />

Der S-Teil des Urner Sees liegt in der Axen-Decke, der<br />

N-Teil in der Drusberg-Decke. Ihre Gesteine bestehen<br />

vorwiegend aus Kalken der Kreidezeit mit transgredierendem<br />

Alttertiär. Es ist daher sinnvoll, den N <strong>und</strong> den<br />

S beider Seeufer gesondert zu betrachten. Zwischen<br />

dem E- <strong>und</strong> dem W-Ufer des Sees liegen Grenzblätter,<br />

die eine sinistrale (nach links erfolgte) Verstellung von<br />

700 m bewirkt haben. Dies äussert sich am Alpenrand<br />

in einem Schmälerwerden des Hochstuckli-Flyschs<br />

gegen SW, in einem solchen der Rigi-Molasse gegen E<br />

<strong>und</strong> im Ausbleiben der Urmi-Schuppe, die am Chaiserstock,<br />

senkrecht zum Kettenstreichen, als Silberen-<br />

Decke wieder einsetzt (HANTKE 1961a). Entsprechend<br />

zeichnen sich für den Urner See zwei tektonische<br />

Richtungen ab: Die Hauptrichtung verläuft N–S; eine<br />

Nebenrichtung mit Trend N130°E folgt dem Versatz.<br />

Die für Kluftmessungen untersuchten 17 Aufschlüsse<br />

am E-Ufer lagen am „Weg der Schweiz“. Die NE-<br />

Region (Brunnen–Sisikon) lieferte sieben: im Schrattenkalk<br />

<strong>und</strong> Brisi-Kalk; die SE-Region (Flüelen–<br />

Gruonbach–Sisikon) deren zehn: im Stad-Mergel <strong>und</strong><br />

Flysch, Kieselkalk des S-Lappens der Axen-Decke <strong>und</strong><br />

in Betlis-Kalk, Kieselkalk, Echinodermenkalk, Drusberg-Schichten<br />

<strong>und</strong> Schrattenkalk des N-Lappens.<br />

Abb. 4.9 Messstelle Tellsplatte<br />

Am W-Ufer bot der „Weg der Schweiz“ eine NW-<br />

Region mit fünf Aufschlüssen zwischen Rütli <strong>und</strong><br />

Schattenhalb an der Breitlohn im Kieselkalk <strong>und</strong> eine<br />

SW-Region von Isleten bis Bauen mit sieben Aufschlüssen:<br />

in Kieselkalk, Schrattenkalk, Betlis-Kalk,<br />

Drusberg-Schichten <strong>und</strong> Orbitolinenschichten.<br />

An Bächen der steilen Seeufer boten sich nur wenige<br />

auswertbare Messungen an.


4.5 Seen der Obwaldner Talung<br />

Die Obwaldner Talung liegt nahezu auf einer geraden<br />

Linie, die sich in einer Serie von Staffelbrüchen vom<br />

Küssnachter Becken im NE mit einem Azimut von<br />

N30°E bis zum Brünig im SW erstreckt. Sie schliesst<br />

eine Reihe von Seen ein: Alpnacher See, Wichelsee,<br />

Sarner <strong>und</strong> Lungerer See (Abb. 4.4).<br />

Der Alpnacher See wird auf der NW-Seite vom Pilatus<br />

mit Klimsenhorn-, Esel- <strong>und</strong> Matthorn-Schuppe, auf der<br />

SE-Seite von Rotzberg <strong>und</strong> Mueterschwanderberg, dem<br />

Bürgenstock-Element, begrenzt (Abb. 4.4) mit helvetischen<br />

Schichtfolgen vom Betlis-Kalk bis in die eozänen<br />

Stad-Mergel. Die Überschiebungsfläche ist am Esel gut<br />

sichtbar. Da die Schichten steiler einfallen als der Hang,<br />

finden sich die jüngsten Glieder morphologisch zuunterst,<br />

bei Alpnachstad. Der See liegt NW einer Deckentrennung,<br />

die vom Rotzberg entlang dem Bürgenstock<br />

zum Chrüztrichter verläuft <strong>und</strong>, abgewandelt, sich in den<br />

Küssnachter See fortsetzt (Abb. 4.4). Sein SE-Ufer wird<br />

durch den Steilabfall des Mueterschwanderberg im Hinterbergwald<br />

gebildet; am unteren Seeende zeigt sich ein<br />

Durchbruch durch den Lopper-Schiltgrat. Auch der<br />

Lopper fällt steil zum See ab; weiter im SW folgt eine<br />

Alluvialebene, dann der Abhang des Pilatus. Auf der<br />

SE-Seite durchbricht die Rotz-Schlucht den Rücken<br />

Rotzberg–Mueterschwanderberg <strong>und</strong> ermöglicht eine<br />

Entwässerung des Drachenried zum Alpnacher See. Die<br />

Längsachse des Alpnacher Sees (Trend N60°E) ist<br />

etwas verdreht zu jener der Obwaldner Talung, was mit<br />

der Tektonik zusammenhängt.<br />

Die ersten drei Kluftmessstellen (Abb. 4.4) lagen bei<br />

Alpnachstad, in den Stad-Mergeln hinter dem Parkplatz<br />

beim Bahnhof <strong>und</strong> am Ende eines in den Wald<br />

führenden Karrenweges, ihrer drei am N-Ufer, 500 m<br />

W der Hellegg, bei der Telliegg <strong>und</strong> bei Rengg im<br />

Telliwald, weitere am S-Ufer des Seeendes an einer<br />

steilen Kalkwand unterhalb des Hinterberg-Waldes<br />

<strong>und</strong> in der Rotz-Schlucht. Diese bietet oben einen flachen<br />

Eingang, dann ein Steilstück mit Wasserfällen<br />

<strong>und</strong> einer Karsthöhle, dem Rotzloch, <strong>und</strong> einen engen<br />

Ausgang zum Alpnacher See. Kluftstellungen wurden<br />

an den Schlucht-Enden gemessen.<br />

Die Zuflüsse erfolgen hauptsächlich von W <strong>und</strong> N.<br />

Der Wichelsee zwischen Alpnacher <strong>und</strong> Sarner See<br />

schmiegt sich an den Steilabfall des Plateaus von<br />

Kerns an. Dieses setzt sich im Mueterschwanderberg<br />

<strong>und</strong> E der Scherung von Stans–Stansstad in den Bürgenstock<br />

fort. Aufgr<strong>und</strong> der geometrischen Stellung,<br />

der Fazies <strong>und</strong> der Transgressionen bek<strong>und</strong>et dieses<br />

Randketten-Element ein Äquivalent der Silberen-<br />

Decke, des höchsten Teilelementes der Axen-Decke<br />

(HANTKE 1961a, 1987b). Der Trend (N40°E) des<br />

Wichelsees liegt nahe jenem der Obwaldner Talung.<br />

Für Kluftmessungen gestaltet sich der Zugang durch<br />

die steil abfallende Felswand zum E-Ufer des Sees<br />

schwierig. Ein Wanderweg führt von Sibeneich an steilen<br />

Felsen zum Ufer; auf halber Höhe wurde eine<br />

Stelle eingemessen. Im feuchten Uferstreifen mit<br />

Zufahrt von Sarnen her, trifft der Weg ans Ufer; am<br />

oberen Seeende konnten beim Zugang zu einem Felsbunker<br />

Klüfte eingemessen werden. Der Uferweg verliert<br />

sich unterhalb der Felswand im Landstreifen<br />

gegen N, wo erneut Klüfte gemessen wurden. Ein verwertbarer<br />

Aufschluss fand sich bei Etschi an einer<br />

Strassenkehre von Sibeneich nach Alpnach.<br />

Zu Messungen auswertbare Zuflüsse bilden jene zur<br />

Sarner Aa zwischen Wichel- <strong>und</strong> Sarner See.<br />

Den Untergr<strong>und</strong> des Sarner Sees bilden die helvetischen<br />

Decken, die Drusberg-Decke <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />

verfrachtete Schuppen der Axen-Decke. Diese<br />

wurden auf Flysch <strong>und</strong> subalpine Molasse aufgeschoben;<br />

in der Mulde liegen penninischer Flysch <strong>und</strong> die<br />

Obwaldner Klippen. Die Talung ist durch die Tektonik<br />

vorgezeichnet.<br />

1986 ereignete sich oberhalb Giswil ein Erdrutsch, der<br />

Tote forderte <strong>und</strong> die Brünigbahn <strong>und</strong> -strasse auf<br />

Wochen unterbrach. Ein Besuch mit Walter Kyburz<br />

zeigte, dass die Drusberg-Decke in instabilem Gelände<br />

gegen NW abtaucht; der Sarner See liegt in einer<br />

Mulde <strong>und</strong> einem tektonischen Lineament. Im Rutschgebiet<br />

ob Giswil sind Wang-Schichten, sandig-siltige<br />

Ablagerungen der obersten Kreide, <strong>und</strong> transgredierender<br />

Nummulitenkalk beteiligt. Die Richtung<br />

(N42°E) des Sarner Sees liegt nahezu in der Richtung<br />

der Obwaldner Talung.<br />

Um Kluftstellungen zu messen, wurde der Sarner See<br />

umr<strong>und</strong>et (Abb. 4.4). Seenahe Aufschlüsse existieren<br />

nur bei Giswil-Flüe: gebankter Kalk am Rande einer<br />

engen Klus <strong>und</strong> bei Sarnen am Seeweg von Sarnen nach<br />

Sachseln, nahe des Brünigbahn-Trasses: Stad-Mergel.<br />

Am E-Ufer fanden sich an der Strasse Sachseln–Flüeli<br />

zwei Aufschlüsse 1–2 km entfernt vom Ufer: beim Felsenheim<br />

ob Sachseln (Kalk) <strong>und</strong> wenige h<strong>und</strong>ert Meter<br />

weiter gegen Flüeli bei der Salzbrunnenbruck, in dessen<br />

Tobel Seewer Kalk ansteht. Sonst bilden Alluvionen das<br />

91


Ufer; im W besteht es bis hoch hinauf aus Rüfen- <strong>und</strong><br />

Sackungsschutt, so dass Felsaufschlüsse fehlen.<br />

Das Einzugsgebiet des Sarner Sees ist bedeutend<br />

(Abb. 4.4), so dass sich viele Richtungsdaten von<br />

Bächen gewinnen liessen.<br />

Die helvetische Drusberg-Decke bildet den Untergr<strong>und</strong>.<br />

Diese wurde teils auf Flysch <strong>und</strong> subalpine<br />

Molasse überschoben; auf N-penninischem Schlieren-<br />

Flysch schwimmen die mittelpenninischen Obwaldner<br />

Klippen. Die Richtung (N25°E) des Lungerer Sees<br />

entspricht generell jener der Obwaldner Talung, ist<br />

aber etwas gegen E–W verdreht.<br />

Aufschlüsse für Kluftmessungen fanden sich r<strong>und</strong><br />

um den See (Abb. 4.4): an der Nas bei Mülibach<br />

im Diphyoides-Kalk, im Wald oberhalb Kaiserstuhl,<br />

am Seeende bei Bürglen in den Drusberg-Schichten,<br />

im Schwendlerwald <strong>und</strong> bei den Diessenbachfällen im<br />

Diphyoides-Kalk <strong>und</strong> am Fusse des Kirchhügels von<br />

Lungern im Malm-Kalk.<br />

In Anbetracht der Kleinheit des Lungerer Sees finden<br />

sich nur wenige Zuflüsse<br />

4.6 Alpenrand-Stauseen im Nordosten der<br />

Zentralschweiz<br />

1908, 1924 <strong>und</strong> 1937 wurden zur Elektrizitätsgewinnung<br />

der Klöntaler See, der Wägitaler See <strong>und</strong> der<br />

Sihlsee aufgestaut. Ihre Vorläufer waren im Spätglazial<br />

bis auf einen Rest oder gar ganz verlandet. Doch<br />

existierten wohl schon in den Zwischeneiszeiten Seen,<br />

deren Gestalt von der heutigen nur wenig abwich.<br />

Der Klöntaler See liegt streng nicht mehr in der Zentralschweiz,<br />

doch in den Kalkalpen mit helvetischen<br />

Schichtfolgen, in einem stirnnahen Aufbruch der<br />

Axen-Decke, die in der Twiren–Dejenstock-Kette im<br />

N des Sees auf Gleithorizonten (Mergel) im Malm<br />

(Schilt-Schichten) <strong>und</strong> im untersten Dogger (Mols-<br />

Member) vorgeglitten ist. Spätglaziale <strong>und</strong> ältere,<br />

begrabene Bergstürze vom Glärnisch-Gleiter zwischen<br />

Vrenelisgärtli <strong>und</strong> Vorder Glärnisch sowie von E<br />

des Dejenstock haben den See aufgestaut.<br />

Kluftstellungen wurden an elf Stellen gemessen <strong>und</strong><br />

mit den zufliessenden Bächen in Abb. 4.11 eingetragen.<br />

Am S-Ufer befanden sich zwei beim Gessner-<br />

Denkmal <strong>und</strong> am Bärentritt im Dogger-Echinoder-<br />

92<br />

menkalk, die übrigen vier bei der Bachmündung P.<br />

854, beim Wissen Brunnen, in der Bucht P. 854 <strong>und</strong> am<br />

Seeende im Quintner Kalk (Malm). Am N-Ufer lagen<br />

die Stellen bei Glarner Rueggis im versackten Öhrli-<br />

Kalk, beim Hinter Ruestelchopf, bei der Schutzhütte in<br />

versackten Zementsteinschichten <strong>und</strong> beim Vorder<br />

Ruestelchopf im Seewer Kalk der unter der Mürtschen-Decke<br />

liegenden Glarner Decke.<br />

Der Wägitaler See liegt in einer bedeutenden<br />

SSW–NNE-verlaufenden Scherzone in der Drusberg-<br />

Decke zwischen Rederten-Element im E <strong>und</strong> dem E-<br />

Rand des Drusberg-Elementes. Durch den mächtigen<br />

Wägitaler Flysch wurden die Aubrige im N des Sees<br />

beim Vorgleiten als über dem Glärnisch abgescherte<br />

Silberen-Decke an den Alpenrand verfrachtet.<br />

Kluftorientierungen wurden an elf Stellen gemessen<br />

<strong>und</strong> mit zufliessenden Bächen für die Orientierungsstudie<br />

in Abb. 4.11 eingetragen. Ihrer fünf am nördlichen<br />

See lagen im Seewer Kalk an der W- <strong>und</strong> E-Seite der<br />

Staumauer <strong>und</strong> bei Innerthal, bei der Schlierenbach-<br />

Mündung <strong>und</strong> beim Stockbügel im Wägitaler Flysch,<br />

sechs ebenfalls, an der Sännegg <strong>und</strong> im Blattli, ob Ziggen<br />

<strong>und</strong> beim Vorder Bruch in Amdener Schichten <strong>und</strong><br />

beim Hinter Bruch <strong>und</strong> beim H<strong>und</strong>sloch im Brisi-Kalk.<br />

Der Sihlsee liegt in einer Scherstörung der Einsiedler<br />

Schuppenzone. Diese besteht aus in einer Frühphase<br />

vom Substrat abgefahrenen Paketen von Oberkreide/<br />

Alttertiär-Gesteinen, die auf ebenfalls dachziegelartig<br />

verschuppte subalpine Molasse mit Friherrenberg,<br />

Vogelherd <strong>und</strong> Wannengütsch aufgeschoben worden<br />

sind.<br />

Die mehrfache Wiederholung von Amdener Schichten<br />

(Oberkreide), transgredierendem Nummulitenkalk mit<br />

Abb. 4.10 Messstelle im Wägitaler Flysch


Abb. 4.11 Planskizze der Stauseen mit Kluftmessstellen <strong>und</strong> Bächen<br />

Grünsandstein <strong>und</strong> Stad-Mergeln, die gegen oben<br />

Sandsteinbänke aufnehmen, sind an der Strasse von<br />

Chälen zum Amselspitz gut aufgeschlossen. Dieser<br />

liegt in aufgeschobenem Wägitaler Flysch (Obere<br />

Kreide–Alttertiär) <strong>und</strong> ist für die weichen Landschaftsformen<br />

bezeichnend. An der Butziflue wird der<br />

Wägitaler Flysch erneut von Wang-Schichten <strong>und</strong><br />

Nummulitenkalk überschoben.<br />

a<br />

Ägerisee Klüfte STR<br />

Intervall 12.0 Max = 16%<br />

c<br />

Zuger See Klüfte STR<br />

Intervall 12.0 Max = 11%<br />

b<br />

Lauerzer See Klüfte STR<br />

Intervall 15.0 Max = 15%<br />

Abb. 4.12<br />

Streichrosen der Klüfte der<br />

Molasseseen: (a) Ägerisee, (b)<br />

Lauerzer See <strong>und</strong> (c) Zuger<br />

See<br />

Die heutige Gestalt des Sihlsees<br />

wurde durch die Staumauern bei<br />

Hüendermatt <strong>und</strong> am Sihl-Austritt<br />

geschaffen. In einer durch klaffende<br />

Blattverschiebungen angelegten<br />

Furche in der Äusseren Einsiedler<br />

Schuppenzone bestand im<br />

Spätglazial (in: LEUZINGER-PICCAND<br />

1996b), wohl gar schon in Zwischeneiszeiten,<br />

ein Sihlsee. Wegen den<br />

Verschiebungen ist die „Richtung“<br />

des Sees nicht einheitlich; sie ändert<br />

sich von N165°E im N bei der Euthaler<br />

Brücke zu N140°E im S.<br />

Kluftorientierungen wurden an 18<br />

Aufschlüssen gemessen <strong>und</strong> sechs<br />

Regionen zugeteilt, ihrer drei in der<br />

Nagelfluh der USM SE von Einsiedeln:<br />

am Vogelherd, am Friherrenberg<br />

<strong>und</strong> am Abstieg zur Chälen.<br />

Drei lagen zwischen Gross <strong>und</strong><br />

Chälen, in der Grosser Runs an<br />

einer Nagelfluhrippe <strong>und</strong> im Nummulitenkalk<br />

unterhalb Chüeboden.<br />

Am mittleren Sihlsee fanden sich auf der W-Seite drei<br />

Messstellen an Nummulitenkalk-Wänden N von<br />

Steinbach. Am oberen Seeende liegen Sackungshänge<br />

vor. Erst am seeparallelen Kamm, im Schrähwald,<br />

konnte im Wägitaler Flysch gemessen werden. Am<br />

NE-Ufer bei Euthal boten Nummulitenkalk-Wände<br />

drei Messstellen. Im unteren Seeteil wurde an drei<br />

Stellen gemessen: an einer Nagelfluhrippe der USM N<br />

von Willerzell, in kreuzgeschichteten Sandsteinen der<br />

USM bei Langrüti <strong>und</strong> an der Kalksandstein-Wand<br />

unterhalb der Staumauer.<br />

4.7 Morphotektonische Betrachtungen<br />

Die Auswertungen erfolgten nach KOHLBECK & SCHEID-<br />

EGGER (1977, 1985) <strong>und</strong> meist unter Annahme zweier<br />

Dimroth-Watson-Verteilungen (Tab. 4.2). Manchmal<br />

war nur eine Verteilung sinnvoll, dann fehlt in Tab. 4.2<br />

das 2. Maximum; oder es wurden drei Verteilungen<br />

vorausgesetzt, aber nur zwei für die Interpretation verwendet<br />

<strong>und</strong> durch das Symbol 2∈3 am Zeilenende<br />

angedeutet. Die Vertrauensgrenzen der Resultate sind<br />

mit ± angegeben; bei nicht-parametrisch gewonnenen<br />

Werten steht ± np. Eine Durchsicht der Tab. 4.2 zeigt,<br />

dass die Auswertungen für alle Klüfte sowie für alle<br />

Bäche der ganzen Region (Trendrosen in Abb. 4.22a<br />

<strong>und</strong> 4.22b) meist die Schweizer Richtungen ergeben<br />

(SCHEIDEGGER 1977, 1979). Auch für Teilregionen<br />

(Abb. 4.20 <strong>und</strong> 4.21) ergeben sich mit wenigen Ausnahmen<br />

überall den schweizerisch-europäischen<br />

übereinstimmende Verhältnisse (SCHEIDEGGER 1977,<br />

93


a<br />

Ägerisee Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 32%<br />

c<br />

Zuger See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 17%<br />

1995): eine Hauptspannung (meist P) zwischen 110°<br />

<strong>und</strong> 145° (N>E).<br />

Daten <strong>und</strong> Auswertungen zeigen für die Zentralschweizer<br />

Molasseseen (Abb. 4.12 <strong>und</strong> 4.13) individuelle<br />

Kluft- bzw. Bachtrendrosen; jene für das Gesamtgebiet<br />

(Abb. 4.20a <strong>und</strong> 4.21a), gegenüber den „normalen“<br />

Umständen für die Schweiz, ein etwas verdrehtes<br />

Resultat: Die Hauptspannungen verlaufen N–S <strong>und</strong><br />

E–W, statt NW–SE <strong>und</strong> NE–SW. Die Resultate für den<br />

Zuger See scheinen etwas unbestimmt. Eine genauere<br />

Betrachtung der Klüfte zeigt, dass diese am NE-Ufer<br />

eng an jene von Lauerzer See <strong>und</strong> Ägerisee anschliessen.<br />

Die übrigen Teilresultate zeigen aber eher einen<br />

Anschluss an die Klüfte der restlichen Alpenrandseen.<br />

Die Auswertung für den Zuger See wurde daher noch<br />

ohne die Klüfte im NE vorgenommen; dann sind die<br />

Resultate identisch mit denen am Vierwaldstätter See<br />

<strong>und</strong> in der Obwaldner Talung.<br />

Für den Chrüztrichter ergeben sich Übereinstimmungen<br />

der Kluftschar-Richtungen in allen Armen mit<br />

einer Hauptspannungsrichtung zwischen 109° <strong>und</strong><br />

123°; dies entspricht genau einer der europäischen.<br />

Eine Auswertung aller Klüfte um den Chrüztrichter ist<br />

daher sinnvoll (Tab. 4.2); Abb. 4.14a zeigt die entsprechende<br />

Kluftrose. Die Bäche passen nicht so gut in<br />

94<br />

b<br />

Lauerzer See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 26%<br />

Abb. 4.13<br />

Richtungsrosen der Zuflussbäche<br />

der Molasseseen: (a)<br />

Ägerisee, (b) Lauerzer See <strong>und</strong><br />

(c) Zuger See<br />

dieses Schema; immerhin liegt das 2. Maximum der<br />

Bäche nicht allzu weit vom 2. Maximum der Klüfte<br />

(siehe Tab. 4.2 <strong>und</strong> Abb. 4.15a).<br />

Bei den Auswertungen für das Vitznauer Becken<br />

(Tab. 4.2) fällt auf, dass die Kluftstellungen auf der<br />

S-Seite des Beckens, am Bürgenstock, genau den<br />

schweizerisch-europäischen (siehe oben) entsprechen.<br />

Auf der N-Seite hingegen herrscht eine grosse<br />

Streuung vor; wenn man zwei Kluftscharen „forciert“,<br />

sind diese gegen die „normale“ Richtung um<br />

ca. 30° verdreht. Eine Auswertung des gesamten<br />

Beckens ist daher nicht befriedigend: Die Streuung<br />

ist gross (Kluftrose Abb. 4.14b). Bei den Bächen<br />

(Abb. 4.15b) lässt sich nur eine Trendrichtung ermitteln;<br />

diese passt mit dem Streichen einer Kluftschar<br />

zusammen.<br />

Die Auswertungen für das Gersauer Becken sind in<br />

der Tab. 4.2 aufgezeigt. Sie schliessen für das N-Ufer<br />

den Seewligrat nicht ein. Dagegen schliessen die Auswertungen<br />

für das gesamte Gersauer Becken (Kluftrose<br />

Abb. 4.14c) den Seewligrat ein. Es ergibt sich eine gute<br />

Übereinstimmung aller Resultate mit den „normalen“<br />

für die ganze Schweiz. Ein Maximum der Bachrichtungen<br />

stimmt mit einer Kluftstreichrichtung überein.<br />

Die Auswertung der Klüfte für den Urner See (Kluftrose<br />

Abb. 4.14d) zeigt, dass ein signifikanter Unterschied<br />

zwischen E- <strong>und</strong> W-Ufer besteht. Dagegen exi-<br />

a<br />

Chrüztrichter Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 10%<br />

c d<br />

Gersauer Becken Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 9%<br />

Vitznauer Becken Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 8%<br />

Urner See Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 8%<br />

Abb. 4.14 Streichrosen der Klüfte am Vierwaldstätter See: (a)<br />

Chrüztrichter, (b) Vitznauer Becken, (c) Gersauer<br />

Becken <strong>und</strong> (d) Urner See<br />

b


a<br />

Chrüztrichter Bäche<br />

Intervall 15.0 Max = 26%<br />

c d<br />

Gersauer Becken Bäche<br />

Intervall 15.0 Max = 28%<br />

Abb. 4.15 Richtungsrosen der Zuflussbäche am Vierwaldstätter<br />

See: (a) Chrüztrichter, (b) Vitznauer Becken, (c)<br />

Gersauer Becken <strong>und</strong> (d) Urner See<br />

stiert keiner zwischen den entsprechenden N- <strong>und</strong> S-<br />

Regionen. Am E-Ufer zeigen sich zwei Kluftscharen,<br />

die + N–S <strong>und</strong> E–W streichen, was den normalen<br />

Schweizer (<strong>und</strong> europäischen) Verhältnissen enspricht<br />

(P-Richtung um 130°). Der allgemeine Trend des<br />

Urner Sees (N–S) passt gut mit der Kluftrichtung 1<br />

zusammen. Am W-Ufer sind die Verhältnisse anders:<br />

Die Kluftrichtungen liegen eher NE–SW <strong>und</strong> NW–SE,<br />

die P-Richtung um 170°, was einer Drehung gegenüber<br />

dem E-Ufer um ca. 40° entspricht. Diese Drehung<br />

ist nicht durch die Deckenstruktur verursacht; sie findet<br />

sich auch, wenn die N- <strong>und</strong> S-Bereiche individuell<br />

verglichen werden. Sie muss eher mit Verschiebungen<br />

an den Grenzblättern in Zusammenhang stehen. Eine<br />

Überprüfung des Urner Sees zeigt, dass dieser nicht<br />

N–S streicht, sondern eine Zickzack-Struktur aufweist,<br />

vor allem zwischen Bauen <strong>und</strong> Gruonbach. Die<br />

Klüfte auf der W-Seite des Sees würden der Blattverschiebung<br />

Bauen–Gruonbach entsprechen. Am Urner<br />

See wurden alle Klüfte gerechnet. Wegen des markanten<br />

Unterschiedes in den Richtungen der Klüfte am E<strong>und</strong><br />

am W-Ufer sind aber solche Rechnungen nicht<br />

von Bedeutung: Die Kluftrosen zeigen kein eindeutiges<br />

Bild; die Streuungen sind hoch, <strong>und</strong> die Endwerte<br />

widerspiegeln solche in der Mitte zwischen denen für<br />

die beiden Ufer; sie liegen näher denen des E-Ufers,<br />

einfach deshalb, weil dort mehr Klüfte gemessen worden<br />

sind als am W-Ufer, so dass eine nicht natürliche<br />

Gewichtung entsteht. Eine der Bachrichtungen passt<br />

aber mit einem Kluftstreich-Maximum zusammen.<br />

b<br />

Vitznauer Becken Bäche<br />

Intervall 15.0 Max = 27%<br />

Urner See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 42%<br />

Für den Vierwaldstätter See als Ganzes zeigt eine<br />

Durchsicht der Tab. 4.2 für die Klüfte <strong>und</strong> der Kluftrose<br />

(Abb. 4.20b), dass diese im Wesentlichen den<br />

schweizerisch-europäischen entsprechen: Die Hauptspannungsrichtungen<br />

(P) liegen bei 126°, die kleinste<br />

(T) bei 36°. Die Bachrichtungen (Abb. 4.21b) ergeben<br />

fast das gleiche Bild (P 136°, T 45°).<br />

Die Auswertungen für den Alpnacher See sind in Tab.<br />

4.2 aufgelistet; Abb. 4.16a zeigt die Kluftstreichrose.<br />

Dabei sind die Kluftrichtungen etwas verdreht zu den<br />

allgemein üblichen „europäischen“; die eine Hauptspannungsrichtung<br />

(P) streicht etwas mehr E–W als<br />

normal, liegt aber immer noch im üblichen Quadranten.<br />

Ein Maximum der Bachrichtungen (Abb. 4.17a)<br />

stimmt gut mit dem entsprechenden der Klüfte überein.<br />

Die Auswertungen um den Wichelsee finden sich in<br />

Tab. 4.2, Abb. 4.16b (Kluftstreichrose) <strong>und</strong> 4.17b<br />

(Bach-Trendrose). Es gibt nur ein Kluftmaximum, das<br />

nahe einem Trendmaximum der Bäche liegt.<br />

Die Auswertungen für den Sarner See sind in Tab. 4.2<br />

aufgezeigt; Abb. 4.16c zeigt die Kluftstreichrose, 4.17c<br />

die Bach-Trendrose. Wiederum ist bei den Klüften wie<br />

bei den Bächen nur je ein Maximum bestimmbar;<br />

Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtungen sind praktisch identisch.<br />

a<br />

Alpnacher See Klüfte STR<br />

Intervall 15.0 Max = 17%<br />

Sarner See Klüfte STR<br />

Intervall 15.0 Max = 13%<br />

Wichelsee Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 12%<br />

Lungerer See Klüfte STR<br />

Intervall 15.0 Max = 19%<br />

Abb. 4.16 Streichrosen der Klüfte für (a) den Alpnacher See,<br />

(b) den Wichelsee, (c) den Sarner See <strong>und</strong> (d) den<br />

Lungerer See<br />

b<br />

c d<br />

95


a<br />

Alpnacher See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 20%<br />

c d<br />

Sarner See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 25%<br />

Abb. 4.17 Richtungsrosen der Zuflüsse: (a) Alpnacher See,<br />

(b) Wichelsee, (c) Sarner See <strong>und</strong> (d) Lungerer See<br />

Die Auswertungen für den Lungerer See sind in Tab.<br />

4.2 aufgelistet; Abb. 4.16d zeigt die Kluftstreichrose,<br />

4.17d die Bach-Trendrose. Eine Überprüfung der<br />

Resultate ergibt, dass die zwei Kluftmaxima ziemlich<br />

den schweizerisch-europäischen Richtungen entsprechen;<br />

bei den Bächen ist nur ein Maximum bestimmbar,<br />

das nahe dem entsprechenden Kluftmaximum<br />

liegt.<br />

Für die Obwaldner Talung gesamthaft zeigt eine<br />

Durchsicht der Tab. 4.2 <strong>und</strong> der Diagramme (Abb.<br />

4.20c <strong>und</strong> 4.21c), dass eine Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtung<br />

für alle Gebiete der Obwaldner Talung NW–SE verläuft;<br />

die andere liegt, falls bestimmbar, normal<br />

dazu.<br />

Die Auswertungen der Kluftmessungen des Klöntaler<br />

Sees wurden für das S-, das N-Ufer <strong>und</strong> den gesamten<br />

See ausgewertet (Tab. 4.2) <strong>und</strong> Abb. 4.18c (Kluftstreichrose)<br />

sowie die Bachrichtungen in 125 m-<br />

Abschnitte digitalisiert (Abb. 19c, Bach-Trendrose).<br />

Die Auswertung ist nur für den gesamten See sinnvoll<br />

(Tab. 4.2). Die Kluftstellungen am N-Ufer sind recht<br />

unzuverlässig, da Öhrli-Kalk <strong>und</strong> Zementsteinschichten<br />

versackt sind. Sonst ergibt sich eine generelle<br />

Übereinstimmung mit den Richtungen der gesamten<br />

Nord-Schweiz <strong>und</strong> mit einer der Bachrichtungen. Die<br />

Ausrichtung des Sees passt nicht recht ins Schema;<br />

96<br />

b<br />

Wichelsee Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 24%<br />

Lungerer See Bäche Trend<br />

Intervall 15.0 Max = 34%<br />

seine Bildung ist daher unabhängig von der Neotektonik<br />

erfolgt.<br />

Für den Wägitaler See wurden die Auswertungen für<br />

den unteren Teil, das felsigere SE-Ufer <strong>und</strong> den ganzen<br />

See vorgenommen (Tab. 4.2), die Bachrichtungen<br />

digitalisiert <strong>und</strong> ausgewertet. Abb. 4.18b zeigt die<br />

Kluftstreichrose, 4.19b die Bach-Trendrose. Bei nicht<br />

numerischen Rechnungen zeigte sich, dass die Annahme<br />

von zwei Maxima bei den Bächen zwei nicht<br />

konjugierte Richtungen ergibt. Die Rechnungen wurden<br />

daher für drei Maxima gemacht (Tab. 4.2); dabei<br />

sind für die Bäche die zwei konjugierten Maxima aufgelistet,<br />

das dritte lag bei 100° + 0°. Die Kluftstellungswerte<br />

an beiden Ufern <strong>und</strong> am gesamten See passen<br />

mit sich selbst, mit einer Bachrichtung <strong>und</strong> mit der<br />

Ausrichtung des unteren Seeteils zusammen. Diese<br />

Landschaftselemente sind damit durch die Neotektonik<br />

bedingt, nicht aber die Ausrichtung des oberen<br />

Seeteiles, der durch die prä-pliozäne Decken-Platznahme<br />

bedingt ist.<br />

Die Auswertungen der Kluftmessungen für den Sihlsee<br />

sind in Tab. 4.2 für die einzelnen Regionen <strong>und</strong> für<br />

den Sihlsee als Ganzes zusammengefasst. Die Richtungsrose<br />

der Klüfte (Abb. 4.18a) gleicht sehr jener für<br />

die gesamte N-Schweiz (SCHEIDEGGER 1977). Waag<strong>und</strong><br />

Sihltal verdanken ihre Bildung klaffenden Blattverschiebungen<br />

(Kap. 2 Geotop-Beispiel 10). Diese<br />

sind durch Bruchlinienscharen begrenzt, wie sie in der<br />

a<br />

Sihlsee alle Klüfte STR<br />

Intervall 12.0 Max = 12%<br />

c d<br />

Klöntal Klüfte STR<br />

Intervall 15.0 Max = 16%<br />

Wägital alle Klüfte<br />

Intervall 15.0 Max = 14%<br />

Sihlsee Brüche STR<br />

Intervall 9.0 Max = 29%<br />

Abb. 4.18 Streichrosen der Klüfte für (a) den Sihlsee, (b) den<br />

Wägitaler See <strong>und</strong> (c) den Klöntaler See, dazu (d)<br />

der Bruchlinien für den Sihlsee/das Waagtal<br />

b


a<br />

Sihlsee Bäche STR<br />

Intervall 12.0 Max = 13%<br />

c<br />

Klöntal alle Bäche STR<br />

Intervall 15.0 Max = 23%<br />

Gegend typisch sind (Abb. 4.18a; die Zahlen geben<br />

das Azimut in ° N > E). Die Auswertung zeigt einen<br />

gewissen Unterschied zwischen den Werten vom Sihlsee<br />

(141° + 11°) <strong>und</strong> vom Waagtal (6° + 8°); doch ist<br />

nur eine Gesamtauswertung für die Region sinnvoll<br />

(Azimut 175° + 15°), Richtungsrose der Bruchlinien<br />

in Abb. 4.18d.<br />

Für einen morphotektonischen Vergleich mit den<br />

Bächen wurden deren Läufe in 250 m-Abschnitte digitalisiert<br />

<strong>und</strong> zu einer Richtungsrose der Bachsegmente<br />

ausgewertet (Abb. 4.19a). Die entsprechenden 1. Richtungsmaxima<br />

(Tab. 4.2) fallen mit denen der Klüfte,<br />

Brüche <strong>und</strong> Seerichtung recht gut zusammen<br />

(159–165°); die 2. streuen stärker. Als Folgerung<br />

ergibt sich, dass die Anlage des Sihlsees durch klaffende<br />

Blattverschiebungen im Einklang mit derjenigen<br />

der Klüfte steht <strong>und</strong> durch die Neotektonik <strong>und</strong> nicht<br />

durch Deckenstirnen bestimmt wurde. Die Bachrichtungen<br />

entsprechen den Kluftrichtungen; auch ihre<br />

Anlage ist wohl neotektonisch bedingt.<br />

Ein Vergleich der Richtungsrelationen zwischen<br />

Klüften, Bächen <strong>und</strong> Bruchlinien der drei Stauseen<br />

untereinander zeigt, dass innerhalb jedes Seengebietes<br />

die Kluft-, Bach- <strong>und</strong> Bruchrichtungen korrelieren.<br />

Es ist also wahrscheinlich, dass Klüfte, Brüche<br />

<strong>und</strong> Bachläufe durch die gleichen Spannungen<br />

erzeugt worden sind: Das kann nur das lokale, neotektonische<br />

Spannungsfeld gewesen sein. Lokal passen<br />

die Kluft- <strong>und</strong> Bachrichtungen generell zusammen,<br />

dagegen ist die Ausrichtung der Seen davon<br />

b<br />

Wägital Bäche STR<br />

Intervall 15.0 Max = 26%<br />

Abb. 4.19<br />

Richtungsrosen der Zuflüsse:<br />

(a) Sihlsee, (b) Wägitaler See<br />

<strong>und</strong> (c) Klöntaler See<br />

teilweise unabhängig. Fliessgewässer <strong>und</strong> Klüfte sind<br />

demnach neotektonisch bedingt; die Anlage der Seen<br />

ist jedoch teilweise durch eine ältere Tektonik vorgezeichnet<br />

worden.<br />

4.8 Folgerungen<br />

Abschliessend sei ein expliziter Vergleich zwischen<br />

Kluftmaxima, Bachtrends <strong>und</strong> Orientierungen der<br />

Seen gewagt (Tab. 4.2). Dabei zeigt sich:<br />

– Zwischen den Richtungen der Seebecken <strong>und</strong> den<br />

Klüften scheint es keine Korrelation zu geben.<br />

Daher müssen beide wenigstens zum Teil unabhängig<br />

von einander entstanden sein: Da die Klüfte<br />

nachweislich jungen Ursprungs sind, dürfte die<br />

Anlage der Seebecken im Wesentlichen vor der<br />

Änderung des tektonischen Feldes im ausgehenden<br />

Miozän, wie sie von LAUBSCHER (1987) postuliert<br />

wurde, stattgef<strong>und</strong>en haben. Die Seebecken sind<br />

wohl grösstenteils durch die Platznahme der<br />

Decken vorgezeichnet worden. Dabei wurden sie<br />

seitlich durch Spaltenfrost weiter ausgeräumt <strong>und</strong><br />

durch die Gletscher ausgeschliffen.<br />

– Zwischen den Richtungen der Seebecken <strong>und</strong> der<br />

Bachläufe existiert keine allgemeine Korrelation.<br />

Die beiden dürften daher unabhängig von einander<br />

entstanden sein.<br />

a<br />

Molasseseen Klüfte STR<br />

Intervall 12.0 Max = 10%<br />

c d<br />

Obwaldner Talung Klüfte<br />

Intervall 15.0 Max = 14%<br />

Vierwaldst. See Klüfte STR<br />

Intervall 9.0 Max = 8%<br />

Stauseen Klüfte STR<br />

Intervall 12.0 Max = 12%<br />

Abb. 4.20 Streichrosen der Klüfte für das Gesamtgebiet (a)<br />

der Molasseseen, (b) des Vierwaldstätter Sees, (c)<br />

der Obwaldner Talung <strong>und</strong> (d) der drei Stauseen<br />

b<br />

97


a<br />

Molasseseen Bäche<br />

Intervall 12.0 Max = 14%<br />

c d<br />

Obwaldner Talung Bäche<br />

Intervall 12.0 Max = 21%<br />

Abb. 4.21 Richtungsrosen der Bäche für das Gesamtgebiet (a)<br />

der Molasseseen, (b) des Vierwaldstätter Sees, (c)<br />

der Obwaldner Talung <strong>und</strong> (d) der drei Stauseen<br />

– Dagegen besteht ein generelle Korrelation zwischen<br />

Kluft-, Bruch- <strong>und</strong> Bachrichtungen. Dies<br />

würde bedeuten, dass die Bäche, Klüfte <strong>und</strong> Brüche<br />

98<br />

b<br />

Vierwaldst. See Bäche<br />

Intervall 12.0 Max = 12%<br />

Stauseen Bäche<br />

Intervall 15.0 Max = 15%<br />

a b<br />

Alpenrand alle Klüfte<br />

Intervall 9.0 Max = 8%<br />

Alpenrand alle Bäche<br />

Intervall 15.0 Max = 11%<br />

Abb. 4.22 Richtungsrosen für (a) Klüfte <strong>und</strong> (b) Bäche der<br />

gesamten untersuchten Region<br />

durch dieselbe Ursache entstanden sind: Da die<br />

Klüfte nachweislich durch das neotektonische<br />

Spannungsfeld bedingt sind, müssen auch Bachläufe<br />

<strong>und</strong> Brüche durch dieses vorgezeichnet worden<br />

sein.<br />

Die Begehungen des Ägerisees wurden in Begleitung von Dr.<br />

Paul Scheidegger ausgeführt, die Untersuchung der Obwaldner<br />

Talung von den Herren W. Kyburz†, dipl. Geol., Universität<br />

Zürich, <strong>und</strong> Dr. A. Wegmann, Sigriswil, unterstützt. Der Klöntaler<br />

See wurde in Begleitung der Geologen Dr. Hugo Buser,<br />

Unterterzen, <strong>und</strong> Frederico Mooser, Ciudad de México, begangen.<br />

Die Messungen an der Felswand bei der Sihlsee-Staumauer<br />

erfolgte mit Erlaubnis von Herrn M. Fuchs, Etzelwerk, Einsiedeln;<br />

das Befahren der Grosser Runs-Schräwaldstrasse mit jener<br />

von Herrn Dr. S. Lienert, Willerzell, was bestens verdankt sei.


5.1 Einleitung<br />

5 Mittelmoränen in der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> in den westlichen Glarner Alpen<br />

Mittelmoränen werden in der alpinen Literatur recht<br />

stiefmütterlich behandelt, obwohl sie beim Zusammentreffen<br />

zweier Gletscher die Schuttmenge von<br />

zwei Seitenmoränen führen. Ein Gletschersystem,<br />

das aus n Teilgletschern besteht, erhält an den Vereinigungsstellen<br />

insgesamt n-1 Mittelmoränen. Wie<br />

bei heutigen alpinen Gletschern, wurde auch in Kaltzeiten<br />

der Grossteil des Schuttgutes auf dem Eis<br />

transportiert. Die Vorstellung, sämtliches Gesteinsgut<br />

wäre durch Spalten <strong>und</strong> Schmelzwässer auf den<br />

Gletscherboden gelangt <strong>und</strong> zerrieben worden, ist<br />

dahin zu korrigieren, dass dies vor allem für Feingut<br />

zutraf <strong>und</strong> dass Gr<strong>und</strong>moräne kaum weit verfrachtet<br />

wurde.<br />

An den Vereinigungsstellen übernahmen die Mittelmoränen<br />

den primären Randschutt <strong>und</strong> führten ihn<br />

René Hantke<br />

auf eisigen Förderbändern bis ans Ende oder an den<br />

Rand der Gletscherzungen. Gegen ihre Enden häufte<br />

sich dieser zu Bändern, verflachte, rückte näher<br />

zusammen <strong>und</strong> wurde als Moränen- <strong>und</strong> Schottergut<br />

abgelagert. WAGNER (1986, 1997, 2001a–c), der sich<br />

seit 20 Jahren mit eiszeitlichen Mittelmoränen auseinandersetzt,<br />

vor allem mit terminalen <strong>und</strong> lateralen<br />

Endaufschüttungen im Alpen-Vorland <strong>und</strong> in späten<br />

Abschmelzphasen in den Alpentälern, hat sie aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Form als „Moränen-Quappen“ bezeichnet.<br />

Noch im „Eiszeitalter“ (HANTKE 1978, 1980, 1983,<br />

1987a) wurde Mittelmoränen viel zu wenig Beachtung<br />

geschenkt. Bei der Kartierung für Blätter des Geologischen<br />

Atlas der Schweiz 1:25'000 in der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> den westlichen Glarner Alpen wurden<br />

zahlreiche Moränen-Ansätze festgestellt, aber erst bei<br />

letzten Begehungen, der Bereinigung, der Druckvor-<br />

Abb. 5.1a Die Mittelmoräne der Chammhalden von der Chammhaldenhütte aus mit Girenspitz <strong>und</strong> Grenzchopf in der Nord-Kette des<br />

Säntisgebirges (Frontalansicht)<br />

99


ereitung der Atlasblätter Einsiedeln, Rigi, Ibergeregg,<br />

Klöntal, Muotatal <strong>und</strong> Linthal (HANTKE et al. 2002Kaf)<br />

sowie der Niederschrift der Erläuterungen <strong>und</strong> in<br />

Kontakt mit Gerhart Wagner in ihrer Tragweite<br />

erkannt. Zugleich mehrten sich bei uns beiden die<br />

Erkenntnisse um diese landschaftsgestaltenden Elemente<br />

von bescheidenen firnbedeckten Anfängen<br />

(HANTKE 1970, 1980) über ausapernde Wälle zum<br />

bedeutenden, durch die Gletscherdynamik geprägten<br />

<strong>und</strong> ins Vorland verfrachteten Oberflächenschutt.<br />

Dabei kommt ihm vor allem für die Landschaftsgeschichte<br />

entscheidende Bedeutung zu.<br />

In dieser Arbeit werden vorwiegend inneralpine Vereinigungsstellen<br />

von Teilgletschern betrachtet: der<br />

Ursprung der Mittelmoränen. Ein Teil des primären<br />

Randschuttes von Teilgletschern wurde nicht von der<br />

entstehenden Mittelmoräne übernommen, sondern<br />

blieb an ihren Ansätzen als charakteristische Ablagerung<br />

liegen. Diese geben Hinweise über Eishöhen von<br />

Höchstständen <strong>und</strong> markanter Wiedervorstösse.<br />

Eine klassische Mittelmoräne, die Chammhalden an<br />

der Nordwest-Flanke des Säntis (HANTKE 1978, Fig.<br />

29, S. 86; 1980, Fig. 43, S. 85, HANTKE in FUNK et al.<br />

2000), hat sich, seit der Platznahme der Säntis-Schuppen<br />

vor fünf Mio. Jahren, über alle Kaltzeiten durch<br />

Felssturzgut zwischen einem gegen S abfliessenden<br />

Urnäsch- <strong>und</strong> einem gegen NE sich wendenden Wissbach-Gletscher<br />

gebildet. Sie erreicht – selbst bei<br />

einem Felskern, wie dies für Kargletscher mit zurückwitternder<br />

Wand vorauszusetzen ist – die respektable<br />

Höhe von 200 m (Abb. 5.1a <strong>und</strong> 5.1b).<br />

Abb. 5.1b Die Mittelmoräne der Chammhalden am NW-Fuss<br />

des Säntis (punktiert) hat sich über alle Kaltzeiten des<br />

Eiszeitalters zwischen den Firnen des Wissbach- <strong>und</strong><br />

des Urnäsch-Gletschers gebildet. LK 1115 Säntis.<br />

100<br />

Im proximalen Bereich liefern Mittelmoränen Hinweise<br />

auf Eishöhen; im distalen sind viele bisher als Drumlin<br />

kartierte Bildungen als Mittelmoränen zu deuten.<br />

Ebenso lassen sich schwer verständliche isolierte<br />

Schotter-Vorkommen als von Schmelzwässern zusammengeschwemmtes<br />

Schuttgut von Mittelmoränen problemlos<br />

erklären. Übereinander gelegene Abfolgen zeigen,<br />

dass Mittelmoränen sich über mehrere Kaltzeiten<br />

stets an denselben Stellen eingestellt haben, so dass es<br />

zu einer Häufung von Moränengut gekommen ist.<br />

5.2 Der Reuss-Gletscher<br />

Südöstlich von Schattdorf (Atlasblatt 1192 Schächental),<br />

auf Gampelen (694.5/188.7/1485 m ü.M.), hat<br />

BRÜCKNER (B. et al. 1987K) am Fuss von Schwarz<br />

Grat–Bälmeten um 1470 m eine Stauterrasse von Eis<br />

verschlepptem Bergsturzgut gezeichnet. Wo die Eiszufuhr<br />

zwischen Bälmeten <strong>und</strong> Hoch Fulen, infolge<br />

rückwärtiger grösserer Höhen, markant ansteigt, fällt<br />

die Terrasse aus: Sie ist als Mittelmoränen-Stauterrasse<br />

zwischen Schwarz Grat–Bälmeten- <strong>und</strong> Reuss-<br />

Eis zu deuten (Abb. 5.2).<br />

Zeugen von ins Schächental eingedrungenem Reuss-<br />

Eis sind die Kristallin-Blöcke bei Witerschwanden<br />

(BRÜCKNER 1938, et al. 1987K, HANTKE 1987a). Der<br />

Schächen-Gletscher wurde vom Reuss-Eis bis dort<br />

zurückgestaut <strong>und</strong> auf die rechte Talflanke gedrängt,<br />

was Erratiker belegen.<br />

Das Zusammentreffen von absteigenden Moränen des<br />

Holder-Gletschers <strong>und</strong> des austretenden Rieder-Gletschers<br />

führten oberhalb Bürglen, bei Brügg<br />

(694.7/192.5/640), zum Stau der Terrassen von<br />

Breitäbnet <strong>und</strong> Ämmerten; sie bek<strong>und</strong>en die Lagen<br />

von Chindli/Ibacher- <strong>und</strong> Ingenbohler Ständen (Kap.<br />

6) des ins untere Schächental eingedrungenen Reuss-<br />

Gletschers.<br />

Auf der Nordseite des Schächentales haben sich Mittelmoränen-Ansätze<br />

unter den Felsgraten vom<br />

Hagelstock zur Chalberweid, vom Hagelstöckli zu<br />

den westlichen Eggen (1951 m), vom Spilauer Grätli<br />

zu den östlichen Eggen (1967.8 m) <strong>und</strong> südöstlich<br />

von Chinzig Chulm (P. 2151) zur Ober Gisleralp<br />

gebildet.<br />

Zwischen Reuss- <strong>und</strong> mündendem Muota-Gletscher<br />

wurden Mittelmoränen im Stooswald, oberhalb der


Abb. 5.2 Der aufgr<strong>und</strong> von Reuss-Erratiker bis Witerschwanden<br />

ins Schächental eingedrungene Reuss-<br />

Gletscher, aus HANTKE 1987a.<br />

Punktiert: Mittelmoränen-Terrasse von Gampelen<br />

Kreuzchen: Erratiker des Reuss-Gletschers<br />

Ausgezogene <strong>und</strong> punktiert verb<strong>und</strong>ene Linie:<br />

Höchststand der letzten Vereisung<br />

Talstation Morschach–Stoos-Schwebebahn, abgelagert,<br />

was gegen den Muota-Gletscher plötzlich ausfallende<br />

Kristallin-Erratiker bekräftigen (LK 1172 Muotatal).<br />

Südlich des Stoos hat sich auf dem Holiberig eine Mittelmoräne<br />

zwischen Fronalp-Gletscher <strong>und</strong> vom<br />

Chlingenstock zugeflossenem Eis gebildet. Der Wall<br />

der Blüemlisegg (694.5/203.7/1204) östlich des Stoos<br />

ist als Mittelmoräne zwischen Näppen- <strong>und</strong> Muota-<br />

Gletscher zu deuten (Abb. 5.3).<br />

Im hintersten Bisistal wurde zwischen Ruosalper- <strong>und</strong><br />

Gwalpeten Tal sowie am Nordwest-Fuss des Märenspitz<br />

im steilen Schuttgrat von Vorderist Nissegg<br />

(708.0/195.9) Mittelmoränengut zwischen diesem <strong>und</strong><br />

dem von der Glattalp (LK 1173 Linthal) abgestiegenen<br />

Gletscher geschüttet (Abb. 5.4).<br />

Beim Bau des Alpsträsschens ins hinterste urnerischen<br />

Hürital wurde oberhalb Wängi eine Mittelmoräne aufgeschlossen.<br />

Sie hatte sich über mehrere Kaltzeiten<br />

zwischen einem Gletscher vom Chinzig <strong>und</strong> einem aus<br />

dem Kar von Sirtenstock–Höch Pfaffen (LK 1172<br />

Muotatal) eingestellt.<br />

Abb. 5.3 Die Blüemlisegg-Mittelmoräne (punktiert) im östlichen<br />

Stoos-Gebiet bildete sich zwischen dem<br />

Muota-Gletscher <strong>und</strong> dem von der Chlingenstock-<br />

Kette zugestossenen Näppen-Gletscher. LK 1172<br />

Muotatal.<br />

Zwischen dem Ägeri-Arm des Muota/Reuss-Gletschers<br />

<strong>und</strong> vom Chaiserstock zugeflossenem Eis<br />

(LK 1151 Rigi) hat sich eine Mittelmoräne gebildet.<br />

Gegen W setzt auf Illenberg S von Unterägeri<br />

(Atlasblatt 1131 Zug) um 980 m eine solche zwischen<br />

Ägeri-Arm <strong>und</strong> zugerischem Hüri-Gletscher<br />

ein.<br />

Abb. 5.4 Spätglaziale Mittelmoränen (punktiert) im Bereich<br />

der Äste des Muota-Gletschers mit Waldieggen<br />

(W.-E.), Eggen <strong>und</strong> Vorderist Nissegg gegen<br />

den Glattalp-Gletscher (G). Seitenmoränen: dicke<br />

Punktzeilen. LK 1172 Muotatal <strong>und</strong> 1173 Linthal.<br />

101


Abb. 5.5 Die Rufiberg-Mittelmoräne (punktiert) zwischen<br />

Zuger See-Arm des Muota/Reuss-Gletschers <strong>und</strong><br />

vom Rossberg zugeflossenem Lokaleis; die frühe<br />

Spätwürm-Moräne des Rossberg-Eises mit dicken<br />

Punktzeilen. LK 1151 Rigi.<br />

Prachtvolle, bisher als Seitenmoränen betrachtete<br />

Wälle haben sich N des westlichen Rossberg, auf dem<br />

Rufiberg (Blatt 1151 Rigi, Abb. 5.5), <strong>und</strong> an der Nordwest-Flanke<br />

der Rigi, in der Seebodenalp-Moräne<br />

(HANTKE 2003, Abb. 3), erhalten. Da von ihr frühe<br />

spätwürmzeitliche Moränen auf der Nordseite der Rigi<br />

fast bis an den Zuger See reichen, können sie nicht nur<br />

Seitenmoränen des Reuss-Gletschers bek<strong>und</strong>en; sie<br />

bildeten sich zwischen Zuschüssen vom Rossberg<br />

bzw. von der Rigi <strong>und</strong> dem eisstauenden Reuss-Gletscher,<br />

der in den würmzeitlichen Höchstständen ihr<br />

Zufliessen verhindert hat.<br />

Die unterseeischen Moränen werden in Kap. 6 beschrieben.<br />

Eine markante persistente Mittelmoräne<br />

zwischen Reuss- <strong>und</strong> Engelberger Gletscher setzt am<br />

NW-Grat des Buochserhorn als Geissholzegg um<br />

1000 m ein, eine höhere, präwürmzeitliche auf 1200 m<br />

(LK 1171 Beckenried).<br />

Analog der Wälle auf Seebodenalp <strong>und</strong> Rufiberg ist<br />

der Wall von Mostel nicht als Seitenmoräne eines über<br />

den Pass von Rothenthurm gegen Norden fliessenden<br />

Muota/Reuss-Gletscherarmes zu betrachten; auch er<br />

ist als Mittelmoräne zwischen diesem <strong>und</strong> von Hochstuckli<br />

<strong>und</strong> Engelstock zugeflossenem Eis zu deuten<br />

(Abb. 5.6). Ebenso kommt südlich von Rothenthurm<br />

den Wällen zwischen diesem Eisarm <strong>und</strong> dem mündenden<br />

H<strong>und</strong>s-Chotten-Gletscher Mittelmoränen-<br />

Natur zu (LK 1152 Ibergeregg). Zwischen Chli Morgarten,<br />

Tännlichrüz <strong>und</strong> der Molasserippe von St. Jost<br />

haben sich zwischen Ägeri- <strong>und</strong> Rothenthurmer Arm<br />

102<br />

des gegen Norden abgedrängten Muota/Reuss-Gletschers<br />

Mittelmoränen gebildet.<br />

Der verkittete <strong>und</strong> randlich verstürzte Schotter des<br />

Ratengütsch (1119.2 m) – aufgr<strong>und</strong> seiner Höhenlage<br />

ein „subalpiner Deckenschotter“ – liegt zwischen<br />

Rothenthurmer- <strong>und</strong> Ägeri-Arm des Muota/Reuss-<br />

Gletschers <strong>und</strong> dem bis Raten–H<strong>und</strong>wileren eingedrungenen<br />

präwürmzeitlichen Linth-Gletscher mit<br />

Verrucano-Erratikern (LK 1132 Einsiedeln).<br />

Präwürmzeitliche <strong>und</strong> noch ältere Mittelmoränen<br />

haben sich auf Chrüzweid–H<strong>und</strong>wileren–Oberegg–<br />

Chatzenstrick–Brunneren, zwischen Rothenthurmer<br />

Arm von Muota/Reuss- <strong>und</strong> Alp-Gletscher gebildet.<br />

Eine weitere präwürmzeitliche Mittelmoräne ist zwischen<br />

Rossberg <strong>und</strong> Zugerberg als Wall Brünnli–Nollen<br />

(Atlasblatt 1131 Zug) sowie eine noch im Spätriss<br />

aktive Mittelmoräne auf dessen Grat (P. 1015.1, 1018,<br />

1017, 1010.6) <strong>und</strong> Hochstock–Hochwacht geschüttet<br />

worden. Die Grenze zwischen Reuss- <strong>und</strong> Linth-Gletscher<br />

dürfte – wie schon in einer früheren Eiszeit –<br />

über die Baarburg verlaufen sein. Die verkittete Schotterkappe<br />

auf einer Molasse-Kuppe, deren Natur <strong>und</strong><br />

Alter über ein Jahrh<strong>und</strong>ert diskutiert wurden (AEPPLI<br />

Abb. 5.6 Die Mittelmoräne von Mostelberg (punktiert) bildete<br />

sich zwischen dem Rothenthurmer Arm des<br />

Muota-Reuss-Gletschers <strong>und</strong> vom Hochstuckli <strong>und</strong><br />

Engelstock zugeflossenem Eis; dicke Punktzeilen:<br />

Seitenmoränen. LK 1152 Ibergeregg.


1894K, FREI 1912, HEIM 1894a, 1913, 1919, HANTKE<br />

1961b), wäre als verschwemmter Mittelmoränen-<br />

Schutt zu betrachten.<br />

Eine persistente Mittelmoräne hat sich auf der Nordseite<br />

des Bürgenstock (LK 1170 Alpnach, Atlasblatt<br />

1150 Luzern) zwischen Reuss-Gletscher <strong>und</strong> über den<br />

Brünigpass (1000 m) geflossenem Aare-Eis entwickelt.<br />

Bei Stans vereinigte sich dieser mit dem<br />

Engelberger Gletscher <strong>und</strong> schüttete bei Kehrsiten<br />

eine bis 60 m hohe Mittelmoräne (BUXTORF 1910Ka, et<br />

al. 1916K), die sich als subaquatischer Wall in den<br />

Vierwaldstätter See gegen Luzern verfolgen lässt<br />

(Kap. 6; KOPP et al. 1955K, 1962b). In der Obwaldner<br />

Talung stellen sich südwestlich <strong>und</strong> westlich von Alpnach<br />

Mittelmoränen zwischen dem Brünig-Arm des<br />

Aare-Gletschers <strong>und</strong> den Schlieren-Gletschern ein<br />

(LK 1170 Alpnach).<br />

Eine bedeutende Mittelmoräne hat sich nordöstlich<br />

des Pilatus, auf Schwandegg (P. 1083)–Chrienseregg<br />

(1032 m)–Gibelegg-R<strong>und</strong>höcker–Ränggbach-Durchbruch–P.<br />

949–Wall nördlich von Hinterschilt, gebildet.<br />

BAUMBERGER (in BUXTORF et al. 1916K) hat sie<br />

als Stirnmoräne eines Pilatus-Gletschers gedeutet,<br />

KOPP (K. et al. 1955K, 1962b), aufgr<strong>und</strong> einzelner<br />

Kristallin-Erratiker <strong>und</strong> ihrer Grösse, als eine vom<br />

Brünig-Arm des Aare-Gletschers geschüttete Seitenmoräne.<br />

Die Wälle weiter westlich, zwischen<br />

Holderchäppeli <strong>und</strong> Gass, sind als Mittelmoränen<br />

zwischen Brünig-Arm <strong>und</strong> Rümlig-Gletscher zu interpretieren.<br />

5.3 Der Linth-Gletscher<br />

Im Grosstal setzt E von Linthal um 1840 m eine höchste<br />

Mittelmoräne auf Hälsli (1772.2 m) N der Alp Sasberg<br />

zwischen Linth- <strong>und</strong> Diesbach-Gletscher (LK<br />

1173 Linthal) ein.<br />

Den Grat zwischen Diesbach- <strong>und</strong> Übelbachtal haben<br />

OBERHOLZER (OBERHOLZER & ALB. HEIM 1910K, O. et<br />

al. 1942K) <strong>und</strong> SCHIELLY (1981K) verschieden, aber<br />

beide als anstehend kartiert. Eine Neuuntersuchung<br />

hat indessen gezeigt, dass der distale Grat von P. 1765<br />

bis 1540 m aus Moränengut besteht; er stellt eine Mittelmoräne<br />

zwischen Diesbach- <strong>und</strong> Übelbach-Gletscher<br />

dar. Unterhalb der Schönau setzt um 1650 m<br />

eine Mittelmoräne des Würm-Maximums zwischen<br />

Linth- <strong>und</strong> Hasler Gletscher ein. Eine jüngere Mittelmoräne<br />

stellt sich im Hasler Tal unterhalb 1050 m ein.<br />

Zwischen Linth- <strong>und</strong> Bächi-Gletscher löst sich auf<br />

1170 m eine Mittelmoräne, die sich über Schlatt<br />

gegen das Luchsinger Tobel verfolgen lässt. Nördlich<br />

von Luchsingen verläuft ein Wall längs des linken<br />

Hangfusses. Dieser bek<strong>und</strong>et – wie der auf der<br />

Schotterterrasse von Nidfurn aufsitzende Wall – die<br />

Fortsetzung der Mittelmoräne zwischen Bächi- <strong>und</strong><br />

Linth-Gletscher (HANTKE 2003, Abb. 4).<br />

Rechtsseitige Mittelmoränen zwischen Linth- <strong>und</strong><br />

Änetseeben-Gletscher liegen auf dem Grat Mätzstöck–Rotenberg–Sedel–Gigerhorn<br />

(LK 1173 Linthal).<br />

Nordöstlich des Hellhorn hat sich eine weitere<br />

zwischen Nideren- <strong>und</strong> Sernf-Gletscher (LK 1174<br />

Elm) gebildet.<br />

Aus der Nische in der Nordwand des Vorder Glärnisch<br />

(LK 1153 Klöntal) ist schon früh ein Bergsturz<br />

niedergebrochen, wie Sturzbrekzien auf dem<br />

Stöckli belegen. Da sich auf dem Stöckli-Grat (P.<br />

1000) kein Moränengut aus dem hinteren Glarnerland<br />

findet, sondern vor allem Gesteinsgut vom Vorder<br />

Glärnisch, schlossen OBERHOLZER (1933) <strong>und</strong><br />

SCHINDLER (1959), dass dieses aus einer Zeit<br />

stamme, in welcher der Linth-Gletscher nur noch<br />

so hoch gereicht hat wie im „Bühl-Stadium“ (= Stadium<br />

von Hurden–Rapperswil oder Weesen/Ziegelbrücke).<br />

Es liegt eine Mittelmoräne zwischen Klön<strong>und</strong><br />

Bächi-Eis des Linth-Gletschers vor. Die Verkittung<br />

erfolgte durch subglaziäre Schmelzwässer.<br />

Ihr Alter kann weit älter als früh-spätwürmzeitlich<br />

sein.<br />

Im hinteren Klöntal ist die bisher meist als Seitenmoräne<br />

des Rossmatter Gletschers gedeutete<br />

Moräne, die den Talboden der Richisau (LK 1153<br />

Klöntal) abdämmt, in ihrem untersten Teil als Mittelmoräne<br />

zu deuten. Zweifelsfrei sind die im Tal der<br />

Richisauer Chlön sich einstellenden Mittelmoränen,<br />

jene des Gampeleggen, zwischen nördlichem Silberen-Eis<br />

<strong>und</strong> einer Zunge, die zwischen Fläschenspitz<br />

<strong>und</strong> Brüschalp von Nordwesten zugeflossen ist,<br />

sowie jene, welche die Eismassen auf Mittler<br />

Schwialp getrennt hat (Abb. 5.7).<br />

Neben der altbekannten Mittelmoräne zwischen<br />

Walensee-Arm des Rhein- <strong>und</strong> Linth-Gletschers treten<br />

weitere Mittelmoränen-Ansätze auf: Eine tiefere,<br />

von Erratikern begleitete setzt bei Rütisbrunnen<br />

um 950 m ein <strong>und</strong> steigt über Vor dem Wald<br />

(HERB & DOLLFUS 2003K) gegen das Escher Kanal-<br />

Knie ab (OCHSNER 1969K). Versackte Bereiche liegen<br />

bei Unter Sol; höchsten eozänen Stad-Schiefern<br />

aufgesetzte Mittelmoränen verraten eine würmzeitliche<br />

Eishöhe um 1300 m.<br />

103


Im vordersten Glarnerland lösen sich am Bärensolspitz<br />

(LK 1153 Klöntal) um 1360 m Mittelmoränen<br />

zwischen Obersee- <strong>und</strong> Schwändi-Gletscher; gegen E<br />

fallen sie am Näfelserberg gegen 1240 m ab <strong>und</strong><br />

bestätigen die am Zusammenfluss von Walensee-Arm<br />

des Rhein- <strong>und</strong> Linth-Gletschers festgestellte Eishöhe<br />

(HERB & DOLLFUS 2003K).<br />

Am Rande des Biltener Tobels zeichnet sich die<br />

Eisoberfläche des würmzeitlichen Linth/Rhein-Gletschers<br />

in moränenbedeckten Molasserippen um<br />

1220 m ab (Atlasblatt 1133 Linthebene). Noch nach<br />

dem Zürich-Stadium hing eine Eiszunge aus dem<br />

Kar zwischen Hirzli (1640.8 m) <strong>und</strong> Planggenstock<br />

(1675.2 m), beim Gras-Chopf um 950 m, mit dem<br />

Linth-Gletscher zusammen. Kieselkalk-Findlinge<br />

liegen nördlich des Austock, <strong>und</strong> Verrucano-Blöcke<br />

reichen östlich Tostel bis auf 975 m. Jene im unteren<br />

Trepsental bek<strong>und</strong>en ein präwürmzeitliches Überfliessen<br />

über den Sattel von Ruebergschwänd (1206<br />

m), jene im unteren Wägital ein würmzeitliches Eindringen<br />

von Linth-Eis von zwei km. Dabei wurde der<br />

Wägitaler Gletscher auf die linke Talseite abgedrängt.<br />

Auf Ruchweiden, am rechten Ausgang des Spreitenbachtales,<br />

beginnen höchste, verrutschte Mittelmoränen-Ansätze<br />

um 1120 m. Auf Ober Grabenegg<br />

setzt um 1020 m eine sek<strong>und</strong>äre Seitenmoräne des<br />

Zürich-Stadiums ein. Daraus ergibt sich ein Oberflächen-Gefälle<br />

des Linth/Rhein-Gletschers bis zum<br />

Einsatz seiner linksufrigen Seitennmoräne westlich<br />

des Etzel um 890 m (LK 1132 Einsiedeln) von 14 ‰.<br />

Im hintersten Trepsental einem Seitenast des Wägitales,<br />

setzt auf Schwarzenegg (LK 1153 Klöntal), vor<br />

dem Bockmattli-Kar auf 1480 m, eine persistente Mit-<br />

104<br />

Abb. 5.7<br />

Die Mittelmoränen im<br />

Tal der Richisauer Chlön:<br />

Gampeleggen <strong>und</strong> Mittler<br />

Schwialp. Mittelmoränen<br />

punktiert, jüngere<br />

Wiedervorstösse mit dicken<br />

Punktlinien, LK<br />

1153 Klöntal.<br />

telmoräne zwischen Wägitaler <strong>und</strong> Trepsen-Gletscher<br />

ein (Abb. 2.13–2.15 in Geotop-Beispiel 5 S. 50).<br />

Präwürmzeitliche Mittelmoränen haben sich im<br />

Alpen-Vorland auf Stöcklichrüz <strong>und</strong> auf Wissegg<br />

zwischen austretenden Kargletschern <strong>und</strong> Linth-<br />

Gletscher <strong>und</strong> – weiter westlich, auf dem Grat P.<br />

1202–Beristofel–Eggli – zwischen Linth- <strong>und</strong> Sihl-<br />

Gletscher gebildet (LK 1132 Einsiedeln). Westlich<br />

der Höhronen-Kette setzt auf Schurtannenweid–Brämerhöchi–Kloster<br />

Gubel eine weitere zwischen<br />

Linth- <strong>und</strong> den nordwestlich Unterägeri (Atlasblatt<br />

1131 Zug) sich wieder vereinigten Reuss-Gletscher-<br />

Armen ein.<br />

Neben dem Drumlin-artigen Studenbüel nordwestlich<br />

Wollerau, der als Mittelmoräne zwischen Linth-Parentalgletschern<br />

zu deuten ist, erscheinen die Moränenbzw.<br />

Schotter-Vorkommen der Bächau (LK 1132 Einsiedeln)<br />

<strong>und</strong> der Halbinsel Au (Atlasblatt 1112 Stäfa)<br />

am linken Zürichsee-Ufer Mittelmoränen-verdächtig.<br />

Die verkitteten Schotter der Halbinsel Au bestehen<br />

aus ger<strong>und</strong>eten Geröllen mit Verrucano-Gut; sie wurden<br />

vom Linth-Gletscher nochmals überfahren, was<br />

Erratiker belegen. Jene der Bächau <strong>und</strong> der Halbinsel<br />

Au sind wohl beim Vorstoss zwischen mündenden<br />

Zuschüssen des Linth-Gletschers gebildet worden.<br />

Ebenso deuten die von Wällen gekrönten verkitteten<br />

Schotter der Ruine Alt Wädenswil auf eine Mittelmoränen-Schüttung<br />

(LK 1132 Einsiedeln). Damit<br />

würde die These um die rückgesenkten Deckenschotter<br />

hinfällig (ALB. HEIM 1894a, 1913, 1919).<br />

Mittelmoränen haben sich zwischen dem gegen S,<br />

über die Sihl vorgedrungenen Linth-Gletscher <strong>und</strong> von<br />

der Höhronen-Kette zugeflossenen Eiszungen gebildet.


Neben der Kollisionsmoräne (von G. Wagner gemäss<br />

schriftlicher Mitteilung vorgeschlagene Bezeichnung<br />

für Stirnmoränen gegenläufiger Gletscherzungen) von<br />

Sihl- <strong>und</strong> zwischen Etzel <strong>und</strong> Höhronen ins Sihltal eingedrungenem<br />

Linth-Gletscher haben Schmelzwässer<br />

zwischen Grosser Runs- <strong>und</strong> Sihl-Gletscher sowie<br />

zwischen diesem <strong>und</strong> dem bei Willerzell ausgetretenen<br />

Ricken-Gletscher von Büelhöchi (1425.1 m) <strong>und</strong> Rinderweidhorn<br />

(1316.8 m) zur Ablagerung mächtiger<br />

Stauschotter geführt (LK 1132 Einsiedeln).<br />

Markante Mittelmoränen haben sich im Quellgebiet<br />

der Sihl zwischen Minster-Gletscher <strong>und</strong> einem<br />

Zufluss aus dem Chäswaldtobel gebildet; ebenso ist<br />

der Wall zwischen Minster- <strong>und</strong> Fallenbach-Gletscher<br />

(LK 1152 Ibergeregg) als solche zu interpretieren.<br />

Eindrückliche Mittelmoränen liegen auf dem Sattel<br />

von Oberiberg zwischen Minster- <strong>und</strong> Waag-Gletscher<br />

<strong>und</strong> auf jenem vom Stock zum Charenstock, zwischen<br />

Waag- <strong>und</strong> Sihl-Gletscher. Der Wall von Düsselplangg<br />

ist als Mittelmoräne zwischen Waag- <strong>und</strong><br />

Abb. 5.8<br />

Die spätwürmzeitliche Bueffen-Mittelmoräne<br />

(punktiert) zwischen Minster- <strong>und</strong> Chäswald-Gletscher;<br />

jüngere Wiedervorstösse: dicke Punktreihen.<br />

LK 1152 Ibergeregg.<br />

Abb. 5.9 Der Schuttwall zwischen Eis aus den Nätschboden–Brüschrainhöchi-<br />

<strong>und</strong> Brüschrainhöchi–Grossbrechenstock-Karen<br />

bek<strong>und</strong>et eine persistente Mittelmoräne:<br />

punktiert; trennende Felskante zwischen<br />

den Karen: gestrichelt; jüngere Wiedervorstösse:<br />

dicke Punktreihen. LK 1152 Ibergeregg.<br />

einem vom Fidisberg–Biet–Farenstock-Gebiet zugeflossenen<br />

Gletscher zu deuten; jener zwischen Bueffen<br />

(701.1/208.8) <strong>und</strong> Laburg entspricht einer solchen<br />

zwischen Minster- <strong>und</strong> Chäswaldtobel-Gletscher<br />

(Abb. 5.8).<br />

Auf dem Friherrenberg-Sattel südlich von Einsiedeln<br />

hat sich zwischen Sihl- <strong>und</strong> eingedrungenem Linth-<br />

Gletscher eine präwürmzeitliche Mittelmoräne mit<br />

einem markanten Schrattenkalk-Erratiker gebildet.<br />

Der Wall Böswis–Dümpflen westlich Einsiedeln entstand<br />

als würmzeitliche Mittelmoräne zwischen Alp-<br />

Gletscher <strong>und</strong> einem von Samstageren (1310.5 m)<br />

gegen Nordosten abgestiegenen Kargletscher.<br />

Im hinteren Alptal zeichnet sich auf Brüschrain<br />

1339.4 m (695.3/212.2) eine markante persistente Mittelmoräne<br />

als horizontal laufender Wall ab zwischen<br />

einer von Nätschberg–Brüschrainhöchi (1517 m)<br />

abgestiegenen Eiszunge <strong>und</strong> einer solchen vom Grossbrechenstock<br />

(1559.4 m, Abb. 5.9).<br />

Die Finger von Mittelmoränen-Endaufschüttungen<br />

des über den Pass von Rothenthurm geflossenen<br />

Muota/Reuss-Gletschers werden als Geotop-Beispiel<br />

1 (S. 45) beschrieben.<br />

105


Zusammenfassung<br />

Die mächtigen unterseeischen Moränen im Vierwaldstätter<br />

See weisen eine bedeutend ältere Geschichte<br />

auf, als bisher angenommen wurde. Die geradlinig<br />

verlaufende Chindli-Moräne ist durch gegeneinander<br />

vorstossende Zungen von Reuss- <strong>und</strong> Engelberger<br />

Gletscher gebildet <strong>und</strong> wohl bei entsprechendem Eisstand<br />

von Kaltzeit zu Kaltzeit, als Kollisionsmoräne,<br />

höher geschüttet worden.<br />

Beim unterseeischen Moränenbogen W von Vitznau<br />

begann die Schüttung ebenfalls schon nach dem ersten<br />

Vorstoss von Reuss- <strong>und</strong> Engelberger Gletscher. Bei<br />

entsprechenden Eisständen wurde wohl auch dieser<br />

sukzessive höher geschüttet.<br />

Zwischen Brünigarm des Aare-Gletschers <strong>und</strong> dem<br />

gegen NW vorgestossenen Engelberger Eis bildete<br />

sich am NE-Fuss des Rotzberg ein kurzer Mittelmoränen-Ansatz<br />

<strong>und</strong> von Stansstad zur Biregg-Halbinsel<br />

eine weitere unterseeische Mittelmoräne.<br />

Beim weiteren Vorstoss drang eine Zunge von Engelberger<br />

Eis in die Talung von Obbürgen ein <strong>und</strong> schüttete<br />

die Moräne von Dönnimatt.<br />

Die altbekannte Mittelmoräne an der NE-Ecke des<br />

Bürgenstock der Höchststände von Brünigarm des<br />

Aare-Gletschers <strong>und</strong> Reuss-Gletscher lässt sich unterseeisch<br />

weit in den Vierwaldstätter See hinaus als<br />

Endaufschüttungen auf dem Gr<strong>und</strong> des Chrüztrichters<br />

106<br />

6 Unterseeische Moränen im Vierwaldstätter See<br />

René Hantke<br />

verfolgen. Sie ist in ihrer Form <strong>und</strong> Grösse mit der<br />

klassischen Mittelmoräne der Chammhalden N des<br />

Säntis vergleichbar.<br />

Eine der Moräne von Ingenbohl entsprechende unterseeische<br />

Stirnmoräne des Reuss-Gletschers im Vierwaldstätter<br />

See wurde vom Muota-Delta teilweise<br />

überschüttet.<br />

6.1 Einleitung<br />

Im Vierwaldstättstätter See sind seit den Tiefenlotungen<br />

für die Kurvendarstellung der Blätter 208 Weggis<br />

(1889) <strong>und</strong> 381 Brunnen (1894) des Siegfried-Atlas<br />

zwei unterseeische Moränen des Reuss-Gletschers<br />

bekannt, die Vitznau- <strong>und</strong> die Chindli-Moräne. Diese<br />

sind als Wiedervorstösse während des spätwürmzeitlichen<br />

Abschmelzens des Reuss-Gletschers gedeutet<br />

worden (HEIM 1894b, BRÜCKNER in PENCK &BRÜCK-<br />

NER 1909, BUXTORF 1910Ka, 1913K, 1916, et al.<br />

1916K, HANTKE 1958, 1980). Im Zusammenhang mit<br />

der Neukartierung von Blatt 1151 Rigi mit Nordteil<br />

von Blatt 1171 Beckenried (HANTKE et al. 2002Kb)<br />

wurde den unterseeischen Moränen erneut Beachtung<br />

geschenkt. Schon vor 16 Jahren wurde ein Versuch<br />

gewagt (HANTKE 1987a), den geradlinigen Verlauf <strong>und</strong><br />

die bedeutende Mächtigkeit der Chindli-Moräne im<br />

Gersauer Becken neu zu deuten. Zudem haben Höhen-<br />

Abb. 6.1<br />

Die Stossrichtungen der Gletscher<br />

im Gebiet des Vierwaldstätter Sees


kurvenbilder des Seegr<strong>und</strong>es erlaubt, die Landaufnahmen<br />

zu ergänzen <strong>und</strong> auf Seebereiche auszudehnen.<br />

Neuer Hauptgesichtspunkt ist die bisher kaum beachtete<br />

Bedeutung von Mittelmoränen <strong>und</strong> ihre Vereinigung<br />

zu Obermoräne d.h. der Schutttransport auf dem<br />

Eis anstelle der bisher angenommenen Dominanz von<br />

Gr<strong>und</strong>moräne, dem Transport am Gletschergr<strong>und</strong><br />

mit all seinen Konsequenzen (HANTKE & WAGNER<br />

2003a,b). Die nie bewiesene Annahme PENCK &<br />

BRÜCKNERs (1909) einer sukzessiven Eintiefung der<br />

Landoberfläche von Eiszeit zu Eiszeit <strong>und</strong> die Vorstellung,<br />

die Täler seien in einer frühen Kaltzeit durch die<br />

Gletscher gewaltig übertieft <strong>und</strong> erst in späteren Eiszeiten<br />

aufgeschottert worden, sind zu revidieren. Im<br />

Vierwaldstätter See (Urner See, Gersauer <strong>und</strong> Weggiser<br />

Becken) hat die alpine Tektonik das Gr<strong>und</strong>relief<br />

vorgezeichnet. Die Gletscher flossen in allen Kaltzeiten<br />

durch bestehende Täler, tieften diese nicht ein,<br />

sondern schütteten sie mit Schottern <strong>und</strong> auf den<br />

Gr<strong>und</strong> abgeschmolzener Obermoräne auf. Diese wurden<br />

beim nächsten Vorstoss mit etwas Gr<strong>und</strong>moräne<br />

überfahren.<br />

Die unterseeischen Moränen widerspiegeln erneut die<br />

Mannigfaltigkeit eiszeitlicher Strukturen, die durch<br />

auf dem Eis transportierten Schutt entstehen können.<br />

6.2 Die Chindli-Moräne im Gersauer Becken<br />

(LK 1171 Beckenried)<br />

Die Dimensionen der beiden einander entsprechenden<br />

Wälle des bei Brunnen sich gabelnden Reuss-Gletschers,<br />

die unterseeische Chindli-Moräne: 145 m hoch<br />

<strong>und</strong> 700 m breit, <strong>und</strong> die stirnnahen Seitenmoränen im<br />

Talkessel von <strong>Schwyz</strong>: 5–7 m hoch <strong>und</strong> 30–40 m breit,<br />

stehen in keinem Verhältnis zu einander. Der Chindli-<br />

Wall ist nicht nur über 20-mal so hoch, sondern auch<br />

20-mal so breit wie die entsprechenden Wälle der Ibacher<br />

Zunge. Daraus resultiert für die Seemoränen ein<br />

Volumen, das fast 400-mal so gross ist. Der unterseeische<br />

Chindli-Wall kann damit kaum nur als kurzfristiger<br />

Wiedervorstoss beim spätwürmzeitlichen Zurückschmelzen<br />

des Reuss-Eises wie die Ibacher Wälle<br />

gedeutet werden. Dies muss zu einer sinnvolleren Deutung<br />

der Entstehung der Chindli-Moräne anspornen.<br />

1987 wurde dargetan, dass an ihrem Aufbau schon der<br />

entsprechende würmzeitliche Vorstoss beteiligt gewesen<br />

sein dürfte. Dabei stiess der schuttbedeckte Reuss-<br />

Gletscher im Becken von Gersau zwischen Schwibogen<br />

<strong>und</strong> Chindli auf den bei Stans ebenfalls sich<br />

gabelnden Engelberger Gletscher. Dem in angestammter<br />

Richtung gegen NW vorgestossenen Eisarm war<br />

durch das über den Brünigpass geflossene rechtsseitige<br />

Aare-Eis der ungehinderte Abfluss ins westliche<br />

Vierwaldstätter Seebecken erschwert worden. Dies<br />

geschah bei Allweg W von Stans durch den Drachenrieder<br />

Arm, vor allem durch das im Becken des Alpnacher<br />

Sees vorgestossene Aare-Eis. Die gegen E ins<br />

Gersauer Becken vorgedrungene, noch vom Chol-<br />

Gletscher unterstützte, ebenfalls schuttbedeckte Zunge<br />

traf zwischen Schwibogen <strong>und</strong> Chindli auf die<br />

etwas mächtigere westliche Reuss-Gletscherzunge.<br />

Zwischen den beiden aufeinander stossenden Eiszungen<br />

wurde aus dem Oberflächenschutt, wie aus dem<br />

Kurvenbild des Seegr<strong>und</strong>es hervorgeht (Abb. 6.2), ein<br />

auffallend geradlinig laufender unterseeischer Wall,<br />

die Chindli-Moräne, geschüttet. Mit Wagner (schriftliche<br />

Mitteilung) kann dieser spezielle Typ als Kollisionsmoräne<br />

bezeichnet werden.<br />

Kollisionsmoränen sind gar nicht so selten: bei Allweg<br />

zwischen Stans <strong>und</strong> Ennetmoos, NW des Sihlsees zwischen<br />

Sihl- <strong>und</strong> eingedrungenem Linth-Gletscher, im<br />

Luganer See zwischen einem Tessin/Adda-Lappen<br />

<strong>und</strong> einem Tresa-aufwärts geflossenen Tessin-Arm.<br />

Die Kulmination der Chindli-Moräne ist zudem im P.<br />

384 36 m überhöht; Wagner denkt allenfalls an eine<br />

Endaufschüttung einer Mittelmoräne.<br />

Abb. 6.2 Die unterseeische Chindli-Moräne als Kollisionsmoräne<br />

zwischen dem östlichen Arm des Engelberger<br />

<strong>und</strong> dem Vierwaldstatter See-Arm des<br />

Reuss-Gletschers sowie die entsprechenden stirnnahen<br />

Seitenmoränen von Wernisberg–Degenberg<br />

im Talkessel von <strong>Schwyz</strong>, die älteren Schottern<br />

aufsitzen.<br />

Die der stirnnahen Ingenbohler Moräne (Institut–Kloster–Dorfkirche)<br />

entsprechende unterseeische<br />

Endmoräne des Vierwaldstätter See-Armes<br />

des Reuss-Gletschers wurde vom Muota-Delta teilweise<br />

überschüttet, ist aber mit P. 341 NE von Treib<br />

noch zu erkennen. Erläuterung der Lokalitäten:<br />

Abb. 6.1.<br />

107


Mit der In-Frage-Stellung des sukzessiven glazialen<br />

Eintiefens der Täler im Laufe des Eiszeitalters durch<br />

die Erklärung der NE-schweizerischen Deckenschotter<br />

(HANTKE & WAGNER 2003a,b) als auf Gr<strong>und</strong> gelaufene<br />

<strong>und</strong> verschwemmte Mittelmoränen öffnen sich<br />

auch neue Perspektiven für die subaquatischen Vierwaldstätter<br />

See-Moränen. Da Mittelmoränen sich<br />

heute immer an denselben Stellen einfinden, dürfte<br />

dies auch in der Vergangenheit kaum anders gewesen<br />

sein. Damit hätten sich auch Kollisionsmoränen erzeugende<br />

Eisvorstösse in älteren Kaltzeiten ganz ähnlich<br />

verhalten wie in der letzten Kaltzeit.<br />

Beim weiteren Vorstossen der Gletscher verhinderte<br />

der bei Ibach austretende Muota-Gletscher ein kräftigeres<br />

Vorstossen des von Brunnen gegen NE fliessende<br />

Reuss-Eis. Dieses tendierte daher mehr gegen<br />

W, ins Gersauer Becken. Da im W der Chindli-Moräne<br />

Engelberger Eis lag, konnte das Reuss-Eis den Wall<br />

weder beim würmzeitlichen Vorstoss noch bei früheren<br />

Eisvorstössen einfach wegstossen. Dies setzt<br />

jedoch voraus, dass das Relief in den Einzugsgebieten<br />

von Reuss-, Engelberger <strong>und</strong> Aare-Gletscher etwa die<br />

selben Veränderungen erlitten hat.<br />

Nur das den subaquatischen Chindli-Wall überfliessende<br />

Reuss-Eis konnte weiter nach W gelangen. Auch<br />

dies dürfte sich bei früheren Vorstössen ebenso zugetragen<br />

haben. Dagegen sind die von Seelisberg absteigenden<br />

spätwürmzeitlichen Seitenmoränen eher bescheiden,<br />

<strong>und</strong> am Fuss der Hochflue-Kette fehlen<br />

welche praktisch ganz.<br />

Ein Ausräumen von Moränengut ist unwahrscheinlich;<br />

die oberste Lage, echte Gr<strong>und</strong>moräne <strong>und</strong> darunter<br />

gelegene, auf den Seegr<strong>und</strong> abgeschmolzene Ober-<br />

108<br />

moräne ist vom erneut vorrückenden Eis überflossen,<br />

etwas verflacht, „überprägt“, aber nicht ausgeräumt<br />

worden.<br />

6.3 Die Vitznauer Moräne im Weggiser Becken<br />

(LK 1151 Rigi)<br />

Der von Stans gegen E vorgestossene Arm des Engelberger<br />

Gletschers wandte sich nach Buochs auch<br />

gegen den tektonisch vorgezeichneten Durchlass zwischen<br />

Bürgenstock <strong>und</strong> Gersauer/Vitznauer Stock.<br />

Schon im ersten Eisvorstoss wurde der höchste<br />

Bereich zwischen den Nasen angegriffen <strong>und</strong> als<br />

unterseeischer Endmoränenbogen mit ausgebrochenem<br />

Gesteinsgut ins Weggiser Becken geschüttet.<br />

Beim weiteren Vorstoss des Reuss-Gletschers wurde<br />

die gegen NE in den Talkessel von <strong>Schwyz</strong> vorgestossene<br />

Zunge vom austretenden Muota-Gletscher<br />

gebremst. Gemeinsam stiessen beide bis Goldau vor.<br />

Der gegen W gerichtete Reuss-Gletscherarm vermochte<br />

so den ihm entgegen geflossenen Engelberger<br />

Arm zurückzudrängen. Dies gibt sich aus dem<br />

bogenförmigen Ansatz auf der S-Seite der Chindli-<br />

Moräne, im Schwibogen, zu erkennen. Dadurch<br />

wurde der Druck auf den Durchbruch zwischen den<br />

Nasen verstärkt, <strong>und</strong> der Moränenbogen bei Vitznau<br />

wurde durch weitere Schüttungen höher <strong>und</strong> breiter.<br />

Da sich dieser Vorgang nicht nur in der letzten Kaltzeit,<br />

sondern schon vom ersten Vorstoss an durch alle<br />

Kaltzeiten hindurch ähnlich wiederholt haben kann,<br />

wäre nicht nur die Chindli-, sondern auch die Vitznauer<br />

Moräne sukzessive höher geschüttet worden<br />

(Abb. 6.3).<br />

Abb. 6.3<br />

Beim weiteren Vorstoss des Reuss-<br />

Gletschers von der Chindli-Moräne<br />

wurde der östliche Arm des Engelberger<br />

Gletschers vom Reuss-Eis überw<strong>und</strong>en,<br />

der Eisdruck auf den Durchbruch<br />

zwischen den Nasen verstärkt<br />

<strong>und</strong> die Basis der halbkreisförmigen<br />

subaquatischen Vitznauer Stirnmoräne<br />

mit Schuttgut überschüttet.<br />

Zugleich bildete sich zwischen über<br />

den Brünig geflossenem Aare-Eis<br />

<strong>und</strong> den durch den tektonisch vorgezeichneten<br />

Durchlass Stans–Stansstad<br />

vorgestossenen NW-Arm des<br />

Engelberger Gletschers ein S–N-verlaufender<br />

subaquatischer Wall gegen<br />

die S-Spitze der Biregg-Halbinsel.<br />

Die Mittelmoräne von Kehrsiten mit<br />

Ansatz an der NW-Nase des Bürgenstock;<br />

sie setzt sich auf dem Seegr<strong>und</strong><br />

gegen den Chrüztrichter fort. Erläuterung<br />

der Lokalitäten: Abb. 6.1.


6.4 Die Mittelmoräne am NE-Fuss des<br />

Rotzberg <strong>und</strong> der subaquatische Rücken<br />

Stansstad–Halbinsel Biregg (LK 1170<br />

Alpnach)<br />

Mit dem Vorstoss des Engelberger/Reuss-Gletschers<br />

zur Vitznauer Moräne wurde das durch den Durchlass<br />

zwischen Stans <strong>und</strong> Stansstad vorrückende Engelberger<br />

Eis von dem durch die Talung des Alpnacher Sees<br />

vorgestossenen Brünigarm des Aare-Gletschers vermehrt<br />

gegen den westlichen Bürgenstock gedrängt.<br />

Zwischen den beiden hat sich am NE-Fuss des Rotzberg,<br />

im Hubel, ein kurzer Mittelmoränen-Ansatz ausgebildet.<br />

N von Stansstad zeichnet sich auf dem Seegr<strong>und</strong><br />

ein bisher kaum beachteter, S–N-laufender<br />

subaquatischer Rücken ab, der gegen das S-Ende der<br />

Biregg-Halbinsel zielt. Dieser bek<strong>und</strong>et wohl ebenfalls<br />

eine Mittelmoräne, die sich zwischen Aare-Eis<br />

<strong>und</strong> von ihm an den Bürgenstock gedrängten Engelberger<br />

Eisarm gebildet hat (Abb. 6.3).<br />

Beim weiteren Vorstoss drang eine Zunge von Engelberger<br />

Eis am westlichen Bürgenstock in der Talung<br />

von Obbürgen vor <strong>und</strong> hinterliess bis Dönnimatt eine<br />

eindrucksvolle Endmoräne. Aufgr<strong>und</strong> der Abfolgen<br />

auf der S-Seite des Buechberg (Kt. <strong>Schwyz</strong>, WELTEN<br />

1988) dürften neben dem würmzeitlichen noch ältere<br />

Vorstösse zu ihrer Schüttung beigetragen haben.<br />

6.5 Die Mittelmoräne von Kehrsiten<br />

(Atlasblatt Luzern, LK 1150)<br />

Mit dem noch stärkeren Anwachsen der Eismassen in<br />

den einzelnen Kaltzeiten <strong>und</strong> ihrem weiteren Vordringen<br />

in die Becken des Vierwaldstätter Sees bildete sich bei<br />

Müliortegg W von Kehrsiten an der NW-Ecke des Bürgenstock<br />

eine bis 60 m hohe Moränennase. Diese ist<br />

schon früh als Mittelmoräne zwischen dem Engelberger/Brünig-Arm<br />

des Aare-Gletschers <strong>und</strong> dem Engelberger/Reuss-Gletscher<br />

erkannt worden (BUXTORF<br />

1910Ka, et al. 1916K, KOPP et al. 1955K, KOPP & BUX-<br />

TORF 1962b). Sie setzt sich unterseeisch noch 1,5 km in<br />

den See fort. Die Erhebungen P. 351 <strong>und</strong> P. 352 am<br />

Gr<strong>und</strong> des Chrüztrichter sind als aufgesetzte „Mittelquappen“<br />

im Sinne WAGNERs 1997, als typisch geformte<br />

Mittelmoränen-Endaufschüttungen, zu deuten.<br />

Die Bürgenstock-Moräne ist daher mit denen von Allweg<br />

<strong>und</strong> Hubel als eine über alle Kaltzeiten gewachsene,<br />

persistente Mittelmoräne zu deuten <strong>und</strong> mit der<br />

Chammhalden-Moräne am N-Fuss des Säntis zu vergleichen<br />

(HANTKE 1978, Fig. 29, 1980, Fig. 43 <strong>und</strong><br />

Abb. 5.1a,b, S. 99 <strong>und</strong> 100).<br />

Da die subaquatischen Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne<br />

wohl ebenfalls über alle Kaltzeiten bei analogen Eis-<br />

ständen sukzessive höher geschüttet worden sind,<br />

dürfte dies auch für sie <strong>und</strong> für den subaquatischen<br />

Wall Stansstad–Biregg-Halbinsel zutreffen.<br />

6.6 Die spätwürmzeitlichen Gletscherhalte<br />

Dass sich die schon beim Vorstoss angelegten unterseeischen<br />

Moränenstände von Vitznau <strong>und</strong> Chindli mit<br />

ihrer enormen Mächtigkeit beim Zurückschmelzen<br />

des Reuss-Gletschers erneut als bevorzugte Rückschmelzlagen<br />

anboten, ergibt sich aus entsprechenden<br />

Eisständen unter dem Goldauer Bergsturz <strong>und</strong> im<br />

<strong>Schwyz</strong>er Becken. Bei Goldau konnte Gasser (Kap.<br />

3.6) beim Nationalstrassenbau unter den Trümmern<br />

der Bergstürze den bisher nur S von Lauerz durch<br />

Moränen bekannten Goldauer Stand nachweisen, der<br />

zeitlich jenem von Vitznau entspricht. Der Stand von<br />

Ibach (= Chindli) ist durch eine 5–7 m hohe Seitenmoräne<br />

auf der Schotterflur von Wernisberg–Degenberg<br />

SE von Ibach belegt (S. 107).<br />

Zum Endmoränen-Ansatz des gut 20 m hohen Ingenbohler<br />

Walles (Institut–Kloster–Dorfkirche, Blatt<br />

1151 Rigi) zeichnet sich neben den Wällen am SE-<br />

Fuss des Urmiberg auch zwischen Urner See <strong>und</strong><br />

Gersauer Becken, bei P. 341 NE von Treib, ein entsprechender<br />

Moränenwall ab. Dieser wurde durch<br />

den Schuttfächer der Muota teilweise überschüttet, ist<br />

aber im Kurvenbild klar zu erkennen (Abb. 6.2). Dieser<br />

Wall ragt weit weniger hoch über den Seegr<strong>und</strong><br />

empor als Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne <strong>und</strong> ist mit<br />

gut 15 m Höhe mit dem Ingenbohler Wall vergleichbar.<br />

6.7 Die sukzessive Auffüllung der Becken des<br />

Vierwaldstätter Sees<br />

Im Laufe des Eiszeitalters wurden die Berge niedriger,<br />

die Täler weiter <strong>und</strong> die Seebecken allmählich<br />

etwas zugeschüttet. Im noch 214 m tiefen Gersauer<br />

Becken liegt der Felsgr<strong>und</strong> bis 30 m unter dem Meeresspiegel.<br />

Die glaziale Auskolkung strebt gegen<br />

Null, da die gegeneinander vorgestossenen Reuss<strong>und</strong><br />

Engelberger Gletscher ihre Kolk-Energie gegenseitig<br />

zerstört haben. Die Auffüllung durch rezente,<br />

pleistozäne <strong>und</strong> pliozäne Seesedimente durch Bäche,<br />

Reuss- <strong>und</strong> Muota-Schweb (ausgeschmolzene Ober<strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>moräne) bewegt sich seit der Platznahme<br />

der Decken um 250 m (FINCKH 1977, et al. 1984). Da<br />

die unterseeischen Moränen unter der Sturmwellenbasis<br />

liegen, sind sie kaum abgetragen worden, haben<br />

durch Abgleiten ihrer Hänge etwas <strong>und</strong> durch die<br />

Auffüllung der Becken deutlich an Höhe eingebüsst,<br />

so dass ihre heutigen Dimensionen Minimalwerte<br />

darstellen.<br />

109


Zusammenfassung<br />

Nachdem versucht worden ist, das Überdauern von<br />

Kaltzeiten durch Alpenpflanzen im Rigi- <strong>und</strong> Brienzer<br />

Rothorn-Gebiet oberhalb der Vereisungsgrenze wahrscheinlich<br />

darzulegen, erhebt sich die Frage nach<br />

einem weiteren Zurückverfolgen von Landschafts<strong>und</strong><br />

Vegetationsgeschichte, insbesondere der Herkunft<br />

<strong>und</strong> Einwanderungsgeschichte von Alpenpflanzen<br />

nachzugehen. Nach einer Diskussion einiger neu zu<br />

überdenkender geologischer Probleme – Molasse-<br />

Schuttfächerbildung, glaziale Übertiefung von Alpentälern,<br />

Gr<strong>und</strong>moränenbildung, fluviales Eintiefen von<br />

Tälern, Abtrag ganzer Deckenteile – wird versucht,<br />

eine Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz <strong>und</strong><br />

des östlichen Berner Oberlandes zwischen dem jüngeren<br />

Oligozän <strong>und</strong> dem Pliozän zu entwerfen.<br />

Während die <strong>Schwyz</strong>er Klippen durch eine Ur-Panixerpass-<br />

<strong>und</strong> eine Ur-Bisistal-Quersenke aus dem<br />

Grenzbereich von penninischem <strong>und</strong> ostalpinem Ablagerungsraum<br />

an den Alpenrand vorgeglitten sind, bietet<br />

sich für die Obwaldner Klippen ein Vorgleiten<br />

durch eine Ur-Hasli-Depression an.<br />

Die Anlage der Becken des Vierwaldstätter <strong>und</strong> des<br />

Zuger Sees sind durch Grenzblätter, Deckengrenzen<br />

<strong>und</strong> aufgebrochene Gewölbe tektonisch bedingt. Die<br />

Schüttung des Rigi-Schuttfächers erfolgte im Wechsel<br />

von kühlzeitlichen Geröllschüben mit warmzeitlichen,<br />

fossilführenden Feinsedimenten.<br />

Die Quersenken Ur-Panixerpass–Ur-Bisistal im Osten<br />

<strong>und</strong> Ossola-Tal–Gries–Grimsel–Hasli im Westen bek<strong>und</strong>en<br />

– neben der Bewegungsbahn von Deckenteilen,<br />

eine noch ältere Talung für die Molasseschüttungen<br />

– die Möglichkeit für einen jungoligozänen <strong>und</strong><br />

miozänen Floren-Austausch. Auf unterschiedlichem<br />

Substrat <strong>und</strong> Höhenlage boten sie bei wiederholtem<br />

Klimawechsel noch im jüngeren Tertiär <strong>und</strong> im Eiszeitalter<br />

Wanderrouten für Floren <strong>und</strong> Faunen zwischen<br />

Alpen-Süd- <strong>und</strong> -Nord-Seite.<br />

7.1 Einleitung<br />

Bei Kartierungen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> den Glarner<br />

Alpen für den Geologischen Atlas der Schweiz <strong>und</strong><br />

beim Fahnden nach möglichen präglazialen Florenrelikten<br />

(HANTKE et al. 2001) wurde versucht, für Rigi<br />

<strong>und</strong> Brienzer Rothorn eine Landschaftgeschichte zu<br />

entwerfen. Mit dem zeitlichen Ablauf des geologi-<br />

110<br />

7 Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes<br />

René Hantke<br />

schen Geschehens, einer Geschichte des Reliefs, kann<br />

es – zusammen mit der geschichtlichen Entwicklung<br />

des floristischen Inhaltes der Vegetationsdecke – gelingen,<br />

möglichen Einwanderungswegen kühl- <strong>und</strong> kaltzeitlicher<br />

Floren nachzuspüren.<br />

7.2 Neu zu überdenkende erdgeschichtliche<br />

Lehrmeinungen<br />

Die Molasse-Schuttfächer werden – aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Fossilinhaltes, vor allem ihrer warm-gemässigten–<br />

subtropischen Florenelemente – meist als warmzeitliche<br />

Ablagerungen alpiner Flüsse in ein flaches Vorland,<br />

zeitweise in ein seichtes Randmeer, betrachtet.<br />

Über Jahrzehnte sich erstreckende Arbeiten in<br />

Molasse-Schuttfächern haben gezeigt, dass die Schüttungen<br />

mit ihrem Geröllinhalt (Gesteinsnatur, Geröllgrösse,<br />

Einregelung) <strong>und</strong> der Ausdehnung der Nagelfluhbänke<br />

längs <strong>und</strong> quer zur Strömungsrichtung<br />

kaum nur durch alpine Flüsse mit Hochwasserspitzen<br />

geschüttet worden sein können; dies schon gar nicht<br />

unter warm-gemässigtem–subtropischem Klima mit<br />

hoher Waldgrenze, bei dem ein Teil des Niederschlags<br />

vom Wald an die Atmosphäre zurückgegeben <strong>und</strong> ein<br />

weiterer vom Wurzelwerk zurückgehalten wird.<br />

In Warmzeiten wurden vor allem feinkörnige Sedimente<br />

abgelagert, <strong>und</strong> warmzeitliche Pflanzengesellschaften<br />

besiedelten das Alpenvorland. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Polleninhalte (HOCHULI 1978, EBERHARD 1986, 1989)<br />

waren weite Gebiete der Alpen-N-Seite von Laubmischwäldern,<br />

höhere Lagen von Nadelwäldern bestockt.<br />

Oft über Kilometer verfolgbare grobgeröllige<br />

Nagelfluhbänke bek<strong>und</strong>en aber nicht gleichzeitig<br />

erfolgte Ablagerungen in Flussbetten. Zudem waren<br />

die jungoligozänen <strong>und</strong> miozänen Alpen kaum viel<br />

breiter <strong>und</strong> die Wasserscheide bald einmal erreicht.<br />

Selbst sintflutartige Starkniederschläge <strong>und</strong> ein bedeutendes<br />

Relief konnten nicht genügen, um N-alpine<br />

Flüsse mit ihrer Schuttfracht so weit ins Vorland vordringen<br />

<strong>und</strong> diese in km-breiten Strängen ablagern zu<br />

lassen.<br />

Die beobachtbaren Fakten sprechen für plötzliche<br />

Ausbrüche alpiner, durch Rüfen <strong>und</strong> Bergstürze


gestauter Flussseen. Diese sind in Kühlzeiten bei tiefer<br />

Waldgrenze durch seitlich niedergefahrenes<br />

Schuttgut von verschertem, über labilen Untergr<strong>und</strong><br />

bewegtem Fels zu langen Flussseen gestaut worden.<br />

Bei weiteren Rüfen-Niedergängen schwappten die<br />

gestauten Wassermassen über; der abdämmende<br />

Schuttwall barst, so dass sich Stauinhalt <strong>und</strong> Schuttdamm<br />

katastrophenartig ins Vorland ergossen (Abb.<br />

7.1). Dort fiel aus dem Gemisch von Wasser, Schlamm<br />

<strong>und</strong> Gesteinsgut der dabei gerollte Schutt sukzessive<br />

aus. Die anfangs kaum eingeregelte Schotterflur verfestigte<br />

sich zu Nagelfluh, der Sand zu Sandstein.<br />

Nachdem der Stausee entleert war, floss der Fluss wieder<br />

mit normaler Transportlast, führte Schlamm <strong>und</strong><br />

bei Hochwasser Sand <strong>und</strong> Geröllrestanzen. Im flachen<br />

Vorland begann er auszuufern <strong>und</strong> neigte – trotz<br />

raschen Bewuchses mit Gebüsch längs Wasseradern –<br />

zu Überschwemmungen.<br />

Abb. 7.1 Die Bildung von Molasse-Schuttfächern durch<br />

Ausbrechen alpiner Stauseen<br />

Rüfen-Niedergänge <strong>und</strong> Ausbrüche hinterstauter Wassermassen<br />

konnten sich in einer Kühlphase mehrmals<br />

wiederholen, bis das Klima wieder wärmer wurde, die<br />

Waldgrenze anstieg <strong>und</strong> Rüfen-Niedergänge nachliessen,<br />

was warmzeitliche fossile Floren in Feinsedimenten<br />

bek<strong>und</strong>en (HEER 1855–59, HANTKE 1954, 1964,<br />

1991, 1993, HANTKE & STAUFFER 1999, HOCHULI<br />

1978, EBERHARD 1986, 1989).<br />

Die tiefen Alpentäler werden meist als von Gletschern<br />

ausgeräumt, als „glazial übertieft“ betrachtet. Bei Tiefbohrungen<br />

in Alpentälern, etwa bei der fast 600 m tiefen,<br />

randnahen Bohrung Hohenems im Vorarlberger<br />

Rheintal (OBERHAUSER 1982K, 1991), beginnt die<br />

Lockergesteinsfolge über dem Felsgr<strong>und</strong> nicht mit<br />

Gr<strong>und</strong>moräne, sondern mit Sanden, Schottern <strong>und</strong><br />

Blockschutt. Die Gletscher konnten daher die Täler<br />

zuvor gar nicht so tief ausgeschürft haben. Zudem fol-<br />

gen – etwa in der Linthebene – unter letzt-warmzeitlichen<br />

Sedimenten solche einer vorletzten <strong>und</strong> darunter<br />

noch ältere Ablagerungen. Leider liegen erst bei<br />

wenigen paläobotanisch untersuchten Tiefbohrungen,<br />

die den Fels erreicht haben, Altersdaten vor.<br />

Die Alpentäler wurden vorwiegend tektonisch angelegt:<br />

Quertäler durch quer laufende Scherstörungen<br />

(Blattverschiebungen), bei Decken Grenzblätter,<br />

Längstäler durch Überschiebungen, aufgebrochene<br />

Gewölbe <strong>und</strong> Mulden. Den Gletschern kommt beim<br />

Vorstoss in wenig verfestigte Sedimente <strong>und</strong> dem Frost<br />

bei der Ausweitung der Täler längs Klüften niedergebrochener<br />

Gesteinspartien Bedeutung zu. Damit stellt<br />

der Felsgr<strong>und</strong> weder im Alpen-Rheintal, noch im Vierwaldstätter<br />

See, etwa im Urner See (BUXTORF et al.<br />

1916K, BRÜCKNER 1956a, HANTKE 1961a, et al. 2002<br />

Ke, SCHINDLER 1969), wo er seismisch erst knapp 200<br />

m unter dem Meeresspiegel nachgewiesen ist, noch im<br />

Brienzer See, die „Quartärbasis“ dar. Die Becken sind<br />

somit nicht „glazial“ übertieft. Der Felsgr<strong>und</strong> ist<br />

älter; er fällt in die Zeit der Zerscherung bei der Platznahme<br />

der helvetischen Decken, vor gut fünf Mio. Jahren.<br />

Das tiefste Schuttgut im ersten Urner See wurde<br />

schon damals abgelagert <strong>und</strong> blieb in der tektonischen<br />

Senke liegen; der Reuss-Gletscher hat beim Vorstoss<br />

nur wenig Schutt weiter verfrachtet. Die tiefsten Sedimente<br />

sind daher nicht unbedingt pleistozän; sie können<br />

als Gesteinsschutt, Schotter <strong>und</strong> Sande im Vorfeld<br />

eines frühesten Reuss- bzw. Aare-Gletschers bis an die<br />

Mio-/Pliozän-Wende zurückreichen, während nach<br />

bisheriger Vorstellung zwischen dem jüngeren Miozän<br />

<strong>und</strong> dem jüngerem Pliozän Sedimente von über drei<br />

Mio. Jahren „fehlen“.<br />

Zudem wurde der Gletscherschutt auch in den Kaltzeiten<br />

nicht auf dem Boden als Gr<strong>und</strong>moräne fortbewegt,<br />

sondern, wie schon LOUIS AGASSIZ (1840) am Unteraargletscher<br />

festgestellt hat, auf der Oberfläche<br />

Gegen das Ende einer Kaltzeit schmolz der Obermoränenschutt<br />

auf den Talboden <strong>und</strong> wurde beim Vorstoss<br />

in der nächsten Kaltzeit vom wieder vorgestossenen<br />

Gletscher überfahren, gepresst, „vorbelastet“ <strong>und</strong> mit<br />

etwas echter Gr<strong>und</strong>moräne zu einer Pseudo-Gr<strong>und</strong>moräne<br />

vermengt. Auch die canyonartigen Schluchten,<br />

die Aare- oder die Taminaschlucht (HANTKE &<br />

SCHEIDEGGER 1993, 2000), sind nicht vom Wasser eingesägt<br />

worden; sie folgen Störungen <strong>und</strong> sind im<br />

Kalkstein von kalten Tiefenwasser durch Lösung<br />

„geglättet“ worden.<br />

Die r<strong>und</strong> 400 m tiefe, geophysikalisch <strong>und</strong> durch Bohrungen<br />

belegte Menzinger Rinne zwischen oberem<br />

Zürichsee <strong>und</strong> Zuger See mit Felstiefen bis unter 270<br />

m bzw. 330 m ü.M. hat sich – dem Molassestreichen<br />

folgend – am S-Rand einer bis zur Überkippung aufgerichteten,<br />

von Querstörungen zerscherten Molasseabfolge<br />

gebildet. Diese ist dabei kollabiert, <strong>und</strong> ihr<br />

111


Schutt füllte die Mulde. In der Rinnenfüllung sind<br />

palynologisch zwei Warmzeiten nachgewiesen (SID-<br />

LER 1988). Darunter folgen noch mindestens 170 m<br />

moränenartige Sedimente, die in ihrer Position – quer<br />

zur Fliessrichtung der Gletscher – eine Reihe weiterer<br />

Kalt/Warmzeit-Zyklen beinhalten können; zuunterst<br />

sind Sande erbohrt worden (WYSSLING & FELBER<br />

1995). Die untere Moränen-Abfolge möchte WYSS-<br />

LING (2002) als Gr<strong>und</strong>moräne einer einzigen Kaltzeit,<br />

der „Grössten Eiszeit“, zuweisen. Eine derart mächtige<br />

„Gr<strong>und</strong>“moräne einer einzigen Kaltzeit wäre<br />

absolut einmalig. Die Verfrachtung zäher, kompakter<br />

„Gr<strong>und</strong>“moräne am Gletscherboden, wo die Schubkraft<br />

des Gletschers scharf abfällt, ist auszuschliessen.<br />

Dagegen erfolgte der Transport problemlos als zu<br />

Obermoräne vereinigten Mittelmoränen, bei der das<br />

Eis als Förderband gewirkt hat (WAGNER 2001c). Wohl<br />

tritt Gr<strong>und</strong>moräne meist am Gletschergr<strong>und</strong> auf; doch<br />

sind Wysslings Dimensionen um zwei Grössenordnungen<br />

zu gross.<br />

Der Nachweis der Menzinger Rinne <strong>und</strong> ihre Füllung<br />

haben nicht nur Konsequenzen für die Deutung der<br />

Geschichte zwischen Zürichsee <strong>und</strong> Zuger See. Nach<br />

bisheriger Auffassung wären die Täler des Mittellandes<br />

in Warmzeiten des Eiszeitalters bei bis über 70 %<br />

Waldbedeckung im Alpen-Vorland <strong>und</strong> in den N-<br />

Alpen sukzessive eingetieft worden. In den Kaltzeiten<br />

wären vor den anrückenden Gletschern jeweils auf<br />

immer tieferen Niveaus gewaltige Schotterfluren<br />

geschüttet worden: Höherer, Mittlerer <strong>und</strong> Tieferer<br />

Deckenschotter. Am bayerischen Eisrand werden zuoberst<br />

noch ältere Deckschotter unterschieden.<br />

In den Schweizer Deckenschottern lassen sich geröllanalytisch<br />

verschiedene Schotterstränge auseinanderhalten,<br />

so dass sich diese gliedern lassen (GRAF 1993,<br />

1995, in MATOUSEK et al. 2000K, BITTERLI et al. 2000K,<br />

BOLLIGER et al. 1996, HANTKE & WAGNER 2003a,b,<br />

HANTKE et al. 2003) <strong>und</strong> teils pliozänes Alter belegen.<br />

Unterhalb der Deckenschotter werden für eine differenziertere<br />

Geschichte des mittleren <strong>und</strong> jüngeren<br />

Pleistozäns – je nach Schule – weitere, vom jeweiligen<br />

Eisrand aus geschüttete Schotterfluren unterschieden:<br />

mehrere Hoch-, Mittel- <strong>und</strong> Niederterrassenschotter.<br />

Für all diese höheren schweizerischen Schotterfluren<br />

bietet sich eine weit realistischere Deutung an: Sie<br />

wurden lokal vom Rand in bereits in Tälern fliessenden<br />

Gletschern auf eisfreie Hochflächen geschüttet.<br />

Dabei kommt den Mittelmoränen für die Lieferung<br />

des Schuttgutes entscheidende Bedeutung zu (HANTKE<br />

1991 S. 208; WAGNER 1997 S. 134, WAGNER 2001c):<br />

Es sind auf Molasse- oder Tafeljura-Riedel auf Gr<strong>und</strong><br />

gelaufene, durch Schmelzwasser <strong>und</strong> Regengüsse ver-<br />

112<br />

frachtete, „moränennahe“ Schotterfluren (HANTKE &<br />

WAGNER 2003a,b).<br />

Wie steht es mit dem in den Erdwissenschaften immer<br />

wieder diskutierten Abtrag von Deckenteilen <strong>und</strong> von<br />

ganzen Decken? Im Muotatal, auf Silberen, Charetalp<br />

<strong>und</strong> Glattalp, lässt sich der Abtrag durch Lösung bei<br />

auf nacktem Kalkhochflächen aufliegenden Findlingen<br />

ermitteln. Unter ihnen hat sich ein maximal 10–12<br />

cm hoher, an Gletschertische erinnernder Kalkschemel<br />

gebildet. Die Findlinge liegen auf einem Kranz auf<br />

dem Silberen-Plateau; für einen letztspätwürmzeitlichen<br />

Moränenwall hat die Substanz nicht ausgereicht.<br />

Doch haben die Blöcke seit dem Eisvorstoss vor<br />

11'000 Jahren die Karsthochfläche vor Lösungsabtrag<br />

geschützt (Abb. 7.2). Aus der Höhe der Kalkschemel<br />

resultiert ein Abtrag der umliegenden Karstfläche von<br />

1 cm in 1000 Jahren. Ähnliche Schemel finden sich<br />

auf Rautialp (Kt. Glarus), <strong>und</strong> BRÜCKNER (1956b) hat<br />

solche – noch ohne chemischen Abtrag – vom Hoch<br />

Fulen-Gebiet (Kt. Uri) beschrieben.<br />

Abb. 7.2 Erratiker auf Kalkschemel des letzten spätwürmzeitlichen<br />

Eisvorstosses auf Oberist Twärenen, Silberen<br />

(Kt. <strong>Schwyz</strong>). Unter dem Erratiker blieb die<br />

Oberfläche vor der Karbonatlösung durch Regen<strong>und</strong><br />

Schneeschmelzwasser bewahrt: Es entstand<br />

ein Kalkschemel. Bei Blöcken, die sich im letzten<br />

spätwürmzeitlichen Gletschervorstoss abgesetzt<br />

haben, erlaubt die Schemelhöhe von 10–12 cm eine<br />

Lösungsrate von 1 cm/1000 Jahre zu ermitteln.<br />

Für die Zeit seit der Platznahme der helvetischen<br />

Decken vor fünf Mio. Jahren ergäbe sich zunächst ein<br />

Lösungsabtrag von maximal 50 m. Auf den flachen<br />

Hochflächen war dieser jedoch unter dem kaltzeitlichen<br />

Eisschild geringer Vorstoss- <strong>und</strong> Abschmelzphasen<br />

haben später eingesetzt <strong>und</strong> früher aufgehört.<br />

An vertikalen Flächen – zwischen Schrattenkalk <strong>und</strong><br />

eingepresstem Kieselkalk der aufliegenden Toralp-<br />

Abfolge – konnten gar nur wenige cm bis dm beobachtet<br />

werden. Der mechanische Abtrag ist auf den<br />

Hochflächen minimal; er beschränkt sich auf lokales


Ausbrechen von Felswannen durch vorstossendes Eis.<br />

Auf Silberen–Twärenen–Bödmeren sind viele Senken<br />

rein tektonisch bedingt, was ihre Füllung mit Toralp-<br />

Abfolge belegt; es sei denn, sie wären schon in Spätphasen<br />

der Platznahme der Decken, im jüngsten Miozän,<br />

glaziär ausgeräumt worden (HANTKE 2001K, et al.<br />

2002Ke,f).<br />

Ein wirksamerer Hang-Abtrag erfolgte <strong>und</strong> geschieht<br />

noch immer mechanisch an steilen Flanken durch Felsstürze,<br />

Steinschlag, Rüfen <strong>und</strong> Rutschungen. An der<br />

Druesberg-Südwand lässt sich – trotz aktiver Felsabbrüche<br />

– seit der Platznahme vor fünf Mio. Jahren ein<br />

Abtrag von nur wenigen h<strong>und</strong>ert Metern ermitteln. Die<br />

Täler werden kaum tiefer, aber breiter <strong>und</strong> die Berge<br />

schroffer.<br />

Für den Bereich zwischen Alpen-Rheintal <strong>und</strong> Thunersee<br />

wird angenommen, dass die höchsten tektonischen<br />

Einheiten, die Klippen-Decke <strong>und</strong> in den<br />

<strong>Schwyz</strong>er Alpen noch darüber liegende hochpenninische<br />

<strong>und</strong> ostalpine Elemente, bis auf die bescheidenen<br />

Reste der östlichen <strong>Schwyz</strong>er Klippen, abgetragen<br />

worden wären.<br />

Die dargelegten Kalklösungswerte sind von Bedeutung<br />

für den Abtrag von Deckenteilen in den Helvetischen<br />

Kalkalpen <strong>und</strong> für die Klippen-Decke. Diese<br />

können nach ihrer Platznahme vor fünf Mio. Jahren<br />

nicht über weite Areale bis auf bescheidenste Reste<br />

abgetragen worden sein. Die Zentralschweizer Klippen<br />

übersteigen den maximalen Abtragungswert um<br />

weit über eine Zehnerpotenz. Zwischen Thuner- <strong>und</strong><br />

Genfersee, in den Préalpes médianes, ist die Klippen-<br />

Decke intensiv verfaltet; ihre Gewölbe sind aufgebrochen.<br />

Als Ganzes blieb die Decke aber noch weitgehend<br />

intakt. Die Zentralschweizer Klippen sind daher<br />

kaum Reste einer zusammenhängenden Decke; sie<br />

sind als einzelne Schollen auf Flysch <strong>und</strong> helvetischen<br />

Decken verfrachtet worden. Ihr Schutt hat im jüngeren<br />

Oligozän <strong>und</strong> im Miozän, in initialen Zerbrechungsphasen<br />

<strong>und</strong> Frühphasen ihres Transports über Relief,<br />

in Hochlagen <strong>und</strong> in Kühlzeiten, das Schuttgut des<br />

Rigi–Rossberg-Schuttfächers geliefert (Abb. 7.3 <strong>und</strong><br />

7.4).<br />

Ein Abtrag durch Fliessgewässer, die nach heftigen<br />

Regengüssen, bei plötzlich einsetzender Schneeschmelze<br />

<strong>und</strong> besonders bei deren Kombination, kurzfristig<br />

gewaltige Schuttmengen verfrachten, bleibt<br />

unbestritten. Transportkraft <strong>und</strong> landschaftsprägender<br />

Einfluss sind – vor allem unmittelbar darnach – beeindruckend;<br />

doch schon nach wenigen Jahrzehnten sind<br />

die Spuren verheilt. Festzuhalten ist, dass bei solchen<br />

Ereignissen nicht Fels sondern Gesteinsschutt verfrachtet<br />

wird. Zur Diskussion steht aber der Abtrag<br />

von Fels.<br />

7.3 Zur Landschaftsgeschichte zwischen<br />

jüngerem Oligozän <strong>und</strong> Pliozän<br />

Gegen das jüngere Oligozän setzten in den werdenden<br />

Alpen Verfrachtungen von ihrer Unterlage abgescherter<br />

Erdrindenstücke, von Decken verstärkt ein. Zugleich<br />

wurden aus alpinen Stammtälern Schuttfächer<br />

anfangs in ein perialpines Meer, dann – bei klimatisch<br />

bedingtem, tieferem Meeresspiegel – auf das landfest<br />

Abb. 7.3<br />

Die Geröll-Schüttungen des jung-oligozänen Rigi-Rossberg-<br />

<strong>und</strong> des jüngst-oligozän–frühmiozänen Höhronen-<br />

Schuttfächers. Das Schuttgut des Rigi-Schuttfächers<br />

stammt aus Mittelbünden, jenes des jüngeren Höhronen-<br />

Fächers aus dem Bernina-Gebiet. Es wurde durch Eistransfluenz<br />

aus dem Engadin über Ur-Julier <strong>und</strong> Ur-Albula<br />

nach Mittelbünden <strong>und</strong> bei Seeausbrüchen als Muren<br />

durch die Ur-Panixerpass- <strong>und</strong> Ur-Bisistal-Quersenke<br />

nach Norden verfrachtet (Abb. 7.1).<br />

113


Abb. 7.4 Die Klippen der Zentralschweiz sind auf dem Rücken der helvetischen Decken <strong>und</strong> Flysch-Schuppen durch Quersenken<br />

aus Südosten in ihre heutige präalpine Position in der Zentralschweiz gelangt. Im Osten erfolgte dies durch eine Ur-Panixerpass-<br />

<strong>und</strong> eine Ur-Bisistal-Depression, im Westen durch die Ur-Hasli-Depression.<br />

Penninische Klippen punktiert; Ostalpine Klippen schwarz<br />

gewordene Vorland geschüttet. Bei den Bewegungen<br />

der ostalpinen <strong>und</strong> penninischen Decken, vor allem<br />

beim Transport der als Schollen über Relief verfrachteten<br />

<strong>Schwyz</strong>er Klippen, fiel mächtig Gesteinsschutt<br />

an. Dieser stammte aus Liefergebieten in Mittelbünden<br />

(SPECK 1953, STÜRM 1973, HANTKE 1988, 1991).<br />

Als Transportwege bieten sich Strukturen unter den<br />

späteren Quersenken der helvetischen Decken, Ur-<br />

Panixerpass- <strong>und</strong> Ur-Bisistal-Depression, an. Ein Teil<br />

des über 100 km 3 umfassenden Rigi-Rossberg-Schuttgutes,<br />

in dem Nagelfluhbänke km-weit durchhalten,<br />

wurde schon bei der Schüttung als Feingut weiter verfrachtet,<br />

ein weiterer später von den Decken überfahren<br />

<strong>und</strong> ein letzter fiel Bergstürzen zum Opfer <strong>und</strong><br />

wurde zum Teil vom Reuss-Gletscher als Erratiker <strong>und</strong><br />

Mittelmoränen fortgetragen.<br />

Wenig jüngere Schüttungen zeichnen sich im Höhronen-,<br />

noch jüngere im W im Napf- <strong>und</strong> im E im Hörnli-<br />

Fächer ab. Auf ihnen fehlen obermiozäne <strong>und</strong> pliozäne<br />

Sedimente. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass sie<br />

im Pliozän <strong>und</strong> im Pleistozän vollständig abgetragen<br />

wurden. Westlich von St. Gallen liegen solch jüngere<br />

114<br />

Sedimente als kühlzeitliche Tannenberg-Schüttung vor<br />

(HOFMANN 1957, 1973K). Noch jüngere, pliozäne<br />

Ablagerungen sind in den Senken zu erwarten, die bei<br />

der Platznahme der helvetischen Decken durch Ausscheren<br />

der subalpinen Molasse-Schuppen aus ihrem<br />

Ablagerungsraum entstanden <strong>und</strong> in aus Blattverschiebungen<br />

hervorgegangenen Gräben. Ihre Sedimente<br />

finden sich teils in Deckenschottern (S. 112) auf<br />

Hochflächen als auf Gr<strong>und</strong> gelaufener, epiglaziärer<br />

Schmelzwasser-Ablagerungen von ins Mittelland vorgestossenen<br />

alpinen Gletschern (WAGNER 1997,<br />

2001c, HANTKE & WAGNER 2003a,b).<br />

Der Vorstellung, die Täler im Rigi-Gebiet wären im<br />

Eiszeitalter glazial zunehmend tiefer ausgeräumt worden<br />

(RÜTIMEYER 1877), wurde bei Neukartierungen<br />

der Atlasblätter überprüft.<br />

Die Becken von Vierwaldstätter <strong>und</strong> Zuger See <strong>und</strong> die<br />

Talung Brunnen–<strong>Schwyz</strong>–Arth sind tektonisch angelegt


(HANTKE 1961a, 1986, 1991, et al. 2002Kb,e). Der<br />

Urner See verdankt seine Entstehung Grenzblättern,<br />

längs denen die Flanken bei der Platznahme auf Gleithorizonten<br />

auseinander gefahren sind, so dass die<br />

Decken beidseits des Sees um über 700 m gegeneinander<br />

verstellt erscheinen (S. 111). Die Talung Brunnen–Ibach,<br />

das Seebecken Brunnen–Buochs <strong>und</strong> das<br />

von der untersten Engelberger Aa durchflossene Tal zwischen<br />

Buochser Horn–Stanser Horn <strong>und</strong> Bürgenstock<br />

verlaufen zwischen der Stirn der Drusberg-Decke<br />

im S <strong>und</strong> den durch diese vom Rücken der Axen-Decke<br />

abgescherten <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachteten<br />

Kreide-Eozän-Schuppen im N, den steil gegen SE einfallenden<br />

Hochflue- <strong>und</strong> Urmi-Platten. Die Hochflue<br />

endet NE der Egg, der Urmiberg bei Seewen. Senkrecht<br />

zum Streichen setzen ihre östlichen Äquivalente –<br />

Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Decke – auf der Axen-Decke<br />

ein (HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Die Abscherung<br />

von ihrer Unterlage erfolgte durch die vorgefahrene<br />

Drusberg-Decke, den Flysch <strong>und</strong> die darauf reitenden<br />

Klippen: Mythen, Rotenflue <strong>und</strong> Iberger Klippen.<br />

Der Durchbruch der Nasen, die Verbindung von Gersauer-<br />

<strong>und</strong> Vitznauer Becken, verdankt die Entstehung<br />

„Streckungsbrüchen“, schräg laufenden Grenzblättern.<br />

Dadurch wurden die von der Axen-Decke abgescherten<br />

<strong>und</strong> am Alpenrand aufgerichteten Kreide-<br />

Abfolgen seitlich „gestreckt“.<br />

Der Abschnitt Vitznau–Chrüztrichter folgt dem SW-<br />

Rand des Rigi-Schuttfächers, an den der Bürgenstock<br />

als verbogenes westliches Äquivalent der Urmi-Platte<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung der Hochflue-Schuppe anschliesst<br />

(HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Der Küssnachter<br />

Arm hat sich im aufgebrochenen Gewölbe vor der<br />

starren Rigi-Scholle gebildet.<br />

Die Zuger See-Talung entstand bei der Platznahme<br />

der helvetischen Decken in der verscherten Rigi-Rossberg-Schüttung<br />

<strong>und</strong> ihrer vorgelagerten Molasse.<br />

Dabei sind die Molasseblöcke von Rigi <strong>und</strong> Rossberg<br />

schon früh auf Gleithorizonten auseinander gedriftet.<br />

Altersmässig umfasst die Rigi-Rossberg-Molasse das<br />

jüngere Oligozän. In Kühlzeiten wurde vorwiegend<br />

Grobgut abgelagert. Pflanzliche <strong>und</strong> tierische Fossilreste<br />

finden sich nur in feinen, warmzeitlichen Sedimenten.<br />

Von der Scheidegg gegen S, gegen das Tüfenbachtobel,<br />

erscheint noch frühes Miozän. Dann lag der<br />

Rigi-Schuttfächer für jüngere Ablagerungen zu hoch.<br />

Solche konnten nur noch randlich erfolgen: zwischen<br />

Luzerner- <strong>und</strong> Zuger See, zum Walchwiler Berg <strong>und</strong><br />

zum Höhronen. Die Rigi-Schüttung aus Mittelbünden<br />

wurde von der Höhronen-Schüttung (Abb. 7.3) mit<br />

kaltzeitlichen Zuschüssen aus dem Oberengadin<br />

abgelöst. Gegen das mittlere Miozän wurde die Schüttung,<br />

bei fortschreitender alpiner Gebirgsbildung,<br />

durch jene des Hörnli-Fächers mit veränderten Liefergebieten<br />

<strong>und</strong> neuen Abflusswegen ersetzt.<br />

Im jüngeren Oligozän <strong>und</strong> im Miozän bildete die<br />

Hasli-Talung eine flache Quersenke. Aus dem zunächst<br />

noch gegen N abfallenden Ossola-Tal erfolgte<br />

über Gries–Grimsel–Ur-Haslital die Schüttung der<br />

Entlebucher Schuttfächer <strong>und</strong> später jene des Napf-<br />

Fächers. Im jüngeren Miozän bewegten sich durch<br />

diese Quersenke <strong>und</strong> ihre Randbereiche die helvetische<br />

Wildhorn-Decke, der Obwaldner Flysch <strong>und</strong> –<br />

auf ihnen reitend – die westlichen mittelpenninischen<br />

Zentralschweizer Klippen, Giswiler Stöcke–Rotspitz,<br />

gegen Nordwesten.<br />

Die Anlage des heutigen Haslitales ist noch jünger,<br />

bestimmt durch Störungen, die das Aar-Massiv durchscheren.<br />

Sie verläuft durch die Quermulde in den Faltenachsen<br />

der Wildhorn-Decke mit ihren liegenden<br />

Falten. In der östlichen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette<br />

fallen die Faltenachsen gegen das Haslital; nördlich<br />

der Aare steigen sie gegen Nordosten wieder an<br />

(ARBENZ 1911K, MÜLLER 1938). Dies sind die letzten<br />

Zeugen der früheren Schüttungsrinne von Entlebucher<br />

<strong>und</strong> Napf-Schuttfächer.<br />

Die Fortsetzung des Haslitales gegen Westen in die<br />

Brienzer See-Talung verdankt ihre Entstehung dem<br />

axialen Auseinanderreissen der Wildhorn-Decke.<br />

Gegen ihre Front erfolgte unter der Last des vorgleitenden<br />

Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches ein Loslösen<br />

der Kreidehüllen von ihren im Süden, in den Gebirgskämmen<br />

der Faulhorn–Schwarzhorn-Kette, zurückgebliebenen<br />

Jura-Kernen (GÜNZLER-SEIFFERT 1934,<br />

1938K). Auf Gleithorizonten, den nordfallenden<br />

Callovo-Oxford-Mergelschiefern <strong>und</strong> Mergelschiefern<br />

der untersten Kreide, fuhren die verfalteten <strong>und</strong><br />

verschuppten Kreide-Hüllen weiter gegen N vor <strong>und</strong><br />

bildeten die Kreidefalten der Wilerhorn–Brienzer<br />

Rothorn–Brienzergrat–Harder-Kette.<br />

In den letzten Phasen der Platznahme der helvetischen<br />

Decken begann sich auf den Callovo-Oxford-Schiefern<br />

die Talung des Brienzer Sees zu öffnen. Von den<br />

tieferen Jurakernen ist S des Brienzer Sees der von<br />

Querstörungen durchsetzte Rücken der Rouft zwischen<br />

Giessbach-Hotel zum See-Anfang an der Querstörung<br />

Teiffental–Nasen <strong>und</strong> W der Riseten an Grenzblättern<br />

gegen N bewegt worden. Der Rücken setzt<br />

sich im gegen W brüsk endenden Ballenberg fort; in<br />

ihm zeichnen sich gegen N ansteigende Scherflächen<br />

ab.<br />

Auf N-fallenden Callovo-Oxford-Schiefern glitten die<br />

tiefsten Quintner Kalkstirnen nach NW. Unter der Last<br />

der vorgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flyschmassen<br />

rissen die Kreide-Hüllen von ihren Jura-Kernen<br />

ab, brach die Wildhorn-Decke auseinander (Abb. 7.5).<br />

115


Abb. 7.5 Bei der Platznahme der Wildhorn-Decke ist ihr Frontbereich an Längsstörungen axial aufgebrochen. Durch das Vorgleiten<br />

der Kreide-Hüllen auf Gleithorizonten im Bereich oberster Dogger/unterster Malm (Callovo-Oxford-Schiefer) <strong>und</strong><br />

unterster Kreide (Palfris-Formation–Vitznau-Mergel) öffnete sich unter der Last des von der Brienzergrat-Kette gegen<br />

Norden abgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches die Brienzer See-Talung. In der tektonisch entstandenen Längskerbe<br />

sammelten sich in Warmzeiten die Flussarme des Hasli in einem Ur-Brienzer See, dem Nordost-Arm eines Ur-<br />

Oberländer Sees. In Kaltzeiten floss der Hauptast des Aare-Gletschers durch diese Talung.<br />

Abb. 7.6 Geologisches Querprofil durch die Berge am oberen Brienzer See zwischen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette im Süden <strong>und</strong><br />

Brienzergrat-Kette im Norden, zirka 1:100'000.<br />

Zwischen dem durchscherten Quintner Kalk des Brünig<br />

<strong>und</strong> von Brienz sind steile ENE–WSW-laufende<br />

Störungen zu erkennen. Ebenso verraten sich solche in<br />

den Tälern beidseits des Ballenberg, im Tal Brienzwiler–Hofstetten–Brienz<br />

<strong>und</strong> im Aaretal, die sich als<br />

Scherstörungen im Brienzer See (Abb. 7.5, 7.6 <strong>und</strong><br />

7.8) verlieren. Längs Störungen sind Felspartien niedergefahren,<br />

versackt.<br />

In der tiefsten Senke, im Aaretal zwischen Meiringen<br />

<strong>und</strong> in ihrer Fortsetzung gegen Südwesten, sammelten<br />

sich die Fliessgewässer des Oberhasli im pliozänen<br />

Brienzer Arm des Ur-Oberländer Sees (Abb. 7.7).<br />

Durch Unterschiebung des Vorlandes wurde die Brienzergrat-Kette<br />

höher gestaucht (Abb. 7.5 <strong>und</strong> 7.6). Der<br />

Brünig in der direkten Fortsetzung der Hasli-Depression<br />

liegt in der alten Quersenke mit teils mitgeschleppten<br />

Jura-Kernen <strong>und</strong> vorbewegten Kreide-Hüllen.<br />

Im Eiszeitalter wurde auch die Brienzer See-Talung<br />

kaum vertieft, wohl aber erweitert (S. 112).<br />

Die Hänge oberhalb Brienz, zwischen Brienzwiler<br />

<strong>und</strong> Ebligen, zeichnen sich durch zahllose, teils<br />

schon von MICHEL (1922K) erkannte Sackungen aus<br />

116<br />

(Abb. 7.9). Diese reichen bei der Zwischenegg SE<br />

des Arnihaaggen fast bis auf den Grenzgrat Bern/<br />

Obwalden. Im subalpinen Bereich waren Sackungen<br />

in Warmzeiten von Wald bestockt <strong>und</strong> schützten die<br />

Talflanken weitgehend vor dem Abtrag. In tieferen<br />

Lagen sind sie moränenbedeckt, in höheren liegen<br />

sie in Palfris-Schiefern, Vitznau-Mergeln, im Diphyoides-Kalk<br />

<strong>und</strong> im helvetischem Kieselkalk.<br />

Kahlschläge zur Gewinnung von Alpweiden <strong>und</strong> für<br />

Abb. 7.7 Der nach den letzten Phasen der Platznahme der<br />

Wildhorn-Decke entstandene Ur-Brienzer See<br />

wurde durch den mehrfach vorgestossenen Aare-<br />

Gletscher kaum wesentlich vertieft, wohl aber<br />

erweitert. Blick von einem frühen Brienzer<br />

Rothorn gegen Südwesten auf den Oberländer See.


den Hausbau <strong>und</strong> Hausbrand haben im<br />

gelockerten Gestein zu mächtigen<br />

Schuttfächern <strong>und</strong> seit dem 15. Jh. zu<br />

Verwüstungen durch Wildbäche geführt.<br />

Erst gegen Brienz stellt sich im<br />

Quintner Kalk von Flueberg <strong>und</strong> Flue<br />

anstehender Fels ein (Abb. 7.9).<br />

Ein vergleichbares Geschehen hat sich<br />

im Klöntal (Kt. Glarus) ereignet. Dort<br />

ist die Stirn der Axen-Decke zwischen<br />

Glärnisch- <strong>und</strong> Twiren–Deyenstock-Kette<br />

aufgebrochen <strong>und</strong> auf plastischen<br />

Schilt-Schichten vorgeglitten.<br />

Neben Längsbrüchen auf der Glärnisch-<br />

Seite (SCHINDLER 1959, HANTKE et al.<br />

2002Kd) zeichnet sich die N-Seite des<br />

Klöntals durch Sackungen aus (OBER-<br />

HOLZER et al. 1942K). Wie in der Brienzer<br />

See-Talung sind alte Längsbrüche<br />

beteiligt (GÜNZLER-SEIFFERT 1952).<br />

Während der Transportweg der westlichen <strong>und</strong> der<br />

östlichen Zentralschweizer Klippen problemlos<br />

erscheint (Abb. 7.4), gestaltet sich jener der Klippen<br />

von Klewenalp–Buochserhorn <strong>und</strong> Stanserhorn–<br />

Arvigrat, infolge des späteren tektonischen Geschehens,<br />

viel schwieriger. Am wahrscheinlichsten<br />

erscheint ein Weg aus dem Tessin durch Leventina–Gotthard–Engelberg.<br />

Der Hochstau von Gotthard-<br />

<strong>und</strong> Aar-Massiv zum Hochgebirge erfolgte<br />

erst spät.<br />

Abb. 7.8 Längs- <strong>und</strong> Querstörungen im Gebiet Giessbach–Brünigpass<br />

7.4 Die alpine Gebirgsbildung <strong>und</strong> der stete<br />

Wechsel von Klima <strong>und</strong> Vegetation<br />

Mit dem Hochstau des Alpen-Hauptkammes <strong>und</strong> dem<br />

steten Wandel von Warm- <strong>und</strong> Kühlzeiten hat sich<br />

auch die Flora laufend veränderten Umweltbedingungen<br />

angepasst, was pflanzliche Grossreste <strong>und</strong> Pollenfloren<br />

aus der Molasse dokumentieren. Im Vorland<br />

breiteten sich zusammenhängende, warmgemässigte<br />

Laubmischwälder aus mit Amberbäumen, wärmeliebenden<br />

Walnuss-Verwandten <strong>und</strong> Sumpfzypressen, in<br />

wärmeren Phasen Lorbeer-Gewächse <strong>und</strong> vereinzelt<br />

Fächerpalmen, wie fossile Floren im Rigi- <strong>und</strong> im<br />

Schuttkegel<br />

Schwemmfächer: Muren<br />

Späteiszeitliche Moränen<br />

Mittelmoränen<br />

Sackungspakete von Schutt<br />

Sackungspakete von Felsgestein<br />

Südhelvetische Kreide <strong>und</strong> Malm<br />

Abb. 7.9<br />

Sackungen auf der Südseite der<br />

Brienzer Rothorn-Kette<br />

117


Rossberg-Gebiet belegen (HOCHULI 1978, EBERHARD<br />

1989, HANTKE 1964, 1991, et al. 2002Kb). In den Voralpen<br />

entfalteten sich bis 1200 m über die heutige<br />

Waldgrenze, bis 2800 m ü.M. reichende, höhenstufenmässig<br />

gegliederte Laubmischwälder; höher oben<br />

wuchsen nur noch Nadelhölzer.<br />

Das jeweilige Zurückwandern der in Kühlzeiten verdrängten<br />

Wälder erfolgte einerseits perialpin; anderseits<br />

erlaubten niedrige Pässe ein rasches Anpassen an<br />

das veränderte Klima <strong>und</strong> ein schnelleres Wiederausbreiten<br />

der Gehölze.<br />

Die alpine Flora, die sich in Hochlagen der Rigi zu<br />

behaupten vermochte, ist wohl mit den <strong>Schwyz</strong>er<br />

Klippen in die <strong>Schwyz</strong>er Berge eingewandert. Schon<br />

in der ersten Kaltzeit dürfte sie an sonnigen S-Hängen<br />

der Rigi <strong>und</strong> steilen S-Flanken der Druesberg-Kette<br />

Refugien gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in den Warmzeiten auf waldfreie<br />

Nord- <strong>und</strong> Ost-Lagen gewechselt haben (HANTKE<br />

et al. 2001).<br />

Zwischen Hasli <strong>und</strong> Ossola-Tal zeichnet sich noch<br />

im mittleren Tertiär ein Einwanderungsweg vom Ur-<br />

Toce zur Ur-Aare ab, da weder Grimsel noch Griespass<br />

als trennende Wasserscheiden existiert haben<br />

(Abb. 7.4).<br />

Mit den Gesteinsdecken ist bei der Gebirgsbildung zu<br />

allen Zeiten auch die Pflanzendecke mit ihrer Kleinfauna<br />

mitgewandert. Mit der Wildhorn-Decke <strong>und</strong> der<br />

bei ihrer Platznahme erfolgten Trennung der Kreide-<br />

Hüllen von ihren Jura-Kernen konnte bei an Substrat<br />

118<br />

<strong>und</strong> Exposition angepasster Höhengliederung eine<br />

alpine Flora ins Brienzer Rothorn-Gebiet gelangen.<br />

Mit den durch die Hasli-Quersenke vorgefahrenen<br />

Giswiler Klippen gelangten Dolomit ertragende,<br />

ursprünglich südalpine Arten in die westlichen Zentralschweizer<br />

Klippen <strong>und</strong> vom Mändli über Schönbüel<br />

zum Brienzergrat. Das Aufsteigen des Aar-Massivs<br />

im jüngsten Miozän unterband den früheren<br />

Austausch von Laubbäumen über die Grimsel; für<br />

alpine <strong>und</strong> subalpine Arten blieb der Einwanderungsweg<br />

nur für windverfrachtete <strong>und</strong> durch Vögel verbreitete<br />

Samen erhalten. Etliche alpine Arten dürften<br />

die Kaltzeiten mit der Kleinfauna an geschützten Südlagen<br />

über dem Eis der Talgletscher überdauert haben<br />

(HANTKE et al. 2001).<br />

Mit dem Vorgleiten der Giswiler Klippen, isolierten<br />

dolomitischen Gesteinen der penninischen Klippen-<br />

Decke aus Süden <strong>und</strong> Südosten, fallen als Florenrelikte<br />

eher solche, als durch Wind <strong>und</strong> Zugvögel verfrachtete<br />

Samen von SW-europäischen, atlantischen<br />

Arten in Betracht.<br />

Mit den hereinbrechenden Kaltzeiten im Pliozän <strong>und</strong><br />

Pleistozän, in denen nur bescheidenste alpine Flächen<br />

oberhalb der Talgletscher kurzfristig ausaperten,<br />

begannen für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere härtere Zeiten. In<br />

HANTKE et al. (2001) wurde versucht, die jüngere<br />

Landschaftsgeschichte des Eiszeitalters im Rigi- <strong>und</strong><br />

Brienzer Rothorn-Gebiet <strong>und</strong> das mögliche Überleben<br />

kälteresistenter Arten, aufgr<strong>und</strong> der heutigen Verbreitung<br />

der alpinen Arten, aufzuzeigen.


Um das Heft einer weiteren, erdgeschichtlich interessierten<br />

Leserschaft zugänglich zu machen, werden knappe Erläuterungen<br />

von Fachausdrücken <strong>und</strong> erdgeschichtliche Übersichten beigefügt.<br />

Weitere Fachausdrücke sind auch in den Tabellen 1.1 bis<br />

1.6 (Kap. 1) <strong>und</strong> 4.1 (Kap. 4) sowie in Tabelle A: Erdgeschichte<br />

(loses Blatt im Umschlag), meist im zeitlichen Zusammenhang,<br />

aufgeführt.<br />

Folgende Spezialzeichen bedeuten: > siehe auch …, >> Gegensatz.<br />

Abfolge: Übereinander abgelagerte Folge zusammengehöriger<br />

Gesteinsschichten.<br />

Ablation: Verlust von Gletschereis an der Oberfläche durch<br />

Abschmelzen <strong>und</strong> Verdunsten infolge Sonneneinstrahlung<br />

<strong>und</strong> Temperatureinflüssen.<br />

Abscherung: Durch tektonische Bewegung bedingtes Abgleiten<br />

oder Wegpressen einer Gesteinsfolge von ihrer Unterlage.<br />

Abschiebung: Wegbewegen infolge Schub eines Gesteinspaketes<br />

von der Hauptmasse; >> Aufschiebung.<br />

Abtragung: Oberbegriff für die mechanische, chemische oder<br />

biologische Zerstörungstätigkeit, die Gesteinsmaterial aus<br />

dem Verband lockert, löst <strong>und</strong> umlagert.<br />

Akkumulation: Bezeichnung des Prozesses als auch des Produktes<br />

der mechanischen Anhäufung von Gesteinsmaterial.<br />

Auch jährlicher Massenzuwachs eines Gletschers.<br />

Alleröd: Wärmerer Zeitabschnitt in der letzten Kaltzeit, > Interstadial,<br />

von 12'000–11'000 Jahren vor heute. Die späteiszeitliche<br />

Wiederbewaldung mit Birke <strong>und</strong> Waldföhre reichte in<br />

den Alpentälern bis 1'600 m ü.M.<br />

allochthon: Gesteine, die nicht mehr am Ort ihrer Bildung liegen;<br />

>> autochthon.<br />

Alluvion: Durch junge Fliessgewässer (alluvial) erfolgte Ablagerung.<br />

Altdorfer Sandstein: Quarzreicher Sandstein des nordhelvetischen<br />

Schächentaler > Flysch (älteres Oligozän).<br />

Ammonit: Ammonshorn, Kopffüsser, am Ende des Erdmittelalters,<br />

vor 65 Mio. Jahren, ausgestorbenes, marines Weichtier,<br />

das in der letzten Kammer (Wohnkammer) eines spiralig aufgew<strong>und</strong>enen,<br />

mehrkammerigen (Gaskammern), hartschaligen<br />

Gehäuses lebte.<br />

Antiklinale: Zu länglichem Gewölbe verformte Gesteinsschichten;<br />

die ältesten Gesteine liegen im Kern; >> Synklinale.<br />

Archäobotanik, -zoologie: Urgeschichtsbotanik, -zoologie,<br />

Pflanzen- bzw. Tierk<strong>und</strong>e im Gebiet der Urgeschichtsforschung.<br />

Aufschiebung: Anschiebung eines Gesteinspaketes an ein anderes;<br />

>> Abschiebung.<br />

autochthon: An Ort <strong>und</strong> Stelle gebildet, dem kristallinen Untergr<strong>und</strong><br />

aufliegend; >> allochthon.<br />

Biotop: Lebensverband einer wild lebenden Artengemeinschaft<br />

von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren in ihrem Umfeld.<br />

8 Glossar – Fachausdrücke<br />

Blattverschiebung: Seitliche Verschiebung von Gesteinskörpern<br />

an steilstehender Bewegungsfuge.<br />

Brekzie: Sedimentäres Trümmergestein mit eckigen Bruchstücken,<br />

die durch ein Bindemittel (Zement) verkittet sind.<br />

Bronzezeit: Zeitabschnitt von 3'800–2'800 Jahren vor heute.<br />

Metallische Werkzeuge <strong>und</strong> Waffen wurden aus Bronze, einer<br />

niedrig schmelzenden Legierung aus Kupfer <strong>und</strong> Zinn, hergestellt.<br />

Ackerbau <strong>und</strong> Viehzucht (Ziege, Schaf, Schwein, H<strong>und</strong>,<br />

Rind <strong>und</strong> Pferd) bildeten die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage. Tab.<br />

1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />

Bruch: Verwerfung, abrupte Verstellung von Gesteinsschichten.<br />

Bunte Nagelfluh: Mindestens 10 % der Gerölle bestehen aus<br />

kristallinen (Tiefen-, Erguss- oder metamorphen) Gesteinen;<br />

Extrem Bunte Nagelfluh: 50 % der Gerölle bestehen aus kristallinen<br />

Gesteinen; >> Kalknagelfluh.<br />

Couches Rouges: Rötliche <strong>und</strong> graue > Mergelkalke der Oberkreide<br />

der > Klippen-Decke.<br />

Decke: Bei der Gebirgsbildung von der ursprünglichen Unterlage<br />

abgelöste, auf fremde Unterlage überschobene Gesteinsmasse<br />

(Überschiebungsdecke).<br />

Deckenkern: Älteste Gesteine einer Decke, Kern einer Decke.<br />

Deckenstirn: Frontpartie, meist gewölbeartiges Ende einer<br />

Decke.<br />

Deckenschotter: Meist randlich verkittete Schotterflur(en) älterer<br />

Kaltzeiten. Es sind auf einer Hochfläche (Molasse oder<br />

Tafeljura) auf Gr<strong>und</strong> gelaufene > Mittelmoränen, die durch<br />

Gletscher-Schmelzwässer verschwemmt worden sind <strong>und</strong> eisrandnahen<br />

Charakter zeigen. Früher wurden sie als zusammenhängende<br />

Schotterfluren betrachtet, in die sich die Täler<br />

stufenartig, fluvial oder glazial, eingetieft hätten.<br />

Depression: Vertiefung in der Landoberfläche, tektonische Senke.<br />

Diagenese: Abgelagertes Lockergesteinsmaterial wird durch<br />

erneute Überlagerung mehr oder weniger langzeitigem Druck<br />

von geringer Intensität ausgesetzt. Die im Lockergestein zirkulierenden<br />

chemischen Lösungen liefern den Zement, was<br />

schlussendlich zur Bildung von festem Sedimentgestein führt.<br />

Dimroth/Watson-Verteilung: Kugel-Äquivalent der Gauss’schen<br />

Verteilung (Glockenkurve) in der Ebene.<br />

diskordant: unter spitzem Winkel aneinander stossende Schichten<br />

eines Gesteinskomplexes; >> konkordant.<br />

Dogger: Mittlere Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />

vor 180–160 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Doline, Versickerungstrichter: Trichterförmige Bodenvertiefung<br />

in Kalken <strong>und</strong> kalkreichen Sandsteinen mit unterirdischer<br />

Entwässerung; > Karst.<br />

Dolomit: Gestein mit hohem Anteil an Dolomit-Kriställchen<br />

(Calcium-Magnesium-Karbonat), das in warmen, extrem flachen<br />

Randmeeren ausgefällt worden ist.<br />

Drumlin: Aus dem irischen stammender Begriff für unter dem<br />

Eis entstandene, Stromlinien-förmige Körper aus Moränen-<br />

119


gut. Ihre Längsachse deuten die Eis-Fliessrichtung an. Viele<br />

als Drumlin bezeichnete Formen sind überfahrene > Mittelmoränen.<br />

Echinodermen: Tierstamm der Stachelhäuter, marine, wirbellose<br />

Tiere mit 5-strahliger Skelett-Symmetrie: Seelilien, Seeigel,<br />

Seesterne, Schlangensterne, besiedelten eher wärmere<br />

Meere vom Kambrium bis heute.<br />

Eiszeitalter: Zeitabschnitt der letzten 2 Mio. Jahre, bei dem sich<br />

mehrfach > Kalt- <strong>und</strong> > Warmzeiten abgewechselt haben.<br />

Gegenwärtig werden im Eiszeitalter 14 derartige Wechsel<br />

unterschieden; Tab. A.<br />

Eozän: Zweitältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />

vor 55–36 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

epiglaziär: auf dem Gletschereis.<br />

Epipaläolithikum: Jüngster Abschnitt der Altsteinzeit, des<br />

Paläolithikums, 12'000–9'500 Jahre vor heute.<br />

Erguss: Ausfluss von Magma an die Erdoberfläche oder am<br />

Meeresboden.<br />

Ergussgestein: An die Erdoberfläche oder am Meeresboden ausgetretenes,<br />

rasch abgekühltes <strong>und</strong> dabei nur teilweise auskristallisiertes,<br />

magmatisches Gestein.<br />

Erosion: Linienförmig verlaufender Abtrag durch fliessendes<br />

Wasser, Eis <strong>und</strong> Wind. Da meist nur lockerer Schutt aufgegriffen<br />

<strong>und</strong> oft schon nach kurzem Transport wieder abgelagert<br />

wird, ist die Wirkung auf Felsgestein als gering einzustufen.<br />

Erratiker, Erratischer Block, Findling: Durch Eis in ein gesteinsmässig<br />

anderes Gebiet verfrachteter Block. Leitgestein<br />

für den Linth-Gletscher sind: > Verrucano-Blöcke, für den<br />

Sihl-Gletscher: Einsiedler > Nummulitenkalke, für den<br />

Schächenarm des Reuss-Gletschers: > Altdorfer Sandstein<br />

<strong>und</strong> für den Urner Reuss-Gletscher: Windgällen-Porphyr, Kristallin<br />

des Aar-Massivs.<br />

Europäisch-schweizerische Spannungsrichtung: Eine Hauptspannung<br />

(= Maximaldruck) liegt zwischen 110°N <strong>und</strong><br />

145°E.<br />

Evolution: Stammesgeschichtliche Entwicklung von Pflanzen<strong>und</strong><br />

Tierwelt (= Phylogenie).<br />

Exotischer Block: Artfremder Gesteinsblock, der ins Sediment<br />

eingeglitten ist.<br />

Fallen (= Fallwinkel): Neigungswinkel einer Schicht- oder<br />

Bruchfläche gegen die Horizontale; >> Streichen.<br />

Fallrichtung: Steilst mögliche Richtung einer Geraden in einer<br />

Schicht- oder Bruchfläche.<br />

Falte: Durch seitlichen Druck verbogene Gesteinsschichten,<br />

Strukturgebilde von gewisser Längserstreckung.<br />

Faltenachse: Gedachte Verbindung aller Punkte mit kleinstem<br />

Krümmungsradius längs einer Falte.<br />

Fazies: Gesamtheit der Merkmale eines Gesteins hinsichtlich<br />

Beschaffenheit (> Lithologie, > Fossilinhalt <strong>und</strong> Lebensspuren).<br />

Fenster: Durch Aufbruch des gewölbeartig gestauchten Untergr<strong>und</strong>es<br />

entstandene Lücke in der Decke, durch die der jüngere<br />

Untergr<strong>und</strong> zu Tage tritt; > Knopfloch; >> Klippe.<br />

Findling: > Erratiker, erratischer Block.<br />

fluvial, fluviatil: durch Fliessgewässer bearbeitet, erzeugt.<br />

Flysch: Wechsellagerung von sandigen <strong>und</strong> tonigen Gesteinen,<br />

seltener Brekzien <strong>und</strong> Konglomeraten, die bei der (alpinen)<br />

Gebirgsbildung in sich verengenden Trögen des alpinen<br />

120<br />

Randmeeres abgelagert wurden. Dabei sind vom Abhang<br />

des Troges ausgebrochene, noch kaum verfestigte Sedimente<br />

als Trübeströme verfrachtet <strong>und</strong> in der Beckentiefe<br />

als zyklisch sich wiederholende Abfolgen (> Brekzie,<br />

> Konglomerat, > Sandstein, > Tone) wieder abgelagert<br />

worden. Als jüngste Gesteinsfolge (obere Kreide bis Alttertiär)<br />

wurde der Flysch noch in die Faltung einbezogen; oft<br />

bildet er Deckengrenzen.<br />

Foraminiferen: Schalentragender, meist planktonisch (im Meerwasser)<br />

oder benthonisch (am Meeresgr<strong>und</strong>) lebender Einzeller,<br />

dessen Plasmakörper durch kleine Öffnungen (lat. Foramina)<br />

austreten kann. Sie haben im Laufe der Erdgeschichte<br />

eine ungemeine Formenfülle entwickelt <strong>und</strong> bilden, da ihre<br />

Schälchen meist in grosser Zahl auftreten, bevorzugte > Leitfossilien.<br />

Fossil, Petrefakt: Versteinerter oder inkohlter Überrest eines<br />

Lebewesens; > Leitfossil.<br />

fossil: in erdgeschichtlicher Vergangenheit entstanden; >><br />

rezent.<br />

Fucoiden: Frassgänge schlammfressender mariner Organismen.<br />

Garschella-Formation: Spatkalke <strong>und</strong> Grünsandsteine, neue<br />

Bezeichnung für Helvetischen Gault, 110–95 Mio. Jahre,<br />

Tab.1.2.<br />

Geomorphologie: Lehre von den auf der Erdoberfläche wirkenden<br />

Vorgängen <strong>und</strong> den dadurch entstandenen Landschaftsformen.<br />

Geotop: Erdgeschichtliches Objekt oder Landschaftsbereich von<br />

erdgeschichtlicher Aussagekraft.<br />

Gewölbe: Höchster Bereich einer Falte; > Antiklinale; >><br />

Mulde, Synklinale.<br />

Glaukonit: Dunkelgrünes Mineral, das durch marine Organismen<br />

im Meer gebildet wird.<br />

glazial: kaltzeitlich entstanden.<br />

glaziär: durch Gletscher erzeugt, bearbeitet, abgelagert.<br />

glazifluvial: durch Gletscher-Schmelzwässer erzeugt, abgelagert;<br />

kaltzeitlich durch Schmelzwasser entstanden.<br />

Gleichgewichtslage: Gletscher-Grenzbereich, an dem sich<br />

Anreicherung von Schnee (> Akkumulation) <strong>und</strong> Abschmelzung<br />

( > Ablation) die Waage halten.<br />

Gleithorizont: Weiche, > inkompetente Gesteinsschicht aus<br />

Mergel oder Ton, auf der bei seitlichem Druck das überliegende<br />

(> hangende) Gestein abgeschoben wird.<br />

Gletschermühle: Begriff aus veralteter Theorie, nach der die<br />

Gletschermühlen durch von Wasser angetriebene Mahlsteine<br />

entstanden seien; > Strudelloch.<br />

Gletscherschliff: Durch Eis-Überfahrung geprägte Felspartie;<br />

Sandkörner haben Kritzer im Fels erzeugt.<br />

Globigerinen, Globorotalien: Weltweit verbreitete einzellige,<br />

planktonische Kleinlebewesen (> Foraminiferen) mit zierlichen<br />

Kalkschälchen, deren Bauplan sie zu wichtigen > Leitfossilien<br />

werden liess.<br />

Grenzblatt: Steilstehende Scherfläche, Grenzfläche, längs welcher<br />

Deckenteile bei der Platznahme gegeneinander horizontal<br />

verschert <strong>und</strong> verschoben worden sind.<br />

Gr<strong>und</strong>gebirge: Kristalline Unterlage der > autochthonen Sedimentabfolge.<br />

Gr<strong>und</strong>moräne: Gepresste, tonig-siltige Moräne, oft jedoch<br />

> Obermoräne, deren Schutt nach Abschmelzen des Eises auf<br />

dem ehemaligen Gletscherboden abgelagert <strong>und</strong> bei erneutem


Gletscher-Vorstoss von tonig-siltigen Sedimenten, echter<br />

Gr<strong>und</strong>moräne von wenigen cm bis m überlagert <strong>und</strong> vom Eis<br />

gepresst worden ist.<br />

Grüngestein, Ophiolith: Zu den submarinen Ergussgesteinen<br />

gehörendes Gestein, das in der Frühzeit der Alpenbildung<br />

(Oberjura–Kreide) zum Meeresboden aufgedrungen war <strong>und</strong><br />

sich durch grüne Farben auszeichnet; durch Sauerstoff-<br />

Reduktion vergrünt.<br />

Habkern-Granit: Exotische Kristallin-Blöcke im Wildflysch.<br />

Das granitische Gestein ist nach ihrem häufigen Vorkommen<br />

bei Habkern, nördlich Interlaken, benannt.<br />

Hangendes: In die <strong>Geologie</strong> übernommener Bergmannsausdruck<br />

für überliegendes Gestein; >> Liegendes.<br />

Hauptspannungsrichtungen: Richtungen im Spannungstensor,<br />

bei denen keine Scherspannungen auftreten.<br />

Helvetische Decken: Im nördlichen Schelf- (Flachmeer-Bereich)<br />

des Ur-Mittelmeeres, > Tethys, abgelagerte Sedimente,<br />

die südlich des Aar-Massivs vom Untergr<strong>und</strong> abgeschert wurden,<br />

auf dieses aufgefahren <strong>und</strong> bei dessen Hebung zu<br />

> Decken überschoben <strong>und</strong> bis zum Alpenrand vorgeglitten<br />

sind.<br />

Helvetische Schichtreihe(n): Alpine Gesteinsabfolge(n), deren<br />

Ablagerungsraum im nördlichen Schelf des Ur-Mittelmeeres,<br />

> Tethys, lag <strong>und</strong> die bei der alpinen Gebirgsbildung bis an<br />

den Alpen-Nordrand geschoben wurden; Tab. 1.2.<br />

Höhle: Durch natürliche Prozesse, in Karstgesteinen durch<br />

Lösungsverwitterung, entstandener Hohlraum in der Erdkruste.<br />

Holozän: Jüngster Abschnitt der Erdgeschichte von 10'000 Jahren–heute,<br />

Lebewesen gleichen völlig den heutigen; Tab. 1.4<br />

<strong>und</strong> A.<br />

Horgener Kultur: Neolithische Siedlungskultur um 3'200–<br />

2'800 v. Chr. zwischen Zuger- <strong>und</strong> Pfäffiker See. Sie zeichnet<br />

sich durch grobgeformte Keramik, kunstvoll bearbeitete<br />

Steinäxte <strong>und</strong> erste kupferne Dolche aus. Ackerbau (Einkorn,<br />

Gerste, Zwergweizen, Hirse) <strong>und</strong> Viehzucht (Ziege, Schaf,<br />

Schwein).<br />

Hydrogeologie: Wissenschaft von den Erscheinungen <strong>und</strong> Wirkungen<br />

des Wassers in der Erdkruste.<br />

inkompetent: mergelig-tonige Gesteinsfolgen sind zur Faltung<br />

wenig geeignet, lassen sich aber leicht plastisch verformen;<br />

>> kompetent.<br />

Inoceramen: Muscheln der oberen Kreide.<br />

Inselberg: In einer Ebene stehen gebliebener Berg. Früher meist<br />

als nicht durch Eis ausgeräumter Erosionsrest betrachtet,<br />

heute durch auseinander bewegte Schertektonik erzeugt; oft<br />

vom Eis überprägt.<br />

Interglazial: Zwischeneiszeit, Abschnitt zwischen zwei Kaltzeiten<br />

mit deutlich wärmerem Klima, was Wiederbewaldung<br />

ermöglicht; > Interstadial.<br />

Interstadial: Wärmerer Abschnitt innerhalb einer Kaltzeit,<br />

jedoch kein vollständiger Eisabbau, mit nur kühlzeitlicher<br />

Wiederbewaldung; > Interglazial.<br />

Jahrring(alter): Bäume <strong>und</strong> Wurzeln mehrjähriger Pflanzen<br />

zeigen jährliche Zuwachszonen mit hellem (weicherem) Früh<strong>und</strong><br />

dunklem (härterem) Spätholz. Durch witterungsbedingte<br />

Ausbildung von Jahr zu Jahr entsteht ein Muster, das wie ein<br />

Zeit-Strichcode gelesen werden kann.<br />

Jura(zeit): Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters (><br />

Mesozoikum), vor 210–140 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Kalknagelfluh: Über 90 % der Gerölle bestehen aus Kalken <strong>und</strong><br />

Kalksandsteinen; >> Bunte Nagelfluh.<br />

Kaltzeit: Kalte Periode in der jüngsten Erdgeschichte mit Jahresmittel-Temperaturen<br />

um -4–2°C (heute 8–9°C). Die alpinen<br />

Gletscher sind in ein in eine baumlose > T<strong>und</strong>ra verwandeltes<br />

Mittelland vorgestossen; >> Warmzeit.<br />

Känozoikum: Erdneuzeit mit Tertiär <strong>und</strong> Quartär, Zeitraum von<br />

65 Mio. Jahren–heute; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Kar: Sesselförmige Felswanne in steilerem Berghang mit flacherem<br />

Boden <strong>und</strong> oft talwärtiger Felsschwelle.<br />

Karren, Schratten: Durch chemische Lösung von Regen- <strong>und</strong><br />

Schneeschmelzwasser entstandene Rinnen <strong>und</strong> Rillen auf<br />

vegetationsarmen bis -freien Kalkoberflächen.<br />

Karst: Nach einer Landschaft in Istrien benanntes, zerklüftetes<br />

Kalkgebiet mit Verwitterungsbildungen durch kalklösendes<br />

Regen- <strong>und</strong> Schneeschmelzwasser mit > Karren, > Dolinen,<br />

> Höhlen.<br />

Karstquelle: Unterirdisch durch ein Karstgebiet geflossenes,<br />

kaum filtriertes, meist kalkarmes Wasser, das auf einer<br />

<strong>und</strong>urchlässigen Schicht, oft im Talgr<strong>und</strong> austritt.<br />

Kieselkalk, helvetischer: Gesteinsformation der oberen helvetischen<br />

Unterkreide; zeichnet sich durch gebankte, harte<br />

marine Kalke aus, Farbe dunkel-blau-grau, wittert düster<br />

beige an, 132–124 Mio. Jahre; Tab. 1.2.<br />

klastisch: aus Trümmern bestehend.<br />

Klippe: Deckenrelikt auf fremder, jüngerer Unterlage; >> Fenster.<br />

Kluft: Bei der Faltung <strong>und</strong> Schieferung in spröden Gesteinen<br />

> tektonisch, in > magmatischen Gesteinen bei der Abkühlung<br />

entstandene Fuge. Klüfte sind allgegenwärtig, treten selbst in<br />

kleinen Aufschlüssen in Scharen auf. Sie lassen das tektonische<br />

Geschehen erkennen, erweisen sich als Soll-Abbruchstellen<br />

von Fels- <strong>und</strong> Bergstürzen. Oft sind sie durch karbonat-<br />

oder kieselsäurehaltige Wässer zu Calcit- oder<br />

Quarzadern verheilt.<br />

Klus: Schluchtartig aufgebrochenes Quertal in einer Gebirgskette.<br />

Knopfloch: Domartig aufgewölbte Sediment- oder Kristallin-<br />

Serie, die in ihrem Kern ältere Gesteine erkennen lässt, fälschlich<br />

oft als > Fenster bezeichnet.<br />

kompetent: Gesteine in Schichtpaketen, die zur Fortleitung von<br />

gerichtetem Druck befähigt sind, sich jedoch spröd <strong>und</strong> bruchbildend<br />

verhalten; >> inkompetent.<br />

Konglomerat: Sedimentgestein mit zu Geröllen ger<strong>und</strong>eten<br />

Komponenten; > Nagelfluh.<br />

konkordant: ungestörte Übereinander-Lagerung, im Profil parallel<br />

gelagert; >> diskordant.<br />

kontinental: festländisch.<br />

Kreide(zeit): Jüngste Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters<br />

(> Mesozoikum), vor 140–65 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Kreuzschichtung: Engräumig schräg übereinander liegende<br />

Schichtung, die sich in Fliessgewässern <strong>und</strong> Deltas auf der<br />

Leeseite von Hindernissen bildet. Durch Veränderung der<br />

Strömung ändert sich die Schüttungsrichtung.<br />

Kristallin: Kurzform für kristalline (magmatische <strong>und</strong> metamorphe)<br />

Gesteine <strong>und</strong> für das Gr<strong>und</strong>gebirge.<br />

Kühlzeit: Erdgeschichtlicher Zeitabschnitt mit kühlzeitlichem<br />

Klima (Jahresmittel 2–5°C, heute 8–9°C) mit tiefer Wald-<br />

121


122<br />

grenze <strong>und</strong> erhöhter Frosteinwirkung; kühler als heute, aber<br />

weniger kalt als eine > Kaltzeit; >> Warmzeit.<br />

Längstal: Parallel zu Grossstrukturen (Deckengrenzen, Faltenachsen)<br />

verlaufendes Tal (Martigny–Chur, Engadin); >> Quertal.<br />

Landschaftsgeschichte: Versuch, das > tektonische <strong>und</strong> > morphologische<br />

Geschehen in ein möglichst widerspruchsfreies<br />

zeitliches Nacheinander einzuordnen.<br />

Leitfossil: Fossil, das nur während eines relativ kurzen Zeitabschnittes<br />

oder unter bestimmten Umweltbedingungen gelebt<br />

hat <strong>und</strong> für diesen Zeitabschnitt oder diese Fazies charakteristisch<br />

ist.<br />

Lias(zeit): Älteste Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />

vor 210–180 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Liegendes: Das eine Bezugsschicht unterlagernde Gestein; >><br />

Hangendes.<br />

limnisch: im Süsswasser entstanden, abgelagert; > fluvial, >><br />

marin, >> terrestrisch.<br />

Lineament, tektonisches: Durch Spannungen in der Erdoberfläche<br />

erzeugtes, oft über mehrere tektonische Stockwerke<br />

sich durchpausendes, parallel laufendes Schersystem.<br />

Lithologie: Lehre vom Sedimentinhalt; Sedimentgesteine erlauben<br />

Aussagen über Herkunft <strong>und</strong> Bildung.<br />

Magma: Heisse, von Gasen durchsetzte, Silikat-haltige Gesteinsschmelze<br />

im Erdinnern.<br />

Malm: Jüngste Abteilung <strong>und</strong> Zeitabschnitt der Jura-Formation/Zeit,<br />

vor 160–140 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

marin: meeres-, im Meer entstanden, abgelagert; >> limnisch.<br />

Meeresmolasse: Im Laufe der jüngeren Erdneuzeit sind zweimal<br />

Meeresarme von Trögen im SW <strong>und</strong> im NE der Schweiz ins<br />

Mittelland vorgestossen <strong>und</strong> haben dieses überflutet. Die<br />

darin abgelagerten Sedimente werden als Untere bzw. als<br />

Obere Meeresmolasse bezeichnet. Ursache hierfür ist das in<br />

> Warmzeiten erfolgte Abschmelzen der polaren Eiskappen,<br />

das den Weltmeeresspiegel anheben liess.<br />

Gesteinsmässig besteht die Untere Meeresmolasse im unteren<br />

Teil aus > Mergeln, im oberen aus > Sandsteinen, die Obere<br />

aus gebankten Sandsteinen mit Mergel- <strong>und</strong> einzelnen > Konglomeratlagen.<br />

Versteinerungen – Meerestiere: Schnecken,<br />

Muscheln, Haifischzähne – belegen die > marine Natur der<br />

Sedimente; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />

Member: Schichtglied, Einheit unterhalb des Ranges einer Formation.<br />

Mergel: Karbonathaltiger > Ton; mit zunehmendem Tongehalt<br />

werden unterschieden: mergelige Kalke, kalkige Mergel,<br />

tonige Mergel, mergelige Tone.<br />

Mesolithikum: Mittlere Steinzeit, 9'500–6'000 Jahre vor heute,<br />

mit dichter werdender Bewaldung; nach der Haselzeit:<br />

Eichen-Mischwälder mit Ulme, Eiche, Linde, Esche, Ahorn;<br />

Auerochs, Hirsch, Reh, Steinbock, Wildschwein, Bär; Jäger<br />

<strong>und</strong> Sammler; Tab.1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />

Mesozoikum: Erdmittelalter mit > Trias, > Jura, > Kreide, Zeitraum<br />

vor 250–65 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Metamorphe Gesteine, Metamorphite: Gesteine, die durch<br />

gebirgsbildende Prozesse eine Umwandlung, eine Metamorphose,<br />

erlitten haben.<br />

mikritisch: feinstkörnig.<br />

Miozän: Zweitjüngster Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />

vor 24–5 Mio. Jahren; Tab. A.<br />

Mittelmoräne: Entsteht bei der Vereinigung zweier (> Parental-)<br />

Gletscher aus ihren inneren Seitenmoränen; sie werden<br />

auf dem Gletscher als Förderband oft bis an dessen Ende verfrachtet.<br />

Mittelozeanischer Rücken (MOR): Submariner Rücken, der<br />

sich in sich erweiternden Ozeanen durch Aufstieg von<br />

> Magma entwickelt. Entstehungsort von > Ophiolithen.<br />

Molasse: Abtragungsschutt der in der mittleren <strong>und</strong> jüngeren<br />

Erdneuzeit gebildeten Alpen. In die alpinen Stammtäler fuhren<br />

in > Kühlzeiten bei tiefer Waldgrenze Rüfen <strong>und</strong> Bergschlipfe<br />

nieder, stauten Flüsse zu natürlichen Seen, die von<br />

Zeit zu Zeit ausbrachen <strong>und</strong> die Schuttfracht als Geröllflut<br />

(> Nagelfluh) ins Alpen-Vorland verfrachteten. In > Warmzeiten<br />

wurden die Talflanken wieder bewaldet <strong>und</strong> stabiler. Die<br />

Gewässer flossen ruhig <strong>und</strong> transportierten Sande <strong>und</strong><br />

Schlamm ins Vorland, die zu > Sandstein <strong>und</strong> > Mergel erhärteten;<br />

Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />

Molasse rouge: Tieferer, durch rötliche Farbe sich auszeichnender,<br />

mergelig-siltiger Abschnitt der Unteren > Süsswassermolasse.<br />

Moräne: Gesteinsschutt, der am Eisrand als Seitenmoräne abgelagert,<br />

beim Zusammenfluss zweier Gletscher als > Mittelmoräne<br />

auf dem Eis verfrachtet <strong>und</strong> irgendwo seitlich oder am<br />

Zungenende als End- oder Stirnmoräne bzw. als längsstrukturierte,<br />

ausufernde Mittelmoränen abgelagert wird.<br />

Morphotektonik: Beziehungen zwischen > Tektonik <strong>und</strong> ><br />

Landschaftsgeschichte.<br />

Mulde: Tiefster Bereich einer Falte; > Synklinale; >> Gewölbe,<br />

Antiklinale.<br />

Mure (= Rüfi, Murgang): Aus- oder Abbruch einer wassergetränkten<br />

Schuttmasse, die von den Flanken zu Tal fährt sowie<br />

Ausbrüche natürlicher Stauseen, die sich als Gesteinsschutt-<br />

Wassergemisch ins Vorland ergiessen.<br />

Nagelfluh: Schweizer Ausdruck für eine zu Gestein verfestigte<br />

Geröllbank einer ins Alpenvorland ausgebrochenen > Mure. ><br />

Kalknagelfluh, > Bunte Nagelfluh, Extrem Bunte Nagelfluh.<br />

Neolithikum: Jungsteinzeit, 6'000–4'000 Jahre vor heute. Vegetation:<br />

Wälder mit hochkommender Buche <strong>und</strong> Weisstanne,<br />

Zurücktreten der Eichenmischwälder, Einwandern der Fichte.<br />

Tiere: Domestizierung führt zu Haustieren: Schaf, Ziege,<br />

Schwein, Rind. Der Mensch wird sesshaft, baut Getreide an,<br />

nutzt den Wald mit Steinbeil; Tab. 1.4 <strong>und</strong> 1.5.<br />

Neotektonik: Jüngste, oft noch andauernde Bewegung in<br />

Gesteinsabfolgen.<br />

Nummulit: Gesteinsbildende, grosse > Foraminifere mit spiraligem<br />

Kalkgehäuse mit kapuzenartig übereinander greifenden<br />

Windungen.<br />

Nummulitenkalk: Kalkabfolge von wenigen Zehnern von<br />

Metern, die vor allem aus Kalkschalen von > Nummuliten<br />

aufgebaut wird, meist in <strong>Gesellschaft</strong> von weiteren Gross-<br />

> Foraminiferen mit eigenem Bauplan.<br />

Obermoräne: Gegen die Gletscherzunge hin zu Oberflächenschutt<br />

vereinigte > Mittelmoränen; Hauptgesteinschutt für die<br />

Schotterbildung.<br />

Oligozän: Drittältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />

vor 36–24 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

onkoidisch: in seichtem Wasser um einen Kern gebildete Karbonatablagerung.<br />

Oolith: Aus Ooiden (1–2 mm grosse eiförmig-kugelige Körner,<br />

die durch Anlagerung von Kalk im flachen Wasser entstehen)<br />

aufgebautes Sedimentgestein.


Ophiolith (= Schlangenstein): > Grüngestein.<br />

Orogenese: Gebirgsbildung.<br />

Ostalpine Decken: Entstammen vom südlichen Kontinentalrand<br />

des Ur-Mittelmeeres, der > Tethys.<br />

Paläobotanik: Vorwelt-Botanik; > Paläontologie.<br />

Paläoklima: Vorwelt-Klima.<br />

Paläontologie: Wissenschaft früherer Lebewesen, umfasst ><br />

Paläobotanik, > Paläozoologie <strong>und</strong> Paläobiologie.<br />

Paläozoikum: Erdaltertum mit Karbon <strong>und</strong> Perm, Zeitraum vor<br />

570–250 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Paläozoologie: Vorwelt-Zoologie; > Paläontologie.<br />

Paleozän: Ältester Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />

vor 65–55 Mio. Jahren; Tab. A.<br />

Parental-Gletscher: Im Einzugsgebiet der Gletscher treten<br />

jeweils zwei Parental- (elterliche) Gletscher zusammen. Dabei<br />

bilden die beiden zusammentreffenden Seitenmoränen eine<br />

> Mittelmoräne.<br />

Penninische Decken: Entstammen den tiefsten, durch Schwellen<br />

unterteilten zentralen Trögen der > Tethys; ihre jüngeren in<br />

Frühphasen abgeglittenen Gesteinsabfolgen liegen nördlich,<br />

die älteren <strong>und</strong> ihr kristalliner Untergr<strong>und</strong> südlich einer<br />

Schwelle.<br />

persistent: über längere Zeit andauernd.<br />

Petrographie: Gesteinsbeschreibung.<br />

Pfyner Kultur: Nach Pfyn TG benannte, jungsteinzeitliche Kultur<br />

von 4'000–3'500 v. Chr., ausgezeichnet durch Henkelkrüge<br />

<strong>und</strong> -tassen.<br />

Platznahme: Die vorgleitenden Decken nehmen bei der Gebirgsbildung<br />

langsam ihre heutige Lage ein. Da der äussere<br />

Alpenbogen weiter ist als der innere Raum, in dem ihre Sedimente<br />

abgelagert worden sind, reicht die Deckensubstanz<br />

nicht zur vollständigen Bedeckung: Es bilden sich > Quertäler.<br />

Pleistozän: > Eiszeitalter ohne die letzte nacheiszeitliche,<br />

> holozäne Entwicklung; Hauptabschnitt des Quartärs, ca.<br />

2 Mio.– 10'000 Jahre vor heute; Tab. 1.4 <strong>und</strong> A.<br />

Pliozän: Jüngster Zeitabschnitt des > Tertiärs, der Erdneuzeit,<br />

vor 5–ca. 2 Mio. Jahren. Durch wiederholten markanten<br />

Wechsel von Kalt- <strong>und</strong> Warmzeiten kam es zu Vergletscherungen<br />

im Schweizer Mittelland; Tab. A.<br />

Pollen: Blütenstaub, männliche Vermehrungskeime von Samenpflanzen.<br />

Pollenanalyse: Methode der > Paläobotanik zur Bestimmung der<br />

Entwicklung der erdgeschichtlichen Vegetationsabschnitte<br />

durch prozentuales Auszählen der einzelnen Pollentypen <strong>und</strong><br />

deren Zuordnung zu ihren Lieferanten. Dabei haben jedoch<br />

nicht alle Arten gleich viele <strong>und</strong> gleich gut erhaltungsfähige<br />

Pollen geliefert.<br />

polygen: aus Komponenten unterschiedlicher Art <strong>und</strong> verschiedener<br />

Herkunft zusammengesetzt.<br />

Quartär, Eiszeitalter: Jüngster Abschnitt der Erdgeschichte, vor<br />

ca. 2 Mio. Jahren–heute. In dieser Zeit kam es durch wiederholten<br />

markanten Wechsel von > Kalt- <strong>und</strong> > Warmzeiten zu<br />

Vereisungen im Schweizer Mittelland. In den grössten Kaltzeiten<br />

waren die Gletscher bis ins Hochrheintal vorgedrungen;<br />

Tab. A.<br />

Quarzit: Aus Quarzkörnern bestehendes, > metamorphes Gestein.<br />

Quelltuff: Kalkablagerung aus kalkreichem Quellwasser.<br />

Querstörung: Quer zu den Ketten verlaufender Bruch.<br />

Quertal: Quer zu den Grossstrukturen (Deckengrenzen, Faltenachsen)<br />

<strong>und</strong> parallel zu Kluft- <strong>und</strong> Bruchsystemen verlaufendes<br />

Tal, (Linthtal, Urner Reusstal); >> Längstal.<br />

Radiolarit: In tiefem Meer abgelagerter Kieselsäure-reicher, zu<br />

Hornstein verfestigter Schlamm, vorwiegend aus Gehäusen<br />

abgestorbener Radiolarien (Einzeller mit Kieselskelett) bestehend.<br />

Refugium: Zufluchtsort, sonnige Standorte, an denen kälteresistente<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Kleintiere die Kaltzeiten überdauern<br />

konnten.<br />

Regression: Rückzug des Meeres aus vorher eingenommenen<br />

Gebieten; bedingt durch Absinken des Meeresspiegels, in<br />

> Kühl- <strong>und</strong> > Kaltzeiten: polare Eiskappen- <strong>und</strong> Inlandeisbildung;<br />

>> Transgression.<br />

Relikt: Überbleibsel einer kälteresistenten Krautflora mit kurzer<br />

Vegetationszeit <strong>und</strong> bewegungsarmer Kleinfauna.<br />

rezent: in der Gegenwart gebildet, noch andauernd; >> fossil.<br />

Richtungsrose: Zeigt die statistische Häufigkeit von Kluft- <strong>und</strong><br />

Bachtrend-Richtungen.<br />

Rüfi: Schweizerischer, aus dem Romanischen stammender Ausdruck<br />

für > Mure.<br />

Rutschung: Oft noch andauernde Abwärtsbewegung von Hangbereichen;<br />

> Sackung.<br />

Sackung: Meist zum Stillstand gelangter, oft noch im Verband<br />

verbliebener abwärts bewegter Hangbereich; > Rutschung.<br />

Sandstein: Zu Stein verfestigter Sand.<br />

Scherstörung: Bruch, Fläche oder eng benachbarte Flächen,<br />

längs der (oder denen) eine Gesteinsabfolge horizontal, vertikal<br />

oder in beiden Richtungen durchgeschert worden ist.<br />

Schichtlücke: Wird durch das Ausbleiben von anderorts vorhandenen<br />

Ablagerungsgesteinen erzeugt.<br />

Schnurkeramik-Kultur: > Neolithische Kultur von 2'800–<br />

2'200 v. Chr.<br />

Schrattenkalk: Nach der Schrattenflue zwischen Emme <strong>und</strong><br />

Waldemme benannte Kalk-Abfolge der obersten helvetischen<br />

Unterkreide, 118–110 Mio. Jahre; durchsetzt von Schratten<br />

(> Karren), die durch kaltes, Kohlensäure haltiges Wasser<br />

meist längs Störungen entstandenen Rissen herausgelöst werden.<br />

Dabei entstehen > Karst-Hochflächen; Tab. 1.2.<br />

Schubbahn: Bahn, längs welcher die Decken vorgeglitten sind.<br />

Schüttung: Durch ein ehemaliges alpines (oder schwarzwäldisches)<br />

Fluss-System in Kühlzeiten fächerartig ins Vorland<br />

verfrachteter Schutt. Bei tiefer Waldgrenze sind von instabilen<br />

Hängen Rüfen niedergefahren, haben in den Tälern Stauseen<br />

abgedämmt. Diese sind von Zeit zu Zeit geborsten, so dass ihr<br />

Inhalt – Wasser mit Gesteinschutt – den Weg ins Vorland fand.<br />

Da derartige Vorgänge bis zur Änderung des Flusssystems<br />

stets an der selben Stelle erfolgt sind, bildete sich dort im Vorland<br />

ein Schuttfächer mit herkunftstypischem Gesteinsinhalt.<br />

Schuppe: Hinsichtlich Schichtinhalt <strong>und</strong> räumlicher Ausdehnung<br />

kleinere > Decke.<br />

Sediment: Ablagerung, wird im Laufe der Zeit durch Überlagerung<br />

mit jüngeren Ablagerungen gepresst <strong>und</strong> durch Karbonatoder<br />

Kieselsäure-Lösungen zu Stein verfestigt; > Diagenese.<br />

Sedimentologie: Geologischer Wissenszweig, der sich mit der<br />

Ablagerung von > Sedimenten befasst.<br />

123


Seewer Kalk: Nach dem alten Steinbruch von Seewen benannter<br />

feinstkörniger, mariner Kalk der unteren Oberkreide, von<br />

95–88 Mio. Jahren, im Bruch mausgrau mit dunkeln Tonhäuten,<br />

hell anwitternd; Tab. 1.2.<br />

Serie: Gesteinsabfolge eng zusammengehöriger, nacheinander<br />

abgelagerter Sedimente.<br />

Silex – Silices: Feuerstein oder Flint (braunschwarze, knollige<br />

Kieselsäure-Konkretionen). In der Urgeschichte: Gestein, das<br />

glasartig splittert <strong>und</strong> zu Klingen <strong>und</strong> Pfeilspitzen verarbeitet<br />

worden ist.<br />

Silt: Feinster Sand, Korngrösse liegt bei 0.002–0.06 mm.<br />

Stad-Mergel: > Globigerinen-Mergel des helvetischen Eozäns,<br />

45–40 Mio. Jahre; Tab. 1.2.<br />

Staffelbrüche: Parallele, gestaffelte Brüche.<br />

Stirn: Durch Vorgleiten erzeugtes walzenförmiges Front-Ende<br />

einer Gesteinsdecke.<br />

Störung: Allgemeiner Begriff für horizontal, vertikal oder<br />

schräg verschobene (gestörte) Gesteins- > Abfolgen.<br />

Stratigraphie: Geologischer Wissenszweig, der die Gesteine<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Merkmale: Lithologie, Fossilien <strong>und</strong> Altersdaten<br />

zeitlich relativ <strong>und</strong> absolut in die Erdgeschichte einordnet.<br />

Streckungsbrüche: > Grenzblätter, > Blattverschiebungen, die<br />

einen Streckungseffekt bewirken.<br />

Streichen: Horizontale Richtung einer Schichtfläche, einer ><br />

Faltenachse oder einer > Störung; >> Fallen.<br />

Strudelloch: Kesselförmige Hohlformen im Felsbett des Gletschers,<br />

die durch Kies <strong>und</strong> Sand führende, unter Druck stehende<br />

Schmelzwässer ausgekolkt wurden.<br />

Subduktion: Abtauchen einer ozeanischen Platte bei der Kontinental-Kollision.<br />

Süsswassermolasse, Obere: Jüngste Gruppe der Molasse, die<br />

vor 17 Mio. Jahren mit dem Zurückweichen des Meeres der<br />

Oberen Meeresmolasse eingesetzt <strong>und</strong> bis vor 11 Mio. Jahren<br />

angehalten hat. In zentralen Schüttungsbereichen (Napf,<br />

Hörnli) besteht sie aus > Nagelfluh; gegen Randbereiche<br />

schalten sich feinere Sedimente, > Sandsteine <strong>und</strong> > Mergel,<br />

ein; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />

Süsswassermolasse, Untere: Zweitälteste Gruppe der Molasse,<br />

die vor knapp 30 Mio. Jahren mit dem Zurückweichen der Unteren<br />

Meeresmolasse eingesetzt <strong>und</strong> bis 22 Mio. Jahre, bis zur<br />

Überflutung durch das Meer der Oberen Meeresmolasse, gedauert<br />

hat. In zentralen Schüttungsbereichen (Rigi-Rossberg, Morgartenberg,<br />

Friherrenberg, Rinderweidhorn, Höhronen) besteht<br />

sie aus > Nagelfluh; gegen Randbereiche schalten sich feinere<br />

Sedimente, > Sandsteine <strong>und</strong> > Mergel, ein; Tab. 4.1 <strong>und</strong> A.<br />

Synklinale: Zu einer > Mulde verfaltete Gesteinsschichten. Die<br />

jüngsten Gesteine sind im Kern; >>Antiklinale, Gewölbe.<br />

Taveyanne-Sandstein: Nach der Alp Taveyanne in den Waadtländer<br />

Alpen benannte Sandstein-Abfolge, die sich durch<br />

feine Trümmer vulkanischer Gesteine auszeichnet.<br />

Tektonik: Lehre vom Bau, den Lagerungsstörungen der Erdkruste,<br />

den Kräften <strong>und</strong> Bewegungsvorgängen (Strukturen,<br />

> Störungen, > Falten, > Überschiebungen, > Brüche), welche<br />

diese formen.<br />

terrestrisch: auf dem Festland gebildet, abgelagert.<br />

Tertiär: Hauptabschnitt der Erdneuzeit, umfasst die Zeitspanne<br />

vor 65–ca. 2 Mio. Jahren; Tab. 1.2 <strong>und</strong> A.<br />

Tethys: Ur-Mittelmeer, das seit dem Erdmittelalter den N-Kontinent<br />

(Laurasia = N-Amerika + Eurasien) vom S-Kontinent<br />

124<br />

(Gondwana = S-Amerika + Afrika + Indien + Australien +<br />

Antarktis) getrennt hat.<br />

Ton: Feinstes Sediment mit Korndurchmesser kleiner als 0.002<br />

mm.<br />

Transgression: Vordringen des Meeres auf Landgebiete durch<br />

Anstieg des Meeresspiegels. Die abgelagerten Sedimente liegen<br />

dabei meist > diskordant auf den darunter gelegenen; >><br />

Regression.<br />

Trend: Statistisch erfassbare Richtung von (Landschafts-) Elementen.<br />

Trias: Älteste Formation, Zeitabschnitt des Erdmittelalters<br />

(> Mesozoikum), vor 250–210 Mio. Jahren. In der Schweiz<br />

ausgebildet als germanische Trias, vorwiegend kontinental–<br />

flachmarin, oder (ost)alpine, flach–tiefmeerische Trias; Tab.<br />

1.2 <strong>und</strong> A.<br />

T<strong>und</strong>ra: Baumloser Vegetationstyp im subpolaren Klima.<br />

Überschiebung: Fläche, an der + horizontale Bewegungen von<br />

> Decken stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />

Übertiefung: Ins vorletzte Jahrh<strong>und</strong>ert zurückgehende, oft kaum<br />

zutreffende Vorstellung über die Talbildung. Danach sollten<br />

die Gletscher sich im Laufe des Eiszeitalters sukzessive eingetieft<br />

<strong>und</strong> die Täler geschaffen haben, die oft bis unter den<br />

Meerespiegel reichen. Die Täler sind jedoch tektonisch angelegt<br />

<strong>und</strong> in > Kaltzeiten nur von den Gletschern benutzt <strong>und</strong><br />

erweitert, aber kaum vertieft worden.<br />

Verkehrtserie, überdrehte Gesteinsabfolge: Die älteste Ablagerung<br />

einer Gesteinsabfolge liegt zuoberst.<br />

Vermergelung: Kalkige Ablagerungen gehen seitlich durch<br />

Zulieferung von Ton in Mergel über.<br />

Verrucano (Glarner-): Der ältere Verrucano, > klastische, bis<br />

1'500 m mächtige Sedimente in Zusammenhang mit vulkanischen<br />

Ergussgesteinen, die in grabenartigen Senken abgelagert<br />

wurden; der jüngere Verrucano, bis einige 100 m mächtig,<br />

enthält Silt- <strong>und</strong> Sandsteine sowie Quarz- <strong>und</strong><br />

Ergussgesteins-Konglomerate. Im Glarnerland bildet er den<br />

überschobenen Kern der helvetischen Decke; im Eiszeitalter<br />

verfrachtete Blöcke: typische > Erratiker des Linth-Gletschers;<br />

Tab. 1.2.<br />

Versickerungstrichter: > Doline.<br />

Vorlandbecken: Tiefes Meeresbecken im Vorland eines werdenden<br />

Gebirges.<br />

Wang-Formation: Nach der Alp Wang im hintersten Waagtal<br />

benannte Gesteinsserie der jüngsten Kreide, dunkle,<br />

aber hell anwitternde, marine Sandkalke <strong>und</strong> Siltsteine;<br />

Tab. 1.2.<br />

Warmzeit: Erdgeschichtlicher Zeitabschnitt, dessen Klima sich<br />

mit dem heutigen vergleichen lässt. Die Waldgrenze lag etwa<br />

so hoch oder höher als heute, nordalpin auf 1'700–2'700 m<br />

ü.M.; >> Kaltzeit, >> Kühlzeit.<br />

Wildflysch: Vorwiegend dunkelbraune bis grauschwarze Mergelschiefer,<br />

oft tektonisch gequält <strong>und</strong> verfaltet mit > exotischen<br />

Blöcken: Graniten, Gneisen, Siltsteinen, Ölquarziten,<br />

Kalken.<br />

Würm-Eiszeit: Letzte Vergletscherung, benannt nach der<br />

Würm, dem Abfluss des Starnberger Sees (Bayern).<br />

Zeitabschnitt, geologischer: Wie die Zeit des heutigen Alltags<br />

in einzelne Abschnitte unterteilt wird (Jahrh<strong>und</strong>erte, Jahre,<br />

Jahreszeiten, usw.) wird auch die Erdgeschichte in verschieden<br />

wertige Abschnitte gegliedert.


Im Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis sind alle in den Kapiteln 1<br />

bis 8 zitierten Autoren <strong>und</strong> Werke aufgelistet. Die Karten sind<br />

nach der Jahreszahl mit einem K gekennzeichnet (z.B. 1987K).<br />

AEBERLI, U. 1991. Geologische Baugr<strong>und</strong>untersuchungen Neues<br />

Schulhaus Studen. – Geol. Ber. Büro Dr. H. Jäckli AG, Ibach-<br />

<strong>Schwyz</strong>.<br />

AEBERLI, U. 2001. Hauptstrasse A8 <strong>Schwyz</strong>–Pfäffikon: Rutschung<br />

Biberbrugg, Feusisberg SZ. – Geol. Ber. Büro Dr. H.<br />

Jäckli AG, Ibach-<strong>Schwyz</strong>, an Tiefbauamt Kt. <strong>Schwyz</strong>.<br />

AEPLLI, A. 1894K. Erosionsterrassen <strong>und</strong> Glazialschotter in<br />

ihrer Beziehung zur Entstehung des Zürichsees mit Geologischer<br />

Karte des Gebietes zwischen Zürichsee <strong>und</strong> Zugersee<br />

1:25'000. – Beitr. geol. Karte Schweiz N. F. 4.<br />

AGASSIZ, L. 1840. Etudes sur les glaciers. – Neuchâtel. Reprinted<br />

for Dawsons of Pall Mall 1966.<br />

AMMANN, M.A. 1987. Herkunft <strong>und</strong> Zusammensetzung von<br />

Silt in fliessenden Gewässern <strong>und</strong> Stauseen. Geotechnische<br />

Abtragungsanalysen im Alpenraum. – Diss. ETH Zürich<br />

Nr. 8234. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ. Zürich N.F. 266,<br />

181 S.<br />

AMSTUTZ, A. 1989. Bad Seewen. Die Geschichte der Heilquellen<br />

<strong>und</strong> Bäder in Seewen im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zu Beginn<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. – <strong>Schwyz</strong>er Hefte Nr. 47.<br />

ARBENZ, P. 1911K. Geologische Karte des Gebirges zwischen<br />

Engelberg <strong>und</strong> Meiringen, 1:50'000. – Geol. Spezial-Karte<br />

55. Schweiz. Geol. Komm.<br />

BAYER, A.A. 1982. Untersuchungen im Habkern-Mélange<br />

(„Wildflysch“) zwischen Aare <strong>und</strong> Rhein. – Diss. ETH<br />

Zürich Nr. 6950. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ. Zürich N.F.<br />

240, 184 <strong>und</strong> 170 S.<br />

BITTERLI, T., GRAF, H.R., MATOUSEK, F., WANNER, M. 2000K.<br />

Blatt 1050 Zurzach. – Geol. Atlas Schweiz 1:25'000 mit<br />

Erläuterungen 102. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern.<br />

BOLLIGER, T., FEJFAL, O., GRAF, H.R., KÄLIN, O. 1996. Vorläufige<br />

Mitteilung über F<strong>und</strong>e von pliozänen Kleinsäugern aus<br />

den höheren Deckenschottern des Irchels (Kt. Zürich). –<br />

Eclogae geol. Helv. 89/3, 1043–1048.<br />

BRAUN, L. 1925. Erster–sechster geologischer Bericht über die<br />

Tiefbohrung in Tuggen (Kt. <strong>Schwyz</strong>), 17. Juli–28. August<br />

1925. – Manuskript Schweiz. geotechn. Komm.<br />

BRÜCKNER, W. 1938. Die Quartärbildungen im oberen Schächental,<br />

Kt. Uri. – Eclogae geol. Helv. 30/2 (1937), 273–292.<br />

BRÜCKNER, W. 1947. Über die Natur der „Toralp-Decke“ <strong>und</strong><br />

der „Richisauer Zwischendecke“ im Pragelpass-Gebiet. –<br />

Eclogae geol. Helv. 39/2 (1946), 165–168.<br />

BRÜCKNER, W. 1956a. Neue tektonische Untersuchungen am<br />

Ostufer des Urnersees, Zentralschweiz. – N. Jb. Geol. 102/3,<br />

381–401.<br />

BRÜCKNER, W. 1956b. Über „Lösungstische“. – Alpen 1956/3,<br />

35–36.<br />

BRÜCKNER, W. et al. 1987K. Blatt 1192 Schächental. – Geol.<br />

Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />

BÜCHI, U.P. 1985. Methangasvorkommen im Lauerzer See. –<br />

Bericht Nr. 1851.<br />

Literatur- <strong>und</strong> Kartenverzeichnis<br />

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im <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong>. – Benziger Verlag, Einsiedeln. 44 S.<br />

BURGA, C.A., PERRET, R. et al. 1998. Vegetation <strong>und</strong> Klima der<br />

Schweiz seit dem jüngeren Eiszeitalter. – Thun, Ott.<br />

BUXTORF, A. 1910K, 1913. Geologische Karte der Pilatus–Bürgenstock–Rigihochfluhkette,<br />

Blatt 2: Bürgenstock,<br />

1:25'000, mit Profiltafel <strong>und</strong> Erläuterungen. – Geol. Spez.-<br />

Karte 27a,b. Schweiz. Geol. Komm.<br />

BUXTORF, A. 1913K, 1916. Geologische Karte der Pilatus–Bürgenstock–Rigihochfluhkette,<br />

Blatt 3: Rigihochfluhkette<br />

1:25'000, mit Profiltafel <strong>und</strong> Erläuterungen. – Geol. Spez.-<br />

Karte 29a,b. Schweiz. Geol. Komm.<br />

BUXTORF, A. 1951. Orientierung über die <strong>Geologie</strong> der Berge<br />

am Vierwaldstättersee <strong>und</strong> die Probleme der Entstehung des<br />

Sees. – Verh. Schweiz. Naturf. Ges., Luzern 1951, 81–85.<br />

BUXTORF, A. et al. 1916K. Geologische Vierwaldstätterseekarte<br />

1:50'000. – Geol. Spezial-Karte 66a. – Schweiz. Geol.<br />

Komm.<br />

BUXTORF, A., KOPP, J. 1944. Über das Unterstampien der Rigi<br />

<strong>und</strong> über Querbrüche in der Molasse zwischen Vierwaldstätter<br />

<strong>und</strong> Zuger See. – Eclogae geol. Helv. 36/2 (1943),<br />

291–302.<br />

CAVELTI, TH. 1999. Die prähistorischen Seeufersiedlungen von<br />

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11–27.<br />

CAVELTI, TH. 2002. Neolithikum <strong>und</strong> Bronzezeit im <strong>Kanton</strong><br />

<strong>Schwyz</strong>. – Unveröff. Liz.-Arbeit Univ. Zürich, Abt. Ur- <strong>und</strong><br />

Frühgeschichte.<br />

DE QUERVAIN, F. 1969. Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. –<br />

Schweiz. geotechn. Komm. Zürich.<br />

EBEL, J.G. 1808. Über den Bau der Erde in dem Alpen-Gebirge,<br />

zwischen 12 Längen- <strong>und</strong> 2–4 Breitengraden; nebst einigen<br />

Betrachtungen über die Gebirge <strong>und</strong> den Bau der Erde überhaupt.<br />

– Zürich (Orell Füssli), 2 Bde.<br />

EBERHARD, M. 1986. Litho- <strong>und</strong> Biostratigraphie im Oberen<br />

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GLA 129/1, Wien.<br />

EBERHARD, M. 1989. Klima-Änderungen vom Mittelmiozän bis<br />

Obermiozän, gründend auf makroskopischen Pflanzenresten<br />

in Altwasser-Ablagerungen der Adelegg (Allgäu). – Geol.<br />

Bavar. 94, München.<br />

EGGENBERG, F. 1993. Wägital, Rutschmessungen Bericht 1993<br />

über die Messungen vom 3.–11. Mai 1993 sowie die Verschiebungsanalyse<br />

1988–1993 mit Beilage B1 (Horizontale<br />

Verschiebungen) <strong>und</strong> B2 (Vertikale Verschiebungen). – BA<br />

Landestopographie Wabern.<br />

EPPRECHT, W. 1948. Das Nummulitenerz von Lowerz. –<br />

Beiträge zur <strong>Geologie</strong> der Schweiz, Mitt. Nr. 13.<br />

ESCHER, ARN. 1868. In: Protokoll der geologisch-mineralogischen<br />

Sektion. – Verh. Schweiz. Naturf. Ges. 52, 62.<br />

ESCHER, H.C. 1807. Geognostische Nachrichten über die Alpen,<br />

in Briefen aus Helvetien. – Alpina 2, 1–58.<br />

125


EUGSTER, H., FORRER, M., FRÖHLICHER, H., KEMPF, TH.,<br />

SCHLATTER, L., BLASER, R., FUNK, H., LANGENEGGER, H.,<br />

SPOERRI, M., HABICHT, K. 1982K. Blatt 1115 Säntis. – Geol.<br />

Atlas Schweiz 1:25'000. – Schweiz. Geol. Komm.<br />

FELBER, P.J. 1984. Der Dogger der Zentralschweizer Klippen. –<br />

Diss. ETH Zürich Nr. 750b. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong> Univ.<br />

Zürich N.F. 246.<br />

FINCKH, P. 1977. Wärmeflussmessungen in Randalpenseen. –<br />

Diss. ETH Zürich.<br />

FINCKH, P., KELTS, K., LAMBERT, A. 1984. Seismic stratigraphy<br />

and bedrock forms in perialpine lakes. – Geol. Soc. Amer.<br />

Bull. 95, 1118–1128.<br />

FREI, H.-P. 1979. Stratigraphische Untersuchungen in der subalpinen<br />

Molasse der Nordostschweiz zwischen Wägitaler Aa<br />

<strong>und</strong> Urnäsch. – Diss. Univ. Zürich. Mitt. Geol. Inst. ETH <strong>und</strong><br />

Univ. Zürich N.F. 233, 217 S.<br />

FREI, ROM. 1912. Monographie des schweizerischen Deckenschotters<br />

mit Geologischer Karte des Lorzetobel–Sihlsprung-Gebietes<br />

(Kt. Zug) 1:25'000. – Beitr. geol. Karte<br />

Schweiz N. F. 37.<br />

FREI, RUD. 1963. Die Flyschbildungen in der Unterlage von<br />

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FREY, F. 1965. <strong>Geologie</strong> der östlichen Claridenkette. – Vjschr.<br />

Naturf. Ges. Zürich 110/1, 1–287.<br />

FUNK, H., HABICHT, K., HANTKE, R., PFIFFNER, O. A. mit Beiträgen<br />

von KOBEL, M. 2000. Erläuterungen zu Blatt 1115 Säntis.<br />

– Landeshydrol. u. -geol. Bern.<br />

GASSER, J. 1987. Geologische Vergangenheit. – In: BORER, B.<br />

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Geschichte, Kultur, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik, 34–47. Steinen<br />

(Verkehrsver.).<br />

GASSER, J. 1992. Geschichte der Seen r<strong>und</strong> um die Rigi. – In:<br />

STEINEGGER, H.: Gemeinde <strong>Schwyz</strong> – Ein Führer durch<br />

Geschichte, Kultur, Schule, Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Freizeit –<br />

ausgestattet mit zahlreichen Informationen für Einwohner<br />

<strong>und</strong> Neuzuzügler. <strong>Schwyz</strong> (<strong>Schwyz</strong>er Z.).<br />

GERBER, B., GSTEIGER, P. 2000. Konzept für den Schutz der<br />

Geotope von nationaler Bedeutung. – B<strong>und</strong>esamt für<br />

Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft (BUWAL), Arbeitsgruppe<br />

Geotope BUWAL/LHG, Bern. – Unveröffentlicht, deponiert<br />

beim BUWAL.<br />

GRAF, H.R. 1993, 1995. Die Deckenschotter der zentralen<br />

Nordschweiz. – Diss. ETH Zürich Nr. 10205, Graf, Gächlingen<br />

SH.<br />

GÜNZLER-SEIFFERT, H. 1934. Exkursion Nr. 47: Interlaken–<br />

Schynige Platte–Faulhorn–Grindelwald. – Geol. Führer<br />

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GÜNZLER-SEIFFERT, H. 1938K. Blatt 396 Grindelwald mit Teilen<br />

der Blätter 392 Brienz, 393 Meiringen, 397 Guttannen –<br />

Geol. Atlas Schweiz 1:25'000, Erläuterungen. – Schweiz.<br />

Geol. Komm.<br />

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Anteil der Wildhorndecke zwischen Rhone <strong>und</strong> Rhein. –<br />

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GUT, U., ZIEGLER, P. 1983. Ufnau, die Klosterinsel im Zürichsee.<br />

– 4.Aufl. – Gut, Stäfa.<br />

HAEBERLI, W., HOLZHAUSER, H.P., MAISCH, M., 2000. Gr<strong>und</strong>züge<br />

der Geomorphologie. – Vorlesungsunterlagen. Geogr.<br />

Inst. Univ. Zürich.<br />

HANTKE, R. 1949. Geologische Untersuchungen im Silbern-<br />

Gebiet (Kte. Glarus <strong>und</strong> <strong>Schwyz</strong>). – Unveröff. Dipl.-Arb.<br />

Abt. Naturw. ETH Zürich.<br />

HANTKE, R. 1954. Die fossile Flora der obermiozänen Oehninger<br />

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Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. 80/2, 29–118.<br />

126<br />

HANTKE, R. 1956. Fossile Floren des Buechbergs (Oberer<br />

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HANTKE, R. 1958. Die Gletscherstände des Reuss- <strong>und</strong> Linthsystems<br />

zur ausgehenden Würmeiszeit. – Eclogae geol. Helv.<br />

58/1, 119–149.<br />

HANTKE, R. 1961a. Tektonik der helvetischen Kalkalpen zwischen<br />

Obwalden <strong>und</strong> St.Galler Rheintal. – Vjschr. Naturf.<br />

Ges. Zürich 106/1, 1–212 (mit 2 Karten u. 34 Profilen).<br />

HANTKE, R. 1961b. Zur Quartärgeologie im Grenzbereich zwischen<br />

Muota/Reuss- <strong>und</strong> Linth/Rheinsystem. – Geogr. Helv.<br />

16/4, 212–223.<br />

HANTKE, R. 1964. Die fossilen Eichen <strong>und</strong> Ahorne aus der<br />

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Njbl. Naturf. Ges. Zürich 167 (1965), 140 S.<br />

HANTKE, R. 1970. Zur Diffluenz des würmzeitlichen Rheingletschers<br />

bei Sargans <strong>und</strong> die spätglazialen Gletscherstände in<br />

der Walensee-Talung <strong>und</strong> im Rheintal. – Vjschr. Naturf. Ges.<br />

Zürich 115/1, 101–126.<br />

HANTKE, R. 1978, 1980, 1983. Eiszeitalter 1, 2, 3. – Ott, Thun;<br />

1992. 1–3 – ecomed Landsberg/Lech.<br />

HANTKE, R. 1982. Zur Talgeschichte des Gebietes zwischen<br />

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Heft, 3–12.<br />

HANTKE, R. 1983. Erdgeschichtlicher Aufbau <strong>und</strong> Entstehung<br />

der Schächentaler Berge. – In: ITEN, K. (ed.): Das<br />

Schächental – Das grosse Buch vom Klausen <strong>und</strong> von der<br />

Verbindung zwischen Uri <strong>und</strong> Glarus. – Gamma, Altdorf,<br />

137–154.<br />

HANTKE, R. 1986. Zur Entstehung des Vierwaldstätter Sees. –<br />

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HANTKE, R. 1987a. Die Alpen im Eiszeitalter. – Mitt. Naturf.<br />

Ges. Luzern 29, 77–98.<br />

HANTKE, R. 1987b. Zur Entstehung der Landschaft von Obwalden.<br />

– Mitt. Naturf. Ges. Luzern 29, 237–250.<br />

HANTKE, R. 1988. Zur Landschaftsgeschichte. – In: VOGEL &<br />

HANTKE 1988.<br />

HANTKE, R. 1991. Landschaftsgeschichte der Schweiz <strong>und</strong> ihrer<br />

Nachbargebiete. – Ott, Thun; 1992 ecomed, Landsberg/<br />

Lech, 309 S.<br />

HANTKE, R. 1993. Flussgeschichte Mitteleuropas – Skizzen zu<br />

einer Erd-, Vegetations- <strong>und</strong> Klimageschichte der letzten 40<br />

Millionen Jahre. – Enke, Stuttgart, 460 S.<br />

HANTKE, R. 1995. Erdgeschichte des Bödmerenwaldes (Gemeinde<br />

Muotathal, Kt. <strong>Schwyz</strong>). – Erläuterungen zur Geologischen<br />

Karte 1:2000. – Ber. Eidg. Forschanst. Wald, Schnee,<br />

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HANTKE, R. 1996. <strong>Geologie</strong>. Interdisziplinäres Forschungsprojekt<br />

Ibergeregg. – Ber. <strong>Schwyz</strong>. Naturf. Ges., 11. Heft, 19–27.<br />

HANTKE, R. 2001K. Geologische Karte Roggenstöckli–Tor<br />

1:12'500. – In: SIDLER, C. 2001.<br />

HANTKE, R. 2003. Eiszeitliche Mittelmoränen in der Zentral<strong>und</strong><br />

Ostschweiz. – Eiszeitalter u. Gegenwart 52 (im Druck).<br />

HANTKE, R. et al. 1967K. Geologische Karte des <strong>Kanton</strong>s<br />

Zürich <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete. – Vjschr. Naturf. Ges.<br />

Zürich 112/2, 91–122, 2 Blätter.<br />

HANTKE, R. et al. 2002Ka. Blatt 1132 Einsiedeln mit Anhängsel<br />

von Blatt 1112 Stäfa, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas Schweiz<br />

1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />

HANTKE, R. et al. 2002Kb. Blatt 1151 Rigi mit Nordrand von<br />

Blatt 1171 Beckenried, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas<br />

Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (im<br />

Druck).<br />

HANTKE, R. et al. 2002Kc. Blatt 1152 Ibergeregg, mit Erläuterungen.<br />

– Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u.<br />

<strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).


HANTKE, R. et al. 2002Kd. Blatt 1153 Klöntal, mit Erläuterungen.<br />

– Geol. Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>,<br />

Bern (in Bearbeitung).<br />

HANTKE, R. et al. 2002Ke. Blatt 1172 Muotatal mit Ostrand von<br />

Blatt 1171 Beckenried, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas<br />

Schweiz 1: 25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />

HANTKE, R. et al. 2002Kf. Blatt 1173 Linthal mit Anhängsel von<br />

Blatt 1193 Tödi, mit Erläuterungen. – Geol. Atlas Schweiz<br />

1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern (in Bearbeitung).<br />

HANTKE, R., HEIERLI, H., FABER, K., WINTERBERG, H. 1998.<br />

Geologischer Wanderweg am Roggenstock Oberiberg/<br />

Hoch-Ybrig. – Verein Geol. Wanderweg Roggenstock.<br />

HANTKE, R., MÜLLER, E., SCHEIDEGGER, A.E., WIESMANN, A.<br />

2003. Der Molasse-Schuttfächer des Ottebärg. – Mitt. Thurg.<br />

Naturf. Ges. 59 (im Druck).<br />

HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 1993. Zur Genese der Aareschlucht<br />

(Berner Oberland, Schweiz). – Geogr. Helv. 48/3,<br />

120–124.<br />

HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 1997. Zur Morphogenese der<br />

Zürichseetalung. – Vjschr. Naturf. Ges. Zürich, 142/3, 89–95.<br />

HANTKE, R., SCHEIDEGGER, A.E. 2000. Zur Entstehung der<br />

Taminaschlucht. – Terra plana 2000/1.<br />

HANTKE, R., SEITTER, H. 1985. Vermochten an nie vereisten<br />

Lagen im Alpstein jüngsttertiäre Florenrelikte die Eiszeiten<br />

zu überdauern? – Ber. St. Gall. Natw. Ges. 82, 55–107.<br />

HANTKE, R., STAUFFER, F. 1999. Geoweg Schänis–Weesen–<br />

Amden. – Kaltbrunn Erni, Tourismus Amden-Weesen.<br />

HANTKE, R., WAGNER, G., SCHATZ, W., SEITTER, H., 2001. Mögliche<br />

Präquartär-Relikte im Rigi- <strong>und</strong> Brienzer Rothorn<br />

Gebiet. – Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 145/2–3, 65–85.<br />

HANTKE, R., WAGNER, G. 2003a. Eiszeitliche Mittelmoränen<br />

<strong>und</strong> „Deckenschotter“ im Thurgau. – Mitt. Thurg. Naturf.<br />

Ges. 59.<br />

HANTKE, R., WAGNER, G. 2003b. Ältere Berner Schotter <strong>und</strong> eiszeitliche<br />

Mittelmoränen. – Mitt. Naturf. Ges. Bern N.F. 60.<br />

HEER, O. 1855–59. Flora tertiaria Helvetiae 1–3. – Wurster,<br />

Winterthur.<br />

HEER, O. 1865, 1879. Die Urwelt der Schweiz. – Zürich.<br />

HEER, O. 1877. Flora fossilis Helvetiae. – Wurster, Zürich.<br />

HEIM, ALB. 1894a. Die Entstehung der alpinen Randseen. –<br />

Vjschr. Naturf. Ges. Zürich 39/1, 66–84.<br />

HEIM, ALB. 1894b. Über das absolute Alter der Eiszeit. –<br />

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HEIM, ALB. 1913. Über den rückläufigen Deckenschotter. –<br />

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HEIM, ALB. 1919. <strong>Geologie</strong> der Schweiz 1. – Tauchnitz, Leipzig.<br />

HEIM, ALB. 1932. Bergsturz <strong>und</strong> Menschenleben. – Vjschr.<br />

Naturf. Ges. Zürich, 77, Beil. 20.<br />

HEIM, J. 1981. Das Mineralbad Nuolen. Die Geschichte des<br />

einst bekannten Mineralbades am Oberen Zürichsee. –<br />

<strong>Schwyz</strong>er Hefte Nr. 21.<br />

HERB, R., DOLLFUS, S. 2003K. Blatt 1134 Walensee. – Geol.<br />

Atlas Schweiz 1:25'000. – BA Wasser u. <strong>Geologie</strong>, Bern.<br />

HERB, R., HOTTINGER, L. 1965. Das Tertiär der helvetischen<br />

Decken der Ostschweiz. – VSP-Bull. 31/81, 135–151.<br />

HISTORISCHER VEREIN DER FÜNF ORTE, 1925. Der Geschichtsfre<strong>und</strong>.<br />

– Mitt. LXXX Band.<br />

HOCHULI, P. A. 1978. Palynologische Untersuchungen im Oligozän<br />

<strong>und</strong> Untermiozän der zentralen <strong>und</strong> westlichen Paratethys.<br />

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