Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Wo ein Hof die Geschichte von über acht Generationen erzählt

1 / 7
Am Feldbacher Stammsitz bauten die Bühlers 1630 eine Mühle. Sie war es, ­welche ihnen zu grossem Wohlstand verhalf.
Der Oberhaus-Hof in Feldbach ist in achter Generation im Besitz derselben Familie.
Viele Erinnerungsstücke sind deshalb erhalten geblieben.

Das Trottengebäude auf dem Feld­bacher Oberhaus-Hof ist an diesem heissen Dienstagabend einer der kühleren Orte. Rund zwei Dutzend interes­sierte Besucher bilden im zweigeschossigen Raum, in dem früher Wein gekeltert wurde, eine Menschentraube und blicken auf die alten Gegenstände: Rechen, Sensen, Garben, Sicheln, Pfluge, Eggen und sogar einige Kutschen sind dort zu finden. Die Exponate erzäh­len die Geschichte einer Fami­lie, die in Feldbach Gene­ration für Gene­ration einen Landwirtschaftsbetrieb geführt ­hatte.

Es ist ein Museum der beson­deren Art. Dies erstens, weil es privat ist, und zweitens, weil es nur den wenigsten bekannt sein dürfte. Für die kantonale Denkmalpflege waren dies zwei gute Gründe, eine öffentliche Führung durch den historischen und denkmalgeschützten Hof zu organi­sieren. Die Denkmalpflege tat dies im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, in der sie histo­rische Baudenkmäler an verschie­denen Orten im Kanton Zürich präsentiert.

Geld aus Mehlhandel

Der Oberhaus-Hof erzählt die Geschichte der Familie Bühler, die seit Jahrhunderten in Feldbach ansässig ist. 1418 wurde dort erstmals ein Hans Bühler urkundlich erwähnt. Im Ver­laufe der Jahre schlug die weitverzweigte Familie unterschied­liche Wege ein. Aus ihr gingen namhafte Politiker, Indus­trie­unter­nehmer, Amtsleute, Offiziere und auch Bauern hervor. Am Feldbacher Stammsitz bauten die Bühlers 1630 eine Mühle. Sie war es, ­welche ihnen zu grossem Wohlstand verhalf.

Während des 30-jährigen Krieges in den Jahren 1618 bis 1648 wurden auf deutschem Gebiet ­immer wieder Ernten zer­stört. Dadurch konnte der Betrieb der Fami­lie Bühler mit Mehlliefe­rungen ins nahegelegene Ausland gutes Geld verdienen. Der spätere Bau der Trotte 1719 ­sowie des Oberhofhauses 1743, in welchem die Besitzer wohnten und Gäste empfingen, grün­dete ­somit zu einem Grossteil indirekt auf Kriegsgeldern.

Kleider und Schuhschachteln

Dieser Reichtum ist im Innern des Oberhauses deutlich zu erken­nen. So verfügten Bühlers über einen kleinen Salon, in welchem sie Gäste empfingen. Eine Einrichtung, wie sie im 18. Jahrhundert vor allem in städtischen Familien vorkam. Ausserdem sind in den Wohn- und Schlaf­räumen seidene Damenkleider und teure Herrenanzüge aus­gestellt. Die Büchersammlung in den Stuben verrät, dass die Besitzer sich stark für Geografie, Botanik und Hygiene interessierten.

Das Oberhaus wurde nie verkauft, sondern stets vererbt und entsprechend selten geräumt, wie Stefan Bühler auf der Führung be­tonte. Er bildet heute – in achter Generation – zusammen mit seiner Schwester eine Erbengemeinschaft, die Eigentümerin des Oberhaus-Hofes ist. Die ­Eltern der beiden, Albert und Rosmarie Bühler, haben sämt­liche Erinnerungsstücke im Haus gepflegt, fein säuberlich sortiert und beschriftet. Sie waren damit quasi die Archivare und Kura­toren des bühlerschen Privat­museums.

Umfassende Umbauten

Diese Lebensspuren, wie Stefan Büh­ler sie nennt, sollen erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür wurde eine gemeinnützige Stiftung ge­grün­det. «Wir planen, den Hof so umzugestalten, dass er sich finan­ziell selber trägt und den vorhandenen Lebensspuren genug Raum bietet», sagt Stefan Bühler.

Im alten Trottengebäude sind sechs Wohnungen geplant. Mit dem Bau begonnen werden kann vermutlich Ende Jahr, sobald die Anforderungen bezüglich Statik und Brandschutz ­erfüllt sind. Was mit dem Oberhaus geschieht, hat die Erben­gemeinschaft der Bühlers noch nicht ­genau geplant. Klar ist einzig, dass hinter diesen historischen Gemäuern genügend Platz für die Erinnerungsstücke aus dem Fami­lienbesitz der letzten acht Generationen bleiben muss, sodass diese weiterhin einem öffent­lichen Publikum zugänglich sind.